Diskutieren Sie die wirtschaftspolitischen Ziele nach §1

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Thema Nr. 3
-1-
Diskutieren Sie die wirtschaftspolitischen Ziele nach §1
Stabilitätsgesetz und gehen Sie auf mögliche Zielkonflikte
zwischen Preisniveaustabilität und hohem
Beschäftigungsgrad, bzw. PNS und Wachstum ein.
Daraus ergeben sich 3 mögliche einzelne Fragestellungen:
„1.“ Die wirtschaftspolitischen Ziele nach §1 Stabilitätsgesetz
 gesellschaftspolitische Wertvorstellungen
 §1 Stabilitätsgesetz
„2.“ Der mögliche Zielkonflikt zwischen PNS und hohem
Beschäftigungsgrad
a)
b)
c)
d)
mögliche Zielkonflikte allgemein
empirischer Befund: ursprüngliche und modifizierte Phillipskurve
Interpretation
Beurteilung des Konflikts
„3.“ Der mögliche Zielkonflikt zwischen PNS und Wachstum
a)
b)
c)
d)
empirische Untersuchungen: kein Ergebnis
Wachstumshemmung durch Inflation
Wachstumsförderung durch Inflation
Fazit
Thema Nr. 3
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„1.“ Wirtschaftspolitische Ziele nach §1 des Stabilitätsgesetzes:
Wirtschaftspolitische Ziele sind begründet in gesellschaftlichen Wertvorstellungen wie
Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Sicherheit und Wohlstand.
Wirtschaftspolitische Ziele nach §1 Stabilitätsgesetz:
Die Ziele nach dem Stabilitätsgesetz umschreiben in §1 das bei den wirtschafts- und
finanzpolitischen Maßnahmen des Bundes und der Länder zu beachtende
gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht, das als „Stabilität“ interpretiert werden kann.
„Die Maßnahmen sind so zu treffen, dass sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung
gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und
außenwirtschaftlichen Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem
Wirtschaftswachstum beitragen.“
Preisniveaustabilität:
Die PNS wird mit Hilfe von Preisindices gemessen. Am bekanntesten ist der Preisindex für
die Lebenshaltung. Er misst den Konsumwert des Geldes.
P = P1 * g1 + P2 * g2 + ...+ Pn * gn
Der Preisindex ist die Summe der gewichteten Einzelpreise. Die Gewichte werden wiederum
aus einem Warenkorb ermittelt. Dieser Warenkorb wird alle 5 Jahre zusammengestellte und
spiegelt die Präferenzen der Haushalte (aufgeschlüsselt in 3 Einkommensgruppen) wieder.
In der BRD wird dieser Warenkorb als Mittelweg zwischen Warenkorb nach Paasche und
Laspeyres ermittelt.
2.) Welche Beziehung gibt es zwischen PNS und höherrangigen gesellschaftspolitischen Wertvorstellungen?
PNS ist ein wichtiges sozialpolitisches Ziel und gleichzeitig die beste Sozialpolitik, weil
Inflation zur ungerechteren Einkommens- und Vermögensverteilung führt. Bei einer Inflation
werden Reiche relativ reicher, Arme werden relativ ärmer. (Kleine Vermögen sind vor allem
Nominalvermögen, also Bargeld, Sparbücher, festverzinsliche Wertpapiere. Große Vermögen
sind Realvermögen, also Haus und Grundbesitz, Fabrik, etc.. Bei einer Inflation nimmt der
Wert des Nominalvermögens ab und der Wert des Realvermögens zu).
Hohen Beschäftigungsstand
Messung mit Hilfe der Arbeitslosenquote, der Zahl der Kurzarbeiter, der Zahl der offenen
Stellen.
