Wortprotokoll als

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Gemeinderat
der Bundeshauptstadt Wien
18. Wahlperiode
45. Sitzung vom 26. März 2009
Wörtliches Protokoll
Inhaltsverzeichnis
1. Entschuldigte Gemeinderäte
2. Fragestunde
1. Anfrage
(FSP - 01207-2009/0001 - KVP/GM)
2. Anfrage
(FSP - 01206-2009/0001 - KSP/GM)
3. Anfrage
(FSP - 01217-2009/0001 - KFP/GM)
4. Anfrage
(FSP - 01212-2009/0001 - KGR/GM)
5. Anfrage
(FSP - 01209-2009/0001 - KVP/GM)
S. 3
S. 3
S. 5
S. 8
S. 14
S. 18
S. 19
S. 20
S. 21
S. 22
S. 23
S. 24
S. 25
4. Mitteilung des Einlaufs
S. 25
5. Neubesetzung eines Mandates
Angelobung von Eva-Maria Hatzl
S. 26
S. 55
12. Mandatsverzicht von StR Christian Oxonitsch;
Angelobung von Christian Hursky
S. 56
13. 01240-2009/0001-MDSALTG; P 64: Wahl
eines Vizebürgermeisters
14. 01241-2009/0001-MDSALTG; P 65: Wahl
eines amtsführenden Stadtrates
Redner:
Amtsf StR Christian Oxonitsch
6. Aufnahme weiterer Postnummern in die
Tagesordnung
S.26
7. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung
angenommene Anträge des Stadtsenates
S. 26
8. Umstellung der Tagesordnung
S. 26
9. Entscheidung über die Art der Abstimmung
S. 26
11. 01239-2009/0001-MDSALTG; P 63: Wahl
eines Stadtrates
Redner:
GR DDr Eduard Schock
GRin Mag Maria Vassilakou
GR Dr Matthias Tschirf
GR Heinz Vettermann
GR Dr Herbert Madejski
GRin Susanne Jerusalem
StRin Ing Isabella Leeb
GRin Mag (FH) Tanja Wehsely
S. 47
S. 50
S. 50
S. 52
S. 55
S. 10
3. AST/01167-2009/0002-KVP/AG: Aktuelle
Stunde zum Thema "Und sie bewegt sich
doch: Hat die SP-Stadtregierung den Mut und
die Kraft, die Stadtwache einzuführen?"
Redner:
GR Dr Wolfgang Ulm
GR Mag Johann Gudenus, MAIS
GRin Mag Maria Vassilakou
GR Godwin Schuster
GRin Veronika Matiasek
StR David Ellensohn
GR Mag Wolfgang Gerstl
GR Prof Harry Kopietz
10. Funktionsrücklegung von VBgmin Grete
Laska und Abschiedsrede
GR Mag Wolfgang Jung
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner
GRin Barbara Novak
GR Mag Johann Gudenus, MAIS
GR Dr Helmut GÜNTHER
Annahme der Wahl und Angelobung des
Stadtrates
S. 26
S. 29
S. 31
S. 36
S. 37
S. 40
S. 43
S. 46
S. 47
15. Dringliche Anfrage der GRe Henriette
FRANK, Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein und
Mag Johann Gudenus, MAIS betreffend
konfliktfreies Leben im Gemeindebau
Begründung durch GRin Henriette FRANK
Beantwortung von Bgm Dr Michael Häupl
Redner:
StR Johann Herzog
StR David Ellensohn
GR Ing Mag Bernhard Dworak
GR Dr Kurt Stürzenbecher
GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein
GRin Mag Waltraut Antonov (tatsächliche
Berichtigung)
GR Georg Niedermühlbichler
GR Karlheinz Hora
StR Johann Herzog (tatsächliche
Berichtigung)
GR Dr Herbert Madejski
S. 57
S. 58 u. 81
S. 82
S. 58
S. 60
S. 62
S. 65
S. 68
S. 70
S. 73
S. 75
S. 75
S. 78
S. 79
S. 80
16. 01073-2009/0001-MDSALTG; P 62:
Ergänzungswahlen
S. 85
17. 00707-2009/0001-GJS; P 24: Subvention an
den Verein der Freunde der Berufsschule der
Spar AG
Abstimmung
S. 85
18. 00638-2009/0001-GJS; P 29: Subvention an
das Kinderbüro der Universität Wien
Berichterstatterin: GRin Mag (FH) Tanja
Wehsely
Rednerin: GRin Mag Ines Anger-Koch
Abstimmung
S. 85
S. 85
S. 86
19. 00810-2009/0001-GJS; P 31: Subvention an
die Österreichischen Kinderfreunde,
Landesorganisation Wien
Berichterstatterin: GRin Mag (FH) Tanja
Wehsely
Redner:
GR Mag Wolfgang Jung
GRin Monika Riha
GR Mag Jürgen Wutzlhofer
Abstimmung
S. 86
S. 86
S. 86
S. 87
S. 89
20. 00811-2009/0001-GJS; P 32: Subvention an
den Verein Public Art Projects
Abstimmung
S. 90
21. 00723-2009/0001-GIF; P 1: Subvention an
den Verein FIBEL
Abstimmung
S. 90
22. 00724-2009/0001-GIF; P 2: Subvention an
den Verein WUK
Abstimmung
23. 00725-2009/0001-GIF; P 3: Subvention an
den Verein für österreichisch türkische
Freundschaft
00726-2009/0001-GIF; P 4: Subvention an
den Verein LEFÖ
00779-2009/0001-GIF; P 7: Subvention an
das Projekt Integrationshaus Gemeinnützige
GmbH
00780-2009/0001-GIF; P 8: Subvention an
den Verein Projekt Integrationshaus
00782-2009/0001-GIF; P 10: Subvention an
den Verein Station Wien
00783-2009/0001-GIF; P 11: Subvention an
den Verein Piramidops
00784-2009/0001-GIF; P 12: Subvention an
den Verein Beratungszentrum für Migranten
und Migrantinnen
00821-2009/0001-GIF; P 13: Subvention an
den Verein REBAS 15
00766-2009/0001-GIF; P 17: Förderung an
den Verein Kolping Österreich
00762-2009/0001-GIF; P 18: Förderung an
den Verein Orient Express
00663-2009/0001-GIF; P 21: Subvention an
ADRA
Berichterstatter: GR Norbert Bacher-Lagler
Rednerinnen:
GRin Veronika Matiasek
GRin Susanne Jerusalem
Abstimmung
24. VO - 05919-2008/0001; P 14: Änderung des
Markttarifes 2007
VO - 05920-2008/0001; P 15: Änderung des
Marktgebührentarifes 2006
Abstimmung
25. 00946-2009/0001-GIF; P 20: Führung des
Verwaltungszweiges "MA 30 - Wien Kanal"
als Unternehmung
Berichterstatterin: GRin Nurten Yilmaz
Redner:
GR Dipl-Ing Martin Margulies
GR Dipl-Ing Roman Stiftner
GR Dr Kurt Stürzenbecher
GR Mag Rüdiger Maresch
Abstimmung
26. 01004-2009/0001-GIF; P 23:
Missstandsfeststellung und Empfehlung der
Volksanwaltschaft wegen vermeintlicher
Gemeindehaftung
Abstimmung
27. 00673-2009/0001-GKU; P 35: Subvention an
QWIEN
Abstimmung
S. 90
28. 00846-2009/0001-GKU; P 42: 6-Jahresvereinbarung mit der Wirtschaftsuniversität
Wien.
Berichterstatterin: GRin Mag Sybille
Straubinger
Redner:
GRin Claudia Smolik
GR Dr Matthias Tschirf
Abstimmung
S. 90
S. 90
S. 91
S. 91
S. 91
S. 91 u. 95
S. 92
S. 93
S. 95
S. 95
S. 96
S. 96
S. 97
29. 00847-2009/0001-GKU; P 43: Subvention an
den Verein für Geschichte der
Arbeiterbewegung
Abstimmung
S. 97
30. 00843-2009/0001-GKU; P 45: 4-Jahresvereinbarung mit dem Theaterverein toxic
dreams
Abstimmung
S. 97
31. 00589-2009/0001-GSV; P 47: Plan Nr 7820:
Festsetzung des Flächenwidmungs- und
Bebauungsplanes in 22, KatG Breitenlee,
Hirschstetten und Kagran
Berichterstatterin: GRin Silvia Rubik
Redner:
GR Anton Mahdalik
GR Robert Parzer
GRin Ingrid Puller
GRin Karin Schrödl
GR Mag Rüdiger Maresch
Abstimmung
S. 90 u. 91
S. 96 u. 97
S. 97
S. 97
S. 98
S. 99
S. 99
S. 100
S. 100
32. 00534-2009/0001-GFW; P 53: Gemeinsame
Kreditaktion 2009
Abstimmung
S. 100
33. VO - 00856-2009/0001; P 56: Änderung der
Gebührenordnung zum Kanalräumungs- und
Kanalgebührengesetz
Abstimmung
S. 101
34. 00770-2009/0001-GFW; P 58: PPP-Pilotprojekt Nordbahnhof
Berichterstatter: GR Mag Thomas Reindl
Redner:
GR Dipl-Ing Martin Margulies
GRin Mag Ines Anger-Koch
GR Heinz Vettermann
Abstimmung
35. 00893-2009/0001-GFW; P 60: Subventionen
bzw Beiträge an verschiedene Vereinigungen
und Einrichtungen
Berichterstatter: GR Fritz Strobl
Redner: GR Dr Madejski
Abstimmung
36. 00872-2009/0001-GFW; P 61: Kapitalzufuhr
an die Wiener Linien
Berichterstatter: GR Dr Kurt Stürzenbecher
Redner:
GRin Ingrid Puller
GR Mag Wolfgang Gerstl
GR Mag Rüdiger Maresch
Abstimmung
S. 96
37. 00826-2009/0001-GWS; P 51: Verkauf eines
Grundstückes in KatG Großjedlersdorf II
Berichterstatterin: GRin Ingrid Schubert
Rednerin:
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner
Abstimmung
S. 96
38. 00849-2009/0001-GGU; P 50: tarifmäßige
Entgelte für Arbeitsleistungen der MA 30
Abstimmung
S. 101
S. 101
S. 102
S. 102
S. 102
S. 102
S. 102
S. 103
S. 103 u. 105
S. 103
S. 104
S. 105
S. 105
S. 105
S. 105
S. 105
S. 106
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
(Beginn um 9 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Geschätzte
Kolleginnen und Kollegen!
Ich bitte, die Plätze einzunehmen und die
Zwiegespräche in den Bankreihen. hintanzuhalten
Ich
eröffne
die
45. Sitzung
des
Wiener
Gemeinderates.
Entschuldigt für die heutige Sitzung sind GR
Mag Neuhuber, GR Reiter, StRin Dr Vana. Fallweise
entschuldigt während des heutigen Tages sind GRin
Riha – sie wird um zirka 11.30 Uhr kommen –, GR DiplIng Stiftner, StR Herzog und Frau Amtsf StRin Mag
Sima, die sich ab 11 Uhr auf Dienstreise befindet.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 01207-2009/0001 - KVP/GM)
wurde von Frau GRin Mag Ines Anger-Koch gestellt und
ist an die Frau amtsführende Stadträtin der
Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport
gerichtet. (Ab Herbst 2009 solle der Gratiskindergarten
für alle Kinder in Wien eingeführt werden. "Jedes Kind ist
uns gleich viel Wert. Es ist unser Ziel, auch in den
privaten Kindergärten eine beitragsfreie Betreuung zu
schaffen", stellte Häupl klar [Kurier 27. Februar 2009].
Auch Sie haben sich ähnlich geäußert. Werden nun ab
Herbst 2009 wirklich alle Kinder in Wien einen
Gratiskindergartenplatz in Anspruch nehmen können?)
Ich bitte Frau VBgmin Grete Laska, die Frage zu
beantworten.
VBgmin Grete Laska: Einen wunderschönen guten
Morgen, sehr geehrte Damen und Herren!
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin, ich bedanke mich
bei Ihnen ganz herzlich für diese Fragestellung, gibt sie
mir doch Gelegenheit, hier in diesem Haus noch einmal
über
die
wirklich
richtungweisende
politische
Entscheidung zu reden, ab September 2009 in Wien den
beitragsfreien Kindergarten einzuführen. Es ist dies nicht
nur ein bildungspolitisch enorm wichtiger Schritt, sondern
in der aktuellen Situation auch eine enorme Entlastung
für die Wiener Familien.
Es ist, um auf Ihre Frage einzugehen, ein Schritt, der
sich natürlich an jenen Beträgen orientiert, die vom
Gemeindekindergarten ausgehen. Damit gibt es für die
Wiener Familien, vor allem für diejenigen, die bisher
nicht in die soziale Staffelung gefallen sind, eine
Ersparnis von bis zu 226 EUR pro Monat. Das ist, wenn
man es multipliziert, enorm. Und da wir ja wissen, dass
es in Wien glücklicherweise keine sinkenden
Geburtenraten gibt – ganz im Gegenteil, leicht steigende
–, und da wir wissen, dass auf Grund des hohen
Standards der Kinderbetreuung in Wien jetzt schon die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie wunderbar möglich
ist, was man auch an der Frauenbeschäftigungsquote
erkennen kann, und da wir auch wissen, dass vor allem
die inhaltliche Arbeit in Wiens Kindergärten auf Grund
der hohen Qualifikation unserer Pädagogen und
Pädagoginnen gewährleistet ist, ist dieser Schritt, den wir
ab September 2009 setzen, sozusagen die Ergänzung
eines Bildes durch ein Puzzleteilchen, und damit ergibt
sich ein Ganzes.
45. Sitzung / 3
Natürlich gilt diese Regelung nicht nur für Kinder, die
in Gemeindekindergärten sind, sondern auch für Kinder,
die sich in privaten Einrichtungen befinden, egal, ob es
nun private gemeinnützige, also bereits geförderte, oder
solche private sind, die nicht als Verein, sondern als
Betrieb organisiert sind. Klar ist auch, dass diese
Regelung für jene Kinder gilt, die in Kindergruppen
betreut sind – wir haben ja in Wien viele Kindergruppen,
die Kinder von null bis sechs Jahren betreuen –, und
natürlich gilt diese Regelung auch für jene Kinder, die
von Tagesmüttern betreut werden.
Ein umfassendes Programm also und eine Regelung,
die – um es noch einmal zu wiederholen – einen
richtungweisenden politischen Schritt darstellt, der von
uns entschieden und von Bgm Dr Michael Häupl vor
nicht allzu langer Zeit auch öffentlich bekannt gegeben
wurde.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Anger-Koch
gestellt. – Bitte.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt
Wien):
Danke,
Frau
Vizebürgermeisterin. Es freut uns natürlich auch, dass
der Gratiskindergarten, den wir ja schon lange initiiert
haben, endlich auch in Wien stattfindet.
Ich habe jetzt noch die nächste Frage: Es sind ja
auch viele niederösterreichische Kinder in Wiener
Kindergärten in Betreuung. Wird es auch für diese einen
Gratiskindergarten geben? (Ironische Heiterkeit und
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeisterin.
VBgmin Grete Laska: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin, ein herzliches Dankeschön auch für
diese Zusatzfrage. Sie wissen sicher, wie der
beitragsfreie
Kindergarten
am
Vormittag
in
Niederösterreich bisher geregelt war und vor allem wie
es Wiener Familien ergangen ist, die sporadisch, aber
doch, ihre Kinder in einem niederösterreichischen
Kindergarten
untergebracht
hatten.
Die
haben
selbstverständlich dort den vollen Beitrag bezahlt. Daher
ist die Regelung, die wir in Wien machen, für alle
Familien und Kinder, die in Wien gemeldet sind.
Es gibt derzeit in Wien 1 700 Kinder von Familien, die
in Niederösterreich gemeldet sind. Die haben sich in den
letzten Tagen an mich gewandt und die Frage gestellt,
und die meisten haben schon in ihren Fragestellungen
vermutet, dass es natürlich so sein wird wie umgekehrt in
Niederösterreich, nämlich dass sie die Beiträge natürlich
bezahlen müssen. Es wird von den einzelnen
Einrichtungen und deren Trägern und natürlich von den
Eltern abhängen, ob sie jetzt entscheiden, dass sie in
Zukunft das niederösterreichische Angebot annehmen,
das, wie Sie wissen, ein bisschen die Problematik hat,
dass der Vormittag zwar beitragsfrei ist, am Nachmittag
ein Beitrag bezahlt werden muss, dass allerdings die
Öffnungszeiten mit Vereinbarkeit von Beruf und Familie
genau gar nichts zu tun haben, weil nicht vereinbar, und
dass vor allem die Jahresschließtage nicht korrelieren
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
mit den normalen Urlaubsansprüchen, die berufstätige
Männer und Frauen haben. Daher wird für diese
Familien die Entscheidung sein, ob sie in Zukunft das
familienpolitische Angebot Niederösterreichs in Anspruch
nehmen oder ob sie weiterhin in Wien bleiben, die
Beiträge bezahlen, dann allerdings – und auch das
wissen Sie – die Möglichkeit, die es durch die
Steuerreform, die vor Kurzem erst auf Bundesebene
beschlossen wurde, in Anspruch nehmen, dass
Kinderbetreuungskosten steuerlich absetzbar sind, was
für sie dann doch zumindest eine bestimmte Form der
Erleichterung bedeutet, die verbunden ist mit der hohen
pädagogischen Qualität und den Bedingungen, die ich
schon genannt habe, wie sie in Wien herrschen. Also
das wird die Entscheidung der Familien sein, die derzeit
ihre Kinder in Wien in Kindergärten untergebracht haben.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Frau
Vizebürgermeister.
Bevor wir zur 2. Zusatzfrage kommen, ist es mir ein
persönliches Bedürfnis, auch die ZuhörerInnen auf der
Galerie sehr herzlich zu begrüßen. Es freut mich im
Besonderen, dass auch eine Schülergruppe aus der
Spengergasse unter der Leitung von Frau Mag Holzer
darunter ist. Ich danke dafür, dass ihr dieser
Gemeinderatssitzung beiwohnt.
Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Jung
gestellt.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Danke, Herr Vorsitzender!
Ich freue mich, dass auch ein paar Zuhörer dabei
sind, nicht nur Zuhörerinnen, und ich darf mich gleich an
die Frau Vizebürgermeister mit meiner Frage wenden.
Die Gratisbetreuung der Kinder, die der Herr
Bürgermeister vor nicht allzu langer Zeit noch als
Reichensteuer bezeichnet hat, war eine langjährige
Forderung der Freiheitlichen. Es freut mich, dass hier ein
Gesinnungswandel zum Sozialen hin bei Ihnen
eingetreten ist.
Sie haben in Ihrer ersten Anfragebeantwortung
vorher gesagt, das Problem Vereinbarung Beruf und
Familie ist in Wien sehr gut gelöst. Wenn Sie in den
heutigen „Kurier" schauen, dann finden Sie einen Artikel
darüber, der genau das Gegenteil anspricht und der
ganz genau anspricht, dass gerade bei der
Kleinkinderbetreuung der Großteil der Verantwortung
noch von den Müttern und Großmüttern, wie Sie
vielleicht wissen, getragen wird.
Meine Fragestellung ist jetzt folgende – ich habe
Ihnen die Frage im letzten Ausschuss schon gestellt,
aber dort keine konkrete Antwort bekommen –: Sie
versprechen für den Herbst die Abdeckung der
Betreuung, Sie konnten mir aber nicht sagen, wie hoch
der Bedarf an KindergärtnerInnen ist, die ja zu
beträchtlichen Teilen auch nach Niederösterreich
abwandern, weil dort anscheinend die Bedingungen
günstiger sind, also wie hoch der fehlende Anteil an
Personal ist und welche Räumlichkeiten noch zusätzlich
geschaffen werden müssen, damit diese Betreuung
sichergestellt ist, und wie Sie das machen wollen.
45. Sitzung / 4
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeister.
VBgmin Grete Laska: Also zum einen, anschließend
an Ihre erste Bemerkung, ist es für mich verwunderlich,
dass Sie gerade einen Artikel zitieren, der von einer Frau
geschrieben ist, aber soll so sein. Die Situation, die hier
beschrieben wird, ist eine, die wir immer wieder haben
werden, nämlich dass vor allem der absolute
Wunschstandort nicht ganz erfüllt werden kann. Das gilt
vor allem für diejenigen, die sozusagen im Laufe eines
Jahres den Platz beanspruchen.
Wir haben in den letzten 15 Jahren gerade im
Bereich der Null- bis Dreijährigen enorm ausgeweitet –
das wissen Sie, das brauche ich Ihnen nicht zu erklären;
Österreich-weit würde die Statistik ganz anders
ausschauen, gäbe es Wien nicht, aber wir sind auch
dabei –, und für heuer werden es zusätzlich 1 000 Plätze
sein, die wir im Zuge der bestehenden 15a-Vereinbarung
mit dem Bund über den Ausbau der Kinderbetreuung, die
ja seit vorigem Jahr gilt, zusätzlich schaffen werden, und
das sind hauptsächlich Plätze für die Null- bis
Dreijährigen. Daher werden wir uns natürlich auch
bemühen, diesen Fall zu lösen, so wie wir das auch in
der Vergangenheit getan haben, weil es so wichtig ist,
dass der Wiedereinstieg in den Beruf zu jeder Zeit im
Jahr möglich ist und nicht nur immer dann, wenn der
größte Wechsel im Kindergarten stattfindet, nämlich
selbstverständlich dann, wenn ein neues Schuljahr
beginnt.
Zur Frage des Personals darf ich Ihnen sagen, dass
wir zur Zeit alle Gruppen mit den erforderlichen
Pädagoginnen und Pädagogen besetzt haben. Das
Problem, das wir derzeit haben, ist die so genannte
Personalreserve, die wir ja immer hatten, um bei
Krankenständen oder anderen Notwendigkeiten des
Ausfalls von Personal Leute zu haben, die einspringen
können. Wir haben, wie Sie wissen, voriges Jahr an
unserer Wiener Schule eine große Ausbildungsoffensive
gestartet, die einen enormen Zulauf hat. Damit ist
sichergestellt, dass wir für die nächsten Jahre viel mehr
Personal in das System bekommen, weil in diesen
Ausbildungen
vor
allem
das
Modell
der
Höherqualifizierung der pädagogischen AssistentInnen
eines ist, das sehr gut greift, was für mich auch
bildungspolitisch ein enormer Schritt ist, und wir sehen
konnten, dass es Leute aus anderen abgeschlossenen
Berufsausbildungen gibt, die in den Beruf der
KindergartenpädagogIn drängen, und vor allem auch
sehr viele, die die Ausbildung absolviert haben und nach
der Matura etwas anderes gemacht haben, jetzt doch in
den Beruf einsteigen.
Und der letzte Punkt ist: Ja, es stimmt, es sind
KollegInnen nach Niederösterreich abgewandert, einige
von denen kommen auch schon wieder zurück, aber im
Moment ist die Situation eine durchaus angespannte,
und wir sind redlich bemüht, diese zu erleichtern mit
zusätzlicher Ausbildung, mit zusätzlichen Angeboten,
auch von Job-Garantie, und vor allem auch mit der
Attraktivierung und Veränderung des Berufsbildes.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Unabhängig davon bleibt nach wie vor die Forderung
aufrecht, dass die Ausbildung insgesamt verändert
gehört, nämlich angehoben werden muss auf
Hochschulniveau.
Und das Letzte – da nütze ich auch die Gelegenheit,
um mit einem Irrtum auszuräumen, der in den letzten
Tagen immer wieder durch die Medien gegeistert ist –:
Das Angebot, das es ab September geben wird,
bedeutet ja für alle diejenigen, die jetzt im System sind
und auch schon für September angemeldet sind, eine
enorme Erleichterung, es bedeutet aber nicht, dass jetzt
plötzlich alle – und das sind ja nur wenige –, die bisher
noch nicht im System waren, auch ins System kommen.
Also wir reden von den jetzt vorhandenen Plätzen, das
sind knapp 60 000, und mit dem ständigen Ausbau, der
in den nächsten Jahren auch noch fortgesetzt wird,
werden zusätzliche Plätze geschaffen, vornehmlich im
Bereich der Null- bis Dreijährigen und vor allem auch im
Bereich der Fünf- bis Sechsjährigen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Smolik gestellt. –
Bitte.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus):
Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Ich möchte fragen, ob ich Sie richtig verstanden habe
in der vorigen Beantwortung. Sie haben gesagt, die
Regelung des beitragsfreien Kindergartens gilt auch für
jene Kinder, die in privaten Einrichtungen untergebracht
sind beziehungsweise eine private Einrichtung von
einem privaten Träger besuchen.
Heißt das, dass jene Eltern, die im Moment einen
Kindergartenbeitrag von bis zu 400 EUR und auch mehr
zahlen, ebenfalls keinen Beitrag mehr für den
Kindergarten zahlen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeister.
VBgmin Grete Laska: Auch das ist gut, wenn Sie
diese Frage stellen, denn da gilt das, was ich gesagt
habe. Es ist grundsätzlich unabhängig, wo die Kinder
sind, es ist aber abhängig von der Höhe des Beitrages,
denn der höchste Beitrag, der ersetzt wird, sind jene
226 EUR für den Ganztagsbesuch, der in den
städtischen Kindergärten gilt. Es gibt in vielen, vor allem
in den privaten Kindergärten Zusatzangebote von
sprachlichen Angeboten, sportlichen Angeboten und
vielem anderen mehr. Dieses System haben wir auch
jetzt – übrigens nicht nur im Kindergarten, sondern auch
in den Schulen –, und selbstverständlich ist das, was hier
an Erleichterung für die Eltern kommt, die Orientierung
an dem, was der städtische Kindergarten als Beitrag hat.
Und für den Rest gilt sicherlich, dass es auf der einen
Seite natürlich für die Eltern die Frage sein wird mit
ihrem jeweiligen Anbieter, wie diese Zusatzangebote
zuzukaufen sind oder auch nicht, auf der anderen Seite
gilt das, was ich zuerst schon der Frau Kollegin Koch
antworten durfte, nämlich dass ja der Betrag, der allfällig
darüber noch bezahlt werden muss, über die steuerliche
Absetzbarkeit noch einmal erleichternd für die Familien
wirkt.
45. Sitzung / 5
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Anger-Koch gestellt.
– Bitte.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Danke. – Also ich gehe jetzt
noch einmal auf Ihre vorige Beantwortung zurück, wo Sie
mir eigentlich gesagt haben, dass doch nur die Kinder,
die im System sind, einen Quasigratiskindergarten in
Anspruch nehmen können.
Mich würde es jetzt interessieren: Wie viele Kinder in
Wien gibt es jetzt, die das Angebot nicht annehmen
können, weil sie nicht im System sind, und warum gibt es
eigentlich keinen Rechtsanspruch, wenn es heißt, alle
Kinder können den Gratiskindergarten besuchen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeister.
VBgmin Grete Laska: Um die Begriffsverwirrung
schön auseinanderzuklauben: Mit dieser Maßnahme
haben wir eine Maßnahme gesetzt, die für jene Kinder
gilt, vor allem für ihre Familien, die den Kindergarten jetzt
besuchen oder ab Herbst besuchen werden. Es ist kein
Rechtsanspruch
damit
verbunden,
und
diesen
Rechtsanspruch haben wir auch nirgendwo geltend
gemacht, sondern für die Kinder, die im System sind
oder ins System kommen, gibt es diese enormen
Erleichterungen.
Daher habe ich ja auch bei der Beantwortung der
Frage des Herrn Kollegen Jung genau darauf
hingewiesen, dass es ja auch nicht bedeutet, dass jene
wenigen Prozente, die derzeit auch überhaupt nicht ins
System wollten, aus den unterschiedlichsten Gründen,
hier jetzt plötzlich einen Platz in Anspruch nehmen
wollen.
Es gilt ja für die Null- bis Dreijährigen natürlich auch
weiterhin die Berufstätigkeit oder die Ausbildung der
Eltern als Aufnahmevoraussetzung, denn gerade bei den
Null- bis Dreijährigen ist die Maßnahme eine, die
ergänzend ist, während die bildungspolitische Aufgabe
sozusagen ab dem dritten Lebensjahr beginnt. Bei den
Fünf- bis Sechsjährigen gibt es, auch wenn es noch
keine neue Regelung mit dem Bund gibt und sich auch
nicht abzeichnet, dass sie bis Herbst tatsächlich auf
einer rechtlichen Basis umgesetzt werden kann, für uns
jetzt schon die vornehmliche Aufnahme, sodass die rund
800 Kinder, die derzeit nicht im System sind, ab Herbst
2009 jedenfalls drinnen sind.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die
Beantwortung der 1. Anfrage.
Die 2. Anfrage (FSP - 01206-2009/0001 - KSP/GM)
wurde von Herrn GR Mag Thomas Reindl gestellt und ist
an
den
Herrn
amtsführenden
Stadtrat
der
Geschäftsgruppe
Stadtentwicklung
und
Verkehr
gerichtet. (Welche Initiativen setzen Sie, um die Anzahl
der Radabstellanlagen in Wien weiter zu erhöhen?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Danke, Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Herr Gemeinderat, wir haben in den letzten Jahren
tatsächlich eine deutliche Steigerung des Radverkehrs in
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Wien erreichen können. Sie wissen, Ausbau des
Radverkehrsnetzes, Ausbau der Gratisfahrräder mit den
Citybikes und die allgemeine Stimmung im Positiven für
die umweltfreundlichen Verkehre, nämlich den
öffentlichen Verkehr, den Radverkehr und das
Zufußgehen.
Wir haben dadurch aber auch feststellen können,
dass bei den besonders attraktiven Treffpunkten wie
Universitäten, wie Theater, wie Kinos und auch bei
größeren Wohnhausanlagen leider ein Fehlen von
Abstellanlagen für Fahrräder besteht, und wir haben
deshalb dieses Jahr zwei Aktionen gestartet. Die eine ist,
dass auch auf privatem Grund, also vor allem orientiert in
Richtung Wohnhäuser, Radabstellanlagen errichtet
werden können und seitens der Stadt gefördert werden,
sodass man auch dann, wenn man nach Hause kommt,
das Rad nicht in den dritten, vierten Stock hinauftragen
muss, sondern bequem abstellen kann. Wir haben diese
Förderungsaktion heuer noch ausgeweitet, sodass auch
Boxen, in denen man das Fahrrad als Ganzes
versperren kann, unter die Förderung fallen, und wir
haben zusätzlich in die Förderung auch die etwas
leichteren, dafür weniger stabilen Abstellanlagen
hineingenommen, die mit einem geringeren Fördersatz
unterstützt werden. Ich kann nur alle Hauseigentümer
dazu einladen, dass sie sich dieser Förderungsaktion
bedienen, denn dann leisten sie ebenfalls einen
wesentlichen
Beitrag
zur
Verbesserung
der
Verkehrssituation in Wien.
Der zweite Bereich ist, dass wir auch im
Straßenraum, im so genannten öffentlichen Gut, noch
Nachrüstbedarf haben, was Radabstellanlagen betrifft.
Dieses Programm wird so organisiert, dass heuer und
nächstes Jahr den Bezirken die Kosten zu 90 Prozent
aus dem städtischen Budget refundiert werden und dass
wir danach degressiv versuchen, bis zum Jahr 2013 eine
weitere Aufrüstung der Radabstellanlagen um 10 000
Einheiten zu erreichen. Ich hoffe, dass wir heuer die
ersten 2 500 auf jeden Fall noch in diesem Frühjahr
aufstellen können, sodass es diese Radsaison schon
besser funktionieren kann.
Dazu kommt auch, dass wir bei den Bahnhöfen, die
ja gerade alle im Bau sind beziehungsweise kurz vor der
Fertigstellung, gemeinsam mit den Österreichischen
Bundesbahnen auch großzügige Radabstellanlagen
vorbereiten, die auch überwacht sein sollen, sodass man
das Rad dort auch mehrere Tage unterstellen kann.
Ich denke, dass damit ein weiterer Beitrag dazu
geleistet ist, dass Radfahren in Wien komfortabler wird,
dass man auch eine gewisse Diebstahlsicherheit hat und
dass sich vor allem eines aufhört: dass Fahrräder halt
irgendwo
angekettet
werden,
an
irgendeinem
Laternenpfahl oder einem Verkehrszeichen, und damit
wiederum
behindernd
sind
für
andere
Verkehrsteilnehmer.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. – Die
1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mahdalik gestellt.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Stadtrat!
45. Sitzung / 6
Nicht nur der Fahrradverkehr nimmt zu, sondern
leider auch die Zahl der Fahrrad-Rowdys auf den
Straßen von Wien, die gegen die Einbahnen fahren,
auch dort, wo es nicht erlaubt ist, die bei Zebrastreifen
drüberfahren, die bei Rot über die Kreuzung fahren und
überhaupt alles machen, was Gott verboten hat. Sie
verletzen Passanten, sie beschädigen Kfz und werden in
den seltensten Fällen erwischt, weil sie gerade als
Fahrradfahrer auszumachen sind, aber weil die
Fahrräder auf Wiens Straßen nach wie vor keine
Nummerntafel haben, ein System, das etwa in der
Schweiz seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert wird.
Der Vorschlag der Freiheitlichen liegt seit Jahren auf
dem Tisch, und wie man in den letzten Monaten gesehen
hat, werden viele freiheitliche Vorschläge kurz vor
Wahlen dann doch von der SPÖ umgesetzt.
Ich würde gerne erfahren, was aus Ihrer Sicht
dagegen spricht, auch die Fahrräder in Wien mit
Nummerntafeln auszustatten, um solche Situationen in
Zukunft zu vermeiden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat!
Amtsf
StR
Dipl-Ing Rudolf
Schicker:
Herr
Gemeinderat!
Ich weiß nicht ganz, was Gott beim Radfahren alles
verboten hat. Mir würde es schon genügen, wenn sich
alle Radfahrer an die Straßenverkehrsordnung hielten
und genauso auch die Autofahrer und die Fußgänger.
Die Problematik in Wien ist leider, dass Autofahrer bei
Rot in die Kreuzung hineinfahren, verstauen, dass
Fußgänger bei Rot über den Zebrastreifen gehen, dass
Radfahrer auf dem Gehsteig fahren, wo es nicht erlaubt
ist, dass sie gegen die Einbahn fahren, wo es nicht
erlaubt ist, und dass vor allem auch die Ausrüstung der
Radfahrer beziehungsweise des Fahrrades deutlich zu
wünschen übriglässt. Zum Nachteil und zum Schaden
des Benutzers in der Regel, denn Knautschzone hat er ja
auf seinem Fahrrad nicht, und mir fehlt jedes
Verständnis, wenn ein Radfahrer ohne Beleuchtung,
ohne Licht durch die Straßen fährt, wenn es finster ist.
Daher haben wir, beginnend mit dem Argus Bike
Festival, das kommende Woche Samstag und Sonntag
am Rathausplatz stattfindet, vor, die Radfahrer über die
speziellen Regeln, die die Straßenverkehrsordnung für
Radfahrer vorsieht, zu informieren, und zwar sehr
intensiv zu informieren. Wir haben mit der Wiener Polizei
vereinbart, dass wir, wenn das noch nicht viel hilft, was
zu befürchten ist, auch mit den Kontrollen intensiver
werden, denn es geht nirgends, dass Regeln nicht
eingehalten werden. Ich sage aber auch dazu, dass das
Nichteinhalten von Regeln von Autofahrern und von
Fußgängern dabei genauso kontrolliert wird. Insgesamt
ist die Straßenverkehrsordnung eine Regel, die für das
faire Verteilen des Straßenraums da ist und vor allem für
die Verkehrssicherheit. Das geht alle an, da haben sich
alle daran zu halten, nicht nur die Radfahrer.
Weiterer Punkt dazu, was die Nummerntafeln betrifft.
Sie sitzen da einem Irrtum auf. In der Schweiz ist das,
was an Nummern auf dem Rad drauf ist, die
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Versicherungsnummer, die in der Schweiz jeder
Radfahrer haben muss. Die ist auf einem Taferl der
Größe von ungefähr 4 mal 5 Zentimeter, also wunderbar
lesbar, wenn der Radfahrer bei Ihnen vorbeifährt. Das ist
auch der Grund, warum wir uns nicht vorstellen können,
dass die Radfahrer Nummerntafeln haben, denn
ansonsten hätten wir für die Fußgänger ja auch
Nummern vorzusehen, denn die machen mindestens
genauso viele Fehler im Straßenverkehr und halten sich
auch nicht an die Straßenverkehrsordnung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
2. Zusatzfrage wird von GR Mag Chorherr gestellt. –
Bitte schön.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Stadtrat!
Sie sprechen zu Recht an, dass es an
Fahrradabstellplätzen mangelt, und Sie träumen von
einer Zukunft, wo die Radlerinnen und Radler ihrer
Räder nicht mehr an die Laternenpfähle oder an die
Tafeln für Halteverbotszonen hängen müssen. Wenn ich
persönlich kurz vorweg sagen darf: Ich bin froh, dass in
Wien so ein Schilderwald besteht, denn gäbe es diesen
Schilderwald nicht, wüsste ich nicht, wo ich mein Rad
abstellen sollte.
Insofern darf ich Sie auf die Zahlen, auf die
Größenverhältnisse Ihrer an sich lobenswerten Aktion
hinweisen, und daran knüpft dann auch meine
Zusatzfrage. In Wien sind wahrscheinlich zwischen
500 000 und 800 000 Räder im Einsatz, im öffentlichen
Straßenraum gibt es jedoch weniger als 20 000
Abstellplätze. Also dieses Verhältnis bitte ich Sie, sich
einmal zu überlegen. Da sind Sie nicht nur in Pension,
sondern schon in anderen Gefilden, wenn dieses Tempo
beibehalten wird.
Also meine Frage: Sollte man nicht hinter diese
Aktion eine Null dranhängen, also nicht 2 500
Abstellplätze, sondern 25 000 Abstellplätze? Vor der
Universität müssen die Studenten ihre Räder, glaube ich,
auf die Bäume hängen, um irgendetwas zu finden. Dort
ist wirklich jeder Millimeter verparkt, und sollte der Herr
Mahdalik einmal sein Auto dort parken, vielleicht parkt
dann jemand an seinem Kotflügel.
Also meine Frage: Sind 2 500 nicht nur ein Tropferl
auf dem heißen Radlerstein? Sollte das nicht dramatisch
ausgebaut werden? Ist das nicht viel zu wenig?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte; Herr
Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Es wird ja auch
dramatisch ausgebaut. Ich habe ja auch erwähnt, dass
wir 10 000 jetzt im Programm haben, dass wir 2 500
heuer noch in Aktion bringen wollen. Sie wissen, alles,
was im öffentlichen Raum passiert, braucht eine
Verhandlung, braucht die Zustimmung der Bezirke, und
die ist manchmal, wie wir wissen, in den Bezirken nicht
ganz so leicht erreichbar.
Mein Ziel ist aber, dass wir natürlich deutlich
aufrüsten, und wenn wir die 10 000 ergänzt haben, dann
reden wir über die nächste Runde weiter.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Wir
45. Sitzung / 7
kommen zur 3. Zusatzfrage. Sie wird gestellt von Herrn
GR Mag Gerstl. – Bitte schön.
GR Mag Wolfgang
Gerstl
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien): Danke.
Herr Stadtrat, ich möchte die Fragestellung ein
bisschen erweitern. Sie sprachen von Radabstellanlagen
bei Bahnhöfen und bei Endpunkten von U-Bahn-Linien,
um einen intermodalen Verkehrsknotenpunkt zu
erzeugen. Es ist, glaube ich, ein Gebot der Stunde, dass
wir versuchen, mit den verschiedensten Verkehrsmitteln
von A nach B zu gelangen und dabei immer die richtigen
Verkehrsmittel anzuwenden.
Ich möchte daher diese Abstellanlagen auch in eine
andere Frage noch bringen, nämlich dass wir uns nicht
nur über Abstellanlagen für Räder den Kopf zerbrechen,
sondern ich wollte Sie auch fragen: Was halten Sie
davon, wenn wir bei solchen Abstellanlagen bei
Bahnhöfen und bei Endpunkten von U-Bahn-Linien auch
darüber nachdenken, ähnlich diesem Citybike-Modell
dort auch eine Elektro-Scooter-Abstellanlage zu
errichten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat.
Amtsf
StR
Dipl-Ing Rudolf
Schicker:
Herr
Gemeinderat, Sie sprechen richtigerweise von dem
Nutzen verschiedener Verkehrsmittel für längere Wege.
Ich denke, dass das Radfahren und das Fahrrad ein sehr
gutes Mittel für kurze Distanzen, für mittellange
Distanzen sind. Daher ist es ganz entscheidend, dass wir
an den Einfüllpunkten sozusagen in den öffentlichen
Verkehr, also bei den großen Stationen der U-Bahn, der
Schnellbahn, natürlich auch bei den Bahnhöfen und bei
Straßenbahnstationen
größerer
Bedeutung
auch
Abstellanlagen für Räder haben.
Ich beobachte sehr genau den Markt, was ElektroScooter betrifft, denn hier gibt es die verschiedensten
Formen, die platzsparend sind, es gibt die größeren
Typen, die schon motorradähnlich sind und auch das
entsprechende Tempo fahren können. Alles zusammen
genommen bedeutet aber, dass in der Stadt in der Regel
wenig Platz vorhanden ist und wir daher immer auf die
platzsparendste Form Rücksicht nehmen müssen. Das
heißt, wenn die Fahrräder mit Elektromotor, mit dem
Beimotor, wie es das früher gegeben hat, wieder stärker
in Mode kommen und auch die Energieeffizienz gegeben
ist, dann halte ich die Möglichkeit für solche
Abstellanlagen für sehr geboten. Zur Zeit ist der Markt
dafür noch nicht ganz aufbereitet, und die ganz großen
Elektro-Scooter sind möglicherweise etwas für den
privaten Gebrauch, aber nicht für einen Entlehndienst,
noch dazu, wenn er gratis ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
4. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Reindl gestellt. –
Bitte.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Herr Stadtrat, die Initiativen die Sie vorgestellt haben,
sind sicher ein wesentlicher Beitrag, um den
Radfahrverkehr in Wien weiter zu fördern und auch hier
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
sehr gute Rahmenbedingungen zu schaffen.
Ich würde aber auch gerne von Ihnen wissen, welche
darüber hinausgehenden Initiativen Sie noch in Planung
beziehungsweise vorhaben, um den Radfahrverkehr in
Wien weiter zu fördern.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat.
Amtsf
StR
Dipl-Ing Rudolf
Schicker:
Herr
Gemeinderat, wir haben natürlich nicht nur die
Radabstellanlagen im Auge, sondern wir haben im
Masterplan Verkehr auch das Grundnetz für den
Radverkehr in Wien definiert, und dieses Grundnetz
wollen wir bis 2010 komplettiert haben. Ich gehe davon
aus, dass uns das gelingt. Wir haben mit den Bezirken
die meisten Punkte schon ausdiskutiert und verhandelt.
Es ist eine Frage der Zeit der Umsetzung.
Wir werden darüber hinaus nicht ruhen, auch das
Hauptradwegenetz, das wiederum ein Stückchen dichter
ist, in den nächsten Jahren auszubauen, aber dort gibt
es ein paar Bereiche, wo es besonders komplex ist.
Wenn ich an die engen Straßen in den gürtelnahen
Bereichen des 16., 17., 18. Bezirkes denke, so wird das
dort ganz komplex und schwierig, überhaupt mit eigenen
Radverkehrslösungen durchzukommen. Dort werden wir
uns neue Ideen einfallen lassen müssen. In der Schweiz
gibt es diese berühmten Begegnungszonen, wo man mit
Tempo
20
fahren
darf
und
es
keine
Richtungsgebundenheit
mehr
gibt,
also
Begegnungsverkehr, wo man Rücksicht nehmen muss
auf den anderen. Wie im Übrigen Straße fair teilen ja das
Gebot der Stunde ist in einer so engen Konfiguration, wie
es der Straßenraum in Wien ist.
Wir haben zusätzlich – und da bin ich überzeugt
davon, dass wir noch mehrere Bezirke überzeugen
werden können – mit den Bezirken 14, 15, 16, 17
begonnen, die Ausweitung der Citybikes in die
Wienerwaldbezirke sozusagen vorzubereiten. Das geht,
weil die Citybikes jetzt auch mit Gangschaltung
ausgestattet werden, sodass ein höherer Komfort
besteht, denn mit den jetzt bestehenden Citybikes wäre
es sonst ein bisschen schwer, bergauf zu fahren in den
Wienerwaldbezirken.
Ich denke, dass wir auch die Bezirke 18 und 19 da
noch überzeugen können, sodass wir dann das Segment
Gürtel – Donaukanal – Wiental mit einbeziehen können.
Und so werden wir sukzessive den Radverkehr in Wien
ausweiten können, sodass wir zeitgerecht 2015 dann
den Prozentsatz an Modal-Split erreichen, den wir uns
vorgenommen haben.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke für die
Beantwortung der 2. Anfrage.
Die 3. Anfrage (FSP - 01217-2009/0001 - KFP/GM)
wurde von Herrn GR Mag Johann Gudenus, MAIS
gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. (In
der "Presse" vom 18. März 2009 sagen Sie, Herr
Bürgermeister, dass jedem einheimischen Bettler, der
auf der Straße stehe, ein Job im Bereich der Stadt Wien
angeboten werden könne. In welchen Bereichen sollen
diese Bettler eingesetzt werden?)
45. Sitzung / 8
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Um Ihre Anfrage punktgenau zu beantworten: im
Bereich der MA 48, Straßenreinigung, und im Bereich
der MA 42, Parkreinigung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Gudenus gestellt.
GR Mag Johann Gudenus MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Danke, Herr Bürgermeister, für die klare
Antwort.
Sie haben ja in den letzten Wochen auch mit der
Forderung aufgewartet, dass Sie 4 000 Personen im
Bereich des städtischen Ordnungsdienstes einsetzen
wollen, weil sich verschiedene Leute auch wegen
Migranten aufregen – die GRÜNEN haben Sie da auch
gelobt, Sie seien ein Strache-Mutant, also es kommt
auch Lob von der Opposition –, doch es scheint nicht
ganz klar zu sein, wie diese 4 000 Ordnungskräfte
aufgestellt werden sollen. Ein Sprecher von Ihnen hat
gemeint, es soll in den nächsten Tagen ein Konzept
vorgelegt werden, und es ist auch eine Option, in diesem
Bereich Bettler einzusetzen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Ich nehme an, die Frage
betrachten Sie selber als unernst. Es kann schon sein,
dass der eine oder andere etwas daran zu kritisieren hat.
Ich nehme auch zur Kenntnis, dass man, wenn man
gelobt wird, wahrscheinlich darüber nachdenken muss,
warum das so ist. Es mag sein, die einen werden es
nicht verstanden haben, was hier gesagt wurde, oder
wollten es nicht verstehen und die anderen
missverstehen es ja bewusst und missinterpretieren es.
Denn ich füge hier noch einmal hinzu: Es geht hier
nicht darum, Kriminalitätsbekämpfung zu machen, es
geht hier nicht darum, der Polizei ins Handwerk zu
pfuschen oder Polizeiaufgaben zu übernehmen, sondern
es geht darum, dass jene Ordnungsmaßnahmen, die die
Stadt Wien gesetzt hat, auch entsprechend überwacht
werden. Und es geht hier nicht darum, dass 4 000 neue
Leute eingesetzt werden, sondern das ist eine Analyse,
die haben wir heute bereits und die haben auch
entsprechende Aufgaben wie etwa die „Waste Watcher“
und andere.
Ich möchte versuchen, Ihnen das an Hand eines
Beispiels noch einmal deutlich zu machen. Beim
Karlsplatz gibt es die sehr gute Zusammenarbeit
zwischen „Help U“ und der Polizei, die dort bei der
Polizeiinspektion ihren Dienst versieht. Die Polizei hat
die Aufgabe der Kriminalitätsbekämpfung, und „Help U“
hat die Aufgabe, hier denjenigen zu helfen, die dieser
Hilfe auch entsprechend bedürfen.
Und dasselbe gilt letztendlich dann auch bei den
Bettlern. Denn auch hier ist eine sehr gute
Zusammenarbeit
zwischen
den
entsprechenden
magistratischen Dienststellen und der Polizei. Die Polizei
hat die Aufgabe, Kriminalität zu bekämpfen, hat
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
selbstverständlich auch die Einhaltung des LandesSicherheitsgesetzes zu überwachen – der Herr
Landespolizeikommandant
hat
in
der
letzten
Pressekonferenz von einer Aufgabe aus dem
Kernbereich der Wiener Polizei gesprochen im Hinblick
auf die Überwachungen nach dem Landes-Sicherheitsgesetz –, und wir haben hier die Aufgabe, jenen zu
helfen, die unserer Hilfe bedürfen.
Daher komme ich auf Ihre Kernfrage zurück. Ja,
natürlich, es ist nicht notwendig, dass in dieser Stadt
jemand betteln muss, sondern er bekommt Arbeit
angeboten. Und dies nicht erst seit jetzt, sondern das hat
schon Helmut Zilk eingeführt, also das gibt es im Prinzip
seit 20 Jahren.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. – Die
2. Zusatzfrage
wird
gestellt
von
Frau
GRin
Cammerlander. – Bitte schön.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Sie sagen in dem Artikel in der „Presse", wenn Sie
zehn Bettlern eine Arbeit anbieten, dann kommt maximal
einer und der hört nach drei Tagen wieder auf.
Nun würde ich einmal sagen, es ist sicher nicht der
Wunsch dieser Menschen zu betteln, aber sie sind sehr
oft einfach nicht fähig zu arbeiten. Sie sind ja meistens
nicht einmal fähig, sich eine Sozialhilfe zu holen, zu
Ämtern zu gehen, und da finde ich es schon schlimm,
wenn man dann sagt: „Aktion scharf gegen Bettler. Wir
geben ihnen Arbeit."
Glauben Sie nicht, dass es nicht sinnvoller wäre,
sozusagen mehrere in diesem Sinne sozialökonomische
Projekte zu fördern und diesen Menschen betreute
Arbeitsplätze anzubieten? Denn es hat keinen Sinn,
ihnen einen normalen Arbeitsplatz anzubieten. Sie
können es nicht, weil sie psychisch krank sind, weil sie
einfach Defizite haben, die es ihnen nicht erlauben. Und
das, glaube ich, wissen Sie auch.
Wie werden Sie damit umgehen? Werden Sie dafür
sorgen, dass es einfach Arbeitsplätze gibt, die diesen
Menschen dann auch entsprechen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Frau Gemeinderätin!
„Aktion scharf, ich biete Bettlern Arbeiten an" – was
daran böse sein soll, das kann ich nicht nachvollziehen.
Abgesehen davon, dass ich persönlich nie von einer
„Aktion scharf" gesprochen habe. Wir bieten Bettlern
Arbeit an.
Und das, was Sie hier fordern, nämlich betreute
Arbeitsplätze, das gibt es in einer relativ großen Vielfalt
in der Stadt, mit einer großen Diversität auch versehen,
in verschiedensten Angebotsbereichen. Wann immer
Projektleiter, die in diesen Bereichen tätig sind, zu mir
kommen, dann sage ich, jawohl, da gibt es Hilfe, und die
hat es in der Vergangenheit auch immer wieder
gegeben. Ja, selbstverständlich geht es hier auch darum,
wenn diese Defizite, die Sie hier beschrieben haben, bei
Bettlern festgestellt werden, dann werden sie natürlich
auch in Verbindung gesetzt mit einer solchen Institution,
45. Sitzung / 9
die betreutes Arbeiten anbietet, einschließlich auch,
wenn es notwendig ist, betreutes Wohnen. Also ich
denke und kann das auch ruhigen Gewissens sagen: Es
ist nicht notwendig, dass jemand in dieser Stadt bettelt.
Ich bitte Sie, sich das ein bisserl anzuschauen, sich
das ein bisserl zu vergegenwärtigen, dann wären Sie
nicht auf diese seltsame Idee gekommen, dass ich hier
irgendwelche Menschen vertreiben will oder dass das
vergleichbar ist mit Aktionen, die in Graz gemacht
werden – im Übrigen mit einer Regierungsbeteiligung der
GRÜNEN –, oder ob das eine Strache-Klon-Politik ist.
Das ist kompletter Unsinn. Wir wollen hier helfen, und
das tun wir auch.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Ulm gestellt. –
Bitte.
GR
Dr Wolfgang
Ulm
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt
Wien):
Sehr
geehrter
Herr
Bürgermeister!
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann, glaube
ich, teile ich zu hundert Prozent Ihren grundsätzlichen
Ansatz, wie man an die Bettelproblematik herangeht. Ich
erlaube mir nur, auch darauf hinzuweisen, dass die
Politik auch am Erfolg gemessen wird.
Dass Sie jetzt einheimischen Bettlern einen
Arbeitsplatz bei der Parkreinigung anbieten, dagegen ist
ja überhaupt nichts zu sagen. Überwiegend haben wir
allerdings ausländische Bettler, die wir im Straßenbild
antreffen. Und da gibt es halt schon zwei Seiten: zum
einen die Belästigung der Bevölkerung, auf der anderen
Seite eine mögliche Hilfsbedürftigkeit der Personen. Da
muss es jetzt Personen geben, die Kontakt aufnehmen
mit diesen Bettlern und abklären: Wie hilfsbedürftig ist
er? Welche Hilfe muss ihm zuteil werden? Oder möchte
er nur ein System ausnutzen? Da braucht es auch die
entsprechenden Personen, da muss man Kontakt
aufnehmen und dann wird man diese Leute auch von der
Straße wegbekommen. Ich glaube, das ist unser
gemeinsames Ziel.
Das ist noch nicht gelungen. Wie sollte das
passieren? Das könnte zum Beispiel mit einer
Stadtwache gelingen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat!
Natürlich gibt es diese Personen, denn es findet ja
auch statt. Es ist ja nicht erfolglos, was bisher passiert
ist. Denn es gibt selbstverständlich jene Streifen der
Wiener Polizei, die Kriminalitätsbekämpfung in dem Sinn
auch machen, dass sie gegen organisierte Bettelei
vorgehen oder auch die Einhaltung des LandesSicherheitsgesetzes gewährleisten, also beispielsweise
das Verbot von Kinderbettelei oder Bettelei mit Kindern,
und in jedem Fall sind Mitarbeiter des Büros für
Sofortmaßnahmen bei dieser Bestreifung dabei.
Daher kann man es sich hier sehr genau und
differenziert
anschauen
und
anbieten,
welche
Voraussetzungen für welche Hilfe da sind, aber natürlich
auch einschreiten, insbesondere wenn es sich um
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Betteln mit Kindern handelt. Da muss man sich ja dann
auch kümmern um das Kind, und das findet statt, denn
diese Streifen finden grundsätzlich alle gemeinsam und
in guter Akkordanz zwischen dem Büro für
Sofortmaßnahmen und der Wiener Polizei statt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
4. Zusatzfrage wird von GR Mag Gudenus gestellt.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Wir erleben in den letzten Jahren ja schon einen
enormen Anstieg des Bettelunwesens in Wien. Da ist
spürbar für alle, die auf der Straße unterwegs sind, in
U-Bahn-Stationen,
bei
Lebensmittelketten,
Einkaufsstraßen. Die Beschwerden häufen sich ja auch.
Sie haben vorher das Beispiel Karlsplatz, Opernpassage
erwähnt. Auch dort gibt es immer mehr Bettler. Wir
haben vor nicht allzu langer Zeit ein Bettelverbot für
Kinder hier beschlossen, und es geht natürlich darum,
diese Regeln auch zu überwachen, weil ja doch immer
wieder auch Kinder als Bettler angetroffen werden.
Meine Frage an Sie, Herr Bürgermeister: Die Wiener
Wahl rückt näher. Sie werden sich natürlich auch in
sicherheitspolitischen Fragen auf eine vernünftige Basis
begeben müssen. Wann kommt das generelle
Bettelverbot für Wien?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Völlig unabhängig von den
Wahlen sage ich Ihnen: Mit Sicherheit gar nicht, so lange
ich hier Bürgermeister bin! Denn das halte ich für
menschenunwürdig.
Man
muss
sehr
genau
differenzieren: Dort, wo Recht gebrochen wird, ist
einzuschreiten, dort, wo ordnungspolitische Maßnahmen
zu setzen sind, werden diese ordnungspolitischen
Maßnahmen gesetzt. Aber selbstverständlich ist auch
dort zu helfen, wo Hilfe benötigt wird.
Daher wird es ein generelles Bettelverbot aus meiner
Sicht nicht geben, denn dann werden wir auch jene
Menschen, denen wir helfen wollen, nicht erreichen
können. Daher wird es genau diese Differenzierung
geben: Kriminalitätsbekämpfung, Ordnung einhalten und
Hilfe für die Menschen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr
Bürgermeister für die Beantwortung der 3. Anfrage.
Die 4. Anfrage (FSP - 01212-2009/0001 - KGR/GM)
wurde von Frau GRin Mag Vassilakou gestellt und ist an
den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtet. (Sehr
geehrter Herr Stadtrat, der Rassismus Report 2008 von
ZARA ist soeben erschienen. Laut Aussage von ZARA
kommen viele Beschwerden wegen Rassismus im
Bereich Wohnen/Nachbarschaftskonflikte aus Wiener
Gemeindebauten. Was werden Sie, Herr Stadtrat, über
die bisher gesetzten Schritte hinaus unternehmen, um
diesen Missstand nachhaltig zu beheben?)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr
Bürgermeister! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher
45. Sitzung / 10
Gemeinderat!
Sehr geehrte Frau Klubvorsitzende GRin Vassilakou,
in Beantwortung der Frage über den Bericht des Vereins
ZARA über Rassismus im Wohnbereich möchte ich
Ihnen Folgendes mitteilen: Ich habe mir diesen Bericht
ebenfalls sehr genau angesehen, und in der Tat ist jeder
Fall, der hier dokumentiert wird, ein Fall zu viel. Es sind
insgesamt 704 Vorfälle; insgesamt, im gesamten
Stadtgebiet und zum Teil sogar weit darüber hinaus.
Den Bereich Wohnen betreffen im Wesentlichen
14 Berichte. Ich möchte das vielleicht auch ein wenig
aufschlüsseln, um zu zeigen, dass diese 14 Berichte, die
sich auf das Thema Wohnen konzentrieren, hier auch
ganz unterschiedliche Bereiche abdecken. Es sind drei
Berichte, die überhaupt nicht Wien betreffen, die zwar in
Wien eingebracht worden sind, aber unsere Stadt nicht
betreffen, ein Bericht bezieht sich auf eine
Eigentumswohnung, ein Bericht auf ein Geschäftslokal,
zwei Berichte stehen im Zusammenhang mit
Wohnungssuche am Privatmarkt, ein Bericht bezieht sich
auf einen Zweitwohnsitz, vier Berichte lassen sich nicht
genau zuordnen, und zwei Berichte beziehen sich mit
Sicherheit auf Vorfälle, die in Wiener Gemeindebauten
stattgefunden haben. Das heißt, zwei Vorfälle sind
wirklich als Vorfälle in einem Gemeindebau zu
deklarieren. Das ist, wenn man jetzt die Summe der
Wohnungen heranzieht – wir haben in Wien 220 000
Gemeindewohnungen, und es wohnt fast eine halbe
Million Menschen in diesen Gemeindebauten –, eine
Größenordnung, die zweifellos das Zitat von „vielen
Beschwerden wegen Rassismus im Gemeindebau" als
nicht zutreffend oder zumindest nicht nachvollziehbar
erscheinen lässt. Wie gesagt, auch diese zwei Vorfälle
sind zweifellos zu viel, aber in Summe der gesamten
Wohnungen und der Menschen, die hier leben, sehe ich
hier keine Besonderheit auch im Vergleich zu anderen
Wohnbereichen.
Dennoch haben wir uns entschlossen in der Stadt
Wien, Maßnahmen zu setzen, insbesondere deshalb,
weil wir nicht warten wollen, dass es rassistische
Konflikte gibt oder Konflikte, die einen rassistischen
Hintergrund haben, sondern weil wir auch eingreifen
wollen, wenn wir den Eindruck haben, dass es
Nachbarschaftsauseinandersetzungen
oder
Diskussionen
gibt,
die
vielleicht
auch
einen
interkulturellen Hintergrund haben. Das ist auch der
Grund, warum wir eine ganze Reihe von Einrichtungen
geschaffen haben, die sich mit dieser Frage ganz
konkret auseinandersetzen.
Das ist zum Beispiel ein interkultureller MediatorenPool, den wir angeboten haben, der über die
Gebietsbetreuungen abgerufen werden kann und wo
speziell ausgebildete Mediatorinnen und Mediatoren sich
mit Konflikten im Wohnbereich auseinandersetzen, die
möglicherweise oder mit Wahrscheinlichkeit auch einen
interkulturellen Hintergrund haben können. Das sind zum
Teil ganz unterschiedliche Themenstellungen, die oft im
nachbarschaftlichen Zusammenleben virulent werden.
Das sind Themen wie zum Beispiel Lärmerregung, Musik
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
beispielsweise, aber auch die Frage, wie gekocht wird,
welche Gerüche beispielsweise Nachbarinnen und
Nachbarn stören oder ärgern. Das sind aber natürlich
auch Generationenkonflikte, die oft auch über diese
interkulturelle Schiene abgewickelt werden.
Da ist der interkulturelle Mediatoren-Pool ganz
besonders kompetent, auch auf Grund der Ausbildung
der Mitwirkenden, hier einzugreifen. Es ist eine
zusätzliche sprachliche Kompetenz, die sie einbringen,
aber natürlich auch viele soziale Kompetenzen, die hier
gefragt sind.
Ein weiterer wichtiger Bereich bei diesem Thema
sind natürlich die Gebietsbetreuungen im Bereich der
städtischen Wohnhausanlagen, die ich auch personell
und finanziell verstärkt habe und wo ich jetzt vorhabe,
diese Struktur auch noch effizienter zu gestalten, sie
auch
in
einem
neuen
organisatorischen
Zusammenwirken pointierter noch auf diese Fragen
zugehen zu lassen und sie auch mit weiteren
finanziellen,
materiellen
und
auch
personellen
Möglichkeiten auszustatten.
Von daher denke ich, dass wir mit dieser Frage sehr
sensibel umgehen. Und wenn es auch quantitativ wenige
Themenstellungen sind, so wollen wir uns gerade auch
diesen wenigen Fällen mit besonderer Hingabe widmen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
1. Zusatzfrage wird gestellt von Frau Mag Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Der ZARA-Bericht ist die Spitze des Eisbergs, würde
ich meinen; aus dem einfachen Grund, dass nicht alle
Konflikte so eskalieren, dass sie einmal Eingang in
einem Bericht finden. Der Großteil der Konflikte schwelt
sozusagen über längere Zeit innerhalb eines Baus, führt
zu sehr schlechter Stimmung und kann manchmal auch
bis hin zur Delogierung von einer Partei führen, ohne
dass wir das jetzt, wie gesagt, hier in irgendeiner Art und
Weise erfassen. Tatsache ist, Konflikte im Alltag sind
Stadtgespräch.
Ich weiß auch und nehme es positiv zur Kenntnis,
dass ein Pool aus Mediatorinnen und Mediatoren
eingerichtet worden ist, nichtsdestotrotz sind es meines
Wissens viel zu wenig, und auch ein Anruf bei den
Gebietsbetreuungen offenbart, dass es hier durchaus
auch eine Überforderung gibt, nicht ausreichend
Personal und auch nicht einschlägige berufliche
Vorerfahrungen oder Ausbildung jener, die in den
Gebietsbetreuungen bei Konfliktmediationen eingesetzt
werden.
Ich möchte Sie deshalb fragen: Wieso sind Sie jetzt
den
Weg
gegangen,
Ordnungshüterinnen
und
Ordnungshüter für den Gemeindebau zu schaffen,
anstatt schlicht in bessere Ausbildung und vor allem in
viel, viel mehr Personalkapazitäten für die Mediation zu
investieren?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Also, ich sehe da
auch keinen Widerspruch. Ich glaube, dass es sinnvoll
45. Sitzung / 11
und notwendig ist, dass wir hier ein sehr differenziertes
Angebot haben. Ich glaube, zum einen leisten die
interkulturellen Mediatoren sehr gute Arbeit. Ich habe
auch den Eindruck, dass sie personell gut ausgestattet
sind. Wir haben bis zu 30 Personen in diesem Pool. Ich
habe mich jetzt noch einmal genau versichert, wie viele
Anfrage insgesamt in einem Jahr stattgefunden haben.
Das sind in Summe gesehen 100 Fälle, die allerdings
ganz unterschiedlich ausgerichtet sind. Das sind, wie
gesagt, Nachbarschaftskonflikte, die zum Teil auch aus
Generationskonflikten heraus entstanden sind, das ist
Lärmerregung, das sind aber auch beispielsweise die
von mir bereits zitierten Gerüche beim Kochen und vieles
andere mehr.
Also ich denke, dass wir mit der Anzahl der jetzt
vorhandenen Mediatoren durchaus auskommen, ich
habe aber immer gesagt, wenn ich den Eindruck habe,
dass wir diesen Pool aufstocken müssen, dass ich da
gerne bereit bin, hier weitere Schritte zu setzen. Derzeit
habe ich den Eindruck, dass wir mit den vorhandenen
Mitwirkenden gut auskommen. Zudem legen wir großen
Wert auf die Ausbildungen. Alle, die in diesem Pool
aufgenommen worden sind, sind von uns auch überprüft
worden, was ihre Erstausbildung betrifft als Mediatoren
oder Mediatorinnen, und es gibt zusätzlich dazu auch die
Verpflichtung, regelmäßige Weiterbildung gerade im
Bereich
der
interkulturellen
Kommunikation
vorzunehmen.
Ich denke, dass das aber unabhängig zu sehen ist
von unseren Ambitionen, dass wir mit den
Ordnungsberatern ein Instrument haben, das nicht im
Dialog Präventivkonflikte aufarbeitet, wie das eben über
die Gebietsbetreuung oder über die interkulturellen
Mediatoren geschieht, sondern dass wird zusätzlich als
Ergänzung auch ein Instrument haben, das durchaus
auch in der Lage ist, Sanktionen zu setzen. Und das
halte ich ganz klar auseinander. Denn Gebietsbetreuer
beispielsweise sollen ganz bewusst, weil sie eben
aufsuchende Sozialarbeit machen, diese Möglichkeiten
nicht haben, um auch vertrauensbildend zu wirken. Aber
trotzdem, wenn all das nicht hilft, ist es gut, auch über
Personen zu verfügen, die in der Lage sind, bei
gravierenden Fällen – und das bezieht sich nicht nur auf
die interkulturelle Diskussion, das gilt für alle, die im
Gemeindebau wohnen – entsprechende Sanktionen zu
setzen, bis hin auch zum Verhängen von Geldstrafen,
wenn zum Beispiel Sperrmüll abgelagert wird, oder
vieles andere mehr.
Ich glaube, dass das auch erwartet wird von den
Mieterinnen und Mietern, dass wir unsere Prinzipien,
unsere Spielregeln auch durchsetzen und einhalten. Und
von daher sehe ich keinen Widerspruch, sondern eine
sinnvolle Ergänzung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die
2. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Mag Ekici. –
Bitte schön.
GRin
Mag Sirvan
Ekici
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich kann die Ausführungen meiner Kollegin
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Vassilakou nur unterstreichen und stimme mit ihr
überein. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht mit
diesem Thema. Es ist interessant und ich nehme zur
Kenntnis, denn es ist einmal genannt worden, dass der
Mediatoren-Pool eine Anzahl von 100 Personen umfasst,
jetzt habe ich zur Kenntnis genommen, dass es 30
Personen sind. Diese 100 Personen wurden mir
genannt, und jetzt ist die Rede von 30 Personen. Das ist
sehr interessant, aber meine Frage geht in eine etwas
andere Richtung.
Ja, Sie haben in dieser Stadt einige Forderungen der
ÖVP Gott sei Dank und endlich umgesetzt wie „Mama
lernt Deutsch"-Kurse und den Gratiskindergarten
(Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.), und meine Frage ist:
Werden Sie auch die Forderung der ÖVP-Wien nach
einer
begrenzten
Anzahl
von
Menschen
im
Gemeindebau
mit
Migrationshintergrund
berücksichtigen? Unsere Forderung war ja, dass es nicht
mehr als 30 Prozent sein sollen, damit eine gesunde
soziale Durchmischung gewährleistet ist, was sich dann
natürlich auch entsprechend in den Schulen und in den
Kindergärten auswirken wird.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Also es ist ja
erfreulich, dass Sie sehen, dass in der Stadt Wien sehr
viel zu diesem Themenfeld passiert. Hier sind ja die
Maßnahmen, die sie angesprochen haben, von meiner
Frau Ressortkollegin Sandra Frauenberger sehr positiv
umsetzt worden oder auch die Frau VBgmin Grete Laska
hat ja in der Tat Meilensteine in der Entwicklung gesetzt.
Das kann man ja zweifellos so sagen, und ich denke,
dass wir uns hier auch positiv einreihen im Bereich des
Wohnbaus und dass wir auch versuchen, alle
Maßnahmen zu setzen, damit es ein positives
Miteinander auch in den städtischen Wohnhausanlagen
gibt.
Von einer Begrenzung halte ich eigentlich insofern
nichts, denn wer entscheidet, wer hier als Mensch mit
Migrationshintergrund einzuordnen ist. Wir sehen ja
derzeit, dass es eine große Veränderung im Bereich der
Zuwanderung nach Wien gibt. Wir haben jetzt schon als
zweitgrößte Zuwanderergruppe den Anteil, der aus
Deutschland
kommt,
beispielsweise,
wo
es
wahrscheinlich ganz andere Integrationsfragen gibt als
vielleicht bei der Zuwanderung, die vorher passiert ist.
Auch wenn die deutschen Zuwanderer auch manchmal
sprachliche Probleme haben, sind sie doch anderer
Natur als vielleicht bei Zuwanderinnen und Zuwanderern
aus anderen Ländern. Von daher ändert sich die
Zuwanderung, und ich glaube, darauf sollten wir auch
reagieren.
Ich sehe auch prinzipiell in Menschen mit
Migrationshintergrund nicht ein Problem. Ich glaube, wir
sollten uns auch davon trennen, dass wir das so
darstellen, dass Menschen mit Migrationshintergrund
automatisch im Wohnumfeld Probleme verursachen. Das
kann ich aus der Sichtweise der städtischen
Wohnhausanlagen nicht bestätigen. Es ist der
45. Sitzung / 12
überwiegende Anteil der Gemeindebaumieterinnen und
Gemeindebaumieter, die einen Migrationshintergrund
haben, die sich wunderbar in die Hausgemeinschaft
einordnen, die sehr aktiv als Mieterbeiräte tätig sind, die
auch ihre Interessen sehr gut vertreten, und es gibt
natürlich, wie überall, auch Menschen, die das nicht tun.
Das gilt für Menschen mit Migrationshintergrund, und das
gilt für andere auch.
Es ist mir eigentlich ein großes Anliegen, dass wir,
unabhängig von der Herkunft und von der Frage, ob
jemand Migrationshintergrund hat oder nicht, Spielregeln
einhalten, Spielregeln durchsetzen. Das wurde auch sehr
stark bestätigt bei der Gemeindebaumieterbefragung, die
ich jetzt vor Kurzem präsentiert habe, wo wir alle
220 000 Gemeindebaumieter befragt haben, unabhängig
davon, ob sie Migrationshintergrund haben oder nicht,
und wo neben vielen positiven Assets, also viel
Zustimmung auch zur hohen Lebensqualität in
Gemeindebauten – mehr als 85 Prozent haben gesagt,
dass sie sehr zufrieden sind mit den Lebensumständen
in den Gemeindebauten –, als ein Forderungspunkt bei
den, wenn man so will, negativen Punkten gekommen
ist, dass wir die Hausordnung stärker durchsetzen sollen.
Das werden wir gerne machen, mit den verschiedensten
Instrumenten, die ich jetzt zum Teil auch angeführt habe,
aber
unabhängig
davon,
ob
jemand
Migrationshintergrund hat oder nicht.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. – Die
3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Schinner gestellt. –
Bitte.
GRin Katharina Schinner (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Sie haben das vorher schon ganz kurz
angesprochen,
diese
Neuorganisation
der
Gebietsbetreuung in den Gemeindebauten. Was mich
jetzt speziell interessieren würde, ist, wo diese
Wohnpartner, wie sie ja zukünftig heißen werden, ihre
Arbeit verrichten, was das bringen wird, was Sie da für
Vorteile und Veränderungen sehen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Das ist eine sehr
interessante Frage, weil wir in der Tat aus den
Erfahrungen der letzten Jahre auch Konsequenzen
gezogen haben und die sehr positive Entwicklung der
Gebietsbetreuung hier herangezogen haben, um
strukturelle
Veränderungen,
Verbesserungen
vorzunehmen. Und das, was ich jetzt sage, gilt nur für
die
Gebietsbetreuung
der
städtischen
Wohnhausanlagen, nicht für die Gebietsbetreuung, die
für den Bereich der Stadterneuerung zuständig ist. Hier
werden wir die Verträge um ein weiteres Jahr verlängern
und dann auch eine Neuausschreibung vornehmen.
Bei den städtischen Wohnhausanlagen verhält es
sich deshalb anders, weil hier die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter Vertrauensverhältnisse mit den Mieterinnen
und Mietern aufbauen und drei- bis fünfjährige Brüche
und Zäsuren, die die zum Teil auch neuen Teams in den
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Gebietsbetreuungen gebracht haben, wieder den Beginn
dieses Aufbaus des Vertrauensverhältnisses mit sich
gebracht haben. Von da her meinen wir, dass Kontinuität
besser ist, dass es hier möglich ist, mit dieser Kontinuität
auch intensiv auf die Bedürfnisse der Mieterinnen und
Mieter einzugehen und dass wir zusätzlich auch eine
Flexibilität erlangen. Das heißt, die Beweglichkeit, die
Beschäftigten der Gebietsbetreuungen auch dort
einzusetzen, wo wir den Eindruck haben, dass es
besonders notwendig ist, auch über Bezirksgrenzen
hinaus.
Das
war
auf
Grund
der
jetzigen
Ausschreibungskriterien nicht möglich.
Das heißt, ich erwarte mir durch diese Veränderung
hin zu den Wohnpartnern eine erhöhte Qualität durch
gemeinsame Qualitätsstandards, aber auch die
Möglichkeit, eine laufende Qualitätskontrolle vornehmen
zu können und dass wir auch die Möglichkeit haben,
Best-practice-Modelle umzusetzen und die Erfahrungen,
die in einem Bezirk gemacht werden, Wien-weit zum
Durchbruch zu verhelfen. Ich denke, dass diese
Synergieeffekte, die wir durch die Strukturreform erzielen
werden, eine Verbesserung insgesamt auf Basis der jetzt
schon sehr positiven und gelungenen Tätigkeit der
Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer darstellen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die
4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Matiasek gestellt.
GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Ja, danke. Herr Stadtrat, danke für Ihre
Analyse des ZARA-Berichts. Sie zeigt, dass das
Skizzieren der Situation nicht so eins zu eins zu
übernehmen ist, wie die Tatsache ausschaut. Ich meine,
dass es eher in vielen Bereichen, nicht nur bei Wiener
Wohnen, sondern auch im privaten Wohnbau, ja anders
ausschaut. Dass es anders ausschaut, zeigt ja auch die
ganz verstärkte Benützung der Begriffe Hausordnung
und Spielregel, die in den letzten Monaten vor allem bei
der SPÖ zu hören sind. Ja und ich glaube auch, ein ganz
wesentlicher Grund für die Probleme, die es gibt, ist,
dass diese Hausordnung über, jetzt kann man schon
sagen, Jahrzehnte nicht ausreichend vermittelt wurde
und auch nicht eingefordert ist.
Und ich frage Sie, Herr Stadtrat: Halten Sie es für
notwendig, dass die Vermittlung der Hausordnung vor
der Übergabe einer Wohnung, ganz gleich, an wen,
überhaupt stattfindet und dass man auch sehr
nachdrücklich die Einhaltung dieser Hausordnung dann
verlangt? Werden Sie das so in Zukunft regeln und wenn
ja, in welcher Form und wer wird das machen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Zum einen haben wir
immer großen Wert auf die Einhaltung der Hausordnung
gelegt. Man muss aber sagen, es hat sich einiges in den
letzten Jahren verändert. Es sind beispielsweise
Instrumente, die auf die Durchsetzung der Hausordnung
geachtet haben, zum Teil weggefallen. Ich möchte Sie
nur daran erinnern, dass die ÖVP/FPÖ-Bundesregierung
das Hausbesorgergesetz abgeschafft hat und wir auch
bei Wiener Wohnen beispielsweise ab diesem Zeitpunkt,
45. Sitzung / 13
ab dem Jahr 2000, keine Hausbesorgerinnen und
Hausbesorger mehr einstellen konnten. Und natürlich
waren Hausbesorger, wenn man so will, auch als
Ordnungsfaktor in den Gemeindebauten, in den
einzelnen Stiegen tätig. Ich kann mich noch gut erinnern,
ich habe selber einen Großteil meines Lebens in einem
Gemeindebau verbracht und unsere Hausbesorgerin,
eine sehr resolute Dame, hat natürlich auch in Kontakt
mit den Mieterinnen und Mietern, auch mit uns Buben
und ich muss sagen, damals war das auch nicht immer
nur konfliktfrei, auf die Einhaltung dieser Hausordnung
geachtet.
Diese
Instrumente
sind
zum
Teil
weggekommen und von da her, glaube ich, macht es
Sinn, sich zu überlegen, was wir tun können, um hier
diesen Wegfall zu kompensieren. Ich habe hier einige
Instrumente
angeführt
wie
zum
Beispiel
die
Gebietsbetreuungen, aber Sie haben recht, dass es Sinn
macht, die neuen Mieterinnen und Mieter auch mit der
Hausordnung zu konfrontieren. Das ist auch der Grund,
dass wir jetzt ein so genanntes Willkommenspaket für
alle Mieterinnen und Mieter, die neu einziehen,
zusammengestellt haben. Dieses Willkommenspaket
wird nicht mehr nur zugestellt, sondern ein Mitarbeiter
und eine Mitarbeiterin von Wiener Wohnen begleiten den
neuen Mieter durch die Wohnhausanlage. Es wird ihm
dieses Willkommenspaket, in dem sich die Hausordnung
befindet, aber nicht nur die, sondern zum Beispiel die
Waschkostenordnung und vieles andere mehr,
überreicht und auch erklärt, wie der Hausbrauch ist. Es
wird also so quasi mit ihm durch die Anlage gegangen
und darauf hingewiesen, dort gibt es einen
Hausbesorger, dort ist der Mieterbeirat, dort gibt es auch
bestimmte Dinge und wie man sich zu verhalten hat, die
Waschküche funktioniert so, die Kontaktmöglichkeiten zu
Wiener Wohnen bestehen aus folgenden Maßnahmen
und vieles andere mehr.
Also von da her gebe ich Ihnen recht, das macht
Sinn, neue Mieterinnen und Mieter zu informieren und
auf die Hausordnung aufmerksam zu machen. Ich kann
aber für mich in Anspruch nehmen, dass wir ein solches
Willkommenspaket nicht nur zusammengestellt haben,
sondern jetzt auch schon im Rahmen einer breit
geführten Aktion an alle Mieterinnen und Mieter
überreichen und, wie gesagt, nicht nur überreichen,
sondern mit ihnen gemeinsam diese Hausordnung quasi
leben, indem wir sie durch die Anlage führen und auch
auf den Hausbrauch aufmerksam machen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die
5. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Vassilakou
gestellt. Bitte schön.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich gebe Ihnen recht in der Einschätzung, dass viele
der Problemlagen einfach simple Dinge sind. Es geht oft
um
Geruchsbelästigung,
Schuhe
am
Gang,
Zigarettenstummel, Kinderwägen am Gang, et cetera.
Nun fürchte ich, dass Sie mit den Ordnungshütern und
Ordnungshüterinnen
eine
Art
Erwartungshaltung
erwecken, die sehr, sehr schwer zu erfüllen sein wird,
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
denn Sie können nicht überall vor Ort sein und vieles
wird genauso weiter bleiben wie bisher.
Deshalb meine Frage: Wäre es nicht sinnvoller, in
viel mehr Hausbesorgerinnen und Hausbesorger zu
investieren, in eine alte Institution, die leider abgeschafft
wurde oder weitestgehend abgeschafft wurde und die
einen schlichten Zweck erfüllte, nämlich ständig vor Ort
zu sein und genau solche Kleinigkeiten unmittelbar mit
den Mieterinnen und Mietern zu besprechen und aus der
Welt zu schaffen? Also wozu OrdnungshüterInnen,
warum nicht wieder mehr Hausbesorger?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Ja, die Einführung
von neuen Hausbesorgerinnen und Hausbesorgern ist
von einem Bundesgesetz abhängig. Ich habe mich
mehrfach auch in den Medien in der Öffentlichkeit, aber
natürlich auch in den zuständigen politischen Gremien in
dem Bereich geäußert, dass ich mir gut vorstellen
könnte,
auf
Bundesebene
ein
neues
Hausbesorgergesetz zu schaffen, allerdings auch unter
neuen Rahmenbedingungen. Also was für mich auch
nicht in Frage kommt, ist eine Rückkehr zum
Hausbesorger, wie er früher war. Ich glaube, es macht
Sinn, einen Hausbesorger-neu auch mit zusätzlichen
Kompetenzen auszustatten und auch mit zusätzlichen
Weiterbildungsmöglichkeiten, zum Beispiel nicht nur im
Reinigungsbereich, sondern gerade diesen wichtigen
sozialen Aspekt stärker auch in der Ausbildung zu
berücksichtigen. Ich kann mir vorstellen, dass das ein
Lehrberuf sein kann. Ich kann mir aber auch vorstellen,
dass das berufsbegleitend im Rahmen des zweiten
Bildungsweges durchgeführt werden kann und dass
gerade diese Frage der Prävention, auch der sozialen
Kommunikation bei den künftigen Hausbesorgerinnen
und Hausbesorgern eine Rolle spielen kann.
Warum ein Bundesgesetz? Ein Bundesgesetz wäre
deshalb notwendig, weil es hier auch Eingriffe gibt, die
sehr stark in die arbeitsrechtlichen Bestimmungen gehen
würden, so zum Beispiel ins Arbeitszeitgesetz und ins
Arbeitszeitruhegesetz, denn Hausbesorgerinnen und
Hausbesorger müssen manche Tätigkeiten ausüben,
wenn sie anfallen, unabhängig von einem Dienstplan,
also zum Beispiel bei Schneefall und in anderen
Bereichen. Von da her halte ich es nach wie vor für
wichtig und sinnvoll, dass es ein solches Bundesgesetz
für die Schaffung Hausbesorger-neu gibt. Ich werde mich
auch weiterhin sehr bemühen, die politischen Parteien im
Parlament, aber auch die Sozialpartner davon zu
überzeugen, dass es hier Arbeitsplätze wären, die auch
in Zukunft eine große Rolle im Miteinander im
Wohnbereich hätten, im Bereich der Gemeindebauten,
aber auch in allen anderen Formen des Wohnens.
(Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Herr
Stadtrat, für die Beantwortung der 4. Frage.
Die 5. Frage (FSP - 01209-2009/0001 - KVP/GM)
wird von Herrn GR Dr Wolfgang Ulm gestellt und ist an
den Herrn Bürgermeister gerichtet. ("Häupl plant
45. Sitzung / 14
Sicherheitsoffensive".
In
einer
Tageszeitung
propagierten Sie unlängst unter diesem Titel, dass Wien
auch
angesichts
der
Kriminalitätslage
eigene
Maßnahmen ergreife: Neben Infoabenden und der
Förderung von Sicherheitstüren sollen auch Bürger
motiviert werden, auf die Sicherheit ihrer Wohnungen
und Eigenheim zu achten. Und: "Dazu will Häupl auch
die städtischen Wachorgane von den Waste-Watchern
bis zu den Park-Sheriffs einsetzen, in der Stadt einfach
für mehr Ordnung zu sorgen". Ist dies Ihr Eingeständnis,
dass die ÖVP-Forderung nach einer Stadtwache nun
endlich umgesetzt wird?)
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Ich nehme an, dass Sie jetzt nicht ein Eingeständnis
erwarten. Ich mache das aber auch reinen Herzens
nicht, denn Sie liefern ja in Ihrer Begründung der Anfrage
gleich auch die Begründung dafür mit, warum ich dies
neuerlich und wiederholt und auch in Zukunft ablehne
und ablehnen werde, denn auch gerade in Ihrer Anfrage
verwechseln Sie oder vermischen Sie - verwechseln ist
falsch - vermischen Sie neuerlich die Frage
Kriminalitätsbekämpfung mit dem Ordnung-zu-halten in
der Stadt.
Noch einmal und das habe ich auch immer wieder
betont: Ich bin für das Gewaltmonopol des Staates und
ich bin selbstverständlich dafür, dass die Polizei so
ausgestattet wird, dass sie auch ihre Aufgabe in der
Kriminalitätsbekämpfung und in der Überwachung der
Gesetze entsprechend einhalten kann. Ich halte das für
ganz wichtig. Und wir wissen gemeinsam alle
miteinander, dass bei der Polizei zuviel gespart wurde,
dass es viel zu wenig Dienstposten bei der Wiener
Polizei gibt. Es gibt heute noch immer weniger Polizisten
als in den Jahren 1999/2000. Ich anerkenne, dass man
hier zumindest einen ersten guten Schritt versucht,
indem der Ausbildungsbereich der Wiener Polizei wieder
entsprechend aufgefüllt wird. Ich hoffe sehr darauf, dass,
wenn die Grenzüberwachung auf Grund des SchengenÜbereinkommens nicht mehr in der Form notwendig ist,
wie das heute der Fall ist, auch eine entsprechende
Anzahl von bereits ausgebildeten Polizisten nach Wien,
ich sage dazu, zurückkommt, sodass man dann davon
ausgehen kann, dass die Polizei auch hier wieder über
den Personalstand verfügt, den sie schon einmal hatte,
der zweifelsohne aber notwendig ist für die Stadt.
Also ich halte fest: Kriminalitätsbekämpfung ist
Aufgabe der Bundespolizei, ohne jeden Zweifel.
Natürlich helfen wir der Polizei, wo wir können, und das
ist mit ein Grund, warum ich, ohne irgendwelche
Malversationen zu verteidigen, an den „Freunden der
Wiener Polizei“ festgehalten habe und festhalte, weil
natürlich viele Subventionen, die hier beschlossen
wurden, auch entsprechend abgerechnet wurden und bei
der Abrechnung entsprechend überprüft wurden, da ist in
keiner wie immer gearteten Weise etwas passiert, und
wir damit natürlich unmittelbar der Polizei helfen konnten,
etwa mit der Zurverfügungstellung von elektronischer
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Infrastruktur. Wir arbeiten in so vielfältiger Form
zusammen, wie ich es schon vorhin geschildert habe,
worunter beispielsweise auch die gemeinsamen
Aktivitäten zur Präventionsaufklärung fallen. Es ist eine
gemeinsame Aktivität der Stadt mit der Wiener Polizei nicht eine Sicherheitsinitiative oder -offensive -, die
ersten Veranstaltungen beispielsweise im 1. Bezirk
haben ja schon stattgefunden, wo vor allem auch die
Polizei mit den Menschen diskutiert, aber natürlich in
allererster Linie ihre Beratung, ihre Botschaft in der
Prävention über die Bühne bringen kann, so wie es der
zuständige Leiter für Präventionsmaßnahmen der
Kriminalpolizei sagte: Gelegenheit macht Diebe. Daher
ist es schon sehr gut, darauf hinzuweisen, dass man
selber hier auch etwas tun kann. Und wir helfen hier
neuerlich: Seit 2005 gibt es eine Fördermaßnahme für
einbruchshemmende Türen. Es wurden in dieser Zeit
etwa 13 000 gefördert. Etwa 5 Millionen EUR wurden
bisher hier an Fördersumme verwendet. Also das ist
nicht nichts. Hier ist zweifelsohne ein wesentlicher
Schritt, der auch vom Bürger selbst gesetzt werden
kann, auch gemacht worden und ich denke, diese Form
der Kooperation ist sehr gut.
Was zu tun ist, das ist das Laisser-faire bei der
Kontrolle von Verordnungen, Gesetzen, was immer, die
hier in der Stadt zur Einhaltung, wenn man so will, einer
Hausordnung gesetzt sind, dass man dies auch
entsprechend verstärkt. Und daher setzen die Spitäler
entsprechende Maßnahmen, werden bei Wiener
Wohnen entsprechende Maßnahmen, in den Parks, das
ist Angelegenheit der Bezirke, weil es dezentralisiert ist,
bei den „Waste Watchers“, „Help U“, et cetera, gesetzt.
Aber hier geht es darum zu helfen und eine gewisse
Ordnung zu halten. Hier geht es nicht um
Kriminalitätsbekämpfung.
Hier
geht
es
immer
punktgenau um Maßnahmen vor Ort, die in einem ganz
spezifischen Zusammenhang da auch mit der
Zuständigkeit im Magistrat und in anderen Bereichen
stehen.
Also ich denke, dass es gut ist, dass wir diese
Maßnahmen auch setzen, dass es gut ist, dass
Schanigärten nur so groß sind, wie sie tatsächlich
bewilligt sind, dass Baustelleneinrichtungen nur so lange
stehen, als sie tatsächlich bewilligt sind, dass man diese
Dinge entsprechend kontrolliert, denn die führen zum
täglichen Ärgernis - das ist auch in Übereinstimmung mit
der Wirtschaftskammer, ist gar keine Frage -, zum
täglichen Ärgernis, ist ja ganz klar. Daher ist das zu
kontrollieren und das tun wir auch.
