Katja Rey, Jan Grolmus, Christian Menzel 08.01.2003 Biochemisches Praktikum Kurstag: Kohlehydrate Protokoll Theorie Kohlehydrate sind für den Organismus der wichtigste Energielieferant und deshalb ein unbedingt notwendiger Nahrungsbestandteil. Alle Kohlehydrate sind Aldehyd- oder Ketonabkömmlinge höherer Alkohole. Man unterscheidet: Monosaccharide (=Einfachzucker) Disaccharide (=Zweifachzucker – bestehen aus glycosidisch verknüpften Monosaccharideinheiten) Oligosaccharide (bestehen aus 3-10 glycosidisch verknüpften Monosaccharideinheiten) Polysaccharide = Glycane ( 11 und mehr glycosidisch verknüpfte Monosaccharideinheiten) Desweiteren teilt man Kohlehydrate nach folgenden Kriterien ein: → Aldehydzucker (Aldosen) → Ketonzucker (Ketosen) Nach der Zahl der C-Atome → Triosen, Tetrosen, Pentosen usw. Nach Art des Ringschlusses → Fünfring: Furanose → Sechsring: Pyranose Nach der Carbonylgruppe: Funktion der Kohlehydrate: 1. Brennstoff (Energielieferant) Die wichtigste Funktion der Kohlehydrate ist die Lieferung von Energie. Vor allem Erythrozyten und das ZNS sind auf den Energielieferanten Glukose angewiesen. In der Muskulatur oder in der Leber kann Energie in Form von Glykogen gespeichert werden (bei Pflanzen als Stärke). Stärke ist das Reservekohlenhydrat der Pflanzen. Es besteht zu 80% aus Amylopektin (α-1-4- und α-1-6-glykosidisch verknüpfte Glukose; ein sehr großes und stark verzweigtes Molekül) und zu 20% aus Amylose (ein schraubenförmiges Molekül aus 200-300 α-1-4-glykosidisch verknüpften Glukosemonomeren) Glykogen: Reservekohlenhydrat der Tiere. Es entspricht in der Struktur einem Amylopektinmolekül, ist jedoch noch stärker verzweigt 2. Baustein des Binde- und Stützgewebes Cellulose ist ein Homoglycan und spielt bei den Pflanzen eine wichtige Rolle als Gerüstsubstanz. Heteroglycane sind als Bausteine von Glykoproteinen, Proteoglykanen und Glycosaminoglykanen eine wichtige Rolle. Glykolyse In der Glykolyse wird Glukose anaerob unter ATP-Gewinn zu Pyruvat bzw. Lactat abgebaut. Die Bilanzgleichung der Glykolyse lautet: Glukose + 2 Pi + 2 ADP → 2 Lactat + 2 ATP Die ersten 5 Reaktionen der Glykolyse führen zu einer Spaltung des Glukosemoleküls in 2 einander äquivalente Triosephosphate. Alle Zwischenprodukte sind mit Phosphorsäure verestert. 1. Phosphorylierung von Glukose zu Glukose-6-phosphat. Der Donor der Phosphatgruppe ist ATP. Das benötigte Enzym ist die Hexokinase bzw Glukokinase in den Leberparenchymzellen. 2. Isomerisierung von Glukose-6-phosphat zu Fructose-6-phosphat. Das benötigte Enzym ist die Glukose-6-phosphat-Isomerase (Hexosephosphat-Isomerase) 3. Phosphorylierung von Fructose-6-phosphat zu Fructose-1,6-bisphosphat Donor der Phosphatgruppe ist ATP. Das verantwortliche Enzym ist die Phosphofructokinase, deren Aktivität für die Geschwindigkeit der Glycolyse bestimmend ist. Die Aktivität diese Enzyms wird durch zahlreiche Effektoren inhibiert oder stimuliert. 4. Fructose-1,6-bisphosphat wird durch Aldolase zu Glycerinaldehyd-3-phosphat und Dihydroxyacetonphosphat gespalten. 5. →die Triosephosphate sind äquivalent, da sie durch die Triosephosphat-Isomerase ineinander überführt werden. In der zweiten Phase der Glykolyse werden die Triosephosphate unter ATP-Gewinn zu Pyruvat / Lactat abgebaut. In der ersten Phase der Glykolyse wird ATP verbraucht. Die Energiebilanz der Glykolyse ist zuletzt dennoch positiv! 