Newsletter Februar 2006 [DOC | 101,00KB]

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Nationalpark Eifel AKTUELL
7. Newsletter des Nationalparkforstamtes Eifel
Inhalt
Aktuelles
Seite
1
Hainer Simse
Seite
4
News
Seite
7
Aus unserer Arbeit
Seite
10
Natur und Wildnis
Seite
14
Menschen im Park
Seite
19
Tipp
Seite
21
Für die Kleinen
Seite
22
Rubrik: Aktuelles
Truppenübungsplatz und „Burg Vogelsang“ seit Januar offen
Am 1. Januar öffnete sich die Schranke auf Vogelsang: Mehr als 3000 Gäste waren
dabei, als der Euskirchener Landrat Günter Rosenke, Ralf Hergarten, Bürgermeister
der Stadt Schleiden und der Aufsichtsratsvorsitzender der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang, Manfred Poth, die Schranke am Walberhof hoben. Nach 60
Jahren militärischer Nutzung sind sowohl die ehemalige „NS-Ordensburg“ Vogelsang
als auch der 3.300 Hektar umfassende Truppenübungsplatz Vogelsang (Dreiborner
Hochfläche) wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Besucherinnen und Besucher freuen sich über die mehr als 50 Kilometer markierten
Wanderwege im Gelände, die ehemaligen Bewohner der Wüstung Wollseifen darauf,
ihren alten Heimatort endlich wieder besuchen zu können, Geschichts- und
Architekturinteressierte auf die Besichtigung der ehemaligen „NS-Ordensburg“.
Meldungen, Impressionen und vieles mehr zu Vogelsang
Wie ist der Stand?
Der Bund ist noch immer Eigentümer der Dreiborner Hochfläche sowie der bebauten
Fläche Vogelsang. Er wird sich bis März 2006 um die Bewachung und
Instandhaltung von Vogelsang kümmern. Die Modalitäten einer Übergabe an das
Land sind bislang nicht geklärt. Nachdem die belgischen Streitkräfte abgezogen sind,
darf das Areal nicht sich selbst überlassen bleiben. Die Besucherströme müssen
betreut und gelenkt werden. Daher gibt es vorerst eine provisorische
Besucherlenkung. Mit bis zu 300.000 Besuchern rechnet der Kreis Euskirchen in
diesem Jahr allein auf Vogelsang.
Im Mai 2005 gründete sich die Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang. Sie soll
eine zivile Nutzung des 100 Hektar großen bebauten Geländes Vogelsang, das zwar
inmitten des Nationalparks liegt, jedoch nicht Teil des Großschutzgebietes ist,
entwickeln. Die Aufgabe der Gesellschaft ist die Konversionsbegleitung, sie ist
Ansprechpartner für den Bund und interessierte Investoren.
Weiterführende Informationen zum aktuellen Stand, zu Nutzungskonzepten,
Planungen und zur Geschichte der ehemaligen NS-Ordensburg finden sie unter
www.serviceagentur-vogelsang.de und www.lernort-vogelsang.de.
Infostelle und Ausstellung
Neben den markierten Wanderwegen und der Beschilderung an 25
Ausgangspunkten auf der Dreiborner Hochfläche, dienen eine Tourist-Info im
Ostflügel des Adlerhofes, genannt Forum Vogelsang, der provisorischen
Besucherlenkung. Dort beginnen sowohl die Führungen durch das „Burggelände“ als
auch die Rangertouren nach Wollseifen. Parkplätze sind auf dem ehemaligen
Panzerwaschplatz eingerichtet. Ab April sollen im Forum Vogelsang eine Cafeteria
und eine Ausstellung das Provisorium ergänzen.
Wie geht es weiter?
Im Auftrag der „Euregionale 2008“ entwickelte das Münchner Planungsbüro MüllerRieger für Vogelsang eine Dachmarke für ein Gesamt-Ausstellungskonzept. Das
Konzept sieht in diesem Rahmen drei Ausstellungen vor:
- NS-Dokumentationszentrum
- Nationalpark-Infozentrum sowie
- regionalgeschichtliche Ausstellung „Eifel-Ikonen“
Führungen auf Vogelsang
Die Standortentwicklungsgesellschaft hat zwei Rundwege durch das
denkmalgeschützte Ensemble der ehemaligen „NS-Ordensburg“ eingerichtet. Zudem
können BesucherInnen an den Führungen mit einem der 25 VogelsangReferentInnen teilnehmen, die von der Serviceagentur Vogelsang ausgebildet
wurden. Die regulären Führungen starten sonntags um 11 und um 14 Uhr. Darüber
hinaus können Gruppen Führungen wochentags und zu bestimmten Schwerpunkten
über die Serviceagentur Tel. 0700 9300 2006 buchen.
Wandern auf der Dreiborner Hochfläche
Seit Januar ist die 33 Quadratkilometer große Fläche des ehemaligen
Truppenübungsplatzes mit Wanderwegen und Informationstafeln erschlossen. Auf
über 50 Kilometern Wegenetz ist die Dreiborner Hochfläche auf eigene Faust oder
bei Führungen zu erkunden. Die begehbaren Wege sind mit Holzpfählen markiert. In
dem vom Nationalparkforstamt herausgegebenen Faltblatt „Wandern-Dreiborner
Hochfläche, Vogelsang, Wollseifen“ sind alle freigegebenen Wanderstrecken, die
den vorläufigen Nationalpark-Wegeplan zur Grundlage haben, eingezeichnet.
An insgesamt 25 möglichen Einstiegsstellen begrüßen Informationstafeln mit dem
Wegenetz und wichtigen Verhaltensregeln die BesucherInnen. Dazu gehört die
dringende Warnung, wegen möglicher Kampfmittel nicht abseits der Wege zu laufen.
Jeden Sonntag um 14 Uhr bieten die Ranger der Nationalparkverwaltung kostenlose
Führungen zur Wüstung Wollseifen an. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Gruppen können zudem exklusive Touren über die Dreiborner Hochfläche mit
einem/r der WaldführerInnen buchen: Telefon 02473.8676
Wie komme ich hin?
Wer umweltschonend nach Vogelsang fahren möchte, nimmt den neuen
Nationalpark-Shuttle (Schnellbus, SB82) des Regionalverkehrs Köln, der stündlich
zwischen Bahnhof Kall, Gemünd Kirche und Vogelsang pendelt. Seit 9. Januar bringt
der mit attraktiven Nationalparkmotiven gestaltete Shuttle Gäste komfortabel bis zur
Infostelle an den Adlerhof. Während der Fahrt informiert ein Film über den
Nationalpark und die Attraktionen, zu denen man von den jeweiligen Haltestellen aus
starten kann. Zudem begleiten vom Nationalparkforstamt geschulte Personen die
Fahrten.
