Ruth Fricke

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Ruth Fricke
Mozartstr. 20 b
32049 Herford
Tel + Fax 05221/86410
e-mail: [email protected]
30.04.03
Landesverband Psychosozialer Hilfsvereine Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Veranstaltung: Sozialpsychiatrie – messbar, kontrollierbar, bezahlbar
am 07.05.2003 in Wismar
Referat: „Wo bleibt der Dialog auf gleicher Augenhöhe?“
- Wie sollen und müssen Profis sich verändern?
Als ich das mir zugedachte Thema „Wo bleibt der Dialog auf gleicher Augenhöhe?“ das erste
mal sah, meinte ich zunächst es sei besser zu fragen „Wo bleibt der Trialog?“, bei näherem
Nachdenken ist mir jedoch klar geworden, dass es nicht unsere Aufgabe als PsychiatrieErfahrene ist, ständig auch die Rechte der Angehörigen mit einzufordern. Außerdem ist der
Dialog zwischen Psychiatrie-Profis aller Berufsgruppen auch noch etwas ganz anderes und
hat eine andere Funktion als der Trialog. Insbesondere der Untertitel „Wie sollen und müssen
Profis sich verändern?“ hat mir die andere Stoßrichtung noch einmal sehr deutlich gemacht,
denn wir Psychiatrie-Erfahrenen haben andere Wünsche an Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte,
Sozialarbeiter etc. als die Angehörigen. Letzteres erkennt man jedoch erst richtig im Trialog.
Beim Dialog zwischen Psychiatrie-Erfahrenen und Psychiatrie-Profis sind m. E. zwei Ebenen
zu unterscheiden, der individuelle Dialog zwischen zwei Menschen und der kollektive Dialog
zwischen den beiden Gruppen. Allerdings haben auch beide Ebenen miteinander zu tun und
beeinflussen sich wechselseitig.
Auf der individuellen Ebene geht es darum, dass wir Psychiatrie-Erfahrenen es lernen, bzw.
den Mut aufbringen, selbstbewußt unsere Rechte einzufordern und darum, dass wir als
mündige PatientInnen, NutzerInnen oder KlientenInnen und als Experten in eigener Sache
von den MitarbeiterInnen psychiatrischer Einrichtungen und Dienste ernstgenommen werden.
Wenn Psychiatrie-Profis aber uns Psychiatrie-Erfahrene als gleichberechtigte Partner
annehmen und anerkennen sollen, wenn sie die Bereitschaft zeigen sollen sich mit uns auf
einen gemeinsamen Such- und Findeprozeß auf dem Wege zu unserer seelischen Gesundheit
einzulassen, so setzt dies auch ein anderes Krankheitsverständnis und ein anderes Verständnis
der eigenen Berufsrolle voraus, als sie den Professionellen heute noch – oder vielleicht sogar
heute wieder in verstärktem Maße – in ihrer Ausbildung mit auf den Weg gegeben wird.
Wer als Profi glaubt, psychische Erkrankungen seien genetisch verursacht und damit
Erbkrankheiten, wird nicht dazu neigen mit uns den, die Krise auslösenden Konflikt bzw. die
seelische Verletzung therapeutisch aufzuarbeiten, sondern wird die Symptome nur
medikamentös unterdrücken.
