Abschlussbericht ForMat-Plus

Werbung
Wirtschaftsmodellversuch
Bundesweite Umsetzung einer
auftragsorientierten Ausbildungskultur
im Handwerk (ForMat-PLUS)
Verlängerung des Wirtschaftsmodellversuchs
„Fortbildung von Meistern und Gesellen zur Umsetzung einer
auftragsorientierten Ausbildung im Sanitär-,
Heizungs- und Klimahandwerk“ ForMat
Abschlussbericht
Wilhelmshaven/Bremen, Dezember 2006
Der Wirtschaftsmodellversuch ForMat-PLUS wurde vom
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus Mitteln des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
gefördert
Bearbeitung und Redaktion
Michael Sander
Eckhard Stein
Information und Kontakt
Michael Sander
Eckhard Stein
Forschungsgruppe
Praxisnahe Berufsbildung (FPB)
Wilhelm-Herbst-Str. 7
Innung für Sanitär-und Heizungstechnik
Wilhelmshaven
Kieler Str. 74
28359 Bremen
26382 Wilhelmshaven
Tel.: 0421 / 218 4924
Email: [email protected]
Homepage: www.fpb.uni-bremen.de
Tel.: 04421 / 21347
Email: [email protected]
2
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Angaben zum Modellversuch................................................. 4
Vorbemerkungen ......................................................................................... 5
1
Hintergründe, Ziele und Aufgabenstellungen des
Wirtschaftmodellversuchs ForMat-Plus ............................................ 6
1.1
1.2
1.3
ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE AUS FORMAT ........... 10
BILDUNGSPOLITISCHE PERSPEKTIVEN – VORSCHLÄGE FÜR EINE VERWERTUNG
UND VERBREITUNG DER ERGEBNISSE AUS FORMAT ....................................... 11
ZIELE UND AUFGABENSTELLUNGEN DES WIRTSCHAFTSMODELLVERSUCHS
FORMAT-PLUS ............................................................................................... 13
2
Arbeitsweise und Aktivitäten im Berichtszeitraum ........................ 15
3
Ergebnisse der Modellversuchsarbeit .............................................. 17
3.1
3.2
3.4
3.5
PROJEKTORGANISATION .................................................................................. 17
AUFBAU DES NETZWERKS VON EINRICHTUNGEN ZUR BUNDESWEITEN
VERBREITUNG DES SEMINARKONZEPTS ........................................................... 18
QUALIFIZIERUNG DES AUSBILDUNGSPERSONALS DER
BILDUNGSEINRICHTUNGEN .............................................................................. 19
GESCHÄFTSMODELL ZUR VERMARKTUNG DES SEMINARANGEBOTES .............. 19
AKQUISEAKTIVITÄTEN UND SEMINARUMSETZUNGEN IN DEN
3.6
3.7
3.8
3.9
BILDUNGSEINRICHTUNGEN UND ÜBERTRAGUNG AUF ANDERE GEWERKE ....... 19
WEITERENTWICKLUNG DER SEMINARMATERIALIEN ........................................ 22
DIFFERENZIERUNGEN DES SEMINARANGEBOTS ............................................... 23
VERMARKTUNG UND VERBREITUNG DES SEMINARANGEBOTS ........................ 24
FAZIT ............................................................................................................... 25
3.3
3
Allgemeine Angaben zum Modellversuch
Projekttitel:
Bundesweite Umsetzung einer auftragsorientierten
Ausbildungskultur im Handwerk (ForMat-PLUS) /
Verlängerung des Wirtschaftsmodellversuchs: Fortbildung
von Meistern und Gesellen zur Umsetzung einer auftragsorientierten Ausbildung im Sanitär-, Heizungs- und
Klimahandwerk (ForMat)
Durchführungsträger:
Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit
und Verkehr
Durchführende Stelle:
Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Wilhelmshaven
Projektleitung und
-betreuung:
Eckhard Stein
Wissenschaftliche
Begleitung:
Forschungsgruppe Praxisnahe Berufsbildung (FPB)
Projektleitung:
Projektbetreuung:
Universität Bremen
Prof. Dr. Manfred Hoppe
Michael Sander
Fachliche Betreuung:
Werner Gerwin
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Land:
Niedersachsen
Förderungskennzeichen:
FKZ D ForMat-PLUS / Teil DT und Teil WB
Schwerpunktbereich:
Berufliche Bildung
Verlängerungszeitraum:
01.09.2004 – 31.12.2005
Kostenneutrale
Verlängerung:
01.01.2006 – 31.03.2006
Berichtszeitraum:
01.12.2004 – 31.03.2006
4
Vorbemerkungen
Der vorliegende Abschlussbericht spiegelt die Ergebnisse und Erfahrungen im Verlängerungszeitraum des Wirtschaftsmodellversuchs „Fortbildung von Meistern und Gesellen zur Umsetzung einer auftragsorientierten Ausbildung im Sanitär-, Heizungs- und
Klimahandwerk“ ForMat wieder. Im Verlängerungszeitraum lief der Wirtschaftsmodellversuch unter der Bezeichnung „Umsetzung einer auftragsorientierten Ausbildungskultur im Handwerk“ ForMat-PLUS. Der Bericht gliedert sich in drei Kapitel.
Zur Hinführung auf die Ziel- und Aufgabenstellungen von ForMat-PLUS, werden im
ersten Kapitel die Ergebnisse aus ForMat zusammenfassend dargestellt und die zentralen Aufgaben des Verlängerungszeitraums beschrieben. Das zweite Kapitel befasst sich
mit der Dokumentation des Vorgehens, der Arbeitsweise und der Aktivitäten im Berichtszeitraum. Das dritte Kapitel fasst die modellversuchsbezogenen Ergebnisse und
Erfahrungen des Verlängerungszeitraums zusammen. Dabei werden sowohl die Erfahrungen und Ergebnisse im Aufbau eines bundesweiten Netzwerks von Bildungseinrichtungen zur Verbreitung des im Rahmen von ForMat erstellen Seminarkonzepts „Ausbildung mit ForMat“ als auch die Überarbeitung der Seminarstruktur sowie der Seminarinhalte dargestellt. Das vierte Kapitel schließlich widmet sich den Ergebnissen
im Zusammenhang mit den berufspädagogischen Perspektiven zur Weiterentwicklung des entwickelten Netzwerks- und Qualifizierungsansatzes und stellt Verknüpfungen zu modellversuchsweiterführenden Maßnahmen zur möglichen Sicherstellung
eines nachhaltigen Transfers und zur Verstetigung auf Bundesebene her.
Die im Rahmen des Modellversuchs überarbeiteten Materialien – Seminarordner für
Dozenten und Teilnehmer inkl. CD-ROM– sind Bestandteil des Abschlußberichts.
5
1
Hintergründe, Ziele und Aufgabenstellungen des
Wirtschaftmodellversuchs ForMat-Plus
Die Entwicklung des Seminarkonzepts „Ausbildung mit ForMat“ basierte auf den Erkenntnissen und Ergebnissen einer Reihe von Modellversuchen im Handwerk. Hierzu
gehörten die Wirtschaftsmodellversuche „Handeln und Lernen im Betrieb“1 – in dessen
Rahmen das auftragsorientierte Konzept „Lernen im und am Kundenauftrag“2 entstand
– und „Selbstlernen am Kundenauftrag“3, der sich mit der Frage der Übertragung des
Konzepts auf Berufsbildungszentren des Handwerks unter den Aspekten Gewerke übergreifender Kundenaufträge und Medienunterstützung konzentrierte. Im Zuge dieser Arbeiten sind darüber hinaus Lern- und Lehrmedien zum Thema veröffentlicht worden.4
Eine weitere Darstellung und Kommentierung der meisten hier genannten Medien zum
auftragsorientierten Lernen findet sich in Gerwin (2003)5.
Die Ergebnisse aus den genannten Modellversuchsumsetzungen an den Lernorten der
beruflichen Bildung zeigten, dass es möglich ist, Auszubildende ganzheitlich durch ein
„Lernen im und am Kundenauftrag“ am Auftragserfüllungsprozess zu beteiligen.
