4. Paramagnetismus 4.1. Klassische Behandlung nach LANGEVIN Begriffsbestimmung: Paramagnetismus: ... kennzeichnet das Verhalten von permanenten magnetischen Momenten im äußeren Magnetfeld unter Vernachlässigung der magnetischen Wechselwirkung zwischen den Ionen. Die magnetische Suszeptibilität ist positiv. Lokalisierte Momente und Unterscheidung: a) Lokalisierte Momente von nicht vollständig gefüllten inneren Elektronenschalen (Isolatoren), z.B. 3d: Übergangsmetalle 4f: Seltene Erden CURIE-Verhalten 5f: Aktinide b) Spezialfall: lokalisierte magnetische Momente einer Schale, die gerade um ein Elektron weniger als halbgefüllt ist van VLECK-Verhalten c) Momente itineranter Leitungselektronen in Metallen PAULI-Spinparamagnetismus d) Unordnung kleiner ferromagnetisch geordneter Teilchen Super-Paramagnetismus Beispiel: Magnetismus reiner Elemente: Thermodynamische Berechnung der Suszeptibilität: Für den Fall einer nicht vollständig besetzten Elektronenschale folgt J 0 (Ausnahme siehe 4.3). Der Grundzustand des Systems ist (2J+1)-fach entartet. Bei Betrachtung der Energieverschiebung in Störungsrechnung entsprechend 3.3 verschwinden die beiden ersten Terme in f i B B z L z g S S z f i Ei B Bz f i Lz g S S z f i E i E i´ i i´ 2 e 2 Bz2 8me Z fi (x n 1 2 n y n2 f i nicht. Der erste Term ist jedoch selbst in starken Magnetfeldern viel größer (ca. Faktor 104.....106) als die beiden anderen, so dass nur dieser Beitrag in der nachfolgenden Diskussion behandelt wird: WIGNER-ECKART-Theorem: Die Berechnung der (2J+1)-dimensionalen Matrix wird durch die Anwendung des WIGNER-ECKART-Theorems (allg. Theorem der Tensor-Algebra) wesentlich vereinfacht (Es wird eine „Faktorisierung“ beim Übergang zum Gesamtdrehimpuls erreicht): „Die Matrixelemente eines Vektoroperators im (2J+1)-dimensionalen Raum der Eigenzustände der Operatoren Ĵ 2 und Ĵ z für einen bestimmten Wert J sind proportional zu den Matrixelementen des Operators Lˆ g S Sˆ g ( JLS ) Jˆ Ĵ selbst.“ (g......LANDÉ-Faktor des Gesamtsystems, s.o.) Ei B B z g f i J z f i .... Statistische Betrachtung: Außerdem ist zu beachten, dass wegen der Entartung des Grundzustandes ein Gleichsetzen von Grundzustandsenergie und Freier Energie (vgl. 3.3) nicht realisierbar ist. Die Berechnung der Suszeptibilität ist deshalb über die Ableitung im Rahmen der statistischen Mechanik vorzunehmen: Betrachtet wird ein System mit n Energiezuständen Ei. Damit ist die Zustandssumme Z exp( Ei / kT ) i Besetzungswahrscheinlichkeit: wi ( Ei ) 1 exp( Ei / kT ) Z 2S+1 = 8 Zustände Beispiel: Besetzungwahrscheinlichkeit für ein Spinsystem mit S = 7/2 (z.B. Gd 3+) Die Magnetisierung ergibt sich dann zu F ln Z 1 Z kT kT B B Z B E 1 1 E M kT i exp( Ei / kT ) wi i Z kT i B B i M Daraus kann der allgemeine Ausdruck für die Suszeptibilität ermittelt werden: M M 2F 0 0 H B B 2 2 Ei 2 Ei 1 Z 1 1 Ei 