6. Die Aldehydgruppe des Glycerinaldehyd-3-phosphats wird in einer exergonen Reaktion mit NAD+ durch das Enzym Glycerinaldehyd-3-phosphatDehydrogenase oxidiert. Es entsteht 1,3-Bisphosphoglycerat (enthält am C1-Atom eine energiereiche Säureanhydridbindung und am C3-atom einen energiearme Phosphorsäureesterbindung) 7. Durch die 3-Phosphoglyceratkinase wird das energiereiche Phosphat des 1,3-Bisphosphoglycerates auf ADP übertragen → es entsteht ATP und 3-Phosphoglycerat. 8. Der Phosphatrest im 3-Phosphoglycerat wird auf die Position 2 verschoben. Es entsteht 2-Phosphoglycerat. Verantwortliches Enzym ist die Phosphoglyceratmutase. 9. Aus 2-Phosphoglycerat wird durch die Enolase Wasser abgespalten. Es entsteht Phosphoenolpyruvat. 2 10. Die Phosphatgruppe im Phosphoenolpyruvat wird auf ADP übertragen, es entsteht ATP und Pyruvat. Das beteiligte Enzym ist die Pyruvatkinase. 11. Pyruvat wird durch Lactatdehydrogenase mit Hilfe von NADH zu Lactat reduziert. Die Glykolyse ist der Stoffwechselweg, auf dem am raschesten chemische Energie bereitgestellt werden kann. Glukoneogenese → Umkehrung der Glykolyse unter erheblichem Energieaufwand. 3 irreversible Reaktionen der Glykolyse müssen umgangen werden. Sie dient bei Kohlenhydratmangel der Versorgung der Zellen, die zwingend auf Glukose angewiesen sind. Irreversible Reaktionen der Glykolyse: 1. Phosphoenolpyruvat → Pyruvat (Pyruvatkinase) 2. Fruktose-6-phosphat → Fruktose-1,6-bisphosphat (Phosphofruktokinase) 3. Glukose → Glukose-6-phosphat (Hexokinase / Glukokinase) Die Reaktionen der Phosphofruktokinase und der Hexokinase sind mit Hilfe spezifischer Enzyme reversibel. Fruktose-1,6-bisphosphat kann durch Fruktose-1,6-bisphosphatase zu Fruktose-6-Phosphat umgewandelt werden. Das Enzym kommt in Leber, Niere und Muskel vor. Glukose-6-phosphat kann mit Hilfe von Glukose-6-Phosphatase zu Glukose umgewandelt werden. Beide Enzyme werden von Insulin gehemmt, so dass der Körper bei ausreichender Kohlenhydratzufuhr die Glukoneogenese fast vollständig einstellt! Die Reaktion Phosphoenolpyruvat → Pyruvat ist stark exergon und somit irreversibel. Pyruvat kann in den Mitochondrien zu Oxalacetat umgesetzt werden. Das Enzym ist die Pyruvat-Carboxylase (benötigt Biotin als Coenzym). Pyruvat + ATP + CO2 → Oxalacetat + ADP + P Das Oxalacetat wird unter Aufspaltung von GTP zu Phosphoenolpyruvat umgesetzt. As entsprechende Enzym ist die Phosphoenolpyruvatcarboxykinase. Oxalacetat + GTP ↔Phosphoenolpyruvat + GDP + CO2 Der Pentosephosphatweg Im Pentosephosphatweg wird Glukose unter Bildung von NADPH zu Pentosen abgebaut. Reaktionsschritte des Pentosephosphatweges: 1. Glukose-6-Phosphat wird unter Bildung von NADPH zu 6-Phosphoglukonolacton dehydriert. Das Enzym ist die Glukose-6-phosphat-Dehydrogenase (Coenzym NADP+) 2. 6-Phosphoglukonolacton wird zu 6-Phosphoglukonat hydrolysiert. Das Enzym ist die Glukonolactonhydrolase. 3 3. In einer weiteren NADP+-abhängigen Oxidation wird das 6-PhosphoGlukonat am C-Atom 3 oxidiert. Dies führt zur Labilisierung der COO- Gruppe, die als CO2 abgespalten wird. Das Reaktionsprodukt ist Ribulose-5-phosphat. Das verantwortliche Enzym ist 6-PhosphoGlukonat-Dehydrogenase Durch eine Isomerase kann Ribulose-5-phospat in Ribose-5-phosphat umgewandelt werden. 