www.skriptenforum.net/psychologie 1 www.skriptenforum.net Ein herzliches Willkommens-QUAK! Du hältst ein Skriptum der Seite www.skriptenforum.net in der Hand. Was ist das SKRIPTENFORUM: Das "Skriptenforum" ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der den Aufbau einer Sammlung und die Propagierung von frei zugänglichem Wissen zum Ziel hat. Was ist OPEN KNOWLEDGE: Open Knowledge - Dokumente sind FREI und KOSTENLOS für jedermann verfügbar und sind nicht an das NUTZUNGSRECHT eines einzelnen gebunden. Die Dokumente werden KOLLEKTIV ENTWICKELT UND GEWARTET und von der Open Knowledge - Gemeinde und einem jeweiligen Verantwortlichen LAUFEND ÜBERARBEITET. Das ZIEL ist es, nicht mehrere mittelmäßige Einzeldokumente zu haben, sondern das Beste aus jedem in EINEM QUALITATIV HOCHWERTIGEN Dokument zusammenzufassen! Das Open Knowledge - Konzept ist am Skriptenforumprojekt entwickelt worden, ist aber natürlich nicht auf dieses beschränkt! Kann ich mitmachen? Ja, natürlich!! Je mehr mitmachen, umso mehr Erfolg hat das Projekt! Schau auf www.skriptenforum.net, dort findest du die nötigen Informationen, um entweder als Administrator mitzuarbeiten, oder uns ein Dokument zukommen zu lassen. Wo erfahre ich mehr über das Projekt? Alle Informationen zum Projekt und zum Verein sind auf unserer Seite www.skriptenforum.net zu finden. Info zu diesem Skriptum Verantwortliche: Martina Schipfer [email protected] Dieses Schriftstück ist ein "Open Knowledge - Schriftstück" und unterliegt den "Nutzungsbedingungen für Open Knowledge - Schriftstücke" des Vereins "Skriptenforum". Nachzulesen sind diese auf der Seite des Vereins "Skriptenforum" unter http://www.skriptenforum.net/index.php3?id=regeln im Internetz. Das Nutzungsrecht an diesem Schriftstück liegt beim Verein "Skriptenforum". www.skriptenforum.net/psychologie 2 1. Begründen Sie die Sinnhaftigkeit einer wissenschaftskritischen Einführung in die Psychologie Durch die Beschäftigung mit den wissenschaftstheoretischen Prinzipien und den geschichtlichen Strömungen der Psychologie soll einerseits die kritische Distanz zum Fach geschaffen und andererseits die Gefahr einer fortschrittshemmenden Dogmatisierung in dieser rasant aufstrebenden Wissenschaft unterbunden werden. 2. Zur Plausibilität und Trivialität psychologischer Erkenntinisse In einer Studie über die Genesungsdauer nach Unfällen wurde festgestellt, dass verletzte Personen, häufig dann eine längere Krankenhausaufenthalt hatten, wenn sie glaubten sie hätten den Unfall vermeiden können: Anschließend wurde einer Studentengruppe einmal das Richtige und einmal das falsche Ergebnis mitgeteilt: In beiden Gruppen behaupteten ca. 85 % der Personen, sie hätten das Ergebnis vorhersagen können: Wir neigen dazu aufgetretene Ereignisse im nachhinein als erwartbar und plausibel anzusehen!! 3. Was versteht man unter „Populärpsychologie“ und auf welche Themenbereiche bezieht sie sich? Populärpsychologie als Allgemeinbildung und Lebenshilfe („naive“ Psychologie, „Laienpsychologie“) Bezieht sich auf folgende Themenbereiche: Glück, persönlicher erfolg Wohlbefinden, Gesundheit und Leistung Liebe und Partnerschaft Elternschaft und Erziehung Menschenkenntnis Altern und Sterben 4. Zählen sie bitte einige „Lebensweisheiten“ auf, die eigentlich keine sind. Aggressionen sollten abreagiert werden, wenn man sie loswerden möchte. Aus der Handschrift eines Menschen lässt sich sein Charakter ablesen. Wenn man an Ängste nicht denkt, verliert man sie mit der Zeit. Wenn gut gelernter Stoff sofort wiederholt wird, kann er länger gemerkt werden („Überlernen“). Nur wenn man die Ursache einer psychischen Störung denkt, kann sie auch geheilt werden. Das Grundwissen wissenschaftlicher Psychologie ist die Psychoanalyse. Jeder Mensch kann hypnotisiert werden. www.skriptenforum.net/psychologie Psychologen und Psychologinnen können in relativ kurzer Zeit ihre Mitmenschen durchschauen. 5. Welche Vorschläge enthält das Glückstraining von Fordyce (1983)? Freudvolle Aktivitäten in den Tagesablauf einbringen Einladungen organisieren und Freundschaften (re)aktivieren Kritische Analyse der persönlichen Ziele (z.B. Mangel an Gegenwartsbezug, Überforderung) Konzentration auf positive Lebensereignisse (z.B.: „positives Denken) „Zulassen“ negativer Lebenserfahrungen (z.B. Vermeidung von Grübeleien) Für längere Zeiträume konkrete Planungen durchführen Beziehungs- und Berufsprobleme zu lösen versuchen Sozialkontakte stärken und aufbauen 6. Begründen sie bitte anhand von Beispielen die Alltagsbezogenheit der Psychologie. Wie werde ich glücklich? Für welchen Beruf bin ich geeignet? Welchen Menschen kann ich vertrauen? Wie überwinde ich schwere Schicksalsschläge? Auf welche Weise kann ich mir das Rauchen abgewöhnen? Wie kann ich meine Fähigkeiten in Schule und Beruf optimal entwickeln? Wie überwinde ich meine irrationalen Ängste? 