Online-Ergänzungen zum Beitrag: Lactose-Intoleranz – Ein Einstieg in das Thema „Zucker“ J. Hermanns Material 4: Die Fischer-Projektion Der Chemiker Emil Fischer forschte auf dem Gebiet der Zuckerchemie. Für seine Erfolge auf diesem Gebiet erhielt er 1902 den Nobelpreis für Chemie. Fischer beschäftigte sich mit der Aufklärung der räumlichen Struktur der Zucker. Die von ihm vorgeschlagene Projektion zur Wiedergabe der räumlichen Struktur eines Zuckers in der Ebene heißt nach ihrem Erfinder Fischer-Projektion. Die Kette der Kohlenstoffatome wird hierbei vertikal angeordnet. Weitere Bindungspartner werden horizontal angeordnet. Das am höchsten oxidierte Kohlenstoffatom steht oben. Für die Glucose ergibt sich folgende Anordnung: H H HO H H O C C OH C H C OH C OH CH2OH Glucose in der Fischer-Projektion Um diese ebene Darstellung in eine räumliche Struktur zu überführen, geht man folgendermaßen vor: Das C-Atom, welches vier verschiedene Reste besitzt, befindet sich in der Zeichenebene. Mit ihm verbundene C-Atome befinden sich hinter der Ebene, die in der Abbildung links bzw. rechts stehenden Atome liegen davor. Enthält ein C-Atom vier verschiedene Substituenten (asymmetrisch substituiertes Kohlenstoffatom), stellt dieses C-Atom ein Chiralitätszentrum dar. Das Molekül ist dann chiral. Hierbei treten verschiedene räumliche Strukturen auf. Wenn diese sich wie Bild- und Spiegelbild verhalten, nennt man diese Enantiomere. Das Beispiel zeigt die beiden Enantiomere der Glucose. H H HO H H O C C OH C H C OH C OH CH2OH H HO H HO HO O C C H C OH C H C H CH2OH D- und L-Glucose in der Fischer-Projektion 1 Die Enantiomere werden nach der Stellung der Hydroxylgruppe am untersten asymmetrisch substituierten C-Atom benannt. Zeigt diese nach rechts, nennt man die Verbindung DGlucose, zeigt sie nach links L-Glucose. Aufgaben: a) Zeichnen Sie 2-Brombutan in der Fischerprojektion. Markieren Sie das Chiralitätszentrum und begründen Sie Ihre Auswahl. Zeichnen Sie die beiden Enantiomere. Bauen Sie 2Brombutan mit Hilfe des Molekülbaukastens. b) Zeichnen Sie die Monosaccharide Fructose und Galactose in der Fischer-Projektion. c) Bauen Sie mit Hilfe des Molekülebaukastens D- und L-Glucose. 2 Material 5: Haworth-Formeln Da die Glucose sowohl eine Aldehydgruppe als auch Hydroxylgruppen enthält, findet eine intramolekulare Cyclisierung statt. Hierbei werden sowohl 5-Ringe als auch 6-Ringe gebildet. Diese Tatsache wurde vom Chemiker Haworth entdeckt, der u.a. hierfür 1937 den Nobelpreis für Chemie erhalten hat. Die zeichnerische Darstellung dieser Ringe hat man nach ihm Haworth-Projektion genannt. Die eigentliche räumliche Struktur, nämlich die sesselförmige, wird hier nicht gezeichnet, sondern eine planare Darstellung gibt die räumliche Anordnung perspektivisch an. H CH2OH O H H OH H OH HO H OH α-D-Glucose in der Haworth-Formel Aufgaben: Glucose liegt im Kristall in einer Ringform vor. Nach dem Lösen in Wasser zeigt die Glucose Mutarotation; es bildet sich ein chemisches Gleichgewicht zwischen Ring- und Kettenform aus. a) Bauen Sie mit Hilfe des Molekülbaukastens D-Glucose in der Kettenform und führen Sie die intramolekulare Ringbildung durch. Führen Sie diese Operation sowohl für die Bildung des 5-Ringes als auch für die Bildung des 6-Ringes durch. Zeichnen Sie die erhaltenen Moleküle. b) Recherchieren Sie, wie sich Fructose in wässriger Lösung verhält. Notieren Sie ablaufende Reaktionen in der