Im Rahmen der RVK-Kampagne „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ gibt es die
Broschüre „Die Entdeckertouren“ mit Tipps für Tagesausflüge und Anreise nach
Gemünd und Vogelsang. Wer dennoch mit dem Auto fährt, kann auf dem Parkplatz
des ehemaligen Panzerwaschplatzes innerhalb des Geländes der „Burg“ Vogelsang – bald gebührenpflichtig – parken. Bis zum Adlerhof ist es dann noch ein kleiner
Marsch.
Bildbeschreibung:
Ein Symbolischer Akt am Eröffnungstag: Der Bürgermeister von Schleiden, Ralf
Hergarten, der Landrat Günter Rosenke und sein Stellvertreter Günther Poth stehen,
die vor der Schranke am Walberhof. Sie umfassen die Schranke und warten auf das
Zeichen, um die Schranke zu öffnen.
Hainer Simse
Der Nationalpark ist nun endlich ganz erlebbar. Die Dreiborner Hochfläche
(ehemaliger Truppenübungsplatz) ist jetzt - wie sagt man so schön -„Vollmitglied“ des
Nationalparks! Nun können Sie und wir uns wieder ausbreiten. Allerdings gibt es da
einen kleinen Unterschied! Wir Pflanzen könnten überall hin, Sie als Mensch dürfen
nur auf die ausgewiesenen Wege.
Tja, so ändern sich die Dinge. Aber mal ehrlich: Ist doch nicht so schlimm!
Ich garantiere Ihnen, dass wir uns auch an das Nichtbetretungsgebot der Wege
halten werden und was ist mit Ihnen? Werden Sie sich auch an das Nichtbetretungsgebot der Offenlandflächen und des Waldes halten? Ich bin da ganz
zuversichtlich und baue auf Ihr Verständnis. Wir werden das gemeinsam schon
machen! Meine pflanzlichen Nachbarn stehen schon in den Startlöchern, manche
wissen noch nicht wo sie als nächstes ihre Wurzeln schlagen sollen. Berta die Buche
neben mir, würde wahnsinnig gerne ihre Tochter mitten auf der Dreiborner
Hochfläche sehen. Ja so sind se' die dicken Buchen, raumeinnehmende
Persönlichkeiten halt. Wir Simsen sind da etwas bescheidener.
Und - sind Sie auch so bescheiden wie wir Simsen?
Ihr Hainer Simse
Wegeplan Truppenübungsplatz
Kompromisse für alle Beteiligten
Rechtzeitig vor Öffnung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Vogelsang konnte
ein vorläufiger Wegeplan für diesen Bereich im November in den
Nationalparkgremien verabschiedet werden. Der Wegeplan ist das wesentliche
Instrument eines Nationalparks, um einerseits die naturschutzfachlichen Ziele zu
erreichen und andererseits das Naturerleben und die Umweltbildung für die
BesucherInnen und die vor Ort lebende Bevölkerung zu ermöglichen. In dem Plan
sind alle künftigen Wander-, Rad- und Reitwege dargestellt, wobei die Wanderer
Hauptzielgruppe sind. Nach zahlreichen Abstimmungsgesprächen zwischen
Interessensgruppen und Nationalparkverwaltung konnten sich die Beteiligten auf
Lösungen einigen, die von allen Seiten Kompromissbereitschaft erforderten.
Der ehemalige Truppenübungsplatz umfasst 33 Quadratkilometern der Dreiborner
Hochfläche, die zum Teil naturschutzfachlich hochwertige Flächen aufweist. Die
Kompromissfindung fiel daher nicht immer leicht. Zum Beispiel sollte stets vermieden
werden sensible Bachläufe von beiden Seiten zu erschließen. Ebenso sollten
Gebiete mit seltenen Arten, wie die Brutkolonien mit Kormoran und Graureiher
ausgespart werden.
Große Teile der Dreiborner Hochfläche sollen zu besonders schützenswerten
Kernstücken des Nationalparks entwickelt werden: So genannte
Prozessschutzzonen, in denen die Natur ohne Managementmaßnahmen sich selbst
überlassen bleibt, sollen den Tieren auch als große, störungsfreie Ruhezonen
dienen. In keinem anderen Bereich des Nationalparks Eifel wären solche Ruhezonen
möglich. Auf zwei direkte Verbindungswege zwischen Dreiborn und Erkensruhr
musste daher verzichtet und alternative Verbindungswege gefunden werden. Beide
Wege hätten die Kernruhezone zerschnitten. Die Geschlossenheit dieses Bereiches
ist auch für das „Erlebnis Rothirsch“ von großer Bedeutung: Nationalparkgäste sollen
in Zukunft von einer Aussichtsplattform bei Dreiborn das auf der Hochfläche tagaktive
Rotwild beobachten können. Ein großräumiges Management ist dazu nötig. Eine
Freigabe dieser Wege hätte zudem das einzige im Nationalparkgebiet
nachgewiesene Brutrevier eines Schwarzstorches bedroht.
Im Ergebnis brachten die Wegeplanungen für den Bereich der Dreiborner Hochfläche
mehr als 50 Kilometer zusätzliche Wanderwege im Nationalpark Eifel.
Gesamt-Wegeplan wird Ende 2006 verabschiedet
Für die Anlage der Reit- und Radwege auf der Dreiborner Hochfläche sind noch
Bauarbeiten an den Wegen erforderlich. „Die vereinbarten Rad- und Reitwege
können wir daher erst ab 2007 nutzbar machen“, so Henning Walter, Leiter der
Nationalparkverwaltung.
Ebenso könne die Freigabe von drei Wegen östlich des Helingsbaches, über den
Morsbach sowie nördlich der Anlage Vogelsang erst nach der Verabschiedung des
Gesamt-Wegeplans Ende 2006 und nach den umweltrechtlichen
Verträglichkeitsprüfungen erfolgen. Um diese Wege verwirklichen zu können müssen
zunächst Serpentinen, Stege und eine Brücke über den Urftsee gebaut werden.
Zur weiteren Entwicklung des gesamten Wegeplans außerhalb der Dreiborner
Hochfläche wurden drei Arbeitsgruppen (AG) gebildet:
(AG) Kommunen
Süd
Hellenthal, Monschau, Schleiden und
Simmerath
Nord Heimbach, Hürtgenwald, Nideggen,
Schleiden und Simmerath.
Ost
Kall, Mechernich, Schleiden
Mitglieder der jeweiligen Arbeitsgemeinschaften sind neben den genannten
Kommunen, die zuständigen Kreise, Naturschutzverbände, Biologischen Stationen,
der Eifelverein und die Nationalparkverwaltung. Bis Ende Februar erstellen die AGen
Wegekonzepte für ihre Teilflächen, die dann in den Gremien Kommunaler
Nationalparkausschuss und Nationalpark-Arbeitsgruppe erörtert werden. Ziel ist es,
dem Umweltministerium NRW im September einen Entwurf für den vollständigen
Wegeplan zum Nationalpark zur Genehmigung vorzulegen.