1 0 [ 2 exp( Ei / kT ) exp( Ei / kT ) ( ) exp( Ei / kT )] 2 Z i B Z i B kT Z B i B 2 2 Ei 1 1 Ei 1 1 1 Ei 0 [ 2 exp( Ei / kT ) exp ( Ei / kT ) exp( Ei / kT )] 2 Z i B Z kT i B Z kT i B 2 Unter Nutzung des Ausdrucks für die Besetzungswahrscheinlichkeit heißt das: 2 E 2 Ei 1 1 E wi i wi wi i 2 kT i B kT i B B i 2 Als Ausdruck für die paramagnetische Suszeptibilität einer Schale mit J 0 erhält man dann unter Verwendung des CURIE-Terms (1. Summand) der EnergieEigenwerte (s.o.) para 0 g B 2 2 2 1 1 f i J z f i wi fi J z fi kT i kT i 2 wi . Diskussion: Die beiden Summanden beschreiben das CURIE-Verhalten. para C / T (mit C... Curie Konstante). Die mathematische Struktur dieser Terme ...2 ...2 entspricht dem Ausdruck für die spezifische Wärmekapazität cV. Die Betrachtung gilt unter der Voraussetzung kT >> gBB 2 2 Für H 0 kann der Term ... M vernachlässigt werden, da eine paramagnetische Substanz im Nullfeld keine Magnetisierung aufweist. Für H >> 0 ist dieser Ausdruck jedoch in die Betrachtung einzubeziehenDie Temperaturabhängigkeit ergibt sich zu T-1. Die im allgemeinen komplexe Betrachtungsweise kann jedoch auch vereinfacht dargestellt werden: Klassische Näherung nach LANGEVIN Es erfolgt eine Betrachtung von Ionen der Konzentration n mit magnetischen Momenten m , deren Richtung ohne Feld isotrop verteilt sind, d.h. M ( B 0) 0 : - Der Anteil der Momente im Winkelbereich 2 0 0 d 12 sin d 4 ist 1 2 sin d mit - Aus der BOLTZMANN-Statistik ergibt sich B die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilchen die Energie E m B cos hat zu mit x m B w exp( E / kT ) exp( m B cos / kT ) exp( x cos ) kT (1) - Die Momentkomponente in z-Richtung ist mz m cos Die relative Ausrichtung der Momente zum Feld kann damit berechnet werden. Im klassischen Fall sind alle Winkel zugelassen. Mit (1) ergibt die Mittelung über die Kugelobefläche 2 cos M ( B, T ) MS d cos exp( x cos ) sin d 0 0 0 0 (2) d exp( x cos ) sin d y cos Substitution 2 dy sin d 1 cos 2 y exp( xy)dy 1 1 2 exp( xy)dy Z N (3) 1 exp( xy) du v exp( xy) 1 und v x dy exp( xy) Z uv´dy uv vu´dy mit 1 vdy x2 Nun wird partiell integriert: u y u M cos MS 1 x e x (1)e x 1x (e x e x ) 1 x x3 coth x .... L( x) x x) 1 x 3 45 ( e e x Entwicklung coth x 1 x O( x 3 ) x 3 L(x) bezeichnet man als LANGEVIN-Funktion. x=m*B/kBT (4) Diskussion: Für x<<1 bzw. kleine B/T ergibt sich aus (4) für die Hochtemperatursuszeptibilität. Die Reihenentwicklung in (4) wird nach dem linearen Term abgebrochen: L( x) cos x 1 m B und mit (2) 3 3 kT 2 m B m B nm B M ( B, T ) M S nm 3kT 3kT 3kT (5) Die Hochtemperatursuszeptibilität ist damit C M 0 nm 2 C H 3kT T ....CURIE-Gesetz (6) Die CURIE-Konstante ist proportional zu m*2. Damit kann das atomare magnetische Moment unmittelbar aus dem Anstieg der Kurve 1/= f(T) ermittelt werden. 