PRESSEMITTEILUNG Nr. 24/2012 27. April 2012 EWSA eröffnet Debatte über Kohäsionspolitik 2014-2020 Auf der 480. Plenartagung des Europäischen Wirtschaftsund Sozialausschusses (EWSA) am 25. April hatten Vertreter der Zivilgesellschaft die Gelegenheit, den Vorschlag der Kommission zur Kohäsionspolitik für den Zeitraum 2014-2020 zu beleuchten. Dieser Politikbereich macht nicht weniger als ein Drittel des EU-Haushalts aus, d.h. 350 Milliarden Euro über sieben Jahre. An der Debatte nahm der EU-Regionalkommissar Johannes Hahn teil. Der Ausschuss der Regionen war durch seinen ehemaligen Präsidenten und amtierenden Vorsitzenden der AdR-Fachkommission für Kohäsionspolitik (COTER) Michel Delebarre vertreten. Hintergrund für die Debatte war ein Kohäsionspaket aus fünf Stellungnahmen, das den Standpunkt des EWSA zu einem Legislativvorschlag der Europäischen Kommission vom Oktober darlegt. Nach Ansicht des EWSA-Präsidenten Staffan Nilsson ist die Kohäsionspolitik einer der Bereiche, in denen die Arbeit der EU am sichtbarsten ist und dessen Ergebnisse alle sehen können: Die vier Kohäsionsfonds haben geschätzte 1,4 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, 47.000 Kilometer Autobahnnetz finanziert und Abwasseraufbereitungsanlagen für 23 Millionen Menschen geschaffen. Die Kohäsionspolitik hat zweifelsohne eine unmittelbare Auswirkung auf den Alltag der Bürgerinnen und Bürger, obwohl sie immer noch einer der Politikbereiche ist, über die am wenigsten gesprochen wird. Das möchte der EWSA dadurch ändern, dass die Debatte und die Umsetzung der politischen Maßnahmen künftig bürgernäher werden. "Die Bedürfnisse und Interessen der Bürger müssen im Mittelpunkt einer jeden gemeinschaftspolitischen Maßnahme stehen. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass das Partnerschaftsprinzip in der EU-Kohäsionspolitik so angewandt wird, dass sich alle Interessenträger voll einbringen können." EU-Kommissar Hahn wies auf die direkte Auswirkung der Kohäsionspolitik auf die europäischen Bürgerinnen und Bürger hin, und machte deutlich, wie wichtig die Unterstützung der Zivilgesellschaft dabei ist. Er dankte dem EWSA für seinen wertvollen Beitrag zu den laufenden Verhandlungen mit dem Rat und dem Europäischen Parlament und unterstrich die Bedeutung der Europa-2020-Strategie für den neuen kohäsionspolitischen Ansatz und das Partnerschaftsprinzip. Michel Delebarre brachte den regionalen Aspekt ins Spiel und machte deutlich, dass der Ausschuss der Regionen und der EWSA in ihren Kernaussagen über die Kohäsionspolitik weitgehend übereinstimmen. "Wir im AdR sagen Ja zu einer Kohäsionspolitik, die das gesamte Gebiet der EU abdeckt, Ja zu einer stärkeren Integration der Regionen, Ja zur Kategorie der Übergangsregionen und Ja zu einer nachhaltigen, durch Kohäsionsmittel finanzierten Stadtentwicklung." Georgios Dassis, Vorsitzender der Gruppe Arbeitnehmer, meinte zum Kommissionsvorschlag: "Der EWSA war bei jeder einzelnen Maßnahme zur Förderung des sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhalts ein Verbündeter der Kommission, und Sie können sicher sein, dass es niemanden gibt, der mehr darum bemüht ist, die Kluft zwischen den Reichen und den weniger Reichen zu Rue Belliard/Belliardstraat 99 – 1040 Bruxelles/Brussel – BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 25469396 – Fax +32 25469764 E-mail: [email protected] – Internet: www.eesc.europa.eu DE schließen, als wir." Stefano Mallia brachte einige der Hauptanliegen der Gruppe der Arbeitgeber zur Sprache. "Wir sollten sicherstellen, dass die Kohäsionspolitik von der Zivilgesellschaft als Partner mitgetragen wird, sodass mit jedem einzelnen Euro, den wir ausgeben, das Wachstum angekurbelt wird, denn genau das braucht Europa jetzt, insbesondere in Zeiten knapper Kassen. Gleichzeitig sollten wir die makroökonomische Konditionalität flexibel genug handhaben, um die Länder und Regionen, die am meisten Hilfe benötigen, nicht zu benachteiligen." Der Vorsitzende der Fachgruppe ECO Michael Smyth (Gruppe Verschiedene Interessen) forderte, dass alle Partner und Interessenträger konkret in die Vorbereitung, Durchführung und Ex-post-Bewertung kohäsionspolitischer Projekte eingebunden werden. Einer der Berichterstatter des Kohäsionspaketes, Ioannis Vardakastanis (Gruppe Verschiedene Interessen), stellte fest: "Im Rat der Europäischen Union wird heute ein Frontalangriff auf soziale Grundsätze geführt. Der Rat "Allgemeine Angelegenheiten" beschloss gestern, alle Klauseln in Bezug auf Geschlecht, Nichtdiskriminierung und Behinderung aus der Ex-ante-Konditionalität des Vorschlags über gemeinsame Bestimmungen zu streichen. Dies zeigt, dass diese Themen wirksamer im Rest der Verordnung verankert werden müssen, indem z.B. die Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen in die gemeinsamen Bestimmungen aufgenommen wird." Worum geht es? Der Legislativvorschlag der Europäischen Kommission legt ein neues Paket von Programmen und Projekten sowie neue Regeln zur Bewertung und Durchführung fest. Die Kernbotschaft des EWSA-Pakets ist, dass der Erfolg der Kohäsionspolitik von einer wirksamen Partnerschaft mit der Zivilgesellschaft und Basisinitiativen abhängt, sprich von der Anwendung des Partnerschaftsprinzips. Der EWSA fordert die Institutionen außerdem auf festzulegen, wie dieser neue Verhaltenskodex in der Praxis funktionieren soll, mit klaren Leitlinien für Projekte und Programme. Außerdem sind die Bemühungen der Kommission zur Vereinfachung der Verfahren nicht ehrgeizig genug: Es gibt immer noch verwaltungstechnische Hürden, insbesondere für kleinere Unternehmen und NGO, die unter einer übermäßigen Kontrolle leiden. Da der neue Ansatz der Europäischen Kommission darauf abzielt, die Kohäsionspolitik und die Europa-2020-Strategie aufeinander abzustimmen, fordert der EWSA, dass mindestens 40% des Europäischen Sozialfonds zur Förderung von Beschäftigung und Mobilität und 20% zur Stärkung der sozialen Eingliederung und zur Bekämpfung von Armut eingesetzt werden. Rückblickend auf die Kohäsionspolitik 2007-2013 wurden die Investitionen zu spärlich verteilt. Die politische Koordinierung ist von entscheidender Bedeutung, und die Strukturfonds sollten auf die wichtigsten Themenbereiche ausgerichtet sein, bei gleichzeitiger Wahrung eines gewissen Grades an Flexibilität. Die Stellungnahmen des EWSA finden Sie unter: http://www.eesc.europa.eu/?i=portal.en.events-and-activities-480-plenary-session-opinions. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Karin Füssl, Leiterin des Pressereferats E-mail: [email protected] Tel.: +32 2 546 8722 Rue Belliard/Belliardstraat 99 – 1040 Bruxelles/Brussel – BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 25469396 – Fax +32 25469764 E-mail: [email protected] – Internet: www.eesc.europa.eu