Rubrik: News
Meilensteine in der Entwicklung
Erste Nationalpark-Tore mit Ausstellung und Infostelle eröffnet
Das dritte Tor des Nationalpark Eifel hat am 20. Januar in Heimbach seine Pforten
geöffnet: Umweltminister Eckhard Uhlenberg ließ es sich nicht nehmen, die dritte
Ausstellung zum Nationalpark im Bahnhof Heimbach einzuweihen. In der Ausstellung
„Waldgeheimnisse“ führen als Hauptdarsteller die Wildkatze und der Schwarzstorch
durch ein Buchenwaldlabyrinth. „Eine Besonderheit dieser Ausstellung ist, dass hier
die Bedürfnisse von sehbehinderten und blinden Menschen in besonderem Maße
berücksichtigt wurden“, zeigte sich der Minister begeistert. Alle Informationen sind mit
Punktschrift unterlegt und zahlreiche taktile Elemente in die Ausstellung eingebaut.
Darüber hinaus soll der Nationalparkfilm - eines der Grundmodule aller NationalparkTore- in Kürze mit Audio-Deskription (akustische Bildbeschreibung) für blinde
Menschen ausgestattet werden. Die Umsetzungen fanden in enger Zusammenarbeit
mit der Blindenschule Düren statt.
Die Nationalpark-Tore in Rurberg und Gemünd sind bereits seit Oktober
vergangenen Jahres geöffnet. In allen Ausstellungen der Nationalpark-Tore können
sich BesucherInnen über den Nationalpark und die Angebote rund um das
Großschutzgebiet in der jeweils angegliederten Tourist-Info informieren. Die Tore
sind kostenfrei von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Gemeinsam mit zahlreichen Gästen eröffnete Umweltminister Eckhard Uhlenberg
auch in Schleiden-Gemünd die Ausstellung und betonte: „Die Eröffnungen der
Nationalpark-Tore sind wichtige Meilensteine in der Entwicklung des Nationalparks“.
Das Nationalpark-Tor Rurberg eröffneten zuvor Dieter Krell vom Ministerium für
Wirtschaft, Mittelstand und Energie sowie Thomas Neiss vom Ministerium für Umwelt
und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Die Mottos „Knorrige Eichen, bunte Spechte und Waldgeschichte(n)“ und
„Lebensadern der Natur“ wussten Objektgestalter Hartmut Schmiese in Gemünd und
die Ausstellungsexperten der Firma Museumsreif in Rurberg mit Leben zu füllen. In
Rurberg sind die Lebensräume Fließ- und Stillgewässer beispielsweise aus der
Perspektive eines Milans erlebbar. Tierspuren führen durch die Kulturgeschichte der
Eifel. Auf ein Geländemodell, Basiselement aller Nationalpark-Tore, lassen sich per
Knopfdruck Informationen projizieren. Gut informiert kann der Gast den Nationalpark
dann auf eigene Faust erkunden oder an einer der zahlreichen Führungen
teilnehmen, die an den Toren starten. Bauherr des Tores in Simmerath-Rurberg,
Bürgermeister Hubert Breuer, gab den Tipp: „Das Nationalpark-Tor ist bestens
geeignet für Ausflüge in die Natur, sowohl zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch per
Schiff.“
In Gemünd dagegen ist die Geschichte der Waldnutzung im Kermeter in einem
begehbaren Kohlenmeiler illustriert und ein Diorama zeigt Pflanzen und scheue Tiere
des Nationalparks, die der Wanderer in der Natur nur selten zu Gesicht bekommt.
Musik für den Nationalpark Eifel
Uraufführung ‚Moments of Nature'
„Moments of Nature“ heißt das Stück, das Dirigent Friedhelm Schorn von der
Musikkapelle Kall für den Nationalpark Eifel komponiert hat. Es soll die Verbindung
von Musik und Natur zum Ausdruck bringen. Die Komposition für ein Blasorchester
setzt sich aus vier Teilen zusammen, die jeweils eine Wanderung durch den
Nationalpark darstellen. Eine zusammengestellte Videosequenz mit Filmaufnahmen
aus dem Nationalpark visualisierte die musikalisch aufgegriffenen Themen. Beim
Jahreskonzert des Musikvereins kam die Komposition zur Uraufführung.
Rückblick: Antrittsbesuch des Umweltministers NRW
Uhlenberg beeindruckt von landschaftlicher Vielfalt des
Nationalparks
Bereits am 11. Oktober hatte es den erst Ende Juni ernannten Umweltminister
Eckhard Uhlenberg zu einem Antrittsbesuch in den Nationalpark Eifel gezogen. Bei
einer Tour durch den herbstlichen Wald zeigte sich Uhlenberg besonders von der
vielfältigen Landschaft entlang des Urftuferweges K7 und von dem naturnahen Wald
des Kermeters beeindruckt. Der neue Umweltminister hatte seinen Besuch zum
Anlass genommen, um der Öffentlichkeit den ersten Leistungsbericht des
Nationalparks Eifel vorzustellen.
„Die Menschen und Institutionen der Nationalparkregion sowie die
Nationalparkverwaltung haben eine großartige Arbeit geleistet. Die Zahlen und
Fakten des Leistungsberichtes bestärken unser Vorhaben der
Koalitionsvereinbarung, den Nationalpark Eifel weiter zu unterstützen und zu
fördern“, freute sich Uhlenberg über die erfolgreiche Aufbauphase.
Besondere Bedeutung hatten im Gründungsjahr die Grundlagenerhebungen zu
Biotoptypen, Fließgewässern und ausgewählten Tierarten. Auf einer Fläche von
3200 Hektar konnten beispielsweise 351 Spechtreviere kartiert werden.
Untersuchungen zur Wildkatze zeigten eine hohe Bedeutung des Nationalparks als
Teillebensraum der größten Wildkatzen-Population Mitteleuropas.
Eine starke Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hatte den Nationalpark und die Eifel
über Landesgrenzen hinweg bekannt gemacht. Darüber hinaus wurden Faltblätter in
Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch auf 44 Messen und
Ausstellungen verteilt.
Beeindruckend waren auch die Zahlen in der Umweltbildung: Knapp 20.000
Personen nahmen im Jahr 2004 an den mehrstündigen bis einwöchigen
Naturerlebnis- und Umweltbildungs-Angeboten des Nationalparkforstamtes teil. Bis
Ende 2004 beendeten 153 WaldführerInnen ihre neuntägige Ausbildung. Über 500
Bewerbungen waren für diese Ausbildung zum ehrenamtlich tätigen Waldführer
eingegangen.
Multiplikatoren für die Nationalpark-Idee
28 Gastgeber haben sich auf Nationalpark spezialisiert
Wie die Verwaltungen der deutschen Nationalparke Multiplikatoren für die
Nationalpark-Idee gewinnen können, zeigt das Beispiel Nationalpark-Gastgeber.
