Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 VP Theorienvergleiche SS 2004 LVL Prof. Forster Aufgabe 4: Siegfried J. Schmidt und der Radikale Konstruktivismus 1. Einleitung Passend zum Thema haben wir uns entschieden, der Arbeit keinen einheitlichen Schliff zu verpassen, sondern die einzelnen Arbeitsaufträge mit dem jeweiligen Namen zu versehen. 2. Vorerfahrungen Leo: Ich will anfangs gleich eingestehen, dass sich meine Vorerfahrungen mit dem Radikalen Konstruktivismus durch folgendes Gespräch (das stattgefunden hat) zusammenfassen lässt . Leo: Sag, was stellst Du Dir unter dem Radikalen Konstruktivismus vor? B: Naja, Konstruktivismus, das ist was Positives. Wenn ich bei einem Gespräch was einbringe, dann ist das konstruktiv. Leo: Und wie sieht dann ein Radikaler Konstruktivismus aus? B: Das ist die Frage. Radikal ist für mich was Negatives. Leo: Vielleicht nicht unbedingt negativ. Radikal könnte ja so was wie abrupt heißen, etwas was plötzlich vor sich geht. B: Ja, kann auch sein. Wie man sieht habe ich den Vorteil, dass ich das Thema ohne jegliche Belastung angehen kann. Zunächst habe ich festgestellt, dass Radikal mit „Wurzel“ (radix) zu tun hat, etwas was auf den Grund geht. Vielleicht lässt sich „radikal“ in diesem Zusammenhang als „fundamental“ verstehen. Angelika: Ad hoc habe ich keine Antwort darauf, was es mit dem Radikalen Konstruktivismus auf sich hat in Bezug auf Erziehungswissenschaft. Die Konstruktivisten im Bereich der Mathematik behaupten, dass Sätze nicht wahr oder falsch sind, sondern entweder beweisbar oder widerlegbar. -1- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Auch in der Kunst gibt es einen Konstruktivismus! Darunter wird die Kunst nach dem Ersten Weltkrieg verstanden, die durch die Ästhetik bestimmt wird und auf jeden Vergleich mit der sichtbaren Welt verzichten. Sie soll harmonisch sein, um den Menschen selbst zu Harmonie zu führen, und sie soll Eingang in den Alltag finden, um gesellschaftlich wirken zu können. In der angewandten Kunst (Architektur und Produktdesign) ist der Konstruktivismus der Funktionalismus. Tja und radikal bedeutet für mich eine vollständige Änderung oder Verwandlung von Grund auf. Mehr kommt mir dazu nicht in den Sinn, geschweige denn von Konstruktivismus als Moderichtung zu sprechen. Also dann, ab an die Arbeit!!!!! Maria: Ich habe mit dem Thema „Konstruktivismus“ überhaupt keine Vorerfahrungen. Ich habe versucht, mir das Wort näher anzuschauen. Dabei finde ich das Wort Konstrukt. In der Vorlesung von Patry wurde das „theoretische Konstrukt“ behandelt. Da lernte ich: Ein Konstrukt ist eine Denkhilfe, ein gedankliches Zusammenfassen von verschiedenen Verhaltensmerkmalen. (vgl. Patry, 2003, S. 58) Um mich aber ein bisschen auf das Thema einzustimmen, stellte ich Internetrecherchen an. Gabi: Ich konnte zur anfänglichen Diskussion gar nichts einbringen. Das Wort „Radikal“ war auch für mich mit etwas Negativem behaftet. Anschließend habe ich im Wörterbuch nachgeschaut, was mich nicht wirklich weitergebracht hat: Konstruktivismus ist eine Kunstrichtung, die sich an modernen Zweckkonstruktionen orientiert (vgl. Deutsches Wörterbuch, 1997, S. 519) „Radikaler Konstruktivismus“ wurde nicht erwähnt. Eine Internet-Recherche brachte mehr Aufschluss: Entgegen der Auffassung der traditionellen philosophischen Erkenntnistheorie, die den Unterschied von Subjekt und Objekt als konstitutiv für die Philosophie ansieht, vertritt der Radikale Konstruktivismus den Standpunkt, dass es keine vom Beobachter unabhängige Wirklichkeit gibt und dass wir unsere Wirklichkeit selbst konstruieren. Danach ist das Objekt immer nur Objekt eines Subjekts und der Anspruch ist, dass man mit dieser Alternative die Komplexität der in den Wissenschaften untersuchten Prozesse und die Bedeutung der einzelnen Elemente in diesen Prozessen angemessener erklären kann als mit anderen Theorien. (zit. http://www.uni-koblenz.de/~odsjgr.oe/kontruktivismus/index1.htm, 23.Mai 2004) -2- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Annette: Bezogen auf meine Vorerfahrungen passt die Auseinandersetzug mit der Lektüre zum Radikalen Konstruktivismus nahezu optimal zur Vertiefung mit diesem Thema. Ich besuche in diesem Semester das Seminar Konstruktivistischen Lehr- und Lernmethoden bei Frau Gastager. Mich mit Konstruktivismus gerade im Lernbereich näher zu beschäftigen, machte mich neugierig im Hinblick auf meine Erfahrungen aus dem Schulalltag. Ich unterrichte an einer Hauptschule mit relativ hohem Anteil Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache. Die Beziehung zwischen den Theorien des Konstruktivismus und der Praxis entstand wie von selbst. Nahezu jede Definition von Konstruktivismus bezieht sich auf Wissenskonstruktion und nicht auf Reproduktion. Kriterien wie starke Lernumgebung, multiple Kontexte, genügend Spielraum für die eigenen Wissenskonstruktionen sind in realistischen möglichst authentischen Situationen zu berücksichtigen. Das Wissen jeder Person hängt von seinen Erfahrungen ab, darauf aufbauend konstruiert ein Individuum das Netzwerk seiner Kenntnisse, je nach Verwendungssituation ist ein anderes Wissen nötig und passend. Erkenntnis ist nach Ansicht der Konstruktivisten eher ein Erfinden als ein Entdecken. Es gibt also nicht das objektive Wissen, sondern das Wissen einer Person hängt von Erfahrungen ab. Mit den Konstruktivistischen didaktischen Theorien konnte ich immer konkrete Situationen verbinden. In Abhängigkeit von ihrem Vorwissen werden wahrnehmungsbedingte Erfahrungen an bestehende Wissensstrukturen angeknüpft und interpretiert. Die Anwendbarkeit des Wissens wird gefördert. Die Lernenden gewinnen ihr Wissen aus unterschiedlichen Lernumgebungen und das Problem des „trägen Wissens“ wird gemindert. Der Lernende wird veranlasst, seine Überlegungen und Vorgangsweisen bei der Problembearbeitung mit anderen zu vergleichen. Der Schlüsselbegriff für die Abgeschlossenheit und Selbstreflexivität ist die „Autopoiesis“. Unser Erkenntnisapparat ist also ein abgeschlossenes System, das nicht eine äußere Welt abbildet, sondern seine Wirklichkeit hervorbringt, sie ist konstruiert. Die Aufrechterhaltung der Autopoiesie und die Erhaltung unserer Anpassung, d.h. unserer Lernfähigkeit sind -3- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 notwendige Existenzbedingungen. Wenn wir das Prinzip der Selbstorganisation ernst nehmen hat das weitreichende Konsequenzen für die Theorie und Praxis des Lehrens. Der/die Lehrende schafft „lediglich“ die Bedingungen für die Selbstorganisation der Lernenden. Er ermöglicht Prozesse der selbsttätigen und selbständigen Wissenserschließung und Wissensaneignung, das bedeutet den Übergang von der Belehrungsdidaktik zur Animationsdidaktik. Konstruktivistisch gesehen ist deutlich zwischen Information und Wissen zu unterscheiden. Wissen ist Bestandteil unserer Identität, unseres Selbst- und Weltbildes. Lehrer sind gefordert Bedingungen zu schaffen, welche dieses Lernen ermöglichen. Lehrer und Schüler übernehmen Verantwortung für das Lernen, Schüler als ein aktiver Gestalter seines Lernprozesses. 3. Zusammenfassungen der Kapiteln 1 bis 7 und 12 Gabi: 1. Zur Entstehung des Radikalen Konstruktivismus aus dem Geiste der Kybernetik Abb. 2. : aus Maturana / Varela, S. 144 (nach F. Kahn “El hombre”, Bd. II, Buenos Aires 1944, S. 235) http://www.kunst.erzwiss.uni-hamburg.de/Meyer/Hypermed/xenia.htm#5 Siegfried J. Schmidt zitiert den Begriff „Cybernetics“ aus der 1983 formulierten Declaration of the American Society for Cybernetics folgendermaßen: „Cyberntics is a way of thinking, not a collection of facts.“ (S. 11) Diese Charakterisierung trifft für Schmidt auch auf den “Radikalen Konstruktivismus” zu. Darüber hinaus stammen wesentliche Impulse zur -4- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Entwicklung des Konstruktivismus von den Vertretern des theoretischen Flügels der Kybernetik; sie haben wichtige Anstöße zur Entwicklung einer biologischen Kognitionstheorie durch H. R. Maturana und F. J. Varela geliefert und auch zum Entwurf einer Theorie der Wissenskonstruktion durch H. von Foerster, W. McCulloch und E. von Glaserfeld geführt. Es wurden Konzepte entwickelt, die seither von einer Fülle von Wissenschaftlern in den verschiedensten Disziplinen übernommen worden sind und die Kybernetik zu einem „metadisziplinären“ Forschungsbereich gemacht haben, zu dem System und Modell, Steuerung, zirkuläre Kausalität, Feedback, Äquilibrium, Adaptation oder Kontrolle gehören. Vor allem die Prozesse der Selbstreferenz und der Selbstorganisation haben sich für die Entwicklung der konstruktivistischen Erkenntnistheorie als grundlegend erwiesen. (vgl. S. 11 - 12) 2. Grundzüge einer radikal konstruktivistischen Kognitionstheorie Die Erkenntnistheorie des Radikalen Konstruktivismus versteht sich als „Kognitionstheorie“, d. h. sie setzt sich mit den Vorgängen bei der Wahrnehmung auseinander und ist „nichtreduktionistisch“, weil sie nicht auf fundamentale oder elementare Objekte oder Prozesse fixiert ist. (S. 13) 2.1. Wahrnehmungs- und Erkenntnistheoretische Überlegungen Schmidt bezieht sich auf die meisten Wahrnehmungstheoretiker, wenn er sagt, dass „die Welt“ durch die Sinnesorgane aufgenommen wird, dann ins Gehirn gelangt und dort für uns ein mehr oder weniger getreues Abbild dieser „Wirklichkeit“ entsteht. Die Sinne verfahren dabei selektiv und unterliegen vielen Täuschungen, aber die grundsätzliche Erkennbarkeit der Welt wird trotzdem nicht bezweifelt. Vertreter des Radikalen Konstruktivismus gehen von einem anderen Standpunkt aus, und zwar vom Gehirn: Die Wahrnehmung vollzieht sich „nicht“ in den Sinnesorganen, sondern in spezifischen sensorischen Hirnregionen. Untersuchungen ergaben, dass die Nervenzellen nur die Reizstärke in Form von Impulsfrequenzen codieren, nicht jedoch deren Ursachen. Daraus folgern konstruktivistische Neurophysiologen und Kognitionstheoretiker, dass die Wahrnehmungsinhalte erst durch das Gehirn geschaffen werden und dass die Umwelt keinen direkten Einfluss darauf hat, was im Gehirn vor sich geht. Man kann sagen, dass jede unserer Wahrnehmungen durch Interpretation neuronaler Prozesse entsteht und somit unsere Wirklichkeit kein Abbild, sondern ein Konstrukt ist. (vgl. S. 15 und S. 77) „Bei der -5- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Bedeutungszuweisung operiert das Gehirn auf der Grundlage früherer interner Erfahrung […] bewusst wird nur „das“, was „bereits gestaltet und geprägt“ ist. (zit. Schmidt, S. 15) Das Gehirn ist aufgrund dieser Tatsache gar nicht in der Lage, Wirklichkeiten als solche abzubilden oder zu repräsentieren, denn es gibt kein Urbild. Der Neurophysiologe G. Roth sowie andere Kognitionsforscher nennen unser Gehirn „selbstreferentiell und selbstexplikativ“, d. h. dass es alle Bewertungs- und Deutungskriterien aus sich selbst entwickeln muss. (S. 15). Roth bezeichnet das Gedächtnis auch als „unser wichtigstes Sinnesorgan“. Schmidt verweist auf die von Roth getroffene Unterscheidung zwischen „realem Gehirn und kognitiver Welt“. Damit ist gemeint, dass Neurophysiologen Gehirne als Bestandteil der kognitiven Welt untersuchen und nicht etwa als Objekt der realen Welt. Wie bereits erwähnt können Wahrnehmungen nicht beobachtet werden; beobachtbar sind nur neuronale Prozesse; das kognitive Gehirn als Resultat einer Selbstbeschreibung kann sich nicht selbst beschreiben. (vgl. S. 15 und S. 77) Mit den geschilderten neurophysiologischen Hypothesen ist auch ein von W. T. Powers (1973) entworfenes kybernetisches Modell der Wahrnehmung voll vereinbar, das dann von J. Richards (1973) und E. von Glaserfeld (1984) philosophisch erläutert wurde. Seine zentrale Hypothese lautet: „Verhalten steuert Wahrnehmung“ (1973, X, in Schmidt, S. 17). Powers versteht unter Wahrnehmung „nicht eine Aufnahme oder Wiedergabe von Information, die von außen hereinkommt, sondern […] die Konstruktion von Invarianten, mit deren Hilfe der Organismus seine Erfahrungen assimilieren und organisieren kann“. (Richards und von Glaserfeld, 1984, S. 6, zit. in Schmidt, S. 18) Schmidt teilt die Ansicht von Powers: „Als Organismus haben wir keinen kognitiven Zugang zu unserer Umwelt, sondern nur als Beobachter“. Es gibt keine Trennung von Wahrnehmung und Interpretation, sondern der Akt des Wahrnehmens ist der Akt der Interpretation: „Welt ist Welt, wie wir sie sehen, sie ist Erfahrungswirklichkeit“. (Richards und von Glaserfeld, zit. in Schmidt, S. 18) gibt. Schmidt erwähnt in diesem Zusammenhang das von Maturana eingeführte „Konzept des Beobachters“, das eine wesentliche Rolle spielt: Jede Erklärung der Kognition muss eine Erklärung des Beobachters und seiner Rolle enthalten, denn erst für den Beobachter wird etwas, das er beschreiben kann, zu einem Gegenstand, den er von anderen unterscheiden kann. Schmidt differenziert zwischen internenem und externem Beobachter: „Als interner Beobachter habe ich unbezweifelbare Gewissheit darüber, dass ich existiere […] Ich stelle fest, dass es außerhalb von mir eine Welt gibt […], die ich mit Hilfe meiner Sinnesorgane erfasse“. (G. Roth, 1978, S. 66, zit. in Schmidt, S. 19) Dem äußeren Beobachter hingegen ist nur die -6- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Oberfläche des Verhaltens zugänglich, über „innere Zustände“ kann er nichts Verlässliches sagen. Die Bereiche der beiden Formen sind völlig überschneidungsfrei; es gibt keine Phänomene, die sich dem internen wie dem externen Beobachter in vergleichbarer Weise darstellen. Schmidt argumentiert, dass viele der traditionellen philosophischen Probleme durch eine unzulässige Vermischung aus den beiden unabhängigen Beobachterbereichen entstehen. (vgl. S. 19) 2.2 Bewusstsein – Geist – Ich Der Neurophysiologe G. Roth argumentiert, dass 4 funktionale Großbereiche des Gehirns an der Konstitution dessen beteiligt sind, was wir als „Bewusstsein“ oder „Ich“ bezeichnen: - Hirnstamm oder Formatio reticularis: steuern Wachheit und Aufmerksamkeit - Thalamocorticales System des Zwischen- und Großhirns: steuert die Sensorik und Sensomotorik der bewussten Wahrnehmung. - Limbisches System: wichtig für das Gedächtnis - Stirnbereich der Großhirnrinde: bildet ein System der Handlungskoordination und – planung Diese 4 Großbereiche sind untereinander „hochgradig reziprok verknüpft und bilden mehrfach ineinandergeschachtelte Erregungskreise mit Milliarden von Nervenzellen“. (S. 20) Roth vermutet, dass das „Ich“ wahrscheinlich keine eigene Instanz ist und verweist auf die Annahme von der dynamisch-prozessualen „Natur“ des Bewusstseins: Das Bewusstsein wird dabei immer gesehen als „Bewusstsein-von-etwas“, d. h. als eine Relation, die dadurch hergestellt wird, dass das Nervensystem für seine eigenen Zustände sensibel ist und über seinen eigenen Zuständen operieren kann. G. Rusch artikuliert, dass „Bewusstes Erleben“ eine Leistung des Gesamtorganismus darstellt, aber „es ist keine Operation, die über die Aktivität des Nervensystems hinausginge oder diese überlagerte“. (zit. S. 20) G. Rusch artikuliert die Überlegungen konstruktivistischer Forscher zum Selbstkonzept und verweist dabei auf die Wichtigkeit, dass zum Aufbau eines Selbstkonzepts Erfahrungen nötig sind, die das Individuum mit anderen Personen macht. Erst im Medium sozialer Erfahrung einschließlich sprachlicher Artikulation „er-lebt man sich selbst gewissermaßen durch das Erleben von anderen, durch die eigene Erfahrung mit anderen“. (Rusch S. 139, in Schmidt, S. 21) Für Rusch modelliert das konstruktivistische Modell das „Selbst“ als einen organisationellen Kern von Konstruktionsprinzipien, mit dessen Hilfe eine Person Verhalten als ihr Verhalten synthetisiert, beobachtet, identifiziert und bewertet. (Rusch S. 141, in Schmidt, S. 21) -7- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Angelika: 3. Lebende Systeme als autopoietisch Systeme Die neurophysiologischen Aspekte der konstruktivistischen Kognitionstheorie werden von den chilenischen Biologen H. R. Maturana und F. J. Varela in die Theorie lebender Systeme, autopoietisch Systeme, eingeordnet. Der Leitgedanke dieser Theorie besagt, dass lebende Systeme selbsterzeugend, selbstorganisiert, selbstreferentiell und selbsterhaltend sind. Jene Systeme sind autopoietisch (vgl. Schmidt S. 22). Oder anders ausgedrückt, diese Systeme haben die Fähigkeit sich selbst erhalten, wandeln und erneuern zu können. Charakteristika autopoietischer Systeme: Lebenden Organismen wird eine Autonomie zugeschrieben, welche über unsere gängige Vorstellung von Selbständigkeit und Unabhängigkeit hinaus geht Lebende Systeme sind materiell-energetisch offen; sie treten mit der Umwelt und mit anderen lebenden Systemen in Kontakt. Die Struktur lebender Systeme ist plastisch und kann sich laufend verändern Autopoietische Systeme erzeugen eine eigene zirkuläre Organisation. Diese Organisation ist ein Netzwerk zur Produktion eigener Bestandteile. Durch die zirkuläre Organisation sind lebende Symptome selbstreferentielle, homöostatische Systeme, die ihrer Umwelt gegenüber autonom sind. Die Zirkularität der Organisation macht ein lebendes System zu einer inferentiell arbeitenden Interaktionseinheit mit kognitiven Bereich. Darunter versteht man ein induktives System, das prognostizierend funktioniert. Diese Organisation ist konservativ und es wird nur das wiederholt, was funktioniert (vgl. Schmidt S. 23). Lebende Systeme sind historische Systeme. Eine spezifische Identität erhalten lebende Systeme durch die gleichbleibende Organisation. Lebende Systeme sind kognitive Systeme: Leben ist ein Prozess der Kognition. Ein System, das mit einem Nervensystem ausgestattet ist, erzeugt durch Selbstbeobachtung Selbstbewusstsein. Das Nervensystem erweitert den Kognitionsbereich, indem es Interaktionen erlaubt. Die internen Zustände werden durch `reine Relationen` (Schmidt S. 23) abgeändert bzw. verwandelt. Dadurch können die Systeme mit ihren eigenen internen Zuständen unabhängig interagieren. -8- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Lebende Systeme werden durch die Umwelt und durch sich selbst verformt. Diese Systeme sind durch äußere Ereignisse nur modellierbar aber nicht steuerbar. Lebende, selbstreferentielle geschlossene Systeme sind informationsdicht und srtukturdeterminiert (autonom). Sie haben keinen informationellen Input und Output. Das heißt, sie sind zwar energetisch offen, sind aber informationell geschlossen und erzeugen selbst die Information, die sie verarbeiten. Strukturdeterminierte Systeme sind durch strukturelle Koppelung (Koppelung plastischer Systeme, durch sequentielle Veränderung, ohne die Identität des Systems zu zerstören) mit interagierenden lebenden Systemen verbunden. An diese Faktensammlung der beiden Biologen möchte ich abschließend den Satz Maturana´s setzten: Wir erzeugen daher buchstäblich die Welt, in der wir leben, indem wir sie leben (Schmidt S. 26) Maria: 4. Sprache, Denken und Kommunikation im konstruktivistischen Modell „Sprache dient, wie jedes andere Verhalten auch, basal der Aufrechterhaltung der Autopoiese“ (SCHMIDT, S. 32). Um diesen Satz zu verstehen, habe ich folgende Internetrecherche angestellt: http://www.thur.de/philo/asap.htm: „Spezielle Aussagen aus der neueren Erkenntnistheorie wurden im Konzept der Autopoiese durch Varela und Maturana zusammengefasst. Dazu gehören: Selbstreferentialität : die eigenen Zustände werden nur intern gesteuert. operative Geschlossenheit : das Gehirn nimmt nur eigene Zustandsveränderungen wahr, ein Reiz von außen kann nur Selbstveränderung initiieren, die dann wahrgenommen wird. strukturelle Kopplung zur Umwelt: das System wählt seine Außenkontakte selbst aus.