1.1.2 Leben Stoffe? Der Vitalismus und seine Widerlegung Durch die Harnstoffsynthese wurde widergelegt, dass manche Stoffe nur vom lebendigen Wesen stammen können. Ammoniumcynanat (NH4NCO) hat eine Substanz enthalten, die alle Eigenschaften mit den natürlichen Harnstoff (NH2CONH2) übereinstimmen. Die natürlichen organischen Stoffe werden in Lebewesen gebildet. Viele lassen sich aber – ebenso wie unzählige naturfremde Stoffe – auch künstlich ausserhalb von Organismen herstellen. 1.1.2 Organisch Stoffe aus heutiger Sicht Das gemeinsame Merkmal organischer Verbindung ist der Kohlenstoff. In allen organischen Molekülen sind Kohlenstoff Atome gebunden. Nicht alle Kohlenstoffverbindungen sind organischen Stoffen zuzuordnen. Zu den anorganischen zählen: -die Oxide des Kohlenstoffs: CO und CO2 -die Kohlensäure (H2CO3) und ihre Salze: die Carbonate und die Hydrogencarbonate -die Carbide (binäre Metall-Kohlenstoff-Verbindungen) -die Blausäure (HCN) und ihre Salze: die Cyanide (z.B KCN) Alle organischen Verbindungen sind Kohlenstoffverbindungen. Die organische Chemie ist die Chemie der Kohlenstoffverbindungen. Fast alle Kohlenstoffverbindungen werden den organischen Stoffen zugerechnet. Ausnahmen bilden die Oxide des Kohlenstoffs, die Kohlensäure und ihre Salze sowie die Carbide und die Cyanide K: Unterschied organische & anorganische Stoffefrüher und heute: Organisch wurden früher Stoffe genannt, die man nur in der belebten Natur fand und von denen man annahm, dass sie nur in Organismen hergestellt werden können. Heute bezeichnet man fast alle Kohlenstoffverbindungen als organisch. Ausnahmen sind siehe oben! 1.1.3 Die Sonderstellung des Kohlenstoffs Das Kohlenstoff-Atom besitzt 4 Valenzelektronen. Es erreicht das Elektronenoktett durch die Bildung von 4 gemeinsamen Elektronenpaare und kann Einfach-, Doppel- oder Dreifachbindungen eingehen. Besonders an C-Atomen ist es, dass sie an der Raumtemperatur stabile Bindungen mit anderen C-Atomen eingehen können. Die Kohlenstoff-Atome erreichen das Elektronenoktett durch die Bildung von 4 gemeinsamen Elektronenpaaren. Sie gehen miteinander Einfach-, Doppel oder Dreifachbindungen eine, die bei RT stabil sind, und bilden dadurch Ketten, Netze und Ringe. Dies ermöglicht die grosse Zahl von Kohlenstoffverbindungen. 1 K: Wieviele Atome enthält ein einfach 5-fachgebundenes Kohlenstoff-Atom? K: Wieviele Bindungspartner hat ein C-Atom, wenn es mit diesen durch AEinfachbindung , BDoppelbindung verbunden ist? 1.1.4 Merkamel organischer Verbindungen Das organische Material wird beim Erhitzen schwarzdie schwarze Farbe weist auf die Bildung von elementarem Kohlenstoff hin, sie zersetzen sich beim Erhitzenthermisch instabil. Weder Holz noch Kohle oder Fett beginnen an der Luft von selbst zu brennen. Sie sind, wie die meisten organischen Stoffe, bei Raumtemperatur rektionsträge oder inert und brennen erst nach dem Entzünden. Es wird hohe Reaktionsenergie benötigt, um die Reaktion organischer Stoffe zu starten. entzünden oder erhitzen führen zu einer Reaktion In den meisten organischen Verbindungen sind nur wenige Elemente gebunden. Neben Kohlenstoff findet man Wasserstoff, O, Stickstoff, Schwefel, Phosphor und Halogene. Die meisten organischen Verbindungen sind thermisch instabil und brennbar: Sie verkohlen beim Erhitzen und verbrennen nach dem Entzünden. Bei Raumtemperatur sind die reaktionsträge (=inert). In organischen Verbindungen sind neben Kohlenstoff fast immer H,O, Stickstoff & seltener Schwefel, Phosphor und Halogene gebunden. 