2. Vorbereitung der Lehr-Lern-Situation

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Auswertung der Lehr-Lern-Situation
vom 3. Juli 2007
an der Grundschule Haarentor Oldenburg
In Auftrag gegeben durch die Arbeitstelle für Kinder-Forschung
unter der Leitung von Prof. Dr. Astrid Kaiser.
Erstellt von:
Bastian Rieß
Adolf-Grimme-Str. 5
26121 Oldenburg
E-Mail: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung ........................................................................................................................... 1
2.
Vorbereitung der Lehr-Lern-Situation................................................................................ 1
3.
2.1.
Lerngruppe.................................................................................................................. 1
2.2.
Lerngegenstand ........................................................................................................... 2
2.3.
Methodische Umsetzung ............................................................................................ 3
2.4.
Erwartungen................................................................................................................ 4
Durchführung ..................................................................................................................... 4
3.1.
Gruppe 1 ..................................................................................................................... 5
3.2.
Gruppe 2 ..................................................................................................................... 6
3.3.
Gruppe 3 ..................................................................................................................... 6
3.4.
Gruppe 4 ..................................................................................................................... 7
3.5.
Gruppe 5 ..................................................................................................................... 8
3.6.
Abschlussrunde........................................................................................................... 8
4.
Beobachtung und Ergebnisse.............................................................................................. 8
5.
Abschluss und Veränderungsvorschläge .......................................................................... 10
Anhang
1. Einleitung
Die Arbeitstelle für Kinder-Forschung der Universität Oldenburg unter der Leitung von
Prof. Dr. Astrid Kaiser hat das Ziel das Lernen der Kinder in konkreten Lernumgebungen
und Lernsituationen unabhängig vom Unterricht erforschen.1
Diese Ausarbeitung soll die Ergebnisse der ersten geplanten und durchgeführten
Lernsituation in einer vierten Klasse der Grundschule Haarentor vorstellen. Schwerpunkt
ist, neben der Vorstellung der von den Schülern und Schülerinnen erarbeiten Ergebnisse in
der Lehr-Lern-Situation, die Darstellung der Planung, Durchführung und Auswertung.
2. Vorbereitung der Lehr-Lern-Situation
Bei der Vorbereitung der Lehr-Lern-Situation habe ich mich vor allem an folgenden
Punkten orientiert:
1. Lerngruppe,
2. Lerngegenstand,
3. Methodische Umsetzung,
4. Ziele und Erwartungen.
Ich möchte nun meine Planung anhand dieser vier Punkte erläutern.
2.1. Lerngruppe
Das für mich zuerst anstehende Problem war das finden einer Lerngruppe, die innerhalb
der Lehr-Lern-Situation forschend tätig sein sollte. Hierbei waren die entscheidenden
Fragen: Woher nehme ich diese Lerngruppe? Wie soll sie sich zusammensetzen?
Durch die Arbeit in der Lernwerkstatt RÖSA habe ich Kontakt zu einer Lehrerin an der
Grundschule Haarentor, die nach einem kurzen Gespräch, in dem ich ihr die Idee der
Arbeitsstelle für Kinder-Forschung erklärte, bereit war mich bei meinem Vorhaben zu
unterstützen. Sie unterrichtete zu der Zeit eine vierte Klasse, die kurz vor dem Wechsel
von der Grundschule in eine weiterführende Schule stand. Wir fanden ziemlich schnell
einen Termin, an dem ich mit ihrer Klasse die Lehr-Lern-Situation zusammen durchführen
konnte. Er lag kurz vor den Sommerferien, als alle Arbeiten schon geschrieben waren und
die Lehrer/innen mit ihren Inhalten für das Schuljahr fertig waren.
Die Lehrerin berichtete mir, dass ihre Klasse im naturwissenschaftlichen Bereich des
Unterrichts schon sehr viele Themen behandelt hat und durch die Teilnahme an der
1
Vgl. http://www.astrid-kaiser.de/forschung/projekte/instkinderforschung.php, Stand 31.08.2006.
1
Kinderuniversität oder CHEMOL an der Universität Oldenburg viele Erfahrungen
sammeln konnten. (Was mir die Auswahl eines geeigneten Lerngegenstandes nicht leichter
machte.)
Wir verabredeten, dass ich mich nach der Auswahl eines geeigneten Inhalts für die KinderForschung wieder bei ihr melden und ihr Material, wie den Brief für die Kinder (siehe
Anhang) und die Adresse der Internetseite für die Arbeitsstelle für Kinder-Forschung,
zusenden werde.
