479 Antichrist. I. Der A. in der Bibel. Die Sage vom A. geht auf

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Antichrist. I. Der A. in der Bibel. Die Sage vom A.
geht auf eschatologische Äußerungen im N.T. zurück. l.
Joh. 2, 18;
4, 3; 2. Joh. 7 kennen allein die Gestalt unter dem
Namen αντίχριστος;. — Die Stelle wird als Zeugnis
angeführt, daß zur Zeit der Abfassung des Briefes der
A.-Glauben durchaus verbreitet war. Man wird einschränken müssen: in den kleinasiatischen Gemeinden,
an die der Brief gerichtet ist. Der Schreiber wendet den
Ausdruck (2, 18) auf christl. Häretiker an (4, 3; 2, 22; 2.,
7); es sind viele A.e, und das sind die gnostischen
Irrlehrer 1). Damit wird eine Deutung angeschlagen, die
lange nachklingt, und die später von Origines bevorzugt
wurde. — Der paulinische Begriff vom A. ist (sofern 2.
Thessal. von Paulus herrührt) 2) wesentlich
anschaulicher. Zwar wird der Name nicht genannt, aber
man ist seit den ältesten Zeiten darin in
Übereinstimmung, daß der große Frevler der A. sein
soll. Er ist hier so gezeichnet, wie ihn die spätere Sage
kennt: der Gesetzlose, den Satan mit Kraft begabt, der
im Tempel sitzen wird (das spricht für jüdische Herkunft
der Sage3); die Tempelschändung ist das ärgste; vgl.
Dan. 9. 27; II, 36) und sich dort als Gott ausgibt, der
Wunder tut, bis ihn Christus mit dem Hauch seines
Mundes tötet. Noch wird er zurückgehalten:
,κατέχειν"heißt in dem wohl absichtlich zwischen masc.
und neutr. schwankenden apokalyptischen Terminus `in
Banden halten‘ 4). Der A. ist der Gebundene, der am
Ende der Welt hervorkommt und Vernichtung bringt,
der gefesselte Unhold, Satan selbst5).
In der Apokalypse Joh. sucht man den A. in einem
der beiden Tiere c. 13, und zwar deutete man das Tier
aus dem Meere auf das röm. Imperium, das zweite Tier
auf den A. Die sieben Häupter des ersten Tieres sind
sieben Cäsaren. Ein Haupt scheint tödlich wund, wird
aber heil. Zur Zeit des sechsten Hauptes
480
schreibt Johannes (17, 10); das Tier (17, 8) ist das achte.
Die Deutung auf Nero als das wiederkehrende Tier wird
durch Zeugnisse aus dem damaligen Volksglauben
ebenso gestützt 6), wie durch die Ausrechnung der Zahl
666 == als Dreieckszahl von 8, was auf 17, 11, den
wiederkehrenden Nero gehen würde, oder ge-matrisch pi3 "isp === Käsar Neron.7). Das zweite, nicht näher
gekennzeichnete Tier, wird 16, 13; 19, 20; 20, 10
ψευδοπροφήτης genannt. Bousset erklärt: ,,Die spätere
Apokalyptik des Judentums hat eine doppelte
Ausprägung des großen göttlichen Widersachers
geschaffen; sie faßte diesen bald als einen
gottfeindlichen, furchtbaren Herrscher, bald als einen
verführerischen Propheten"8). Lohmeyer weist dagegen9)
auf Mark. 13, 2l f. hin, daß vorm Ende ΨΕΥΔΌΧΡΙΣΤΟΙ
ΚΑΪ ΨΕΥΔΟ- ΠΡΟΦΗΤΑΙ, erscheinen würden. — Von allen
neueren Exegeten angenommen 10) ist Gunkels
Erklärung11), daß als Prototyp für die beiden Tiere die
Urungeheuer Behemoth (s. d.) und Leviathan (s. d.) zu
gelten haben, die aus dem Tausendgebirge und dem
Meer aufsteigen und gegen Gott angehen. Die alten
Widersacher aus der Urzeit leihen jetzt dem A. Gestalt,
werden christianisiert und politisiert. Johannes sah Nero
redivivus als A. kommen12). — Zu diesem Bilde haben
die Synoptiker (Mark. 13, 2l f.; Luk. 2l, 8; Matth. 24, 4 f.
und Johannes 5, 43) einzelne Züge gefügt, die uns
doppelt wichtig wären, wenn wir sie als echte
Herrenworte ansehen dürften.
Nicht sehr viel später als die A.Schilderung der Joh.Apokalypse — um die Wende des l. Jhs.13) — entstand
eine Beschreibung des A.s, welche bereits viele der
späteren Züge aufweist; das Stück ist in die Ascensio
Jesaiae aufgenommen. Beliar steigt herab, nimmt die
Gestalt des Muttermörders (Nero) an, zerstört die
Pflanzung der 12 Apostel; einer der 12 fällt ihm zu.
Wunder tut er; er läßt sich als Gott anbeten, stellt sein
Bild auf, die Gläubigen fliehen zur Wüste. So regiert er
3 Jahre 7 Monate und 27 Tage = 1332 Tage (vgl. Dan.
12, 12), bis Christus mit seinem Heer herniedersteigt
Antichrist
481
und Beliar mit seinem Heer in die Gehenna schleppt
(Asc. Jes. 4, l—15) 14). Wenn man mit Bousset15) eine
mündliche Tradition annimmt, die bis in die Tage des
Hippolyt und Martin von Tours reichte, wird man sich
den A. der mündlichen Überlieferung ungefähr in
dieser Gestalt vorstellen dürfen 16).
Ob und wie groß der Einfluß eines gnostisch
infizierten Judentums auf die Bildung der A.-Legende
gewesen ist, hat M. Friedländer 17) festzustellen
versucht. M. E. sind zeitgeschichtliche Begebenheiten
nicht stark genug, solchen Nachdruck zu hinterlassen,
und wir werden um die mythische Grundlage nicht herumkommen.
1
) W. Bauer Evangelium, Briefe und Offenbarung d.
Johannes 1908 3 336. 348. 2) Martin Dibelius im
Lietzmannschen Handblich z. N.T. 1925, Bd. n 2, 48 f. 3) Ebd.
39. 4) Ebd. 5) Ebd. 40 ff.; vgl. A. Olrik Ragnarök c.5.6; Kaarle
Krohn in Finnisch-ugrische Forschungen 7, 129 ff.; v. d. L e y
e n in ,,Prager deutsche Studien" H. 7. Satan: Aug. Frh. v. G a
11 Baoi?.eia TOÜ ä-sou 1926, 295 f. 6) Bauer 401 f.; Rohde
Psyche 2» 377 1- 7) Lohmeyer 115 f. u. Ztschr. f. neutestamentl.
Wiss. 13, 293 ff. Vgl. ebd. 19, ii ff.; Wil h. Bousset Die
Offenbarung Jo-hannis 1906, 374. 369 ff. 8) Ebd. 377 f. Vgl.
Carl Weizsäcker Apostol. Zeitalter d. christl. Kirche 1892 2,
496 ff. 9) L o h m e y e r im Lietzmannschen Handbuch 1926.
Bd. 16, in f. Doch vgl. dazu unten III 3 u. Carl Weizsäcker Das
apostol. Zeitalter d, christl. Kirche 1892, 496 ff. 10) Ebd. iioff.;
Bousset 378 f.; RGG. 2 i, 375 f.; v. Galt 292 Nr. i. u) Schöpfung
und Chaos 51; H. G unke l Genesis 1917 4, 122; BoussetGreßmann Religion des Judentums 1926, 25i. 254. 12) RGG.2 i,
375 f. 13) Edgar Hennecke Neutestamentl. Apokryphen 1904.
292. 14) Ebd. 295f.;v. Gall 294. 15) Antichrist 18 f. 16) Vgl.
dagegen Bousset 53 zu dieser Stelle, dessen Bedenken (jüd.
Herkunft) m. E. hier nichts austragen. 17) Der Antichrist in den
vorchristi, jüdischen Quellen 1901, 132 ff.
II. Jüdische Grundlagen der A.- Sage. Bousset setzt
die Entstehung der A.-Legende vor die Abfassung der
Apoc. Joh., ja geraume Zeit vor die Zerstörung
Jerusalems. Dann müssen ihre Grundlagen jüdisch
sein. Der Endkampf Gottes ist ein Kampf gegen Ungetüme (siehe I). Auch der Kampf gegen die
Weltmächte wird als solcher gezeich-
482
net: Jes. 27; Dan. 7, ll f; 8, II f.; l* Sal. 2, 25; endlich
gestaltet sich der Endkampf zum Kampf gegen
Beliar 18): BUCH der Jubiläen 23, 29 19), Testamente
der 12 Patriarchen, Levi I820a), Evg. Joh. 16 II.