3 www.skriptenforum.net/psychologie 4 7. Welche psychologischen Erklärungen können für die Entstehung von Religiosität und Seelenvorstellungen gegeben werden? Die Antropomorphisierung der Welt ( Götter, Dämonen, Geister,etc. ) soll deren Verstehbarkeit erhöhen und Handlungssicherheit schaffen. Zur Überwindung der Todesfurcht nimmt man Phänomene wie Unsterblichkeit der Seele, Weiterleben im Jenseits, Seelenwanderung, etc. an. Vorstellungen wie Totengericht, Paradies, Nirwana basieren auf dem Vertrauen in eine gerechte Welt und eine faire Lebensordnung. Ein weiterer Erklärungsansatz lässt sich in der gesellschaftlichen und sozialen Ordnungsfunktion sehen ( soziale Verbundenheit, Machtsicherung ). Weiters glaubt man Lebenssinn durch ”Bündnis” mit (einem) höheren idealen Wesen erlangen zu können. Die Körper-Seele-Dichotomie kann besonders in Träumen, Fieberdelirien, Ekstase, Drogenerfahrungen oder bei Schädelverletzungen augenscheinlich werden. ”Bicameral Mind”, die sog. ”bicamerale” Psyche, ist gekennzeichnet durch halluzinierte ”Götterstimmen” ( neurologische Imperative ), welche erzieherische und sittliche Anweisungen, also soziale Kontrolle, zum Ausdruck gebracht haben sollen. Ebenso könnte Religion nur eine List der Gene sein. 8. Was versteht man unter „Bicameral Mind“ nach Julian Jaynes Psychologieprofessor in Princeton Er postulierte aufgrund antiker Texte aus der Zeit von 3000 v.Chr. bis 700 v.Chr., dass Menschen aus dieser Zeit noch kaum über ein introspektives (= sich selbst wahrnehmend) Bewusstsein verfügt hätten, sondern nur über eine bicamerale Psyche „bicameral mind“ = relativ unabhängige Arbeitsweise beider Gehirnhälften, bei der die rechte Hälfte akustische oder visuelle Halluzinationen in die linke Hälfte projiziert, welche dann als „Stimmen“ oder „Erleuchtungen“ von Göttern interpretiert wurden „halluzinierte Götterstimmen“ = neurologische Imperative, welche erzieherische und sittliche Anweisungen zum Ausdruck gebracht hätten www.skriptenforum.net/psychologie 5 9. Schildern sie die Vorstellung einer „altgriechischen Seelenlehre“ in kurzen Worten Orphiker, 6. Jhdt. v. Chr. zu einem Körper gehört nur eine Seele, die den Körper kurzzeitig verlassen kann (z.B. während dem Schlaf oder in Ekstase) Seelenwanderung: die Seele kann nacheinander verschiedenen Körpern angehören Unsterblichkeit: die Seele existiert nach dem Tode des Körpers weiter Seelen können auch ohne Körper leben (z.B. auf der „Insel der Seligen“) 10. Schildern Sie die Vorstellungen einer „pythagoreischen Lebensführung“ in kurzen Worten Pythagoreer: Klostergemeinschaften (Männerbund) in Süditalien ca. 530 v. Chr. Die Vorstellung der Pythagoreer war , dass die Seele zu Ordnung und Harmonie gelangen muss. Sie gelangt zu dieser Harmonie über: - Theorie ( z.B. Astronomie oder Mathematik) - Kunst (z.B Musik) - Askese (Körper als Ballast und Gefängnis der Seele) - Freundschaft (Solidargemeinschaften) 11. Nennen Sie die Hauptvertreter der "Attischen Philosophie" und einige Ihrer Annahmen über die Seele. Zu den Hauptvertretern der attischen Philosophie zählen SOKRATES; PLATON UND ARISTOTELES. ad Sokrates: Vernünftiges Begreifen des menschlichen Lebens und der Tugend, "sokratische Fragen" als Reflexionsmethode, "moralischer Intellektualismus". ad Platon: Idee - Ding: Urbild - Abbild; Dinge sind sinnlich wahrnehmbar aber Ideen nur durch Vernunft erkennbar, " Höhlengleichnis"; die unsterbliche Seele "erinnert" sich des wahren Wesens der Dinge. Seelenteile: Begehren, Mut, Vernunft. ad Aristoteles: Schriften über Logik (Syllogismus), Erkenntnistheorie, naturphilosophie (Physika, De anima), Metaphysik,...erster "Empiriewissenschaftler",..., Körper sei das Werkzeug der Seele, welche das Lebensprinzip (Entelechie) in den Lebewesen wäre. www.skriptenforum.net/psychologie 6 12. Charakterisieren Sie die gegensätzlichen Störungen des "Rationalismus" und des "Empirismus". Nach der erkenntnistheoretischen Ansicht von Maderthaner (1998) stehen sich die beiden Begriffe: Rationalismus und Empirismus im Erkenntnisursprung gegenüber: Rationalismus - Transzendentalismus - Empirismus Rationalismus Bezeichnung für eine Vernunfthaltung, die sich auf den verschiedenen Gebieten der Philosophie und in der Theologie ausgeprägt hat. metaphysischer Rationalismus: Überzeugung bezeichnet, die Welt sei logisch und gesetzmäßig geordnet. erkenntnistheoretische Rationalismus:operiert mit der Annahme, dass die Welt und die Dinge, unabhängig von der menschlichen Erfahrung, allein mit Hilfe der Vernunftbegriffe erkannt werden könnten im Gegensatz zur Auffassung des Empirismus: Wahrheiten a priori, die von höherem Rang als die Erfahrungswahrheiten sind ethische Rationalismus betont die Bedeutung der Vernunfteinsichten für das sittliche Handeln. Die Vernunftprinzipien, die zur Erkenntnis und richtigen sittlichen Einsicht verhelfen, seien angeboren und schlössen sich zusammen im menschlichen Erkenntnisvermögen (lumen naturale), das die Erfahrung und sinnliche Anschauung durchhelle, kläre und verdeutliche. kritische Rationalismus: eine von K. R. Popper begründete erkenntnistheoretische Richtung, die sich zunächst als Kritik gegenüber dem logischen Empirismus bzw. Neopositivismus verstand. Demnach können empirisch-wissenschaftliche Sätze zwar durch einzelne Erfahrungen bestätigt, aber nicht endgültig als wahr erwiesen, d. h. verifiziert, werden. Es sei aber möglich, dass sie durch Überprüfung an der