Voraussetzungen aus der Statistischen Mechanik für die Computer Simulation Ensemble Mikrokanonisch konstante Parameter Zustandssumme Q N,V,E 1 h Kanonisch N,V,T 3N 1 h 3N Makrokanonisch ,V,T N dr N,P,T 1 h 3N 1 V0 dp 3 H r , p E H r , p 3 3 dr dp exp k B T N exp k BT Isotherm/isobar 3 abgeleitete Größe 1 S kB MD ln Q N ,V ,T A k BT MC ln Q ,V ,T PV k BT MC ln Q N , P,T G k BT MC ln Q N ,V , E H r , p dr 3 dp 3 exp k B T PV dV exp k B T Simulationsmethode H r , p dr 3 dp 3 exp k B T Die Vektoren r , p stehen für die Orte und Impulse der Gesamrheit aller Teilchen. Die Hamiltonfunktion besteht aus dem Term der kinetischen Energie und dem Term der Potentiellen Energie H r , p E kin p E pot r Die Zustandssumme des kanonischen Ensembles läßt sich in zwei Faktoren zerlegen E pot r E kin p 1 3 3 dr exp Q N ,V ,T 3 N dp exp k B T k B T h Q Nexcess ,V ,T Q Nideal ,V ,T Damit läßt sich die Helmholtzenergie des kanonischen Ensembles als Summe schreiben excess ideal A k BT ln QN ,V ,T k BT ln QNideal Aexcess ,V ,T k BT ln QN ,V ,T A Der Mittelwert einer Größe X r , p muß über alle Konfigurationen des Ensembles ausgeführt werden. Für das mikrokanonische ergibt sich dr 3 dp 3 X r , p H r , p E X 3 3 dr dp H r , p E und für das kanonische Ensemble H r , p 3 3 dr dp X r , p exp k T B X H r , p 3 3 dr dp exp k BT Wenn die Größe X r nur vom Ort abhängt, dann läßt sich der Mittelwert für das kanonische Ensemble vereinfachen zu 1 E pot p E pot r E pot r 3 3 dp exp k BT dr X r exp k BT dr X r exp k BT X E p E r E pot r pot pot 3 3 3 dp exp k BT dr exp k BT dr exp k BT 3 Auswertung von Mittelwerten aus Computersimulationsrechnungen Die obigen Gleichungen für die Bestimmung von Mittelwerten sind exakt, aber nicht praktikabel, da über den gesamten Phasenraum, d.h. über unendlich viele Konfigurationen, integriert wird. Eine Computersimulation stellt jedoch nur endlich viele Konfigurationen zur Verfügung. Wenn die berechneten Konfigurationen mit dem Index i bezeichnet werden, dann werden Mittelwerte in der Simulation berechnet als i X ri , pi H ri , pi E X (mikrokanonisches Ensemble) H ri , pi E i und als E pot ri i X ri exp k T B X (kanonisches Ensemble). E pot ri i exp k T B Wenn nicht mehr über alle Konfigurationen integriert wird, sondern nur über eine relativ kleine Zahl von Konfigurationen gemittelt wird, dann taucht die Frage auf, ob die Vielfalt von Konfigurationen innerhalb der endlichen Zahl von berechneten Konfigurationen hinreichend repräsentiert ist. Diese Frage wird im Fall von MD am mikrokanonischen Ensemble nicht explizit behandelt. Man verläßt sich darauf, dass die Wechselwirkung vieler Teilchen (Vielkörperproblem der Physik) das Aufkommen spezieller Lösungen der Newton’schen Gleichungen verhindert. Beim 3-Körper-Problem könnte z.B. der Fall einer symmetrischen Anordnung auftreten, in der Anziehungskraft und Fliehkraft einander gerade kompensieren. Erfreulicherweise neigt jedoch bereits das 3-Körper-Problem zur Erzeugung chaotischer Trajektorien, wenn die Symmetrie auch nur geringfügig gebrochen wird. Dies bedeutet, dass schon bei geringer Abweichung von der symmetrischen Anordnung sehr bald weitere Bereiche des Phasenraums beitragen. Ein weiteres Beispiel für eine nicht dem Gleichgewicht entsprechende Auswahl von