Grundsätzlich zielt der Begriff „Lernen im und am Kundenauftrag“ auf die Verwendung in einem theoretisch-konzeptionellen Rahmen ab. D.h., immer dann, wenn allgemein und ohne konkreten Lernortbezug über das Konzept gesprochen wird, sollte der
Begriff „Lernen im und am Kundenauftrag“ gebraucht werden. In Ergänzung dazu ist
die Unterscheidung in ein Lernen im und am Kundenauftrag zu sehen, die auf eine unterschiedliche Anwendung bzw. Umsetzung der Konzeption an den Lernorten der beruflichen Bildung verweist: Ein Lernen im Kundenauftrag kennzeichnet die konkrete betriebliche Umsetzung, in der ein Lernen im „realen“ Kundenauftrag erfolgt bzw. ermöglicht wird. Ein Lernen am Kundenauftrag hingegen bezeichnet die Umsetzung des Konzepts in schulischen und/oder überbetrieblichen Ausbildungszusammenhängen, in denen zumeist in simulativen oder projektorientierten Zusammenhängen ein kundenaufWirtschaftsmodellversuch „Handeln und Lernen im Betrieb – Entwicklung und Erprobung eines Konzepts betrieblicher Berufsbildung für Klein- und Mittelbetriebe des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks HeLB, Bremen
1995 – 1998.
2 vgl. hierzu: Hoppe, M./Hummel, J./Gerwin, W./Sander, M. (Hrsg.) 2003: Lernen im und am Kundenauftrag –
Konzeption, Voraussetzung, Beispiele, Bielefeld.
3 Wirtschaftsmodellversuch „Selbstlernen am Kundenauftrag – Gewerkeübergreifende Zusatzqualifikationen für die
Aus-, Fort- und Weiterbildung im Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Elektrohandwerk“ (SLK), Stuttgart/Bremen 1999
– 2003.
4 a) Interaktive Medien des BIBB - Praxisbeispiele und Theorie, (Hrsg.), CD-ROM, Konstanz, 2005.
b) Selbstlernen am Kundenauftrag, Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.), CD-ROM, Konstanz, 2004.
c) Auftragsorientiertes Lernen im Handwerk, Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.), CD-ROM, Konstanz, 2003.
d) Ein Lernauftrag für Björn, Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.), Dokumentation eines Lernauftrags im Tischlerhandwerk Video-Kassette VHS, Konstanz, 1998.
e) Lernen am Kundenauftrag – Erfahrungen aus einem Wirtschaftsmodellversuch im Sanitär-, Heizungs- und
Klimahandwerk. Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.), Video Kassette, Bielefeld, 2000.
f) Ein Kundenauftrag im SHK-Handwerk, Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.), CD-ROM, Konstanz 2001.
5 Gerwin, W. (2003): Beispiele multimedialer Umsetzungen, In: In: Manfred Hoppe u. a. (Hrsg.): Lernen im und am
Kundenauftrag, Konzeption, Voraussetzung, Beispiele, Bielefeld, S. 255 – 267.
1
6
tragsnahes Lernen ermöglicht werden soll. Daneben, dies zeigen die Erfahrungen aus
unterschiedlichen Umsetzungen, ist eine Mischform zwischen dem Lernen im und am
Kundenauftrag möglich, z.B. durch die Zusammenarbeit zwischen Berufsschule und
Betrieb, bei dem sich das Lernen im mit dem Lernen am Kundenauftrag ergänzt.6
Mit dem „Lernen im Kundenauftrag“ soll dem Auszubildenden die Chance eröffnet
werden, frühzeitig und in Selbstverantwortung Aufgaben aus der betrieblichen Praxis zu
übernehmen, die zu einem Mehr an Motivation und Lernen sowie zu einer erhöhten Bereitschaft des persönlichen Einbringens beitragen. Weiter zeigen die Ergebnisse zum
„Lernen am Kundenauftrag“, dass die Vermittlung eher praxisorientierter Inhalte aus
der betrieblichen Auftragsarbeit mit den theoretischen Inhalten der schulischen Ausbildung korrespondieren kann. Durch ein abgestimmtes Zusammenwirken des Konzepts
„Lernen im und am Kundenauftrag“ (in Betrieb und Berufsschule) wird den Lernenden
und Lehrenden die Möglichkeit eröffnet, Ausbildungsinhalte als eine die Lernorte integrierende Einheit im dualen System anzusehen. Die unter integrativen und ganzheitlichen
Gesichtspunkten entwickelten und erprobten Aufgabenstellungen in Zusammenarbeit
von Schule und Betrieb orientieren sich danach deutlicher an den Interessen und praktischen Herausforderungen zukünftiger Facharbeit und gehen über die Vermittlung von
Kenntnissen und Fertigkeiten hinaus. Dies setzt jedoch auf der Seite der betrieblichen
Ausbilder die Bereitschaft voraus, den Auszubildenden in einem partnerschaftlichen
Verhältnis in den Arbeitsprozess einzubeziehen. Das bedeutet auch, dem Auszubildenden das Vertrauen entgegenzubringen, ihn frühzeitig – möglichst vom ersten Tag der
Ausbildung an – mit ganzheitlichen, im Kundenauftrag vorkommenden Arbeiten zu betrauen.
Die Erkenntnisse und Erfahrungen haben u. a. aber auch gezeigt, dass eine breite Umsetzung des Konzepts „Lernen im und am Kundenauftrag“ in das handwerkliche Ausbildungssystem begleitende Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen bedarf. Ein entscheidender Aspekt ist, dass die qualifikatorischen Voraussetzungen des ausbildenden
Personals in Betrieb, überbetrieblicher Einrichtung und Schule zu entwickeln sind: Die
kontinuierliche Umsetzung des Konzepts setzt voraus, dass Betriebsinhaber/Gesellen
und Ausbilder (ÜBA) Strukturen schaffen und bereitstellen, die für ein Lernen im Kundenauftrag förderlich sind und es einem Auszubildenden ermöglichen, während seiner
Ausbildungszeit in die ganzheitliche Gestaltung von Kundenaufträgen hineinzuwachsen. Hier sind sowohl die „neuen“ Inhalte für eine ganzheitliche Umsetzung des Kundenauftrages (z. B. Beratungskompetenz, kaufmännische Fähigkeiten) zusehen als auch
die Möglichkeiten der Entwicklung stützender Medien und Materialien.
vgl. hierzu: Hoppe, M./Hummel, J./Gerwin, W./Sander, M. (Hrsg.) 2003: Lernen im und am Kundenauftrag – Konzeption, Voraussetzung, Beispiele, Bielefeld.
6
7
Im Rahmen des Wirtschaftsmodellversuchs ForMat wurde das „Lernen im Kundenauftrag“ als didaktisch-methodische Leitidee in den Mittelpunkt der Seminarentwicklung
gestellt, zum einen, um der Konzeption in der Praxis einen höherer Stellenwert beimessen zu können und zum anderen, um Betriebsinhaber und Ausbilder für eine auftragsorientierte Ausbildung zu sensibilisieren und auf eine praktische Umsetzung vorzubereiten. Folglich galt es, eine dem Konzept „Lernen im Kundenauftrag“ entsprechende Fortund Weiterbildungsmaßnahme für Betriebsinhaber und Gesellen zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen.
Der Wirtschaftsmodellversuch „Fortbildung von Meistern und Gesellen zur Umsetzung
einer auftragsorientierten Ausbildung im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk“
(ForMat), hat sich in der Gesamtlaufzeit intensiv mit der Entwicklung eines zielgruppen- und praxisgerechten Seminarkonzepts befasst. Die inhaltliche Ausgestaltung dieses
Seminarkonzepts wurde – unter der Moderation des Fachverbandes Sanitär-, Heizungsund Klimatechnik Niedersachsen und der Forschungsgruppe Praxisnahe Berufsbildung
(FPB) – von einer mit Praktikern aus Betrieben, Berufsschulen und Ausbildern zusammengesetzten sog. „Kerngruppe“ erarbeitet. Die Mitglieder dieser Kerngruppe wurden
im Rahmen von ForMat mit dem berufspädagogischen Konzept „Lernen im und am
Kundenauftrag“ vertraut gemacht, lernten die hierzu vorhandenen Materialien kennen,
entwickelten aus der Perspektive ihrer jeweiligen Ausbildungspraxis die Seminarinhalte
(mit) und übernahmen im Rahmen der Seminardurchführungen die für die Verbreitung
der Inhalte wichtige Multiplikatorenfunktion. Hierdurch wurde zum einen der hohe Praxisbezug der Seminarinhalte sichergestellt und zum anderen die Möglichkeit eines Dialogs im Rahmen der Seminardurchführungen zwischen Praktikern gewährleistet.
Grundlegende Zielsetzung der Seminarentwicklung war es, den betrieblichen Ausbildern im Handwerk (Betriebsinhabern, Meistern und Gesellen), den Nutzen eines „Lernens im Kundenauftrag“ deutlich zu machen und sie mit berufspädagogischen Kompetenzen zur Umsetzung dieser zukunftsorientierten Ausbildungsform in ihre betrieblichen Ausbildungsstrukturen auszustatten.