1.2 Struktur und Formel Was ist ein Molekül? Ein Molekül ist ein ungeladenes Teilchen aus mehreren Atomen, die durch Atombindungen verbunden sind. Die Molekülformel (CO2) nennt die Art und die Zahl der Atome, die in einem Molekül gebunden sind. Strichformel/Lewis-Formel gibt an, wie die Atome im Molekül gebunden sind. Die Strichformel gibt keine Auskunft über die räumliche Struktur. Die Winkel zwischen den Strichen entsprechen meistens nicht den Bindungswinkeln. Die Striche zwischen den Symbolen stellen die bindenden Elektronenpaare dar, die Striche neben den Symbolen die freien Valenzelektroenen. Ein Punkt steht für ein einsames (ungepaartes) Elektron. Durch MolekülmodelleKugel-Stab-Modell Welche Informationen können Sie der Molekülformel (auch Summenformel genannt) entnehmen? Was sagt die Strichformel aus? Wie nennt man sie auch noch? Warum ist die Bezeichnung Strukturformel nur teilweise zutreffend? Was bedeuten in der Strichformel die Striche zwischen, was diejenigen neben den Symbolen? Wofür steht ein Punkt? Wie kann die räumliche Struktur eines Moleküls dargestellt werden? 2 1.2.1 Isomerie und Konstitution -Eindeutige Molekülformeln: bei den organischen Verbindungen symbolisiert eine Molekülformel in der Regel einen bestimmten Stoff z.B. H2O oder CO2. Die Molekülformel der relativ kleinen Moleküle ist eindeutig, weil sich die wenigen Atome nur in einer Art zu einem stabilen Teilchen verbinden können. -Mehrdeutige Molekülformeln: Bei organischen Verbindungen können mehrere Stoffe dieselbe Molekülformel besitzen. Z.B. Ethanol und Dimethylether (=C2H6O). Die beiden Stoffe haben ganz unterschiedliche Eigenschaften, obwohl ihre Moleküle aus den gleichen Atomen bestehen. Man nennt sie isomer. -Isomere Verbindungen haben die gleiche Molekülformel. Isomere Moleküle bestehen aus gleichen Atomen. -Die gleichen Atome unterschiedlich verknüpft: Da sich Isomere in ihren Eigenschaften unterscheiden, müssen ihre Moleküle verschieden sein, obwohl sie aus den gleichen Atomen bestehen. Ethanol Dimenthylether -Konstitution: beschreibt die Reihenfolge der Atome im Molekül und die Art der Bindungen zwischen ihnen -Struktur, Konstitution und räumliche Struktur: Wir verwenden die Begriffe Konstitution und Struktur für die Verknüpfung der Atome und den Begriff räumliche Struktur für die Molekülgestalt. -Konstitutionsisomere: Stoffe, deren Moleküle sich in der Konstitution (oder Struktur) unterscheiden, nennt man Konstitutionsisomere (oder Strukturisomere). -Konstitutionsformeln: zeigt, wie die Atome in Molekül geordnet und verbunden sind, aber keine Angaben über die räumliche Struktur. Beispiel Lewis-Formel. Z: Die Konstitution beschreibt die Reihenfolge und Verknüpfung der Atome im Molekül, sie wird oft als Struktur bezeichnet und von der räumlichen Struktur, welche die Molekülgestalt beschreibt, unterschieden. Isomere Verbindungen haben trotz gleicher Molekülformel unterschiedliche Eigenschaften. Die Moleküle von Konstitutionsisomeren unterscheiden sich in der Verknüpfung der Atome. 1.2.2 Formeln zur Darstellung der Konstitution Lewis-Formel oder Strichformel Die Strichformel ohne nichtbindende Elektronenpaare Vollständige Formel: alles wird durch Punkte und Striche dargestellt. C,C-Ketten werden gestreckt gezeichnet und nicht-bindenden Elektronenpaare werden weggelassen. 