Henri Matisse

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Name d. Anwärterin
Anwärterin des Lehramtes an
Grund-, Haupt- und Realschulen
Strasse
26603 Aurich
Telefon
12.01.2007
Grundschule xxxxxxxxxx
Strasse
Ort
Telefon
Unterrichtsentwurf anlässlich eines
Unterrichtsbesuches im Fach Kunst
gemäß DB zu § 7, PVO-Lehr II, Ziffer 4
Datum:
18.01.2007
Uhrzeit:
08.55-09.40 Uhr
Klasse:
4b (10 Mädchen/ 8 Jungen)
Fach:
Kunst
FS-Leiterin Kunst: Frau Pitters
PS-Leiterin:
Frau Kleen
Fachlehrerin:
Frau xxxxxxx
Klassenlehrerin:
Frau xxxxxxxx
Schulleiterin:
Frau xxxxxxxx
Thema der Unterrichtseinheit:
Zeichnen mit der Schere: Henri Matisse – Freie Scherenschnitte
Thema der Unterrichtsstunde:
Gestalterisch-praktische Auseinandersetzung mit der Scherenschnitt-Technik nach
Henri Matisse unter Herstellung einer Blätter - Collage.
1. Einordnung der Stunde in die Unterrichtseinheit
1. Sequenz ( 1-2 Stunden):
Gestalterisch-praktische Auseinandersetzung mit
der Scherenschnitt - Technik nach Henri Matisse
unter Herstellung einer Blätter - Collage.
2. Sequenz (1 Stunde):
Betrachtung verschiedener Blatt-Scherenschnitte von
Matisse.
Überlegungen zu verschiedenen Arten des
Bildaufbaus und zur Farbzusammenstellung.
Gezielte Anordnung der eigenen Scherenschnitte der
vorherigen Stunde auf dem Plakat.
3. Sequenz (1 Stunde):
Abschlusspräsentation, Auswertung und Bewertung
der Schülerarbeiten.
2. Lernziele/ Kompetenzen
2.1 Lernziele der Unterrichtseinheit
Die SchülerInnen lernen den Künstler Henri Matisse kennen. Sie befassen sich mit
Form- und Farbkompositionen seiner Scherenschnitt - Collagen und gestalten diese
durch praktisches Arbeiten nach.
2.2 Groblernziele der Unterrichtsstunde
Die SchülerInnen setzen sich mit der Scherenschnitt - Technik von Henri Matisse
sowohl praktisch als auch theoretisch auseinander, indem sie verschiedene Blattformen
mit der Schere „zeichnen“ und diese im Anschluss zu einem großen gemeinsamen Bild
spontan anordnen.
2
2.3 Feinlernziele der Unterrichtsstunde
Die Schülerinnen und Schüler…
FLZ 1 … hören und verinnerlichen durch die Geschichte über Matisse (siehe
Anhang) einige Informationen zu dem Künstler und erfahren, dass er mit
der Schere gezeichnet hat.
FLZ 2 … entwickeln durch einen Impuls (Bild eines kahlen, blätterlosen Baumes)
eigenständig den Arbeitsauftrag (Blätter mit der Schere zeichnen).
FLZ 3 … schulen durch das spontane Schneiden von Blattformen die Feinmotorik
im Umgang mit Schere und Papier, und durch das Betrachten und
Differenzieren von verschiedenen Blattformen die visuelle Wahrnehmung.
FLZ 4 … lernen durch das Schneiden der Blattformen ohne Vorzeichnungen,
Spontaneität im künstlerischen Entfalten zu entwickeln. Sie stellen dabei
fest, dass man zur bildnerischen Gestaltung den Pinsel oder Bleistift
ersetzen kann, indem man mit der Schere „zeichnet“.
FLZ 5 … verbalisieren eigene Überlegungen zur Vorgehensweise beim
Schneiden/Zeichnen der Blätter. Äußern zudem Ideen oder Probleme, die
während der Arbeitsphase entstanden sind.