2.2. Lerngegenstand
Bei der Auswahl des Inhalts wollte ich gerne etwas finden, das die Kindern interessiert und
sie motiviert es selber zu forschen. Etwas Alltägliches vielleicht, worüber man sich
eigentlich noch nicht so recht Gedanken gemacht hat, weil man es für ganz natürlich hält.
Für mich schien dafür ein naturwissenschaftlicher Versuch am geeignetsten, der an eine
Fragestellung geknüpft ist. Nach einigen Fehlschlägen kam ich auf das Thema, welches zu
der Zeit fast ganz Deutschland interessiert und begeistert hat – Die Fußball
Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland – die sich gerade noch im vollen Gange befand.
Hierüber kam ich auf die Frage: Warum springt ein Ball?
Nach einigen Recherchen im Internet2 fand ich heraus, dass die Frage im Bereich der
Physik eine Antwort findet. Ich habe aus den Informationen diese Erklärung für mich
verfasst:
Jeder Ball hat eine bestimmte Masse, die sich z.B. bei einem Fußball aus seinen
Bestandteilen: Leder, Gummi, Luft, Farbstoffe und Nähgarn, das die Lederstücke auf
seiner Oberfläche zusammenhält, zusammensetzt. Wenn sich ein Ball bewegt, besitzt er
eine bestimmte Geschwindigkeit. Sein Impuls ergibt sich nun aus seiner Masse, die mit
seiner Geschwindigkeit multipliziert wird.
Wenn ein Fußball mit der Hand in Richtung Boden geschlagen wird, hat er einen
bestimmten Impuls und es entsteht eine Bewegungsenergie. Beim Aufprall wird die
Bewegungsenergie des Balls in Verformungsenergie umgewandelt, die entweder dazu
führt, dass sich der Ball verformt oder das Material, auf das er aufprallt. Wird der Ball in
ein Kissen oder in Schlamm geworfen, verformt sich der Schlamm und er springt nicht
mehr hoch. Trifft der Ball auf einen gepflasterten Boden verformt sich der Ball und
bekommt eine Delle. Durch das Bestreben diese Delle los zu werden und in seinen
2
http://www.tk-logo.de/aktuelles/thema-der-woche-03/tewo-2kw-03-fussball.html, Stand 03.09.2006.
2
ursprünglichen „runden“ Zustand zurück zu kehren, entsteht ein Impuls, der dazu führt,
dass der Ball hochspringt.
Nach Rücksprache mit der Lehrerin entschied ich mich dieses Thema in der Lehr-LernSituation zu behandeln. Im Anschluss machte ich mir Gedanken über die methodische
Umsetzung.
2.3. Methodische Umsetzung
Ich hatte bei der Umsetzung das Ziel, dass die Kinder das Thema soweit es geht
selbstständig erforschen sollten. Hierzu wollt ich ihnen möglichst viele unterschiedliche
Materialien zur Verfügung stellen. Ich entschied mich für Bälle in verschieden Größen und
aus unterschiedlichen Materialien: einen Fußball, einen Wasserball, zwei Styroporkugeln
(5cm, 10cm), drei Schaumstoffbälle (5cm), mehrer Glasperlen, zwei Flummis, eine
Holzkugel, einen Jonglierball und eine Boulekugel aus Metall. Weiterhin bekamen die
Schüler zwei Luftballons einer war mit Sand und der andere mit Wasser gefüllt, einen
Plastikwürfel und eine Kugel aus Knete. Ich erhoffte mir von diesen Materialen, dass
durch Versuche eine Abhängig von Beschaffenheit eines Objekt und der Fähigkeit zu
springen erkennbar wird. Um die Energie sichtbar zu machen, mit der ein Ball auf den
Boden trifft, und zu sehen, was diese Energie beeinflusst, z.B. Abwurfhöhe und Gewicht
des Balls, habe ich eine Dose mit feinem Sand, einen Zollstock und eine Küchenwaage zu
Verfügung gestellt. Ich hatte weiterhin die Idee das Auftreffen eines Balls mit
Abpauspapier auf einem Blatt Papier sichtbar zu machen. Es zeigte sich aber, dass diese
Methode nur bei sehr harten und schweren Bällen ein nur wenig aussagekräftiges Ergebnis
erbrachte. Deshalb habe ich mich gegen das Pauspapier entschieden.
Um die Ergebnisse zu notieren, bekamen die Schüler und Schülerin ein Antwortblatt (siehe
Anhang). Als Rahmen für die Lehr-Lern-Situation stellte ich mir einen kleinen
Klassenraum vor, in dem Kleingruppen von 4-5 Schülern und Schülerinnen für ca. 15
Minuten die Möglichkeit bekommen sollten, der Frage: „Warum springt ein Ball?“
nachzugehen.
Um die Ergebnisse festzuhalten habe ich einen Beobachtungsbogen in Anlehnung an den
Beobachtungsbogen auf der Internetseite der Arbeitstelle für Kinder-Forschung erstellt, auf
dem das Vorgehen und die Ergebnisse jeder Gruppe festgehalten werden sollten. Zu
Unterstützung habe ich mir zusätzlich im Institut ein Aufnahmegerät ausgeliehen, um die
Gespräche der Kinder und kurze Notizen für die spätere Auswertung festhalten zu können.
3
Um dem eigentlichen Ziel, die Erforschung des Lernens der Kinder, gerecht zu werden,
habe ich mir die Frage gestellt, ob eine Abhängigkeit von der Art wie ein Arbeitsauftrag
gestellt wird und dem Lernerfolg besteht. Aus diesem Grund habe ich für jede Gruppe
eine andere Form des Arbeitsauftrages gewählt. Ich erhoffte mir so Informationen zum
Lernen zu erhalten. Hierfür habe ich zwei schriftliche (siehe Anhang) sowie mündliche
Arbeitsaufträge vorbereitet, die sich im Inhalt glichen.
2.4. Erwartungen
Von der Lehr-Lern-Situation habe ich erwartet, dass die Gruppen motiviert und kreativ,
unter Benutzung vieler Materialien versuchen, eine Antwort auf die Frage zu finden. Bei
den Antworten erhoffte ich mir vor allem, dass die Kinder die Abhängigkeit vom Gewicht
und der Beschaffenheit eines Objektes und dessen Springfähigkeit sehen. Besonders
interessiert hat mich, wie die Kinder an die Sache herangehen werden und wie innerhalb
der Gruppen zusammengearbeitet wird.
Bezüglich der unterschiedlichen Arbeitsaufträge bin ich davon ausgegangen, dass die
Gruppen, die konkrete Handlungsanweisungen (siehe Anhang) erhalten, diese befolgen
und dadurch zu „guten“ Ergebnisse kommen.
3. Durchführung
Bei der Durchführung wurde ich von einem Kommilitonen unterstützt, der primär dafür
verantwortlich war die Ergebnisse auf den Beobachtungsbögen festzuhalten. In einem
anschließenden Gespräch sind wir dann die Aufzeichnungen noch einmal durchgegangen
und haben Sachen ergänzt die in der Eile nicht notiert wurden.
Auf Grund der günstigen Wetterlage haben wir uns entschieden die Lehr-Lernsituation
nach draußen, auf den Schulhof, zu verlegen. Diese hatte den Vorteil, dass wir die anderen
Klassen nicht durch die Geräusche der aufprallenden Bälle stören und außerdem bot der
Schulhof viel mehr Raum zum experimentieren. Ein Nachteil dieser Entscheidung war,
dass die Tonaufnahme nun durch die Umgebungsgeräusche, wie vorbeifahrende Autos
oder das Pfeifen des Windes, beeinflusst wurde.
Nach dem wir, wie verabredet, um kurz vor neun in der Schule ankamen machten wir uns
direkt auf die Suche nach der richtigen Klasse. Nach einem kurzen Gespräch mit der
Lehrerin, gingen wir auf den Schulhof, um die Materialien für die Lehr-Lern-Situation
festzulegen. Kurz danach kam auch schon die erste Gruppe herunter.
4
Jede Gruppe begrüßte ich mit den Worten: „Hallo! Ihr seid sicherlich die Gruppe (Nummer
der Gruppe). Ich bin Bastian und das ist Ansgar und wir studieren beide an der Universität.
Da wart ihr ja auch schon mal.“ Dann erfolgte die Aufgabenstellung in jeweils anderer
Form. Im Anschluss bekam die Gruppe den Hinweis, dass sie ihre Ergebnisse bitte nicht
den anderen Mitschülern mitteilen sollen.