Konfigurationen besteht in der ersten Modellvorstellung zur kinetischen Gastheorie (Krönig 1856): je ein Drittel der Atome bewegt sich in x-, y-, z-Richtung. In einem quaderförmigen Gefäß mit glatten Wänden und bei sehr kleinem Stoßquerschnitt der Atome kann es sehr lange dauern, bis das System sich aus der sehr unwahrscheinlichen Konfiguration in einen Bereich des Phasenraums mit wahrscheinlichen Konfigurationen entwickelt hat. Auch bei MC-Simulationen am kanonischen Ensemble wird die Frage, ob die berechneten Konfigurationen repräsentativ sind, nicht explizit behandelt. Es taucht aber noch eine weitere Komplikation auf. Der Ausdruck für den Mittelwert zeigt, dass Konfigurationen mit einem 2 Gewicht in die Mittelung eingehen, das durch der Boltzmann-Faktor der potentiellen Energie gegeben ist. E pot ri i X ri exp k T B X E pot ri i exp k T B Eine gerechnete Konfiguration ri mit sehr hoher potentieller Energie trägt weit weniger zum Mittelwert bei als eine Konfiguration ri mit niedriger potentieller Energie, obwohl der Rechnenaufwand für beide Konfigurationen gleich groß ist. Hier ergibt sich die Frage nach der Effizienz der Rechnung. Man versucht die Erzeugung der Konfigurationen so zu steuern, dass Konfigurationen mit hoher potentieller Energie selten und Konfigurationen mit niedriger potentieller Energie häufiger auftreten, ohne dass erstere unzulässig vernachlässigt werden. Wenn der Erzeugungprozess der Konfigurationen so gesteuert ist, dass Konfigurationen mit der Energie E pot ri mit der Wahrscheinlichkeit Pi auftreten, dann muß die Mittelwertbildung auf diese Erzeugungswahrscheinlichkeit hin korrigiert werden: E pot ri 1 i Pi X ri exp k T B X E pot ri i Pi 1 exp k T B E pot ri dar, da auf diese Weise Als besonders geschickte Wahl stellt sich dann Pi exp k BT der Mittelwert einfach als arithmetisches Mittel über die tatsächlich berechneten Konfigurationen ausgewertet werden kann. n X ri 1 n X i 1 n X ri n i 1 1 i 1 Es gilt jetzt also einen Algorithmus zu finden, der die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Konfiguration so einrichtet, dass sie dem Boltzmann-Faktor entspricht. Üblicherweise wird der Metropolis-Algorithmus verwendet. Metropolis-Algorithmus (N.Metropolis, A.W. Rosenbluth, M.N. Rosenbluth, A.H. Teller and E.Teller, 1953) Anfangskonfiguration ri i xl , i y l , i z l , l 1........N Schritt 1: neue Konfiguration ri 1 wird erzeugt, dazu wird ein Teilchen l=k ausgesucht und seine Koordinaten mit Hilfe der maximalen Schrittweite h und der drei Zufallszahlen 1, 2, 3 ( –11, 2, 31) verändert i x k i 1 x k i x k 1 h i i 1 i yk yk yk 2 h i z i 1 z i z h k 3 k k Die Koordinaten der übrigen Teilchen bleiben unverändert. 3 Schritt 2: Die Differenz E pot E pot (ri 1 ) E pot (ri ) wird berechnet falls E pot 0 : die neue Konfiguration ri 1 wird akzeptiert, weiter mit Schritt 1 falls E pot 0 : weiter mit Schritt 3 E pot wird berechnet und eine weitere Zufallszahl (01) wird erzeugt Schritt 3: exp k T B E pot : die neue Konfiguration ri 1 wird akzeptiert, weiter mit Schritt 1 falls exp k BT E pot : die alte Konfiguration wird als neue Konfiguration ri 1 gesetzt falls exp k BT und bei der Mittelwertbildung noch einmal verwendet, weiter mit Schritt 1 Bemerkung: wenn die maximale Schrittweite