Aber
Kriminalitätsbekämpfung
und
die
Erwartungshaltungen, die Sie hier mit dem Begriff der
Stadtwache verbinden, Kriminalitätsbekämpfung ist
Aufgabe der Bundespolizei. Wir können da durchaus
miteinander etwas tun, gar keine Frage, indem wir
beispielsweise auch sehr darauf dringen, dass die Polizei
mit den notwendigen personellen, aber auch von der
Ausstattung her gesehenen Voraussetzungen versehen
wird, dass sie ihre Aufgabe entsprechend wahrnehmen
kann. Es kann nur gut sein, wenn wir das miteinander
45. Sitzung / 15
wollen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die
1. Zusatzfrage wird vom Fragesteller gestellt, nämlich
von GR Dr Ulm.
GR
Dr Wolfgang
Ulm
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien): Ja, sehr geehrter Herr
Bürgermeister!
Es geht mir fast so wie bei der letzten Frage. Was
also die Problemerkennung und Analyse und ich glaube,
Ihren grundsätzlichen Ansatz betrifft, treffen Sie bei mir
auf hundertprozentige Zustimmung. Das ist keine Frage,
dass es Aufgaben der Polizei gibt und dass es städtische
Aufgaben gibt und dass es gut ist, wenn es eine sehr
gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Polizei gibt,
denn dem Bürger ist es völlig egal, woher die Sicherheit
kommt und warum sie in einer Stadt funktioniert, ob das
jetzt Bundesorgane oder städtische Organe sind.
Aber lassen Sie mich jetzt den Schwerpunkt auf die
städtischen Organe richten. Bei der Einhaltung dieser
Hausordnung gibt es jetzt schon eine Fülle von
Ordnungsdiensten. Warum soll man nicht mögliche
Synergieeffekte nutzen und warum sollen wir unser
Personal nicht sinnvoller und besser einsetzen, wenn es
möglich ist? Warum soll der Blaukappler nicht auch
ahnden können, wenn ein Auto eine Einfahrt verparkt?
Warum soll der Weißkappler nicht auch einschreiten
können, wenn der Gehsteig verunreinigt wird? Das ist
nicht wirklich nachvollziehbar. Wir könnten mehr für die
Sicherheit und Sauberkeit und Schönheit in dieser Stadt
tun, wenn wir schon bestehende Kräfte bündeln würden.
Da rede ich noch gar nicht davon, dass man die eine
oder andere Aufgabe von der Polizei sinnvollerweise
übernehmen könnte, da bleibe ich nur beim Status quo,
wofür jetzt schon die Stadt zuständig ist. Wir würden mit
einer Uniformierung generalpräventiv wirken, das
subjektive Sicherheitsgefühl würde steigen. Ich meine,
dass da mehr drinnen wäre, wenn man tiefer in die Frage
einsteigen würde, die Sie schon angerissen haben,
nämlich dass es zur besseren Koordination der schon
bestehenden Ordnungsdienste kommen könnte.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat!
Es ist weder etwas gegen eine Verbesserung im
koordinativen Bereich einzuwenden noch ist etwas
dagegen einzuwenden, dass man da oder dort
Feinschliffe durchführt. Das ist ja gar keine Frage.
Deswegen wird ja auch ein Koordinator eingesetzt, der
sich
verschiedenste
Dinge
einschließlich
Zusatzausbildungen und Ähnlichem anschaut, und zwar
jetzt nicht nur für den Gemeindebau, sondern der sich
das natürlich auch noch regelmäßig anschaut.
Aber ich kann Ihrer Idee deswegen auch nicht folgen,
nicht weil ich jetzt etwas gegen Uniformen hätte. Das
kann man nicht so sagen. Aber was zum Beispiel
jemand, der im Sicherheitsbereich eines Krankenhauses
tätig ist, gemein hat mit der Tätigkeit, die unsere Leute
etwa am Karlsplatz auch ausüben oder mit einem
Ordnungsberater im Bereich des Wohnbaus, das kann
ich persönlich nicht nachvollziehen. Abgesehen davon,
es ist halt einmal eine Gemeindeverwaltung etwas
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
differenzierter und vielfältiger, als das etwa der Bereich
der Polizei oder anderer Sicherheitskräfte auf der
Bundesebene ist. Daher sage ich es Ihnen hier noch
einmal: Jawohl, wir wollen dafür sorgen, dass hier im
jeweiligen Bereich, egal, ob jetzt dezentralisiert in den
Parks oder zentral eingerichtet wie bei den
Krankenhäusern, darauf geschaut wird, dass das
eingehalten wird, was Hausordnung ist. Da sorgen wir
auch dafür. Und ob man jetzt diese Leute kennzeichnet
oder nicht kennzeichnet, das soll auch noch kein
Streitpunkt sein, das ist sichtbar und erkennbar.
Was ich nicht will, ist, was Sie in Ihrer Frage hier
intendieren. Jetzt waren Sie ja behutsamer in der
Formulierung. Was ich nicht will, ist, den Eindruck zu
erwecken, dass diese Menschen dafür da sind,
Kriminalitätsbekämpfung zu machen. Das können sie
nicht, da verheizen wir sie auch am Ende des Tages und
erwecken
dann
dabei
völlig
falsche
Erwartungshaltungen. Daher soll jeder das machen,
wofür er zuständig ist und was er auch kann: Die Polizei
Kriminalitätsbekämpfung. Wir werden ihr hier helfen und
unterstützen, wo immer das möglich ist. Und wir haben
unsere Aufgaben wahrzunehmen im Hinblick darauf,
dass wir dafür sorgen, dass Hausordnungen eingehalten
werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste
Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Kowarik gestellt.
Bitte schön.
GR Mag Dietbert Kowarik (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Im Zuge der beworbenen Sicherheitsoffensive
werden
von
der
Stadt
Wien
auch
Informationsveranstaltungen
in
allen
Bezirken
stattfinden. Sie haben auch selber schon darauf Bezug
genommen. In einigen Bezirken hat es ja schon
stattgefunden. Tatsache ist, dass zumindest in einigen
Bezirken das Interesse der Bevölkerung enden wollend
war, sagen wir es einmal so. Im 12. Bezirk, zum Beispiel,
waren gerade einmal 26 Personen anwesend und davon
waren 14 Politiker, 5 Vortragende, 3 Leute vom Personal
und ganze 4 besorgte Bürgerinnen und Bürger waren
dort vor Ort.
Meine Frage: Wie erklären Sie sich das
offensichtliche Desinteresse der Bürger, zumindest in
einigen Bezirken, an den Informationsveranstaltungen
der Stadt Wien beziehungsweise was ist Ihre
Konsequenz für die noch folgenden Veranstaltungen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl: Herr Gemeinderat, Sie
haben eine sprachliche Ungenauigkeit. Hier handelt es
sich nicht um eine Informationsveranstaltung der Stadt
Wien, sondern um eine gemeinsame Veranstaltung der
Bezirksvorstehung mit der Wiener Polizei und dem
Wiener Polizeipräsidium. Was immer Sie sonst in
Zeitungen oder sonst irgendwo dazu lesen. Aber auch
diese Antwort ist relativ einfach. Natürlich hat schlicht
und
einfach
zu
wenig Werbung
für
diese
Veranstaltungen stattgefunden. Mir ist auch berichtet
45. Sitzung / 16
worden, dass es 30 Leute im 1. Bezirk waren, 26 in
Meidling. Hier ist eindeutig dazu zu wenig Werbung
gemacht worden. Das wird in der Zukunft anders sein
und in diesen Bezirken werden diese Veranstaltungen
wiederholt werden und eine entsprechende Bewerbung
erfolgen. Ich habe größtes Interesse daran, dass diese
Diskussionen stattfinden und dass diese Informationen
der Kriminalisten, also der Kriminalpolizei, über
Prävention auch an die Leute herankommt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die
3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Vassilakou
gestellt.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Bürgermeister!
Die Aufgabe der Polizei ist nicht nur, für Sicherheit,
sondern auch für Ordnung zu sorgen. Sie und ich haben
uns in den vergangenen Jahren auch immer wieder dafür
eingesetzt, dass es mehr Polizeipersonal braucht, weil
es ja vor wenigen Jahren noch zu massiven
Einsparungen gekommen ist.
Was ich nicht verstehe, ist, warum Sie den Weg
gehen, das kommunale Budget durch die Schaffung von
immer mehr Ordnungshütern und Ordnungshüterinnen,
egal jetzt, ob im Gemeindebau, im Spitalsbereich und
sonst wo, zu belasten anstatt das zu fordern, was
meines Erachtens vordringlich wäre, mehr, nämlich viel
mehr Polizeipersonal für die Stadt Wien.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl: Ich weiß nicht, was ich
gerade die letzten fünf Minuten gemacht habe, aber
genau das habe ich gesagt und genau das habe ich
gefordert und werde ich selbstverständlich auch für die
Zukunft fordern! Ich kann unmittelbar auch nicht
nachvollziehen, dass es hier um immer mehr Personal
geht, sondern die Zahlen, die ich Ihnen genannt habe,
sind heute im Dienst der Stadt Wien befindliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehungsweise
Beauftragte von der Stadt Wien bei Privatfirmen. Das
heißt, wir nutzen hier bestehendes Personal.
Selbstverständlich bin ich der Auffassung, wenn es
notwendig sein soll, dann wird man hier, so wie in allen
anderen Bereichen auch und völlig unbeschadet von der
Forderung nach diesen 1 000 Polizisten, die wir in
unserer Stadt wieder zurückhaben wollen, auch
entsprechendes zusätzliches Personal geben. Das ist
überhaupt keine Frage und die Beantwortung, warum wir
das machen, ist eigentlich ziemlich einfach, weil ja bei
der Mieterbefragung, die der Herr Wohnbaustadtrat
initiiert hat und die einen enormen Rücklauf gebracht hat,
wo man uns nicht mehr sagen kann, dass es halt nur ein
paar gewesen sind, sondern es war ein enormer
Rücklauf,
genau
das
übrigens
auch
die
Videoüberwachung - von über 80 Prozent der Menschen
gewollt wird. Und dann kann man meiner Auffassung
nach nicht hergehen und sagen, das interessiert mich
nicht, was sie sich wünschen, da machen wir etwas
anderes. Wir versuchen, jenen Weg zu gehen, dass wir
Konflikte sehr genau beschreiben, sehr detailliert
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
beurteilen und danach auch die Maßnahmen einsetzen.
Dort, wo es notwendig ist, die Hausordnung einzuhalten,
werden die Leute dafür da sein und dafür sorgen, dass
die Hausordnung eingehalten wird. Dort, wo es darum
geht, Konflikte aufzulösen, zu helfen, zu unterstützen,
dort werden die Mediatoren entsprechend eingesetzt
werden können. Und dass wir in Wien - weil das vorhin
die Diskussion war - natürlich niemals für die
Abschaffung der Hausmeister gewesen sind, das weiß ja
jeder und es ist überhaupt keine Frage, dass ich hier
auch massivst den Herrn Wohnbaustadtrat unterstützen
werde und mich massivst dafür einsetzen werde, dass es
den Hausmeister-neu geben wird ohne die Privilegien
der Vergangenheit und mit einer größeren Ordnung
versehen, als es sie in der Vergangenheit gegeben hat.
Aber da geht es genau darum, die Menschen im Alltag
zu begleiten, Ansprechperson für die ganzen vielen
Kleinigkeiten zu sein und Dinge auszuräumen, wo ich mir
manchmal denke: Das kann ja wirklich nicht wahr sein.
Ja, wenn halt eine Glühbirne kaputt ist, gibt es zwei
Möglichkeiten: Entweder man beschwert sich nicht,
sondern tauscht sie selber aus, das mache ich
beispielsweise in dem Haus, in dem ich wohne – das ist
kein Gemeindebau, damit da keinerlei Missverständnisse
entstehen, kein Gemeindebau, auch keine Villa in
Döbling, wie gelegentlich behauptet wurde –, dann
tausche ich das selber aus und warte nicht auf den
Hausmeister, bis er kommt, oder die andere Möglichkeit
ist, dass eben der Hausmeister da ist und innerhalb
eines Tages oder eineinhalb Tagen das Problem löst und
nicht wochenlang irgendeine Beschwerde, Diskussion
geführt wird oder sonst was sein muss. Das ist
vernünftig, das ist auch richtig und für das setzen wir uns
ein, das wollen wir. Ich hoffe sehr, dass wir hoffentlich
auch gemeinsam mit der ÖVP die Koalitionsparteien
davon überzeugen können, dass es in Zukunft einen
Hausmeister-neu wieder geben kann. Das wäre auch
eine sinnvolle Initiative, nicht wahr, Herr Doktor? Also ich
könnte und kann mir das gut vorstellen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die vierte und
letzte Zusatzfrage bei der letzten Frage wird vom
Fragesteller GR Dr Ulm gestellt.
GR Dr Wolfgang
Ulm
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien): Also der Hausmeister-neu ist
sicherlich überhaupt kein Problem. Das, was man ändern
wollte, das waren die Privilegien, die Sie ja selbst auch
schon angesprochen haben und niemand ist gehindert ...
(GR Dr Kurt Stürzenbecher: Ihr habt ihn ersatzlos
abgeschafft!
Er
wurde
ersatzlos
abgeschafft!)
Selbstverständlich ist heute niemand gehindert, einen
Hausbesorger nach ganz normalen arbeitsrechtlichen
Bedingungen anzustellen. Das mit der Glühlampe im
Stiegenhaus mache ich übrigens genauso wie Sie.
Beim städtischen Ordnungsdienst würde ich etwas
anders organisieren. Sie haben gesagt, Sie haben nicht
a priori etwas gegen Uniformierte im Stadtbild. Das ist
erfreulich, umso mehr haben natürlich diese 4 000
Ordnungskräfte, die Sie genannt haben - und ich kann
45. Sitzung / 17
mir nicht ganz vorstellen, dass es die wirklich gibt, denn
natürlich sind nicht alle, die auf die Hausordnung
schauen, auch geeignet, im öffentlichen Raum
uniformiert aufzutreten, aber es wird welche geben, wo
das sinnvoll ist. Aber wären es 4 000, dann hätte das
eine unglaublich generalpräventive Wirkung und würde
sich auch auf die kriminale Situation in dieser Stadt
auswirken. Wir haben gesehen, dass es bei der EURO,
als wir sehr viel Uniformierte im öffentlichen Raum
hatten, eine sehr geringe Kriminalität gegeben hat.
Die Frage ist daher, und ich probiere es einfach noch
einmal, ob eine Uniformierung dieses städtischen
Dienstes nicht soviel mehr bringen würde und dass man
sich das ernsthaft überlegen sollte. Als großes
Gegenargument haben Sie in den Medien genannt, das
ist budgetär zu schwierig, das kann man nicht
zusammenfassen. Eine leichte Lösung wäre, einen
Innenstadtrat vorzusehen. Das wäre auch ein politisches
Signal, das wäre auch eine ideale Zusammenarbeit mit
der Bundespolizei, ein Signal an die Bürger, dass uns
Sicherheit wichtig ist und es die vornehmste Aufgabe von
Staat und Stadt ist, der wir uns widmen. Daher denke
ich, dass es eine Überlegung wert wäre, der Sie
möglicherweise auch einmal beitreten könnten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl: Also, Herr Gemeinderat,
diese Fragestellung könnte von meiner eigenen Fraktion
sein, so angenehm ist sie. Das Beispiel EURO ist
großartig. Warum hat da alles sehr gut funktioniert?
Warum ist die Kriminalität zurückgegangen? Das ist doch
eine ganz klare Sache: Weil wir zu dem Zeitpunkt
ungefähr 1 400 Polizisten mehr in dieser Stadt hatten.
Ja, aber als die EURO zu Ende war, waren sie wieder
weg. Ich rede von Bundespolizeibeamten! Von Leuten,
die tatsächlich Kriminalitätsbekämpfung und Ordnung
gemacht haben! Also das ist ja ein hervorragendes
Argument! Wären die dageblieben, die 1 400 Polizisten,
auf Befehl der Frau Innenministerin, unserer
gemeinsamen Freundin, da waren sie ja auch da
(Heiterkeit bei der SPÖ.), während der EURO waren sie
ja auch da. Sie hätten nur dableiben sollen, dann wäre
schon alles in Ordnung gewesen und wir hätten auch
einen wesentlichen Schritt im Hinblick auf die Sicherheit
in der Stadt gemacht.
Noch einmal zurück zu dem anderen. Ich habe
überhaupt nicht gesagt, dass es administrativ, budgetär
schwierig ist, sondern ich habe darauf hingewiesen, dass
es leichter zuordenbar ist. Ich sage Ihnen noch einmal
das Beispiel: Der Bereich „Park“ ist dezentralisiert, das
betrifft im hohen Ausmaß die Bezirke und die
Bezirksvorsteher. Ich möchte mir anschauen, was Sie
sagen, wenn ich Ihnen die Parks - Sie vielleicht
persönlich nicht - aber was die ÖVP sagen würde, wenn
man die Parks den Bezirken jetzt wieder wegnimmt oder
aus der Dezentralisierung herausnimmt oder auch nur so
eingreift, dass man hier Budgetmittel in den Bezirken
entsprechend bindet. Daher ist das jedenfalls eine
Maßnahme, die aus meiner Sicht heraus gesehen
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
vernünftig ist, dass man sie auch in der Differenziertheit
belässt.
Was die Uniformierung betrifft, so sage ich noch
einmal, ich habe a priori nichts dagegen. Es mag
Bereiche geben, wo das sinnvoll ist, das findet ja jetzt
zum Teil auch schon statt. Man kann durchaus über
Aufgaben, Zuteilungen an unsere Parkraumüberwacher
reden, das ist im Prinzip ja alles möglich, aber ich
möchte nicht, dass Mediatoren und Sozialarbeiter in
einer Uniform herumlaufen, und ich sehe auch keinen
Sinn darin, dass beispielsweise die Baupolizei in einer
Uniform herumläuft. Das hat alles ... (Heiterkeit bei GR
Dr Matthias Tschirf.) Na ja wenn Sie da nicken, der
Bürgermeister wird ohnedies ... (Heiterkeit bei der SPÖ.)
Übrigens, wir hatten das in der Kaiserzeit. Da hat es das
gegeben. Da sind die Gemeinderäte in Uniform
herumgesessen, übrigens ausgestattet mit einem
Seitschwert. Das hätte vielleicht auch einen Vorteil, weil
der Wechsel, die Fluktuation im Wiener Gemeinderat
(Große Heiterkeit bei der SPÖ.) wahrscheinlich größer
wäre. Aber ob Sie das wollen, das weiß ich nicht, ob Sie
das wollen, das wollen wir lieber dahingestellt sein
lassen. Also, um zu dem zurückzukehren: Ich halte es für
vernünftig, dass man sich hier gemäß den Aufgaben mit
großer Diversität nähert, auch mit einer gewissen
Sensibilität. Und wenn Sie für sich etwas reklamieren
wollen, was Sie bei anderen Themenfeldern wie etwa
dem Gratiskindergarten auch tun, dann reklamieren Sie,
dass die SPÖ jetzt zumindest auf die Ordnung schaut.
Das ist übrigens eine gute Formulierung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr
Bürgermeister (Beifall bei der SPÖ.) für die
Beantwortung der 5. Frage.
Wir haben heute auch ganz junge Gäste und
ZuhörerInnen im Saal. (Auf der Besuchergalerie hat eine
Schulklasse samt Lehrern Platz genommen.) Ich
begrüße die Kinder der Volksschule Fuchsröhrengasse
sehr, sehr herzlich und danke für ihr Kommen!
(Allgemeiner Beifall.)
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der ÖVPKlub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema „Und sie bewegt sich doch: Hat
die SP-Stadtregierung den Mut und die Kraft, die
Stadtwache einzuführen?“ verlangt. Das Verlangen
wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung
ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Dr Ulm, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass
seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte
schön.
GR
Dr Wolfgang
Ulm
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt
Wien):
Sehr
geehrter
Herr
Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Der Herr Bürgermeister hat soeben damit
geschlossen, dass er gemeint hat, wir sollen auch überall
verkünden, dass die SPÖ jetzt auf Ordnung schauen
wird. Wir würden das gerne machen, wenn die SPÖ
erfolgreich auf Ordnung schauen würde. Es gelingt nur
leider Gottes nicht! (Beifall bei der ÖVP.)
45. Sitzung / 18
Herr Bürgermeister, wir stellen bei Ihnen einen
gewissen Wandel, was die öffentlichen Aussagen zum
Thema Sicherheit und Ordnung betrifft, fest. Das ist
erfreulich. In der Problemerkennung nähern Sie sich uns
stark an, aber Sie haben bisher die Verantwortung dafür
gehabt. Sie hätten das alles schon längst machen
können. Und es steht fest, dass wir im öffentlichen Raum
Missstände haben, für die Sie und die SPÖ
verantwortlich sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn wir unsere Aktuelle Stunde damit einleiten,
dass wir sagen „Und sie bewegt sich doch“, dann stelle
ich fest: Sie bewegt sich ein klein wenig, die
Sozialdemokratie. Aber das ist ja schon etwas, wenn
man das Beharrungsvermögen dieser Partei kennt. Es ist
nur die Frage, ob die Bewegung schnell genug erfolgt.
Es ist auch die Frage, ob die Richtung ganz genau
stimmt. Und es ist auch die Frage, ob der politische
Proponent, der Herr Bürgermeister, ausreichend
politischen Mut hat und ausreichend politische Kraft hat,
um seine Problemerkenntnis auch in Problemlösung
umzumünzen, denn die personifizierte Dynamik ist er ja
auch in dieser Frage gerade nicht. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn Sie sagen, „Standard“ gestern: Ordnung ja,
Überwachung nein, so sage ich Ihnen: Eigentlich stimmt
die Richtung schon nicht mehr und wir brauchen uns
schon gar nicht mehr sehr über Ihre Ankündigungen
freuen, denn so wird es nicht gehen. Das ist das Motto
„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“. So
werden wir in der Bekämpfung der Missstände im
öffentlichen Raum nicht erfolgreich sein und so waren wir
es ja leider Gottes in der Vergangenheit auch wirklich
nicht. Es bieten sich jetzt einmal fünf Fragen nach dem
an, was wir in der letzten Zeit überraschenderweise von
der Sozialdemokratie gehört haben, die auch bislang
noch nicht beantwortet worden sind, obwohl ich sie
schon mehrfach gestellt habe. Der Bürgermeister spricht
von 4 000 Ordnungskräften, die er in dieser Stadt hat
und die bereits auf Recht und Ordnung in dieser Stadt
schauen sollen. Sehr geehrter Herr Bürgermeister oder
sehr geehrte Herren Kollegen, die Sie später noch das
Wort ergreifen werden: Wo sind diese 4 000
Ordnungskräfte? Die kann ich beim besten Willen nicht
erkennen! Und um ein bissel was zur Sachlichkeit der
Debatte beizutragen: Selbstverständlich muss man jetzt
zwischen Personen, die als Konfliktlöser und Mediatoren
oder in einem Spital tätig sind und jenen unterscheiden,
die geeignet sind, in eine Uniform gesteckt zu werden,
um damit generalpräventiv zu wirken und auch
tatsächlich
im
öffentlichen
Raum
als
solche
Ordnungshüter erkennbar sind.
Der Herr Bürgermeister - und damit komme ich zur
zweiten Frage - hat bereits gesagt, dass er a priori nichts
gegen Uniformen im öffentlichen Raum hat. Ich frage
mich, wann werden diese 4 000, es werden nicht 4 000
sein, wenn wir die abziehen, die nicht in Betracht
kommen, endlich anständig uniformiert? Und wann
werden die endlich einheitlich organisiert sein? Wir
hätten schon beginnen können! Es ist eine einfache
organisatorische Maßnahme und wir hätten mit einem
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Schlag sehr viel gewonnen.
3. Frage: Wer kann eine solche neu zu schaffende
Ordnungstruppe leiten? 4 000 stehen im Raum, und
auch wenn nur die Hälfte übrig bleibt, 2 000, dann wäre
das eine ganz große, schlagkräftige Truppe. Wir sagen,
ein Innenstadtrat, ein Sicherheitsstadtrat, so wie ihn viele
andere Städte kennen, würde sehr viel dazu beitragen,
dass sich die Bürger in dieser Stadt wieder sicherer
fühlen. Ein Sicherheitsstadtrat könnte an der Spitze so
einer Stadtwache stehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Frage 4: Welche konkreten Aufgaben soll diese
Überwachungstruppe haben? Natürlich wäre es sinnvoll,
manche Aufgaben, die jetzt die Bundespolizei hat, von
dieser Stadtpolizei übernehmen zu lassen. Aber in einem
ersten Schritt - und man soll die Sozialdemokratie nicht
überfordern, man soll niemanden überfordern, die
Sozialdemokratie auch nicht - ginge es ja nur darum,
bestehende Aufgaben des Magistrats so zusammen zu
führen, dass sich mehrere Personen um diesen
Aufgabenbereich kümmern können. Es geht nur um
Synergieeffekte. Es geht nur darum, dass einer ohne
Scheuklappen auch nur ein bissel nach links oder nach
rechts schaut. Es ist doch nicht einzusehen, warum der
Blaukappler sich nicht um die verparkte Einfahrt
kümmern darf. Es ist auch nicht einzusehen, warum der
Weißkappler sich nicht auch darum kümmern soll, wenn
es zu einer Verschmutzung des Gehsteiges kommt. Und
dann wäre es sinnvoll, wenn wir schon so eine
Ordnungstruppe haben, 4 000 glaube ich nicht, 2 000
wäre ganz toll, wir haben in der Endausbaustufe immer
von 3 000 gesprochen, dass wir dann auch noch einen
Namen finden sollten, damit der Bürger was damit
anfangen kann. Ich schlage Ihnen den Begriff
Stadtwache oder Stadtpolizei vor. Ich sehe schon an den
Gesichtsausdrücken,
das
kommt
bei
der
Mehrheitsfraktion nicht so wahnsinnig gut an. Finden Sie
einen anderen Namen dafür, ja? Es kommt uns darauf
nicht an. Es geht uns darum, dass ein größerer Beitrag
zur Sicherheit in dieser Stadt geleistet wird. (Beifall bei
der ÖVP.)
Und, sehr verehrte Damen und Herren von der
Sozialdemokratie: Wenn es um Ordnung Schaffen in
dieser Stadt geht, dann bleiben Sie nicht ganz an der
Oberfläche stehen. Der Herr Bürgermeister ist, nachdem
er am 3. März in der „Kronen Zeitung“ eigentlich schon
sehr schöne Ankündigungen gemacht hat, dann am
7. März wieder ein bissel zurückgerudert und hat als
Beispiele, wo Ordnung zu schaffen ist, gemeint, na ja,
die
Schanigärten, die werden
da manchmal
rechtswidrigerweise vergrößert oder in Spitälern gibt es
zuviel Besuch in den Spitalszimmern. Sehr verehrte
Damen und Herren, das sind nicht unsere Probleme!
Das ist nicht das, was wir wirklich angehen wollen, wenn
wir mehr Sicherheit und Ordnung in dieser Stadt
schaffen wollen! Dort, wo die Probleme liegen, das ist die
Aggressivität und die Rücksichtslosigkeit im öffentlichen
Raum, das ist der Alkoholmissbrauch im öffentlichen
Raum, das sind die Zustände in der U-Bahn, im
Gemeindebau und in den Parks, das ist die Bettelei, das
45. Sitzung / 19
sind die Hütchenspieler, das ist die Verschmutzung, das
sind auch leerstehende Geschäftslokale, das soll man
nicht unterschätzen, und das sind Graffiti-Schmierereien.
Worum es geht, das ist eine effiziente, kommunale
Kriminalprävention von Seiten der Stadt Wien
anzubieten. Dort, wo jetzt schon die Aufgaben bei der
Stadt Wien sind, diese Aufgaben zu konzentrieren, in
einer Stadtwache Synergien zu nutzen und in einem
zweiten Schritt dann auch die Polizei von an sich
wesensfremden Aufgaben zu entlasten. Solche
wesensfremden Aufgaben sind beispielsweise die
Überwachung des Reitsports im Prater oder die
Überwachung des Auffahrens der Fiaker auf ihre
Standplätze, Vorschriften nach dem Jagdgesetz oder
nach dem Fischereigesetz und sicherlich auch das
Einheben von Parkstrafen bei Verkehrssündern.
Letztendlich wird man Ihre Politik an den Erfolgen
messen. Und von Erfolgen können wir im Augenblick
noch sehr wenig feststellen, weil man auch zu Mitteln
gegriffen hat, die nicht erfolgreich sind. Beispiel ... (GR
Prof Harry Kopietz: Bei der Polizei waren Sie für die
Abschaffung von Dienstposten! Sie haben sie
abgeschafft!) Bitte, Herr Landtagspräsident! Wir können
uns jetzt sofort sehr schnell sehr einig darüber sein, dass
wir mehr Bundespolizisten haben wollen. Wir sitzen da
nur im Wiener Gemeinderat und wir haben eine Aufgabe
in unserem Wirkungsbereich. Diese Aufgabe können wir
erfüllen oder daran scheitern, Sie sind gerade beim
Scheitern. (Beifall bei der ÖVP - GR Prof Harry Kopietz:
Sie sind schon gescheitert!)
Sich immer nur von jemand anderem etwas zu
wünschen, ist mir als Verantwortungsträger in dieser
Stadt einfach zu wenig. (Beifall bei der ÖVP.) Zu wenig
ist es mir auch, wenn hier von SAM für den JuliusTandler-Platz ein Sicherheitsknigge herausgegeben wird,
wo drinnen steht: „Es wird dringend empfohlen, Abstand
zu nehmen vom Urinieren im öffentlichen Raum, Sex in
der Öffentlichkeit, Verstellen des Weges, aggressives
Betteln, Misshandlungen, Sprühen von Graffitis, Zelten
außerhalb von Campingplätzen, Musizieren in Gebäuden
und gefährlichen Drohungen wie „I bring di um“ oder „Ich
breche dir alle Knochen“, denn das kann unter
Umständen einen gerichtlichen Straftatbestand erfüllen.“
Sehr verehrte Damen und Herren! Mit so einer
Broschüre alleine werden wir nicht weiterkommen. Das
ist ja geradezu lächerlich, das ist ja jammervoll, wenn wir
in dieser Stadt nicht mehr zusammenbringen. Das wäre
ja gerade so, als wenn man einem Autofahrer, der bei
Rot über die Kreuzung fährt oder der die
Geschwindigkeit übertreten hat, dann anschließend eine
Straßenverkehrsordnung in die Hand drückt. (Beifall bei
der ÖVP.)
Sehr verehrte Damen und Herren! Wahnsinnig viel
wäre zu tun, Missstände haben wir leider Gottes sonder
Zahl, obwohl Wien immer noch eine wunderschöne Stadt
ist. Wir können uns mit dem Karlsplatz in der
Opernpassage nicht abfinden, nicht mit den Zuständen
am Praterstern oder am Julius-Tandler-Platz, nicht mit
dem Bettelunwesen, nicht mit dem Hütchenspiel, nicht
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
mit Verwahrlosungstendenzen im öffentlichen Raum und
nicht mit Graffiti-Schmierereien, wo Sie völlig falsche
Prioritäten setzen, indem Sie die Ausbildung zum ProfiSprayen fördern, ohne darauf hinzuweisen, was das
wirkliche Problem ist, nämlich, dass viel zu viele Häuser
angeschmiert sind und das eine strafbare Handlung ist,
die mit bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe bedroht ist.
Damit Sie am Schluss aber sehen, welche Aufgaben
die Bundespolizeidirektion für die Stadt Wien erledigt,
habe ich auch noch diesen Ordner mitgenommen. Da
sind zehn Landesgesetze drinnen und etliche
ortspolizeiliche Verordnungen. Dafür wären im Prinzip
die Stadt Wien und eine Stadtwache zuständig. Das zu
kontrollieren, entlasten wir auch in einem zweiten Schritt,
der möglicherweise auch noch kommen wird, weil die
Hoffnung stirbt zuletzt, die Polizei. Leisten wir einen
sinnvollen Beitrag zur Kriminalitätsbekämpfung! Machen
wir doch endlich mit einer Stadtwache Wien sicherer,
sauberer und schöner! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Für weitere
Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die
Damen und Herren des Gemeinderats nur einmal zum
Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten
begrenzt ist.
Als nächster Redner hat sich GR Mag Gudenus
gemeldet.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Hoher Gemeinderat! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Ich muss mich zuallererst beim Kollegen Dr Ulm
bedanken, dass er seine zehn Minuten dazu genützt hat,
um zwei zentrale uralte freiheitliche Forderungen auch in
unserem Sinne (Heiterkeit bei der ÖVP.) zu propagieren,
nämlich den städtischen Ordnungsdienst und einen
Stadtrat auch hier in Wien und eine eigene
Magistratsdienststelle für die Sicherheit in Wien, weil es
eben in Wien erforderlich ist, was vor allem die jüngste
Zeit zeigt. Es zeigt auch die vernünftigen Kräfte in der
ÖVP, dass hier freiheitliche Forderungen übernommen
werden.
Auch der Herr Bgm Häupl hat ja vor einigen Tagen
gesagt, er wird dafür sorgen, dass es 4 000 städtische
Ordnungskräfte in Wien gibt. Leider liegt hiefür kein
Konzept vor, das wurde auch seitens seines Sprechers
zugegeben. Darin sieht man eben auch die
Konzeptlosigkeit, die hier im roten Wien vorhanden ist:
Immer große Ankündigungen zu machen und dann im
Endeffekt nicht zu wissen, wie man das Ganze umsetzt,
eben im Bereich der städtischen Ordnung oder im
Bereich des Kindergartens, wo wir auch noch einiges zu
diskutieren haben werden.
Der Herr Bürgermeister wurde, wie gesagt, von den
GRÜNEN für seine Ansage gelobt, er sei ein StracheMutant. Das wird sich aber erst dann zeigen, wenn er
diese Forderung der Freiheitlichen wirklich umsetzen
kann, weil HC Strache und die FPÖ schon im Jahre 2003
ein Modell gefordert haben, nämlich für Wien eine
Sicherheitswacht nach bayrischem Vorbild. So wie
45. Sitzung / 20
Bayern mit seinem Modell der Sicherheitswacht das
sicherste Bundesland Deutschlands ist, könnte Wien mit
dieser Einrichtung einer Sicherheitswacht schon bald das
sicherste Bundesland Österreichs werden. Zur Zeit
schaut es leider umgekehrt aus. Es sollten den Organen
dieser städtischen Ordnungsdienste natürlich die
gleichen Rechte zustehen wie jedem anderen Bürger,
nämlich das Festhalten von bei auf frischer Tat ertappten
Straftätern sowie Feststellung der Personalien,
Platzverweis bei Gefahr in Verzug und bei verdächtigen
Vorkommnissen auch das Informieren der Polizei mit
Handsprechfunkgerät.
Dem Kollegen Ulm kann ich vollkommen recht
geben: Nennen Sie es, wie Sie wollen, Städtischer
Ordnungsdienst, Stadtwache, Stadtpolizei. Es geht
darum, dass es umgesetzt wird, meine sehr geehrten
Damen und Herren! Es geht darum, dass hier Wien im
eigenen Wirkungsbereich Maßnahmen setzt, um auch
hier für mehr Sicherheit zu sorgen. Das Ganze könnte in
einem Büro für Sofortmaßnahmen zusammengefasst
werden und eben unter einem Stadtrat für Sicherheit und
einer eigenen Magistratsdienststelle.
Wir brauchen natürlich auch diesen Städtischen
Ordnungsdienst als Entlastung für die Polizei, weil eines
feststeht und das steht auch heute in vielen Zeitungen:
Dass die Polizei personell total unterbesetzt und total
überlastet ist. Man kann ihr auch keinen ... (GR Heinz
Hufnagl: Schwarz-Orange hat das so gemacht!)
Schwarz-Orange, richtig, genau, Sie sagen es
vollkommen richtig! (GR Heinz Hufnagl: Ja, SchwarzOrange!) Schwarz-Orange. Wir brauchen das auch als
Entlastung für die Exekutive. Es gibt Studien, die zeigen,
dass die Polizisten vor allem in Wien auf Grund der
Überlastung auch einen erhöhten Burn-out haben, dass
der hier vorhanden ist. Die Studien beweisen das. Und
es gehört auch die Exekutive entlastet, ganz klar. Man
braucht nur jeden Tag die Zeitung aufzuschlagen: Wien
versinkt geradezu in Kriminalität. Wir hatten heuer schon
11 Morde innerhalb von 13 Wochen. Die Lage ist sehr
ernst, aber Häupl und Fekter schauen nur zu. Eigentlich
könnte jeder in seinem Wirkungsbereich Maßnahmen
setzen, die das Ganze verhindern können.
Eine OGM-Studie sagt auch ganz klar: Im Jahr 2002
lag das subjektive Sicherheitsgefühl der Wiener bei
80 Prozent Zustimmung, also sie fühlten sich in Wien
sicher, im Jahr 2008 fühlen sich nur noch 60 Prozent in
Wien sicher. Das heißt, 40 Prozent fühlen sich ganz klar
nicht mehr sicher und die Kriminalität steigt weiter. Es
werden offizielle Statistiken veröffentlicht, aber der
interne Sicherheitsmonitor sagt etwas ganz, ganz
anderes, nämlich dass 47 Prozent der Delikte
mittlerweile schon in Wien stattfinden, dass Raub,
Vergewaltigung und leider auch Mord immer öfter hier
anzutreffen sind. 74 Prozent aller Raubdelikte ereignen
sich in der Bundeshauptstadt und deswegen ist es ganz,
ganz wichtig, die Polizei auch zu entlasten. Aber
natürlich sollten wir die Bundespolitik nicht aus der Pflicht
nehmen. Es gehört die Exekutive gestärkt, sowohl
personell als auch finanziell. Wir brauchen mindestens
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
1 500 Polizisten mehr in Wien. Man könnte rein als
Sofortmaßnahme gleich 100 Polizisten mehr auf die
Straße für mehr Sicherheit zur Verfügung stellen. Wir
brauchen eine Renovierung der Wachzimmer, weil es ja
für die Beamten aus Motivationsgründen nicht zumutbar
ist, unter welchen Arbeitsbedingungen der Dienst hier
verrichtet werden muss. Es ist ganz, ganz wichtig, dass
die Exekutive da eine Ausrüstung hat, um den
Herausforderungen auch gerecht zu werden. Diese
Maßnahmen könnten von Bundesseite auch gesetzt
werden.
Wir in Wien unter Bgm Häupl haben es aber in der
Hand und vor allem Sie, die rote Mehrheitsfraktion, ein
Wiener Sicherheitswachgesetz einzuführen, weil wir hier
in Wien diesen städtischen Ordnungsdienst ganz
dringend brauchen. Mit Stammtisch allein wird man die
Probleme nicht lösen. Es ist, glaube ich, auch ein Hohn
gegenüber den Bürgern vorzuschlagen, sich mit
Sicherheitstüren auszustatten, aber gleichzeitig wären in
Wirklichkeit die Öffentlichkeit und die Politik für die
Sicherheit verantwortlich! Wir brauchen in Wien einen
städtischen Ordnungsdienst! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort
ist Frau GRin Mag Vassilakou.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr verehrte
Damen und Herren!
In der Analyse der Probleme sind wir uns
wahrscheinlich weitestgehend einig. Worüber wir nicht
einer Meinung sind, sind die Konsequenzen, die man
daraus ziehen soll. Sie haben alle angesprochen, also
beide meiner Vorredner haben angesprochen, was die
Bevölkerung will. Ich meine, dass Sie im Irrtum sind. Die
Bevölkerung will, dass Probleme, so wie sie sie erleben,
gelöst werden. Sie wollen, dass Probleme beseitigt
werden. Sie wollen auch, dass diese Probleme lieber gar
nicht erst entstehen. Aber daraus kann man nicht die
Konsequenz ziehen, die Bevölkerung will eine
Stadtwache. Niemand will eine Stadtwache aus Prinzip
und niemand will Ordnungshüter aus Prinzip. Man will
einfach, dass das Problem, das einen belastet und
belästigt, schlicht nicht mehr da ist. Und welche Wege
wir einschlagen, um diese Probleme zu lösen, ist unsere
Entscheidung. Darüber sollten wir diskutieren und nicht
so tun, als ob Ordnungshüter und eine Kommunalpolizei
oder eine Stadtwache, wie Sie es neuerdings nennen,
schlicht der einzig mögliche Weg wäre, um diese
Probleme aus der Welt zu schaffen.
Also wenn ich davon spreche, dass es unsere
Entscheidung ist, wie wir vorgehen, so meine ich, dass
wir eben die Wahl haben: Wollen wir in jeder Stiege
Hausmeister
haben,
dann
werden
wir
höchstwahrscheinlich
im
Gemeindebau
keine
Ordnungshüter brauchen, weil viele der Probleme, für die
wir hier jetzt Ordnungshüter brauchen oder meinen zu
brauchen, gar nicht erst entstanden wären, wenn
Hausmeister
weiterhin
ihren
Dienst
in
den
Gemeindebauten verrichtet hätten. Es ist unsere
Entscheidung: Wollen wir Hausmeister oder wollen wir
45. Sitzung / 21
Ordnungshüter?
Genauso ist es unsere Entscheidung: Wollen wir
Jugendarbeit in Parks haben oder brauchen wir am Ende
Parksheriffs, meinen wir zu brauchen? Klar, entweder
werde ich den Konflikt unter Jugendlichen im Vorfeld
schlichten und gar nicht erst entstehen lassen und
schauen, dass eben aufsuchende Jugendsozialarbeit vor
Ort vorhanden ist oder es wird am Ende der Ruf nach
irgendwelchen Ordnungshütern laut, die auch in den
Parks aufpassen, dass nichts passiert.
Genau dasselbe in der Schuldebatte: Wollen wir,
meine Damen und Herren insbesondere von der
Sozialdemokratie,
endlich
Schulsozialarbeit
flächendeckend in Wien einführen oder wollen wir es in
ein paar Jahren darauf ankommen lassen, dass gerade
die ÖVP und die FPÖ eine Debatte anstrengen, ob wir
nicht Schul-Securitys brauchen? Ich will diesen Weg
nicht einschlagen und ich will Sie auch ermahnen, ganz
besonders die ÖVP, nicht diese billige, es ist wirklich
eine billige Lösung in der Politik, immer da, wo Probleme
sind, sofort nach mehr Ordnungshütern zu rufen, weil
nämlich die Probleme auf diese Art und Weise gar nicht
gelöst werden können. Und das wissen Sie genauso wie
ich, dass Prävention hier sehr wichtig ist und dass
gerade im Präventionsbereich nach wie vor viel zu wenig
getan wird oder gute Maßnahmen aus der
Vergangenheit abgeschafft worden sind, wie zum
Beispiel Hausmeister und Hausmeisterinnen in der
Vergangenheit.
Also eines möchte ich an dieser Stelle sagen: Ich
beobachte mit wachsender Skepsis den uniformen
Wildwuchs, den es inzwischen in der Stadt Wien gibt. Es
gibt einen einzigen Punkt, wo Kollege Ulm und ich einer
Meinung sind, und das ist, dass ich diesen
Uniformensalat auch unmöglich finde. Man muss sich
das alles vor Augen führen: Wie schaut der Wiener Alltag
aus? Es gibt Grillpolizei, es gibt Leute, die kommen und
schauen, dass man nicht illegal grillt. Es gibt „Waste
Watcher“, es gibt Weißkappler und Blaukappler, es gibt
Ordnungshüter im Gemeindebau, es gibt U-BahnAufsicht. Es gibt jetzt Hüter im Spital. Ununterbrochen
kommen einem Leute entgegen, jeder ist irgendwie
anders gekleidet. Wer soll sich da bitte noch auskennen?
Und meinen Sie wirklich, dass das ein guter Weg ist?
Meinen Sie wirklich, dass das die Art und Weise ist, wie
wir kommunale Mittel investieren sollten, die uns noch
dazu später fehlen? Sie fehlen uns bei der Sozialarbeit.
Sie fehlen uns bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, wo
demnächst in ein paar Monaten offensichtlich die
nächste Teuerung der Fahrscheine ins Haus steht. Sie
fehlen uns dort, wo wir viel sinnvollere Maßnahmen
finanzieren sollten: In der Schulsozialarbeit, um jetzt ein
Beispiel zu geben. Nein, stattdessen, wie gesagt, gehen
wir den Weg, immer mehr kommunale Mittel in
Ordnungshüter zu investieren, die wir teilweise nicht
brauchen.
Deshalb zum Schluss eine ganz klare Feststellung
meinerseits, was die grüne Position ist: Natürlich wird es
in dem einen oder anderen Bereich auch im Rahmen der
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Stadt Wien erforderlich sein, Ordnungsaufsichtsorgane
von der Stadt Wien zu führen und zu finanzieren.
Beispiel: Kontrolle von Parkscheinen. Das ist
nachvollziehbar. Aber das Gros der Aufgaben, die mit
Ordnung und Sicherheit in dieser Stadt zu tun haben,
sind Aufgaben der Polizei. Sie sind dafür auch
ausgebildet, sie können diese Aufgabe wahrnehmen,
ohne dass es auch noch zu Verletzungen von
Bürgerrechten und Menschenrechten kommt. Bitte
unterstützen Sie uns darin: Die Stadt braucht mehr
Polizeipersonal und keinen Uniformensalat. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort
ist Herr GR Schuster.
GR Godwin Schuster (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und
Kollegen!
Ich habe mir, als ich gehört habe, dass die ÖVP zum
wiederholten Male das zum Thema der Aktuellen Stunde
macht, gedacht: „Und täglich grüßt das Murmeltier.“
Ich bin jetzt seit 1992 Sicherheitssprecher meiner
Partei und habe sehr, sehr viel aus dem auch
polizeilichen Leben miterlebt und manchmal fühle ich
mich ja so, als wäre ich in diesem Bereich auch schon
tätig. Ich habe am Beginn noch eine Zeit miterlebt, die so
ausschaute, dass ich in dieser Zeit in der Tat von Jahr zu
Jahr eine sinkende Kriminalitätsrate am Beginn dieser
meiner Funktionsperiode als Sicherheitssprecher hatte,
eine
sinkende
Kriminalitätsrate
erleben
durfte,
glücklicherweise, Gott sei Dank, und eine gestiegene
Aufklärungsrate.
Und ich sage Ihnen, das, was hier passiert und zwar
seit Jahren passiert, ist ein seitens der ÖVP angelegtes
Ablenkungsmanöver von den wirklichen Problemen, die
im Sicherheitsbereich dieser Stadt existieren. Die ÖVP
hat sehr, sehr rasch festgestellt, dass die ÖVPInnenminister von Beginn an in ihrer Strukturänderung,
im Besonderen bei ihren Veränderungen bei der Wiener
Polizei, total versagt haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben in dieser Zeit eindeutig feststellen können,
dass genau - nicht wegen der ÖVP-FPÖ-Regierungsbeteiligung, sondern es ist in diese Zeit ein Steigen der
Kriminalitätsentwicklung reingefallen. Es ist die ... (GR
Mag Wolfgang Jung. Die ansteigende Kriminalität!) Ich
habe nur gesagt, die Regierung hat am Beginn nicht die
Schuld an dem Steigen der Kriminalitätsentwicklung
gehabt. Das muss man hier klar und deutlich schon
sagen. Aber was hat die Regierung für eine Antwort
gegeben? Die FPÖ-ÖVP Regierung? Sie hat zur selben
Zeit rigoros, trotzdem man gesehen hat, dass die
Kriminalität in Wien um 40 Prozent angestiegen ist,
rigoros Personal reduziert! Rigoros reduziert, und da ist
die FPÖ von dieser Kritik nicht auszunehmen. Die
damalige Frau FPÖ-Vorsitzende hat in der Behandlung,
wie viel Personal man in diesem Staat hat, eine wichtige
Funktion gehabt. Das heißt, ihr seid nicht ausgenommen
und mir hat in dieser Zeit von den Wiener Abgeordneten
auch immer gefehlt, dass nur irgendjemand von der ÖVP
45. Sitzung / 22
oder FPÖ gemeint hätte: „Hört auf mit dieser
verdammten Politik, die zu Lasten der Wiener
Bevölkerung geht.“ Keine Rede davon! Ihr habt dazu
sogar noch jubiliert! (GR Mag Wolfgang Jung: EU-Beitritt!
EU-Beitritt!)
Das Ziel damals war ausschließlich - und glaubt es
mir, ich war mit den Bezirksvorsteherinnen und
Bezirksvorsteher-Stellvertretern meiner Fraktion damals
beim Innenminister Strasser: Wir sind von ihm verhöhnt
worden, weil er ein einziges Ziel hatte: Umfärben,
umfärben und umfärben, koste es was es wolle im
Bereich Sicherheit. Und genau das ist das, was ich
überhaupt nicht verstehe!
Ich verstehe den Kollegen Ulm taktisch, dass er
deswegen mit der Stadtwache argumentiert, aber ich
verstehe überhaupt nicht, dass Sie keine einzige
Aussage zur Wiener Polizei machen und zur Belastung,
die bei der Wiener Polizei passiert, keine einzige
Forderung offiziell, mehr Personal für die Wiener Polizei
zu bekommen. Es gibt ein riesiges Bemühen, sage ich
auch ehrlicherweise dazu, weil man sonst nicht die
Wahrheit sagen würde, ein riesiges Bemühen des
jetzigen Landespolizeikommandanten, auch mehr
Polizisten und Polizistinnen zu bekommen. Fast
50 Prozent der Kriminalfälle in Österreich, darauf wurde
hingewiesen, passieren in Wien. Was macht man? Die
Belastung der Wiener Polizei im Verhältnis zur übrigen
Polizei ist eins zu acht. Eins zu acht! Und trotzdem gibt
man nicht mehr Personal hier her, außer dass wir in den
letzten
Jahren
jetzt
dankenswerterweise
mehr
Auszubildende bekommen. Nur rechnen wir uns einmal
ehrlicherweise durch, wie viel mehr an Pensionierungen
in dieser Zeit auch stattfinden.
Das wollte ich dazu nur sagen und bitte, Kollege Ulm,
das Thema für die Bevölkerung ist ein anderes, nämlich,
wie sichere ich die Aufklärungsrate und vermeide
dadurch auch Einbrüche, Autodiebstähle, et cetera.
Einen Satz noch, weil meine Zeit bald zu Ende ist:
Liebe Freunde von der FPÖ, also so kann es ja doch
nicht sein. Es gab am Anfang dieser Woche eine
Presseaussendung, wo der Herr Bürgermeister quasi
schuldig gesprochen wurde, weil ein Mord in der
Innenstadt passiert ist. Diese Aussage gab es von
Kollegen Gudenus. Ich habe sehr sachlich dagegen
argumentiert, und versuche es auch hier. Wenn Kollege
Gudenus in einer Presseaussendung derartige Worte in
den Mund nimmt, dann würde ich ihn wirklich ersuchen,
sich vorher ein bisschen zu informieren.
Zum Ersten: Wir können in dieser Stadt gar nicht so
viele Polizisten haben, um Morde aufzuklären, die in der
überwiegenden Anzahl im familiären Bereich, oder ad
hoc auf der Straße, wie hier im 1. Bezirk, passiert sind.
Nur: Dieser Mord im 1. Bezirk betraf einen Hooligan
aus der rechtsextremen Szene, (GR Mag Wolfgang
Jung: Aber doch nicht!) einen Hooligan aus der
rechtsextremen Szene, so steht es in den Medien. Und
hier würde ich mich sehr verwahren, den Herrn
Bürgermeister in diese Szene zu bringen, sondern das
ist eine Szene, die sehr engen Kontakt zu eurer Partei
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
pflegt und daher nehmt das nicht so leicht in der
Argumentation zum Sicherheitsgrad. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächste Rednerin
am Wort ist Frau GRin Matiasek. Ich erteile es ihr.
GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Wir haben eigentlich nichts anderes erwartet, als
wieder dieses reflexartige Beantworten des Themas
Sicherheit und Polizei mit der blau-schwarzen
Bundesregierung und deren Verschulden für die
derzeitigen Zustände.
Sehr geehrter Herr Kollege Schuster, sehr geehrte
Damen und Herren, ich glaube, wenn man dieses Thema
Stadtwache, städtischer Ordnungsdienst, für den wir
stehen, ernsthaft bespricht, dann muss man sich wirklich,
und jetzt ganz unabhängig von der Anzahl der Polizisten
und Polizeibeamten in Wien, auch einmal ein Bild von
deren Tätigkeit machen. Diese reicht von einer Art
Schlüsselverwaltungsdienst
im
Falle
eines
Feuerwehreinsatzes, im Fall eines Einsatzes der Rettung
bis
hin
über
Einsatzgründe
wie
verbogenes
Verkehrsschild, verdächtiger Müllsack irgendwo, lautes
Fußballspielen im Park, tote Katze auf der Fahrbahn,
verflogener Papagei in einer Garage, angeschmierte
Hauswände et cetera, et cetera. Hier überall wird die
Wiener Polizei zu Hilfe gerufen. Jedes Mal Einsatz von
Beamten, Einsatz eines Funkwagens, denn die beiden
Beamten können ja nicht überall zu Fuß hingehen.
Ja, und auch die Stadt Wien sieht in ihrer
Verwaltungsabwicklung den Einsatz, durchaus auch
einen wesensfremden Einsatz, von Polizeibeamten vor.
Viele
von
Ihnen
kommen
etwa
aus
den
Bezirksvertretungen, waren mit bei Lokalaugenscheinen,
bei Ortsaugenscheinen, und wenn es darum geht,
Pflanzentröge
vor
Geschäftslokalen aufzustellen,
Baustellen auszumessen und so weiter und so fort, ist
ein Polizeibeamter mit dabei.
Sehr geehrte Damen und Herren, das sind doch alles
Dinge, die sehr wohl von einem Ordnungsdienst
bewältigt werden können, wie zum Beispiel das falsch
geparkte Auto vor der Hauseinfahrt, die Verwaltung der
Schlüssel, wenn etwa nach einem Wasserschaden die
Feuerwehr in die Wohnung eindringen muss, dann ein
Schlosser kommt, muss die Polizei den Schlüssel
verwalten. Warum kann der Bürger, der jetzt gerade
nicht zu Hause war - und es geht eindeutig hier nicht um
einen kriminellen Akt, sondern nur um ein Gebrechen sich nicht den Schlüssel bei der Feuerwehr abholen?
Was die Polizei hier an Nebenbelastungen, an
wesensfremden Aufgaben hat, das gehört, unabhängig
von der natürlich dringend notwendigen Aufstockung,
aus dem Polizeidienst herausgenommen. Dafür werden
die Beamten nicht ausgebildet, sehr geehrte Damen und
Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Und das sind auch die Dinge, worüber die Polizei
klagt, weil das sehr viel Zeit verbraucht und ernsthafte
Polizeibeamte sagen, wir können die Kriminalität in Wien
45. Sitzung / 23
nur mehr verwalten, statt einerseits präventive
Maßnahmen zu setzen und andererseits sie zu
bekämpfen, weil wir mit diesen vielen kleinen,
wesensfremden alltäglichen Dingen ausgelastet sind.
Selbstverständlich braucht der Bürger hier einen
Ansprechpartner, und ob es um die Schlüssel oder um
das verbogene Verkehrsschild geht, wäre eben, nach
dem Vorbild, das in deutschen Städten bestens
funktioniert, ein städtischer Ordnungsdienst, eine
Stadtwache, wie immer man diese Organisation
bezeichnen will, genau das Richtige, dass der Bürger
weiß, in solchen Fällen wende ich mich dorthin. Man hat
ja der Polizei auch schon andere Agenden
weggenommen, was zum Teil gar nicht einmal so gut
funktioniert, wenn ich etwa jetzt an das Meldewesen
denke.
Die Stadt Wien darf sich also da gleich einmal bei der
Nase nehmen, auch im Zuge von Behördenverfahren
werden oft Beamte eingesetzt, wo es gar nicht notwendig
ist, wo eben etwa Mitglieder eines Ordnungsdienstes, die
entsprechend ausgebildet sind, diese Agenden auch
sehr gut übernehmen könnten.
Tun Sie diesen Schritt und überlegen Sie sich das
einmal, entlasten Sie vor allem die Polizei von ihren
wesensfremden Aufgaben. Sie haben ja in den letzten
Monaten sehr viele Rollen rückwärts gemacht, und ich
spreche es wieder an, das Thema Hausordnung, das
Thema Spielregeln. Sie wissen ja, dass Sie vieles falsch
machen, und Sie machen auch etwas falsch, wenn Sie
sich
diesem
Gedanken
eines
städtischen
Ordnungsdienstes entgegensetzen, wenn Sie den
verweigern.
Und es ist ganz egal, wie diese Gruppe oder wie
diese Organisation heißt, es ist auch ganz egal, welche
Farbe das Kapperl hat. Schluss mit dem Uniform- und
Farbsalat, sorgen Sie dafür, dass ein Ordnungskörper
zum Einsatz kommt.
Die ÖVP stellt die Frage, ob Sie den Mut und die
Kraft dazu haben, ich schließe mit der Hoffnung, dass
Sie doch in absehbarer Zeit den Willen und die Einsicht
besitzen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächster Redner
am Wort ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Warum heute Stadtwache, habe ich mir kurz
gedacht, nachdem wir das ja hier schon oft vom Kollegen
Ulm gehört haben. Jetzt habe ich mir gedacht, er hat
schon oft geredet, wahrscheinlich innerhalb der ÖVP
auch, da darf er es auch heute machen, weil heute wird
nicht viel davon übrigbleiben angesichts des Programms,
das wir nachher haben. Herr Ulm verfolgt diese
Stadtwache mit religiösem Eifer, er hat heute auch ein
Jubiläum. Ich habe kurz nachgeschaut: Es hat 2005 mit
einem Beschlussantrag begonnen, 2007 gab es einen
schriftlichen Antrag, einen Beschlussantrag, eine
Zusatzfrage, eine mündliche Anfrage, noch einmal ein
Beschlussantrag. Im letzten Jahr war es ein bisserl
weniger, es hat ein bisschen nachgelassen, es gab einen
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
schriftlichen Antrag, einen Beschlussantrag, und heuer,
immerhin jetzt schon das zweite Mal, das wäre nun also
insgesamt das zehnte Mal.
Noch besser, ja, noch besser, liest sich der Eifer in
den OTS, auf „www.ots.at“. Jede dritte Meldung vom
Herrn Ulm seit 2005 betrifft die Stadtwache, das sind
dann bis jetzt über 100. (Beifall bei der ÖVP.) Das ist
leider nichts zum Klatschen, weil er hat einen sehr engen
Sicherheitsbegriff, ja, einen sehr engen Sicherheitsbegriff
von der ÖVP, auch das steht hier. Da geht es in erster
Linie um Überwachung und um Nachschnüffeln. Ich
glaube, Sie sehnen sich nach einer Zeit, in der es
Informatoren gegeben hat oder nach Ländern, in denen
es so war.
Ich persönlich brauche da keinen Innenstadtrat, und
es lesen sich die einzelnen Aussendungen auch sehr
wirr, weil es steht immer in der oberen Hälfte, die Frau
Fekter macht das ganz super und die Sicherheit ist
besser, und in der unteren Hälfte steht dann immer
drinnen, und in der Stadt Wien lauft alles verkehrt.
Ich glaube fast, das schreiben zwei Personen. Ich
glaube, Sie schreiben erst einmal den Teil, der heißt, ich
muss da hindreschen, und irgendjemand sagt, man
muss was Positives sagen, weil die Innenministerin ist
vielleicht auch zuständig. Sie müssen wenigstens zwei
Aussendungen daraus machen. Das schaut irgendwie
ein bisschen komisch aus, wenn ich oben und unten das
Gegenteil von einander lese. Wenn das zwei Personen
machen in fünf Minuten oder innerhalb von einer Stunde,
dann ist das so, dann haben Sie halt mehrere Positionen
in der Frage.
Mir geht es bei der Sicherheit vor allem um die
soziale Sicherheit, weil die meiste Sicherheitsarbeit in
der Stadt wird nicht von Polizei und anderen
Ordnungskräften geleistet, sondern von den LehrerInnen
und den SozialarbeiterInnen. Das ist die nachhaltigste
Sicherheitspolitik, die wir haben, und wir brauchen eine
Armutsbekämpfung.
Das ist die eheste Sicherheitsfrage, die die Leute
stellen. Nicht, wer passt auf mich auf, wenn ich ein
Handy herumtrage, sondern wie zahle ich meine Miete,
wo wohne ich, welche Qualität hat meine Wohnung,
kann ich mir mein Überleben leisten, das ist die erste
Sicherheitsfrage,
jetzt
dringender
als
in
der
Vergangenheit.
Und wenn wir bei Gewalt und Gewaltprävention sind:
Auch dafür sind nicht in erster Linie Polizisten und
andere Ordnungskräfte zuständig, sondern in diesem
Bereich der Frauen und Kinder, die oft und in erster Linie
Opfer von Gewalt sind, diese zu schützen, und das ist
auch eine Aufgabe der Sozialarbeit.
Zur Wiener Polizei selber: Die Wiener Polizei genießt
keinen guten Ruf. Ist kein Wunder, brauchen wir nicht
alles wiederholen - Freunde der Wiener Polizei,
Polizeivermischung mit Rotlicht, das kennen wir als
Polizei und Gewalt, es ist ja meistens und oft auch nicht
nur so, dass die Polizei Gewalt bekämpft, sondern die
Polizei übt selbst Gewalt aus. Wir haben gerade einen
aktuellen Fall, ein Lehrer der Vienna International
45. Sitzung / 24
School, Mike Brennan, ist ein Opfer von Polizeigewalt
geworden. Bis jetzt laufen natürlich alle Verfahren noch,
wir GRÜNE sammeln Geld für diese Verfahren und
haben unter anderem Glück gehabt, dass es einen
Cartoon von Herrn Haderer gibt, den wahrscheinlich alle
kennen, „Obama in Wien“, der sich zwar lustig anschaut,
aber das Dilemma der Wiener Polizei aufzeigt, nämlich
Rassismus in der Wiener Polizei.
Und dazu brauche ich mich nicht selbst oder eine
Studie bemühen, gehen Sie einfach auf „Kripo-online.at“,
da gibt es eine Abstimmung: Ist die Wiener Polizei
rassistischer als der Rest der Bevölkerung? Und es
nehmen Teil an dieser Abstimmung, so wie ich das sehe,
weil bei den anderen Fragen die Ergebnisse, sage ich
einmal, ebenfalls so ausfallen, wie wenn sie von
Menschen aus dem Apparat auch beantwortet werden,
und es ist offensichtlich auch nicht mit viel darüber
gegangen, es ist nämlich keine höhere Anzahl. Die
Befragung, ist die Polizei rassistischer, endet mit: Viel
rassistischer, 21 Prozent, mehr als alle anderen, 17, und
gleich viel sind es dann fast 50.
Also 38 Prozent gehen davon aus und es wird
gelesen und beantwortet von Polizisten selber mit: Ja,
die Polizei ist rassistischer als der Rest der Bevölkerung.
Schlimm genug.
Deswegen brauchen wir auch eine Diskussion über
die Qualität der Wiener Polizei und nicht ausschließlich
über die Zahl und ja, wir brauchen eine Polizei, wir
brauchen mehr Migranten und Migrantinnen bei der
Polizei. Das sind Forderungen, die die GRÜNEN schon
lange erheben, bessere Gehälter, bessere Behandlung denn dass dort Burn-outs passieren, ist auch kein
Wunder bei der Arbeit -, bessere Arbeitsbedingungen.
Aber wir brauchen vor allem mehr Sozialarbeit in der
Stadt, und wir brauchen eine Armutsbekämpfung, eine
Vision, die am Ende heißen muss, Stadt ohne Armut.
Das ist Sicherheitspolitik im grünen Wien. Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Herr GR Mag Gerstl,
bitte.
GR
Mag Wolfgang
Gerstl
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien): Danke. Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Wenn man Kollegen Schuster zugehört hat, erhält
man fast den Eindruck, er ist einer der größten
Verfechter von Wachkörpern in Österreich. Er unterstützt
sie rund um die Uhr, er sorgt dafür, dass die Bewaffnung
stimmt, er sorgt dafür, dass sich die Polizei wirklich
durchsetzen kann. (GR Godwin Schuster: Ja, sehr!)
Meine Damen und Herren, denken wir ein bisschen
zurück: Jahrzehntelang hat die SPÖ der Öffentlichkeit
einzureden versucht, dass der Wachkörper nicht
bewaffnet sein darf. Man hat in den 70er Jahren noch
den Polizisten verboten, eine Waffe außen zu tragen,
weil das könnte ja zu martialisch wirken. Man musste sie
innerhalb des Rocks tragen Es war die SPÖ, die
jahrelang,
jahrzehntelang
gegen
eine
Luftraumüberwachung war, weil sie immer Angst hatte,
dass es zu martialisch wirken könnte. (GR Godwin
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Schuster: Jetzt ist es aber sehr tief!)
Meine Damen und Herren, heute ist die SPÖ nun
endlich so weit, dass wir versuchen können, die
Probleme ernst zu nehmen, und darum geht es jetzt. Es
geht jetzt nicht mehr darum, einander wechselseitig
aufzurechnen, wer hat wann was eingebracht. (GR
Godwin Schuster hält die heutige Tageszeitung „Heute“
in die Höhe, zeigt auf die Titelseite mit der Schlagzeile
„Pleite, Keine neuen Schuhe für die Polizei!“ und ruft:
Schauen Sie sich das an!) Keine Frage, im Sommer
2003 hat die ÖVP in der Person unseres
Sicherheitssprechers Wolfgang Ulm bereits die
Stadtwache gefordert. Es war die ÖVP, und wieder
Wolfgang Ulm, der im August 2004 bereits erstmals
einen Innenstadtrat gefordert hat. (GR Godwin Schuster:
Und die Feuerwehr und die Sozialarbeiter, das sind
Wachorgane, das ist ja provokant!) Es ist schön, wenn
jetzt mehr oder weniger alle Parteien darauf aufspringen
und sagen, es ist notwendig, das zu tun. (GR Godwin
Schuster: Die Polizei hat keine Schuhe!) Und diejenigen,
die heute noch nicht überzeugt sind, werden
wahrscheinlich in kürzerer Zeit dem auch noch
nachgeben.
Beim Gratiskindergarten, meine Damen und Herren,
hat die SPÖ sieben Jahre lang gebraucht, bis sie die
ÖVP-Forderung umsetzt. Bei der Stadtwache fordern wir
die Einführung nun seit sechs Jahren. Es besteht die
Chance, dass wir es im nächsten Jahr durchsetzen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Sicherheit ist ein Thema,
das die ganze Stadt angeht, ist ein Thema, das von
niemandem Verantwortlichen hier in diesem Rathaus
allein auf die Frage der Wiener Polizei abgeschoben
werden kann. Sicherheit ist eine vielfältige Frage.
Sicherheit beginnt bei den Verordnungen, die wir hier im
Gemeinderat erlassen, Sicherheit beginnt bei den
Gesetzen, die wir hier erlassen, Sicherheit endet bei der
Kriminalitätsbekämpfung von organisierten Banden. Und
all das zusammen trifft in unserer Stadt zu, all das
müssen wir hier tun. Und daher möchte ich hier an die
SPÖ in dieser Stadt appellieren, dass sie das, wofür sie
in dieser Stadt zuständig ist, hier auch umsetzt und nicht
dass sie dies, weil es eine Forderung der ÖVP ist, nicht
umsetzen möchte, weil sie Angst hat, das könnte ein
Erfolg der ÖVP werden.
Meine Damen und Herren, geben Sie Ihrem Herzen
einen Stoß, überlegen Sie sich einen Begriff für die
Stadtwache, der Ihnen recht ist, aber handeln Sie heute.
Handeln Sie heute und nicht morgen, und halten Sie
nicht länger nur Reden zu diesem Thema.
Es ist wichtig, dass wir die Maßnahmen auch sehr
vielfältig setzen, und da bin ich in dem einen Bereich
auch mit den GRÜNEN einer Meinung, dass wir in der
Prävention sehr viel tun müssen, dass wir in dem
Bereich Nachbarschaftshilfe sehr viel tun müssen, dass
wir in diesen Bereichen miteinander mehr reden, mehr
kommunizieren müssen. Dass es dabei auch um
Hausbesorger gehen kann, ist selbstverständlich, aber
es geht immer um ein Sowohl-als-auch und nicht um ein
45. Sitzung / 25
Entweder-oder.
Der Bürger erwartet sich von uns, dass wir alles
machen, dass wir uns um Prävention kümmern, dass wir
uns um den Nachbarn kümmern, dass wir uns darum
kümmern, wie wir vor Ort auch das Zusammenleben
besser agieren und reagieren lassen können (GR
Godwin
Schuster:
Wir
reden
ja
von
Kriminalitätsbekämpfung, wie wollen Sie das mit
Kriminalitätsbekämpfung vereinen!) und dass wir uns
darum kümmern, wie die Kriminalitätsbekämpfung
funktioniert.
Und da sind Sie, liebe Damen und Herren von der
SPÖ auch aufgerufen, dabei mitzuwirken. (Beifall bei der
ÖVP.)
In Wien gibt es einzig und allein nur eine Möglichkeit,
die Polizei zu entlasten, nämlich durch eine Stadtwache.
Und das ist Ihre Aufgabe von der Regierungsfraktion,
diese Entlastung für die Wiener Polizei auch
durchzuführen, es ist Ihre Aufgabe, im Bereich der
Verwaltung der Wiener Polizei auch die Dinge
wegzunehmen, die sie nicht unbedingt machen muss,
und sie dorthin zu geben, wo die Gemeinde und die
Stadt Wien dafür verantwortlich sind.
Meine Damen und Herren, die Wiener SPÖ hat es in
der Hand, die Wiener Bevölkerung auch im Bereich der
Sicherheit zu unterstützen oder nicht. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächster Redner
am Wort ist Herr GR Prof Kopietz. Bitte.
GR
Prof Harry
Kopietz
(Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich habe mich heute zum Wort gemeldet, weil mir
das Thema Sicherheit in der Tat ein ganz, ganz
wichtiges Thema ist. Und da meine ich nicht nur die
Sicherheit vor Kriminalität, sondern eine umfassende
Sicherheit.
Inhaltlich brauche ich dem Vorredner meiner
Fraktion, Kollegen Schuster, nichts mehr hinzuzufügen,
und so kann ich den Scheinwerfer und den Focus auf die
Überlegungen und die Forderungen der ÖVP, unterstützt
von der FPÖ, richten. Und da kann ich nur feststellen,
nachdem ich lange nachgedacht habe, warum denn
heute schon wieder: Es ist heute der Internationale Tag
des Lachens, und da kann man dann schon eher davon
ausgehen, und ich bitte Sie, mir nicht zu unterstellen,
dass meine Äußerungen heute und hier sich nicht mit
dem ernsten Thema Sicherheit beschäftigen, sondern
das Gegenteil ist der Fall, und ich komme darauf zurück.
Eine Aussendung der ÖVP hat gesagt: „Herr
Schuster,
die
Stadtwache
ist
nicht
für
Kriminalitätsbekämpfung konzipiert, sondern soll der
Bundespolizei bei der Überwachung von ortspolizeilichen
Verordnungen helfen. Die Stadtpolizei oder Stadtwache
soll im Detail die Überwachung der Reinhalte- und
Grünanlagenverordnung,
die
Überwachung
der
Reinhaltung
von
Straßen
und
Gehsteigen,
Patrouillendienste unter anderem in U-Bahn-Bereichen,
Parkanlagen und Fußgängerzonen durchführen, alles
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
wichtige Bereiche, alles wichtige Forderungen.“
Vielleicht ein kleiner Einschub: Sie fordern jetzt die
Entlastung der Bundespolizei und haben vorher
jahrelang nahezu eine Entlassung der Bundespolizei
durchgeführt. Ich brauche mich nicht weiter äußern,
verunglückte Reformen, seit 2000 um 1 000
Sicherheitswachebeamtinnen und -beamte weniger, da
liegt die ganze Krux drinnen.
Und jetzt bin ich schon bei Ihnen. Jetzt wollen Sie auf
jeden Fall diese 1 000 auffüllen, ist auch ein Muss, nur
Ihr Weg ist falsch, nämlich eine Ersatzlösung zu schaffen
und nicht das auffüllen, was die Notwendigkeit wäre,
nämlich die Wiener Bundespolizei zu stärken.
Eine Stadtwache ist nicht die Lösung dazu. Vielleicht
widmen Sie mir die Aufmerksamkeit noch für eine
szenische Darstellung. Wäre es nicht so ernst, könnte
man jetzt singen „Gustav 1 an Gustav 2“, das wäre ein
Thema zu Ihrer Forderung, die Sie stellen, aber es ist
eine realistische Szene. Gehen Sie davon aus, führen
Sie sich das Bild Märzpark, November 8 Uhr abends,
finster, Regen, diesig, vor Augen. Ein Stadtwacheorgan
versieht Patrouillendienst im Märzpark, das ist seine
Aufgabe, laut ÖVP, und da spielt sich Folgendes ab:
„Funkstelle von Stadtwacheorgan 33, kommen. WSTFunkstelle Rufer, kommen“, „Hier Stadtwacheorgan 33,
ich ersuche nach erfolgloser Anhaltung eines Passanten,
der bei unsachgemäßer Entsorgung einer FastfoodVerpackung in die Grünanlage des Märzparks erwischt
wurde, um Assistenzleistung der Polizei. Ich verfolge den
Verursacher im Märzpark von der Stadthalle Richtung
Urban-Loritz-Platz, Funkstelle kommen“. „Hier ist die
Funkstelle, habe verstanden.“ Fünf Minuten später:
„Funkstelle von Stadtwacheorgan 33, bitte kommen.
Nach weiteren erfolglosen Versuchen, den Missetäter
zur Ausweisleistung zu bewegen, befinde ich mich, ihn
verfolgend,
in
einer
U-Bahn-Garnitur Richtung Floridsdorf, ich ersuche
dringend
um
Polizeiassistenz.“
„Funkstelle
hat
verstanden.“ Nachdem der Verfolgte bei der U-BahnStation Donauinsel ausgestiegen ist, gibt das entnervte
und ohne Unterstützung der Polizei bleibende
Stadtwacheorgan 33 diese Verfolgung auf und teilte das
seiner Funkstelle mit.
Meine Damen und Herren, verzeihen Sie mir diese
Auflösung Ihres Problems in dieser Art und Weise. (GR
Mag Wolfgang Jung: Erbärmlich, das ist ja lächerlich!)
Mehr ist nicht hinzuzufügen, außer, dass wir wissen,
dass ab 2010 jährlich 150 Polizisten die Stadt Wien
verlassen werden in die Pension, wir bilden viel zu
wenige weiterhin aus. Das, was Sie gemacht haben, in
Ihrer Regierungszeit, FPÖ mit ÖVP-Unterstützung, ist
schändlich gewesen für die Sicherheit in dieser Stadt.
(Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Wolfgang Jung: Das ist
so was von erbärmlich!)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die Aktuelle Stunde ist
zu Ende. (GR Mag Wolfgang Jung zu GR Prof Harry
Kopietz, als dieser schon Platz genommen hat:
Hoffentlich haben das die Wähler nicht gehört!)
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
45. Sitzung / 26
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung
bekannt, dass an schriftlichen Anfragen von den
Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener
Freiheitlichen acht, des Grünen Klubs im Rathaus drei,
des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien fünf
eingelangt sind.
Von den GRen Henriette Frank, Univ-Prof Dr Herbert
Eisenstein und Mag Johann Gudenus wurde eine
Anfrage an den Herrn Bürgermeister betreffend
„Konfliktfreies Leben im Gemeindebau“ gerichtet. Das
Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage
wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderäten
unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs 5 der Geschäftsordnung
wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor
Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um
16 Uhr
noch
nicht
beendet,
wird
die
Gemeinderatssitzung
zur
tagesordnungsmäßigen
Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen.
Vor
Sitzungsbeginn
sind
von
Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener
Freiheitlichen fünf, des Grünen Klubs im Rathaus sechs,
des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien zehn
Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge
schriftlich bekannt gegeben, die Zuweisungen erfolgen
wie beantragt.
Durch das Ableben von Frau GRin Rosemarie
Polkorab ist ein Mandat im Gemeinderat der Stadt Wien
neu zu besetzen. Der Herr Bürgermeister hat gemäß
§ 92 der Wiener Gemeindewahlordnung auf das dadurch
freigewordene Mandat das in Betracht kommende
Ersatzmitglied
im
Wahlvorschlag
der
Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates, Frau Eva-Maria Hatzl, in den
Gemeinderat berufen.
Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung ist das
Gemeinderatsmitglied anzugeloben. Ich bitte daher die
Schriftführerin, Frau GRin Petrides, die Gelöbnisformel
zu verlesen und das neue Gemeinderatsmitglied auf
meinen Aufruf hin, das Gelöbnis mit den Worten „Ich
gelobe.“ zu leisten.
Ich bitte um Verlesung der Formel. (Die
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sowie die
Mitglieder des Stadtsenates erheben sich von ihren
Plätzen.)
Schriftführerin GRin Hedwig Petrides: „Ich gelobe
der Republik Österreich und der Stadt Wien
unverbrüchliche Treue, stete und volle Beachtung der
Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung meiner
Pflichten.“
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Frau GRin Hatzl!
Eva-Maria Hatzl: Ich gelobe!
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, die
Angelobung ist hiermit vollzogen. (Beifall bei allen
Fraktionen. Die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte
sowie die Mitglieder des Stadtsenates nehmen ihre
Plätze wieder ein.)
Ich wünsche von dieser Stelle aus Kollegin Hatzl viel
Erfolg, viel Freude an ihrer Arbeit und ein herzliches
Willkommen in unserer Gemeinschaft!
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
So, bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung
kommen, ersuche ich gemäß § 17 Abs 6 der
Geschäftsordnung für den Gemeinderat um Zustimmung
zur Aufnahme des Ihnen bereits bekannt gegebenen
dritten Nachtrags zur heutigen Tagesordnung. Er betrifft
verschiedene Wahlen.
Ich ersuche jene Kolleginnen und Kollegen, die der
Erweiterung der Tagesordnung zustimmen wollen, die
Hand zu erheben. – Ich stelle die Einstimmigkeit fest.
Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 5,
6, 9, 16, 19, 22, 25 bis 28, 30, 33 und 34, 36 bis 41, 44,
46, 48, 49, 52, 54, 55, 57 und 59 gelten gemäß § 26 der
Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben.
Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des
Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die
Verhandlung verlangt.
Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener
Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest,
dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung
erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates
gegeben ist.
In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender
Beratung die Postnummer 63 zum Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende
Umreihung
der
Tagesordnung
vorgeschlagen:
Postnummer 64, 65, 62, 24, 29, 31, 32, 1, 2, 3, 4, 7, 8,
10, 11, 12, 13, 17, 18, 21, 14, 15, 20, 23, 35, 42, 43, 45,
47, 53, 56, 58, 60, 61, 51 und 50. Die Postnummern
werden in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen.
Bevor wir über die vorliegenden Wahlvorschläge
abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu
entscheiden. Gemäß § 27 Abs 2 der Wiener
Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel
vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit
Zweidrittelmehrheit anderes beschließt.
Ich schlage vor, die auf der Tagesordnung unter den
Postnummern 63, 64 und 65 vorgeschlagenen Wahlen,
das sind die Wahl eines Stadtrats, die Wahl eines
Vizebürgermeisters und die Wahl eines amtsführenden
Stadtrats mittels Stimmzettel und die unter der
Postnummer 62 vorgesehen Ergänzungswahlen durch
Erheben der Hand vorzunehmen.
Ich bitte nun jene Kolleginnen und Kollegen, die mit
meinem Vorschlag einverstanden sind, um ein Zeichen
mit der Hand – ich stelle die Einstimmigkeit fest.
Frau VBgmin Grete Laska hat sich zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihr.
VBgmin Grete Laska: Herr Bürgermeister! Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Am 4. Mai 1984, also vor knapp 25 Jahren, bin ich zu
später Stunde hier in diesem Haus als damals jüngste
Gemeinderätin angelobt worden. Es war für mich eine
ganz besondere Erfahrung und die 25 Jahre, die ich hier
verbringen konnte, waren für mich auch ganz besondere
Jahre. Einleitend möchte ich, allein deshalb, damit es
dem Protokoll inne ist, und daher der historischen
Wahrheit dient, auch in diesem Hause wiederholen,
warum ich mich entschieden habe, heute meine Funktion
zu beenden.
45. Sitzung / 27
Es sind, wie ich auch schon öffentlich gesagt habe,
ganz persönliche Gründe. Persönliche Gründe, die mich
bewogen haben, meinen vier Kindern und zwei
Enkelkindern jetzt jene Zeit zurückzugeben, die ich ihnen
in den letzten 25 Jahren nicht in jenem Ausmaß geben
konnte, wie das vielleicht von manchen erwartet wird.
Meine Kinder haben sich hervorragend entwickelt, sind
selbstständige Persönlichkeiten geworden, die mich
sehr, sehr stolz machen, und trotzdem haben sie sich
enorm gefreut, und zwar egal, welcher oder welche von
den vieren, mit unterschiedlichen Bemerkungen,
Wünschen an die hauseigene Küche und anderem
versehen, auf die Zeit, die jetzt auf sie zukommt.
Ich habe mich sehr amüsiert über die
unterschiedlichen Spekulationen, die in den letzten
Tagen geäußert wurden, wie es denn zu diesem
Entschluss gekommen sei, aber noch einmal, es ist ein
rein persönlicher Grund und ich freue mich auf die Zeit,
die jetzt vor mir liegt.
25 Jahre in diesem Haus haben aber auch bedeutet,
in diesen 25 Jahren enorme Veränderungen des Hauses
miterleben zu dürfen. Damals, und das war sozusagen
der erste Einstieg unter der Ära Zilk-Mayr, waren es vor
allem harte Lehrjahre, die diesen Einstieg begleitet
haben. Es waren Lehrjahre, die mich, aber nicht nur
mich, sondern auch den Bürgermeister, gestärkt haben
und wir haben damals schon erkannt, wie wichtig es ist,
sich mit Dingen im Detail auseinanderzusetzen, sich eine
Meinung zu bilden und andere davon zu überzeugen,
dass unsere Meinung eine gute und eine richtige ist. Und
es ist uns beiden nur einmal passiert, dass wir mit einem
Vorschlag zum damaligen Finanzstadtrat gegangen sind,
nach einer halben Stunde mit einer Belehrung über die
Geschichte der Sozialdemokratie wieder vor der Türe
gestanden sind, aber zum damaligen Zeitpunkt keinen
einzigen Schilling für das Budget des Vereins
Jugendzentren bekommen haben.
Es war dies ein Auslöser dafür, dass wir uns nicht nur
mit dem Budget des Vereins, sondern ab diesem
Zeitpunkt auch durch einen sehr intensiven Einblick mit
dem Budget dieser Stadt beschäftigt haben, jenem Buch,
das Ihnen allen bekannt ist, und das für Sie in einigen
Fällen wahrscheinlich noch immer ein verschlossenes
ist.
Es war aber auch der Beginn einer Zeit, in der sich
Wien enorm verändert hat, eine Zeit, wo vor allem
Helmut Zilk dafür gesorgt hat, dass sich eine Stadt, von
der man gesagt hat, um 10 Uhr werden die Gehsteige
hochgeklappt und damit ist Schluss mit dem Nachtleben
in dieser Stadt, sich zu einer modernen, pulsierenden
Kulturmetropole entwickelt hat, zu einer Stadt, die auf die
Menschen zugeht, zu einer Stadt, die offen ist für viele
unterschiedliche Menschen, die hier leben und die damit
verbundenen Strömungen, Kulturen, Sprachen und
Interessen. Es war Hans Mayr, der in dieser Zeit dafür
gesorgt und den Grundstein gelegt hat für eine
phantastische wirtschaftliche Entwicklung, und vieles von
dem, was damals eingeleitet wurde, ist jetzt für uns eine
Selbstverständlichkeit und war doch von so vielen
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Diskussionen begleitet.
Wien steht in der Zwischenzeit im internationalen
Städte-Ranking immer an der Spitze. In Europa sowieso
an der Spitze, und weltweit immer an Platz 2 oder 3 von
den so genannten Bewertungen nach den weichen
Stadtfaktoren, die auch immer die wichtigsten als
Grundlage unserer Politik waren. Da geht es um soziale
Sicherheit, da geht es um Bildung, da geht es um die
Gesundheitsversorgung, da geht es um die Umwelt, und
da geht es um das Wohnen, also um die elementaren
Bedürfnisse für Bürgerinnen und Bürger einer Stadt. Und
die Qualität, die wir hier erreicht haben, ist enorm.
Es geht aber auch darum, dass es gelungen ist in
diesen Jahren auf der einen Seite die Chance, die Wien
mit all der Geschichte dieser Stadt hat und die wir
überall, wo wir hinschauen, finden, diese Tradition zu
pflegen und zu leben, aber gleichzeitig auch einen
Meilenstein in die Entwicklung der Zukunft unserer Stadt
zu setzen. Und da gibt es viele Punkte, die mit dazu
beigetragen haben.
Einer der ganz wichtigen Punkte war die
Entscheidung, Wissenschaft und Forschung in den
Mittelpunkt zu rücken, das Bildungsthema in den
Mittelpunkt zu rücken und dafür zu sorgen, dass die
Ausbildungsqualität in Wien eine wunderbare ist, dafür
aber auch zu sorgen, dass Wien in der neuen Rolle als
Mittelpunkt Europas nicht nur die eigenen Interessen
wahrnimmt, sondern vor allem auch die Interessen in
diesem neuen gemeinsamen Europa.
Es war eine enorme Entwicklung, die dazu
beigetragen hat, und alle, ob sie nun als Touristen so
zahlreich
nach Wien
kommen,
ob
sie
als
KonferenzteilnehmerInnen so zahlreich nach Wien
kommen, oder ob sie einfach nur aus den
Bundesländern nach Wien kommen, sie wissen, welche
hervorragende Qualität diese Stadt hat. Diese Qualität
stellen die tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
dieser Stadt sicher. Und was ich immer besonders
geschätzt habe, ist, dass wir unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter nicht nur als die Erfüllungsgehilfen in den
unterschiedlichen Bereichen dieser Stadt haben,
sondern ganz im Gegenteil als aktive Mitarbeiter eines
riesigen Dienstleistungsunternehmens, die enorme
Innovationen mitbringen, die tolle Ideen haben, die
mithelfen, dass das, was in diesem Haus politisch
beschlossen wird, dann auch mit jener Kraft und Stärke
umgesetzt wird, die der Wiener Verwaltung, dem
Dienstleistungsunternehmen Stadt, zu eigen ist. Und da
sind alle mitbeteiligt, da macht es keinen Unterschied, in
welcher Position jemand ist.
Und trotzdem war es wichtig, dass in dieser Zeit auch
im Haus selbst ein Paradigmenwechsel stattgefunden
hat, angeführt durch den Chef des Unternehmens,
unseren Magistratsdirektor, der mit seinem Einsatz und
mit seinem Engagement diesen Betrieb verändert hat,
der durch seine Motivation, durch seine Kreativität und
auch durch seine persönliche Vielfalt dafür gesorgt hat,
dass dieses Unternehmen in Wirklichkeit eines ist, das
man als absolutes Vorzeigeunternehmen mit allen
45. Sitzung / 28
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bezeichnen kann.
Es war die kluge Finanzpolitik, die von unserem
Finanzdirektor begleitet wurde, der zwar teilweise mit
Schmerzen in den Augen und in der Seele Dinge
umgesetzt hat, die wir uns gewünscht haben, wiewohl er
als politischer Mensch immer wusste, wie wichtig und
richtig diese Entscheidungen sind. Und mit beiden habe
ich die Diskussionen genossen, weil sie beispielgebend
für alle anderen waren, die ein gutes, ein hervorragendes
Fundament geliefert haben, auch in Vorbereitung neuer
politischer Entscheidungen. Und dazu kommt natürlich
noch, dass neben den beiden Finanzmännern sich jeder
Einzelne und jede Einzelne in diesem Haus
angesprochen fühlen soll mit diesem Dankeschön, ganz
besonders natürlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
die mich die 15 Jahre als Stadträtin in den
unterschiedlichen Magistratsabteilungen begleitet haben.
Und ich habe jetzt erst wieder ein bisschen nachgedacht
und mir ins Gedächtnis zurückgerufen, dass ich als
Frauenstadträtin zum Beispiel den 24-Stunden-Notruf
eingeleitet habe. Man vergisst auch so vieles so schnell,
was in 15 Jahren passiert.
15 Jahre Stadträtin war eine Zeit, wo meine
persönlichen MitarbeiterInnen ganz Enormes geleistet
haben. Diejenige, die mein Leben bestimmt hat, indem
sie Termine eingeteilt und dafür gesorgt hat, dass mir
absolut nicht fad wird, diejenigen, die den Büroablauf
sichergestellt haben, diejenige, die die Ausschussarbeit
vorbereitet hat, vor allem diejenige, die auf die Finanzen
geschaut hat und diejenigen, die das Ganze dann auch
noch der mehr oder weniger staunenden Öffentlichkeit
verkaufen mussten, ihnen allen ein ganz, ganz großes
Dankeschön, höchste Wertschätzung und tiefe
Verbundenheit.