4. Durch diese Reaktionsfolge entsteht aus Glukose-6-Phosphat die Pentose Ribose-5-phosphat, Co2 und 2 NADPH. Ribose-5-phosphat ist ein Substrat der Nukleotidbiosynthese, NADPH wird z.B. bei Fettsäure- und Cholesterinsynthese benötigt. Die zweite Phase des Pentosephosphatweges dient dem unter Umständen notwendigen Abbau der durch die beiden ersten Reaktionen des Pentosephosphatweges gebildeten Pentosephosphate: Ribulose-5-phosphat wird durch Epimerisierung (Enzym = Epimerase) in Xylulose-5-phosphat bzw. durch Isomerisierung (Enzym= Ketoisomerase) in Ribose-5-phosphat umgewandelt. Durch Transketolase werden die C-Atome 1 und 2 des Xylulose-5-phosphats auf Ribose-5-phosphat übertragen. Dabei entsteht 3-Phosphoglycerinaldehyd und Sedoheptulose-7-phosphat. Durch Transaldolase werden die 3 ersten C-Atome des Sedoheptulose-7-phosphats auf 3-Phosphoglycerinaldehyd übertragen. Es entsteht Fructose-6-phosphat und die aus 4 C-Atomen bestehende Aldose Erythrose-4-phosphat. Aus einem weiteren Molekül Xylulose-5-phosphat wird wieder durch Transketolase ein C2-Bruchstück auf Erythrose-4-phosphat übertragen. Dabei entstehen Glycerinaldehyd-3-phosphat und Fruktose-6-phosphat. Die Endprodukte des Pentosephosphatweges sind Fruktose-6-Phosphat und Glycerinaldehyd-3-phospat. Da es sich hierbei um Zwischenprodukte der Glykolyse handelt können daraus entweder Pyruvat oder der Ausgangsstoff Glukose gebildet werden. Energieinhalte biochemischer Reaktionen ΔH (Reaktionsenthalpie) = abgegebene oder verbrauchte Reaktionswärme bei konstantem Druck und konstanter Temperatur. → ist ΔH positiv, ist die Reaktion endotherm. → ist ΔH negativ, ist die Reaktion exotherm. (S) = Entropie ist ein Maß für den Ordnungszustand eines Systems. ΔG ist ein Maß für die Neigung einer Reaktion, spontan abzulaufen. Es gilt: ΔG = ΔH – TΔS → ist ΔG negativ, verläuft die Reaktion spontan. Sie ist exergon. → ist ΔG positiv, verläuft die Reaktion nicht spontan. Sie ist endergon. Substratkettenphosphorylierung → Es entsteht eine energiereiche Verbindung durch Fixierung von anorganischem Phosphat. 4 Durch Abspalten dieses Phosphatrestes kann aus ADP ATP aufgebaut werden. Bsp.: Oxidation des Glycerinaldehyd-3-phosphats zum 1,3-Bisphosphoglycerat. → Das Substrat Glycerin-3-phosphat wird als Thiohalbacetal an die SH-Seitenkette des Enzyms (Glycerinaldehydphosphat-Dehydrogenase) gebunden. Das Thiohalbacetal wird zum Thioester, wobei NAD+ zu NADH+H+ reduziert wird. → Anschließend erfolgt die phosphorylytische Abspaltung des Enzyms vom Substrat. Es entsteht 1,3-Bisphosphoglycerat, das eine energiereiche Säureanhydridbindung enthält und einen Phosphorsäurerest an ADP abgeben und somit ATP bilden kann. Durchführung 1. Glycolyse und Substratketten-Phosphorylierung Mit einem Enzymgemsich aus Aldolase und Glycerinaldehyd-3-phosphat (GADPH) wird Fructose 1,6 Bisphosphat in Glycerinaldehyd 3-phosphat und Dihydoryacetonphosphat (DHAP) gespalten. Das Glycerinaldehyd 3-phosphat wird anschließend mit GAPDH, NAD und Phosphat (in drei Portionen) zu 1,3 Bisphosphoglcerat umgesetz. Nach Zugabe des Phospahts wird die Gleichgewichtseinstellung abgewartet