EIP: Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit

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Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss
NAT/556
"EIP: Landwirtschaftliche
Produktivität und Nachhaltigkeit"
Brüssel, den 23. August 2012
ARBEITSDOKUMENT
Fachgruppe Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umweltschutz
zu der
"Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat über die Europäische
Innovationspartnerschaft 'Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit'"
COM(2012) 79 final
_____________
Berichterstatter: Franco CHIRIACO
_____________
Mitglieder der Studiengruppe "EIP: Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit"
der Fachgruppe Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umweltschutz
NB:
Dieses Dokument wird in der Sitzung am 7. September 2012 um 10.00 Uhr erörtert.
Weitergabe an die Übersetzung: 3. August 2012
Verwaltungsrätin: Frau LAURILA
NAT/556 – R/CESE 1404/2012 (IT) PF/jd-ss
Rue Belliard/Belliardstraat 99 — 1040 Bruxelles/Brussel — BELGIQUE/BELGIË
Tel. +32 25469011 — Fax +32 25134893 — Internet: http://www.eesc.europa.eu
DE
-1Studiengruppe:
EIP: Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit
Vorsitzender:
José María ESPUNY MOYANO (ES-I)
Berichterstatter:
Franco CHIRIACO (IT-II)
Mitglieder:
Seppo KALLIO (FI-III)
Brenda KING (UK-I) (für PEEL, Art. 62 GO)
Yves SOMVILLE (BE-III)
Hans-Joachim WILMS (DE-II)
Sachverständiger:
Massimiliano D'ALESSIO (für den Berichterstatter)
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.../...
-2Die Europäische Kommission beschloss am …, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss
gemäß Artikel 304 AEUV um Stellungnahme zu folgender Vorlage zu ersuchen:
Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat über die Europäische Innovationspartnerschaft "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit"
COM(2012) 79 final.
Die mit den Vorarbeiten beauftragte Fachgruppe Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umweltschutz nahm ihre Stellungnahme am ... an.
Der Ausschuss verabschiedete auf seiner ... Plenartagung am ... (Sitzung vom ...) mit ... gegen ... Stimmen bei ... Enthaltungen folgende Stellungnahme:
*
*
*
1.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
1.1
Werden auf der Grundlage der Ergebnisse der Studiengruppensitzungen erarbeitet.
2.
Die Europäischen Innovationspartnerschaften (EIP)
2.1
Die Europäische Kommission schlägt in der Mitteilung "Leitinitiative der Strategie Europa
2020 – Innovationsunion" europäische Investitionspartnerschaften (EIP) vor1. Die Kommission vertritt die Auffassung, dass die EIP zur Lösung verschiedener Probleme, die für die
Gesellschaft von großer Bedeutung sind, beitragen müssen, u.a. die Verfügbarkeit gesunder
oder hochwertiger Lebensmittel dank nachhaltiger Produktionsmethoden gewährleisten.
2.2
Die Europäische Kommission hat bislang eine erste Versuchspartnerschaft im Bereich Aktivität und Gesundheit im Alter gefördert2. Gleichzeitig wurden die folgenden drei Vorschläge
für Partnerschaften vorgelegt:



1
2
3
4
5
Rohstoffe3,
"Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit"4,
Wasser5.
KOM(2010) 546 final - Leitinitiative "Innovationsunion" im Rahmen der Europa-2020-Strategie.
KOM(2012) 83 final "Den strategischen Durchführungsplan der Europäischen Innovationspartnerschaft 'Aktivität und Gesundheit im Alter' voranbringen".
COM(2012) 82 final – "Rohstoffe für das künftige Wohlergehen Europas nutzbar machen - Vorschlag für eine EIP für Rohstoffe".
COM(2012) 79 final "Innovationspartnerschaft 'Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft'".
COM(2012) 216 final "Innovationspartnerschaft für Wasser".
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-32.3
Der EWSA hat bereits sein Interesse bezüglich der europäischen Partnerschaft bekundet.