Lassen Sie mich noch ein paar Sätze zu meinem
eigenen Politikverständnis sagen: Es war immer geprägt
von den Menschen im Mittelpunkt, es war immer geprägt
von den Grundsätzen der Toleranz, des Miteinanders,
der Partnerschaftlichkeit und dem, dass alles dazu getan
werden muss, dass niemand in dieser Stadt ausgegrenzt
wird. Es war geprägt von tiefer Freundschaft zu vielen,
und es war geprägt davon, dass ich es besonders
geschätzt habe, in Teams zu arbeiten. Es war geprägt
von politischen Zielsetzungen, von ideologischen
Grundlagen und deren Umsetzung, und was ich immer
besonders schmerzhaft empfunden habe, war das, wenn
ich den Eindruck gewonnen hatte, dass Sachargumente
in den Hintergrund gerückt werden und Polemik,
Zynismus und persönliche Angriffe plötzlich die Themen
der Politik waren.
Ich habe immer versucht, meiner Linie treu zu
bleiben, vor allem vor dem Hintergrund, dass ich nie die
Absicht gehabt habe, in meiner Wohnung die Spiegel
abmontieren zu müssen, weil ich mich nicht mehr
hineinschauen kann. Ich habe nie verstanden und werde
nie im Leben Verständnis für inkonsequente Haltung
aufbringen. Konsequenz war immer die Grundlage
meiner eigenen Pädagogik, sowohl in der eigenen
Familie als auch als Lehrerin und auch in der politischen
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Arbeit. Und daher ist Inkonsequenz für mich überhaupt
das Schlimmste, was es geben kann und ich werde nie
verstehen, wie man zum Beispiel regelmäßig in ein
Einkaufszentrum einkaufen gehen kann, das man zuerst
vehement politisch abgelehnt hat. Da könnte ich viele
Beispiele aufzählen.
Was ich auch meine, ist, dass ich mir manchmal
gewünscht hätte, dass die Unterschiedlichkeit der
einzelnen Parteien deutlicher zum Ausdruck kommt.
Schon allein deshalb, weil dann auch diejenigen, die uns
fehlen, sich klarer ein Bild davon machen können, was
die Zielsetzungen der einzelnen politischen Parteien sind
und wo auch die Unterschiede sind, die aus meiner Sicht
gut und nötig sind.
Ich möchte Ihnen allen, die Sie hier im Haus sind und
auch bleiben werden, alles Gute wünschen. Ich möchte
mich bei Ihnen für die Zusammenarbeit bedanken, ich
möchte mich bei jenen entschuldigen, die ich unbewusst
persönlich gekränkt haben sollte, und ich möchte mich
auch dafür bedanken, dass über weite Strecken die
Beschlüsse, die sowohl im Ausschuss als auch hier im
Haus gefallen sind, von sehr großen Mehrheiten
getragen wurden.
Ich habe hier im Haus in diesen 25 Jahren viele
kennenlernen dürfen, auch über Parteigrenzen hinweg,
die große Persönlichkeiten waren und die eines
bewiesen haben, was leider immer weniger wird, nämlich
Handschlagqualität. Ich habe viele gefunden, wo sich
durchaus auch eine persönliche Freundschaft entwickeln
konnte, auch wenn man unterschiedlicher Meinung war das gehört dazu -, aber die nie eine bestimmte Grenze
unterschritten haben, auch nicht in der politischen
Kommunikation.
Ich glaube, dass das gut so ist, weil letztendlich jeder
und jede, der im politischen Leben steht und politische
Auseinandersetzungen führt, unterscheiden muss
zwischen jener politischen Realität, die uns hier
verbindet, der veröffentlichten Meinung und der
öffentlichen Meinung, die wahrlich nicht immer identisch
sind. Und persönliche Kränkungen, persönliche Angriffe
können sich oft schneller wenden, als man sich das
vorstellen kann.
Und daher wünsche ich mir vor allem auch im Sinne
einer lebendigen Demokratie, dass das Miteinander auch
mit allen politischen Unterschiedlichkeiten dieses Haus
weiter prägen möge und dass sich jene Persönlichkeiten
durchsetzen, deren Prinzipien sich genau danach
orientieren.
Ich möchte mich natürlich ganz speziell bei euch, bei
den Mitgliedern des Hauses meiner Fraktion, bedanken.
Uns verbinden unterschiedlich lange Zeiten, die wir
gemeinsam verbracht haben, vor allem im Ausschuss. In
meinen Ausschuss gab es immer Wechsel, und viele von
denen, die seinerzeit in meinem Ausschuss waren,
sitzen jetzt in ganz anderen Positionen, und das freut
mich natürlich sehr. Es war das Team, unser Team, ein
wunderbares, es war die Kooperation eine inhaltlich und
freundschaftlich geprägte, und das gibt viel Kraft, und
dafür danke ich euch, vor allem natürlich auch dem
45. Sitzung / 29
Team des Wiener Stadtsenates, unserem Team.
Natürlich danke ich ganz besonders und persönlich
meinem Bürgermeister, dir lieber Michl, denn die
25 Jahre, in denen wir viele Fragen gelöst haben, vor
allem Schlüsselfragen, die nimmt uns keiner weg. Alles,
alles Gute, viel Kraft und du bist und bleibst der beste
Bürgermeister für diese Stadt. Herzlichen Dank. (Die
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sowie die
Mitglieder des Stadtsenates der SPÖ stehen auf und
spenden lang anhaltenden Beifall.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Auch von dieser Stelle
herzlichen Dank und viel Freizeit.
Wir kommen nun zur Postnummer 63. Sie betrifft die
Wahl eines Stadtrates.
Dieser
Tagesordnungspunkt
wurde
in
der
Präsidialkonferenz
zum
SchwerpunktVerhandlungsgegenstand erklärt, daher hat die erste
Runde 40 Minuten Redezeit.
Als erster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR
DDr Schock. Ich erteile ihm das Wort.
GR
DDr Eduard Schock
(Klub
der
Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine
Damen und Herren!
Die eigene Fraktion hat der Frau Vizebürgermeisterin
ja gerade alles Gute gewünscht für die Pension. Wir
schließen uns dem natürlich an, dass sie viel Zeit haben
möge, vor allem für ihre Enkerl, was sie sich ja selbst
gewünscht hat, da sie ja auch gemeint hat, dass die
Enkerl schon Wünsche an die hauseigene Küche
gerichtet haben, und dass sie offenbar als Omi für ihre
Enkerl auch kochen will. Wir wünschen ihr auch vor
allem einen Kindergartenplatz für Ihre Enkerl, einen
Kindergartenplatz, den Sie ja ab Herbst allen
Wienerinnen und Wiener versprochen haben.
Aber meine Damen und Herren, die heutige
Tagesordnung zeigt vor allem, wie nervös der
Bürgermeister dieser Stadt geworden ist, und wie
hypernervös doch diese Regierungsumbildung jetzt noch
schnell stattgefunden hat. Er ist so nervös, dass er Briefe
an alle Wienerinnen und Wiener schreibt, dass er
Sicherheitsstammstische veranstalten und in die
Gemeindebauten gehen will. Und eigentlich hat diese
Nervosität ja schon am Wahlabend begonnen, nämlich
nach
der
Nationalratswahl,
mit
unwürdigen
Rundumschlägen, mit Rundumschlägen gegen die
Freiheitliche Partei vor allem, und es setzt sich diese
Nervosität heute mit dieser Regierungsumbildung fort,
wo Häupl davon ablenken will, dass er ja selbst
verantwortlich
ist,
etwa
in
der
Schule
als
Stadtschulratspräsident, denn der Bürgermeister ist ja
laut Stadtverfassung Vorstand des Magistrats und
Vorgesetzter auch der Amtsführenden Stadträte.
Das sagt die Wiener Stadtverfassung, Herr
Bürgermeister, und Sie können sich daher nicht
abputzen. Sie setzen diesen Rundumschlag ja auch fort
mit
einer
Inseratenkampagne,
mit
einer
Inseratenkampagne, die Sie, meine Damen und Herren,
in allen Wiener Tageszeitungen verfolgen können, mit
einer Inseratenkampagne der SPÖ, des Obmannes der
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
SPÖ, des Herrn Häupl, gegen unseren Obmann, gegen
Heinz Christian Strache, wo hier Heinz Christian Strache
drauf ist, und drunter steht „voll daneben“.
Ja, Herr Bürgermeister, voll daneben, so bezeichnen
Sie Ihre politischen Mitarbeiter. Das soll Ihr Niveau sein,
das Niveau eines Wiener Bürgermeisters, Herr
Bürgermeister? (GR Heinz Hufnagl: Wer hat das Ganze
begonnen, wer hat den ersten Stein geschmissen!) Ich
bin mir ganz sicher, mit diesem Stil und auf diesem
Niveau werden Sie Ihren Kopf nicht retten können, die
Wienerinnen und Wiener wollen so etwas nicht, die
Wienerinnen und Wiener werden Sie daher abwählen bei
der nächsten Wahl. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, die Strategie ist offenbar,
ein Bauernopfer zu finden, um von der Verantwortung
des Bürgermeisters abzulenken, etwa in der Schule, wo
er der Stadtschulratspräsident ist, und wo er selbst,
höchstpersönlich, säumig war, etwa bei den
Islamlehrern. Und das ist so ein wichtiges Beispiel, weil
wir hier vor zwei Jahren die Namen und Fakten auf den
Tisch gelegt haben.
Und ich frage Sie, was hat sich geändert, was hat
sich jetzt vor allem in den letzten Monaten geändert, wo
der
Bürgermeister
auf
Grund
einer
neuen
Rechtsauffassung, des Unterrichtsministeriums nämlich,
jetzt spätestens hier eine Handhabe hätte, dagegen tätig
zu werden? Aber nichts hat er gemacht, der Herr Seidan
ist immer noch da, der Herr Podojak, der den Dieben die
Hände abhacken will und die Kinder in der Schule lehrt,
der Frauen mitten in Wien steinigen will, der ist immer
noch da, und der Bürgermeister unternimmt nichts
dagegen. Und ich Frage Sie auch, was hat der
Bürgermeister als Stadtschulratspräsident insgesamt in
der
Schule
unternommen,
wo
wir
heute
Containerklassen haben, wo unsere Schule, die ja
einmal ein Vorzeigemodell war, eigentlich zugrunde
gerichtet ist, wo die Kinder heute nicht einmal mehr
Deutsch oder Rechnen können, wo wir in den
internationalen Rankings bei der PISA-Studie etwa, ganz
hinten angereiht werden, weil die Hälfte der Kinder dort
nicht Deutsch spricht, und unsere Kinder daher einfach
nichts mehr lernen, und weil wir heute so weit sind, dass
jeder, der Geld hat, sein Kind in eine Privatschule gibt
und jeder, der kein Geld hat, sein Kind in eine öffentliche
Schule geben muss, wo die Kinder dann nichts
Gescheites mehr lernen, weil dort kaum mehr Deutsch
gesprochen wird.
Meine Damen und Herren, wir haben daher heute in
Wahrheit wieder nach so vielen Jahren Sozialismus in
Wien eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Wer sich’s leisten
kann, gibt sein Kind in eine Privatschule und hat dort
Gott sei dank noch eine Gute Ausbildung, aber wer es
sich nicht leisten kann, der erhält nur mehr eine
zweitklassige Ausbildung.
Und da frage ich Sie, meine Damen und Herren, was
hat hier der Bürgermeister dagegen unternommen, was
hat
er
als
Stadtschulratspräsident
dagegen
unternommen? Und ich meine daher, dieses
Bauernopfer, dieses Ablenkungsmanöver, meine Damen
45. Sitzung / 30
und Herren, wird Ihnen überhaupt nicht helfen. Ich sage
Ihnen,
mit
diesem
Trick,
mit
diesem
Ablenkungsmanöver, werden Sie ihre Mehrheit nicht
retten können, die Wienerinnen und Wiener werden Sie
abwählen bei dieser Wahl, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der FPÖ. – GR Heinz Hufnagl: Da spielen wir
dann Baseball da herinnen!)
Aber es ist ja auch das Beispiel Parteibuchwirtschaft
und Nepotismus, der vor allem in diesem Ressort der
Frau Laska ja geherrscht hat. Beispiel: Praterservice
GmbH, wo nicht etwa der verantwortliche Direktor Wurz
entlassen worden ist, sondern wo zusätzliche
Geschäftsführer bestellt worden sind, wo man vier
zusätzliche Geschäftsführer bestellt hat. Wir haben dort
also jetzt für 30 Mitarbeiter 4 Direktoren. Aus einem
Direktor sind vier Direktoren geworden, aber der für das
Desaster verantwortliche Herr Wurz ist immer noch da.
Und wenn man sich die Ausschreibung dieser neuen
Geschäftsführer ansieht, dann ist das ja ganz
symptomatisch für die SPÖ in diesem Haus.
Meinen Sie, meine Damen und Herren, dass die
Stellenausschreibung gesetzeskonform war? Natürlich
nicht. Es hat natürlich die Stellenausschreibung gegen
das Gesetz verstoßen, und auch das Verfahren selbst
war nicht gesetzeskonform. Es hat hier die zuständige
Beamtin mehrfach interveniert, sie hat interveniert, aber
das zeigt ja das System, und dass sich durch den
Rückzug der Frau Laska überhaupt nichts ändern wird,
dass die Beamten des Hauses im Auftrag der Politik
intervenieren und mit dem Zweck, dass die Bewerber der
SPÖ zum Zug kommen, nämlich die Frau Schwarzinger
und der Herr Draxler. Und, meine Damen und Herren, es
sind natürlich auch genau diese Bewerber der SPÖ dann
bestellt worden, von der Frau Laska bestellt worden, und
das zeigt auch das System der SPÖ. Entschieden
worden ist es ganz oben, beim Bürgermeister, weil die
anderen Bewerber haben nämlich, und das ist ja auch
symptomatisch, aus dem Umkreis des Bgm Häupl schon
vorher erfahren, dass die Sache eigentlich gelaufen ist,
und das ist eigentlich der Skandal in diesem System.
Und es geht ja heute auch, meine Damen und
Herren, um das Wohnbauressort, und da gab es ja ganz
ähnliche Vorkommnisse im Ressort des StR Ludwig bei
der AußenbetreuungsGmbH, über die heute ja ein
vernichtender Kontrollamtsbericht veröffentlicht worden
ist. Und das zeigt das rote System dort, das System des
Herrn Jansky, das System, das der Bundeskanzler
Faymann als Wohnbaustadtrat dort noch aufgebaut hat,
indem er nämlich den Bruder seines Pressesprechers
dort in dieser Außenbetreuung inthronisiert hat.
Die Moral dieser Leute zeigt sich darin, dass der sich
als
erste
Amtshandlung
sofort
einen
teuren
Geländewagen, einen Audi Q7, auf Kosten der
Steuerzahler gekauft hat.
Wie ist es dann weitergegangen? Von 380 Mitarbeitern sind 250 abgebaut worden. Überleben kann
man dort nur, wenn man zum roten Machtklüngel gehört.
Das ist symptomatisch und wir haben das beim
Kontrollamt anhängig gemacht.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Wie schaut dieser Machtklüngel aus? Da gibt es eine
Zentralbetriebsrätin, die Frau Stepanek, die die
Schwiegermutter von Herrn Ullreich ist, der dort
wiederum Bereichsleiter ist. Und der Herr Ullreich ist
seinerseits der Schwager von Herrn Dipl Ing Böhm, der
wiederum stellvertretender Direktor bei Wiener Wohnen
ist. Damit alles in der Familie bleibt, hat das
Qualitätsmanagement dann der Bruder des Herrn Böhm
über.
Meine Damen und Herren, so schaut Ihre rote Politik
aus, die sich durch den Abgang einer Stadträtin gar nicht
ändert! Das ist Ihre Zwei-Klassen-Gesellschaft, die ZweiKlassen-Gesellschaft à la Häupl! Wer sich mit Häupl
arrangiert, hat ausgesorgt, aber wer aufmuckt, fliegt!
Meine Damen und Herren, Sie werden mit diesem
Bauernopfer, mit diesem Ablenkungsmanöver überhaupt
nichts ändern! Die Menschen haben Ihr System bis hier
hin! Die Wählerinnen und Wähler werden Sie daher bei
der Wahl abwählen, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der FPÖ.)
Aber es geht weiter. Da schreibt der Bürgermeister
jetzt Briefe - Vranitzky hat Pensionistenbriefe
geschrieben, Häupl schreibt Kindergartenbriefe -, wo er
Versprechen abgibt, die er niemals einlösen kann.
Und die Rundumschläge gehen weiter. Da will die
SPÖ nach so vielen Jahren in den Gemeindebau
hineingehen. 3 000 neue Ordnungsberater, 4 000 sogar
nach manchen Pressemeldungen, hat der Herr
Bürgermeister verkündet. Da werden sich die Menschen
noch mehr gefrotzelt fühlen, wenn die kommen, denn
das sind multikulturelle Berater, wie man hört, in den
Gemeindebau gehen und dort um mehr Verständnis
werben, um mehr Verständnis für den Dreck und den
Lärm in diesen Gemeindebauten. Ich meine, wenn Sie
so den Gemeindebau zurückerobern wollen, dann sehe
ich dem gelassen entgegen.
Oder die Sicherheitsstammtische: Da wollen Sie
Sicherheitstüren mit 20 Prozent, aber maximal 400 EUR,
fördern und den Rest muss man selbst zahlen, der
immerhin etwa 3 000 EUR bei einer Türe ausmacht. Da
werden sich die Menschen noch mehr gefrotzelt fühlen,
wenn man ihnen sagt, sie sollen halt selbst für ihre
Sicherheit sorgen, sie sollen halt selbst in der U-Bahn
wegen der Diebe besser aufpassen. Wie schauen denn
Ihre Sicherheitsstammtische in der Umsetzung aus? Da
hat es etwa im 12. Bezirk, in Meidling, einen solchen
Stammtisch gegeben. Meine Damen und Herren, es ist
interessant für Sie, wie viele Personen bei diesem ersten
Sicherheitsstammtisch der SPÖ teilgenommen haben.
Das waren 26 Personen. Aber wie schauen diese
26 Leute aus? Davon waren 6 Vortragende, 14 Politiker,
die hingehen haben müssen, 2 Techniker und 4 Zuhörer.
Meine Damen und Herren, 4 Zuhörer waren dort bei Ihrer
Stammtischkorona auf diesem Sicherheitsstammtisch!
Ich frage Sie: Wollen Sie so das Steuer herumreißen?
Aber es ist kein Wunder, dass Ihre Stammtische im
Gegensatz zu uns so schlecht besucht sind, wenn man
sich Ihre Meinung über diese Stammtische anschaut. Da
gibt es ein Seminar der SPÖ, meine Damen und Herren -
45. Sitzung / 31
passen Sie jetzt auf -, mit dem Titel „Gegen die
Stammtischparole". Das Seminar findet im Wiener
Bildungszentrum in der Praterstraße 25 im 2. Bezirk
statt, das Sie alle kennen werden. Am 6. Juni 2009 wird
das stattfinden. Es haben sich daher auch schon viele
Teilnehmer angemeldet, wie ich weiß, auch viele, die ein
rotes Büchlein haben, aber im Herzen natürlich wegen all
dieser Themen längst bei uns sind. Die werden sich
freuen, was sie dort bei diesem SPÖ-Seminar hören
werden. Da heißt es nämlich bei diesem Seminar der
SPÖ wider die Stammtischparole: „Die Diskussion am
Stammtisch schlägt in Sachen Politik hohe Wellen. Sie
ist dabei meist von einfachen Sprachbildern geprägt, von
scheinlogischen Begründungen von der angeblichen
Volksmeinung." Inhalt des Seminars sind der Sieg am
Stammtisch,
die
Stammtischbrüder,
die
Stammtischschwestern
und
das
therapeutische
Gespräch.
Meine Damen und Herren, was heißt denn das?
„Therapeutisches Gespräch" heißt, Sie halten jeden für
krank, der zum Stammtisch geht. Ich frage Sie: Mit
dieser Einstellung, mit diesem Zugang, mit solchen
Seminaren wollen Sie die Hoheit über die Stammtische
zurückerobern? - Meine Damen und Herren von der
SPÖ, aber vor allem Herr Bürgermeister, mit dieser
Politik, mit dieser Einstellung, vor allem aber auch mit
dieser Regierungsumbildung werden Sie die Hoheit über
die Stammtische sicherlich nicht zurückerobern! Mit
dieser Einstellung, mit diesem Zugang, Herr
Bürgermeister, werden Sie die Mehrheit nicht
zurückerobern, werden Sie Ihren Kopf ganz sicher nicht
retten können! Herr Bürgermeister, diese Wahl wird das
Aus für Sie bedeuten! Die Wienerinnen und Wiener
werden Sie bei dieser Wahl abwählen, Herr
Bürgermeister! (Beifall bei der FPÖ. - GR Kurt Wagner:
Die Sendung „Wünsch dir was" gibt es nicht mehr, Herr
DDr Schock!)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Mag Vassilakou. - Bitte schön.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
verehrte Damen und Herren!
Zunächst möchte ich der Frau Stadträtin alles Gute
für ihr weiteres Leben wünschen und möchte
nichtsdestotrotz auf das Erbe zu sprechen kommen, das
Christian Oxonitsch als heute zu wählender Stadtrat
antreten muss. Ich glaube, dass diese Debatte eine
wichtige Debatte ist, meine Damen und Herren, und
finde es sehr bedauerlich, dass hier insbesondere die
Kolleginnen und Kollegen von der Sozialdemokratie es
vorgezogen haben, sich wichtigeren, offensichtlich
vordringlicheren Dingen zu widmen. Ich vermute, es wird
irgendeine Form von Verabschiedung sein. Ich kann es
menschlich nachvollziehen, meine aber, wenn der
Tagesordnungspunkt „Wahl eines Stadtrates" lautet und
dieser Stadtrat kein geringeres Ressort als das Ressort
Jugendwohlfahrt,
Schule,
Kindergarten,
Sport
übernimmt, wäre es eigentlich durchaus wert, sich hier
hinzusetzen und die Debatte, die es zu führen gibt, zu
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
verfolgen, denn es ist eine wichtige Debatte! (Beifall bei
GRÜNEN und ÖVP.)
Es geht um Kinder und Jugendliche in dieser Stadt.
Es geht um die Zukunft der Stadt, mit anderen Worten,
und es macht Sinn, diese Debatte, die wir in den letzten
Jahren schon hundert Mal, was sage ich, hundert Mal,
wahrscheinlich tausend Mal geführt haben, tausend und
ein Mal gemeinsam zu führen, denn dieses eine Mal ist
nicht irgendein Mal, es ist das eine Mal, das sich
anlässlich einer Neuübernahme eines zentralen Ressorts
ergibt. Da macht es schon Sinn, mit dem neuen,
angehenden Stadtrat darüber zu diskutieren, was jetzt
anders werden kann und was unserer Ansicht nach auch
anders werden muss, damit manches in der Stadt
endlich weitergeht.
Ich habe vorhin über das schwere Erbe gesprochen,
das hier von Christian Oxonitsch angetreten wird, und
möchte gleich mit einem Bereich beginnen, in dem
dieses Erbe in den nächsten Jahren tatsächlich sehr viel
zu tun gibt. Das ist der Bereich Schule.
Wir wissen, dass wir eine der reichsten Städte der
Welt sind. Das sind wir nach wie vor und das werden wir
bis auf Weiteres auch bleiben. Eigentlich würde ich mir
erwarten, dass in einer der reichsten Städte der Welt
auch die besten Schulen der Welt zu finden sind. Wir
wissen, dass es so nicht ist. Es nützt auch nichts, wenn
wir um den heißen Brei herumreden, die PISA-Studie
und die PISA-Ergebnisse der letzten Jahre belegen es in
einer Art und Weise, wo ich denke, dass wir uns die
Diskussion darüber sparen können, ob jetzt im
Schulbereich doch einiges zu tun wäre oder nicht.
Klar ist, dass wir es in Wien noch dazu mit einer sehr
besonderen Situation zu tun haben. Nahezu die Hälfte
der Taferlklassler und Taferlklasslerinnen haben eine
andere Muttersprache als Deutsch oder eine zusätzliche
Muttersprache außer Deutsch. Das heißt, dass das
Wiener Schulwesen mit einer zentralen Aufgabe
konfrontiert ist, die da lautet, einerseits diesen Kindern
die Möglichkeit zu geben, möglichst rasch und möglichst
ausgezeichnet Deutsch zu lernen, denn wenn sie nun
einmal in ein deutschsprachiges Land geboren werden,
dort aufwachsen und auch ihr Leben dort verbringen
werden, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die
Sprache dieses Landes auf Muttersprachenniveau
beherrscht wird, und andererseits ist es eine Aufgabe
dieses Schulwesens, diese sprachliche Vielfalt, die die
Kinder mit sich bringen, darüber hinaus zu nutzen, um
beispielsweise innovative Schulprojekte zu starten, die
den Kindern die Möglichkeit geben würden, spielerisch
drei, vier Sprachen im Rahmen ihrer sozusagen
schulischen Laufbahn und auch in der Kommunikation
miteinander zu lernen. Man muss sich geben, was es
eigentlich heißt, man muss sich vor Augen führen, dass
in dieser Stadt mindestens 40 Sprachen in der Schule in
nennenswerter Anzahl gesprochen werden und welche
Potenziale hier schlummern, die eigentlich nach wie vor
weitestgehend ungenutzt bleiben. Von alldem habe ich in
den letzten Jahren nichts bemerkt.
Schritte in diese Richtung zu setzen, hat es einmal
45. Sitzung / 32
gegeben. Die hat es einmal gegeben. Es hat einmal
auch das Konzept der StützlehrerInnen und der
BegleitlehrerInnen gegeben, die in den Klassen versucht
haben, Kinder, die teilweise Schwierigkeiten hatten, dem
Unterricht zu folgen, unmittelbar und in der Klasse zu
unterstützen. Wir alle wissen, was dann passiert ist. Es
hat vor wenigen Jahren Verhandlungen rund um den
Finanzausgleich gegeben. Das hat dazu geführt, dass
über tausend Lehrerinnen und Lehrer eingespart wurden.
Das hatte zur Folge, dass diese Einsparungen genau
diese Förderungs- und Betreuungsmaßnahmen, die für
Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache zu setzen
gewesen wären, getroffen haben. Es hat dazu geführt,
dass auch Muttersprachenunterricht gekürzt wurde, der
nachmittags angeboten wird. Es hat dazu geführt, dass
jedenfalls heute eine Situation da ist, wo wir
Schulklassen haben, in denen wir einen Anteil von bis zu
80 Prozent, manchmal sogar mehr, von Kindern mit
nichtdeutscher Muttersprache in bestimmten Bezirken
haben, wo ein Teil dieser Kinder beträchtliche
Schwierigkeiten hat, dem Unterricht zu folgen und wo
wiederum viele Eltern meinen, egal ob zu Recht oder zu
Unrecht, ihr Kind in eine Privatschule geben zu müssen,
um sicherzugehen, dass dieses Kind in seinem
schulischen Fortschritt nicht behindert wird.
Ich kann Ihnen sagen, meine Damen und Herren von
der Sozialdemokratie, so spärlich, wie Sie sich gerade in
diesen Bänken finden - und ich möchte mich bei Ihnen
bedanken, bei denjenigen, die dieser Debatte beiwohnen
-, das kann nicht sozialdemokratische Schulpolitik sein!
Ich dachte immer, sozialdemokratische Schulpolitik geht
vom Prinzip aus, dass allen Kindern hochqualitativer
Unterricht in öffentlichen Schulen geboten wird, um
sicherzustellen, dass Bildung und Fortschritt im Leben
nicht davon abhängen, ob man reiche Eltern hatte oder
nicht, nicht davon abhängen, ob die Eltern die
Möglichkeit hatten, Zusatzunterricht, Nachhilfeunterricht,
private Schulen zu bezahlen oder nicht, sondern dass wir
schauen, dass wir im öffentlichen Schulwesen eine
derartige Qualität erreichen, dass es eben egal ist und
dass jeder und jede, egal, in welchen Bezirken man die
Wohnadresse hat, eine optimale Schule für das eigene
Kind finden kann, die selbstverständlich kostenlos und
öffentlich ist. Von dieser Vision sind wir heute weiter
entfernt als im Jahr 1996, als ich in diesem Haus
begonnen habe, als Landtagsabgeordnete zu arbeiten.
Das heißt, hier haben wir einen Rückschritt zu
verzeichnen.
Auf Christian Oxonitsch kommt die schwierige und
sehr wichtige Aufgabe zu, dafür zu sorgen, dass es
erstens Fördermaßnahmen in ausreichendem Maße für
Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache gibt, damit
diese vor allem in der kritischen Phase der Volksschule
optimal in der Schule gefördert werden, dass er Schluss
macht mit der absurden Erfindung dieser seltsamen
Vorschulklassen, die jetzt geführt werden sollen. Wir
sprechen von Ghettoklassen und wissen ganz genau,
wovon wir sprechen, denn wenn man Kinder gleich zu
Beginn der Schule aussiebt und sie in einer Klasse
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
zusammenfasst, wo sämtliche Kinder, die mit
sprachlichen
oder
sonstigen
Schwächen
zusammengefasst sind, um optimal gefördert zu werden,
wie es heißt, dann ist vollkommen klar, dass diese
Klasse nicht nur ein Jahr lang bestehen wird, sondern
ein weiteres, ein drittes und ein viertes und dann hat man
es geschafft, den einzigen Ort, wo die Gesamtschule in
Wien gilt, nämlich die Volksschule, in Wahrheit auf diese
Art und Weise sozusagen zu vernichten. Wir wollen es
nicht haben, meine Damen und Herren, dass man den
Weg weitergeht, dass der neue Stadtrat den Weg geht,
diese Kinder auszusortieren, sondern vielmehr jenen
Weg, von dem wir alle wissen, dass er der richtige, der
kluge und ein erfolgversprechender ist.
Lieber Christian Oxonitsch, du wirst die Aufgabe
haben, dafür zu sorgen, dass in Wien alle Wiener Kinder
den Kindergarten besuchen, nicht nur im letzten
Kindergartenjahr, sondern ab dem dritten Lebensjahr.
Das ist jener Ort, wo wir sicherstellen können, dass die
Kinder noch spielerisch Deutsch lernen können, noch
dazu mit dem selben Mechanismus, wie man die
Muttersprache erwirbt. Das ist die Art und Weise, wie wir
es schaffen können, dass jedes Kind, das in dieser Stadt
aufwächst, die Muttersprache Deutsch hat. Der
Kindergarten ist der Ort dafür und wird in meinen Augen
eindeutig die Aufgabe haben, mit diesem Irrweg der
Vorschulklassen, so wie er jetzt für Kinder mit
nichtdeutscher Muttersprache eingeschlagen worden ist,
Schluss zu machen. Kindergarten, das ist der Ort, wo
man Deutsch lernt und dann weitere systematische
Förderung
von
Kindern in
der
Schule
mit
BegleitlehrerInnen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Mit Ausbau des muttersprachlichen Unterrichts, mit
Ausbau der interkulturellen Lernbetreuung nachmittags,
mit einem Ausbau der Ganztagsschulformen, mit all
dem, was eine Stadt wie Wien im 21. Jahrhundert
braucht, um von einer modernen Schule zu sprechen,
die dieser Stadt würdig ist und die unseren finanziellen
Möglichkeiten entspricht.
Wenn wir schon beim Kapitel Schule sind,
abgesehen von den Investitionen, die es braucht, für
mehr Lehrerinnen und Lehrer und auch moderne
Sprachvermittlungsmethoden, was darüber hinaus
erforderlich ist, ist, einen Platzmangel zu beseitigen.
Nach wie vor ist es ebenfalls in einer der reichsten
Städte der Welt nicht möglich, flächendeckend und in
adäquater Art und Weise, in einer Art und Weise, wo es
wirklich
etwas
bringt,
ganztägige
Schulformen
anzubieten, denn in vielen Bereichen, wie gesagt, hat
man es im vergangenen Jahrzehnt verabsäumt, den
Platz, der dafür fehlt, in den Schulen entstehen zu
lassen. Wir wissen auch alle von den Problemen, die es
mit Platzmangel gibt, die dazu geführt haben, dass
beispielsweise
Containerklassen
als
temporäre
Notlösungen eingeführt wurden. Nach mehreren Jahren
haben sie sich in vielen Bereichen als Dauerlösung,
muss man sagen, entwickelt, aber was darüber hinaus
nach wie vor fehlt, ist Platz für Kinder, damit es
Rückzugsräume gibt und damit es die Möglichkeit gibt,
45. Sitzung / 33
ganztägige Schulformen in Wien zu forcieren.
Das heißt, wenn wir, immer noch, wie gesagt, im
Bereich Schule davon sprechen, was in den nächsten
Jahren zu tun ist, möchte ich nicht unerwähnt lassen,
dass die Schulsanierungen zügig voranschreiten
müssten, dass man nicht nur auf das Notwendigste
achten sollte, nämlich, dass die Fenster fest montiert
sind, dass der Verputz nicht von den Wänden
herunterfällt und dass die Klos funktionieren, sondern
dass man diese Gelegenheit nützt, um verstärkt
zusätzlichen Raum entstehen zu lassen, indem man zum
Beispiel Dachausbauten forciert, um nur ein Beispiel von
ungenutzten Räumlichkeiten in Schulen zu geben, weil
einfach das Geld fehlt, weil die Investitionen fehlen und
weil
im
vergangenen Jahrzehnt einfach
das
Engagement, das es gebraucht hätte, schlicht nicht da
war. Ich hoffe, dass jetzt eine neue Ära beginnt!
Bleiben wir jetzt einmal beim Kapitel „Bildung und
Stadt Wien". Wenn wir vom kostenlosen Kindergarten
sprechen, der vor wenigen Wochen als Errungenschaft
der Sozialdemokratie präsentiert worden ist, so möchte
ich darauf hinweisen, dass nach wie vor die Frage, ob es
wirklich kostenlos für alle Kinder ist, ungelöst ist. Was wir
dem neuen Stadtrat auf diesem Weg mitgeben möchten,
ist der Auftrag, dafür zu sorgen, dass kostenloser
Kindergarten in Wien wirklich kostenloser Kindergarten
ist, und zwar für alle Wiener Kinder, unabhängig davon,
ob diese Kinder einen öffentlichen Kindergarten oder
einen privaten Kindergarten besuchen, und zwar aus
einem simplen Grund, auch wenn es in manchen Fällen
bedeutet, etwas mehr Geld in die Hand nehmen zu
müssen, aber ich möchte eben erreichen, dass alle
Wiener Kinder, egal, wo sie gerade wohnen, egal, wo
sich ihre Eltern niedergelassen haben, die Möglichkeit
und die Chance haben, jenen Kindergarten zu besuchen,
der für sie der richtige ist, unabhängig davon, ob ihre
Eltern reich sind, der Mittelschicht angehören oder sogar
sozial massiv benachteiligt sind. Der Weg, um das zu
erreichen, ist, wenn man sämtliche Formen von
Elternbeiträgen abschafft. Das, meine Damen und
Herren, ist eine wesentliche Aufgabe, die ungelöst
geblieben ist und die von StRin Laska nun an den neuen
Stadtrat übergeben wird, wo ich mir denke und hoffe und
das Vertrauen vorweg entgegenbringe, dass er im
Stande sein wird, das zu lösen, um nicht am Ende im
privaten Bereich mit Kindergartengebühren in der Höhe
von 100 oder 120 EUR rechnen zu müssen. Das wäre
ein sehr falsches Signal.
In diesem Zusammenhang gilt es selbstverständlich
nicht nur, neuen Raum für Kindergartenplätze zu
schaffen. Wenn wir sagen, wir wollen, dass alle Wiener
Kinder den Kindergarten besuchen, klingt das zwar
hervorragend, aber wir wissen, dass das bedeutet, dass
zusätzlicher Raum für 3 500 bis 4 000 Kinder geschaffen
werden muss. So etwas entsteht nicht über Nacht, es
braucht Planung, es braucht Budgetmittel, die in die
Hand genommen werden müssen, und es braucht
darüber hinaus Planungen und finanzielle Mittel für diese
zusätzlichen KindergärtnerInnen, die benötigt werden.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Stand heute ist, es fehlen uns an die tausend
Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen. Das heißt,
auch hier ist sehr viel zu tun, denn erstens fallen
KleinkindpädagogInnen nicht vom Himmel und man
muss Vorsorge tragen und zweitens, noch einmal, wir
brauchen Geld und auch Platz dafür. Wo sind die
Planungen dafür, meine Damen und Herren? Wo sind
die Planungen dafür? Wie lange sollen wir noch Politik in
dieser Stadt auf einer Ebene betreiben, wo man Dinge
ankündigt, die wunderbar klingen, wo man einfach
darüber diskutiert und sich austauscht und in Wahrheit
passiert das alles mitten in einer Seifenblase, weil die
Planungen, die dafür erforderlich sind, um das
umzusetzen, entweder gar nicht da sind oder, wenn sie
endlich angegangen werden, Jahre dauern? Davon kann
man sich nichts kaufen. Man kann sich nichts davon
kaufen als jemand, der einen Kindergartenplatz sucht
und keinen findet. Man kann sich nichts davon kaufen,
selbst wenn er kostenlos wäre, wenn man ihn gefunden
hätte, wenn es ihn nicht gibt. Wenn es ihn nicht gibt, gibt
es ihn nicht. Das ist genau das, was meines Erachtens
zu den zentralsten Aufgaben für so einen Stadtrat
gehören wird, dafür zu sorgen, in diesem Bereich jene
Versprechen, die vor wenigen Wochen mit großem
Brimborium abgegeben worden sind, mit Leben zu
erfüllen und tatsächlich umzusetzen.
Sie wissen, dass es bis Herbst nicht möglich sein
wird, das umzusetzen. Es wird ganz groß angekündigt,
im Herbst ist der Kindergartenplatz kostenlos.
Wunderbar! Hoffentlich, und wieder einmal mehr will ich
betonen, wird er für alle Kinder kostenlos sein. Aber bis
es tatsächlich einen Kindergartenplatz für jedes Kind
gibt, ist es ein weiter Weg. Wenn man schöne Reden
schwingt, aber nicht handelt und wenn man die
finanziellen Mittel dafür nicht in die Hand nimmt, dann
wird es ein ewig langer Weg bleiben. Das wäre schade,
denn jeder Tag, der verlorengeht, jedes Jahr, das in
diesem Bereich verlorengeht, bedeutet wieder 3 500 bis
4 000 Kinder, die nicht die Möglichkeit haben, beim
Schuleintritt weiterzukommen, so wie alle anderen
Kinder, die nicht optimal betreut werden und die
womöglich in diesen unsäglichen Sonderklassen landen,
wo sie dann später eingeschult werden als alle anderen
Kinder in Wien.
Zur Sozialarbeit, nächstes Kapitel: Es würde Sinn
machen, endlich auch in diesen Bereich in der Stadt zu
investieren. Es hat, meine Damen und Herren, ein
Projekt in der Geblergasse im 17. Bezirk mit EUFörderung gegeben. Das hat hervorragend funktioniert.
Man machte beste Erfahrungen damit. Es ist irgendwann
einmal ausgelaufen, weil das Geld nicht mehr da war
und seitdem ist nichts mehr. Wir wissen zwar, und alle
Expertinnen und Experten aus dem Bereich sagen uns
das, wenn man in Wien einerseits dafür sorgen möchte,
dass die Kinder optimale Lernbedingungen haben, wenn
man aber auch andererseits Jugendkriminalität,
Aggression und Gewalt unter Jugendlichen vorbeugen
möchte, dann ist Schulsozialarbeit immens wichtig und
nebenbei auch ein Projekt, das in anderen Ländern, zum
45. Sitzung / 34
Beispiel Finnland, längst mit großem Erfolg praktiziert
wird. Vor einem Jahrzehnt hätte man flächendeckende
Schulsozialarbeit in Wien einführen müssen. Bis zum
heutigen Tag gibt es in Wien keine einzige Schule, in der
Schulsozialarbeit tatsächlich vorhanden ist.
Was ich an dieser Stelle mit großem Bedauern
festhalten muss, ist, dass es eine Vereinbarung
zwischen der Sozialdemokratie und den GRÜNEN gibt,
dass wir im 15. Bezirk mindestens an einem
Schulstandort Schulsozialarbeit einführen. Das wievielte
Jahr haben wir seit der letzten Wahl? Ist es bereits das
vierte? Wir sind am Beginn des vierten Jahres. In der
Zwischenzeit
gibt
es
sogar
Beschlüsse
der
Bezirksvertretung im 15. Bezirk. Es wird begrüßt. Die
Sozialdemokratische Fraktion im 15. Bezirk begrüßt es,
die GRÜNEN begrüßen es. Ich hoffe, die ÖVP begrüßt
es auch. Gibt es das? Gibt es nicht! Soviel zum Tempo
und soviel zum Willen, innovative Wege einzuschlagen.
Soviel auch, wenn man möchte, zur Verbindlichkeit
dessen, was vereinbart war.
Christian Oxonitsch habe ich in den letzten Jahren
als
verbindlichen
und
zuverlässigen
Partner
kennengelernt. Ich hoffe, dass dieser Wechsel heute die
Chance bietet, dass dieses sehr wichtige, sehr wertvolle
Pilotprojekt der Schulsozialarbeit umgesetzt wird! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Aber es soll bitte nicht bei diesem einen Pilotprojekt
bleiben, es braucht flächendeckende Schulsozialarbeit in
Wien. Ich denke, gerade diese Mission ist eine wichtige
und eine wertvolle, und damit wiederhole ich das, was
ich heute auch schon in der Aktuellen Stunde gesagt
habe, wenn wir nicht in ein bis zwei bis drei Jahren durch
die Hintertür eine Debatte haben wollen, dass es auch
Securitys und Videoüberwachung und was weiß ich noch
alles in den Wiener Schulen braucht. (GR Mag Wolfgang
Jung: Die Debatte kommt! Das garantiere ich Ihnen!) In
Wirklichkeit teilweise schon jetzt, danke für den Hinweis!
Genau das passiert überall dort, wo wir jene
Präventionsmaßnahmen, von denen wir alle wissen,
dass sie existieren, die tausendfach erprobt worden sind
und auch Erfolge gebracht haben, einfach ignorieren.
(GR Mag Wolfgang Jung: Wo bitte, Frau Kollegin?) - In
Finnland, sehr geehrter Herr Jung! In Finnland und nicht
nur in Finnland, in skandinavischen Ländern gibt es
Schulsozialarbeit. (GR Mag Wolfgang Jung: In Finnland
haben Sie 0,2 Prozent Zuwanderer!) Ganz kurz auch für
Sie, damit Sie wissen, wovon ich spreche: Es geht
darum,
dass
Schulsozialarbeit
und
SchulsozialarbeiterInnen in der Schule sind (GR Mag
Wolfgang Jung: In welcher von den Schulen? Ich war
fünf Jahre dort!) und nicht nur von den SchülerInnen,
sondern auch vom Lehrpersonal angerufen werden
können, wann immer es zu gewissen Schwierigkeiten
oder Auffälligkeiten kommt. (GR Mag Wolfgang Jung:
Schauen Sie sich die Erfolge an! Fragen Sie einmal Ihre
Leute dort!) Die Erfolge in Finnland können sich sehen
lassen und die Erfolge in Wien würden sich auch sehen
lassen können, wenn es das gäbe. Einmal mehr, das hat
es einmal in der Geblergasse gegeben und es war sehr
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
erfolgreich. Wer es hören möchte, wunderbar, wer es
nicht hören möchte oder wer gerade auf seinen Ohren
sitzt, da kann man nichts machen. Nur, die Konzepte
sind da, sie liegen auf dem Tisch und sie brauchen eine
zuständige Person, die die Energien mit sich bringt, das
Engagement und auch den Weitblick mit sich bringt, sie
anzugehen und endlich umzusetzen.
Lassen Sie mich zum Kapitel Jugendwohlfahrt
kommen. In der Jugendwohlfahrt gibt es ebenfalls
Personalmangel. Es ist auch kein Zufall, dass
vergangenen
Sommer
eine
öffentliche
Betriebsversammlung
am
Friedrich-Schmidt-Platz
stattgefunden hat, wo die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Jugendwohlfahrt den eklatanten
Personalmangel beklagt und gefordert haben, dass die
versprochenen zusätzlichen Plätze tatsächlich besetzt
werden. Bis heute ist das nicht erledigt. Ein bisschen
etwas gibt es schon an zusätzlichem Personal, aber bei
Weitem nicht das, was erforderlich wäre, und das wissen
Sie. Die Folgen sind fatal. Denn sie bedeuten, dass in
der Jugendwohlfahrt einfach die Potenziale und die
Möglichkeiten fehlen, Jugendliche, die sich in
Notsituationen befinden, so zu betreuen, wie sie das
brauchen würden.
Ich möchte hier nur einen einzigen Bereich
sozusagen exemplarisch heranziehen, damit Sie sehen,
was es eigentlich bedeutet, wenn die Jugendwohlfahrt
nicht mit dem Personal ausgestattet ist, das sie braucht.
Es ist der Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie,
weil wir hier einen Kontrollamtsbericht haben, der uns
vorliegt und der einzig und allein für Aufgaben im Bereich
der Betreuung von psychisch erkrankten Kindern und
Jugendlichen, die im Rahmen der Jugendwohlfahrt
sozusagen anfallen, sehr schön auflistet, mit welchen
Wartezeiten zu rechnen ist. Wie wir alle wissen, fallen
Wartezeiten auch nicht vom Himmel, sie sind das
Ergebnis von nicht vorhandenem Personal. Das kann
man wirklich eins zu eins übersetzen.
Nur ganz kurz, unzumutbar lange Wartezeiten bei der
ambulanten Frühförderung: Hier geht es um 98 Wochentage. Bei der Entwicklungsförderung mehr als sechs
Monate. Institut für Erziehungshilfe. Was glauben Sie,
wie lange man da auf eine Kindertherapie warten muss?
Ich sage es Ihnen: 213 Tage. 213 Tage lang beträgt die
Wartezeit. Die Wartezeiten auf einen Wohnplatz in
sozialpädagogischen
Einrichtungen
betragen
durchschnittlich bis zu zehn Wochen und in Einzelfällen
bis zu neun Monaten. Ich glaube, dass diese Zahlen
einfach Bände sprechen und belegen, dass es nicht Sinn
macht, die Situation, wie sie tatsächlich vorliegt, zu
leugnen, dass es nicht Sinn macht, sich hier hinzustellen
und wie die scheidende Stadträtin noch vor ein paar
Wochen in der Dringlichen zu behaupten, es gibt keine
Probleme und das alles wäre erfunden. Ich glaube, dass
es ein ganz falscher Weg ist, sich nicht zu den
Problemlagen, die es in der Stadt gibt, zu bekennen. Wir
würden uns jetzt vielmehr erwarten, zu sagen, es stimmt,
zumal es das Kontrollamt auch eindrucksvoll belegt hat,
und endlich den einzigen Weg zu gehen, der sinnvoll
45. Sitzung / 35
wäre, um all das zu beseitigen, nämlich dringend mehr
Personal für die Jugendwohlfahrt.
Ich komme abschließend zum Bereich Sport: Lange
Zeit, als ich verfolgt habe die Entwicklungen im
Kindergartenbereich,
im
Schulbereich,
in
den
Schulsanierungen, Mangel der Lehrerinnen und Lehrer,
sich einfach ein gewisser Abwärtstrend, wenn man so
möchte, in mehreren Bereichen verfestigt hat, habe ich
angenommen, es gibt einen Bereich, der der Frau
Stadträtin besonders am Herzen liegt, offensichtlich
investiert sie dort ihr ganzes Herzblut, wie es so schön
Wienerisch heißt, ihr ganzes Engagement, und das ist
offensichtlich der Sport. In der Retrospektive muss ich
sagen, auch hier ist man falsche Wege gegangen.
Den Löwenanteil der Sportförderung streifen nach
wie vor die zwei großen Wiener Fußballklubs ein. Es ist
schon gut, ich verstehe es ja. Ich verstehe, Fußball ist
ein Sport, der irrsinnig viel Menschen bewegt, nicht nur
Männer, sondern auch Frauen, wie man weiß. Die EURO
war ein schönes Erlebnis. Natürlich ist es klar, dass eine
Großstadt wie Wien darauf schauen muss, dass ihre
Fußballklubs auch die Ausstattung vorfinden, die sie
brauchen, aber der Breitensport und der Mädchen- und
Frauensport haben für diesen Zweck die Rechnung
präsentiert bekommen.
Meine Damen und Herren, abgesehen vom
Trauerkapitel
„Förderungen
des
Frauenund
Mädchensports", wo es wirklich noch sehr viel zu tun
gäbe, glaube ich, dass insgesamt Investitionen im
Breitensport das Gebot der Stunde wären. Ich hoffe,
dass der neue Stadtrat diesen Weg einschlagen wird. Es
ist nach wie vor nicht erledigt, dass Turnsäle
beispielsweise außerhalb der Zeiten, wo sie für den
Schulbetrieb benötigt werden,
zu brauchbaren
Öffnungszeiten zugänglich sind, damit man gerade in
Bezirken, in denen man ein sehr großes Platzproblem
hat und wo Tausende von Kindern aufwachsen, ohne
den Raum zu haben, den sie bräuchten, um sich zu
bewegen, einfach die Möglichkeit gibt, Sport zu
betreiben.
Nach wie vor ist es wichtig, dass wir auch bei
sonstigen Sportorten einfach die Möglichkeit geben,
diese kostenlos zu nutzen. Es gibt Veranstaltungsstätten,
die jetzt neu entstehen. Ich bringe Ihnen das Beispiel
Eisring Süd. Dort werden Sportflächen entstehen. Aber
wie viel davon wird frei zugänglich sein, wird kostenlos
zugänglich sein? - Das sieht nicht gut aus. Genau das ist
der Fehler, der gemacht wird. Breitensport sollte nicht
eine Angelegenheit derjenigen sein, die sich das leisten
können, sondern sollte auch kostenlos angeboten
werden, wie gesagt, die Räumlichkeiten dafür, die
Veranstaltungsstätten, der Zugang. Denn wir sehen
auch, es rächt sich bereits, nicht nur auf Grund der HerzKreislauf-Erkrankungen, die in dieser Stadt im
Zunehmen sind, sondern auch an Hand dessen, dass
jeder fünfte Jugendliche, wie wir wissen, übergewichtig
ist. Das heißt, einmal mehr der dringende Appell, nicht
nur alles in den Leistungssport zu investieren, sondern
einmal dem Breitensport nicht nur in den Sonntagsreden,
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
sondern auch in der Tat den Vorrang zu geben.
Ich beende meine Ausführungen beim PraterVorplatz. Das war in der Tat ein Debakel. Das war ein
Debakel. Das Traurige ist, dass die Leidtragenden
dieses Debakels ein paar, nicht so wenige, kleine und
Kleinstunternehmer und ein paar hundert Arbeitsplätze,
die an diesen kleinen und Kleinstunternehmen
dranhängen, sind. Auf der einen Seite haben wir es hier
mit Unternehmen zu tun, die super gearbeitet haben, die
voll engagiert gearbeitet haben, die teilweise
Wochenend- und Nachtschichten eingelegt haben, um
den Termin vor der EURO einzuhalten. Auf der anderen
Seite haben wir es mit einem finanziellen Desaster zu
tun, das die Stadt 50 Millionen EUR gekostet hat. Was
dort gebaut worden ist, war bauordnungswidrig, weil die
Höhe massiv überschritten worden ist. Es ist mit einer
nicht vorhandenen Ausschreibung, muss man auch noch
sagen, gebaut worden, schrammt also sozusagen
ziemlich klar an der Grenze dessen, was überhaupt
zulässig wäre. Man hat nachweislich den falschen Planer
genommen, der noch dazu nicht befugt gewesen wäre,
dem die Erfahrung gefehlt hat und vieles mehr, wie wir
inzwischen wissen.
Was ist die Konsequenz aus all dem? Bis heute sind
die Verantwortlichen für dieses Debakel nicht zur
Rechenschaft gezogen worden. Bis heute haben wir zum
Beispiel nicht erfahren, dass es Konsequenzen in der
Praterservice GmbH gegeben hätte, wenn wir schon mit
der Holding im eigenen Unternehmensbereich der Stadt
Wien sind, wo eine Firma seitens der Stadt beauftragt
wurde, etwas abzuwickeln. Da bleibe ich bei der
Stadträtin. Sie sagt, es war nicht ihre Entscheidung,
Explore 5D zu beschäftigen. Gut, wunderbar! Gehen wir
davon aus, es war wirklich so, sie hat nichts davon
gewusst und hat sich sozusagen in keinster Art und
Weise eingeschaltet. Wenn ich dann aber die
Praterservice GmbH habe und sie fällt eine derartig
rasante
und
durch
nichts
nachvollziehbare
Fehlentscheidung, beauftragt ein Unternehmen, egal, ob
mit oder ohne den anderen Vertragspartner, der
offenkundig nicht befugt ist, offenkundig auch nicht
befähigt ist, ein derartiges Projekt abzuwickeln, und
lande dann auf 50 Millionen EUR Schaden und
gleichzeitig einem Schaden für - einmal mehr - etliche
kleine Unternehmer und hunderte Arbeitsplätze, die
gefährdet wären, würden Sie nicht meinen, meine
Damen und Herren, dass das Konsequenzen braucht?
Würden Sie nicht meinen, dass eine der ersten und
nachvollziehbarsten Konsequenzen wäre, sich einmal
anzuschauen, ob das Management der Praterservice
GmbH zum Beispiel richtig besetzt ist, ob da die richtigen
Personalentscheidungen getroffen worden sind oder
dass es zumindest seitens des Herrn Wurz, der in
diesem Fall Geschäftsführer ist, eine Art Erklärung gibt,
warum und wieso? Ein Eingeständnis wäre das
Mindeste, was man erwarten könnte, das Eingeständnis
eines Fehlers, einer Fehlentscheidung, sodass man
davon ausgehen kann, er hat den Fehler eingesehen.
Man kann ja auch aus Fehlern lernen, sie werden in der
45. Sitzung / 36
Zukunft nicht genau so wiederholt werden. Nichts von
alledem, nichts von alledem.
Ich muss sagen, lieber Christian Oxonitsch, ich habe
jetzt lange darüber gesprochen, was im Schulbereich zu
tun ist, was im Kindergartenbereich zu tun ist, was in der
Jugendwohlfahrt zu tun ist, was in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie zu tun ist, was im Sport zu tun ist und
ich schließe mit dem Prater ab. Hier braucht es
Konsequenzen. Das Erste, was wir von dir erwarten,
oder vielleicht auch das Mindeste, wäre, dass es
zumindest Konsequenzen in der Praterservice GmbH
gibt.
Ich schließe damit ab, dass ich dir, lieber Christian
Oxonitsch, das Beste für dieses Jahr wünsche. Wer
weiß, vielleicht auch für die Zeit danach, wir wissen ja
alle nicht, was nach der Wahl mit uns sein wird, es liegt
in der Natur der Dinge. Ich weiß, dass du eine schwierige
Aufgabe übernimmst, dass alle Augen auf dich gerichtet
sein werden und dass es einen sehr hohen
Erwartungsdruck auf dich geben wird. Ich will dir an
dieser Stelle sagen, dass von mir persönlich jetzt zuerst
einmal das Vertrauen da ist und ich die besten
Hoffnungen auf deinem künftigen Sitzplatz virtuell
deponiere. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Diese besten Hoffnungen sind in Geschenkspackung
verpackt, aber es ist schon ein ziemlich großer Karton,
den ich dir da überreiche und dort hinstelle. Ich habe
gesagt, Vertrauensvorschuss. Ich bin davon überzeugt,
dass du es gut erledigen wirst, da ich dich in den letzten
Jahren als kommunikativen, umgänglichen, engagierten
und zuverlässigen Ansprechpartner erlebt habe. Du
weißt natürlich, dass auch dir die übliche 100-Tage-Frist
gewährt wird. Danach werden wir aber beginnen, ganz
genau zu schauen, ob die Wünsche, die in dieser großen
Schachtel deponiert worden sind, ernst genommen
worden sind oder nicht.
Erstmals jedenfalls alles Gute, Gratulation von mir
und auch im Namen unserer Fraktion! Bitte mache es gut
für die Jugendlichen und Kinder dieser Stadt! (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR Dr
Tschirf, bitte schön.
GR
Dr
Matthias
Tschirf
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine
Damen und Herren!
Ich glaube, ich kann nicht mehr sagen, Herr
Bürgermeister, denn der ist wieder gegangen. Aber Herr
designierter
Vizebürgermeister!
Herr
designierter
Stadtrat!
Wir sind zu einem Zeitpunkt, wo eigentlich der
wesentlichste Punkt des Tages diskutiert werden sollte
und es ist daher traurig, dass die Spitze dieser Stadt in
der Person des Bürgermeisters nicht anwesend ist. Es
wäre
interessant
gewesen,
jetzt
vom
Herrn
Bürgermeister in dieser Situation etwas zu hören.
Bevor ich darauf eingehe, möchte ich doch auf einen
Vorfall eingehen, der sich heute Vormittag abgespielt hat
und den ich nicht unkommentiert lassen möchte. Es ist
für dieses Haus gut und wichtig, wenn man die Würde
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
wahrt. Ich muss daher sagen, ich war entsetzt darüber,
wie der Herr Landtagspräsident, in welchem Stil er hier
argumentiert hat. Er hat sich nämlich lustig gemacht und
ich glaube, gerade als Landtagspräsident sollte man,
egal, ob man die Meinung eines anderen teilt oder nicht,
eine andere Vorgangsweise haben. Ich werde das auch
in der nächsten Präsidiale zum Landtag zur Sprache
bringen. Ich bin hier unten gesessen, habe auf die
Galerie
hinaufgesehen
und
dort
saß
der
Altlandtagspräsident Hatzl. Da habe ich mir gedacht, das
hätte es beim Hatzl nicht gegeben! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich glaube, dass der Herr Prof Kopietz seine
100 Tage zwar schon hinter sich hat, aber er sollte doch
noch zu einem Trainingscamp gehen, weil es ein
Unterschied ist, ob man hier als Landesparteisekretär mit
aller Polemik vorgeht oder ob man als Landtagspräsident
hier doch eine andere Aufgabe wahrzunehmen hat!
(Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir stehen
heute, wenn wir den Ausführungen der SPÖ glauben
können, eineinhalb Jahre vor den nächsten Wiener
Gemeinderatswahlen und wir sind am Vorabend oder
schon drinnen in einer Wirtschaftskrise. Gerade da
hätten wir uns erwartet, dass der Punkt einer
Regierungsumbildung dazu genutzt wird, um Aussagen
in diesem Hause zu treffen, wie mit der Arbeitslosigkeit in
einer Stadt umgegangen werden soll, in der die
Arbeitslosigkeit schon in der Vergangenheit, also in
Zeiten der Hochkonjunktur, deutlich höher gelegen ist als
in anderen österreichischen Bundesländern, wo es
Probleme mit Betriebsansiedlungen gibt, in der es
Probleme mit der Situation der Einkaufsstraßen gibt, in
der mit dem Problem zu tun ist, wie der Wettbewerb der
Standorte gerade in der jetzigen Situation ist. Dazu
haben wir nichts gehört. Wir haben, und ich muss es
schmerzlich sagen, vom Herrn Bürgermeister oder
Landeshauptmann auch schon lange nichts mehr zum
Thema Europa gehört, obwohl wir bei der Sondersitzung,
die wir im Juli letzten Jahres einberufen haben, gehört
haben, dass die Information eine deutlich intensivere
werden sollte. Das sind eigentlich die Zukunftsfragen. Ich
bedaure es, dass wir hier nichts hören, immerhin sind wir
bereits im März. Der Bürgermeister hat hier
teilgenommen, zugeschaut und das war es.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte
auf das, was sich heute abgespielt hat und was sich
abspielen wird, noch kurz eingehen. Wir haben heute
gesehen, wie Grete Laska ihre Funktion als
Vizebürgermeisterin und Stadträtin
für
Bildung
zurückgelegt hat. Es sind zwei verschiedene
Komponenten, die ich an dieser Stelle anzuführen habe.
Einerseits sind da etliche Baustellen, die hier vorliegen
und gerade auf Christian Oxonitsch zukommen, ich
sage, beispielsweise im Schul- und Sportbereich, auch
die Struktur, wie dieses Ressort zusammengesetzt ist.
Da kommt schon einiges an Arbeit auf Christian
Oxonitsch zu. Ich habe ihn in den letzten Jahren als
einen
sehr
kompetenten
und
kommunikativen
Klubobmannkollegen erlebt. Da ist einiges an
45. Sitzung / 37
Herausforderungen gelegen, die auf ihn zukommen.
Zu Grete Laska möchte ich daher sagen, auf der
einen Seite waren es die Baustellen, die sie hinterlassen
hat, auf der anderen Seite möchte ich ihr durchaus
konzertieren, dass sie gesprächsbereit gewesen ist und
auch, wenn es ideologisch völlig andere Positionen
gegeben hat, es immer wieder eine Möglichkeit eines
Gesprächs gegeben hat - ich sage hier das Beispiel der
Popper-Schule -, das auch über die Zeit der Koalition
hinaus in dieser Stadt möglich gewesen ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, trotzdem ist
es so, dass das letzte Dreivierteljahr von Grete Laska mit
der unrühmlichen Diskussion um den Prater-Vorplatz
überlagert war. Wir haben das an dieser Stelle schon
öfters
gesagt,
dass
das
Projekt,
das
auf
39 Millionen EUR projektiert war, dann 60 Millionen EUR
gekostet
hat,
dass
bei
der
Vergabe
der
TotalunternehmerInnenleistungen für den Riesenradplatz
nach dem Bundesvergabegesetz hätte vorgegangen
werden sollen und das aber nicht erfolgt ist, dass
Explore 5D keine Baubefugnis hatte, dass sogar ein
Strafverfahren in dieser Angelegenheit anhängig ist und
so weiter. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir
haben das zu Recht zum Gegenstand von drei
Misstrauensanträgen
gemacht.
Die
politischen
Konsequenzen wurden mittlerweile gezogen. Ein
weiteres Thema ist auch das Thema Hanappi-Fan-Zone,
wo das auch nicht so gelaufen ist, wie das eigentlich zu
erwarten war.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir
wünschen als ÖVP und auch ich persönlich der Grete
Laska alles Gute auf Ihrem weiteren Lebensweg!
Auf den Christian Oxonitsch kommt hier einiges an
Themen zu. Es kommt vor allem auf ihn zu, wie einiges
strategisch
angegangen
werden
sollte,
der
Schulentwicklungsplan, den wir seit vielen Jahren
einfordern, die Planungen im Sportbereich, gerade was
den Breitensport betrifft, dass das Ressort eben mehr als
nur ein Eventressort ist und dass auch Themen wie etwa
der Bereich der Bäder einer entsprechenden konzeptiven
Vorgangsweise bedürfen. Lange Zeit ist nicht, aber wir
werden uns die ersten 100 Tage sicherlich entsprechend
ansehen und erwarten uns, dass hier etwas weitergeht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, in dieser
Stadt ist aber auch noch sehr viel anderes zu bewältigen.
Wir laden gerade den Bürgermeister ein, dass er die
Themen, die notwendig sind, im Bildungsbereich, aber
auch im Bereich Wirtschaft und Arbeit, bewältigt. Wie
gesagt, Wien ist Schlusslicht, was den Arbeitsmarkt
betrifft, was das Wirtschaftswachstum betrifft, und das in
einer schwieriger werdenden Zeit. Wien verzeichnete
2008 7,8 Prozent Arbeitslosigkeit und wir sind im
Steigen, in einer Situation von Kurzarbeit und Ähnlichem.
Das Arbeitsmarktbudget stagniert seit Jahren bei
56 Millionen EUR. Was mit dem Konjunkturpaket von
100 Millionen EUR wirklich geschieht, wissen wir nicht so
recht, obwohl man um die 700 Millionen EUR brauchen
würde. Meine sehr geehrten Damen und Herren, hier ist
vieles im Argen und hier sollte vieles geschehen.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Oder schauen wir uns die Stadtentwicklungsgebiete
an: TownTown ist zwar gebaut, aber wie schaut es mit
der Vermietung aus? Es ist gerade möglich geworden,
dass
durch
Magistratsabteilungen
die
Flächen
einigermaßen voll geworden sind. Die Aspang-Gründe
sind noch immer eine Brachlandschaft. Seit den 90er
Jahren wurde um die städtebauliche Entwicklung dieser
Wiesenlandschaft inmitten der Stadt geredet, geschehen
ist noch immer nichts. Donaukanal: zig Broschüren und
Lippenbekenntnisse an einigen Stellen, flickwerkartige
Pseudoattraktivierung.
Aspern-Gründe:
Hochglanzbroschüren und Fototermine, und das war es,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Themen, die diese Stadt natürlich besonders
betreffen, ich sage jetzt nur, Integration, wie etwa auch
die Frage des Zustands der Gemeindewohnungen und
Ähnliches, harren entsprechender Lösungen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es wurde
heute die Chance verpasst, dass wir grundsätzlich über
die Zukunft dieser Stadt diskutieren. Es ist
wahrscheinlich die letzte Regierungsumbildung, die die
Alleinregierung der SPÖ hier vornehmen wird. Wenn
man persönlich, auch im Interesse der Wienerinnen und
Wiener, den neuen Stadträten alles Gute wünschen
kann, dann ist es für die Stadt und die Wienerinnen und
Wiener wichtig, dass nach den nächsten Wiener
Gemeinderatswahlen die absolute Mehrheit der SPÖ
weg ist, dass eine andere Regierung mit einer anderen
Motivation etwas weiterbringt. Ich bin davon überzeugt,
dass es unter der Führung von Gio Hahn ein besseres
Wien gäbe! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR
Vettermann, bitte schön.
GR
Heinz
Vettermann
(Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich möchte doch, nachdem die Debatte sehr
allgemeinpolitische Züge hat, auf einiges, damit es nicht
unwidersprochen einfach so im Raum herumschwirrt,
eingehen und dann doch aus meiner Sicht noch kurz auf
Grete Laska eingehen.
Beginnen möchte ich bei der FPÖ, beim Kollegen
Schock, der, glaube ich, eigentlich seine eigene
Nervosität
auf
den
Bürgermeister
oder
die
Stadtregierung überträgt. Wieso es nervös ist, wenn man
schweren Herzens aus persönlichen Gründen einen
Rücktritt zur Kenntnis nimmt, dass es dann in dem Sinn
eine Nachbesetzung geben muss, entzieht sich meiner
Beobachtung. Das würde wahrscheinlich sonst auch
niemand so sehen.
Sie haben auch ein gutes Beispiel gebracht, wie Sie
eigentlich vorgehen. Denn alles, was Sie dann inhaltlich
gebracht haben, also die paar inhaltlichen Punkte, die
dann gekommen sind, war natürlich wieder typisch FPÖ,
typisch auf Spaltung. Sie haben die öffentlichen Schulen
gegen die Privatschulen ausgespielt, wobei bekannt ist,
dass die öffentlichen Schulen in Wien ein sehr gutes
Image haben - ich sage jetzt nichts gegen die
45. Sitzung / 38
Privatschulen -, dass sie gut besucht sind und dass
unser Ziel sein muss, die öffentlichen Schulen
entsprechend weiterzuführen. Dieser islamophobe
Schlenker, dass sich alle Religionslehrer an die Gesetze
halten müssen und sollen, ist ja klargestellt worden. Es
hat auch Konsequenzen gegeben. Das war vorher klar
und ist weiterhin klar. Das ist eigentlich wieder nur ein
Spaltungsversuch. Letztendlich ist es die Taktik und
Strategie der FPÖ, sie spaltet eine Gruppe gegen die
andere auf! Sie hofft dann, damit hier weiterzukommen!
Ich glaube nicht, dass das so funktionieren wird, weil
irgendwann wird man Vorschläge brauchen, die alle
Wienerinnen
und Wiener
in
der
Gesamtheit
weiterbringen. Dazu ist die FPÖ nicht in der Lage oder
wenn sie Unfrieden stiften will, vielleicht auch nicht
willens. Sie nehmen da sozusagen die Rolle als
Brandstifter auch aus eigenem Antrieb ein. Das ist ein
trauriger Befund! Deshalb finde ich, dass man die
politische Bewertung „voll daneben" durchaus bringen
kann, weil Wien da nicht konstruktiv behandelt wird. Es
ist eben voll daneben. Das ärgste Totschlagargument,
das ich, ehrlich gesagt, in den Diskussionen erlebt habe,
waren Leute, die unserer Politik gegenüber selbst kritisch
sind. Wenn man sagt: „Aber stell dir vor, Strache wird
es!", beutelt es sie! Das ist echt zu gruselig! (GR DDr
Eduard Schock: Mit wem reden Sie?)
In dem Sinn haben Sie Ihre Wünsche, ich habe eine
andere Wahrnehmung. Ich glaube, dass die jetzige
Kampagne inhaltlich begründet ist. Machen Sie sich
deshalb nicht dauernd Sorgen um uns, sondern
versuchen Sie einmal, konstruktiv in Wien etwas
weiterzubringen! (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Kollegen Tschirf: Da können Sie ohne Sorge
sein, auch Präsident Hatzl hat und hätte die Stadtpolizei
abgelehnt. (GR Dr Matthias Tschirf: Aber der Stil ist
indiskutabel gewesen!) - Aber abgelehnt ist abgelehnt.
Ich sage es einmal. (GR Dr Matthias Tschirf: Nein! Es
geht darum, die Würde des Hauses zu wahren!) Das
wollte ich hier nur deponiert haben, vom Inhaltlichen her,
nicht vom Formalen. (GR Dr Matthias Tschirf: Das
Vorgehen des Herrn Landtagspräsidenten war ein
Skandal!)
Das Zweite ist, dass unser Konjunkturpaket, die
100 Millionen EUR, die vorgestellt wurden, so läuft, wie
es vorgestellt wird, was natürlich auch für die AspernGründe und alle anderen Dinge gilt. Ich weiß nicht,
warum man das heute wieder hätte präsentieren sollen
und müssen. Die Dinge laufen, wie sie geplant sind.
In dem Sinn, weil der Vorsitzende bei Ihnen immer
plakatiert wird als Zweiter, er hat es auch schon gewusst
oder einmal etwas Ähnliches gesagt und so weiter, also
wenn man immer nur versucht, als Zweiter durchs Ziel zu
laufen, ist das eine Art Mantra. Vielleicht kann man so
Zweiter werden, aber in dem Sinn wird es nicht
funktionieren.
Zur EM, weil sie das Hanappi-Stadion angesprochen
haben, muss ich sagen, ich war bei der Debatte, sowohl
beim Prater- als auch beim Hanappi-Stadion hier
Diskutant. Da will ich die Diskussion jetzt nicht
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
wiederholen. Ich meine, das haben Sie auch nicht
gemacht. Ich möchte nur zwei oder drei Dinge in
Erinnerung rufen:
Das eine ist, dass immer gesagt wurde, wir wissen
nicht, wie viele Tage offen sind, das können zwei, fünf,
sieben, zehn Tage sein, je nachdem, ob Holland oder ob
Italien weiterkommt, aber wir müssen es jetzt planen und
beschließen, um es nachher, wenn es notwendig ist, zu
haben. Wir haben damals 7 Millionen EUR bereitgestellt.
Die ÖVP hat damals eigentlich die ganz gegenläufige
Kritik geäußert, sie hat gesagt: Das ist viel zu wenig, das
wird alles nicht funktionieren, die Leute werden in
Hütteldorf alles niedertrampeln, die Bevölkerung muss
auswandern, es wird das alles nicht fassen, das kann
nicht funktionieren. Jetzt sieht man, es hat gut
funktioniert, war aber nur an vier Tagen notwendig, und
jetzt sagt man: Ui, was heißt, zu wenig - zu viel!
(Heiterkeit bei der SPÖ.) Schwupps, Hauptsache, es
bleibt in dem Sinn etwas hängen.
Ich meine, dass es dann, im Ganzen gesehen, relativ
teuer war, ist klar. Aber es gab ja hier die Debatte, es
wurde vorher extra gesagt, und die Mittel wurden
bereitgestellt. Das wollte ich einfach auch einmal klar
sagen, weil ich selbst in der Diskussion direkt involviert
war und darauf auch hingewiesen habe.
Ich meine, da gibt es überhaupt einen gewissen
schwarz-grünen Paarlauf, muss ich sagen, was das
betrifft, an Wien immer wieder etwas hängen zu lassen.
Während es aber aus meiner Sicht so ist, dass die ÖVP
das eher konservativ abhandelt, haben es die GRÜNEN
sozusagen ein bisschen mit der Bildungsschicht. Das ist
ja okay, aber da sage ich nur: Gescheit ist nicht
obergescheit, und gebildet ist nicht eingebildet. Da muss
man also zumindest einen klugen Weg der Belehrung
finden, nicht immer sozusagen einen - aus meiner Sicht der ständigen Besserwisserei, weil Wien das auch nicht
verdient hat.
Aber nun zu den inhaltlichen Dingen, die gesagt
worden sind: Ja, das ist ein wichtiges Ressort, da habe
ich mit Kollegin Vassilakou die gleiche Meinung. Es ist
auch eine Herausforderung in der Schule gegeben, und
sie wird aus meiner Sicht gut bewältigt. Aber trotzdem ist
das nicht weg, die Dinge verstärken sich ja! Wir haben
zu 50 Prozent einen Migrationshintergrund bei den
Kindern, die jetzt hereinkommen, aber wenn man sich
die Geburten anschaut, wissen wir, es werden
60 Prozent werden. Das kann niemanden verwundern,
die Kinder sind ja jetzt schon auf der Welt; sie sind nur
noch nicht in der Schule, aber sie wachsen heran.
Dass es diese Herausforderung gibt und dass man
darauf Rücksicht nehmen muss, ist ja unbestritten und
eine klare Sache. Es wird natürlich auch die Art und
Weise, wie wir damit umgehen, für das Wiener
Schulwesen typisch sein. (GR Mag Wolfgang Jung: Das
war aber auch klar, dass es mehr Schüler gibt ...!) Wenn
es auch in den anderen Bundesländern nicht so ist, in
Wien ist es so, und da gilt es eben, wie ich zuerst gesagt
habe - weil ich schon wieder allerlei FPÖ-Töne
vernehme, aber ich habe es nicht genau gehört -, ein
45. Sitzung / 39
gutes Miteinander entsprechend zu schaffen.
Ich möchte auch die Praterdiskussion nicht wieder
ewig aufrollen, sondern dazu sei nur eines gesagt. Dass
man das politisch einmal angegangen ist, ist auf alle
Fälle
auch
ein
politischer
Erfolg
der
Frau
Vizebürgermeisterin gewesen. Damals, als man
begonnen hat, sich um das zu kümmern, hat es ja keine
öffentlichen Toiletten gegeben, auch keinen Plan, da hat
man nicht gewusst, was überhaupt los ist. Es hat keine
Vorplatzgestaltung gegeben, auch keine Messe, der
Prater ist ja ein größeres Gebiet als der Prater-Vorplatz,
der jetzt diskutiert wurde.
Dann haben wir hier letztendlich wieder alle Mittel
gemeinsam beschlossen. Auch die nachgeschossenen
Mittel, die da notwendig wurden, sind hier vorgestellt,
diskutiert und beschlossen worden. Es ist also das Geld
nicht zu unserer Überraschung ausgegeben worden,
sondern mit Wissen und Wollen des Gemeinderates.
Dementsprechend wurden auch die anderen Punkte
schon angesprochen, etwa die Ausbildung der
KindergartenpädagogInnen, dass wir hier mit dem AMS
etwas machen. Dass wir mit Studienabgängern, also mit
Studentinnen
und
Studenten,
Kurzausbildungen
durchführen, wurde schon gesagt, und dass daher
natürlich
mehr
bleiben
sollen.
Bei
den
KindergartenpädagogInnen ist es ja das Problem - oder
eigentlich nicht das Problem, sondern die gute Sache, für
die ich immer gekämpft habe, ich bin ja sogar für eine
universitäre Ausbildung -, dass die Matura es unmöglich
macht, vorherzusagen, wie viele von denen, die die
Schule gemacht haben, dann wirklich auch den Beruf
ergreifen, oder wie viele studieren. Dementsprechend ist
bei etwas Älteren, die die Berufswahl treffen, die
Chance, dass sie dann wirklich damit beginnen, um
vieles größer.
Diese zwei, drei Zusatzausbildungen bieten wir jetzt
an. So werden wir ausbilden, weil niemand voraussagen
kann, wie viele der AbsolventInnen dann studieren und
wie viele direkt in den Beruf gehen. Ich glaube, wenn die
Zeiten ein bisschen härter und schlechter werden, wird
es vielleicht eine Spur mehr geben, die dann wirklich
damit beginnen. Aber auch da lassen wir uns
überraschen.
Zur Schulsozialarbeit: Es hat ein Projekt im
15. Bezirk gegeben, das auch evaluiert wird. Dass man
die Sportstadien renoviert - also Happel-, Hanappi- und
Horr-Stadion -, ist meiner Ansicht nach eigentlich eher
ein Pluspunkt. Letztendlich, meine ich, wollen wir uns da
Diskussionen ersparen, oder es wäre ja peinlich, wenn
man nach Klagenfurt schaut, was dort jetzt los ist. Dass
wir uns das alles erspart haben und hier wirklich mit
vielen
Mitteln
entsprechende
Renovierungen
durchgeführt haben, finde ich eigentlich ebenfalls einen
Pluspunkt.
Deswegen tut es mir leid, dass es da seitens der
Opposition teilweise einen unversöhnlichen Standpunkt
gegenüber Grete Laska gibt, wenn man sich die Bilanz
ansieht. Das muss ich als Ausschussmitglied sagen; ich
bin, als sie Stadträtin wurde, gerade als junger
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Gemeinderat in den Ausschuss gekommen und habe
das daher mitverfolgen können. An sich muss man
sagen,
dass
da
schon Gestaltungswille und
Gestaltungskraft vorhanden sind, dass sie in vielen
inhaltlichen Bereichen Wien wirklich mit gestaltet und
auch weitergebracht hat. Ich will jetzt nicht alles
aufzählen, wohl aber ein paar Punkte, die mir auch
wichtig erscheinen.
Sie hat selbst die Jugendzentren angesprochen. Sie
hat die aufsuchende Jugendarbeit eigentlich in Wien
etabliert und mit Geld ausgestattet, die Parkbetreuung.
Dass die Stadt das, was jetzt Jugendarbeit ist, eigentlich
erst möglich gemacht hat, das ist ihr politischer Wille
gewesen, den sie auch real umgesetzt hat, mit sehr viel
Personal, mit sehr viel Geld. Sie hat, nebenbei gesagt,
auch das neue Jugendschutzgesetz auf eine ganz neue,
nämlich vorher diskutierte Art und Weise eingebracht,
umgesetzt und mit den Jugendlichen selbst erarbeitet.
Sie hat bei der Jugendwohlfahrt - auch wenn das
jetzt kritisiert wurde - mit der Heimreform 2000, glaube
ich, einen richtigen, wichtigen Schritt gemacht, der eben
dazu geführt hat, dass es keine Heime mehr gibt, dass
es nur Wohngemeinschaften gibt. Dass man nun im
Nachhinein sagt, wir werden vielleicht eine heimähnliche
Struktur wieder brauchen können - ja, mag sein, mag
auch nicht sein. Aber das war ein wichtiger, eigentlich ein
wuchtiger Schritt, der hier umgesetzt wurde.
Der Gratiskindergarten wurde von ihr mit eingeleitet.
Bei den Kindergärten und Kinderbetreuungsangeboten,
muss man sagen, ist Wien doch eine wirkliche ErfolgsStory:
Wir
haben
bei Weitem
das
größte
Betreuungsangebot! Ich erspare Ihnen jetzt die Zahlen,
wir haben das auch schon in vielen Diskussionen
abgehandelt. Wir haben dadurch auch die größte
Frauenerwerbsquote,
die
ja
unmittelbar
damit
zusammenhängt. Wir haben seit 1994 über 12 000 neue
Plätze geschaffen, es gibt also nicht nur einen
qualitativen, sondern auch einen quantitativen Ausbau.
Und - da mich ja Bildung besonders interessiert - es gibt
den Bildungsplan, den wir als erstes Bundesland
gemacht haben, worin wir auch pädagogisch inhaltlich
festgeschrieben haben, was im Kindergarten passieren
soll.
All das ist geschehen! Wir haben in der Bildung - weil
man gesagt hat, dass da nicht genug passiert ist diesmal die Bildungsmilliarde erreicht. Wir haben diese
600 Millionen für die Renovierung der Schulen zur
Verfügung. Da geht es aber nicht nur darum, dass man
neuen Platz schafft - das ist wichtig, und auch dazu wird
das eingesetzt -, sondern wir haben die meisten
Ganztagsschulen, wir haben das Erfolgsmodell Neue
Mittelschule, und wir haben jetzt das Campusmodell.
Auch da war es immer so, dass die ÖVP zuerst
gesagt hat: Warum gebt ihr kein Geld für die Schulen
aus? Dann haben wir es beschlossen, real zuerst im
Monte Laa; das Erste, was passiert ist: Die ÖVP kommt
heraus und sagt, das war zu teuer! Eine Sitzung,
nachdem gesagt worden ist, es wird nicht genug Geld
ausgegeben! Daran sieht man also auch, dass da ein
45. Sitzung / 40
schneller Wechsel der Argumentation - je nach dem, was
passiert - möglich ist.
Es gibt außerdem das Eins-und-eins-Modell, das hier
so sehr kritisiert wird. Ich finde es eigentlich ein gutes
Modell, denn es ist klar, dass die Vorschulklasse nur
diejenigen trifft, die noch immer nicht Deutsch können,
dass diese aber nicht weitergeführt werden, sondern sich
dann auflösen. Das eine Jahr zusätzlich wollen wir den
Kindern gönnen, damit eben diese Möglichkeit besteht.
Wir haben es ja in dem Sinn nicht rassistisch
angelegt. Also anders, als die FPÖ es fordert, haben wir
uns das bei allen Kindern angeschaut. Bei 20 Prozent
derjenigen, die nicht genug Deutsch können und nicht
schulreif waren - denn da geht es ja nicht nur um
Deutsch, sondern da geht es um soziale Fähigkeiten
(GR Mag Wolfgang Jung: Wollen Sie sagen, dass wir
etwas rassistisch angelegt haben, Herr Kollege
Vettermann?), da geht es ums Musische, da geht es
auch darum, ob man sich entsprechend bewegen kann -,
bei 20 Prozent ... (GR Mag Wolfgang Jung: Hallo, so
geht das nicht! Wir haben nicht Konzepte rassistisch
angelegt! Bitte, das im Protokoll zu überprüfen!)
Ja. (StR David Ellensohn: Stimmt ja!) Außerdem,
wenn ich dafür einen Ordnungsruf bekomme, okay. Ich
habe es eben so wahrgenommen. (GR Mag Wolfgang
Jung: ... ist ein Unterschied! - Weitere Zwischenrufe.)
Okay, also 20 Prozent derjenigen haben auf jeden
Fall keinen Migrationshintergrund, daher war es gut,
dass wir es nicht nur auf die Migranten, sondern auf alle
ausgedehnt haben. Es werden die 20 Prozent ebenfalls
entweder Deutsch nachlernen oder in ihrer sozialen
Reifung unterstützt werden. Das wollte ich damit sagen,
und es ist daher, glaube ich, auch ein gutes Modell.
Bei der Bildung muss man natürlich auch andere
Dinge dazusagen, wie die neue Hauptbücherei oder zum
Beispiel das neue Stadtfernsehen Okto, wo es um
Medien gegangen ist. Denn an sich ist das Ressort für
alle Wienerinnen und Wiener da.
Es ist ein menschliches Ressort, das auch den Sport
betrifft. Da habe ich schon die EM angeführt, aber zu
nennen ist zum Beispiel auch der City-Marathon, der hier
stark eingeführt wurde - apropos Breitensport -, oder für
alle Wienerinnen und Wiener eben die Bespielung am
Rathausplatz, die stattgefunden hat, sei es das
Opernfestival, sei es der Eistraum. Auch da zeigt sich oder an den Bädern, wo man gesagt hat, sie bleiben
weiter öffentliches Eigentum, das ist ja eine Sache, die
uns auch etwas wert ist -, dass wir hier einfach Service
von Wien für die Wienerinnen und Wiener leisten
können.
Das alles hat Grete Laska angeregt, durchgesetzt,
durchgetragen und mit erkämpft, denn sie hat mit
Leidenschaft und Kraft für Wien gearbeitet. Wir
verdanken ihr daher auch viel. Wenn wir jetzt schweren
Herzens ihre Entscheidung respektieren, gebührt ihr
nicht nur Dank, sondern auch Anerkennung für diese
Leistung für uns, unser Wien und die Stadt, die das
mitgetragen hat. In dem Sinn - natürlich auch immer
persönlich - ihr alles Gute und vielen Dank! (Beifall bei
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Nächster Redner
ist Herr GR Dr Madejski. - Bitte.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Wir haben heute nicht nur die Wahl des Nachfolgers
der Frau Vizebürgermeisterin und Stadträtin, sondern wir
haben auch eine zweite Wahl, meine Damen und
Herren, die nicht minder wichtig ist. Wir haben auch die
Wahl eines neuen Vizebürgermeisters, des derzeitigen
und bleibenden Wohnbaustadtrats Michael Ludwig.
Gerade heute, nämlich um 10 Uhr, ist der
Kontrollamtsbericht über die Wiener Hausbetreuung und
Wiener Außenbetreuung erschienen, der natürlich - der
Server ist zusammengebrochen - von vielen Leuten
gelesen wurde, unter anderen auch von mir, im
Schnellverfahren, aber ich kann das. Daher macht es
schon Sinn, sich auch damit zu beschäftigen: Was ist
denn im Ressort Wohnen in den letzten Jahren passiert?
Wobei man fairerweise hinzufügen muss, dass natürlich
die meisten der hier beanstandeten Themen und
Sachbereiche vor der Übernahme des jetzigen StR
Ludwig passiert sind, und zwar unter der Führung des
jetzigen Herrn Bundeskanzlers Faymann.
Da gibt es ein geflügeltes Wort, da hat man einmal
gesagt: Der Geschäftsführer Jansky ist der Dobermann
des Herrn Wohnbaustadtrats Faymann. Dobermann, das
kennen wir ja schon von anderen Parteien und
Gruppierungen (GR Christian Oxonitsch: Genau, das
kennt ihr gut!), aber das passt an sich sehr gut dorthin:
Er war wirklich der Dobermann, aber ich glaube, es hat
sich ausgebissen. Entweder hat er keine Zähne mehr
oder er hat nichts mehr zu beißen oder er wird nicht
mehr an der Leine geführt und ist ein bisschen
freigelassen worden.
Herr Stadtrat und Vizebürgermeister in spe Ludwig,
die Zeiten bei Ihnen, oder bei dir, sind auch vorbei! Du
hast immer gesagt, da ist ein laufendes Verfahren im
Kontrollamt, du gibst keine Stellungnahme ab. Jetzt wird
dir nichts anderes übrig bleiben als das, was wir - oder
zumindest ich - heute, in den letzten vier Stunden, sehr
intensiv gelesen haben, da wird dir nichts anderes übrig
bleiben.
Meine Damen und Herren! Herr Jansky hat als
Geschäftsführer der Wiener Hausbetreuung und
Außenbetreuung einen sehr schönen Ausspruch getätigt.
Wörtliches Zitat von ihm: „Jeder Hausbesorger weniger
bringt mir mehr Geschäft.", und „In 15 Jahren gibt es
keine Hausbesorger mehr." Das war sein Motto. Sein
Motto war: Profit um jeden Preis, Freunderlwirtschaft,
Verwandte einschleusen, Profiteure auf allen Ebenen.
Das war sein Konzept, und mit dem ist die Wiener
Hausbetreuung und Wiener Außenbetreuung den Bach
hinuntergegangen.
Zum Glück haben wir das erkannt, durch viele, viele
Gespräche mit Mitarbeitern. Es wurde damals von uns
ein so großer Umfang an Verfehlungen festgestellt, dass
wir das Kontrollamt gebeten haben, hier eine weitere
45. Sitzung / 41
Prüfung vorzunehmen, obwohl es schon vor drei oder
vor zwei Jahren eine andere gegeben hat.
Ich muss schon jetzt im Vorhinein sagen, ich habe
selten 141 Seiten eines Kontrollamtsberichts wirklich
verschlungen! Was da drinsteht, meine Damen und
Herren, ist eine Hinrichtung, eine wahre Hinrichtung
inhaltlicher Art der Wiener Hausbetreuung und Wiener
Außenbetreuung, zustande gekommen nach meiner
Ansicht und nach Ansicht der FPÖ durch einen
unfähigen oder durch unfähige Mitarbeiter, die sich nur
am Profit orientiert haben.
Gehen wir es jetzt einmal in Kurzfassung an. Dieser
Kontrollamtsbericht
enthält
140 Seiten
über
Versäumnisse und Unterlassungen. Es gibt keine
Preiskalkulationen, diese sind nicht da und nicht
nachvollziehbar, Herr Stadtrat. Die Auftragsvergaben
erfolgen ohne rechtliche Grundsätze. Es gibt die
Vernachlässigung der kaufmännischen Sorgfaltspflicht ein sehr wichtiger und eminent bedeutender Vorwurf -,
und es gibt keine Kontrolle - das ist ja immer ein
bisschen untergegangen - durch die Gesellschafterin,
nämlich Frau Geschäftsführerin Strassl. Sie hat unserer
Meinung nach genauso versagt. Auch das Kontrollamt
stellt das zwar nicht persönlich, aber natürlich indirekt
fest - wir kommen beim Punkt Aufsichtsrat noch dazu -:
Frau Strassl hat versagt.
