Arbeitsgemeinschaft Zivilrecht – 1. Semester - Prüfungsschema Stellvertretung PRÜFUNGSSCHEMA: STELLVERTRETUNG Obersatz: [Das Rechtsgeschäft] könnte gem. § 164 I S. 1, III BGB für und gegen [X] wirken, wenn [er/sie] wirksam von [Y] vertreten wurde. 1. Zulässigkeit der Stellvertretung bei allen Rechtsgeschäften / rechtsgeschäftsähnlichen Handlungen Nicht bei: Realakten; Besitzerwerb/Besitzübertragung; Rechtswidrigen Handlungen; höchstpersönlichen Rechtsgeschäften 2. eigene Willenserklärung des Vertreters Abgrenzung zur Botenschaft: Vertreter gibt eigene WE ab, während Bote eine fremde WE übermittelt 3. in fremden Namen (= Offenkundigkeitsprinzip) Grds.: Bestimmbarkeit des Vertragspartners als wesentlicher Vertragsbestandteil erforderlich (ausdrücklich oder auch konkludent, § 164 I 2 BGB) Beachte: Ausnahmen (keine Offenkundigkeit erforderlich): Unternehmensbezogene Geschäfte, Geschäft für den, den es angeht, Handeln unter fremden Namen (Identitätstäuschung) 4. mit Vertretungsmacht a) Vertretungsmacht durch Bevollmächtigung (rechtsgeschäftliche Vertretungsmacht) aa) Wirksame Erteilung der Vollmacht (Bevollmächtigung) ZOOM: WILLENSERKLÄRUNG Arten der Vollmacht (General- oder Spezialvollmacht) (1) Innenvollmacht nach § 167 I Alt. 1 BGB oder (2) Außenvollmacht nach § 167 I Alt. 2 BGB Beachte: Abgrenzung zur besonderen Mitteilung nach § 171 I Alt. 1 BGB bb) Nichtigkeit nach § 125 S. 1 BGB Beachte: generell formlos nach § 167 II BGB möglich Ausnahme von § 167 II BGB: wenn Bevollmächtigung Vorwegnahme des formbedürftigen Rechtsgeschäfts bedeutet cc) besondere Erlöschensgründe nach § 168 BGB ex nunc (1) Erlöschen wegen Erlöschen des zugrunde liegenden Rechtsverhältnisses (Innenverhältnis) nach § 168 S. 1 BGB Beachte § 674 BGB (2) Widerruf nach §§ 168 S. 2, 3 BGB ZOOM: WILLENSERKLÄRUNG dd) Nichtigkeit nach § 142 I BGB ex tunc ZOOM: ANFECHTUNG Beachte: Problem(e) der Anfechtung der ausgeübten Innenvollmacht ee) zu weiteren Nichtigkeitsgründen ZOOM: ALLGEMEINE NICHTIGKEITSGRÜNDE; ZOOM: NICHTIGKEITSGRÜNDE / EINSEITIGE RG b) Gesetzliche Vertretungsmacht (§§ 1629 I S. 1 und 2, 1680, 1793, 1910, 1915, 26 II BGB, 35 I GmbHG, 78 I AktG) c) ggf. Fortbestand der Vollmacht trotz Erlöschens, da Vertretungsmacht kraft Rechtsschein (Rechtsscheinsvollmacht) aa) Rechtsschein (1) durch Außenvollmacht gem. § 170 BGB (2) durch besondere Mitteilung gem. § 171 I Alt. 1, II BGB (3) durch öffentliche Bekanntmachung gem. § 171 I Alt. 2, II BGB (4) durch Vollmachtsurkunde gem. § 172 I, II BGB Beachte: Problem bei Diebstahl der Urkunde („aushändigen“) Beachte § 176 BGB (5) als Verkäufer gem. § 56 HGB (6) Duldungsvollmacht (analog §§ 171, 172 BGB) Beachte: Abgrenzung zur konkludenten Bevollmächtigung (7) Anscheinsvollmacht Problem: Echte Vertretungsmacht? gesetzliche Rechtsscheinsvollmachten von Rspr. und h.M. anerkannt bb) Erlöschen des Rechtsscheins (1) durch Kenntnis oder fahrlässige Unkenntnis des Dritten ex nunc gem. § 173 BGB (2) durch Anfechtung analog § 142 I BGB ex tunc ZOOM: ANFECHTUNG Beachte: Problem der Anfechtbarkeit eines Rechtsscheins („anfechtbares Rechtsgeschäft“) Beachte: Problem(e) der Anfechtung der ausgeübten Innenvollmacht Seite 1 von 2 © Maack 05 / Zimmermann 13 Arbeitsgemeinschaft Zivilrecht – 1. Semester - Prüfungsschema Stellvertretung 5. Grenzen der Vertretungsmacht eingehalten Beachte: Trennung zwischen Innen- und Außenverhältnis (stellvertretungsrechtliches Abstraktionsprinzip) 6. Ausschluss bzw. Beschränkung der Vertretungsmacht a) Insichgeschäft / Mehrfachvertretung b) Missbrauch der Vertretungsmacht Beachte: Kollusion: Nichtigkeit des Vertretergeschäfts nach § 138 I BGB Beachte: Einwand des Rechtsmissbrauchs nach § 242 BGB bei objektiver Evidenz des Missbrauchs […] – variabel: je nach Sachverhalt und Rechtslage entsprechend ausfüllen Seite 2 von 2 © Maack 05 / Zimmermann 13