Erfahrung scheitern, d. h., dass sie falsifiziert werden. Diese Methode hat sowohl in ihrer Bedeutung für naturwissenschaftliche als auch für gesellschaftswissenschaftliche Theorien zahlreiche Kontroversen hervorgerufen. Der kritische Rationalismus weist dogmatische Wahrheitsansprüche zurück und setzt sich für Wertfreiheit in den Gesellschaftswissenschaften ein. Empirismus Position zur Erbe-Umwelt-Kontroverse. Der extreme Empirismus sieht die menschliche Entwicklung ausschließlich als das Ergebnis von Umwelteinflüssen Empirismus = Lehre, dass alle Gegebenheit nur Erfahrungsgegebenheit, vor allem, dass alle Erkenntnis nur empirische Erfahrung sei. www.skriptenforum.net/psychologie 7 Eine absolute Gültigkeit von Gesetzen, Werten und Normen wird abgelehnt, ebenso alles An- und Eingeborensein bestimmter Ideen, Grundsätze u. Ä. im Menschen. Was er jeweils ist, sei er geworden durch Erfahrung, Gewohnheit, eventuell auch Erziehung. Da als Erfahrung im Allgemeinen nur die Sinneserfahrung gilt, ist der Empirismus immer auch ein Sensualismus. Hauptvertreter: F. Bacon, J. Locke, D. Hume, J. S. Mill. 13. Charakterisieren Sie die gegensätzlichen Strömungen des "Idealismus" und des "Realismus". Nach der erkenntnistheoretischen Ansicht von Maderthaner (1998) stehen sich die beiden Begriffe: Idealismus und Realismus als Erkenntnisgegenstand gegenüber: Idealismus - kritischer Realismus - Realismus Idealismus ein nicht von materiellen Interessen, sondern von Idealen bestimmtes Verhalten im 18. Jahrhundert gebildete Bezeichnung für philosophische Systeme, die auf die Ideenlehre Platons zurückgehen die Wirklichkeit wird auf das Denken zurückgeführt (Caresianer) auch die englischen Empiristen (Locke, Berkeley, Hume) werden dem Idealismus zugerechnet; sie gingen zwar von der Erfahrung aus, ließen aber als wirklich nur "Vorstellungen" (englisch ideas) gelten. Kritischer Realismus: Das Engagement des kritischen Realismus greift Themen auf wie Krieg, Unterdrückung der Frau und Manipulation durch Politiker. Zur Darstellung werden Fotomontagen, aggressive Farbgebung, Deformierungen u. a. karikierende Elemente verwendet. Realismus = im allgemeinen Sprachgebrauch Wirklichkeitssinn; ein Verhalten, das sich an den Tatsachen orientiert Das realistische Weltbild Die Welt realistisch, d. h. wirklichkeitsnah und den Tatsachen gemäß zu betrachten und darzustellen, ist eine Erscheinung, die in der Literatur zu manchen Zeiten mehr oder weniger ausgeprägt hervortritt. Das Streben nach Wirklichkeit hebt sich ab von jenen Epochen, in denen der Mensch noch im Mythos oder in einer vergeistigten Religiosität wurzelte, in denen er einem verklärenden Idealismus oder einem romantischen Traumreich huldigte. www.skriptenforum.net/psychologie 8 Auf der anderen Seite unterscheidet sich der Realismus - wenn auch weniger scharf - von der naturgetreuen Wiedergabe einer meist dürftigen Wirklichkeit, wie der Naturalismus es forderte. 14. Charakterisieren Sie die gegensätzlichen Strömungen des "Dogmatismus" und des "Skepitizismus". Nach der erkenntnistheoretischen Ansicht von Maderthaner (1998) stehen sich die beiden Begriffe: Dogmatismus und Skepitizismus bei der Erkenntnisgeltung gegenüber: Dogmatismus - Kritizismus - Skepitizismus Dogmatismus ursprünglich jede Philosophie, die eine bestimmte Lehrmeinung vertritt; als solche von den Skeptikern bekämpft; später, vor allem seit der Aufklärung und Kant, mehr abwertende Bezeichnung für die Aufstellung, Verfechtung und kritiklose Übernahme von Behauptungen, die verstandesmäßig nicht ausreichend überprüft und begründet sind Skepitizismus die auf die antiken Skeptiker zurückgehende Bestreitung der Letztgültigkeit philosophischer, moralischer oder religiöser Thesen von Kant dem Dogmatismus gegenübergestellt steht häufig im Dienst des Glaubens Ausdruck einer die Zweideutigkeit aller menschlichen Annahmen, Überzeugungen, Konventionen durchschauenden Lebensweisheit (zum besseren Verständnis: Kritizismus: von I. Kant zur Bezeichnung seines formalen oder transzendentalen Idealismus gebraucht vom Dogmatismus und Skeptizismus, als den vorangehenden Stadien der Philosophie, unterschieden. Der Kritizismus fällt aber bei Kant nur z. T. zusammen mit der Erkenntniskritik, insofern er nicht nur Erkenntnistheorie, sondern auch Gegenstandstheorie und Erfahrungsanalyse ist. Unter Kritizismus wird nicht nur die Philosophie Kants, sondern auch die seiner Vorläufer (J. Locke, D. Hume, J. H. Lambert u. a.) und die an Kant anschließende Erkenntnislehre, besonders die des Neukantianismus, verstanden.) 15. Erläutern Sie den Fachbegriff „Psyche“, und stellen Sie einen Bezug zum Fachbegriff „Bewusstsein“ her. Mandler (1979): Psyche = Komplexes, einem Individuum zugeschriebenes Informationssystem, „das Input verarbeitet (einschließlich dem Input aus seinem eigenen Handlungen und Erfahrungen) und Output an die verschiedenen Subsysteme und die Außenwelt abgibt. Bewusstsein = “Lupe“ für psychische Vorgänge. Aufnahme, Verarbeitung und Abgabe von Information werden als Leistung eines einheitlichen (neuronalen) Systems gesehen. www.skriptenforum.net/psychologie Bewussstsein ist ein Untersystem der Psyche, welches Teilabläufe kontrolliert.