Bereits drei Nationalparke haben sich mit gastronomischen Partnern ihrer Region
zusammengetan und ein Programm ausgearbeitet. Auch im Nationalpark Eifel gibt es
seit Herbst vergangenen Jahres 28 Betriebe, die sich zu so genannten NationalparkGastgebern qualifiziert haben. Das heißt in erster Linie: Betreiber von Restaurants,
Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Campingplätzen stehen hinter der
Nationalpark-Philosophie und möchten das Großschutzgebiet unterstützen. Dafür
können die Betriebe mit dem auf Nationalpark-Gastgeber angepassten
Markenzeichen werben und werden gleichzeitig in den Veröffentlichungen der
Nationalparkverwaltung empfohlen.
Um das begehrte Zertifikat zu bekommen, müssen weitere Kriterien erfüllt werden:
Die Teilnehmenden unterziehen sich einer mehrtägigen Schulung, so dass sie ihre
Gäste bestens zum und rund um den Nationalpark informieren können. Zudem legen
sie stets aktuelles Informationsmaterial aus, können Auskunft zu Führungen, Anreise
und Informationsstellen des Nationalparks geben. Jährlich absolvieren sie eine
Fortbildungsveranstaltung der Nationalparkverwaltung. Ein wichtiger Aspekt ist
zudem das Bemühen um eine umweltfreundliche Betriebsführung. Die Dachmarken
Viabono und Marke Eifel prüfen und zertifizieren Betriebe. Während bei Viabono
Marmelade und Milch aus Einwegverpackungen ebenso tabu sind wie Eier aus
Legebatterien steht bei der Marke Eifel der Bezug regionaler Produkte im
Vordergrund. Stets sollte auf einen nachhaltigen Umgang mit Abfall, Wasser und
Energien geachtet und regionale Wirtschaftskreisläufe berücksichtigt werden. Beide
Marken werden zur Erhaltung des Zertifikates Nationalpark-Gastgeber anerkannt.
Rubrik: Aus unserer Arbeit
Geo-Dateninitiative (GDI) NRW
Nationalpark Eifel bald virtuell begehbar
In den nächsten Wochen wird es für Nationalparkbesucher eine attraktive Neuerung
geben: Sie können sich die Landschaft ihrer bevorzugten Wanderungen per
Mausklick in einer 3-D-Karte auf der Internetseite des Nationalparks
www.nationalpark-eifel.de ansehen. Ein erster Entwurf wurde Anfang Oktober auf der
InterGeo in Düsseldorf vorgestellt.
Möglich wird dies durch die vom Land Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufene
Initiative GDI. Ziel der Initiative ist die Aktivierung des Geodatenmarktes sowie eine
verbesserte Nutzung und ein erleichterter Zugang zu Geoinformationen. Zahlreiche
private Unternehmen und öffentliche Verwaltungen, darunter das
Nationalparkforstamt, nehmen daran teil und stellen ihre gesammelten Daten zur
Verfügung. Verarbeitet werden die Daten mit Hilfe von Geographischen
Informationssystemen (GIS). Diese Systeme werden unter anderem in den
Bereichen Stadt-, Regional- und Umweltplanung eingesetzt. Ein Verbundprojekt im
Rahmen der GDI NRW ist die Konzeption und Realisierung eines kartenbasierten
Informationsangebots für den Nationalpark Eifel. Projektpartner sind der
Landesbetrieb Wald und Holz NRW sowie die Firma con terra aus Münster.
Der Koordinator für den Landesbetrieb Wald und Holz, Dr. Stefan Franz, stellt das
Projekt vor:
Karteninformationen für den Nationalpark Eifel
von Dr. Stefan Franz, Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Für den Nationalpark Eifel wurde im Rahmen des „GDI Verbundprojektes 2005
NRW“ eine Anwendung zur Anzeige von Karteninformationen für das Gebiet um den
Nationalpark entwickelt. Die über die Homepage des Nationalparks zur Verfügung
gestellte GIS - Anwendung ist ein wichtiges Element der Touristeninformation und
soll zudem als Werkzeug für die Umweltbildung genutzt werden.
Nationalparkbesucher können unter Nutzung des neuen Angebots schon vor dem
Besuch ihren Ausflug oder Wanderungen planen. Hierzu sind auch die in der
Umgebung des Nationalparks bestehenden Wanderwege und Lehrpfade sowie
Erholungs- und Freizeiteinrichtungen dargestellt und abfragbar.
Zusätzlich zu den spezifischen Informationen für den Nationalpark wurden die für das
Internet bestehenden Karteninformationen des Landesvermessungsamtes NRW
genutzt, wobei hier vor allem die topographischen Karten und Luftbilder zu nennen
sind. Ohne einen Mehraufwand an Pflege oder Administration durch das
Nationalparkforstamt ist somit der Zugriff auf stets aktuelle topographische
Informationen gewährleistet. Um die Menge der darstellbaren Daten übersichtlich zu
halten, können diese in verschiedenen Darstellungsfiltern, so genannten Layern, einund ausgeblendet werden. In Kombination mit den spezifischen Darstellungsebenen
des Nationalparks bieten sie den BesucherInnen des Großschutzgebietes ein
vollständiges und aktuelles Kartenbild.
Als besondere Funktion der Anwendung ist die Generierung von 3D-Ansichten aus
dem aktuellen 2D-Kartenbild realisiert worden. Damit erhalten die Karten eine ganz
neue Aussagekraft: So lässt sich beispielsweise die Planung einer Wanderung
optimieren, da die plastische 3D-Ansicht neue Möglichkeiten bietet, Steigungen
beziehungsweise den Schwierigkeitsgrad von Wanderungen abzuschätzen.
Die gesamte Anwendung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen dem Nationalparkforstamt Eifel, seiner Zentrale Landesbetrieb Wald und Holz NRW und der con
terra GmbH realisiert. Die in der Nationalparkverwaltung mit dem GIS-System
ArcView erfassten Geodaten werden durch den Landesbetrieb für die
Internetnutzung bereitgestellt. Die eingesetzte GIS - Anwendung basiert auf Teilen
des Softwarepakets sdi.suite der con terra GmbH und ist demnächst über die
Homepage des Nationalparks Eifel (http://www.nationalpark-eifel.de) aufrufbar.
Internet-Relaunch
Wald, Wasser, Wildnis - neuer Internetauftritt im World Wide Web
Dem Nationalparkforstamt ist es ein Anliegen seine BesucherInnen digital auf dem
Laufenden zu halten und über die verschiedenen Nationalpark-Themen zu
informieren. Daher erhält die Internet Seite www.nationalpark-eifel.de in Kürze ein
neues Erscheinungsbild (siehe Grafik). Nach dem Relaunch (engl.: to relaunch =
etwas wieder einführen) gibt es auch inhaltlich einige Neuerungen: Das bestehende
Naturerlebnis- und Umweltbildungsangebot wurde zum 1. Januar 2006 wesentlich
erweitert. Beispielsweise auf der Dreiborner Hochfläche, die bis Ende 2005 als
Truppenübungsplatz Vogelsang genutzt wurde (siehe Tipp Seite 12). Zu den 28
Nationalpark-Gastgebern (siehe Seite 6) sowie den Kooperationspartnern in der
Eifelregion gelangt man mit einem Mausklick auf den entsprechenden Link der
Startseite. Fünf Sprachen mit einem Streich: Neben Deutsch werden die
Kernstücke der Internetseite nach und nach in Niederländisch, Französisch und
Englisch zu lesen sein.