Es gibt Benachteiligung für bewährte Kontrahenten
der Stadt und von Wiener Wohnen. Während nämlich die
Kontrahenten bei Wiener Wohnen vertraglich mit
Vertragsstrafen bedroht werden, werden bei Wiener
Wohnen Außen- und Hausbetreuung mündliche Verträge
getroffen, die man eigentlich nirgends vorfinden kann auch das Kontrollamt nicht -, und Vertragsbestandteile
werden einfach vergessen.
Meine Damen und Herren! Gleichzeitig schließt aber
Wiener Wohnen Hausbetreuung Verträge - was die Stadt
Wien/Wiener Wohnen nie machen könnte - mit dem
Maschinenring,
einer
Raiffeisen-dominierten
Gesellschaft, ohne nachvollziehbare Verhandlungen ab
und lässt Sub-Sub-Subunternehmer zu, die durch nichts
mehr kontrolliert werden können. Dem ist Abhilfe zu
schaffen, Herr Stadtrat und Herr Vizebürgermeister in
spe!
Es
gibt
bei
den
Rechnungen
keine
Einzelpreisangaben und -mengen. Für den Winterdienst
- das muss man sich vorstellen! -, den alle Mieter
bezahlen, gibt es überhaupt keine Kalkulation und hat es
noch nie eine Kalkulation gegeben. In-house-Verfahren
sind üblich, obwohl der EuGH gerade bei solchen
Sachen Folgendes verlangt - ich zitiere wortwörtlich:
„Kontrolle
wie
über eine
eigene Dienststelle
durchzuführen". Die Frage ist, Herr Stadtrat und
zukünftiger Vizebürgermeister, ob Wiener Wohnen auch
die anderen Dienststellen, die es hat, so nachlässig
kontrolliert. Dem ist ebenfalls Einhalt zu gebieten.
Meine Damen und Herren! Jetzt ist es schwarz auf
weiß nachzulesen: Der Herr Ex-Geschäftsführer Jansky
unterscheidet sich bei seinem Geschäftsführergehalt das habe ich schon vorher gewusst, aber ich konnte es
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
nicht beweisen, das habe ich nur gehört, aber jetzt
wissen wir es -, er unterscheidet sich beim
Geschäftsführervertrag von der ihm damals zur Seite
gestellten Geschäftsführerin, Frau Miksch-Fuchs, nur in
einem einzigen Punkt: Das ist die Abfertigung.
Vertraglich mit ihm festgehalten sind 40 Monatsgehälter
bei einem angenommenen ... (Oh!-Rufe bei der FPÖ.)
Entschuldigung, vertraglich, das kommt dazu Moment, das habe ich nämlich da. Im Vertrag des
bisherigen Geschäftsführers wurde eine Abfertigung
vereinbart - ich zitiere den Kontrollamtsbericht -, in der
festgehalten wurde, dass zusätzlich zu den gesetzlichen
Ansprüchen, die er hat, zu seiner tatsächlich erbrachten
Dienstzeit 40 Monate hinzugerechnet werden.
Meine
Damen
und
Herren!
Dieser
Abfertigungsvertrag ist natürlich ein starkes Stück. Es
läge an Herrn Jansky, dass er, wenn schon alle
verzichten und verzichten sollen in Zeiten wie diesen, auf
diese Zusatzvereinbarung vielleicht verzichtet! (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Nun komme ich zu den
einzelnen Vorwürfen. Ich habe mir nur einige ganz
wenige – auf Grund der fortgeschrittenen Zeit und
meiner Redezeit, ich könnte jetzt wahrscheinlich Stunden
darüber berichten, es wird aber auch noch die
Möglichkeit bestehen, dass wir das alles im Detail
debattieren - aus meiner Sicht wichtige Erkenntnisse des
Kontrollamts herausgesucht. Diese werde ich jetzt
zitieren.
Abrechnung mit der Zeitkalkulation: Die Wiener
Wohnen Haus- und Außenbetreuung hat dem
Kontrollamt eine Wiener Hausanlage im 10. Bezirk als
Lehrbeispiel - das heißt so, da kann man dann
errechnen, wie sie überhaupt zu ihren Kalkulationen
kommen - genannt. Aufgrund dieser Wohnhausanlage im
10. Bezirk ist man dann draufgekommen oder ist das
Kontrollamt draufgekommen, dass es an Wiener
Wohnen nicht so verrechnet wurde, zum Schaden von
Wiener Wohnen beziehungsweise in weiterer Folge zum
Schaden der Mieter.
Es ist zum Beispiel Folgendes herausgekommen. Da
reden wir nur von der Reinigung, und zwar von der
Gehsteigreinigung, da gibt es einen Leistungskatalog
und, und, und. Sie brauchen für diese Stiegen
32,42 Stunden, dazu kommen 3,10 Stunden für die
vorherige Gehsteigreinigung, und das Ganze ist zu
multiplizieren mit einem kalkulatorischen Stundensatz
von 28 EUR. Nur, bei diesen 28 EUR ist erstens
nirgends ersichtlich, wo sie herkommen, und in
Wirklichkeit ist auch nicht so abgerechnet worden,
sondern es ist mit einer Pauschale abgerechnet worden,
und zwar zu einem Zeitpunkt, als laut Vertrag zwischen
Wiener Außenbetreuung, Wiener Hausbetreuung und
Wiener Wohnen
- diese
Mutter-Tochter-EnkelUnterscheidung ist immer ein bisschen schwierig bereits kurze Zeit nach Gründung der Firmen anders,
nämlich nach Zeitkalkulation, abgerechnet werden sollte.
Das ist nicht passiert, meine Damen und Herren!
Es kommen Aufzugspauschalen von 56 EUR pro
45. Sitzung / 42
Aufzug hinzu. Kein Mensch, auch nicht das Kontrollamt,
konnte aus einer Dokumentation erkennen, wofür
eigentlich diese Aufzugspauschalen hinzukommen. Alles
zum Schaden der Wiener Mieter in den Wiener
Gemeindebauten!
Ich zitiere jetzt den Kontrollamtsbericht: „Angesichts
der aufgezeigten Mängel anhand des von Wiener
Hausbetreuung selbst als Lehrbeispiel" - wir erinnern
uns: 10. Bezirk, Gemeindebau – „gewählten Objektes
hinsichtlich einer schlüssigen, nachvollziehbaren und
den Grundsätzen der kaufmännischen Sorgfaltspflicht
entsprechenden Kalkulation drängte sich für das
Kontrollamt auch die Frage auf, ob nicht auch bei Wiener
Wohnen
dem
Grundsatz
der
kaufmännischen
Sorgfaltspflicht zu wenig Beachtung geschenkt wurde."
Ich glaube, es hat dort jeder gesagt: Der Jansky
macht das schon, der bereitet alles vor, den brauchen
wir nicht zu kontrollieren - bis es zu spät war! Zum Glück
ist er jetzt weg; oder er ist noch nicht weg, das weiß ich
auch nicht. Das werden wir ja demnächst erfahren, weil
man, glaube ich, sehr krampfhaft für ihn irgendeine neue
Position sucht, auch im Wohnbereich.
Vereinbarung über die Betreuung der Außenanlagen:
Da gibt es Gehsteige, Gehwege, Innenhöfe und die
Grünflächen. Hier stellt das Kontrollamt Folgendes fest:
„Es
dürfte
bemerkenswerterweise
beiden
Vertragsparteien, Wiener Wohnen und Wiener
Hausbetreuung, entgangen sein" - das ist sehr höflich
ausgedrückt -, „dass Teilbereiche der nunmehr
vereinbarten Leistungen, wie zum Beispiel Kehren der
Gehsteige und Ähnliches, im Leistungskatalog vom
17. Oktober 2002 schon enthalten sind, die aber doppelt
verrechnet werden könnten."
Ob Doppelverrechnungen vorliegen, meine Damen
und Herren, konnte das Kontrollamt auf Grund der
vorgelegten Fakturen nicht mehr feststellen; diese waren
so gestaltet, dass man es eben nicht mehr feststellen
konnte. Da freut sich jeder kleine und mittlere
Unternehmer, wenn das Finanzamt zu ihm kommt, seine
Rechnungen kontrolliert, und wenn da nur ein Beistrich
oder sonst irgendetwas fehlt, dann wird er schon in die
Mangel genommen - und hier passiert gar nichts! Auch
das ist also zu hinterfragen.
Meine Damen und Herren! Über den Winterdienst
schreibt das Kontrollamt: „Für den Bereich des
Winterdienstes
wurde
trotz
Aufforderung
des
Kontrollamtes vom Geschäftsführer und Wiener
Hausbetreuung keine Kalkulation der an Wiener Wohnen
verrechneten Preise übermittelt." Mit einem Wort: Die
haben nichts vorlegen können, es gab keine Kalkulation,
meine Damen und Herren! Stellen Sie sich das einmal
vor, einen Unternehmer, der keine Kalkulation hat! Jeder
kleinste Greißler muss heutzutage kalkulieren, in Zeiten
wie diesen, aber die Wiener Wohnen Hausbetreuung hat
nicht einmal eine Kalkulation, und bei Wiener Wohnen ist
es damals niemandem aufgefallen! Meine Damen und
Herren, das verstehe ich überhaupt nicht. Oder hat man
wieder einmal nicht kontrolliert?
Das Kontrollamt empfahl Wiener Wohnen - also dem
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Stadtrat -, im Bereich des Winterdienstes den genannten
Kostenvergleich,
nämlich
zwischen
privaten
Kontrahenten, die ihr habt, und den Subunternehmen
von
Wiener Hausbetreuung/Außenbetreuung, „stichprobenweise durchzuführen, um die daraus gewonnenen
Erkenntnisse umzusetzen". Auch das ist sehr freundlich
formuliert. Man könnte es auch anders formulieren, aber
das Kontrollamt ist ja sehr höflich.
Meine Damen und Herren! Der Grasschnitt - das ist
ja voriges Jahr im Sommer und im Herbst durch alle
Medien gegeistert - ist wirklich skandalös. Hier haben
Firmen mit Geräten gearbeitet - das muss man sich auch
einmal vorstellen! -, nämlich Sub-Sub-Subunternehmer
mit Geräten gearbeitet, die an sich verboten waren; laut
Wiener Wohnen dürften diese Geräte gar nicht arbeiten.
Das sind landwirtschaftliche Geräte mit zwei Tonnen
Gesamtgewicht, die sind in den Wiesen der
Gemeindebauten, über Gehsteige, Flur und Acker, über
den Asphalt gefahren, der im Sommer warm ist. Zwei
Tonnen sind ja ganz schön, es ist dort alles hin - keine
Konsequenz hat es gegeben!
Meine Damen und Herren! Da ich nicht mehr viel Zeit
habe, fasse ich noch ein bisschen zusammen. Es hätte
eine Ausschreibung nach EU-Richtlinie geben müssen,
weil Beträge über eine gewisse Summe hinaus gar nicht
im Haus selbst hätten vergeben werden können.
Ein schönes Beispiel sind die Elektroautos. Die
Elektroautos sind ein Steckenpferd von mir, aber leider
gibt es sie kaum mehr. Hier wurden Firmen beauftragt,
oder ihr habt dann von Firmen Autos gekauft. Da habt ihr
sogar
einen
Umweltpreis
vom
ehemaligen
Landwirtschaftsminister Pröll bekommen - heute ist er
Vizekanzler -, er hat sich dort hingestellt und hat Herrn
Jansky einen Umweltpreis gegeben, weil der es
verstanden hat, von einer Grazer Konkursfirma - diese ist
erst nachher in Konkurs gegangen, aber man wusste es
in Graz bereits, er hätte nur nachzufragen brauchen Elektroautos zu kaufen. Es fahren heute, glaube ich,
noch vier Stück, den Rest kann man verschrotten, weil
es keine Ersatzteile gibt. Es gibt allerdings, wie ich höre,
eine neue Ausschreibung für Elektroautos; ich bin
gespannt, was dabei herauskommen wird.
Meine Damen und Herren! Wir werden uns im Detail
noch sehr oft damit beschäftigen, aber ein weiteres
Beispiel ist der Grünschnitt im Breitner-Hof. Dort war das
Gras schon einen Meter hoch, und sie haben das
zweimal statt viermal gemacht. Darüber schreibt das
Kontrollamt: Die SE-GmbH - das ist schon der SubSubunternehmer vom Subunternehmer, das ist schon
der Enkel - wurde von Herrn T gegründet. Ich will den
Namen nicht nennen, aber ich kenne ihn natürlich.
Nach 15-jähriger Berufserfahrung im Bereich
Bewachung, Detektei, Personenschutz, Ermittlungen und
Beweismittelführung in allen Rechtsbelangen entschloss
sich der Firmeninhaber 2002 zur Selbstständigkeit. Seit
Mai 2008 hat dieses Unternehmen auch die
Berechtigung
für
gärtnerische
Tätigkeiten.
Kontrollamtszitat: „Für das Kontrollamt“, Herr Stadtrat,
45. Sitzung / 43
„stellt sich die Frage, ob die Grünflächen von städtischen
Wiener Wohnhausanlagen tatsächlich von einer Firma
betreut werden müssen, deren Betätigungsfeld
hauptsächlich im Bereich von Security-Dienstleistungen
angesiedelt ist."
Ich frage mich das auch. Wahrscheinlich ist er auch
ein Freund gewesen - Maschinenring, da haben wir eben
ein paar Schwarze. Übrigens ist die Firma in Neusiedl zu
Hause, das ist auch interessant. Das wäre für Wien gut,
denn dort gibt es Private, die die Kontrolle der
Kurzparkzonen machen. Vielleicht könnte man dem
Herrn Verkehrsstadtrat sagen, die könnte man auch in
Wien noch einsetzen, falls sie den Grasschnitt nicht
mehr bekommen. Das wäre nicht uninteressant.
Kontrollamtszitat: „Die Auftragssumme für Leistungen
der M-GesmbH“ - das ist die Erste, die den Auftrag
bekommen hat, sie hat dann zwei andere beschäftigt –
„belief sich am 31. Oktober 2008 auf 320 471,02 EUR.
Sie wurde für zwei Mähdurchgänge zum Mähen
beauftragt, der erste Durchgang Mai bis Juni und der
zweite Anfang September. Ab einem Auftragswert“ - das
habe ich vorhin schon gesagt, nur die Zahl habe ich da
nicht gefunden, jetzt habe ich sie vor mir – „von
206 000 EUR hätte für einen Dienstleistungsauftrag
vergaberechtskonform eine europaweite Ausschreibung
erfolgen müssen.“ Das ist natürlich auch nicht passiert.
Meine Damen und Herren! Ausbildung ist sehr
wichtig. Es wird aber bei der Wiener Außen- und
Hausbetreuung sehr viel Theorie gelehrt. Es ist ja schön,
dass man sich auch mit der Theorie beschäftigt, es wäre
nur viel wichtiger, dass man vielleicht die Gärtner - das
habe ich auch schon einmal gesagt - beschäftigt oder
dazu anlernt, wie man Gras schneidet oder wie man
einen Baumschnitt macht.
Hier stellt das Kontrollamt fest: „Aus der Sicht des
Kontrollamtes waren Mitarbeiterschulungen unbedingt
notwendig und für den Erfolg der Grünflächenpflege
unumgänglich. Es wäre jedoch zu hinterfragen" - das ist
sehr fein ausgedrückt -, „ob den Mitarbeitern nicht zu viel
Theorie
vermittelt
wurde.
Es
sollte
verstärkt
praxisorientiertes Wissen über richtig gestaltete,
gepflegte Grünflächen den Mitarbeitern vermittelt
werden, etwa dahin gehend, dem Fachpersonal vor Ort
die einzelnen Schritte der Betreuung näher zu bringen.
Bedenkt man weiters" - man höre! – „den
Migrationshintergrund
vieler
Mitarbeiter
und
Mitarbeiterinnen der Wiener Wohnen Hausbetreuung
und Außenbetreuung, kann eine umfangreiche
theoretische Schulungsunterlage allein überhaupt nicht
zielführend sein." Das ist eigentlich nichts anderes als
das, was auch wir schon die ganze Zeit sagen.
Den Abfertigungsanspruch habe ich schon zitiert, und
ich komme jetzt zu den Betriebskosten. Auch hier hat auf
Grund unserer Anfrage das Kontrollamt einen Vergleich
der letzten Jahre angestellt. Es steht eindeutig drin: „Aus
der prozentuellen Darstellung der Betriebskosten ist
ersichtlich, dass der mit Abstand größte Bereich der
Ausgaben die Hausbetreuungsarbeiten betrifft."
Meine Damen und Herren! Die Stadt Wien hat sich
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
elegant von vielen Hausmeistern getrennt. Es hat
manche schwarze Schafe gegeben. In Wirklichkeit wäre
es sinnvoll, hier einen Mix voranzutreiben, in
verschiedenen Größenordnungen der Gemeindebauten.
Zu den Betriebskosten steht noch drin: Die Position
öffentliche Abgaben, Müllabfuhr, Rauchfangkehrer - und
ich rechne noch Wasser- und Kanalgebühren dazu macht ebenfalls bereits 42 Prozent aus. Nichts anderes
hat unser Klubobmann immer vorgelesen. Das sind
insgesamt
78,3 Prozent,
Hausbetreuung
und
Betriebskosten.
Meine Damen und Herren! Zum Aufsichtsrat und zum
Ende - über die Gewerbeberechtigung möchte ich gar
nicht reden, da haben wir jetzt ein Ei, weil natürlich Herr
Jansky von sechs Gewerbeberechtigungen drei oder
vier, das weiß ich jetzt nicht genau, selbst auf seinen
Namen und auf Grund seiner Schulung hat. Er hat immer
Schnellkurse gemacht, etwa in Niederösterreich bei der
Kammer über Schädlingsbekämpfung, dann hat er eine
beim Fach in Wien gemacht, da war er plötzlich
Gebäudereiniger. Wie er das alles in dieser Zeit gemacht
hat - er war ja so beschäftigt, wie er sagt -, weiß ich
nicht.
Auf
jeden
Fall
hatte
er
die
Gewerbeberechtigungen.
Die haben sie jetzt nicht! Sie haben keine
Gewerbeberechtigungen,
und
der
neuen
Geschäftsführerin - das steht auch drin - hat man keine
Zeit gegeben, sich darüber zu erkundigen, ob es
überhaupt eine fachgerechte Ausübung ist. Sie ist als
Geschäftsführerin persönlich haftend, ihr hat man alle
Gewerbeberechtigungen umgehängt, und sie steht jetzt
im Firmenbuch mit allen Gewerbeberechtigungen drin.
Das ist aber nur eine Randbemerkung.
Meine Damen und Herren! Der Aufsichtsrat kam im
Jahre 2007 oder auch 2008 seinen gesetzlich
vorgeschriebenen Sitzungsterminen nicht nach. Genau
dort wäre nämlich aufgefallen, dass gewisse
Anschaffungskosten, gewisse Ausschreibungen, gewisse
Manipulationen und sonstige Sachen im Unternehmen
nicht rechtens waren.
Meine Damen und Herren! Ich darf Ihnen zum
Schluss etwas vorlesen; jetzt bin ich am Ende, aber eine
Minute werden Sie mir gestatten. Ein Absatz in der
Kurzfassung, die am Anfang des Kontrollamtsberichts
steht und nicht einmal eineinhalb Seiten lang ist, ist so
unglaublich, dass ich ihn einfach vorlesen muss. Ich
sage Ihnen das jetzt:
„Bei der Vereinbarung über die Betreuung der
Außenanlagen
war
zunächst
eine
einseitige
Vertragsänderung durch den damaligen Geschäftsführer
der Wiener Wohnen Hausbetreuung feststellbar, auf
deren Basis die Verrechnung erfolgte. Hier konnte weder
von der Hausbetreuung noch von der Außenbetreuung
eine als Preiskalkulation zu bezeichnende Berechnung
vorgelegt werden. Vom Kontrollamt konnte die
Preisfindung nur anhand der Berechnungen eines von
Wiener Wohnen in Auftrag gegebenen Gutachtens über
die
Kosten
der
Grünflächenbetreuung
einer
Wohnhausanlage nachvollzogen werden. Den dem
45. Sitzung / 44
Gutachten zugrunde liegenden Ansichten einer
gerechtfertigten Verdreifachung der Kosten der
Grünflächenbetreuung kann das Kontrollamt nicht
folgen."
„Zu Beginn der Pflegesaison war auf Grund
mangelhafter Planung und nicht ausreichender Geräte
und Materialien die ordnungsgemäße Pflege der zu
betreuenden
Grünflächen
in
den
Wiener
Gemeindebauten nicht möglich. Dieses Defizit konnte
trotz getätigter Einkäufe von Gerätschaften nicht mehr
aufgeholt werden. Um den gestellten Aufgaben
annähernd gerecht werden zu können, beauftragte die
Außenbetreuung für die Betreuung der Grünflächen
Fremdfirmen", über die schon geredet wurde. „letztlich
war aber auch der Einsatz von Fremdfirmen, die
Grünflächen zu betreuen, in der Pflegesaison 2007/08
als nicht zufriedenstellend zu bewerten und führte zu
einem Anstieg an Beschwerden der Mieter über Wiener
Wohnen Außenbetreuung und Hausbetreuung."
Schlusssatz - und der sollte zu denken geben, weil
das Kontrollamt sehr höflich formuliert, meine Damen
und Herren: „Weitere Feststellungen betrafen die
mangelnde
Sorgfaltspflicht
des
ehemaligen
Geschäftsführers bezüglich der Umsetzung der ihm
übertragenen Aufgaben, den Beschaffungsvorgang der
Elektrofahrzeuge, die auf Grund des Konkurses des
Herstellers nur bedingt einsatzfähig sind, und die
Wahrnehmung der Kontrollfunktion des Aufsichtsrates."
Meine Damen und Herren, dem muss Abhilfe
geschaffen werden! Ich hoffe, dass der zukünftige
Vizebürgermeister und Wohnbaustadtrat das auch sehr
ernsthaft in Betracht zieht.
Aber eines darf nicht passieren, Herr Stadtrat: dass
jetzt jene Leute, von denen man bei Wiener Wohnen
annimmt, dass sie Informationen - unter Umständen
auch an mich oder an andere - weitergegeben hätten,
die Ersten sind, die man dort kündigt. Ich höre so etwas.
Es geht um etliche Personen, angeblich im Namen einer
Umstrukturierung. Umstrukturierung - gut, aber nicht auf
Kosten von Leuten, von denen man annimmt, dass sie
ehrlich waren und vielleicht das eine oder andere auch in
die Öffentlichkeit getragen haben, aber nur zum Nutzen
der Wienerinnen und Wiener Mieter, von 220 000
Gemeindewohnungsmietern!
Die habt ihr in den letzten Jahren vergessen! Ihr habt
euch auf Profit konzentriert, auf Freunderln, auf
Fremdfirmen - kein Mensch weiß mehr, wo -, ohne
Kalkulation wurde gearbeitet. Dem ist ein Ende zu
bereiten,
Herr
Stadtrat
und
zukünftiger
Vizebürgermeister! Ich hoffe - und nehme es an, da ich
dich kenne -, dass du das machst, aber hoffentlich sehr
bald, und nicht wehleidig bist. Und ich schaue mir an, wo
Jansky jetzt hinkommt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Nächste
Rednerin ist Frau GRin Jerusalem. - Bitte.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Klubobfrau Maria Vassilakou hat bereits viel zum
Schulbereich gesagt und auf den Punkt gebracht, worum
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
es den GRÜNEN geht. Ich möchte trotzdem in einigen
Punkten noch etwas ausführen, weil wir an den
designierten Stadtrat natürlich eine ganze Reihe von
Wünschen haben, vor allem eine ganze Reihe von
Vorschlägen und insbesondere die Vorstellung, dass
eine ganze Reihe von Problemen dieser Stadt in den
nächsten Jahren gelöst werden müssen.
Die GRÜNEN sprechen immer wieder über Kinder
mit Migrationshintergrund. In diesem Punkt ist es meiner
Meinung nach die große Aufgabe dieser Stadt, dass in
den Köpfen der Menschen nicht immer weiter das Bild
davon
existiert,
dass
die
Kinder
mit
Migrationshintergrund ein Problem sind. Diese Kinder
und auch ihre Eltern können nicht jahrzehntelang als
Probleme durch die Stadt wandeln, sondern sie müssen
ganz klar den Eindruck gewinnen und mitnehmen, dass
sie hier erwünscht und gewollt sind, dass sie respektiert
und angenommen werden.
Diese Menschen sind kein Problem, sondern sie
haben ein Problem. Sie haben ein Problem, weil sie in
vielen Punkten benachteiligt werden. Deswegen möchte
ich auch diese Punkte, an denen man so genau sieht,
dass diese Kinder benachteiligt sind, ein bisschen
aufzählen, damit deutlicher wird, worum es eigentlich
geht.
In einer sozioökonomisch benachteiligten Familie
aufzuwachsen, bedeutet, dass man in einer Familie
aufwächst, die wenig Geld hat und wo auch oft wenig
Bildung bei den Eltern vorhanden ist. Das allein ist schon
eine große Benachteiligung. Wenn aber dazu noch
kommt, dass man auch die Sprache des Landes nicht
gut kann oder dass vielleicht die Kultur als eine als fremd
empfundene dasteht, dann kommt eben noch ein
Problem dazu.
Aufgabe der Stadt und unser aller Aufgabe ist es, für
diese Kinder dafür zu sorgen, dass die Probleme
weniger werden und dass ganz klar wird, dass nicht sie
das Problem sind, sondern dass das Kindergartensystem
und das Schulsystem, also das Bildungssystem das
Problem darstellt und dass sich daher das
Bildungssystem ändern muss. Das Bildungssystem muss
sich an die Kinder anpassen und nicht umgekehrt, denn
umgekehrt kann es nicht funktionieren.
Was wir für diese Kinder brauchen, ist erstens, dass
sie schon in sehr jungen Jahren - wenn sie drei oder vier
Jahre alt sind - in den Kindergarten kommen, dort mit
anderen Kindern gemeinsam lernen können und nicht,
wie es jetzt der Fall ist, ein Einjahres-Kindergarten dann
darin mündet, dass Vorschulklassen gebildet werden, in
denen ausschließlich Kinder aus sozioökonomisch
benachteiligten Familien sitzen. Das ist schlecht, und
zwar unabhängig davon, ob wirklich alle einen
Migrationshintergrund haben oder nicht, und das soll
nicht sein.
Daher lautet der Vorschlag, gerichtet an den
designierten Stadtrat Oxonitsch: Schaffen wir dieses
Fördermodell Eins-plus-eins und diese Vorschulklasse
so rasch wie möglich wieder ab, und sorgen wir dafür,
dass alle Kinder mit drei Jahren in einen Kindergarten
45. Sitzung / 45
kommen und diese Förderung auf integrative Art und
Weise über die Bühne geht. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich füge für die GRÜNEN hinzu, das sollte ein Leitsatz
dieser Stadt sein. Alle Fördermaßnahmen müssen
integrativ ablaufen und sollen nicht über Aussonderung
passieren, denn Aussonderung tut nicht gut.
Wir haben eine große Chance über diese Kinder. Ich
bin nicht nur dafür, dass man davon abgeht, sie als
Problem zu betrachten, sondern ich bin auch dafür, dass
man ab sofort die Chance, die darin besteht, dass so
viele Kinder aus so vielen verschiedenen Ländern und
aus so vielen verschiedenen Kulturen kommen, die sie
mitbringen, dass man diese Chance der Multikulturalität
in den Schulen besser nutzt, als das jetzt der Fall ist.
Meine ganze Hochachtung gilt jenen Lehrerinnen und
Lehrern etwa im 15. oder auch 16. Bezirk, denen es
bereits jetzt gelingt, alles das aufzugreifen, was da von
den Kindern kommt, und denen es bereits jetzt gelingt,
da einen Austausch stattfinden zu lassen. Da wird
einiges ganz großartig gemacht! Das sollte man nehmen,
ausbauen, unterstützen und zum Leitbild dieser Stadt
machen. Das wäre eines unserer ganz, ganz großen
Anliegen.
Was diese Kinder brauchen und was alle Kinder
brauchen - denn schlussendlich sind sie einfach immer
alle Kinder -, ist ein gut ausgebautes Kindergartensystem
für alle ab zumindest drei Jahren und danach ein
ganztägiges Schulsystem. Auch das möchte ich ein
bisschen näher begründen.
Für Kinder, deren Eltern kein Geld haben, und für
Kinder, deren Eltern über wenig Bildung verfügen, ist es
nicht möglich, auf ein Nachhilfesystem, das viel Geld
kostet, zurückzugreifen. Es ist diesen Eltern auch nicht
möglich, diese Nachhilfe selbst zu leisten, weil sie es
nicht können. Diese Benachteiligung kann nur dadurch
abgebaut werden, dass ein ganztätiges Schulsystem
einspringt, weil die Kinder dort alles lernen, was sie
brauchen, weil sie alles üben, was sie brauchen, weil sie
dort die Hausübung machen mit Lehrerinnen und
Lehrern, die von ihrer Sache etwas verstehen, und weil
man eben nicht darauf angewiesen ist, dass die Eltern
Geld haben, und weil man nicht darauf angewiesen ist,
dass die Eltern diese Nachhilfe selbst leisten können.
Das heißt - und das ist der zweite große Vorschlag
der GRÜNEN -: Umbau des Schulsystems, das nur am
Vormittag tätig ist, in ein ganztägiges Schulsystem, wo
alle Kinder und ganz besonders jene, die aus
sozioökonomisch benachteiligten Familien sind, einen
Platz bekommen. Es darf nicht sein, dass ausgerechnet
die Kinder, die zum Beispiel aus türkischen Familien
stammen, wo die Mutter zu Hause ist, abgewiesen
werden und keinen ganztägigen Platz bekommen, und
zwar mit dem Hinweis: Die Mutter ist ohnehin am
Nachmittag zu Hause und kann sich um das Kind
kümmern. Sie kann eben nicht! Ja, sie kann anwesend
sein, sie kann freundlich sein, sie kann spielen, sie kann
Mutter sein, sie kann alles ganz, ganz toll, aber sie kann
nicht jene Lernförderung leisten, die diese Kinder
brauchen.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Denn wir wollen - und jetzt kommt das Nächste, was
die GRÜNEN wollen -, dass die überwiegende Mehrheit
der
Jugendlichen
zu
einem
Abschluss
der
Sekundarstufe II, sprich, Matura kommt. Es können
sicher auch in Wien zumindest 80 Prozent der
Jugendlichen zu einer Matura geführt werden, wenn man
das politisch will und wenn man die dafür notwendigen
Strukturen,
Lehrerinnen,
Lehrer
und
Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt.
Nächster Punkt, der mit diesen ganztägigen Schulen
in einem engen Zusammenhang steht: Eine ganztägige
Schule kann keine halbtägige Schule sein, wo man dann
den Nachmittag draufpfropft. Das funktioniert so leider
überhaupt nicht, und da hat Wien es leider verabsäumt,
rechtzeitig die Weichenstellungen vorzunehmen. Ich
weiß, man ist dabei zu schauen, dass man Platz schafft.
Ich weiß das, ich honoriere das auch gerne, ich sehe das
- ich bin nicht blind, ja -, ich weiß, man ist jetzt
draufgekommen, dass das dringend notwendig ist.
Nur, meine Damen und Herren von der
Sozialdemokratie, wir befinden uns diesbezüglich im
Jahre Schnee! Der Anfang ist gemacht, aber da wird es
hohe Investitionen und große Anstrengungen brauchen,
damit Schulen tatsächlich ganztägig geführt werden, wo
Kinder Platz haben. Sie müssen sich austoben können,
sie müssen einen Raum zum Theaterspielen haben, sie
müssen einen großzügigen Essraum haben, sie müssen
Rückzugsmöglichkeiten haben, wo sie lesen oder für
sich sein können. Das braucht Platz, das braucht
Investitionen, und das braucht große Anstrengungen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn in fünf Jahren in
der Zeitung zu lesen ist: StR Oxonitsch hat es geschafft,
es ist geschafft, und dieser ganztägige Schulbetrieb kann
auf einem hohen Niveau stattfinden, weil auch der Raum
dafür geschaffen wurde. Da halte ich echt die Daumen,
und da hoffe ich, dass ich das in fünf Jahren in der
Zeitung lesen kann. Ich werde dann auch applaudieren.
Ein weiterer Punkt, der mir sehr am Herzen liegt und ich weiß schon, ich werde auch Punkte weglassen
müssen -, ist auch ganz, ganz wichtig. Wir haben in
dieser Stadt Regionen, wo in den Volksschulen 70, 80
oder 90 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund
haben. Viele Eltern, die für ihre Kinder eine erfolgreiche
Schullaufbahn
wünschen
und
eben
keinen
Migrationshintergrund
haben,
verlassen
diese
Schulstandorte fluchtartig.
Ich denke, niemand sollte sagen, dass diese Eltern
Rassisten sind. Das sind sie nicht, aber sie haben
bestimmte Vorstellungen von dem, was sie sich von
einer Schule erwarten. Ich denke, man sollte mit diesen
Eltern in einen sehr ausführlichen Diskurs eintreten,
damit sie die Sicherheit gewinnen, dass ihr Kind in dieser
Schule gut gefördert wird und genauso in Richtung AHS
unterwegs ist, wie wenn die Flucht in den 7. oder
8. Bezirk angetreten wird. Da muss man in einen
Diskurs, in einen präzisen Diskurs eintreten, da muss
man alles dazu tun, diese Schulstandorte zu
attraktivieren.
Das geht nur über eine positive Diskriminierung.
45. Sitzung / 46
Wenn ich dort nicht in jedem Fach in jeder Stunde zwei
Lehrerinnen und Lehrer drinstehen habe, dann wird das
nichts. Wenn ich nicht dafür sorge, dass in diesen
Schulen eine Nachmittagsbetreuung stattfindet, die alle
Stückeln für alle Kinder spielt - für alle Kinder! -, und
nicht nur Seminare für jene, die es sich leisten können,
dann wird das nichts.
Das heißt, ich erwarte vom designierten Stadtrat,
dass er sich um diese Schulstandorte ganz im Speziellen
kümmert, dass er mit den Eltern in einen Diskurs eintritt
und sicherstellt, dass auch an diesen Schulen eine
erfolgreiche Schullaufbahn begonnen werden kann, die
auch Eltern überzeugt, wie Sie es selbst sind, wie ich als
Großmutter es bin oder wie wir eben hier sitzen. Sie
müssen uns davon überzeugen, dass die nächste
Schule, die nächste Volksschule im 15. Bezirk ein
hervorragender Schulstandort für alle Kinder ist. Dort gibt
es einige hervorragende Direktorinnen und Direktoren,
Lehrerinnen und Lehrer, die sich total bemühen, aber sie
brauchen auch die notwendigen Investitionen und den
notwendigen
Rückhalt.
Sie
brauchen
eine
Doppelbesetzung, und sie brauchen sehr, sehr viel mehr,
als an reichen Schulstandorten notwendig ist.
Jetzt lasse ich ein paar Dinge aus. Wir werden über
die Neue Mittelschule, die garantiert eine Sackgasse
ersten Ranges ist, noch reden. Ich will gar nicht damit
anfangen, über die Neue Mittelschule zu reden, weil ich
mich da sofort in einen kompletten Wirbel hineinrede, vor
lauter Entsetzen über das Schaffen einer dritten
Schulart. Ich fange schon zu stottern an, wenn ich nur
daran denke.
Aber was noch ein ganz wichtiger Punkt ist und wo
mich meine Kollegin GRin Claudia Smolik auch gebeten
hat, das jetzt ganz explizit noch einmal zu sagen, ist
Folgendes: Was wir, ich kann nicht einmal sagen, uns
wünschen, sondern was wir fordern, was wir verlangen,
ist ein anderer Kommunikationsstil mit den Eltern!
Es passiert immer wieder - und derzeit gerade in der
Volksschule Draschestraße -, dass Eltern über
Veränderungen nicht informiert sind, spät informiert
werden, halb informiert werden. Dann werden Gerüchte
in die Welt gesetzt, dann werden Veränderung
vorgenommen, die die Eltern überhaupt nicht wollen.
Niemand bemüht sich, sie zu überzeugen, niemand tritt
mit ihnen in einen echten Diskurs ein, sondern sie
werden spät, aber doch vor vollendete Tatsachen
gestellt. Auf gut Wienerisch sagt man: Es wird über sie
drübergefahren.
Ich denke, dass es für einen neuen Stadtrat auch
eine gute Einstiegsmöglichkeit ist, in diesem
Schulbereich zu zeigen, dass man gewillt ist, mit den
Eltern in einen sehr seriösen, frühzeitigen Diskurs zu
treten, wenn es um Veränderungen und neue
Vorschläge geht, sodass sich die Eltern auch
eingebunden und ernst genommen fühlen können. Das
ist unsererseits ein ganz wichtiges Anliegen.
1 Minute und 41 Sekunden habe ich noch, und in
diesen 1:41 Minuten sage ich: Wir GRÜNE wollen die
Gesamtschule, und wir erwarten uns von einem neuen
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Stadtrat, dass er aus seiner Position heraus das Seine
dazu beiträgt, dass das möglich wird. (GRin Nurten
Yilmaz: Wir wollen es auch!) Viele von Ihnen wollen es
auch, ja, natürlich; der Zwischenruf ist von mir freudig
aufgenommen worden.
Und was wir auch wollen, ist - damit müsste man
gleich beginnen, und da muss man überlegen, wie man
das tut -, wir brauchen sehr viel mehr Plätze in der
Oberstufe. Es ist nicht nur mit zehn Jahren eine große
Schnittstellenschwierigkeit gegeben, sondern vor allem
auch mit vierzehn, weil viele Jugendliche dann nicht
wissen, wohin sie gehen sollen. Da ist das Nichts, und
das blanke Nichts ist dann oft da für jene, die jetzt eine
Kooperative Mittelschule und dann eine Neue
Mittelschule besuchen, die nicht so tolle Noten haben
und die dann überhaupt nicht wissen, wohin sie sollen.
Sehr geehrter Herr designierter Stadtrat Oxonitsch!
Das sind viele Erwartungen unsererseits in Ihre
Richtung. Ich weiß, es geht nicht alles auf einmal, aber
wir würden uns schon freuen, könnten wir an
verschiedenen Maßnahmen und Verhaltensweisen
erkennen, dass der Zug in die richtige Richtung fährt. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Mag (FH) Tanja Wehsely.
(Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ist das zurückgezogen worden? (GR Dr Wolfgang
Ulm: Nein! Ist unterstrichen! Ist unterliniert!) Ich hatte um
10.04 Uhr durchgestrichen, okay. Ich bitte noch um ein
bisschen Geduld.
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau StRin
Ing Leeb. Ich erteile es ihr.
StRin Ing Isabella Leeb: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Schade, dass StRin Laska nicht mehr da ist! Ich hätte
ihr auch die besten Wünsche für ihren neuen
Lebensabschnitt gern persönlich übergeben. Besonders
freut es mich aber, dass Herr GR Vettermann jetzt
wieder da ist. Ihm würde ich nämlich empfehlen, die
Spiegel
ab
sofort
zuzuhängen,
denn
derart
haarsträubend, wie er uns die Pleiten, Pech und Pannen
des Laska-Ressorts verkaufen wollte - da müssten die
Spiegel ab heute eigentlich springen, wenn Sie
vorbeigehen!
Alles ist in den vergangenen Jahren im Ressort
Laska nicht so rund gelaufen, wie das dann in der
Rückschau der Geschichte vielleicht aussehen wird. Die
heutige Debatte sowie die Ereignisse der vergangenen
Tage und Wochen veranlassen mich zu einem Vergleich
mit der Märchenwelt. Das Märchen trägt den Namen
„Michl und Gretl", und - wie könnte es anders sein! - die
Titelhelden sind in diesem Märchen die Guten.
Die Bösen - Sie werden es wahrscheinlich schon
erraten haben -, das ist die Opposition. Diese hat die
beiden Titelhelden schon seit Jahren mit der Forderung
nach einem Gratiskindergarten für die Wiener Kinder
geärgert. Sieben Jahre lang, seit 2002, haben sich Michl
und Gretl gegen diese Forderung tapfer gewehrt. Tapfer
haben sie einen um den anderen Antrag abgeschmettert,
45. Sitzung / 47
bis - ja, bis sie gesehen haben, dass die böse Hexe
namens Neuwahl näher rückt. Da hatten Sie dann die
rettende Idee: Verkaufen wir einfach die Idee der
Opposition, nämlich die Idee der ÖVP, als unsere
eigene, und präsentieren wir sie den Wienerinnen und
Wienern. (GR Mag Jürgen Wutzlhofer: Reden Sie über
diese Campusschulplakate?) Wir reden über den
Gratiskindergarten. Na, vielleicht sind Sie kurz
weggeschlafen. Aber das macht ja nichts. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Nur, was sie nicht dabei bedacht haben: Zwischen
Versprechen und Einlösen ist ein großer Unterschied. Da
kommt jetzt das böse Erwachen: Es gibt zu wenige
Plätze, das haben wir heute schon gehört; es gibt zu
wenig ausgebildetes Personal, das hat sogar die Frau
Stadträtin heute zugegeben; es gibt zu wenige
Räumlichkeiten; und über die Finanzierung breitet sich
der Mantel des Schweigens.
Aber weil im Märchen die Helden fast immer gut
wegkommen, gilt das auch für Gretl. Sie verabschiedet
sich nun in die Pension und kümmert sich um die
Enkelkinder. Und was passiert mit Michl?, werden sich
jetzt manche fragen. Er kämpft bestimmt seinen Kampf
gegen die böse Opposition in Wien tapfer weiter,
zumindest bis zur nächsten Neuwahl.
Schluss aber mit der Märchenstunde, hinein in die
Realität
der
Wiener
Bildungsund
Kinderbetreuungspolitik! Vielleicht ist Grete Laska ja
ganz froh darüber, dass sie die Umsetzung der SPÖAnkündigungspolitik nicht mehr an vorderster Front
miterleben muss, sondern dieses programmierte Fiasko
nun fußfrei in der ersten Reihe beobachten kann. Eltern
und Kindergartenpersonal sind massiv verunsichert, die
Situation privater Anbieter ist völlig ungelöst,
Tagesmütter wurden bisher nicht einmal in die
Überlegungen einbezogen, ganz zu schweigen von den
Kindern, die jetzt schon auf den Wartelisten stehen.
Dass der Kingergarten nicht für alle gratis sein wird,
haben wir ja heute gehört. Also doch nur
Etikettenschwindel und Marketing-Schmäh um teures
Geld der Wiener Steuerzahlerinnen und Steuerzahler!
(Beifall bei der ÖVP.) Bemerkenswert in diesem
Zusammenhang ist der Brief der SPÖ-Wien, in dem man
wortwörtlich lesen kann, dass für alle Eltern ab Herbst
2009 sowohl Krippe als auch Kindergarten beitragsfrei
sein werden. Machen Sie sich selbst ein Bild über dieses
Schreiben!
Ein Blick nach Hamburg genügt, um zu sehen, wie es
gehen könnte. Die Lösung ist einfach: Dort bekommen
die Eltern einen Gutschein, mit dem sie zum Träger
gehen, und dieser verrechnet mit der Behörde. Dann
kann sich nämlich jede Mutter und jeder Vater
aussuchen: wo möchte ich mein Kind betreut wissen, in
einem Kindergarten, bei einer Tagesmutter?, und der
Markt würde nebenher auch noch die Qualität regeln.
Apropos Qualität: Da fällt mir gerade der PraterVorplatz ein, ein Musterbeispiel dafür, wie man wenig
Qualität für viel Geld bekommt. Hier wurden
60 Millionen EUR in den Sand gesetzt; dazu meint der
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Bürgermeister lapidar: nicht weltbewegend. Um diese
60 Millionen EUR hätte man allein 6 000 Mikrokredite an
KMUs vergeben können und diesen in einer
wirtschaftlich angespannten Situation damit eine
Hilfestellung geben können, anstatt Werkunternehmer so wie es passiert ist - mit Ausgleichsquoten
abzuspeisen und sie damit in den finanziellen Ruin zu
treiben.
Die SPÖ vergibt dieses Geld lieber an einen
Generalunternehmer, der so gut wirtschaftet, dass ihm
nun die Staatsanwaltschaft im Nacken sitzt.
Die Liste der Baustellen im Ressort Laska ließen sich
beliebig
fortsetzen,
etwa
um
den
Bereich
Containerschulklassen, Hortschließungen. StRin Laska
hat
unlängst
hinter
dem
Aufruhr
um
die
Hortschließungen die ÖVP vermutet. Falsch. Hinter
diesem Aufruhr stehen besorgte, verunsicherte, und vor
den Kopf gestoßene Eltern, die schlichtweg und auch
zurecht ang’fressen sind, ang’fressen über die Art und
Weise, wie mit ihnen umgegangen wird.
Denn der Unterschied zwischen der Politik der SPÖ
und der Politik, die wir machen, ist jener: Die ÖVP macht
Politik, die sich nach den Bedürfnissen der Menschen in
dieser Stadt richtet und nicht Politik, die sich nach
Wahlterminen richtet. (Beifall bei der ÖVP.)
Herr Klubobmann Oxonitsch, schön, dass Sie da
sind, zu tun gibt es genug, zum Beispiel das
Sportstättenkonzept.
Zur
Transparenz
in
der
Sportförderung: Wieso, und das möchte ich auch nicht in
Vergessenheit geraten lassen, bekommt die Austria
Wien knappe 8 Millionen EUR für die Errichtung einer
Akademie, Rapid wird aller Voraussicht nach
nachziehen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das hat aber
die ÖVP zu verantworten!) Wobei, bitte? Ja, aber wieso
kriegt
der
Breitensport,
die
Dachverbände
zusammen,
gerade
einmal
900 000 EUR? Und wissen Sie, was das bedeutet, pro
Verein, pro Jahr 55 EUR. Das ist sehr super. (Beifall bei
der ÖVP.)
Das Thema Jugendwohlfahrt scheint für die SPÖ ein
vernachlässigbares Randgruppenthema zu sein, denn
seit 2000 stieg die Zahl der Gefährdungsmeldungen um
knapp 200 Prozent, der Personalstand blieb zur selben
Zeit relativ konstant.
Einen Schulentwicklungsplan gibt es natürlich auch
nicht, unsere Kinder werden in Containern unterrichtet.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Käfighaltung für
Hühner seit Anfang des Jahres verboten ist, offenbar gilt
das aber nicht für unsere Kinder. Vollmundig inseriert die
SPÖ hingegen: „An der Zukunft unserer Kinder dürfen
wir nicht sparen." Die Kindheit dürfte in Wien, zumindest
für die SPÖ, mit Eintritt in die Schule zu Ende sein.
(Beifall bei der ÖVP.)
Also Sie sehen, es gibt wirklich genug zu tun, jede
Menge Baustellen sind offen, aber da kann ich Ihnen
zumindest kurzfristig Abhilfe schaffen. Für die
Bewältigung der vielen Baustellen habe ich Ihnen einen
Bauhelm mitgebracht, vielleicht können Sie ihn gut
verwenden. Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
45. Sitzung / 48
Vorsitzender GR Godwin Schuster: So, und nun als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag (FH)
Tanja Wehsely. Ich erteile es ihr.
GRin Mag (FH) Tanja Wehsely (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und
Kollegen!
Liebe Grete, ich nehme an, du bist noch in deinem
Büro, ich nehme an, du hörst die Debatte noch über den
Lautsprecher, oder du wirst es spätestens im Protokoll
nachlesen.
Liebe Grete, es ist soweit. Eine langjährige
Spitzenpolitikerin,
unsere
Vizebürgermeisterin,
Jugendstadträtin, Bildungsstadträtin, Informations- und
Sportstadträtin, tritt ab. Es ist schnell und überraschend
für uns gekommen. Die Fassungslosigkeit ist schon ein
bisschen gewichen und ein bisschen gegessen, aber,
liebe Grete, du hast nicht nur mich geprägt, aber da ich
jetzt hier reden darf, auch mich, und nicht nur politisch,
auch politisch, aber auch in meiner beruflichen Karriere.
Es ist ja schon bekannt, dass ich aus der tollen Wiener
Jugendarbeit komme, die die Grete mit anderen, aber
vor allem die Grete, du Grete, aufgebaut hast, mit einer
zutiefst
humanen,
einer
zutiefst
menschlichen
Einstellung und Haltung, einer Pädagogik, der du immer
angehangen bist und das ist, Menschen zu
selbstständigen, zu mündigen, zu mutigen Bürgerinnen
und Bürgern in einer Stadt, in einem Land, in einer
Gesellschaft zu machen, ihnen Wertigkeit und Platz
einzuräumen, sich beteiligen zu können, mit gestalten zu
können und sich ehrlich ernst genommen und wichtig zu
fühlen.
Ich habe dich immer als sehr kollegial erlebt, als
unterstützend, als interessiert, niemals als abgehoben,
als unehrlich. Du hast Menschen, auch nicht nur deine
Freundinnen und Freunde oder deine Genossinnen und
Genossen, sehr geschätzt, du hast zugehört. Ich habe
dich oft und oft erlebt auch in Gesprächen mit Kindern,
mit Jugendlichen, du warst mit ihnen nie anders als mit
Erwachsenen, du hast Achtung vor jedem Menschen
gehabt und hast es natürlich noch, aber auch natürlich in
deiner politischen Spitzenfunktion so gehalten, wo man
immer dahinter den Menschen Grete kennenlernen
durfte und gesehen hat. Es ist rübergekommen, ich kann
es dir bestätigen, bei vielen gemeinsamen Terminen, die
wir hatten. Du hast die Lobby für Jugendliche in dieser
Stadt geschaffen und aufgebaut, und auch dafür ein
ganz besonders herzliches Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir werden dich sehr vermissen, du wirst uns sehr
abgehen, du hast uns aber ein großes Vermächtnis und
eine große Stärke gegeben und auch hinterlassen. Wir
glauben alle daran, dass das mit dem Christian
Oxonitsch sicher so weitergehen wird.
Ich kann nur sagen, für uns muss und wird weiter
gelten, miteinander sind wir stark. Es zählen nicht die
Einzelnen und ihre persönlichen Wünsche, sondern nur
als Team und nur als Gemeinschaft und als Bewegung
sind wir etwas, kommen wir weiter und diesem Aspekt
müssen und können und sollen wir alles unterordnen.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
(GR Mag Wolfgang Jung: Wir sind eine große Familie!)
Das können wir dir, glaube ich, und traue ich mir zu
sagen, versprechen. Also ein großes Danke von mir
selbst und von uns allen. Ich schätze dich, ich schätze
deine Art und ich habe dich wirklich auch sehr lieb.
Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster
Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Jung. Ich
erteile es ihm.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Kollege Vettermann hat vorhin gemeint, dass es
rassistisch sei, „dass es die FPÖ rassistisch angelegt
hat“, wie er sich ausgedrückt hat, weil wir gesagt haben,
dass Kinder, die Deutsch können, nicht noch zusätzlich
Deutschkurse machen müssen. Das und nichts anderes
haben wir gefordert. Und ich bin also leicht irritiert über
derartige Ausdrucksweisen, Herr Kollege, die ich von
Ihnen sonst normalerweise gerade nicht gewohnt bin.
Kollege Schuster hat ebenfalls die Aktion eines
gewalttätigen Glatzkopfes in FPÖ-Nähe gerückt.
(Heiterkeit im Saal.) Auch von Kollegen Schuster bin ich
– bitte, das ist keine Verächtlichmachung von
Körpersituationen, aber er hat es eindeutig so gesagt –
so etwas nicht gewohnt. Ich frage mich, was hinter einer
solchen Häufung an Bemerkungen von Leuten steckt,
die sich sonst anders benehmen.
Es hat mir auch der Herr Bürgermeister vor zwei
Sitzungen eine Lüge in die Schuhe geschoben. Ich habe
mich dann zum Wort gemeldet und habe ihm gesagt, er
möge das überprüfen, denn das lässt sich leicht machen.
Er hat es dann, interessanterweise, auch getan, das
habe ich auch erfahren, gleich unmittelbar nachher, und
hat festgestellt, dass er nicht recht hatte. Er hat es nicht
zurückgenommen, da war er sich zu gut. Ich habe
damals gesagt, er möge es prüfen, und wenn er recht
hat, werde ich mich entschuldigen, ansonsten sollte er es
tun, alles andere wäre schäbig. Ich stelle fest, er hat es
nicht zurückgenommen, und diese Haltung ist schäbig.
Und eines sage ich Ihnen, meine Damen und Herren
von der SPÖ: Wie man in den Wald hineinruft, so werden
Sie es zurückbekommen. Ich verstehe ja, dass Sie jetzt
in Anbetracht der Gesamtsituation nervös geworden
sind, aber auch das Nervöswerden muss Grenzen
haben.
Und nun zum Wechsel in den Funktionen und dem
Rücktritt der Frau StRin und VBgmin Laska. Wenn
jemand in Pension geht, so ist dies üblicherweise lange
vorher geplant. Es gibt Blumen, da liegen ja auch noch
andere draußen, man macht einen Rückblick auf sein
Berufsleben, es gibt Lobesworte und manchmal auch
Weihrauch, vor allem von denjenigen, die schon in den
Startlöchern stehen, um endlich die höheren Weihen zu
erlangen.
Manche sind ja offenbar schon ganz begierig darauf,
ich lese da in der „Wiener Zeitung“ von vorgestern ein
Interview mit dem Herrn Klubobmann oder NochKlubobmann Oxonitsch, der gefragt wird, wie das jetzt ist
45. Sitzung / 49
mit dem Übernehmen und ob das sein Wunschressort
sei. Da sagt er: „Jedes Ressort wäre mein
Wunschressort.“ Also, die Hauptsache ist, ich werde
etwas. Die Hauptsache ist, es ist Cash, was ich mache,
ist wurscht. Das ist schon eine sehr eigentümliche
Meldung zum Antritt der Funktion, Herr Kollege
Oxonitsch.
Was wir aber heute erleben, das hat recht wenig mit
einer vorbereiteten Amtsübergabe zu tun. Es ist in
Wirklichkeit die Flucht aus einem Verantwortungsbereich
vor einem sich abzeichnenden Debakel, es ist
bestenfalls die Erkenntnis, von der Aufgabe überfordert
zu sein und die Frau Stadträtin und Vizebürgermeisterin
musste gehen, weil sie durch fortdauernde Skandale für
die SPÖ einfach zur unerträglichen Belastung geworden
ist. Die herannahenden Wahlen haben sie dazu
gebracht, meine Damen und Herren von der SPÖ, das
können Sie jetzt beschönigen, soviel Sie wollen.
Wäre es anders gewesen, dann würden Sie nicht
jetzt noch beratschlagen, wer Klubobmann oder
wahrscheinlich Klubobfrau, auch wenn es viele von den
Herren in der SPÖ nicht gerne sehen, werden soll. Dann
hätten Sie das längst vorbereitet und wohl geordnet
gehabt, dann hätte nicht der Herr Bürgermeister heute
drüben im Speisesaal den Ordner spielen und die SPÖMandatare herüberstampern müssen, sondern dann
hätte das der Ordner und der Klubobmann gemacht. Sie
waren auf das nicht vorbereitet, es ist überraschend
geschehen.
Und dann fragt man sich in einer solchen Situation,
was kann das ausgelöst haben. Einer der Punkte könnte
Folgendes gewesen sein: In der gleichen Zeitung, wo der
Herr Noch-Klubobmann Oxonitsch zitiert wird, steht auch
etwas anderes, groß mit Überschrift: „Razzien in Causa
Riesenradplatz“,
„Knalleffekt
in
der
Causa
Riesenradplatz“, und „Just an dem Tag, an dem VBgmin
Laska zurückgetreten ist, wurde bekannt, dass es vor
Kurzem in dem politisch höchst brisanten Fall Razzien im
Auftrag der Staatsanwaltschaft gegeben hat.“
Nun ja, es gibt im Leben viele Zufälle, wir werden
sehen, wie sich diese Sache weiter entwickelt. Ich habe
jedenfalls das Wirken der Frau Stadträtin erst seit 2005
aus der Nähe, allerdings mit großem Interesse,
mitverfolgt, und wenn ich diese Jahre Revue passieren
lasse, dann habe ich, das muss ich Ihnen auch sagen,
keine besonders positiven Erinnerungen.
Es ist auch den Damen und Herren der SPÖ sicher
aufgefallen, dass der Beifall aus den Reihen der
Opposition nicht bloß enden wollend war, sondern
gefehlt hat. An sich wäre ein langes politisches Leben zu
würdigen, und es gibt sicher auch Bereiche in der
politischen Arbeit der Frau Stadträtin, die an sich eines
Beifalls wert gewesen wären, aber was sich in den
letzten Jahren abgespielt hat, das ist einfach politisch
untragbar, und es wäre heuchlerisch gewesen, dafür
Beifall zu zollen.
Wenn es darum geht, sich zu erinnern, dann erinnere
ich mich an den Prater-Masterplan und an Herrn
Mongon. Millionen wurden verschwendet. Ich erinnere
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
mich an die Admiral-Novomatic Geschichte im Prater,
das Kleine Glücksspiel und die Kontakte, die ich in dieser
Zeit mit zahlreichen unglücklichen Spielsüchtigen hatte.
Zehntausende in Wien, mit ihren Familien noch viel
mehr, sind davon betroffen. „Glücksspiel ist ein Teil des
Lebens“, hat die Frau Stadträtin damals gesagt, als ich
sie darauf angesprochen habe.
Als die Geschichte zu laut wurde, hat der Herr
Bürgermeister hier in diesem Raum versprochen, eine
Kommission einzusetzen, die sich dieser Thematik
widmen sollte. Ein halbes Jahr später war von der
Kommission nichts zu merken. Ich habe ihn daraufhin
wieder angesprochen. Da hat er gesagt, es werden
Experten eingesetzt, aber es wird bis zum Herbst des
vergangenen Jahres eine Lösung geben. Die Experten
kamen nicht, die Lösung kam nicht, eines der
zahlreichen Versprechen des Herrn Bürgermeisters war
pfutsch, vergessen. Die Zehntausenden sind Ihnen
gleichgültig, da steht Ihnen anscheinend die Novomatic
und da steht Ihnen anscheinend der Bereich des
Glücksspieles näher als die Interessen Ihrer Bürger, wie
es auch in anderen Bereichen der Fall ist, meine Damen
und Herren von der SPÖ.
Wenn ich mich zurückerinnere, fallen mir
Schlagzeilen über einstürzende Klassenzimmer ein, ich
sehe die Debatte, die wir hier vor nicht allzu langer Zeit
über die Blechcontainer geführt haben, in denen unsere
Schüler sitzen. Vor wenigen Minuten hat hier Kollege
Vettermann davon gesprochen, dass Geburtsjahrgänge
ja vorhersehbar sind. Jetzt frage ich Sie, waren die
Geburtsjahrgänge, die da bei uns in die Schule gehen
jetzt nicht vorhersehbar? (GR Heinz Vettermann: Doch,
sage ich ja!) Ja eben, und warum haben Sie da nicht
vorgesorgt, warum sind keine Klassenräume geschaffen
worden,
warum
sitzen die Schüler in den
Blechcontainern, Herr Kollege Vettermann, wenn das
vorhersehbar war. (Beifall bei der FPÖ.)
Und das sind alles sehr schwerwiegende
Versäumnisse, die unseren Kindern auf den Kopf fallen.
Wenn ich mich zurückerinnere, Herr Kollege Vettermann,
dann denke ich auch an eine amtsführende Präsidentin
des Stadtschulrats. Heute war sie einmal da, sie hatte
aber sehr selten die Güte, den Debatten über ihr
Hauptthema in diesem Haus zu folgen. Die Frau
Stadträtin hat es offenbar nicht geschafft, sie dazu zu
bringen, etwas aktiver in der Frage zu werden, die
gleiche Präsidentin, die noch vor Kurzem nicht in der
Lage war zu erklären, wie das System der Neuen
Mittelschule in Wien im Herbst aussehen wird, ganz
abgesehen von der Pleite, die wir mit der Kooperativen
Mittelschule in Wien erlebt haben.
Wenn ich mich zurückerinnere, fallen mir die
Debatten hier in diesem Haus über das Ergebnis der
PISA-Studie ein, das eine automatische Folge dessen
ist, dass Sie die Realität der Migrationsprobleme nicht
erkennen wollten.
Im Übrigen ist auch das eine interessante
Entwicklung, was hier läuft. Seit ungefähr einer Stunde
werden zwei Stadträte dauernd fotografiert, die hier
45. Sitzung / 50
posieren, man sagt, sie sollen die Hand aufs Pult legen,
auf die Lehne, es fehlt nur noch, dass wer „Action“ sagt
und sie die Haare zurückwerfen.
Meine Herrn Stadträte, ich sage Ihnen eines, das ist
hier eine ernste Debatte und ein Haus und nicht ein
Spielplatz für Ihre Fotostudio-Serien. (Beifall bei der
FPÖ.)
Ich komme zurück zur PISA-Studie. Sie hätten das
erkennen müssen, dass die Migrationsproblematik zu
diesen Problemen führt. Kollege Vettermann hat vorhin
von Finnland als Beispiel gesprochen. Ich kann es ja nur
immer wieder sagen: Kein Wunder, wenn Sie die Rate
der Migrantenkinder in den Schulklassen dort nehmen,
dann werden Sie doch einen eklatanten Unterschied
merken, aber selbst Finnland bringt Probleme. Und wenn
Sie, Herr Kollege Vettermann, auch Schweden anführen,
so ich kann Ihnen sagen, ich war fünf Jahre in dem Land,
dort sind die Probleme schon haushoch gewesen,
bereits vor 15 Jahren, und sie sind heute noch mehr
explodiert. Und wenn demnächst eine Delegation von
Ihnen auch nach Schweden zum Städtetag fahren wird,
dann empfehle ich Ihnen, erkundigen Sie sich bei dem
Bürgermeister in dieser Stadt, was sich dort abspielt,
zum Beispiel in einem der berühmten Parks dort, wo die
Hölle los ist, gerade in diesem Bereich. Vielleicht sollten
Sie einmal so eine Studienreise wirklich für eine Studie
verwenden, ich empfehle es Ihnen. (GR Kurt Wagner:
Die Leute regen sich halt auf!) Da haben Sie vollkommen
recht, aber im Unterschied zu Ihnen, Herr Kollege, kann
ich die Sprache, hatte dort ein Kind in der Schule und
rede nicht nur gescheit von der dritten Bank heraus. Das
ist der Unterschied, das sage ich Ihnen.
Und nun gehen wir weiter zur PISA-Studie. Die Folge
waren ja nicht nur die schlechten Lernerfolge, die Folge
sind auch demotivierte Lehrer in diesem System. Ganz
klar, sie können sich nicht durchsetzen, sie werden
teilweise nicht verstanden, und sie erhalten nicht die
nötige Unterstützung vom Stadtschulrat.
Die explodierende Gewalt an den Schulen wurde
heute bereits angesprochen. Es gibt keine geeigneten
Gegenmaßnahmen, die Folge ist Flucht in kostspielige
Privatschulen. Wenn ich mich zurückerinnere, erinnere
ich mich an notorische Antwortverweigerungen auf
konkrete Fragen, auf eine Missachtung des Hauses, so
wie es jetzt wieder geschieht. Der Lärmpegel wird immer
höher, weil die Stadträte Privatunterhaltungen führen
müssen. Ich erinnere mich an teure, und für viele
Subunternehmer existenzbedrohende Fehler bei der EMVorbereitung und -Durchführung. Und ich erinnere mich
an verfehlte und zu späte Vorarbeiten - und das ist der
Hauptpunkt - bei der Vorbereitung und Gestaltung des
Prater-Vorplatzes, mit berechtigter Kritik von allen
Seiten, von Architekten, Praterunternehmen, Kontrollamt,
und so weiter. Uns allen sind diese eigenartigen
Vorgänge um die Auswahl dieses unfähigen, aber Ihnen,
Frau
Stadträtin,
offenbar
gut
bekannten
Generalunternehmers bekannt.
Aber wir haben ja heute auch ein anderes Beispiel
der guten Bekannten gehabt, den Herrn Jansky. Diese
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Totalpleite hat uns Millionen gekostet, und trotzdem viele
kleine und mittlere Unternehmen ins Unglück gestürzt.
Und wir erinnern uns an die überaus seltsamen
Geldflüsse über die USA, Kanada und was weiß ich, wo
noch, und das völlige Versagen der Kontrolle, die die
Frau Stadträtin von sich gewiesen hat. Aber das ist noch
nicht abgeschlossen, da wird es noch einiges geben.
Der Herr Bürgermeister hat sie bisher bei allen
Misstrauensanträgen der Opposition massiv unterstützt,
und das waren eine ganze Reihe in der letzten Zeit, ich
glaube, drei. Er hat Sie massiv verteidigt und hat gesagt,
sie wird auf jeden Fall, so wie alle anderen Stadträte, bis
zum Ende der Legislaturperiode bleiben. Und jetzt
plötzlich schaut es anders aus. Also bitte, sagen Sie mir,
dass das alles eine geplante und geordnete Übergabe
war. Das stimmt doch nicht, meine Damen und Herren,
das glauben Sie doch selber nicht. In der SPÖ-Wien
brennt der Hut. Was Häupls Aussagen wert sind, das
haben wir beim Kleinen Glücksspiel gesehen, das haben
wir jetzt über das Verbleiben der Stadträtin im Amt bis
zum Ende der Legislaturperiode gesehen, das haben wir
gesehen, als er zur Neuwahldebatte Stellung genommen
hat, wo er gesagt hat, er werde überhaupt nichts mehr
dazu sagen, und seither lässt er keine Pressekonferenz
vorbeigehen, ohne eine neue Stellungnahme zur
Neuwahl abzugeben. Erst war sie 2010 im Herbst, dann
war es im Frühjahr 2010, nun, vielleicht ist es das
nächste Mal schon der Herbst 2009, wir werden sehen,
meine Damen und Herren.
Der schnelle Ämterwechsel zeigt jedenfalls ganz
deutlich und genau, dass diese Sache nicht geplant war.
Meine Damen und Herren von der SPÖ in Wien, ihr Boot
ist leck geschlagen und es braucht halt unbelastete
Ruderer, deswegen wird ja ein Sitzplatzwechsel
vorgenommen. Ganz neu ist ja, wie gesagt, der Kollege
Oxonitsch auch nicht, und er wird mit heftigem
Gegenwind in den Monaten, die ihm verbleiben, rechnen
müssen. Aber vielleicht hört er doch ein bisschen mehr
auf die berechtigten Einwände der Opposition, als es die
scheidende Vorgängerin gemacht hätte. Es wäre im
Sinne der Stadt.
Frau StRin Laska hat ihren Abgang mit familiären
Gründen erklärt. Vier Kinder zu haben und sie
großzuziehen, ist sicher keine leichte Aufgabe, dafür
gebührt ihr unser Respekt, vor allem vier Kinder auch in
diesem Beruf. Familie ist eine wichtige Sache, nur eines
sage ich Ihnen jetzt auch, schauen Sie sich heute den
heutigen „Kurier“-Artikel an. Die Familie und die
Familienpolitik hat in der SPÖ anscheinend eine ganz
besondere Bedeutung, nur dort läuft es eher in Richtung
Wahlverwandtschaft. Und das sage ich Ihnen auch,
Nepotismus, Erbpacht, Nachfolge in Funktionen, ist
selbstverständlich geworden. Sie, meine Damen und
Herren von der SPÖ, die Sie quasi in die Funktionen
hineingeboren werden, Sie verlieren den Kontakt zum
Bürger, Sie wissen ja gar nicht mehr, was die Leute
brauchen.
Nur dann, meine Damen und Herren, wenn man
keinen Kontakt mehr zur Basis hat, kann es zu derart
45. Sitzung / 51
abgehobenen Aussagen kommen, wie sie heute hier
vom Herrn Präsidenten erfolgt sind, denn es kann mir
doch wirklich niemand ernsthaft sagen, dass, wie es
Kollege Kopietz hier und jetzt gesagt hat, heute der Tag
des Lächelns ist, und er sich dann lächerlich macht über
die Opfer von Kriminalität und Verbrechen. 1 000
Verbrechen in Wien im vergangenen Monat, meine
Damen und Herren. Innerhalb von 72 Stunden über 650
Opfer von Kriminalität, ich lese Ihnen das nur von
„Heute“ zur Kriminalstatistik vor. 74 Prozent der
Raubdelikte
in
Österreich
geschehen
in
der
Bundeshauptstadt. Von November bis Jänner sind die
Einbrüche in Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr um
20, ich wiederhole, um 20 Prozent gestiegen, bei
Häusern um 60 Prozent. Ich bin gestern ein bisschen mit
Landtagsabgeordneten zusammengesessen, da waren
allein zwei, die neben mir gesessen sind, die Opfer von
Verbrechen waren. So schaut die Realität in Wien heute
aus, meine Damen und Herren, und dann redet der
Präsident von dem Tag des Lächelns. Ich sage Ihnen
eines, das Lachen wird Ihnen bei der nächsten Wahl
vergehen, und das sei Ihnen vergönnt. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächste
Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl-Ing
Gretner. Ich erteile es ihr.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr
geehrte anwesende Mandatarinnen und Mandatare!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Es ist, glaube ich, schon sehr viel gesagt worden. Ich
möchte die Gelegenheit eigentlich nur dazu nutzen, um
zu sagen, dass es mir beim Riesenradplatz immer um
die Sache gegangen ist und ich deshalb diese Chance
jetzt nicht ungenutzt lassen möchte, Herrn Oxonitsch,
designiertem Stadtrat, mitzuteilen, nachdem er über die
Medien bekannt gegeben hat, dass für ihn das Thema
Riesenradplatz erledigt sei, dass das Thema nicht
erledigt ist. Es gibt dazu ja einen Kontrollamtsbericht, der
doch einige Empfehlungen enthält und es besteht die
Gefahr, dass auch in Zukunft solche Vorfälle noch
möglich sind. Ich habe daher drei konkrete Vorschläge:
Der eine ist, die Geschäftsführung der Praterservice
GmbH und den Geschäftsführer Wurz für die
Vorkommnisse, die vorgefallen sind, zur Verantwortung
zu ziehen. Ich möchte Ihnen das wirklich auf den Weg
mitgeben, nachdem Sie ja möglicherweise auch das
Thema Prater erben.
Der zweite ist, und deswegen sage ich,
möglicherweise, denn es war ja der Prater nicht immer
im Ressort, es war ja früher im Finanz- und
Wirtschaftsressort, das ganze Thema Prater wieder
dorthin zurückzugeben, es handelt sich ja eigentlich vor
allem um Wirtschaftsbetriebe zur Unterhaltung der
Bevölkerung und sie dienen auch dem Tourismus. Ich
glaube, dass diese schwierigen Aufgaben dort, im
anderen Ressort, im Finanz- und Wirtschaftsressort,
besser bewältigt werden könnten, und auch in engerer
Zusammenarbeit mit der Stadtplanung und Zukunft. Ich
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
würde Ihnen das sehr raten.
Und der dritte ist, falls Sie doch dieses Thema
beerben,
ich
habe
hier
einen
originalen
Kontrollamtsbericht, den letzten, mit Anmerkungen und
Anzeichnungen und habe das jetzt quasi kopiert, auch
mit Zetteln versehen für den Herrn StR Oxonitsch und
möchte ihn so als Arbeitshilfe übergeben, dass er sich
gleich gut einarbeiten kann. Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächste
Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Novak. Ich
erteile es ihr.
GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich verstehe ja fast, dass so eine Debatte, so ein
Schwerpunktgegenstand für die Opposition sein muss
wie Weihnachten, Silvester und Geburtstag zusammen,
weil man Gelegenheit hat, hier eigentlich Kraut und
Rüben, alle Themen, die die Stadt betreffen, einmal
anzusprechen, natürlich vor allem jene Punkte
vorzubringen, die aus Sicht der Opposition zu kritisieren
sind, um anschließend auch den an die neuen
Funktionen geratenen PolitikerInnen eine Wunschliste
oder einen Forderungskatalog zu präsentieren.
Das haben wir hier auch in unterschiedlichen
Wortmeldungen heute gehört. Auch ein paar persönliche
Worte sind gefallen, vor allem über unsere VBgmin Grete
Laska. Was ich persönlich hier auch kritisieren möchte,
ist die Vorgangsweise der Frau StRin Leeb, die ich nicht
verstehen kann. Warum muss man hier so unsachlich
sein, so persönlich, und auch wieder einmal so
diffamierend sein, und warum kann man nicht einmal in
einer solchen Diskussion, wo man das letzte Mal
Gelegenheit hat, über eine Person in diesem Ausmaß zu
sprechen, ein bisschen Charakter und Anstand zeigen.
Das finde ich sehr schade. (Beifall bei der SPÖ)
Ich glaube, ich kann mich einigen der Forderungen,
die heute hier gefallen sind, insbesondere, wenn ich an
die Wortmeldung der Kollegin Jerusalem denke, die jetzt,
glaube ich, leider gerade nicht da ist, durchaus
anschließen. Wir wissen, dass wir in vielen
bildungspolitischen Themen, vor allem auch, wenn es
um die Ganztagsschule oder die gemeinsame Schule
der 10- bis 14-Jährigen gegangen ist, um den Ausbau
der Kinderbetreuungseinrichtungen gegangen ist, um
eine qualitätvolle gute Pädagogik in dieser Stadt
gegangen ist, sehr viele Punkte haben, für die wir
gemeinsam kämpfen, für die aber vor allem auch Grete
Laska immer ein offenes Ohr hatte und gerne
gemeinsam in einem Kampf für eine Verbesserung für
die Kinder, für die Pädagogik in dieser Stadt eingetreten
ist. Ich glaube, und das ist auch richtigerweise heute
erwähnt worden, dass es sehr viel Kommunikation und
auch eine gute Kommunikation gegeben hat zwischen
den Abgeordneten hier, den Gemeinderäten, und der
Frau VBgmin Laska zu vielen inhaltlichen Punkten, wo
man sich getroffen hat. Wir haben ja die meisten
45. Sitzung / 52
Beschlüsse, die in diesem Ressort notwendig waren,
gemeinsam gefasst, einstimmig gefasst, mehrheitlich
gefasst, und es waren nur ganz wenige Punkte, die hier
zu heftigeren Diskussionen geführt haben.
Sehr viele Jahre konnte Grete Laska als Stadträtin
für Bildung, Jugend, Information, Sport aber auch
Frauen, zum Beispiel, oder soziales Wirken, viele
Errungenschaften
in
dieser
Stadt
erreichen.
Markenzeichen, Leuchttürme sind durch sie entstanden,
und ich möchte schon die Gelegenheit nutzen, auf einige
ganz besonders hinzuweisen.
Zum Bildungsthema hat Kollege Vettermann schon
sehr viel gesagt, aber genau in dem Bereich möchte ich
zum Beispiel noch einmal auf die Hauptbücherei und das
Büchereiwesen, aber auch auf jene Bereiche der
Modeschule, der modischen Ausbildung und der
musischen Ausbildung hinweisen, wo wir in den letzten
Jahren sehen konnten, dass hier nicht wie in
Schrebergarteln immer in jedem für sich alleinstehend
gearbeitet wurde, sondern dass es immer das Credo von
Grete Laska war, diese Schrebergartenmentalität zu
überwinden, gemeinsam zu arbeiten und Synergien zu
nutzen. Und das ist gerade in diesen Kommunikationsund Bildungsstandorten der Fall, wie wir sie zum Beispiel
bei der Philadelphiabrücke haben, aber auch in
Berufsschulzentren wie in der Längenfeldgasse oder in
dem jetzt neu zu entstehenden Bildungszentrum in
Simmering, nämlich für gemeinsame Ausbildungen einen
gemeinsamen
Ort
der
Kommunikation,
der
Weiterbildung, der Musik, der Büchereien zu schaffen,
aber dort auch für die Anliegen der Bürgerinnen und
Bürger eine Ansprechperson oder eine Ansprechstelle zu
haben. Die Kommunikation mit den Bürgerinnen und
Bürgern war Grete Laska immer ganz besonders wichtig.
Da geht es natürlich einerseits darum, die Angebote
der Stadt Wien zu kommunizieren, aber es ging vor
allem darum, mit den Bürgerinnen und Bürgern sprechen
zu können und zu hören, welche Anliegen sie haben,
welche Wünsche es gibt, was vor Ort notwendig ist zu
tun im Grätzel oder in der jeweiligen Einrichtung. So ist
der Bürgerdienst sicher auch einer der Bereiche, die
vielleicht hier im Hause immer ein klein wenig
missachtet, aber in der Kommunikation mit den
Wienerinnen und Wienern von ganz großer Bedeutung
ist und war, und Grete Laska ist es zu verdanken, dass
hier eine sehr professionelle Kommunikation geschaffen
wurde, dass jede Wienerin und jeder Wiener weiß, wenn
es irgendwo ein Problem gibt, dann kann man ganz
einfach 4000 wählen und ist sicher, dass man im
Rathaus auf jeden Fall professionelle und kompetente
Antwort und Hilfe findet.
Ich möchte noch einen anderen Bereich ansprechen,
weil er mir sehr wichtig ist und weil hier sehr viel, nämlich
auch in der Lebensart, in der Lebensqualität für die ganz
Jungen in unserer Stadt, weitergegangen ist, nämlich die
Heimreform 2000. Hier geht es um eine Zielgruppe, die
in einer ganz besonders schwierigen Situation ist,
nämlich Kinder und Jugendliche, die aus irgendeinem
Grund nicht mehr in ihrer Familie zu Hause leben
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
können. Entweder, weil die sozialen Verhältnisse so
furchtbar schlecht sind oder weil sie selbst auf Grund
ihrer persönlichen Bedürfnisse von zu Hause weggehen,
weil sie es nicht mehr aushalten, weil die Pubertät ihre
Probleme mit sich bringt oder auch andere soziale
Schwierigkeiten auftreten. Durch die Heimreform 2000
unter Leitung von Grete Laska ist es gelungen, diesen
jungen Menschen eine gute, ordentliche Zukunft zu
bieten, indem sie in kleinen sozialpädagogischen
Wohngemeinschaften,
in
familienähnlichen
Verhältnissen, ausgezeichnet betreut, hier auch wieder
eine Chance bekommen, in die Gesellschaft, in ihr Leben
einzusteigen, eine ordentliche Ausbildung zu bekommen
und eine Zukunft zu haben, in der sie auch einen Beruf
erlernen können und das, ohne den Stempel am Hirn,
ein Heimkind gewesen zu sein, in ihr Leben starten
können.
Das ist eine der ganz großen wichtigen
Errungenschaften, für die ich mich auch bei Grete Laska
persönlich bedanken möchte, weil sie für so viele Kinder
und Jugendliche eine gute Zukunft schafft. (Beifall bei
der SPÖ.)
Der nächste Bereich, der mir in der Replik auch sehr
wichtig war zu erwähnen, ist das ganze Angebot, das für
eine sehr bedeutende Bevölkerungsgruppe geschaffen
wurde, nämlich jene der älteren Wienerinnen und
Wiener, also der Seniorinnen und Senioren, für die sich
Grete Laska auch immer ganz besonders eingesetzt hat.
Mit der Schaffung des Seniorenbeauftragten, aber vor
allem auch der dezentral gelegenen Einrichtungen, die
es in den Bezirken gibt, der Pensionistenklubs, wo sehr,
sehr viel stattfindet, aber auch als Präsidentin des
Kuratoriums Wiener Pensionistenwohnhäuser, wo sie an
innovativen, neuen Zukunftskonzepten mitgearbeitet und
sie umgesetzt hat, damit die ältere Bevölkerung einen
guten Wohnplatz hat, wenn sie schon ein bisschen
betreuungsbedürftig ist und nicht mehr zu Hause alleine
leben kann.
Alle diese Angebote wie Sport- und Freizeitangebote
für jene, die noch sehr mobil sind und ihre Pension in
dieser Stadt verbringen und damit einen ganz wichtigen
Teil auch der Quirligkeit in Wien ausmachen, alle diese
Angebote sind unter Grete Laska geschaffen worden.
Und dafür auch, und ich glaube, auch im Namen meiner
Oma, ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte noch auf einen Bereich zu sprechen
kommen, der mir auch persönlich ganz wichtig ist, weil er
eine meiner Haupttätigkeiten auch in meiner Funktion als
Gemeinderätin betrifft. Es ist ein Bereich, der ja nach wie
vor ausschließlich in Wien realisiert und umgesetzt
wurde, nämlich der der ordentlichen Ausstattung der
Schulen in Wien mit Computern mit Internetanschluss für
Kinder und Jugendliche, um damit eine ordentliche
medienpädagogische Ausbildung zu garantieren.
Nur in Wien gibt es ein Glasfasernetz zwischen allen
Wiener Pflichtschulen mit einer ordentlichen Ausstattung,
sprich, zwei Computern in jeder Klasse und dem
dazugehörigen pädagogischen Angebot. Das gibt es seit
1997, und das ist keine Selbstverständlichkeit, denn es
45. Sitzung / 53
ist nach wie vor einzigartig, und das wird auf jeden Fall
immer einer der großen Meilensteine von Grete Laska
bleiben, dass sie das ermöglicht hat, zu einer Zeit, wo
viele nicht einmal noch gewusst haben, wie man Internet
schreibt. Dafür meinen herzlichen Dank! (Beifall bei der
SPÖ.)
Und ganz abschließend ein paar Worte zum
Kontrollamtsbericht. Ich habe, ehrlich gesagt, noch keine
Gelegenheit gehabt, ihn bis in die letzte Seite zu lesen.
Er ist seit 10 Uhr online, ich habe aber der Debatte
zugehört und ihn deshalb nicht gelesen, aber ich denke,
wir werden nächste Woche im Kontrollausschuss
Gelegenheit haben, diesen Bericht sehr intensiv zu
besprechen und auch zu diskutieren. Und ich bin
genauso zuversichtlich, dass sich alle Vorwürfe, die da
drinnen stehen, durch Maßnahmen auch positiv
umsetzen lassen können und vertraue ganz besonders
auf den designierten VBgm Ludwig, dass dieser Bereich
gut in Ordnung gebracht werden wird. Danke schön.
(Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Als
nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag
Gudenus. Ich erteile es ihm.
GR Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren! Hoher
Gemeinderat!
Herr Kollege Oxonitsch, noch Klubobmann, bald
Stadtrat, übernimmt heute einen sehr, sehr schweren
Rucksack im Bildungs- und Jugendbereich, Information
und Sport in Wien. Wir sind der Meinung, dass der
Rucksack auch hätte leichter sein können. Jedenfalls
möchte ich betonen, dass wir der Person, dem
Menschen Grete Laska alles Gute für ihre Zukunft im
Kreise ihrer Familie, in ihrer Pension, wünschen. Aber
trotzdem muss man betonen, dass das System Laska,
dieses System Laska, das hier die letzten Jahre im
Bildungs- und Jugendbereich geherrscht hat, viele
Versäumnisse und Unklarheiten in der Bildungspolitik
hinterlassen hat. Und genau dieses System muss auch
heute angesprochen werden, nämlich die Jugendpolitik
in Wien, weil die scheidende Stadträtin wieder
internationale Studien bemüht und sagt, Wien liege an
Stelle 2 oder immer unter den ersten drei Stellen, egal,
welche Studie es betrifft. Das mag ja wohl stimmen, aber
es bringt ja der Vergleich zwischen Städten nicht sehr
viel, es geht um die Bürger, die hier in Wien wohnen und
es geht auch wohl eher um den Vergleich, wie war Wien
vor 10 oder 15 Jahren, und wie ist die Situation heute,
und vor allem im Bildungs- und Jugendbereich
betrachtet, wie schaut es mit dem Bildungsverfall aus,
mit der Jugendkriminalität, mit der Verrohung der Jugend
und mit den unzähligen Problemen wegen nicht
gelungener
Integration
und
viele
andere
Problembereiche mehr.
Da kann man eben nur zum Schluss kommen, dass
es vor einigen Jahren schon besser war und dass es
nicht besser wird oder gleich bleibt, sondern schlechter
wird. Und das merken eben auch die Leute, und das ist
auch genau das, was Sie, werte Kollegen und
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Kolleginnen der roten Fraktion, nervös macht. Und das
zeigt auch den Grund für die Regierungsumbildung,
nämlich die Nervosität bezüglich der nahenden Wahl
nächstes Jahr, spätestens im Herbst oder im Frühjahr,
oder vielleicht sogar schon heuer, es gibt ja alle
möglichen Gerüchte.
Man merkt daran, dass Ihnen, meine sehr geehrten
Damen und Herren der SPÖ, die Felle davon
schwimmen, nämlich vor allem im Jugendbereich oder
auch im Arbeitnehmerbereich. Wenn man zum Beispiel
die Wahlen in Salzburg betrachtet: Bei den Erstwählern
sind 60 Prozent für die FPÖ. Also, die 16- bis 19Jährigen haben zu 60 Prozent FPÖ gewählt.
Die „Kronen Zeitung“ hat vor ein paar Tagen
geschrieben, ich glaube, sogar am Titelblatt, 31 Prozent
der Jungwähler in Österreich sind für die FPÖ, sprich,
31 Prozent der unter 30-Jährigen wählen Österreich-weit
FPÖ. Das war vor einer Woche, im Februar waren es
noch 29 Prozent. Das heißt, wir sind da im Steigen.
(Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Da war ja gar keine
Wahl vor einer Woche!) Da gibt es auch Umfragen, nicht
nur Wahlen. Genau das können Sie sich hinter die Ohren
schreiben, sehr verehrte Frau Stadträtin. Im Februar
waren es 29 Prozent, jetzt sind es 31 Prozent, die SPÖ
liegt bei 18 Prozent. Vor allem in Wien, vor allem in den
Ballungszentren hier in der Hauptstadt, ist es natürlich
schon merkbar, dass die Jungwähler der SPÖ davon
laufen, und das ist natürlich auch ein Resultat der
misslungenen Jugend- und Bildungspolitik hier in Wien.
(GR Heinz Hufnagl: Soviel Jugend können Sie ja gar
nicht haben!)
Die SPÖ hat als Antwort darauf, anstatt auf die
jungen Wähler zuzugehen und zu sagen, bitte, wo sind
die Probleme, was haben wir falsch gemacht, was
könnten wir besser machen, anstatt also auf die jungen
Wähler mit Argumenten zuzugehen, mit Antworten in den
Dialog einzugehen, nichts anderes zu bieten als
Schimpftiraden.
Das „Standard“-Interview von Kollegin Tanja Wehsely
vor einer Woche kann man im Prinzip sinngemäß so
zusammenfassen: Die Jugend agiert deppert. Das kann
man auch zitieren auf die Frage des „Standard“: In
Österreich punktet die FPÖ aber schon bei den Jungen.
„Ja, aber warum?“, sagt Frau Wehsely: „Wenn wer
ähnliche Argumente benutzt wie die Jugend selber und
sich dabei als 40-jähriger Spitzenpolitiker“ wahrscheinlich
meint sie Strache, „im österreichischen Parlament nicht
deppert vorkommt, dann ist es ein Niveau, das man
faktisch nicht unterschreiten kann.“ Das heißt nichts
anderes, dass die Jugend deppert argumentiert. Na ja,
wenn man so mit der Jugend spricht, dann braucht man
sich ja wohl nicht wundern, wenn die Jugend in Scharen
davon läuft, und dies ist eben unter anderem auch ein
Grund, dass die Jugend zu uns kommt. Diese
Argumentationsweise, sehr verehrte Frau Kollegin
Wehsely, ist vollkommen niveaulos, das unterschreitet
jedes Niveau, das wir hier von einer Abgeordneten
gewohnt sind und eigentlich sollten Sie sich, Frau
Wehsely, bei der Jugend entschuldigen. (Beifall bei der
45. Sitzung / 54
FPÖ.)
Es wird anscheinend der Problematik, dass die
Wähler davonlaufen, nur mit Kraftausdrücken begegnet.
Wenn die Frau Wehsely hier von „Scheiß“ redet und
keine sachlichen Argumente zu bieten hat, dann lässt
das eben schon sehr tief blicken, dass hier auf Grund der
Nervosität nicht mehr mit sachlichen Argumenten
gearbeitet
wird,
sondern
mit
eigenartigen
Kraftausdrücken. Und das zieht sich ja wie ein roter
Faden durch, als heute Herr Prof Kopietz in der Aktuellen
Stunde zum Rednerpult gekommen ist und gesagt hat,
heute ist der Tag des Lachens. (GR Prof Harry Kopietz:
Internationaler Tag des Lachens, aber dafür kann ich
nichts!) International, keine Frage, aber es ist der Tag
des Lachens, aber es war bezogen auf die berechtigten
Sorgen und Anliegen der Bürger beim Thema Sicherheit,
und das ist, bitte, schon irgendwie eine völlige
Missachtung der Bürger, die berechtigte Sorgen haben,
vor
allem
im
Bereich
der
Sicherheit.
Das
Unsicherheitsgefühl steigt in Wien, und Sie haben dafür
nichts anderes über als ein Lächeln oder einen Lacher.
Das ist also auch ein Zeichen, wie nervös Sie sind.
Bekannterweise macht man aus Nervosität immer mehr
Fehler, und Sie machen auch Fehler, Pleiten, Pech und
Pannen. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Beim
Lachen, da muss man aufpassen!) Ich mache mir schon
Sorgen … (GR Prof Harry Kopietz: Bei Ihrer Politik ist
das auch nicht anders möglich!) Wir sind ja Kollegen, ich
mache mir Sorgen. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Das ist nicht notwendig!) Wir sitzen hier im Gemeinderat
alle im selben Boot und es ist ja menschlich, sich Sorgen
zu machen, (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Die
können Sie sich sparen!) auch über Kollegen der
anderen Fraktion, das ist ja nicht verboten. Man macht
Fehler ... (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Gut gemeint
ist das Gegenteil von gut!) Das kann ich nur
zurückgeben, Frau Stadträtin. Es passieren Fehler, vor
allem im Schulbereich, im Bildungsbereich, im
Jugendbereich. Wenn man sich die Schulpolitik
anschaut, so gleicht diese einer einzigen Baustelle. Es
wurde auch schon öfter von Kollegen Jung der bauliche
Zustand von Schulklassen erwähnt, wo viel zu spät
reagiert wurde. Das alles in der Amtszeit der Frau StRin
Laska.