Der Ablauf der Fortbildung „Ausbildung mit ForMat“ orientiert sich dabei in seiner
Grundstruktur an modernen Formen der Fort- und Weiterbildung. Nach einer ersten
Präsenzphase, in der die grundlegenden Elemente einer auftragsorientierten Ausbildung
vermittelt werden, erhalten die Teilnehmer praktische Aufgabenstellungen zur Umsetzung des Lernens im Kundenauftrag in ihrer betrieblichen Praxis. Die zweite Präsenzphase beinhaltet das Aufarbeiten der Praxiserfahrungen der Teilnehmer.
8
Abbildung 1: Seminarstruktur im Überblick
Dabei werden sowohl die Erfolge als auch die Probleme und Hemmnisse aus den je
spezifischen Umsetzungen der Teilnehmer erfasst und Problemlösestrategien diskutiert
bzw. angeboten. Darüber hinaus beinhaltet die zweite Präsenzphase berufspädagogische
Vertiefungen zum Lernen im Kundenauftrag. In der folgenden zweiten Praxisphase erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Erfolge in der Praxis zu bestätigen und zu
erweitern. Die dritte Präsenzphase des Seminars greift nochmals die Erfahrungen der
Betriebsinhaber, Meister und Gesellen auf und liefert abschließend eine Zusammenfassung des wichtigsten Elemente des auftragsorientierten Ausbildungskonzepts zur Verstetigung der Seminarziele bei den Teilnehmern.
Vor dem Hintergrund der Zielgruppe wurde die Fortbildung so konzipiert, dass sie mit
einem angemessenen Zeitaufwand zu bewältigen ist. Die Dauer der einzelnen Seminarbausteine ist unterschiedlich: Während die erste Schulungsphase ca. 5 Stunden umfasst,
werden für die zweite und dritte Schulung jeweils ein Vor- oder Nachmittag (ca. 4
Stunden) benötigt. Die dazwischen geschalteten Praxisphasen umfassen jeweils einen
Zeitraum von ca. 6 Wochen und bieten somit ausreichend Zeit, um erste Erfolge in der
Umsetzung des auftragsorientierten Lernens realisieren zu können. Zur Sicherstellung
des Praxiserfolges stehen die Multiplikatoren als qualifizierungsbegleitende Angebote
zur Verfügung, die den Teilnehmern insbesondere in den Praxisphasen Unterstützung
und Hilfestellungen geben sollen.
9
1.1
Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse aus ForMat
Im Rahmen des Wirtschaftsmodellversuchs ForMat wurden insgesamt 13 Seminare mit
rund 150 Teilnehmern durchgeführt (siehe im Einzelnen: 2. Zwischenbericht ForMat, S.
8; Abschlussbericht ForMat, S. 6). Die Teilnehmer haben in überwiegender Mehrzahl
die Struktur und die Inhalte des Qualifizierungsseminars „Ausbildung mit ForMat“ positiv bewertet (vgl. hierzu Abschlussbericht ForMat, Kap. 2.4).
Aus Sicht der Kerngruppe wurde festgehalten, dass sowohl die Projektleitung als auch
die betrieblichen, schulischen und überbetrieblichen Experten – die unmittelbar an der
Entwicklung und Umsetzung des Seminars beteiligt waren – ebenfalls durchweg ein positives Fazit der Modellversuchsarbeit zogen: Das Seminar ist klar gegliedert, die Materialien exemplarisch aufbereitet und der reibungslose Ablauf durch die Entwicklung
sog. „Regienanweisungen“ gewährleistet (siehe hierzu 2. Zwischenbericht ForMat).
Dem Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Niedersachsen ist es durch die
erfolgreiche Durchführung der Seminare und über regionale und landesweite Informationsveranstaltungen gelungen, das Seminar „Ausbildung mit ForMat“ im niedersächsischen Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk bekannt zu machen. Dies hat dazu geführt, dass der Fachverband über den Modellversuchszeitraum hinaus auf Anfragen von
Innungen bzw. Handwerksbetrieben die Seminartätigkeit kontinuierlich fortführt.
Vor dem Hintergrund der überaus positiven Erfahrungen aus der Entwicklung, Erprobung und Umsetzung des Seminarsangebotes „Ausbildung mit ForMat“ und der mittlerweile in den Ordnungsmitteln geforderten auftragsorientierten Ausbildung im Handwerk, wurde im Rahmen der modellversuchsanknüpfenden Maßnahme „Bundesweite
Umsetzung einer auftragsorientierten Ausbildungskultur im Handwerk“ (ForMat-Plus)
angestrebt, einen bundesweiten und Gewerke übergreifenden Transfer des Seminarangebotes einschließlich einer marktgerechten Aufbereitung der Materialien sicher zu stellen. ForMat-Plus sollte damit die Basis zur Etablierung einer auftragsorientierten Ausbildungskultur im gesamten Handwerk legen und über die unmittelbaren Effekte einer
Verbreitung der Seminarinhalte dazu führen, die Ausbildungsbereitschaft des Handwerks grundsätzlich zu stärken und Optionen für neue Ausbildungsplätze im Handwerk
entstehen zu lassen. Die flächendeckende Verbreitung des Seminarangebotes sowie der
entsprechenden Seminarmaterialien sollte durch die Entwicklung eines Geschäftsmodells gewährleistet werden. Gleichzeitig war damit intendiert, eine qualitative Umsetzungshilfe – in Ergänzung zur medialen Umsetzungshilfe des BIBB7 – zur Neuordnung
des Anlagenmechanikers/der Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik für das ausbildende Personal bereitzustellen.
BIBB 2004: Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – Ein neuer Name oder mehr?, CDROM
7
10
Die wissenschaftliche Begleitforschung konnte in der Planungsphase des Modellversuchs basierend auf ihren bisherigen Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Betreuung
von BIBB- und BLK-Modellversuchen grundlegende Fragestellungen formulieren. Dabei unterstützte sie die konzeptionelle Entwicklung und begleitete die Erprobung und
systematische Durchführung der Umsetzungen. Im Hinblick auf deren berufspädagogischen Gehalt und der didaktischen und methodischen Ausgestaltung – insbesondere bei
der Entwicklung des Seminarkonzepts und der dazugehörigen Teilnehmer- und Dozentenunterlagen – begründete sich die Erprobungsphase. Für die Erkenntnisgewinnung
und Evaluation der einzelnen Arbeitsschritte wurden vorwiegend qualitative Methoden
eingesetzt:
 teilnehmende Beobachtung und Dokumentation (interne Arbeitstreffen; Kerngruppentreffen; gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen);
 teilnehmende Beobachtungen bei den Erprobungen und Durchführungen des Seminars;
 schriftliche Befragung der Seminarteilnehmer.
Die Evaluationsschritte und deren Ergebnisse sind zum einen in die laufende Arbeit in
den einzelnen Aufgabenstellungen zurückgeflossen und dienten insbesondere der Verbesserung und Weiterentwicklung der jeweiligen Konzepte bzw. Umsetzungen. Die
Evaluationsarbeiten erfolgten in enger Zusammenarbeit und in enger Rückkopplung zu
den Durchführenden. Da die angewendeten Methoden der qualitativen Sozialforschung
verpflichtet waren, orientierten sich die wissenschaftlichen Standards vor allem an der
Art und Weise der wissenschaftlichen Professionalität; die wissenschaftliche Begleitforschung konnte auf langjährige Erfahrungen und Kenntnisse auf dem Gebiet der teilnehmenden Beobachtung und des qualitativen Interviews mit Leitfaden zurückgreifen.
Die wissenschaftliche Begleitung stellte die Ergebnisse und Erkenntnisse auf bildungswissenschaftlichen Veranstaltungen vor; neben der fachwissenschaftlichen Öffentlichkeit wurde auch auf Praxisseminaren z.B. für Meister, Gesellen und Ausbilder berichtet.