Wesentliche Bausteine des Relaunch sind zudem neue Funktionen, die die Seite
auch für Menschen mit Behinderungen lesbar machen. Schriftgröße und Kontrast
können von den Nutzern frei gewählt werden. Die Invers-Einstellung „Weiße Schrift
auf schwarzem Hintergrund“ kann dabei Blendungen minimieren. Eine textbasierte
Version des Internetauftritts erleichtern die Nutzung für blinde Menschen.
Übersichtliche Gestaltung gilt nach dem neuen Anstrich nach wie vor. In der linken,
so genannten Navigationsleiste lassen sich verschiedene Untermenüpunkte zum
Nationalpark Eifel auswählen. Zur „Orientierung“ gibt es eine Übersichtskarte des
Gebietes sowie Informationen zur Anreise mit Bus und Bahn.
Die Rubrik „Lebensräume“ enthält Informationen für interessierte Naturinteressierte,
die einen tieferen Einblick in die Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks erhalten
möchten. Diejenigen, die direkt in die Natur eintauchen möchten, sind bei den
Angeboten im Nationalpark unter „Natur erleben“ richtig. Dort finden sich alle
Informationen zu den geführten Wanderungen mit Rangern und WaldführerInnen und
andere Aktivitäten für Kinder und Eltern sowie Menschen mit Behinderung.
Besucher-Anlaufstellen im Nationalpark sind in der Rubrik „Infothek“ aufgeführt.
Hierzu zählen die drei Nationalpark-Tore in Rurberg, Gemünd und Heimbach und
das Forum Vogelsang. Was es an Neuigkeiten innerhalb der Nationalparkgrenzen
gibt, lesen Sie in den Pressemeldungen und im Nationalpark-Newsletter.
Barrierefreies Naturerleben
Deutscher PR-Preis geht in die Eifel
Für innovative Projekte der Kategorie „Neuland“ verlieh die Deutsche Public
Relations Gesellschaft (DPRG) und das F.A.Z. - Institut die renommierte
Auszeichnung an Malte Wetzel, Pressereferent und Barrierefrei-Koordinator des
Nationalparkforstamtes Eifel, Günter Schumacher, Vorsitzender des Naturparks
Nordeifel, und Jan Lembach, Geschäftsführer des Naturparks (von links) nahmen die
Auszeichnung gemeinsam im Kurhaus Wiesbaden entgegen. Das Projekt soll
Menschen mit Behinderungen eine gleichberechtigte Teilnahme an den
Naturerlebnissen ermöglichen.
Rubrik: Natur und Wildnis
Faszination Flechte
Einmalige Neufunde im Nationalpark Eifel
Nicht die auffälligen Tiere sind es allein, die den Nationalpark Eifel ausmachen.
Vielmehr bietet das Großschutzgebiet Lebensraum für die ganz unscheinbaren Stars
aus dem Reich der Organismen. Zu ihnen gehören die Flechten. Diese
Doppelorganismen, bestehend aus einer Symbiose zwischen Pilzen und Algen,
entfalten erst bei näherem Hinsehen ihre einzigartige Schönheit. Flechten sind oft
selten und vom Aussterben bedroht. Sie wachsen nur langsam und schon ein Tritt
kann sie zerstören. Im Nationalpark Eifel finden viele dieser faszinierenden
Organismen noch optimale Lebensbedingungen: Bei Kartierarbeiten stieß Biologin
Dr. Dorothee Killmann von der Universität Koblenz-Landau auf zahlreiche Rote Liste
- Arten, die vom Aussterben bedroht sind. In den steilen, unzugänglichen Hängen
des Kermeter gelangen der Flechtenexpertin gleich zwei Neufunde. Beide Funde
sind Indikatoren für besonders ungestörte und naturnahe Wälder.
Weltweit gibt es ca. 20.000 Flechtenarten, davon etwa 2.000 in Deutschland. 181
Arten konnte Dr. Killmann im Nationalpark Eifel nachweisen. „Hier herrscht eine
außergewöhnliche Flechtendichte mit einer sehr hohen Anzahl vom Aussterben
bedrohter Arten“, begeistert sich die Expertin. Fast die Hälfte aller Flechtenarten
steht auf der Roten Liste von Nordrhein-Westfalen.
Von Juni bis November untersuchte Dr. Killmann im Auftrag der Nationalparkverwaltung ausgesuchte Teilflächen. Zeitgleich kartierte Biologe Dr. Andreas Solga,
Mitarbeiter des Nees-Instituts für Biodiversität der Pflanzen an der Universität Bonn,
das Vorkommen der Moose auf diesen Flächen. Auch er konnte bereits nach sechs
Monaten Untersuchungszeit ein positives Resumee ziehen: „Ich habe in der kurzen
Zeit schon 180 Moosarten gefunden. Auch darunter sind 43 Rote Liste Arten.“
Die Ergebnisse der Kartierung dienen einem Gutachten, das zum einen die Rote
Liste Arten beschreibt, zum anderen das untersuchte Gebiet bewertet und schließlich Empfehlungen zur Besucherlenkung geben soll. Zudem wird die Punktkartenflora
der Rote Liste Arten in das Geographische Informationssystem der
Nationalparkverwaltung integriert.
Innerhalb der Untersuchungsgebiete arbeitet Biologin Dr. Killmann mit Stichproben.
„Ich überlege wo sich Flechten befinden könnten und nehme dann dort Stichproben
und bestimme die Arten.“
Neufunde
Mit geschultem Blick hat die Expertin in einer der Untersuchungsflächen schnell zwei
seltene Fundstücke identifiziert: Sphaerophorus globosus heißt die seltene,
korallenähnliche Strauchflechte. Dabei handelt es sich laut Dr. Killmann um einen der
bemerkenswertesten Flechtenfunde im Nationalpark Eifel. Diese Flechte ist ein
Bioindikator für ungestörte, naturnahe Bergwälder in niederschlagsreichen Lagen.
Bundes- und landesweit ist sie vom Aussterben bedroht.
„Von dieser Flechte habe ich im gesamten Nationalpark nur zwei Exemplare auf
halbschattigen Silikatfelsen im Kermeter gefunden“, so Dr. Killmann. Weitere Funde
sind jedoch möglich. Es ist der zweite Nachweis für Nordrhein-Westfalen. Bei
Monschau-Widdau wurde 1996 ein Exemplar in den Astgabeln einer Traubeneiche
entdeckt. Weitere Vorkommen gibt es im Schwarzwald, im Pfälzer Wald und in den
Vogesen.