Ich möchte im Nachfolgenden die Gruppen und ihre Herangehensweisen nacheinander
vorstellen. Der Vorstellung liegen die Beobachtungs- und Antwortenbögen, sowie die
Tonbandaufzeichnung (siehe Anhang) zu Grunde.
3.1. Gruppe 1
Die erste Gruppe setzte sich aus vier Schülerinnen zusammen, die ihren Arbeitsauftrag
mündlich von mir erhielten. Der Arbeitsauftrag beinhaltete die kurze Geschichte wie Jens
Lehmann (Torwart der deutschen Nationalmannschaft) während eines Spiels den Ball
prellt und dann im Anschluss die Frage: Warum springt ein Ball? Die Gruppe bekam die
Information, dass sie die Ergebnisse auf dem Antwortblatt festhalten sollten und dafür 15
Minuten Zeit haben.
Die Gruppe begann sofort damit die unterschiedlichen ballartigen Gegenstände auf ihre
Sprungfähigkeit zu testen. Dies nahm etwas drei Minuten in Anspruch. Innerhalb der
Gruppe zeigte sich, dass eine Schülerin die Führungsrolle übernahm. Sie formulierte die
These, dass nur Bälle springen in denen Luft drin ist und bewies den anderen
Gruppenmitgliedern ihre Idee, indem sie den Fußball, der sprang, und dann den Luftballon
mit Sand, der einfach liegen blieb, runterfallen ließ. Der Gruppe versuchte diese These
durch erneutes Testen der Gegenstände zu beweisen und kam zu dem Ergebnis, dass sie
richtig ist. Sie machten sich auch sogleich daran ihr Ergebnis auf das Antwortblatt
aufzuschreiben, wobei die Schülerin, die die Idee hatte auch die Antwort formulierte:
„Dinge die mit Luft gefüllt sind springen. Dinge die nicht mit Luft gefüllt sind springen
nicht, weil sie mit anderen Dingen, wie zum Beispiel Sand gefüllt sind. Sand ist zu schwer.
Die erste Gruppe war bereits nach 7 Minuten fertig.
Auffällig an der ersten Gruppe war, dass sie ziemlich schnell zu einem Ergebnis
gekommen sind und dass die erste Idee direkt als richtig eingestuft wurde. Obwohl sie sich
sehr intensiv mit den Gegenständen auseinandersetzten, haben sie nicht bemerkt, dass der
Flummi auch sehr gut springt, obwohl er keine Luft enthält.
Der Arbeitsauftrag wurde von der Gruppe sehr gut angenommen, es gab keine inhaltlichen
Rückfragen und die Gruppe hat die Frage beantwortet.
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3.2. Gruppe 2
Die zweite Gruppe bestand aus vier Schülern, die nach der Begrüßung einen schriftlichen
Arbeitsauftrag erhielten.
Sie begannen damit, dass ein Schüler den Arbeitsauftrag laut vorlass. Dann begannen sie
die unterschiedlichen Gegenstände auszuprobieren. Es zeigte sich sehr schnell, dass einer
der Schüler bereits ein gutes physikalische Grundverständnis hatte und so gleich begann
die Sprungfähigkeit der Objekte zu erklären: „Springt nicht, weil die Knetmasse dämpft
den Stoß.“ „Ist stabil, aber leicht biegsam.“ (über den Fußball) Weiterhin benutze er
physikalische
Ausdrücke
wie
Dichte
und
Bewegungsenergie.
Die
anderen
Gruppenmitglieder zeigten sich sehr beeindruckt von seinen Erklärungen und äußerten nur
wenig eigene Ideen.
Bei dem Aufschreiben der Ergebnisse diktierte der „Experte“ die Antwort, die ein anderer
Junge aufschrieb. Im Anschluss wurden die Ergebnisse nochmals überprüft und ergänzt.
Die Gruppe hat sich 15 Minuten intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und kam zu
folgendem Ergebnis: „Ob ein Gegenstand springt oder nicht, hängt von seiner Dichte ab.