1.2
Bildungspolitische Perspektiven – Vorschläge für eine Verwertung und
Verbreitung der Ergebnisse aus ForMat
Die wissenschaftliche Begleitung hat in den letzten Jahren federführend das im Rahmen
des Wirtschaftsmodellversuch „Fortbildung von Meistern und Gesellen zur Umsetzung
einer auftragsorientierten Ausbildung im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk –
ForMat“ eingesetzte berufspädagogische Leitkonzept „Lernen im und am Kundenauftrag“ entwickelt und an unterschiedlichen Lernorten erprobt und umgesetzt. Die Erfahrungen und Ergebnisse zeigen, dass diese zukunftsweisende Form der Ausbildung mittlerweile von den Akteuren der beruflichen Bildung anerkannt und akzeptiert wird. Diese
Entwicklung wurde zwischenzeitlich mit dem Neuordnungsverfahren der Ausbildungs11
berufe des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks durch die Aufnahme auftragsorientierter Leitlinien aufgegriffen und in der Ausbildungsverordnung sowie dem lernfeldorientierten KMK-Rahmenlehrplan berücksichtigt. Für die Berufe des Elektrohandwerks
hat sich die Neuordnung in ähnlicher Weise ausgewirkt und es ist davon auszugehen,
dass sich dies bei weiteren anstehenden Neuordnungsverfahren im Handwerk fortsetzen
wird. Dadurch wird kurz- und mittelfristig eine Nachfrage nach Qualifizierungsangeboten zur Umsetzung einer auftragsorientierten Ausbildung an den Lernorten im Handwerk eintreten. Mit einer Weiterntwicklung des Seminars „Ausbildung mit ForMat“
könnte den Transfer- und Qualifizierungsanforderungen entsprochen werden, damit
nicht die Kompetenz des Bildungspersonals zum Engpass bei der Umsetzung innovativer Aus und Weiterbildungskonzepte in die Berufsbildungspraxis wird.8
Das im Rahmen von „ForMat“ entwickelte Seminar ist zur Schließung dieser Kompetenzlücke einen neuen Weg gegangen, indem es an der Qualifikation des Ausbildungspersonals als entscheidendem Faktor zur Umsetzung innovativer Ausbildungskonzepte
ansetzte. Im Ergebnis liegt ein neuer Weiterbildungsansatz für das Ausbildungspersonal
im Handwerk vor, der mit einer Gruppe von Gesellen und Meistern, die als Dozenten
eingesetzt wurden, erprobt wurde. Das Seminarkonzept in seiner modularen Struktur
besteht aus Präsenz- und Selbstlernphasen. Ausgangspunkt der Qualifizierung sind
Lern- und Arbeitsaufgaben, die sowohl am Geschäfts- und Arbeitsprozess als auch an
den Anforderungen der Ausbildung ausgerichtet sind. Seminarbegleitende Angebote unterstützen den Lernprozess, insbesondere das selbstorganisierte Lernen in den Praxisphasen. Die Arbeit mit den Dozenten und das Interesse weiterer Teilnehmer zeugen von
der Akzeptanz des Angebotes und sind Ausdruck dafür, dass der neue Weiterbildungsansatz für das Handwerk richtungsweisend ist. Die wissenschaftliche Begleitung sieht
vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen die Chance, diesen Ansatz durch den
Aufbau eines bundesweiten Seminarangebotes flächendeckend und Gewerke übergreifend im Bereich der beruflichen Handwerksausbildung zu etablieren.
Darüber hinaus zeigt eine kritische Reflexion der Ergebnisse aus ForMat auch, dass bestimmte Potenziale dieses Ansatzes vor allem in den Praxisphasen noch intensiviert
werden sollten. So belegen die Rückmeldungen von Seminarteilnehmern, dass die seminarbegleitenden Materialien eine zielgruppengerechtere Optimierung bedürfen, dass
– zur Ausschöpfung der Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Dozenten – die Lernprozesse der Teilnehmer in den Praxisphasen transparenter zu gestalten sind und das die
Teilnehmer bei der Umsetzung der auftragsorientierten Ausbildung sich mit vergleichbaren betrieblichen Hemmnissen auseinander setzen müssen.
BIBB 2002: Empfehlung des BIBB-Hauptausschuss zur „Gestaltung und Durchführung von Ausbildungsmaßnahmen in überbetrieblichen Bildungsstätten“, Pressemitteilung 21/2002
8
12
1.3
Ziele und Aufgabenstellungen des Wirtschaftsmodellversuchs
ForMat-PLUS
Vor dem Hintergrund der überaus positiven Erfahrungen aus der Entwicklung, Erprobung und Umsetzung des Seminarsangebotes „Ausbildung mit ForMat“ und der mittlerweile in den Ordnungsmitteln geforderten auftragsorientierten Ausbildung im Handwerk wurde im Rahmen der modellversuchsanknüpfenden Maßnahme „Bundesweite
Umsetzung einer auftragsorientierten Ausbildungskultur im Handwerk“ (ForMat-Plus)
angestrebt, einen bundesweiten und Gewerke übergreifenden Transfer des Seminarangebotes einschließlich einer marktgerechten Aufbereitung der Materialien sicher zu stellen. ForMat-Plus sollte damit die Basis zur Etablierung einer auftragsorientierten Ausbildungskultur im gesamten Handwerk legen und über die unmittelbaren Effekte einer
Verbreitung der Seminarinhalte dazu führen, die Ausbildungsbereitschaft des Handwerks grundsätzlich zu stärken und Optionen für neue Ausbildungsplätze im Handwerk
entstehen zu lassen. Die flächendeckende Verbreitung des Seminarangebotes sowie der
entsprechenden Seminarmaterialien sollte durch die Entwicklung eines Geschäftsmodells gewährleistet werden.
Für die Unterstützung zur Entwicklung des Geschäftsmodells konnte die ChristianiAkademie, die in Kooperation mit dem Christiani-Verlag seit Jahren Medien für die berufliche Bildung vertreibt bzw. Fort- und Weiterbildungen anbietet, kostenneutral gewonnen werden. Die Christiani-Akademie sollte u. a., in enger Zusammenarbeit mit
dem Antragsteller und der wiss. Begleitung, ein bundesweites Netzwerk zur flächendeckenden Verbreitung des Seminarangebotes als marktfähiges Geschäftsmodell aufbauen. Dabei waren sowohl die bestehenden Kontakte des Verlages als auch entscheidende
und relevante Netzwerke des Handwerks, wie deren Fachverbände auf Landesebene
sowie Innungen für den regionalen Bezug, einzubeziehen. Einen besonderen Stellenwert
bei der Verbreitung wurde den Berufsbildungszentren des Handwerks beigemessen, die
vor dem Hintergrund der geforderten Weiterentwicklung dieser Einrichtungen zu Kompetenzzentren an der Erschließung neuer Geschäftsfelder interessiert sind.
Weitere Netzwerke, die für eine zielgruppengerechte Verbreitung genutzt werden können, sind der Arbeitskreis Versorgungstechnik und die WILO-Brain-Schulungszentren,
mit denen die Christiani-Akademie zusammenarbeitet. Das hier für die betriebliche
Ausbildung beschriebene Geschäftsmodell sollte – ohne für den Wirtschaftsmodellversuch kostenträchtig zu wirken – vom Christiani-Verlag ergänzt werden um ein Seminarangebot für Lehrkräfte der berufsbildenden Schulen, da auch diese in Zukunft vor der
Herausforderung stehen, schulische Lernprozesse an den typischen Arbeits- und Geschäftsprozessen des Handwerks, folglich Kundenaufträge, auszurichten. Eine Abstimmung der Lernorte kann aber nur erfolgreich sein, wenn gemeinsame Zielsetzungen bestehen. Im Folgenden sind die Kernelemente des Geschäftsmodells zur flächendeckenden Umsetzung des Seminarangebotes zusammengefasst.
13
(1) Bundesweite Verbreitung des Seminarangebotes „Ausbildung mit ForMat“
durch den Aufbau regionaler Dozentenpools
Die bundesweite Verbreitung und Verstetigung des Seminars soll über die Entwicklung
eines flächendeckenden Dozentennetzwerkes sichergestellt werden, welches auf regionale Standorte aufbaut. Hierfür sollen unter Federführung der Christiani-Akademie sowohl handwerkstypische Strukturen (Zentralverbände, Handwerkskammern, Fachverbände und Innungen) wie auch bestehende Schulungsnetzwerke (z.B. WILO-BRAIN)
genutzt werden. Dabei ist beabsichtigt, dass Seminarangebot auch in den dafür vorgesehenen Einrichtungen wie Berufsbildungszentren – in Kooperation mit dem ChristianiVerlag – als Geschäftsfeld zu etablieren. Für die genannten Varianten sollen an ausgewählten Standorten Dozenten qualifiziert werden, die dann nach erfolgreicher Teilnahme das Seminarangebot „Ausbildung mit ForMat“ anbieten können. Der Aufbau des
Dozentennetzwerkes erfolgt mit Hilfe der im Rahmen von ForMat als Multiplikatoren
geschulten Meister und Gesellen, die auf ihre neue Aufgabe in ForMat-PLUS vorbereitet werden.
