DOC (Word 97): Bericht mit Photos

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Zwischen Regenwald und Wolkenkratzern
Die Radtour durch das südliche Malaysia habe ich im September 1996 zusammen mit
Alexandra und Annemarie erlebt, für die es die erste große Fahrradtour war (aber nicht
die letzte...).
Das Team: Alexandra, Annemarie und Ingo
Die Tour ging von Singapur die Ostküste Malaysias hoch. Auf halber Höhe sind wir in das
Zentralland Richtung Kuala Lumpur abgebogen. Von dort aus ging's per Zug zurück nach
Singapur. Wir sind in den drei Wochen rund 1050 km geradelt.
Die Strecke: Singapur, Kuantan, Kuala Lumpur
Ankunft in Singapur
"Aus und vorbei - das war's. Hier fährst Du keine 3 Kilometer mit dem Rad!" schießt mir in den Kopf,
als ich - vom Zusammenbau unserer drei Räder sowieso schon schweißgebadet - das erste mal die
Ankunftshalle des Singapur-Airport verlasse und glaube in einer Sauna mit Aufguß zu stehen. "Jetzt
nur ganz ruhig bleiben, nichts anmerken und keine Panik aufkommen lassen" versuche ich mich zu
beruhigen. Also schieben wir die Räder zurück und warten lieber in der Ankunftshalle bei einem Eistee
auf den Airport-Bus, der uns und unsere Räder in die Stadt bringen soll. Das tut er einige Minuten
später auch und wir genießen während der abendlichen Fahrt die ersten Ausblicke auf die imposante
Skyline Singapurs.
© 1999 Ingo Harrach, Köln
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Gegensätze in Singapur
Das erste mal auf dem Rad
Nachdem wir am ersten Tag zu Fuß das Zentrum Singapurs erkundet und sich meine Bedenken über
die Durchführbarkeit einer Radtour in den Tropen gehalten haben, sitzen wir heute das erste mal
(noch ohne Gepäck) auf dem Rad und radeln zum Zoologischen Garten, etwa 20 km vom Zentrum
entfernt. Es ist bewölkt und bald beginnt es zu regnen. Doch der Regen ist nicht unangenehm und
sorgt für Abkühlung. Autos flitzen hier reichlich herum, die Fahrer nehmen aber viel Rücksicht. Und
spätestens das Verkehrsschild mit dem Totenkopf und der Untertitelung "Accident Area" bringt
Stimmung, zumal der Regen auch schon wieder aufgehört hat. Es geht also doch: Auch hier kann
man Radeln! Jedenfalls legen wir die ersten 40 Kilometer der Tour ohne jede Probleme zurück.
Fast food a la chinese
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Auf nach Malaysia
Am nächsten Tag wollen wir die Fähre von Singapur zum Kampong Pengerang am südöstlichen Zipfel
Malaysias nehmen, um uns die Fahrt durch die Großstädte Singapur und Johor Bahru (auf malaiischer
Seite) zu ersparen. Nachdem wir Singapurs City im morgendlichen Verkehrschaos gemeistert und
nach einigem Hin und Her doch irgendwie die Nebenstraße entlang der Flughafenautobahn gefunden
haben, radeln wir entspannt die Küste entlang. Und als wir sogar am richtigen Fährhafen sind (es ist
der Hafen hinter dem Flughafen), tuckert die Fähre auch schon los.
Malaiisches Festland ist wenig später in Sicht. Grüne Hügel in der Ferne, Palmen an der Küste
werden sichtbar. Ich denke daran, wie lange mir eine Radtour durch Malaysia schon im Kopf
rumschwirrt...
Alexandra und Annemarie beim Imbiß am Straßenrand
Wir sind da! Eine junge Dame mit Tudung, dem bei malaiischen Frauen üblichen Kopftuch, stempelt
mit einem freundlichen Lächeln das Visum in den Paß. So lernen wir schon an dem kleinen
Grenzhaus die für mich beeindruckendste Eigenschaft der Einheimischen kennen: Freundlichkeit. Ein
Lächeln, ein heiteres "Hello", ein Zuwinken beim Vorbeiradeln. Eine sehr angenehme Freundlichkeit:
Ehrlich, mit natürlichem Respekt und ohne jede Aufdringlichkeit.
