Hommage à THOMAS BADRUTT (23. August 1934 – 1. September 1999) Gründer der Internationalen Juon Gesellschaft (IJG) Was hätte sich der Komponist Paul Juon (1872 – 1940) Besseres wünschen können als einen Anwalt seiner Musik, da der Bekannt- heitsgrad seiner Werke noch vor recht kurzer Zeit in keinem Verhältnis stand zu seiner Bedeutung? Er hat ihn gefunden in der Person von Thomas Badrutt. Thomas Badrutt, ein vielseitiger Mensch Der Gründer der Int. Juon Gesellschaft Der Bratscher: Als Kind beginnt er Geige zu spielen, wechselt dann zur Bratsche, die sein Leben lang ein Zentrum seiner Aktivität bildet, ist gern gesehener Orchester- und vor allem Kammermusiker in unzähligen Formationen. Als initiativer Organisator, Leiter, Programm­ gestalter etc. des «Konzertstudios Chur» baut Thomas Badrutt in seine Programme immer wieder Bündner Komponisten ein: Barblan, d’Alessandro, aber auch Schütter, Derungs, Brüesch, Janett etc.; vor allem aber beginnt er sich intensiv auseinanderzusetzen mit Paul Juon. Immer wieder gelingt es ihm, namhafte Musiker zu überzeugen, dessen Werke zu ­spielen. Er übernimmt den Auftrag, ein Werk­ verzeichnis der Kompositionen Juon’s zusammenzustellen. Vor allem nach seiner Pensionierung 1996 widmet er dieser Aufgabe seine ganze Kraft. Viele Reisen sind dafür nötig, er kann Kontakt knüpfen zur fast 100-jährigen Aja Erguine, der letzten (damals) noch lebenden Tochter von Juon. Es entwickeln sich Freundschaften zu Walter Labhart, dem Juon-Experten, der auch diese Ausstellung gestaltet hat, und zu Claus-Christian Schuster, dem Pianisten des international tätigen Altenberg Trios Wien, auch er bedeutender Kenner und Interpret des Juon’schen Werkes. Mit ihm zusammen und weiteren Musikern gründet Thomas Badrutt 1998 die «Internationale Juon Gesellschaft» (IJG), welche die Förderung des Werkes des Komponisten zum Ziele hat. Schuster ist deren heutiger Präsident. Der Romanist bringt als Lehrer für Französisch und Italienisch an der Kantonsschule Chur seinen Schülern diese Sprachen und Kulturen näher. Der Filmkenner konfrontiert im schuleigenen Filmclub die Schüler mit wichtigen Filmen, schon damals begleitet von den legendären Einführungsblättern dazu, die dann später eine Parallele finden in den kompetenten, phantasievollen und reichhaltigen Konzerteinführungen. Der Maler drückt seine Beschäftigung mit der Natur aus in feinen Landschaftsaquarellen, entstanden auf Wanderungen, aber auch auf vielen Reisen nach Frankreich und Italien. Der Familienvater: Seine Familie ist ihm wichtig. Seine Frau Margrit, die als Geigenlehrerin auch seine Leidenschaft für Musik teilt, ist Anregerin und Ruhepol. Sie, seine vier Kinder und später die Enkelkinder, aber auch Kollegen, Freunde und Schüler erleben ihn als geduldigen, verständnisvollen Zuhörer oder als geist- und humorvollen Berater. Alle können sich auch freuen an seinen wundervoll skurrilen Briefen oder an seiner Selbstironie, wenn er sich, gegen Ende seines Lebens zu einem grossen JuonKenner geworden, trotzdem bescheiden einfach «Juon-Köchel» nennt. Im gleichen Jahr kann er sein grossartiges, akribisch genaues Buch «Paul Juon, Leben und Werk» (mit Aufsätzen, Analysen und Noten­ beispiel jeden einzelnen Satzes !) fertig stellen. Als wichtigste Grundlage für die Arbeit der IJG ist sie 2010 in aktualisierter Neuauflage erschienen, und vielleicht darf man in der Rückschau von einem Lebenswerk Thomas Badrutt’s sprechen. Wenn nun diese Wanderausstellung stattfindet, vor allem aber die Aufführung der Musik von Paul Juon eine Eigendynamik zu entwickeln beginnt: Immer mehr Konzerte und CD-Produktionen zeugen von immer grösserer Wertschätzung, Bekanntheit und Erkennen der Bedeutung des musikalischen «Grenzgängers» Juon; so ist das vielleicht der schönste Dank, den wir im Nachhinein Thomas Badrutt für seine Arbeit abstatten können. Ueli Falett, Geschäftsführer der IJG