und die entsprechenende NADHKonzentration mittels Photometer bestimmt. Nach der dritten Gleichgewichtseinstellung wird eine Triosephosphatisomerase hinzugegeben, die das Gleichgewicht zwischen Glycerinaldehyd 3-phosphat und Dihydoryacetonphosphat einstellen soll. Durchführung Eine 1M Kaliumphospahtlösung muss zunächst dreimal verdünnt werden auf: 0,05M Kaliumphospahtlösung 0,25M Kaliumphospahtlösung 0,5M Kaliumphospahtlösung In eine Halbmikroküvette wir pipettiert und anschließend gut durchgemischt: 100 μl Fructose 1,6 Bisphosphatlösung (100mM) 100 μl TRIS/HCL-Puffer (1M, pH=8,2) 1600 μl Wasser 100 μl NAD-Lösung (25mM) Bestimmung von E0 im Photometer bei λ=340nm Zugabe von 20 μl Enzymgemisch (Aldolase +GAPDH) und erneutes mischen Ablesen der Extinktion alle 30sek bei λ=340nm Zugabe von 20 μl 0,05M Phospahtlösung und erneutes mischen Ablesen der Extinktion alle 30sek bei λ=340nm Zugabe von 20 μl 0,25M Phospahtlösung und erneutes mischen Ablesen der Extinktion alle 30sek bei λ=340nm Zugabe von 20 μl 0,5M Phospahtlösung und erneutes mischen Ablesen der Extinktion alle 30sek bei λ=340nm Zugabe von 20 μl Triosephosphatisomerase Ablesen der Extinktion alle 30sek Auswertung Berechnung der NADH-Konzentrationen: 5 1.: Nach Zugabe von 20µl 0,05 M Phosphatlösung: Extinktion E=0,227 2.: Nach Zugabe von 20µl 0,25 M Phosphatlösung: Extinktion E=0,313 3.: Nach Zugabe von 20µl 0,5 M Phosphatlösung: Extinktion E=0,490 4.: Nach Zugabe von 20µl TIM-Lösung: Extinktion E=0,558 E = * c * d => c = E / * 1 = 6,22 mM-1 cm-1 => 1.: c = 0,227 / 6,22 mM = 0,0365 mM NADH 2.: c = 0,313 / 6,22 mM = 0,0503 mM NADH 3.: c = 0,490 / 6,22 mM = 0,0788 mM NADH 4.: c = 0,558 / 6,22 mM = 0,0897 mM NADH Extinktionsverlauf 0,800 0,700 Extinktion 0,600 0,500 0,400 0,300 0,200 0,100 0,000 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Zeit Durch die unterschiedlichen Verdünnungen ergeben sich folgende Konzentrationen der Reaktionspartner: 1. + 20µl 0,05 M PPL 2. + 20µl 0,25 M PPL 3. + 20µl 0,50 M PPL 4. + 20µl TIM Gesamt- Fructose-1,6menge bisphosphat 1940µl =100µl/1940µl *100mM =5,15mM 1960µl =100µl/1960µl *100mM =5,10mM 1980µl =100µl/1980µl *100mM =5,05mM 2000µl =100µl/1940µl *100mM =5,00mM NAD-Lösung Pi GAP (berechnet) =100µl/1940µl*25mM =1,29mM =20µl/1940µl*50mM =0,52mM 16,504813µM =100µl/1960µl*25mM =1,28mM =40µl/1960µl*150mM =3,06mM 16,420389µM =100µl/1980µl*25mM =1,26mM =60µl/1980µl*267mM =8,08mM 16,337247µM =100µl/2000µl*25mM =1,25mM =60µl/2000µl*267mM =8,00mM 16,255356µM Die GAP-Konzentrationen berechnet sich folgendermaßen: 6 G 0 ' R T ln( K AldolaseRe aktion ) G 0 ' 23,99kJ / mol R 8,314 J / mol * K T 293K K AldolaseRe aktion e 9,85 5,28 10 5 K AldolaseRe aktion [ DHAP ][GAP] [GAP]2 => [ Fructose 1,6 bisphospha t ] [ Fructose 1,6 bisphospha t ] [GAP] K AldolaseRe aktion [ Fructose 1,6 bisphospha t ] [GAP] 5,28 10 5 [ Fructose 1,6 bisphospha t ] Die Gleichgewichtskonstante K berechnet sich nach folgender Formel: K GAPDH [1,3 BPG ][ NADH ][ H ] [ NADH ]2 [ H ] [GAP][ Pi ][ NAD ] [GAP][ Pi ][ NAD ] Daraus ergeben sich folgende K-Werte: 1.: 7,60*10^-7 2.: 2,49*10^-7 3.: 2,35*10^-7 Mittelwert: 4,15*10^-7 Daraus lässt sich die Gleichgewichtskonstante bei Standardbedingungen berechnen: K 'GAPDH K GAPDH 10 7 4,15 Daraus wird die freie Enthalpie für diese Reaktion berechnet: G 0 RT ln( K 'GAPDH ) -3464,52J/mol Nach Zugabe von 20µl TIM wird ein Absinken der Extinktion beobachtet, d.h. die Konzentration an NADH und GAP geringer ist. Dies beweist, dass normalerweise mehr GAP als Dihydroxacetonphosphat gebildet wird, also das Gleichgewicht auf der Seite des DHAP liegt. 