Zahlentheorie C. Heuberger Mariazell 2009 S. 1 1. Seien x und y positive ganze Zahlen mit y > 3 und x2 + y 4 = 2 (x − 6)2 + (y + 1)2 . Zeigen Sie, dass x2 + y 4 = 1994. Lösung. Ausmultiplizieren der gegebenen Gleichung ergibt y 4 − 2y 2 − 4y − 2 = x2 − 24x + 72. Wir ergänzen jeweils zu vollständigen Quadraten und erhalten (y 2 − 1)2 − 4y + 69 = (x − 12)2 . (1) Wir betrachten (1) modulo 4 und erhalten (y 2 − 1)2 + 1 ≡ x2 (mod 4). Da 0 und 1 die einzigen quadratischen Reste modulo 4 sind, muss x ungerade und y 2 − 1 gerade sein, also y ungerade sein. Für y = 5 ergibt sich 242 − 20 + 69 = (x − 12)2 , also x − 12 = ±25, woraus x = 37 folgt, weil x als positiv vorausgesetzt wurde. Tatsächlich gilt 372 + 54 = 1994. Wir können daher ab jetzt y ≥ 7 voraussetzen. Dann gilt −4y + 69 ≤ 41 < 2(y 2 − 1) + 1, also (x − 12)2 < (y 2 − 1)2 + 2(y 2 − 1) + 1 = (y 2 )2 . Andererseits gilt auch −4y + 69 > −2(y 2 − 1) + 1 (das ist ja äquivalent zur wahren Aussage 2y 2 − 4y + 66 > 0), weshalb (x − 12)2 > (y 2 − 1)2 − 2(y 2 − 1) + 1 = (y 2 − 2)2 gilt. Daraus folgt (x − 12)2 = (y 2 − 1)2 (das ist die einzige Quadratzahl zwischen (y 2 − 2)2 und (y 2 )2 ). Das widerspricht den Paritätsüberlegungen von vorhin. Es gibt daher keine weiteren Lösungen der gegebenen Gleichung. 2. Seien a1 , a2 , . . . , an ganze Zahlen mit Werten zwischen 2 und 1995 mit folgenden Eigenschaften: (a) Je zwei der ai sind relativ prim. (b) Jedes ai ist entweder prim oder das Produkt verschiedener Primzahlen. Wie groß muss n mindestens sein, damit die Folge jedenfalls eine Primzahl enthält? Lösung. Wir nennen eine Folge a1 , . . . , am zulässig, wenn 2 ≤ aj ≤ 1995 für jedes j ∈ {1, . . . , m} gilt, die Folgenglieder paarweise relativ prim sind und jedes Folgenglied ein Produkt verschiedener Primzahlen, aber selbst keine Primzahl ist. Die Aufgabenstellung ist äquivalent dazu, das größte m zu finden, sodass es eine zulässige Folge der Länge m gibt. Das in der Aufgabenstellung gesuchte n ist dann n = m + 1. Wir nehmen an, es gebe für ein m eine zulässige Folge der Länge m. Sei a1 , a2 , . . . , am eine zulässige Folge mit minimaler Summe der Elemente. Falls eines der ai aus mehr als zwei Primfaktoren besteht, so könnten wir ai durch das Produkt zweier dieser Primfaktoren ersetzen. Die entstehende Folge wäre wieder zulässig und hätte eine kleinere Summe der Elemente, Widerspruch. Zahlentheorie C. Heuberger Mariazell 2009 S. 2 Daher ist jedes der ai das Produkt zweier Primzahlen. Es gelte daher ai = pi qi für gewisse Primzahlen pi und qi , wobei wir pi < qi voraussetzen können. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit können wir annehmen, dass p1 < p2 < · · · < pn gilt (es können aufgrund der vorausgesetzten Teilerfremdheit keine Primzahlen mehrfach auftreten). Daher gilt p1 < p2 < · · · < pm−1 < pm < qm . Wir bezeichnen die k-te positive Primzahl mit Pk , also P1 = 2, P2 = 3, P3 = 5, . . . . Dann gilt offensichtlich 1995 ≥ am = pm qm ≥ Pm Pm+1 . Da 41 · 43 = 1763 < 1995 < 2021 = 43 · 47, folgt Pm ≤ 41 und daher m ≤ 13. Tatsächlich gibt es eine zulässige Folge mit 13 Gliedern: n Pn P27−n an = Pn P27−n 1 2 101 202 2 3 97 291 3 5 89 445 4 7 83 581 5 11 79 869 6 13 73 949 7 17 71 1207 8 19 67 1273 9 23 61 1403 10 29 59 1711 11 31 53 1643 12 37 47 1739 13 41 43 1763 Das gesuchte n ist daher 14. 