13.Sonntag im Jahreskreis/B/Evangelium01 Liebe Mitchristen! "Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen können sie geschehn", so lautet der Kehrvers eines bekannten Schlagers. Wir glauben auch recht gern daran; das Wort Wunder kommt leicht über unsere Lippen. Wir sprechen vom Wirtschaftswunder, von Wundern der Technik und der Medizin - nach der jüngsten Bergwerkskatastrophe konnte man in den Zeitungen vom "Wunder von Borken" lesen. Wesentlich schwieriger ist es für uns, an die Wunder zu glauben, die in der Bibel beschrieben sind. Vielleicht, weil der zeitliche Abstand so groß ist; vielleicht, weil bei derartigen Berichten die Details abgehen oder wir uns nicht in die Erzählung hineinversetzen können. Wir modernen Menschen haben die entsprechende Denkweise und geraten leicht in Versuchung, Dinge, die unseren Verstand bei weitem überfordern, Ereignisse, die uns unerklärlich sind und bleiben, in den Bereich der Legende oder gar des Märchens abzuschieben. Die Wunder Jesu aber gehören weder zum einen noch zum anderen. Über das eigentliche Geschehen hinaus weisen sie uns darauf hin, daß der so auftretende und handelnde Jesus Macht hat und mit Recht Anspruch darauf erhebt, die Gottesherrschaft, den Frieden und das Heil den Menschen zu bringen. Wort und Tat stehen bei Jesus in direktem Zusammenhang; eins stützt das andere. Christus redet nicht nur, er handelt: er heilt, er erweckt zum Leben usw. Zeichenhaft will er damit zum Ausdruck bringen, daß er gekommen ist, die Herrschaft Gottes anzukündigen und zu verwirklichen. Grundlage dafür ist unser Glaube, den man wohl zurecht als die Wundertat Jesu an uns Menschen betrachten darf. Erst der Glaube öffnet uns die Tür zu Gott. Dabei werden wir nicht allein gelassen: Seit fast 2000 Jahren fühlen sich Menschen von Gott dazu berufen, ihr Leben in den Dienst der Sache Jesu zu stellen. Was wären wir, was wäre diese Gemeinde ohne Priester? Die heutige Zeit ist eine schwierige Zeit für den Glauben; gerade auch deshalb muß es uns mit besonderer Freude erfüllen, daß unser Bischof Franz Xaver Eder am 2. Juli im Passauer Dom 9 Diakone zum priesterlichen Dienst weihen wird. Es handelt sich hierbei um folgende junge Männer: .... Die neun Weihekandidaten treten ein schweres Amt an; schließen wir sie daher ganz speziell in unser Gebet ein: Gott möge ihnen die Kraft geben, ihrer Berufung gerecht zu werden. Für uns aber sollen sie ein Zeichen sein: Gott findet auch heute noch Mittel und Wege, den Glauben mit neuem Leben zu erfüllen und ihn durch die Person des Priesters zu stärken. Amen 13.Sonntag im Jahreskreis/B/Evangelium02 Liebe Mitchristen! Jesus Christus erweckt Tote zum Leben, treibt Dämonen aus, heilt Kranke, vermehrt Brot und Wein, wandelt auf dem Wasser - nicht dürfte uns heutigen aufgeklärten Menschen schwerer fallen als diese Ereignisse als Wunder anzuerkennen. In der Tat: Wunder passen nicht in unsere mathematisch-naturwissenschaftliche Denkweise. Und wenn, dann bestenfalls in übertragenem Sinne als "Wirtschaftswunder" oder "Wunder der Technik". Als Wunder im weitesten Sinne könnte man das bezeichnen, was der Mensch mit den ihm eigenen Geistesgaben nicht vollständig oder überhaupt nicht erfassen kann, wo er staunend davor steht und nachhaltige Wirkungen nicht ausbleiben. So wie wir heute unsere technischen Wunderwerke haben: Roboter, Computer, die Raumfahrt u.v.m., so bestaunten auch die Menschen des Altertums etwa die sieben Weltwunder. Freilich waren und sind diese Dinge alle anschaulich; ich kann sie sehen, berühren und mit ihnen arbeiten. Wunder in biblischem Sinne dagegen haben das Handicap genau diese Eigenschaften nicht aufweisen zu können. Wir können sie