“ 9 www.skriptenforum.net/psychologie 10 Definition PSYCHE: Die Psyche ist in ihrer Komplexität „keiner direkten Betrachtung zugänglich“ (Mandler, 1979,32). Als sogenannte „Hardware“ der Psyche ist das Zentralnervensystem anzusehen. Das Bewusstsein übt innerhalb der Psyche eine spezielle Funktion aus, durch welche der „Output von verschiedenen Systemen integriert wird und Transfer in Langzeitspeichersysteme stattfinden kann“ ( Mandler, 1979,78) Als eine der wichtigsten Funktionen fällt dem Bewusstsein „die Prüfung potentieller Handlungsmöglichkeiten und die Bewertung der situativen Gegebenheiten“ zu (Mandler.1979,78) Psyche als komplexes Regulationssystem, innerhalb fungiert Bewusstsein als Lupenfunktion für überraschende, noch nicht automatisierte situative Gegebenheiten und potentielle Handlungsmöglichkeiten. In Anlehnung an konnektionistische Erklärungsmodelle für Gehirnprozesse, wären Inhalte des Bewusstseins mit jenen Erregungskorrelationen gleichzusetzen, die vergleichsweise die stärkste Aktivierung aufweisen und deshalb bevorzugt gespeichert, leichter wechselseitig in Bezug gesetzt und deshalb leichte gespeichert und symbolisch über Sprache kontrolliert werden können. Definition BEWUSSTSEIN: Bewusstsein hat... ...eine Akzentuierungsfunktion, d.h. es erfolgt eine Selektion bzw. Betonung wahrgenommener und kognitiv erzeugte Informationen ....eine Kombinierungsfunktion, indem akzentuiete Bewusstseinsinhalte (= Weite des Bewusstseins) miteinander in Beziehung gesetzt werden ....eine Speicherfunktion, indem die akzentuierten Bewusstseinsinhalte eine gewisse Zeitspanne präsent gehalten werden (‚Arbeitsspeicher, KZG) ....eine Kontrollfunktion, indem durch die Sprache und durch Vorstellungsprozesse eine Verlagerung der Kontrolle der Informationsverarbeitung von außen nach innen erfolgt. 16. Nehmen Sie bitte Stellung zur Psychologiedefinition von Zimbardo & Gerrig (1999) „Gegenstand der Psychologie sind Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne und deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen“. Antwort: www.skriptenforum.net/psychologie 11 Hebt zusätzlich zum Verhalten auch Erleben und Bewusstsein hervor – Introspektion Nicht statisch – Entwicklungsperspektive Betont auch die inneren und äußeren Rahmenbedingungen – interaktionistisch Schränkt Psychologie auf den Menschen ein 17. Besprechen Sie kritisch die Psychologiedefinition von Rohracher (1960) „Psychologie ist die Wissenschaft, welche die bewussten Vorgänge und Zustände sowie deren Ursachen und Wirkungen untersucht“ Antwort: Stellt vor allem das Bewusstsein in den Vordergrund Vernachlässigt (unbewußte) automatische Prozesse Grenzt die Psychologie relativ klar zu anderen Wissenschaften ab 18. Was impliziert die Definition für Psychologie von Bourne und Ekstrand (1992)? Bourne und Ekstrand: Die Psychologie ist die wissenschaftliche Erforschung von Verhalten Eine sehr breite, fast unspezifische Definition, welche die meisten Phänomene einschließt, welche in Zusammenhang mit Lebewesen beobachtbar oder erfahrbar sind Betont Konkurrenz gegenüber Nachbardisziplinen, Physiologie, Soziologie, Zoologie, Ethologie Verhaltenswissenschaften Obwohl auch „inneres“ Verhalten gemeint ist (zB. Denken und Fühlen), scheint beobachtbares Verhalten im Vordergrund zu stehen (Behaviorismus!) wie etwa der und anderen 19. Interpretieren Sie die Definitionen für Psychologie von Dörner & Selg „Gegenstand der Psychologie kann alles werden, was erlebbar ist und/oder sich im Verhalten äußert,“.... www.skriptenforum.net/psychologie 12 „Was Psychologie „ist“ lässt sich allenfalls sagen, wenn man alle ihre Bereiche kennen gelernt hat, aber dann lässt es sich nicht mehr knapp sagen.“ - Ist eine offene Definition, die sowohl Introspektion als auch Beobachtung einschließt. - Gefahr von Methodenartefakten: die Methode bestimmt den Gegenstand! (nicht umgekehrt) - Erlaubt wegen der pragmatischen Orientierung Interdisziplinarität und Transdisziplinarität 20. Ein Kybernetisches Modell menschlicher Informationverarbeitung Grundlage der Kybernetik: Sie ist eine mathematische Iformationstheorie nach Shannon. Die Informationstheorie gilt als allgemeine Theorie von Kommunikationsvorgängen, die auch die psychologische Wahrnehmungstheorie entscheidend beeinflusste, mit dem Ziel einer Theorie der Informationvorgänge, die für technische wie auch lebende Systeme gleichermaßen gelten sollte.