Reinhard Kummer 8AUK 2009 8. Analyse von halogenierten organischen Verbindungen in einer Wasserprobe Dieser Summenparameter erfasst organische Halogenverbindungen in wässrigen Proben wie Trink-, Brauch-, Oberflächen- und Abwässer (auch in Böden und in Klärschlämmen mit geeigneten Zusatzeinrichtungen). Ergebnisse werden in µg Cl-/l angegeben. Eine Unterscheidung der Halogene wird nicht getroffen. Begriffe: AOX: Adsorbierbare organisch gebunde Halogenverbindungen (adsorbable organic halogen compounds) Schüttelmethode: Die Adsorbtion erfolgt an Aktivkohle, die der Messlösung zugefügt wird und nach Schütteln filtriert wird. Säulenmethode: Es wird in Säulchen adsorbiert, welche ebenfalls mit Aktivkohle beschickt sind. EOX: Extrahierbare organische Halogenverbindungen (extractable organic halogen compounds) Die organischen Halogenverbindungen werden mit geeigneten Lösungsmitteln (z. B.: Hexan) aus Böden oder Schlämmen extrahiert. POX: Ausblasbare organische Halogenverbindungen (purgeable organic halogen compounds) Die in Wasserproben enthaltenen ausblasbaren (d. h.: flüchtigen und mit einem Gasstrom austreibbaren) organischen Halogenverbindungen werden unter definierten Bedingungen in die Bestimmungs-Apparatur eingeleitet, direkt im Sauerstoffstrom verbrannt und die Halogenwasserstoffe bestimmt. Diesen Verfahren findet nur unter besonderen Gegebenheiten Anwendung. DOC: Gelöster organischer Kohlenstoff (dissolved organic carbon) 8. Analyse von halogenierten organischen Verbindungen in einer Wasserprobe 1/3 Reinhard Kummer 8AUK 2009 Durchführung der Analyse: Der meist sehr kleine Gehalt an Halogenkohlenwasserstoffen (HKW) in Wasserproben wird an Aktivkohle adsorbiert, mit einer Nitrat-Lösung halogenidfrei gewaschen, filtriert und im Sauerstoffstrom bei 950°C zu Halogenwasserstoffen verbrannt. Die Halogenide im Pyrolysegas werden, nach Trocknung mit Schwefelsäure, in einem Mikrocoulometer biamperometrisch bestimmt. Die Microcoulometriesche Zelle: Das getrocknete Pyrolysegas wird in die coulometrische Messzelle eingeleitet und Halogenwasserstoffe reagieren mit Silberionen in essigsaurem Medium zu unlöslichen Silberhalogeniden. Ag+ + X- → AgX↓ (X=Cl-, Br-, I-) Die zur Halogenidfällung benötigten Silberionen werden an der Silberanode (Generatorkathode: Pt) elektrolytisch erzeugt. Nach der vollständigen Fällung der Halogenide werden keine Silberionen mehr gefällt, so dass die Silberionenkonzentration ansteigt. Dieser Anstieg wird von den polarisierten Indikatorelektroden (aus Ag) als Endpunkt erkannt. Nach denFaradayschen Gesetzen kann aus der verbrauchten Ladungsmenge die verbrauchte Menge des Silbers errechnet werden und daraus auf die Halogenidmenge geschlossen werden. m M.I.t z.F m ..........Masse des abgeschiedenen Stoffes M ..........Molare Masse des abgeschiedenen Stoffes F ...........Faraday-Konstante (96 485 C.mol-1) I ............Stromstärke z* Ladungszahl des Ions EOX: siehe Begriffe Werden Feststoffe extrahiert, wie z. B. Böden oder Sedimente wird AOX in mg CL-/kg angegeben. 8. Analyse von halogenierten organischen Verbindungen in einer Wasserprobe 2/3 Reinhard Kummer 8AUK 2009 POX: siehe Begriffe Die flüchtigen organischen Halogenverbindungen werden mit dem O2-Strom für die Verbrennung aus der Probelösung mit gerissen. Bedeutung halogenierter organischer Verbindungen als Umweltchemikalien: Hal. org. Verbindungen haben große Relevanz für die Umwelt wegen deren vielfachen Einsatz als Pflanzenschutzmittel, Holzschutzmittel und, niedermolekulare Verbindungen, als Lösungsmittel. Sie sind sehr schlecht abbaubar und akkumulieren daher in geeigneter Matrix. Als Nebenprodukte der Verbrennung organischer Substanz in Anwesenheit von Halogeniden, vor allem Chlorid, bilden sich Dibenzodioxine und Dibenzofurane. Einige Verbindungen dieser Stoffgruppe sind extrem giftig und krebserzeugend. Der Summenparameter AOX erlaubt die schnelle Prüfung im µg/l Bereich auf halogenierte organische Verbindungen. Es kann etwas differenziert werden, nämlich ob und in welcher Konzentration es sich um flüchtige (POX) oder nichtflüchtige (AOX-POX) Verbindungen handelt. Meist sind nur die Halogene Cl-, Br-, I- erfassbar, nicht aber F-, weil die Apparaturen meist aus Glas gefertigt sind. Damit wird die große und ubiquitäre Stoffgruppe der Perfluorierten KW (wasserabweisende Imprägnierungen von Textilien und Leder) nicht erfasst. Darüber hinaus ist die Aussagekraft des AOX ist in Fachkreisen umstritten, da mit diesem Parameter sowohl praktisch unschädliche Verbindungen und hochtoxische Dioxine und Furane gleichermaßen erfasst werden. Des Weiteren werden teilweise auch nicht identifizierbare Verbindungen erfasst. AOX ist ein Summenparameter, der eine beschränkte Aussagekraft hinsichtlich der Belastung einer Probe mit halogenorganischen Verbindungen hat, aber keine ökotoxikologischen Aussagen ermöglicht. 8. Analyse von halogenierten organischen Verbindungen in einer Wasserprobe 3/3