FaGe Internationale Beziehungen Handel Arbeitsblatt A Internationale Beziehungen – Die Schweiz in der globalisierten Wirtschaft Arbeitsauftrag: 1. Bilden Sie fünf Gruppen. Gehen Sie in verschieden Geschäfte und wählen Sie 10 Produkte in Ihrer Kategorie aus. Notieren Sie das Produkt und das Herkunftsland in der untenstehenden Tabelle. Sie haben 30 min Zeit! Kategorie Produkt Herkunftsland Kleider Nahrungsmittel Getränke Elektrogeräte Spielzeug 2. Versuchen Sie zu begründen, warum einige Produkte aus der Schweiz stammen und andere nicht. -1- FaGe Internationale Beziehungen Handel Arbeitsblatt A Der Wirtschaftsstandort Schweiz Wirtschaftliche Nachteile der Schweiz Die Schweiz ist eines der reichsten Länder der Welt. Dies erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, dass 26% des Bodens unproduktiv sind, also nicht bewirtschaftet werden können. Der europäische Durchschnitt liegt bei 11%. Ausserdem verfügt die Schweiz über keine wichtigen Rohstoffe wie Kohle, Erz oder Erdöl. Die wenigen Bodenschätze, die gewonnen werden können, sind Kies, Sand, Kalk und Gips und mit diesen lässt sich kaum Geld verdienen, da sie 1. auf dem Markt keinen hohen Preis erzielen und 2. praktisch in jedem Land verfügbar sind. Die Inlandproduktion landwirtschaftlicher Güter deckt nur ca. 60% des Bedarfs an Lebens- und Futtermitteln. Andererseits ist der Absatzmarkt in der Schweiz so klein, dass es sich häufig nicht lohnt, andere Güter extra für dieses kleine Land zu produzieren. Ein weiterer erschwerender Faktor für die Schweiz ist die geographische Lage. Nirgends hat sie direkten Meeranstoss, was die Transportkosten für Import- und Exportgüter nochmals verteuert. Schliesslich kann man noch die sehr hohen Lohnkosten in der Schweiz erwähnen. Dadurch ist es viel teurer, in der Schweiz Güter zu produzieren. Nach der Erwähnung all dieser Nachteile scheint es beinahe unmöglich, den Reichtum der Schweiz vernünftig zu begründen. Wirtschaftliche Vorteile der Schweiz All die oben genannten Nachteile müssen auf irgendeine Art und Weise kompensiert werden. Dies bedeutet, dass die Schweiz auch viele Vorteile haben muss. Zu diesen Vorteilen gehören unter anderem: politische Stabilität (dies ermöglicht viele, auch ausländische Investitionen) gute Infrastruktur (Verkehrsnetz, Banken, Flugsystem) Steuern (europaweit einige der tiefsten Steuertarife für Unternehmen) gute Bildung (bedeutet Wissen zur Herstellung von Produkten) Einstellung zur Arbeit (Berufstüchtigkeit, Einsatzbereitschaft, Weiterbildungen, Zuverlässigkeit und Exaktheit sind meistens vorhanden/ Schweiz 42h Woche, Frankreich 35h Woche) Allgemeine Verkehrslage (im Zentrum von Europa – zwischen Nord und Süd) Schwerpunkte der Schweizer Industrie-Produktion: Die schweizerische Wirtschaft gehört in der Produktion einzelner Güter zur Weltspitze. Zu diesen Gütern gehören: Maschinen, Chemikalien, Edelmetalle, Schmuck, Textilindustrie, Nahrungs- und Genussmittel. Ausserdem ist die Schweiz führend im Bereich der Dienstleistungen. Einige der weltweit grössten Banken und Versicherungen sind Schweizer Unternehmen. Dies hängt zusammen mit den bereits erwähnten Vorteilen wie politische Stabilität (bedeutet auch eine stabile Währung), gute Bildung oder der Einstellung zur Arbeit. Aufgaben: 1. Wenn Sie sich die Voraussetzungen des Wirtschaftsstandortes Schweiz ansehen, welche Güter importiert und welche exportiert die Schweiz? 