Haworth-Projektion. Führen Sie folgendes Experiment durch und erklären Sie das Ergebnis unter Berücksichtigung des Verhaltens von Fructose in wässriger Lösung: Experiment: Nachweis von Fructose mit der Fehling-Probe Geräte und Chemikalien: Bunsenbrenner, Dreifuß, Becherglas mit Wasser als Wasserbad, Reagenzglas, Spatel, dest. Wasser, Fructose, Fehling-Lösung I (umweltgefährdend, N) und II (ätzend, C). Durchführung: Eine Spatelspitze Fructose wird in 5 mL dest. Wasser gelöst. Je 5 Tropfen Fehling-Lösung I und II werden zugefügt. Das Reagenzglas wird im siedenden Wasserbad einige Minuten (bis zur deutlichen Farbänderung) erhitzt. 3 Material 6: Vom Monosaccharid zum Disaccharid Disaccharid-Moleküle sind aus zwei Monosaccharidbausteinen aufgebaut. Bei der Verknüpfung von zwei Monosacchariden zu einem Disaccharid findet eine Kondensationsreaktion zwischen zwei OH-Gruppen statt. Bei der Bildung des Haushaltszuckers (Saccharose) reagiert die OH-Gruppe am C-1-Atom der α-D-Glucose mit der OH-Gruppe am C-2-Atom der β-DFructose: H CH2OH O H H OH HO H OH H CH2OH H O HO H O CH2OH OH H Saccharose aus Glucose und Fructose Das entstandene Kondensationsprodukt nennt man Glykosid. Die OH-Gruppen, die reagiert haben, heißen entsprechend glykosidische OH-Gruppen. Die Verknüpfung wird nach den Nummern der beteiligten C-Atome bezeichnet. Im Falle der Saccharose handelt es sich demnach um eine α-1,2-glykosidische Verknüpfung. Eine Spaltung der Saccharose zu Glucose und Fructose ist auch möglich. Hierzu braucht man entweder eine Säure (saure Hydrolyse) oder das Enzym Invertase. Weitere bekannte Disaccharide sind die Maltose (Malzzucker) und die Lactose (Milchzucker). Im Falle der Maltose werden zwei D-Glucosebausteine α-1,4-glykosidisch verknüpft. Die Lactose besteht aus den Bausteinen Galactose und Glucose. Diese sind β-1,4-glykosidisch verknüpft. Aufgabe: Zeichnen Sie die Struktur der Maltose und der Lactose in der Haworth-Projektion. Bauen Sie eines dieser Moleküle mit Hilfe des Molekülbaukastens. Zucker (sowohl Mono- als auch Disaccharide) lassen sich mit der Fehling-Probe nachweisen. Dieser Nachweis funktioniert jedoch nicht mit allen Zuckern. Führen Sie die Fehling-Probe mit den folgenden Zuckern durch. Erklären Sie die Beobachtungen und entwickeln Sie eine Variante des Experiments um auch den / die Zucker mit der Fehling-Probe nachzuweisen, bei dem / denen der Nachweis nach der Standardvorschrift nicht erfolgreich war. Führen Sie dieses Experiment durch und werten dieses im Hinblick auf die Ausgangsproblematik aus. Experiment: Nachweis von Zucker mit der Fehling-Probe (Standardvorschrift) Geräte und Chemikalien: Bunsenbrenner, Dreifuß, Becherglas mit Wasser als Wasserbad, Reagenzglas, Spatel, dest. Wasser, Fructose, Glucose, Lactose, Mannose, Saccharose, FehlingLösung I (umweltgefährdend, N) und II (ätzend, C). Durchführung: Eine Spatelspitze des jeweiligen Zuckers wird in 5 mL dest. Wasser gelöst. Je 5 Tropfen Fehling-Lösung I und II werden zugefügt. Das Reagenzglas wird in das siedende Wasserbad einige Minuten (bis zur deutlichen Farbänderung) erhitzt. 