FLZ 6 … entwickeln spontan eigene Überlegungen zur Anordnung und farblichen
Gestaltung ihrer Scherenschnitte auf einem großen Plakat.
FLZ 7 … verbalisieren Auffälligkeiten oder Besonderheiten in der spontanen
Anordnung und Farbzusammenstellung der Scherenschnitte auf dem
Plakat.
3. Informationen zur Lerngruppe
3.1 Rahmenbedingungen
Die Klasse 4b unterrichte ich im Fach Kunst seit Beginn des neuen Schuljahres (betreut
von Frau xxxxxx) mit einer Stunde pro Woche.
Die Klasse setzt sich aus 18 Schülern, davon 10 Mädchen und 8 Jungen, zusammen.
Lisa ist erst seit dem neuen Schuljahr in dieser Klasse, da sie die vierte Klasse
wiederholt. Sie hat sich jedoch bereits sehr gut in die Klasse integriert.
3
3.2 Fachliche Lernvoraussetzungen
Neben einem insgesamt sehr guten Arbeitsverhalten sind die Lernvoraussetzungen im
Fach Kunst in der Klasse 4b heterogen. Die größten Leistungsdifferenzen sind in der
Feinmotorik und im eigenständigen Arbeiten bzw. in der Kreativität zu beobachten. Die
Unterschiede in den Arbeitsergebnissen werden vermutlich also in der Variation der
Blattformen und in der Sorgfalt des Ausschneidens zu finden sein.
Während der vergangenen Schuljahre haben die SchülerInnen der Klasse 4b
verschiedene künstlerische Techniken und Materialien kennen gelernt. Auch der
Umgang mit Schere und Kleber ist den SchülerInnen durch den Werkunterricht und
durch Bastelarbeiten in anderen Fächern vertraut.
Daher sehe ich keinerlei Probleme, die Kinder mit der Schere „zeichnen“ zu lassen.
Vermutlich werden jedoch einige Schüler Hemmungen haben, spontan und ohne
Vorzeichnungen Umrisse in das Papier zu schneiden. Diese Kinder benötigen
Hilfestellungen.
3.3 Individuelle Lernvoraussetzungen
Arbeitsverhalten
und
Motivation
Selbständi
ges
Arbeiten/
Kreativität
Sorgfalt
beim
Umgang
mit
der
Schere
Reflektiion Besondere
der
Anmerkungen
eigenen
und
anderer
Arbeiten
++
Feinmotorisches
Geschick beim
Schneiden mit
der
Schere
ohne
Vorzeichnung
++
Jannik
++
++
Julia
++
-
+/-
-
+
Sandra
Neele
Mirco
++
++
+/-
+
+
+/-
+/+
+/-
+/+
+/-
+
+
+/-
Nico
Eike
Sabrina
Franziska
+
+
++
++
+/+/++
++
+/+/+
++
+/+/+
++
+/+/+/+
Lisa
Nils
++
+
+
-
+/-
+/+/-
+
+/-
+
Sehr eifrig, selbständig
und kreativ.
Sehr motiviert, aber
Förderbedarf
im
feinmotorischen
Arbeiten.
Motiviert, aber häufig
unkonzentriert. Muss
oft ermahnt werden,
weiterzuarbeiten.
Sehr motiviert, kreativ
und selbständig.
4
Kathrin
Tom
TimJonas
Selina
Laura
Florian
+
+
+
+/+/-
+/+/-
+/+/-
+/+/-
+
+
+/-
+/+/-
+
+/-
+/-
+
+/+/-
Ramona
++
+
Legende: ++ ist deutlich erkennbar
Braucht
Hilfestellungen.
Förderbedarf
feinmotorischen
Arbeiten
im
+
+
+/+ ist erkennbar +/- ist teilweise erkennbar
- ist mit Unterstützung punktuell erkennbar
-- noch nicht erkennbar
4. Sachanalyse
Scherenschnitt
Der Ursprung des Scherenschnittes liegt in China.