2. Welche Bedeutung haben Import und Export für die Schweiz? -2- FaGe Internationale Beziehungen Handel Arbeitsblatt A Import- Exporthandel der Schweiz Importe - Energieträger - Nahrungsmittel - Fahrzeuge - Metalle - Papier, Leder, Kunststoffe, Baustoffe - Textilien aber auch: - Dienstleistungen - Maschinen, Elektronik - Chemikalien, Medikamente Geld Exporte Die Schweiz importiert vor allem Rohstoffe und verarbeitet diese weiter. Anschliessend exportiert sie weiter verarbeitete Produkte. Endoder Zwischenprodukte. Geld - Chemikalien, Medikamente - Maschinen, Elektronik Präzisionsinstru mente, Uhren, Bijouterie Dienstleistungen Als rohstoffarmes Land ist die Schweiz praktisch vollständig auf Importe von Rohstoffen angewiesen. Importüberschüsse: Ca. 35% unserer Nahrung, 70% unserer Kleidung, 75% unserer Energie und 100% unserer Fahrzeuge stammen aus dem Ausland. Mit der heutigen Produktions- und Konsumstruktur könnte die Schweiz sich nur zu 65% selber ernähren. Exportüberschüsse: Die schweizerische Uhrenindustrie verkauft über 90% ihrer Güter auf den Weltmärkten, die Maschinenindustrie etwa 60%, die Chemie etwa 75% und die Versicherungen etwa 30%. Das Gastgewerbe verdient etwa 50% seiner Einnahmen durch ausländische Touristinnen und Touristen. Etwa ein Drittel der Güter, die wir konsumieren, stammen aus dem Ausland und etwa ein Drittel der schweizerischen Verkäufe von Waren und Dienstleistungen geht ins Ausland. Dies haben wir der internationalen Arbeitsteilung zu verdanken. Jedes Land produziert das Gut, bei welchem es im Vergleich zu anderen Ländern einen Kostenvorteil (komparative Kostenvorteile) hat. Seit den 80er Jahren erwirtschaftet die Schweiz mit ihren Import-Export-Geschäften einen Gewinn. Dieser Gewinn liegt meistens zwischen 10 und 20 Milliarden Franken. Dies vor allem dank Uhren, Maschinen, Chemie und Banken. Innerhalb einzelner Industrien, wie z.B. der Fahrzeug-, der Schuh- oder sogar der Schokoladenindustrie treibt die Schweiz sowohl Import- wie Exporthandel. Von den Importgütern stammen 80,4% aus der EU, 6,3% aus den USA und 2,1% aus Japan. Die Exportgüter gehen zu 60% in die EU, zu 11% in die USA und zu 3,8% nach Japan. Der Rest der Import- und Exportgüter stammt aus verschiedenen anderen Ländern und geht auch in verschiedene andere Länder. -3- FaGe Internationale Beziehungen Handel Arbeitsblatt A Wieso überhaupt Importieren? Die Theorie der komparativen Kostenvorteile Denken Sie sich zwei abgelegene üppige Inseln in der Südsee. Auf der einen Insel, nennen wir sie Malediva, leben 10 Bauern, die je 20 Brote pro Woche herstellen, sowie 10 Fischer, die je 20 Fische pro Woche fangen. Jede Woche gehen sie mit der Hälfte ihrer Produktion auf den Markt. Denn für ein anständiges Essen gehört zu jedem Brot ein Fisch. Die Fischer kaufen mit ihrem Geld Brot, zum Preis von einem Taler pro Brot. Ihre Fische verkaufen sie den Bauern zum selben Preis. Malediva: 10 Fischer fangen je 20 Fische pro Woche, also 200 Fische. ½ der Ware geht auf den Markt. 100 Fische 100 Brote Markt: Tausch Fische gegen Brot für je einen Taler pro Stück 100 Taler 100 Brote 100 Fische 10 Bauern stellen je 20 Brote pro Woche her, also 200 Brote. ½ der Ware geht auf den Markt. 100 Taler Diese Inselbewohner entdecken nun eine noch etwas abgelegene 2. Insel, nennen wir sie Arubien. Diese Insel ist karg und wird von 40 Familien bevölkert. Ein Fischer fängt hier in einer Woche 12 Fische, also 40% weniger als auf Malediva. Die Bauern bringen es nur auf 4 Brote pro Woche, also 80% weniger als auf Malediva. Weil hier Fische in dreimal höherer Menge gefangen wird als Brot gebacken wird, kostet ein Fisch 1 Gulden und ein Brot 3 Gulden. Weil auch hier jeder Bewohner zu jedem Brot einen Fisch essen möchte, arbeiten 3x mehr Personen als Bauern wie als Fischer. Also: 30 Bauern und 10 Fischer. Arubien: 10 Fischer fangen je 12 Fische pro Woche, also 120 Fische. ½ der Ware geht auf den Markt. 60 Fische Markt: Tausch Fische gegen Brot für einen Taler pro Fisch und 3 Taler pro Brot 60 Brote 60 Fische 60 Brote 60 Gulden 30 Bauern stellen je 4 Brote pro Woche her, also 120 Brote. ½ der Ware geht auf den Markt. 