Einmalig für Nordrhein-Westfalen ist jedoch der Fund der Blattflechte Parmotrema
crinitum. Dabei handelt es sich um eine relativ großlappige graue Blattflechte, die gut
an ihren schwarzen, borstenförmigen Wimpern zu erkennen ist. Im Nationalpark
wächst sie am Stammfuß einer mittelalten Eiche im Bereich des Kermeters. Das
nächste Vorkommen ist in Rheinland-Pfalz im Naturschutzgebiet Ahrschleife bei
Altenahr. Bei dem Fund im Nationalpark Eifel handelt es sich um den zweiten
Nachweis in Deutschland nördlich der Alpen. Beide Flechtenarten bevorzugen ein
ozeanisches Klima, das sich durch relativ milde Winter auszeichnet.
Eldorado für Pustelflechte
Die Arten sind jedoch nicht immer so außergewöhnlich. Oft habe man es mit einem
massenhaften Auftreten einer Art zu tun. So sind zum Beispiel offene, sonnige
Felsbereiche, die sich vereinzelt im Kermeter befinden, ein Eldorado für die seltene
Pustelflechte (Lasallia pustulata, Rotel Liste: stark gefährdet). Mehr als 1.000
Exemplare konnten allein an einer senkrechten, sonnigen Felswand in der Nähe des
Rursees nachgewiesen werden.
Auch bei den Funden im Wüstebachtal handelte es sich um ein massenhaftes
Vorkommen von grünen und braunen Bartflechten. Auch das spreche für relativ
naturnahe Waldbereiche.
Insgesamt lassen sich für den Nationalpark folgende Habitate bezeichnen, die für
Flechten besonders wertvoll sind:
- Die meisten Flechten sind in naturnahen Waldbereichen zu finden sind, wo sie alte
und abgestorbene Bäume vorfinden. Im Nationalpark Eifel besiedeln sie vor allem
alte Eichen. Viele Flechten sind an abgestorbene Bäume angepasst, wie zum
Beispiel verschiedene Arten der so genannten Stecknadelflechte. Aber auch auf
offenen Felsen und an Wegrändern haben sie sich niedergelassen.
- Zahlreiche Arten befinden sich auch in den Felsbereichen des Nationalparks, vor
allem entlang des Urftseerandweges K7. Da gibt es Flechten wie die gallertartige
Leimflechte (Collema tenax), deren Pilz mit einer Blaualge in Gemeinschaft lebt.
Dann gibt es Hundsflechten (z.B. die Schuppen-Hundsflechte Peltigera praetextata),
welche man früher dazu nutzte, um die Tollwut zu heilen. Die häufigste Flechte, die
in den Felsen zu finden ist, ist die gelb-grünliche Blattflechte Xanthoparmelia
conspersa.
Das Rätsel
Dr. Killmann ist mit ihren Untersuchungsergebnissen zufrieden. Nur eines bleibt ihr
ein Rätsel: Bislang noch unentdeckt blieb die Lungenflechte (Lobaria pulmonaria) im
Nationalpark. Die Bedingungen für sie seien jedoch optimal, so Dr. Killmann. Die
Lungenflechte liebt luftfeuchte Traubeneichenwälder in Bachnähe. Dennoch ist sie
bei ihren Untersuchungen auf kein Exemplar gestoßen. Lediglich in Rheinland-Pfalz
gebe es zwei Vorkommen dieser seltenen Flechtenart.
Literaturtipp
Heibel, E. (1999): Untersuchungen zur Biodiversität der Flechten von NordrheinWestfalen. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. 61.
Jahrgang, Heft 2. Münster.
Wirth, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs. Band 1 und Band 2. Ulmer
Verlag.
Wirth, V. (2002). Indikator Flechte. Naturschutz aus der Flechtenperspektive.
Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde Serie C, Heft 50. Staatl. Museum für Naturkunde
Stuttgart.
Wirth, V., Düll, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose. Ulmer Verlag.
Steckbrief
Flechten
(Lichenes)
Flechten werden von Laien oft als etwas Unangenehmes, Krankhaftes oder als
Baumschmarotzer bezeichnet. Erst seit dem 19. Jahrhundert weiß die Wissenschaft
mehr über diese unscheinbaren Gebilde. Flechten sind Doppelorganismen, die sich
aus einem Pilz (meistens ein Schlauchpilz) und einer Alge (Grün- oder Blaualge)
zusammensetzen. Sie leben in Symbiose, in einer engen Lebensgemeinschaft
zusammen und können so Orte besiedeln, an denen ein einzelner Partner alleine
nicht leben könnte.
Aussehen und Arten
Die meisten Flechten sind von grauer, grüngrauer, grüngelber bis hin zu gelber und
brauner Farbe. Sie bestehen aus lappig gegliederten, verzweigten oder strauchigen
Gebilden, auch „Lager“ genannt.
Nach ihrem Aussehen unterteilt man die Flechten in drei Wuchsformen:
Krustenflechten: Sie bilden eine flache Schicht, die fest mit dem Untergrund
verbunden ist
Blattflechten: Sie sind blattartig geformt und an mehreren Punkten mit dem
Untergrund verankert
Strauchflechten: Sie sind buschig bis bartförmig und nur an einem Punkt mit dem
Untergrund verbunden. Zu den Strauchflechten zählen auch die bekannten
Bartflechten, die aus bartartig hängenden Fäden und buschigen Lagern bestehen.
Vorkommen
Die meisten Arten wachsen auf Gestein, auf dem Erdboden oder auf Baumrinden.
Flechten und Moose unterscheiden sich von höheren Pflanzen dadurch, dass sie
keine „Haut“ besitzen, die sie vor dem Austrocknen schützen kann. Haben sie nicht
genug Feuchtigkeit, fallen sie in eine Art „Trockenschlaf“, sterben jedoch nicht ab. So
können sie sogar in Wüsten überleben. Diese Eigenschaft macht die Flechten zu
Pionieren an extremen Standorten. An feuchten und schattigen Standorten können
sie sich häufig nicht gegen Moose durchsetzen.
Ernährung
In dieser ungewöhnlichen Lebensgemeinschaft versorgt die Alge sich und den Pilz
mit den lebenswichtigen Nährstoffen. Denn die Alge ist grün und kann
Photosynthese betreiben. Stickstoffbindende Blaualgen (zum Beispiel Nostoc)
können ihre Partner zusätzlich mit Stickstoff versorgen.