Assumptio Mos. 8ff.20b, Apoc. Joh. l;
— Die Vorzeichen des Weltendes sind ebenfalls der
jüd. Apokalyptik entnommen (vgl. Eschatologie).
Hinter dem Judentum steht die spätiranische
Anschauung vom Wiedererscheinen des letzten ,,
Gesandten" = Mithras: ein falscher Gesandter
erscheint; es gibt in der Welt nicht solchen Trug,
List, Zauberei, die er nicht vermöchte durch die
Kraft seines Vaters, des Dämonen, Er verkündet:
Seit langem habt ihr gehofft Gottes Sohn, Mithra,
der Erlöser, soll kommen; jetzt bin ich gekommen;
Verehrung sollt ihr mir darbringen, an mich sollt ihr
glauben. Reitzenstein sagt dazu daß auf einem
Boden, wo die Vorstellung von einem Kampf des
Lichtgottes gegen den Dämon uralt ist und die
Vorstellung von άντιΟεοι, in hellenistischer Zeit
fortlebt, die A.-Vorstellung ihre Wurzel gehabt
haben muß; in das Judentum ist sie nur übertragen.
18
) Bousset-Greßmann Religion des Judentums im
späthellenistischen Zeitalter 1926, 251 ff.; Hauck RE. i s. v.;
BOUSSET Antichrist 81. 19) Bousset-Greßman 333 ff. 20a)
Kautzsch Apokryphen u. Pseudoepigraphen d. alten
Testaments 1900. 20b) Reitzenstein in Ztschr. f.
neutestamentl. Wissensch. 20, 16 f. Doch vgl. v. Gall 1926,
291. 296 ff.; Scheftellowitz in ZfMissionskunde 42 (1927),
287 f.
III. Die A. Sage im l. Jahrtausend. I. Der A. ist
die Hauptgestalt der mittelalterlichen Eschatologie
Verhältnismäßig wenig wird im 2.und 3. Jh.: von
ihm gefabelt. Dieser Zeit ist der A. = Nero redivivus,
so schon im l.Jh.: Sib.5, 33 f., 214—227; 8. 139 bis
159; Ascensio Jesaia 4, 2 ff., später Victorinus von
Pettau (gestorb. 303) in seinem Apoc. Kommentar
21
), Lactanz, de morte pers. 2, Hieronymus in Dan.
II, l7, Augustin, de civitate dei 20, 13 22). Das währt
bis ins späte MA.: Beatus von Liebana (gestorb.
798) 23) und Otto v. Freising, Chronicon I.3 c.16:
Arbitantur, Nero-
483
Antichrist
nem non mortuum, sed humanis rebus vivum
subtractum, usque ad ultimum tempus in ea qua tunc
fuit aetate appa-riturum, ipsumque fore Antichristum
24
).
2. Daneben geht der Glaube an den Katechon her, als
den man das Imperium verstand 25); der A. kann erst
erscheinen, wenn dieses untergeht 26), wenn der römische Kaiser auf dem Ölberg seine Krone Gott
zurückgibt 27).
3. Bousset hat nachzuweisen versucht 28), daß
Irenäus 29) wie Hippolyt noch einer mündlichen
Tradition gefolgt sind. Hippolyt parallelisierte Christus
und den A. Περί του Άντιχρίστουc. 6 heißt es:
Ein Löwe ist Christus und ein Löwe der A.; in der
Beschneidung kam der Heiland in die Welt, und er wird
in gleicher Weise kommen usw.30). H. hat auf diese
Weise wohl neue Züge für das Bild des A.s gewonnen;
daneben benützte er uns verlorene Traditionen (c. 15 ;
und ein andrer Prophet sagt, der A. wird seine Macht
versammeln von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
usw.) 31). Bousset 32) hat diese Traditionen in
Verbindung gebracht mit einer Sibylle (deren Überarbeitung Sib. 2, 154 ff.), die wieder Lactantius (Inst.
div. 7, l6) und Commodian (Carmen apologeticum)
benützten 33). Gemein ist der Gruppe Lactanz,
Commodian und Martin v. Tours (Sulpicius Severus
Dialogus 2, 14) der Glaube an einen doppelten A.34).
Die beiden Tiere Apoc. Joh. 13 werden auf Nero, den
dämonischen Herrscher, und einen in Jerusalem erscheinenden A. gedeutet. Diese Anschauung läßt sich
bis in das l6. Jh. verfolgen35). Die Deutung des ersten
Tieres auf Nero lag, wie wir sahen, nahe; daß man im
zweiten Tier den A. sah, dürfte seinen Grund darin
haben, daß es zwei Hörner hatte gleich wie ein Lamm,
ohne ein Lamm zu sein. Der gehörnte Widder ist in
Israel Symbol des Messias: ,,Mann der Hörner" wird er
genannt 36). Die Fassung der A.-Legende bei Sulpicius
Severus, auf die hier nicht näher eingegangen werden
kann, gibt wieder, was man im 4. Jh. im Westen vom A.
zu erzählen wußte.
4. Den größten Einfluß auf die Ausgestaltung des
Glaubens hat eine Gruppe
484
eschatologischer Schriften oströmischer Herkunft
gehabt. Dort entstand im 4. Jh. eine Sibylle. Sackur
findet in ihr37), Begebenheiten aus der Zeit um 360
widergespiegelt; Bousset dachte 38) zweifelnd an die
Zeit Constantins I., die wohl in Frage kommt, wie ein
Vergleich der Sibylle39) mit Eusebius K. G.. VIII—X
ergibt; der ungerechte Herrscher ist Maximin, der
verheißene Con-stans Constantin I. Aber dahinter
scheint noch ein älterer, Alexander der Große, zu
stehen 40). Fast zu gleicher Zeit entstand PseudoEphraems Sermon von A.41); aus ihm und der Sibylle
geht die syrische Schrift des Pseudo-Methodius Ende
des 7. Jhs. hervor 42), die von einem fränkischen Mönch
syrischer Herkunft, Petrus, ins Lateinische übersetzt
wurde 43). Doch müssen, wie sich aus der Scholasticus
Fredegarius Chronik c. 66 erweist, schon um 642
Nachrichten über Gog und Magog (s. d.), deren
Zusammenhang mit der A.Legende bekannt ist, nach
dem Westen gekommen sein44). Wir haben dabei wohl
an die Sibylle zu denken 45). Das Fortleben sibyll.
Schriften im Osten bezeugt im 10. Jh. noch Liudprands
Gesandtschaftsbericht 46). Vgl. weiteres unter Sibylle.
Aus Pseudo-Method. und westlichen Überlieferungen
entstand zwischen 949 und 954 Adsos, des Abtes von
Moutier - en - Der 47), Epistola ad Gerbergam reginam
de ortu et tempore Antichristi, die immer und immer
wieder ausgeschriebene Schrift über diesen Gegenstand48). — Adsos Quellen sind außer PseudoMethod. und (Michael tötet den A.) der tiburtinischen
Sibylle vor allem Haymo Halberstadensis49), Aicuin, de
fide Trinitatis 50), Hippolyt51) und eine Reihe von
Notizen, die bei Sulpicius Severus belegt sind:
Nascetur autem ex patris et matris copulatione, sicut et
alii homines, non, ut quidam dicunt, de sola virgine,
sagt Adso, und Martin weiß ihn malo Spiritus
conceptus52); Templum etiam destructum, in statum
suum restaurabit dürfte mit Martins ab illo et urbem et
templum esse reparandum zusammengehen 53). Das
scheint auf ungelehrte Überlieferungen zu deuten, denn
485
Antichrist
an andrer Stelle bemerkt Adso ausdrücklich: Tradunt
autem doctores, quod in monte Oliveti A. occidetur in
papilione et in solio suo, in illo loco, contra quem
ascendit Dominos ad celos54). Auf mündliche,
ungelehrte Überlieferung möchte ich auch die Angabe
,,triginta annos tunc latebit incognitus a populo" in
einem Rhythmus des 10. Jh.55) zurückführen. Solche
Überlieferung wird bezeugt durch Sulpicius Severus
Angabe, er habe die A.Sage nach einem mündlichen
Vermächtnis des Martin v. Tours aufgezeichnet 56). —
Wir sind demnach in der glücklichen Lage, ein Zeugnis
aus dem 4. und eins aus dem 10. Jh. für die A.Tradition im westlichen Europa zu besitzen. Die
Merovinger- und Karolingerzeit ist reich an
Äußerungen über den A.57).
21
) Bousset Antichrist 1895, 52. no.
) Vgl. ferner die Angaben bei Bousset 57 ff.
23
) F. K a m p e r s Kaiseridee 14 und Noten.