(2) Übertragung des bestehenden Seminarangebotes auf weitere Gewerke
Das Seminarangebot soll auf weitere Gewerke übertragen werden. Hiefür sind die unter
(1) genannten Netzwerke zu nutzen. Dabei bieten sich zuvorderst die Berufe des Elektrohandwerks an, die ähnlich wie das SHK-Handwerk organisiert sind, sich z. Zt. im
Neuordnungsverfahren befinden und ihre zukünftigen Ordnungsmittel nach heutigem
Kenntnisstand auftragsorientiert ausrichten werden. Als weitere Gewerke sind für eine
Übertragung das Maler- oder Tischlerhandwerk vorgesehen.
(3) Vertriebsgerechte Aufbereitung der vorhandenen Seminarmaterialien
Auf der Grundlage der im Rahmen von ForMat entwickelten Seminarunterlagen für
Teilnehmer und Dozenten sollen die vorhandenen Materialien in Zusammenarbeit mit
dem Christiani-Verlag überarbeitet und zielgruppengerecht durch die oben beschriebene
Aktivitäten dem Markt zugeführt werden.
(4) Professionelle Weiterentwicklung der seminarbegleitenden Angebote
Die für die Selbstlernphasen des Seminarangebotes relevanten seminarbegleitenden Angebote sollen eine professionelle Weiterentwicklung erfahren. Dabei sollen für die Praxis- bzw. Selbstlernphasen die Kernelemente des auftragsorientierten Ansatzes „Lernen
im und am Kundenauftrag“ in Form multimedialer Umsetzungshilfen methodischdidaktisch aufbereitet werden, um eine begleitete Stützung der Lernprozesse in den
Selbstlernphasen zu gewährleisten sowie den Transfer und die Nachhaltigkeit der Lerneffekte der Präsenzveranstaltungen zu verstetigen.
14
2
Arbeitsweise und Aktivitäten im Berichtszeitraum
Die Arbeit im Berichtszeitraum war durch den Aufbau eines bundesweiten Netzwerks
von Bildungseinrichtungen zur Verbreitung des Seminarkonzepts „Ausbildung mit
ForMat“, einer – dem berufspädagogischen Ansatz entsprechenden – Qualifizierung des
dort tätigen Ausbildungspersonals, der Begleitung bzw. Durchführung von Pilotseminaren in den kooperierenden Bildungseinrichtungen sowie mit der Weiterentwicklung der
in ForMat entwickelten Struktur und Inhalte des Seminarkonzepts geprägt. Zur Vorbereitung und organisatorischen bzw. inhaltlichen Umsetzung dieser Modellversuchsmaßnahmen wurden entsprechende Arbeitstreffen durchgeführt. Die aufgeführten Modellversuchsaktivitäten werden in den folgenden Tabellenübersichten detailliert dargestellt.
Datum
Ort
MV-Akteure
Inhalt
25. und 26. November 2004
FPB, Bremen
W. Gerwin, E. Stein,
M. Hoppe, M. Sander
Entwicklung eines Zeit- und Arbeitsplans
08. Dezember 2004
BIBB, Bonn
W. Gerwin, R. Detzel, H. Fromm, M.
Hoppe, M. Sander
Abstimmung über die Kooperation mit dem
Christiani-Akademie/-Verlag
01. und 02. Februar
2005
FPB, Bremen
Kerngruppe ForMat,
E. Stein, M. Sander
Interne Auftaktveranstaltung des Modellversuchs
08. Februar 2005
Würzburg
R. Detzel, H. Fromm, Weitere Abstimmung über die Kooperation
Th.. Pilger, M. Sanmit dem Christiani-Akademie/-Verlag und
der
Operationalisierung der ersten Schritte
14. April.2005
Hildesheim
Kerngruppe ForMat,
E. Stein, M. Sander
07. Juli 2005
Bonn
Th. Pilger, M. Sander Abstimmung mit dem Christiani-Akademe/Verlag
12. Juli 2005
Hildesheim
Kerngruppe, E.
Stein, M. Sander
1. Vorbereitung des Informations- und Qualifizierungsseminars in Essen
07. September
2005
Hildesheim
Kerngruppe, E.
Stein, M. Sander
2. Vorbereitung des Informations- und Qualifizierungsseminars in Essen
15. Dezember 2005
Hildesheim
Kerngruppe, E.
Stein, M. Sander
Auswertung der Qualifizierungsseminare
und Abstimmung zum weiteren Vorgehen
15. und 16. März
2006
Dangast
Kerngruppe, E.
Stein, M. Sander
Durchführung des Perspektiv-Workshops
ForMat-Plus
29. März 2006
Stuttgart
W. Gerwin, Th. Pilger, E. Stein, M.
Sander
Abstimmung zur Vorbereitung der abschließenden Modellversuchsarbeiten
Vorbereitung des Informations- und Qualifizierungsseminars in Bonn
Tabelle 1: Interne Arbeitstreffen
Datum
Ort
MV-Akteure
Inhalt
18. und 19. April
2005
BIBB, Bonn
Akteure aus Bildungseinrichtungen, Kerngruppe, E. Stein, M.
Sander
Durchführung einer Informations- und Qualifizierungsveranstaltung zur Konstituierung
des bundesweiten Bildungsnetzwerks
13. und 14. September 2005
Essen
Akteure aus Bildungseinrichtungen, Kerngruppe, E. Stein, M.
Sander
Durchführung einer Bildungsmaßnahme zur
Qualifizierung des Ausbildungspersonals
Tabelle 2: Qualifizierungsmaßnahmen für das Ausbildungspersonal
15
Datum
Ort
MV-Akteure
15. März 2005
Nürnberg
09. Mai 2005
FPB,
men
16. November 2005
Oldenburg
M. Sander
Inhalt
Informationsveranstaltung im Rahmen einer
Vorstandssitzung der SHK-Innung Nürnberg
Bre- Vertreter der Uni-Han.
/ HWK- Hildesheim, L.
Bock, M. Sander
T. Janssen, L. Bock,
E. Stein, M. Sander
Abstimmungsgespräch über mögliche Kooperation zur Universität Hannover und der
Handwerkskammer Hildesheim
Vorbereitung und Durchführung eines
„Chefseminars“ zur Akquise von Teilnehmern
Tabelle 3: Ausgewählte Akquisemaßnahmen
Datum
Ort
MV-Akteure
Inhalt
11. Januar 2006
Stuttgart
Seminarteilnehmer, E.
Stein, M. Sander
Durchführung der 1. Präsenzphase im
Elektro-Technologie-Zentrum Stuttgart
15. Februar 2006
Stuttgart
Seminarteilnehmer, E.
Stein, M. Sander
Durchführung der 2. Präsenzphase im
Elektro-Technologie-Zentrum Stuttgart
Jan. März 2006
Oldenburg
Seminarteilnehmer, R.
Wiechmann
Durchführung der 3. Präsenzphasen im
Elektrohandwerk über das bfe-Oldenburg
29. März 2006
Stuttgart
Seminarteilnehmer, E.
Stein, M. Sander
Durchführung der 3. Präsenzphase im
Elektro-Technologie-Zentrum Stuttgart
Tabelle 4: Durchgeführte Seminare
Titel
Erschienen
Ausbildung mit ForMat
Bildungspraxis, 2/2005, S. 30-31
Qualifizierungsseminar: Ausbildung mit ForMat
BM 12, Fachmagazin für Innenausbau, Möbel,
Bauelemente
Qualifizierungsmaßnahme für Ausbilder
SHK-Profi, Fachmagazin für die gebäudetechnische
Installation, 2/2005
ForMat-Plus für bessere und motiviertere Azubis!
Stuck-Info, Verbandszeitschrift der Stuckateure Baden-Württemberg, 10/2005, S. 12-13
Ausbildung mit ForMat
Elektro-Praktiker
Tabelle 5: Ausgewählte Veröffentlichungen
16
3
Ergebnisse der Modellversuchsarbeit
Im Folgenden werden die Ergebnisse und Erfahrungen des Wirtschaftsmodellversuchs
ForMat-Plus zusammenfassend dargestellt. Dabei werden (1) der Aufbau der Projektorganisation, (2) die Entwicklung des Netzwerks von Bildungseinrichtungen, (3) die Erfahrungen zur Qualifizierung des Ausbildungspersonals, (4) das erarbeitete Geschäftsmodell zur Vermarktung des Seminars, (5) die Maßnahmen der Bildungseinrichtungen
zur Bewerbung und zur Akquise von Seminarteilnehmern, sowie (6) die Überarbeitung
der Struktur und Inhalte des Seminars „Ausbildung mit ForMat“ beschrieben.