Wenn er fällt wird die Bewegungsenergie auf das Material übertragen. Wenn sich das
Material leicht zusammendrücken lässt, dann ist die Ausdehnungskraft nicht so stark. Beim
Hackysack (die Gruppe meinte den Jonglierball) wird die Bewegungsenergie von kleinen
Steinchen aufgefangen, deswegen hüpft es nicht. Wenn man das Material gar nicht
zusammendrücken kann hüpft es nicht, weil es keine Bewegungsenergie entfalten kann.“
(siehe Anhang)
Bei dieser Gruppe war auffällig, dass das Ergebnis maßgeblich durch das
Gruppenmitglied, welches bereits Vorwissen hatte, beeinflusst wurde. Dies hatte den
Nachteil, dass die Gruppenmitglieder kaum eigene Ideen eingebracht haben. Der Vorteil
bestand darin, dass sie sehr viele richtige Informationen erhalten habe und diese anhand
der Materialien veranschaulicht wurden.
3.3. Gruppe 3
Die dritte Gruppe setzte sich aus zwei Jungen und zwei Mädchen zusammen. Sie bekamen
einen schriftlichen Arbeitsauftrag mit Handlungsanweisungen (siehe Anhang).
Die beiden Jungen warfen nur einen kurzen Blick auf die Überschrift: „Warum springt ein
Ball?“ des Arbeitsauftrages und begannen sofort damit die Materialien auszuprobieren. Die
beiden Mädchen lasen den Arbeitsauftrag komplett durch und begannen danach sich eine
Antwort zu überlegen. Die beiden Jungen probierten währenddessen sehr spielerisch die
6
Materialien aus. Danach begannen auch die Mädchen mit verschieden Materialen zu
experimentieren und versuchten die Gegenstände in Gruppen aufzuteilen, um
auszuschließen, was nicht springt. Im Anschluss schrieben sie ihr Ergebnis auf das
Antwortenblatt: „Der Ball springt, weil: Er ist meistens mit Luft gefüllt und ist meistens
weich. Bei einem Flummi ist es anders, da er aus Gummi besteht!“ Nach Aufforderung der
beiden Mädchen beginnen auch die beiden Jungen etwas auf das Blatt zu schreiben:
„Anders ist es bei Bällen die aus Eisen oder anderen Materialien bestehen, wie z.B. Holz!
Ein normaler Ball der springen kann, mit Ausnahme, wenn man ihn auf Sand aufprellen
läst, oder eher nicht so gut! Der Ball ist davon abhängig, wie hoch er springt, wie doll man
ihn aufkommen lässt.“
Bei dieser Gruppe war besonders auffällig, dass die Mädchen und die Jungen komplett
getrennt von einander arbeiteten, als wenn sie zwei unterschiedliche Gruppen wären.
Die Mädchen haben den Arbeitauftrag gelesen und versucht die Handlungsanweisungen zu
befolgen. Sie haben sich zuerst Gedanken gemacht und haben dann begonnen zu
experimentieren. Die beiden Jungen haben den Arbeitsauftrag Außen vor gelassen und ihn
bis zum Ende nicht komplett gelesen. Auffällig war noch, dass mich ein Junge oft nach den
anderen Gruppen gefragt hat und versucht hat mit mir Gespräche über Fußball zu führen.
Die Gruppe war nach12 Minuten fertig und übergab mir ihr Antwortenblatt.
3.4. Gruppe 4
Die vierte Gruppe bestand aus drei Jungen, die zuerst mündliche den Arbeitsauftrag
erhalten haben und zusätzlich „zum Nachlesen“ noch einen schriftlichen Arbeitsauftrag.
Leider hat die Technik für die Tonbandaufnahme bei den letzten beiden Gruppen versagt,
so dass ich mich primär auf den Beobachtungsbogen beziehe.
Die vierte Gruppe hat den schriftlichen Arbeitsauftrag kaum beachtet und direkt damit
begonnen die Materialien auszuprobieren. Nach ungefähr vier Minuten verlor die Gruppe
allerdings ihr Interesse an der Beantwortung der Frage und begann mit dem Fußball zu
spielen. Als ich sie fragte, ob sie schon eine Antwort hätten, sagte plötzlich einer der
Jungen: „Pressluft!“ Die anderen beiden stimmten zu, dass es daran liegen muss und es
wurde einer bestimmt, der die Antwort aufschreiben sollte. Ein Junge schrieb das Ergebnis
auf, währenddessen spielten die anderen beiden Jungen weiter Fußball: „Der Fußball
kommt wieder nach oben, wenn man ihn fallen lässt, weil die Luft das Leder nach außen
drückt. Das nennt man Pressluft.“ Als die Antwort aufgeschrieben war, gingen sie
gemeinsam in die Klasse. (ca. 8min)
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Bei dieser Gruppe war auffällig, dass sie nur wenig motiviert waren auf die Frage
einzugehen und sich lieber mit dem Fußball beschäftigt haben. Als es darum ging eine
Antwort zu finden, haben sie sich sehr schnell auf die erste Idee geeinigt ohne ihre
Richtigkeit zu hinterfragen.