24
) Vgl. ferner Ottonis Frisingensis chronic. l. 8 c. i ff 25 )
Wetzerweite i, 923; Hauck RE. I 3, 580;
K a m p e r s 12. 26) Dionysius v. L ü t z e n b u r g Leben
Antichristi 1716, 13 f. 27) So die Überlieferungsreihe III, 4. 28)
Bousset Kommentar 49 f. 51. 29) Stolle Kirchenväter 88. 30) B o
u s s e t Antichrist 15. 31) Ebd. 17. a2) Ebd. 51. 33) Ebd. 50;
Ztschr. f. Kirchengesch. 20, no f. 34) Bousset Antichrist 50;
Kampers 13 f.; Ivo Decretorum opus bei Migne Patr. lat. 161,
1009. Vgl. auch Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 109 ff. 35) Hauck
RE. i, 584. 36) K a m p e r s in MschlesVk. 17,145f.37) E r n s t
Sackur Sibyllinische Texte it. Forschungen l898.i58ff.i62f. 38)
Antichrist^. s9) Sackur 183 Mitte — 185 oben. 40) Ztschr. f.
Kirchengesch. 20, 280 ff. 285 f. 41) Bousset Antichrist 34 ff.;
Ztschr. f. Kirchengesch. 20, ii7f. 42) Bousset 30 ff.; Sackur 45
ff. 53 ff. Über spätere Einschübe vgl. Ztschr. f. Kirchengesch.
20, 261 ff. bes. 280. 43) Sackur 56. 44) Zeitschr. f. Kirchengesch.
20, 114 zählt Bousset die Fundorte auf; diese sind so entlegen,
daß wohl nur tiburt. Sibylle in Betracht kommt. 45) Sackur 186.
4e
) Mon. Germ. SS. 3, 347 = Kampers Note zu 50. 47) Gerhard
v. Zezschwitz Vom römischen Kaisertum deutscher Nation
1877; Gutschmid in Hist. Ztschr. 41, 148; Bousset 27 ff.;
Sackur 97 ff.. Textabdruck ebd. 104 ff. 48) K. R e u s c h e l
Untersuchungen z. d. deutschen Weltgerichtsdichtungen des
n.—14. Jhs. Diss. Leipzig 1895, 2. 49) Vgl. Sackurs Noten zum
Text: Sackur 104 ff. w} A l -c u i n ebd. 51) Sackur 105 Abs. i,
vgl. zur Hippolytstelle III, 3. 52) D e r s. 107 Abs. 2;
Sulp.
Severus
Dialogus
2,
14;
doch
vgl.
22
486
Pseudo-Ephraem 6 (zit. Bousset 92): ex semine viri et ex
immunda vel turpissima virgine malo spiritu vel nequissimo
mixto con-cipitur 53) Sackur 107 unten; S u l p i c. S e v e r u '
Dialogus 2,14; Bousset 105 mit weiterer Parallele aus Haymo.
54
) Sackur 113 oben 55) Poetae latini aevi Carolini 4, 644 f. 56)
Bousset 19. 57) Poetae latini aevi Carolini 4, 49i ff.: De Enoch
et Haeliae . . Passio Leudegarii in SS. Meroving. 5, 296; Vita
Bononi ebd. 6, 129. De tempore Antichristi unter des Theodulfi
carmina: Poetae latini i, 475; Predi» catio sancti Eligii episc.
de supremo judicio: SS. Meroving. 5, 758 f.; vgl. dazu ZfdPh.
41, 410 f.
IV. D e r A. i m h o h e n M A. l. Mit Adsos Schrift
ist die Entwicklung der Legende wesentlich
abgeschlossen; seine Darstellung wird in der Redaktion
Alb-wins58) übernommen und weitergegeben. Das
MA.59), die Scholastik60), die katholische Kirche bis auf
Suarez (1601) 61) kennen nur den A. Adsos. Auch die
späteren, Redaktionen der tiburtinischen Sibylle aus der
Zeit Heinrichs III. und aus dem 12. Jh. 62), auf die
Honorius v. Autun zurückgeht 63), fügen nichts Neues
zu. Erwähnt seien von den auf Adso beruhenden
epischen Dichtungen: der Friedberger A.64), der Linzer
Enticrist65), von dem Anticriste 66) (Anfang des 13. Jhs.)
und Freidanks Spruch 49, wie der northumbrische
Cursor mundi 67), während Frau Avas Gedicht auf
mehrere Quellen, auch auf des Honorius Elucidarius 68),
des Pam-philus Gengenbach Noilhart (l5l7)69) auf den
neugedruckten PS. Method zurückgeht70). Auch der
ludus de Antichristo aus Tegernsee71) hat in Adso seine
Quelle;
dies Spiel mit politischem Untergrunde muß s.Zt. oft
gemimt worden sein; Zezschwitz hat Teile desselben in
einem Benediktbeurer Weihnachtsspiel entdeckt72). A.Spiele scheinen überhaupt beliebt gewesen zu sein; in
Frankfurt a. M. wurde 1469 eins, wohl das ,,von den
Herzogen von Burgund" 73), wegen der Judenschaft
verboten74); in Xanten ward 1473 und 1481 das ,,alte
große spil vom uff- und Untergang des Antichrists aus
dem lateinischen verdeutscht" aufgeführt78). Ein
„Schimpf“ war ,,des Entkrist Vasnacht1176) aus dem 15.
Jh., wie das engl. Chesterspiel vom Antichristen77). Es
ist verständlich daß ein mönchisch gesinnter
Antichrist
487
Mann wie Gerloh von Reichersberg (1093 bis 1069) in
einer großen Schrift de in-vestigatione Antichristi 78)
gegen die spectaculis theatricis auftrat. Otto von Freising, der in seiner Chronik den augustinischen
Gedanken vom Gottesstaat durchzuführen versuchte,
handelt im 8. Buch der Chronik c. l—8, wie eine Reihe
mhd. Spruchdichter79), vom A.80). Es seien schließlich
aus den kaiserlich-päpstlichen Kämpfen des 14. Jhs.
noch Lupold von Bebenburg81) und Engelbert von Admont 82) erwähnt.
2. Diese Schriftsteller sind trotz ihrer politischen
Haltung für uns nicht unwichtig. Man war sich dessen
sicher, daß der A. als König erscheinen werde83); im
Tyrannen, im rex iniquus, in jedem, der sub specie
religionis handelte, sah man den A. oder einen A. 84).
Denn Augustin de civ. dei XX, 10 hatte auf Grund der
Johann. Ausführungen (siehe I. l) geschlossen, daß es
mehrere A. gebe, die figurae Antichristi (Antiochus,
Epi-phanes, Nero . . . und manger der noch hiute lebt)
85
), deren letzter der eigentliche sei86). Man war jederzeit
gewärtig, den letzten A. vor sich zu haben 87); so hat
Bernhard vonClairvaux inAnaklet II. den A. gesehen;
erst nach seinem Tode, als die böse Zeit anhielt, machte
er ihn zu einem Vorläufer des A.88); hier ist es, wo sich
der augustin-gregorianische Begriff des Tyrannen mit
dem eschatolo-gischen des A. verbindet89).
3. Es ist begreiflich, daß es nahe lag, auch den
unrechtmäßigen Papst zum A. zu machen. Nicht nur die
Johann. Anschauung gab dafür Stützen; es kam dazu,
daß man den Tempel, in dem er sein Bild aufrichten
würde, in Rom sah. Die Variante, daß der A. sein
Idolum im Tempel errichten wird, ist in der Tradition so
verwischt worden, daß man unter dem Idolum den A.
selber verstand. Daher konnte in Zeiten des Schismas
Papst und Gegenpapst als idolum in sancta sede
bezeichnet werden. So kann die Meinung entstehen, der
A. werde als Papst erscheinen90). Arnulf v. Orleans
deutet schon 991 dergleichen an91); Siegmund Meisterlin erhebt 1488 in seiner Chronik der
488
Reichsstadt Nürnberg den begründeten Vorwurf,
Ludwigs des Bayern Kanzler Ulrich Hangehor habe
schändliche Schreiben gemacht und ,,hieß den babst ein
thier und bestia und den entecrist"92). Der Name wird
mehr und mehr zur Allegorie;
die, „geistlichen" Auslegungsarten nahmen überhand;
Hus93) sei erwähnt, die böhmischen Brüder, Joachim v.