Wer als Profi glaubt, dass wir in einer akuten Psychose ohnehin nur wirres Zeugs reden und
man deshalb gar nicht zuhören brauche, wird nie erfahren, welche Umstände uns in eine
psychische Krise gebracht haben. Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass ich nie
soviel über das Leben eines Menschen und seine im Laufe des Lebens erfahrenen
Verletzungen erfahren habe, wie dann, wenn ein Mitglied unserer örtlichen Gruppe in die
Krise geraten war und mir am Telefon stundenlang erzählte, was ihn oder sie gerade so
bewegte, fertigmachte, ja aus der Bahn warf. Menschen, die in der Gruppe kein Interesse
daran gezeigt hatten mit dem Vorsorgebogen zu arbeiten, die eigenen Frühwarnzeichen
aufzuspüren und im Erfahrungsaustausch mit Mitbetroffenen unter der Fragestellung „Was tut
mir gut?“ und „Was tut mit nicht gut? Welche Situationen sollte ich lieber meiden?“ das
aufzuspüren was sie krank gemacht und aus der Bahn geworfen hat, redeten in der Krise
plötzlich wie ein Wasserfall. Alle Verletzungen, die sie in Jahrzehnten erfahren hatten,
darunter auch Traumata, die ihnen die Psychiatrie zugefügt hatte, brachen plötzlich aus ihnen
heraus. Und mir wurde klar, hier haben sich im Laufe des Lebens so viele Traumata
übereinander gepackt, dass sie kaum noch entwirrbar sind und der Alltag nur noch dann
halbwegs bewältigt werden kann, wenn man das alles möglichst weit wegpackt und gar nicht
mehr dran rühren will. Nur in der akuten Psychose kommen die Dinge wieder an die
Oberfläche, die man in stabilen Zeiten verdrängt hat, die irgendwo eingekapselt schlummern
und immer dann wieder wie ein Vulkanausbruch aus dem Unterbewußtsein nach außen
drängen, wenn eine Situation an die Ursprungsverletzung – das Ursprungstrauma – erinnern.
Die Menschen sind dann gar nicht zu stoppen. Es sprudelt nur so aus Ihnen heraus und dies
mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit. Ich selbst habe bei den ersten dieser Gespräche den
Fehler gemacht, nachzufragen, weil mir irgendetwas nicht ganz klar war. Aber bis ich soweit
war mich soweit in das Problem hinein zu denken, dass ich eine auf Problemlösung zielende
Frage stellen konnte, war mein Gesprächspartner schon längst beim übernächsten Problem.
Mir ist dann ein Erlebnis eingefallen, welches ich in meiner ersten Psychose hatte: Ich habe
die Vögel in Zeitlupe fliegen sehen. Selbstverständlich sind die Vögel nicht in Zeitlupe
geflogen, aber diese meine damalige Wahrnehmung verdeutlicht doch, wie rasend schnell wir
in der akuten Krise sind. Dies erklärt auch unsere Ungeduld in dieser Phase. Weil wir selbst
so schnell mit unseren Gedanken und Erkenntnissen sind, glauben wir , dass andere uns nicht
oder nicht schnell genug helfen wollen. Diese Erkenntnis hat mich dazu gebracht, dass ich in
vergleichbaren Fällen nur noch zugehört habe und das erworbenen Wissen später genutzt
habe, um mit dem Betroffen über sein Leben zu reden, um so nach und nach die verschütteten
Schichten in gesunden Zeiten wieder ins Bewußtsein zu rücken.
Ein dem Ursprungstrauma ähnliches Erlebnis wirkt also als trigger (Auslöser) für eine erneute
Psychose. Diese könnte vermieden werden und damit auch das was Profis Chronifizierung
nennen, wenn das Ursprungstrauma bei Erstmanifestation richtig aufgearbeitet worden wäre.
Wer als Profi meint, er habe die alleinige Definitionsmacht und er müsse auf alles eine
richtige Antwort haben, wird nie eine demokratischen und gleichberechtigten Umgang mit
seinen Patienten oder Klienten pflegen können. Profis und hier insbesondere Ärzte und
Therapeuten müssen, den Mut haben zu sagen, dass auch Sie nur auf der Suche nach einer
richtigen Lösung sind, dass ein Rat nur eine Vorschlag ist, von dem auch sie nicht genau
wissen, ob er zur Problemlösung führt. Sie müssen klar machen, dass man sich auf einem
gemeinsamen Such- und Findeprozeß befindet, dass es das einfache Rezept „man nehme“ und
dann ist alles wieder gut nicht gibt. Sie müssen auch sagen / zugeben wenn sie hilflos sind,
wenn ihnen eine Situation Angst macht. Viele Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie
passieren nur deshalb, weil der behandelnde Arzt unsicher ist und Angst hat, nicht mehr Herr
der Lage zu sein, nicht weil der Patient wirklich fremd- oder selbstgefährdend wäre. Der
einfache Satz „Sie machen mir Angst:“ würde die Situation total verändern, die Situation
entspannen und den Weg für Lösungen frei machen, mit dem beide Arzt und Patient besser
leben könnten. Dieser schlichte, einfache Satz würde Vertrauen schaffen, Zwangsmaßnahmen
dagegen bewirken eine zusätzliche Traumatisierung und sie zerstören genau das Vertrauen
was gebraucht wird, damit man gemeinsam nach dem jeweils sehr individuellem Weg zur
Wiedererlangung seelischer Stabilität suchen kann. Eigene Ängste und Hilflosigkeit zuzugeben ist keine Schwäche, im Gegenteil, dazu gehört wahre Größe!
