Nr. 48/2015 14. Juli 2015 EWSA empfiehlt der Kommission Anstrengungen zur Vertiefung der wirtschaftlichen Integration im Rahmen der Prioritäten für 2016 Die Vertreter der organisierten Zivilgesellschaft in Europa haben eine Reihe von Empfehlungen für das Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für 2016 abgegeben. Im Vorfeld der morgigen Debatte des Kollegiums der Kommissionsmitglieder legt der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) seine Positionen zu den wichtigsten Prioritäten der EU 2016 vor – von der Wirtschaft bis hin zur demokratischen Erneuerung des europäischen Projekts. Nach den enormen Turbulenzen im Euro-Raum und den nur langsamen Fortschritten in Richtung auf ein europäisches Sozialmodell im Jahr 2015 mahnt der EWSA, dass 2016 endlich den Erwartungen der europäischen Bürgerinnen und Bürger entsprochen werden muss. Der Ausschuss ist entschlossen, die Europäische Kommission in ihren Bemühungen um einen Wiederaufschwung in Europa durch die begrüßenswerte "Investitionsoffensive für Europa" zu unterstützen, und hat folgende Aktionsschwerpunkte der zehn von Kommissionspräsident Juncker festgelegten Prioritäten herausgehoben: 1. Beschleunigung der wirtschaftlichen Integration (Euro-Raum) und der Konvergenz (EU-28) Die wichtigste Lehre aus der Krise in Griechenland lautet, dass die Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) von herausragender Bedeutung ist. Die EU muss ihr gegenwärtiges Modell vertiefen und dazu Maßnahmen zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit ergreifen und Investitionen zur Belebung von Wachstum und Nachfrage tätigen. Insbesondere sollte der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten mittels der Schaffung einer Kapitalmarktunion verbessert werden, um die Realwirtschaft zu fördern. Darüber hinaus sollten Sozialinvestitionen, die der Schlüssel für die Konvergenz der EU-Länder sind, nicht in die Berechnung der Haushaltsdefizite der jeweiligen Länder eingehen, und im Rahmen des Europäischen Semesters sollten soziale Indikatoren berücksichtigt bzw. Abschätzungen der sozialen Folgen vorgenommen werden. Es sollte ein gerechtes Steuersystem geschaffen werden mit einer für alle Mitgliedstaaten einheitlichen Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage und Verfahren für den Informationsaustausch zur Bekämpfung von Betrug und Steuerumgehung. 2. Schaffung eines strategischen Rahmens für die Energieunion Für die Energieunion und die Umsetzung des Rahmens für die Klima- und Energiepolitik bis 2030 sollte ein zuverlässiges und transparentes Lenkungssystem geschaffen werden, das mit dem europäischen Energiedialog verknüpft wird. Die gemeinsame Energiepolitik sollte auch zur Reduzierung der Energiekosten für Haushalte und Unternehmen führen sowie die Sicherheit der Energieversorgung und die Ausarbeitung eines Aktionsplans für erneuerbare Energieträger gewährleisten. Rue Belliard/Belliardstraat 99 – 1040 Bruxelles/Brussel – BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 2 546 9779 – Fax +32 25469764 E-Mail: [email protected] – Internet: www.eesc.europa.eu Der EWSA auf: DE 3. Bessere Rechtsetzung für mehr Demokratie und Konsultation Der EWSA unterstützt die Pläne der Europäischen Kommission für eine bessere Rechtsetzung, sofern diese die Demokratie in der EU stärken und nicht zu Lasten sozialer Rechte und der Umwelt gehen. Die partizipative Demokratie sollte gestärkt und die Zivilgesellschaft angemessen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Deshalb sollte die Europäische Bürgerinitiative gefördert werden und mehr Gewicht erhalten. Ebenso wichtig ist die Einbeziehung der nationalen Wirtschafts- und Sozialräte in den Dialog zwischen der EU-Kommission und den nationalen Parlamenten. Ausgehend von den Lehren aus den jüngsten Ereignissen fordert der EWSA zudem eine neue Einwanderungspolitik auf der Grundlage von Menschenrechten, Solidarität und Menschlichkeit. Hier könnte das Fachwissen, das er bei der Leitung des Europäischen Migrationsforums gewonnen hat, sowohl bei der Entwicklung und Umsetzung einer gemeinsamen Politik für Ausschiffung, Suche und Rettung als auch bei der Erleichterung des legalen Zugangs nach Europa wertvolle Dienste leisten. Ich hoffe, dass der heutige Beitrag des EWSA zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission 2016 dazu führen wird, dass die Kommission die Zivilgesellschaft, deren Sprachrohr der EWSA ist, als wichtigen Partner bei der Festlegung der Prioritäten für 2016 anerkennt, die den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger der EU gerecht werden müssen", erklärte Henri MALOSSE, Präsident des EWSA. Hinweis für die Presse Im 2012 unterzeichneten Protokoll über die Zusammenarbeit zwischen dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und der Europäischen Kommission ist vorgesehen, dass der EWSA einen Beitrag zum Arbeitsprogramm der Kommission leistet. In Abschnitt I "Institutionelle und administrative Beziehungen" heißt es: "Der EWSA gibt einmal jährlich jeweils im ersten Halbjahr seine Hauptprioritäten im Zusammenhang mit dem Arbeitsprogramm der Kommission für das kommende Jahr bekannt." Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Caroline Alibert-Deprez E-mail: [email protected] Tel: +32 2 546 9406 ______________________________________________________________________________ Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) gewährleistet die Vertretung der verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Bereiche der organisierten Zivilgesellschaft. Er ist eine beratende Versammlung und wurde 1957 durch die Römischen Verträge errichtet. Die beratende Funktion des EWSA ermöglicht es seinen Mitgliedern und damit auch den Organisationen, die diese vertreten, am Beschlussfassungsprozess der EU teilzuhaben. Dem Ausschuss gehören 353 Mitglieder an, die vom Rat der Europäischen Union ernannt werden. _______________________________________________________________________________ Rue Belliard/Belliardstraat 99 – 1040 Bruxelles/Brussel – BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 2 546 9779 – Fax +32 25469764 E-Mail: [email protected] – Internet: www.eesc.europa.eu Der EWSA auf: