Cello2 Das Kammerorchester 65 und das Duo Calva sind mit einem Programm voller Überraschungen zu Gast. Zwei Doppelkonzerte für Cello und Streichorchester umrahmen ein Programm mit Raritäten von Tschaikowsky und Paul Juon. Paul Juon – ursprünglich Bündner, 1872 in Moskau geboren, wurde 1906 von Joseph Joachim als Kompositionslehrer nach Berlin berufen. In Berlin feierte Paul Juon grosse Erfolge, denen durch den 1. Weltkrieg ein abruptes Ende gesetzt wurde. Paul Juon, auch als „russischer Brahms“ bezeichnet, war ein ein Spätromantiker und in seiner Tonsprache wohl näher bei seinem Vorbild Tschaikowsky als bei Brahms. Unter dem Titel Paul Juon - „spät geboren – früh gestorben – neu entdeckt“ wird Paul Juons Leben und Werk aktuell in einer Wanderausstellung (z. Zeit in Chur) gewürdigt. Diese, vom bekannten Musikwissenschalftler Walter Labhart gestaltete, Wanderausstellung ist anlässlich der Konzerte des Kammerorchesters 65 vom 7./9. Mai 2010 ebenfalls zu besichtigen. Fabian Müller, einer der gefragtesten Schweizer Komponisten der Gegenwart, hat für das Duo Calva eine Konzertsuite für 2 Celli und Orchester, die Suite Alpine, geschrieben. Wie Paul Juon, so hat auch Fabian Müller eine grosse Affinität zur Volksmusik und verarbeitet diese Melodien in der Suite Alpine formal überaus gekonnt zu einem witzigen Potpourri. Das Duo Calva hat in den vergangenen Jahren mit seinem kabarettistischen Programm „Heute Abend Zauberflöte“ einen Grosserfolg gelandet. In der Suite Alpine spielt der Komponist neben allen musikalischen Finessen auch mit den kabarettistischen Fähigkeiten der beiden Solisten. Mehr sei hier noch nicht verraten - man darf auf dieses Konzert wirklich gespannt sein! Cello2 Doppelkonzerte mit dem Cello - Duo Calva in Kombination mit der Paul-Juon-Ausstellung Alte Kirche Boswil Sonntag, 2. Mai 2010, 17.00 Reformierte Stadtkirche Aarau * Freitag, 7. Mai 2010, 20.00 Klosterkirche Königsfelden, Windisch * Sonntag, 9. Mai 2010, 17.00 Uhr ____________________________ Antonio Vivaldi 1678-1741 Concerto in Sol minore für 2 Violoncelli, Streicher und B.C. Peter I. Tschaikowsky 1840-1893 3 Miniaturen für Streichorchester Paul Juon 1872-1940 5 Stücke für Streichorchester Fabian Müller * 1964 Suite Alpine - Konzert für 2 Celli und Orchester (Uraufführung) Kammerorchester 65 Konzertmeister Markus Lehmann Stefan Müller, Cembalo Daniel Schaerer, Violoncello Alain Schudel, Violoncello Alexandre Clerc, Leitung *Paul-Juon-Ausstellung: Paul Juon – Bündner Komponist aus Moskau – Spät geboren, früh vergessen, neu entdeckt Die Ausstellungstafeln sind rund um den Konzertsaal aufgestellt. Besichtigungszeiten jeweils 1 Stunde vor Konzertbeginn bis 1 Stunde nach Konzertende. * CH-Erstaufführung. Die Partituren zu diesen Werken wurden uns freundlicherweise von Hr. W. Labhart, Dokumentationsbibliothek, Endingen; zur Verfügung gestellt. Eintrittspreise (inkl. Ausstellung): Fr. 30.- / Jugendliche und Studierende: Fr. 15.Jugendliche bis 16 Jahre in Begleitung Erwachsener gratis Vorverkauf: ab 6. April 2010 Boswil: Künstlerhaus Boswil, 056 666 12 85 Aarau: Abendkasse oder per e-mail an: [email protected] Königsfelden: Papeterie Karpf, Windisch, 056 4412211 jeweils 1 h vor Konzertbeginn Abendkasse: Kammerorchester 65 Das Kammerorchester 65, in seiner Stammformation ein reines Streicherensemble, umfasst ca. 25 MusikerInnen. Seit unserer Gründung vor 45 Jahren geniessen wir in der Aula der Kantonsschule Wettingen Gastrecht für unsere Proben. Wir treten mit 6-8 Konzerten pro Jahr nicht nur innerhalb, sondern immer wieder auch ausserhalb des Kantons auf. Seit Jahrzehnten geniesst das Kammerorchester 65 breite Anerkennung. Wir werden auch regelmässig vom Aarg. Kuratorium mit Mehrjahresbeiträgen sowie von verschiedenen Kulturstiftungen unterstützt. In den vergangenen Jahren haben wir mit unseren Konzerten eine grosse Zahl von Zuhörern begeistert und ausgezeichnete Kritiken erhalten. Auskünfte über unser Orchester und unsere Konzerttätigkeit finden Sie auch auf unserer Homepage www.kammerorchester65.ch. Mit sehr viel persönlichem Engagement haben wir in den vergangenen Jahren viele, spannende Konzertprogramme abseits des Mainstreams, regelmässig aber auch spezielle Konzert-Projekte realisiert. Im