Bereits Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. gab es dort durch die Herstellung von
Papier auch die ersten Papierschnitte, welche mit Messern oder Scheren gefertigt
wurden.
Damals dienten diese Papierschnitte als Haarschmuck zu Festen, als Dekoration oder
sogar als Schmuck und Grabbeilage von Verstorbenen.
Später wurde der chinesische Papierschnitt zunehmend zu einer Volkskunst.
Im 17. Jahrhundert kam der „Scherenschnitt“ nach Europa.
Als Material für den Scherenschnitt dient Papier jeglicher Art und Farbe, sowie eine
Schere. Als weitere Hilfsmittel können Bleistift und Lineal dienen.1
Collage
Das Wort „Collage“ stammt von dem französischen „papiers collagés“ und bedeutet
„geklebtes Papier“. In dieser Stunde geht es um Papier-Collagen.
Bei der Collage werden Papiere unterschiedlicher Art und Farbe in kleine Stücke
gerissen oder geschnitten. Diese Papierstücke werden daraufhin auf einem flächigen
1
Vgl. Hahn, Angelika: Scheren Schnitt. Techniken – Motive - Anwendungsbeispiele. Niedernhausen/Ts.: Falken, 1995, S. 8
5
Hinter- bzw. Untergrund erneut in neuer Form zu einer Bildeinheit angeordnet.2.
Die Collage wurde von vielen Künstlern, wie zum Beispiel Pablo Picasso, Georges
Braque, Henri Matisse oder Max Ernst als künstlerisches Gestaltungsmittel eingesetzt.
Henri Matisse
Henri Matisse wurde im Jahre 1869 in dem kleinen Ort Le Cateau-Cambrésis im
Norden Frankreichs geboren.
Da er Anwalt oder Richter werden wollte, arbeitete er mit 20 Jahren als Anwaltsgehilfe.
Mit 21 Jahren erkrankte Matisse an einer Darminfektion, die eine schwere Operation zur
Folge hatte. Nach dieser Operation war Matisse fast ein Jahr lang ans Bett gefesselt.
In dieser Zeit entdeckte er seine Leidenschaft für die Kunst.
Zunächst malte und zeichnete Matisse, Landschaften, Gesichter oder Personengruppen
auf Leinwände. Später begann er dann, seine Bilder auf nur wenige Linien und Farben
zu reduzieren, bis er schließlich seine Leidenschaft für den Scherenschnitt entdeckte.
Aus einfarbig bemalten Papierbögen schnitt Matisse bestimmte Formen – meist Motive
aus der Natur, wie zum Beispiel Blätter und Algen – aus, und setzte diese dann zu einer
großen Bildeinheit zusammen, was auch als „Zielgerichtete Montage“ bezeichnet
werden kann (Vgl. Margret Stuffmann in: Henri Matisse - mit der Schere zeichnen.
Meisterwerke der letzten Jahre. Prestel Verlag. Katalog anlässlich einer Ausstellung in
Frankfurt Dez. 2002 bis März 2003). Matisse entdeckte so seine Leidenschaft für das
perfekte Zusammenspiel von Form und Farbe und ging vollkommen in dieser Arbeit auf.
Auch im Alter, als Matisse oftmals durch Krankheit ans Bett gefesselt war, erlaubte
diese Technik ihm, weiterhin künstlerisch tätig zu sein.
So bildete die Technik des Scherenschnitts auch das Ende des Lebenswerks von Henri
Matisse, als er 1954 in Nizza starb.3
2
Aissen-Crewett, M.: Kunstunterricht in der Grundschule. Braunschweig: Westermann Verlag, 1992., S. 136,
Heitkamp, Eveline: Kunst erleben-Kunst begreifen. Berlin: Cornelsen Verlag, 1998, S.103,
Eid, K/ Langer, M./ Ruprecht,H.: Grundlagen des Kunstunterrichts. 6. Auflage.Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 1994,
S. 198
3
Vgl. Abenteuer Kunst: Schnipp Schnapp Matisse. München/ Berlin/ London/ New York: Prestel Verlag, 2002,
Guichard-Meili, Jean: Die ausgeschnittenen Gouachen von Henri Matisse. Genf: Weber, 1984 (Deutsche Ausgabe)
6
5. Didaktische Analyse
Das Thema „Scherenschnitte“ lässt sich laut Kerncurriculum für die Grundschule dem
Kompetenzbereich „Bildhaftes Gestalten in der Fläche“ zuordnen.