h sehr klein ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass eine neu berechnete Konfiguration akzeptiert wird, aber der beitragende Bereich des Phasenraumes wächst nur langsam mit der Zahl der Rechenschritte. Wenn die maximale Schrittweite h dagegen groß ist, dann werden viele Konfigurationen umsonst berechnet. Die maximale Schrittweite h wird meist während der Rechnung so angepaßt, dass etwa die Hälfte der berechneten Konfigurationen akzeptiert wird. 4 Anwendung der Monte-Carlo-Simulation Ziel: Ergänzung von experimentellen Daten, Verbesserung des Strukturverständnisses System: Lösung von Tetrabutylammoniumiodid (TBAI) in Formamid (FA) Untersuchte Eigenschaft: Zusammensetzung der Oberfläche der Lösung Exp. Methode: MIES (=Metastables Induced Electron Spectroscopy), d.h. Elektronenspektroskopie mit metastabilen Heliumatomen Ergebnis: Die Feinstrukturaufspaltung von Iod, die aus dem Elektronenenergiespektren abgelesen werden kann, ändert sich mit der Salz-Konzentration. Bei geringer Konzentration nähert sich die Feinstrukturaufspaltung dem Grenzwert bei hoher elektrischer Feldstärke, hohe Konzentration ergibt den Wert des isolierten, feldfreien Atoms. Daraus ist zu schließen, dass das Iodid-Ion bei hoher Konzentration sich in einer elektrisch homogenen Umgebung befindet, während bei geringer Konzentration das Iodid-Ion einem starken elektrischen Feld ausgesetzt ist. 1.1 eV Spin-Bahn-Aufspaltung von Iod 1.0 0.9 atomarer Wert 0.8 UPS 0.7 0.6 molekularer Wert 0.5 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 Bulk Konzentration TBAI / FA [molal] Definition des Systems, das mit MC untersucht werden soll: da es sich um ein Strukturproblem innerhalb der Oberflächenschicht handelt, wird eine 2-dimensionale Anordnung von Lösungsmittelmolekülen FA, Kationen TBA+ und Anionen I untersucht. Die Lösungsmittelmoleküle werden als Scheibe mit Dipolmoment, die Ionen als Scheibe mit Ladung modelliert. Die Radien der Scheiben werden so gewählt, das die Querschnittsfläche der Teilchen reproduziert wird. Aus der MC-Simulation werden die Paarkorrelationsfunktionen ausgewertet. Es zeigt sich, dass bei hoher Konzentration die Paarkorrelationsfunktionen einer regelmäßigen Anordnung der Ionen entsprechen. Dies führt dazu, dass die Anionen I gleichmäßig von positiven Ionen umgeben sind. Damit herrscht am Ort der Iodid-Ionen zwar ein starkes Potential, jedoch nur ein geringer Potentialgradient, d.h. nur geringe elektrische Feldstärke. Bei geringer Konzentration kommt es dagegen häufig vor, das ein Anion I nur einem positiven Ion gegenübersteht. Dies bedeutet ein unsymmetrisches Potential und damit einen großen Potentialgradienten, bzw. eine starkes elektrisches Feld. Die Gleichgewichtsstruktur der MC-Rechnung liefert also eine überzeugende Erklärung für die beobachteten Ergebnisse aus der Elektronenspektroskopie. 5 MC-Simulation, Oberfläche von TBAI/FA, T=300K Zusammensetzung entspricht 0.2 molal TBAI/FA g(r) Paarkorrelations-funktionen A: Anion C: Kation 0 10 20 30 Abstand / Angstrøm Typische Konfiguration 6 40 50 MC-Simulation, Oberfläche von TBAI/FA, T=300K Zusammensetzung entspricht 0.9 molal TBAI/FA Paarkorrelationsfunktionen A: Anion C: Kation g(r) 0 10 20 30 Abstand / Angstrøm Typische Konfiguration 7 40 50