Vermehrung und Wachstum
Bei einem Doppellebewesen wie der Flechte stellt die Fortpflanzung besondere
Anforderungen. Der Pilzpartner pflanzt sich einerseits selbstständig fort,
beispielsweise mit den auffälligen kleinen Pilzfruchtkörpern auf dem Flechtenlager, in
denen die Sporen gebildet werden. Andererseits werden kleine
Verbreitungseinheiten gebildet, welche sowohl Algenzellen als auch Pilzfäden
enthalten. Flechten wachsen sehr langsam. Je nach Art, Untergrund und Klima
wachsen sie jährlich zwischen einem Millimeter und zirka einem Zentimeter. Auf
Felsen kann man Flechten finden, die oft hunderte von Jahren alt sind.
Rindenbewohnende Flechten erreichen ein Alter von mehreren Dutzend Jahren.
Ökologie und Gefährdung
Viele Flechten bilden Säuren, die ihnen eine spezielle Farbe verleihen. Diese
Pigmente dienen als Schutz vor Fressfeinden oder auch vor schädlicher UVEinstrahlung. Hauptgefahren gehen jedoch von Immissionen, Düngung, intensiver
Forstwirtschaft und Zerstörung der Habitate aus. Flechten reagieren sehr empfindlich
auf Luftverschmutzung. Ihrer Empfindlichkeit wegen werden Flechten gerne als
Bioindikatoren für Luftqualität genutzt und mit ihrer Hilfe Luftgütekarten erstellt.
Rubrik: Menschen im Park
Eine Wollseifenerin erinnert sich
Strafe für unerlaubten Besuch: 200 Mark und eine Nacht Burg
Vogelsang
Wollseifen - ein Ort, in dem die Kinder im Winter mit dem Schlitten die Dorfstraße
runter fahren konnten. „Auch sonst waren die Spielmöglichkeiten nicht schlecht. Vor
allem in Vogelsang - dem Ort der niemals fertig gebaut wurde - gab es die tollsten
Verstecke“. Christel Küpper, heute 70, erinnert sich gerne an ihre Kindheit in
Wollseifen. Sie hat die ersten elf Jahre ihres Lebens dort gelebt. Der Vater hatte ein
Lebensmittelgeschäft und nebenbei etwas Landwirtschaft. „Manchmal mussten wir
mithelfen das Vieh raus zu treiben“, kann sich die Jüngste der Geschwister gut
erinnern. Viele Jahre hat sie ihren Heimatort nicht mehr besucht.
Mit Einrichtung des Nationalparks und dem Abzug der Belgischen Streitkräfte vom
Truppenübungsplatz ist der schicksalsträchtige Ort Wollseifen seit dem 1. Januar
nach fast 60 Jahren wieder öffentlich zugänglich. Die ehemaligen Bewohner können
ihren Heimatort wieder besuchen wann sie wollen. Es ist nicht viel übrig geblieben:
Eine Wüstung aus Häuserruinen, eine halbwegs erhaltene Kirche und viele nackte
Gebäude, die während der militärischen Übungen dem Häuserkampf dienten.
Das kleine, seit dem 12. Jahrhundert existierende Eifeldorf Wollseifen wurde im
zweiten Weltkrieg stark zerstört und nach Kriegsende durch die britische
Besatzungsmacht zu militärischem Übungsgelände erklärt. Das britische Militär
forderte die Bewohner im August 1946 auf, Wollseifen bis September zu räumen. So
geschah es, dass nach Kriegsende die überlebenden Wollseifener, etwa 120
Familien, obdachlos wurden. Im September nahmen die Briten den Ort unter
Beschuss, steckten ihn in Brand und machten die Häuser dem Erdboden gleich. Nur
vereinzelt blieben Gebäudeteile erhalten.
Auch an die Zeit der Evakuierung kann sich Christel Küppers noch gut erinnern:
Die Evakuierung „oder besser Vertreibung“, wie sie betont, erlebte sie selbst eher als
spannende Zeit. Außerdem dachte sie immer, dass sie wieder zurückkehren würden. Für ihre Eltern jedoch und die übrigen Bewohner war diese Zeit wie ein Schock.
„Es befand sich ja alles mitten im Leben. Die Schäden des Zweiten Weltkrieges
waren gerade beseitigt, die Felder ringsherum gedeihten und konnten zum ersten
mal seit Kriegsende geerntet werden, wir hatten unsere Landwirtschaft und ein gut
gehendes Lebensmittelgeschäft“.
Drei Wochen gaben ihnen die Engländer Zeit ihre Sachen zu packen und sich eine
neue Bleibe zu suchen. „Das war nicht einfach. Wir waren elf Personen in unserer
Familie. Niemand hatte soviel Platz, um uns aufnehmen zu können. Mein Vater lief in
der Gegend umher, suchte und fand nichts“. Dann sei eine Frau aus Herhahn zu Fuß
nach Wollseifen gekommen und habe die Familie gefragt, ob sie zu ihnen in die
ehemalige Gaststätte „Ronig“ ziehen wollten. „Das war unsere Rettung“, erinnert sich
Christel Küpper und sieht die verzweifelte Lage ihrer Familie vor sich. Das Vieh - vier
Kühe und ein Pferd, das sie in den Kriegswirren eingefangen hatten - wurde an die
Nachbarn verteilt.
„Das ist zwar nicht unsere Heimat, aber wir sind da zu Hause, wo wir alle beisammen
sind“, versuchte das Oberhaupt der Familie das Beste aus der Situation zu machen.
Der rührige Vater teilte die Gaststätte zur Hälfte in Laden- und Wohnbereich.
Geschlafen wurde im Tanzsaal. Der Vater war auch Schreiner und zimmerte im Nu
vier Schlafkojen zusammen.
Ein Jahr nach der Vertreibung ist sie zurückgekehrt zu dem Haus ihrer Familie in
Wollseifen, und hat im Garten die reifen Beeren gepflückt. Ein englischer Soldat habe
sie erwischt und sie ist mit einem „blauen Auge“ davon gekommen. In den darauf
folgenden Jahren haben die Engländer mit drastischeren Strafen für das illegale
Betreten des Geländes gedroht: 200 Mark und eine Nacht auf „Burg Vogelsang“.
Christel Küpper besuchte den Ort nicht mehr. Nur mit Ausnahmegenehmigungen wie
zur 50 Jahr-Feier, als der Traditionsverein ehemaliger Wollseifener dort eine Messe
hielt.
Doch seit der Nationalpark eingerichtet ist und der Abzug der Belgier bekannt war,
rückte ihr der alte Heimatort verstärkt ins Bewusstsein. „Vor einigen Jahren habe ich
angefangen von Wollseifen zu träumen. Erst jetzt im Nachhinein“, wundert sie sich.
In ihren Träumen wohnt sie wieder in Wollseifen und alle sind mit dem Aufbau des
Dorfes beschäftigt. „So wie es ja schon einmal war, nach dem ersten Weltkrieg“.
Damals wurden die Bewohner nach Monschau evakuiert, sind nach dem Krieg
zurückgekehrt und haben Wollseifen wieder aufgebaut. In der Zukunft wünschen sich
Christel Küpper und die anderen Bewohner Wollseifens ihren Heimatort als eine
Begegnungsstätte. Am Eröffnungstag besuchte sie mit ihrer Familie und dem
Traditionsverein Wollseifen ihr ehemaliges Zuhause in aller Stille.