Gerade der demokratische und gleichberechtigte Umgang in der Arzt Patienten Beziehung ist
entscheidend für einen möglichen Genesungsprozess. Die erlebten seelischen Verletzungen
und die daraus resultierende psychische Krise, haben das Selbstbewußtsein der Betroffenen
arg in Mitleidenschaft gezogen. Aufgabe von Psychiatrie-Profis aller Berufsgruppen muß es
daher zuvörderst sein, das Selbstbewußtsein der Betroffenen zu fördern und (wieder)
aufzubauen. Dies bedeutet dass alle Behandlung, Therapie und sonstige Hilfen sich
ressourcenorientiert und nicht defizitorientiert ausgerichtet sein müssen. Im Mittelpunkt darf
nicht die Frage stehen was kann dieser Mensch nicht oder nicht mehr, sondern was kann
dieser Mensch, was kann er vielleicht sogar besser als viele andere. Denn Erfolge und
Anerkennung stärken Selbstbewußt-sein. Selbstbewußtsein bewirkt eine Stärkung der
seelischen Stabilität und gibt auch den Mut und die Kraft, die Hilfen selbst zu definieren und
einzufordern, die man zeitweise oder evtl. auch dauerhaft benötigt.
Jede professionelle Hilfe muß Hilfe zur Selbsthilfe sein, sie muß emanzipatorisch wirken und
darauf hinzielen, dass der professionelle Helfer sich bezogen auf den Einzelfall selbst
überflüssig macht.
Hilfe, die den Betroffenen alles abnimmt, auch das was sie sehr gut selbst tun könnten ist
keine wirkliche Hilfe. Sie schafft Abhängigkeiten und wirkt de facto als Entmün-digung auch
wenn de jure keine Betreuung eingerichtet wurde. D.h. es ist nicht Aufgabe des
Sozialarbeiters in der Teestube oder der Wohnbetreuung den Betroffenen die Knöpfe an die
Jacke zu nähen, den Kaffee oder Tee zu kochen, für sie Anträge auszu-füllen etc. sondern
ihnen zu zeigen wie es geht, solange bis sie es (wieder) alleine können. Ich möchte an einem
kleinen Beispiel verdeutlichen was diese „Rundumsorglosversorgung“ aus einem Menschen
machen kann und diese Beispiel steht für viele.
Als wir in Herford mit unserer Selbsthilfegruppenarbeit anfingen war u. A. ein damals ca.
35jähriger Mann dabei – ich nenne in einmal Klaus -, der kurz vor seinem ersten
Staatsexamen für das Lehramt der Sekundarstufe I seine erste Psychose bekommen hatte und
seither voll in das psychiatrische Netz „integriert“ worden war – wahrscheinlich wäre es
besser zu sagen er hatte sich darin verheddert -. Er arbeitete in einer WfB und ging nach
Feierabend in den Klinkentreff und saß dort bis dort zugemacht wurde. In der WFB fühlte
sich Klaus fehl an Platz und durch die Tätigkeiten dort total unterfordert, so dass er den Tag
mehr mit hoch geistigen Gesprächen mit den dortigen Sozialarbeitern verbrachte, als
Stückzahlen zu produzieren, wodurch sein Verdienst äußerst gering ausfiel. Wir haben viele
Gruppenabende damit verbracht, zu überlegen ob er sein Studium wieder aufnehmen und
abschließen könnte oder welche anderen beruflichen Perspektiven für Klaus sonst noch
möglich wären. Wir tagten zu dieser Zeit Freitagsabends im Arbeitslosenzentrum. Da dort ab
mittag offiziell geschlossen war, hatten wir eine Art Dauerbestellung für Getränke
aufgegeben, die uns in den Tagungsraum gestellt wurden. Weil sich der Tagungsraum im 3.