3 Die Strichformel ohne HSymbole Skelettformel Bei einer weit verbreiteten Vereinfachung werden die Symbole der H-Atome am Kohlenstoff-Gerüst nicht geschrieben. C-Atome und die Striche für CH-Bindungen weglassen. Dargestellt wird ein Vieleck. An jeder Ecke ohne Symbol steht ein C-Atom, das mit der zur Erreichung des Oktetts nötigen Anzahl von H-Atomen verbunden ist. Gruppenformel Atome zu sinnvollen Gruppen zusammenfassen. Gruppen-Strichformel Die Übersichtlichkeit von Gruppenformeln wird durch Bindungsstriche zwischen den Gruppen erhöht. Ein Nachteil dieser Darstellungsart ist, dass die Bindungsstriche nicht immer zwischen den Bindungspartnern gezeichnet werden können. So steht in der Formel A die Doppelbindung nicht zwischen den C-Atomen. Darum wird die Formel der ersten Gruppe manchmal umgekehrt geschrieben. B Zeichnen die Bidnungsstriche, wo dies möglich ist, zwischen die Symbole der Bindungspartner. Die Konstitution eines Moleküls kann beschrieben werden durch seine -Lewis-Formel Gruppen-Strichformel -Skelettformel Gruppenformel -vereinfachte Strichformel 4 1.2.3 Die Darstellung der räumlichen Struktur durch Molekülmodelle Die Eigenschaften molekularer Verbindungen sind sehr stark von der Molekülgestalt abhängig. Zur Darstellung der räumlichen Struktur verwendet man Molekülmodelle. Kugel-Stab-Modelle: Atomrümpfe werden durch verschiedenfarbige, oft auch unterschiedlich grosse Kugeln dargestellt. Als Bindungen dienen Stäbchen. Den Bindungswinkel kann man klar definieren. Kalotten-Modelle: Die Atome werden durch Kalotten dargestellt. Der Bindungswinkel ist nicht gut erkennbar. Die Strichformel als Projektionsformel: Die räumliche Gestalt und der Bindungswinkel entsprechen nicht der Wirklichkeit. Die Gestalt eines Moleküls kann durch ein Molekülmodell dargestellt werden. Das KalottenModell gibt einen guten Eindruck von der Gestalt des Moleküls, lässt aber die Bindungswinkel nur schwer erkennen. Diese werden deutlicher beim Kugel-Stab-Modell, das aber keinen zutreffenden Eindruck von der Gestalt des Moleküls vermittelt. 1.3 Exkurs: Der Weg zur Formel 1.3.1 Der Nachweis der gebundenen Elemente durch qualitative Analyse -Qualitative Analyse: Als erstes muss man feststellen, welche Stoffe sind beinhaltetAnalyse! -Kohlenstoff: Kohlenstoffnachweisbeim Erhitzen einer Kohlenstoffverbindung wird diese schwarz oder verbrennt mit russender Flamme. Man erhitzt eine Probe der Verbindung mit Kupfer2-oxid.entsteht dabei ein Gas, welches eine Lösung von Calciumhydroxid trübt, handelt sich um CO2. Die Trübung ist verursacht durch die Bildung von schwer löslichen Kalk (Calciumcarbonat) 5 -Wasserstoff: ist nachgewiesen, wenn sich an der Wand des Reagenzglases Wasser bildet. -Sauerstoff: Gebundener Sauerstoff wird durch die Bildung von Oxiden (unter Luftabschluss) nachgewiesen. aus Ethanol + Magnesium ==Magnesiumoxid. Iod löst sich in sauerstoffhaltigen Verbindungen mit brauner, in sauerstofffreien mit violetter Farbe. Durch die qualitative Analyse werden die in der Verbindung gebundenen Elemente bestimmt. 1.3.2 Die Bestimmung der Massenanteile durch quantitative Analyse SIEHE S 16 Z: Die Massenanteile der Elemente in einer Verbindung werden durch eine qualitative Analyse ermittelt. Das Atomzahlenverhältnis, das durch die Verhältnisformel ausgedrückt wird, lässt sich mit Hilfe der Atommassen aus den Massenanteilen berechnen. A: -Formel für die Verbrennung von Hexan zu Kohlenstoffdioxid und Wasser 2C6H14 + 19O2 12CO2 + 14 H2O Nachweis des CO2 mit Kalkwasser: Ca(OH)2 + CO2 CaCO3 + H2O = bildet sich schwer löslicher Kalk (Calciumcarbonat), wodurch es zu einer Trübung kommt. 6