Sie greifen an!
Am Ortseingang von Desaru, wo wir die erste Nacht in Malaysia verbringen wollen, hoppeln in der
Ferne Tiere über die Straße. Wir halten an: Schon werden wir von einer Horde Affen umlagert, die uns
erwartungsvoll mit einem "Du hast doch bestimmt 'was zum Fressen"-Blick ansehen. Da wir aber statt
Eßbarem nur unsere Kameras aus den Taschen kramen, schreiten sie zur Selbsthilfe: Ich höre
Annemaries Aufschrei "Sie greifen an!" und sehe, wie ein Affe an ihrer Plastiktüte auf den
Packtaschen zerrt, ruck zuck die Chips und Kekse herausreißt und auf den nächsten Baum flüchtet.
Mit ziemlich dummen Gesicht, aber voller Begeisterung für die erste Begegnung mit den
einheimischen Affen radeln wir in den Ort...
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Noch sind sie ganz lieb...
Wir essen uns ein...
In den nächsten Tagen lernen wir vor allem die kulinarischen Genüsse Malaysias kennen: Wir
beginnen den Tag mit roti, einer Mischung aus Pfannkuchen und Fladenbrot (mit oder ohne Ei und
einer würzigen Tunke) und teh susu, dem hervorragendem malaiischen Tee mit gesüßter
Kondensmilch. Rambutan, eine Litschee-ähnliche Frucht, avanciert zu unserem absoluten
Lieblingsobst, obwohl wir auch Pomelos und Papayas nicht verachten. Und wir gewöhnen uns an das
scharfe Essen. Alexandra und Annemarie tun sich damit leicht, mein Magen will sich nicht so schnell
damit anfreunden. Die süß oder herzhaft gefüllten Dampfnudeln namens pau neutralisieren die
Schärfe nach dem Essen hingegen auf äußerst angenehme Weise.
Leckere Vitamindosis: Rambutan
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Gleich gibt's Frühstück: Roti
Zum Schnorcheln nach Tioman
Seit Desaru liegen rund 150 km angenehme Fahrt durch leicht wellige Landschaft hinter uns, vorbei
an riesigen Ölpalmen- und Gummibaum-Plantagen und hin und wieder auch durch mal ein Stück
Wald. Von Mersing aus wollen wir mit der Fähre nach Tioman fahren. Nachdem wir die Leute in dem
Reisebüro davon überzeugt haben, daß wir die Fahrräder unter allen Umständen mitnehmen werden,
gibt es plötzlich doch eine Fähre, die unsere Drahtesel transportieren kann.
Regenwald auf Tioman
Am nächsten Morgen werden die Räder problemlos im Bug des Schnellbootes verladen und knapp
eine Stunde später sehen wir die mit phantastischem Regenwald bedeckten Berge Tiomans. Wir
legen am Hauptort der Insel an und verbringen die nächsten beiden Tage am Strand und im Wasser.
Nur wenige Meter vom Strand entfernt schnorcheln wir durch wunderbare Korallenriffe, beobachten
bunte Fische und allerlei anderes Getier. Ich schnorchel zum ersten mal und bin vollkommen
begeistert von dem Unterwasserkosmos.
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Weiter die Ostküste entlang
Zurück auf dem Festland, geht's die Ostküste rauf Richtung Norden. Es ist Wochenende und die
Passagen durch die Kampongs, deren Häuser sich oft kilometerlang die Straße entlang ziehen,
können wir fast nur noch mit einer Hand durchradeln: Die eine ist am Lenker, die andere winkt
permanent freundlichen Gesichtern zu. Besonders die Kinder sind unsere größten Fans. Oft hören wir
ein begeisterndes "Hello, Hello" aus der hintersten Ecke. Auch Auto- und Mopedfahrer, die uns
begegnen, heben freundlich die Hand zum Gruß und lächeln uns zu. Die Herzlichkeit der
Einheimischen macht die teilweise landschaftlich recht langweilige Strecke angenehm zu fahren.