ALQ: a.)
b.)
 der registrierten AL
 der zivilen abhängigen Erwerbspersonen
 der registrierten AL
 der zivilen Erwerbspersonen
x 100
x 100
Thema Nr. 3
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Dieses Ziel kann man aus allen höherrangigen gesellschaftspolitischen Wertvorstellungen
ableiten. Es sprechen 4 gründe für einen hohen Beschäftigungsstand:
1. Die Führungsmethoden sind dann humaner, d.h. die Würde des arbeitenden Menschen
wird besser gewahrt.
2. Der Widerstand gegenüber Rationalisierungen und neuen Technologien ist bei einem
hohen Beschäftigungsstand geringer als bei hoher Arbeitslosigkeit.
3. Eine hohe Arbeitslosigkeit ist der ideale Nährboden für radikale politische Störungen.
4. Arbeitslosigkeit führt zu Wohlstandseinbußen, die mit Sozial-, Arbeitslosenhilfe,
Arbeitslosengeld i.d.R. keinen vollwertigen Ersatz für die entgangene Kaufkraft
bieten.
Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum:

Messung mit Hilfe der Änderung des realen Bruttosozialproduktes gegenüber der
Vorperiode (absolut oder pro Kopf der Bevölkerung)
Yr =Dieser Indikator deutet auf höherrangige gesellschaftspolitische Wertvorstellungen hin
Y r = Bevölkerung pro Kopf  Dieser Indikator deutet auf Wohlstandsüberlegungen hin
B

Änderungsrate des Produktionspotentials
Das Wachstumsziel ist im wesentlichen aus dem Wunsch nach mehr Wohlstand abgeleitet.
Die Gleichung mehr Wachstum = mehr Wohlstand ist allerdings umstritten.
Wachstumsgründe nach dem 2. Weltkrieg:
 Ideologische Auseinandersetzung zwischen Ost und West. Je höher die
Wachstumsrate, desto überlegener das System.
 Sicherheitsdenken: Mehr Frieden durch Waffen
 Mehr Wachstum = mehr Wohlstand, galt bis Anfang der 60-er Jahre.
Außenwirtschaftlichen Gleichgewicht:
Die Zahlungsbilanz ist wie folgt aufgebaut:
I.
Leistungsbilanz
1. Handelsbilanz (Warenhandel)
2. Dienstleistungsbilanz
3. Transferleistungen (Bilanz der unentgeltlichen Leistungen oder
Übertragungsbilanz; Entwicklungshilfe, Reparationszahlungen,
Eidergutmachungsleistungen, Gastarbeiterüberweisungen, Zahlung an
internationale Organisationen)
II.
Kapitalbilanz
1. langfristiger Kapitalverkehr (Direktinvestitionen, laufende Kredite)
2. kurzfristiger Kapitalverkehr (kurzfristige Kredite, Bsp.: Zahlungen an
internationale Organisationen)
III.
Devisenbilanz
Gleicht immer I +II aus, da sie deren Gegenbuchung ist
I (ganz) und II.1. = Grundbilanz („harter Kern der Zahlungsbilanz“)
Thema Nr. 3
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Es gibt 2 Indikatoren:
1.) Ausgeglichene Grundbilanz (Grundbilanz = Zusammenfassung der Leistungsbilanz
mit der Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs)
2.) Bestimmter Anteil des Außenbeitrags (Saldo der Handels- und Dienstleistungsbilanz)
am Bruttosozialprodukt, um Defizit der Übertragungsbilanz (Entwicklungshilfe,
Wiedergutmachungsleistungen usw.) zu decken.
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht wird angestrebt, um den Einfluss des Auslandes auf die
nationale Volkswirtschaft zu verringern, da ein außenwirtschaftlicher Überschuss zu
importierter Inflation führen kann.
Hierfür gibt es 2 Begründungen, die Einkommens- und die Liquiditätserklärung:
Einkommenserklärung:
 Sie stützt sich auf die Allokationsfunktion des Preises. Der Preis lenkt dahin, wo der
Gewinn am größten ist. Die Gewinne sind da höher wo die Preise höher sind.