Als ausgebildete Waldführerin des Nationalpark Eifel freute sich die engagierte
Eifelerin auch aus einem anderen Grund über den Jahresbeginn 2006:
Als Nationalpark-Waldführerin kann sie nun Führungen nach Wollseifen anbieten und
Interessierten die Geschichte ihres Ortes und seine Bedeutung für den Nationalpark
näher bringen. Wer könnte das besser als sie?
Bildbeschreibung: Christel Küpper steht mit ihrer Familie vor dem ehemaligen
Elternhaus, von dem nur noch eine Ruine zu sehen ist. Das Foto von dem Besuch
stammt aus dem Jahr 1975.
Rubrik: Tipp
Vogelsang und Wollseifen
Mit dem Ranger Natur und Geschichte auf der Dreiborner
Hochfläche erleben
Durch die Öffnung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Vogelsang erschließt sich
dem Nationalparkgast 3.300 Hektar zusätzliche Fläche, die bereits mit einem
Wegenetz von über 50 Kilometer Länge erschlossen ist (siehe auch Wegeplan Seite
4). Das neue Gebiet lässt sich auf eigene Faust oder mit Führungen erkunden. Wir
empfehlen, einen Nationalpark-Ranger bei der neuen Vogelsang-Wollseifen-Tour
über die Dreiborner Hochfläche zu begleiten. Zu erleben gibt es naturnahe Schluchtund Hangwälder, weite Offenlandflächen und Ginsterheiden. Die Ranger wissen aber
auch Spannendes über die Geschichte der Umgebung zu erzählen, wozu die
Wüstungen Wollseifen und Vogelsang gehören. Jeden Sonntag geht es um 14 Uhr
am Forum Vogelsang los. Die Route dauert zirka drei Stunden und ist für Kinder
geeignet. Nach einem kurzen Abstieg vom Gelände der ehemaligen „NSOrdensburg“ tauchen die BesucherInnen ein in eine Natur, die seit 60 Jahren
größtenteils sich selbst überlassen blieb, lediglich Militärgefährte störten die Idylle.
Doch ein Leittier des Nationalparks, den Rothirsch, hielt es nicht davon ab, sich auf
den Hochflächen wohl zu fühlen und tagaktiv zu bleiben. Mit etwas Glück sind die
Hirsche bei dieser Tour zu sehen. Die Wanderung führt weiter durch eine einzigartige
und vielseitige Ginster- und Buschlandschaft, die schon bald zeigen wird, wie sich die
Natur in diesem Landschaftsraum offene Flächen zurückerobert. Einige Flächenteile
werden jedoch nach wie vor durch Schafbeweidung und Mahd offen gehalten.
Weiter geht es bergan zu den Ruinen des Dorfes Vogelsang. Im „3. Reich“ als
Mustersiedlung erbaut, wurde der nie bezogene Ort nach 1945 von den Amerikanern
als Internierungslager genutzt und 1946 von den englischen Truppen bis auf die
Grundmauern niedergeschossen. Auf der Höhe schließlich erreicht man die Kirche
der Wüstung Wollseifen und erfährt einiges über die Geschichte seiner früheren Bewohner, die nach dem Krieg vertrieben wurden und versuchten, in der Umgebung
eine neue Heimat zu finden (siehe S. 11).
Auf dem Rückweg schweift der Blick über die weiten Offenlandflächen der Dreiborner
Hochfläche. Mit dem seit Januar fahrenden Nationalpark-Shuttle gelangt man
bequem und direkt zum Startpunkt der Rangertour und wird vorab im Bus über den
Nationalpark informiert. Der Shuttle pendelt stündlich zwischen Kall, Gemünd und
Vogelsang.
Rubrik: Für die Kleinen
Tiere im Nationalpark Eifel
Wenn Ihr im Nationalpark unterwegs seid, fragt Ihr Euch bestimmt, wo all die Tiere
sind, wo sie wohnen und wie sie wohl aussehen. Einige der Wald- und
Offenlandbewohner könnt Ihr mit etwas Geduld und einem Quäntchen Glück auch zu
sehen bekommen. Andere wiederum sind scheu und verstecken sich, sobald sie
einen Menschen wittern. Manche Tiere sind erst in der Nacht aktiv. Wir möchten
Euch in unseren nächsten Ausgaben einige der heimischen Tiere vorstellen, die im
Nationalpark Eifel leben.
Die Tierbeschreibungen sind von Annika Becher, die ein Freiwilliges Ökologisches
Jahr im Nationalpark Eifel absolviert. Die Zeichnungen sind von Ranger Helmut
Bergsch.
Wir fangen mit dem Wildschwein an.
Wildschwein
Wenn Du schon von Obelix dem Gallier gehört hast, dann kennst du bestimmt auch
sein Lieblingsessen: Wildschwein!
Das Wildschwein hat ein dunkles Borstenfell und eine Rüsselnase. Die Wildschweinmänner heißen Keiler und haben sehr scharfe Eckzähne. Wildschweinfrauen, die
Bachen, haben auch Eckzähne, aber die sind nicht so lang. Die Kinder der beiden
nennt man Frischlinge. Man erkennt sie gut an den hellen Streifen auf dem Rücken.
Mit ihrer Rüsselnase graben die Wildschweine im Waldboden nach Bucheckern,
Eicheln, aber auch nach Insekten, Larven und Mäusen.
Zwei Dinge sind dem Wildschwein besonders wichtig: Es braucht gute Verstecke und
liebt das Wasser. Also findest Du Wildschweine in dichten Eichen- oder
Buchenwäldern und an schlammigen Stellen. Dort suhlen sie sich im Matsch und Du
kannst ihre Kratzspuren an den so genannten Malbäumen in der Nähe finden.
Solche Stellen findest Du im Nationalpark oft, weil es hier viel Buchenwald gibt, der
geschützt wird und die Wildschweine, von Menschen ungestört, leben können.
MPRESSUM
Herausgeber
Nationalparkforstamt Eifel
Urftseestraße 34
53937 Schleiden-Gemünd
Telefon 02444.9510-0
Telefax 02444.9510-85
E-Mail [email protected]
v.i.S.d.P.
Michael Lammertz
Dezernent Kommunikation
und Naturerleben
Redaktion
Dipl.-Geogr. Annette Simantke
Bildnachweis
Nationalparkforstamt Eifel (S. 3, 5, 8), Dr. Killmann (S. 9, 10), Kolster (S.2), Simantke
(S. 1, 2, 3, 6, 9, 11, 12), Wetzel (S.5), Leihgabe Küpper (S. 11)
Gestaltung
Annette Simantke
Druck
Druckerei Heinen, Bad Münstereifel
Erscheint 1/4-jährlich
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
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