7 1.2 Entkopplung und Vergiftung der Substratkettenphosphorylierung a. Entkopplung mit Arsenat Die Durchführung entspricht der aus Versuch 1, aber statt dreimaliger Zugabe von Phosphat erfolgt die einmalige Zugabe von Natriumarsenatlösung. Aufgrund der spontanen Hydrolyse des gemischten Anhydrids und der Carbonsäure gilt die Reaktionsgleichung: Glycerinaldehydphosohat +NAD → 3-Phosphoglycerat + NADH+H+ Durchführung 100 μl Fructose 1,6 Bisphosphatlösung (100mM) 100 μl TRIS/HCL-Puffer (1M, pH=8,2) 1600 μl Wasser 100 μl NAD-Lösung (25mM) Zugabe von 20 μl Enzymlösung (Aldolase +GAPDH) Messung der Extrion E1 bei λ=340nm Zugabe von 20 μl 0,05m Arsenatlösung Messung der Extinktion alle 10sek bei λ=340nm b. Vergiftung mit Hydroxymercuribenzoat Durch die Zugbae von 4 Hydroxymercuribenzoatlösung wird die GAPDH inaktiviert. Auch nach Zugabe von Arsenat soll/kann die Reaktion nicht mehr statt finden. Die Vergiftung des Enzyms wird mit Dithiothreitol (DTT) aufeghoben, imdem das 4 Hydroxymercuribenzoat aus dem aktiven Zentrum verdrängt wird. Durchführung 100 μl TRIS/HCL-Puffer (1M, pH=8,2) 1600 μl Wasser 20 μl 4 Hydroxymercuribenzoatlösung (1mM) Zugabe von 20 μl Aldolase/GAPDH-Lösung und mischen Zugabe von 100 μl Fructose 1,6 Bisphospahtlösung Zugabe von 100 μl NAD-Lösung und erneutes mischen Messung der Extinktion E1 bei λ=340nm Zugabe von 20 μl 0,05M Arsenatlösung und erneutes mischen Messen der Extinktion alle 30sek bei λ=340nm (ca.3min) Zugabe von 20 μl DTT-Lösung Messen der Extinktion alle 10sek bei λ=340nm (ca.2min) c. Vergiftung mit Jodacetamid Durch Zugabe von Jodacetamid soll das aktive Zentrum des GAPDH alkylieren. Durch die Zugabe von Natriumarsenatlösung soll lediglich die Restaktivität des Enzyms getestet 8 werden. Durch die Zugabe von DTT soll das auch hier das aktive Zentrum wieder frei gesetzt werden. Durchführung 100 μl TRIS/HCL-Puffer (1M, pH=8,2) 1600 μl Wasser 20 μl Jodacetamidlösung (20mm in 50% Acetonitril) Zugabe von 20 μl Aldolase/GAPDH-Lösung und mischen Messen der Extinktion E1 bei λ=340nm Inkubation des Ansatzes für 5min Zugabe von 100 μl Fructose 1,6 Bisphosphatlösung Zugabe von 100 μl NAD-Lösung und erneutes mischen Starten der Reaktion durch Zugabe von 20 μl 0,05M Arsenatlösung Messung der Extinktion bei λ=340nm für 3min (alle 30sek) d. Vergiftung mit Jodacetamid und Schutz durch Glycerinaldehydphosphat Durchführung 100 μl Fructose 1,6 Bisphosphatlösung (100mM) 100 μl TRIS/HCL-Puffer (1M, pH=8,2) 1600 μl Wasser 100 μl NAD-Lösung (25mM) Zugabe von 20 μl Enzymlösung (Aldolase +GAPDH) und mischen Messen der Extinktion E1 bei λ=340nm Starten der Reaktion durch Zugabe von 20 μl 0,05M Arsenatlösung und mischen Messung der Extinktion bei λ=340nm für 2min (alle 10sek) e. Vergiftung mit Jodacetamid und Schutz durch NAD Durchführung 100 μl TRIS/HCL-Puffer (1M, pH=8,2) 1600 μl Wasser 100 μl NAD-Lösung (25mM) und mischen Zugabe von 20 μl Enzymlösung (Aldolase +GAPDH) und erneutes mischen Messen der Extinktion E1 bei λ=340nm Zugabe von 20μl jodacetamidlösung und erneutes mischen Inkubation des Ansatzes für 5min Zugabe von 100 μl Fructose 1,6 Bisphosphatlösung (mischen) Zugabe von 20 μl 0,05M Arsenatlösung Messung der Extinktion bei λ=340nm für 2min (alle 10sek) 9 Auswertung Entkopplung mit Arsenat Zeit [s] Extinktion 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 0,208 0,62 0,771 0,89 0,97 1,049 1,125 1,208 1,286 1,356 1,415 1,47 1,53 Extinktionskurve für die Entkopplung mit Arsenat ohne Inhibitoren 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Entkopplung mit Arsenat Vergleichskurve nach Phosphorzugabe 0 20 40 60 80 100 120 140 Der Kurvenverlauf bei der mit Arsenat entkoppelten Reaktion sollte weitgehend mit der ursprünglichen Kurve vergleichbar sein, da die Entkopplung die Reduzierung des NAD zu NADH nicht beeinflusst und sich somit die Extinktion gleichermaßen entwickeln müsste. Vergiftung mit Hydroxymercuribenzoat E1 Zeit [s] Extinktion 0,181 0 30 60 90 120 150 180 0,224 0,514 0,662 0,783 0,89 0,994 1,078 Nach Zugabe von 20µl DTT Zeit [s] Extinktion 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 0,197 1,286 1,311 1,359 1,41 1,456 1,499 1,541 1,581 1,612 10 Extinktion Vergiftung mit Hydroxymercuribenzoat 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Arsenatlösung+Que cksilber Zusatz von DTT Arsenatlösung 0 100 200 300 Zeit Das Hydroxymercuribenzoat bindet an SH-Gruppen des GAPDH und inaktiviert so das Enzym. Da nicht alle GAPDH-Moleküle inaktiviert sind, findet die Reaktion dennoch zu einem kleinen Teil statt, zeigt aber ein Grenzwertverhalten zwischen 1 und 1,5 Einheiten Extinktion. Nach Zugabe von DTT mit vielen SH-Gruppen wird ein großer Teil des GAPDH wieder reaktiviert, wodurch es zu einem linearen Verlauf der Extinktionskurve, d.h. zu einer ungehindert ablaufenden Reaktion kommt. Vergiftung mit Jodacetamid E1 Zeit [s] Extinktion 0,127 0 30 60 90 120 150 180 0,218 0,213 0,214 0,216 0,218 0,219 0,221 Nach Zugabe von DTT Zeit [s] Extinktion 0 30 60 90 120 150 180 0,233 0,256 0,285 0,312 0,342 0,368 0,389 11 Vergiftung mit Jodacetamit 1,8 1,6 1,4 Extinktion 1,2 Arsenatlösung+J odacetamit 1 Zusatz von DTT 0,8 Arsenatlösung 0,6 0,4 0,2 0 0 200 400 Zeit Bei der Vergiftung mit Jodacetamid kommt es wie im vorhergehenden Versuch zu einer Inaktivierung des GAPDH und damit nur zu einer sehr geringen Bildung von NADH. Allerdings ist die Vergiftung irreversibel, so dass auch die Zugabe von DTT den Kurvenverlauf nicht signifikant verändern kann. Insgesamt ist die Extinktion bei diesem Versuchsteil und damit auch die Reaktionsgeschwindigkeit sehr viel geringer. Vergiftung mit Jodacetamid und Schutz durch GAP Zeit [s] Extinktion 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 0,269 0,311 0,349 0,365 0,385 0,41 0,436 0,457 0,489 0,51 0,543 0,566 0,58 Vergiftung m it Jodacetam id und Schutz durch Glycerinaldehydphophat 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0 50 100 Zeit [s] 12 150 In diesem Versuchsteil wird das Toxikon erst zugegeben, nach dem bereits ein Teil der Reaktion abgelaufen ist. Dadurch kommt es zu einer Konkurrenz zwischen Toxikon und Substrat, so dass immer ein gewisser Teil der Enzymmenge mit