Neugierig werden unsere Räder begutachtet
Lohnender Ausflug
Wir sind in Kuantan angekommen - grau, hektisch, chaotisch - und an den starken Verkehr müssen
wir uns erst wieder gewöhnen. Der beeindruckenden Staatsmoschee mit den sanften
Gebetsgesängen des Muezzin ist zu verdanken, das wir der Stadt doch etwas Positives abgewinnen
können.
Die Kultstätte Gua Charas und der Wasserfall von Sungai Pandan, gut 20 km von Kuantan entfernt,
veranlassen uns, trotzdem nicht gleich am nächsten Tag weiterzufahren. Und der Ausflug lohnt
wirklich: Die buddhistische Kultstätte mit einer großen liegenden Buddhafigur befindet sich in einer
Höhle. Es ist Nebensaison und wir sind die einzigen Besucher. Am Eingang bekommen wir zwar eine
Taschenlampe in die Hand gedrückt, aber die Höhle ist dennoch stockfinster, der Boden feucht und
rutschig. Hier und da hören wir etwas Rascheln. Wir sind froh, daß wir nicht wissen, was da raschelt.
Nachdem wir uns etwa 150 Meter in die Höhle reingetastet haben, hören wir über uns Fledermäuse.
Starr richten wir den Strahl der Lampe auf den Boden. Nach weiteren 50 Metern erreichen wir endlich
den Buddha, der von einer schwachen Neonröhre beleuchtet wird.
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Sungai Pandan-Wasserfall
Weiter geht's zu dem Wasserfall, der in einem kleinen Naturpark liegt. Rund 140 Meter plätschert das
Wasser über mehrere Stufen in die Tiefe. Das Becken am Fuß der Felsen wird zum Baden genutzt.
Auf ins Zentralland
Endlich biegen wir von Kuantan aus ins Zentralland ab. Leider sind die ersten 80 km bis Maran alles
andere als interessant. Statt des erwarteten Regenwaldes gibt's nur viel Verkehr. Entgegen allen
Warnungen im Vorfeld der Reise nehmen die Autofahrer aber auch hier viel Rücksicht, jedenfalls
wenn genügend Platz ist. Und sofern sich nicht gerade zwei LKWs neben uns begegnen, sorgen die
gut ausgebauten Straßen dafür, das es selten eng wird. Trotzdem sind wird froh, am Abend
unversehrt in Maran anzukommen.
Mr. Aziz trifft Steffi Graf
Da in unseren Reiseführern keine Unterkünfte in Maran notiert sind, haben wir Bedenken, überhaupt
etwas zu bekommen. Also fragen wir zunächst in der Polizeistation nach einer Unterkunftsmöglichkeit.
Der freundliche Polizist, der den Eingang bewacht, bestätigt unsere Bedenken, verschwindet dann
kurz in der Station und kommt zurück, um uns zu seiner Wohnung zu bringen, in der wir übernachten
können. Während ich versuche, dem Polizisten auf seinem Moped zu folgen, lachen sich Alexandra
und Annemarie über meine krampfhafte Strampelei schlapp und folgen mit einigem Abstand.
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Mr. Aziz, unser freundlicher Gastgeber
Mr. Aziz und "Steffi Graf"
Nach Dienstschluß gehen wir mit dem hilfsbereiten Polizisten und einer Gesandtschaft aus dem Ort
Abendessen. Mr. Abdul Aziz ist ein äußerst freundlicher und lustiger Malaie, der sich nicht davon
abbringen läßt, daß sich Annemarie und Steffi Graf täuschend ähnlich sehen...