( Shannon). In den Biowissenschaften setzte sich in den 40er Jahren zunehmend die Erkenntnis durch, dass Lebensvorgänge nicht als einseitige ReizReaktions-Beziehung, sondern als Regelkreisvorgänge zu verstehen sind. Die Kybernetik als allgemeine Wissenschaft von Steuerungsvorgängen erweckte zunehmend das Interesse der kognitiven Psychologie. Sie wurde entscheidend gefördert durch Norbert Wiener (1894-1964). Der Fortschritt der Computerwissenschaften machte es interessant, Parallelen zwischen Hirn und Computer zu postulieren. Beispiel: Ashby’s Design for a brain und sein Versuch lernende Maschinen zu bauen. Bevorzugte Forschungsgegenstände , an denen man die Merkmale der menschlichen Informationsverarbeitung erkunden wollte, waren Aufmerksamkeit, Gedächtnisspanne, Sprcherkennung usw…. Dadurch kommt es zur Ablösung des behavioristischen Verhaltensmodell durch kybernetisches Handlungmodell. An die Stelle des S-R-Modell tritt das kybernetische TOTE-Modell (testoperate-test-exit). Handeln wird demnach durch Sollwerte und übergeordnete Pläne gesteuert. www.skriptenforum.net/psychologie 13 21. Erläutern sie die vier wichtigsten Funktionen des Bewusstseins. Akzentuierungsfunktion: es erfolgt eine Selektion bzw. Betonung wahrgenommener und kognitiv erzeugter Informationen Kombinierungsfunktion: akzentuierte Bewusstseinsinhalte werden werden miteinander in Beziehung gesetzt Speicherfunktion: akzentuierte Bewusstseinsinhalte werden über eine bestimmte Zeitspanne hinweg präsent gehalten Kontrollfunktion: durch Sprache und Vorstellungsprozesse erfolgt eine Verlagerung der Kontrolle der Informationsverarbeitung von außen nach innen 22. Charakterisieren Sie kurz die 4 allgemeinen Ziele der wissneschaftlichen Psychologie Beschreiben (z.B. Beobachtungen, Textanalysen, Befragungen, Laboruntersuchungen, Tests) Erklären (Hypothesen, Gesetze, Simulationen) Vorhersagen (z.B. Entwicklung der Persönlichkeit, berufliche Leistung, Einstellung) Verändern (z.B. Erziehungsmaßnahmen, Therapien, Umschulungen, „Empowerment“) 23. Beschreiben sie möglichst präzise eines der vier Hauptziele wissenschaftlicher Psychologie. Vorhersagen Psychische Strukturen („Querschnitt“) (z.B.: Intelligenz, Persönlichkeit, Einstellungen,.. Personen werden untersucht & verglichen.) Psychische Dynamik („Längsschnitt“) z.B.: Geistige Entwicklung, Lernprozesse, Angstentstehung,...) Prognosemodelle (Klassifikationen, Regressionen, konnektionistische Modelle (ist der Zusammenhang zw. Input & Output gemeint), ..) www.skriptenforum.net/psychologie 14 Erklären Fragestellungen und Hypothesen (Wenn-DannBeziehungen zwischen Variablen) Korrespondenzproblem (theoretische Sprache – Beobachtungssprache; Konzeptualisierung Opernationalisierung) Art von Beziehungen (symmetrischer/asymmetrischer Zusammenhang, direkte/indirekte Kausalität, Scheinkausalität, bedingte Kausalität, Multikausalität) Modelle (qualitative – quantitative M., deterministische – probabilistische M., Simulationsmodelle) Theorien (Realitätsentsprechung bzw. Wahrheitsnähe; Exhaustion; Typologien, Dimensionskonzepte) Beschreiben Thematik (Auswahl von Phänomenen und Sachverhalten) Paradigmen: Behaviorismus, Kognitivismus, Introspektion, ... Erhebungsverfahren: Beobachtung, Befragung, Inhaltsanalyse, Experiment, Test, ... Daten (Erhebungsfehler, Theoriebezogenheit, Beschreibungsartefakte, statistische Verwertbarkeit,...) Verändern Beobachtung (Hawthorne-Effekt!) Kommunikation (z.B. Partnerzentriertes Gespräch) Bildung (Psychologisches Grundlagenwissen, Psychotechniken, Stressbewältigung, ...) Beratung (Lernberatung, Berufsberatung, Diagnostik, ...) Training (Lerntechniken, betriebliche Kooperation,...) Therapie (Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie,...) Umweltgestaltung (Wohnen, Siedeln, Arbeitsplatz, Versorgung, Mobilität, ...) 24. Zählen Sie einige eingeführte „Wissenschaftswissenschaften“ auf. Wissenschaftslogik (Analyse der sprachlichen und formalen Aussagestrukturen) Methodologie der Wissenschaften (Wissenschaftsspezifische Untersuchungs-, Mess- und Auswertungstechniken). www.skriptenforum.net/psychologie 15 Philosophie der Wissenschaften (Ontologische, metaphysische und ethische Problemstellungen) Wissenschaftspsychologie (Psychische und psychosoziale Einflüsse auf die wissenschaftliche Forschung) Wissenschaftssoziologie (Gesellschaftliche und institutionelle Rahmendbedingungen der Wissenschaften) Wissenschaftsgeschichte (Stadien, Bedingungen und Tendenzen der Entwicklung von Wissenschaften. Wissenschaftsökonomie (Finanzielle Förderung der Forschung, Ökonomische Verwertbarkeit der Erkenntnisse, etc.) Wissenschaftspolitologie (Standespolitik in der Öffentlichkeit, Einflüsse der Berufsverbände auf die Ausbildung, Parteipolitische Interessen an den Wissenschaftsresultaten, u.ä) Wissenschaftsanthropologie (Auswirkungen der Wissenschaft auf das Menschenbild) 25. Erklären Sie den Begriff des wissenschaftlichen „Paradigmas“, und erläutern Sie kurz Paradigmen der Psychologie. Paradigmen können nach Kuhn als eine Konstellation, ein Set von Überzeugungen, Wertvorstellungen und Techniken definiert werden, welche die meisten Mitglieder eines bestimmten Wissenschaftsbereichs akzeptiert haben, es sind allgemein anerkannte wissenschaftliche Leistungen, die für eine gewisse Zeit einer Gemeinschaft von Fachleuten maßgebende Probleme und Lösungen liefern. Wissenschaftlergemeinschaften einigen sich im wissenschaftlichen Diskurs über die in einem Fach als gegenstandsadäquat anzusehenden Heuristiken der Datengewinnung, Methoden der Auswertung von Daten und theoretischen Positionen(Axiome) Thomas Kuhn (1976) Die Psychologie ist eine multiparadigmatische Wissenschaft! Ihre Paradigmen: Behaviorismus, Psychoanalyse, Hermeneutik, Kybernetik, Kritische Psychologie, Kognitivismus,…. 