180 Gulden Aufgaben: Annahmen: - Es ist verboten von einer Insel auf die andere auszuwandern - Transportkosten sind unbedeutend Die beiden Inseln beginnen, Handel zu treiben. Um welche Insel haben Sie Angst? a) Arubien, weil Malediva bei Brot und Fischen überlegen ist und so alle Arbeiter auf Arubien bei freiem Wettbewerb arbeitslos machen würde? b) Malediva, weil in Konkurrenz mit Arubien die Löhne auf Malediva auf das Niveau von Arubien absinken? c) Oder sehen Sie das Problem vielschichtiger? Es gibt Fischer auf beiden Inseln und Bauern auf beiden Inseln. Welche dieser vier Gruppen wird verlieren, welche gewinnen? -4- FaGe Internationale Beziehungen Handel Arbeitsblatt A Der Aussenhandel beginnt: Anfangs werden die Bewohner von Arubien und Malediva die Währungen Gulden und Taler als gleich wertvoll betrachten. Da lohnt es sich, für die Bauern von Malediva, ihr Brot auf Arubien zu verkaufen, weil sie dort 3 Gulden erhalten. Aber was sollen die Bewohner von Malediva mit den Gulden den Bewohnern von Arubien abkaufen? Fische sind ja gleich teuer wie die eigenen. So werden sich auf Malediva Gulden ansammeln, die nicht sehr begehrt sind. Der Wert der Gulden muss fallen. Der Wechselkurs zwischen Gulden und Taler wird sich etwa auf dem Niveau 1:2 einpendeln, also zwischen dem Wechselkurs für Fisch und jenem für Brot. Wechselkurs Fisch: Wechselkurs Brot: Wechselkurs insgesamt: 1:3 1:1 1:2 Somit werden die Fische von Arubien halb so teuer wie die Fische von Malediva und die Brote von Arubien sind nur noch 50% teurer als die Brote von Arubien. Fische Arubien: Brot Arubien: 1 Gulden = 0.5 Taler 3 Gulden = 1.5 Taler Die Bauern von Malediva verkaufen nun mit Vorteil ihre Brote auf Arubien und kaufen mit dem Verdienst, den sie dabei erhalten dort billige Fische. Die Bewohner von Arubien kaufen mit dem Geld, das sie durch den Fischverkauf verdienen billiges Brot aus Malediva. Von einer kargen Insel, wo ein Fischer nur 12 Fische pro Woche fangen kann, importiert man also Fische auf eine Insel, wo ein Fischer 20 Fische pro Woche fängt! Folge: Die Fischer auf Malediva leiden unter der billigen Konkurrenz, ihr Absatz stockt. Der Preis für Fische auf Malediva wird sinken, jener für Brot steigen. Die Fischer werden deshalb beginnen, ihre Fischernetze an den Nagel zu hängen und zu pflügen und zu backen. Malediva spezialisiert sich auf Brot. Auf Arubien sind die Bauern nicht mehr konkurrenzfähig. Sie können ihre Preise nicht senken, da sie nur 4 Brote pro Woche herstellen. Wovon sollen sie bei günstigeren Preisen leben? Umso schlimmer ist das, weil sich die Preise für Fische auf Arubien erhöhen werden, da die Nachfrage steigt (auch die Bewohner von Malediva kaufen jetzt ihre Fische in Arubien). Die Bauern auf Arubien werden deshalb anfangen zu fischen. Nach einer harten Umstellungszeit verdienen sich die Leute auf Arubien ihr Brot aus Malediva mit teureren Fischen aus Arubien. Fazit: Zustand ohne Handel Malediva Arubien 10 x 20 Brote = 200 Brote 10 x 20 Fische = 200 Fische 30 x 4 Brote = 120 Brote 10 x 12 Fische = 120 Fische Total: je 320 Brote und 320 Fische Zustand mit Handel 20 x 20 Brote = 400 Brote (Alle Bewohner von Malediva stellen Brote her) 34 x 12 Fische = 408 Fische 6 Leute für den Transport (Alle Bewohner von Arubien fischen und transportieren den Fisch) Total: je ca. 400 Brote und Fische, also eine Steigerung um 25%! Die Fischer der üppigen Insel sind zwar fast doppelt so effizient wie die von Arubien, aber die Bauern von Malediva sind 5x effizienter. Die komparativen Vorteile von Malediva liegen damit beim Brotbacken. Die Bewohner von Arubien sind zwar überall weniger produktiv, beim Fischen aber noch vergleichsweise gut. Die komparativen Vorteile von Arubien liegen also beim Fischen. Genau aus diesen Gründen importiert die Schweiz Güter, die sie selbst gerade so gut herstellen könnte (z.B. Fahrzeuge, Nahrungsmittel) und spezialisiert sich auf Güter bei welchen der komparative Vorteil eben noch grösser ist. Dazu gehören vor allem Dienstleistungen, Maschinen und Chemie. -5-