Wenn wir über Containerklassen diskutieren müssen,
wo Schüler in Container gepfercht werden und hier
alltäglich am Unterricht teilnehmen müssen, dann ist das
doch bitte keine vorausblickende Bildungs- und
Jugendpolitik in Wien. Man hätte schon viel, viel früher
dafür
sorgen
können,
dass
die
räumlichen
Gegebenheiten im Schulbereich vorhanden sind.
Oder, es ist erst kürzlich in der „Kronen Zeitung“
gestanden,
ein
Musterbeispiel
der
Wiener
Bildungspolitik, die Volksschule Herzgasse im 10. Bezirk,
symptomatisch
für
das
Wiener
Schulwesen,
wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges: „Schlechte
Deutschkenntnisse durch die Bank, nicht integrierte
Schüler, Muslime haben dort doppelt so viele
Religionsstunden wie Christen.“ Das sind Zustände, wo
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
der Islam auch gefördert wird und der Islam im
Vormarsch ist. Es handelt sich vor allem um islamische
Türken, 86 Prozent der Schüler sind migrantischer
Herkunft, können dem Unterricht nicht folgen, und das ist
natürlich eine eklatant große Herausforderung für alle
Lehrer, die den Stoff nicht mehr vermitteln können und
eigentlich nur damit beschäftigt sind, Konflikte zu lösen,
anstatt den Schülern und Kindern Stoff und Unterricht zu
vermitteln. Und es werden auch weibliche Lehrer, laut
Zeitung, von islamischen Burschen völlig respektlos
behandelt. Und da fordern wir natürlich auch, dass hier
eine Rückendeckung für die Lehrerinnen gegeben wird.
Aber
gleichzeitig
gibt
es
seitens
der
Stadtschulratspräsidentin
Brandsteidl
einen
Maulkorberlass, dass solche Probleme erst gar nicht in
die Öffentlichkeit dringen dürfen, aber die Lehrerinnen
werden in der Schule allein und im Stich gelassen. So
kann es doch bitte auch nicht sein, wie hier mit den
Lehrerinnen umgegangen wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Man hat auch in den letzten Jahre gemerkt, Sie
haben im Prinzip nichts anderes anzubieten als
Halblösungen, weil wirkliche Lösungen bis zum Ende zu
führen, das haben Sie nicht zustande gebracht. Zum
Beispiel bei meinem Lieblingsthema „Zuerst Deutsch,
dann Schule“, Sie kennen es, wo es geheißen hat, und
wo wir wissen, dass viele Schüler vor Schuleintritt und
auch dann in der Pflichtschule der deutschen Sprache
nicht mächtig sind, und wo wir ein ganz klares Konzept
entwickelt haben, dass die Schüler vor Schuleintritt
Deutsch lernen müssen und auch geprüft werden sollen.
Da haben Sie dann das 1+1-Förderkonzept entwickelt,
das Herr Kollege Vettermann heute gelobt hat. Das ist
zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber im
Endeffekt wird dabei nichts herausschauen, denn wo
keine Verpflichtung da ist, wo kein Zwang da ist, wo es
keine Prüfungen auf Deutschkenntnisse gibt, da wird
dann auch das Ergebnis so sein, dass im Endeffekt auch
so viele Schüler in der Pflichtschule sind, die der
deutschen Sprache nicht mächtig sind, wie vorher.
Das muss eben voll mit einem Pflichtcharakter, mit
einem Zwang umgesetzt werden und deswegen ist das
1+1-Förderkonzept, das Sie so hoch gelobt haben,
vollkommen zahnlos, Herr Kollege Vettermann.
Das ist eben genau diese halbherzige Politik der
SPÖ-Wien, und die zieht sich eben wie ein roter Faden
durch die Politik in Wien, und das vor allem im
Jugendbereich.
Man muss eben darauf hinweisen, dass die
Integration eine Bringschuld für Zuwanderer ist, und es
hilft überhaupt nichts, wenn Frau Brandsteidl heute
wieder in einer Schule Leseabende oder Lesestunden in
allen möglichen Fremdsprachen in Österreich propagiert,
Türkisch, Bosnisch und Kroatisch. Das zeigt eben, dass
es hier überhaupt nicht ernst genommen wird, dass die
deutsche Sprache, bitte, hier Staatssprache ist (GRin
Nurten Yilmaz: Staatssprache!) und die deutsche
Sprache Unterrichtssprache ist und Schüler nur
weiterkommen werden, wenn sie der deutschen Sprache
mächtig sind. Und es ist ja auch im Sinne der Schüler,
45. Sitzung / 55
die aus dem Ausland kommen, mit migrantischem
Hintergrund, denn nur dann können sie dem Unterricht
folgen und nur dann haben sie auch die Chance, in
Zukunft einen Arbeitsplatz zu finden. (GRin Marianne
Klicka: Die sollen die Muttersprache lernen, Sie haben
damit eine jahrelange Forderung der SPÖ übernommen!)
Nächste Baustelle: Kostenloser Kindergarten, völlig
überstürzt angekündigt, niemand weiß, wie das Ganze
umsetzbar ist. Sie haben damit eine jahrelange
Forderung der FPÖ-Wien übernommen, das muss man
schon einmal anerkennen, es ist ja einmal sehr positiv,
dafür sind wir auch sehr dankbar. Aber man sollte nicht
nur solche Sachen ankündigen. Und dann haben Sie
behauptet, im Herbst, dann wird das Ganze umgesetzt,
aber man sollte vielleicht schon vorher wissen, wie das
Ganze umgesetzt werden kann. Und heute hat die Frau
VBgmin Laska eben erstmals Personalmangel
eingestanden, sie sagt auch, dass Privatkindergärten
einen maximalen Zuschuss von 226 EUR erhalten. Das
ist unserer Meinung nach zu wenig. Warum? Kostenloser
Kindergarten
bedeutet, bitte, auch kostenloser
Kindergarten für Privatkindergärten. Deswegen ist die
Ankündigung wiederum einmal falsch, und die Frau
Laska spricht von einer durchaus angespannten
Situation, was den Personalmangel betrifft, das heißt,
man kann von nichts anderem sprechen als einer HuschPfusch-Aktion,
einer
schnellen
Charmeoffensive
gegenüber dem Wähler, weil Sie wahrscheinlich die
Wahl vorverlegen werden, aber sie können es im Herbst
dann doch nicht umsetzen.
Und ein Thema, das auch sehr wichtig ist, wo Wien
völlig hinten nachhinkt, ist das Thema der
Musikausbildungen an den Schulen. Ich frage mich, wo
bleiben die zusätzlichen Musikschulen in Wien? Wir
haben ja schon so viele Anträge gemacht, auch alle
Parteien der Opposition, es wurde aber immer
abgeschmettert.
In
Niederösterreich
mit
1,5 Millionen Einwohnern gibt es 152 Musikschulen und
es werden mehr als 53 000 Schüler unterrichtet. In Wien
gibt es nicht einmal eine Musikschule pro Bezirk,
sondern lediglich 70 Musikschulen für das ganze
Bundesland, für die so genannte Musikhauptstadt Wien.
Also für Wiens Jugendliche stehen nur 6 231 Plätze zur
Verfügung.
Der Ruf der Musikmetropole Wien beruht eben
hauptsächlich auf den traditionsreichen Institutionen,
aber was die Musikerziehung angeht, ist Wien nicht nur
im internationalen Vergleich, sondern auch im Vergleich
mit den anderen österreichischen Bundesländern sehr
ins Hintertreffen geraten. Das Statistische Jahrbuch der
Musikschulen in Österreich, das der Öffentlichkeit schon
vor langer Zeit vorgestellt wurde, beweist in einem ganz
objektiven Zahlenmaterial, dass hier ein enormes Manko
besteht, das wir aufzuholen haben und die Unterschiede
sind sehr, sehr groß, und das ist eben leider von sehr
nachhaltiger Wirkung.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir müssen
schauen, dass wir im Musikschulbereich auf jeden Fall
aufholen. Wir haben auch schon vor allem zu Ende des
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
letzten Jahres einen Beschlussantrag eingebracht, dass
hier mehrere Maßnahmen gesetzt werden sollen, wie
zum Beispiel die Förderung aktiver musischer Betätigung
breiter Bevölkerungskreise, wobei die Musikschulen als
pädagogisch hochwertige Bildungseinrichtungen und
Zentren
für
eine
sinnerfüllte,
kreative
und
gemeinschaftliche Lebensgestaltung allen Altersgruppen
offen stehen sollen. Eine künstlerische Basisausbildung,
Förderung und gezielte Vorbereitung besonders
begabter
Schüler,
auch
weiterführende
Ausbildungseinrichtungen
wie
zum
Beispiel
Konservatorien und Universitäten für Musik, die
Weiterentwicklung der Musikschulen zu einem
vielfältigen kulturellen Zentrum in den einzelnen
Bezirken, dies alles soll eine Auseinandersetzung mit
Kunst und Kultur und eine Belebung verschiedenster
Formationen wie zum Beispiel Ensembles, Orchester,
Chöre, Blaskapellen so wie aller Arten kultureller
Veranstaltungen anstreben. Um eine gleichmäßige
Versorgung für alle, die in eine Musikschule gehen
wollen, zu erreichen, hat das Land Wien eine
bedarfsgerechte, möglichst ausgewogene und sinnvoll
aufeinander abgestimmte regionale Verteilung der
unterschiedlichen Größen und Ausbildungsangebote der
Musikschulen anzustreben und, natürlich auch nicht
unwichtig, eine finanzielle Aufstockung der Mittel auf
55 Millionen EUR und die Schaffung von mindestens
15 000 neuen Musikschulplätzen in den nächsten fünf
Jahren durchzuführen. Diesen Antrag, meine sehr
geehrten Kollegen der roten Fraktion haben Sie, so wie
immer, abgelehnt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gäbe
noch viele Themen anzusprechen, wie auch das Thema
Gesundheit in Schulen. Es wurde heute auch schon kurz
erwähnt, dass es immer mehr dicke Kinder gibt. Die
Fettleibigkeit ist leider im Wachsen begriffen und es zeigt
ja auch eine Studie des Bundesheers, dass immer mehr
Stellungspflichtige auf Grund einer schlechten Ernährung
nicht mehr ganz gesund sind. Deswegen wäre es
sicherlich richtig, Gesundheitsschwerpunkte an den
Wiener Pflichtschulen einzurichten, um eben hier auch
ein Bewusstsein zu schaffen, damit die Schüler schon
von klein auf lernen, wie wichtig es ist, sich gesund zu
ernähren, wie wichtig es ist, Bewegung zu betreiben,
Sport zu betreiben. Und das Ganze fordern wir natürlich
nicht nur für die Wiener Schulen, sondern man soll schon
im Kindergarten, in der Bildungseinrichtung für die ganz
Jungen, damit anfangen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr
geehrter Herr noch nicht gewählter Stadtrat Oxonitsch,
Sie übernehmen, wie gesagt, einen großen Rucksack
von Frau VBgmin Laska. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, wir
werden versuchen, Ihnen das Leben und die Arbeit im
Sinne der Wiener nicht leicht zu machen, denn nur dann,
wenn Sie kontrolliert werden und wenn man Ihnen auf
die Finger schaut, kann die Arbeit im Endeffekt im Sinne
der Wiener Bevölkerung passieren. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster
Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Günther. Ich
45. Sitzung / 56
erteile ihm das Wort.
GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlich
en): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Wir haben heute viel über die Aktivitäten der Frau
Vizebürgermeister
gehört,
auch
über
den
Gratiskindergarten. Das Einzige, woraus die ganze
Diskussion eigentlich entstanden ist und die dann dazu
geführt hat, dass der Bürgermeister vor ein paar Wochen
den Gratiskindergarten angekündigt hat, war das
Gratiskindergartenjahr, das letzte Gratiskindergartenjahr,
das von Bundesseite aus entriert wurde und das auf
Grund
von
15a-Vereinbarungen zwischen den Ländern einzurichten ist, und
genau dort hängt jetzt das Ganze.
Erstens sind diese 15a-Vereinbarungen, denen Wien
schon beigetreten ist, aber von Kärnten noch nicht
beigetreten wurde, noch nicht abgeschlossen, und das
Zweite ist, es gibt jetzt andere Vorraussetzungen für ein
Gratiskindergartenjahr, das verpflichtend stattfindet.
Hier verpflichte ich Vorschulkinder in ein
Kindergartenjahr, in dem es auch Ausbildung geben
sollte. Und wenn es dort Ausbildung gibt, dann braucht
man auch einen Bildungsplan dazu, und ich habe bis
heute nicht gehört, dass es irgendwo schon
Bildungspläne für Kinder, und in welcher Weise sie dort
ausgebildet werden sollen, gibt, die in dem Jahr, bevor
sie mit der Schule beginnen, den Kindergarten
besuchen. Hier, Herr zukünftiger Stadtrat, wird es auch
an Ihnen liegen, von Seite der Länder und auch in
Kontakt mit dem Bund, Bildungspläne zu erarbeiten,
nicht dass die Kinder dort nur ein Jahr lang verpflichtend
aufbewahrt werden, sondern dass sie diese
Kindergartenzeit sinnvoll und vernünftig beginnen und
auch durchführen.
Das Zweite ist, wenn ich dieses Kindergartenjahr
verpflichtend durchführe, dann muss ich auch schauen,
dass die Kinder in diesem Bereich in die Schülerfreifahrt
eingebunden werden, denn sonst wäre es eine
Ungleichbehandlung zwischen Schülern und Kindern, die
noch das letzte Kindergartenjahr besuchen und in dieser
Zeit keine Gratisfahrt zum Kindergarten haben. Auch hier
wird es notwendig sein, Verhandlungen zu führen, denn
von Bundesseite aus werden im Normalfall die
Schülerfahrten den Verkehrsunternehmen der Länder
ersetzt. Das heißt, für diesen Bereich Kindergarten ist
Frau Staatssekretärin Marek im Wirtschaftsministerium
zuständig und ich glaube, dass hier intensive
Verhandlungen
mit
dem
Wirtschaftsministerium
notwendig
sind,
um
diesen
Bereich
auch
ordnungsgemäß durchführen zu können.
Und das Dritte ist, der Bund hat angekündigt, für die
ersten zwei Bereiche die finanziellen Belastungen zu
übernehmen, nämlich für 2009 und 2010.
Eine Frage stellt sich: Was passiert 2011. Diese
70 Millionen, die von Seiten des Bundes hier für alle
Gemeinden beziehungsweise Länder, die hier tätig sind,
zugeschossen werden, sind nur ein Tropfen auf den
heißen Stein. Es wird zwar auf die Zahl der Kinder
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
abgestellt, das heißt, in Wien wird der Zufluss ein
verhältnismäßig hoher sein, aber es wird auf alle Fälle
nicht reichen, mit diesen Mitteln, die von Bundesseite zur
Verfügung gestellt werden, all das, was notwendig ist,
auch durchführen zu können.
Erst in der letzten Sitzung des Gemeinderates haben
wir 25 Millionen auf 5 Jahre für die Bezirke zur
Einrichtung der Kindergärten beschlossen. Mit diesen 5
Millionen für 23 Bezirke im Jahr wird vermutlich die
Infrastruktur nicht erreichbar sein, und die Bezahlung der
notwendigen Kindergartenpädagogen, die, wenn es nach
den Plänen, wie es jetzt ausschaut, geht, alle schon Awertig tätig werden sollten, also als Akademiker, wird
intensive Probleme vor allem finanzieller Natur bereiten,
weil es hier zu einer starken Anspannung der Finanzen
der Länder kommen wird.
Ich glaube, dass es unbedingt notwendig ist, dass die
Finanzierung nach 2010 durch den Bund weiter in Angriff
zu nehmen ist. Das ist einerseits auch ein Aufruf an den
Landeshauptmann,
bei
den
Landeshauptleutegesprächen mit dem Finanzminister
diese Finanzierung der Kindergärten auch nach 2010 zu
sichern, es ist aber auch für den zukünftigen Nachfolger
der Frau Vizebürgermeisterin, der mit dem Projekt noch
bedeutend enger vertraut sein muss, eine große
Herausforderung.
Wir wünschen Ihnen dafür erstens viel Glück,
zweitens hoffentlich einen verständnisvollen Widerpart in
der Bundesregierung in Form der Frau Staatssekretärin
Marek. Wir werden sehen, wie Sie dieser sicher
schwierigen, aber für alle Wienerinnen und Wiener,
natürlich vor allem für die Kinder sehr wichtigen Aufgabe
gerecht werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort ist
niemand mehr gemeldet.
Wir kommen nun zur Wahl eines Stadtrates.
Die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates schlägt für die Wahl
eines Stadtrates Herrn Christian Oxonitsch vor.
Da wir diese Wahl mittels Stimmzettels durchführen,
werden die beiden Schriftführer die Mitglieder des
Gemeinderates zur Abgabe des Stimmzettels aufrufen.
Der rosa Stimmzettel wird bei der Wahlzelle
ausgegeben. Bei diesem Wahlvorschlag ist Ja oder Nein
anzukreuzen.
Ich ersuche GR Dr Günther, GRin Smolik, GR
Mag Gerstl und GR Lindenmayr, als Wahlprüfer zu
fungieren.
Ich bitte die Wahlprüfer festzustellen, ob die
Wahlurne leer ist. (Geschieht.)
Und ich ersuche, auch mir einen Blick in die Urne zu
ermöglichen. (GR Siegi Lindenmayr hält die Urne in
Richtung des Vorsitzenden.) Danke. Ich stelle ebenfalls
fest, dass die Urne leer ist.
Ich bitte nun die beiden Schriftführer, die Mitglieder
des Gemeinderates namentlich aufzurufen, und die
Damen und Herren des Gemeinderates ersuche ich,
jeweils nach Aufruf die Wahlzelle aufzusuchen und
anschließend den Stimmzettel in die Wahlurne zu legen.
45. Sitzung / 57
Ich bitte Herrn GR Wagner, mit dem Aufruf zu
beginnen.
Schriftführer GR Kurt Wagner: Dkfm Dr Fritz
Aichinger, Dr Wolfgang Aigner, Dipl-Ing Omar Al-Rawi,
Mag Ines Anger-Koch, Mag Waltraut Antonov, Norbert
Bacher-Lagler, Petr Baxant, Heidemarie Cammerlander,
Mag Christoph Chorherr, Christian Deutsch, Ing Mag
Bernhard Dworak, Mag Gerald Ebinger, Univ-Prof
Dr Herbert Eisenstein, Mag Sirvan Ekici, Franz Ekkamp,
Mag Barbara Feldmann, Veronika Floigl, Peter
Florianschütz,
Henriette
Frank,
Kathrin
Gaal,
Mag Wolfgang Gerstl, Dipl-Ing Sabine Gretner,
Mag Johann Gudenus, Dr Helmut Günther, Volkmar
Harwanegg, Eva-Maria Hatzl, Alfred Hoch, Ernst
Holzmann, Karlheinz Hora, Heinz Hufnagl, Susanne
Jerusalem, Mag Wolfgang Jung, Mag Sonja Kato, Günter
Kenesei, Marianne Klicka, Harry Kopietz, Ingrid Korosec,
Mag Dietbert Kowarik, Mag Nicole Krotsch, Mag Eva
Lachkovics, David Lasar, Dr Claudia Laschan, Siegi
Lindenmayr, Martina Ludwig-Faymann, Dr Herbert
Madejski, Anton Mahdalik, Mag Rüdiger Maresch, DiplIng Martin Margulies, Veronika Matiasek, Anica MatzkaDojder.
Schriftführer GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein:
Dkfm Dr Ernst Maurer, Dr Alois Mayer, Ing Christian
Meidlinger, Gabriele Mörk, Ernst Nevrivy, Georg
Niedermühlbichler, Barbara Novak, Christian Oxonitsch,
Robert Parzer, Hedwig Petrides, ao Univ-Prof Dipl-Ing
Dr Ernst Pfleger, Dr Sigrid Pilz, Karin Praniess-Kastner,
Ingrid Puller, Mag Sonja Ramskogler, Mag Thomas
Reindl, Hannelore Reischl, Monika Riha, Mag Marie
Ringler, Silvia Rubik, Katharina Schinner, DDr Eduard
Schock, Marco Schreuder, Karin Schrödl, Ingrid
Schubert,
Godwin
Schuster,
Claudia
Smolik,
Mag Gerhard Spitzer, Rudolf Stark, Dipl-Ing Roman
Stiftner, Mag Sybille Straubinger, Friedrich Strobl, Erika
Stubenvoll, Dr Kurt Stürzenbecher, Dr Harald Troch,
Dr Matthias Tschirf, Dr Wolfgang Ulm, Erich Valentin,
Mag Maria Vassilakou, Heinz Vettermann, Dr Elisabeth
Vitouch, Kurt Wagner, Mag (FH) Tanja Wehsely,
Dr Franz Ferdinand Wolf, Ernst Woller, Mag Jürgen
Wutzlhofer, Nurten Yilmaz, Inge Zankl. – Ende der Liste.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich gehe davon
aus, dass jetzt alle Mitglieder des Gemeinderates
aufgerufen worden sind und alle Mitglieder ihre Stimme
abgegeben haben. Dann kann ich die Stimmabgabe für
geschlossen erklären.
Ich bitte die Wahlprüfer, das Wahlergebnis
festzustellen. Bis zur Feststellung wird die Sitzung
unterbrochen. Ich bitte allerdings, alle Damen und
Herren im Saale zu bleiben. Bis das Ergebnis feststeht,
ist die Sitzung unterbrochen.
(Die Sitzung wird von 15.14 bis 15.22 Uhr
unterbrochen.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Sehr verehrte
Damen und Herren!
Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
Mir liegt das Wahlprotokoll vor.
Das Ergebnis der Wahl eines Stadtrates lautet:
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Abgegebene Stimmzettel 98. Hievon sind 65 auf Ja
entfallen, 33 auf Nein. (Langanhaltender Beifall bei der
SPÖ sowie Beifall bei ÖVP und GRÜNEN. – GR Siegi
Lindenmayr überreicht StR Christian Oxonitsch einen
Blumenstrauß. – Fotos werden gemacht.)
Ich darf der Form halber festhalten, dass mit den
abgegebenen 65 gültigen Stimmen Herr Christian
Oxonitsch zum Stadtrat gewählt worden ist.
Ich frage Sie daher, Herr StR Christian Oxonitsch, ob
Sie die Wahl annehmen?
StR Christian Oxonitsch: Ich nehme die Wahl an.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Sehr geehrter
Herr Stadtrat!
Ich gratuliere zur Wahl, beglückwünsche Sie zum
Amt und wünsche Ihnen in Ihrer Amtsführung zum Wohle
der Stadt alles Gute! (Allgemeiner Beifall.)
§ 35 der Wiener Stadtverfassung bestimmt, dass die
Stadträte vor dem versammelten Gemeinderat das
Gelöbnis im Sinne des § 32 der Stadtverfassung
abzulegen haben.
Ich bitte den Schriftführer, die Gelöbnisformel zu
verlesen, und Herrn StR Christian Oxonitsch, nach der
Verlesung der Formel auf meinen Aufruf hin das
Gelöbnis mit den Worten „Ich gelobe!" zu leisten. Ich
bitte um Verlesung der Gelöbnisformel.
Schriftführer GR Kurt Wagner: „Ich gelobe, dass ich
die Gesetze getreulich beobachten und meine Pflicht
nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde.“
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr Stadtrat!
StR Christian Oxonitsch: Ich gelobe!
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Danke. – Das
Gelöbnis ist somit geleistet. (Lebhafter Beifall bei SPÖ,
ÖVP und GRÜNEN. – Die Kolleginnen und Kollegen des
Stadtsenates gratulieren StR Christian Oxonitsch, die
Kolleginnen auch mit Wangenküsschen. – Bgm Dr
Michael Häupl: Küsst ihn nachher! – Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: So etwas kann man nicht auf
nachher verschieben! – Bgm Dr Michael Häupl: Okay!)
Herr StR Christian Oxonitsch hat aus Anlass seiner
Wahl in den Stadtsenat auf sein Mandat im Gemeinderat
verzichtet.
Der Herr Bürgermeister hat gemäß § 92 der Wiener
Gemeindewahlordnung auf das dadurch frei gewordene
Mandat das in Betracht kommende Ersatzmitglied im
Wahlvorschlag
der
Sozialdemokratischen
Partei
Österreichs, Herrn Christian Hursky, in den Gemeinderat
berufen.
Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung ist das
Gemeinderatsmitglied anzugeloben.
Ich bitte den Schriftführer, die Gelöbnisformel zu
verlesen, und das neue Gemeinderatsmitglied, auf
meinen Aufruf hin das Gelöbnis mit den Worten „Ich
gelobe!" zu leisten. Ich bitte um Verlesung der
Gelöbnisformel.
Schriftführer GR Kurt Wagner: „Ich gelobe der
Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüchliche
Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie
gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten."
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR Hursky!
45. Sitzung / 58
Christian Hursky: Ich gelobe!
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Danke. – Die
Angelobung ist damit vollzogen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP
und GRÜNEN sowie von Gemeinderäten der FPÖ.)
Bevor ich zum nächsten Tagesordnungspunkt, der
Postnummer 64, komme, erlaube ich mir formal, den
Herrn GR Hursky wiederum in unserer Mitte zu
begrüßen. Ich wünsche auch ihm bei der Ausübung
seines Amtes alles Gute! (Beifall bei der SPÖ und von
Gemeinderäten der FPÖ.)
Wir kommen nun zur Postnummer 64. Sie betrifft die
Wahl eines Vizebürgermeisters auf Grund des
Ausscheidens von Frau VBgmin Grete Laska aus dem
Stadtsenat.
Im Sinne des § 34 Abs 5 der Wiener Stadtverfassung
schlägt die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates für die Wahl eines
Vizebürgermeisters Herrn Amtsf StR Dr Michael Ludwig
vor.
Da wir diese Wahl mittels Stimmzettels durchführen,
werden die beiden Schriftführer die Mitglieder des
Gemeinderates zur Abgabe des Stimmzettels aufrufen.
Der weiße Stimmzettel wird bei der Wahlzelle
ausgegeben. Bei diesem Wahlvorschlag ist Ja oder Nein
anzukreuzen.
Ich ersuche die GRe Dr Günther, Smolik, Mag Gerstl
und Lindenmayr, als Wahlprüfer zu fungieren.
Ich bitte die Wahlprüfer, sich bei der Urne zu
versammeln. Bitte festzustellen, dass die Wahlurne leer
ist. (Geschieht. – GR Siegi Lindenmayr zeigt die Urne
auch dem Vorsitzenden.) Danke schön. Ich stelle fest,
dass die Urne tatsächlich leer ist.
Ich bitte nun die beiden Schriftführer, die Mitglieder
des Gemeinderates namentlich aufzurufen, und die
Damen und Herren des Gemeinderates ersuche ich,
jeweils nach Aufruf die Wahlzelle aufzusuchen und
anschließend den Stimmzettel in die Urne zu legen.
Ich bitten den Herrn Schriftführer, mit dem Aufruf zu
beginnen.
Schriftführer GR Kurt Wagner: Dkfm Dr Fritz
Aichinger, Dr Wolfgang Aigner, Dipl-Ing Omar Al-Rawi,
Mag Ines Anger-Koch, Mag Waltraut Antonov, Norbert
Bacher-Lagler, Petr Baxant, Heidemarie Cammerlander,
Mag Christoph
Chorherr,
Christian
Deutsch,
Ing Mag Bernhard Dworak, Mag Gerald Ebinger, UnivProf Dr Herbert Eisenstein, Mag Sirvan Ekici, Franz
Ekkamp, Mag Barbara Feldmann, Veronika Floigl, Peter
Florianschütz,
Henriette
Frank,
Kathrin
Gaal,
Mag Wolfgang Gerstl, Dipl-Ing Sabine Gretner,
Mag Johann Gudenus, Dr Helmut Günther, Volkmar
Harwanegg, Eva-Maria Hatzl, Alfred Hoch, Ernst
Holzmann, Karlheinz Hora, Heinz Hufnagl, Christian
Hursky, Susanne Jerusalem, Mag Wolfgang Jung,
Mag Sonja Kato, Günter Kenesei, Marianne Klicka, Harry
Kopietz, Ingrid Korosec, Mag Dietbert Kowarik,
Mag Nicole Krotsch, Mag Eva Lachkovics, David Lasar,
Dr Claudia Laschan, Siegi Lindenmayr, Martina LudwigFaymann, Dr Herbert Madejski, Anton Mahdalik,
Mag Rüdiger Maresch, Dipl-Ing Martin Margulies,
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Veronika Matiasek.
Schriftführer GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein:
Anica Matzka-Dojder, Dkfm Dr Ernst Maurer, Dr Alois
Mayer, Ing Christian Meidlinger, Gabriele Mörk, Ernst
Nevrivy, Georg Niedermühlbichler, Barbara Novak,
Robert Parzer, Hedwig Petrides, ao Univ-Prof Dipl-Ing
Dr Ernst Pfleger, Dr Sigrid Pilz, Karin Praniess-Kastner,
Ingrid Puller, Mag Sonja Ramskogler, Mag Thomas
Reindl, Hannelore Reischl, Monika Riha, Mag Marie
Ringler, Silvia Rubik, Katharina Schinner, DDr Eduard
Schock, Marco Schreuder, Karin Schrödl, Ingrid
Schubert,
Godwin
Schuster,
Claudia
Smolik,
Mag Gerhard Spitzer, Rudolf Stark, Dipl-Ing Roman
Stiftner, Mag Sybille Straubinger, Friedrich Strobl, Erika
Stubenvoll, Dr Kurt Stürzenbecher, Dr Harald Troch,
Dr Matthias Tschirf, Dr Wolfgang Ulm, Erich Valentin,
Mag Maria Vassilakou, Heinz Vettermann, Dr Elisabeth
Vitouch, Kurt Wagner, Mag (FH) Tanja Wehsely,
Dr Franz Ferdinand Wolf, Ernst Woller, Mag Jürgen
Wutzlhofer, Nurten Yilmaz, Inge Zankl. – Ende der Liste.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich gehe
wiederum davon aus, dass alle Mitglieder des
Gemeinderates ihre Stimme abgegeben haben.
Ich erkläre die Stimmabgabe für geschlossen und
bitte die Wahlprüfer, das Wahlergebnis festzustellen. Bis
zu dieser Feststellung wird die Sitzung unterbrochen. Ich
bitte die Damen und Herren des Gemeinderates jedoch,
im Saal zu bleiben.
Die Sitzung ist unterbrochen.
(Die Sitzung wird von 15.39 bis 15.46 Uhr
unterbrochen.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
Das Wahlprotokoll liegt mir nunmehr vor.
Das Ergebnis der Wahl eines Vizebürgermeisters
lautet: Abgegebene Stimmzettel 98. Hievon entfallen auf
Ja
68 Stimmen
und
30 Stimmen
auf
Nein
(Langanhaltender allgemeiner Beifall. – Der soeben
gewählte VBgm Dr Michael Ludwig erhebt sich von
seinem Platz und dankt mit einem Neigen des Kopfes für
den Beifall.)
Sehr geehrter Herr VBgm Dr Michael Ludwig!
Nehmen Sie Ihre Wahl an?
VBgm Dr Michael Ludwig: Ich nehme die Wahl an.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Danke schön. –
Ich gratuliere zu Ihrer Wahl, beglückwünsche Sie und
wünsche Ihnen in Ihrer Amtsführung alles Gute! (Beifall
bei SPÖ, ÖVP und GRÜNEN sowie von Gemeinderäten
der FPÖ. – GR Siegi Lindenmayr überreicht VBgm Dr
Michael Ludwig einen Blumenstrauß.)
Für
die
Erledigung
des
nächsten
Tagesordnungspunktes, das ist die Wahl eines
amtsführenden Stadtrates, ist eine Sitzung des
Stadtsenates erforderlich.
Der Herr Bürgermeister hat mich ersucht, in seinem
Namen an die Mitglieder des Stadtsenates die Einladung
zu richten, sich im Beratungszimmer zu einer Sitzung
des Stadtsenates zu versammeln.
45. Sitzung / 59
Ich unterbreche die Sitzung des Gemeinderates,
ersuche aber die Damen und Herren im Saal, anwesend
zu bleiben.
Die Sitzung ist unterbrochen.
(Die Sitzung wird von 15.48 bis 15.53 Uhr
unterbrochen.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich nehme die unterbrochene Sitzung des
Gemeinderates wieder auf.
Der Stadtsenat hat in seiner soeben abgehaltenen
Sitzung gemäß § 96 der Wiener Stadtverfassung den
Beschluss gefasst, für die Wahl zum amtsführenden
Stadtrat der Verwaltungsgruppe Bildung, Jugend,
Information und Sport Herrn StR Christian Oxonitsch
vorzuschlagen.
Dieser Vorschlag wird hier zu Kenntnis genommen.
Es ist eine Wahl darüber durchzuführen. Da dieser
Wahlgang sich allerdings nicht bis 16 Uhr ausgehen
kann, ziehe ich bereits jetzt die Dringliche Anfrage, die ja
spätestens um 16 Uhr beginnen müsste, vor, und wir
werden dann die Wahl, die mittels Stimmzettel
durchzuführen ist, im Anschluss an die Debatte der
Dringlichen durchführen.
Wir kommen daher jetzt zu dem Verlangen, dass die
von den GRen Henriette Frank, Univ-Prof Dr Herbert
Eisenstein und Mag Johann Gudenus eingebrachte, an
den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage
betreffend „Konfliktfreies Leben im Gemeindebau" vom
Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine
Debatte über den Gegenstand stattfinde.
Auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage wurde
seitens der FPÖ verzichtet.
Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die
Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von
20 Minuten vor.
Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich
nun Frau GRin Frank das Wort. – Bitte schön.
GRin
Henriette
Frank
(Klub
der
Wiener
Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zahlreiche Studien der letzten Jahre haben darauf
verwiesen, dass Wien durch die massive Zuwanderung
stetig wächst und damit verbunden erheblich mehr
Wohnungen braucht. So spricht zum Beispiel Herr DiplIng Madreiter der MA 18 davon, dass bis 2020 die
getroffenen
Wanderungsannahmen
einen
Einwandererzuwachs in Höhe von 13 Prozent oder
212 000 bringen würden.
Sie selbst, Herr Bürgermeister, haben vor Wahlen
auch immer wieder versprochen, mehr Wohnungen zu
bauen. Da war davon die Rede, wie viele es bis 2010
sein sollten. Einmal waren es 20 000, einmal 30 000. Die
Lizitationen nahmen kein Ende. (Unruhe im Saal.)
Herr Vorsitzender! Dürfte ich um ein bisschen Ruhe
bitten. Schreien kann ich heute nicht.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm (unterbrechend):
Die Frau Gemeinderätin ersucht verständlicherweise um
etwas Ruhe.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
GRin Henriette Frank (fortsetzend): Tatsächlich
jedoch hat sich einerseits Wiener Wohnen aus der
Richtung des sozialen Gemeindebaus vollständig
zurückgezogen und baut überhaupt keine Wohnungen
mehr.
Andererseits
wurden
alljährlich
die
Wohnbauförderungsmittel drastisch gekürzt und lassen
schon allein dadurch keine Steigerung des sozialen
Wohnbaus zu. Dabei ist es gerade in diesen Krisenzeiten
besonderes wichtig, viel Geld in den Wohnbau zu
investieren,
denn
das
schafft
unverzichtbare
Arbeitsplätze.
Aber,
Herr
Bürgermeister,
Ihre
Verhandlungen mit Ihren Regierungspartnern haben
dahin
gehend
keinen
Erfolg
gebracht.
Die
Wohnbaufördermittel wurden nicht erhöht, lediglich die
Gelder für Informationsbroschüren.
Aber vielleicht liegt ja der Grund für diesen Rückzug
aus der Errichtung von Wiener Gemeindebauten darin,
dass Sie die Probleme, die sich dort entwickelt haben,
einfach nicht mehr in den Griff bekommen. Wir
Freiheitliche haben über viele Jahre hinweg immer
wieder auf die Problematik im Gemeindebau
aufmerksam gemacht, aber von Seiten der Sozialisten
wurde dies lediglich mit Panikmache abgetan. Dabei
sprachen die Freiheitlichen nur die Probleme besorgter
Mieter und Mieterinnen im Gemeindebau, die damit
alltäglich konfrontiert waren, an beziehungsweise aus.
Die Wohnbaustadträte haben gewechselt, die
Konflikte blieben die gleichen. Doch steter Tropfen höhlt
den Stein, und so hat sich letztes Jahr StR Ludwig dazu
entschlossen, eine Mieterbefragung durchzuführen. Von
220 000 angeschriebenen Mietern kamen 45 000
Fragebögen zurück. Absolut gesehen eine hohe Zahl,
relativ gerade mal 20 Prozent. Das bedeutet, dass
80 Prozent der Befragten durch ihren stummen Protest
den Missständen im Gemeindebau Ausdruck verliehen
haben. Ein Wahlergebnis mit dieser Stimmabgabe wäre
desaströs.
Aber es ist ja auch weiter nicht verwunderlich, denn
gerade von Ihnen, Herr Bürgermeister, wurden die
Menschen allzu oft enttäuscht, wenn Sie vor jeder Wahl
versprochen haben, dass es keine Erhöhungen gibt,
keine Erhöhungen der Energiekosten, der Mieten, der
Parkgebühren, der Öffis. Es stellte sich aber alles als
leere Worthülsen heraus.
Aber auch von den 20 Prozent fühlte sich nur ein
geringer Prozentsatz sehr gut. Durch nahezu
unkontrollierten Zuzug von kulturell Andersdenkenden
gibt es immer mehr Probleme im Wiener Gemeindebau,
die dazu führten, dass mancherorts Stiegen nur mehr mit
ein bis zwei Wiener Mietern belegt sind, während der
Rest von Personen mit Migrationshintergrund angemietet
wurde. Die Wienerinnen und Wiener sind durch den
ständigen Lärm, die Geruchsbelästigung, zugestellte
Treppenhäuser und so weiter geflüchtet. Sie verließen
zum Teil die Gemeindebauten oder gingen überhaupt ins
benachbarte Niederösterreich.
Was haben Sie, Herr Bürgermeister, diesem Trend
entgegengesetzt? Oder war es Nachbarschaftshilfe von
Seiten
des
Herrn
niederösterreichischen
45. Sitzung / 60
Landeshauptmannes Pröll, dass die Wienerinnen und
Wiener dort aufgenommen wurden, in einem
Bundesland, wo AlleinerzieherInnen weniger schwer eine
leistbare Wohnung kriegen und einen kostenlosen
Kindergartenplatz dazu.
Obwohl immer mehr Geld in Mediationen durch
Mieterbeiräte oder Gebietsbetreuungen investiert wurde,
waren die Erfolge nicht sichtbar. Jahrelang ziehen sich
Mediationen ohne spürbare Veränderungen dahin. Es
gibt keine Konsequenzen gegen Verstöße der
Hausordnung,
gegen
Grillen
am
Balkon,
Lärmbelästigungen, die sich bis tief in die Nacht ziehen
und unmittelbar vor den Wohnungsfenstern der Mieter
stattfinden.
Sie, meine Damen und Herren der SPÖ, machen
immer nur einen Rückzug, anstatt Maßnahmen zu
setzen, die dem Ganzen wirkungsvoll entgegenstehen
würden. Wir Freiheitliche haben für den Zuzug zu den
Wiener Gemeindebauten zumindest grundlegende
Deutschkenntnisse gefordert. Dadurch wäre es möglich,
Konflikte ohne Dritte untereinander auszutragen, denn
wie es auf Wienerisch heißt: „Durchs Reden kommen
d'Leut' z’amm." Das wäre sicherlich wirkungsvoller und
kostengünstiger, als unverbindliche Gespräche mit
Dritten zu führen.
Jetzt haben sich auch Ihr Bundeskanzler Faymann
und Frau Ministerin Fekter unserer jahrelangen
Forderung
nach
Integration
durch
Sprache
angeschlossen. Aber Ihr erster politischer Reflex, alles
abzulehnen, was von Seiten der Freiheitlichen
eingebracht wird, auch wenn es von Ihnen als gut und
richtig anerkannt werden könnte, ist für diese Stadt
weder förderlich noch rühmlich! Ihre Intention war bisher,
dass die Wiener Verständnis für jene aufbringen
müssten, die das fast 100 Jahre alte System des Wiener
Gemeindebaus, das international bei Ausstellungen
gezeigt wird und auf das alle stolz waren, zerstören.
Sie, Herr Bürgermeister, haben nicht zur Ordnung
gerufen, sondern Sie haben geschwiegen! Sie haben
auch geschwiegen – oder es sind mir zumindest keine
Stellungnahmen Ihrerseits bekannt –, wenn sich wirklich
Mieter oder auch Menschen an Sie gewandt haben, die
dringend Wohnungen gebraucht hätten, egal, ob es sich
um
kranke
Menschen,
Obdachlose
oder
AlleinerzieherInnen gehandelt hat. Sie waren nicht
einmal in der Lage, deren Briefe zu beantworten!
Herr Bürgermeister! Die Menschen haben auf Sie in
dieser Stadt gesetzt, und Sie lassen sie einfach im Stich!
Diese Menschen sind Ihnen nicht einmal eine Antwort
wert! (Beifall bei der FPÖ.)
Ältere Menschen müssen oft verbale Attacken in
Kauf nehmen und haben keine Lobby, die sie vertritt,
obwohl durch ihre Arbeitsleistung diese Bauten
überhaupt erst errichtet werden konnten. Auch das sollte
man nicht vergessen!
Es waren ebenso falsche Maßnahmen, wenn bei
überbordender Lärmbelastung oder Vandalismus einfach
Tische und Stühle weggeräumt wurden, obwohl das sehr
wichtige Kommunikationsmittel gewesen wären, die auch
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
zur Entkonfliktisierung – ein von mir erfundenes Wort –
beigetragen hätten. Sie haben die Bänke entfernt, aber
nicht die Ursachen!
Mieterbeiräte und Gebietsbetreuungen müssen
Mediationsaufgaben übernehmen. Viel Geld ist in diese
Gebietsbetreuungen geflossen, und ein Teil davon
wandert nun in die Kosten für neues Briefpapier,
Hinweisschilder, Visitenkarten et cetera, denn die
Agenden werden nun von Wiener Wohnen abgezogen
und dem Wiener Wohnservice unterstellt. Eine
Evaluierung ist hoffentlich Voraussetzung, damit man
sieht, welche Erfolge diese neuen Einrichtungen für sich
verbuchen können.
Aber auch das scheint Ihnen nicht ausreichend zu
sein, Herr Bürgermeister, denn Sie wissen über die
Probleme im Gemeindebau sehr wohl Bescheid. Nicht
umsonst sehen Sie sich jetzt genötigt, 4 000
Ordnungskräfte zu beschäftigen, die für Ruhe und
Ordnung in dieser Stadt und – wie ich hoffe! – vor allem
auch in den Gemeindebauten sorgen werden. In Ihrer
Antwort werden wir ja diesbezüglich Auskunft erhalten.
Wie dringend diese Maßnahme ist, zeigt ein Artikel in
der heutigen Presse: „Wien ist Hauptstadt des
Verbrechens" titelt heute die „Kronen Zeitung", und eine
Graphik zeigt, dass Wien im Vergleich zu allen anderen
Bundesländern weit voraus im Spitzenfeld liegt. Der
Gemeindebau ist nur ein Teil dieser Kriminalstatistik;
darauf werden meine Kollegen noch näher eingehen.
Besonders betroffen sind die Wiener und
Wienerinnen von der sich immer mehr nach oben
drehenden Spirale der Wohnungskosten. Auch das führt
zu Konflikten. Leider hat sich herausgestellt, dass die
sozialistische Partei auch hier den Sozialgedanken
weitestgehend verdrängt hat, denn anders sind die vielen
leeren Versprechungen nicht zu erklären. Obwohl der
heutige Bundeskanzler Faymann seinerzeit noch das
Festhalten am Kategoriemietzins versprach, wurde
zunehmend der weit überhöhte Richtwertmietzins
eingeführt. In Studien wurde bereits vermerkt, dass sich
Wiener Wohnen bei der Mietpreisgestaltung im Wiener
Durchschnitt befindet. – Sozialer Wohnbau im Wiener
Durchschnitt: Es wäre Ihre Aufgabe gewesen, Herr
Bürgermeister, diesem Gewinnstreben, das einem
sozialen Wohnbau nicht gerecht wird, Einhalt zu
gebieten! Leider habe ich keine Reaktion von Ihnen
vernommen!
Die ständig steigenden Betriebskosten haben die
Kosten entsprechend in die Höhe getrieben. Daran sind
aber mehrere Schuldige beteiligt, und zwar zum einen
die Stadt selbst mit stark überhöhten Gebühren für Müll,
Strom, Wasser, Kanal und so weiter, die das Maß der
Kostendeckung weit überschreiten. Zum anderen trägt
die nicht vorhandene Disziplin vieler neuer Mieter dazu
bei, dass die Kosten steigen. Wären Wahlen in greifbarer
Nähe, würden Sie wieder einmal den Mieterinnen und
Mietern Senkungen der Strom- und Gaspreise zusagen.
Das wäre gerechtfertigt, denn an der Leipziger
Strombörse sinkt der Preis. Wie aber reagiert die Stadt
Wien oder reagieren Sie, Herr Bürgermeister, als
45. Sitzung / 61
Großkunde für Kleinabnehmer? Haben Sie überhaupt die
Absicht, dem Sinken der Strompreise auf internationaler
Ebene gerecht zu werden, die Kosten zu senken und
Ihre Mieter von überzogenen Gebühren zu befreien?
Mit den Gaspreisen verhält es sich kongruent. Seit
vergangenem Herbst sind die Importpreise für Gas um
fast die Hälfte gefallen, im April werden sie laut
Berechnungen der E-Control nur noch 40 Prozent des
Wertes vom Oktober ausmachen. Bei der Erhöhung
waren Sie rasch. Die Senkung, die in Krisenzeiten eine
spürbare Entlastung für die Bevölkerung wäre, lässt
hingegen auf sich warten, so sie denn überhaupt kommt!
Zu allem Überfluss müssen jetzt auch noch sozial
Schwache für Sie ein kostenloses Darlehen in der Form
gewähren, dass beim Auszug für Gas- und
Stromleitungen je 5 000 bis 7 000 EUR verlangt werden,
bis die Wohnung weiter vermietet wird. Wissen Sie, was
das bedeutet? – Die Mieter des Gemeindebaus verfügen
nicht über solche Reserven, und einen Kredit in einer
solchen Höhe bekommen sie auch nicht. Sie holen sich
von diesen Menschen ein zinsenloses Darlehen für eine
Leistung, die Sie als Vermieter betrifft! Das ist schäbig
und durch nichts zu rechtfertigen!
Inwieweit werden Sie noch zulassen, dass diesen
Armen buchstäblich die Daumenschraube im Sinn von
„Zahlen oder Gehen“ angesetzt wird? Besonders
zimperlich geht man da wirklich nicht vor!
Bei den Betriebskosten ist außerdem auffällig, dass
es hier offensichtlich verschiedene Abrechnungsmodi
gibt. Anders ist nämlich wirklich nicht zu erklären, dass
bei manchen größeren Bauvorhaben die Größen der
Gesamtanlagen jedes Jahr um einige Quadratmeter
schwanken. Bei einem Gebäude waren es jetzt 500.
Zu Konflikten im Gemeindebau kommt es auch auf
Grund des Waschküchenproblems, dass hausfremde
Personen ihre Wäsche waschen lassen. Das erhöht
Strom-, Wasser- und Kanalgebühren. Zusätzlich lässt
nicht ordnungsgemäßer Sondermüll in der Form, dass
Kühlschränke, Stühle, Kästen et cetera einfach neben
die Tonnen gestellt werden, die Entsorgungskosten um
bis zu 50 Prozent steigen. Dazu kommt noch
Vandalismus innerhalb und außerhalb der Wohnungen.
Auch die Geduld der Mieter ist inzwischen am Ende,
aber Sie ziehen noch immer keine Konsequenzen. All
jene, die damals mit dem seinerzeitigen Stadtrat Werner
Faymann in England waren, haben gesehen, dass dort
jene Mieter eines sozialen Wohnbaus, die sich vorbildlich
verhalten, mit Mietenzahlungen belohnt werden. Ich
würde hier den umgekehrten Weg gehen, dass nämlich
all jene, die meinen, sich hier an keine Vorschrift halten
und keine Rücksicht nehmen zu müssen, ihrer
Gemeindewohnung verlustig gehen sollen.
Wenn man auch noch bauliche Schäden wie etwa
Schimmelbildung in vielen Wohnungen im Gemeindebau
in Betracht zieht, die leider oft gar nicht oder nur sehr
oberflächlich behandelt werden, dann ist daran zu
zweifeln, dass ein lebenswertes oder konfliktfreies Leben
im Gemeindebau möglich ist. Sie reagieren aber nicht
einmal, wenn Kinder davon betroffen sind!
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Mehr als unglücklich verlief auch der Einsatz der
Wiener Hausbetreuung. Zuerst wurde dem Chef, Herrn
Jansky, das Dienstauto entzogen, und jetzt musste er
selbst den Hut nehmen. Auch diesfalls brachten die
Freiheitlichen die Missstände ins Rollen, und das
Kontrollamt hat die Vorwürfe bestätigt.
Nur wenn man ständig das Ohr am Bürger hat, ist
man auch für die Probleme sensibilisiert und kann sie
aufdecken.
Meine Nachredner werden wiederum darauf
verweisen, wie hoch die Akzeptanz der Bewohner im
Gemeindebau auf Grund der Umfrage zu sein scheint.
Ich aber muss Ihnen sagen: Wenn ein Haubenkoch zu
einem Menü lädt und anschließend die Gäste befragt, ob
es ihnen geschmeckt hat, und die Antwort „eher schon!“
bekommt, wie dies in erster Linie bei den Antworten der
Gemeindebaubewohner der Fall war, dann weiß der
Haubenkoch, dass er versagt hat. Und Sie wissen das
auch!
Herr Bürgermeister! Sorgen Sie dafür, dass die Stadt
Wien Gemeindebauten nicht zwangsläufig errichtet, um
international Anerkennung zu bekommen und ständig mit
neuen Projekten die öffentliche Aufmerksamkeit zu
erregen, sondern um möglichst vielen Wienern und
Wienerinnen ein würdiges Zuhause zu bieten.
Engagieren Sie sich dafür, dass Jugendliche nicht in die
Obdachlosigkeit fallen, ältere Menschen so lange wie
möglich nicht ihre vertraute Umgebung verlassen
müssen
und
dass
diese
und
andere
Bevölkerungsgruppen wie etwa Alleinerzieherinnen und
Alleinerzieher ein großes Angebot an finanziell
verträglichen Wohnungen vorfinden und dort ein
konfliktfreies Leben genießen können! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich danke für die
Begründung.
Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich
der Herr Bürgermeister zu Wort gemeldet. Ich erteile es
ihm.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Sie werden verstehen, dass ich Ihre Fragestellungen
einfach ohne Kommentar beantworten werde und will.
Zu Frage 1: Der in der ersten Frage erwähnte Anteil
von
37 Prozent
von
BewohnerInnen
mit
Migrationshintergrund in Gemeindebauten ist weder der
Stadtverwaltung noch dem Herrn amtsführenden Stadtrat
für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung Dr Michael
Ludwig bekannt noch hat er diese Zahl jemals in der
Öffentlichkeit genannt.
Ferner ist festzuhalten, dass Wiener Wohnen keine
Aufzeichnungen über den Geburtsort und das
Geburtsland des Wohnwerbers führt. Im Statistischen
Jahrbuch der Stadt Wien 2008 wird der Anteil der Wiener
Bevölkerung mit Migrationshintergrund mit 32,1 Prozent
ausgewiesen. Nach der von der Stadt Wien in Auftrag
gegebenen IFES-Studie „Lebensqualität im Wiener
Wohnbau“ vom Mai 2007 beträgt der Migrationsanteil
rund ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner der
45. Sitzung / 62
Gemeindebauten.
Zu Frage 2: Im Herbst 2000 wurde unter dem
damaligen Herrn amtsführenden Stadtrat für Wohnen,
Wohnbau und Stadterneuerung Werner Faymann die
Möglichkeit geschaffen, für Spekulationsopfer, Bewohner
und Bewohnerinnen von gesundheitsschädigenden
Wohnungen sowie Menschen in besonderer sozialer
Notlage so genannte Notfallswohnungen zur Verfügung
zu stellen. Unter diesem Titel wurden pro Jahr rund
700 Wohnungen vor allem an Drittstaatsangehörige vergeben. Die
österreichische Staatsbürgerschaft war dafür nicht
erforderlich. Darauf dürfte auch der damalige
amtsführende Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und
Stadterneuerung Werner Faymann Bezug genommen
haben.
Zu Frage 3: Diese Frage kann ich nicht beantworten,
da die Staatsbürgerschaft der mitziehenden Angehörigen
nicht gespeichert wird.
Zu Frage 4: Nach dem jeweils vorliegenden
Sachverhalt ist eine schriftliche Ermahnung durch die
Hausverwaltung – Wiener Wohnen, die Einschaltung der
Gebietsbetreuung zur Vermittlung und Deeskalierung
und in allerletzter Konsequenz die Einbringung einer
gerichtlichen Kündigung möglich.
Zu Frage 5: Die Chipkartenregelung ermöglicht, den
Zutritt zur Waschküche auf berechtigte Personen und auf
bestimmte Zeiten einzuschränken. Ferner kann der
Energieverbrauch für Waschmaschinen und Trockner
den berechtigten Personen zugeordnet und abgerechnet
werden. Auf Ihre Frage zurückkommend, ist daher zu
sagen, dass die Chipkartenregelung geeignet ist, den
Missbrauch der Waschküche durch hausfremde
Personen zu unterbinden, weil der Zutritt ohne den für
den persönlichen Gebrauch freigeschalteten Zutritts-Chip
nicht möglich ist.
Zu Frage 6: Auf Grund der positiven Ergebnisse der
Videoüberwachung wird eine Weiterführung der
Kameraüberwachung in den bereits vom Pilotprojekt
umfassten acht Wohnhausanlagen angestrebt, sofern die
Datenschutzkommission die notwendige Genehmigung
erteilt. Für eine Ausweitung der Videoüberwachung ist
eine Genehmigung durch die Datenschutzkommission
erforderlich, der nachvollziehbare, schlüssige Unterlagen
über die Vandalismusfälle zugrunde liegen müssen.
Zu Frage 7: Der Einsatz von so genannten
Ordnungsberatern und „Night Watchers“ ist eine
Reaktion auf die Ergebnisse der Wien-weiten
Mieterbefragung, aus der ein Bedürfnis der Mieter nach
einer solchen Einrichtung herauszulesen war. „Night
Watchers“ sind Mitarbeiter der Gebietsbetreuung und
üben ihre Mediatorentätigkeit in den Abend- und
Nachtstunden aus. Dies ist eine Ergänzung der
ausgezeichneten Arbeit der Gebietsbetreuungen in den
Gemeindebauten.
Zu Frage 8: Ich habe damit sämtliche so genannte
Ordnungsüberwacher der Stadt Wien wie etwa auch die
„Waste Watchers“ gemeint.
Zu Frage 9 bis 12: Wiener Wohnen plant den Einsatz
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
von Ordnungsberatern. Vor diesem Hintergrund wird mit
Wirksamkeit vom 1. April 2009 ein Projektleiter
eingesetzt, der mit der Erarbeitung einer Aufbau- und
Ablauforganisation etwa im Hinblick auf die Anzahl der
zum Einsatz kommenden MitarbeiterInnen, auf die
Infrastruktur und auf die Einsatzrouten beauftragt wird.
Derzeit können daher noch keine näheren Angaben
gemacht werden. Der Einsatz dieser Ordnungsberater ist
für Herbst 2009 geplant.
Zu Frage 13: Derzeit sind für 93 Prozent der
Wohnungen ein Kategoriemietzins, ein Förderzins nach
den Bestimmungen des § 45 und ein erhöhter Mietzins
gemäß § 18 MRG zu bezahlen. 7 Prozent der
Wohnungen haben einen Richtwertzins. Dabei handelt
es sich um 90 Prozent des gesetzlich zulässigen
Richtwertes, ohne jeglichen Zuschlag für Lage und so
weiter. Letzterer wird in Wohnungen eingehoben, die
Wiener
Wohnen
ohne
Zuhilfenahme
von
Förderungsmitteln von Kategorie C und D auf
Kategorie A angehoben hat, um Bäder und zentrale
Heizungen einzubauen. In diesen Wohnungen wurden
große Investitionen zur Verbesserung der Ausstattung
vorgenommen. Der eingehobene Richtwertzins dient
daher
der
langfristigen
Refinanzierung
dieser
Wohnungen. Einkommensschwache MieterInnen können
im Wege der Subjektförderung Wohnbeihilfe erhalten.
Zur Veranschaulichung hinsichtlich der Miethöhe ist
folgender Vergleich aussagekräftig: Die durchschnittliche
Kategoriemiete bei Wiener Wohnen beträgt netto pro
Monat und Quadratmeter in Kategorie A 3,17 EUR, in
Kategorie B 2,16 EUR, in Kategorie C 1,70 EUR und in
Kategorie D 81 Cent. Im Bereich der Richtwertmieten
verrechnet Wiener Wohnen 4,26 EUR. Der Richtwert für
Wien beträgt 4,73 EUR. Durchschnittliche Mieten auf
dem freien Markt bewegen sich zwischen 8 und 12 EUR.
Dieser Vergleich zeigt deutlich, dass Mieterinnen und
Mieter in Gemeindewohnungen über eine äußerst
günstige Wohnform verfügen.
Zu Frage 16: Zunächst ist festzuhalten, dass sich die
Höhe von Gebühren durch Gesetz und Verordnung
bestimmt und nicht von mir festgesetzt wird. Es bleibt
Ihnen daher unbenommen, einen entsprechenden
Antrag einzubringen. Von mir wird ein solcher Antrag
jedoch mit Sicherheit nicht unterstützt.
Die Gebühren für das Wiener Wasser sind bereits
seit 1995 unverändert geblieben beziehungsweise
anlässlich der Euro-Umstellung abgerundet worden.
Darüber
hinaus
möchte
ich
in
diesem
Zusammenhang Folgendes festhalten: Die Festsetzung
der Gebührenhöhe bedarf einer verantwortungsvollen
Abwägung. Sie müssen zum einen leistbar sein, zugleich
aber muss sichergestellt sein, dass die Kosten der
Leistungserbringung
und
des
Verbrauches
verursachergerecht zugeteilt werden, um zu verhindern,
dass der allgemeine Steuerzahler sorglose Verbraucher
oder private Unternehmen mitzufinanzieren hat.
Weiters ist die wohl unbestrittene Qualität
sicherzustellen. Es muss nicht erst auf die Bilder aus
anderen EU-Staaten verwiesen werden, um klar zu
45. Sitzung / 63
machen, wie gerade die angesprochenen Leistungen zur
Lebensqualität in unserer Stadt beitragen. Zudem ist
sicherzustellen,
dass
notwendige
Investitionen
hinsichtlich der Erhaltung und Modernisierung der
Anlagen erfolgen. Die derzeit gültigen Gebührenhöhen
spiegeln den Ausgleich all dieser Interessen und die
Berücksichtigung der genannten Notwendigkeiten wider,
weshalb ich eine Änderung in diesem Bereich weder für
zweckmäßig noch für erforderlich erachte.
Zu Frage 17: Wiener Wohnen sanierte im Zeitraum
von 2000 bis 2009 insgesamt 342 Wohnhausanlagen mit
71 600 Wohnungen
und
rund
4,4
Millionen
Quadratmetern
Wohnnutzfläche.
Diese
Zahlen
entsprechen in etwa einem Drittel der gesamten
Mietobjekte, die von Wiener Wohnen verwaltet werden.
Durch die mit diesen Projekten umgesetzten
beziehungsweise noch umzusetzenden energetischen
Maßnahmen wird eine durchschnittliche Einsparung von
zirka 54,12 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr
beziehungsweise von zirka 23,8 Gigawattstunden pro
Jahr erzielt. Damit werden auch die von den Mietern und
Mieterinnen
aufzuwendenden
Heizkosten
beziehungsweise Energiekosten gesenkt.
Durch die neue Sanierungsverordnung 2008, die am
15. Jänner 2009 in Kraft getreten ist, werden ganz
erhebliche finanzielle Förderungsanreize für umfassende
thermische Sanierungen unabhängig vom jeweiligen
Baualter geboten. Diese neue Förderschiene ist das
Mittel schlechthin zur umfassenden thermischenergetischen Sanierung des Altbestandes. Sie bietet
neben der hohen gestaffelten Grundförderung auch eine
Detailförderung, womit nicht ein bestimmter Zielwert,
sondern das jeweilige Ausmaß der Energieeinsparung
gestaffelt gefördert wird, sowie Zusatzförderungen
jeweils bei Erreichung des Passivhausstandards, bei
Einsatz innovativer klimarelevanter Systeme und/oder
Einbau von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.
Insgesamt können damit Fördermittel in einem noch nie
da gewesenen Ausmaß ausgeschüttet werden.
Durch die bereits gestartete Sanierungsoffensive in
den Gemeindebauten werden sowohl die Wohnqualität
gesteigert, als auch im Bereich der thermischen
Sanierungen wertvollere Beiträge für die Umwelt
geleistet. Zudem werden konjunkturelle Maßnahmen
gesetzt, die nicht zuletzt dem Wiener Arbeitsmarkt
zugute kommen.
Zu Frage 18: Hinsichtlich der Stromversorgung von
allgemeinen Wohnhausteilen, vor allem für die
Stiegenhausbeleuchtung,
wird
in
periodischen
Preisanpassungsverfahren durch Wiener Wohnen im
Rahmen der gegebenen vertraglichen und gesetzlichen
Möglichkeiten ein günstiger Preis erzielt. Ferner steht es
dem Mieter frei, den Energieanbieter für die Strom- und
Gasversorgung seiner Wohnung zu wählen.
Von den rund 220 000 Wohnungen wurden bereits
145 000 Wohnungen in den letzten 35 Jahren an das
Fernwärmenetz angebunden und werden sowohl mit
Fernwärmeheizung als auch mit Warmwasser versorgt.
Hiebei handelt es sich um eine umweltfreundliche und
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
kostengünstige Energieversorgung, wobei diese Preise
durch das Land Wien reguliert sind.
Zu Frage 19: Die neue Geschäftsführung hat sich
zum
Ziel
gesetzt,
die
Hausund
Außenbetreuungs GmbH noch stärker zu einer
effizienten
Betreuungsform
auszubauen.
Die
hausbesorgerähnliche Betreuungsform wird durch den
Einsatz von gleichbleibenden Teams in den Anlagen
erzielt, sodass eine Beziehung zwischen den
Mitarbeiterinnen
und
Mitarbeitern
und
den
Bewohnerinnen und Bewohnern entsteht. Dafür ist der
Einsatz von kompetenten und freundlichen Mitarbeitern
sowie von richtigen Gerätschaften und Maschinen
erforderlich. Außerdem gelangen effiziente, flexible
Einsatzpläne und umsichtige logistische Festlegungen
zur Anwendung.
Ein
vorausschauendes
Risikomanagement,
aufbauend auf eine übersichtliche, transparente
Vorfallsstatistik,
Qualitätssicherungsund
Beschwerdemanagement runden das Maßnahmenpaket
ab.
Die
Kostengünstigkeit
wird
durch
eine
vorausschauende Planung, einen wirtschaftlichen
Ressourceneinsatz und eine effiziente Kosten- und
Leistungsrechnung,
verbunden
mit
einem
aussagekräftigen Controlling-System sichergestellt.
Zu Frage 20: Wiener Wohnen hat im Jahr 2008 ein
umfassendes Beschwerdemanagement etabliert und
durch den Einsatz einer Beschwerdemanagerin
personifiziert. Durch die Einführung von Standards und
durchgängigen Prozessen wird sichergestellt, dass
Beschwerden rasch und für die Kunden nachvollziehbar
bearbeitet und gelöst werden. Das Servicecenter ist als
telefonische Erstanlaufstelle ein wichtiger Bestandteil
dieses Beschwerdemanagements und kann dadurch
seinen Beitrag zur schnellen und umfassenden Reaktion
auf die Beschwerden der Gemeindebaubewohner
leisten.
Auch ist es in den letzten Jahren gelungen, den
Anteil der durch das Servicecenter direkt und sofort
erledigten Geschäftsfälle deutlich zu verbessern. So lag
dieser Anteil im Jahre 2008 bereits bei rund 45 Prozent
der
rund
876 000
telefonisch
eingelangten
Geschäftsfälle.
Ich danke für Ihre umfassende Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich danke dem
Herrn Bürgermeister für die Beantwortung und eröffne
die Debatte.
Ich halte fest, dass die Dauer der Diskussion
maximal 180 Minuten betragen kann. Zur Debatte über
die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr
StR Herzog zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm und
bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist.
StR Johann Herzog: Herr Bürgermeister! Herr
Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich würde sagen, die Antwort des Herrn
Bürgermeisters war sehr kurz und kursorisch. Sie war
vor allem technisch orientiert und hat im Großen und
Ganzen die Probleme und Fragen, die sich im
45. Sitzung / 64
Gemeindebau ergeben und Konfliktfelder darstellen,
ausgeblendet. Es wurde auf all diese Dinge nicht
eingegangen. Somit kann man wieder einmal sagen,
dass die SPÖ, der Bürgermeister und die sozialistischen
Funktionäre die Augen fest vor den Problemen im
Gemeindebau verschließen, wiewohl sie sich angeblich
bemühen, im Gemeindebau sozusagen wieder neu Fuß
zu fassen und an alte Erfolge anzuschließen. Dass dies
jedoch nicht der richtige Weg sein wird, davon können
wir mit Sicherheit ausgehen, meine Damen und Herren!
(Beifall bei der FPÖ.)
Zu der Wortmeldung des Bürgermeisters selbst: Die
37 Prozent wurden sicherlich in einer Feststellung
erwähnt. Wir wissen, dass die SPÖ immer und überall
erklärt, dass sie nicht wisse, wie viele Migranten im
Gemeindebau wohnen. Wir wissen, dass in diesem
Zusammenhang ein Problem für die SPÖ besteht.
Dieses wäre lösbar, indem man entsprechende
Aufzeichnung führt, die auch fürs eigene Wissen von
großem Interesse wären. – Ich glaube, dass hier ein
Umdenken notwendig wäre!
Jetzt sagen Sie, dass die 700 Wohnungen, die Herr
Faymann in der großen Debatte vor der Nationalratswahl
angekündigt hat, als Notfallswohnungen gedacht waren.
Allerdings ist völlig unklar, in welchem Ausmaß
nichtösterreichische Staatsbürger im Gemeindebau
vertreten sind. Es besteht ja nach wie vor die Tatsache,
dass in diversen Mietverträgen ein Mieter die
Staatsbürgerschaft hat und der Rest der Bewohner die
alte Staatsbürgerschaft beibehält.
Zu einzelnen Antworten: Wir werden sehen, ob sich
die Chipkartenregelung bewährt. Sie hat zunächst,
glaube ich, experimentellen Charakter, und wir werden
sehen, ob hier eine entscheidende Änderung notwendig
sein wird.
Betreffend Ordnungsberater konnten wir feststellen,
dass es jetzt so wie am Vormittag keine auch nur
annähernd aufschlussreichen Erklärungen hinsichtlich
der Möglichkeiten und Wünsche, welche die SPÖ
durchsetzen will, gegeben hat. Es ist nach wie vor alles
unklar. Zur Zeit wird halt quasi irgendwo ein Luftballon
gestartet, und wir wissen nicht, was daraus wird. Ob
diesem die Luft ausgeht oder nicht, werden wir in einiger
Zeit wissen.
Zur
Frage
des
Kategoriezinses
und
Richtwertmietzinses komme ich noch.
Ansonsten meine ich, dass es von hohem Wert wäre,
wenn man sich hinsichtlich der Betriebskosten mit der
Gebührenfrage befasst. Sie kennen ja unseren heftigen
Widerstand gegen die Valorisierung der Gebühren. Es
handelt sich hiebei nämlich letztlich nicht um Gebühren,
die kostenneutral eingehoben werden, sondern um eine
Steuer, die der Gemeinde Wien Geld bringt, und das
muss verändert werden. Leider wird das Ganze jedoch
durch das Valorisierungsgesetz ad infinitum ausgedehnt
und verlängert.
Möglichkeiten, die Energiepreise zu senken, wären
gegeben, allerdings entspricht das halt offensichtlich
nicht dem Wunsch der SPÖ, die weiterhin alles
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
kassieren will, was in diesem Zusammenhang möglich
ist.
Betreffend
AußenbetreuungsGmbH
und
HausbetreuungsGmbH haben wir heute bereits von dem,
der das Thema in erster Linie aufgegriffen hat, nämlich
von Herrn GR Madejski, genug gehört, und das ist voll
durch einen Kontrollamtsbericht getragen, in dem alle
Vorwürfe inhaltlich bestätigt wurden.
Herr
Bürgermeister!
Mit
einem
Wort:
Selbstverständlich existieren die Probleme in den
Gemeindebauten in dieser Stadt. Sie turnen sich jedoch
darüber hinweg und tun so, als ob es sie nicht gäbe. Es
kommt jetzt eine Flut von Beschwerden mit Hilfe der
Beschwerdeautos, die durch die Gegend fahren, herein,
und wir wissen daher ziemlich genau, was da los ist. So
wird zum Beispiel täglich darauf aufmerksam gemacht,
dass Kinder von Migranten in den Wohnungen bis
Mitternacht spielen und natürlich die Stadtverwaltung
bisher nichts dagegen übernommen hat. Auch die
Ballspiele in den Ballkäfigen dauern im Sommer bis spät
in die Nacht hinein an, was keinen Menschen in der
Stadtverwaltung zu stören scheint. Dass es außerdem
Devastierungen und eine massive Verschmutzung von
Gängen, Lichtanlagen und Grünanlagen gibt, ist heute
eine klare Sache, das wissen wir, und das wissen Sie
auch, aber es geschieht nichts dagegen.
Die Waschküchen wurden bisher und werden
weiterhin von einer großen Zahl von hausfremden
Personen via die Mieter mitbenutzt. Ob sich eine
Änderung ergeben wird, wird sich zeigen. Wir würden
uns freuen, wenn das der Fall sein sollte.
Ein Beispiel: Einem Ehepaar aus Südostasien, egal,
woher, wurde vor Weihnachten eine Wohnung
zugewiesen. In der Zwischenzeit sehen die Mieter von
diesen eigentlichen Mietern nichts mehr, stattdessen
wohnt jetzt eine größere Anzahl jüngerer Landsleute in
dieser Wohnung. Und das ist kein Einzelfall, sondern das
passiert recht oft.
Gartenanlagen und Grünanlagen im Gemeindebau
werden devastiert und außerdem im Sommer von den
Migranten ziemlich blockiert, die den älteren
Einheimischen gar keinen Platz lassen. Das muss man
hier ganz eindeutig sagen.
Aggressionen im Gemeindebau gibt es tatsächlich.
Es
kommt
zu
verbalen
Attacken,
Einschüchterungsversuche und Beschimpfungen vor
allem älterer Einheimischer sind gang und gäbe, und auf
diesbezügliche Beschwerden wurde bisher nicht reagiert.
Weitgehend ist – natürlich nicht bei allen, aber bei
einem
guten
Teil
der
Zuwanderer,
die
in
Gemeindewohnungen wohnen – festzustellen, dass
keine Integration stattgefunden hat, dass diese Leute
nicht in die Lebenswelt der Österreicher eingetaucht
sind, aber auch diesbezüglich wurde von der SPÖ nichts
unternommen. Ganz im Gegenteil! Die SPÖ hat sogar
unter dem Grundsatz der Diversität begonnen
festzustellen, dass die Lebensverhältnisse gleichwertig
sind und daher gar kein Grund für die SPÖ besteht, in
irgendeiner Form für andere Verhältnisse zu sorgen.
45. Sitzung / 65
Mangelnde Sprachkenntnisse wurden von meiner
Vorrednerin schon angeführt, und es wurde auch schon
erwähnt, dass von Migrantenfamilien häufig keine
Rücksicht auf die Lebensgewohnheiten der Österreicher
genommen wird. Das wissen wir, das wissen Sie, und ich
bin neugierig, wie hier in der Zukunft dagegen
vorgegangen werden wird!
Jetzt wird ja angeblich alles anders werden. Von der
SPÖ wurde jetzt die Hausordnung als neues Mittel des
Zusammenwohnens entdeckt. Das wird nunmehr
landauf, landab verkündet. Ich hoffe, dass in diese
Richtung auch wirklich etwas geschieht! Bisher hat sich
nämlich in dieser Sache nichts konkretisiert! Die
Menschen, die sich über die Zustände im Gemeindebau
beschweren, bekommen die gleichen einschlägigen
schnoddrigen abschlägigen Antworten wie bisher.
Beschwerden werden auch weiterhin in keiner Weise in
irgendeiner Form ernst genommen beziehungsweise
nicht einmal angehört, und es kommt zu keiner Änderung
der Verhältnisse.
Die Studie über die Wohnzufriedenheit wurde im
Jänner – wie ich glaube – präsentiert. Diese geht
offensichtlich auf das Jahr 2008 zurück. Ich möchte aber
doch darauf hinweisen, dass das nicht die erste Studie
war. Wir hatten schon andere. Der heutige
Bundeskanzler Faymann hat als Wohnbaustadtrat
damals sozusagen in eigener Sache vor der Gefahr der
Ghettoisierung gewarnt. Das ist noch nicht so lange her,
das war vor ungefähr drei Jahren. Das wurde auch in
einer Fassmann-Studie bestätigt. Darin wird festgestellt,
dass in der Stadt Wien immer öfter zwischen
Österreichern und Neo-Österreichern Streitigkeiten
auftauchen und dass es bisher keine Bemühungen gab,
das zu verändern. – So weit dazu.
Es gibt dann noch eine zweite Studie, die vor zwei
Jahren in der Presse lang und breit abgehandelt wurde.
Damals
wurde
klar
festgestellt,
dass
die
Gemeindebaubewohner
auch
wirtschaftlich
die
Schwächeren sind, also sehr wohl sozial schlechter
gestellt sind. Diese Tendenz wird natürlich durch den
Wegzug von Inländern aus Gemeindebaubereichen, wo
sie nicht mehr leben wollen, an den Stadtrand oder nach
Niederösterreich noch verstärkt. Dadurch wurde die
Kaufkraft um 30 Prozent verringert, wodurch sich der
Gemeindebau natürlich zum sozialen Konfliktfeld
entwickelt.
Es besteht eine klare Tendenz der einheimischen
Schichten, aus diesen Gebieten nach Niederösterreich
zu ziehen. Der Studienleiter nennt das eine Entmischung
der Bevölkerung, und selbstverständlich ist dadurch eine
Gefahr der Ghettoisierung gegeben. Diese Situation
besteht Gott sei Dank noch nicht, doch wenn nicht
rechtzeitig und ordentlich Vorsorge getroffen wird, um
das zu verhindern, wird natürlich eine solche Situation
eintreten, und zwar verstärkt durch Grundsätze wie
Diversität und Ähnliches.
Fraglos sind wir in Wien besser dran, aber ich
glaube, wir sind nur fünf oder zehn Jahre hinter Berlin
oder Paris. Wir hinken da nach, wobei Hinken in diesem
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Zusammenhang etwas Positives ist; es ist höchst
wertvoll, dass das der Fall ist! Dieser Vorteil muss aber
erhalten werden, und dafür müssen massive
Maßnahmen getroffen werden.
Nun zur Frage der Ordnungshüter: Das ist auch eine
solche Geschichte! Es wird groß verkündet, dass es
4 000 Ordnungshüter geben wird, ein Konzept gibt es
dafür jedoch offensichtlich nicht. Im „Standard“ war
gestern diesbezüglich zu lesen: „Ordnung ja,
Überwachung nein.“ – Ich glaube, wenn das der
Grundsatz der SPÖ zu diesem Thema ist, dann ist das
Thema deutlich verfehlt, weil das ein Widerspruch in sich
ist!
Vor zwei Wochen gab es einen großen Artikel in der
„Wiener Zeitung“, in dem letzten Endes festgestellt
wurde, dass nicht ganz klar ist, wie Mitarbeiter für diesen
Wachdienst bereitgestellt werden sollen, dass es dafür
kein neues Personal gibt und man somit nicht einmal auf
1 000 Mitarbeiter kommt, die es jetzt gibt. Dieses
Personal muss natürlich geschult und nachgeschult
werden.
Ein Sprecher des Bürgermeisters konnte auch nicht
für Aufklärung sorgen und vertröstete auf ein Konzept,
das es in den nächsten Tagen geben werde. Dieses
haben wir aber heute weder in der Aktuellen Stunde
noch jetzt hier vom Bürgermeister bekommen.
In der gestrigen Sitzung des Österreichischen
Städtebundes war das Thema der kommunalen
Ordnungswachen allerdings sehr wohl ein Punkt. Es
wurde ein Bericht geliefert, in dem steht, dass nach den
„Waste Watchern“ nunmehr die Ordnungsberater in den
Wiener Gemeindebauten verstärkt über die Einhaltung
der besagten Hausordnung wachen sollen. Dabei wird
festgestellt, dass für sämtliche Maßnahmen zwar eine
Kennzeichnung der Magistratsbediensteten, nicht aber
eine Uniformierung geplant sei.
Im Gegensatz zu Wien haben viele Städte und
Gemeinden
bereits
eine
eigene
Stadtoder
Gemeindepolizei unter den verschiedensten Namen und
zu den verschiedensten Zwecken eingerichtet. Es wurde
eine Unzahl von Städten genannt, ich nenne jetzt
Bregenz, Bruck an der Mur, Enns, Fürstenfeld, Graz,
Innsbruck, Kapfenberg, Neunkirchen, Ried, Schärding
und Vöcklabruck. Dabei ist klar, dass diese
Ordnungsberater in einer Stadt oder in einem Land, wo
die Bundespolizeidirektion ihren Sitz hat, nicht bewaffnet
auftreten können, was ja auch kein Mensch will oder
fordert. Diese Wachkörper haben also keine Bewaffnung
und werden in keinem Fall den Anspruch des Bundes auf
das Gewaltmonopol in irgendeiner Weise in Anspruch
nehmen oder in Frage stellen, was auch von uns
niemand will.
Bei der Auskunft durch den Bürgermeister bleiben
viele Fragen offen. Wir werden sehen, was er noch
daraus macht. Ich glaube, dass es sich bei dem Ganzen
sozusagen um Luftballons oder Glanzlichter handelt, die
ein bisschen funkeln und diskutiert werden, damit die
Medienöffentlichkeit von gewissen Problemen abgelenkt
wird.
45. Sitzung / 66
Lassen Sie mich jetzt noch kurz zu den
Wohnungskosten sprechen: Der heutige Bundeskanzler
und damalige Wohnbaustadtrat hat sich vor den
Gemeinderatswahlen dafür verbürgt, dass an der
Kategoriezinsregelung des Gemeindebaus nicht gerüttelt
wird. Kaum war die Wahl vorbei, hat sich das aber
geändert. In der Zwischenzeit wurde ein 90-prozentiger
Richtwert für alle Neuvergaben eingeführt. Das heißt
also, die etwa 9 000 oder mehr Wohnungen im Jahr
werden nunmehr nach Richtwert vergeben, was ein
schleichender Abschied vom sozialen Wohnbau ist, weil
sich damit der Gemeindebau im Grunde genommen
nicht mehr von anderen geförderten Wohnformen und
von der durch allfällige Wohnbeihilfen geförderten
Wohnunterbringung in Privathäusern unterscheidet. –
Das heißt, die sozialistische Partei hat sich vom sozialen
Wohnbau, wie er einmal ein Kernstück der
Gemeindepolitik des roten Wien war, klar verabschiedet.
In der Frage der Zuschläge wurde uns jetzt auch
immer wieder versichert, dass es keine entsprechende
Änderung geben wird. Wenn ich an Faymann denke,
bleibt natürlich die Frage offen, wie lange dieses
Versprechen hält und ob nach der Gemeinderatswahl
auch noch die Rede davon sein wird, dass dieses
Versprechen eingehalten wird. Die alte Bundesregierung
hatte übrigens eine Mietrechtsnovelle in Vorbereitung,
mit welcher der Wildwuchs beseitigt werden sollte. Ob
diese von der neuen Regierung weiter verfolgt werden
wird, wissen wir schlicht und einfach nicht.
Ich glaube, dass das Richtwertgesetz schlicht und
einfach ein schlechtes und undurchführbares Gesetz
darstellt. Ich glaube, dass sich bei der Mietenfestlegung
die Partner im Großen und Ganzen nicht an das
Richtwertgesetz halten, sondern ihre Absprachen
sozusagen freihändig und in freier Absprache
vornehmen.
Dieses Gesetz wurde 1994 beschlossen. Die
Arbeiterkammer und die SPÖ waren massiv dafür. Die
einzige Partei, die dieses Richtwertgesetz abgelehnt und
dessen Undurchführbarkeit bereits hervorgestrichen hat,
war die FPÖ. – Heute ist die Arbeiterkammer ganz
massiv für eine Änderung, und auch wir würden sehr
dafür eintreten, dass das Richtwertgesetz als
missglücktes und verunglücktes Gesetz beseitigt und ein
neues, gerechtes und handhabbares Gesetz geschaffen
wird oder es zumindest eine Totalnovellierung gibt, um
zu neuen Möglichkeiten zu kommen. Und ich glaube, bis
dahin wäre es ganz wichtig, wenn die SPÖ in Wien bereit
wäre, im Gemeindebaubereich das Versprechen
nachträglich einzulösen und zum Kategoriemietzins
zurückzukehren. Damit könnte in einer Zeit der
Wirtschaftskrise und der sehr schwierigen Verhältnisse
eine soziale Großtat für viele Menschen geleistet
werden.
Wenn Sie immer wieder mit irgendwelchen
Beispielen kommen, möchte ich sagen: Man kann nicht
von
Sozialwohnung
sprechen,
die
die
Gemeindewohnung ja sein sollte, wenn eine Frau, die
Kinder hat, Alleinverdienerin ist und 1 100 oder
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
1 200 EUR im Monat verdient – was ohnedies nicht so
schlecht ist –, die Hälfte oder mehr davon für die
Wohnung bezahlen muss. Ich glaube, hier besteht
dringender Bedarf zur Veränderung!
Die Verteuerung der Wohnungskosten wurde schon
angesprochen, sowohl hinsichtlich der Gebührenfrage,
die ich auch schon genannt habe, als auch hinsichtlich
Energiepreisgestaltung. In diesem Zusammenhang ist
festzustellen, dass sich die Energiekosten seit der letzten
Wahl, was Gas betrifft, um 43 Prozent erhöht haben.
Nach dem Abschlag von 10 Prozent betragen die
Mehrkosten noch immer ein Drittel. Die Kosten für Strom
wurden überhaupt um 20 Prozent angehoben, und das,
obwohl – wie meine Vorrednerin schon gesagt hat –
stark sinkende Grundpreise heute die Regel geworden
sind. Es besteht daher dringender Bedarf, dass dieses
Ausnehmen der Bevölkerung beendet wird!
Weiters ist das Problem im Zusammenhang mit dem
Schimmel in den Wohnungen völlig ungelöst. Es gibt
dafür keinerlei Lösungsansatz. Zunächst wird natürlich
immer und überall nur der Mieter als Schuldiger
gesehen, weil er nicht lüftet, zu viel wäscht oder sonst
etwas tut. Ich glaube, auch dieses Problem muss
aufgegriffen und einer Lösung zugeführt werden!
Kurz noch zum Hausbesorgergesetz: Dieses wurde
von der schwarz-blauen Regierung abgeschafft, und
zwar zu Recht. Es war ein nicht mehr zeitgemäßes und
nicht handhabbares Gesetz. Es war praktisch nicht mehr
vollziehbar und hat auch bis zu einem gewissen Maß
dazu geführt, dass es gerade im Gemeindebaubereich
einen gewissen Privilegienstadel gab. Es gab
Hausbesorger, die damals 60 000 Schilling verdient
haben, und das war ja auch kein Zustand!
Die SPÖ hatte nun viele Jahre Zeit, eine
Veränderung herbeizuführen. Sie hätte unterdessen
jederzeit, denn sie war immer in der Regierung,
gemeinsam mit der ÖVP ein Hausbesorgergesetz
beschließen können. Sie hat das aber nicht getan. Sie
hätte eventuell auch unseren Vorschlag aufgreifen
können, einen Generalkollektivvertrag abzuschließen,
der auch eine Vorbildwirkung für die Privathausbesitzer
haben können hätte.
Statt dessen wurden die HausbetreuungsGmbH und
die AußenbetreuungsGmbH ohne Ausschreibung
geschaffen. Diese haben ein Monopol, wie Kollege
Madejski in seinen vielfachen Nachforschungen zu
diesem Thema herausgefunden hat. Es ist dies ein
Selbstbedienungsladen für einen Teil der SPÖFunktionäre, die dem jetzigen Bundeskanzler nicht sehr
fern gestanden sind. Das ist auch der Grund, warum
meiner Meinung nach die SPÖ in Wien in keiner Weise
daran interessiert war, die Zustände zu ändern und
wieder ein neues Hausbesorgergesetz zu beschließen.
Sie war nämlich mit den Umständen und Gegebenheiten
dieser GmbH-Regelung voll einverstanden und
zufrieden.
Mit einem Wort: Ein konfliktfreies Leben im
Gemeindebau in der Weise, wie es der Bürgermeister
geschildert hat, gibt es sicherlich nicht! Die Maßnahmen,
45. Sitzung / 67
die nunmehr von der SPÖ genannt werden, sind
Feuerwerke, die bald verglühen werden.
Maßnahmen,
mit
denen
im
Gemeindebau
Veränderungen im Wohnen und im Leben herbeigeführt
werden, fehlen und werden voraussichtlich weiterhin
fehlen. Stadtrat und nunmehr Vizebürgermeister Ludwig
wäre gut beraten, wenn er endlich die von ihm geforderte
Nachhaltigkeit in Form von Reformen durchsetzen
würde, um den Missständen im Gemeindebau Einhalt zu
gebieten und ein konfliktfreies Leben im Gemeindebau
zu ermöglichen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort
ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Da ich im Weiteren ein paar kritische Worte finden
werde, möchte ich am Anfang gleich klarstellen: Ich
persönlich und die GRÜNEN sind Fans des Wiener
Gemeindebaus, wenn er so funktioniert, wie wir uns das
vorstellen. Ich halte die Errungenschaften des Roten
Wien von damals auch heute noch für zentral wichtig,
und ich halte den Gemeindebau für ein ganz wichtiges
Element im solidarischen Zusammenleben in Wien.
Ich werde mich jetzt nicht lange mit dem aufhalten,
was die FPÖ gesagt hat. Ich stelle nur in den Raum:
Was soll diese ewige Ausländerzählerei bringen? Da
wird spekuliert, wie hoch der Prozentsatz an Personen
mit Migrationshintergrund im Gemeindebau ist, 32
Prozent oder 37 Prozent! – Dazu sage ich: Wenn in Wien
nahezu ein Drittel, also 32,1 Prozent der Menschen
Migrationshintergrund haben, dann werden sie auch
irgendwo in Wien wohnen müssen! Und wenn man sie –
unter Anführungszeichen – gleichmäßig verteilt, was
immer das bedeutet, dann beträgt ihr Anteil halt auch
32 Prozent im Gemeindebau.
Und nachdem die Zugewanderten im Durchschnitt
ökonomisch eine Spur schlechter gestellt sind, ist es
nicht unlogisch, dass am Ende im Gemeindebau, der ja
noch nicht lange für Menschen, die keinen
österreichischen Pass haben, geöffnet ist, der
Prozentsatz an Menschen mit Migrationshintergrund am
Ende höher sein wird. Was denn sonst? Es geht ja nicht
anders! Das ist eine mathematisch logische Folgerung.
Wenn Sie davon reden, wo diese Leute wohnen
dürfen und ob sie im Gemeindebau wohnen sollen oder
nicht, dann müssen Sie gleich dazu sagen, dass Sie
wollen, dass sie nirgends wohnen! Wenn Sie gleich
„Ausländer raus!“ sagen, dann kennen sich alle aus, und
dann wissen wir alle, wovon wir reden und fertig! Darum
geht es Ihnen nämlich und um nichts anderes! – Mir geht
das jedenfalls auf die Nerven, und das trägt auch nicht
zu einem konfliktfreien Leben im Gemeindebau bei!
Das Schüren von Rassismus löst kein einziges
Problem, und all diese Ansagen in diesem Bereich helfen
den Menschen dort überhaupt nichts. Sie haben nämlich
die gleichen Probleme wie alle anderen: Sie würden
gerne günstig leben, sie würden gerne mit dem Geld,
das sie mit ihrer Arbeit verdienen, auskommen, und
wenn sie keine Arbeit haben, würden sie gerne von
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
irgendeinem sozialen Netz über Wasser gehalten
werden. Dazu hätten sie gerne ein friedliches
Zusammenleben. Aber bei all dem ist die FPÖ leider
nicht sehr hilfreich!