nicht anschauen und berühren wir können sie nicht "begreifen" - weder wortwörtlich, noch mit unserem Verstand. Sie deshalb aber in das Reich der Illusionisten, der Magier und Zauberer zu verbannen wäre wohl sehr voreilig. Falsch wäre es zudem an diese Berichte mit unserem Begriff von Geschichte herangehen zu wollen. Denn die Wunderberichte der Bibel wollen zweifellos nicht so sehr historische als vielmehr theologische Aussagen machen, nämlich über die Bedeutung Jesu für das Heil der Menschen. Ohne Zweifel hat Jesus außerordentliche Zeichen vollbracht, die alle in Erstaunen setzten. Gerade weil dies aber der Fall war und auch von seinen Gegenern in keinster Weise bestritten wurde, konnten die Anhänger Jesu später diese Wunderberichte als katechetische Elemente benutzen um zu bezeugen, daß Jesus tatsächlich die Macht hatte zu helfen und zu heilen. Man könnte die biblischen Wunder also - salopp ausgedrückt - als Unterrichtshilfen in Sachen Glauben bezeichnen. Denn für Jesus selbst sind die Wunder Zeichen, die den Glauben zwar nicht erzwingen, wohl aber wecken wollen. Er will seinen Zeitgenossen und auch uns damit sagen, daß, wo Menschen und Welt in Gemeinschaft mit Gott kommen,, diese heil werden. Und er will zeigen, daß die Herrschaft Gottes in der Welt mit ihm endgültig angebrochen ist. Darum sind Wunder zugleich Zeichen für Jesu Sendung, aber auch für seine Bevollmächtigung. Liebe Mitchristen, wenn wir heute im Evangelium einem solchen Wunderbericht begegnen, so bietet sich uns die Gelegenheit einmal alles Skeptische und logisch Entgegenstehende beiseite zu legen. Wir sollten versuchen zu erkennen, was uns Jesus damit über Gottes Herrschaft vermitteln will. Wunder kann man aus vielerlei Perspektiven heraus betrachten und durchleuchten - man kann sie auch sehr gut zerpflücken und zerreden, solange, bis nichts mehr bleibt. Man kann sie aber auch mit den Augen eines Kindes betrachten: einfach nur hören, nur staunen, nur sich davon begeistern lassen und nur sich darüber freuen, sie annehmen und einfach nur glauben. Amen 13.Sonntag im Jahreskreis/B/Evangelium03 Liebe Mitchristen! Glauben sie an Wunderheilungen? In der heutigen Zeit, in der die Schulmedizin mehr und mehr in Frage stellt wird, hört man immer öfter von Heilungen durch die Wärme der Hand, oder direkt durch Handauflegungen oder Berührungen. Solche Berichte erzeugen in mir meist gemischte Gefühle. Auf der einen Seite klingt es schon sehr verlockend auf so einfache und schonende Weise geheilt zu werden, und man wünscht es sich beinahe, daß diese Geschichten der Wahrheit entsprechen, auf der anderen Seite fällt es doch ziemlich schwer daran zu glauben.. Im heutigen Evangelium treffen wir jedoch auf eine solche Wunderheilung und dann sogar noch auf eine Totenerweckung. Beide Male geht es um Frauen. Im ersten Fall handelt es sich um ein junges 12jähriges Mädchen. Ihr Vater, mit Namen Jairus kommt zu Jesus und fleht ihn um Hilfe an, da seine Tochter im Sterben liegt. Seine letzte Hoffnung ruht auf Jesus. Er will sein Kind, das er liebt nicht so jung verlieren. Die Verzweiflung steht ihm wohl im Gesicht geschrieben,denn Jesus zögert nicht. Er kommt sofort mit. Er erkennt den Ernst der Lage und weiß, daß er gebraucht wird. Und trotzdem läßt er sich scheinbar von einer Frau aufhalten. Auch für sie ist Jesus die letzte Hoffnung. Sie leidet an ständigen Blutungen, aber niemand kann ihr helfen. Ihre Lebenskraft scheint auszufließen, zu erlöschen. Dazu kommt, daß die Reinlichkeitsgesetze der Juden ihr das Leben noch zusätzlich erschweren, ja fast unerträgliche machen. Für die Juden galt sie ständig als unrein. So war es ihr verboten den Tempel zu betreten oder bei