“ Maturanas nimmt an, dass die Grundlagen von Sprache und Denken zum einen auf seiner Unterscheidung zwischen Beschreibungen erster und zweiter Ordnung, zum anderen auf Konzepten wie ‚Beobachter’ und ‚Orientierungsverhalten’ basieren (Schmidt, S. 26). Wenn -9- Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 wir etwas beobachten, dann aktivieren wir oder aktualisieren wir eine Nische. Maturana bezeichnet das als eine Umweltbeschreibung erster Ordnung. Nachdem Kommunikation ja meisten aus 2 Organismen besteht, glaubt Maturana, dass eben der erste Organismus eine seiner Nischen beschreibt, beim zweiten Organismus treten kognitive Prozesse auf, er orientiert sein Verhalten auf eine Interaktion hin. (Schmidt, S. 26) Schmidt sagt auch: „Orientierende Interaktion bezeichnet Maturana als kommunikativ und hält sie für die Basis sprachlichen Verhaltens. Es liegt jedoch ein wesentlicher Unterschied im Orientierungsverhalten des ersten und zweiten Organismus. Schmidt, S. 26: „Das Orientierungsverhalten des ersten Organismus ist für den Beobachter eine Beschreibung zweiter Ordnung (…), die das repräsentiert, was sie seiner Auffassung nach bezeichnet. Im Gegensatz dazu ist das Orientierungsverhalten des ersten Organismus für den zweiten konnotativ und impliziert für ihn eine Interaktion innerhalb seines kognitiven Bereiches (…).“ Weiters wird auch der Begriff des Selbstbewusstseins erläutert. Maturana definiert den Begriff so: Der Beobachter wird Beobachter seiner eigenen Beschreibungen, er beschreibt seine Selbstorientierung. Folglich ist das Ichbewusstsein eine Begleiterscheinung der aus dem selbstorientierten Verhalten entsteht. Diese Selbstorientierung muss jedoch als unabhängiger Interaktionsbereich verstanden werden (Schmidt, S. 27) Schmidt, S. 27: „Wenn die Interaktionsbereiche zweier Organismen in bestimmten Maße miteinander vergleichbar sind, sind konsensuelle Orienterunksinteraktionen möglich.“ Ein auch wichtiger Punkt ist, dass Sprache für Sprecher konnotativ und nicht denotativ funktioniert. Maturana meint damit, dass die Funktion der Sprache darin besteht, dass der Organismus versucht, sich innerhalb seines kognitiven Bereiches zu orientieren. (Schmidt, S. 28). Zwei Zitate von Schmidt (S. 29) sind auch sehr wesentlich: „Wann immer wir mit Sprache interagieren, bleiben wir im Bereich von Beschreibungen (zweiter Ordnung), (…) die denotative Funktion einer Botschaft liegt ausschließlich im kognitiven Bereich des Beobachters.“ Annette: 5. Haben „Objektivität“ und „Empirie“ noch Sinn im konstruktivistischen Modell? Die Begriffe „Intersubjektivität“ und „Empirie“ werden zur Erklärung der Tatsache genommen, dass wir trotz Konstruktion von Wirklichkeitsmodellen und Subjektabhängigkeit uns gut in unserer Umwelt orientieren und kommunizieren können. - 10 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Kommunikation funktioniert durch Interaktion lebender Systeme untereinander. Im Verlauf der kindlichen Entwicklung führen figurative („sinnliche“) und operative („abstrakte“) Erfahrungen zur kognitiven Konstruktion und zu deren Stabilisierung durch Sozialisation. Die eigenen empirischen Erfahrungen unterschieben wir erfolgreich anderen, sie werden als wirklichkeitsadäquat interpretiert und wiederholt und erwartet. Unsere Welt als konstruktive konzeptionelle Größe wird durch für unser soziales Leben, Denken und Verhalten relevante Interaktionen erzeugt und ausprobiert. E. von Glasersfeld erklärt das Wirklichkeitsbild als eine Konstruktion von Wirklichkeit, basierend auf dem Passen der eigenen Annahmen. Der Radikale Konstruktivismus sagt, dass alle Aussagen über Wirklichkeit zu hundert Prozent eigenes Erleben sind. Menschen als lebende Systeme erfahren Wahrnehmungs- und Verhaltensbedingungen nicht unmittelbar sondern nur im kognitiven Bereich. Um Leben angenehmer, interessanter und lebenswerter zu machen werden ständig neue Orientierungssysteme auf ihr Passen und ihre Nützlichkeit hin ausprobiert. Allein der kognitive Bereich, der Nutzen unseres Wissens entscheidet über Erfolg und Misserfolg hinsichtlich verfolgter Ziele. Um empirisches Wissen sinnvoll in einer radikal konstruktivistischen Erkenntnistheorie darzustellen, wird zwischen ontologischem und empirischen Wissen unterschieden. Als ontologisches Wissen wird das Realitäts- oder Weltwissen verstanden, das wir nach zeitlichen, räumlichen, konditionalen oder Aspekten organisiert haben. Empirisches Wissen ist operationales an Tätigkeiten oder Handlungen gebundenes Wissen, Erfahrungswissen, das an unsere kognitive Konstruktivität und nicht an die objektive Struktur der Wirklichkeit gebunden ist. Der wissenschaftliche Erwerb empirischen Wissens ist an folgende Bedingungen gebunden. Die Ziele des Wissenserwerbes müssen explizit sein, ebenso müssen explizite Bedingungen für die Zielerreichung angegeben werden. Die zielorientierten Strategien, Verfahren müssen explizierbar und dokumentiert, sowie intersubjektiv lehr- und lernbar sein, außerdem müssen sie in Hinblick auf die Erreichung der intendierten Ziele überprüfbar sein. Diese Prüfverfahren müssen intersubjektiv ausführbar und zugänglich dokumentiert werden. Die Idee der Erkennbarkeit einer absoluten Wirklichkeit, das Streben nach absoluter Wahrheitserkenntnis dient als Legitimation wissenschaftlicher Tätigkeit. Im Radikalen Konstruktivismus dient Wissenschaft der Sicherung der Autopoiese und der Optimierung unserer Lebensbedingungen. Langfristig der Sicherung des Überlebens als - 11 