Gleichwohl hat er auf die zahlreichen, bereits diesbezüglich erfolgten Maßnahmen und allgemeinen Verfahren hingewiesen. So hat er betont, dass die mit diesen Initiativen gewonnenen
Erfahrungen berücksichtigt werden müssen. Nach Auffassung des EWSA müssen bei der
Konzeption neuer Initiativen alle von der Kommission und anderen Interessenträgern bislang
durchgeführten Arbeiten zur Kenntnis genommen, konsolidiert und verwertet werden. Der
EWSA empfahl, die vorgeschlagenen neuen Maßnahmen und Instrumente mit bereits bestehenden Verfahren zu harmonisieren, um zusätzliche Komplikationen und Doppelarbeit zu
vermeiden und die notwendige Kontinuität, Rechtssicherheit und Beständigkeit zu gewährleisten6. Der EWSA forderte schließlich, bei der Umsetzung der europäischen Innovationspartnerschaften die Prinzipien der Freiwilligkeit, der variablen Geometrie, der Transparenz
und einer klaren, einfach handhabbaren Governance-Struktur sicherzustellen7.
3.
Wesentlicher Inhalt der Mitteilung
3.1
Die Europäische Kommission hat im Rahmen der Initiative "Innovationsunion" eine Mitteilung für die Förderung einer neuen europäischen Innovationspartnerschaft im Bereich "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" vorgelegt.
3.2
Die Kommission geht von der Feststellung aus, dass die weltweite Lebensmittelnachfrage in
den nächsten Jahren steigen wird. Dies wird eine Angebotsreaktion seitens der EU-Landwirtschaft, einem der größten Versorger der internationalen Agrarmärkte, auslösen. In diesem
Zusammenhang scheint die beträchtliche Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität in
den letzten Jahren unlängst in den Industriestaaten eine erhebliche Verlangsamung zu verzeichnen.
3.3
Die Europäische Kommission weist überdies darauf hin, dass der Produktivitätszuwachs in
der Landwirtschaft vorwiegend zulasten der natürlichen Ressourcen und der Umwelt ging.
Die erheblichen, in der Land- und Forstwirtschaft erzielten Fortschritte bezüglich der Notwendigkeit, die landwirtschaftliche Erzeugung mit der nachhaltigen Bewirtschaftung der
natürlichen Ressourcen und dem Schutz der Umwelt in Einklang zu bringen, könnten durch
den voraussichtlichen Produktionsanstieg zu Bewältigung des Anstiegs der weltweiten Nachfrage untergraben werden. Die Kommission macht schließlich deutlich, dass der Produktionsanstieg mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Rentabilität für Primärerzeuger einhergehen muss, auch angesichts ihres Anteils an der Wertschöpfung in der Nahrungskette, der in
den letzten zehn Jahren zurückgegangen ist, und für die sie vorwiegend aufkommen.
3.4
Nach Auffassung der Europäischen Kommission müssen große Forschungs- und Innovationsanstrengungen unternommen werden, damit ein Anstieg der landwirtschaftlichen Erzeugung
mit ökologischer Nachhaltigkeit einhergeht. Diesbezüglich muss die praktische Anwendbarkeit von Innovationen in der Landwirtschaft verbessert und gleichzeitig die Kluft zwischen
6
7
Ziffer 3.5 der Stellungnahme des EWSA INT/545 "Innovationsunion".
Ziffer 4.4 der Stellungnahme des EWSA INT/545 "Innovationsunion".
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-4wissenschaftlichen Ergebnissen und der Anwendung innovativer Verfahren in der Landwirtschaft überwunden werden.
3.5
Die Europäische Kommission verfolgt mit der EIP "Landwirtschaftliche Produktivität und
Nachhaltigkeit" zwei Ziele:


Förderung der Produktivität und Effizienz des Agrarsektors, damit die jüngst festzustellende Tendenz der Verlangsamung des Produktivitätszuwachses bis 2020 umgekehrt wird;
die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft gewährleisten, damit die Funktionalität der Böden in Europa bis 2020 auf ein zufriedenstellendes Niveau gebracht wird.
In diesem Sinne soll die EIP beitragen zu einem erfolgreichen Brückenschlag zwischen der
modernen Forschung und Technologie und den Interessengruppen, darunter Landwirte, Vertreter der Wirtschaft und Industrie, Beratungsdienste und NGO.