Fiore, Katharer und Waldenser94), Luther (adv.
execrabilem A. bullam) bis zu den Schmal-kaldischen
Artikeln (der Papst ist der rechte Endchrist oder
Widerchrist) 95). Nur die Flugblattliteratur kennt noch
den persönlichen A. 96). Im catalogus testium veritatis
hat Flaccius Illyricus die geistliche Auslegung der
Lutheraner (der A. ist keine individuelle Person) dem
,,persönlichen A." der Katholiken (er komme aus Dan
usw.) gegenübergestellt97). Der Katholik Cochlaeus aber
versuchte, Luthern, widernatürlich gezeugt, den
Anschein des A. zu geben:
Sunt qui affirmant Lutherum a spiritu immundo sub
Incubi specie prognatum j esse. Und Luther: Cocieus
heißt mich j einen Wechselbalk und einer Bademagd |
Sohn98). Endlich ist das Wort zum | Schimpfwort
geworden 99),
4. Erwähnt sei Joachim von Fiore, der im 13. Jh. in
Italien von vielen Antichristen zu sagen wußte und den
letzten erwartete l00); mit ihm vor allem setzt die
Auffassung ein, die A.-Legende sei als Allegorie zu
deuten, eine Auffassung, die bis zu Luther und weiter
gilt, während die Katholiken daran festhielten, daß der
A.) wirklich erscheinen werde. Seine Anhänger sorgten
für die Verbreitung und Auslegung der Idee, wovon
besonders Salimbene von Parma ein ergötzliches
Beispiel liefert, der erzählt, wie einer Alphons X. von
Castilien zum A. machte101). Salimbene hat übrigens
Friedrich II. selbst ganz antichristliche Züge gegeben102);
hat doch auch Telesphorus von Cosenza geschrieben,
,,Friderich defj drit (der erwartete Friedensfürst), der wirt
der groß endecrist103).
|
68
) Sackur 99. 69) Schon in einer ags.| Homilie (Grimm Myth.
678) findet sich ein Passus (Sackur III oben wörtlich. Für
Antichrist
489
Bernhard v. Clairvaux ist dieser Beweis trotz Radcke 60 noch
nicht erbracht. 60) Zusammenfassung der scholast.
Auffassungen:
Hans Preuß Die Vorstellungen vom A. im späteren M A., bei
Luther . . . 1906, n ff. Hierher gehört auch der Basler
Elucidarius: W i l h. Wackernagel Die altdeutschen Handschriften d. Basler Univ.-Bibl. Rektorats-Pro-gramm 1836, 22 f.
61
) P. F r. Suarez Com-mentariorum ac disputationum in tertiam
partem D. Thomae T. II, 1601 Praef. = P r e u ß 252 f. 62) K a m
p e r s Kaiseridee 49 ff.; Sackur 126 ff. Die Texte: Mon. Germ.
SS. 22, 145. ^75 ff. 63) Gemma animae l. III c. 134. 64) MSD.
1892 3, N. Nr. 33. 65) H e i n r. H offmann Fundgruben 2 (1837),
no. 66) ZfdA. 6, 369 ff. Ausführungen über den A. in größeren
Dichtungen vgl. K. Reuschel Unters, z. d. deutschen
Weltgerichtsdichtungen, Diss. Leipzig 1895, 19 ff. Ins 14. Jh.
gehört das von Mone Schauspiele I, 306 erwähnte Gedicht aus
Kreuzungen bei Konstanz. 67) Eberts Jahrb. 5, 191 ff. 68)
Reuschel 6 ff. Text:
ZfdPh. 19, 128 ff. 355 ff. 69) K. Gödeke I\ Gengenbach 114 ff. 70)
Sackur 3 f. 71) Zezschwitz Vom röm. Kaisertum i/cutscher
Nation 1877; Wilh. Meyer aus Speier Ges. Abhandlungen z.
mittellateinischen Rhythmik l (1905), 136 ff.; M i c h a e l i s in
ZfdA. 54, 61 ff. Texte bei Meyer und Fried r. Wilhelm
Münchener Texte (1912) Nr. i. 72) Zezschwitz 242 ff. 73) Bibl.
litcrar. Ver. Stuttgart 28, 169 ff. 74) G. L. K r i e g k Deutsches
Bürgertum im M A. 1868, 440. 75) Zezschwitz 104. 76) Bibliothek
«l. literar. Ver. Stuttgart 29, 593 ff. 77) Zezschwitz 195 ff. 78)
Opera I. ed Friedrich Scheibelberger 1875 i, I, c. 5. 79) Reuschel
32 f. 80) Ottonis Frisingensis episc. Chro-nica, Mon. Germ. SS. in
usum schol. 81) Rit-maticum querulosum 113 f.: Nee in meo (sc.
H oman. imper.) tempore Antichristus nascetur, Dcus
nequaquam sinet, quod mecum domine-tur: B öhme r Fontes i,
482. 82) Riezier Die literar. Widersacher d. Päpste z. Zeit
Ludwigs d. Bayern 1879, 168. 83) H i p p o l y t c. 6, König ist
Christus und König der A. 83) Ernst Bernheim Mittelalterliche
Weltanschauungen I, 73. 93 f. Vgl. OttonisFris. Chron. S f 3. 85)
Adso bei Sackur 105 unten. Von dem Antichriste = ZfdA. 6, 371
Zeile 72 ff.;
H e u s c h e l 18, N. 2; Hans Preuß Die Vorstellungen vom A. im
späteren M A. 1906, 25. 47 f.; Stolle Kirchenväter 277 N. 3. 86) B
e r n he i m 74, N. i; Ottonis Chron. 8, c. l. 87) B e r n h e i m 75.
88
) W a d s t e i n 39, , ln.1 und R a d c k e. 89) B e r n h e i m. 90)
Ebd. l 91) W a d s t e i n 39, 101 f. 92) Die Chroniken d. deutschen
Städte. Nürnberg 3, 123. 93) Hans Pr e u ß Die Vorstellungen v.
A. im späteren M A., bei Luther usw. 1906, 49 ff. 94) Ebd. 45 ff.;
Wadstein 39, 117 ff. 95) Ausführlich über Luthers Anschauungen
handelt Preuß von S, 83 ab. 96) In der Kunst: ebd. 28 ff. 66ff.
490
222 f. 98) Ebd. 215 u. Nr. 2; Peuckert Schlesien 47. 99) Erwähnt
sei noch die Feststellung von Preuß 247 ff., daß niemals von
katholischer Seite L. als A. hingestellt worden ist, was
immerhin für den Gegner nahe lag. 100) Preuß 45 ff. m)
Geschichtsschreiber d. deutsch. Vorzeit 94. 118. 102) Ebd. 93,
355 ff. 103) K a m p e r s Kaiseridee 95 ff.
V. Der A. im 16.—17. Jh. Die Buchdruckerkunst
ermöglichte, dem Volk zeitungsartige Literatur
zuzuführen; so wird Deutschland seit dem Ende des 15.
Jhs. mit fliegenden Blättern überschüttet, unter denen
Prognostica usw. die erste Stelle einnehmen. Der
persönliche A. wird wieder geglaubt. Die Praktika 1492
verheißt: In Oberdeutschland wird ein Prophet
auftreten; man wird ihn den A. nennen104). Und um
1500: Corda nostra plurimum concutiuntur, dum de die
extremi judicii et de A. tanta dicun-. für 105). Heinrich
Vogel kannte 1605 eine alte Weissagung, daß der A.
kommen werde, wenn das Evangelium und die
Alchemie wiederum herfürkommen, das eine aber habe
Luther, das andere Paracelsus vollbracht106). Die von
Paracelsus107) ausgehende pansophische Bewegung, die
joachitische Ideen aufnahm108), kannte auch den A.Glauben109), und er hat sich bei den Pansophen ebenso
wie bei Schwärmern bis in den Anfang des l8. Jhs.
gehalten110). Die „geistliche Auslegung", seit Joachim
bei allen gegenkatholischen Strömungen geübt, mußte
absterben, als der Kampf gegen die Kirche durch einen
Frieden beendet wurde, der den evangelischen Kirchen
Gleichberechtigung gab und so den Anlaß zum Kriege
beseitigte. Dafür erwachte unter den Katholiken
(Malvenda) der alte Glaube an den wirklichen A. zu
neuem Leben, und er hat sich in katholischen Landen
bis heute gehalten, ein letztes lebendes Stück
Barock111). Vom 21. Jan. 1707 haben wir eine Flugblatt-Copia eines von Malta gekommenen ,, Schreibens
des zu Babylon neugebohrnen Antechrists“ betreffend.
Aus dem Jahre 1716 stammt das bombastisch-barocke
Buch des Paters Dionysius von Lützenburg, das einen
wahrhaftigen Roman vom A. darstellt 112) . In vielen
Sek.
491
ten ist von ihm, freilich wieder als vom geistlichen A.,
die Rede112»). Im Badischen fürchtete man, früher noch
mehr als jetzt, den Endechrist, für dessen Vorläufer
man den alten Napoleon hielt112b).
104
) P r e u ß 25 N. 4. 105) Ebd. 27. 106) Offenbarung der
Geheymnussen der Alchimy 1605, Aijr =Peuckert
Rosenkreutzer 1927. 107) Ser-mones de Antichristo 1619. Vgl.
K. Sudhoff Versuch einer Kritik d. Echtheit d. Paracels.
Schriften 1899, I, Nr. 311. 313; 2, 764 (Nr. 199) 4i2. 579. 587.