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 „realistisches“ Ziel wissenschaftlicher Tätigkeit durch Erfahrung im systematischen Umgang mit immer neuen Orientierungssystemen. Die ontologische Ausrichtung wissenschaftlichen Denkens wird auf operationale Fragen umorientiert, dadurch gewinnen sie als verhaltenssynthetisch relevante Größen neue Bedeutung. Eine weitere wichtige Charakteristik ist in ihren ethischen Konsequenzen zu sehen. Da Wahrheit und Wirklichkeit im Radikalen Konstruktivismus von keinem Menschen erkennbar oder besitzbar sind, muss jeder in eigener Person für seine Handlungen und Kognitionen die Verantwortung übernehmen. Aus radikal konstruktivistischer Perspektive verschieben sich die Bewertungsmaßstäbe unseres Wissens von absolut auf die unmittelbare Qualität unseres Lebens, d.h. dass bloße Machbarkeit, die Erreichung beliebiger Ziele als Selbstzweck nicht länger vor unseren Mitmenschen vertretbar sind. 6. Ist der Radikale Konstruktivismus nicht eine selbstaufhebende Doktrin? Die Verwechslung von epistemologischen mit ontologischem Solipsismus führt zu dem Einwand, dass Umwelt nicht unsere Erfindung sein kann, Erfinden wird mit Phantasieren verwechselt. Ein weiterer Einwand, Radikaler Konstruktivismus sei selbstaufhebend, wird dadurch begründet, dass auf naturwissenschaftlicher empirischer Grundlage behauptet wird, Menschen seien autopoietische Systeme, die nur in ihrem Kognitionsbereich handeln und die Wirklichkeit als solche nicht erkennen können. Versteht man empirisches Wissen als „intersubjektiv geteiltes operationales Wissen in unserem Kognitionsbereich“, dann wird dieser Einwand allerdings entkräftet. Aus realistischen Theorien hervorgegangen und aus den konsequent zu Ende gedachten realistischen Orientierungssystemen entsteht der Radikale Konstruktivismus als eine neue Ordnung. Auf die Frage, ob Konstruktivismus etwas Neues sei, verweisen die Konstruktivisten selbst auf Vorläufer und Parallelen in der Gestaltpsychologie, in der kognitiven Psychologie bis zu soziologischen Interaktionisten und Ethnomethodologen. Der Radikale Konstruktivismus nimmt die Theorie autopoietischer Systeme zum Ausgangspunkt weiteren Denkens. Neue, an kognitionstheoretischen Konstrukten orientierte Konzepte von Wissen, Wirklichkeit und Erfahrung werden zu einer neuen Erkenntnistheorie - 12 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 zusammengefasst. Er orientiert empirische Forschung radikal um die Frage, wie nützlich die neuen kognitiven Orientierungsrahmen sind und wie sie sich auf die Erreichbarkeit unserer Ziele, die Erfüllbarkeit unserer Wünsche auswirken. Leo: 7. Konsequenzen aus dem Radikalen Konstruktivismus Zunächst ein Vergleich von realistischen Erkenntnistheorien und dem RK anhand der Stellenwert der Sprache in der jeweiligen Theorie. Der Realismus erkennt die Existenz einer objektiven Welt an, die empirisch erfassbar ist. Durch Sprache lässt sich diese Welt abbilden: „Diese Wiese ist grün“. Nach realistischer Auffassung ist dies eine objektive Beschreibung einer Realität die für jedermann zugänglich ist. Zur Beschreibung aus der Sicht des RK eine Zusammenfassung der vorangegangenen Kapitel: P P P Ein in sich geschlossenes System, mit Prozessen, die auf sich selbst verweisen und sich selbst organisieren. Alle Informationen, die das System zu seiner Aufrechterhaltung braucht, liegen in dieser Organisation selbst. Solch ein Prozess könnte beispielsweise das Abrufen aus dem Gedächtnis von verschiedenen Begriffen sein (wie Wiese, Farbe „grün“, etc.) und das Verknüpfen mit bekannten Wörtern; der Anlass ist Information, die sich bereits innerhalb des Systems befindet und in ihm erzeugt wird. Im menschlichen Nervensystem ermöglichen Neurotransmitter die Signalübertragungen, und zwar innerhalb der Nervenzellen elektrisch und am Übergang zu anderen Nervenzellen chemisch. Nach Schätzungen finden pro Minute zwischen 100.000 und 1 Million chemische Reaktionen statt (ORF1 2004). Die Verbindung zur Außenwelt: - 13 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Das System (der Organismus) ist nach außen strukturell mit anderen Systemen auf eine Art und Weise verbunden, die eine eigene Veränderung zulässt, ohne die eigene Identität zu zerstören. Beobachter können diese Identität feststellen. P P P ext. S ext. S Schnittstelle zu externen Systemen (der Außenwelt, die bestimmt, in welchem Teil der Umwelt der Organismus existieren kann. ext. S Strukturelle Verbindung bedeutet: informationell geschlossen, aber energetisch offen. Die Schnittstelle zur Außenwelt kann man sich als definierte Mengen und Klassen von Interaktionen zwischen dem Organismus und dem Teil seiner Umwelt, in dem es existieren kann, vorstellen. Diese Interaktionen sind spezifisch für den Organismus und repräsentieren seine vollständige kognitive Realität. Daraus folgt, dass Kognition ein Phänomen ist, das prinzipiell vom Subjekt (dem Organismus) abhängt. Nach der Theorie des RK kommen also Begriffe wie „Wiese“ und „grün“ nicht von außen, sondern werden im eigenen Organismus auf seine ganz spezifische Weise durch externe Energieimpulse erzeugt. Damit erzeugt jeder Organismus nicht nur seine eigene „Wirklichkeit“ unterschiedlich von jedem anderen Organismus, sondern – durch die laufende Veränderung der eigenen Prozesse – jedes Mal eine neue Wirklichkeit (anders gesagt: wir lernen dazu). Ein informationell geschlossenes System erzeugt durch seine Individualität einen ganz bestimmten Verhaltensbereich. Es teilt mit anderen (Menschen) nur dann eine gemeinsame Wirklichkeit, wenn diese sich einen Verhaltensbereich teilen, also im Verhalten übereinstimmen. Werte (z.B. der Grad der Adäquatheit ihrer Interaktionen) können nur innerhalb dieses Bereiches gemessen werden und sind nicht vergleichbar mit denjenigen anderer Bereiche. Schmidt (S. 47): „Da Werte ausschließlich kulturspezifisch und historisch sind, gibt es keinen Maßstab, um eine Kultur als adäquater als eine andere auszuzeichnen“. Maturana ist überzeugt, dass kulturelle Unterschiede nicht dadurch entstehen, weil eine - 14 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 unabhängige Realität von verschiedenen Kulturen unterschiedlich bearbeitet wird. Vielmehr leben kulturell unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen kognitiven