vergangenen Jahrzehnt haben wir nicht weniger als sechs Auftragskompositionen vergeben und uraufgeführt. (Bei der Uraufführung der Suite Alpine von Fabian Müller im Mai 2010 sind wir „nur“ als Ausführende und nicht als Auftraggeber beteiligt). Seit 2008 führen wir jedes Jahr ein Konzert mit einem Podium der Jungen durch, in welchem 3-4 Teilnehmer des kantonalen Spitzenförderprogramms Gelegenheit erhalten, erstmals mit einem Orchester in einem “richtigen“ Konzert solistisch aufzutreten. Duo Calva Das Duo Calva hat in den vergangenen Jahren mit seinem kabarettistischen Programm „Heute Abend Zauberflöte“ einen Grosserfolg gelandet. In der Suite Alpine spielt der Komponist neben allen musikalischen Finessen auch mit den kabarettistischen Fähigkeiten der beiden Solisten. Mehr sei hier noch nicht verraten - man darf auf dieses Konzert wirklich gespannt sein! Zu den Komponisten: Paul Juon Paul Juon wurde 1872 in Moskau als Sohn geboren. Sein Grossvater war um 1830 aus Masein bei Thusis ausgewandert, um in Russland als Zuckerbäcker sein Glück zu versuchen. Juon studierte am Moskauer sowie in Berlin. Dort erhielt er 1896 den Mendelssohn-Preis für Komposition. Von 1896 bis 1897 unterrichtete er Musiktheorie und Violine am Konservatorium von Baku, danach kehrte er nach Berlin zurück, wo er 1906 von Joseph Joachim als Kompositionsprofessor an die Hochschule für Musik berufen wurde. Juon war ein grosser Verehrer Tschaikowskis. Man bezeichnete Paul Juon als «russischen Brahms», doch enthält seine in der Spätromantik verwurzelte Musik weitaus mehr Elemente aus der Tonsprache seines grossen Vorbildes Tschaikowsky als von Brahms. Nordische Züge und die vorherrschende russische Färbung wechseln mit fortschrittsbewussten Entwicklungen von metrischen Reihen ab und weisen bereits auf Strawinsky voraus. Juon besass die schweizerische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Er übersiedelte 1934 in die Schweiz und verbrachte die letzten sechs Lebensjahre in Vevey. Hierzulande wurde Juon als Komponist der Spätromantik zu Lebzeiten nur sehr beiläufig wahrgenommen, das kulturelle Verständnis der in den Kriegsjahren isolierten Schweiz liess es nicht zu, die Musik eines zurückgekehrten, doch immer in einer fremden Kultur beheimateten Komponisten, zu würdigen. Fabian Müller (*1964) zählt heute zu den führenden Schweizer Komponisten seiner Generation. Anfänglich Cellist (Lehr- und Konzertdiplom bei Claude Starck am Konservatorium Zürich) wandte sich Fabian Müller immer mehr der Komposition zu. Sein erster Kompositionslehrer war Josef Haselbach am Konservatorium in Zürich. Weitere Studien führten Müller in die USA, wo er mehrere Jahre in der Sommerakademie des „Aspen Music Festival“ (Colorado) bei George Tsontakis, Jacob Druckman und Bernard Rands studierte. 1996 gewann er den Kompositionspreis. Besondere Beachtung fand auch sein 1993/94 entstandenes Violinkonzert, das mit Tomasz Tomaszewski, Violine, und den Prager Symphonikern unter der Leitung von Marc Andreae auf CD eingespielt wurde. Namhafte Orchester und Ensembles in Europa, den USA und Asien brachten Werke von Fabian Müller zur Aufführung. Nebst seiner Tätigkeit als Komponist interessiert sich Fabian Müller vor allem für Musikethnologie. Er beschäftigt sich mit alten Quellen der Schweizer Volksmusik und ist Autor und Bearbeiter verschiedener Notensammlungen. Er war Initiator des Schweizer Volksmusikinstitutes „Haus der Volksmusik“ in Altdorf und ist künstlerischer Leiter des Internationalen Musik-Festivals „Lenzburgiade“ auf Schloss Lenzburg. Verbindendes zwischen Paul Juon und Fabian Müller Das Verbindende zwischen Paul Juon und Fabian Müller ist neben ihrer starken Beziehung zu Volksliedern und -tänzen ihr Interesse an der Sonatenform und das Festhalten an der Tonalität, oder zumindest an tonalen Zentren. In ihrer instrumentalen Ausbildung konzentrierten sich beide Komponisten auf ein Streichinstrument, Paul Juon auf die Violine, Fabian Müller auf das Violoncello. Das wenig umfangreiche Instrumentalschaffen des vor allem mit Liedern und Opern bekannt gewordenen Spätromantikers Juon erweiterte Fabian Müller mit Übertragungen früher Klavierlieder, die zwischen 1905 und 1907 in Zürich, Brunnen und Leipzig entstanden sind.