596 f. Vor allem 552 und Schrif' ten P. ed. Huser 9, 191. 108)
Sudhoff 2, 764 Nr. 199. IOB) Ebd. 2, 571 mit Prognostica auf
1579 und 1600. Vgl. Peuckert Rosenkreutzer 1927 und
Peuckert Die pan-sophische Bewegung 1928. 110) Christ. Kolters Weißgerbers in Sprottau Weissagungen über den A. bei A.
Comenius lux e tenebris i (1655) c.9,45;i6,4off.; Jakob B ö h m
e Ausgabe v. 1730 im Register. Quirinus Kuhlmann, Gichtel
usw. ln) ZfVk. 30/32, 109. 112) Leben Antichristi 1716. 112a)
Bernheim 78 Nr. i; Angelus Silesius Ecciesiologie 1677. i, 713
f.112b) Meyer Baden 521.
VI. Erscheinungen des A. Ich verzeichne eine Reihe
von Angaben über die Erscheinung usw. des A., die
den dauernden Glauben an ihn beweisen. In der
Verfolgung des Septimus Severus dachte ein Mann aus
Juda ihn ganz nahe113). 380 meinte Martin v. Tours, er
sei schon im Knabenalter114). 591 wollte Gregor v.
Tours einen Betrüger, der sich für Christus ausgab, den
A. nennen 115). 854 erklärte Alvarus, seine Zeit sei da
und Mohammed sein Vorläufer 116); auch Otto von
Cluny 117) (Anfang 10. Jh.) hielt seine Zeit für
gekommen; Notker schrieb:
Sanctus Paulus kehiez tien, die in sînên zîten uândôn
des suonetagen, taz er êr nechâme, er romanum
Imperium zegienge unde Antichristus rîchesôn
begondi. . . So ist nû zegangen romanum Imperium118).
Abbo v. Fleury schrieb 990:
Über das Ende der Welt habe ich in meiner frühen
Jugend eine Predigt in einer Kirche zu Paris gehört, daß
sofort, nachdem das 1000. Jahr abgelaufen sein würde,
der A. erscheinen werde119). 1080 war es Bischof
Ranieri v. Florenz gewiß, daß er schon lebe 120).
Walther von Lilie sah in Barbarossa seinen
Vorläufer121). 1105 hielt man zu Florenz eine Synode,
in quo (concilio) cum episcopi loci de Anti
492
christo, quia eum natum dicebat, satis disputatum
est122). 1185 hielt aus astrologischen Gründen Magister
Johannes von Toledo seine Zeit für gekommen122).
1190 antwortete Joachim von Fiore dem Richard
Löwenherz, er sei schon in der Stadt Rom geboren (R.
= Babylon 123). 1210 ist ein Pseudoprophet
aufgestanden, qui dicebat A. jam esse adultum124).
1227 verkündet der Minorit Petrus de Boreth in Acre,
er wachse heran und werde im März 10 Jahre sein 125).
1297 setzt Arnold von Villanova ihn zwischen 1300
und 1400 fest126). 1321 erklärt ein Begharde auf Grund
der Lektüre des Johannis Olivi, er sei schon geboren et
habebat ultra XX annos aetatis 127). Die Lehninsche
Weissagung sah in Ludwig d. Bayern den A.128).
Barthol. Janovesius aus Mallorca erwartete ihn
Pfingsten 1360 129). Auch Roger Baco wollte seine Zeit
berechnen 130). Milic von Kremsier wußte ihn 1346
geboren und schlug das 1367 an der Peterskirche an, ja
erklärte Karl IV., dieser sei der A. major 131). Sein
Schüler Matthäus v. Janov meinte: Tanta fama fuit et
est de adventu A. per universam ecciesiam, et ita est
descriptus, ut etiam pueri decipi non possent per
eundem 132). Der gewaltige Dominikaner Ferrer schrieb
1412 Papst Benedikt XIIL, daß er 1403 geboren und
jetzt schon 9 Jahre sei 133). Seit dem Anfang des großen
Schismas glaubte ihn das Volk 1385 in Babylon
geboren 134). Zum Jahre 1401 verheißt ihn die
Prophezeiung der hl. Hildegard 135). Mehr als 100
Männer und 300 Frauen aus der niederen
lombardischen Bevölkerung traten in den ,,dritten
Orden" des hl. Dominikus ein und zogen 1420 unter
Ferrers Ordensbruder Manfred von Vercelli nach Rom,
wo ihnen Manfred mar-tyrium et victoriam contra A.
versprach136). Seit 1522 erwartete ihn Luther137). Auch
Rabelais wußte: L‘Antichrist est desja né 138). Und etwa
1550 wurde gedruckt: Antichristus, seu Pro-gnosticatio
finis mundi. 1574 ist er zu Babilonia auf der Grenzen
Labea geboren worden, dann 1578, und endlich in
diesem jetzt laufenden Jahr 1592 in einer Stadt Consa
139
). 1664 hat A. Bou
Antichrist
493
rignon nach einer Vision erklärt: Cet Antechrist est ne,
ja plus d'un an passe 140).
113
) Eusebius Kirchenge seh. VI. 7.114) Sul-pici Severi Libri
qui super sunt, ed. Halm 1866; Dialogus II. 14 p. 197. 115)
Gregorius T u r e n s. Hist. Franc. 10 c. 25. 116) Indiculus
luminosus: Migne 121, 554 ff. Paschasius Kadbertus sah ihn
von den Sarazenen kommen:
Wadstein in der Ztschr. f. wissensch. Theol. 39, 124; Innozenz
III. hielt Mohammed für den A.: Migne 216,818; (Vgl. Joh. Alb
r. Bengel Erklärte Offenbarung Joh. 1746, 1122.) Hier beginnt
die von Joachim aufgenommene Lehre, die Türken seien der
östl. A., der Papst der westl. 117) Migne Curs. patr. lat. 133,
641. 118) Notker Vorrede zum Boethius. l19) Vita S. Abbonis
Floracensis: B o u q u e t 10,332. 120) Do Hinge r im Hist.
Taschenb. 5. F. i, 270. Ebenso der Stifter des Prämonstratenserordens Norbert von Magdeburg:
Acta SS. Mali 7 pag. 139; Radcke 21 ff. 121) Müldner 10
Gedichte des. . . 1859 Nr. 5. 6. 7. Bibl. d. literar. Ver. Stuttgart
16, 49. 122) Watterich Vitae Rom. pont. 2, 6
- Bengel Erklärte Offenb. 1108. 122a) Annales Marbarenses
M.G.SS, in usum scholarum ed. Reinike-Bloch 1907, 56. 123)
Joachim Expositio in Apocal. 1527, 133 =Wadstein 82 f. 124)
Mon. Germ. SS. 8, 466. 125) Ebd. 23, 920. 126) Wadstein 91. 127)
Ebd. und Nr. 4. "B) Kampers Kaiseridee 131. 129) Mal-v e n d a
de Antichristo 1647. i, 119. 130) Wads t e i n 90. 131) Ebd. 84 f.
Vgl. Fontes rer. Austriac. 6. 2, 40 ff.; P r e u ß 50, Nr. 4. l32) H
ö f l e r Concilia Pragensia in Abhandlungen kgl. böhm. Ges.
Wissensch. 5. F. 12, XLI. 133) Malvenda i, 119 ff. 134) Wadst e i n
88 nach Opp. Gersonis, edid. Du Pin, r, 517. 135) K a m p e r s
Kaiseridee 137. 136) W a d s t e i n 89. In Flandern hielten
Wahnsinnige sich selbst für den A.: J. H u izinga Herbst des M
A.s 1924, 262. 137) Preuß 168. Vgl. Malvenda 1,119 zum Jahre
1533 138) Gerhardt Franz. Novelle 114. 139) Joh. Janssen Gesch.
d. deutschen Volkes 6, 432. l10) Bengel Erkl. Offenb. 1160.
VII. Beziehungen zu fremden Mythologien. l.
Armillus. Armillus ist die hebräische Form für
Ρωμύλος; den Juden ist Rom der A. Satan oder
frevelhafte Heiden zeugen ihn, indem sie mit einem
steinernen Jungfrauenbild Unzucht treiben, das Gott
selbst schuf und das in Rom steht. Nach 9 Monaten
spaltet es sich und gebiert ein riesenhaftes Kind 141), ein
Ungeheuer, mit roten Augen und zwei Köpfen 142), das
von den Juden in der Wüste Anbetung verlangt. Da er
keine Wunder tun kann,
494
kehren sie sich ab; er verfolgt sie;
Michael und Gabriel werden ihn töten, oder der
Messias ben David wird ihn mit dem Hauch seines
Mundes niederwerfen. Bousset setzt die Entstehung der
von der A.-Sage abhängigen Sage ins 7./8. Jh.143).