26. Welche Kriterien werden üblicherweise für Wissenschaftlichkeit gefordert? Wissenschaftliche Aussagen werden nur über wahre (d.h. erlebbare oder beobachtbare) Sachverhalte gemacht. Diese Aussagen bilden ein System und werden nach bestimmten Regeln erzeugt – es gibt Regeln, wie Fachausdrücke definiert werden und Regeln, wie Erkenntnisse abgeleitet werden. www.skriptenforum.net/psychologie Das Aussagesystem einer Wissenschaft muss widerspruchsfrei sein und Aussagesysteme mit empirischem Bezug dürfen sich nicht auf eine Aufzählung von Fakten beschränken, sondern müssen Verallgemeinerungen enthalten. Faktische Aussagen müssen außerdem intersubjektiv überprüfbar sein. 16 www.skriptenforum.net/psychologie 17 27. Erklären sie bitte kurz, welche Bedeutung den „vier Wahrheitskriterien“ für Erkenntnisse zukommt. Wahrheitskriterien: 1. Konsistenz (Interne und externe Widerspruchsfreiheit von Aussagen) 2. Korrespondenz (Inhaltliche Entsprechung von Aussagen mit entsprechenden Beobachtungen, „Operationalisierung“) 3. Pragmatik (Aussagen führen zu richtigen Prognosen im Alltag. Erfolgreiche Handlungsanleitungen) 4. Konsensus (Übereinstimmende Beurteilung einer Aussage durch die „scientific community“) 28. Nennen Sie einige „wissenschaftstheoretischen Positionen“ und charakterisieren Sie diese anhand von Stichworten! Analytische Wissenschaftstheorie (z.B. Stegmüller, Kutschera) Mathematisch-logische Analyse Begriffliche Untersuchungen Gegen naiven Empirismus Widerspruchsfreiheit von Aussagen Geltungsgrad von Erkenntnissen: Verifikation Kritischer Rationalismus (z.B. Popper, Albert, Lakatos) Kritik an Dogmatismus, Essentialismus Kritik an positivistischem Empirismus Geltungsgrad von Erkenntnissen: Falsifikation Bewährung von Theorie (Wahrheitsnähe) Konstruktivismus (z.B. Dingler, Lorenzen, Kamlah, Schwemmer, Schneewind, Holzkamp) Theorien werden konstruiert und entstehen nicht aus Erfahrungen Empirie gehen theoretische Setzungen voraus Herstellen (Realisation) von Prüfbedingungen Exhaustion Radikaler Konstruktivismus als Extremposition Phänomenologie (z.B. Kant, Hegel, Husserl) Lehre von den Erscheinungen Zu den Sachen selbst (Unvoreingenommenheit) Grundlage: Phänomene (sich originär aus Wahrnehmung, fühlen und denken ergebende Eindrücke) Ganzheitsorientierung www.skriptenforum.net/psychologie 18 Hermeneutik (z.B. Dilthey) Lehre der Auslegung von Schriften (Literatur- und Geisteswissenschaften) Aufdeckung von impliziten Bedeutungen, Gefühlen und Gedanken (hermeneutischer Zirkel) Verstehen – Erklären Ideographische – nomothetische Vorgangsweise 29. Erläutern Sie bitte den Begriff „Erkenntnis“ und beschreiben Sie kurz den Begriff „Erkenntnistheorie“! Erkenntnis: Erkennen ist ein Prozess, indem sich eine Struktur (Phänomen) des Realitätssystems (Erkenntnisobjekt) in einer anderen Struktur des Realitätssystems (Erkenntnissubjekt) relativ dauerhaft abbildet. Im Vergleich zu den Naturwissenschaften ist in der Psychologie und in den Sozialwissenschaften auch mit bedingten oder nur temporär gültigen Erkenntnissen zu rechnen! Erkenntnistheorie: „Beschäftigung mit allen Arten des Wissens und Erkennens“ Erkenntnisursprung Rationalismus – Transzendentalismus – Empirismus Erkenntnisgeltung Dogmatismus – Kritizismus – Skeptizismus Erkenntnisgegenstand Idealismus – Kritischer Realismus – Realismus 30. Mit welchen drei Grundfragen beschäftigt sich Erkenntnistheorie? - Erkenntnisursprung Rationalismus- Transzendentalismus- Empirismus - Erkenntnisgeltung Dogmatismus- Kritizismus- Skeptizismus - Erkenntnisgegenstand Idealismus- Kritischer Realismus- Realismus Rationalismus: www.skriptenforum.net/psychologie 19 Geisteshaltung, die das rationale Denken (vernünftige Denken) als einzige Erkenntnisquelle ansieht www.skriptenforum.net/psychologie 20 Transzendentalismus: System der Transzendentalphilosophie Kants (transzendental= die a priori, also von Erfahrung und Wahrnehmung unabhängige, mögliche Erkenntnisart von Gegenständen betreffend) Empirismus: Lehre, die als einzige Erkenntnisquelle die Sinneserfahrung, die Beobachtung, das Experiment gelten lässt Dogmatismus: starres Festhalten an Anschauungen oder Lehrmeinungen Kritizismus: Von Kant eingeführtes Verfahren, vor der Aufstellung eines philosophischen oder ideologischen Systems die Möglichkeit, Gültigkeit und Gesetzmäßigkeit sowie die Grenzen des menschlichen Erkenntnisvermögens zu kennzeichnen Skeptizismus: zum Zweifel neigende Haltung Idealismus: durch Ideale bestimmte Weltanschauung bzw. Lebensführung Realismus: wirklichkeitsnahe Einstellung 31. Beschreiben sie kurz die wichtigsten Entwicklungstendenzen der Psychologie im 19. Jahrhundert. Die Entwicklung der Psychologie im 19. Jh lässt sich in 2 Abschnitte unterteilen. Von 1860 – 1880 der Positivismus – Mathematisierung und Physiologisierung der Psychologie. Protagonisten dieser Entwicklung waren Helmholtz („Handbuch der physiologischen Optik“), Fechner („Elemente der Psychophysik“), Brentano („Psychologie vom empirischen Standpunkte“) und natürlich Wilhelm Wundt, „Vater der experimentellen Psychologie“, der in 1879 in Leipzig das erste wissenschaftliche Psychologielabor gründete. 