 Ist der Preis im Ausland höher, dann ist dort auch die Inflation höher.
 Exporte steigen somit und Importe sinken. Dadurch wird das Angebot im Inland
knapper und steht einer größeren Nachfrage entgegen.
 Die Preise steigen und somit die Inflation.
Liquiditätserklärung:
 Dem Exportüberschuss an Waren folgt der Importüberschuss an Devisen.
 dadurch sind immer mehr Devisen am Devisenmarkt
 der Devisenkurs sinkt
 hier kauft die Bundesbank nun Devisen auf um den Kurs zu halten. Es kommt zu
einem Austausch mit der DM
 dadurch steigt die Geldmenge und die Inflation.
„2.“ Zielkonflikte zwischen Preisniveaustabilität und hohem
Beschäftigungsgrad
a.) Die möglichen Zielkonflikte allgemein:
Neutralität:
Die zunehmende Erreichung des einen Zieles hat keinen Einfluss auf die Erreichung des
anderen Zieles
Dies ist theoretischer Grenzfall, den es in Wirklichkeit nicht gibt
Komplementarität:
Ein Ziel wird gleichzeitig mit einem oder mehreren anderen Zielen besser erreicht (Bsp.:
Hoher Beschäftigungsgrad und Wachstum)
Konkurrenz:
Je mehr man sich einem Ziel nähert um so mehr entfernt man sich von dem anderen Ziel
echte Zielkonflikte lassen sich nicht vermeiden (Bsp.: Erhöhung der Lohn- und
Gewinnquote)
Y = L+G /:1
Thema Nr. 3
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1 = L/Y + G/Y L/Y=Lohnquote
G/Y=Gewinnquote
(Wenn Lohnquote steigt, muss logischerweise Gewinnquote sinken, da beide zusammen
konstant 1 ergeben)
unechte Zielkonflikte treten zwar auf, lassen sich aber vermeiden. Sie beruhen auf einer
nichtrationalen Wirtschaftspolitik
Zielkonflikt zwischen Preisniveaustabilität und hohem Beschäftigungsgrad:
b.) Empirischer Befund: ursprüngliche und modifizierte Phillipskurve
Ursprüngliche Phillipskurve:
Phillips untersuchte 1958 erstmals die bestehende Beziehung zwischen der Arbeitslosenquote
und der Änderungsrate der Nominallöhne.
 Je stärker die Nachfrage nach Arbeitskräften ist, desto höhere
Nominallohnforderungen können von den Arbeitnehmern durchgesetzt werden.
Phillips kam somit zu dem Ergebnis, dass
 hohe Arbeitslosigkeit mit geringen Lohnsteigerungen und
 geringe Arbeitslosigkeit mit hohen Lohnsteigerungen einhergehen
 Die ursprüngliche Phillipskurve gibt also die Relation zwischen Arbeitslosenquote (ALQ)
und Lohnsteigerung an.
Modifizierte Phillipskurve:
Weitere empirische Untersuchungen von Samuelson und Salow 1960 haben ergeben, dass
eine Abhängigkeit zwischen ALQ und Inflationsrate (Änderungsrate des Preisniveaus) gibt.
 Die modifizierte (abgeänderte) Phillipskurve gibt also die Relation zwischen ALQ und
Inflation an.
Ursprüngliche und modifizierte Phillipskurve:
Preisniveauanstieg
Nominallohnerhöhung
4
3
7
6
2
1
4
3
1
2
3
4
Arbeitslosenquote
Produktivitätssteigerung
Thema Nr. 3
-6von 3% (davon wird immer
ausgegangen)
Diese Kurve dient oft dazu die Unvereinbarkeit zwischen den beiden Zielen hoher
Beschäftigungsstand und PNS zu beweisen, denn zumindest von 1959-1973 gingen
hohe Inflationsraten mit geringer Arbeitslosenquote und relativ stabiles Preisniveau mit
größerer Unterbeschäftigung einher.