2. Deddjal. Mohammed hatte geglaubt, daß in seiner
Zeit der A. al masih al deddjal, der falsche Messias,
lebe und hat nach der Tradition einen Juden aus
Medina, Saf ibn Said, dafür gehalten. Die
Mohammedaner haben den Mythus vom gefesselten
Unhold auf ihn übertragen;
er ist mit Eisenketten gebunden und an eine eiserne
Säule angeschmiedet144).
3. Der A. im ahd. Gedicht Muspilli145) aus Bayern in
der 2. Hälfte des 9. Jh. 146) hat zu vielen
Deutungsversuchen Anlaß gegeben. Grimm suchte in
ihm einen heidnischen Gott der Bayern und Alemannen, ein dem nord. Surtr ähnliches Wesen147), Karl
Bartsch den Fenris-wolf148), Müllenhoff hielt christliche
Unterlage für gegeben 149), und Zarncke forderte
nachdrücklichst, daß man versuchen müsse, solche
Deutungen zu unterlassen, solange man mit christl.
Motiven auskomme150). Weder Grau161) noch
Guntermann 152) haben eine christl. Quelle für den
Passus vom A. gefunden, Ehrismann153) endlich hat
keine Einzelquelle, sondern die lateinische Predigtliteratur als Vorlage angesprochen. Schon Vetter
erklärt: Um das alles (die Kirchenlehre) kümmert sich
unser Dichter nicht;
er gab eben einfach, was Glaube war, voll
volkstümlicher Züge 154).
Der A.-Abschnitt findet sich wieder in der as.
Genesis155). Dort streitet Henoch allein gegen den A.,
während in Muspilli Elias allein steht. Dieser Zug läßt
sich sonst nirgends mehr nachweisen; nur in der Vita
Landiberti des Sigebert von Gembloux aus dem 11. Jh.
heißt es noch einmal: Helyas in celum raptus expectat
adhuc per A. gladium victorie palmam168). Handelt es
sich hier um eine sächsische Tradition? — Die
uueroltrehtuutson sagen, daz sculi der antichristo mit
Eliase pägan, sprechen also von einem Zweikampf, und
zwar in der Luft, in dem der A. sigalos wird. Auch
davon wissen die
495
Antichrist
kirchlichen Quellen nichts; die schreiben:
Doh uuanit des vilo . . . gotmanno, daz Elias in demo
uuige aruuartit uuerde. Und so mag Neckel recht haben,
wenn er hier einen älteren, wurzelverwandten Mythus
durchschimmern sieht157). Endlich ist fremd, daß Satan
den A. varsen-kan scal. Ehrismann hat für dieses Stück
(v. 37—47) bereits gesehen, daß die Quelle
volkstümlich ist; weil sie nicht kirchlich ist, findet sie
sich auch sonst nicht in der geistlichen Literatur 158). Ich
möchte dabei die Vermutung äußern, daß v. 50 an v. 47
angeschlossen war und nur v. 48 f. Einschub ist; wäre
das der Fall, dann wäre der A., der ,,uunt pivallan**
sollte, derjenige, von dessen Blut die Erde entbrennt.
Auf Elias wurde das erst bezogen, als durch den
Einschub v. 48 f. von Elias als dem Verwundeten die
Rede war;
ein gedankenloser Abschreiber hat dann ,,sô daz
Antichristes pluot" in ,,sô daz Eliases pluot" geändert.
Dafür, daß durch ihn die Erde entzündet wird, würden
wir heimische Belege haben, für Elias als Stifter des
Weltbrandes nur östliche159).
4. Den Kampf zwischen dem A. und Elias hat Grimm
auch im Norden wiederfinden wollen 160); Simrock hat
den A. in der Mitgardsschlange161), E.H.Meyer in Surtr
(Völuspä Str. 52)162) und dem Kinde der Alten im
Eisenwalde (Völuspä) 163) erkennen wollen. Man wird
zugeben dürfen, daß christliche Motive nach dem
Norden gewandert sind und zwar, als dort der alte
Glaube noch galt; Dichter haben sie aufgenommen und
verwertet. Aber eine bewußte Verkleidung christlicher
Lehren in Göttermythen dürfte kaum vorgekommen
sein. Was Surtr betrifft, so scheint mir Neckeis Versuch
beachtenswert, welcher in ihm den gefesselten Unhold
sieht164), der in einer Höhle liegt und sich nach seinem
Flammenschwert reckt.
141
) J. Scheftelowitz Alt-palästinensischer Bauernglaube
1925, 33. 142) B o u s s e t Antichrist 66 ff. u. Register s. v. Vgl.
Liebrecht Gervasius 69; Löwis of Menar im ARw. 13, 517 ff. 14,
641 ff. 15, 305 ff. 143) Dionysius v. Lützenburg Leben Antichristi
1716, 421 f.; Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 120. 144) Paul
Casanova Mohammed
496
et la fin du monde 1911, 29. 47; A. 0 l r i k Ragnarök 1922, 276
ff. 145) Ich zitiere nach Wilh. Braune Althochdeutsches Lesebuch
1911 \ 82 ff. — 146) v. Unwerth-Siebs Gesch. der deutschen
Literatur bis zur Mitte des ii. Jhs. 1920, i53. 147) Myth. 2, 677.
148
) Germama 3, i7. 149) ZfdA. ii, 392. 150) Berichte d. kgl. sächs.
Ges. d. Wissensch. Phil.-hist. Kl. 18, 213 ff. 151) Gustav Grau
Quellen u. Verwandtschaften d. alt. germ. Darstellungen d.
Jüngsten Gerichts = Stud. z. engl. Phil. 31, 232 ff. 152) ZfdPh.
41, 410 f. 412. Vgl. AfdA. 35, 192 f. 154) Ferd. Vetter Zum
Muspilli 1872, 119 ff. 124; v. Unwerth deutet auf Crist III als
Quelle hin, dort-fehlt aber die A.Episode: PBB. 40, 365 f. Vgl.
auch Neckel in Sitzb. Heidelb. 9,32 f. 155) v. i39bff. == Grau
233f. = Bous-s e t 180. l56) Mon. Germ. SS. Meroving. 6, 398.
157
) Neckel 30 f. 158) Eine Scheidung zwischen beiden
Kampfschilderungen hat Ehrismann AfdA. 35, 192 f.
vorgeschlagen, der auch v. Unwerth PBB. 40, 365 f. zustimmt.
159
) Ztschr. f. d. österr. Gymnasien 43, 748 (Christus entzündet
Brand = Anton E. Schönbach Altdeutsche Predigten 1888, 2,
14). 160) Myth. 2, 676. 161) Mythologie. 5 133 f.
162
) Völuspá 1889, 2o6ff.; Germ. Myth. 149 f.
163) Myth. d. Germanen 459 ff. 164) G u s t. Neckel Studien zu
d. germ. Dichtungen v. Weltuntergang. Sitzber. Heidelb. Akad.
9, 30. 46. 48 f.
VIII. Der A. in der Volkssage. Nur aus katholischen
Gegenden, wie ja des Flavius Illyrius Bemerkung
erwarten ließ, liegen Aufzeichnungen vor. Er heißt
Antenchrist, denn die Menschen werden am Ende
tierartig, mit Entenschnäbeln geboren163) (die im MA.
üblichen Namen 165) sind vergessen). Er kommt, wenn
alle zu Christus bekehrt sein werden 167), zur Zeit
allgemeinen Abfalls 168);
wenn er 19 Jahre ist, wird fast die ganze Welt
abgefallen sein 169), Pseudopropheten treten auf 170); so
wie der Teufel ledig ist 171). Stürme im Christmonat
zeigen Ankunft an 172). Manche glauben, er regiere
schon173); besonders 1848 dachte man das 174); andere
denken, es wird noch lange dauern 175). Sichere Vorzeichen sind: eine vierzigjährige Dürre und
Hungersnot176), in welcher Zeit kein Regenbogen zu
sehen sein wird 177);
Bruderhaß178); wenn die Pfarrkirche zu Soll (Tirol)
versinkt 178a), der ganze Küchelberg bei Meran urbar
gemacht ist178b); im Kanton St. Gallen glaubt man, er
komme, wenn die eisernen Stangen auf dem Breitfelde
ausgeackert wer
497
Antichrist
den und das dort vergrabene Bäumchen ausschlagen
und so groß sein wird, daß ein Offizier aufrecht
darunter stehen kann179) ;
er kommt nach der Walser Schlacht180), wenn Karl V.