3. Gibt es drei ganze Zahlen, sodass jede größer als 1 ist und sodass das um 1 verminderte Quadrat jeder Zahl durch jede der anderen Zahlen geteilt werden kann? Lösung. Wir nehmen an, dass es drei solche Zahlen x, y, z gibt. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit nehmen wir an, dass 1 < x ≤ y ≤ z. Laut Angabe gilt y | x2 − 1, x | y 2 − 1, x | z 2 − 1, z | x2 − 1, z | y 2 − 1, y | z 2 − 1. Da y | x2 − 1, folgt ggT(x, y) = 1. Analog erhält man ggT(y, z) = ggT(x, z) = 1. Da ggT(y, z) = 1 und y | x2 − 1 und z | x2 − 1, folgt auch yz | x2 − 1. Da z ≥ y ≥ x > 1, folgt x2 ≤ yz ≤ x2 − 1, ein Widerspruch. Daher gibt es keine solchen Zahlen. 4. Wie viele Paare positiver ganzer Zahlen (x, y) mit x ≤ y gibt es, sodass ggT(x, y) = 5! und kgV(x, y) = 50! gilt? (n! = 1 · 2 · · · (n − 1) · n) Lösung. Die einzigen Primzahlen, die 50! teilen, sind die Primzahlen kleiner oder gleich 50. Das sind die 15 Zahlen P50 := {2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, 31, 37, 41, 43, 47}. Sei αp = vp (x) und βp = vp (y) für p ∈ P50 . Da vp (5!) = vp (ggT(x, y)) = min(vp (x), vp (y)) = min(αp , βp ), vp (50!) = vp (kgV(x, y)) = max(vp (x), vp (y)) = max(αp , βp ), ist für jede Primzahl p ∈ P50 nur die Auswahl zu treffen, ob αp = vp (5!) und βp = vp (50!) oder umgekehrt βp = vp (5!) und αp = vp (50!) gelten soll, weil ja vp (5!) < vp (50!) für alle p ∈ P50 gilt. Die Anzahl der Paare (x, y), die ggT(x, y) = 5! und kgV(x, y) = 50! erfüllen, entspricht also genau den 2|P50 | = 215 Möglichkeiten, die αp und die βp für alle p ∈ P50 festzulegen. Dabei zählen wir allerdings jedes Paar (x, y) und (y, x) getrennt, die Angabe fordert allerdings x ≤ y. Daher müssen wir das Ergebnis durch 2 dividieren und erhalten 214 Paare der geforderten Gestalt. Zahlentheorie C. Heuberger Mariazell 2009 S. 3 5. Eine positive ganze Zahl n heißt abundant, wenn σ(n) > 2n, wobei σ(n) die Summe der positiven Teiler von n ist. Seien a und b positive ganze Zahlen und sei a abundant. Zeigen Sie, dass ab abundant ist. Lösung. Da für jeden Teiler d von a auch db ein Teiler von ab ist, gilt σ(ab) = X t|ab t≥ X db = b d|a X d = bσ(a) > b2a. d|a Daher ist ab abundant. 6. Finden Sie alle ganzen Zahlen x, für die x2000 + 20001999 = x1999 + 20002000 gilt. Lösung. Die gegebene Gleichung ist äquivalent zu x1999 (x − 1) = 20001999 · 1999. (2) Da 1999 eine Primzahl ist und diese auf der rechten Seite von (2) genau einmal auftritt, kann 1999 kein Teiler von x sein und daher gilt 1999 | x − 1. Daraus folgt x − 1 ∈ {−1999, 0, 1999} oder |x − 1| ≥ 2 · 1999. Wenn x − 1 = −1999, folgt x = −1998, was offensichtlich keine Lösung ergibt. Der Fall x − 1 = 0 ist unmöglich, weil die rechte Seite von (2) ungleich 0 ist. Der Fall x − 1 = 1999 führt auf x = 2000, was offensichtlich eine Lösung ist. Wenn |x − 1| ≥ 3998, so folgt |x| ≥ 3997 und damit |x1999 (x − 1)| ≥ 39971999 3998 > 20001999 1999. Daher ist x = 2000 die einzige ganzzahlige Lösung der gegebenen Gleichung. 