3.5. Gruppe 5
Die fünfte Gruppe setzte sich aus 3 Jungen zusammen, die einen schriftlichen
Arbeitsauftrag mit Handlungsanweisungen erhielten und den Hinweis ihn zu lesen.
Nach dem sie sich etwa eine Minute den Arbeitsauftrag durchgelesen haben begannen sie
die Sprungfähigkeit des Fußballs, des Flummis und des Wasserballs zu erproben. Die
anderen Bälle wurden nicht beachtet. Nach kurzer Zeit wurde ihr Interesse abgelenkt und
sie fingen an mit dem Fußball zu spielen. Einer der Jungen wurde widerwillig ausgewählt
eine Antwort auf das Blatt zu schreiben, auch wenn es noch keine gab. Die Jungen haben
sich dann darauf geeinigt „Luft und Plastik“ sei die Antwort. Die Gruppe war bereits nach
6-7 Minuten fertig.
Diese Gruppe war größtenteils damit beschäftigt mit dem Fußball zu spielen und haben
sich nur sehr wenig um die Beantwortung der Frage gekümmert. Der Arbeitsauftrag wurde
vorher gelesen, erhielt danach aber keine Beachtung mehr.
3.6. Abschlussrunde
Zum Abschluss kam die ganze Klasse auf dem Schulhof zusammen. Wie mir die Lehrerin
berichtete, gab es in der Klasse bereits wilde Diskussionen, was denn nun die richtige
Antwort gewesen sei.
Ich bedankte mich bei der Klasse für ihre tolle Mitarbeit und ihre guten Ergebnisse. Im
Anschluss versuchte ich den Kindern möglichst genau zu erklären, warum ein Ball springt.
Hierbei wurde ich unterstützt von dem Schüler, der sich schon in seiner Gruppe durch sein
Vorwissen besonders aufgefallen war. Er unterstützte meine Erklärungen durch
Ergänzungen und versuchte mit den Bällen die Antwort zu veranschaulichen. Ich glaube
die meisten Schüler wussten am Ende ungefähr warum ein Ball spring und dass dafür
mehrer Faktoren verantwortlich sind.
4. Beobachtung und Auswertung
Während der Durchführung und innerhalb der anschließenden Verschriftlichung sind mir
einige Punkte besonders aufgefallen, die ich im nachfolgenden Erläutern möchte.
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Besondere Schwierigkeiten hatte ich zu Beginn damit, das Lernen der Gruppen
festzustellen oder dafür geeignete Indikatoren zu finden. Für den nachfolgenden Text habe
ich als Indikator die Ergebnisse der Gruppen und die Zusammenarbeit in der Gruppe
gewählt.
Besonders auffällig fand ich, dass jeder der Gruppen zu einem anderen Ergebnis
gekommen ist. Dies spricht dafür, dass die Schülerinnen und Schüler das Thema vorher
noch nicht bearbeitet haben.
Aus der unterschiedlichen Darstellung des Arbeitsauftrags und den Ergebnissen der
Gruppen lässt sich keine eindeutige Beziehung ableiten. Vergleicht man die Ergebnisse der
zweiten und der fünften Gruppe, die beide einen schriftlichen Arbeitsauftrag erhalten
haben, wird dies sehr deutlich. Hinzu kommt natürlich, dass der Vergleich fehlt, wie die
Gruppen mit dem jeweils anderen Arbeitsaufträgen zu Recht gekommen wären.
Die Ergebnisse der Gruppen scheinen viel mehr von der Gruppenkonstellation abhängig zu
sein. Die Antworten wurden sehr stark dadurch beeinflusst, wie motiviert die Gruppe
zusammengearbeitet hat und ob Vorwissen zu diesem Thema vorhanden war. Dies zeigte
sich besonders deutlich in der zweiten und in der vierten Gruppe, als der Begriff
„Pressluft“ aufkam. Die Zusammenarbeit hat innerhalb der Gruppen oft nur wenig
funktioniert, es gab oft einen Schüler oder eine Schülerin, der eine Idee geäußert hat, die
dann direkt übernommen wurde. Diskussionen über die Richtigkeit von Ergebnissen
fanden fast gar nicht stand. Besonders in der Gruppe, die sich aus Mädchen und Jungen
bestand, war keine Zusammenarbeit zu erkennen. Jedoch zeigten sich unterschiedliche
Herangehensweisen an die Aufgabe.