In dieser Unterrichtseinheit lernen die SchülerInnen eine neue Technik kennen. Sie
„zeichnen“ mit der Schere. Durch das Experimentieren mit der Technik des Zeichnens
mittels der Schere sammeln die SchülerInnen praktische Erfahrungen im Umgang mit
Material und Werkzeug. Besonders durch eigene Gestaltungserfahrungen (mit der
Schere spontan Formen in das Papier zeichnen, Anordnen, Collagieren) und das
anschließende Reflektieren werden den Kindern neue Zugänge zur Kunst eröffnet (vgl.
Kernkurriculum, S. 13). Eine neue Erkenntnis wird für die SchülerInnen vor allem sein,
dass die Schere nicht nur – wie bisher - als Zerschneidungs- bzw. Zerstörungsmittel
dienlich ist, sondern im Gegensatz dazu sogar als Schaffungsmittel eingesetzt werden
kann.
Durch das Reflektieren eigener Arbeitsschritte und Arbeitsergebnisse wird die
Kompetenz des Versprachlichens und Vergleichens künstlerisch-ästhetischer
Phänomene geschult und erweitert (vgl. Kerncurriculum, S.13).
In dieser Unterrichtseinheit erfassen die SchülerInnen die Wirkungsweisen elementarer
bildnerischer Mittel und Verfahren (Collagieren, Scherenschnitt, Ballung, Häufung,
Streuung). Durch den Prozess des Experimentierens nehmen sie Materialien und
Werkzeuge (Schere, verschiedenfarbige Papierbögen) in ihrem Zusammenwirken wahr
und sammeln Erfahrungen mit Wechselwirkungen zwischen Farben , Formen und
Materialien (vgl. Kerncurriculum, S.15).
Der Umgang mit der Schere ist den Kindern zwar schon geläufig, er wird jedoch in
dieser Unterrichtseinheit erweitert.
Die Schere ersetzt den Stift, die SchülerInnen lernen, die Schere als Zeichenobjekt zu
gebrauchen. Diese neue Arbeitsweise wird durch experimentelles Arbeiten geschult.
Die Geschichte als Einstieg bewirkt, dass bei den Kindern Spannung und Interesse für
das Thema geweckt werden und erste innere Vorstellungsbilder bezüglich des Themas
entstehen. Die SchülerInnen machen sich so ein reales Bild von der Thematik und
können die Vorgehensweise des Künstlers nachvollziehen um sie später gut durch
eigenes Schaffen nachzuempfinden.
7
Die Information, dass Matisse trotz seines zeitweisen Gefesselt - Seins ans Bett
weiterhin künstlerisch tätig war, da die Scherenschnitte ohne viel Material herzustellen
sind, macht den Schülern klar, dass auch sie ohne Pinsel oder Bleistift – also ohne
Vorzeichnungen – spontan eigene Motive und Formen schneiden können und sollen.
Dies unterstreicht das Hauptziel und die Aufgabe dieser Stunde, die Situation und
Arbeitstechnik von Matisse durch praktisches Handeln nachzuempfinden – mit der
Schere zeichnen.
Das Bild des kahlen Baumes als Impuls stellt einen aktuellen jahreszeitlichen Bezug zur
Natur her und dient gleichzeitig zur Entwicklung des Arbeitsauftrages: Die SchülerInnen
sollen dem kahlen Baum neue Blätter schenken, indem sie sie mit der Schere zeichnen.