Es gibt gegrillten Fisch, der auf Bananenblätter serviert wird, mit Reis und einer - natürlich scharfen Soße. Dazu trinken wir teh terek: Tee der zum Abkühlen photogen und kunstvoll zwischen zwei
Behältern in großem Bogen hin und her gegossen wird.
Nach dem Essen starten wir per Auto zu einer "Stadtrundfahrt" durch das Dorf (in deren Rahmen er
uns auch das hiesige Hotel zeigt (!!!), das aber mit rund 25 DM pro Zimmer viel zu teuer sei) und
anschließend zu Mr. Aziz' Stammlokal außerhalb des Ortes, wo wir den Rest des Abends viel Spaß
zusammen haben.
Endlich: Im Regenwald!
Am nächsten Morgen, nach einer kurzen Nacht auf dem Fußboden, fahren wir auf Empfehlung
unseres freundlichen Gastgebers eine Nebenstraße nach Jerantut. Die Etappe wird zu einem
Highlight der gesamten Tour. Bereits nach wenigen Kilometern schlängelt sich die Straße durch
prachtvollen Regenwald. Morgennebel umhüllt die grünen Hügel. Ungewohnte Stimmen und
Geräusche ertönen aus dem Wald. Wir sind vollkommen begeistert. Unsere schönsten Vorstellungen
von einer Fahrradtour durch den Regenwald sind wahr geworden!
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Die Straße ist kurvenreich und in nicht ganz so gutem Zustand wie die Hauptstraße, aber ohne jede
Steigung. Es geht durch Waldstücke, kleine Kampongs, vorbei an Plantagen. Und Autos fahren hier
so gut wie gar nicht.
Marktszenen
In einem kleinen Dorf erleben wir einen Wochenmarkt. Es gibt Federvieh, das zerteilt auf einer
Plastikplane auf dem Boden zum Kauf feilgeboten wird, allerlei Obst, Gemüse, getrockneten Fisch und
andere Dinge des täglichen Lebens. Uns haben es aber vielmehr die frisch zubereiteten süßen
Leckereien angetan: Gebackene Bananen und dicke gefüllte Pfannkuchen ersetzen verbrauchte
Kalorien und schmecken darüber hinaus einfach großartig. Und für "schlechte Zeiten" wird köstlicher
Bananenkuchen gebunkert. Nur mühsam können wir uns aufraffen, weiterzuradeln...
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Mit dem Langboot in den Nationalpark
Von Jerantut nach Kuala Lipis ist die Fahrt durch den Regenwald nicht mehr ganz so imposant und
unmittelbar. Trotzdem gibt es immer wieder faszinierende Ausblicke auf bewaldete Hügel, Affen
rennen aufgeschreckt vor uns über die Straße und Einheimische grüßen freundlich.
In Kuala Lipis wollen wir Station machen, um den nahegelegenen Kenong Rimba Nationalpark zu
besuchen. Da wir weder die Zeit noch die Ausrüstung haben, den großen Taman Negara-Nationalpark
zu besuchen, begnügen wir uns mit diesem kleineren Park. Am Abend der Ankunft setzt unser
Hotelbesitzer alle Hebel in Bewegung, um uns einen Führer zu besorgen. Und tatsächlich das Büro,
das für die Vermittlung der offiziellen Führer zuständig ist, öffnet nur wegen uns. Wir buchen "zum
Schnuppern" erst einmal eine Tagestour.
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Kenong Rimba Nationalpark
Am nächsten Morgen treffen wir unseren Führer mit dem passenden Namen "Safari" am Bahnhof.
Nach kurzer Bahnfahrt steigen wir in ein Langboot um, das uns zum Eingang des Parks bringt. Von
dort aus stampfen wir auf Trampelpfaden durch den Regenwald, vorbei an Bäumen mit riesigen
Wurzeln, Lianen, schönen Blüten des wilden Ingwers und allerlei anderem Grünzeug. Wir kraxeln streckenweise auf allen Vieren - durch stockfinstere Höhlen mit giftigen Skorpionspinnen auf dem
Boden und Fledermäusen an der Decke. Es geht über Hängebrücken, die so morsch sind, daß wir sie
nur einzeln überqueren dürfen. Und nach einiger Zeit können uns sogar die Blutegel, die gierig nach
unserem Lebenselixier die Schuhe hochkrabbeln und unsere Füße als Imbißbuden zu schätzen
wissen, nicht mehr schocken.