Das Thema Mieteneinfrieren im Gemeindebau wurde
schon angesprochen. Selbstverständlich sollte man auch
die Mietpreise auf dem normalen Wohnungsmarkt
einbremsen, und es bedarf natürlich zahlreicher
Änderungen
des
Mietrechtsgesetzes.
In
der
Vergangenheit gab es da laufend Verschlechterungen.
Es stimmt aber sehr wohl, dass der Gemeindebau billiger
ist als der private Wohnungsbau. Es wäre auch komisch,
wenn das umgekehrt wäre, das muss man auch dazu
sagen. Aber natürlich sollte auch Druck auf die privaten
Wohnungsanbieter ausgeübt werden.
Was kann man jetzt machen, dass es im
Gemeindebau auf die Schnelle noch günstiger wird? –
Unter anderem schlagen sich bei der Gebührenlawine
die Energiekosten schwer zu Buche. Wie hoch die
Energiekosten nächsten Winter sein werden, weiß man
nicht. Wir haben zu diesem Zweck mehrere wirklich
sanierungsbedürftige Gemeindebauten besucht und uns
diese angeschaut. Sie kennen das wahrscheinlich, die
meisten oder manche von Ihnen werden den „Report“
gesehen haben, in dem die Bauten vorgestellt wurden.
Ein Beispiel dafür sind die Bauten in der
Frömmlgasse im 21. Bezirk. Kein Mensch, der dort
hingeht, wird sagen, dass dort alles super ausschaut.
Dort fällt alles herunter, und wenn man das mit der
Wärmebildkamera untersucht, leuchtet es rot. – Ich
glaube nicht, dass die SPÖ möchte, dass die
Gemeindebauten rot leuchten, weil die Wärmedämmung
nicht funktioniert! Vielmehr hätten Sie in diesen Bauten
gerne höhere Wahlanteile, als Sie ohnedies haben.
Jedenfalls macht es aber keinen Sinn, dass ein
solcher Bau bei der Untersuchung rot glüht und jeder
Mensch sieht, dass die Energiekosten beim Fenster
hinaus geblasen werden, wodurch die Leute sehr viel
Geld verlieren, abgesehen von den ökologischen
Auswirkungen. Angesichts der Wirtschaftskrise wäre
eine Sanierung eine soziale Maßnahme. Das haben wir
hier schon oft gesagt: Irgendwo muss man investieren,
und in der arbeitsplatzintensiven Bauindustrie ist das
Geld gut aufgehoben. – Die Bauten in der Frömmlgasse
wären ein gutes Beispiel dafür, wo man sehr schnell
anfangen könnte.
Im Fernsehen hat es so toll ausgeschaut, als gezeigt
wurde, wie eine Frau in der Sanatoriumstraße gezeigt
hat, dass sich die Decke so weit gesenkt hat, dass man
ein Gurkenglas, das auf einem Kasten stand, nicht mehr
herausnehmen konnte: Die Decke hat sich so weit
gesenkt, dass man das Glas nicht mehr bewegen kann!
Das war ein sehr schönes Bild fürs Fernsehen. Würde
ich dort wohnen, hätte ich Angst, dass das Ganze
irgendwann zusammenbricht. Das hält schon sehr lange,
und ich glaube nicht, dass das Glas allein das aushält.
Es steht seit zehn Jahre dort, und sie kann es nicht mehr
bewegen.
Das Haus gehört natürlich saniert, denn das ist nicht
45. Sitzung / 68
das einzige Problem. Es pfeift natürlich auch bei den
Fenstern herein. Jeder kennt die Schaumstoffblöcke, die
man zwischen die Fenster legt. Das ist aber quasi die
Energiepolitik von gestern und vorgestern. Heute könnte
man das anders machen, und wir glauben, dass man
schnell und mehr sanieren muss.
Wie das funktioniert, hat man am Beispiel
Czerninplatz 7 im 2. Bezirk gesehen. Wir sind dort mit
einer Wärmebildkamera vorbeigegangen und haben
alles fotografiert und mit den Leuten vor Ort geredet. Wir
wurden natürlich gesehen, und das war ja auch der Sinn
dabei. In dieser Anlage wohnt eine Bezirksrätin der
GRÜNEN, und sie hat gesagt, dass sie zwar seit zwei
Jahren einen Erhaltungsbeitrag zahlt und ihr seit zwei
Jahren versprochen wird, dass demnächst die Sanierung
kommt, dass sie aber seit zwei Jahren nichts mehr
davon gehört hat.
An diesem Tag ist jedoch am Nachmittag jemand von
Wiener Wohnen gekommen und hat einen Zettel
aufgehängt, auf dem in etwa stand: Wir kommen eh, wir
werden das schnell sanieren, demnächst sind wir da. –
Ich meine, das ist eine einfache Lösung: Wir gehen
einfach zu jedem Bau, der etwas baufällig ist, und
besichtigen diesen, und am Nachmittag kommt dann ein
Vertreter von Wiener Wohnen und hängt einen
diesbezüglichen Zettel auf! Wenn dann wirklich etwas
geschieht, dann ist es gut. Im konkreten Fall hat es
funktioniert, der Fensteraustausch hat tatsächlich
begonnen und unsere Bezirksrätin Gerda Medek
bekommt morgen ihre neuen Fenster. Würde das so
leicht funktionieren, dann würde ich das gerne überall
machen. Ich befürchte nur, dass das nicht so schnell
funktioniert!
Zu den Betriebskosten insgesamt: Sie lesen die
Kontrollamtsberichte, und diese sind auch für jeden
Menschen leicht verständlich. Ob man das als einen
Skandal oder sonst etwas bezeichnet, ist mir eigentlich
egal. Tatsache ist, dass Handlungsbedarf besteht.
Miserable Abrechnung gab es in Wien schon mehrfach.
Ich nehme als Beispiel die Florian-Hedorfer-Straße: Dort
wurden den Leuten fast 30 Jahre lang jedes Mal bei der
Vorschreibung zu viele Quadratmeter für ihre
Wohnungen berechnet. Das ist mittlerweile belegt. Wir
sind dort hingegangen, die Leute haben von uns ein
Formular bekommen, das sie zur Schlichtungsstelle
geschickt haben, und sie haben ihr Geld für drei Jahre
zurückbekommen, weil das gesetzlich so geregelt ist. Ich
füge hinzu: Diejenigen haben ihr Geld zurückbekommen,
die sich getraut haben, das Formular auszufüllen und
abzuschicken, manche wollten das jedoch nicht tun, weil
sie Angst haben, dass sie dann mit Wiener Wohnen
Schwierigkeiten bekommen.
Die Sperrmüllgeschichte von „Mistkäfer“ Am
Schöpfwerk kennen alle. Die Mieter und Mieterinnen vor
Ort haben sich das selbst angeschaut, und die
Sperrmüllkosten wurden von einem Jahr auf das andere
um zwei Drittel gesenkt. Damals waren es noch Schilling,
und die Leute konnten das Ganze damals – das ist eine
schöne runde Zahl – in einem Jahr von 1,5 Millionen
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Schilling auf 500 000 Schilling herunter wirtschaften, was
diesfalls ein positives Wort ist. Rückwirkend haben sie
jedoch nichts bekommen, obwohl sie vorher jahrelang zu
viel bezahlt haben, genauso wie den Leuten in der
Florian-Hedorfer-Straße 27 Jahre lang zu viele
Quadratmeter berechnet wurden.
In dieser Angelegenheit hat sich Wiener Wohnen
verhalten wie jeder Private: Wenn man erwischt wird,
gibt man so viel zurück, wie man muss, aber sicherlich
keinen Cent mehr. Das ist schade, denn man hätte
natürlich auch eine freiwillige Lösung finden können,
indem man sagt: Wir haben das fälschlicherweise
eingenommen, was jetzt von der Schlichtungsstelle
bewiesen wurde, und wir geben alles zurück, zumindest
jenen, die schon ewig dort wohnen.
Ein Beispiel, das man in diesem Zusammenhang gar
nicht auslassen kann, ist natürlich der Hugo-Breitner-Hof:
Die Vorkommnisse in diesem Zusammenhang haben
auch hier schon für Furore gesorgt, als sich die
AußenbetreuungsGmbH bei der Grünflächenpflege
vertan hat. Letzteres ist, glaube ich, ein höfliches Wort.
Die dortigen Mieter und Mieterinnen haben sich die
Mühe gemacht, Alternativangebote beziehungsweise
einen echten Kostenvoranschlag einzuholen, um zu
sehen, was jemand anderer verlangen würde. Der
langen Rede kurzer Sinn: 1,08 EUR pro Quadratmeter
hätte man sich dort gespart, und das sind insgesamt
immerhin 6,6 Millionen EUR! Da reden wir schon über
ansehnliche Summen!
Dazu gibt es eine genaue Aufstellung, und das wurde
mittlerweile auch berichtigt: Dort wurde tatsächlich
jahrelang der Preis für 84 000 m² an Grünflächen
berechnet. Das ist dann jemandem komisch
vorgekommen, er hat sich das angeschaut, und dabei ist
herausgekommen, dass es sich nicht um 84 000,
sondern nur um 71 635 m² handelt. Somit wurde Jahr für
Jahr für 14,72 Prozent Quadratmeter an Grünfläche zu
viel berechnet! Und hätte das nicht irgendjemand selbst
herausgefunden, dann müsste man das jetzt noch
zahlen!
Jetzt bekommen alle, quer über das Wiener
Stadtgebiet, von der Großfeldsiedlung bis zum HugoBreitner-Hof, ein Schreiben im Hinblick auf die
Medienberichterstattung, dass schlecht abgerechnet
wurde und es daher jetzt Geld zurück gibt, allerdings nur
so viel, wie man zurückzahlen muss; dafür wird die
Dreijahresfrist herangezogen, mehr gibt es nicht.
Wenn man 15 Prozent mehr Fläche berechnet, dann
ist das ja keine Kleinigkeit! Hinsichtlich des alternativen
Kostenvoranschlags könnten wir noch diskutieren,
welche Leistungen dieser beinhaltet. Aber über die
Fläche kann man nicht streiten, denn jetzt wird
tatsächlich eine andere Fläche zu Grunde gelegt. – Ich
meine, zumindest diese 15 Prozent sollten den
Menschen, die im Hugo-Breitner-Hof wohnen, nicht nur
für drei Jahre zugute kommen, denn es war tatsächlich
aktenkundig und eindeutig, dass diese Verrechnung
nicht in Ordnung war.
Es gibt auch immer sehr ausführliche Protokolle,
45. Sitzung / 69
diesfalls jene des Mieterbeirats im Hugo-Breitner-Hof, die
man nachlesen kann. Diese Protokolle wurden von
seriösen Leute verfasst, sie waren auch im „Report“ zu
sehen und haben alles schön vorgerechnet. Sie machen
Wiener Wohnen eine Menge Schwierigkeiten, aber zu
Recht, wie man sieht!
Die Leute dort ärgern sich, und zum Glück landen
nicht alle, die der SPÖ davonlaufen, dort, wo ich es nicht
so gerne sehe. Mittlerweile haben nämlich auch die
GRÜNEN dort schon ein zweistelliges Ergebnis im
Gemeindebau, was durchschnittlich bisher noch nicht der
Fall ist: In diesem Sprengel hatten wir jedoch bei der
Nationalratswahl über 12 Prozent. Dort laufen die Leute
der SPÖ in alle Richtungen davon, und das verwundert
wohl auch niemanden, wenn man diese einzelnen Fälle
durchgeht!
Wenn wir weiter darüber reden, was die Leute im
Gemeindebau sonst noch brauchen würden, dann sind
wir schon im Bereich Sozial- und Wirtschaftspolitik.
Dieses Thema könnte man endlos ausführen. Was sie
jedenfalls nicht brauchen, ist mehr Rassismus und sind
mehr Konflikte. Das bringt ihnen nichts, das bringt ihnen
keinen einzigen Euro, und wenn die Familie mit zwei
Kindern daneben auszieht, dann kommt die nächste
Familie, weil das eben eine große Wohnung ist. Und die
Lärmentwicklung hängt nicht davon ab, ob die Leute aus
Holland oder aus einem anderen Land zugewandert
sind. Meine Kinder haben auch Migrationshintergrund,
und ich kann mich gut erinnern, dass ich und meine drei
Geschwister relativ viel Lärm gemacht haben. Ich
glaube, das war nicht lustig für die Leute, die unter uns
gewohnt haben; es war das ein Privathaus in Vorarlberg,
aber das tut nichts zur Sache.
Was braucht man noch im Gemeindebau? Was
werden diese Ordnungskräfte tun? Ich möchte ja nicht
sagen, dass das quasi Hilfs-Sheriffs sein werden, betone
aber an dieser Stelle, dass die Gebietsbetreuung vor Ort
gut arbeitet und mehr Leute brauchen würde, etwa auch
für die Mediation.
Im
ZARA-Bericht,
den
man
auch
nicht
vernachlässigen sollte, steht, dass es auch Probleme für
die Leute gibt, die selbst Migrationshintergrund haben.
Darüber gibt es eine Aufzählung, und das Tragische
daran ist, dass es leider mehr werden. Es sind nicht
Hunderte, aber die Leute von ZARA sagen selbst, dass
es mehr geworden sind, und ich meine, an diesem Punkt
muss man auch ansetzen.
Ich möchte jetzt einen Einzelfall kurz skizzieren: Es
handelt sich um einen Menschen, der dort wohnt und mit
seiner Ehefrau und zwei Kindern zugewandert ist. Die
Nachbarn sagen, dass diese Leute zu laut sind und
ihnen daher nicht passen. Sie sind aus Indien
zugewandert, und die Kinder sind jetzt drei Jahre und
sechs Monate alt. Es wurde in diesem Haus Mobbing –
wie ich es nennen möchte – betrieben. Es wurde dann
beim Bezirksgericht geklagt, und der Betroffene hat das
Verfahren gewonnen, weil der Tatbestand nicht gegeben
ist, sondern die Leute ihn aus welchen Gründen auch
immer einfach nicht leiden können. Jedenfalls hat er sein
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Verfahren gewonnen. Und jetzt geht Wiener Wohnen her
und sagt: Das ist uns wurscht, wir klagen weiter! Man
ging mit dem Fall in die nächste Instanz, das Ganze
kommt jetzt vors Landesgericht.
Da frage ich mich: Wer vertritt da eigentlich wen? Der
Bewohner schreibt, dass es jetzt so aussieht, als ob die
von Wiener Wohnen mit seiner Familie selbst ein
Problem hätten, obwohl sie ihn ja gar nicht gut kennen.
Er arbeitet fulltime und macht auch noch eine
Abendschule, ist also ein Musterbeispiel für jemanden,
der sich anstrengt und hier etwas werden möchte. Seine
zwei kleinen Kinder werden schon Lärm machen, ich
kenne aber keine Kinder, die keinen Lärm machen!
Wenn ich mir so etwas anschaue, dann glaube ich,
dass man bei den Ordnungskräften auch darauf schauen
muss, dass sie für diesen Bereich geschult werden. Die
Polizei bemüht sich, ihren Migrantenanteil von 1 Prozent
zu erhöhen. Das wird lang dauern, aber immerhin fängt
man einmal irgendwo damit an. Und es wäre bei den
4 000 Leuten, die für diverse Aufgaben zuständig sind,
auch wichtig, dass dort ein entsprechender Anteil von
Personen mit Migrationshintergrund gegeben ist. Man
sollte darauf achten, dass man nicht wie bei der Polizei
bei 1 Prozent anfängt und es 20 oder 30 Jahre dauert,
bis man dort anlangt, wo wir es gerne hätten. Wenn man
auf all das achtet und die Leute auch mehr
Mediationsaufgaben übernehmen, kann ich mir
vorstellen, dass das auch mir gefällt.
Momentan hört sich das ein bisschen so an – das
muss ich auch dazu sagen –, also ob man der FPÖ
entgegenschwimmen würde: Zuerst kamen diese
Videoanlagen, über die jetzt Zahlen vorliegen, dass das
angeblich etwas nützt. Dafür brauchen wir dann aber
noch mehr Studien, denn der Normalfall – darüber gibt
es internationale Studien – sieht so aus, dass, wenn da
weniger passiert, anderswo mehr geschieht. Das nennt
sich Birmingham-Effekt: Wenn hier niemand die Wand
anschmiert, dann eben anderswo. Das ist ein
Verdrängungswettbewerb, wie er sich bei vielen anderen
kleineren Problemen auch zeigt. Die Einzigen, die daran
etwas verdienen, sind die Sicherheitsfirmen, die überall
Kameras aufhängen. Sonst hat jedoch keiner etwas
davon!
Im Hinblick darauf erhebt sich die Frage, wie man
dieses Problem besser lösen kann. Am Schöpfwerk sind
beispielsweise
seit
mehr
als
20 Jahren
SozialarbeiterInnen vor Ort tätig, nämlich die Leute des
„Bassena“-Teams. Dort ist zwar der FPÖ-Anteil gleich
groß wie in anderen Gemeindebauten, es gibt jedoch
weniger offene Konflikte, weniger Polizeiinteresse wegen
Gewalt und weniger rassistische Schmiererein. Das hat
also dort immerhin etwas genutzt! Dort lebt man
zumindest nach außen hin friedlicher als an manchen
anderen Orten. Es ist dort nicht das Paradies, während
es anderswo ganz schlimm ist, aber das funktioniert
offenbar!
Man braucht Leute, die entsprechend geschult sind.
Dort sind schon lange ausgebildete SozialarbeiterInnen
am Werk, im ersten Jahr hat das dort aber
45. Sitzung / 70
wahrscheinlich auch noch nicht so gut funktioniert.
Jedenfalls würde ich mich aber fürchten – möchte ich
fast sagen –, wenn dort eine Ersatzpolizei durch die
Bauten geht. Ich hätte ja noch nichts dagegen, wenn
man damit ein paar Pro-Blau-WechselwählerInnen
einfängt, ich hoffe aber, dass das Ganze in der
Umsetzung eher so aussieht wie das, was die Leute von
„Bassena“ am Schöpfwerk tun und in anderen
Gemeindebauten
die
Menschen
von
der
Gebietsbetreuung machen, dass man nämlich insgesamt
darauf schaut, dass das Zusammenleben dort leichter
und nicht schwieriger wird.
Ich weiß, dass das ein schwieriger Kampf für die
Sozialdemokratie ist, die viele Stimmen im Gemeindebau
verloren hat und bei der man weiß, dass wir ihnen auch
noch gerne einige abnehmen würden. Vielleicht können
wir aber doch alle gemeinsam dafür sorgen, dass der
mögliche Verlust der Absoluten in Wien nicht
ausschließlich den Blauen zugute kommt. Das möchte
ich wirklich nicht! Ich wünsche mir keine Absolute für die
SPÖ im Jahr 2010 oder im Herbst 2009, aber ich
möchte, dass die GRÜNEN zu einer Verbesserung auch
im Gemeindebau einen Beitrag leisten. Und das tun wir
auch im. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort
ist Herr GR Ing Mag Dworak.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister! Frau
Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Vorab möchte ich an die Adresse der SPÖ die
Feststellung richten, dass es einen absolut konfliktfreien
Raum beziehungsweise ein konfliktfreies Leben im
Gemeindebau nie geben wird. Es gibt natürlich in einem
Bereich, wo in mehr als 2 000 Objekten mehr als
500 000 Menschen aus mehr als 50 Herkunftsnationen
leben,
die
unterschiedlichsten
Wünsche
und
Bedürfnisse. Unter diesen Voraussetzungen ist es
unmöglich, alle Konflikte auszuschalten.
Faktum ist jedoch, dass die SPÖ, die in dieser Stadt
mit Absolutismus regiert, der den Oppositionsparteien
bekanntlich nur sehr geringen Bewegungsspielraum
lässt, die alleinige Verantwortung für die Zustände, die
im Gemeindebau herrschen, übernehmen muss.
Offensichtlich wurde durch die Umfrage unter den
Gemeindebaumieterinnen und -mietern die SPÖ derart
aufgeschreckt, dass nun plötzlich alles anders werden
soll. Seit Jahren ist bekannt, dass im Gemeindebau die
Konflikte durch Ignorieren nicht beseitigt werden können.
Die Menschen wenden sich immer mehr von der SPÖ
ab, die sie als Alleinverantwortliche in dieser Stadt für die
Probleme verantwortlich machen, und das zu Recht,
meine Damen und Herren!
Integration, wie sie sich die SPÖ vorstellt, endet
nämlich nicht damit, dass man die ethnischen Vereine
mit Geld überhäuft und halbherzige Programme zum
Deutschlernen anbietet, ohne eine Verpflichtung daraus
abzuleiten. Die Menschen stellen sich nämlich immer
mehr die Frage: Warum müssen sich nicht die anpassen,
die neu zu uns kommen, sondern wir, die wir da leben?
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Wir haben hier ja relativ viele Jahre konfliktfrei gelebt! –
Aussagen von MitarbeiterInnen von Wiener Wohnen
dazu sind bezeichnend: Wenn es Ihnen nicht passt,
können Sie ja ausziehen!
Konflikte gibt es beispielsweise entlang ethnischer
Bruchlinien. Offenbar hat die Ankündigung, im
Gemeindebau
30
mehrsprachige
Mediatoren
einzusetzen, nicht ausgereicht. Obwohl wir heute gehört
haben, dass nur 100 Fälle besprochen und abgehandelt
wurden, sollen jetzt ein „Day Watcher“ und ein „Night
Watcher“ im Gemeindebau patrouillieren. Am liebsten
hätte man noch ... (GR Mag Wolfgang Jung: Einen Bay
Watch am Donaukanal!) Bay Watch können wir ja nicht
unbedingt sagen! Aber am liebsten hätte man den
Gemeindebau eingezäunt, damit man genau weiß, wo
was passiert! Das ist ja ärger als in den ärgsten
Ghettostädten in den USA!
Mit Law and Order soll im Gemeindebau
vorgegangen werden. Die Hausordnung muss plötzlich
durchgesetzt werden. (Zwischenruf von Bgm Dr Michael
Häupl.) Herr Bürgermeister! Die Durchsetzung der
Hausordnung fordert die ÖVP schon lange, von der SPÖ
kamen jedoch immer nur Spott und Hohn als Antwort.
Jetzt brennt aber offenbar der Hut bei der SPÖ, und
plötzlich werden die Vorschläge der ÖVP zum
Allheilmittel.
Der
Herr
Bürgermeister
hat
in
diesem
Zusammenhang angekündigt, dass in dieser Stadt 4 000
Ordnungshüter sozusagen auf die Beine gestellt werden.
Jetzt haben wir, glaube ich, schon acht unterschiedliche
Wachkörper: Blaukappler, Weißkappler, Schwarzkappler,
Naturwacht, „Waste Watcher“, die Rathauswache und
eine weitere Unzahl von Ordnungshütern. Langsam wird
das wirklich unübersichtlich! Abgesehen davon verlangt
der Herr Bürgermeister bekanntlich auch noch
1 000 Polizisten. (Bgm Dr Michael Häupl: Seit heute
verlangt das auch die ÖVP, wie ich gehört habe!) Ja, ja,
das fordern wir auch! Aber es wird schön langsam dicht
bei den Sicherheitskräften in Wien. (Bgm Dr Michael
Häupl: Das ist ja gut!)
Das Konzept der ÖVP betreffend Stadtwache scheint
dem Herrn Bürgermeister offenbar in greifbarer Nähe zu
sein, die Umsetzung kann er allerdings noch nicht ganz
durchsetzen. Wir hoffen aber, dass er sich weiter so
durchhantelt und irgendwann unser Konzept doch
umsetzt!
Eine
im
Auftrag
des
bisher
zuständigen
Wohnbaustadtrates und jetzigen Vizebürgermeisters
tätige Gruppe ist die Gebietsbetreuung, die sich um
Konflikte und Probleme im Gemeindebau kümmern soll.
Bisher wurden diese Tätigkeiten ordnungsgemäß
ausgeschrieben. Von uns kam schon bisher die Kritik,
dass zwei der SPÖ sehr nahestehende Organisationen,
nämlich
die
Mietervereinigung
und
die
Wohnbaugesellschaft GESIBA, dort für Ordnung sorgen.
Das ist uns nicht recht! Jetzt soll das Ganze allerdings
überhaupt nicht mehr ausgeschrieben werden, jetzt wird
all das zugedeckt und zu Wiener Wohnen transferiert.
Unserer Meinung nach ist das nicht der richtige Weg.
45. Sitzung / 71
Das gehört in den Gemeinderat, und hier muss auch die
Ausschreibung kontrolliert werden.
Vielleicht ist aber StR Ludwig nicht ganz umsonst
zum Vizebürgermeister gemacht worden. Er muss
nämlich der SPÖ die Mehrheit im Gemeindebau sichern.
Meine Damen und Herren! Was aber ist das größte
Ärgernis für die Mieterinnen und Mieter? Neben den
Konflikten mit den Mitbewohnern ist es das Service von
Wiener Wohnen. Versuchen Sie einmal, jemanden
außerhalb des Callcenters zu erreichen! Offenbar wird
das immer mehr zur Wissenschaft. Hausinspektor,
Center-Verantwortliche oder andere Mitarbeiter von
Wiener Wohnen lassen sich nämlich immer mehr
verleugnen und/oder stellen sich einfach tot. Tagelang
gibt es auf Probleme keine Antworten, geschweige denn
Lösungen.
Zu den ungerechtfertigten Betriebskosten, die oft von
Wiener Wohnen verlangt werden – wir konnten darüber
im jüngsten Kontrollamtsbericht heute schon einiges
lesen –, sagt die Mietervereinigung, dass die Richtgröße
bei 1,70 EUR liegen soll. Es sind aber, meine Damen
und Herren, deutlich höhere Beträge, mit denen die
Mieterinnen und Mieter durch Wiener Wohnen zur Ader
gelassen werden, und die HausbetreuungsGmbH und
die AußenbetreuungsGmbH zocken die Mieterinnen und
Mieter über die Betriebskosten ab. Es gibt keine
Ausschreibungen und keinen Wettbewerb, alles wird
unter dem Tisch zu Lasten der Mieterinnen und Mieter
ausgemacht. Reklamationen betreffend überhöhte
Betriebskosten bei der Schlichtungsstelle sind keine
Seltenheit.
Unserer
Meinung
nach
gehört
die
AußenbetreuungsGmbH abgeschafft, denn man hat
festgestellt, dass Schneeräumen und Grasschnitt diese
Tochtergesellschaft von Wiener Wohnen offenbar
eindeutig überfordert.
Mit der Mietzinsbeihilfe sollte nicht nur Unterstützung
bei der Zahlung von Mietzinsen, sondern auch von
Betriebskosten
geleistet
werden.
Eine
Betriebskostenbeihilfe ist nämlich Gebot der Stunde. Ich
weise nur auf die Maßnahmen der Erste Bank hin: Dort
werden Arbeitslosen, so lange sie keinen Job haben, die
Spesen erlassen. (Bgm Dr Michael Häupl: Spesen
wofür?) Herr Bürgermeister! Es wäre durchaus eine gute
Idee, wenn Sie sich an dieser Vorgangsweise der Erste
Bank ein Beispiel nehmen würden! Ich meine die Spesen
für ihre Kontobewegungen! Und auch bei den
Betriebskosten könnte man etliches einsparen und den
Arbeitslosen gutschreiben!
Ich denke jetzt an das Problem der erhöhten
Mietzinse nach § 18 Mietrechtsgesetz: Kaum ein
Gemeindebau hat Rücklagen, und alle Sanierungen
werden auf Kosten und auf dem Rücken der Mieterinnen
und
Mieter
abgeladen.
Streitfälle
bei
der
Schlichtungsstelle betreffend die Abrechnung der
Mietzinsreserve sind keine Seltenheit und gehören zu
deren täglichen Geschäften.
Die Stadt Wien ist bekanntlich der größte
Betriebskostentreiber.
Ich
denke
nur
an
die
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Gaspreiserhöhung: Man hat jetzt um 21 Prozent erhöht.
Man hat zwar im Februar um 10 Prozent reduziert, aber
10 Prozent Teuerung ist noch immer beachtlich, wenn
man bedenkt, wo die Gaspreise und Energiepreise in
Wirklichkeit jetzt liegen. Sie kaufen am freien Markt, und
es ist immer möglich, dass die Stadtwerke einen
vernünftigen Preis machen! Das ist eine Angelegenheit
der Stadtwerke. Sie machen aber noch einen Gewinn!
Sie machen einen schönen Gewinn! (Bgm Dr Michael
Häupl: Wo leben Sie?)
Ich komme jetzt noch zu einem anderen Punkt: Die
SPÖ hat schon oft von der Sanierungsoffensive für den
Gemeindebau gesprochen. Herr StR Ellensohn hat jetzt
darüber
geredet.
Es
gibt
viele
Gemeindewohnhausanlagen, bei denen eine Sanierung
ansteht. Unserer Meinung nach wird, auch wenn die
Stadt Wien investiert, diesbezüglich noch immer zu
wenig getan. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
ist doch die Sanierung eine Möglichkeit, Beschäftigung in
Wien zu schaffen!
Lassen Sie mich an dieser Stelle wiederholen: Der
Hausherr Gemeinde Wien ist alles andere als sozial. Er
nimmt seine Mieterinnen und Mieter aus, wo es geht.
Erst
durch
oberstgerichtliche
Urteile,
die
eigenartigerweise die der SPÖ nicht fern stehende
Arbeiterkammer erkämpft hat, werden die jahrelangen
Beschwerden der Mieterinnen und Mieter anerkannt und
wird dem Bürger zum Recht verholfen.
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Sie haben
es in der Hand, dass das Leben im Gemeindebau
konfliktfreier wird! Durch entsprechende Maßnahmen
von Ihnen kann das Leben im Gemeindebau wieder
erträglich gemacht werden. Ob das angekündigte
Maßnahmenpaket die richtige Antwort auf die Konflikte
ist, wird sich erst zeigen, wenn Umsetzungen erfolgen.
Mit Ankündigungen, meine Damen und Herren, hat noch
niemand die Wahlen gewonnen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bevor ich Kollegen
Stürzenbecher das Wort erteile, stelle ich der Ordnung
halber fest, dass Frau Mag Ringler bis 20 Uhr
entschuldigt ist.
Jetzt ist Herr GR Dr Stürzenbecher am Wort.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die Dringliche Anfrage der FPÖ, die heute
eingebracht wurde, ist vom Betreff her sozusagen
erstaunlich normal! Sie betrifft ein „konfliktfreies Leben
im Gemeindebau“. – Da denkt man sich noch: Aha, die
sind auch für ein konfliktfreies Leben! Es wird allerdings
wahrscheinlich nie ein konfliktfreies Leben geben, das
hat es auch nie gegeben, „konfliktarm“ oder „möglichst
konfliktfrei“ ist wahrscheinlich die Zielvorstellung.
Trotzdem ist der Betreff der Dringlichen noch okay.
Dann liest man aber wieder einmal die alte Leier. Es
wird festgestellt, dass der Anteil von Menschen mit
Migrationshintergrund 37 Prozent beträgt. – Wörtlich:
„Viele davon wollen oder können sich nicht an unsere
45. Sitzung / 72
Lebensweise anpassen und verursachen dadurch
massive Probleme. Hausordnungen werden nicht
eingehalten, Lärm- und Geruchsbelästigung - Müll,
Grillen Ballspielgitter - starke Verschmutzung der
Gemeinschaftsflächen und Vandalismus führen zu
unerträglichen Zuständen im städtischen Wohnbau.“
Es werden also sozusagen einer Personengruppe
alle negativen Erscheinungen im Gemeindebau
zugeordnet. – Das ist einfach falsch, und das ist
abzulehnen! Wir nehmen die Probleme, die es gibt,
durchaus ernst. Wir meinen, dass der Gemeindebau –
wie StR Ellensohn richtig ausgeführt hat – insgesamt ein
sehr positives Element in unserer Stadt ist. Ich würde
sogar sagen, er ist ein Juwel und jedenfalls im Großen
und Ganzen sehr positiv zu beurteilen.
Dort, wo es Probleme gibt, wollen wir diese lösen.
Wir lösen sie aber nicht dadurch, indem wir einer
Personengruppe die Ursache für alle Probleme
zuschreiben und sagen, dass alle anderen an den
Problemen überhaupt nicht beteiligt sind. – Das ist eine
typische undifferenzierte Verallgemeinerung durch die
FPÖ, die der Problemlösung einfach nicht dient. Uns
geht es um Problemlösung. Dort, wo es Probleme gibt,
muss man manchmal auch durchaus hart vorgehen.
Die FPÖ schafft jedoch Probleme, um die Situation
auf Basis dieser Probleme und dieser Unruhe für sich zu
instrumentalisieren.
Das
beste
Beispiel,
Herr
StR Herzog – Sie haben das Thema jetzt angesprochen,
wenn
auch
im
falschen
Sinn! –,
ist
das
Hausbesorgergesetz.
Betreffend
das
Hausbesorgergesetz hat es schon in den 90er Jahren
auch bei uns Debatten gegeben. Es hat Entwürfe zu
Modernisierung gegeben. Das alte Hausbesorgergesetz
aus den 90er Jahren war nicht 100-prozentig perfekt, das
ist unbestritten. Man geht allerdings im Allgemeinen nicht
so vor, dass man ein Gesetz, das nicht perfekt ist,
ersatzlos abschafft und damit eine Berufsgruppe
ersatzlos abschafft.
Die normale Vorgangsweise eines seriösen
Gesetzgebers ist vielmehr, dass man novelliert,
verbessert und erneuert, die Schwächen beseitigt und
das Positive verstärkt. Das hätte man mit dem
Hausbesorgergesetz machen sollen. Genau das ist aber
nicht geschehen! Ihre Partei, Herr Stadtrat, hat im
Parlament
gemeinsam
mit
der
ÖVP
das
Hausbesorgergesetz ersatzlos abgeschafft. Das ist mit
1. Juli 2000 in Kraft getreten, und seitdem haben wir
sicherlich mehr Probleme. – Sie sind also der
Verursacher der Probleme und wollen jetzt diese
Probleme nützen. Das ist verwerflich, und das weisen wir
zurück! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der
FPÖ.)
Sie haben das Gesetz abgeschafft. Wir versuchen
jetzt in der Regierung mit der ÖVP ein neues
Hausbesorgergesetz zu beschließen. Herr StR Ludwig
hat hier schon ausgezeichnete Vorarbeit geleistet. Es
gibt bereits ein Konzept, wie das aussehen soll. Ganz
wesentlich dabei ist, dass die Mieterinnen und Mieter
beziehungsweise die Bewohnerinnen und Bewohner
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
selbst bestimmen, ob sie einen Hausbesorger haben
wollen oder nicht. Wenn eine gewisse Mehrheit der
Bewohner dafür ist, dass es einen Hausbesorger gibt,
dann soll das nach dem neuen Gesetz der Fall sein, und
wenn sie das nicht wollen, dann soll es keinen
Hausbesorger geben. Ich meine, es ist das Logischste
von der Welt, dass man das von der Entscheidung der
Personen abhängig macht, die es betrifft.
Zweitens ist ganz wichtig, dass gewisse Schwächen
des Hausbesorgergesetzes der 90er Jahre natürlich
nicht mehr eingebaut werden. Faktum ist aber, dass man
dafür ein Bundesgesetz braucht, weil zwingende
arbeitsrechtliche Normen betroffen sind, etwa das
Arbeitsruhegesetz, weil ein Hausbesorger nun einmal
quasi rund um die Uhr im Einsatz ist. Das kann man
arbeitsrechtlich nur über ein Bundesgesetz und nicht
über ein Landesgesetz und nicht über einen
Generalkollektivvertrag lösen. Wir brauchen daher ein
Bundesgesetz, um das Gesetz, das Sie von der ÖVP
und FPÖ abgeschafft haben, in erneuerter Form wieder
zu schaffen, damit es dann Hausbesorger-neu gibt.
Um einen Ersatz dafür zu schaffen, dass die
Hausbesorger abgeschafft wurden, hat man die
HausbetreuungsGmbH ins Leben gerufen. (Zwischenruf
von StR Johann Herzog.) Dass es diese überhaupt gibt,
haben Sie herbeigeführt! (Weitere Zwischenrufe bei der
FPÖ.)
Die Kritik, die jetzt vom Kontrollamt kommt, wird
natürlich ernst genommen. Die Themen sind ja seit
Längerem bekannt, und vieles ist schon geschehen, um
Verbesserungen herbeizuführen. Herr StR Ludwig
betrachtet es als ganz wichtiges Anliegen, dass wieder
Ruhe ins Unternehmen kommt. Man hat eine
Bereichsleitung
für
Hausbetreuung
und
eine
Bereichsleitung für Außenbetreuung geschaffen sowie
eine
Abteilung
für
Organisation
und
Qualitätsmanagement installiert und wesentliche weitere
Reformen auch beim Controlling-System eingeführt.
Jetzt versucht man, diese HausbetreuungsGmbH auf
einer neuen Basis möglichst im Interesse der Mieter
einzusetzen und vorhandene Schwächen wegzubringen.
All das ist eingeleitet, das geschieht bereits, und
damit entsprechen wir auch vollkommen dem Geist des
Kontrollamtsberichtes, der übrigens jetzt im Internet
steht, was sehr positiv im Vergleich zu früher ist. Damit
beweisen wir auch die volle Transparenz. Das
Kontrollamt ist ja dazu da und dafür werden die Leute
bezahlt, dass sie solche Schwächen aufzeigen, damit
das Zusammenleben bestmöglich funktioniert. Überall
unterlaufen
Fehler,
das
ist
selbstverständlich,
ausschlaggebend ist aber, wie man darauf reagiert, und
der Herr Stadtrat hat optimal darauf reagiert,
entsprechende Maßnahmen konzipiert und diese im
Wesentlichen schon eingeleitet. All das ist auf Schiene,
damit wir hier wieder bestmögliche Voraussetzungen
bekommen. – So viel zur HausbetreuungsGmbH.
Außerdem sei darauf hingewiesen, dass man den
Gemeindebau bei allen einzelnen Schwächen, die es da
und dort natürlich gibt, nicht schlechtreden soll und nicht
45. Sitzung / 73
schlechtreden darf. Sie werden im internationalen
Vergleich – es sind ja immer genug Delegationen da,
beziehungsweise waren wir in Frankreich und in
England – wohl zugeben, dass der soziale Wohnbau bei
uns besser funktioniert als überall sonst und dass die
Gemeindebauten bei uns sowohl vom Preis als auch von
der Wohnqualität her weit über vergleichbaren
Sozialbauten in anderen Ländern liegen.
Das geben Sie ja selbst zu, und das wird indirekt
beispielsweise auch in einer Mercer-Studie bestätigt,
wonach Wien bei der Lebensqualität immer den zweiten,
dritten oder vierten Platz, im Bereich Wohnen jedoch den
ersten Platz einnimmt. In dieser internationalen
unabhängigen Studie werden jeweils 160 Städte
untersucht, und beim Wohnen liegt Wien weltweit auf
dem ersten Platz! Darauf können wir, glaube ich, wirklich
stolz sein! (Beifall bei der SPÖ)
Ferner gab es vor über einem Jahr die repräsentative
IFES-Studie, in der die Wohnzufriedenheit allgemein
abgefragt wurde. – Wie Sie wissen, sind die Ergebnisse
ziemlich gut. Dann haben wir die größte Befragung in der
Geschichte des sozialen Wohnbaus überhaupt gestartet.
Wir haben 220 000 Mieter angeschrieben, und es haben,
was überhaupt sensationell ist, 45 000 geantwortet. Das
sind fast 25 Prozent. (Zwischenruf von GR Dr Herbert
Madejski.) Üblicherweise beträgt der Rücklauf bei
solchen Befragungen 2 bis 5 Prozent, da kann ich Ihnen,
Herr Kollege Madejski, nicht zustimmen!
Das ist jedenfalls sensationell, überhaupt wenn man
bedenkt, dass natürlich jemand, der unzufrieden ist,
vermutlich eher antworten wird, als jemand, der „eh alles
leiwand“ findet. Natürlich sind die Ergebnisse nicht im
absolut statistischen Sinn 100-prozentig repräsentativ,
aber man kann im Wesentlichen davon ausgehen, dass
das zutrifft. Und das stimmt auch mit der repräsentativen
IFES-Studie weitestgehend überein. Da ich nur 20
Minuten Redezeit habe, kann ich nicht alle Ergebnisse
noch einmal bringen, die diese Studie erbracht hat.
Faktum
ist
aber,
dass
die
allgemeine
Wohnzufriedenheit in den Gemeindebauten von
85 Prozent mit „sehr gut“ oder „gut“ eingeschätzt wird,
was durchaus toll ist. Nur 10 Prozent bewerten mit
„weniger gut“ und 3 Prozent mit „schlecht“. Auch die
Ausstattung
der
Gemeindewohnungen
hat
ausgezeichnete Ergebnisse in dieser Befragung. Etwas
mehr Kritik gibt es am Zustand einzelner Wohnanlagen,
aber auch dort ist das Urteil insgesamt „gut“. Nur
4,7 Prozent wollen wegziehen. Das ist wirklich ganz toll!
Und übrigens finden zwei Drittel die Mieten günstig
beziehungsweise erschwinglich.
Ich
war
vor
Kurzem
bei
einer
Diskussionsveranstaltung im Justizpalast, bei dem die
Justizministerin auch anwesend war. Daran nahmen im
Wesentlichen Immobilientreuhänder, Rechtsanwälte,
Richter
und
Mietexperten
teil.
Einer
der
Immobilienmakler hat gesagt, dass er es wirklich arg
findet, dass in Wien die durchschnittliche Miete pro
Quadratmeter bei 4,5 EUR liegt. Ich weiß nicht, ob er das
brutto oder netto gemeint hat, und er hat das natürlich
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
nicht nur auf die Gemeindebauten bezogen, sondern auf
die Situation insgesamt. In anderen Städten liegt dieser
Wert bei 12 EUR, was wirklich arg ist. Diese Aussage
war also vom Standpunkt des Immobilienmarktes eher
als Kritik gemeint, für die Mieterinnen und Mieter ist das
aber, wie ich meine, etwas ganz was Tolles. Deshalb,
weil
wir
Gemeindebauten
und
Genossenschaftswohnungen,
also
den
sozialen
Wohnbau, haben, ist das Mietniveau in Wien insgesamt
sehr niedrig, und das ist etwas, was wirklich weiter
verteidigt werden muss. Das wäre natürlich nicht der
Fall, wenn man die Gemeindebauten abverkauft hätte.
Das wurde ja von dieser Reichshälfte immer wieder
verlangt. Die Gemeindebauten werden aber jedenfalls
nicht abverkauft. Sie sind insgesamt ein Juwel, und
werden
von
uns
weiterentwickelt,
und
die
Wohnverhältnisse werden weiter verbessert.
Der Vandalismus ist ein Sorgenkind. Das ist eine
allgemeine gesellschaftliche Erscheinung in allen
Ländern. Wir versuchen, bestmöglich dagegenzusteuern.
Mit der Videoüberwachung in einigen ausgewählten
Gemeindebauten haben wir sehr gute Erfahrungen
gemacht. Da muss ich jetzt eher zu den GRÜNEN
schauen und sagen: Es ist nicht verständlich, dass man
die Videoüberwachung ablehnt! Wenn die Bewohner das
ganz
überwiegend
wollen
und
auch
die
Datenschutzkommission zustimmt, verstehe ich nicht,
warum man dagegen sein kann! Ich bin sehr dafür, dass
das in jenen Räumen weiter ausgeweitet wird, wo
wirklich keine Intimsphäre gegeben ist. Müllraum und
Tiefgarage sind ja nicht wirklich Räume, in denen man
quasi sehr privat ist. Daher kann man in solchen
Räumen eine Videoüberwachung, natürlich immer unter
den strengen Auflagen, die im Sinne des Datenschutzes
notwendig sind, vornehmen, und das werden wir weiter
ausbauen.
Ganz wichtig ist auch, dass eine überwältigende
Mehrheit für die Hausordnung ist. 71 Prozent halten eine
Hausordnung für sehr wichtig, 26 Prozent möchten sie
eher schon, und nur 1,1 Prozent möchten sie eher nicht
und 0,3 Prozent gar nicht. Das heißt, wir werden noch
mehr, als es bisher schon geschehen ist, darauf Wert
legen, dass die Hausordnung eingehalten wird.
Eine weitere wesentliche Maßnahme, die wir setzen,
ist die Absicherung der sozialen Durchmischung. Das
geschieht nicht automatisch, sondern man muss
entsprechende Maßnahmen setzen. Soziologische
Veränderungen ergeben sich nämlich normalerweise auf
Grund anderer Umstände, die nicht in der Wohnpolitik
liegen. Wir versuchen aber ganz konkret beispielsweise
mit der Idee der Wohngemeinschaften für Studenten
oder Senioren, mit der Ausweitung der JungwienerAktion, aber auch mit einer moderaten Anhebung der
Einkommensgrenzen als Voraussetzung die soziale
Durchmischung weiter zu verbessern.
Ein großes Anliegen ist uns natürlich, das
Ordnungselement zu verstärken, und man muss sagen,
dass hier ein Bündel von Maßnahmen den Erfolg bringt.
Es ist nicht eine einzelne Maßnahme sozusagen das
45. Sitzung / 74
Allheilmittel, sondern es wird vielmehr ein ganzes Bündel
von Maßnahmen dazu beitragen, dass sich die Situation
verbessert.
Die Hausbesorger habe ich schon erwähnt.
Hoffentlich werden sie relativ bald wieder eingeführt.
Ganz wichtig ist auch die Frage der Mieterbeiräte, die
vom Stadtrat sehr forciert wurde. Mieterbeiräte gibt es
nur bei Wiener Wohnen, nicht aber in privaten Häusern,
das muss man auch dazusagen, und es ist festzustellen,
dass überall dort oder ganz überwiegend dort, wo
Mieterbeiräte
existieren,
ein
konfliktfreieres
Zusammenleben möglich ist, weil es eben eine
zusätzliche Instanz gibt, die dafür sorgt.
Die Gebietsbetreuung wurde schon ausgebaut, und
es gibt jetzt auch eine ganz tolle Neuordnung bei der
Gebietsbetreuung: Man braucht keine langwierigen
regelmäßigen Neuausschreibungen mehr zu machen,
wodurch es keine Nachhaltigkeit gibt, sondern die Arbeit
der Gebietsbetreuungen wird kontinuierlich und
nachhaltig in Form der Wohnpartner erfolgen.
Weiters wurde schon am Vormittag erwähnt, dass
jetzt künftig auch Ordnungsberater eingesetzt werden
beziehungsweise in einem Pilotversuch schon eingesetzt
wurden. Die „Night Watcher“ werden naturgemäß erst in
der wärmeren Jahreszeit eingesetzt werden, da sich
jetzt, so lange es noch kalt ist und fast Minusgrade gibt,
die entsprechenden Probleme noch nicht ergeben.
Sobald es dann aber wärmer wird, werden die „Night
Watcher“ kommen und natürlich „Wiener Wohnen
unterwegs“, wofür es auch schon einen Pilotversuch gibt.
Dadurch soll ermöglicht werden, dass sich die
Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau, die ein
Problem haben, gleich an diese mobile Stelle wenden
können.
Wir sind sehr dafür, dass der soziale Wohnbau – bis
zu einer gewissen Einkommensgrenze – für alle da ist.
Er kann nur für eine ganz winzige Minderheit auf Dauer
nicht da sein, nämlich für jene, die sich auf Dauer und in
großem Ausmaß gegen alle Regeln verhalten, die
sozusagen den Tatbestand des unleidlichen Verhaltens
des Mietrechtsgesetzes erfüllen.
Dazu muss ich sagen: Wir als Sozialdemokraten sind
stolz darauf, dass wir richtigerweise grundsätzlich dafür
gesorgt haben, dass der Mieterschutz bei uns sehr stark
ist, Es war richtig, dass man das problemlose
Hinausschmeißen der Mieter durch die früheren
Zinsherren – was längst der Vergangenheit angehört –
abgestellt hat und dass man den Mieterschutz, der, wie
ich glaube, auch von Ihnen unbestritten ist, eingeführt
hat. Durch diesen sehr starken Mieterschutz ist es aber
natürlich nicht sehr einfach, Leute, die sich unleidlich
verhalten, hinauszubringen. Dafür braucht man dann
wirklich Zeugen, die im Notfall auch vor Gericht
aussagen, weil man Beweise braucht.
Jedenfalls meine ich, dass es ganz wichtig ist, dass
man betreffend diese ganz kleine Minderheit, die sich
durch ein außerordentlich unleidliches Verhalten
auszeichnet,
die
gesetzlich
vorgesehenen
Konsequenzen zieht. Das wird auch weiterhin und
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
möglicherweise verstärkt geschehen.
Wenn man all das, was der Stadtrat in den letzten
Monaten und in den letzten zwei Jahren schon
eingeleitet beziehungsweise auch jüngst vorgestellt hat,
in Betracht zieht, dann kann man sagen, dass wir die
Probleme, die es gibt, durchaus zumindest weitgehend
lösen können. Das funktioniert nie zu 100 Prozent, das
wird es auf der Welt nie geben, aber doch so weit, dass
man sagen kann, dass das Wohnen in den
Gemeindebauten insgesamt sehr positiv ist und dass
sich die Leute wohlfühlen. Wir nehmen jedes einzelne
Problem sehr ernst und schwindeln uns über nichts
hinweg. Wir korrigieren Fehlentwicklungen rechtzeitig,
und wir setzen selbstverständlich die Maßnahmen im
Wohnbereich fort, für die wir weltweit unter dem
Schlagwort „soziales Wohnen im roten Wien“
weltberühmt sind. Auf diese Weise tragen wir dazu bei,
dass Wien eine der lebenswertesten Millionenstädte oder
vielleicht die lebenswerteste Millionenstadt dieser Welt
ist. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu Wort gelangt nun
Herr GR Univ-Prof Dr Eisenstein.
GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich wollte eigentlich Herrn StR Ludwig zu seiner Wahl
zum Vizebürgermeister gratulieren. Ich glaube, prinzipiell
kann ich das schon tun, auch wenn ich einer
Oppositionspartei angehöre, er ist aber leider nicht im
Raum, daher kann ich es jetzt doch nicht tun.
Meine Damen und Herren! Es sind viele Worte
gefallen. Ich möchte zu einigen Aussagen, die hier
getroffen wurden, und zwar insbesondere von meinem
sehr
verehrten
Herrn
Vorredner,
Herrn
GR
Dr Stürzenbecher, einige Bemerkungen machen.
(Zwischenruf von GR Dr Kurt Stürzenbecher.) Danke
schön.
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Dr Stürzenbecher! Wenn Sie den Gemeindebau als
Juwel bezeichnen, wie Sie heute nicht müde wurden zu
betonen – jedenfalls haben Sie es zumindest zwei Mal
gesagt –, dann ist das schon eine sehr blauäugige Sicht
der Dinge, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Sie brauchen sich nur den Text unserer Dringlichen
Anfrage, und zwar nicht die Fragen selbst, sondern das,
was davor geschaltet ist, anzusehen. Dann sehen Sie,
dass hier eine Reihe von Problemen ganz einfach einmal
plakativ angesprochen wird. Dieses Blatt hätte nicht nur
drei, vier oder fünf Seiten haben dürfen, sondern hätte
mindestens 30 Seiten haben müssen, wenn wir wirklich
auf alles eingegangen wären, was im Gemeindebau
schief läuft. Glauben Sie mir, meine sehr geehrten
Damen und Herren: Ich kenne die Wiener Verhältnisse
sehr gut. Ich bin, im Gegensatz zu vielen anderen in
diesem Haus, gebürtiger Wiener. Ich stamme aus einer
Wiener Familie, und einer meiner Vorfahren war auch
Gemeinderat der Stadt Wien. Ich weiß also sehr gut,
wovon ich spreche! (Zwischenruf von GRin Mag (FH)
Tanja Wehsely.) Bitte, sehr gerne!
45. Sitzung / 75
Dass der Rücklauf bei dieser Befragung so gering
war – obwohl die SPÖ diesen selbstverständlich als
Riesenerfolg und tolle Sache hochjubelt –, ist sehr leicht
zu erklären, wenn man die Wiener Mentalität kennt. Viele
Personen, die zwar gern querulieren und sich aufregen,
greifen nämlich dann doch nicht zum Stift oder zur
Feder, um eine Umfrage zu beantworten, sondern
beantworten eine solche Umfrage erst in der Wahlzelle.
Und es ist, wie Sie alle Gelegenheit hatten zu erfahren,
im zunehmenden Maße die FPÖ, die dann gewählt wird.
Das hat schon seine Gründe! (Beifall bei der FPÖ.)
Sich allein auf diese Umfrage zu verlassen, wird ein
bisschen zu wenig sein. Dazu wird schon mehr nötig
sein!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich nenne
die Wachkörper, die jetzt geschaffen werden, einmal
Ordnungshüter. Sie werden als „Night Watcher“ für
Wiener Wohnen unterwegs sein. Wir stehen dazu, dass
diese Ordnungshüter geschaffen werden. Das ist
durchaus positiv, das sage ich ganz offen. Offenbar,
meine Damen und Herren, war es schon notwendig,
diese zu schaffen, denn sonst hätte es ja die Gemeinde
Wien nicht getan und sonst hätte das insbesondere die
regierende Fraktion nicht getan! Offenbar sind die
Zustände im Sozialbau der Welt schlechthin – wie wir
heute erfahren durften – doch nicht ganz so problemlos,
so einfach und so harmlos!
Zu „Wiener Wohnen unterwegs“ habe ich noch keine
wirklichen Ergebnisse. Ich habe nur gesehen, dass sich
der von uns allen sehr verehrte Herr Stadtrat – jetzt ist er
Vizebürgermeister – mit einem entsprechenden Bus
abbilden lassen hat.
Zu den „Night Watchern“ kann ich aber schon etwas
sagen. Diese wurden schließlich in Simmering getestet,
und jetzt werden auch noch andere Bezirke damit
beglückt. Das ist schon in Ordnung! Wir sind, wie gesagt,
dafür. Ich frage mich nur, wie man zu dieser
Bezeichnung „Night Watcher“ gekommen ist. Was das
heißt, weiß ich schon, das ist sowieso ganz klar. In
Wirklichkeit sind das keine Nachtwächter, sondern eher
Abendwächter, und sie werden, wie mein verehrter
Vorredner selbst gesagt hat, erst in der warmen
Jahreszeit ihre segensreiche Tätigkeit wirklich voll
entfalten können.
Aber ich frage mich wirklich, warum man
ausgerechnet eine englische Bezeichnung gewählt hat. –
Ich gebe jetzt der Protokollführerin, die vor mir sitzt,
einen Zettel, damit sie das dann bitte so abschreiben
möge. – Ich frage mich nämlich, warum man dafür nicht
eine russische Bezeichnung gewählt hat. Damit hätte
man nämlich auch noch etwas ganz anderes
dokumentieren können. Wenn man diese Personen
nämlich nicht „Night Watcher“, sondern „Notschnoi
Dosor“ genannt hätte, dann wäre das viel gescheiter
gewesen. Diejenigen von Ihnen, die sich mit moderner
und modernster russischer Literatur auskennen, wissen
sehr genau, wovon ich spreche. (Zwischenruf von GRin
Mag Waltraut Antonov.) Ganz genau die! Das sind die
berühmten Wächterromane von Sergei Lukjanenko, und
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
der erste Roman dieser Tetralogie heißt „Wächter der
Nacht“. Wir hoffen nur, dass die „Night Watcher“ nicht
das Schicksal des dortigen Protagonisten ereilt!
Immerhin sind dieser Roman und diese Bezeichnung
bei Insidern sehr bekannt, und manche von Ihnen
werden wissen, dass immerhin auf Grund dieser
phantastischen Romanreihe – und Sie werden zugeben,
dass vieles auch in unserer Stadt ein bisschen
phantastisch ist! – der berühmteste und bestbespielte
russische Film aller Zeiten überhaupt produziert wurde.
Ich meine, da hätte man vielleicht auch ein bisschen
seine Belesenheit zeigen können!
Ich sage Ihnen ganz offen: Meiner Partei ist es völlig
gleich, ob diese Personen eine englische oder eine
russische Bezeichnung führen, das darf ich Ihnen jetzt
mitteilen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Welcher Film?)
Der Film heißt „Die Wächter der Nacht“! Er wurde,
glaube ich, 2004 gedreht. (Zwischenruf von GRin
Mag Waltraut Antonov.) Nein, das heißt es nicht, aber
das ist der übliche deutsche Titel! Das habe ich auch
nicht gesagt, das ist nur der deutsche Titel!
Lieber Herr GR Dr Stürzenbecher! Sie sagen, dass
die FPÖ die Probleme schafft. – Hören Sie doch bitte
endlich auf damit. Sie wissen ganz genau, dass nicht wir
es sind! Angeblich sind wir diejenigen, die immer
polarisieren und alle auseinanderbringen, während ihr
die Guten seid, die alle immer multikulturell
zusammenbringen wollen. Das ist schon überholt!
Multikulturell ist schon überholt! Inzwischen gehen wir
auf andere kulturelle Ebenen über.
Im Ernst, meine sehr geehrten Damen und Herren
von der SPÖ: Hören Sie damit auf! Und hören Sie auch
damit auf, uns immer dafür verantwortlich zu machen,
dass das mit den Hausbesorgern im weitesten Sinne
nicht funktioniert! Es stimmt, dass meine Partei das
Hausbesorgergesetz abgeschafft hat! Gott sie Dank
haben wir es abgeschafft! Ich bekenne mich dazu.
(Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Und wir würden es wieder abschaffen, meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wissen Sie, warum? –
Weil es nämlich nicht funktioniert! Das ist der Grund. Es
funktioniert nicht. Kommen Sie uns bitte nicht immer mit
Vorwürfen, die sich auf Gegebenheiten vor neun Jahren
beziehen. Das war im Jahr 2000. Jetzt haben wir bald
2010, das ist also schon fast zehn Jahre her. Sie hätten
in jeder Regierung die Gelegenheit gehabt, nicht nur zu
sagen, dass sie bald etwas tun werden, sondern konkret
etwas zu tun. In der Stadt haben Sie sowieso die
absolute Mehrheit. Sie hätten einen entsprechenden
Ersatz, und zwar einen guten Ersatz finden können.
Was
Sie
gefunden
haben,
war
die
HausbetreuungsGmbH. Dazu äußere ich mich nicht, weil
ich mich jetzt nicht mehr aufregen möchte. Mein lieber
Kollege und Parteifreund Dr Madejski hat sich schon
ausführlich zur HausbetreuungsGmbH und zu den
Umständen, die sich aus diesem Umfeld ergeben,
geäußert. Ich sage das jetzt nicht noch einmal.
Jedenfalls sind nicht wir es, die die Probleme
schaffen. Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ,
45. Sitzung / 76
haben die absolute Mehrheit! Es ist Ihre Aufgabe, meine
Damen und Herren von der SPÖ, dafür zu sorgen, dass
die Dinge und insbesondere auch das Umfeld der
Gemeindebauten
und
das
Leben
in
den
Gemeindebauten reibungslos funktionieren. Das ist Ihre
Aufgabe! (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn Sie das nicht können, dann gehen Sie doch zu
den Leuten und sagen ihnen: Wir können das nicht, wir
schaffen das nicht, aus irgendeinem Grund funktioniert
das nicht! Nicht mit uns! Wählt doch endlich die Partei,
die das kann, und das sind die Freiheitlichen! (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ.)
Bitte bekennen Sie sich doch dazu! Bekennen Sie
sich endlich dazu, dass Sie hier auf allen Linien
vollkommen versagt haben! Und hören Sie auf, uns die
Gemeindebauten als das Wunderbare, als diese große
Errungenschaft hinzustellen! Es stimmt, dass in der Zeit
der Monarchie, in der frühen der Zeit des Sozialismus, in
der Ersten Republik diesbezüglich alles Ordnung war.
Das unterschreibe ich auch, dahinter stehe ich voll!
Diese große Errungenschaft ist für heutige Verhältnisse
in dieser Form aber selbstverständlich ungeeignet!
Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Sehr
geehrter Herr GR Dr Stürzenbecher! Zur sozialen
Durchmischung möchte ich noch etwas sagen: Gott sei
Dank ist das ein Ausdruck, den nicht wir erfunden haben.
Gott sei es getrommelt und gepfiffen! Als der damalige
Herr Stadtrat Faymann von Durchmischung gesprochen
hat, war ich sehr froh, dass das aus dem Munde eines
sozialistischen
beziehungsweise
später
sozialdemokratischen Politikers kam. Stellen Sie sich
vor, jemand aus meiner Fraktion hätte von
Durchmischung gesprochen! Das Geheul hätte bis
heute – Klammer auf – ähnlich wie bei den
Hausbesorgern – Klammer zu – nicht geendet. Was
wäre da nicht alles über uns niedergeprasselt! Gott sei
Dank haben das nicht wir erfunden! Ich zitiere daher
genüsslich immer wieder die „soziale Durchmischung“.
Sie, sehr geehrter Herr Dr Stürzenbecher, haben von
Studenten oder Senioren gesprochen. Oder haben Sie
gemeint: Studenten und Senioren? (Zwischenruf von
GR Dr Kurt Stürzenbecher.) Und Senioren haben Sie
gemeint. Gut, kein Problem.
In Simmering, in meinem Bezirk, haben wir nicht nur
die „Night Watcher“, hinter denen ich voll stehe, wie ich
ganz offen sage. Wir sind auch glücklich über die
Videoüberwachungen. Ich meine das jetzt ernst, uns ist
das wirklich recht! Es hat aber offensichtlich schon einen
Grund, warum von den acht Bauten, in denen
Videoüberwachungen installiert wurden, drei, also
40 Prozent, in Simmering liegen. Das hat schon seinen
Grund! Sagen Sie also bitte nicht, dass da eh alles in
Ordnung sei und dass Sie die paar Unschärfen, die es
noch gibt, schon regeln werden. Das ist nämlich nicht der
Fall!
Ich sage es nochmals ganz deutlich: Sie haben bei
diesen Dingen wirklich versagt! Es steht Ihnen wirklich
nicht gut an zu sagen, dass Sie das im Griff haben und
so weiter machen werden! Sie sind immer noch nicht auf
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
der Seite der Bevölkerung der Gemeindebauten, und
daher sage ich: Nehmen Sie bitte Ihre Aufgabe wahr!
Nehmen Sie Ihre Aufgabe ernst, für die Wiener
Bevölkerung in den Gemeindebauten wirklich Sorge zu
tragen.
Die Umbenennung der Gebietsbetreuungen in
„Wohnpartner“ empfinde ich als grauenvoll. Ich will die
Gebietsbetreuung nicht zum Wohnpartner haben! Heißt
das, dass dann irgendwelche Kameras in der Wohnung
installiert werden? Vielleicht könnte man diese
Bennennung noch überdenken! Außerdem wird die
Umbenennung der Gebietsbetreuung in Wohnpartner
allein, meine Damen und Herren, nicht genügen!
Ich höre schon auf. Ich musste nur einige
Bemerkungen beziehungsweise eine kurze Replik auf
die Ausführungen meiner verehrten Vorredner,
insbesondere meines Kollegen Dr Stürzenbecher,
machen. Wir sind ja nicht böse miteinander, wenn ich so
sagen darf. Ganz im Gegenteil! Wir kommen gut
miteinander aus. Aber was es wiegt, das hat es. Auch
das darf ich sagen.
Meine Damen und Herren! Ich wiederhole: Wir
Freiheitlichen sind es nicht, die die Leute
auseinanderdividieren! Wir wollen nur für die
angestammte Wiener und österreichische Bevölkerung
hier in Wien speziell in den Gemeindebauten das beste
Auskommen. Wir wollen, dass sie einen leichten,
einigermaßen
ungehinderten
Zugang
zu
Gemeindebauten haben. Wir wollen, wie schon meine
Vorrednerin, meine liebe Fraktionskollegin GRin Frank,
gemeint hat, dass der Gemeindebausektor insofern
aufgewertet wird, als wieder neue Gemeindebauten in
Wien gebaut werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu einer tatsächlichen
Berichtigung hat sich Frau GRin Mag Antonov gemeldet:
Drei Minuten.
GRin Mag Waltraut Antonov: (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich werde keine drei Minuten brauchen, um zu
berichtigen, was der Herr Universitätsprofessor hier
falsch gesagt hat!
Er hat gesagt, dass es „Night Watcher“ im
Englischen, „Nachtwächter“ im Deutschen und
„Notschnoi Dosor“ im Russischen heißt. – Damit so ein
Blödsinn nicht im Protokoll stehen bleibt, erkläre ich
Ihnen jetzt, wie es wirklich heißt. Nachtwächter heißt im
Russischen „Notschnoi Storoch“.
Es stimmt, dass der Roman von Lukjanenko wirklich
„Notschnoi Dosor“ heißt. Wie Sie wissen, haben aber die
ÜbersetzerInnen eine gewisse Freiheit bei der
Übersetzung. Im Deutschen heißt der Roman „Die
Wächter der Nacht“, und Wächter der Nacht sind etwas
ganz anderes als Nachtwächter! – Ich gehe davon aus,
dass Sie Nachtwächter gemeint haben.
Gerade Sie sagen, dass wir immer Deutsch reden
müssen. Wenn Sie aber schon einmal eine
Fremdsprache verwenden, dann möchte ich dazu
45. Sitzung / 77
beitragen, dass Sie sie auch richtig verwenden! Noch
einmal fürs Protokoll: Nachtwächter im Russischen heißt
„Notschnoi Storoch“. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN. –Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort
ist Herr GR Niedermühlbichler.
GR Georg Niedermühlbichler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr
Vorsitzender!
Zirka 500 000 Menschen in Wien wohnen in privaten
Wohnhäusern. Das bedeutet Mieten zwischen 8 und
12 EUR netto, also für 70 m² 750 EUR bis 800 EUR
Miete. Das bedeutet, wenn man eine Wohnung neu
bezieht, rund 2 400 EUR an Provision, und das bedeutet
in den meisten Fällen noch einmal eine Kaution von drei
Monatsmieten. Damit ist man dann schon bei
5 000 EUR. Außerdem müssen wir feststellen, dass die
meisten Mietverhältnisse befristet abgeschlossen
werden. Das heißt, dass Ganze wiederholt sich dann
nach Ablauf von drei, vier oder fünf Jahren.
Darüber sollte man hier in diesem Haus auch einmal
reden! Wir nehmen aber zur Kenntnis, dass Sie lieber
über die Gemeindewohnungen reden. Wir reden auch
gerne darüber. (Zwischenruf von GR Dr Herbert
Madejski.) Dafür sind wir nicht zuständig! Aber immerhin
hat Kollege Herzog gesagt, dass die FPÖ für ein anderes
Mietrecht gewesen wäre. (GR Mag Wolfgang Jung:
Sagen Sie das unserem Bundeskanzler!)
Ich möchte schon darauf hinweisen, dass die FPÖ
auch in der Bundesregierung vertreten war und mit der
ÖVP gemeinsam für ein besseres Mietrecht kämpfen
können hätte! Sie haben aber das Gegenteil gemacht!
Sie haben das Mietrecht weiter verschlechtert. Das war
Ihr Beitrag zu einem fairen Mietrecht! (Zwischenruf von
StR Johann Herzog.) Sie haben es in Ihrer Zeit in der
Bundesregierung verschlechtert, meine sehr geehrten
Damen und Herren! (GR Dr Herbert Madejski: Ihr habt
den Richtwert eingeführt!)
Wir reden jetzt über die Gemeindebauten: Wien ist
mit 220 000 Wohnungen der größte Vermieter Europas.
Man muss dazu sagen, dass Wien es jetzt wieder ist und
dass das in den letzten zwei Jahren nicht der Fall war.
Warum war das nicht der Fall? – Weil ein internationaler
Finanzinvestor, Fortress, vor allem in Deutschland, aber
in allen europäischen Ländern eingekauft hat. So wurde
zum Beispiel in Dresden der kommunale Wohnbau
verkauft. Mittlerweile sind wir wieder die Größten mit
220 000 Wohneinheiten. Dieser Investor hat nur mehr
180 000 Wohnungen, der Rest wurde schon
gewinnbringend verkauft, und nach der jetzigen
Finanzkrise und Weltwirtschaftskrise wird davon
auszugehen sein, dass auch die 180 000 Wohnungen,
die dieser Investor noch hat, verkauft werden, und zwar
mit all den Sorgen und Problemen, die die Mieter, die
noch in diesen Wohnungen sind, haben.
Unsere
Mieterinnen
und
Mieter
in
den
Gemeindebauten in Wien haben diese Sorgen nicht.
Warum haben Sie diese Sorgen nicht? – Weil wir Wiener
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Sozialdemokraten
daran
festgehalten
haben,
Gemeindewohnungen nicht zu verkaufen. Uns sind der
kommunale Wohnbau und jede Gemeindewohnung
wichtig. Daher wollen wir die Gemeindebauten im
Eigentum der Stadt Wien behalten, weil sie ein wichtiger
Aspekt in der Wiener Wohnpolitik sind.
Ich möchte zu ein paar Punkten kommen, die Kollege
Ellensohn angeführt hat. Er hat von diesem Bericht
gesprochen, den wahrscheinlich viele im „Report“
gesehen haben. Er hat von einem Gurkenglas
gesprochen. Ich darf ihn berichtigen: Man konnte
erkennen, dass es ein Marmeladeglas war, wenn man
darauf geschaut hat. Wenn man diese Geschichte
erzählt und sich dieses Haus angeschaut hat, dann muss
man dazu auch die Vorgeschichte erzählen. Wiener
Wohnen
hat
dieser
Bewohnerin
mehrmals
Ersatzwohnungen angeboten, diese Bewohnerin wollte
jedoch keine Ersatzwohnung annehmen und hat sich
dann, wie sie auch in diesem Beitrag selbst gesagt hat,
nicht mehr gemeldet und eigentlich nichts mehr getan.
Wir schauen auf unsere Mieterinnen und Mieter im
Gemeindebau. Ich möchte auch darauf hinweisen, was
der Herr Bürgermeister schon gesagt hat: Der
Gemeindebaumieter zahlt im Durchschnitt netto
4,60 EUR pro Quadratmeter. Und wenn hier auch davon
gesprochen wurde, dass die Gebühren der Grund für die
hohen Mieten sind, dann möchte ich wiederholen, was
ich schon letztes Mal gesagt habe, dass nämlich die
Gebühren gerade einmal 4 Prozent der Gesamtmiete
ausmachen. In den Betriebskosten sind noch andere
Posten enthalten, wie Sie genau wissen. Mit einer
Gebührensenkung wird man also die Mieten nicht
nachhaltig senken können, meine sehr geehrten Damen
und Herren! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Von Kollegen Eisenstein wurde die Neuorganisation
der Gebietsbetreuung angesprochen. Er hat das Wort
Wohnpartner also so schlimm angesehen. – Mir gefällt
das Wort sehr gut, weil es bei der neuen
Gebietsbetreuung nicht darum geht, die Menschen, die
dort wohnen, zu betreuen. Wir wollen die Menschen dort
nicht betreuen, sondern wir wollen ihnen Hilfe zur
Selbsthilfe geben. Daher haben wir uns auch dazu
entschlossen,
diese
Gebietsbetreuung
neu
zu
organisieren. Sie haben das ja angesprochen: Als
Mietervereinigung waren wir an drei Losen beteiligt, und
daher betrifft die Neuorganisation natürlich auch uns,
weil wir in diesen drei Losen ab nächstem Jahr keinen
Auftrag mehr haben werden.
Ich befürworte die Neuorganisation jedenfalls, weil
sie ermöglicht, dass hier flexibel vorgegangen werden
kann. Ich kann Ihnen nämlich selbst erzählen, wie das
bisher war. Wenn in den Bezirken ein unterschiedlicher
Bedarf an MitarbeiterInnen gegeben war, hatten wir
Schwierigkeiten, weil es auf Grund der Tatsache, dass
es verschiedene Partner gab, nicht möglich war,
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszutauschen. Das
heißt, wenn es im 10. Bezirk ein Problem gibt und dort
für kurze Zeit mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
benötigt werden, es in anderen Bezirken aber relativ
45. Sitzung / 78
ruhig ist, besteht bei der jetzigen Struktur keine
Möglichkeit, Mitarbeiter von einem anderen Bezirk
auszuleihen. Mit der neuen Struktur, meine sehr
geehrten Damen und Herren, ist diese Möglichkeit
jedoch gegeben, und daher ist die neue Struktur zu
begrüßen. Aber auch der neue Name spricht für sich,
denn wir wollen, wie gesagt, Partner sein und nicht den
Eindruck erwecken, dass wir die Mieterinnen und Mieter
„betreuen“, da das, wie ich meine, zu kurz greift.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil für diese neue
Aufteilung der Gebietsbetreuung ist auch, dass nicht
nach allen drei bis fünf Jahren, je nachdem, wie lang die
Ausschreibung dauert, damit gerechnet werden muss,
dass MitarbeiterInnen, die an einer gewissen Stelle
eingearbeitet waren und auch schon Kontakt zu den
Bewohnerinnen und Bewohnern aufgebaut haben, nicht
mehr zum Zug kommen und dort nicht mehr bleiben
können. Bei der neuen Struktur ist garantiert, meine sehr
geehrten Damen und Herren, dass hier Kontinuität
gewahrt ist und dass die Kolleginnen und Kollegen dort
lange vor Ort tätig sein und die positiven Beziehungen,
die sie aufbauen, weiter nützen können.
Und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist
es ein wesentlicher Vorteil, denn in der jetzigen Situation
haben die meisten einen befristeten Vertrag und wissen
nicht, wie es nachher, wenn man die Ausschreibung
nicht mehr bekommt, weitergeht. In der neuen Struktur
besteht auch diesbezüglich Kontinuität, und Herr Stadtrat
und Vizebürgermeister Ludwig hat bereits mit den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesprochen und allen
zugesichert, dass sie selbstverständlich weiter in dieser
neuen Form beschäftigt werden. Das ist für uns wichtig,
denn das ist für uns der Zugang zu einer sozialen und
gerechten Wohnpolitik.
Ich möchte jetzt noch konkret ein bisschen auf Ihre
Dringliche Anfrage eingehen. In Punkt 2 schreiben Sie:
„Der Einsatz von Mediatoren im städtischen Wohnbau in
der Vergangenheit zeigt die Brisanz der Situation im
Zusammenleben der Menschen vor Ort.“ – Kollege
Stürzenbecher hat schon gesagt, dass Sie zudem immer
MigrantInnen und Zuwanderer für die Probleme
verantwortlich machen. Ich bin zwar nicht in Wien
geboren und aufgewachsen, ich höre aber immer wieder,
wenn ich mit älteren Menschen rede, dass sie die
gleichen Probleme auch schon früher hatten, als sie im
Gemeindebau Kinder waren. Wenn sie beispielsweise
Fußball gespielt haben, hat es auch damals bereits
Auseinandersetzungen und Beschwerden gegeben.
Wenn Sie also jetzt alles auf die Migranten fokussieren
und diese allein beschuldigen, dann greift das meines
Erachtens zu kurz. Das verwundert mich aber nicht,
wenn man sich Ihren Zugang zur Politik anschaut!
Wenn Sie sagen, dass man Mediatoren nur
deswegen einsetzt, weil man Probleme erwartet oder
weil man Probleme hat, dann kann ich Ihnen sagen,
dass wir Präventivmaßnahmen setzen wollen. Vielleicht
haben Sie davon aber noch nichts gehört! Wir agieren
vorausschauend, wie es unsere Art der Politik ist. Wir als
Sozialdemokraten betreiben vorausschauende Politik.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
(Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Wir setzen, ob es Ihnen passt oder nicht,
Maßnahmen schon lange bevor etwas passiert. Daher
setzen wir uns mit den neuen Wohnpartnern – jetzt noch
Gebietsbetreuung – dafür ein, dass Probleme nicht
entstehen, und es ist einfach nicht angebracht, wenn Sie
jetzt darauf schließen, dass es wahnsinnig große
Probleme geben muss, weil wir das jetzt machen. (StR
Johann Herzog: Und die Probleme, die es bereits gibt,
lösen Sie nicht?)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wurde
hier auch angesprochen, dass der Gesamtzustand der
Gemeindewohnungen so furchtbar schlecht sei und alle
Wohnbauten der Gemeinde absolut sanierungsbedürftig
seien. – Dazu darf ich Ihnen sagen, dass in Wien über
500 000 Menschen in Gemeindewohnungen leben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Zahl
entspricht der Einwohnerzahl von Graz, Salzburg und
Klagenfurt zusammen! Diesen Vergleich bringt Herr
VBgm Ludwig, und der ist richtig.
Jetzt schlage ich Ihnen vor: Fahren Sie einmal durch
diese drei Städte und schauen Sie sich an, ob es dort
nicht auch Gebäude gibt, die sanierungsbedürftig sind!
Da werden Sie einige finden! Und ähnlich verhält es sich
auch bei den Wiener Gemeindebauten. Natürlich gibt es
bei über 2 000 Wohnhausanlagen auch Gebäude, die
sanierungsbedürftig sind. Aber die Stadt Wien wird
gerade in den nächsten Jahren massive Anstrengungen
unternehmen und eine Sanierungsoffensive starten, und
diese Sanierungsoffensive wird, ähnlich wie jene der
letzten Jahre, dazu führen, dass die Wohnhausanlagen
nicht nur behübscht, sondern auch thermisch saniert
werden, damit die Menschen im Gemeindebau auch
beim Heizen Geld sparen können. Wir wollen nicht nur
behübschen. (StR Johann Herzog: Das hat ja kein
Mensch behauptet!) Vielmehr werden wir auch unseren
Beitrag zur ökologischen Sanierung leisten.
Zu der angesprochenen Mieterbefragung: Es war
dies die größte Mieterbefragung, die es je gegeben hat.
Es wurden 220 000 Bewohner befragt, und 45 000
haben, wie Kollege Stürzenbecher schon gesagt hat,
darauf geantwortet. Das ist ein sehr hoher Anteil, denn
wie Sie wissen werden, beträgt der Rücklauf bei
Befragungen üblicherweise 4 bis 7 Prozent. Und das
Erfreuliche daran für uns war, dass die Rückmeldungen
zum Großteil durchaus positiv waren.
86 Prozent sind sehr zufrieden mit ihren
Wohnverhältnissen im Gemeindebau. (GRin Henriette
Frank: „Eher schon“ heißt nicht, dass man sehr zufrieden
ist!) 85 Prozent wollen weiter im Gemeindebau bleiben.
Das ist ein Beweis dafür, dass das Wohnen im
Gemeindebau eine beliebte Wohnform ist.
Weiters wurde das Problem mit dem Grünschnitt im
Zusammenhang mit der AußenbetreuungsGmbH
angesprochen. – Ich gebe zu, dass es da im letzten Jahr
Probleme gegeben hat. VBgm Ludwig hat bereits
dementsprechende Schritte gesetzt, und ich kann Ihnen
versprechen, dass es diese Probleme heuer nicht mehr
geben wird. Ich möchte aber schon darauf verweisen,
45. Sitzung / 79
warum es überhaupt Probleme mit dem Grünschnitt gibt.
Weil wir in der glücklichen Lage sind, dass bei den
Wiener Gemeindebauten sehr viele Grün- und
Erholungsflächen dabei sind.
Das bietet sonst keine andere Wohnform, das bietet
sonst privat keiner. Und darauf, dass wir nämlich nicht
nur 220 000 Gemeindewohnungen haben, sondern dort
auch sehr viel Grünraum zur Verfügung stellen können
und damit auch Naherholungswert für Mieter aus dem
privaten Mietbereich bieten, darauf sind wir als
Sozialdemokraten mit Recht stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
Der Kollege Stürzenbecher hat gesagt, wir lassen
uns den Gemeindebau nicht schlechtreden und ich weiß,
die Menschen leben nicht im Vergleich (Aufregung bei
der FPÖ.), aber politischen Mandataren ist es durchaus
zuzumuten,
einmal
über
den
Tellerrand
hinauszuschauen und auch zu schauen, wie es anderen
geht. Dann schauen Sie sich einmal an, welche
Probleme es bei den Privatvermietern gibt. Wie schaut
es dort aus? Wir als Mietervereinigung haben sehr viele
Menschen, die zu uns kommen und sagen, wir sollen sie
vertreten, sie haben Probleme mit dem Nachbarn, die
Nachbarstreitigkeiten. Das können wir nicht machen,
(GRin Henriette Frank: Dafür sind Sie ja nicht
zuständig!), weil wir als Mietervereinigung diese
Menschen nur gegenüber dem Vermieter vertreten. Bei
Wiener Wohnen schaut das anders aus. Da kümmern wir
uns auch darum, dass Nachbarstreitigkeiten eben nicht
ausufern, dass man hergeht und sich, wenn es Probleme
gibt, dieser annimmt. Da gibt es Beispiele – ein Fall von
der Gebietsbetreuung im 21. Bezirk –, da kommt einer in
die Betreuungsstelle und sagt, es ärgert ihn, man muss
unbedingt was machen, man muss unbedingt was tun,
weil ihn sein Nachbar ärgert. Der macht alles dazu, dass
es ihm schlecht geht. Auf die Frage unserer Kollegen vor
Ort, was er denn macht, sagt er: Na ja, er weiß, ich
hasse die Farbe Rot und er hat sich ein rotes Auto
gekauft und stellt es dauernd vor mein Fenster. Das ist
ein Problem, das man so rechtlich nicht lösen kann. Das
ist ein Problem, das man psychologisch lösen muss. Das
ist ein Problem, wo man mit den Menschen reden muss,
wo man sich in Mediation auseinandersetzen und die
Menschen unterstützen muss. (StR Johann Herzog: Sie
brauchen sich nur umschauen im Gemeindebau!) Jetzt
stellen Sie sich den gleichen Fall bei privaten Vermietern
vor, wenn jemand zum Vermieter kommt und ihm das
Problem schildert, was ihm der sagt.
Ich komme jetzt auch schon zum Schluss. Wir
Sozialdemokraten sind auf unsere Wohnpolitik stolz, sind
natürlich aber auch bestrebt, immer Verbesserungen zu
machen. Wir werden uns aber unter keinen Umständen,
von niemandem den Gemeindebau schlechtreden lassen
und
unser
neuer
Vizebürgermeister
und
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig garantiert dafür, dass
die Wohnpolitik in Wien auch in Zukunft eine
Erfolgsgeschichte bleiben wird. - Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster
zum Wort gemeldet ist Herr GR Hora. Ich erteile es ihm.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
GR Karlheinz Hora (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen! Liebe
Kollegen! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich habe einen Satz hier heraußen vom Kollegen
Herzog bei der Erstmeldung der Freiheitlichen Partei
dieses Hauses aufgefasst, der wie folgt gelautet hat: „Die
Stadtverwaltung tut nichts gegen spielende Kinder.“ (StR
Johann Herzog: Was? Herr Kollege!) Das war ein
Original. (Aufregung bei der FPÖ.) Sie können es ja
gerne nachlesen, es war so. Ich habe ja kein Problem
damit. Lesen Sie es nach im Protokoll, dann werden Sie
draufkommen, es wurde so gesagt! (StR Johann Herzog:
Ich habe es so nicht gesagt!) Ich habe ja kein Problem,
wenn Sie hier herausgehen und Sie sagen, dass Sie das
nicht so gemeint haben. (StR Johann Herzog: Ich habe
es so auch nicht gesagt!) Dafür habe ich ... Ich habe kein
Problem damit, wenn Sie das hier richtigstellen. (Weitere
Aufregung bei der FPÖ.)
Für mich ist es nur erschreckend, wie Sie
Nachbarschaftskonflikte, die überall in der Stadt
auftreten können, einzig und allein auf den Wiener
Gemeindebau projizieren. Das ist für mich nämlich das
erschreckende Ergebnis! Sie wurden ja heute auch
schon aufgefordert, einmal Klarheit zu geben, dass es
Ihnen gar nicht so sehr um Mieter in den
Gemeindebauten geht, sondern um die Tatsache, dass
auch Migranten in den Genuss des sozialen Wohnbaus
kommen. Das wurde hier heute auch schon klargestellt.
Und ich glaube, hier sollte auch die Freiheitliche Fraktion
dieses Hauses endlich einmal schauen, wie die
Wirklichkeit in dieser Stadt ausschaut, dass es nicht nur
im Gemeindebau, sondern dass es punktuell, aber nicht
so, wie Sie es darstellen wollen, quer über die Stadt da
oder dort Probleme gibt. Und zu den Kollegen von der
Freiheitlichen Fraktion: Ich nehme an, auch Ihnen wird
es schon einmal das eine oder andere Mal passiert sein,
dass Sie bei einer Lärmquelle gesagt haben, die stört
mich jetzt, oder? (GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein:
Na sicher, sicher!)
Ich möchte daher auch das, was meine Vorredner
bereits mitgeteilt haben, noch einmal ein bisschen
manifestieren. Die Tatsache, dass es eine Befragung
von den 220 000 Gemeindebaumietern gegeben hat, das
haben Sie schon gehört, Frau Kollegin Frank. Man kann
es nur nicht oft genug erwähnen: Ein Rücklauf von
45 000 (GRin Henriette Frank: Von 20 Prozent!)! Sie
haben ja heute ... (GRin Henriette Frank: 20 Prozent.)
Sie lernen ja, Sie sind lernfähig. Ich habe ja schon immer
in diesem Haus gehört: Stetiges Wiederholen erhöht den
Lerneffekt. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Das hören wir. Ich
glaube, in diesem Sinne haben wir ja noch Hoffnung. Die
Periode ist ja noch lang genug, wir können es gerne
wiederholen, einmal noch zum Innigstwerden dieser
Zahl: 45 000 Menschen haben sich deklariert, wie sie zu
den Gemeindewohnungen stehen. Es wäre für mich
interessant, ob irgendeine private Hausverwaltung in
dieser Stadt eine gleichlautende Aktion gemacht hätte
oder eine gleichlautende Aktion macht. Ich wette mit
45. Sitzung / 80
Ihnen ... (GRin Henriette Frank: Wozu?) Wozu? Genau
das ist das Problem, Frau Frank. Ich wiederhole es
gerne noch einmal. Es kann ohne Weiteres in jedem
Gebäude in Wien ein Nachbarschaftskonflikt auftreten.
Sogar hier in den Bänken kann es einmal passieren,
dass Sie bei Ihrem Nachbarn anstoßen und dass er es
als unangenehm empfindet. (GRin Henriette Frank: Nein,
nein! – Heiterkeit bei der FPÖ.) Sie nicht. Gut, nehme ich
so zur Kenntnis.
Ich sehe daher auch diese Aktion als ganz, ganz
wichtig, weil sie auch gezeigt hat, dass die Qualität der
Wiener Gemeindebauten auch dem entspricht, was
historisch bis jetzt auch war, eben für alle
Bevölkerungsgruppen,
alle
Bevölkerungsschichten
zugänglich und die Mehrzahl der Gemeindebauten und
daher auch, und der Kollege Niedermühlbichler hat es
vorher erwähnt, ich erlaube es mir zu wiederholen ...
(Aufregung bei GRin Henriette Frank.) Frau Frank, ich
erlaube es mir zu wiederholen, das heißt, dass es
überhaupt möglich ist, in Grünflächen Konflikte zu
bekommen, weil die Mehrzahl und die große Mehrzahl,
nämlich fast alle Gemeindebauten in Wien, Grünflächen
in ihrer unmittelbaren Umgebung, in ihrem Bereich
haben, so groß, dass sie manchmal Parkanlagen
gleichen. Daher ist es auch möglich, dass da der eine
oder andere Nachbarschaftskonflikt entsteht.
Weiters hat sich bei dieser Umfrage gezeigt - und da
muss ich ganz offen gestehen, dass es auch für mich
von meinem Ressort aus sehr interessant war -, dass die
meisten Mieter bis auf eine ganz eine geringe Zahl
erklärt haben, dass die Anbindungen an das öffentliche
Verkehrsnetz optimal sind. Das zeigt, dass die
Standortwahl bei den Wiener Gemeindebauten sehr gut
gewählt wurde, denn sie ist auch ganz wichtig, um den
öffentlichen Personenverkehr in Wien zu nützen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Weiters hat sich gezeigt, dass es auch immer wieder
Mieter gibt, die bestrebt sind, die einen oder anderen
Missstände, die es gibt - und ich glaube oder ich erinnere
mich, heute in der Früh bei der Anfragebeantwortung hat
unser Herr Bürgermeister erklärt, er geht selber einmal
eine Glühbirne auswechseln. Da finden Sie aber nicht
sehr viele Mieter, die das in irgendeinem Wohnhaus,
nicht nur im Gemeindebau, auch machen und daher ist
es ... (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Ich stelle es gerne
klar, damit Sie richtig einwerfen können, ich habe es
auch von der rechten Seite gehört, also von mir aus
gesehen rechten Seite. Er hat gemeint, dort, wo er
wohnt, geht er gerne auch, wenn einmal eine Glühbirne
kaputtgeht, diese austauschen. (Weitere Heiterkeit bei
den GRÜNEN.)
Was aber ganz wichtig ist - und zeigen Sie mir eine
Hausverwaltung in ganz Österreich, die 24 Stunden
besetzt ist, um Schadensfälle in einer Wohnhausanlage,
in der Wohnumgebung direkt zu melden. Da gibt es das
Servicetelefon, das vor einigen Jahren eingeführt wurde.
Ein Problem haben wir noch und das wird man sicher
auch kommunizieren können: Wenn etwas kaputt ist,
dann sollten die Leute diese Telefonnummer auch
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
nutzen, um der Verwaltung zur Kenntnis zu bringen,
dass dort ein Missstand ist, der dementsprechend
bereinigt werden soll und auch im Sinne der Mieter zu
bereinigen ist. (GR Mag Rüdiger Maresch: Und jetzt die
Radständer! Die Radständer!)