Die Phillipskurve sagt noch folgendes aus:
Der Versuch, Preissteigerungstendenzen rückgängig zu machen oder zu stoppen, bringt durch
die Starrheit der Preise und Löhne nach unten Unterbeschäftigung mit sich. Eine
Vollbeschäftigungspolitik führt schon vor Erreichen der Vollbeschäftigung zu
Preissteigerungen.
Man könnte die Phillipskurve als eine Art Auswahlmenü sehen:
bei einer bestimmten Inflationsrate muss man auch eine bestimmte Arbeitslosigkeitsrate in
Kauf nehmen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine bestimmte Phillipskurve durch konjunkturelle,
strukturell und politische Faktoren nur für einen bestimmten Zeitraum gilt. Sinn und Zweck
ist es, den Konflikt zwischen den beiden Zielen zu entschärfen, d.h. die Phillipskurve mehr
zum Ursprung hin zu verschieben.
c.) Interpretation:
Phillipskurve stellt zunächst empirischen Zusammenhang dar:
Korrelationen sind kein Kausalitäten
Korrelationen = wechselseitige Beziehung
Kausalität = Ursache-Wirkungsketten
Empirischen = erfahrungsgemäß, auf Tatsachen aufbauend





Die Phillipskurve wurde (empirisch) durch Statistiken abgeleitet.
Das bedeutet, dass nur ein statistischer Zusammenhang zwischen Inflationsrate und
Beschäftigungsgrad besteht, und keinen kausalen Zusammenhang mit einbezieht.
Ebenso könnte man die Zahl der Geburten und der gesichteten Störche erfassen, ohne
dass das eine auf das andere Einfluss nimmt. Preissteigerungen können auch durch
andere Faktoren verursacht werden (importierte Inflation, gestiegene Rohstoffpreise).
 Kausalitäten kann die Phillipskurve nicht berücksichtigen.
Empirische Untersuchungen in verschiedenen Industrienationen haben Phillipskurven
ergeben, die sich in Lage und Form sehr unterscheiden.
Für ein und dieselbe Volkswirtschaft können verschiedene Phillipskurven existieren.
Dieses Phillips-Theorem kann insgesamt nicht als verlässliche Grundlage einer rationalen
Konjunkturpolitik dienen.
Thema Nr. 3
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Veränderungen der Produktivität, Erwartungen ... führen zu Verschiebungen
Erwartungsänderung:
führen dazu, dass Phillipskurve steiler wird
Bsp.: in den 70er Jahren stiegen sowohl Preise, als auch Arbeitslosigkeit
Veränderung der Produktivität:
Internationale Wettbewerbsfähigkeit, hohe Preise bei gleicher Arbeitslosenquote.
Hohe Preise bringen nichts, da dann keine Nachfrage besteht. Verbesserung der Produktivität
durch Rationalisierungsmaßnahmen (z. Bsp.: Stellenabbau)
 Anfang der 70-er Jahre glaubte man zwischen Inflation und ALQ wie bei einer
Menükarte auswählen zu können. Dies zeigt auch die Aussage des früheren
Wirtschaftsministers Schmidt, dass das deutsche Volk ehe 5% Preisanstieg vertragen
kann als 5% ALQ.
 Dieser Ausspruch zeigt, dass der Zielkonflikt als unveränderbar angenommen wird
und man sich scheinbar zwischen den Alternativen 5% ALQ bei PNS oder
Vollbeschäftigung bei 5% Preisanstieg entscheiden kann.
 Man muss nun prüfen, ob es den Zielkonflikt ewig gibt,. Oder ob man ihn entschärfen
kann.
Im Bsp. 5% ALQ + 5% Preissteigerung können die Preise nicht gehalten werden.
Arbeitsplätze müssten abgebaut werden, um international konkurrenzfähig zu bleiben.