Stock befand, hatten wir es uns zur Gewohnheit werden lassen, auf dem Hof vor der Haustür
so lange zu warten, bis alle da waren, um nicht immer wieder zum Tür öffnen nach unten
gehen zu müssen. So sassen wir an einem lauen Sommerabend auf dem Mäuerchen vor dem
Haus und Klaus sagte: „Es wäre doch eigentlich ganz schön, wenn wir statt der Kanne Kaffee
eine Kanne Tee bekommen könnten.“ Ich antwortete: „ Das ist sicher kein Problem. Du
müßtest dann nur nächsten Freitag vor 12.00 Uhr im Arbeitslosenzentrum anrufen, damit das
geändert wird. Ich kann von der Schule aus nicht telefonieren, aber Du müßtest das von der
Werkstatt aus doch regeln können.“ Was meinen Sie was unser Klaus geantwortet hat????
„Ach, so wichtig ist das nun auch wieder nicht.“ Was lernen wir aus dieser kleinen
Episode???? M. E. Folgendes: In der Teestube, in der WfB braucht man nur einen Wunsch
äußern, und schon flitzt der Sozialarbeiter, um selbigen zu erfüllen. Er ist sich dabei
wahrscheinlich gar nicht dessen bewußt, dass er auf diese Weise die Betroffenen zum reinen
Konsumverhalten und zur Unselbständigkeit erzieht. Am Ende dieses „Erziehungsprozesses“
haben die Betroffenen dann alles verlernt, was sie einmal gekonnt haben und der Hilfebedarf
ist enorm gestiegen. Ich will nicht so bösartig sein zu sagen, dass dies eine bewußte Strategie
zur Arbeitsplatzsicherung der Psychiatrieprofis ist, aber de facto wirkt dieser defizitorierte
Ansatz so. Natürlich geht es einfacher und es ist weniger nervig, wenn man den Kaffee eben
kocht oder den Knopf gerade mal annäht, als wenn man dies 99 mal zeigt und erklärt. Aber
das „Tun für...“ ist eben keine Hilfe zur Selbsthilfe und ebnet eben nicht den Weg in ein
wirklich selbständiges, unabhängiges und selbstbestimmtes Leben.
Der Dachverband psychosozialer Hilfsvereinigungen hatte seine Jahrestagung im letzten Jahr
unter das Motto gestellt „Der Chef bin ich!“ Nach der gerade erzählten Episode kommt man
doch ins grübeln, wie das wohl gemeint war. – Der flitzende Sozialarbeiter, der alles für die
Betroffenen tut, was dieser sehr gut selbst machen könnten und sie mit der
„Rundumsorglosversorgung“ zur Unselbständigkeit zur Unselbständigkeit erzieht, oder
wie??? –
Und noch eins liegt mir am Herzen, wir sollten darauf verzichten unnötige Subkulturen
aufzubauen. Was es in der Gemeinde an Angeboten gibt, sollte auch genutzt werden,
möglichst schon von der Klinik aus. Warum müssen z.B. in der Ergotherapie der Klinik
Seidenmalerei, Holzarbeiten etc. gemacht werden, wenn die VHS dies auch anbietet. Warum
wird Sport und Gymnastik im Rahmen einer gesonderten Sporttherapie angeboten, warum
nutzt man hier nicht die Angebote der örtlichen Sportvereine? Wäre es nicht ein besserer
Schritt zur Integration diese Angebote zu nutzen??? Warum wird es immer noch häufig
versäumt, bei Patienten, die im Erwerbsleben stehen, schon von der Klink aus die in allen
Kreisen vorhandenen Außenstellen der Hauptfürsorgestellen – in NRW heissen sie
psychosoziale Fachdienste – einzuschalten, um den bestehenden Arbeitsplatz zu erhalten?
Warum verlieren immer noch viele Betroffene mit qualifizierter Berufsausbildung durch
dieses Versäumnis ihren Arbeitsplatz und landen dann oft schon in jungen Jahren nach
dilletantisch vorbereiteten Arbeitsversuchen in einer WfB oder in der Frührente? Findet hier
nicht in Wahrheit erst eine teure Ausgliederung in eine statt, mit dem Ergebnis, dass
mindestens eben so teure Wiedereingliederungsversuche kläglich scheitern müssen, wenn die
betroffenen Menschen lange genug in der „Fast wie im richtigen Leben“ Subkultur mit
„Rundumsorglosversorgung“ verbracht haben?