oder Kaiser Friedrichs Bart dreimal um den Tisch
gewachsen ist180a), wenn der in der Königskaul bei
Trittenheim versunkene König den Türken schlägt 180b,
wenn die Leute hohe Hüte tragen und ohne Rosse
fahren werden181) ;
nachdem 7 Jahre kein Kind mehr182), nur Mädchen
geboren wurden183); im Kreise Leobschütz glaubt man,
es werden 30 Jahre nur Mädchen und dann nur Knaben
geboren; der erste derselben ist der A.184). Unter
Donner und Blitz wird er geboren185), außerm Fern tuts
drei Donnerschläge 186); Feuer fällt vom Himmel187),
die Blumen schwitzen Blut188). Er kommt aus dem
Stamme Dan 189). Seine Mutter ist ein altes 190), böses
Weib 191), eine alte Witwe 192), eine Hexe 193), eine
Hure 194), von der 9. Hure her 195), eine 7ojährige
Jüdin196), eine jüdische Hure197) (die Tochter eines
jüdischen Fürsten aus dem Stamme Juda, eine
Zauberin und angebliche Jungfrau 198), ein lediges Judenmädchen199), eine Jungfrau, die ihn von Dämonen
empfängt)200); aus dem Stamm Dan werden 12 Fischer
einen Fisch fangen; dessen Kopf ißt eine Jungfrau und
wird mit dem A. schwanger 201). Er gehört der
babylonischen Hure 202). Sein Vater ist ein 9o jähriger
Greis 203) (ein jüdischer Zauberer aus Dan) 204) oder er
wird vom Teufel empfangen 205), (der Teufel ist bei der
Empfängnis mitwirkend beteiligt) 216). Mönch und
Nonne sind seine Eltern 207). Vater und Tochter zeugen
ihn208). Seine Mutter erschricket unde zevert in der
gepurt ouf der stat209). Er wird von einer Schlange mit
einer alten Jüdin erzeugt 210); ist ein Lintwurm aus dem
Ei eines 7jährigen Hahnes, und wird durch die
Anbetung eines Mädchens zum schönen Jüngling 211),
ist ein Unterweltwesen 212), der Drache213). Geboren
wird er zu Babylon 214) (am Euphrat) 215). Gott ordnet
ihm wie jedem Menschen einen Schutzengel bei 216),
obwohl Satan in ihm wohnt217). Seine Mutter trägt ihn
zwei Jahre218); er pei
498
219
nigt sie im Mutterleibe ); sobald er zur Welt kommt,
kann er laufen und sprechen 220). Jeder sieht ihn in
andrer Gestalt 221). Sonst wird er als klein 222) und
rothaarig 223) geschildert, mit einem Mal an der Stirn,
wo ihn der Blitz treffen wird 224), oder an der rechten
Hand und am linken Fuß 225). Als Ungeheuer mit
sieben Köpfen soll er erscheinen226) (Zauberer erziehen
ihn) 227).
Er wird auftreten, wenn der römische Kaiser sein Reich
Gott zurückgibt 228);
wenn Gog und Magog, die roten Juden im Kaukasus,
erscheinen229), die sein Vorläufer, der sich Elias
nennen wird, ruft230). Mit 30 Jahren, wenn wieder
abwechselnd Knaben und Mädchen geboren werden
231
), fängt er an 232); so lange hält er sich (in Galiläa)
233
), unsern Herrn nachahmend, verborgen 234); dann
zieht er nach Jerusalem235). Er tut Wunder236), weiß
alles, weswegen man 1445 einen 2ojährigen Spanier an
der Pariser Universität, wie Trithemius erzählt, für den
A. hielt237); kann alle Sprachen der Welt238). Er
gewinnt mit Ehrungen, Liebkosungen und Geld die
Leute239). Alle vergrabenen und unge» hobenen
Schätze werden sein240); mit ihnen lockt er die
Menschen 241), er fährt mit vier schwarzen Rossen
durchs Land und sät Geld aus 242); wer ein einziges
Geldstück aufhebt, gehört schon dem Teufel an 243).
Der A. will die Weltherrschaft gewinnen 244); er sendet
12 Jünger predigend aus 245). Das mosaische Gesetz
wird wieder gültig246). Die Juden fallen ihm zu 247), und
er läßt sich in Jerusalem beschneiden 248), oder ist es
schon seit dem 8. Tage seiner Geburt 249); er wird ihr
Messias 250) und baut den Tempel wieder auf251). In
diesem sitzt er252) oder er setzt sich in den Tabernakel
253
) und läßt sich anbeten254). Die Christen müssen Gott
abschwören 255); er wütet gegen den katholischen
Glauben256); fängt eine Christenverfolgung an257); Elias
und Henoch predigen umsonst258), doch ist auch einmal
von Bekehrungen durch sie die Rede259). 30 Jahre
predigt er wie Christus260), andere reden von 3 Jahren
261
), oder er lebe 3 Jahre verborgen und
499
Antichrist
3 öffentlich 262). Seine Anhänger erhalten ein Mal an
die Stirn und zwar ein N., was nego bedeutet 263); von
anderen Zeichen weiß man im MA. 264). Dann werden
die Menschen wild leben 265); es gibt nur noch sieben
oder neun Katholische 266), die Elias unter einem
Birnbaum267), einem Apfelbaum sammelt 268). Auf
einem Esel will er Leute übers Wasser setzen und läßt
sie ertrinken 269).
Elias wird sein Beiläufer sein 270); oder Elias und
Enoch 271) (und Johannes) 272), oder Moses und Elias
treten gegen ihn auf und besiegen ihn 273); Enoch
predigt den Heiden, Elias den Juden 274). Nach einer
Disputation 275), läßt er sie, — sie haben 3/4 Jahre
gewirkt 276) — mit allen Foltern martern277) und
erschlagen278). Seine letzte Freveltat wird seine
Himmelfahrt sein 279). Es heißt auch, er wolle nach 3
Jahren im feurigen Wagen auffahren 280), oder er stirbt
und fährt nach 3 Tagen auf 281). Da erschlägt ihn
Christus mit dem Hauch seines Mundes282), oder dem
Ruf: Getötet werde der A.! 283), oder ein Blitz 284);
unter Donner und Blitz im Schwefelregen vertilgt ihn
Gott285). Michael286) oder Elias287) töten ihn. Es heißt
auch, Elias streite mit einem Engelsheer gegen ihn288);
der schlafende Kaiser wird auf dem Walser-feld mit
ihm kämpfen 289) oder vom Kyff-häuser zum Ölberg
gegen ihn ziehen 290). Gottes Blitz schlägt ihn in die
Erde 291), er muß zur Hölle fahren 292); die Erde berstet
und verschlingt ihn293). Der Blitz, der ihn bei seiner
Himmelfahrt trifft, wirft ihn nieder, daß er in tausend
Stücke berstet; wo ein solches Stück hinfällt, entzündet
sich die Erde294). Oder man sagt, Elias werfe ihn ins
Meer 295). Die Erde aber wird nach seinem Sturz lauter
Wasser 296). Vierzig Tage darnach erscheint der Herr
zum Gericht 297).
Ich zitiere ausgiebig B o u s s e t Antichrist, der die
Zeit bis Adso, P r e u ß Die Vorstellungen vom
Antichrist, der die Scholastiker zusammenfaßt und
Dionys von Lützenburg, der die barocke Meinung über
den A. spiegelt.
165
) Schönwerth Oberpfalz 3, 338;
Quitzmann 203. 166) Bousset Antichrist 86ff. 99 f.; B e r n h e i
m. Mittelalterl. Weltanschauungen i, 76 f. 167) Peuckert
500
168
169
Schlesien 71. ) Preuß 24; Lützen-burg 23 ff. ) Ebd. 91 f.
170
) S u l p i c. S e v e r u & Vita S. Martini c. 24. 171) Schönwerth Oberpfalz 3, 334. 172) Ebd. 3, 338. 173) Ebd. 338. 174)
Birlinger Volksth. i. 182. 175) Meyer Baden 401. 176) Preuß 24;
Bousset 129. 177) Preuß 24. 178) Bousset 76. 178a) Zingerle Sagen
1859, 260 Nr. 463;
ZfdMyth. 4, 207. 178 b) Zingerle Sagen 1859, 406. 179) K u o n i
St. Galler Sagen 297 f.
180
) Grimm Myth. 2, 799. 180 a) Grimm Sagen Nr.28; Bechstein
Volkssagen Österreichs i (1840), 75. 180 b) Sepp Sagen 629.
181
) Reiser Allgäu I, 419. 182) Zingerle Tirol 227. 183) Peuckert
Schlesien 70. 184) Birlinger Volksth. 1,181; Reiser Allgäu i,
419. 185) Schönwerth Oberpfalz 3, 334- 335- 186) Zingerle Tirol
227. 187) Ebd. 337; Aurbacher Ein Volksbüchlein (ed. Jos.
Sarreiter) 2, 62. 188) Kuoni St. Galler Sagen 306. 189) Bousset
112 ff. 190) Quitzmann 203; Vernaleken Alpensagen 68, aus
Salzburg; Preuß 15 Nr. 4. 191) Wilh. Wackernagel Die altdeutschen
Handschriften
d.
Basier
Univ.-Bibl.