3.1
Projektorganisation
Zur effektiven Bearbeitung der einzelnen Arbeitspakete in ForMat-Plus und gegenseitigen Befruchtung wurde eine aus unterschiedlichen Gremien/Arbeitsgruppen bestehende
Projektorganisation gewählt. Danach ist vorgesehen, die Projektorganisation wie folgt
zu gestalten (siehe Abbildung 2):
 Steuergruppe, bestehend aus Innung und FPB;
 Kerngruppe, bestehend aus Steuergruppe und den Multiplikatoren aus ForMat;
 Seminarkoordinatorengruppe, bestehend aus Steuergruppe, Kerngruppe und den
zukünftigen Seminarkoordinatoren;
 Dozentengruppe, bestehend aus Steuer-, Kern-, und Seminarkoordinatorengruppe
sowie weiteren Dozenten, die von den Seminarkoordinatoren qualifiziert wurden.
Steuergruppe


Innung Sanitär- und Heizungstechnik Wilhelmshaven
Forschungsgruppe Praxisnahe Berufsbildung FPB


Steuergruppe
Multiplikatoren aus ForMat



Steuergruppe
Kerngruppe
Seminarkoordinatoren




Steuergruppe
Kerngruppe
Seminarkoordinatoren
weitere Dozenten
BIBB
Kerngruppe
Christiani-Akademie
Seminarkoordinatorengruppe
Dozentengruppe
Abbildung 2: Projektorganisation ForMat-PLUS
17
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), in seiner Funktion als fachliche Betreuung, wurde unmittelbar in die Aktivitäten der Steuer- und Kerngruppe einbezogen. Die
Christiani-Akademie konnte – nach Abstimmung eines Aufgabenschwerpunkts (siehe
hierzu die Unterpunkte 3.4 – 3.6) – für die Unterstützung der Modellversuchsaktivitäten
gewonnen werden.
3.2
Aufbau des Netzwerks von Einrichtungen zur bundesweiten Verbreitung
des Seminarkonzepts
Im Rahmen von Format-Plus sollen lt. Antrag an 8 Standorten Multiplikatorenschulungen durchgeführt werden. Die Standorte sollen eine bundesweite Abdeckung ermöglichen. Beim Aufbau des Netzwerkes wurden insbesondere solche Einrichtungen berücksichtigt werden, die eine Übertragung auf andere Gewerke gewährleisten konnten. In
Abstimmung mit dem BIBB hat die Steuergruppe 14 Bildungseinrichtungen angesprochen, um diese für eine Mitarbeit im Rahmen von ForMat-Plus zu gewinnen. Die in der
Tabelle 6 benannten Einrichtungen wurden letztlich für den Aufbau des Netzwerkes von
Multiplikatorenstandorten ausgewählt.
Nr.
Ort
Einrichtung
Ansprechpartner
Wofgang Lüllmann
Gewerk(e)
1
Bremen
Berufsförderungszentrum (BFZ)
SHK- und Elektrohandwerk
2
Oldenburg
Bundestechnologiezentrum für Elektro- Thorsten Jansund Informationstechnik e.V. (bfe)
sen
Elektrohandwerk
3
Osnabrück
Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ-Osnabrück)
Frank Möllenkamp
SHK-Handwerk
4
Lauterbach
Bildungs- und Technologiezentrum für
Elektro- und Informationstechnik (bzl)
Dieter Dutzmann
Elektrohandwerk
5
Stuttgart
Elektro-Technologie-Zentrum (etz)
Jörg Veit / Ralf
Englert
Elektrohandwerk
6
Hildesheim
Berufsbildungszentrum BBZ
Reinhard Ludwig
SHK-Handwerk
7
Stuttgart
Beförderungsverband des Badenwürttembergischen Stuckateurhandwerks m.b.H
Sven Hüttl
Stuckateurhandwerk
8
Alsdorf
Gebr. Steffen GmbH
Rolf Steffen
SHK- und Elektrohandwerk
9
Hannover
Fachverband Sanitär-, Heizungs- Klima- und Klempnertechnik
Horst-Dieter
Bunk
SHK-Handwerk
Tabelle 6: Übersicht der kooperierenden Bildungszentren
Das BIBB hatte darüber hinaus empfohlen, Seminarkoordinatoren auszuwählen, die in
bestimmten Regionen mehrere Standorte betreuen könnten. Dies sollten Personen sein,
die mit dem Bildungsansatz des auftragsorientierten Lernens vertraut sind. Ebenfalls
diskutiert wurde, dass es für die Christiani-Akademie hilfreich sei, eine Person aus ihrem Hause als Dozenten auszubilden.
18
Die Standorte Oldenburg und Hannover nahmen im Netzwerk eine Sonderstellung ein:
Das bfe-Oldenburg wurde vom Land Niedersachsen als kooperierende Einrichtung gewünscht; Hannover wurde mit der Fortführung der Aktivitäten aus ForMat durch den
Fachverband SHK Niedersachsen abgedeckt.
Ebenfalls eine Sonderstellung nahmen die Seminaraktivitäten der Gebr. Steffen ein.
Dieses Handwerksunternehmen der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche führt seit
Jahren Seminare für Betriebsinhaber, Meister und Gesellen zum Thema „Modernes
Management im Handwerk“ durch. Über die bestehende Kontakte zur wiss. Begleitung
gelang es, Teile des Seminarangebotes „Ausbildung mit ForMat“ in die sog.
UPTODATE-Offensive der Gebr. Steffen zu integrieren.
3.3
Qualifizierung des Ausbildungspersonals der Bildungseinrichtungen
Zur Vorbereitung des Ausbildungspersonals in den kooperierenden Bildungseinrichtungen wurden zwei Informations- und Qualifizierungsseminare – im April 2005 in Bonn
und im September 2005 in Essen – durchgeführt. Im Rahmen dieser Veranstaltungen
erhielten die zukünftigen Multiplikatoren die Gelegenheit, die Struktur und die Inhalte
des Seminars kennen zu lernen, um dieses zukünftig im regionalen Zusammenhang ihrer jeweiligen Einrichtung anbieten und durchführen zu können. Darüber hinaus dienten
diese Maßnahmen zur Festigung der Netzwerkarbeit und zur Abstimmung über ein einheitliches Geschäftsmodell zur Vermarktung des Seminarsangebotes.
3.4
Geschäftsmodell zur Vermarktung des Seminarangebotes
In mehreren Gesprächen zwischen Antragssteller, wiss. Begleitung, dem BIBB, der
Christiani-Akademie sowie den Geschäftsführern aus den Bildungseinrichtungen, konnte eine Verständigung über ein einheitliches Geschäftsmodell zur Vermarktung des Seminarkonzepts „Ausbildung mit ForMat“ erreicht werden. Die Christiani-Akademie
übernahm als Aufgaben die Weiterentwicklung der Seminarmaterialien, die Flyererstellung sowie die Gestaltung und den Druck der Seminarordner in der Dozenten- und Teilnehmerfassung. Die Seminarkosten wurden auf 345,00 Euro inkl. Seminarordner pro
Teilnehmer festgelegt. Darüber hinaus unterstützte die Christiani-Akademie die Bildungseinrichtungen bei der Akquise von Seminarteilnehmern. Für diese Dienstleistungen sollte die Christiani-Akademie den Bildungseinrichtungen einen Betrag von 85,00
Euro pro Teilnehmer in Rechnung stellen.
3.5
Akquiseaktivitäten und Seminarumsetzungen in den Bildungseinrichtungen
und Übertragung auf andere Gewerke
In Abstimmung mit ausgewählten Ansprechpartnern aus den kooperierenden Bildungseinrichtungen – i. d. R. die Geschäftsführer bzw. Abteilungsleiter – wurde das Seminar
„Ausbildung mit ForMat“ im regionalen Umfeld der Bildungseinrichtungen beworben.
19
Dabei wurden unterschiedliche Werbemöglichkeiten benutzt. Zur Unterstützung der
Teilnehmerakquise wurde in Zusammenarbeit zwischen der wiss. Begleitung und der
Christiani-Akademie ein Seminarflyer entwickelt und an alle Netzwerkeinrichtungen in
großer Anzahl verteilt. Weiter nutzte die Christiani-Akademie ihr berufsbezogenes
Netzwerk im SHK- und Elektrohandwerk und versandte rund 500 Pressetexte zur Bewerbung des Seminars an Fachverbände, weitere Bildungseinrichtungen sowie an die
wichtigsten Fachzeitschriften der jeweiligen Handwerksbranchen.