Für mich war interessant, dass bestimmte Materialien, wie z.B. die Dose mit Sand, die
Waage und der Zollstock, nur selten bis gar nicht genutzt wurden. Gerade hier hatte ich
vorher erwartet, dass mit Gewicht und Fallhöhe erforscht wird.
Bei den letzten beiden Gruppen war es sehr auffällig, dass sie den größten Teil ihrer Zeit
damit verbracht haben mit den Fußball zu spielen. Ihre Motivation, die Aufgabe zu lösen,
war eher gering, was sich auch in ihren Antworten widerspiegelte.
Im Ergebnis lässt sich sagen, dass auf Grund dieser kleinen Schülergruppe nur wenige
konkrete Aussagen getroffen werden können. Es hat sich jedoch gezeigt, dass das Lernen
abhängig ist von der Konstellation einer Gruppe bzw. von bestimmten Gruppenmitgliedern
und von der Motivation der Gruppe die Aufgabe zu lösen.
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5. Abschluss und Veränderungsvorschläge
Diese Art der Kinder-Forschung hat sehr viel Spaß in der Durchführung, aber auch sehr
viel Arbeit in der Planung und Auswertung gemacht. Es war sehr interessant zu sehen, wie
die Kinder versuchen die - zugegeben nicht ganz leichte - Frage zu beantworten und
welche Antworten am Ende zu Stande kommen sind. Ich hatte sehr viel Glück, dass ich
sofort eine Lehrerin gefunden habe, die mir für einige Stunden einfach mal so ihre Klasse
zu Verfügung gestellt hat. Ich weiß von anderen Projekten, dass das auf keinen Fall
selbstverständlich ist. Auch die Mitarbeit meines Mitstudenten hat mir sehr geholfen, da es
sich als sinnvoll erwiesen hat, wenn jemand als Ansprechpartner für die Gruppe und für
die Tonbandaufnahmen (die auch ziemlich nahe an der Gruppe geschehen sollte) da ist und
sich nicht auch noch zusätzlich um das Ausfüllen des Beobachtungsbogens kümmern
muss. Die Tonbandaufnahmen waren für die Verschriftlichung als Erinnerungshilfe sehr
nützlich, werden aber für Unbeteiligte nur wenig aussagekräftig sein. Hier wäre der Einsatz
von Videokameras zu überdenken. Dies hätte zwar einen Mehraufwand zu Folge, aber gibt
die Möglichkeit die Situation später als gesamtes noch einmal von Außen zu sehen.
Um Aussagen über das Lernen von Kindern treffen zu können muss die Forschung
natürlich in einem größeren Rahmen geschehen. Hierbei ist es sinnvoll nur wenige
Gruppen
zu
nehmen,
diese
dann
aber
mehrmals
und
in
unterschiedlichen
Zusammensetzungen zu verschiedenen Themen forschen zu lassen. Dies gibt dann auch
die Möglichkeit, die mir aufgefallenen Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen.
Zum Abschluss bleibt zu sagen, dass diese erste Auswertung keinesfalls einen Anspruch
auf Vollständigkeit erheben soll. Sie versteht sich als ein erster Versuch und soll zur
Verbesserung und zum Weiterforschen anregen.
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Anhang
Brief an die Kinder:
Institut für Kinder-Forschung
Wenn wir genau beobachten, was um uns herum passiert, dann finden wir viel zum
Staunen und Entdecken. Wenn ihr z. B. einen Löffel unter einen Wasserstrahl haltet,
dann gibt es einen großen Unterschied, ob ihr dabei die Oberseite oder die
Unterseite zum Wasser haltet. Einmal bildet der Wasserstrahl die Form eines
Berges, das andere Mal die Form eines Tals. Warum ist das so? Und warum werden
Äpfel braun, wenn wir sie aufschneiden? Ungeschnitten halten sie sich länger!
Es gibt viele Experimente, die Spaß machen, und bei denen wir wichtiges Wissen
über Natur, Technik und die Welt entdecken können. Viele Kinder wollen selber
forschen und nicht nur warten, was Lehrerinnen und Lehrer erzählen. Gelegenheit
dazu haben sie im „Institut für Kinder-Forschung“. Dort muss man nicht nur zuhören
wie in der Schule, dort kann man selber experimentieren.