Da es einigen Kindern schwer fallen wird, sich vorzustellen, wie man mit der Schere
zeichnet, machen ein bis zwei Kinder, die es sich zutrauen, diesen Vorgang im Sitzkreis
für alle sichtbar vor.
Sollten einigen Kindern in der Arbeitsphase keine Blattformen einfallen, zeige ich ihnen
verschiedenförmige, laminierte Blätter als Ideenstütze (innere Differenzierung, vgl.
Kernkurriculum 2006, S. 10). Ich habe diese visuelle Hilfe vor allem auch deswegen
gewählt, um auszuschließen, dass jedes Kind die geläufige herzförmige Blattform als
Motiv wählt.
Das Hauptziel der Arbeitsphase ist das Bewältigen neuer bildnerischer
Gestaltungsexperimente – das Zeichnen mit der Schere.
Die SchülerInnen haben in dieser Stunde keine Vorgaben bezüglich der Menge der
Blätter, die sie aus dem Papier schneiden. So kann das Arbeitstempo individuell
variieren. Die SchülerInnen bestimmen selber, wie viele Blätter sie schneiden. So
geraten auch lernschwächere Kinder nicht unter Zeitdruck und können sich in Ruhe in
die neue Technik einfinden (Innere Differenzierung, vgl. Kernkurriculum 2006, S.10).
In der Reflexionsphase sollen die Kinder ihre individuellen künstlerische Verfahren
versprachlichen und vergleichen. (vgl. Kernkurriculum 2006, S. 13). Sie verbalisieren
Ideen und Schwierigkeiten, üben Kritik und lernen, selber Kritik zu empfangen.
Die Reflexionsphase dient vor allem der eigenen abschließenden Bewusstmachung des
zuvor stattgefundenen Schaffensprozesses.
8
5. Methodische Analyse
In der Einstiegsphase erzähle ich die Geschichte über Henri Matisse. Sie soll bei den
SchülerInnen das Interesse an dem Künstler wecken, sowie einen anschaulichen
Einblick in dessen Leben und Arbeitsweise geben. Für die Behandlung des Themas
„Scherenschnitte“ sind dies wichtige und motivierende Voraussetzungen.
Damit die Kinder sich die Technik des Zeichnens mit der Schere deutlicher vorstellen
können, pausiere ich während der Geschichte an entsprechender Stelle und lasse die
Kinder einen Umriss mit den Fingern in die Luft schneiden.
Die Einstiegsphase findet im Sitzkreis statt. Ich habe diese Sozialform gewählt, da in
der Klasse 4b einige unruhige Schüler häufiger den Unterricht stören. Im Sitzkreis habe
ich eine bessere Kontrolle über diese Kinder, wodurch es auch den anderen leichter
fällt, mir zuzuhören und mich zu verstehen.
In der Hinführungsphase sollen die Kinder den Arbeitsauftrag durch einen verbalen
Impuls selber erschließen. Das eigene Entwickeln des Auftrages dient der Motivation
und dem bewussten Wahrnehmen der späteren eigenen Arbeit.
Zunächst erinnere ich die Kinder daran, dass Matisse viele Anregungen für seine
Scherenschnitt – Motive aus der Natur entnahm.
Daraufhin zeige ich den Kindern ein Bild, das einen blätterlosen Baum zeigt, so wie
man ihn zur Zeit auch in der Natur sieht. Durch einen verbalen Impuls (Was fehlt den
Bäumen jetzt gerade in der Natur? Was könntet ihr tun, damit die Bäume nicht mehr so
kahl aussehen?) leite ich die SchülerInnen dazu, den Arbeitsauftrag selber zu
entwickeln (dem kahlen Baum neue Blätter mit der Schere zeichnen – direkt aus dem
Papier schneiden).
Nachdem das Thema der Stunde allen geläufig ist, lasse ich ein bis zwei Kinder diese
Arbeitstechnik für alle sichtbar im Sitzkreis vormachen, damit jeder eine genaue
Vorstellung von dem Arbeitsauftrag bekommt. Hier gebe ich bereits den Hinweis, dass
die SchülerInnen formatfüllend schneiden sollen, also die ganze Fläche des Papiers
nutzen.