Die Tabelle 7 auf der folgenden Seite gibt hierüber detailliert Auskunft. Die Übersicht
macht deutlich, dass insgesamt rund 5.000 Handwerksbetriebe aus den Branchen Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik, der Elektrotechnik sowie dem Stuckateurhandwerk
angesprochen wurden. Dabei erhielten die Bildungseinrichtungen teilweise Unterstützung ihrer jeweiligen Handwerkskammer. Festzuhalten bleibt, dass trotz dieser Akquisemaßnahmen nur zwei Seminare an den Standorten Oldenburg in Stuttgart durchgeführt werden konnten.
Einrichtung
bfe-Oldenburg
Maßnahmen
 Anschreiben an 1.200 Betriebe
TN
Seminare
15
Durchführung
der 3 Präsenzphasen von
März-Mai 2006
1
TN nimmt im etz
teil
1
Seminar mangels TN abgesagt
1
Seminar mangels TN abgesagt
 Durchführung eines Chefseminars mit 32 TN
 Durchführung des Seminars in Form einer In-HouseSchulung in einem Elektrobetrieb
Stuckateuverband Leonberg
 Info in der Verbandszeitschrift „Stuck-Info“, das
BTZOsnabrück
 Bekanntmachung Innungsversammlung
 Ansprache von Meistern und Betrieben auf
1.200 Betriebe erreicht
Fachseminaren
 Akquiseschreiben an rund 500 Betriebe
BBZ –
Hildesheim
 Vorstellung der Maßnahme bei den „Junioren des






Handwerks“
Artikel in der regionalen Presse
Gespräche mit Gf der Kreishandwerkerschaften
Vorstellung bei Obermeistern versch. Innungen
Besuch div. Innungsversammlungen
Einzelgespräche mit Gf
Auslegen und Verteilen der Flyer an Lehrgangsteilnehmer
etz-Stuttgart




Anschreiben an 189 Innungsmitglieder
Hinweis im Innungsrundschreiben
Infos an kooperierende Innungen (ca. 600 Betriebe)
Durchführung des Seminars im etz-Stuttgart
Gebr. Steffen
 Integration von Teilen des Seminars „Ausbildung mit
5
250
ForMat“ in die UPTODATE-Offensive der Gebr. Steffen (www.uptodate-offensive.de)
Durchführung
der 3 Präsenzphasen von Januar-März 2006
Durchführung
begann im Februar 2006
Tabelle 7: Übersicht der Akquisemaßnahmen und des -erfolges
20
Darüber hinaus konnten im Rahmen der UPTODATE-Seminaraktivitäten der Gebr.
Steffen GmbH rund 100 Betriebe mit ca. 250 Teilnehmern aus dem Sanitär-, Heizungsund Klima- sowie dem Elektrohandwerk mit ausgewählten Teilen des Seminarkonzepts
„Ausbildung mit ForMat“ beschult werden. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die
Teilnahme an den ForMat-Plus-Schulungsinhalten obligatorischer Bestandteil des Gesamtkonzepts der UPTODATE-Offensive ist. Weitere Informationen zur UPTODATEOffensive unter http://www.uptodate-offensive.de.
Somit verbleibt für den Modellversuch eine eher ernüchternde Bilanz, die nach Aussagen der Ansprechpartner aus den Bildungseinrichtungen auf unterschiedliche Aspekte
zurückzuführen ist. Neben der oft und viel zitierten „schwierigen Marktlage im Handwerk“, wurden die Kosten (Seminargebühr plus Freistellung der Mitarbeiter) als Gründe
für eine Nichtteilnahme angeführt. Bei der Frage der Seminarkosten als hemmender
Faktor ist anzumerken, dass es einigen Einrichtungen gelang, diese mit EUFördermitteln bzw. Unterstützung der jeweiligen Handwerkskammern erheblich zu senken. Hinzu kommt eine generelle Weiterbildungsabstinenz im Handwerk, die auch von
anderen Experten bestätigt wird9 und die mittlerweile so ausgeprägt erscheint, dass
selbst fachlich-technologisch ausgerichtete Fort- und Weiterbildungsangebote der Bildungseinrichtungen kaum noch besucht werden.
Eine Bestätigung dieser Einschätzung zum Weiterbildungsverhalten im Handwerk fand
sich in der Durchführung eines sog. „Chefseminars“ am bfe-Oldenburg. Chefseminare
werden von dieser Einrichtung i. d. R. dafür genutzt, um Handwerksunternehmen auf
neue Technologien, Organisationsmodelle im Handwerk und/oder Fort- und Weiterbildungsangebote des bfe-Oldenburg aufmerksam zu machen. Dabei stehen technologieorientierte bzw. betriebswirtschaftliche Themen im Vordergrund. Die Seminare werden
– je nach Themenstellung – als Tages- bzw. Halbtagessseminare kostenpflichtig (zwischen 25,00 und 50,00 Euro) angeboten und richten sich vornehmlich an Betriebsinhaber, Meister und Geschäftsführer. Zur Teilnehmerwerbung für das Seminar „Ausbildung mit ForMat“ wurde in Zusammenarbeit zwischen der wiss. Begleitung, der Kerngruppe aus ForMat und dem bfe-Oldenburg ein Chefseminar mit dem etwas provokanten Titel „Mit Auszubildenden Geld verdienen?! – Wir zeigen wie es geht“ konzipiert
und im November 2005 durchgeführt. Die rund dreistündige Veranstaltung wurde von
32 Teilnehmern besucht. Obwohl der Veranstalter und die Referenten ein überaus positives Echo aus dem Plenum erhielten, konnte im Ergebnis nur ein Elektrobetrieb aus
dem Oldenburger Umland gewonnen werden, der im Frühjahr 2006 im Rahmen einer
In-House-Schulung das Seminarangebot „Ausbildung mit ForMat“ wahrnahm.
9
vgl. hierzu: ISF-München (Hrsg.): Verschläft das Handwerk die demographische Entwicklung, 2001)
http://www.demotrans.de/documents/2DOK_263hm_FG.pdf
21
Übertragung des Seminarkonzepts auf weitere Gewerke
Das Seminarkonzept „Ausbildung mit ForMat“ ist vornehmlich im Zusammenhang mit
dem Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk entwickelt worden. Die im Rahmen der
Verlängerung angestrebte Übertragung des Seminarkonzepts auf andere Gewerke konnte – wenn auch wie dargestellt in wenigen Umsetzungen – erreicht werden. So wurden
die Seminarumsetzungen im etz-Stuttgart sowohl mit Gesellen aus dem Elektro- und
Stuckateurhandwerk durchgeführt und die Teilnehmer der In-House-Schulung des bfeOldenburg kamen in Gänze aus dem Elektrobereich. Die von den Gebr. Steffen durchgeführten Seminare umfassten die Berufe des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks
und des Elektrohandwerks. Die Rückmeldungen von den Teilnehmern der genannten
Umsetzungen zeigten, dass eine Übertragung auf andere Gewerke ohne Probleme möglich ist.
3.6
Weiterentwicklung der Seminarmaterialien
In Zusammenarbeit mit der Christiani-Akademie wurden die vorhandenen Seminarmaterialien aus ForMat zunächst mit einem ansprechenden neuen Layout überarbeitet (siehe hierzu Abbildungen 3 und 4; vgl. hierzu Abbildung 1 auf Seite 8). Als Grundlage für
dieses Layout wurde die Gestaltung des Seminarflyers herangezogen.
Willkommen zum
Qualifizierungsseminar
„Ausbildung mit ForMat“
1. Präsenzphase
Elektro Technologie Zentrum Stuttgart
11. Januar 2006
Abbildung 3: Neugestaltung der Seminarmaterialien – Eingangsfolie
Das dabei neu gestaltete Layout diente der Christiani-Akademie als Basis zur Erstellung
der Seminarordner, die sowohl in einer Dozenten- als auch in einer Teilnehmerversion
vorliegen. Die DIN-A4-Ordner enthalten jeweils eine Kurzinformation über die Zielstellung, Struktur und Inhalte des Seminars, die jeweiligen Foliensätze der Präsenzphasen
in Papierform (mit der Möglichkeit sich zu jeder Folie Notizen zu machen) und einen
22
Anhang mit ausgewählten Praxisbeispielen. Die dem Seminarordner beiliegende CDROM enthält sämtliche im Rahmen des Seminars gezeigten Inhalte sowie die dem Ordner beiliegenden Materialien in digitaler Form.