7. Zeigen Sie, dass für alle ganzen Zahlen n ≥ 2 und alle Primzahlen p die Zahl p np + pp zusammengesetzt ist. Lösung. Betrachte zunächst den Fall p ≥ 3. Sei x = np xp = np·p p−1 p−1 . Dann ist p = np . Also gilt xp + pp = (x + p)(xp−1 − xp−1 p + · · · + pp−1 ). Wir behandeln jetzt p = 2. Dann ist die zu betrachtende Zahl gleich n4 + 4. Da n4 + 4 = (n2 − 2n + 2)(n2 + 2n + 2) und die beiden Faktoren für n ≥ 2 größer als 1 sind, folgt die Aussage auch hier. 8. Zeigen Sie, dass für jede ganze Zahl n > 1 die Zahl (n − 1)2 ein Teiler von nn−1 − 1 ist. Lösung. Sei x= nn−1 − 1 = nn−2 + nn−3 + · · · + n + 1. n−1 Da n ≡ 1 (mod n − 1), gilt x ≡ 1 + 1 + ··· + 1 + 1 ≡ n − 1 ≡ 0 (mod n − 1). Wir haben gezeigt, dass (n − 1) | x und daher (n − 1)2 | x(n − 1) = nn−1 − 1. Zahlentheorie C. Heuberger Mariazell 2009 S. 4 9. Zeigen Sie, dass das Produkt der ersten n positiven ganzen Zahlen genau dann durch die Summe der ersten n positiven ganzen Zahlen teilbar ist, wenn n + 1 keine ungerade Primzahl ist. Lösung. Die Summe der ersten n positiven ganzen Zahlen ist 1 + 2 + ··· + n = n(n + 1) . 2 Wir sollen also zeigen, dass ˛ n(n + 1) ˛ ˛ n! ⇐⇒ n + 1 ist keine ungerade Primzahl. 2 Wenn n + 1 eine ungerade Primzahl ist, so ist n + 1 kein Teiler von n! und daher ist erst recht n (n + 1) 2 kein Teiler von n! (man bemerke, dass n/2 eine ganze Zahl ist). Wenn n + 1 eine gerade Zahl größer oder gleich 4 ist, so ist (n + 1)/2 eine ganze Zahl kleiner als n und daher sind (n + 1)/2 und n zwei verschiedene ganze Zahlen kleiner oder gleich n. Daher gilt n(n + 1)/2 | n!. Für n + 1 = 2 gilt tatsächlich 1 | 1. Wenn n+1 das Quadrat einer ungeraden Primzahl ist, also n+1 = p2 , so sind p und 2p < n = p2 −1, also gilt 2p · p · n | n! und daher erst recht n(n + 1)/2 | n! . Wenn n + 1 eine ungerade zusammengesetzte Zahl ist, die nicht das Quadrat einer Primzahl ist, dann gibt es ungerade Zahlen r, s mit 1 < r < s < n und n + 1 = rs. Dann gilt r · s · n | n! und daher erst recht n(n + 1)/2 | n! . 10. Für jede positive ganze Zahl n sei S(n) die Summe der Ziffern von n (wenn n in Basis 10 geschrieben ist). Zeigen Sie, dass für jede positive ganze Zahl n S(2n) ≤ 2S(n) ≤ 10S(2n) gilt. Zeigen Sie auch, dass es eine positive ganze Zahl n mit S(n) = 1996S(3n) gibt. Lösung. Sei n = (a` a`−1 . . . a2 a1 a0 )10 die Dezimaldarstellung von n. Wir wählen cj und dj für 0 ≤ j ≤ ` derart, dass cj ∈ {0, 1}, 2aj = 10cj + dj , dj ∈ {0, 1, . . . , 9}. Wir bemerken, dass dj sicherlich gerade ist und daher in Wahrheit dj ein Element von {0, 2, 4, 6, 8} ist. Es gilt 2n = 2 ` X j=0 aj 10j = `+1 ` X X (10cj + dj )10j = (dj + cj−1 )10j , j=0 j=0 wobei wir der Einfachheit halber c−1 = 0 und d`+1 = 0 setzen. Da jeweils 0 ≤ dj + cj−1 ≤ 8 + 1 = 9 gilt, haben wir damit die Dezimaldarstellung von 2n gefunden, nämlich 2n = (c` (d` + c`−1 )(d`−1 + c`−2 ) . . . (d2 + c1 )(d1 + c0 )d0 )10 . Zahlentheorie C. Heuberger Mariazell 2009 S. 5 Daher gilt S(2n) = ` ` ` X X X (cj + dj ) ≤ (10cj + dj ) = 2aj = 2S(n) j=0 j=0 j=0 und auch S(2n) = ` ` ` X 1 X 1 1 X (10cj + dj ) = 2aj = S(n). (cj + dj ) ≥ 10 10 5 j=0 j=0 j=0 Somit ist sind alle Behauptungen über S(2n) vollständig gezeigt. Für den zweiten Teil der Aufgabe wählen wir n` = (33 . . 33} 6)10 , | .{z ` die Dezimaldarstellung von n` bestehe also aus ` Ziffern 3, gefolgt von einer Ziffer 6. Es gilt somit n` = 3 + 10`+1 − 1 3 und S(n` ) = 3` + 6. Es gilt 3n` = 8 + 10`+1 = (10 . . . 08)10 mit ` Nullen. Somit folgt S(3n` ) = 9. Wir erhalten S(3n` ) 9 3 = = . S(n` ) 3(` + 2) `+2 Somit ist n3·1996−2 eine Lösung für den zweiten Teil der Aufgabe.