Gerne. Der Kollege Maresch hat mir ein wichtiges
Argument geliefert. Gerne. (Heiterkeit und Beifall bei den
GRÜNEN und GRin Nurten Yilmaz.) Entschuldige,
Maresch, da können wir uns ja wirklich gut unterhalten.
Ich glaube, du hast ja auch mitbekommen, dass wir in
einer der letzten Gemeinderatssitzungen die Förderung
von Radabstellanlagen dementsprechend beschlossen
haben. Die sind auch gerne ... (GR Mag Rüdiger
Maresch: Das kostet aber etwas!) Den Kaffee zahle ich
gerne, Kandisin musst du dir selber mitbringen.
Dass es auch für die Gemeindebauten ohne
Weiteres möglich ist, dementsprechend zusätzlich - dort
gibt es ja größtenteils schon Radfahranlagen, allerdings
stammen die Gebäude teilweise aus einer Zeit, das
muss ich auch dazusagen, wo das Radfahren noch nicht
so in war, dass man damit in die Arbeit fährt. Ich hoffe,
das wird ja in den nächsten Jahren stärker, wo es auch
notwenig ist, die dementsprechenden Abstellflächen in
die Gebäude zu bringen. Gerade mit dieser
Förderungsaktion, die auch für die Gemeindebauten gilt,
haben 220 000 Mieter die Möglichkeit, in ihrer Anlage
dementsprechend nicht auf ihre Kosten, sondern Dinge
gefördert (GR Mag Rüdiger Maresch: Kinderfreibäder!)
zu
bekommen.
(GR
Mag
Rüdiger
Maresch:
Kinderfreibäder! Kinderfreibäder.)
Lieber Kollege Maresch! Wir sollten uns in der Stadt
anschauen, wo Kinderfreibäder sind. Sie sind nicht in
den städtischen Wohnhausanlagen. Ich bin aber gerne
bereit, mit dir einen Stadtplan durchzugehen, um dir zu
zeigen, wo diese Kinderfreibäder sind (Heiterkeit bei den
GRÜNEN. - VBgmin Mag Renate Brauner: Was ist der
Unterschied zu einem Haus und was ist der Unterschied
zu einem Bad?), aber kein Problem.
Ich darf Ihnen aber abschließend ganz offen
gestehen: 500 000 Mieter in etwa in dieser Stadt, die
heute in einer städtischen Wohnhausanlage, die wir alle
im Volksmund Gemeindebau nennen, leben, leben dort
zu einem so hohen Prozentsatz, fast zu 100 Prozent und
wenn ich die Statistik - das ist nämlich zum ersten Mal,
denn es wurden immer Statistiken genommen, die
natürlich interpoliert wurden, aber zum ersten Mal ein
Rücklauf von 45 000 und, Frau Kollegin Frank (GRin
Henriette Frank: 20 Prozent.), 20 Prozent, wenn ich
einen so einen hohen Rücklauf habe, wo ich eigentlich
zu erwarten habe, dass die, die kritisch denken, dort als
erste den Rücklauf bewegen, wenn ich dort eine
Zustimmung habe, dass 90 Prozent sehr zufrieden sind
und über 90 Prozent sehr zufrieden sind, dann bedeutet
es ... (GRin Henriette Frank: Eher schon! Eher schon!)
Kollegin Frank, wir können jetzt über die Wortwahl
„eher schon“ oder „sehr zufrieden“ streiten ... (GRin
Henriette Frank: Das ist ein Unterschied!) Gerne, aber
wenn Sie sich dann die Vergleichszahlen anschauen
„Würden Sie wieder dort einziehen?“ und das wird mit
45. Sitzung / 81
„Ja“ beantwortet, dann manifestiert das die Statistik. Wir
können uns das gerne noch im Detail anschauen und es
gibt ja Statistikbücher, die das auch dementsprechend
belegen, dass meine Aussagen bei so einer hohen
Rücklaufquote - und das ist das Wichtigste, dass diese
hohe Rücklaufquote ganz wichtig ist. Ich würde Sie
daher bitten, eine Tradition, die es in Wien gibt, den
roten Gemeindebau und das stört Sie am meisten, das
Wort „Der rote Gemeindebau“, dass dieser .... (GR DDr
Eduard Schock: Der ist schon lange nicht mehr rot! Der
ist schon lange nicht mehr rot, der ist schon lange blau! –
Heiterkeit bei der FPÖ.)
Die
Geschichte
des
Gemeindebaues
hat
angefangen, da hat es eine Freiheitliche Partei noch
nicht gegeben und auch noch nicht die Grüne Partei. Da
waren andere politische Verhältnisse. Ich muss Ihnen
gestehen, dass die Leute, die dort wohnen, nach wie vor
der Sozialdemokratie, weil es eben die Gedanken des
Gemeindebaues,
aber
auch
vieler
anderer
Sozialleistungen in dieser Stadt sind, dementsprechend
anhängen. Sie machen jetzt Effekthascherei. Wir werden
das heute noch bei verschiedenen Anträgen sehen, die
im Laufe des Tages durch Ihre Fraktion eingebracht
werden, wo Sie da oder dort versuchen, eine Stimme zu
ergattern. Ich weiß nur eines: Ich durfte 2001 hier
einziehen, 2005 waren Sie viel weniger in diesem Haus.
Ich weiß, Sie nehmen wieder den Kampf auf, um mehr
zu werden. Sie haben aber auch 2005 Ihre
Fraktionsstärke als Erfolg gefeiert. Es war nur mehr eine
kleine Fraktion, weil man dann gesagt hat, das ist mit
BZÖ und, und, und Orange gewesen. In der
Zwischenzeit werden sich die Situationen bei Ihnen
innerhalb des Hauses beruhigt haben. Aber ich bin
überzeugt davon, dass die Wienerinnen und Wiener
schon wissen, wer in dieser Stadt die soziale
Verantwortung hat und wer sie auch im Sinne der
Wienerinnen und Wiener dementsprechend ausübt.
In diesem Sinne danke für die Aufmerksamkeit und
ich gebe zu, auch ich lebe in einem Gemeindebau seit
über 30 Jahren. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Für eine
tatsächliche Berichtigung hat sich Herr StR Herzog zum
Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bitte die Redezeit zu
beachten.
StR Johann Herzog: Ja, ich glaube, das Fazit der
Rede des Herrn Hora ist in etwa so: Es bleibt der SPÖ
das Prinzip Hoffnung. Na wenn es so ist, bitte. Die
Befragung ... (Beifall bei der FPÖ.)
Was Sie da von sich gegeben haben, Herr Kollege,
ist falsch zitiert. Am Beginn meiner Rede - und ich weiß
es noch so genau - habe ich gesagt, dass es Beispiele
für die Probleme im Gemeindebau gibt und habe als
erstes eine Beschwerdeführung angeführt, die gesagt
hat: Kinder spielen in Wohnungen mit Bällen bis spät
nach Mitternacht. Das ist natürlich ein störendes
Element. Das habe ich gesagt! Vielleicht haben Sie
etwas anderes gehört? Ich habe dann weiters noch
gesagt: Es gibt Beispiele bis in die Nacht hinein, wo Ball
gespielt wird in den Balleinzäunungen. Auch das kommt
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
vor und auch das ist negativ.
Ansonsten muss ich sagen, haben die sozialistischen
Abgeordneten eigentlich teilweise recht krause
Formulierungen und Begründungen für ihre Politik
gefunden. Also eigentlich sehr wenig. Wenn da aber zum
Beispiel der Glühbirnenwechsel sozusagen als
Maßnahme der Hausverwaltung und der Rettung des
Zusammenlebens kommt, dann glaube ich nicht, dass
das das Einzige sein wird, was es gibt. In meinem Haus
wäre es nicht möglich, weil die Gänge so hoch sind. Ich
habe keine genügend hohe Leiter, um diese Glühbirne
einfach auszutauschen, Herr Kollege.
Dann weiters der Kollege Niedermühlbichler mit
seinen Wohnungsproblemen, wo er die Autofarbe vom
Nachbarn in den Mittelpunkt stellte! Ja, Herr Kollege, das
ist ja fast eine Verballhornung von Wohnproblemen!
Wenn Sie es nicht ironisch gemeint haben, dann ist das
eine ausgesprochene Erheiterung über die Probleme des
Zusammenlebens auch im Gemeindebau! Und die viel
angeführte Befragung, meine Damen und Herren von der
Sozialdemokratie: Entweder es gibt Probleme ...
Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend):
Herr Kollege Herzog! Lieber Kollege Herzog! Hallo!
StR Johann Herzog (fortsetzend): Ich bin schon
fertig. Entweder es gibt Probleme im Gemeindebau,
dann ...
Vorsitzender GR Godwin Schuster (nochmals
unterbrechend): Kollege Herzog! Im Moment hört Sie
niemand. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Als Nächster ...
Ich wollte nur sagen, die tatsächliche Berichtigung ist
schon erfolgt. Deswegen habe ich abgedreht. (Aufregung
bei der FPÖ.)
Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich GR
Dr Madejski. Bitte schön.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich wollte mich also wirklich nicht melden, ich war gar
nicht auf der Rednerliste, aber einige meiner Vorredner
haben mich schon sehr provoziert.
Kollege Niedermühlbichler! Sie haben sich in
Wirklichkeit über die Probleme im Gemeindebau lustig
gemacht. Sie haben sich über das rote Auto lustig
gemacht. Natürlich ist es lustig. Ich bin auch ein Mensch,
der viele lustige Episoden oft erzählt, nur ist die Sache
viel zu ernst, dass man sich damit hier herausstellt und
sagt: Das sind die Probleme, die kann ich nicht lösen. Ich
bin sicher, Sie haben ganz andere Probleme erfahren,
und ich bin sicher, dass in den Bussen, die jetzt durch
Meidling fahren, das ist bei uns - und ich werde Ihnen
erzählen, ich war nämlich bei sowas dabei, und zwar am
Montag am Wienerberg Ecke Moosbruggergasse und
habe das live miterlebt, wer dort war und was sich dort
abgespielt hat. Da sind andere Probleme als das rote
Auto, Kollege! Sie haben sich über den Grasschnitt lustig
gemacht und darüber, dass sich die Leute aufgeregt
haben, und haben das damit begründet - das ist absurd,
das habe ich überhaupt noch nie gehört -, dass es neben
einigen Mängeln wahrscheinlich nur deswegen so
45. Sitzung / 82
passiert ist, weil wir in Wien so unheimlich viel Parks und
Grünflächen haben. Wieso hat denn das vorher
funktioniert, 4, 5, 6, 7? Warum gerade voriges Jahr nicht,
Kollege? Das haben Sie übersehen! Das liegt nicht
daran, dass die Grünflächen so viele sind, es sind viele,
sondern weil man das früher ordnungsgemäß und richtig
ausgeschrieben und mit Fachleuten richtig gemacht hat
und erst durch die Außenbetreuung ist das Desaster auf
Kosten der Mieter auf uns zugekommen. Über das
brauchen Sie sich nicht lustig zu machen, über den
Grasschnitt! Es war skandalös! Und heuer sind die
Wiesen noch immer kaputt! Lesen Sie den
Kontrollamtsbericht: Es dauert drei Jahre, bis diese
Wiesen, diese Grünflächen im Gemeindebau wieder in
Ordnung gebracht sein werden! Das ist das Ergebnis der
Politik in der Außenbetreuung, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Kollege Hora, du hast gesagt: Ja, wir reden immer
von den Migranten und wir wollen Prozentzahlen wissen,
und das ist ja alles furchtbar und es gibt nicht nur die
Probleme mit Migranten. Das haben wir ja nie behauptet!
Warum denn nicht Migranten? Wir haben im
Gemeindebau überhaupt nichts gegen Migranten, wenn
sie sich, was auch der Herr Bürgermeister seit Neuestem
sagt, integrieren. Überhaupt nicht, weil das eh unsere
Wähler sind. Wir wollen unsere Wähler ja nicht
vertreiben. Die wählen uns bereits, die Integrierten, hier
im Gemeindebau, das wisst ihr ganz genau! Daher
haben wir nichts gegen Migranten, aber sehr wohl was
gegen jene, die sich bei uns nicht einleben wollen, die
lärmen, die die Hausordnung nicht einhalten. Gegen die
haben wir was. Gegen die, die hier sind, die Sprache
können und sich integrieren, haben wir gar nichts. Das
sind unsere Wähler, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der FPÖ.)
Sie kommen immer mit der Zahl 45 000, das ist so
ein Riesenerfolg. Das mag schon sein, dass das für Sie
ein Erfolg ist, aber das heißt ja noch lange nicht, dass es
ein wirklicher Erfolg ist. Für die SPÖ ist es ein Erfolg.
Man könnte ja jetzt auch, wenn man ein bisschen
g’fernzt ist, wie man das in Wien sagt, sagen: Sie haben
eine Zählung Ihrer Parteigenossen im Wiener
Gemeindebau vorgenommen, das sind halt 45 000, das
ist in Ordnung. Jetzt wissen alle, wie viele Mitglieder die
SPÖ in den Gemeindebauten hat. Das war nämlich nicht
anonym! Das war ja das Ausschlaggebende, warum sehr
viele es nicht ausgefüllt haben. Sie werden diese
20 Prozent, auf die Sie jetzt stolz sind, bei der nächsten
Wahl sicher auch als Wähler haben. Vielleicht haben Sie
ein paar Prozente noch mehr. Aber von den restlichen
80 Prozent, die frustriert waren, weil sie das, was sie
angeben wollten, ihren Kummer, ihre Sorgen, nicht
angeben konnten, weil es nicht anonym war und das
wollten sie nicht und von denen werden sehr viele die
FPÖ wählen! Nicht alle 80, so hoch bin ich nicht, aber es
reichen 30 bis 40 Prozent im Gemeindebau, und die
werden wir erreichen, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der FPÖ.)
Sie stehen im Gemeindebau mit dem Rücken zur
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Wand, Sie stehen mit dem Rücken zur Wand! Warum,
wenn alles so gut war, Kollege Niedermühlbichler?
Warum brauche ich jetzt plötzlich 4 000 Bewacher,
„Night Watcher“, weiß ich, wie die alle heißen. Warum
muss ich die Gebietsbetreuung umbauen? Warum
brauche ich jetzt „Night Watcher“, die an sich
wahrscheinlich nur im Sommer bei Schönwetter gehen,
so wie die Glühwürmchen irgendwo in der Gegend
herumschwirren und am Abend dann vielleicht nicht
mehr dort sind, wo die Probleme eigentlich auftauchen?
Warum brauche ich die Busse wie am Wienerberg jetzt,
wo sich die Leute beschweren? Hören Sie sich das vor
Ort an, was die Leute für Probleme haben! Die haben
wirklich große Sorgen um ihren Gemeindebau, wo sie
wohnen, dass er wieder einmal so ist wie er früher, jetzt
sage ich bewusst im Roten Wien war, wo man gewusst
hat, wo man hingehört, wo man sozial gelebt hat. Das ist
heute alles nicht möglich! Das ist Ihre Politik gewesen,
meine Damen und Herren.
Und zum Schluss: Der Herr Bürgermeister erkennt
plötzlich alles, was wir seit zehn Jahren erkennen. Sehr
erfreulich! Ein bissel ein langer Lernprozess war das,
meine Damen und Herren, und Sie sind alle
umgeschwenkt und haben jetzt die Meinung vom Herrn
Bürgermeister: Hausordnung muss man einhalten,
Sprache sollte man können. Das Ganze ist ein Schuss
ins Knie, prophezeie ich Ihnen jetzt, strategisch für die
SPÖ. Ich werde Ihnen auch sagen, warum. Die
Gemeindebaumieter
haben
früher
angerufen,
Wohnservice, sind früher irgendwo hingegangen, früher
hat es den Hausinspektor gegeben, den gibt es ja nicht
mehr, zum Hausbesorger oder sonst wo: Nur, sie haben
gewusst, es passiert relativ wenig mit ihren Sorgen, es
wird relativ wenig von dem erfüllt, was sie wollen. Jetzt
ist die Erwartungshaltung auf Grund Ihrer Kampagnen,
Ihrer Inserate, die Sie schalten, eine sehr große
geworden. Das habe ich am Wienerberg mitgekriegt und
am Schöpfwerk ebenfalls, das kenne ich auch sehr gut,
Kollege Hora. Jetzt kommen die Leute, erzählen Ihnen
Ihre Sorgen, Ihre Probleme, herrlich. Sieben junge
Menschen, brave Menschen haben dort in der Kälte alles
aufgeschrieben und der normalsterbliche Bürger, der
Wiener, glaubt, wenn er das einem der Obrigkeiten sagt
oder zumindest glaubt, dass er es einem von der
Obrigkeit sagt, dann werden die Probleme in einem Tag,
in zwei Tagen, in drei Wochen alle gelöst. Die können
Sie gar nicht lösen, daher ist es ein Schuss ins Knie, weil
früher waren die Leute, auf Wienerisch gesagt
ang’fressen, weil nichts passiert ist. Heute, wenn auch
nichts passiert, aber sie haben es voll auch schriftlich
und man hat ihnen versprochen, es passiert was und
dann passiert nichts, dann sind sie in Wirklichkeit
frustriert und werden Sie erst recht wieder nicht wählen.
Meine Damen und Herren, diese Aktion, die Sie jetzt
gestartet haben, die geht nach hinten los, glauben Sie
mir das und das auch wieder: Es wird im Gemeindebau
ein Erfolg für die Freiheitlichen werden, aber auch in
ganz Wien. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist
45. Sitzung / 83
niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die
Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet.
Bevor wir mit der Dringlichen Anfrage begonnen
haben, wurde vom Vorsitzenden das Ergebnis der
Stadtsenatssitzung mitgeteilt. Daher können wir dort
fortsetzen, nämlich mit der Wahl des amtsführenden
Stadtrates. Da wir diese Wahl ebenfalls mittels
Stimmzettel durchführen, werden die beiden Schriftführer
die Mitglieder des Gemeinderats zur Abgabe des
Stimmzettels aufrufen. Der weiße Stimmzettel wird bei
der Wahlzelle ausgegeben. Bei diesem Wahlvorschlag
ist „Ja“ oder „Nein“ anzukreuzen.
Ich ersuche die GRe Dr Günther, Smolik, Mag Gerstl
und Lindenmayr, als Wahlprüfer zu fungieren.
Bitte die Wahlprüfer zur Urne zu kommen und ich
nütze die Zeit dazwischen, um dem Gemeinderat
mitzuteilen, dass sich Frau GRin Cammerlander für die
nächste Stunde entschuldigt hat und GR Hursky für die
Gesamtdauer der Sitzung entschuldigt ist.
Ich bitte die Wahlprüfer festzustellen, ob die
Wahlurne leer ist und ich ersuche auch, einen Blick in die
Urne werfen zu dürfen. Danke.
Ich danke und stelle ebenfalls fest, dass die Urne leer
ist.
Ich bitte nun die beiden Schriftführer, die Mitglieder
des Gemeinderats namentlich aufzurufen und die Damen
und Herren des Gemeinderats ersuche ich, jeweils nach
Aufruf die Wahlzelle aufzusuchen und anschließend den
Stimmzettel in die Urne zu legen.
Ich bitte Frau GRin Mag Sonja Kato, mit dem Aufruf
zu beginnen.
Schriftführerin GRin Mag Sonja Kato: Dr Fritz
Aichinger, Dr Wolfgang Aigner, Dipl-Ing Omar Al-Rawi,
Mag Ines Anger-Koch, Mag Waltraut Antonov, Norbert
Bacher-Lagler, Petr Baxant, Mag Christoph Chorherr,
Christian Deutsch, Mag Bernhard Dworak, Mag Gerald
Ebinger, Dr Herbert Eisenstein, Mag Sirvan Ekici, Franz
Ekkamp, Mag Barbara Feldmann, Veronika Floigl, Peter
Florianschütz, Henriette Frank, Kathrin Gaal, Mag
Wolfgang Gerstl, Dipl-Ing Sabine Gretner, Mag MAIS
Johann Gudenus, Dr Helmut Günther, Volkmar
Harwanegg, Eva-Maria Hatzl, Alfred Hoch, Ernst
Holzmann, Karlheinz Hora, Heinz Hufnagl, Susanne
Jerusalem, Mag Wolfgang Jung, Günter Kenesei,
Marianne Klicka, Harry Kopietz, Ingrid Korosec, Mag
Dietbert Kowarik, Mag Nicole Krotsch, Mag Eva
Lachkovics, David Lasar, David Lasar, jawohl, ich habe
Sie nicht gehört, Dr Claudia Laschan, Siegi Lindenmayr,
Martina Ludwig-Faymann, Dr Herbert Madejski, Anton
Mahdalik, Mag Rüdiger Maresch, Dipl-Ing Martin
Margulies, Veronika Matiasek.
Schriftführer GR Anton Mahdalik: Anica MatzkaDojder, Dkfm Dr Ernst Maurer, Dr Alois Mayer, Ing
Christian Meidlinger, Gabriele Mörk, Mag Sonja Kato,
Ernst Nevrivy, Georg Niedermühlbichler, Barbara Novak,
Robert Parzer, Hedwig Petrides, Dipl-Ing Dr Ernst
Pfleger, Dr Sigrid Pilz, Karin Praniess-Kastner, Ingrid
Puller, Mag Sonja Ramskogler, Mag Thomas Reindl,
Hannelore Reischl, Monika Riha, Silvia Rubik, Katharina
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Schinner, DDr Eduard Schock, Marco Schreuder, Karin
Schrödl, Ingrid Schubert, Godwin Schuster, Claudia
Smolik, Mag Gerhard Spitzer, Rudolf Stark, Dipl-Ing
Roman Stiftner, Mag Sybille Straubinger, Friedrich
Strobl, Erika Stubenvoll, Dr Kurt Stürzenbecher, Dr
Harald Troch, Dr Matthias Tschirf, Dr Wolfgang Ulm,
Erich Valentin, Heinz Vettermann, Dr Elisabeth Vitouch,
Kurt Wagner, Mag (FH) Tanja Wehsely, Dr Franz
Ferdinand Wolf, Ernst Woller, Mag Jürgen Wutzlhofer,
Nurten Yilmaz, Inge Zankl.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: So, ich glaube,
dass wir mit der Stimmabgabe fertig sind.
Ich frage aber der Form halber, ob es noch jemanden
gibt, der noch keine Stimme abgegeben hat? Das ist
nicht der Fall.
Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass sich
Frau Mag Vassilakou für den restlichen Teil der Sitzung
entschuldigt hat.
Ich erkläre die Stimmabgabe für geschlossen und
bitte die Wahlprüfer, das Wahlergebnis festzustellen. Bis
zu dieser Feststellung wird die Sitzung unterbrochen. Ich
bitte aber die Damen und Herren des Gemeinderats, im
Saal anwesend zu bleiben. Die Sitzung ist unterbrochen.
(Die Sitzung wird von 18.39 bis 18.45 Uhr
unterbrochen.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir nehmen die
unterbrochene Sitzung wieder auf.
Das nun von allen unterfertigte Wahlprotokoll liegt
nunmehr vor. Das Ergebnis der Wahl eines
Amtsführenden Stadtrates lautet:
Abgegebene Stimmzettel 94, hievon sind 61 mit Ja
und 33 mit Nein gekennzeichnet. (Beifall bei SPÖ, ÖVP
und GRÜNEN.)
Mit den somit abgegebenen 61 gültigen Stimmen ist
Herr StR Christian Oxonitsch zum Amtsführenden
Stadtrat gewählt.
Ich frage Sie daher, Herr Amtsf StR Christian
Oxonitsch: Nehmen Sie die Wahl an?
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ich nehme die Wahl
an.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke
vielmals und ich gratuliere, ich sage es dir, ganz, ganz
herzlich und wünsche dir viel Erfolg! (Allgemeiner
Beifall.)
Zum Wort gemeldet hat sich Herr Amtsf StR Christian
Oxonitsch. Ich erteile es ihm.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wir haben zuerst
schon festgestellt, wir können uns nicht an eine Sitzung
erinnern, die bis dreiviertel sieben Uhr gedauert hat und
wir haben noch keine einzige Postnummer behandelt.
Daher will ich Ihre und eure Geduld nicht
überstrapazieren.
Keine Frage, in die Wiener Stadtregierung berufen zu
werden, ist eine besondere Ehre, vor allem aber auch
natürlich Verantwortung. Eine Verantwortung, der ich mir
bewusst bin angesichts der Tatsache, dass in etwa
12 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in meinem
Bereich tätig sind, sehr engagiert tätig sind und dass es
ein Budget von rund 1,8 Milliarden EUR ist. So ist das
45. Sitzung / 84
eine Verantwortung, der ich mir sehr wohl bewusst bin
und über die ich mich aber auf der anderen Seite
selbstverständlich auch sehr freue, weil es natürlich die
Gelegenheit und die Möglichkeit gibt, gestaltend
einzugreifen und mitzuwirken, dass Wien weiterhin jenen
Erfolgsweg beschreiten kann, den es in den
vergangenen Jahrzehnten beschritten hat und Wien
weiterhin jenen internationalen Stellenwert innehaben
kann, den wir gemeinsam und ich sage ganz bewusst
auch „gemeinsam“ in den vergangenen Jahrzehnten
erreicht
haben
unter
sozialdemokratischen
Bürgermeistern,
unter
sozialdemokratischen
Regierungen, aber immer auch in gemeinsamem Diskurs
in diesem Kreis.
Ich
habe
mich
als
Klubvorsitzender
der
Sozialdemokratischen Fraktion in den vergangenen
Jahren, wie ich meine, immer um ein sehr gutes
Gesprächsklima mit den anderen Fraktionen bemüht,
wohlwissend und das wissen wir alle, dass wir
unterschiedliche ideologische Zugänge haben, dass wir
unterschiedliche politische Einstellungen haben. Aber ich
habe mich bemüht, das Gespräch zu suchen, mit Ihnen
und euch nicht nur im Kreis der Klubvorsitzenden,
sondern, wie ich meine, auch mit vielen Mandatarinnen
und Mandataren. Wir haben in diesen Gesprächen
immer auch Meinungen ausgetauscht und wir haben
sehr oft auch gemeinsame Standpunkte gefunden. Sehr
oft haben wir uns nicht gefunden, das gehört dazu,
davon lebt die Demokratie. Aber sehr oft, wie ich meine,
haben wir auch eine fruchtbare Zusammenarbeit
gefunden.
Ich möchte mich für diese Zusammenarbeit vor allem
bei allen Fraktionen, vor allem natürlich auch bei den
Klubobleuten und bei den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern auch in den anderen Klubs ganz herzlich
bedanken, vor allem aber natürlich auch bei meiner
Fraktion bedanken, der ich als Klubvorsitzender viele
Jahre, acht Jahre waren es immerhin, vorstehen konnte.
Ich kann Ihnen nur sagen, die Arbeit hat mir riesigen
Spaß gemacht, die Arbeit vor allem natürlich mit meiner
Fraktion, aber ich kann auch sagen, die Arbeit mit den
anderen Klubvorsitzenden. Ein herzliches Dankeschön
dafür, meine Damen und Herren! (Allgemeiner Beifall.)
Ich werde mich natürlich bemühen, auch weiterhin
ein offenes Ohr für konstruktive Ideen und konstruktive
Vorschläge zu haben. Ich werde wie bisher das
Gespräch mit all jenen suchen, die ernsthaft an
Lösungen von Problemen interessiert sind. Aber ich
werde auch wie bisher - und auch das war natürlich eine
wesentliche Aufgabe des Klubvorsitzenden - auch in
dieser Funktion, sage ich ganz offen, für reine Polemik,
für untergriffige Angriffe nicht zur Verfügung stehen. Ich
werde für politische Spielchen und Unwahrheiten
weiterhin auch kein Verständnis haben und vor allem
auch kein Verständnis haben, wenn im politischen
Diskurs etwas Platz greift, von dem ich überhaupt nichts
halte: Es ist die Intoleranz, es ist die Ausgrenzung, es ist
Diskriminierung. In diesen Fragen werde ich auch in
meiner zukünftigen Funktion sicherlich eine klare Grenze
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
aufzeigen, denn ich denke, so ernst und so wichtig sind
viele jener Aufgaben, die in der Politik tagtäglich immer
wieder aufs Neue vor uns liegen.
Und keine Frage, die Bildungspolitik erlebt ja derzeit
gerade auch wieder sehr bewegende Zeiten. Nach vielen
Jahren des Stillstandes in diesem Bereich sind in den
vergangenen drei Jahren ja durchaus wieder Reformen
im Bildungswesen in Gang gekommen, wichtige
Reformen, wie ich meine, bei denen es jetzt für uns, für
Wien natürlich gilt, die wesentlichen und richtigen
Schritte zu unterstützen. Ich werde diese Reformschritte
sicherlich mit aller mir zu Gebote stehender Kraft
unterstützen, denn da sind wir uns immer wieder einig,
dass gerade Bildung natürlich einen ganz besonderen
Stellenwert hat. Keine Frage, nicht alles. Es sind ja heute
schon viele Latten sehr, sehr hoch gelegt worden und da
kennen wir alle das Spielchen, dass man Latten
manchmal durchaus höher legt, damit es dann ja sehr
schwierig ist, drüber zu kommen. Aber ich nehme die
vielen Anregungen, die heute in der Debatte im Vorfeld
der Dringlichen zu diesem Tagesordnungspunkt genannt
worden sind, sehr, sehr ernst. Wir werden sicherlich über
viele der Punkte das wirklich intensive Gespräch in den
nächsten Monaten aufnehmen. Aber es kann klarerweise
nicht alles von heute auf morgen wieder gut gemacht
werden, was in Jahren einer sehr rückwärts gewandten
Bildungspolitik zerstört wurde, Stichwort PISA, Stichwort
PIRLS. Da brauchen wir in den nächsten Wochen,
Monaten und wahrscheinlich auch Jahren gemeinsame,
intensive Anstrengungen, um hier jenen Rückschritt, den
wir in den vielen Jahren davor mit einer rückwärts
gewandten
Bildungspolitik
verzeichnen
konnten,
tatsächlich wieder aufheben zu können.
Aber wir befinden uns, wie ich meine, abseits der
aktuellen politischen Diskussion vom Grundsatz her
durchaus auf einem richtigen Weg. Wir haben uns ja
über Parteigrenzen hinweg in diesem Haus für ein neues
Bildungsmodell auch in Wien entschlossen. Die
Campusmodelle bringen sicherlich in diesem Bereich
eine wesentliche neue Dynamik. Wir sind aber auch
gerade in diesem Bereich - das soll nicht vergessen
werden, weil hier viele Punkte angesprochen und medial
auch ausgesandt wurden - nicht auf einer Insel, sondern
wir sind natürlich auf gesetzliche Rahmenbedingungen
auch des Bundes angewiesen. Hier kann ich nur alle
Fraktionen auffordern, wenn Sie es ernst meinen, dass
viele der Punkte, die heute hier angesprochen wurden,
umgesetzt werden können, das auch auf der
entsprechenden bundespolitischen Ebene tatsächlich zu
unterstützen, damit wir in der Lage sind, diesen
Reformeifer im Bereich der Bildungspolitik der letzten
drei Jahre tatsächlich unterstützen zu können und hier
das Beste für die Wiener Kinder herauszuholen. Ich
glaube, es lohnt sich dieser gemeinsame Einsatz im
Interesse der Wiener Kinder, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der SPÖ.)
Es ist - und ich setze das tatsächlich voraus - über
alle Grenzen hinweg natürlich unsere gemeinsame
Aufgabe, allen Kindern in dieser Stadt die beste nur
45. Sitzung / 85
mögliche Bildung ins Leben mitzugeben und das
möglichst auch ganztags. Es sind hier viele gute
Anregungen heute schon gemacht worden. Ich denke
auch, dass gerade dieser Bereich sehr wesentlich ist
auszubauen. Da soll nicht vergessen werden, dass
gerade in diesem Bereich zum Beispiel auch von meiner
Vorgängerin die Ganztagsbetreuung und auch die
Ganztagsschulen sehr wesentlich ausgebaut wurden.
Wir wollen das weiterhin, wir wollen diesen Weg weiter
fortsetzen. Aber auch hier gibt es bestimmte Grenzen,
denen wir ausgesetzt sind. Wenn wir sie gemeinsam
aufheben
können,
diese
bundesgesetzlichen
Regelungen, dann stehen wir dafür zur Verfügung, denn
ich denke auch, dass eine Mischung aus Lernzeit, aus
Freizeit, aus begleitenden Lernzeiten ein ganz
wesentlicher Bereich ist, um tatsächlich in diesem
Bereich der Bildung das Optimale herauszuholen.
Es ist dieser Ausbau des Ganztagsschulsystems,
aber auch der ganztätigen Betreuung auf der anderen
Seite, die wir in Wien zustande gebracht haben,
tatsächlich eine Leistung, die nicht hoch genug
einzuschätzen ist, deshalb nicht hoch genug
einzuschätzen ist, weil sie auch das Miteinander in
dieser Stadt tatsächlich fördert. Ich habe nicht nur als
Vater in den vergangenen Jahren immer wieder viele
Schulen auch besucht, wo man sich durchaus vor Augen
führen kann, wie hervorragend das Zusammenleben
abseits der politischen Polemik, die immer wieder hier im
Haus auch angeführt wird, vor Ort tatsächlich auch
funktioniert, wie Kinder in dieser Frage offen miteinander
umgehen und diesen Weg, meine Damen und Herren,
werde ich zweifelsohne auch in der Zukunft weitergehen.
Die Schule für pädagogisch wertvolle Aufgaben zu
nutzen, bedeutet aber auch, dass wir jenen Kindern die
entsprechenden Förderungen zukommen lassen können
und auch müssen, die sie brauchen. Wir müssen es
einfach gemeinsam wieder schaffen, dass sprach- aber
auch sprechschwache legasthene Kinder und viele
andere mehr auch an den Schulen wieder jene
Unterstützung bekommen, die sie vor einigen Jahren, vor
2000, durchaus hatten, die dann aber zahlreichen
Kürzungsmaßnahmen zum Opfer gefallen sind. Es kann
nicht so sein, dass nur jene diese Unterstützung in
Anspruch nehmen können, die es sich leisten können.
Denn keine Frage, jeder Euro, der im Bildungssystem
investiert wird oder nicht investiert wird, ist letztendlich im
Sozialbudget um das Dreifache wieder zu bedecken.
Daher ist einfach tatsächlich die Investition in die
Bildung, wie wir es in Wien in der Vergangenheit durch
unser Schulinvestitionsprogramm und die Investitionen in
die Erneuerung und Modernisierung der Schulen
gemacht haben, aber auch die entsprechende
Ressourcenausstattung der Schulen ein Weg, der
erfolgversprechend ist, den wir in den vergangenen
Jahren richtig eingeleitet haben und den wir auch in der
Zukunft sicherlich gemeinsam gehen werden.
Wir haben in den Schulen eine große, große Zahl
und ich kann mich dessen immer wieder auch versichern
und es ist ja durchaus auch in meinem Bereich
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
unmittelbar angesiedelt, von wirklich engagierten
Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrerinnen und
Lehrern, die oft weit über ihre eigentlichen Aufgaben
hinaus für die Kinder da sind. Wir müssen daher auch
alles tun, dass sie weiterhin motiviert bleiben, damit sie
gute Arbeits- und Lehrbedingungen haben. In unserem
Bereich ein ganz wesentlicher Schritt.
Wir haben hier, glaube ich, die richtigen Schritte
gesetzt und ich werde mich vor allem in den nächsten
Monaten
bemühen,
dass
dieses
Schulsanierungsprogramm, das eben die optimalen
Arbeitsbedingungen für die Lehrerinnen und Lehrer im
Pflichtschulbereich der Stadt sicherstellen soll,
tatsächlich auch rasant und rasch umgesetzt wird, so wie
wir das in den vergangenen beiden Jahren gemacht
haben.
Wir verstehen hier auch den Kindergarten
selbstverständlich
als
Bestandteil
dieses
Bildungssystems. Es sind Orte, wo sich unglaublich viele
Chancen für die Jüngsten in unserer Stadt auftun, ganz
egal, woher sie kommen, ganz egal, mit welcher
familiären Situation sie in den Kindergarten eintreten. Es
sind dies Orte einerseits der Begegnung, aber es sind
vor allem auch Orte, wo sie in der Lage sind, auf
spielerische Art und Weise Dinge zu lernen, die ein
friedliches Zusammenleben, die Toleranz fördern. Da ist
das für uns nicht nur eine Aufbewahrungsstätte, sondern
es ist der Kindergarten für uns tatsächlich eine
Bildungseinrichtung.
Der Bildungsplan, den wir hier in Wien verabschiedet
haben, ist eine wesentliche Grundlage dafür. Wir werden
in den nächsten Jahren in den zusätzlichen Ausbau der
Kindertagesheime tatsächlich auch weiterhin investieren.
Deshalb war natürlich auch die Entscheidung für uns, in
Wien ab Herbst den Gratiskindergarten von null bis drei
Jahre einzuführen, nicht nur eine Maßnahme, um
Familien finanziell zu entlasten, sondern es war vor allem
auch ein wichtiger Antrieb für uns, dass wir die
Kindergärten als Bildungseinrichtung sehen und
möglichst viele in die Lage kommen sollen, den
Kindergarten auch zu besuchen und diesem Besuch hier
finanziell keine Grenzen gesetzt sind. Das große
Interesse an diesem Quantensprung auch in der
öffentlichen Auseinandersetzung, und ich sage, es ist ein
Quantensprung eben im Bereich der Bildungspolitik und
nicht in der Betreuung von Kindern, zeigt, dass wir mit
dieser Maßnahme auf dem richtigen Weg sind und ich
werde alles dafür tun, dass die Umsetzung sehr rasch
und zügig voran geht. Die Verhandlungen haben
begonnen, die Verhandlungen werden geführt werden
und wir werden diese Verhandlungen und ich werde
diese Verhandlungen, so hoffe ich, gemeinsam auch zu
einem guten Erfolg bringen.
Meine Damen und Herren, Kindern und Jugendlichen
ein entsprechendes Umfeld zu geben, in dem sie
möglichst viele Verwirklichungschancen vorfinden, in
dem sie Anregung aber auch Anleitung finden, ist Rolle
und Aufgabe auch der Familie.
Aber es ist natürlich - und das ist schon mein
45. Sitzung / 86
Selbstverständnis
- eine Aufgabe der Stadt,
insbesondere dort, wo das familiäre Umfeld nicht in der
Lage ist, wo finanzielle Unterstützung oder Beratung
oder auch Hilfe in Krisen notwendig ist oder wo es
einfach Sinn macht, wie in der außerschulischen
Jugendbetreuung, Bildung und Jugendwohlfahrt, diesen
Menschen zusätzliche Unterstützung zu geben. Ich
komme aus diesem Bereich und weiß daher tatsächlich,
wovon ich in diesem Bereich spreche. Menschen nicht
allein zu lassen, wenn sie Probleme haben, haben wir
als Sozialdemokraten, hat die Stadt mit ihren
engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer als
ihre Aufgabe gesehen. Ich werde auch in meiner
Amtstätigkeit und in meiner Amtsführung diesem Bereich
ein besonderes Augenmerk widmen und mich sicherlich
mit besonderem Engagement engagieren.
Aber es ist nicht nur dieser Bereich, der zur
Geschäftsgruppe gehört, der Bereich der Bildung und
der vielen Maßnahmen, die sich in Umsetzung befinden,
sondern ein anderer Bereich, der sozusagen mithilft, jung
zu bleiben. Das ist der gesamte Bereich der
Sportagenden, die sich in diesem Ressort befinden. Ich
würde dazu selbstverständlich ganz bewusst die Bäder
dazuzählen, die einen sehr wichtigen und wesentlichen
Beitrag zu gesunder Bewegung leisten.
Immer
wieder
finden
in
Wien
sportliche
Großereignisse statt, die Auslöser für verstärkte
sportliche Begeisterung sind. Das in Zukunft aktiv zu
unterstützen, die Wienerinnen und Wiener anzuregen,
auf der einen Seite zusätzliche Bewegung zu machen
und auf der anderen Seite auch schöne sportliche
Events in dieser Stadt zu feiern, wie wir das bei der
EURO im vergangenen Jahr gemacht haben, wird
sicherlich ein ganz wesentlicher Bereich sein. Denn wir
wollen in Wien weiterhin einerseits durch die Förderung
des Breitensports, andererseits durch die Förderung des
Nachwuchssports, aber natürlich mit einer speziellen
Förderung des Spitzensports weiterhin Europameister,
Weltmeister, aber auch Olympiasieger fördern und
fordern. Die Voraussetzungen in dieser Stadt sind
ausgesprochen gute. Wir brauchen uns nur das
Sportstättenangebot
anzusehen.
Kaum
eine
Millionenstadt kann auf ein so dichtes Netz von
Sportstätten blicken. Sie zu erhalten, aber vor allem auch
die vielen engagierten Vereine in ihrer Arbeit zu
unterstützen,
wird
sicherlich
ein
wesentlicher
Schwerpunkt, dem ich mich in meiner Arbeit widmen
werde.
Die Information der Bevölkerung ist ein weiterer
wesentlicher Aufgabenbereich der Geschäftsgruppe,
einerseits durch den PID, aber vor allem natürlich auch
in der Hilfestellung bei den konkreten kleinen Problemen
vor Ort, also im Bereich des Bürgerdienstes, dem ich
mich natürlich in der Arbeit besonders widmen werde,
weil
ich
weiß,
wie
wichtig
gerade
diese
Konfliktlösungsinstrumentarien sind, zum Beispiel im
Bereich des Bürgerdienstes, wo es um die kleinen
Ärgernisse der Menschen in dieser Stadt geht. Es ist
heute in der Diskussion der Dringlichen Anfrage
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
durchaus auch darauf hingewiesen worden, in welch
vielen Bereichen diese Stadt sich immer wieder bemüht,
den Menschen konkrete Hilfestellung zu geben. Das
macht
der
Bürgerdienst,
aber
es
informiert
selbstverständlich
auch
der
Presseund
Informationsdienst über all die sonstigen Hilfsangebote,
die es in dieser Stadt gibt. Daher nehmen auch viele
diese Angebote in Anspruch, weil wir offensiv
informieren. Wir schaffen nicht nur Angebote und reden
nicht darüber, sondern wir müssen den Menschen auch
sagen, wo sie in konkreten Problemlagen Hilfe und
Unterstützung kriegen. Das ist sicherlich ein ganz
wesentlicher Bereich in meiner Geschäftsgruppe, dem
ich natürlich besondere Aufmerksamkeit widmen werde.
Denn ich halte es für notwendig und wichtig, gerade in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie jenen, in denen wir
uns jetzt befinden, dass den Menschen bewusst wird, in
welchen Problemlagen sie mit welcher Unterstützung
rechnen können. Die Stadt leistet hier Hervorragendes
und vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Stadt leisten Hervorragendes.
Meine Damen und Herren, keine Frage, Wechsel in
politischen Funktionen sind immer spannende Zeiten. Es
sind auch turbulente Zeiten. Wir erleben diese gerade.
Ich erlebe diese gerade, aber ich will auf jeden Fall dazu
beitragen, dass Gutes und Bewährtes weitergeführt wird,
dass Gutes aber durchaus noch besser wird. Ich werde
mich bemühen und mache dieses Angebot offensiv an
Sie alle, wenn Probleme auftauchen, sie zu benennen,
damit wir uns um politische Lösungen und um konkrete
Lösungen bemühen können, nicht hier über Fälle zu
sprechen, die man sich monatelang aufhebt, um sie
vielleicht in der einen oder anderen Rede loswerden zu
können, sondern wenn es Probleme in Bereichen gibt,
dann ist meine Tür offen. Sie war offen in meiner
Funktion als Klubvorsitzender, sie war auch immer offen
in
meiner
Funktion
als
Gemeinderat
und
Landtagsabgeordneter. Sie ist dafür offen für Sie alle.
Wenn es Probleme gibt, schauen wir sie uns an. Wenn
es dann zu keinen konkreten Lösungen kommt, können
wir da noch immer darüber streiten. Aber ich glaube, die
Menschen in Wien haben es sich verdient und sie haben
vor allem auch das Angebot in dieser Stadt, dass
Probleme rasch und kompetent gelöst werden und ich
möchte Sie alle dabei unterstützen.
Es unterstützen mich in diesem Bereich, und davon
bin ich überzeugt und das ist mir völlig bewusst, über
12 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der
Jugendwohlfahrt, im Bereich der außerschulischen
Jugendarbeit, die Pädagoginnen und Pädagogen in den
Kinderbetreuungseinrichtungen, die Lehrerinnen und
Lehrer, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Bürgerdienst, in den Bädern, in den Büchereien, im
Bereich des Sports, der Erwachsenenbildung, der
Informationsarbeit. Unser gemeinsames Anliegen ist,
Wien weiterhin positiv zu entwickeln und weiterhin
sicherzustellen, dass Wien jenen internationalen
Spitzenplatz auch in Zukunft einnimmt, auf den wir zu
Recht alle gemeinsam stolz sind.
45. Sitzung / 87
Es ist mein Wien. Es ist meine Geburts- und meine
Heimatstadt. Ich freue mich darauf, für diese Stadt in
dieser Funktion tätig sein zu können und freue mich auf
die Zusammenarbeit mit Ihnen. - Danke schön. (Lang
anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Geschätzte
Kolleginnen und Kollegen!
Wir fahren nun in der Tagesordnung fort.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 62 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft verschiedene
Ergänzungswahlen, welche nach dem Ableben von Frau
GRin Rosemarie Polkorab erforderlich sind.
Für den Gemeinderatsausschuss Kultur und
Wissenschaft schlägt die Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates Herrn GR Dr
Harald Troch als Mitglied vor. - Ich bitte jene Damen und
Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben
wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich danke für die
einstimmige Annahme dieses Vorschlages.
Für den Gemeinderatsausschuss Gesundheit und
Soziales schlägt die Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates Frau GRin EvaMaria Hatzl als Ersatzmitglied vor. - Ich bitte jene Damen
und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung
geben wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich danke
auch hier für die Einstimmigkeit.
Und für den Gemeinderatsausschuss Umwelt schlägt
die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates Herrn GR Ernst Holzmann als
Mitglied vor. - Ich bitte jene Damen und Herren, die
diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um
ein Zeichen mit der Hand. - Ich danke auch hier für die
Einstimmigkeit.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 24 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine
Subvention an den Verein der Freunde der Berufsschule
der Spar AG. Zum Wort ist niemand gemeldet. Wir
kommen daher zur Abstimmung.
Wer dieser Postnummer 24 die Zustimmung erteilt,
den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Wird von
ÖVP, SPÖ und GRÜNEN und damit ausreichend
unterstützt.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 29 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine
Subvention an das Kinderbüro der Universität Wien. Ich
bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag (FH) Tanja
Wehsely, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag (FH) Tanja Wehsely:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bitte
um Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke und
eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin
Mag Anger-Koch. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt
Wien):
Sehr
geehrter
Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Wir
wollen
zu
diesem
Poststück
einen
Abänderungsantrag einbringen, mein Kollege Dr
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Wolfgang Aigner und meine Kollegin Monika Riha,
betreffend die Angleichung der Subventionen der Stadt
Wien für die Kinderuni Wien an die Höhe der Subvention
des Bundesministeriums für Wissenschaft und
Forschung. Die Subvention für die Kinderuni Wien soll an
die Subvention durch das Bundesministerium für
Wissenschaft und Forschung in der Höhe von
64 500 EUR angeglichen werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrages beantragt. - Danke. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist
niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Mag (FH) Tanja Wehsely:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ganz kurz zu dem Akt: Wir freuen uns sehr, dass wir
den Akt unterstützen können, das als Stadt gemeinsam
durchzuführen. Wir hatten im Ausschuss eine kurze
Diskussion zum Kinderbüro.
Kinder als geborene ForscherInnen sozusagen mit
solchen Projekten konfrontieren zu können, sie
unterstützen zu können, sich in ihrer Art Wissen über
ganz verschiedene Felder anzueignen, ist schön,
besonders auch on tour und vor Ort bei jenen Kindern,
die vielleicht nicht den Weg in die Uni selbst finden,
durch Eltern, die sie darauf stoßen, also auch in
Lebensbereiche von Kindern vorzudringen, die sich das
sozusagen alleine erarbeiten müssen, nicht die
Unterstützung von zu Hause haben. Also sicherlich eine
ganz gelungene Sache.
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen nun
zur Abstimmung.
Mir liegt ein Abänderungsantrag der ÖVP vor. Er
wurde erst vor Kurzem vorgetragen. Es wird die sofortige
Abstimmung verlangt. - Wer diesem Abänderungsantrag
die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit
der Hand. - Wird von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN
unterstützt und ist damit nicht ausreichend unterstützt.
Wir kommen daher zur Abstimmung über die
Postnummer 29. Ich bitte jene Damen und Herren des
Gemeinderates, die diesem Poststück ihre Zustimmung
geben, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich danke für die
einstimmige Annahme.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 31 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine
Subvention an die Österreichischen Kinderfreunde,
Landesorganisation Wien. Ich bitte die Berichterstatterin,
Frau GRin Mag (FH) Tanja Wehsely, die Verhandlung
einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag (FH) Tanja Wehsely:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bitte
um Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich eröffne die
Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Jung. Ich
erteile es ihm.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener
Freiheitlichen):
Herr
Vorsitzender!
Frau
45. Sitzung / 88
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Nachdem wir dieses Thema morgen noch ausführlich
behandeln werden, kann ich es kurz machen.
Ich bringe den Beschlussantrag der GRe Gudenus,
Matiasek und Jung betreffend kostenloser Kindergarten
ein. Er behandelt im Wesentlichen unsere Besorgnis,
dass die politischen Vorgaben hinsichtlich der
Rahmenbedingungen auf Kosten des jetzt schon total
überlasteten Personals umgesetzt werden könnten. Es
fehlen, wie bekannt, ungefähr 140 Planstellen für
KindergartenpädagogInnen, die nicht besetzt sind. Der
Antrag lautet:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich für eine
kräftige Aufstockung der finanziellen Mittel für
Adaptierung
und
Schaffung
von
Kindergartentagesheimen, als auch für die Aufnahme
von Personal in den Wiener Kindergärten in der Höhe
von mindestens 20 Millionen EUR jährlich, zweitens für
die Anstellung von weiteren mindestens 500
Kindergartenpädagogen, drittens für die Aufstockung von
Kindertagesheimen und Gruppen, sodass jedes in einem
Kindertagesheim zu betreuende Kind einen Platz erhält,
viertens für eine Regelung, bei der auch die Betreuung
durch Tagesmütter kostenlos angeboten werden kann,
fünftens für einen Rechtsanspruch auf einen kostenlosen
Kindergartenplatz und sechstens dafür aus, dass die
Gemeinde Wien private Kindergärten so unterstützt,
dass auch dieser kostenlos angeboten werden kann.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.“ - Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Riha. Ich erteile es ihr.
GRin Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr
geehrter Herr Stadtrat! - Ich glaube, er ist noch da. Ja. Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich hatte zwar eigentlich vor, mich länger mit dem
Thema Kinderbetreuung zu beschäftigen, aber da es
morgen ein Schwerpunkt wird, werde ich auch
versuchen, eine Kurzfassung zu bringen. Es ist mir aber
schon wichtig, ein paar Details oder ein paar Dinge
festzuhalten.
Wenn
Sie,
Herr
Jung,
500
neue
KindergartenpädagogInnen fordern, dann ist das eine
gute und richtige Forderung, nur die Frage ist, wo wir
diese hernehmen, weil man sie ja nicht erfinden kann.
Man kann sie auch nicht über das AMS suchen. Man
kann sie auch nicht innerhalb von drei Monaten
ausbilden. Diese Ausbildung dauert mehrere Jahre. Bei
der Ausbildung, die derzeit stattfindet, wo immer von 750
Personen in der Ausbildung gesprochen wird, ist
festzuhalten, dass derzeit maximal 30 Prozent der
SchülerInnen von den Bildungsanstalten in den Beruf
gehen. Das heißt, 70 Prozent gehen nicht in den Beruf.
Faktum
ist,
es
fehlen
derzeit
KindergartenpädagogInnen. Diese werden zum Teil noch
durch
KindergartenpädagogInnen
aus
den
Bundesländern ersetzt, aber auch das wird mit dem
Ausbau der Kindergärten in den Bundesländern
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
nachlassen. Wir haben bis zum nächsten Fertigwerden,
nämlich im Jahr 2011, zwei Jahre lang einfach ein
Defizit, wo wir nicht wissen, wo wir die
KindergartenpädagogInnen hernehmen. Das ist ein Fakt.
Da wird uns in den nächsten zwei Jahren etwas einfallen
müssen, denn sonst nützt auch der gebührenfreieste
Kindergarten
nichts,
wenn
es
keine
KindergartenpädagogInnen gibt, die drinnen stehen.
Das Zweite ist, wenn es einen Kindergarten geben
soll, der gebührenfrei ist - wobei da noch die Frage ist,
wie er tatsächlich ist, aber diese Debatte werden wir
vielleicht morgen intensivieren -, dann brauchen wir auch
genügend Plätze, wenn Herr Bgm Häupl verspricht,
jedes Kind in Wien von null bis sechs wird einen
gebührenfreien Kindergartenplatz erhalten. Daher hoffe
ich, Herr StR Oxonitsch, Ihre Aussage, Kindergarten von
null bis drei war nur ein Versprecher. (Amtsf StR
Christian Oxonitsch: Ja!) - Okay! Wir meinen gemeinsam
null bis sechs. Dann brauchen wir einfach
Kindergartenplätze. Im Moment können Sie den Eltern
nicht
versprechen,
dass
jedes
Kind
einen
Kindergartenplatz erhält. Faktisch fehlen bei den Dreibis Sechsjährigen nach wie vor 15 Prozent und bei den
Unterdreijährigen sind wir noch lange nicht bei dem
Drittel, das die Europäische Kommission verlangt. Also
es fehlen Plätze, es fehlen KindergartenpädagogInnen.
Wenn Sie, Herr StR Oxonitsch, jetzt den
Bildungsplan angesprochen haben, so gibt es in Wien
einen Bildungsplan, der jedoch nur für etwas weniger als
die Hälfte der Kinder in Wien gilt, nämlich nur für die
städtischen Kindergärten. Obwohl die ÖVP bereits vor
zwei Jahren einen Antrag gestellt hat, ist dieser
Bildungsplan noch immer nicht für alle Kindergärten
dieser Stadt gültig. Auch hier wäre es wichtig, endlich
einen Schritt zu setzen und einen Bildungsplan für alle
Kinder in dieser Stadt umzusetzen.
Was mir aber besonders wichtig ist und wo ich auch
zwei Anträge einbringen möchte, ist die Debatte um die
Gebührenfreiheit. Man muss nicht immer das Rad neu
erfinden. Es gibt europaweit schon gute Modelle. In
Hamburg wurde ein gutes Modell entwickelt, nämlich das
Modell, den Eltern direkt einen Gutschein in die Hand zu
geben, der dann für alle Eltern in dieser Stadt gleich ist.
Das wäre das, was Sie fordern, nämlich eine
Mittelstandsförderung, und die Eltern haben die
Wahlfreiheit, den Kindergarten auszusuchen. Damit
würde man niemanden in ein enges Korsett stecken. Das
würde Gerechtigkeit für alle Eltern und für alle Kinder
bedeuten. Das würde auch bedeuten, dass das relativ
einfach zu handlen ist. Daher stellen meine Kollegen
Mag Ines Anger-Koch, Dr Wolfgang Aigner und Sirvan
Ekici den Antrag:
„Der Herr amtsführende Stadtrat für Bildung, Jugend,
Information und Sport wird ersucht, für den beitragsfreien
Kinderbetreuungsplatz in Wien ein Gutscheinsystem, wie
oben aufgezeigt, einzuführen.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrages an den Gemeinderatsausschuss für Bildung,
Jugend, Information und Sport verlangt.“ (Beifall bei der
45. Sitzung / 89
ÖVP.)
Das nächste Thema, das sich den Eltern von
Kindern, die einen Kindergartenplatz brauchen, stellt:
Was haben die Eltern von einem gebührenfreien
Kindergartenplatz - sagen wir, es gäbe mehr -, wenn sie
keinen Rechtsanspruch darauf haben? Wir leben in einer
Zeit, in einer Welt, wo alles gesetzlich geregelt ist.
Bildung ist ein gesetzliches Gut. Der Kindergarten,
haben Sie selbst gesagt, ist eine Bildungseinrichtung.
Daher ist einfach nicht einzusehen, warum Bildung nicht
auch gesetzlich im Wiener Landesgesetz verankert ist.
Daher stellen wir den Antrag:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus,
dass durch geeignete Maßnahmen für alle Kinder von
null bis sechs Jahren ein Rechtsanspruch auf einen
Betreuungsplatz eingeführt wird.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den
amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Information
und Sport beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Ganz zum Schluss möchte ich noch einmal darauf
hinweisen, es waren zwei Gemeinderäte der ÖVP, die
das erste Mal einen Antrag auf einen gebührenfreien
Kindergarten gestellt haben. Das waren nämlich der
Kollege Dr Ulm, der hier noch sitzt - auch da zeichnet er
sich durch Beharrlichkeit aus - und der jetzige
Vizepräsident des Stadtschulrates, Prof Strobl. Sie
haben nämlich am 26.6.2001, und das kann man gerne
nachlesen, das erste Mal den gebührenfreien
Kindergarten in diesem Gemeinderat verlangt. Dieser
wurde damals von der SPÖ abgelehnt. Mittlerweile
freuen wir uns, dass der Herr Bürgermeister 13 Anträge
später, nachdem Sie unseren letzten Antrag am 23.2.
dieses Jahres abgelehnt haben, einen Sinneswandel
vollzogen hat. Wir freuen uns, dass wir Sie endlich davon
überzeugen
konnten,
dass
der
gebührenfreie
Kindergarten ein wichtiger, nicht nur sozialpolitischer,
sondern auch bildungspolitischer Meilenstein ist. (GRin
Nurten Yilmaz: Das glauben Sie aber jetzt selbst nicht!)
Das können Sie gerne nachlesen, 26.6.2001, ist in den
Akten.
Last but not least hat es mich gefreut, dass der Herr
Stadtrat gesagt hat, er ist an Bildungsreformen
interessiert. Ich hoffe, er meint das auch ernst. Wir sind
ganz sicher diejenigen, die Ihnen Bildungsreformen
gerne aufzeigen können. Heute haben Sie die
Gelegenheit, schon unsere zwei Anträge zu
unterstützen. Das wäre ein erstes Zeichen, dass Sie
Reformen ernst nehmen und zumindest darüber
nachdenken, ob das ein neuer Weg in dieser Stadt ist. Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster
zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Wutzlhofer. Ich
erteile es ihm.
GR Mag Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Meine Damen und Herren!
Meiner Meinung nach ist es ein zentraler Bestandteil
sozialdemokratischer Politik, für eine Gesellschaft zu
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
arbeiten, in der alle die gleiche Chance auf Teilhabe
haben. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, dass alle
Leute, und zwar nicht nur Kinder, Jugendliche,
Erwachsene, SeniorInnen, die aus begüterteren oder
besser gebildeten Schichten der Bevölkerung kommen,
einen Zugang zu Information haben, einen Zugang zu
Medien und Informationstechnologie und Media Literacy
haben.
Auch wenn das jetzt nicht zu den beiden
VorrednerInnen passt, finde ich, es ist eine gute
Tradition, im Gemeinderat ein paar Worte zum Akt, der
verhandelt wird, zu verlieren. Das möchte ich hiermit tun.
Es ist ein ganz großes Projekt der Kinderfreunde, einen
solchen Zugang zu vermitteln. Es geht in diesem Akt,
den wir diskutieren, um ein Projekt Media Literacy, also
Kompetenz im Umgang mit Medien und Zugang zu
Medien gerade mit einem Diversitätsansatz, gerade mit
einem niederschwelligen Ansatz zu vermitteln, in der
Freizeitbetreuung, in Parks. Eine tolle Sache.
Ich freue mich auch darüber, dass davon
auszugehen ist - zumindest gehe ich einmal davon aus -,
dass es, so wie im Ausschuss, einstimmig ist und
möchte uns allen dazu gratulieren, dass wir das
ermöglichen und den Kinderfreunden für diese Initiative
danken. (Beifall bei der SPÖ.)
Fast noch zentraler als beim Thema Medien ist der
Aspekt des gleichen Zugangs für alle beim Thema
Bildung. Das ist völlig klar. Ich glaube, im Wesentlichen
gibt es auf der Welt zwei Zugänge zur Bildung. Der eine
ist, dass man Bildungsinstitutionen inszeniert, baut,
eröffnet, wie Schulen, Unis, Kindergärten et cetera,
deren Zweck es ist, Unterschiede, die es gibt, noch zu
verfestigen. Das macht man dann, indem man das
besonders diversifiziert macht, mit großen Hürden, mit
Tests, mit eigenen Einrichtungen, die eher ein bisschen
die lehrreicheren sind und so weiter und so fort. Wir
kennen das. Ich bin auch der Meinung, dass das in
Österreich leider Teil der politischen Kulturen mancher
Mitbewerber ist. Die andere potenzielle Funktion von
Bildung kann sein, dass man Unterschiede in den
Chancen aufhebt und allen Freiheit und Emanzipation
durch Wissen ermöglicht, indem es allen zu Gute kommt.
Ich glaube, in der Kindergartenpolitik haben wir dazu in
Wien immer wesentliche Schritte beigetragen.
Wien ist jetzt mit 345 Millionen EUR - es werden
dann noch 75 Millionen EUR mehr, Jahr für Jahr
wahrscheinlich noch ein bisschen mehr, wir bauen ja
jedes Jahr aus - das Bundesland, in dem mit Abstand am
meisten investiert ist. Das ist schon jetzt so. Ich glaube,
dass mit dem Schritt des beitragsfreien Kindergartens
von
null
bis
sechs
überhaupt
der
größte
bildungspolitische Schritt, zumindest seit ich denken
kann, und das ist seit 1977, gesetzt wird. Ich möchte
nicht irgendwelche großen Schritte von vorher irgendwie
desavouieren. Es macht mich wirklich stolz, da dabei zu
sein und ich glaube schon, dass das zu würdigen ist. Ich
glaube auch, dass das kein Widerspruch dazu ist, dass
man sich Details anschauen und an Weiterentwicklungen
arbeiten muss.
45. Sitzung / 90
Frau Kollegin Riha hat ein paar Punkte
angesprochen.
Ja,
es
stimmt,
trotz
der
345 Millionen EUR, die Wien jetzt schon ausgibt - und
zwar ist es pro Kopf am meisten von allen
Bundesländern, wir haben am meisten Plätze, bei den
Krippen haben wir so viel wie alle anderen zusammen -,
besteht natürlich, überhaupt nicht bestritten, noch
weiterer Platzbedarf. Das ist auch der Grund, warum wir
2008 1 800 Plätze ausgebaut haben, warum wir heuer
2 000 ausbauen wollen, eine Entwicklung, die nicht
enden kann. Völlig klar, die Folge und das Ziel sind, dass
es einen Platz für jedes Kind in Wien gibt. Das ist auch
ein Auftrag an uns alle.
Ja, es gibt Personalbedarf. Es ist etwas Schönes,
wenn ein Bundesland wie Wien so massiv ein Job-Motor
im
Kindergartenbereich
ist.
Wir
bauen
den
Kindergartenbereich aus, auch eine große Leistung der
heute abgetretenen VBgmin Laska. In ihrer Amtszeit ist
der Kindergarten massiv ausgebaut worden. Es ist auch
etwas Schönes, dass uns das jetzt langsam unsere
Nachbarbundesländer nachmachen. Dass das dann
dazu führt, dass es mehr Personalbedarf gibt, ist an sich
etwas Gutes und zugleich ein Auftrag an uns - auch
völlig d'accord. Ich glaube, hier kann man gemeinsam
daran arbeiten. Die Stadt hat mit „Pick up" und „Change",
den Weiterbildungs- und Neuausbildungsprogrammen,
schon einmal vorgehüpft.
Ich gebe dir hundertprozentig recht, dass wir
gemeinsam auf dem Weg weitergehen müssen. Es ist
nie das Ende da. Ich glaube, es ist ein schönes Zeichen,
dass man gerade in der Krise auch Bereiche hat, wo
großartige Jobs in großer Zahl zur Verfügung stehen,
weil die Stadt da viel investiert. Ich glaube, das ist
eigentlich eine Aufgabe, auf die man sich freuen kann.
Was den Bildungsplan betrifft, hast du auch recht. Es
ist unser gemeinsames Ziel, dass der Bildungsplan für
alle Kindergärten gilt. Es ist die einfachste Lösung, das
zu machen, indem man in die Verträge, die man mit den
Trägern für das neue Förderungsmodell neu verhandeln
muss, auch den Bildungsplan hineinschreibt. Ich sehe
das eigentlich als großartige Chance und das wird sicher
nicht an uns vorbeigehen. Wir haben das hier ja
gemeinsam beschlossen.
Ja, es sind noch einige Details nicht klar, aber ich
möchte schon sagen, was kommt, ist auf jeden Fall,
durch die Ankündigung und die Fixierung, die wir hier
abgegeben haben, dass für alle Kinder, die in der Stadt
einen Kindergartenplatz haben, nicht nur einen
Kindergartenplatz, sondern einen Kinderbetreuungsplatz,
ob das bei den privaten Trägern, bei den
gemeinnützigen, bei den städtischen oder ob das bei
einer Tagesmutter, in einer Kindergruppe ist, und das
sind um die 60 000, die 226 EUR nicht zu zahlen sind.
Das sind 2 712 EUR im Jahr. Wenn man zwei Kinder
hat, sind es 5 424 EUR im Jahr. (GRin Monika Riha: Das
ist nur bei einem Ganztagesplatz! Das stimmt so nicht!) Wenn man keinen Ganztagesplatz in Anspruch nimmt,
dann ist es klar, dass es nur eine Förderung für keinen
Ganztagesplatz
gibt.
Aber
wenn
man
einen
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Ganztagesplatz in Anspruch nehmen möchte, bekommt
man damit eine Förderung. Noch einmal, 2 712 EUR im
Jahr, das ist die größte Mittelstandsförderung, die in
dieser Republik je ausgezahlt wurde! Es ist absolut
großartig, dass wir das hier in Wien ermöglichen können!
(Beifall bei der SPÖ.)
Wie das dann im Detail ausschaut, ist überhaupt
keine Frage, dass das gemeinsam zu klären ist. Ich
möchte auch nicht anstehen, dir und allen anderen
Vertretern privater Träger, in dem Fall dir als Vertreterin
einer privaten Einrichtung, dafür zu danken, dass man
konkret, konsequent und positiv zusammenarbeitet. Die
Stadt Wien hat nicht umsonst die Hälfte ihrer ganzen
Plätze über private Träger abgedeckt. Die Kinderfreunde,
KIWI, Muku, die Konfessionellen und viele kleine
Kindergruppen sind alle ein Rädchen in dem
Riesensystem, das zu 77 000 Betreuungsplätzen führt.
Es ist völlig klar, dass am Schluss des Weges zum
Gratiskindergarten eine Vereinbarung mit all diesen
Trägern führt, die letztendlich alle diese Regel
unterschreiben können. Da jetzt irgendwie Probleme
aufzuzeigen, ist richtig, Skandale daraus zu machen,
finde ich gerade angesichts einer Sache, die für 60 000
Leute eine Riesenverbesserung bewirkt, so wie Leute
von einer UFO-Sekte, die vor dem Weltuntergang
warnen. So ist es mir heute bei den Wortmeldungen
nach dem Rücktritt von Grete Laska gegangen, aber jetzt
haben wir das UFO-Sektenthema abgeschlossen. (GR
Mag Wolfgang Jung: Das war dort richtig!) - Die UFOSekte hat sich zu Wort gemeldet.
Zu Hamburg: Alle Modelle muss man prüfen. Zur
Wahlfreiheit muss ich nur sagen, die Wahlfreiheit ist im
Wiener System mehr gegeben als im Hamburger
System. Es ist ja nicht so, dass jetzt vorgeschrieben
wird, ob man sein Kind bei einer Tagesmutter, bei einer
Kindergruppe, in einem städtischen Kindergarten, in
einem Kindergarten der Kinderfreunde, in einem KIWIKindergarten betreuen und bilden lässt. Das ist jedem
selbst unbenommen. Ganz im Gegenteil, in Zukunft gibt
es für alle Kinder die gleiche Förderung dafür. In
Hamburg ist es so, dass das Jugendamt den Bedarf
bestimmt, und zwar abgesehen davon, ob die Eltern viel
oder wenig arbeiten. Abhängig von der Arbeitszeit
bestimmt das Jugendamt den Bedarf und stellt diesen
Gutschein aus. Ich habe noch einmal nachgelesen und
nachrecherchiert. Dann sind die Kinder mit den guten
Gutscheinen, also mit den Eltern, die voll berufstätig
sind, bevorzugt und werden von den Trägern - auch in
Hamburg gibt es eine enge und knappe Platzsituation lieber genommen als die anderen. Also das ist im
Grunde genommen erstens ein Aufgeben von
Qualitätssicherung und zweitens weniger Wahlfreiheit als
in Wien.
Ich halte es für richtig, dass man über alle
Möglichkeiten diskutiert. Ich finde daher auch die
Vorschläge spannend. Man darf sich aber nicht erwarten,
dass man am ersten Tag, sozusagen der
Amtseinführung, eines neuen Stadtrates, der mit offenen
Händen auf alle zugeht, mit 34 fertigen Anträge kommen
45. Sitzung / 91
kann, dass die dann abgestimmt werden und dass das
so ist. Das ist auch keine Form von Kommunikation!
Daher bitte ich jetzt schon um Verständnis. Das führt zu
Gesprächen, keine Frage, aber natürlich nicht um eine
180-Grad-Wendung. Hier gibt es auch nichts um
180 Grad zu wenden, wir sind hier auf einem sehr guten
Weg.
Apropos sehr guter Weg und dass das die Idee der
ÖVP ist - dann bin ich schon fertig: Ja, es ist richtig, die
ÖVP hat den Gratiskindergarten gefordert und Anträge
dazu gestellt. Das ist ja in jedem Protokoll nachlesbar.
Aber ich war in, sagen wir einmal, 95 Prozent der Fälle
Redner in den Debatten zu diesen Anträgen. In der
Regel haben die Vertreterinnen und Vertreter der ÖVP
immer Niederösterreich erwähnt, weil die dort so viel
machen und das seien so tolle Benchmarks, müsse man
schon sagen. Ich meine, dort wo die ÖVP bislang die
Möglichkeit hatte, es selbst zu machen, gibt es das
vielleicht gratis, so wie in Niederösterreich, aber halt für
viel weniger Plätze und bis mittags. Nachher, abgesehen
davon, dass es nachher nicht einmal ein pädagogisches
Angebot,
sondern
nur
ein
Betreuungsund
Aufbewahrungsangebot ist, muss man erst recht zahlen.
Oder das gibt es nur in der Hauptstadt. Ich möchte gar
nicht irgendwie polemisch sagen, es ist toll, dass sich da
etwas bewegt. Es ist toll, dass sich zum Beispiel jetzt
auch in Oberösterreich etwas bewegt.
Von null bis drei war es nie die Forderung der ÖVP,
nicht in Oberösterreich, in Niederösterreich schon gar
nicht. Dort gibt es überhaupt nichts von null bis drei. Gar
nichts! Ich vermute, dass es in der ÖVP Kräfte gibt, die
das von null bis drei gar nicht so gut finden. Vielleicht ist
das ein Grund. Ich finde, es ist daher ein bisschen
seltsam, wenn man sich jetzt als Vorkämpfer inszeniert.
Es ist einigermaßen gewagt.
Es ist aber egal. Ich glaube, und lade auch alle in der
ÖVP dazu ein, dass es viele Möglichkeiten der
Zusammenarbeit gibt, dem Bund gegenüber, der Frau
Kollegin Marek gegenüber, die jetzt der Meinung ist, das
mit dem verpflichtenden letzten Jahr geht heuer noch
nicht, weil es eben in den Bundesländern so schwierig
ist. Ich glaube, da könnte Wien als Benchmark durchaus
vorkämpfen, was eine akademische Ausbildung betrifft,
was die Ausdehnung unseres Modells in anderen
Bundesländern betrifft. Ich glaube, es gibt viel zu tun. Vor
allem aber gäbe es für die ÖVP in der Bildungspolitik die
Hauptaufgabe, die Blockadetaktik aufzugeben, wenn es
um Schule geht und einfach nicht mehr permanent den
Geist der Neugebauers, Gehrers, Cortolezis, und wie die
wirkliche Betonfraktion der ÖVP-Bildungspolitik auch
immer heißen mag, zu füttern. Wochen, nachdem die
Grundlagen der Campusschule hier im Gemeinderat
beschlossen worden sind, das zu plakatieren und zu
sagen, Sie seien die Vorkämpfer der Bildungspolitik, ist
originell, aber es bringt uns nicht weiter!
Daher freue ich mich, dass es jetzt im
Kindergartenbereich substanziell und von der Stimmung
her völlig anders abläuft. Ich glaube, es ist eine
großartige Arbeit, die hier geleistet wird, vor allem von
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
den MitarbeiterInnen der MA 10, gemeinsam mit den
Partnern bei den Privaten, einen bildungspolitischen
Meilenstein, der in Österreich seinesgleichen sucht,
umzusetzen. Das erfüllt mich mit Stolz! (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zum Wort ist niemand
mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau
Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir
kommen zur Abstimmung.
Wer der Postnummer 31 die Zustimmung erteilen
kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. Einstimmige Zustimmung.
Es liegen mir drei Anträge vor.
Und zwar ein Beschlussantrag der FPÖ bezüglich
Gratiskindergarten, kräftige Aufstockung der finanziellen
Mittel, Anstellung von 500 KindergartenpädagogInnen. In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. Wer diesem Antrag die Zustimmung erteilen
kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - ÖVP,
FPÖ, GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit.
Der nächste Antrag ist von den Gemeinderäten der
ÖVP, betreffend Einführung eines Gutscheinmodells für
den gebührenfreien Kinderbetreuungsplatz. In formeller
Hinsicht wird die Zuweisung dieses Antrages an den
Gemeinderatsausschuss Bildung, Jugend, Information
und Sport verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann,
den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die
Einstimmigkeit fest.
Der
nächste
ist
ein
Beschlussund
Resolutionsantrag, ebenfalls von der ÖVP, betreffend
Einführung
eines
Rechtsanspruchs
auf
einen
Betreuungsplatz für alle Kinder von null bis sechs
Jahren. In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den
amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Information
und Sport beantragt. Wer diesem Antrag zustimmen
kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - ÖVP,
FPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche
Mehrheit.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 32 der
Tagesordnung zur Abstimmung. Sie betrifft eine
Subvention an den Verein „Public Art Projects". Wer
dieser Postnummer die Zustimmung geben kann, den
bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ
und ÖVP, somit mehrstimmig beschlossen.
Nun gelangt die Postnummer 1 der Tagesordnung
gleich zur Abstimmung, weil wieder keine Wortmeldung
mehr vorliegt. Sie betrifft eine Subvention an den Verein
FIBEL - Fraueninitiative Bikulturelle Ehen und
Lebensgemeinschaften. Wer diesem Geschäftsstück die
Zustimmung erteilen kann, den bitte ich um ein Zeichen
mit der Hand. - Ich stelle die Zustimmung bei SPÖ und
GRÜNEN fest.
Die Postnummer 2 der Tagesordnung wird auch nur
mehr abgestimmt. Sie betrifft eine Subvention an den
Verein „WUK - Verein zur Schaffung offener Kultur- und
Werkstättenhäuser". Wer dieser Postnummer die
Zustimmung erteilen kann, den bitte ich um ein Zeichen
mit der Hand. - ÖVP, SPÖ und GRÜNE, mehrstimmig so
beschlossen.
45. Sitzung / 92
Ich schlage vor, die Berichterstattungen und die
Verhandlungen über die Geschäftsstücke 3, 4, 7, 8, 10,
11, 12, 13, 17, 18 und 21 der Tagesordnung, sie
betreffen diverse Subventionen beziehungsweise
Förderungen
an
verschiedene
Vereine,
zusammenzuziehen und die Abstimmung getrennt
durchzuführen.
Hat jemand dagegen einen Einwand? - Das ist nicht
der Fall.
Dann bitte ich den Berichterstatter, Herrn GR BacherLagler, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Norbert Bacher-Lagler: Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Ich ersuche um
Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich eröffne die
Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Matiasek.
GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Berichterstatter! Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Wir werden sämtlichen Aktenstücken, die in sich eine
Subventionssumme von knapp 2 Millionen EUR bergen,
nicht zustimmen.
Vieles habe ich schon sehr oft wiederholt. Es war aus
vielen Akten eines wieder einmal klar herauszulesen. Es
gibt bei den Zuwanderern, bei den Migranten ganz
massive Defizite im Bereich Bildung, im Bereich
Sprache, aber auch im Bereich soziales Verhalten. Das
soll nun alles nachgeholt werden, und zwar auf Kosten
der österreichischen Steuerzahler! Dazu sagen wir ganz
einfach Nein! Sie tragen dafür die Verantwortung. Sie
werden sich eine andere Lösung ausdenken müssen.
Wir haben immer gesagt, Integration muss von
denjenigen,
die
sich
hier
eingliedern
sollen,
schwerpunktmäßig getragen werden. Es kann nicht sein,
dass die Steuerzahler mit solchen Unsummen belastet
werden und dann noch die Auswirkungen dieser Defizite
zu tragen haben! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte von einem sehr hoch subventionierten
Verein sprechen, nämlich dem Verein Station Wien, dem
diesmal knapp 660 000 EUR gewährt werden und der
unterschiedliche Tätigkeiten macht, von Sprachkursen
bis zu interkulturellen Begegnungen, unter anderem
auch Beratung im Sinne von einer eher psychologisch
angehauchten Problemberatung von Migranten. Da fällt
mir ein Beispiel als besonders drastisch auf - es sind
mehrere, aber das ist wirklich arg -, wofür man die
Steuerzahler heranzieht, vor allem unter dem Aspekt,
dass wir erst kürzlich festgestellt haben, dass es etwa
bei der Früherkennung, Frühförderung in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie, -psychotherapie ein erhebliches
Manko gibt, dass Therapien gar nicht gemacht werden
können oder abgebrochen werden, weil die Eltern zur
Kassa gebeten werden und sie es sich nicht leisten
können. Da gibt es Probleme, die einer Diagnose und
anschließenden Beratung und Therapie unterzogen
werden, die sich dann so darstellen: Der Mann ist
politisch links orientiert. - Na und? Soll er sein. - Er war in
der Türkei kommunistisch aktiv - sein gutes Recht - und
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Fußballspieler. - Wie viele andere Männer auch. - Die
Frau ist konservativ und religiös. - Soll sein. - Hier wird
ein transkulturelles Eheproblem diagnostiziert. Es gibt
Konflikte bei der gemeinsamen Freizeitgestaltung. Sport
versus Moschee. - Sie kennen das sicher auch in Ihrem
persönlichen Umfeld, das hat überhaupt nichts mit einem
Integrationsproblem zu tun! Diese Konflikte finden wir,
glaube ich, in tausenden österreichischen Ehen oder
Haushalten. Ich finde es, gelinde gesagt, sehr
unverantwortlich und es ist wirklich eine Zumutung an die
Steuerzahler, für solche Probleme, die sich überall auf
der Welt darstellen, aufzukommen! Bitte überdenken Sie
hier Ihre Politik und lassen Sie die Menschen in Ruhe!
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort
ist Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Ich möchte es kurz machen. Nur eine kurze
Anmerkung an meine Vorrednerin: Sie wissen schon,
dass Migranten und Migrantinnen auch Steuerzahler
sind? (GR Dr Herbert Madejski: Teilweise!) Man kann
das nicht so darstellen, da sind die Migranten und dort
sind die Steuerzahler! Das ist vollkommen falsch! (GR Dr
Herbert Madejski: Was sagen Sie zu dem Beispiel mit
dem Fußballer und der Frau in der Moschee?)
Um es tatsächlich kurz zu machen, möchte ich einen
Antrag einbringen. Ähnliche Anträge bringe ich seit zehn
Jahren ein. Es geht einmal mehr um die unbegleiteten
minderjährigen Flüchtlinge, die nach unserem Wunsch
nach gleich behandelt werden sollen wie österreichische
Kinder und die daher, wenn sie fremd untergebracht
werden,
nach
den
üblichen
Standards
der
Jugendwohlfahrt untergebracht werden sollen. Wir
wollen, dass der Richtsatz für diese Unterbringung von
75 EUR auf 135 EUR erhöht wird. Der Beschluss auf
Zuweisung wird erbeten.
Ich bin zuversichtlich, dass es in den nächsten
Monaten gelingen wird, dieses Geld über die
Jugendwohlfahrt auch aufzustellen. Ich würde mich sehr
freuen, wenn die SPÖ dem zustimmt und das endlich
einmal umgesetzt werden kann. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zum Wort ist niemand
mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Norbert Bacher-Lagler: Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zu den angeführten Themen möchte ich darauf
hinweisen, dass all jene Wienerinnen und Wiener, die bei
diesen Projekten gefördert werden, sehr wohl ihren
Beitrag, sei es finanziell, sei es aber auch mit anderen
Mitteln, zur Gesellschaft leisten. Es ist daher auch ihr
Recht auf Beratungen, wenn sie in Not sind. Es ist ihr
Recht auf psychologische Unterstützung. Es ist ihr Recht
auch innerhalb der Vereine, dass sie die Leistungen der
Stadt Wien in Anspruch nehmen können, egal, von
welchem Land sie abstammen, egal, von wo sie
45. Sitzung / 93
herkommen. Jeder, der sich in Wien ordnungsgemäß
aufhält, hat das Recht, aus Mitteln der Steuern eine
dementsprechende Leistung zu bekommen.
Zum Verein Station Wien möchte ich darauf
hinweisen, es ist schon sehr komisch. Auf der einen
Seite verlangt man ständig eine Evaluierung, eine
Dokumentation der jeweiligen Beratungsfälle in den
Vereinen. Station Wien gewährleistet das, schreibt ganz
genau in den Berichten der letzten Jahre, was mit dem
Geld geschieht. (GRin Veronika Matiasek: Das muss
man deswegen noch nicht gut finden!) Auf einmal ist die
FPÖ wieder dagegen und zieht einen Fall aus der
Beratung heraus, wo die Frau türkischer Abstammung
psychologisch unter Druck gesetzt wird, wo wir mit
Station Wien helfen können und wo wir auch helfen
wollen. Dementsprechend ist diese Maßnahme zu
unterstützen.
Außerdem muss gesagt werden, dass speziell
Station Wien ein außerordentlich mustergültiger Verein
ist, der durch seine aktiven Projekte einen sehr guten
Ruf hat und wo wir auch in der MA 17 sehr gute
Erfahrungen gemacht haben. Daher denke ich, dass hier
nicht eine Verschwendung des Steuergeldes vorhanden
ist, sondern eine sehr gut investierte Maßnahme, wovon
wir alle in Wien profitieren.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Wir kommen nun zur
Abstimmung, die wir getrennt durchführen.
Ich bitte nun jene Kolleginnen und Kollegen, die der
Postnummer 3 ihre Zustimmung erteilen wollen, um ein
Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Zustimmung bei
ÖVP, SPÖ und GRÜNEN fest, somit mehrstimmig
beschlossen.
Wer der Postnummer 4 zustimmen kann, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. - ÖVP, SPÖ und
GRÜNE, somit mehrstimmig beschlossen.
Wer der Postnummer 7 zustimmen kann, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ, ÖVP.
Zu dieser Postnummer liegt mir ein Antrag der
GRÜNEN
betreffend
unbegleitete
minderjährige
Flüchtlinge vor. In formeller Hinsicht wird die Zuweisung
dieses Antrags an den Gemeinderatsausschuss für
Bildung, Jugend, Information und Sport verlangt. Wer
diesem Antrag zustimmen kann, den bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Zustimmung bei
GRÜNEN, SPÖ und ÖVP fest, somit mehrstimmig
beschlossen.
Wer der Postnummer 8 der Tagesordnung die
Zustimmung erteilen kann, den bitte ich um ein Zeichen
mit der Hand. - ÖVP, SPÖ und GRÜNE, somit
mehrstimmig beschlossen.
Wer kann der Postnummer 10 die Zustimmung
erteilen? - GRÜNE, SPÖ, ÖVP.
Wer kann der Postnummer 11 die Zustimmung
erteilen? - SPÖ und GRÜNE, somit mehrstimmig
beschlossen.
Jetzt bitte ich die Kolleginnen und Kollegen, die der
Postnummer 12 zustimmen können, um ein Zeichen mit
der Hand. - ÖVP, SPÖ und GRÜNE, somit mehrstimmig
beschlossen.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Wer kann der Postnummer 13 zustimmen? GRÜNE, SPÖ, ÖVP, somit mehrstimmig beschlossen.
Jetzt bitte ich alle, die der Postnummer 17 zustimmen
können, um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ
und ÖVP.
Postnummer 18? - ÖVP, SPÖ, GRÜNE.
Wer der Postnummer 21 zustimmen kann, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. - GRÜNE, SPÖ und
ÖVP, somit mehrstimmig beschlossen.
Wir stimmen jetzt nur mehr über die Postnummern 14
und 15 ab. Sie betreffen die Änderung des
Markttarifes 2007
und
die
Änderung
des
Marktgebührentarifes 2006. Wer der Postnummer 14 die
Zustimmung erteilen kann, den bitte ich um ein Zeichen
mit der Hand. - ÖVP, SPÖ und GRÜNE, somit
mehrstimmig beschlossen.
Wer kann der Postnummer 15 die Zustimmung
erteilen? - SPÖ und ÖVP, somit mehrstimmig
beschlossen.
Nun gelangt die Postnummer 20 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft die Führung des
Verwaltungszweiges Magistratsabteilung 30 - Wien
Kanal als Unternehmung. Ich bitte die Berichterstatterin,
Frau GRin Yilmaz, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Nurten Yilmaz: Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Ich bitte um
Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich eröffne die
Debatte. Als Erster zum Wort gemeldet ist Herr GR DiplIng Margulies. - Bitte. (GRin Mag Waltraut Antonov:
Ausführlich!)
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ausführlich? Nein, zu später Stunde nicht ganz so
ausführlich als sonst. Aber ich erlaube mir dennoch ein
paar
Kritikpunkte
für
die
jetzt
geplante
Unternehmenswerdung der MA 30 anzubringen.
Wir werden das beim nächsten Budgetvoranschlag
merken, nicht gleich, weil da sind dann immer noch ein
paar alte Zahlen angeführt, aber über kurz oder lang wird
er wieder dünner und weniger aussagekräftig werden.
Nach den Wiener Stadtwerken, schon vor mehr als zehn
Jahren, dem Krankenanstaltenverbund, Wiener Wohnen,
dem breiten Bereich des Fonds Soziales Wien kommt
jetzt Wien Kanal, eigentlich in einer Nacht- und
Nebelaktion, in Form einer Unternehmenswerdung
daher. Zumindest 80 Seiten des Wiener Budgets, des
Budgetvoranschlages und des Rechnungsabschlusses
wurden in den vergangenen zehn Jahren eliminiert. Mit
dieser Eliminierung der 80 Seiten erfolgte gleichzeitig
eine politische Beschneidung des Gemeinderates, was
Mitsprachemöglichkeiten und demokratische Kontrolle
betrifft.
Jetzt kommt es wahrscheinlich nicht von ungefähr
und man muss im Nachhinein sagen, der ehemalige
Finanzstadtrat Rieder ist auf dem besten Wege, seine
Pläne von vor zwei Jahren jetzt noch in die Tat
umzusetzen. Denn es war StR Rieder, der vor zwei
45. Sitzung / 94
Jahren gesagt hat, eigentlich ist es sein Ziel, den Kanal
und die Müllentsorgung auszugliedern. (Amtsf StRin Mag
Ulli Sima: Das wird nicht stattfinden!) Diese
Unternehmenswerdung - ich sage das ganz bewusst - ist
dermaßen überraschend hereingebrochen - mit
Ausnahme der Diskussion im zuständigen Ausschuss
gab es vorher keine Gespräche mit den anderen
Parteien darüber, wie das zu sehen ist, ob das als
sinnvolle Maßnahme zu Interpretieren ist -, dass dieser
Unternehmenswerdung wahrscheinlich ein einziger
Grund vorausgeht. Es geht zunächst einmal um eine
klassische Abtrennung aus dem Gesamtbudget, mit dem
Ziel, über kurz oder lang Wien Kanal generell
auszugliedern und StR Rieder zu folgen, wenn es bei
Wien Kanal erfolgreich ist, denn es pfeifen die Spatzen
von den Dächern, es geht im Müllbereich weiter.
Ulli Sima, du schüttelst den Kopf! Du hast auch bei
Wien Kanal den Kopf geschüttelt und jetzt sind wir bei
der Unternehmenswerdung. (Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Es ist eine Unternehmung!) - Eine Unternehmung der
Stadt
Wien,
vergleichbar
mit
dem
Krankenanstaltenverbund, vergleichbar mit Wiener
Wohnen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist kein
Unternehmen!) Wir bekommen tagtäglich mit, um wie viel
die Mitsprachemöglichkeit und die Kontrollmöglichkeit
selbst bei den Unternehmungen der Stadt Wien, wie
Krankenanstaltenverbund
und
Wiener
Wohnen,
eingeschränkt ist. Das ist eine Problematik, mit der man
sich einmal gezielt auseinandersetzen müsste. Wenn
aber die Sozialdemokratische Fraktion keinen Wert
darauf legt, darüber die ernsthafte Diskussion mit der
Opposition zu suchen, dann kann sie beim besten Willen
auch nicht erwarten, dass wir in dieser Situation
zustimmen.