3.6
Die Umsetzung der EIP "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" zielt insbesondere ab auf die Nutzung der Potenziale verschiedener Politikbereiche, vor allem der
Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), der Forschungs- und Innovationspolitik der Union, der
Kohäsionspolitik, der Umwelt- und Klimaschutzpolitik, der Verbraucherschutz- und Gesundheitspolitik, der Bildungs- und Ausbildungspolitik, der Industriepolitik und der Informationspolitik. Außerdem wird auch die enge Zusammenarbeit und ein Erfahrungsaustausch mit
anderen EIP, darunter der EIP "Rohstoffe" und "Wassersparendes Europa", gewährleistet.
3.7
Die Governance der EIP wird durch ein hochrangiges Lenkungsgremium gewährleistet, das
aus einer begrenzten Anzahl an Vertretern der Mitgliedstaaten und Interessengruppen besteht.
Es wird mithilfe eines strategischen Umsetzungsplans strategische Beratung und Lenkung
anbieten. In diesem Plan werden prioritäre Bereiche für Maßnahmen identifiziert und Empfehlungen darüber, wie die Ziele der EIP erreicht werden können, ausgesprochen.
3.8
Was die praktische Umsetzung betrifft, werden die Maßnahmen der EIP von operationellen
Gruppen durchgeführt, die aus Landwirten, Wissenschaftlern, Beratern, NGO und/oder Unternehmen bestehen. Jede Gruppe wird sich mit einem Interessenschwerpunkt befassen und Projekte durchführen, bei denen innovative Praktiken, Vorgänge, Produkte Dienstleistungen und
Technologien getestet und angewendet werden sollen. Die neuen operationellen Gruppen
werden ein Mittel zur konkreten Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit und der nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft sein und mit einem "Bottom-up"-Ansatz die realen
Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Betriebe in den Mittelpunkt stellen. Der neue Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) wird einen
direkten Beitrag leisten und über die neue Maßnahme für die Zusammenarbeit die Bildung,
Steuerung und Planung (einschließlich vorbereitender Untersuchungen, Darstellung und Verbreitung der Ergebnisse) der operationellen Gruppen sowie ihre Initiativen und betrieblichen
Maßnahmen finanzieren8.
8
Artikel 61 Absatz 3 von COM(2011) 627/3 - Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).
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-5-
3.9
Zur Gewährleistung des Austausches zwischen den operationellen Gruppen und zu ihrer
Überwachung wird außerdem unter dem Dach des Netzwerks für ländliche Entwicklung ein
EIP-Netzwerk eingerichtet. Das EIP-Netzwerk wird schließlich zur Vernetzung der operationellen Gruppen mit dem Netzen des Ständigen Agrarforschungsausschuss (SCAR), ERANET und den europäischen Technologieplattformen beitragen.
3.10
Die Europäische Kommission schlägt schließlich folgende vorläufige Schwerpunktbereiche
für Forschung und Innovation vor:





höhere landwirtschaftliche Produktivität, höhere Erträge und mehr Ressourceneffizienz;
Innovation zur Unterstützung einer bio-basierten Wirtschaft;
Biodiversität, Ökosystemleistungen und Bodenfunktionalität;
Innovative Produkte und Dienstleistungen für eine integrierte Versorgungskette;
Lebensmittelqualität, -sicherheit und gesunde Lebensweisen.
4.
Allgemeine Bemerkungen
4.1
Der EWSA weist darauf hin, dass die Kommission in der Mitteilung keine Begriffsbestimmung für Produktivität in der Landwirtschaft vorschlägt. Überlegungen zum Begriff der
Produktivität9 in der Landwirtschaft müssen notwendigerweise von einer gemeinsamen Definition für Produktion ausgehen. Der EWSA hat in verschiedenen Stellungnahmen 10 darauf
hingewiesen, wie wichtig die Erhaltung des europäischen Agrarmodells ist, und daran erinnert, dass die verschiedenen Funktionen der Landwirtschaft (Erzeugung von Lebens-, Futtermitteln und Faserstoffen, Umweltschutz, Entwicklung des ländlichen Raums, Beitrag für
bewohnbare Ländliche Räume, ausgewogene räumliche Entwicklung, Lebensmittelqualität
und Tierschutz) der Bevölkerung der Union ein ernstes Anliegen sind. Nach Auffassung des
EWSA sollte jedes Engagement für die Erhöhung der Produktivität der Landwirtschaft darauf
abzielen, den multifunktionalen Charakter der Landwirtschaft zur Geltung zu bringen und
eine ausgewogene Entwicklung des Sektors zu fördern, ohne auch nur einen Wirkungsbereich
des europäischen Agrarmodells zu vernachlässigen.