Grundstruktur
m
Se
r
ina
nd
ite
e
l
g
be
2
11
e
ng
A
e
3
5
te
bo
4
Verstetigung
und Abschluss
Vertiefende Praxiserfahrungen
ermöglichen
Aufbereitung der Praxiserfahrungen
und theoretische Vertiefungen
Aufgabenstellungen
Praxiserfahrungen
ermöglichen
Einführung und theoretische
Hintergründe
Aufgabenstellungen
Abbildung 4: Neugestaltung der Seminarmaterialien – Inhaltsfolie
Eine inhaltliche Überarbeitung der Seminarmaterialien erfolgte vor dem Hintergrund
der Erfahrungen und Ergebnisse aus den Seminardurchläufen im etz-Stuttgart und des
bfe-Oldenburg.
3.7
Differenzierungen des Seminarangebots
Ausgehend von den unter 3.5 dargestellten Akquiseaktivitäten und der daraus resultierenden geringen Anzahl von Seminarumsetzungen im Rahmen von ForMat-Plus, wurden vom Projektkonsortium Überlegungen zur Differenzierung des Seminarangebots
entwickelt und umgesetzt. Dadurch soll eine Attraktivitätssteigerung des Seminarangebots erreicht werden, um dem Zeit- und Kostendruck im Handwerk – als oft genannte
Gründe für dessen Weiterbildungsabstinenz – entgegenzuwirken. Die einzelnen Seminardifferenzierungen werden im Folgenden skizziert.
a) Vollseminar
Das Vollseminar beinhaltet die ursprüngliche Qualifizierungsmaßnahme mit ihren drei
Präsenzphasen mit einer jeweiligen Dauer von rund vier Stunden und den dazwischen
geschalteten zwei sechswöchigen Praxisphasen. Das Vollseminar richtet sich in erster
Linie an Betriebsinhaber, Meister und Gesellen, steht aber auch Ausbildern aus überbetrieblichen Bildungsstätten und Lehrkräften aus berufsbildenden Schulen offen.
23
b) In-House-Schulung
Die In-House-Schulung orientiert sich grundsätzlich an der Struktur und den Inhalten
des Vollseminars. Aufgrund der Ausrichtung auf die Mitarbeiter eines Unternehmens
sind jedoch bei Bedarf firmenspezifische Anpassungen in der inhaltlichen und zeitlichen
Gestaltung möglich.
c) Eintagesseminar mit Erfahrungsaustausch
Das Eintagesseminar ist eine komprimierte Form des Vollseminars und bietet in rund 6
Stunden einen ersten Einstieg in das auftragsorientierte Lernen. Nach rund vier Wochen
ist ein moderierter Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmern vorgesehen. Das Eintagesseminar kann sowohl mit gemischten Gruppen oder auch als In-House-Schulung
durchgeführt werden.
d) Chefseminar
Die Chefseminare richten sich an Betriebsinhaber, Meister und Geschäftsführer von
Handwerksunternehmen und dienen der Information über das auftragsorientierte Lernen
und der Gewinnung von Teilnehmern für das Seminar „Ausbildung mit ForMat“. In der
Regel werden Chefseminare in Kooperation mit Bildungseinrichtungen des Handwerks
vor Ort durchgeführt. Der inhaltliche Ablauf umfasst einen berufspädagogischen Teil
zum „Lernen im Kundenauftrag“, einen betrieblichen Erfahrungsbericht, die Darstellung der Struktur und Inhalte des Vollseminars und eine abschließenden Diskussionsbzw. Fragerunde.
3.8
Vermarktung und Verbreitung des Seminarangebots
Wie schon dargestellt, hat sich die ursprünglich vorgesehene Strategie einer breitenwirksamen Vermarktung des Seminarangebots über ein bundesweites Netzwerk von
Bildungseinrichtungen, als wenig erfolgreich herauskristallisiert. Die Projektleitung hat
sich vor diesem Hintergrund für eine zentrale Vermarktung über den Kooperationspartner Christiani-Akademie entschieden. Die dargestellten Seminarangebote werden
somit z. Zt. von der Christiani-Akademie beworben und zentral über deren Marketinginstrumente – wie Medienkatalog, Homepage etc. – angeboten. Ob sich hierdurch
eine höhere Nachfrage ergibt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden (vgl. hierzu www.christiani.de).
Darüber hinaus ist vorgesehen, dass Seminar als eigenständiges Angebot für Ausbilder
auf dem Ausbilderportal des Bundesinstituts für Berufsbildung zu veröffentlichen
(www.af-bibb.de).
24
3.9
Fazit
Die wissenschaftliche Begleitung hat in den letzten Jahren federführend das im Rahmen
von ForMat und ForMat-Plus eingesetzte berufspädagogische Leitkonzept „Lernen im
und am Kundenauftrag“ entwickelt und mit betrieblichen, überbetrieblichen und schulischen Kooperationspartnern an den jeweiligen Lernorten erprobt und umgesetzt. Die Erfahrungen und Ergebnisse zeigen, dass diese zukunftsweisende Form der Ausbildung
mittlerweile von den Akteuren der beruflichen Bildung anerkannt und akzeptiert wird.
Diese Entwicklung wurde zwischenzeitlich mit dem Neuordnungsverfahren der Ausbildungsberufe des Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerks durch die Aufnahme auftragsorientierter Leitlinien aufgegriffen und in der Ausbildungsverordnung, dem lernfeldorientierten KMK-Rahmenlehrplan sowie in der Gestaltung von Ausbildungsangeboten für überbetriebliche Bildungsstätten berücksichtigt. Für die Berufe des Elektrohandwerks hat sich die Neuordnung in ähnlicher Weise ausgewirkt und es ist davon
auszugehen, dass sich dies bei weiteren anstehenden Neuordnungsverfahren im Handwerk fortsetzen wird. Dadurch wird kurz- und mittelfristig eine Nachfrage nach Qualifizierungsangeboten zur Umsetzung einer auftragsorientierten Ausbildung an den Lernorten bzw. bei dem dort tätigen Bildungspersonal im Handwerk eintreten.
Mit der dargestellten Weiterntwicklung des Seminars „Ausbildung mit ForMat“ konnte
dieser Entwicklung entsprochen werden, damit nicht die Kompetenz des Bildungspersonals zum Engpass bei der Umsetzung innovativer Aus und Weiterbildungskonzepte in
die Berufsbildungspraxis wird.
Das im Rahmen von „ForMat“ entwickelte Seminar ist zur Schließung dieser Kompetenzlücke einen neuen Weg gegangen, indem es an der Qualifikation des Ausbildungspersonals als entscheidendem Faktor zur Umsetzung innovativer Ausbildungskonzepte
ansetzte. Im Ergebnis liegt ein neuer Weiterbildungsansatz für das Ausbildungspersonal
im Handwerk vor, der mit einer Gruppe von Gesellen und Meistern, die als Dozenten/Multiplikatoren eingesetzt wurden, erprobt wurde. Das Seminarkonzept in seiner
modularen Struktur besteht aus Präsenz- und Selbstlernphasen. Ausgangspunkt der
Qualifizierung sind Lern- und Arbeitsaufgaben, die sowohl am Geschäfts- und Arbeitsprozess als auch an den Anforderungen der Ausbildung ausgerichtet sind. Seminarbegleitende Angebote unterstützen den Lernprozess, insbesondere das selbstorganisierte
Lernen in den Praxisphasen. Die Arbeit mit den Dozenten und das Interesse weiterer
Teilnehmer zeugen von der Akzeptanz des Angebotes und sind Ausdruck dafür, dass
dieser neue Weiterbildungsansatz insgesamt für das Handwerk richtungsweisend ist.
Die Ergebnisdarstellung abschließend bleibt festzuhalten, dass es im Rahmen von ForMat-Plus gelungen ist, die wesentlichen Ziel- und Aufgabenstellungen des Verlängerungszeitraums erfolgreich zu bearbeiten. Wenngleich auch die Anzahl der Seminarumsetzungen hinter den Erwartungen zurück blieb, so sind die Maßnahmen zur Professio25
nalisierung des Seminarkonzepts einschließlich der Seminarmaterialien sowie die Differenzierung des Seminarangebots ein weiterer Baustein in der Entwicklungslinie von
HeLB bis ForMat-Plus.
26
Herunterladen