1880 – 1900 Strukturalismus, Introspektion, Funktionalismus und Hermeneutik. Nennenswerte Wissenschafter in diesem Zusammenhang sind beispielsweise William James als Vertreter des Funktionalismus, Ehrenfels („Über Gestaltqualitäten“), und Dilthey auf dem Gebiet der Hermeneutik. In dieser Zeit wurde auch die American Psychological Association gegründet und in Europa und Amerika mehr als 40 Lehr- und Forschungseinrichtungen eröffnet. www.skriptenforum.net/psychologie 21 32. Weshalb wurde in der Zeit zwischen 1900 und 1940 von der „Krise“ der Psychologie gesprochen? Die „Krise der Psychologie“: Die Kontroversen um das Selbst- und Gegenstandsverständnis der Psychologie im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts hat Karl BÜHLER in seiner Schrift Die Krise der Psychologie (1927) dargestellt; BÜHLER spricht darin von einem „rasch erworbenen und noch unbewältigten Reichtum neuer Gedanken, neuer Ansätze und Forschungsmöglichkeiten“, der „einen krisenartigen Zustand der Psychologie heraufbeschworen“ habe. Die „Einheit der Psychologie“: Als „Ausgangsgegenstände“ der Psychologie benennt BÜHLER „die Erlebnisse, das sinnvolle Benehmen der Lebewesen und ihre Korrelationen mit den Gebilden des objektiven Geistes“. Für ihn ist „jeder der drei Aspekte möglich und keiner entbehrlich“ Zur Einheit kann die Psychologie nur gelangen, wenn sie es vermeidet, „einen der drei Apekte zu dem schlechthin orthoskopischen zu erheben“. (K. Bühler, Die Krise der Psychologie, 1927) BÜHLERs „Aspekte“ der Psychologie und die ihnen zugeordneten Methoden: Beobachtung Introspektion ”Benehmen” (Verhalten) Erleben „Geist“, „Gebilde“ (Leistungsaspekt) Interpretation, Deutung (Hermeneutik) Marie Jahoda: Wissen Sie, obwohl die akademische Psychologie und die Psychoanalyse offiziell getrennt waren; wir Studenten haben einen Fuß in jedem Lager gehabt. So hat mich die Psychoanalyse zu der Zeit außerordentlich beeinflusst und Karl Bühlers Auffassung von der Gesamtsituation der Psychologie. Er hat schon in den späten zwanziger Jahren von der Krise der Psychologie gesprochen, die sich aufgeteilt hat in verschiedene Schulen, die nichts miteinander zu tun hatten und hat argumentiert für eine Vereinbakeit aller Methoden und aller Ansätze. Dieses Buch - "Die Krise der Psychologie" - ist ein ausgezeichnetes Buch, und Karl Bühler war wirklich ein großer Denker. http://www.sozpsy.uni-hannover.de/DfA/_dokumente/ja4-niess.PDF. www.sbg.ac.at/psy/people/allesch/gdps00.doc www.skriptenforum.net/psychologie 22 33. Die wissenschaftlichen Strömungen innerhalb der Psychologie in den Jahren von 1940 bis 1980. 1940 - 1960 Humanistische Psychologie Kybernetik Statistik Humanistische Psychologie: Maslow (A theory of human motivation), Rogers (Client-centered Therapy) Kybernetik: Wiener (Cybernetics), Ashby (An Introduction to Cybernetics) Informationsverarbeitung: Shannon & Weaver, The mathematical theory of communication Mittenecker, Planung statistischer Auswertung von Experimenten Miller, Galanter & Pribram, Plans and the Structure of Behaviour 1960 - 1980 Kognitivismus Konstruktivismus Kritische Psychologie Evolutionäre Psychologie 1960: Kognitive Wende (Kognitivismus ≠ Behaviourismus) Methodenstreit innerhalb der deutschsprachigen Psychologen (Mittenecker, Hofstätter, Lienert, Pawlick, u. a.) Evolutionäre Psychologie: Lorenz (Das sogenannte Böse) Kognitivismus: Neisser (Cognitive Psychology), Gründung der Zeitschrift „Cognitive Science“ Kritische Psychologie: Holzkamp (Konstruktivismus) Wien: Guttmann (EEG-Forschung), Fischer (Einführung in die Theorie psychologischer Tests) Informationsverarbeitung: Lindsay & Norman (Human Information Processing) 34. Welche Strömungen kennzeichnen die Psychologie in den letzten 20 Jahren? Konnektionismus Cognitive Science Formalisierung Pragmatismus Zuwachs an Studenten und wissenschaftlichen Personal Anderson, Cognitive Psychology and its Implications Minsky, The Society of Mind Rumelhart & McClelland, Parallel Distributed Processing Opwis, Kognitive Modellierung Dörner, Bauplan für die Seele www.skriptenforum.net/psychologie 23 Gründung des „Institutes für Theoretische Psychologie“ in Bamberg 35. Die Studie über hervorragende Psycholog(inn)en des 20. Jahrhunderts. Haggbloom et al. (2002) erstellten aufgrund von Häufigkeit der Zitate in Fachjournalen (Freud, Piaget, Eysenck) Häufigkeit der Zitate in Einführungswerken (Freud, Skinner, Bandura) Befragung der APA-Mitglieder Eponyme (von einer Person hergeleitete Namen) Ehrungen durch die APA nationale wissenschaftliche Ehrungen folgende Rangliste hervorragender Psychologen des 20. Jhts.: 1. Skinner 2. Piaget 3. Freud 4. Bandura 5. Festinger 36. Beschreiben Sie kurz die folgenden drei kontroversiellen Standpunkte innerhalb der wissenschaftlichen Psychologie: z.B.: Leib – Seele, Anlage –Umwelt, Vergangenheit – Gegenwart Leib – Seele Die ontologische, grundsätzlich nicht lösbare Fragestellung, ob es neben einer materiellen auch eine geistige Welt gibt, ob alle Beobachtungen und Erlebnisse nur auf eine Wesenheit zurückzuführen sind oder ob Geistiges und Körperliches nur zwei Seiten ein und der selben Wirklichkeit sind. Anlage – Umwelt Die Frage, wie