4.2
Der EWSA ist der Ansicht, dass außerdem beim Begriff der Produktivität in der Landwirtschaft der Beitrag der verschiedenen Produktionsfaktoren angemessen gewürdigt werden
muss. Zahlreiche Untersuchungen der landwirtschaftlichen Produktivität neigen dazu, ausschließlich den Beitrag technischer Faktoren (Boden, Wasser, Dünger, Pflanzenschutzmittel
und Saatgut) hervorzuheben und den grundlegenden Beitrag des menschlichen Faktors – insbesondere bei der hochwertigen Erzeugung - nicht ausreichend zu würdigen. Nach Auffassung des EWSA wird es folglich nicht möglich sein, eine Strategie zur Förderung und Aufwertung der Produktivität in der Landwirtschaft zu konzipieren, ohne geeignete Maßnahmen
9
10
Produktivität wird angegeben als das Verhältnis zwischen der Menge des erzeugten Produkts und dem Umfang einer oder mehrerer Produktionsfaktoren. OECD, Glossar statistischer Begriffe (http://stats.oecd.org/glossary/detail.asp?ID=2167).
Stellungnahmen NAT/449 – "Reform der GAP 2013"; NAT/520 – "Die GAP bis 2020" und NAT/481 – "Zukunft der GAP".
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-6(bezüglich Ausbildung und Sicherheit) zur Verbesserung der Qualität der Arbeit in der Landwirtschaft vorzusehen.
4.3
Im Hinblick auf die Umsetzung der EIB "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" hält es der EWSA für sinnvoll, sich über den Begriff der Nachhaltigkeit Gedanken zu
machen, um auch die Besonderheiten des europäischen Agrarmodells und die Entwicklungen
und Herausforderungen im weltweiten Kontext11zu berücksichtigen. In Bezug auf die Nachhaltigkeit bei der Landwirtschaft möchte der EWSA insbesondere an den Beitrag der Multifunktionalität12 zum Erreichen dieses Ziels erinnern. Diesbezüglich betont der EWSA, dass
Multifunktionalität eine der Landwirtschaft innewohnende Eigenschaft ist, die auch unter dem
Aspekt der Förderung der nachhaltigen Entwicklung bewahrt und zur Geltung gebracht werden muss.
4.4
Der EWSA erinnert an die bemerkenswerten Forschritte des europäischen Agrarsektors bezüglich der drei Bestandteile der nachhaltigen Entwicklung (Wirtschaft, Soziales und Umwelt).
Der EWSA weist indes darauf hin, dass die nachhaltige Entwicklung ohne angemessene
Berücksichtigung der institutionellen Aspekte von Nachhaltigkeit nicht sichergestellt werden
kann. Aus diesem Grund hebt er hervor, dass eine angemessene Beteiligung und Einbeziehung aller Akteure des Agrarsektors auch mittels der Maßnahmen der EIP "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" gefördert werden muss, um einen möglichst großen
Beitrag des europäischen Agrarmodells zum Nachhaltigkeitsziel zu gewährleisten.
4.5
Nach Auffassung des EWSA sollte schließlich der Begriff der Innovation in der Landwirtschaft13 vertieft werden, um die Besonderheiten des europäischen Agrarmodells zu untersuchen und zu verdeutlichen. Im Zeitraum zwischen den Sechziger und den Achtziger Jahren
des vergangenen Jahrhunderts war – auch dank der Innovationen im Zuge der grünen Revolution - ein deutlicher Anstieg der landwirtschaftlichen Erzeugung zu verzeichnen. Diese Verbesserung der Erzeugungsleistungen ging jedoch aufgrund des immer massiveren Einsatzes
von chemischen Produkten (Dünger, Herbizide und Pestizide) sowie von Treibstoff für die
maschinelle Bearbeitung zu Lasten der ökologischen Nachhaltigkeit der Landwirtschaft.