Unterschiedliche Inflationshypothesen, kurz- und langfristige Phillipskurven
Preisniveauanstieg
Vertikale: langfristige Phillipskurve
Ohne Geldillusion
B
P2
kurzfristige PhillipsKurve mit Geldillusion
P1
ALQ
ALQ1
ALQ0
Thema Nr. 3
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Die kurzfristige Phillipskurve:
Die AN befinden sich in einer Geldillusion. D.h., dass sie nicht merken dass das Preisniveau
ansteigt. Sie setzten die nominale Lohnsteigerung mit einer Reallohnsteigerung gleich und
sind bereit mehr zu arbeiten. Die Arbeitgeber wittern höhere Gewinne und fragen mehr
Arbeitskräfte nach. Dadurch sinkt die ALQ von ALQ 0 auf ALQ 1
Die langfristige Phillipskurve:
Die Arbeitnehmer merken, dass die Preise gestiegen sind. Sie fordern Lohnzuschläge, um die
entgangene Kaufkraft auszugleichen. Die ALQ erreicht dann wieder ihr ursprüngliches
Niveau ALQ 0 . Kurzfristig kann man die ALQ wieder verringern. Sie wird aber immer auf
ihr natürliches Niveau wieder zurückkehren. Alleine die natürliche ALQ (ALQ 0 ) ist mit
einer stabilen Inflationsrate vereinbar. Diese natürliche ALQ kann mit jeder Inflationsrate
konsistent sein. Die langfristige Phillipskurve ist daher vertikal.
 durch Geldmengenpolitik kann die ALQ nur kurzfristig gesenkt werden. Langfristig wird
sie immer auf ihr natürliches Niveau zurückkehren. nicht gesenkt werden.
 langfristig kann die ALQ nur bei stabiler Wirtschaft über Struktur- und Wachstumspolitik
beeinflusst werden. Ziel dieser Politik muss es sein, die Phillipskurve möglichst nahe an den
Ursprung heranzuführen.. Dann wären beide Ziele weitgehend verwirklicht.
d.) Beurteilung des Zielkonfliktes:
Bei diesem Zielkonflikt handelt es sich um einen unechten Zielkonflikt, da er bei einer
optimaler Kombination der Stabilisierungs- und Wachstumspolitik vermeidbar ist.
(Verschiebung der Kurve nach links). Bei dieser Politik gibt es aber Realisierungsprobleme:

Geldpolitik kann nur die Inflation bekämpfen, aber nicht die langfristige
Arbeitslosigkeit.

Das Ziel der Politiker ist die Wählerstimmenmaximierung. Das Denken der Politiker
ist deshalb auf Wahlperioden begrenzt. Langfristiges Denken wird unwichtig.

Dieser Zielkonflikt ist aus ökonomischer Sicht ein unechter Zielkonflikt, aus
politischer Sicht allerdings ein echter Zielkonflikt.
Thema Nr. 3
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„3“. Preisniveaustabilität und hohe Wachstumsraten
a.) Empirische Untersuchungen
Empirische Untersuchungen von diesem Zielkonflikt haben zu keinem Ergebnis geführt.
b.) Wachstumshemmung durch Inflation:
Wir untersuchen folgende These:
Je höher die Inflation um so niedriger das Wachstum
Inflationsbeschleunigungsthese
In Erwartung sinkender Preise wird das geplante Sparen abnehmen und die geplanten
Investitionen zunehmen. Die Grenze, ab der eine bestehende Inflation über die Erwartungsund Verhaltensänderung sich selbst beschleunigt nennt man Kumulationsschwelle.
Wenn das Sparen < Investitionen ist, dann
 steigt die Nachfrage
 Preisniveau steigt
 Volkseinkommen / BSP steigt
 es wird weniger gespart, da Leite lieber Geld ausgeben,
 der Kreislauf beginnt von vorne, die Wirtschaft wächst zunächst an.