stark das Verhalten des Menschen durch seine Anlagen (endogen) oder durch seine Umwelt (exogen) beeinflusst wird, hat nicht nur wissenschaftliche, sondern auch praktische Bedeutung (z.B.: hinsichtlich des zu erwartenden Nutzens von pädagogischen Maßnahmen oder der Personalselektion in der Arbeitswelt) Vergangenheit – Gegenwart Werden die Einstellungen und der Charakter des Menschen durch vergangene Erfahrungen (z.B.: durch Kindheitstraumen) bereits stabil geprägt, oder kann er sich auf die gegenwärtigen Bedingungen und Anforderungen weitgehend frei und flexibel einstellen? Freier Wille – Determiniertheit Wie frei ist der Mensch? Gibt es überhaupt Freiheit, oder sind wir in lückenlosen Kausalketten gefangen? Können wir jemanden zur Verantwortung ziehen, wenn Willensfreiheit nicht zu existieren scheint? Bedeutet Freiheit vielleicht nur bewusstes Erkennen von www.skriptenforum.net/psychologie 24 Handlungsalternativen? Wäre eine vollständig kausal determinierte Wirklichkeit mit komplexen Wechselwirkungen und Rückkoppelungen überhaupt vorhersagbar? Bewusst – Unbewusst Welcher Anteil des Verhaltens wird willkürlich und welcher unwillkürlich gesteuert? Welche Bedeutung kommt bewussten Prozessen im Rahmen der gesamten menschlichen Informationsverarbeitung zu, und in welchem Ausmaß wirken nicht bewusste psychische Prozesse auf das Bewusstsein ein? Allgemeingültigkeit – Einzigartigkeit Lassen sich für alle Menschen gleichartige psychologische Gesetzte finden, oder könne nur Individuen ausreichend genau charakterisiert werden? Ob in der Psychologie einzelfallbeschreibend (idiographisch) oder gesetzesfindend (nomothetisch) vorgegangen werden sollte, darf allerdings insofern als Scheinproblem gelten, als für viele Aufgabenstellungen eigentlich beide Vorgangsweisen angebracht sind. Wertfreiheit – Wertbekenntnis Soll sich ein Wissenschaftler möglichst jeglicher subjektiver Bewertungen von Forschungsinhalten und Methoden enthalten, oder soll er sich eindeutig zu seiner Werthaltungen oder politischen Überzeugungen bekennen? So etwa bekennt man sich in der Humanistischen Psychologie zum freien, prinzipiell guten und zur Selbstverwirklichung fähigen Menschen, und in der Kritischen Psychologie setzt man einen Menschen voraus, der „emanzipatorisch“ den bestehenden Herrschafts- und Produktionsverhältnissen entgegenwirken kann. Objektivität – Subjektivität Einerseits strebt man in den meisten Wissenschaften an, dass die gewonnenen Forschungsergebnisse intersubjektiv gültig sind, andererseits erfordern aber Einsichten in die komplexe Lebensrealität anderer Menschen, dass man sich in diese einfühlt und sich in deren Lebensbedingungen hineinversetzt (z.B. in Form „teilnehmender Beobachtung) Zergliederung – Ganzheitlichkeit Seit jeher stellte man sich in der Psychologie die Frage, ob psychische Strukturen oder Prozesse (zu Forschungszwecken) in Teilsysteme oder Elemente zerlegt werden können. Lassen sich Phänomene des Erlebens oder Verhaltens durch voneinander unabhängige Faktoren erklären (z.B. Intelligenzfaktoren, Persönlichkeitsdimensionen)? Dynamik – Statik Bei den meisten Querschnittanalysen bestehen die Daten aus „Momentaufnahmen“ von Merkmalen einzelner Personen, so dass nur auf die Struktur der jeweils untersuchten Sachverhalte geschlossen werden kann. Bei Längsschnittanalysen hingegen geht es um zeitabhängige www.skriptenforum.net/psychologie 25 Veränderungen, aufgrund derer man auf Strukturen eines einzelnen Systems, dessen Wechselwirkungen und Rückkoppelungen schließen kann. Quantitativ – Qualitativ Die Kontroverse, ob man eher quantitative Methoden (z.B. Rating-Skalen, Tests, Messungen) oder qualitative Methoden (z.B. Fallbeschreibungen, Hermeneutik, Inhaltsanalysen) zur Erforschung psychischer Phänomene einsetzen sollte, ist heute immer noch aktuell. Allerdings werden heute nicht nur in der Praxis, sondern auch zu Forschungszwecken oft schon beide Methoden der Erkenntnisgewinnung eingesetzt, weil die Ergebnisse quantitativer Verfahren oft leichter zu verallgemeinern sind, und jene qualitativer Verfahren detailliertere Einblicke in die untersuchten Phänomene gestatten (z.B. bei Voruntersuchungen). 37. Welche Schwerpunkte in der psychologischen Forschung lassen sich unterscheiden (anhand der Fachgruppen der DGPs)? 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. Entwicklungspsychologie Klinische Psychologie und Psychotherapie Biologische Psychologie Arbeits- und Organisationspsychologie Rechtspsychologie Sozialpsychologie Pädagogische Psychologie Geschichte der Psychologie Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie, Psychologische Diagnostik Gesundheitspsychologie Methoden und Evaluation Umweltpsychologie Allgemeine Psychologie Verkehrspsychologie Medienpsychologie 38. Hauptanwendungsbereiche der Psychologie in Österreich (anhand der Sektionen des BÖP) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Forensische Psychologie Kinder-, Jugend und Familienpsychologie Klinische und Gesundheitspsychologie Organisations-, Wirtschafts- und Arbeitspsychologie Psychotherapie Schulpsychologie Umweltpsychologie Verkehrspsychologie Sportpsychologie