Zum Schluß noch ein paar Worte zum kollektiven Dialog zwischen Psychiatrie-Profis und
den Selbsthilfegruppen der Psychiatrie-Erfahrenen vor Ort. Ich würde mir wünschen, dass
sowohl die niedergelassenen Psychiater als auch die Klinikärzte ihre Patienten zum
regelmäßigen Besuch einer Selbsthilfegruppe ermuntern würden. Um vorurteilen oder
Ängsten vorzubeugen: die Selbsthilfegruppen der Psychiatrie-Erfahrenen nehmen i.d.R. nicht
für sich in Anspruch, professionelle Hilfe ersetzen zu wollen, aber sie stellen eine sinnvolle,
m.E. sogar unverzichtbare Ergänzung zum professionellen Hilfesystem dar. Vor einem
mündigen, aufgeklärten Patienten braucht doch wohl kein Arzt Angst haben, oder?? Ich kenne
etliche Fälle, in denen sich Psychiatrie-Erfahrene erst gestärkt durch den regelmäßigen
Besuch einer Selbsthilfegruppe dazu durchringen konnten eine Psychotherapie zu beginnen.
Der Erfahrungsaustausch in den Selbsthilfegruppen trägt auch dazu bei, dass sich Betroffene
rechtzeitig in Behandlung begeben, weil sie es gelernt haben in sich reinzuhorchen, ihre
eigenen höchst individuellen Frühwarnzeichen entdeckt haben und sich ihr eigenes Krisennetz
aufgebaut haben.
Selbsthilfegruppen der Psychiatrie-Erfahrenen betreiben an vielen Orten auch eine sehr
effektive Interessenvertretung, an etlichen anderen Orten wären sie dazu bereit, wenn man sie
als Experten in eigener Sache denn nur z. B. bei psychiatrischen Planungspro-zessen,
Konzeptionsentwicklungen oder Mitarbeiterfortbildungen mitwirken ließe. In meinem
Heimatkreis wird z.B. derzeit der vollstationäre Bereich der psychiatrischen Abteilung des
Kreisklinikums gebaut – der letzte Mosaikstein einer psychiatrischen Vollversorgung im
Kreisgebiet -. Diese Klink ist wahrscheinlich die erste in Deutschland, die von Anfang an
gemeinsam mit Vertretern der Psychiatrie-Erfahrenen und der Angehörigen sowohl baulich
als auch konzeptionell geplant wurde. Wir sind seit vielen Jahren in der PSAG aktiv, haben
aus der PSAG heraus eine trialogisch besetzte trägerunabhängige Beschwerdestelle
Psychiatrie gegründet, arbeiten im AK Pflegestandards der Klinik Lübbecke und in den
Beiräten der westf. Klinik Gütersloh mit und sind dort seit Jahren in die Vorbereitung der
Güterloher Fortbildungswoche sowie in die Mitarbeiterfortbildungen eingebunden.
Ich will aber hier auch nicht verschweigen, dass es noch längst nicht überall aktive
Selbsthilfegruppen der Psychiatrie-Erfahrenen gibt, so dass eine Interessenvertretung durch
Psychiatrie-Erfahrene in Mitbestimmungsgremien auf den ersten Blick nicht möglich
erscheint. Aber dafür das dies nur auf den ersten Blick so erscheint, bin ich selbst auch ein
gutes Beispiel. Ich wurde eines Tages angesprochen, ob ich nicht Lust hätte mitzuarbeiten,
man wolle in der Abteilung II der westf. Klinik einen Abteilungsbeirat einrichten und suche
eine Patientenvertreterin. Ich sagte zu, fragte mich aber bald, für wen ich hier eigentlich
spreche. Meine Mitarbeit im Beirat war für mich der Anlass mich nach Gleichgesinnten
umzuschauen und den Versuch zu unternehmen eine Selbsthilfegruppe für PsychiatrieErfahrene zu gründen. So herum kann es eben manchmal auch gehen.
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