4.2 Brillouin-Funktion In Folge der Richtungsquantelung des Drehimpulses können sich nur 2J+1 diskrete Werte einstellen. Es ergeben sich die Enegieniveaus E mz m z g J B B und mit der Definition x g J B JB m * B kT kT J.... Quantenzahl des Drehimpulses entspr. HUNDscher Regeln mz...Magnetquantenzahl mit -J mz +J die Polarisation als Summe über die möglichen Einstellungen J cos M (H ,T ) MS mz J Mz J J exp( mJz x) exp( Mz -J mz J x) (2J 1) x 2J 1 1 coth x coth B( x) 2J 2J 2J 2J B(x) entspricht der BRILLOUIN-Funktion. .......... B( x) J L( x ) (7) Diskussion: Für x = 0, d.h. für den Fall B = 0 bzw. T ist B(x) = 0. Damit ist also die Magnetisierung des Paramagneten gleich Null. Es existiert keine spontane Magnetisierung. Für x , d.h. für Fall B bzw. T = 0 ist B(x) = 1. Das heißt, dass alle Momente parallel zum Feld ausgerichtet sind („Sättigung“). Es gilt B(x)= -B(-x). Beim Umpolen des Feldes dreht sich auch die Magnetisierung um (trivial !). Für x<<1 bzw. kleine B/T ergibt sich aus (7) durch Reihenentwicklung J 1 (J 1) (J 1) 2 J 2 3 B( x) cos x x .... 3J 90J 3 und mit m*=gBJ unter Vernachlässigung des kubischen Terms (J 1) m B B 2 M ( B, T ) M S cos ng B J ng 2 B (J 1)J 3J kT 3kT (8) (9) Somit ist die Hochtemperatursuszeptibilität 2 M n 0 g 2 B (J 1)J n 0 meff C C H 3kT 3kT T 2 ....CURIE-Gesetz (10) J=S=7/2 M/MS J=5/2 J=3/2 =m*B/kT Beispiel: Als Beispiel soll wiederum ein Zweiniveau-Spinsystem mit J = S = ½ betrachtet werden. Damit ergeben sich die Einstellmöglichkeiten für den Drehimpuls mS = 1/2. Aus Gleichung (7) folgt dann cos M ( B, T ) MS 1 / 2 1 / 2 exp( x) 11 // 22 exp( x) x3 tanh x x .... exp( x) exp( x) 3 Damit gilt M ( B, T ) n B2B kT Besetzungswahrscheinlichkeit Beispiel 7: n C 0 B kT T 2 und Polarisation M/MS Wie sehen für das betrachtete paramagnetische Zweiniveausystem Magnetisierung, Energiedichte, spezifische Wärme und Entropie in Abhängigkeit von der Temperatur bei konstantem Magnetfeld aus ? 4.3 van Vleck – Paramagnetismus Einen speziellen Fall stellen Systeme dar, bei denen eine Elektronenschale genau ein Elektron weniger als die entsprechende halb gefüllte Schale hat (z.B. Eu 3+). Damit gilt J = 0 und der Grundzustand ist nicht entartet. Bei Berechnung der Energieverschiebung des Grundzustandes in Störungsrechnung (s.o.) verschwindet der lineare Term. Der Term zweiter Ordnung ist jedoch nicht notwendigerweise gleich Null, weil der Einfluss (schwach besetzter) angeregter Zustände berücksichtigt wird. Damit ist die Verschiebung der Grundzustandsenergie im Magnetfeld E f f B B z L z g S S z f ´ Ef Ef´ f f´ 2 e 2 Bz2 8me Z f (x i 1 2 i yi2 f ´ und man erhält durch zweifache Ableitung die Suszeptibilität 0 2 F B 2 0 n 2 E f B 2 f Lz g S S z f ´ 0 n 2 B2 Ef´ Ef f' 2 e2 6 me Z i 1 ri 2 Der erste Summand ist wegen Ef´ > Ef positiv und beschreibt den van VLECKParamagnetismus. Beide Terme in (*) sind klein und temperaturunabhängig. (*)