4 Material 7: Lösung zum Lückentext Zusammen mit Fett und Eiweiß zählen die Zucker (auch Kohlenhydrate genannt) zu den Nährstoffen. Die Namen der einzelnen Zucker bekommen die Endung „-ose“. Ein bekannter Zucker ist die Glucose (Traubenzucker). Da es sehr viele Kohlenhydrate gibt, ist es sinnvoll, diese in Gruppen einzuteilen: Man unterscheidet zwischen Einfachzuckern (Monosaccharide), Zweifachzuckern (Disaccharide) und Vielfachzuckern (Polysaccharide). Diese sind aus einer Vielzahl von Monosaccharid-Einheiten aufgebaut. Zucker spielen nicht nur als Nahrungsmittel eine Rolle. Auch als nachwachsende Rohstoffe sind sie für die Industrie von Bedeutung. Die bekanntesten Vertreter der Monosaccharide sind Fructose (Fruchtzucker) und Glucose. Diese besitzen beide die Summenformel C6H12O6. Sie unterscheiden sich in ihrer Strukturformel. Fructose besitzt am zweiten C-Atom eine Ketogruppe und zählt deshalb zu den Ketosen. Glucose besitzt eine Aldehydgruppe und gehört zu den Aldosen. Neben der Einteilung in Aldosen und Ketosen werden die Saccharide entsprechend ihrer Anzahl Kohlenstoffatome im Molekül eingeteilt. Fructose und Glucose gehören deshalb zu den Hexosen. Glucose wird in der Pflanzenzelle bei der Photosynthese gebildet. In unserem Stoffwechsel kann die Glucose schnell verwertet werden. Wir nehmen jedoch nicht nur Monosaccharide zu uns. In unserer Nahrung befinden sich auch Di- und Polysaccharide. Diese müssen in ihre MonosaccharidBausteine gespalten werden. Diese Spaltung gelingt durch saure Hydrolyse oder durch Enzyme. So wird z.B. der Milchzucker (Lactose) durch das Enzym Laktase gespalten. Bei den Disacchariden sind zwei Monosaccharide miteinander verknüpft. Im Falle des Haushaltzuckers (Saccharose) sind dies die Monosaccharide Fructose und Glucose. Beim Milchzucker sind es Galactose und Glucose. Die bei der Photosynthese gebildete Glucose wird in Kohlenhydrate mit höherer Masse umgewandelt. Die meisten Pflanzen speichern als Energiereserve das Polysaccharid Stärke. Die Stärke besteht aus Glucose-Bausteinen. Sie setzt sich aus Amylose und Amylopektin zusammen. Die Amylose liegt in wässriger Lösung als α-HelixStruktur vor. Sechs Glucose-Einheiten bilden hier eine Wendel. Bei der Verdauung wird die Stärke durch das Enzym Amylase zerlegt. Hierbei entsteht das Disaccharid Maltose, welches durch Maltase weiter in Glucose gespalten wird. Ein weiteres Polysaccharid ist die Cellulose (Zellstoff). Diese ist kein Energiespeicherstoff wie die Stärke, sondern ein Gerüststoff. Sie sorgt für die Form und die Festigkeit der Zellwände. Die Cellulose ist der Hauptbestandteil von Papier. 5 Material 9: Glossar Begriff Aldehydgruppe Aminosäure Casein Denaturierung Disaccharide Galactose Erklärung Funktionelle Gruppe: -CHO Organische Säure, die eine –NH2-Gruppe und eine –COOH-Gruppe enthält Milcheiweiß (Protein) Irreversible Veränderung der Raumstruktur von Proteinen durch Erhitzen, starke pHÄnderung oder Schwermetall-Ionen Zweifachzucker (z.B. Saccharose) Einfachzucker HO CH2OH O H H OH OH H H Glucose OH Einfachzucker H CH2OH O H H OH H Lactose OH -OH Enzym; spaltet die Lactose (Milchzucker) in Galactose und Glucose Milchzucker HO CH2OH O H H OH H Molke Monosaccharide Morbus Crohn Osmose Polysaccharide Pyrolyse Zöliakie O H H Milchsäure H OH HO Hydroxylgruppe Laktase H OH H H OH OH H H H O CH2OH OH OH O H3C C H OH Flüssigkeit, die nach der Abtrennung des Caseins (Milcheiweiß) übrig bleibt Einfachzucker (z.B. Glucose) Chronisch-entzündliche Darmerkrankung Gerichteter Fluss von Molekülen durch eine Membran Vielfachzucker (z.B. Stärke) Hitzespaltung eines Stoffes (wichtig beim Kunststoffrecycling) Erkrankung der Dünndarmschleimhaut auf Grund einer Überempfindlichkeit gegen Gluten (Klebereiweiß aus Getreide) 6