Wirklichkeiten, die untereinander nicht gewertet werden können. Maturana’s Ziel ist eine Gesellschaft ohne systematische Unterdrückung, die das Individuum nicht negiert. Er erachtet dafür als notwendig die Auflösung aller Strukturen, die Menschen anderen Menschen unterordnen; die Beziehung der Menschen zu ihrer ökologischen Umwelt zu fördern sowie die Einsicht der Menschen zu erhöhen, dass sie nicht-hierarchische, verschiedene – aber gleichwertige – Systeme darstellen. Sowohl das Individuum als auch die Interaktionen zwischen Individuen sind unentbehrlich. Es sind die Interaktionen die Gemeinsamkeiten erzeugen könne, sodass weiterführende Konsensbildung höherer Ordnung, nämlich Liebe der Menschen untereinander, erreicht wird. Angelika: 12. Der Radikale Konstruktivismus: Ein neues Paradigma im interdisziplinären Diskurs In seinem zwölften Kapitel verweist Schmidt darauf, dass es etliche weitere Bereiche gibt, die sich mit den konstruktivistischen Ansätzen auseinandersetzen: Historiographie, Rechtstheorie, Evolutionstheorie u.a. Diese Disziplinen haben Gemeinsamkeiten, wie z.B. dass sie wissenschaftliche Tätigkeiten sind, die sich auf den Menschen beziehen und angewendet werden; dass die Aufmerksamkeit auf die Selbstorganisation und Eigentätigkeit gelenkt ist; dass Prozesse und Systeme in „Wirkungsnetzen“ (Schmidt S. 72) gedacht werden usw. Für uns sehr spannend ist die abschließende Frage Schmidts, die sich mit der Gesamteinschätzung des Radikalen Konstruktivismus beschäftigt. Dabei geht er gedanklich zurück an die Entstehung des Radikalen Konstruktivismus, die dem Geiste der Kybernetik entstand und einen wichtigen Ausgangspunkt in der Theorie der selbstorganisierten Systeme nimmt. Dadurch gelang dem Radikalen Konstruktivismus die Überwindung der Einseitigkeit der Kybernetik: nämlich die für die Beschreibung autopoietischer Systeme unproduktive Art, sich auf das Modell der Informationsverarbeitung verbunden mit Input-Output-Vorstellungen zu fixieren. Anders aber wurde die konzeptionelle Arbeit mit der Beschreibung der lebenden Systeme bezeichnet, nämlich innovativ. Es galt als innovativ, von einer physikalischen zu einer biologischen Weltsicht zu kommen, wodurch natürlich die Kybernetik erschüttert wurde und damit ein Paradigmenwechsel vorbereitet wurde. - 15 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Diese Entwicklung ist unter zwei Gesichtspunkten interessant: 1. Die konsequente Handhabung des physikalischen Weltbildes und die realistisch erkenntnistheoretische Basis führen zur Erkenntnis und Relativierung des eigenen Bezugs- und Wahrheitssystems. 2. Maturana weist nach, dass die Kontext- und Subjektabhängigkeit der Wahrnehmung und Erkenntnis die Operationalisierung des Erkennens erklären. (vgl. Schmidt S. 73) Somit darf der Radikale Konstruktivismus nicht verwechselt werden mit modischen 70er Jahre Trends irrationaler Wissenschaft, Neo-Mythologie usw.. Sondern es ist vielmehr zu bedenken, dass der Radikale Konstruktivismus Konsequenzen aus der abendländischen Forschungsgeschichte zieht. Er liefert eine empirisch wissenschaftliche Theorie mit hohem Innovationspotential. Der Radikale Konstruktivismus ist vielen Missverständnissen ausgesetzt: Radikale Gegner behaupten, dass er seine Entwicklung als die Wichtigste ansieht und wohlwollende Kritiker setzen ihn als Pendant zum Konstruktivismus. Schmidt sagt klar, dass Radikaler Konstruktivismus für ihn ein neues Paradigma ist. Für das Alltagshandeln ist der Radikale Konstruktivismus irrelevant, denn dafür brauchen wir einheitliche operationale Wirklichkeits- und Bezugssysteme sowie Werthierarchien. Trotzdem wäre es für Schmidt wünschenswert, wenn über den Radikalen Konstruktivismus eine öffentliche Diskussion entstehen würde, die uns hilft unsere Legitimationspraxis durch den vermeintlichen Wahrheitsbesitzes zu verändern. Denn so könnte der Radikale Konstruktivismus einen guten Beitrag zur humaneren, friedlicheren Welt leisten. 4. Kritische Auseinandersetzung Leo: Hier verkauft Schmidt den RK unter seinem Preis, indem er auf Glasersfeld (1984) verweist, dass der RK für Alltagshandeln und –kommunizieren irrelevant ist (Schmidt, S. 75). Gewiss, wenn ich mit meinem Auto zur Uni fahre, dann fahre ich in einem konkreten Gebilde aus Blech und nicht (nur) in einem gedanklichen Modell. Ich glaube nicht, dass ich mein Leben aufs Spiel setze wenn ich mit über 100km/h fahre, weil ich ein gültiges Pickerl habe, und dem vertrau ich mehr als eine Theorie die mir sagt, dass ich mir die Realität meines Autos selber geschaffen habe. Und wenn ich jemandes eMail Adresse lese, dann ist es (zunächst) Informationsaufnahme und nicht ein Einengen von Unklarheiten. Das sind aber nicht die Hauptaussagen „meines“ RK. „Mein“ RK“ taugt sowohl für die Praxis als auch für den Alltag. - 16 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Vielleicht hat mich die Darstellung des RK durch Schmidt deshalb so angesprochen, weil ich in ihr Lösungen für Probleme finden, die mich schon lange beschäftigen (vielleicht daher zu meinen Alltags-Problemen geworden sind). Eine der Schlüsselaussagen ist für mich, dass sich Subjekte (Menschen) nur dann eine gemeinsame Wirklichkeit teilen, wenn sie einen gemeinsamen Verhaltensbereich erzeugt haben. Da aber gemeinsames Verhalten in einer noch so homogenen Gesellschaft wohl nie 100% erreicht werden wird, kann auch die Wirklichkeit nie 100% gemeinsam sein. Ich sehe darin die theoretische Grundlage des Vier-Ohren Modells der Kommunikation von S. von Thun zwischen Menschen. Auf der Makroebene kann man sich statt Menschen Gesellschaften mit den vier Ohren vorstellen, die untereinander aus den gleichen Gründen mehr schlecht als recht kommunizieren. Ein anderes Beispiel aus dem Alltag: Für mich ist mein Auto eine konkrete Ansammlung von Blech und anderen Teilen, die mich von A nach B bringt. Für den typischen Salzburger ist es ein Grund (wegen meiner GM Nummer), mich auch an den unmöglichsten Stellen zu überholen. Andere werden wohl aufgrund des (meist) ungepflegten Aussehens auf den Charakter des Besitzers schließen. Das sind aber Nebensächlichkeiten gegenüber anderen Einsichten, die mir der RK gewährt. „Der Wert einer Verhaltensweise in einem Konsensbereich wird mit Bezug auf die an diesem Bereich Teilhabenden