 Die Inflation steigt stetig an, es entstehen Fehlinvestitionen und
 dadurch Investitionsruinen.
 Das Wachstum sinkt.
Warenhortungsthese
Händler erwarten hohe Preise.
Sie horten die Waren in den Lagern,
um die Waren bei einer Inflation zu höheren Preisen zu verkaufen.
Die Produktion von Waren geht zurück.
Dies führt zu einer Wachstumshemmung, da die Nachfrage der Händler zurückgeht
Kaufverschiebungsthese
Die Leute gehen davon aus, dass die Preise sinken.
Der Kauf wird verschoben,
es kommt zu Wachstumshemmung.
Die Nachfrage und somit die Inflation sinkt.
Für diese These spricht folgendes:
1.)
2.)
3.)
4.)
Hohe Inflationsraten können die Investitionsneigung der Unternehmer negativ
beeinträchtigen, wenn die Erwartung für die Zukunft ungünstig ist.
Inflation wirkt sich immer negativ auf die Einkommensverteilung aus, was zu
sozialem Unfrieden, geringer Produktivität und somit zu geringem Wachstum führen
kann.
Langanhaltende Inflation kann bewirken, dass Investitionen durchgeführt werden,
die bei Geldwertstabilität nicht rentabel wären Nichterreichung eines möglichen
höheren Wachstums.
Eine Vollbeschäftigungspolitik kann mit geringer Produktivität zu sinkender
Arbeitsmoral und somit geringerem Wachstum führen
Thema Nr. 3
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c.) Wachstumsförderung durch Inflation:
Wir untersuchen folgende These:
Je niedriger die Inflation um so höher das Wachstum.
Kosten-lag-These
Da die Lohnkosten den Produktionskosten erst mit einer Zeitverzögerung nachfolgen,
heißt das für die Unternehmer eine kurzfristige Senkung der realen Lohnkosten
(Umsatz, Preise, Lohnsteigerungen erst später  kurzfristig höhere Gewinne)
Kaufantizipationsthese
Leute gehen davon aus, dass die Preise steigen
es werden Käufe die später geplant waren vorgezogen,
da man mit einer steigenden Inflation rechnet
dies führt kurzfristig zu einer Wachstumsförderung
Redistributionsthese(=Umverteilungsthese)
Unternehmer werden reicher, da sie sich besser anpassen können
Gewinne steigen
Inflation steigt
WachstumsförderungKonsequenz: Reiche werden relativ reicher, Arme werden relativ
ärmer
Für die These spricht allgemein:
1.)
2.)
3.)
W enn das Problem der Phillipskurve existiert, dann fördert Inflation das Wachstum
Bei hohem Beschäftigungsgrad, der ja zu höherem Wachstum führt, wird das Ziel der
Geldwertstabilität vernachlässigt.
In vielen markwirtschaftlichen Wirtschaftsordnungen sind die Preise generell nach
unten starr, so dass die Preise Ihre Allokationsfunktion nicht mehr ausüben können.
Bei einer Inflation können die Unternehmer kurzfristig Gewinne erzielen, wenn die
Löhne nur mit einer zeitlichen Verzögerung (Tariflaufzeit) angepasst werden können.
Die gestiegenen Gewinne können die Unternehmer dazu veranlassen mehr zu
investieren, wodurch das Wachstum gefördert wird.
Diese Argumentation wird dadurch entkräftet, dass die Gewerkschaften verstärkt
dazu übergegangen sind, zukünftige Inflationsraten bei den Tarifabschlüssen zu
berücksichtigen
d.) Fazit:
Möglichst geringe Inflationsrate; große Gefahren bei Erreichen der Kumulationsschwelle (das
ist die Grenze, ab der sich eine Inflation durch Erwartungs- und Verhaltensänderungen von
selbst beschleunigt).
Indikator: Verhältnis zwischen Zins- und Inflationsrate, z. Bsp.: Zins ist niedriger als
Inflationsrate  keiner spart!
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