Zum Schluss dieser Phase werden der Arbeitsauftrag wiederholt und Hinweise zur
Materialauswahl und Arbeitsweise gegeben.
9
In der Arbeitsphase haben die SchülerInnen zunächst die Möglichkeit, sich aus
verschiedenen Stapeln Tonpapier unterschiedlich farbige Bögen für ihre
Scherenschnitte auszuwählen.
Daraufhin sollen die Kinder eigenverantwortlich und selbständig an eigenen
Scherenschnitten arbeiten. Ich halte mich in dieser Phase möglichst zurück, gebe aber
den Kindern, die Unterstützung benötigen, Hilfestellungen bzw. Arbeitstipps. Es könnte
sein, dass es einigen Kindern sehr schwer fällt, spontan mit dem Schneiden zu
beginnen, da sie es gewohnt sind, sich an einer Linie zu orientieren. Diese Kinder
versuche ich zu ermutigen, ohne Angst einfach drauflos zu schneiden, so wie Matisse
es gemacht hat.
Kindern, denen keine Blattformen einfallen, zeige ich verschiedenförmige, laminierte
Blätter als Anregungsmaterial.
Die Arbeitsphase beende ich durch ein Tonsignal, das den Kindern geläufig ist.
Da in dieser Klasse einige Kinder häufig unaufmerksam sind und es ihnen schwer fällt,
eine Arbeitsphase auf Anweisung zu beenden, warte ich ab, bis alle Kinder ihre
Scheren aus der Hand gelegt haben und mir zuhören, damit jeder den weiteren Auftrag
mitbekommt.
In der nun folgenden Kurzreflexion äußern die SchülerInnen in einem von mir
gelenkten Gespräch ihre individuellen Arbeitsweisen, Probleme, Tipps etc., um sie sich
selber und den anderen Schülern noch einmal abschließend bewusst zu machen. Für
diese Phase bilden die SchülerInnen einen Stehkreis. Dieser hat den Vorteil, dass
wirklich alle Kinder ihre Arbeit unterbrechen, ihre Scheren aus der Hand legen und sich
gut auf die folgende Phase konzentrieren können, ohne abgelenkt zu sein.
In einer zweiten Arbeitsphase geht es um die spontane Anordnung der
Schülerarbeiten auf einem leeren Plakat. Die Kinder legen ihre geschnittenen
Blattformen spontan auf ein großes, weißes Plakat in der Mitte des Stehkreises.
Die folgende Reflexionsphase bietet den Rahmen für Überlegungen, ob und warum
die SchülerInnen eine bestimmte Anordnung für ihre Blätter gewählt haben und ob sie
bestimmte Farbzusammenstellungen oder sonstige gestalterische Auffälligkeiten in der
Zusammenstellung entdecken können.
Nach der Besprechung der Schülerarbeiten wird ein Ausblick auf die nächste Stunde
gegeben, in der intensiv auf die stilistischen Merkmale (Komposition: Farbe und
Anordnung) von Matisses Scherenschnitt - Bildern eingegangen werden soll. Dazu
werden wir uns einige Blatt – Scherenschnitte von Henri Matisse ansehen. Daraufhin
10
soll die Zusammenstellung der Scherenschnitte der SchülerInnen noch einmal
überarbeitet werden. Die Schüler entwickeln dazu eigene Ideen der Anordnung ihrer
Blätter auf dem Plakat..
11
5. Verlaufsplanung
Zeit
Lehrerhandlung
Schülerhandlung
Phase
L. begrüßt die S.
ca.
08.55 –
09.05
Einstieg
FLZ 1
ca.