In das „Institut für Kinder-Forschung“ werden kleine Gruppen von Kindern
eingeladen, um zu experimentieren. Studierende der Universität werden dabei
zuschauen, denn sie wollen wieder erforschen, wie Kinder am besten lernen. So
forschen Erwachsene und Kinder gemeinsam an der Universität Oldenburg.
Kontakt:
E-Mail: [email protected]
Tel.: 0441/798-2033
www.astrid-kaiser.de/forschung/projekte/instkinderforschung.php
Arbeitsauftrag
Warum springt ein Ball?
Weltmeisterschaft 2006 - Überall in Deutschland sieht man Fahnen, Fans und
Kinder, die auf den Wiesen Fußball spielen.
Wenn ein Torhüter wie Jens Lehmann den Ball vor dem Abschlag ein paar Mal mit
der Hand nach unten schlägt und der Ball wieder vom Rasen zur Hand hochspringt,
jubeln die Zuschauer begeistert. Aber warum springt der Ball eigentlich?
Versucht in eurer Forschergruppe diese Frage zu beantworten und schreibt eure
Antwort am Ende auf das „Antwort-Blatt“.
Zeit: ca. 15 Minuten
Viel Erfolg!
Arbeitsauftrag mit Handlungsanweisung
Warum springt ein Ball?
Weltmeisterschaft 2006 - Überall in Deutschland sieht man Fahnen, Fans und
Kinder, die auf den Wiesen Fußball spielen.
Wenn ein Torhüter wie Jens Lehmann den Ball vor dem Abschlag ein paar Mal mit
der Hand nach unten schlägt und der Ball wieder vom Rasen zur Hand hochspringt,
jubeln die Zuschauer begeistert. Aber warum springt der Ball eigentlich?
Versucht in eurer Forschergruppe diese Frage zu beantworten und schreibt eure
Antwort am Ende auf das „Antwort-Blatt“.
1. Stellt zu erst Vermutungen an warum der Ball springt.
2. Probiert dann aus ob eure Vermutungen stimmen.
3. Wovon ist es abhängig wie hoch ein Ball springt?
4. Notiert Eure Ergebnisse auf das Antworten-Blatt.
Zeit: ca. 15 Minuten
Viel Erfolg!
Antwortenblatt:
Antwortblatt
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Beobachtungsbogen für GS Haarentor:
Lehr- und Lernforschung mit Kindern:
Beobachtungsbogen
Setting
Name der beobachtenden Studentin/ des Studenten: _________________________
Warum springt ein Ball?
Thema: _____________________________
Experiment Nr.: _________________
4
Klasse: ___________
Schülerzahl: w: ______ m: ________ gesamt: ___________
Beobachtungszeit, Datum von….bis: ______________________________________
03.07.2006
Auswahlkriterien für Arbeitsgruppe:
Schülerinnen und Schüler der Grundschule Haarentor in Oldenburg
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Beschreibung der Ausgangssituation/ Vorbereitung des Versuchs/ vorbereitete
Arbeitsumgebung:
Kiste mit Materialien: Fußball, Wasserball, Styroporkugeln (5cm, 10cm), 3
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Schaumstoffbälle (5cm), Glasperlen, 2 Flummis, Holzkugel, Jonglierball, Luftballon
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mit Sand gefüllt, Luftballon mit Wasser gefüllt, Plastikwürfel, Boulekugel aus Metall,
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Kugel aus Knete, Dose mit Sand, Zollstock, Küchenwaage
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Beobachtung
Was war auffällig? Was beeindruckte? Welchen Eindruck machte das Material?
Kinderaussagen wörtlich
Gab es unterschiedliche Reaktionen der einzelnen Kinder? Welche?
Zeitdauer der Beschäftigung mit welcher Phase
Indikatoren für forschendes Lernen
Indikatoren für Motivation
Indikatoren für Kommunikation
Indikatoren für mehrperspektivisches Denken
Indikatoren für das Lernen der Kinder voneinander
Indikatoren für Kreativität
Indikatoren für ökologisches Lernen
Indikatoren für effektives Lernen
Eventuell Vorschlag für Veränderung des didaktischen Materials
Weitere Gedanken und Beobachtungen
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