religiösen Festen dabei zu sein. Auch durfte sie keinen Menschen berühren, da dieser dadurch auch unrein wurde. Können sie sich ein Leben ohne jede menschliche Berührung, ohne Gemeinschaft, ganz isoliert vorstellen? Es muß wohl der Mut der Verzweiflung gewesen sein, als sich die unreine Frau an Jesus wendet. Ihre Hoffnung auf Heilung und der Glaube an Christus geben ihr die Kraft, Jesus zu berühren, obwohl sie wußte, daß sie ihn dadurch unrein macht. Sie berührt Jesus und im selben Augenblick ist sie geheilt. Sie hofft nun unerkannt davonzukommen, Aber Christus will die Heilung des ganzen Menschen. Er will keinen Sensationzauber, er will Begegnung! Er nimmt sich sogar in diesem Augenblick, indem ein Kind im Sterben liegt Zeit für sie; deshalb fragt er: "Wer hat mich berührt?" Nun muß sie aus ihrem Schneckenhaus heraus. Jesus will, daß sie sich ganz öffnet, daß sie zu ihrer Krankheit steht. Und als sie alles gesteht tadelt er sie nicht, ganz im Gegenteil, er gibt ihr neues Ansehen. Für ihn ist keine Frau, zu keiner Zeit, auch nicht zur Zeit ihrer Blutungen unrein. Eine ganz neue Sichtweise legt Christus offenbar. Er zeigt den Wert der Frau in einer ganz männerorientierten Welt auf. Wie weit war Christus seiner Zeit voraus? Ja wie weit ist er auch heute noch unserer katholischen Kirche voraus, die immer noch Schwierigkeiten hat der Frau einen gerechten Platz innerhalb ihren Reihen zu geben? Jesus macht keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Er ermutigt zum Frausein! Jesus schenkt neues Selbstvertrauen; denn nur wenn Leib und Seele gesund sind, hat die Krankheit keine Chance mehr. Doch Christus ist nicht nur der, der heilt, sondern auch der, der wieder neuen Lebensmut gibt. Das sehen wir bei der Tochter des Jairus. Seine Begegnung, seine Berührung lassen wieder neue Lebenskraft in sie strömen. Dieses heutige Evangelium hat für mich eine sehr große Aussagekraft: Auf der einen Seite sagt es uns wir dürfen, ja wir sollen sogar zu unseres Krankheiten, zu unseren Fehlern, Nöten und Ängsten stehen und sie annehmen. Wir können sie ruhig aussprechen und brauchen uns derer nicht zu schämen. Wer alles in sich hineinfrißt, wer glaubt mit allem alleine fertig zu werden wird krank, unheilbar krank. Auf der andern Seite sollen wir aber auch handeln wie Jesus. Menschen, die es schaffen über ihre Nöte zu sprechen dürfen nicht alleine gelassen werden. Unser Verhalten, unsere Zuneigung anderen gegenüber kann Wunder bewirken. Ein Text von Wilhelm Willms drückt herrlich aus, was unser Verhalten aller bewirken kann. Er heißt: Wußten sie schon, daß die Nähe eines Menschen gesund machen, krank machen, tot und lebendig machen kann? Wußten sie schon, daß die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig und froh machen kann? Wußten sie schon, daß das Wegbleiben eines Menschen sterben lassen kann, daß das Kommen eines Menschen wieder leben läßt? Wußten sie schon, daß die Stimme eines Menschen einen anderen Menschen wieder aufhorchen läßt, der für alles taub war? Wußten sie schon, daß das Wort oder Tun eines Menschen wieder sehend machen kann, einen der für immer blind war, der nichts mehr sah, der keinen Sinn mehr sah in diesem seinen Leben? Wußten sie schon, daß das Zeithaben für einen Menschen mehr ist als Geld, mehr als Medikamente, unter Umständen mehr als eine geniale Operation? Wußten sie schon, daß Tun mehr ist als Reden? Wußten sie das alles schon? Wußten sie auch schon, daß der Weg vom Wissen über das Reden zum Tun unend-lich weit ist? Jesus redete nicht nur, er handelte, er war da für alle Menschen. Wie schön und voller Wunder wäre unsere Welt, wenn auch wir es schaffen für andere Menschen da zu sein. AMEN.