09.14 –
09.15
Hinführung
FZL 2
Medien
Sitzkreis
L.-S.- Gespräch
Geschichte über
Henri Matisse
Sitzkreis
L.-S.- Gespräch
Bild mit kahlem
Baum,
farbiges
Tonpapier,
Scheren
L. erinnert S. an vorheriges Thema.
L. liest die Geschichte von Henri Matisse vor (s. Anhang).
(Kinder „schneiden“ zwischendurch Umrisse in die Luft).
L. leitet durch einen Impuls zum Thema der Stunde über
(Schüler betrachten Bild eines kahlen Baumes).
ca.
09.05 09.14.
Sozialform/
Arbeitsform
S. erschließen den Arbeitsauftrag.
Ein bis zwei S. demonstrieren das „Zeichnen“ mit der Schere
an einem Stück Tonpapier formatfüllend.
Zeichnet mit der Schere!
Sitzkreis
Schneidet in das Papier, das ihr euch gleich nehmen
könnt, verschiedene Blattformen, ohne sie vorzuzeichnen. Ihr
dürft die Farbe des Papiers selber wählen. Ihr dürft das
Papier nicht falten oder knicken!
Arbeitsauftrag
Schreibt auf die Rückseite von jedem ausgeschnittenen Blatt
klein euren Namen und sammelt die fertigen Blätter in die
Folientasche, die ich euch gleich austeile!
Arbeitet möglichst formatfüllend! (L. zeigt Beispiel)
DemoScherenschnitte
(formatfüllend)
ca.
09.15 –
09.30
ca.
09.3009.34
ca.
09.34 –
09.37
ca.
09.37 –
09.40
S. nehmen sich von den Tonpapier-Stapeln vorgeschnittene
Papierbögen der Farbe ihrer Wahl.
Einzelarbeit
Farbiges Tonpapier
Scheren
Arbeitsphase I S. schneiden spontan und ohne Vorzeichnungen
FLZ 3
verschiedene Blattformen in das Papier.
FLZ 4
Bei Bedarf bekommen einzelne S. vom L. Anregungen zu
verschiedenen Blattformen durch laminierte Blätter (innere
Differenzierung).
Kurzreflexion
der 1.
Arbeitsphase
FLZ 5
Arbeitsphase II
Relfexion
FLZ 6
FLZ 7
Evtl.
verschiedenförmige,
laminierte Blätter
S. begeben sich mit ihren Scherenschnitten in einen
Stehkreis.
S. reflektieren ihre Arbeitsweisen und verbalisieren Ideen,
Tipps und Probleme, die während der Arbeitsphase
aufgetreten sind.
Stehkreis,
L.-S.-Gespräch
S. ordnen ihre Scherenschnitte individuell auf einem großen
Plakat spontan an.
Stehkreis
Großes Plakat
S.- Aktivität
Scherenschnitte der
Schüler
Stehkreis
Plakat mit
Scherenschnitten der
Schüler
S. äußern sich zu der Anordnung ihrer Scherenschnitte auf
dem Plakat.
L.- S.- Gespräch
L. gibt Ausblick auf die nächste Stunde und verabschiedet S.
13
Literatur
Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Kerncurriculum für die Grundschule.
Schuljahrgänge 1-4. Kunst, Gestaltendes Werken, Textiles Gestalten. Hannover
2006.
Guichard-Meili, Jean: Die ausgeschnittenen Gouachen von Henri Matisse. Genf:
Weber, 1984 (Deutsche Ausgabe)
Abenteuer Kunst: Schnipp Schnapp Matisse. München/ Berlin/ London/ New York:
Prestel Verlag, 2002
Krause, Anna-Carola: Geschichte der Malerei – Von der Renaissance bis heute.
Köln: Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 1995
http://de. wikipedia.org/wiki/Fauvismus (Zugriff: 30.10.06)
Hahn, Angelika: Scheren Schnitt. Techniken – Motive - Anwendungsbeispiele.
Niedernhausen/Ts.: Falken, 1995
Aissen-Crewett, M.: Kunstunterricht in der Grundschule. Braunschweig: Westermann
Verlag, 1992.