bestimmt, und seine Universalität beruht auf der Universalität dieser Teilhaber“ und weiter „In dieser Hinsicht sind alle Menschen gleichwertig, auch wenn sie aufgrund ihrer individuellen Existenzweise verschieden erscheinen“ (Maturana [1982], 29, S. 45). Jemand als gleichwertig anzuerkennen hat aber konsequenterweise zur Folge, dass ich andere Werte zwar nicht übernehmen, jedoch aber zur Kenntnis nehmen muss. Demnach ist es kein Widerspruch, wenn jemand nach meinen Werten „böse“ handelt, nach seinen eigenen Werten jedoch „gut“. Eine „böse“ Handlung anderer gleichwertig mit meiner eigenen „guten“ zu bewerten, ist jedoch (nicht nur unter dem Eindruck eines 11.9.2001) eine Aufgabe, die mich tagtäglich beschäftigt. Eine ähnliche Hilfestellung leistet mir der RK wenn ich vor der Frage stehe, ob ich Bauwerke wie das Schloss Schönbrunn oder die Pyramiden wegen ihrer Architektur bewundern soll, oder ablehnen muss, da zu ihrer Entstehung Ausbeutung und Sklaverei notwendig waren. Sind diese Gebäude also „gut“ oder „schlecht“? Die Antwort für mich ist nun, dass jeder Organismus (Individuum, Familie, Gesellschaft) seine eigenen Bewertungen hat, dass es also unendliche viele „gut“ und „schlecht“ gibt. Ich muss mit dem Paradox leben, dass etwas „gut“ und „schlecht“ gleichzeitig sein kann. Während der Recherche bin ich auf verschiedene Kritiken am RK gestoßen. In Peter Möller’s Philolex (URL; Sachregister „Konstruktivismus, radikal“), das auch eine der umfangreichsten Linksammlungen zum Thema enthält, heißt es unter anderem: „Wieso ist die Welt unsere - 17 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Erfindung? Wenn sie eine Erfindung ist, dann ist sie meine Erfindung… Wenn die Welt meine Erfindung ist, dann bin ich der ‚Erfinder’, besser gesagt der Schöpfer der Zauberflöte, in dem Moment, wo ich sie höre, dann bin ich der Schöpfer der Mona Lisa, in dem Moment, wo ich sie sehe“. Und Peitz (URL) zitiert Moritz Schlick: „[man könnte dann] beliebig erdichtete Märchen für ebenso wahr halten wie einen historischen Bericht oder die Sätze in einem Lehrbuch der Chemie, wenn nur die Märchen so gut erfunden sind, dass nirgends ein Widerspruch auftritt“. Meine Überlegungen dazu: Der RK erfindet Objekte (Musikstück, Bild, Märchen) nicht neu, indem er die reale Welt ersetzt. Die reale Welt, reale Objekte existieren in der Wirklichkeit. Unsere Wahrnehmung dieser Wirklichkeit ist aber beeinflusst durch unser eigenes, ganz spezifisches kognitives System (Roth [1986], S. 80, macht plausibel, dass es kein autopoietisches System sein kann), das einen Verhaltensbereich erzeugt, der wiederum ganz spezifisch für uns selber ist. Das heißt: wir komponieren nicht die Zauberflöte neu; indem wir sie wahrnehmen schaffen wir unsere ganz persönliche Kopie von ihr, die ihren Platz in der ganz persönlichen Kopie unseres gesamten Weltbildes einnimmt. Beim nächsten bewussten Hören nehmen wir vielleicht neue Details wahr, die eine neue Kopie entstehen lassen. Auf neurobiologischer Ebene: neue Synapsen entstehen, alte werden gelöscht. Je dichter die Zauberflöte in unserer Welt verknüpft ist, umso mehr Verbindungen entstehen zu anderen mentalen Modellen, die dadurch modifiziert werden. Sollten wir von einem ganz persönlichen Detail aus Mozarts Leben erfahren während er die Zauberflöte komponierte, so werden neue Verbindungen eine neue Zauberflöte – Wahrnehmung („- Wirklichkeit) entstehen lassen. Gedanken in Whitehead’s „Process and Reality“ aus dem Jahr 1929 (4. Kapitel) scheinen in dieselbe Richtung zu gehen, allerdings bewege ich mich da noch zu sehr auf dünnem Eis um dies näher zu kommentieren. Vergleich Radikaler Konstruktivismus mit Mollenhauer Texten. Auffällige Gemeinsamkeiten und Differenzen? Wohin tendieren Sie selbst? Warum? In „Erziehung und Emanzipation“ sagt Mollenhauer (1968b), „Erziehung heißt die Befreiung der Subjekte .. aus Bedingungen, die ihre Rationalität beschränken“. Schmidt (1987): „Absoluter Wahrheitsanspruch führt notwendig zur Unterdrückung“ (S. 47) und „[Maturana] verwahrt sich dagegen, die Biologie dazu zu benutzen, um die Entbehrlichkeit des Individuums zum Wohle der Gesellschaft oder der Menschheit zu legitimieren“ (S. 48). Hier wird die Gemeinsamkeit deutlich, das Wohl des Einzelnen in den Vordergrund zu stellen, wobei der RK dies vielleicht noch deutlicher ausdrückt. - 18 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Während in der „Erziehungswirklichkeit“ Mollenhauer (1968a) seine Theorie durch Ethik (Erziehungsziele) und Psychologie (Erziehungsmittel) begründet, erklärt der Biologie Maturana ausgehend von einer allgemeinen Systemtheorie über „theoretische“ Kybernetik ein kognitives System von lebenden Organismen. Für mich ist der RK das spannendere Konzept. Angelika: Ein Schlüsselbegriff des Radikalen Konstruktivismus ist die Autopoiesis. Ein Begriff, der für die Abgeschlossenheit, Selbstreflexibilität und Selbstorganisation von Systemen steht. Jeder Mensch, und das ist mir wichtig zu erwähnen – vor allem im Zusammenhang mit der Erziehungswissenschaft, ist ein Unikat mit einem eigenem Universum. Und jedes Universum hat seine eigenen Werte und Vorstellungen. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass jeder Mensch anders wahrnimmt, denkt, fühlt, handelt und lernt. Wenn wir uns dessen bewusst sind, kann der Radikale Konstruktivismus tatsächlich ein Beitrag zu einer friedlicheren Welt sein. Eine Parallele, die ich bezüglich den autopoietischen Systemen von Maturana und Varela bei Schmidt und Mollenhauer entdecken, ist die `Wirklichkeit`. Mollenhauer reflektiert über den Wirklichkeitsbegriff, der letztendlich die Erziehungswirklichkeit bestimmt. Beim Radikalen Konstruktivismus geht man davon aus, dass unser Erkenntnisapparat ein abgeschlossenes System darstellt, das eine eigene Wirklichkeit hervorbringt. Maria: Ich finde, dass die Vorerfahrungen überhaupt nicht zum Text passen. Ich habe diese Lektüre, obwohl sie auch schwer zu lesen war, spannend empfunden. Die Vorstellung, dass jeder in seiner Wirklichkeit lebt, finde ich unglaublich spannend. Spannend deshalb, weil jeder seine Wirklichkeit durch seine Kognitionen aufrechterhält und so ihre Existenz sichert. Ich bin aber aufgrund meiner Internetrecherchen noch auf eine sehr interessante Seite gestoßen, sie