Es wird hügeliger
Von Kuala Lipis nähern wir uns unaufhaltsam der großen Titiwangsa Gebirgskette, die wir wohl oder
übel überqueren müssen. Die Passage des Gebirges haben wir uns für unseren letzten Fahrttag
aufgehoben. Zunächst durchradeln wird aber bis Bentong noch (teilweise sehr schönes) Hügelland.
Wir wollen die alte Straße nach Kuala Lumpur fahren, die nach dem Bau der neuen Autobahn so gut
wie nicht mehr befahren ist und angenehmes Radeln verspricht.
Und plötzlich fehlt ein Stück Straße...
Wir stehen an der Stelle, an der es links zur Autobahn abzweigt und geradeaus auf der alten Straße
entlang geht. Die alte Straße ist durch ein großes Schild, dessen Aufschrift wir auch trotz unseres
Wörterbuches nicht übersetzen können, halb gesperrt. Es macht uns zwar stutzig, aber es kommen
Autos aus der alten Straße heraus und es fahren auch Autos trotz Absperrung hinein. Ein freundlicher
Chinese, der zwar kein Englisch spricht, uns aber eindrucksvoll den weiteren Verlauf der Straße
gestikuliert, zerstreut dann endgültig unsere Bedenken, daß mit der Straße irgend etwas nicht
stimmen könnte. Also fahren wir weiter.
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Die Bedenken kommen langsam aber sicher wieder, als wir nach rund 20 km bemerken, daß gar
keine Autos mehr zu sehen sind. Und kurz darauf werden die Bedenken zur Gewißheit: Unsere Fahrt
wird jäh durch einen Stapel Holz mitten auf der Straße gestoppt. Wir sehen zwar den weiteren Verlauf
der Straße, jedoch trennt uns von der Weiterfahrt ein rund 20 m tiefer und 50 m breiter Graben. Also,
Gepäck abmontieren, alle Taschen und die Räder einzeln den Graben runtertragen, hinten rauftragen,
oben wieder zusammen setzen und weiterfahren...
Noch ein Highlight zum Abschluß
Nachdem die Straße zunächst zwar nur ganz leicht aber stetig bergauf ging, sind wir inzwischen auf
dem letzten Stück der Etappe nach Kuala Lumpur. Die Steigung hat sich auf rund 8% erhöht und das
Gepäck zieht ganz schön nach unten. Für Stimmung und eine deutliche Erhöhung der
Geschwindigkeit sorgt ein Rudel Hunde, die uns nachrennen und dessen hartnäckigstes Mitglied erst
von uns abläßt, als eine Wasserflasche aus Alexandras Radtasche rausrutscht und ihm vor die Füße
fliegt.
Einige Kilometer schlängelt sich die Straße noch den Berg hinauf, unterbrochen von einer
Großbaustelle, deren Bauarbeiter uns entgeistert ansehen, bis wir den Paß erreicht haben. Die Mühen
dieses letzten Fahrttages werden belohnt: Bergab geht es noch einmal durch wunderschönen
Regenwald. Links und rechts der Straße strecken sich abermals riesige Bäume in den Himmel, die
Landschaft zeigt sich uns in den kräftigsten Grüntönen, Affen und kleine Schlangen flüchten vor uns
über die Straße. Wir genießen die grandiose und nahezu autofreie Abfahrt in allen Zügen.