Wenngleich der EWSA davon überzeugt ist, dass die Lebensmittelsicherheit ein grundlegendes Menschenrecht ist14, hält er das Paradigma der grünen Revolution für ungeeignet, diese
11
12
13
14
Gemäß der traditionellen Definition ist nachhaltige Entwicklung "eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, zu gefährden".
COM(2005) 218 final, Entwurf einer Erklärung über die Leitprinzipien der nachhaltigen Entwicklung.
Laut OECD ist "eine wirtschaftliche Aktivität dann multifunktional, wenn sie Kuppelprodukte hervorbringt und mit diesen zur
gleichzeitigen Erreichung verschiedener sozialer Ziele beitragen kann."
Laut Definition der Generaldirektion Unternehmen und Industrie der Europäischen Kommission ist Innovation die Einführung
eines neuen oder maßgeblich erneuerten Produkts (Güter oder Dienstleistungen) oder eines neuen Verfahrens bei der Vermarktung, der Organisation des Unternehmens oder des Arbeitsplatzes oder der Geschäftskontakte. Mindestanforderung für eine Innovation ist es, dass das Produkt, Verfahren, Vermarktungs- oder Organisationsverfahren für das Unternehmen neu (oder wesentlich verbessert) sein muss – GD Unternehmen und Industrie, Glossar
(http://ec.europa.eu/enterprise/policies/innovation/glossary/index_en.htm#i).
Schlussfolgerungen von EWSA-Präsident Nilsson im Anschluss an die Konferenz "Nahrung für jeden – auf dem Weg zu einem
globalen Abkommen" vom 18. Mai 2011.
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-7entscheidende künftige Herausforderung zu meistern. In diesem Sinne müssen innovative
Prozesse in der Landwirtschaft auf eine organische Entwicklungsstrategie für den Sektor ausgerichtet sein, die auf eine effiziente Nutzung aller Produktionsfaktoren (Boden, Wasser,
Arbeitskraft, Energie) und die Förderung hochwertiger Erzeugung abzielt und den multifunktionellen Charakter der Landwirtschaft unterstützt.
4.6
Der EWSA ist fest davon überzeugt, dass die Potenziale des europäischen Agrarmodells genutzt und verteidigt werden müssen. Der multifunktionale Charakter der Landwirtschaft muss
unbedingt anerkannt und ihr potenzieller Beitrag zur Gewährleistung einer nachhaltigen
Entwicklung genutzt werden. Diese Erweiterung der Funktionen und des Aufgabenbereichs
der Landwirtschaft führt dazu, dass die Innovationsstrategien für den Sektor überdacht werden müssen. Nach Auffassung des EWSA müssen die Grenzen der Interventionsbereiche neu
definiert werden, wobei die zunehmenden Interaktionen zwischen der Landwirtschaft und
anderen produktiven Bereichen zu berücksichtigen sind. Die Innovationsstrategien müssen
deshalb in immer geringerem Maße sektorspezifisch konzipiert werden und immer mehr auf
die Gesamtheit aller derjenigen Aktivitäten abzielen, die als Bio-Wirtschaft bezeichnet werden.
4.7
Der EWSA fordert die Kommission auf, keine Innovationsmöglichkeit für den Agrarsektor
außer Acht zu lassen. Der EWSA weiß durchaus, dass Prozessinnovationen in der Landwirtschaft und ihre Verbreitung einer angemessenen Unterstützung bedürfen. Er fordert gleichwohl dazu auf, Innovationen im Bereich der Vermarktung, der Erprobung neuer Organisationsformen der Betriebe sowie zur Optimierung des Verhältnisses zwischen den Akteuren
der nationalen und europäischen Lebensmittelversorgungsketten mehr Beachtung zu schenken. Was Produktinnovationen betrifft, verweist der EWSA auf die wachsende Aufmerksamkeit der Privatpersonen für die Entwicklung, Verbreitung und Vermarktung sog. funktioneller
Lebensmittel (functional food). Der EWSA ist sich der wirtschaftlichen und gesundheitlichen
Bedeutung dieser neuartigen Handelsgüter bewusst. Er verweist indes darauf, dass Verfahren
für Produktinnovationen unterstützt werden sollten, die zwar private Initiativen beinhalten
mögen, aber der Notwendigkeit wesentlicher Vorteile für die gesamte Bevölkerung besser
gerecht wird.