Leider wurden wir, gerade, was Entwicklungen
betrifft, die wir als GRÜNE prognostiziert haben, wie sie
eintreten werden, nicht ernst genommen. Dabei geht es
jetzt nicht um Cross Border Leasing, wo es im Übrigen
nach wie vor offen ist, was der Vertrag über Cross
Border Leasing für das Kanalnetz bedeutet, wo wir nach
wie vor keine Informationen über die Risikoabschätzung
des bestehenden Cross-Border-Leasing-Vertrages im
Kanalnetz erhalten. Darum geht es gar nicht. Aber mit
den Einschätzungen bezüglich Cross Border Leasing
haben wir recht gehabt, wie mit vielen anderen
Einschätzungen, zum Beispiel, zu welchen Folgen
geplante Ausgliederungen, wie beim FSW, führen.
Wir befürchten, und ich sage ganz offen, es ist der
zentrale Grund, warum wir diese Unternehmenswerdung
ablehnen, dass das lediglich der erste Schritt für eine
weitere Ausgliederung ist, dass es lediglich ein
Vorbereitungsschritt für eine Ausgliederung des
Müllbereiches ist (Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Das findet
nicht statt!) und dass es Ihr Ziel ist, und das bedaure ich
zutiefst, denn sonst hätten Sie das Gespräch gesucht,
immer mehr zentrale Bereiche der öffentlichen
Verwaltung, der öffentlichen Daseinsvorsorge der
demokratischen Kontrolle des Gemeinderates zu
entziehen. Das halten wir für falsch! Daher lehnen wir
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
den vorliegenden Akt ab. - Danke sehr. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort
ist Herr GR Dipl-Ing Stiftner.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Schönen guten Abend, Frau
Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Frau Stadträtin!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir unterhalten uns heute hier über ein
Geschäftsstück, das nur bei näherem Hinsehen
eigentlich als Vorbedingung für eine Ausgliederung der
MA 30 erkennbar ist. Genauso verschämt, wie sie nun
die Erweiterung der Teilrechtsfähigkeit der MA 30
anpreisen, genauso versteckt und gemauschelt hat sich
eigentlich die ganze Geschichte der Ausgliederung der
MA 30 in den letzten Wochen und Monaten bewegt. Wir
haben es wieder einmal mit einem Ablenkungsmanöver
zu tun, das aus meiner Sicht gar nicht notwendig ist. Man
kann aus ideologischen Gründen für oder gegen
Ausgliederungen sein, aber warum man sich dann zu
einem solchen Projekt nicht gleich bekennt und das dann
klar und deutlich sagt, entzieht sich eigentlich meiner
politischen Überlegung. Denn in jedem Fall ist das ein
Zick-Zack-Kurs, den Sie, Frau Stadträtin, hier gefahren
haben und den man eigentlich nicht goutieren kann!
Um Ihnen ein bisschen, weil Sie es ja gleich negieren
werden, auf die Sprünge zu helfen, habe ich mir eine
kurze historische Rückblende zusammengestellt, die es,
glaube ich, trotz der späten Stunde wert ist, hier noch
einmal in Erinnerung gerufen zu werden. Kurz vor dem
Abgang war es nämlich dem damals scheidenden VBgm
Rieder - das ist heute schon vom Kollegen Maresch
angesprochen worden - vorbehalten, Vorschläge zur
Ausgliederung der MA 30 zu machen. Da gab es
natürlich große Dementis seitens der SPÖ-Fraktion und
weitergegangen ist diese Dementipolitik, als dann in
einer Debatte erneut die Frage gestellt worden ist, ob
denn nicht irgendwo privatisiert werden soll. Da hat die
Frau Stadträtin für Umwelt in einem Redebeitrag am
23. Juni 2008 wörtlich formuliert - ich habe mir das
herausgesucht -, das ist ein Zitat: „Was die MA 30
betrifft, kann ich Ihnen an dieser Stelle garantieren, dass
es keine Ausgliederung der MA 30 geben wird." - So ist
es am 23. Juni 2008 von Ihnen gesagt worden! (Amtsf
StRin Mag Ulli Sima: Es gibt auch keine Ausgliederung!
Das ist keine Ausgliederung!) - Versuchen Sie nicht
juristische Winkelzüge! (Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Das
ist keine Ausgliederung!) Das ist die Vorbereitung einer
Ausgliederung. (GR Ing Christian Meidlinger: Das ist eine
Unternehmung
der
Stadt
Wien
und
keine
Ausgliederung!) Alles andere ist einfach die Unwahrheit,
um das klar und deutlich zu sagen, meine Damen und
Herren! (Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Das ist ein Blödsinn,
was Sie da sagen!)
Die Haltung der Stadtregierung wurde vor sechs
Monaten, kurz vor dieser vollkommenen Kehrtwendung,
auch noch einmal vom Herrn Bürgermeister bestätigt,
und zwar in einer Anfragebeantwortung. Er hat hier
wortwörtlich gesagt, ich zitiere wieder: „Meine
45. Sitzung / 95
ablehnende Haltung zu Ausgliederungsüberlegungen für
die für die Wiener Bevölkerung zentralen Bereiche wie
der Wasserversorgung oder dem Bereich der
Entsorgung ist seit Langem bekannt. Unter meiner
Verantwortung wird es keine Schritte ..." - keine Schritte,
wohlgemerkt – „... in Richtung einer Privatisierung bei
solchen für die Bevölkerung der Stadt Wien sensiblen
Bereichen der Daseinsvorsorge geben." Nun sind sechs
Monate ins Land gezogen und alles geht in Richtung
einer Ausgliederung der MA 30, egal, wie man es
juristisch darstellen möchte.
Es ist in jedem Fall so, dass diese Ausgliederung
nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen erfolgt, weil das
könnten wir noch mittragen, sehr geehrte Damen und
Herren der Regierungsfraktion, sondern Sie verbinden
damit ganz andere Ziele. Sie wollen nämlich den
gesamten Komplex stärker der Kontrolle durch den
Wiener Gemeinderat entziehen und damit sozusagen ein
bisschen vorbauen, wenn Ihnen die politische absolute
Mehrheit abhanden kommt, dass Sie dann weiterhin die
Kontrollmöglichkeiten in irgendeiner Weise über
ausgegliederte Unternehmungen und Ihre dorthin
entsandten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausüben
können. Vor diesen Machtverlusten fürchten Sie sich
offenbar, auch vor Kontrollmöglichkeiten der Opposition!
Das sind Ihre Motive und die sollten hier klar und deutlich
ausgesprochen werden! Wir können, sehr geehrte
Damen und Herren, diese Verschleierungs- und
Machtpolitik der SPÖ-Wien nicht mittragen!
Es gibt aber noch ein zweites Thema in diesem
Zusammenhang. Das sind nämlich die mit der
derzeitigen Finanzkrise in Zusammenhang stehenden
viel gepriesenen Cross-Border-Leasing-Geschäfte der
MA 30, die auf mehr als wackeligen Beine stehen. Da
haben Sie offensichtlich nicht ganz aufgepasst, was Sie
da machen, denn es besteht die große Befürchtung,
dass hier der Vermögenswert der MA 30 bis ins
Knochenmark erschüttert werden wird. Auch das,
mutmaße ich, könnte der Grund dieser gebotenen Eile
sein, die Sie hier an den Tag legen.
Ich frage Sie heute: Wie viel Geld haben Sie
eigentlich im Kanal versenkt, sehr geehrte Damen und
Herren?
Ich kann diese Frage nicht mehr lange stellen, denn
nach einer Ausgliederung können wir in den
Ausschüssen wohl kaum mehr im Detail prüfen, was hier
geschieht, und wir werden wohl nicht mehr erfahren, was
bei den Cross-Border-Geschäften wirklich abgegangen
ist, in welcher Form Sie Verträge abgeschlossen haben
und welche Verluste hier eingetreten sind. Es ist dies
einmal mehr ein Vertuschungsinstrument, das Sie mit
Ihrem politischen Verständnis erneut aufs Tapet bringen
und mit dem Sie uns die politische Kontrolle entziehen
wollen.
Dazu
kommt
noch,
dass
Sie
mit
den
Gebühreneinnahmen der MA 30 in den letzten Jahren
eine
20-prozentige Tariferhöhung durchgeführt haben. Das
scheint quasi ein fix kalkulierter Bestandteil Ihres
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Budgets zu sein, um damit Pleitengeschichten wie den
Prater-Vorplatz finanzieren zu können.
Und geradezu kunstvoll ist es, wie Sie den
finanztechnischen Würgegriff der MA 30 jetzt endgültig
schließen: Das Valorisierungsgesetz ist in Kraft, und wir
haben dessen Auswirkungen bereits zu spüren
bekommen. Auch die bei der MA 30 entstandenen
Mehraufwendungen sind damit abgedeckt, und zwar mit
dem Hinweis darauf, dass ja auch die Kosten steigen.
Die Effizienz wird jedoch nicht in Betracht gezogen, das
ist ja in der sozialdemokratischen Welt nicht
vorherrschend. Und über diese Ausgliederung versuchen
Sie nun, der Opposition auch noch die politische
Kontrolle zu entziehen.
Meine Damen und Herren! Wir werden Ihnen keinen
Freibrief für eine solche Verschleierungspolitik und für
weitere Gebührenerhöhungen in die Hand geben und
lehnen deshalb das vorliegende Geschäftsstück ab.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort
ist Herr GR Dr Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe
Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe jetzt von meinen Vorrednern einiges gehört,
was ich richtigstellen muss.
Erstens möchte ich generell feststellen, dass die
Unternehmen der Stadt Wien so gegliedert sind, dass
sich im Endeffekt die meisten Vorteile für die Stadt Wien
und damit letztlich für die Bürgerinnen und Bürger
ergeben. Deshalb gibt es diese differenzierte
Möglichkeit, dass man ganz unmittelbar beim Magistrat
ist, dass es Betriebe nach § 72 der Stadtverfassung gibt,
wobei man dann noch immer ein Teil des Magistrats ist,
oder dass man nach § 71 der Stadtverfassung eine
Unternehmung – und nicht ein Unternehmen nach
Handelsrecht – im Sinne der Stadtverfassung ist, was
etwas ganz anderes ist als das, was man herkömmlich
als Unternehmen sieht.
Auch die Unternehmung ist nach wie vor ein Teil des
Magistrats,
aber
mit
einer
etwas
höheren
Selbstständigkeit. Es handelt sich dabei jedoch nicht um
eine Ausgliederung. Was mein Vorredner gesagt hat, ist
einfach falsch: Das ist keine Ausgliederung! (GR Dipl-Ing
Roman Stiftner: Es ist dies eine Vorbereitung dafür!).
Das ist keine Vorbereitung, sondern das ist durchaus
sinnvoll. Es ist dies eine Einschätzung, dass man, wenn
man einen Betrieb zu einer Unternehmung macht, in
gewissen Bereichen Vorteile hat, und zwar vor allem
insofern, als das Vermögen in einer Unternehmung
getrennt ist, was beim Betrieb nicht der Fall ist. – Das ist
einmal das Wichtigste.
Insofern meine ich, dass es ein konsequenter Schritt
ist, dass das städtische Vermögen in diesem
Zusammenhang in Zukunft getrennt vom allgemeinen
Vermögen der Stadt Wien behandelt wird. Das
ermöglicht nicht nur die größtmögliche Transparenz und
45. Sitzung / 96
Flexibilität für erforderliche Marktanpassungen, sondern
bietet auch exakte Abgrenzungen der im Rahmen der
Budgetierung einzuhaltenden Konvergenzkriterien der
EU. Das muss man auch noch dazu sagen.
Es ist einfach das Vernünftigere, das so zu machen
und nicht anders. Deshalb wird diese Unternehmung
nach § 71 Wiener Stadtverfassung weiterhin eine
wirtschaftliche Einrichtung der Gemeinde Wien sein und
keine
eigene
Rechtspersönlichkeit
haben.
Die
Unternehmung verbleibt im Verbund des Magistrats. Das
festzustellen, ist ganz wichtig.
Betreffend Kontrolle sind alle Gremien nach wie vor
zuständig, nur mit anderen Schwellenwerten. Nach wie
vor hat der Gemeinderat die Oberaufsicht. Das ist auch
sinnvoll und richtig so! Der Gemeinderat hat die
Oberaufsicht zum Beispiel bei der Festsetzung des
Dienstpostenplans, bei der Prüfung und Genehmigung
des jährlichen Wirtschaftsplanes sowie bei der Prüfung
und Genehmigung des Jahresabschlusses. Der
Stadtsenat führt diesbezüglich die Vorberatungen für den
Gemeinderat, der Gemeinderatsausschuss führt die
Vorberatungen für den Stadtsenat und den Gemeinderat,
und es erfolgt natürlich eine Überprüfung durch das
Kontrollamt und die Revision. – All das muss man dazu
sagen, um diese von den Vorrednern geäußerten
Halbwahrheiten
und
teilweise
Unwahrheiten
richtigzustellen.
Unwahrheit ist, dass es eine Ausgliederung ist. Und
Halbwahrheit
ist,
dass
das
die
unmittelbare
Voraussetzung und Vorbereitung für die Ausgliederung
wäre. Das ist ganz eindeutig.
Faktum ist jedenfalls, dass jetzt ein mehrjähriger
Wirtschaftsplan statt einjähriger Budgetzyklen möglich
ist. Es ist dies eine Änderung der Organisationsform,
diese bedingt die Neubewertung der Anlagevermögen,
dadurch sinkt der Kostendeckungsgrad. Es gibt große
mehrjährige Kanalbauvorhaben, bei denen das einfach
günstiger ist. Durch zeitgemäße Organisationsformen
sind diese großen Infrastrukturprojekte leichter
realisierbar.
Es ist ganz einfach eine zeitgemäße Notwendigkeit
für einen großen Wirtschaftsbetrieb, dass man das so
macht. Und ich bin mir absolut sicher – obwohl das in
den nächsten Jahrzehnten nicht der Fall sein wird –,
dass Sie, wenn Sie in der Stadtregierung wären und
vernünftige Wirtschaftsberater hätten, die sich an die
Fakten halten, es genau so machen würden.
(GR Mag Wolfgang Jung: Meinen Sie solche Berater wie
für den Prater?) Der Wahrheitsbeweis für diese
Vermutung kann allerdings in den nächsten Jahrzehnten
auf Grund der Wahlergebnisse nicht erbracht werden.
Ich glaube aber, dass es von Ihnen eine reine
Spiegelfechterei
ist,
dass
Sie
gegen
diese
Organisationsform auftreten. Es hat sich auch in anderen
Bereichen bewährt, dass man vom Betrieb zur
Unternehmung übergeht. Und es hat sich übrigens auch
bewährt, obwohl es damals auch ein Geschrei gegeben
hat, auch wenn das damals auf Grund der EU sowieso
unbedingt notwendig war, dass man die Stadtwerke in
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Gesellschaften öffentlichen Rechts umgewandelt hat.
Damals hat man auch weiß Gott was alles prophezeit,
aber es war eindeutig notwendig und auch richtig.
Auch jetzt sind kurze und rasche Entscheidungswege
möglich. Die Abwasserentsorgung bleibt ein fixer
Bestandteil der Stadtverwaltung, und die neue
Organisationsform hat keinen Einfluss auf die
Dezentralisierung. Das muss auch dazu gesagt werden.
Ich meine, dass diese Organisationsform gut
durchdacht ist. Wir haben eine Stadtverfassung, bei der
beide Möglichkeiten bestehen, und letztlich beschließt
der Gemeinderat, für welche Organisationseinheit der
Betrieb und für welche die Unternehmung besser ist.
Und wie es aussieht, beschließen wir heute im
Gemeinderat, dass die Unternehmung betreffend die
MA 30 die bessere Organisationsform ist.
Darüber hinaus ist zu dem Akt, der hier vorliegt, noch
zu sagen, dass bei der Geschäftseinteilungsänderung
die Bezeichnung der Magistratsabteilung 56 – städtische
Schulverwaltung in Magistratsabteilung 56 – Wiener
Schulen geändert wird. Das ist moderner und
zeitgemäßer.
Außerdem gibt es auch eine gewisse Neuerung in
Form
einer
Konzentration
aller
mit
dem
Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz
in Zusammenhang stehenden behördlichen Tätigkeiten.
Das soll bei der Magistratsabeilung 59 – Marktamt
erfolgen, Kontrollen in tierhaltenden Betrieben verbleiben
bei der Magistratsabteilung 60 – Veterinäramt.
Das ist im Wesentlichen der Inhalt dieses Aktes.
Wien ist – und das ist international, glaube ich,
unbestritten –
eine
wirtschaftlich
außerordentlich
erfolgreiche Stadt mit den eben von mir beschriebenen
verschiedenen Möglichkeiten der Organisationsformen.
Mit dieser Umstellung auf die Organisationsform
Unternehmung im Sinne des § 71 der Wiener
Stadtverfassung haben wir heute einen Beschluss vor
uns, der die Effizienz steigert, was für die
Sozialdemokraten durchaus ein positives Kriterium im
Zusammenhang mit diesen wirtschaftlichen Aktivitäten
ist. Im Hinblick darauf kann ich meiner Fraktion nur
empfehlen, dem zuzustimmen. Wir werden dem gerne
zustimmen, weil das insgesamt für die Bürgerinnen und
Bürger in Wien ein Vorteil ist. – Danke schön. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Maresch.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Kurt Stürzenbecher hat uns jetzt erklärt, dass die
SPÖ für eine Steigerung der Effizienz steht. (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: In diesem Zusammenhang! – Weitere
Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ja, ich weiß schon. Das,
was ich gesagt habe, war nicht falsch!
Weiters hat GR Stürzenbecher gesagt, dass aus dem
Betrieb eine Unternehmung gemacht wird, weil dann
kurze und rasche Entscheidungswege vorhanden sind. –
Das habe ich interessant gefunden! Es ist ja nicht das
45. Sitzung / 97
erste Mal, dass im Umweltbereich ein Betrieb zu einer
Unternehmung geworden ist. Die MA 45 hat ja schon
einen Teil verloren, und dieser heißt jetzt, wenn ich mich
nicht täusche, Wiener Gewässermanagement. Es gibt
aber auch noch ein paar andere Betriebe, die im
Umweltbereich ressortieren, und zwar die MA 48, wie wir
schon von Kollegen Margulies gehört haben, die MA 31
und die MA 49 betreffend Forst- und Landwirtschaft.
Ich meine, dass man das heute vielleicht einmal
klären sollte. Früher hat es immer geheißen: Nein, eine
Ausgliederung gibt es nicht! Wir haben es aber zuerst
schon gehört, und auch ich vertrete diese Meinung, dass
das der erste Schritt zur Ausgliederung ist. Die SPÖ wird
ja nicht mehr ewig eine absolute Mehrheit haben,
sondern möglicherweise nur mehr bis zum Herbst 2009
oder bis zum Frühjahr 2010, und dann wird man sich mit
irgendwelchen
Koalitionspartnern
herumschlagen
müssen. Beim letzten Mal hat man einige
Ausgliederungen vorbereitet, und jetzt gibt es halt
Unternehmungen. Ich frage mich ganz ernsthaft: Warum
die Angst vor der Opposition? Warum braucht man das
unbedingt gerade jetzt in der Zeit davor? Wir haben noch
ein bisschen Zeit!
Deswegen meine Frage: Wann wird die MA 31 eine
Unternehmung? Wann
wird
die
MA 48
eine
Unternehmung? Wann
wird
die
MA 49
eine
Unternehmung? All das sind Betriebe der Stadt Wien, die
laut Budget positiv bilanzieren, wenn man das isoliert
betrachtet. Ihr werdet aber zum Beispiel sicherlich nicht
den Forstbetrieb zu einer Unternehmung machen, denn
dieser ist, wenn man das nur so betrachtet, defizitär. Und
man wird sicherlich auch die Wiener Bäder nicht zu einer
Unternehmung machen, denn diese sind auch defizitär.
Man macht nur das zur Unternehmung, wo man in
Wirklichkeit Geld machen kann, und das ist eben ein Teil
der 45er, und das sind die 30er, die 48er, die 31er, und
es wäre ein Teil der 49er.
Wir glauben auf jeden Fall, dass jetzt die ersten
Schritte getan werden und weitere Unternehmungen
folgen werden, und am Schluss des Tages werden wir
uns nur mehr darüber unterhalten dürfen, ob wir Ja oder
Nein zum Wirtschaftsplan sagen, werden aber nicht
mehr entscheiden dürfen, was darin steht.
Kollege Stürzenbecher! Du hast noch etwas
Interessantes gesagt: Du hast angedeutet, dass es auch
um eine Neubewertung des Anlagevermögens geht.
Wenn man sich das aber genau anschaut, dann erhebt
sich die Frage: Welches Anlagevermögen gibt es bei der
MA 30? Da gibt es einen Kanal und Kanalnetze in der
Donaustadt und Floridsdorf. Diese habt ihr an
ausländische Firmen zurückgeleast. Das ist ja ein Teil
des Cross Border Leasings. Im Hinblick darauf frage ich:
Warum braucht man jetzt unbedingt eine Neubewertung
des Anlagevermögens? Wächst euch das Cross Border
Leasing ein bisschen über den Kopf? Ist deshalb jetzt
plötzlich von einer Neubewertung die Rede?
Kollege Stürzenbecher! Das ist eine Fülle von
Fragen, und du hast diese hier nicht beantwortet! Die
SPÖ wird diese aber in der nächsten Zeit, wahrscheinlich
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
bis zur Wahl, so beantworten, dass eine Unternehmung
nach der anderen kommt und ihr das Ganze der
demokratischen Kontrolle entzieht. Deswegen stimmen
wir nicht zu. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich habe jetzt eine
zweite Wortmeldung von Herrn GR Dipl-Ing Margulies.
Ich nehme an, dass es sich nicht um eine tatsächliche
Berichtigung zu Kollegen Maresch, sondern um eine
zweite Wortmeldung handelt. Sie haben 14 Minuten.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im
Rathaus): Keine Angst! Ich werde nicht 14 Minuten
brauchen! Ich erwarte mir nur eine Aufklärung, weil
Kollegen
Stürzenbecher
da
offenbar
etwas
herausgerutscht ist. Den ersten Teil hat Kollege Maresch
schon angeführt: Es geht um die Neubewertung des
Anlagevermögens. Den zweiten Teil hat er aber noch
nicht erwähnt: Es sinkt damit der Kostendeckungsgrad.
Und das ist natürlich für die Kanalgebühren eine ganz
spannende Frage!
Ich würde mir jetzt tatsächlich Aufklärung darüber
wünschen – und erwarte sie mir auch –, in welcher
Größenordnung die Neubewertung des Kanals erfolgt, in
welcher Größenordnung eine Abschreibung des
vorhandenen Anlagevermögens stattfindet und wie sich
das auf den Kostendeckungsgrad auswirkt.
Über Letzteren können wir streiten: Sie sagen immer,
er ist gerade ausgeglichen, wir sprechen von einer
Überdeckung. Wenn das aber dazu führt, dass nach
Ihrer Rechnung der Kostendeckungsgrad beim Kanal
plötzlich nur noch bei 70 Prozent liegt, was bedeutet das
dann für die Kanalgebühren?
Ich würde mir wünschen, dass jetzt ein Kollege oder
eine Kollegin von der Wiener SPÖ herauskommt und
tatsächlich bekannt gibt, in welcher Größenordnung das
Anlagevermögen abgeschrieben werden soll und in
welcher Größenordnung der Kostendeckungsgrad beim
Kanal reduziert wird. – Danke sehr. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Zu Wort ist
niemand mehr gemeldet. (Rufe bei den GRÜNEN: O je!)
Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin
verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher
gleich zur Abstimmung.
Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, die der
Postnummer 20 die Zustimmung erteilen können, um ein
Zeichen mit der Hand. – Ich stelle die Zustimmung bei
der SPÖ fest. Das ist somit mehrstimmig beschlossen.
Wir kommen als Nächstes zur Postnummer 23 der
Tagesordnung. Sie betrifft die Missstandsfeststellung
und Empfehlung der Volksanwaltschaft wegen
vermeintlicher Gemeindehaftung. Es ist niemand zu Wort
gemeldet.
Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, die der
Postnummer 23 die Zustimmung erteilen können, um ein
Zeichen mit der Hand. – Ich stelle die Zustimmung bei
der SPÖ fest. Das ist die ausreichende Mehrheit.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 35 der
Tagesordnung zur Abstimmung. Sie betrifft eine
Subvention an QWIEN Zentrum für schwul/lesbische
45. Sitzung / 98
Kultur und Geschichte. Wer dieser Post die Zustimmung
erteilen kann, gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. – Das
ist mit den Stimmen der GRÜNEN, der SPÖ und der
ÖVP mehrstimmig so beschlossen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 42 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den
Abschluss einer Sechsjahresvereinbarung mit der
Wirtschaftsuniversität
Wien.
Ich
bitte
die
Berichterstatterin,
Frau
GRin
Straubinger,
die
Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger: Ich
bitte um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich eröffne die
Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Smolik. Ich
erteile ihr das Wort.
GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und
Herren!
Wir werden diesem Geschäftsstück heute nicht
zustimmen, und ich möchte kurz begründen, warum. Die
Wirtschaftsuniversität
sucht
gemäß
diesem
Geschäftsstück um eine finanzielle Unterstützung für die
Errichtung und den Betrieb eines Stiftungsinstitutes
Public and Urban Management an. Das ist eine
Sechsjahresvereinbarung, die in Summe 2,6 Millionen
EUR ausmacht.
Wir glauben nicht, dass es sich nicht auszahlt, die
Fragestellung rund um Public and Urban Management
wissenschaftlich zu begleiten, zu evaluieren und auch zu
erforschen. Dass das wichtig ist, hat man auch bei der
Debatte feststellen können, die gerade vorhin abgeführt
wurde. Und es wird auch noch Debatten zum
PPP-Modell geben. Wir glauben jedoch, dass diesfalls
die Einführung eines Stiftungsinstitutes auf der WU der
falsche Weg ist, denn es wäre günstiger und billiger,
Forschungsaufträge gezielt zu vergeben und nicht ein
Stiftungsinstitut zu gründen.
Ich habe es hier schon öfters erwähnt, dass die Stadt
Wien in den letzten Wochen und Monaten offensichtlich
das Wort Stiftung im Zusammenhang mit den
verschiedensten Kategorien für die Universitäten
entdeckt hat. Eigentlich fast bei jeder Sitzung kommt
eine Universität in den Genuss einer Stiftungsprofessur
oder einer Stiftungsgastprofessur beziehungsweise – so
wie jetzt im Fall der WU – eines Stiftungsinstitutes. – Wir
meinen, es ist nicht die Aufgabe der Stadt Wien, Institute
zu gründen, sondern das ist die Aufgabe des
Wissenschaftsministeriums. Wenn es nicht genügend
Budget gibt, damit die Universitäten ausreichend
ausgestattet sind, dann sollten unseres Erachtens die
SPÖ und die ÖVP, die jetzt in der Bundesregierung
gemeinsam über die Budgets entscheiden, diesbezüglich
einen entscheidenden Schritt machen, denn die
Universitäten sind tatsächlich seit Jahren mit zu wenig
Geld ausgestattet.
Ich finde es interessant, dass die Stadt Wien jetzt die
Stiftungen entdeckt hat. Ich habe schon einmal hier
einen Antrag eingebracht, dass wir dazu eine
Arbeitsgruppe einrichten, um uns einmal den Sinn und
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Zweck
einer
Stiftungsprofessur
oder
eines
Stiftungsinstitutes anzusehen und zu diskutieren, was
das ist. Es bleiben nämlich nach wie vor viele Fragen
offen.
Wichtig
zu
wissen
ist
bei
solchen
Stiftungsprofessuren
oder
auch
bei
diesem
Stiftungsinstitut – vor allem, wenn die im Akt enthaltenen
Informationen nicht sehr umfangreich sind –, wie die
Einbindung an die Universität funktioniert, wie die Lehre
und Forschung durch diese Professuren oder durch die
Institute wirklich abgeführt werden, was die Studierenden
davon haben oder ob es letztlich nur darum geht, die
Universitäten zu befrieden, weil zum Beispiel die TU
etwas bekommen hat und auch andere Universitäten
schon in den Genuss gekommen sind.
Wir glauben, das ist der falsche Weg, Gelder
auszugeben, die eigentlich vom Bund kommen sollten.
Diesfalls werden wichtige Themen behandelt, wir
glauben aber, dass die WU auch andere Themenfelder
beleuchten könnte, deren Förderung günstiger wäre.
Man könnte vielleicht auch einmal auf die WU zugehen,
um in Erfahrung zu bringen, welche Forschungsaufträge
von der Stadt Wien dort übernommen werden könnten.
Dieser Weg ist jedenfalls der falsche, und deswegen
stimmen wir nicht zu. – Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort
gelangt Herr GR Dr Tschirf.
GR
Dr Matthias
Tschirf
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Die Entwicklung der österreichischen Universitäten
geht im internationalen Gleichschritt vor sich, und dazu
gehört auch, dass den Universitäten heute ein höheres
Maß an Autonomie zukommt, als das früher der Fall war.
Die Universitätslandschaft war in den letzten zwei
Jahrhunderten sehr stark durch staatliche Vorgaben
geprägt. In den letzten Jahren sind die Universitäten zu
Recht in ein höheres Maß an Autonomie gekommen. Sie
entscheiden über vieles eigenständig. Ich glaube, das ist
gut so, und der Wettbewerb der Universitäten, der
gerade im europäischen Raum stattfindet, tut auch
unseren Universitäten gut.
Dass die WU sehr viele Partnerschaften mit anderen
Universitäten hat, was gerade im Zusammenhang mit
dem Bologna-Prozess eine Rolle spielt, ist von Vorteil.
Ich glaube, dass ein Beitrag zum Thema „städtische
Entwicklung“ – um eine Übersetzung dessen zu bringen,
worum es bei dieser Stiftungslehrkanzel geht – ein
richtiger Schritt ist, und daher ist es für mich nicht
verständlich, warum die GRÜNEN diesem Akt nicht
zustimmen! Ich meine, es tut der WU sicherlich gut,
wenn sie eine entsprechende Stiftungslehrkanzel hat.
Das ist gut für diese Universität, das ist gut für die Stadt,
und das ist gut für das städtische Denken. Seit zwei
Jahren lebt die Hälfte der Bevölkerung der Welt nämlich
in Städten, und das ist ein wissenschaftlicher Beitrag
dazu. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu Wort ist niemand
mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau
45. Sitzung / 99
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich glaube, es gibt sehr viele Fragestellungen, die für
die Universitäten interessant wären. Ich glaube, es
bleiben noch sehr viele, für welche auch der Bund die
Verantwortung übernehmen kann und soll.
In diesem speziellen Fall geht es um ein
Stiftungsinstitut zum Thema Public and Urban
Management. Diese Fragestellungen betreffen ganz
intensiv und zentral auch die Stadt. Sie sind auch im Akt
angeführt,
wie
zum
Beispiel
Management
ausgegliederter Rechtsträger, Public Private Partnership
und Good Urban Government. Das sind ganz
wesentliche Fragestellungen, von denen Wien als Stadt
auch profitieren kann.
Ein
wesentlicher
Bestandteil
dieser
Stiftungsprofessur ist ein nationaler und internationaler
Austausch mit verschiedenen Kommunen und natürlich
ein intensiver Austausch mit der Stadt. Eine
Stiftungsprofessur
hat
den
Vorteil,
dass
die
Wissenschaftler viel intensiver an der Universität
eingebunden sind, als das durch Projekte ermöglicht
wird, und daher kann ein nachhaltiges Arbeiten, eine
nachhaltige Vernetzung und auch ein Wissenstransfer
stattfinden.
Ich meine, diese Sechsjahresvereinbarung ist eine
wichtige
Bereicherung
nicht
nur
für
die
Wirtschaftsuniversität, sondern auch für die Stadt, und
vor allem ist das eine Einrichtung, von der die Stadt
sicherlich über diese sechs Jahre hinaus noch profitieren
kann und wird. Ich bitte daher um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke schön. Wir
kommen jetzt zur Abstimmung.
Wer dem Antrag der Frau Berichterstatterin folgen
kann, gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. – Ich stelle
die Zustimmung bei SPÖ, FPÖ und ÖVP fest, das ist
somit mehrstimmig beschlossen.
Wir kommen nun zur Abstimmung der Postnummer
43. Sie betrifft eine Subvention an den Verein für
Geschichte der Arbeiterbewegung. Wer dieser
Postnummer die Zustimmung erteilen kann, gebe bitte
ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit den Stimmen der
GRÜNEN, der SPÖ und der FPÖ mehrstimmig so
beschlossen.
Nunmehr
wird
über
Postnummer
45
der
Tagesordnung abgestimmt. Sie betrifft den Abschluss
einer Vierjahresvereinbarung des Theatervereins Toxic
Dreams. Wer dieser Post die Zustimmung erteilen kann,
möge bitte ein Zeichen mit der Hand geben. – Das ist mit
den Stimmen der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN
mehrstimmig so beschlossen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 47 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft das
Plandokument 7820 im 22. Bezirk, KatG Breitenlee,
Hirschstetten und Kagran. Ich bitte die Berichterstatterin,
Frau GRin Rubik, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Silvia Rubik: Ich ersuche um
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Zustimmung zum Akt.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Ich eröffne die
Debatte. Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr GR
Mahdalik.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin!
Werte Damen und Herren!
Dem Plandokument können wir unsere Zustimmung
nicht geben, weil damit die Basis dafür gelegt wird, dass
die Mülldeponie am Rautenweg nicht, so wie geplant,
2011 geschlossen wird, sondern zumindest bis zum Jahr
2018 oder vielleicht bis zum Sankt Nimmerleinstag
betrieben wird, weiter wächst und somit massives
Verkehrsaufkommen beziehungsweise Belästigungen
der Anrainer verursacht. Aus diesen Gründen werden wir
dieses Plandokument ablehnen.
Weil wir uns jetzt schon mit dem 22. Bezirk
beschäftigen, möchte ich noch einige direkt den 22.
Bezirk betreffende Anträge einbringen, wobei die
jeweiligen Anträge für sich sprechen und ich keine
weiteren Ausführungen dazu für notwendig halte.
Der erste Antrag betrifft die Straßenbahnlinie 25. Da
hat sich eine kleine Unschärfe eingeschlichen: In den
ausgesandten Anträgen ist von der Straßenbahnlinie 26
die Rede. Das resultiert aus einem kleinen Schreibfehler.
Konkret lautet der Beschlussantrag wie folgt: Die
Wiener Stadtplanung möge in Zusammenarbeit mit dem
Bezirk und den Wiener Linien eine Streckenführung für
die Linie 25 planen, die nicht, wie vorgesehen, durch die
Tokiostraße führt, dort Grünflächen vernichtet, die
Lebensqualität der Anrainer und den Wert ihrer
Wohnungen massiv mindert. – In formeller Hinsicht wird
die sofortige Abstimmung verlangt.
Der zweite Antrag betrifft die Fallwinde in der DonauCity, wo es vor Kurzem ein zweites Opfer, eine Verletzte,
durch die Fallwinde gegeben hat. Wie ich gestern der
„Wiener Zeitung“ entnommen habe, sollen jetzt sehr
große Pflanztröge mit Bambus oder Ähnlichem
aufgestellt werden. Das klingt auf jeden Fall ein bisschen
kurios, aber wir werden bei der Bürgerversammlung am
1. April hoffentlich hören, wie sich diese Pflanztröge
darstellen und wie damit die Fallwinde gemindert werden
können. Es spricht aber nichts dagegen, auch wenn
schon Maßnahmen in die Wege geleitet sind, dass
unserem Antrag zugestimmt wird, der da lautet:
„Die Wiener Stadtplanung möge in Zusammenarbeit
mit dem Bezirk und der WED für die umgehende
Errichtung von Windspoilern in der Donau-City sorgen,
um weitere Schwerverletzte oder gar Todesopfer durch
die orkanartigen Fallwinde in den Häuserschluchten zu
verhindern.
Auch hier verlangen wir die sofortige Abstimmung.“
Der dritte Antrag betrifft den Fluglärm, von dem
mindestens rund 10 000 bis 15 000 Menschen in
Donaustadt und vor allem in Eßling betroffen sind. Wir
und viele vom Fluglärm Betroffene meinen, dass die
Fluglärmmessungen in Zukunft nicht nur nach dBA,
sondern auch nach dBC durchgeführt werden sollen, weil
dieser Messwert – im Gegensatz zu den Messungen nur
45. Sitzung / 100
nach dBA – die Realität der tatsächlichen Belastungen
widerspiegelt. Der Antrag lautet folgendermaßen:
„Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die
Stadt Wien in Zusammenarbeit mit dem Flughafen
deutlich mehr fixe Fluglärmmessstellen im Wiener
Stadtgebiet einrichtet, zusätzlich mobile Messeinheiten
anschafft, wobei die Lärmmessungen künftig nach dBC
durchzuführen sind.
Die sofortige Abstimmung wird verlangt.“
Der vierte Antrag befasst sich im weitesten Sinne
auch mit dem Flugverkehr, und zwar mit den jetzt
verlängerten Vorstandsverträgen zweier SPÖ-Günstlinge
und eines ÖVP-Günstlings, die pro Nase doppelt so viel
wie der Wiener Bürgermeister pro Jahr einstreifen und
insgesamt an die 7 Millionen EUR in den nächsten fünf
Jahren kosten werden, obwohl sie gerade dabei sind, bei
Skylink hunderte Millionen Euro in den Sand zu setzen.
Wir halten diese Summen für obszön! Und wir halten das
gerade angesichts der Wirtschaftskrise für nicht
angebracht! Daher lautet der freiheitliche Antrag wie
folgt:
„Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die
Stadt Wien für eine umgehende Reduktion der
Flughafenvorstände von derzeit drei auf nur noch zwei
und eine Kürzung der Vorstandsgehälter auf maximal
200 000 EUR pro Jahr vehement eintritt.
Wir verlangen die sofortige Abstimmung.“
Der fünfte und letzte Antrag befasst sich mit einem
Problem in Eßling. Wer die Situation und die
Gegebenheiten tatsächlich kennt, wird diesem Antrag
wohl zustimmen. Es geht darum, dass eine
Gehsteigverpflichtung
in
einem
Siedlungsgebiet
eingelöst wird, die verkehrstechnisch sinnlos ist und
finanziell für die Betroffenen eine fast unüberwindliche
Hürde darstellt. Der Antrag lautet wie folgt:
„Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die
Gehsteigverpflichtung im Eßlinger Siedlungsgebiet
zwischen Schafflerhofstraße und Wehrbrücklstraße nicht
eingelöst wird.
Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt.“
Ich ersuche um Zustimmung zu allen fünf Anträgen
und danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort
ist Herr GR Parzer.
GR Robert Parzer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Frau Berichterstatterin!
Auch ich werde nicht sehr lange brauchen. Ich
möchte nur ein paar Anmerkungen machen.
Wir haben schon im März 2004 im Ausschuss und
auch in einer Pressekonferenz über diese Deponie am
Rautenweg gesprochen. Wir in der Donaustadt haben
damals verlangt, dass die Deponie am Rautenweg nicht
eine Lebensdauer bis 2020 haben soll, wie jetzt im Raum
steht, sondern, wenn möglich, bis 2011 endlich
geschlossen werden soll. Ich könnte mir vorstellen, dass
die jetzige Widmung für die Donaustädter viel schöner
gewesen wäre, wenn es eine Renaturierung sowie die
Auflage
gegeben
hätte,
dieses
Gebiet
als
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
landwirtschaftliche Fläche wieder zu verwenden oder für
Parks schön herzurichten. Ich denke jetzt ans WIGGelände und so weiter. Auch hier hätte es eine
Möglichkeit gegeben, die Deponie nicht mehr
aufrechtzuerhalten.
Wenn die Deponie nicht mehr offen ist, dann ist das
ein Vorteil für die Donaustädter. Jetzt belästigen uns
dauernd LKW-Verkehr, Staub und Gestank. Das ist
wirklich ein Problem! Jemand, der die Gegend kennt,
weiß, dass das angrenzende Gebiet und die
Gartenanlagen, wenn es dort stärkere Winde gibt, und
zwar ohne die Winde von der Platte in Betracht zu
ziehen, mit Schmutz, Papier und Plastik bedeckt ist, und
das ist furchtbar und alles andere als angenehm!
Die Stadtregierung hat auch schon damals nicht auf
den Rat eines Experten-Teams gehört, das damals
schon gesagt hat, dass die neu zu bauende
Müllverbrennungsanlage größer angelegt werden sollen
hätte. Dann hätten wir uns nämlich wirklich erspart, die
Deponie weiter zu nutzen, und hätten vielleicht sogar
den Flötzersteig schließen können. Auch damit wären
viele Bürger einverstanden gewesen.
Sie werden daher wohl verstehen, dass wir dem nicht
zustimmen
werden.
Wir
lehnen
diesen
Flächenwidmungsplan wirklich ab, und zwar vor allem
deswegen, weil es ein Zeichen in Richtung einer
Abfallwirtschaftspolitik in dieser Stadt ist, das wir nicht
befürworten können beziehungsweise im Hinblick auf
welches wir im Namen der Bürger der Donaustadt jetzt
ein Veto einlegen.
Zum Abschluss noch zwei andere Punkte.
Zunächst möchte ich einen Beschlussantrag
einbringen. In diesem geht es um entsprechende
Maßnahmen zur Beseitigung der Unfallgefahren. Sie
haben es in den Zeitungen gelesen. Die FPÖ hat
ungefähr einen gleichen Antrag betreffend Windböen
und die Gefahr für Passanten auf der Donauplatte
eingebracht. Wir verlangen dafür die sofortige
Abstimmung.
Ich möchte noch zwei Sätze zu Kollegen Mahdalik
von der FPÖ sagen. Mir gefällt es immer wieder, wenn
die FPÖ ihre Panikanträge bringt, die wirklich ...
(Zwischenruf von GR Dr Herbert Madejski.) Ich weiß! Ich
kenne Herrn Mahdalik schon viele Jahre! Aber ich lese
auch sehr viel in den Zeitungen und musste feststellen,
dass genau dort, wo dem Masterplan schon zugestimmt
wurde, dann plötzlich immer Änderungen kommen, weil
man auf Stimmenfang aus ist. Und ich kann es nicht
goutieren, dass man eigentlich schon beschlossene
Punkte dann wieder ändern will.
Heute sprechen wir von der Tokiostraße. Es hat
diesbezüglich wirklich eine Versammlung gegeben, aber
dort war, aus welchen Gründen auch immer, kein
FPÖ-Mandatar anwesend. Deshalb meine ich, dass das
wirklich nur Stimmenhascherei ist!
Betreffend die Gehsteige in Eßling, solltest du, Herr
Kollege Mahdalik, einmal mit mir durch Eßling gehen! Du
kennst nämlich Eßling wahrscheinlich nur vom
Autofahren. Ich meine, dass das eine wirklich gute Aktion
45. Sitzung / 101
ist, die ich befürworte.
Ich lehne beide Anträge, die ich jetzt genannt habe,
ab. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort
ist Frau GRin Puller.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Vorsitzende!
Ich musste mich jetzt nachmelden, weil wirklich so
viel Unsinn und so viele Unwahrheiten in diesem kurzen
Antrag bezüglich Streckenführung der Linie 25 – was sie
jetzt ausgebessert haben – enthalten sind, dass ich jetzt
argumentieren muss, warum wir dagegen stimmen.
Dass es die Straßenbahnlinie 26 ist, die durch die
Tokiostraße führt, haben Sie jetzt widerlegt, Sie meinten,
es sei Tippfehler. Es gehört aber schon etwas dazu,
dass man sich in einem so kurzen Antrag dreimal
vertippt! Das zeigt, dass man nicht einmal weiß, um
welche Straßenbahnlinie es sich in Zukunft handeln wird!
Zweitens meinen Sie, dass dort Grünflächen
vernichtet werden. Diese Grünfläche, die immer schon
als Straßenbahntrasse gebaut wurde, ist jetzt sozusagen
eine Gackerlwiese. Das wissen Sie wahrscheinlich so
gut wie ich. Und es trifft nicht zu, dass dort Gründflächen
vernichtet werden. Ganz im Gegenteil! Hinter der
Tokiostraße wird ein riesiger Park errichtet, und zwar der
Kirschblütenpark, es kann also keine Rede von
Grünflächenvernichtung sein.
Sie behaupten, dass dadurch der Wert der
Wohnungen massiv gemindert werde. Herr Mahdalik! Es
führt bereits jetzt ein öffentliches Verkehrsmittel durch
die Tokiostraße, nämlich der Bus 27A. Dieser Bus 27A
wird dann abgelöst durch eine Straßenbahn, also durch
ein hochrangigeres Verkehrsmittel, und durch ein
hochrangigeres
Verkehrsmittel
werden Wohnung
aufgewertet, falls Sie das nicht wissen. Daher lassen wir
Ihre Argumentation nicht gelten!
Außerdem haben wir voriges Jahr von der TU eine
Lärmemissionsmessung durchführen lassen und haben
die Lärmemission von Bussen mit der von
Straßenbahnen auf gerader Strecke verglichen. Die
Busse waren um 7,2 dB lauter, was für das menschliche
Ohr den Eindruck der doppelten Lautstärke vermittelt.
Daher sollen doch die Leute aus der Tokiostraße froh
sein, wenn sie ein hochrangigeres und leiseres
öffentliches Verkehrsmittel bekommen!
Außerdem denke ich, dass bei Ihrer Argumentation,
weil es anscheinend in diesem Gebiet wenig bis gar
keine MigrantInnen gibt, die man als Werkzeug benutzen
kann, um Wählerstimmen zu erhaschen, jetzt die
Straßenbahn herhalten musste und quasi als Beelzebub
verkauft wird. Deshalb stimmen wir Ihrem Antrag
sicherlich nicht zu. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort
ist Frau GRin Schrödl.
GRin Karin Schrödl (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich stelle fest, dass sich Kollege Mahdalik
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
offensichtlich schon in einem erwünschten vorzeitigen
Wahlkampf befindet. Er betreibt beinharte Klientelpolitik,
wenn er meint, irgendwo zwei Wählerstimmen
abkassieren zu können. Zu diesem Zweck stellt er sich
gegen jede Maßnahme, egal, wie sinnvoll sie ist.
Die Aufschließung der Tokiostraße durch eine
Straßenbahn ist sinnvoll und richtig und bringt für die
Bürgerinnen und Bürger eine wesentliche Verbesserung.
Kollegin Puller hat jetzt schon viel Positives darüber
gesagt. Und wenn sie diese Grünfläche als
Gackerlstreifen bezeichnet, dann ist dem eigentlich
nichts hinzuzufügen. Das ist völlig richtig!
Zur Gehsteigverpflichtung in Eßling: Es gibt bezüglich
Gehsteigverpflichtung eine klare Linie in der Donaustadt.
Im Hinblick darauf finde ich es schlimm, dass Sie gegen
eine Gehsteigverpflichtung sind! Jeder weiß, wie
gefährlich es für ältere, gebrechliche Personen, für
Kinder oder auch für Frauen mit Kinderwagen ist, sich
auf der Straße fortbewegen zu müssen. – Wir sind der
Meinung, diese Bürgerinnen und Bürger haben die
Sicherheit eines Gehsteigs verdient und stehen voll
hinter dieser Maßnahme.
Zur Donau-City: Es wundert mich nicht, dass Toni so
etwas vergisst. Aber dass auch Kollege Parzer das
vergisst, erstaunt mich wirklich! Es gibt im Ausschuss für
Stadtentwicklung und Verkehr einen noch offenen Antrag
bezüglich Fallwinde und Lärm auf der Donauplatte, über
den bereits einmal berichtet wurde. (GR Alfred Hoch: Es
geht jetzt aber nichts weiter! Das wird verschleppt!)
Dann fragt im Ausschuss nach! Wenn man jetzt in
jeder Gemeinderatssitzung einen diesbezüglichen Antrag
stellt, macht das nicht wirklich sehr viel Sinn! Außerdem
wurde schon angesprochen, dass es am 1.4.2009 eine
BürgerInnenversammlung zu diesem Thema geben wird.
Du weißt offensichtlich nur das, was in der Zeitung steht.
Ich bin aber sicher, dass Norbert Scheed dort sehr
sinnvolle
Maßnahmen
zur
Bekämpfung
der
Fallwindproblematik in der Donau-City vorstellen wird.
(GR Alfred Hoch: Das hätte er schon vor zwei Jahren
machen können!)
Zum Fluglärm sage ich lieber gar nichts. Kollege
Valentin hat das schon oft sehr ausführlich erklärt. Daher
weiß ich nicht, ob das alle noch einmal hören wollen.
Kollege Mahdalik! Wenn das von dir noch nicht
verstanden wurde, dann wird er es dir, wie ich glaube,
unter vier Augen gerne noch einmal erklären!
Zu den Anträgen sage ich ganz einfach: Meine
Fraktion wird natürlich alle fünf Anträge ablehnen.
Zum Plandokument selbst: Wir halten es für sehr
wichtig, grundsätzlich Vorsorge für eine moderne und
zeitgemäße Abfallbeseitigung zu treffen. Das heißt nicht
zwingend, dass die Laufzeit der Deponie verlängert oder
diese ausgebaut wird. Es wird nur die Möglichkeit dazu
geschaffen.
Aber auch sonst ist dieses Plandokument sehr
wichtig. Die Verkehrsflächen werden dringend benötigt.
Die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Gegend haben
es verdient, vom Verkehr entlastet zu werden. Deshalb
hoffe ich, dass alle das noch einmal überdenken und
45. Sitzung / 102
diesem Plandokument doch ihre Zustimmung erteilen
werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zu Wort
gelangt Herr GR Mag Maresch.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Ich habe mir eigentlich lange überlegt, ob ich mich zu
Wort
melden
soll
oder
nicht.
Aber
diese
Entschuldigungen um die Deponie am Rautenweg sind
wirklich ganz eigenartig! Vor Kurzem haben wir die Akten
vom Kontrollamt bekommen. In diesen steht, dass das
Rinterzelt bei Stürmen über 150 Stundenkilometer zu
räumen ist, weil dann das Dach davon fliegt.
Unabhängig davon möchte ich sagen, dass man an
Hand der Deponie Rautenweg sieht, wie in Wirklichkeit in
Wien Müllpolitik gemacht wurde. Man hat immer
geglaubt, dass man autark sein kann, irgendwann einmal
den Müll wegschmeißen wird und dieser dann
verschwindet.
Faktum ist, dass 30 Prozent des Mülls, der in Wien
verbrannt wird, natürlich auch deponiert werden muss,
und zwar als Schlacke und als Filterstaub. Und diese
30 Prozent kommen natürlich zur Deponie Rautenweg.
Es war aber auch sonnenklar, dass die RautenwegDeponie irgendwann einmal zu sein wird. Und was tut
man dann? – Man kann nicht einfach irgendwo eine
Mülldeponie neu aufmachen. Man weiß, wenn man sich
die Mülldeponien in Niederösterreich, im Burgenland
oder in anderen Ländern, etwa in Italien, anschaut, dass
man dafür ganz viel zahlen muss.
Welchen Weg geht Wien? – Man widmet ein bisserl
um und wird die Mülldeponie vergrößern. Aber
irgendwann ist Schluss. Die Stadt Wien müsste sich
endlich überlegen, wie man Müllvermeidung angeht,
denn dann wird man auch weniger deponieren müssen!
So lange man immer nur die Deponie vergrößert, wird
einem nichts dazu einfallen. – Das ist der Grund, warum
wir dieser Flächenwidmung nicht zustimmen können.
Zu den Fallwinden: Werte Frau Kollegin Schrödl! Es
wurde uns bei einer Bürgerversammlung in der
Donaustadt vom Herrn Bezirksvorsteher, von Herrn
Planungsdirektor Buchinger und von Herrn Jakoubek von
der WED betreffend Fallwinde versprochen, dass etwas
dagegen unternommen werden wird. Es gibt eine Studie
von Weatherpark dazu, aus der hervorgeht, dass wir
Spoiler und windbrechende Maßnahmen brauchen.
Heute sagt die WED: Das können wir nicht machen,
weil uns die Gebäude nicht gehören! Die WED will es
nicht bezahlen, und die Stadt Wien will es auch nicht
bezahlen. Das ist in Wirklichkeit der Grund, warum man
jetzt sagt, dass die Spoiler nichts bringen, wenn sich der
Wind ändert, und auf die Idee gekommen ist, dort ein
paar Bambusblumenstöcke hinzustellen. – In dem Papier
steht allerdings, dass der Wind zu zwei Dritteln im Jahr
aus Nordwesten kommt, und dafür sind die Spoiler
gedacht. Diese wurden damals aber nicht gebaut, das
kostet ein paar Millionen Euro, und die Leute haben jetzt
ein Problem.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Ich frage mich ganz ernsthaft: Kommen dort jetzt
wirklich Bambusblumenstöcke hin? Wird irgendjemand
aus dem Bezirk immer dann, wenn sich der Wind ändert,
die Bambusblumenstöcke verstellen? Da bin ich wirklich
gespannt! Das ist eine Billigvariante, die wohl etwas
bringen kann. Faktum ist aber, dass die WED zahlen
muss. Die WED gehört Bank Austria Immobilien, und
Bank Austria Immobilien hat schon einmal mehr Geld
gehabt, sie hat aber noch immer genug Geld, um die
Spoiler
zu
bezahlen
anstatt
irgendwelcher
Blumenstöcke, die vielleicht etwas bringen. Deswegen
stimmen wir beiden Anträgen zu. – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu Wort ist niemand
mehr gemeldet. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf
das Schlusswort.
Wir
kommen
zur
Abstimmung
über
das
Geschäftsstück.
Wer diesem zustimmen kann, gebe bitte ein Zeichen
mit der Hand. – Ich stelle die Zustimmung bei der SPÖ
fest. Das ist die ausreichende Mehrheit.
Es
liegen
mir
einige
Beschlussund
Resolutionsanträge vor.
Der erste Antrag der FPÖ zu diesem Geschäftsstück
betrifft die Streckenführung der Straßenbahnlinie 25. Wer
diesem Antrag zustimmen kann, möge bitte ein Zeichen
mit der Hand geben. – Das ist die FPÖ. Das ist nicht die
erforderliche Mehrheit.
Der zweite Antrag der FPÖ betrifft die gefährlichen
Fallwinde in der Donau-City. Die sofortige Abstimmung
wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, gebe
bitte ein Zeichen mit der Hand. – Zustimmung erfolgt von
ÖVP, FPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche
Mehrheit.
Ich komme nun zum Beschlussantrag der FPÖ
betreffend
Fluglärmmessungen
in
Wien.
Auch
diesbezüglich wird formell die sofortige Abstimmung
verlangt. Ich bitte jene, die diesem Antrag zustimmen
können, um ein Zeichen mit der Hand. – ÖVP, FPÖ und
GRÜNE stimmen zu. Das ist nicht die erforderliche
Mehrheit.
Der nächste Antrag der FPÖ betrifft neue Verträge
für die Flughafenvorstände. Wer diesem Antrag
zustimmen kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. – Zustimmung erfolgt von der FPÖ und den
GRÜNEN. Somit ist das nicht die erforderliche Mehrheit.
Der
nächste
Antrag
der
FPÖ
betrifft
Gehsteigerrichtungen in Eßling. Wer diesem Antrag
zustimmen kann, gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. –
Das ist die FPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit.
Der letzte Antrag ist ein Antrag der ÖVP betreffend
Maßnahmen zur Beseitigung der Unfallgefahren durch
Windböen auf der Donauplatte. Auch hier wird die
sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag
zustimmen kann, gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. –
Das sind ÖVP, FPÖ und alle GRÜNEN. (Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.) Das ist nicht die erforderliche
Mehrheit.
Jetzt gelangt die Postnummer 53 der Tagesordnung
45. Sitzung / 103
zur Abstimmung. Sie betrifft die „Gemeinsame
Kreditaktion“ 2009. Wer diesem Antrag zustimmen kann,
gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. – Ich stelle die
Zustimmung bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN fest.
(Zwischenrufe bei der FPÖ.) Zustimmung erfolgt auch
bei den Resten der FPÖ. Es herrscht also
Einstimmigkeit. (Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und
GRÜNEN.)
Ich weiß, dass es schon spät ist und die Abstimmung
schon lang dauert, trotzdem bitte ich um ein bisschen
mehr Aufmerksamkeit! – Wir können das bei
Postnummer 56 gleich testen.
Wir stimmen nun Postnummer 56 ab. Sie betrifft die
Änderung der Kanalgebühren. Wer diesem Antrag
zustimmt, gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. – Das
sind die Gemeinderäte der SPÖ. Somit ist die Mehrheit
gegeben.
Nunmehr gelangt Postnummer 58 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft das PPP-Pilot-Projekt
Nordbahnhof - Bildungscampus und Technische
Infrastruktur der Bauphase 2. Kollege Reindl als
Berichterstatter ist schon hier. Ich bitte ihn, die
Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Mag Thomas Reindl: Ich bitte um
Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Ich
eröffne
die
Debatte. Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr GR DiplIng Margulies. Bitte sehr.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub
im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich sage es jetzt gleich vorweg, auch für Sie, Frau
Vorsitzende:
Wir
werden
bei
diesem
Tagesordnungspunkt unterschiedlich abstimmen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl
(unterbrechend):
Danke für die Information!
GR Dipl-Ing Martin Margulies (fortsetzend):
Ich
werde versuchen, das auch in aller Kürze zu erläutern,
weil ich meine, dass es sich durchaus auszahlen würde,
wenn die Stadt Wien ein bisschen über die Diskussion,
die wir grünintern über dieses PPP-Modell geführt
haben, nachdenken würde. Daher werde ich jetzt
sozusagen die Eckpunkte dieser Diskussion kurz
skizzieren.
Vor knapp einem Jahr, als erstmals zum Projekt
Nordbahnhof als PPP-Modell ein Grundsatzbeschluss
gefällt wurde, haben wir dagegen gestimmt, weil
eigentlich außer der Absichtserklärung nichts vorgelegen
ist. In diesem Jahr – bitte aufpassen! – hat es ganz im
Unterschied zur Unternehmungswerdung Kanal dann
sehr wohl Gespräche mit der Opposition über die
Entwicklung des gesamten Gebietes und über das
Campusprojekt an sich gegeben.
Was spricht aus unserer Sicht für eine
Zustimmung? – Das Campusmodell an sich, angefangen
vom gemeinsamen Kindergarten und gemeinsamer
Volksschule. Diese Art des Bildungszugangs haben
sowohl Susanne Jerusalem als auch Claudia Smolik
immer wieder gefordert, und wir erachten das tatsächlich
als einen Fortschritt in der Bildungspolitik.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Es ist gelungen, einen Wettbewerb zu gestalten,
Architekten mit einzubeziehen und zu guter Letzt auch
auf
Grund
der
stattgefundenen
Gespräche
sicherzustellen, dass eine Begleitung durch das
Architekten-Team während des gesamten Projektes
erfolgt. Es ist gelungen, das als Niedrigenergiehaus zu
konzipieren, und es wurde letztlich eine Finanzierung auf
die Beine gestellt, die nicht teurer kommt als der
herkömmliche Schulbau.
Es bedarf natürlich auch einiger Gespräche und
vertrauensbildender Maßnahmen. In diese Richtung wird
es zum Teil Vorschusslorbeeren geben. Wir haben die
Verträge sehr ausführlich studiert, und ich gehe davon
aus, dass das stimmt, sofern tatsächlich das geschieht,
was in den Verträgen steht.
Ein Punkt ist ganz wichtig, dass nämlich die
grundsätzliche Kritik an PPP bleibt, weil es eigentlich
Aufgabe der Stadt Wien ist, ihre eigenen Schulen zu
erhalten, und nur deshalb – und ich sage das ganz
bewusst, weil ich einer derjenigen bin, die dem Projekt
zustimmen werden –, weil die Stadt Wien in den letzten
Jahrzehnten wirklich bei der Schulerhaltung kläglichst
versagt hat, glaube ich, dass es interessant ist, ein
Modell auszuprobieren, gemäß welchem derjenige, der
für
den
Bau
verantwortlich
ist,
auch
ein
Vierteljahrhundert für die Instandhaltung verantwortlich
ist. Ich gehe nämlich davon aus, dass sich die
Projektbetreiber
dann
bemühen,
ein
qualitativ
hochwertiges Campusbauwerk mit Kindergarten und
Schule auf die Beine zu stellen, damit sie nicht von den
vorher ausgemachten Instandhaltungskosten erschlagen
werden.
Dass man bei der Gemeinde Wien aufpassen muss,
wenn man Projekte vergibt, wie es sich mit den
Erhaltungskosten
verhält,
zeigt
wirklich
jeder
Kontrollausschuss neu. Auch jetzt haben wir gerade
wieder Akten bekommen, angesichts welcher ich mir
wirklich die Haare raufen würde, wenn ich in der
Stadtregierung wäre. Es erhebt sich für mich die Frage:
Wie steht es eigentlich mit eurer eigenen Kontrolle, wenn
es um Projekte geht? Da gibt es dann Preisaufschläge
von 30 bis 40 Prozent, und das ist kein Einzelfall,
sondern das ist gang und gäbe.
Diesfalls glaube ich nach einigen Gesprächen, dass
es Sinn macht, einmal ein Pilotprojekt zu starten, bei
dem von vornherein die Baukosten dezidiert klargelegt
sind, bei dem die Stadt Wien die Miete und de facto
Betriebskosten zahlt, bei dem die Stadt Wien also das
erste Mal etwas zahlt, wenn das Gebäude fertig ist und
letzten Endes der Betreiber für eine etwaige
Kostenexplosion verantwortlich ist, solange nach Plan
gebaut wird.
Wenn die Stadt Wien Änderungswünsche hat, dann
wird es möglicherweise teurer werden, aber dann liegt es
auch in der Verantwortung der Stadt Wien, und dann soll
man sich nicht auf irgendjemand anderen ausreden. Ich
sage gleich vorweg, dass das auch eine große
Befürchtung ist, egal, ob nach dem PPP-Modell gebaut
wird oder die Stadt Wien selbst baut: Die
45. Sitzung / 104
Änderungswünsche der Stadt Wien haben uns schon
hunderte
Millionen
gekostet,
insbesondere
im
Gesundheitsbereich.
Das vorliegende Modell scheint mir tatsächlich
einmal ein Modell zu sein, bei dem die Kosten in den
Griff bekommen werden können und bei dem auch über
einen längeren Zeitraum die Instandhaltung gesichert ist.
Es müssten innerhalb von 24 Jahren grobe Baumängel
sichtbar werden, denn das ist die Zeitspanne, nach der
die Stadt Wien de facto die Möglichkeit hat, die
Projektgesellschaft zu einem vorher festgesetzten Preis
wieder aufzukaufen und somit das Ganze auch vorzeitig
zu beenden.
Sollten innerhalb von 24 Jahren grobe Baumängel
wirklich offenkundig werden, dann hat der Betreiber im
Rahmen des Instandhaltungsvertrages für deren
Behebung zu sorgen. Insofern ist das ein durchaus
interessantes Projekt.
Ich wiederhole zum Abschluss: Es ist dies ein
Pilotprojekt, das die Gemeinde Wien aber nicht ihrer
Verantwortung entheben darf, im allgemeinen Bereich
der
Daseinsvorsorge
neben
der
eigentlichen
Betriebsführung von Schulen, Kindergärten und Spitälern
auch dafür zu sorgen, dass die entsprechenden
baulichen Vorraussetzungen geschaffen werden, sodass
Kinder nicht in abgewohnten Gebäuden unterrichtet und
Menschen nicht in abgewohnten Spitälern behandelt
werden müssen, sondern dass der Bereich der
Daseinsvorsorge als Kernbereich der Stadt Wien auch
technisch immer auf dem letzten Stand ist. In diesem
Sinne erfolgt auch unsere differenzierte Abstimmung
zum vorliegenden Akt. – Ich danke sehr. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort
ist Frau GRin Mag Anger-Koch. – Bitte.
GRin
Mag
Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien):
Sehr
geehrte
Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Es ist 9 Uhr, und ich mache es daher kurz. Wir
befürworten die Idee des Campusmodells im Grunde
genommen. Nach der Vorstellung der Wiener ÖVP
hätten wir allerdings gerne eine Implementierung des
Campusmodells in das Schulsystem. Deswegen werden
mein Kollege Dr Wolfgang Aigner und meine Kollegin
Monika Riha einen Beschlussantrag einbringen, dass die
Campusschule so ausschauen soll, dass sich mehrere
Schularten an einem Schulstandort befinden. Es soll
fließende Übergänge an den Schnittstellen und ein
durchgängiges
pädagogisches
Konzept
vom
Kindergarten bis zur Matura sowie eine individuelle
pädagogische Förderung am gesamten Bildungsweg,
eigene Bildungsberater in Kooperation mit Sozialamt und
Jugendamt und eine Anbindung an die außerschulischen
Einrichtungen geben. – In formeller Hinsicht wird die
Zuweisung
des
Antrages
an
den
Gemeinderatsausschuss
für
Bildung,
Jugend,
Information und Sport beantragt. – Danke. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile es ihm.
GR
Heinz
Vettermann
(Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich werde zu den zwei eher positiven Vorreden nur
zwei, drei Bemerkungen machen und Danke für die
differenzierte Darstellung.
Vom Baulichen korreliert der Inhalt zwar, aber
welches Modell wir wählen, obliegt unserer eigenen
Entscheidung
Kollege Margulies! Ihren Ausführungen betreffend
Schulerhaltung stimme ich natürlich nicht zu, denn das
Paket von über 600 Millionen, das wir geschnürt haben,
dient ja dazu, dass die bestehenden Schulen
entsprechend erhalten werden.
Ich glaube, dass das Modell interessant ist.
(Zwischenruf von GR Dipl-Ing Martin Margulies.) Ja!
Trotzdem haben wir viel Geld bereitgestellt. Es ist das
eine massive und intensive finanzielle Aufwendung, um
die Schulen entsprechend zu renovieren.
Nichtsdestotrotz
brauchen
wir
auch
neuen
Schulraum. Zur Umsetzung des Campusmodells werden
wir verschiedene Möglichkeiten evaluieren. Ein
Pilotprojekt ist das PPP-Modell. Ich glaube, das ist
diesmal deshalb gut gelungen, weil es ein EU-weites
Vergabeverfahren gegeben hat. Die Projektberater
wurden ausgeschrieben, und die Sieger des
Architekturwettbewerbs werden das jetzt entsprechend
durchführen. Im Bezirk ist man auch dafür, und wir
werden jetzt einmal schauen, wie es läuft.
Das mit den wertangepassten Pauschalraten wurde
schon gesagt: Es wird ein Bildungscampus mit
40 Prozent Kindergarten und 60 Prozent Schule werden,
dieser wird aber auch für die Öffentlichkeit geöffnet sein,
für den Bezirk, für Sportvereine und für Klubs. Es wird
auch für den Nachmittag und Abend entsprechende
ganztägige Angebote geben, für die man die Schule
verwenden kann.
In diesem Sinn gehe ich davon aus, dass wir eine
breite Mehrheit haben. Ich denke, wenn wir heute
diesem Projekt zustimmen, können wir es evaluieren. Es
ist dies ein interessanter und guter Versuch, der auch
baulich und inhaltlich das Richtige für das dortige Gebiet
bringt. Schauen wir uns das an! In diesem Sinn bitte um
Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR Mag
Maresch hat sich von der Rednerliste streichen lassen.
Somit liegt mir jetzt keine Wortmeldung mehr vor. Der
Herr Berichterstatter hat auf seine Wortmeldung
verzichtet. Damit kommen wir sofort zur Abstimmung.
Wer für das Geschäftsstück ist, gebe bitte ein
Zeichen mit der Hand. – Ich stelle Zustimmung bei der
ÖVP, bei der SPÖ und bei Teilen der GRÜNEN fest.
Damit ist der Antrag mehrstimmig angenommen.
Ich lasse jetzt den Beschluss- und Resolutionsantrag
der ÖVP abstimmen.
Wer für die beantragte Zuweisung ist, gebe bitte ein
Zeichen mit der Hand. – Ich stelle Zustimmung bei ÖVP,
FPÖ und GRÜNEN fest. Die erforderliche Mehrheit liegt
45. Sitzung / 105
nicht vor.
Wir kommen zur Postnummer 60. Sie betrifft die 3.
Gemeinderatssubventionsliste 2009. Berichterstatter ist
Herr GR Strobl. Ich bitte ihn, die Verhandlung
einzuleiten.
Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Ich bitte um
Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Madejski. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter!
Wir haben gerade im vorigen Aktenstück über
Förderungen im Zusammenhang mit Campusmodellen
gesprochen, und wir haben auch in diesem
Tagesordnungspunkt über Wissenschaftsförderung zu
diskutieren.
Ich möchte jetzt nur einen Antrag einbringen. – Was
wären nämlich ein Campus und Wissenschaftsförderung
ohne Begabtenförderung bereits im Kindesalter, ohne ein
Bekenntnis zur Individualisierung des Unterrichts und zur
optimalen Förderung aller Anlagen und Talente der
Schüler? – Ich glaube, das ist allgemein konsensfähig
und auch akzeptiert!
In der Beantwortung einer Anfrage von unserer Seite
hat die ehemalige Amtsf StRin Grete Laska zugegeben,
dass es keine zahlenmäßige Erfassung aller Höchst- und
Hochbegabten gibt, was aber sehr wichtig wäre, und
daher stellen wir einen Beschlussantrag mit der Bitte,
diesen in formeller Hinsicht dem Ausschuss für Bildung,
Jugend, Information und Sport zuzuweisen. – Er lautet:
„Der amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe
Bildung, Jugend, Information und Sport möge alle
Maßnahmen ergreifen, damit eine zahlenmäßige
Erfassung aller Hochbegabten in Wiener Schulen
möglich wird."
Ich bitte um Zustimmung zur Zuweisung. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Eine weitere
Wortmeldung liegt mir nicht vor.
Der Herr Berichterstatter verzichtet auf sein
Schlusswort.
Bei dieser Postnummer 60 ist eine getrennte
Abstimmung erbeten, und ich lasse zunächst über die
Subvention an das Dr Karl Lueger Institut – Verein
Wiener Volksheime abstimmen. Wer dafür ist, gebe bitte
ein Zeichen mit der Hand. – Hier stelle ich die
Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und SPÖ fest. Das ist somit
mehrstimmig angenommen.
Wir stimmen nun betreffend Österreichischer Mieterund Wohnungseigentümerbund, Landesgruppe Wien ab.
Wer dafür ist, gebe bitte ein Zeichen mit der Hand. – Hier
stelle ich die Zustimmung von ÖVP und SPÖ fest.
Mehrheitlich angenommen.
Wir kommen zur Abstimmung über die Subvention für
den Dialog Gentechnik. Wer für diese Subvention ist,
den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Es erfolgt
Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und SPÖ, somit
mehrstimmig angenommen.
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Wir kommen zur Abstimmung über den Verein
Wiener Wohnberatung. Hier stelle ich die Zustimmung
bei ÖVP und SPÖ fest, somit mehrheitlich angenommen.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die übrigen
Subventionen der 3. Gemeinderatssubventionsliste. Wer
dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. –
Dazu gibt es die Zustimmung von allen Fraktionen. Der
Antrag ist einstimmig angenommen.
Wir kommen zum Beschlussantrag der FPÖ, wobei in
formeller Hinsicht die Zuweisung an den Ausschuss
beantragt ist. Wer für diese Zuweisung ist, gebe bitte ein
Zeichen mit der Hand. – Zustimmung erfolgt von ÖVP,
FPÖ und SPÖ. Damit ist die Zuweisung beschlossen.
Wir kommen zur Postnummer 61 der Tagesordnung
betreffend zusätzliche Kapitalzufuhr zu den Wiener
Linien. Berichterstatter ist Herr GR Dr Stürzenbecher. Ich
bitte ihn, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Dr Kurt Stürzenbecher: Ich
ersuche
um
Zustimmung
zum
vorliegenden
Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die Debatte ist
eröffnet. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Puller. Ich
erteile es ihr. – Bitte sehr.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Ich weiß, es ist schon 10 Uhr, und Sie wollen den
neuen Stadtrat und den neuen Vizebürgermeister feiern.
(GR Mag Thomas Reindl: Wir sind ja nicht die GRÜNEN,
dass wir nur im Wirtshaus herumsitzen!) Ich habe aber
noch zwei Anträge, die ich auf Grund Ihrer Herumeierei
im Gemeinderat im Jänner noch einmal stellen muss.
(GRin Nurten Yilmaz: Das ist eine Unterstellung!)
Es gibt keine klaren Aussagen von SPÖ-Seite
bezüglich Tariferhöhung bei den Wiener Linien. Der
Termin rückt immer näher. Sie sagten zwar, dass Sie
garantieren, das es bis Juni keine Tariferhöhung gibt,
aber die Stimmen auch von den VertreterInnen der
Wiener Linien werden immer lauter, dass nach Juni eine
Tariferhöhung kommen soll.
Wir meinen, dass es gerade angesichts der
Wirtschaftskrise, deren Ausmaß und Dauer noch gar
nicht abzuschätzen sind, jetzt wirklich der ungünstigste
Zeitpunkt wäre, über eine Tariferhöhung bei den Wiener
Linien nachzudenken, geschweige denn eine solche
durchzuführen, und deshalb stellen wir heute noch
einmal diesen Beschlussantrag:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich gegen eine
Erhöhung der Tarife bei den Wiener Linien bis Ende
2011 aus. Der Wiener Gemeinderat ersucht weiters die
zuständige Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke, auch in ihrer Funktion als
Eigentümervertreterin mit den Wiener Linien in
Verhandlungen zu treten, bei denen es darum geht, wie
die Kostensteigerung des Betriebes der Wiener Linien
durch erhöhte Zuwendungen aus dem Budget der Stadt
Wien ausgeglichen werden kann.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung."
45. Sitzung / 106
Ich komme zum zweiten Antrag. Wir begrüßen, dass
gemäß dem Konjunkturpaket 2009 die Wiener Linien
zusätzlich 15 Millionen EUR für die Revitalisierung
beziehungsweise
Renovierung
der
Unterpflasterstraßenbahn, kurz USTRAB genannt,
bekommen, die seit den 60er Jahren kaum oder gar nicht
renoviert wurde.
Es ist sehr begrüßenswert, dass in der Station
Blechturmgasse der Aufzug nachgerüstet wird. Es ist
außerdem begrüßenswert, dass die unterirdische
Querung geschlossen wird. Wir meinen aber, dass es
kostspielig und weniger sinnvoll ist, wenn ein
FußgängerInnensteg über die Gürtelfahrbahn errichtet
wird. Ich glaube, dafür kommen Sie mit den
veranschlagten
10 Millionen
nicht
aus!
Dieser
FußgängerInnensteg über die Gürtelfahrbahn wäre nicht
barrierefrei, und wenn Sie den Aufzug auch noch
hinauflegen wollen, dann wäre das sehr kostspielig.
Außerdem weiß jeder beziehungsweise wiederhole ich
Ihnen jetzt noch einmal, dass verkehrswissenschaftlich
belegt ist, dass FußgängerInnen immer den kürzesten
Weg nehmen und den Steg sicherlich nicht annehmen
werden, schon gar nicht Jugendliche und Kinder aus
dem Wiedner Gymnasium, das unmittelbar an der
Blechturmgasse liegt.
Wir haben eine bessere Lösung. Die Wiedner
Grünen fordern das schon jahrelang, aber es wurde
immer quasi herumgeeiert, und die Lösung wurde
abgelehnt, weil es angeblich eine Rechtsvorschrift laut
Eisenbahngesetz gibt, die das verbietet. Ich habe mich
aber schlau gemacht, meine Damen und Herren! – Es
gibt keine Rechtsvorschrift, gemäß welcher ein
schienengleicher
Übergang
in
der
Haltestelle
Blechturmgasse nicht errichtet werden darf. Das gilt nur
für Züge, die im Tunnel bis 160 km erreichen. Aber die
USTRAB fährt ja unten genau so wie an der Oberfläche.
Daher könnte man in der Blechturmgasse diesen
schienengleichen Übergang sehr wohl errichten. In den
Fahrtrichtungen ist genügend Platz, und dieser
Übergang bietet sicherlich mehr Sicherheit als der
FußgängerInnensteg, der wahrscheinlich vor allem von
den SchülerInnen des Bundesgymnasiums nicht benützt
werden würde; diese würden dann voraussichtlich über
die Gürtelfahrbahn laufen. Deshalb stellen wir einen
Beschlussantrag:
„Die Frau amtsführende Stadträtin für Finanzen,
Wirtschaft, Politik und Wiener Stadtwerke wird ersucht,
zusammen mit den Wiener Linien Verhandlungen
aufzunehmen,
damit
in
der
Unterpflasterstraßenbahnstation Blechturmgasse ein
schienengleicher Übergang anstelle eines kostspieligen
und wenig sinnvollen FußgängerInnenstegs über die
Gürtelfahrbahn errichtet wird. – Wir bitten um Zuweisung
dieses Antrages. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Außerdem gibt es noch einige Anträge von der ÖVP.
In diesem Zusammenhang drängt sich mir die Frage auf:
Was wäre die ÖVP ohne die GRÜNEN? (Ironische
Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Den Antrag betreffend Tariferhöhungsstopp bei den
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Wiener Linien werden wir ablehnen, weil wir einen
eigenen Antrag haben. Laut ÖVP-Antrag soll heuer keine
Tariferhöhung bei den Wiener Linien erfolgen. Wir wollen
jedoch einen Tarifstopp bis mindestens 2011.
(Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Betreffend Ringrundlinie werden wir natürlich
zustimmen.
Weiters stellen Sie einen Antrag betreffend
Vereinheitlichung der Seniorenermäßigungen bei den
Wiener
Linien.
Wir
meinen,
dass
die
Seniorenermäßigung schon längst reformiert gehört. Es
gibt nämlich einerseits Seniorinnen und Senioren, die
60 Jahre erreicht haben und die weit mehr an Pension
bekommen, als Werktätige überhaupt jemals gehabt
haben, und wir sehen nicht ein, warum diese Senioren
und Seniorinnen, die wirklich sehr viel Pension
bekommen,
überhaupt
SeniorInnenermäßigungen
bekommen und nur die Hälfte für die Tickets bezahlen
sollen. Andererseits – das ist das andere Extrem – gibt
es Pensionisten und Pensionistinnen, die das
60. Lebensjahr noch nicht erreicht haben und aus
diesem Grund die Seniorenermäßigungen nicht
bekommen. Sie können einen Mobilpass beantragen
oder ein Ansuchen stellen, Pensionisten mit
Sozialpass P zu sein. Ihr Einkommen liegt aber gerade
um
50 EUR
oder
100 EUR
über
der
Berechtigungsobergrenze.
In Anbetracht der genannten Gründe meinen wir,
dass die Seniorenermäßigungen bei den Wiener Linien
schon längst reformiert werden müssen. Wir werden dem
Antrag aber im Sinne der Gleichbehandlung sehr wohl
zustimmen. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich erteile nun
Herrn GR Mag Gerstl das Wort. – Bitte.
GR
Mag Wolfgang
Gerstl
(ÖVP-Klub
der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender!
Ich repliziere auf zwei Anträge der GRÜNEN und
bringe selbst drei Anträge ein.
Zum ersten Antrag der GRÜNEN betreffend
Fußgängerübergang bei der USTRAB. – Wir halten
diesen Antrag für nicht machbar und stimmen entgegen
unseren Gepflogenheiten diesmal sogar einer Zuweisung
nicht zu, weil wir denken, dass dieser Vorschlag absolut
undurchführbar ist. Damit habe ich erläutert, warum wir
gegen den ersten Vorschlag der GRÜNEN sind.
Gegen den zweiten Vorschlag der GRÜNEN
betreffend das Moratorium bei den Tarifen der Wiener
Linien sind wir deswegen, weil Sie natürlich aus Ihrer
Sicht immer wieder von möglichst langen Tarifstopps und
dem Nichterreichen von Erhöhungen ohne Rücksicht auf
die Wirtschaftlichkeit sprechen. – Uns ist klar, dass Sie
das wollen. Wir wollen das jedoch wirtschaftlich
betrachten. Wir sehen uns die heutige wirtschaftlich
schwierige Situation an und appellieren daher an die
Sozialdemokraten,
zumindest
heuer
keine
Tariferhöhungen durchzuführen, und wir meinen in
Anbetracht dessen, was die GRÜNEN in ihren
Beschlussantrag geschrieben haben, dass es eben nicht
so einfach ist, dass, wenn die Wiener Linien zu wenig
45. Sitzung / 107
Geld haben, die Lücken sozusagen mit der Gießkanne mit Steuergeldern - gefüllt werden.
Daher haben wir diesbezüglichen einen eigenen
Antrag vorbereitet, den ich hiermit einbringe. (Beifall bei
der ÖVP.)
Die beiden anderen Anträge beschäftigen sich, wie
meine Vorrednerin schon angekündigt hat, mit der
Vereinheitlichung der Seniorenermäßigung bei den
Wiener Linien. Diesbezüglich gibt es eine Entscheidung
der
Gleichbehandlungskommission
des
Bundeskanzleramtes. Das Bundeskanzleramt untersteht
ja einem sozialdemokratischen Bundeskanzler, und wir
gehen
daher
davon
aus,
dass
dieser
sozialdemokratische Bundeskanzler, der auch aus Wien
stammt, für die Wiener SPÖ diesen Spruch akzeptiert
und in Hinkunft für die Seniorinnen und Senioren einen
einheitlichen Tarif und eine einheitliche Altersgrenze
festlegt.
Ich bringe daher mit meinen Kolleginnen Ingrid
Korosec und Karin Praniess-Kastner diesen Antrag auf
Vereinheitlichung der Seniorenermäßigungen ein. (Beifall
bei der ÖVP.)
Der dritte und letzte Antrag betrifft die Ringrundlinie.
Auch diese wurde nun schon des Öfteren behandelt. Die
Sozialdemokratie hat nunmehr die letzte Chance, die
Ringrundlinie barrierefrei einzuführen, diese im Verbund
der Wiener Linien zu halten und nicht 6 EUR extra zu
verlangen. Um ihr diese Chance vor dem 4. April, an
dem die Ringrundlinie eingeführt wird, noch einmal zu
geben, stelle ich diesen Beschlussantrag gemeinsam mit
meiner Kollegin Karin Praniess-Kastner und meinem
Kollegen Fritz Aichinger. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR Mag
Maresch.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Ich meine, Kollege Gerstl müsste sich einmal
anschauen, was die rot-schwarze Bundesregierung
betreffend Preiserhöhungen von sich gibt. – Frau
Bundesministerin Bures, die dafür zuständig ist, hat vor
Kurzem in einer Presseaussendung gesagt, dass das
Moratorium betreffend Preise beim öffentlichen Verkehr,
und zwar in dem Fall bei den Bundesbahnen, im
Sommer
2009
ausläuft
und
es
mittlerweile
Verhandlungen mit allen Verkehrsverbünden gibt, um die
Preise zu erhöhen, wobei noch fraglich sei, in welcher
Größenordnung das der Fall sein wird. Außerdem strebe
die Bundesregierung eine Valorisierung der Preise im
öffentlichen Verkehr an.
Kollege Gerstl! Ich kann Ihnen daher nur raten:
Horchen Sie Ihrer eigenen Regierung zu, dann können
Sie das nicht sagen, was Sie jetzt hier gesagt haben! –
Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Weitere
Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Dr Kurt Stürzenbecher: Es ist
dies eigentlich kein Schlusswort, sondern nur eine
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Feststellung. Da über den Akt selbst wenig diskutiert
wurde, sondern hauptsächlich über die Anträge von Grün
und Schwarz, und zwar jeweils von den beiden
Fraktionen, die erklärten, warum sie den Anträgen der
anderen zustimmen oder nicht zustimmen, bleibt mir als
Berichterstatter zum eigentlichen Akt nur das nochmalige
Ersuchen, dem vorliegenden Poststück zuzustimmen.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Damit kommen
wir zur Abstimmung.
Wer ist für den Antrag des Berichterstatters? – Ich
stelle die Zustimmung bei allen vier Fraktionen fest. –
Damit ist der Antrag einstimmig beschlossen.
Ich
komme
zu
den
Beschlussund
Resolutionsanträgen.
Ich beginne mit den beiden Anträgen der GRÜNEN.
Der erste Antrag betrifft das Moratorium hinsichtlich
der Tarife der Wiener Linien. Wer ist dafür? – Der Antrag
findet die Zustimmung der FPÖ und der GRÜNEN und
hat somit nicht die erforderliche Mehrheit.
Ich komme zum Antrag der GRÜNEN betreffend
Errichtung einer Fußgänger-Eisenbahnkreuzung in der
Station Blechturmgasse. Wer ist für diesen Antrag, wobei
die Zuweisung beantragt ist? – Diesfalls stelle ich nur die
Zustimmung der GRÜNEN fest. Der Antrag hat sohin
nicht die erforderliche Mehrheit.
Ich komme nun zu den Anträgen der ÖVP.
Der erste Antrag betrifft einen Tariferhöhungs-Stopp
bei den Wiener Linien. Wer ist für diesen Antrag? –
Diesfalls erfolgt die Zustimmung der ÖVP und FPÖ. Der
Antrag hat nicht die erforderliche Mehrheit.
Ich lasse nun über den Antrag der ÖVP betreffend
Vereinheitlichung der Seniorenermäßigungen bei den
Wiener Linien abstimmen. Wer ist dafür? – Hier gibt es
die Zustimmung von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN. Der
Antrag hat nicht die erforderliche Mehrheit.
Schließlich komme ich zum Antrag der ÖVP
betreffend Ringrundlinie. Wer ist dafür? – Dieser Antrag
findet die Zustimmung von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN und
hat somit nicht die erforderliche Mehrheit.
Wir kommen zu Postnummer 51, Verkauf eines
Grundstücks im 21. Bezirk, KatG Großjedlersdorf.
Berichterstatterin ist Frau GRin Schubert. Ich bitte sie,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Ingrid Schubert: Ich ersuche
um Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die Debatte ist
eröffnet. Das Wort hat Frau GRin Dipl-Ing Gretner.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Beim vorliegenden Akt geht es darum, ein
Grundstück an einen Hotelbetreiber zu verkaufen. Ich
möchte die Gelegenheit nutzen, um hier einen Antrag
einzubringen, in dem es darum geht, dass die Stadt
Wien aufgefordert wird, ein Grundstück zu kaufen. Es ist
dies also genau der umgekehrte Vorgang. Wir meinen
nämlich, dass in den dicht bebauten Stadtgebieten zu
wenig Grünflächen vorhanden sind, es aber durchaus
freie Parzellen gäbe, auf welchen man Parkanlagen
realisieren könnte.
45. Sitzung / 108
In meinem Antrag geht es konkret um die
Erweiterung des Johannes Diodato-Parks in Wieden.
Das Grundstück befindet sich an der Schäffergasse und
es besteht sogar die gültige Widmung für eine
Parkanlage, die öffentlich zugänglich gemacht werden
soll. Es gibt einen mehrstimmigen Bezirksbeschluss,
dass diese Parkanlage in einem angrenzenden
Grundstück vergrößert werden soll. Das heißt, das
Grundstück wäre von der Stadt Wien eigentlich nur noch
anzukaufen.
Mein Beschlussantrag besagt, dass die zuständigen
Stellen der Stadt Wien mit dem Ankauf der Liegenschaft
beauftragt werden sollen und in Folge unter
Einbeziehung der Bevölkerung der Park geplant werden
soll, wobei diese Liegenschaft letztlich als Erweiterung
des Johannes Diodato-Parks dienen soll. – Ich beantrage
die Zuweisung dieses Antrages und hoffe sehr auf Ihre
Zustimmung. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Eine weitere
Wortmeldung liegt mir nicht vor. Die Berichterstatterin
verzichtet auf ihr Schlusswort.
Damit können wir sofort über den Antrag abstimmen,
wobei ich gemäß § 25 der Stadtverfassung feststelle,
dass die Anwesenheit von mehr als der Hälfte der
Gemeinderatsmitglieder gegeben ist.
Wer für das Geschäftsstück ist, gebe bitte ein
Zeichen mit der Hand. – Ich stelle die Zustimmung aller
Fraktionen fest. Der Antrag ist einstimmig angenommen.
Wir
kommen
nun
zum
Beschlussund
Resolutionsantrag der GRÜNEN, wobei die Zuweisung
beantragt wird. Wer für die Zuweisung ist, möge bitte ein
Zeichen mit der Hand geben. – Alle vier Fraktionen sind
für die Zuweisung. Damit ist die Zuweisung einstimmig
beschlossen.
Ich komme zu Postnummer 50 betreffend tarifmäßige
Gemeinderat, 18. WP
26. März 2009
Entgelte für Arbeitsleistungen der MA 30. Berichterstatter
ist Herr GR Nevrivy. (Zwischenruf von GR Siegi
Lindenmayr: Es haben sich alle streichen lassen!) Alle
sind gestrichen? Das hat sich nicht bis zu mir
durchgesprochen! Dann ist auch ein Berichterstatter
nicht erforderlich!
Wir kommen sofort zur Abstimmung der Postnummer
50. Wer ist für die Postnummer 50? – Hier stelle ich die
Zustimmung bei der SPÖ fest. Das Geschäftsstück ist
mehrstimmig angenommen.
Damit ist die öffentliche Sitzung beendet.
(Ende der öffentlichen Sitzung um 21.26 Uhr)
45. Sitzung / 109
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