dem Substrat gebunden und so vor einer Vergiftung geschützt ist. Vergiftung mit Jodacetamid und Schutz durch NAD Zeit [s] Extinktion 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 0,2 0,203 0,222 0,243 0,255 0,264 0,275 0,29 0,305 0,318 0,333 0,339 0,348 Vergiftung m it Jodacetam id und Schutz durch NAD 0,4 0,35 0,3 0,25 0,2 0,15 0,1 0,05 0 0 50 100 150 Zeit [s] Auch hier gilt wieder wie beim Schutz durch GAP, dass durch die Konkurrenz von Substrat und Toxikon ein Teil des Enzyms nicht durch das Jodacetamid inaktiviert werden kann. Da die Extinktion im Diagramm des GAP durchweg höher ist als im Diagramm des NAD kann davon ausgegangen werden, dass NAD als „Schutz-Substrat“ wirkungsvoller ist. 2.Glukosebestimmung im Blut Die BlutGlukosekonzentration wird von vielen Prozessen im Körper beeinflusst und sollte bei einem Gesunden aber dennoch zwischen 80-120mg/dl liegen (4-6mmol/l Blut). Die Hömöostase der BlutGlukose wird über Hormone geregelt und führt dazu, dass sowohl zu hohe (Hyperglykämie) als auch niedrige Konzentration (Hypoglcämien) schnell abgefangen werden. Daher spielt die Bestimmung der BlutGlukosekonzentration in der Medizin eine große Rolle, weil damit Störungen des Kohlenhydratstoffwechsel bzw. Störungen in dessen Regelung erkannt werden können (Diabetes mellitus). Durchführung Bestimmung der der Glukosekonzentration im Serum mit Hilfe von Teststäbchen Bestimmung der Glukosekonzentration mit dem in der Klinik und von Diabetikern genutzten BlutGlukose-Meßgerät Accutrend Sensor Comfort. BlutGlukose vor dem Mittagessen: 76mg/dl BlutGlukose nach dem Mittagessen: 113mg/dl 13 Bestimmung der Glukose im gekoppelten optischen Test Die Serumprobe wird durch Perchlorsäure enteiweißt und das ausgefallene Protein abzentrifugiert. Die Glukose wird enzymatisch zu Glukonat-6-P hydolysiert, wobei eine äquivalente Menge an NADPH entsteht, das photometrisch bestimmt werden kann. Die Blutentnahme erfolgt auch hier einmal vor dem Mittagessen und einmal nach dem Mittagessen mittels einer Kapillare (kann 20µl aufnehmen): Mischen von 20 μl Blut mit 200µl Perchlorsäure Zentrifugation der Proben für 3min (die Überstände ergeben die Probelösungen für die folgenden Ansätze) Pipettieren der Ansätze nach Praktikumsanleitung Messen der Extinktion E1 bei λ=340nm Messung der Extinktion E2 bei λ=340nm alle 2min Auswertung: Ergebnisse der Messungen: Leerwert Vor Essen Nach Essen Standard Küvette 1 Küvette 2 Küvette 3 Küvette 4 E1 0,166 0,179 0,217 0,945 0 min 0,224 0,250 0,987 2 min 0,250 0,300 1,100 4 min 0,280 0,330 1,300 6 min 0,300 0,360 1,500 E2 0,160 0,310 0,371 1,698 E -0,006 0,131 0,154 0,753 C [mM] 4,5895 5,36 25,4265 C [mg%] 82,611 96,48 457,677 0,400 1,800 0,350 1,600 0,300 1,400 0,250 0,200 0,150 1,200 Küvette 1 1,000 Küvette 2 0,800 Küvette 3 0,600 Küvette 4 0,100 0,400 0,050 0,200 0,000 0,000 E1 0 min 2 min 4 min 6 min E2 Die Formel für die Glukose im Blut lautet: CBlut = (EProbe – ELeerwert) * 33,5 mM Die Umberechnung in mg% erfolgt durch Multiplikation mit dem MGGlukose = 180g/mol. Das optische Verfahren zur Messung ist sehr leicht verfälschbar durch Verschmutzungen, Dosierungsungenauigkeiten etc. So ist auch in diesem Fall der Standardwert deutlich zu hoch und als Artefakt-behaftet zu bewerten. 14