Heitkamp, Eveline: Kunst erleben-Kunst begreifen. Berlin: Cornelsen Verlag, 1998
Eid, K/ Langer, M./ Ruprecht,H.: Grundlagen des Kunstunterrichts. 6.
Auflage.Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 1994
14
Anhang
1. Sitzplan 4b
Pult
a
15
2. Geschichte über Henri Matisse4
Es gibt ein sehr altes Haus in Nizza, an der französischen Riviera-Küste.
In diesem Haus, so munkelt man, da ging vor vielen Jahren so einiges nicht mit
rechten Dingen zu. Durch die Fenster und Türen drangen manchmal ungewöhnliche
Geräusche und in der Nacht, wenn andere Leute schon lange schliefen, brannte
meistens das Licht.
In diesem Haus lebte zu der Zeit ein alter Mann mit weißem Bart.
Er hieß Henri Matisse.
Als Matisse noch jung war, machte er eine Ausbildung als Anwaltsgehilfe. Eines
Tages erkrankte er jedoch an einer Blinddarmentzündung und konnte einige Zeit
nicht mehr arbeiten. Während dieser Zeit begann Matisse zu malen und zu zeichnen
und entdeckte eine neue Leidenschaft: Die Kunst.
Er war so begeistert vom Malen und Zeichnen, dass er sich entschied, seine
Ausbildung als Anwalt zu beenden und in Zukunft nur noch als Künstler zu arbeiten.
Zunächst zeichnete und malte Matisse zahlreiche Gemälde. Das waren zum Beispiel
Landschaften, Personen Blumenvasen oder Gesichter.
Doch nach einigen Jahren war Matisse das Malen und Zeichnen mit dem Pinsel und
dem Bleistift nicht mehr genug. Er war auf der Suche nach etwas Neuem…
Da machte er eines Tages eine wirklich tolle Entdeckung: Die Schere!
Matisse begann von nun an, seine Bilder mit der Schere zu zeichnen. Er brauchte
keinen Bleistift und keinen Pinsel mehr.
Er schnitt hunderte von Formen in farbigen Papierbögen – ganz wunderbare Formen!
Große, kleine, geschwungene, wellige, gekurvte, spitze, zackige, eckige,
herzförmige, kreuzförmige. Er benutzte die Schere sozusagen als Bleistift, und
schnitt viele unterschiedliche Motive in das bunte Papier hinein.
Besonders gern schnitt Matisse Motive, die er in der Natur entdeckte. Er erinnerte
sich zum Beispiel an Reisen, die er früher ans Meer gemacht hatte, und zeichnete all
das, was er dort gesehen hatte, mit der Schere. Er schnitt z.B. Algen, Seesterne und
Fische.
Oft wählte er auch verschiedene Formen aus der Pflanzenwelt, z.B. Blätter von
verschiedenen Bäumen und Sträuchern.
4
In Anlehnung an: Schnipp Schnapp Matisse. Abenteuer Kunst. Prestel Verlag, 2002
16
Dabei klapperte seine Schere in seinen Händen wie am Schnürchen und
machte…SCHNIPP SCHNAPP SCHNIPP SCHNAPP. Matisse machte diese Arbeit
so viel Spaß, dass er oft sogar in der Nacht arbeitete.
Wenn Matisse genug Formen geschnitten hatte, klebte er sie auf ein großes Blatt
und so entstand ein neues Bild aus vielen verschiedenen Motiven.
Matisse nannte seine Art der Kunst „Mit der Schere zeichnen“. Er schnitt direkt in die
Farbe hinein, ohne vorher seinen Formen vorzuzeichnen.
Auch später, als Matisse schon sehr alt war und viel Zeit im Bett verbrachte, konnte
er weiterhin viele neue Bilder gestalten, denn mit der Schere konnte er zeichnen,
ohne sich zu sehr anzustrengen.
Seine mit der Schere gezeichneten Bilder sind sehr bekannt geworden und Matisse
wurde durch sie berühmt.
17
3. Baum im Winter
18
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