lautet: http://www.philolex.de/konstrur.htm#ber. Dort schreibt Peter Möller folgende Zeilen, die ich auch sehr faszinierend finde und den Konstruktivismus sehr kritisch betrachten: „Wenn die Welt meine Erfindung ist, dann bin ich der "Erfinder", besser gesagt der Schöpfer der Zauberflöte, in dem Moment, wo ich sie höre, dann bin ich der Schöpfer der Mona Lisa, in dem Moment, wo ich sie sehe. Ich bin Beethoven, Einstein, Goethe etc. Ich habe den Ottomotor erfunden, den Eifelturm erbaut usw. (…)Wenn die Welt meine Erfindung ist, dann - 19 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 bin ich der "Erfinder" meiner Zahnschmerzen. Wenn Krieg oder Hungersnot herrscht, wenn ich unterdrückt und gefoltert werde, dann ist das alles meine Erfindung. Wenn ich in einem Slum lebe und nicht in einer Villa, dann habe ich mir dies selbst ausgesucht. Im Anbetracht des Zustandes der Welt, also meiner von mir konstruierten Wirklichkeit, wäre ich ein Masochist.“ Gabi: Ich war anfangs ganz und gar nicht begeistert, diesen Text zu lesen, denn die ersten Kapitel beschäftigten sich nur mit Neurophysiologischen Fakten über unser Gehirn. Zugegebenermaßen habe ich den Text erst so halbwegs verstanden, als ich mir die Zusammenfassungen meiner Kollegen, insbesondere von Leo, zu Gemüte geführt habe. Ich muss Maria und Leo beipflichten: Die Zeilen von Peter Möller bringen einem wirklich zum Nachdenken und zum Staunen! Durch diesen Text ist mir erneut klar geworden, dass wir dauerhaft in dem Bewusstsein leben sollten, dass jedes Individuum seine Welt anders wahrnimmt, anders fühlt, denkt, handelt und lernt. Ich denke oft an meine Kindheit zurück und wünschte, wir Erwachsene wären nicht so borniert und wären den Kindern ähnlich: Sie sind bessere Philosophen, da sie sich über vieles wundern und nichts als selbstverständlich hinnehmen, sondern immer wieder fragen, warum das so ist. Sie stecken noch nicht in diesen festgefahrenen Strukturen und können sich noch über Dinge wundern. Zu sagen, "so habe ich das noch gar nicht gesehen" oder "das wusste ich noch gar nicht" ist keine Schande, sondern ein Zeichen dafür, dass wir imstande sind, Neues zu lernen und neuere Sichtweisen zu reflektieren. Es scheint mir wichtig, nicht in den festgefahrenen und sicherlich verlässlichen Strukturen stecken zu bleiben, sondern für Neues offen zu bleiben und es gegebenenfalls auch anzunehmen und nicht zu ignorieren. Dadurch können wir unseren Horizont erweitern und vieles womöglich besser verstehen. Für zwischenmenschliche Beziehungen bedeutet das, dass wir uns gegenseitig als selbständige Individuen akzeptieren und wissen, dass jeder sich seine Wirklichkeit selbst konstruiert. Dies bringt mit sich, dass wir auch wissen, dass jede Konstruktion „subjektiv“ ist. Wenn jemand sich aus unserer Sicht "sonderbar" verhält oder anders denkt als wir, heißt es nicht, dass sein Verhalten oder sein Denken richtig oder falsch ist. Wir können es lediglich mit unseren Einstellungen vergleichen, aber nicht mit den "objektiven" Richtig- oder Falschkategorien. Dies erfordert Toleranz, denn sein Verhalten ist lediglich für seine Lebensführung von Bedeutung, und nicht richtiger oder falscher als unseres. - 20 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 Annette: Lehrende, die sich an konstruktivistischen Konzepten orientieren, berücksichtigen die Gesamtpersönlichkeit der Lernenden, bei ihren subjektiven Theorien sowie beim Abholen bei ihren Glaubenssystemen Das bedingt eine Veränderung der Berufsrolle des Lehrers. Im Zusammenleben der Menschen sehe ich in der Vorstellung, dass jeder nach „seiner eigenen Landkarte“, seinem persönlichen Erfahrungen, Erlebnissen, Interpretationen und Umsetzungen lebt, die Chance für gegenseitige Toleranz und Achtung im Umgang miteinander. Im Vergleich mit den Mollenhauer-Texten konnte ich in einigen Aussagen eine gemeinsame „Basis“ erkennen. Subjektive Erlebnisse und Erfahrungen, Bedürfnisse bilden die Inhalte der Erziehungswirklichkeit. Unter dem Begriff der Erziehungswirklichkeit versteht man keine normative Festsetzung, sondern eine Korrespondenz der einzelnen Elemente und deren Bedingungen. Die Differenz von Wirklichem und Möglichem jeder Erziehungswirklichkeit fordern die Verantwortung der Erzieher. Im Radikalen Konstruktivismus geht es ebenfalls um das Erforschen der subjektiven Wirklichkeit und den Einfluss auf die Handlungen und moralischen Einstellungen der Menschen. Erfahrungswissen wird hier allerdings als ein an unsere kognitive Konstruktivität und nicht an die objektive Struktur der Wirklichkeit gesehenes Wissen beschrieben. - 21 - Leo Hamminger 0222556, Maria Portenkirchner 0321493, Annette Resch 9821828, Angelika Schaffer 9602610, Gabriele Schweiger 0321577 5. Literaturverzeichnis Maturana, H.R. (1982). Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit. Ausgewählte Arbeiten zur biologischen Epistemologie, Braunschweig – Wiesbaden: Vieweg (Wissenschaftstheorie. Wissenschaft und Philosophie Bd. 19, autorisierte deutsche Fassung von W.K. Köck). Mollenhauer, K. (1968b). Erziehung und Emanzipation. München: Juventa. ORF1 (2004). Infomappe zur Sendung „Denken, Fühlen, Leben – Botenstoffe des Gehirns“ am 5.1.2004. Peitz; H.-H. Wie radikal ist der Radikale Konstruktivismus? http://www.learn-line.nrw.de/angebote/lernen/medio/htgrdmat03.pdf zuletzt besucht 19.5.2004 Möller, P. Philosophisches Lexikon online. http://www.p-moeller.de/philolex.htm zuletzt besucht 19.5.2004 Roth, G. (1986). Autopoiese und Kognition: Die Theorie H.R. Maturanas und die Notwendigkeit ihrer Weiterentwicklung (1), in: G. Schiepeck (Hrsg) (1986), Systemische Diagnostik, Pro und Contra, Weinheim-Basel: Beltz (in diesem Band). Schmidt, S.J. (1987). Der Radikale Konstruktivismus: Ein neues Paradigma im interdisziplinären Diskurs. In: Ders. (Hrsg): Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1987, S. 11- 88. Jean-Luc Patry: Skript zur Vorlesung Theorien und Metatheorien der Erziehung. Salzburg: Abteilung für Interaktionsforschung und Sozialerziehung 2003 Internetseiten: - http://www.thur.de/philo/asap.htm: (Einsichtnahme: 17. Mai 2004) - http://www.philolex.de/konstrur.htm#ber (Einsichtnahme: 20. Mai 2004) - http://www.uni-koblenz.de/~odsjgr.oe/kontruktivismus/index1.htm (Einsichtnahme: 23. Mai 2004) - 22 -