Rektoratsprogramm 1835, 22: Elucidarius des 14. Jhs. 192)
Zingerle Sagen 408. 193) (Gossensaß) ZfVk. 6, 306. 194)
Aurbacher 2, 62. 195) Schönwerth Oberpfalz 3, 335;
Preuß 15. 196) Ebd. 334. 338 f.; Preuß 15, N. 4. 197) Birlinger
Volksth. i, 180. 198) L ü t z e n b u r g 57 ff. 71 f. 199) P e u kk
e r t Schlesien 70. 200) S a c k u r Sibyll. Texte 106; vgl. oben
III. 4; Liebrecht
201
) Gervasius 6, 68. Zeitschrift für Kirchengeschichte 20, 288
nach einem griech. PS. Method.
202
) Reiser Allgäu i, 419. 203) Schönwerth Oberpfalz 3, 334;
Preuß 15 N. 4. 204) Lützenburg 71 f. 205) Reiser Allgäu i, 419;
Bousset 91. 206) Bousset 92; Preuß 15. 207) Franz Nie. de Jawer
151 f.; Preuß 15 N. 4. 208) Ebd. 209) Heinrich v. Neustadt von
gotes zuokunft ed. Strobi 1875, V. 4921 f.; vgl. Reuschel
a.a.O. 27; A y tinger s PS. Method. von 1498. 210) Schönwerth
Oberpfalz 3, 338 f.;
Aurbacher 2, 62. 211) Vernaleken Alpensagen 68 aus Salzburg
== Quitzmann 203 = ZfdMyth. 4, 203; vgl. A. 0 l r i k
Ragnarök 1922, 1oo f. 97 ff. 212) Bousset 99. 213) Ebd. 94 ff. 214)
Schönwerth Oberpfalz 3, 339; Aurbacher 2, 62; Zingerle Sagen
408; Bousset 113; Preuß 16. 215) Lützenburg 63 entscheidet sich
zwischen einem afrikan. und asiat. B. für letzteres. B. = Rom:
Preuß 16. 216) Lützenburg 77; Preuß 15 f. 217) Bousset 88 f. 90;
A. 0 l r i k Ragnarök 85; A. = Satan Bousset 89 f. 91. 218)
Schönwerth Oberpfalz 3, 335. 219) Ebd. 220) Birlinger Volksth.
i„ 180. 221) Schönwerth Oberpfalz 3,338; Georg Steindorff Die
Apokalypse des Elias 1899, 91. 222) Schönwerth 3» 335. 223)
Ebd. 335. 224) Ebd. 335. 225) 337. 226) Simrock Myth.5 482;
Bousset 101 f :
501
Antichrist
227
vgl. auch Steindorf Apokalypse d. Elias 1899, QI f.
)
Wackernagel a. a. 0. 22 f.;
228
Lützenburg 83 f.; Preuß 17. ) Vgl. die Literatur zum ludus
de Antichristo; Bousset 77 ff. 27 ff.; Preuß 17. 24. Nr. 3;
Lützenburg 45 f. 229) Lützenburg 113 ff.; Preuß 17 f.; Ztschr. f.
Kirchengesch. 20, ii3 ff. 230) Lützenburg 113 ff. 231) P e\i c k e
r t Schlesien 70. 232) Schönwerth Oberpfalz 3, 338. 339;
Aurbacher 2,62; Birlinger Volksth. i, 181. 233) Preuß 17. 234)
Birlinger Volksth. i, 181. 235) Preuß 17. 236) Schönwerth Oberpfalz 3, 335. 339; einzelne Wunder werden außer der
Himmelfahrt nicht genannt; vgl. dagegen Bousset 115 ff.;
Preuß 19 f.;
G. Steindorff Apok. d. Elias 1899, 89. 237) Wadstein in
Zeitschrift f. wissensch. Theologie 39, 87 f.; Lützenburg 84;
Preuß 24. 238) Lützenburg 83. 230) Schönwerth Oberpfalz 3,
337. Vgl. dazu Adso bei S a c k u r Sib. Texte 108;
Preuß i8ff.; Anton Schönbach Altdeutsche Predigten 2 (i888),
13. 240) Renner 5100 bei Grimm Myth. 2, 819; Zingerle Sagen
408; Lützenburg 92.102; Preuß 20; Schönwerth Oberpfalz 3,
339. 241) Ebd. 337. 339; Zingerle Sagen 408;
Preuß 202. 242) Peuckert Schlesien 7o:
Schönwerth Oberpfalz 3,335. 338. 243) Ebd. 338; Peuckert
Schlesien 70. 244) Schönwerth Oberpfalz 2, 336; Bousset 126
ff. Vgl. auch die barocken Ausführungen Lützenburgs. 245)
Birlinger Volksth. i, 181; Preuß 18; Bousset 124 f. 246)
Lützenburg 178. 198 f.; Bousset 108; Preuß 17. 247) Preuß 17.
248
) Preuß 17. 249) Lützenburg 77 f. 250) Bousset 1o8ff. 251)
Aurbacher 2,63; Preuß 108. Schon bei Adso, vgl. III. 4. 252)
Bousset 104 ff. 253) Zingerle Sagen 1859, 408. 254) Ebd.;
Aurbacher 2,62; Preuß 18 255) Vernaleken Alpensagen 68. 256)
Schönwerth Oberpfalz 3, 335. 257) Reiser Allgäu I, 419;
Vernaleken Alpensagen 68 f.;
Zingerle Sagen 1859, 408; Bousset 139ff.; Preuß 21 258).
Schönwerth Oberpfalz 3, 336; Bousset Kommentar 51. 259)
Ebd. 337 f.; Peuckert Schlesien 70 f.;
B o u s s e t 139. 260) Schönwerth Oberpfalz 3, 337. 261) Ebd.
338; Aurbacher 2, 63; 262) (Gossensaß) ZfVk. 6, 306. 263)
Schönwerth Oberpfalz 3,337; Aurbacher 2, 63. 264) Bousset
132 ff.; Radcke a. a. 0. 14 Nr. 6; Schönbach Predigten 2, 13;
Lützenburg 333 ff. 265) P r e u ß 16 Nr. 7. 266) Schönwerth
Oberpfalz 3. 337. 336. 267) Ebd. 336 = Quitzmann 205. 268)
Schönwerth Oberpfalz 3, 338. 269) (Gossensaß) ZfVk. 6, 306.
270
) Schönwerth 3, 338. 335- vgl- Zarncke in Ber. d. kgl. sächs.
Ges. d. Wissensch. 18, 213 ff. 218. 271) Schönwerth Oberpfalz
3, 337. 339; Quitzmann 204; Peuckert Schlesien 70 f.; Reiser
Allgäu I, 419; Bousset 134 ff.; Schön-
502
272
bach Predigten 2, 13. ) Zarncke 216 f. (Hieronymus); Stolle
Kirchenväter 133;
0 l r i k Ragnarök 358; Bousset 137 f. 273) Zingerle Sagen
1859, 408. 274) P r e u ß 22. 275) Ebd. 22. 276) Birlinger Volksth.
i, 181. 277) Ebd. 278) Ebd; Schönwerth 3,337.339. 279) Ebd. 336.
338; Birlinger Volksth. i, 181. 280) Aurbacher 2,63. 281)
Schönwerth Oberpfalz 3, 339;
Bousset 152; Preuß 20.23; Lützenburg 372 ff. Vgl. auch
Bousset 95 ff. 282) Bousset 149. Vgl. ZfdA. 52, 273 (nd.
Apokalypse). 283) Preuß 23. 284) Schönwerth Oberpfalz 3, 336.
337; Quitzmann 204; Birlinger Volksth. l, 181. 285) Schönwerth
Oberpfalz 3, 339; Lützenburg 379. 286) Schönwerth Ober-Pfalz
3. 338. 339; Quitzmann 204; Aurbacher 2, 63; Bousset 150 ff.
175;
Preuß 23.287) Quitzmann 204; Elias u. Enoch: G. Steindorff
Apok. d. Elias 1899, io5. 288) Vernaleken Alpensagen 68 f.; vgl.
G. Steindorff Apok. d. Elias 1899, 97 ff. 289) Grimm Sagen Nr.
28; Simrock Mythologie5 148. 290) E. H. Meyer Mythologie der
Germanen 1903, 63 (382);
vgl. Bousset 153. 291) Birlinger Volksth. i, 181. 292) Reiser
Allgäu i, 419;
G. Steindorff Apok. d. Elias 1899, 105. 293) Aurbacher 2, 63;
Lützenburg 377- 379. 294) Schönwerth Oberpfalz 3. 386;
Quitzmann 203; Birlinger Volksth. I, 181. Vgl. Bousset 159 ff.
296) Vernaleken Alpensagen 68 f. aus Salzburg. 296)
Schönwerth Oberpfalz 3, 337- 297) Preuß 23.
Peuckert.
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