5.
Besondere Überlegungen
5.1
Der EWSA begrüßt das Bestreben der Europäischen Kommission, eine neue Form der Governance für die Umsetzung von Innovationsprozessen einzuführen. Er fordert indes, die Kriterien für die Zusammensetzung des Lenkungsgremiums zu klären, das die Erarbeitung des
mehrjährigen strategischen Arbeitsplans der EIP überwachen wird.
5.2
Nach Auffassung des EWSA muss für größtmögliche Synergien zwischen der EIP "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" und den anderen, bereits von der Kommission
im Bereich der sektorspezifischen Innovationsförderung unterstützten Initiativen (Ständiger
Agrarforschungsausschuss, ERA-NET und europäische Technologieplattformen) gesorgt werden. Der EWSA hatte bereits auf den Mehrwert und Nutzen einer gemeinsamen Planung im
Bereich Agrarforschung bezüglich ihrer Auswirkungen auf die europäische Wettbewerbsfä-
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-8higkeit hingewiesen15. Der EWSA fordert außerdem weitere Informationen zu den Maßnahmen,
die zur Gewährleistung von Koordinierung und Synergien zwischen der EIP "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" und den EIP "Rohstoffe" und "Wasser" geplant sind.
5.3
Der EWSA hält den von der Kommission vorgestellten Rahmen für die EIP "Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" für sehr ehrgeizig. Seiner Auffassung nach ist der für
die Funktionsweise der operationellen Gruppen vorgesehene "Bottom-Up"-Ansatz eine begrüßenswerte Innovation. Der EWSA schlägt vor, auch mögliche Verwaltungsprobleme zu
bedenken, die sich bei der Umsetzung der neuen EIP-Strategie ergeben könnten. Nach seiner
Auffassung wird der EIP-Ansatz nur dann positive Ergebnisse zeitigen, wenn die operationellen Gruppen zu Akteuren werden, die Entwicklungsprozesse mit messbaren Zielen in Gang
setzen können, anstatt lediglich zu neuen Partnerschaften zu führen, die nur auf die Beantragung öffentlicher Mittel abzielen.
5.4
Nach Ansicht des EWSA muss bei der Umsetzung des EIP-Ansatzes sichergestellt werden,
dass für die potenziell an den operationellen Gruppen beteiligten Akteure keine weiteren
Schwierigkeiten und Probleme entstehen. Er weist insbesondere darauf hin, dass die Umsetzung der EIP-Initiative für die Verwaltungsbehörden und Zahlstellen, die bei der Auswahl,
Finanzierung, Überwachung und Kontrolle der Aktivitäten im Zusammenhang mit der EIP beteiligt sind, Verwaltungskosten verursachen könnte. Der EWSA sieht die Gefahr, dass dies –
auch mit Blick auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis – den Mehrwert der EIP-Initiative schmälern könnte.
5.5
Der EWSA erinnert daran, dass bei der Programmplanung für die Entwicklung des ländlichen
Raums im Zeitraum 2007 - 2013 eine neue Maßnahme zur Förderung der "Zusammenarbeit
bei der Entwicklung neuer Produkte, Verfahren und Technologien in der Land- und Ernährungswirtschaft sowie im Forstsektor"16 eingeführt wurde. Er hält es für sinnvoll, die Koordinierung und Nutzung von Synergien zwischen den Maßnahmen der EIP "Landwirtschaftliche
Produktivität und Nachhaltigkeit" einerseits und den bislang im Bereich der ländlichen Entwicklung gewonnenen Erfahrungen andererseits sicherzustellen. Diesbezüglich sollten die
Stärken und Schwächen bei der Umsetzung der Kooperationsprojekte (mithilfe der Zwischenbewertungen der Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums) ermittelt werden, um
sie bei der Konzeption der operationellen Durchführung der Maßnahmen im Rahmen der EIP
"Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit" zu berücksichtigen.
_____________
15
16
Ziffer 1.3 der Stellungnahme NAT/435 "Agrarforschungsagenda".
Artikel 29 der Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).
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