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Vom Regenwald auf die Autobahn
Nur wenige Kilometer nach der wunderbaren Anfahrt durch den Regenwald finden wir uns auf einer
Autobahn ins Zentrum von Kuala Lumpur wieder und bekommen vor lauter Abgase kaum Luft. Der
Smog von K.L erhebt Rom, Athen und Istanbul zu Luftkurorten...
Trotz des starken Verkehrs beschließen wir, weiter auf der Autobahn zu fahren. Denn der Verkehr
wird auch auf den anderen Straßen nicht wesentlich weniger sein und auf dem Highway sorgt ein
Seitenstreifen wenigstens für einen sicheren Abstand zu den Autokolonnen.
Am Ziel: K.L. Chinatown
Tatsächlich erreichen wir - trotz der üblichen Rangeleien mit Busfahrern - unversehrt das Zentrum und
mieten uns in der quicklebendigen Chinatown ein. Wir nutzen die beiden letzten Tage, um noch einen
flüchtigen Eindruck von K.L. zu erhaschen und uns mit Souvenirs einzudecken, bevor es mit dem Zug
zurück nach Singapur geht.
Chinesiches Fondue in K.L.-Chinatown
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Praktische Tips
Hier ein paar Tips ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Allgemeingültigkeit:

Malaysia ist meiner Meinung nach ein ideales "Einstiegsland" für eine Radtour in den Tropen:
Die Entfernungen zwischen den Ortschaften sind in der Regel nicht groß. Man kann auch kurze
Etappen fahren. Selbst der kleinste Ort bietet (wenn auch oft nur einfache) Unterkunfts- und
Versorgungsmöglichkeiten. Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber nicht
aufdringlich. Malaysia bietet viel Natur und Kultur auf relativ kleinem Raum. Zur Abwechslung
kann man auch mal etwas ohne Fahrrad machen (Besichtigungen, Dschungeltouren,
Wassersport etc.). Im Notfall ist eine gute medizinische Versorgung gewährleistet.

Keine Angst vor dem tropischen Klima: Nach wenigen Tagen hat man sich an die feuchte Hitze
gewöhnt. Mein persönlicher Tip ist, Klimaanlagen möglichst zu meiden. Auf dem Rad gibt's
schließlich auch keine Klimaanlage. Besser an die Hitze gewöhnen. Der extreme Wechsel
zwischen der Hitze im Freien und klimatisierten Räumen belastet viel mehr.

Die Zeit zwischen Trocken- und Regenzeitzeit erscheint mir besonders günstig zum Radfahren.
Es ist in der Regel bewölkt, aber Regen tritt nur in Form kurzer Schauern auf. Die Bewölkung ist
zwar "optisch" nicht so schön, schützt vor der extremen Hitze direkter Sonneneinstrahlung.
Regenschauern sind nicht so unangenehm wie man es vermuten möchte. Es gießt zwar
buchstäblich wie aus Eimern, aber der Regen ist warm wie unter der Dusche. Und nach ein
paar Minuten ist sowieso wieder alles vorbei. Aber Achtung: Sobald Gewitter in Sicht sind,
sofort Schutz aufsuchen. Die Intensität kann man mit "unseren" Gewittern nicht vergleichen. Wir
haben in Kuantan ein Gewitter im Hotel erlebt, da haben die Teetassen gewackelt...

An den Linksverkehr gewöhnt man sich sehr schnell. Das Verkehrsaufkommen ist an der
Ostküste und im Zentralland in der Regel sehr gering. An der Westküste ist wohl mehr los.
Richtig voll ist es in den (Groß-) Städten. Aber selbst wenn die Straßen voll waren, habe ich es
nie als gefährlich empfunden. Sogar in K.L und Singapur kann man Fahrradfahren! Man kennt
sich mit Zweiradfahrern aus (viele Mopeds) und nimmt Rücksicht. Berichte in der einschlägigen
Literatur über rücksichtslose Autofahrer kann ich nicht bestätigen. Für mich persönlich ist
Radfahren in Köln wesentlich gefährlicher...

Auch für eine kurze Wanderung in den Dschungel geeignete Ausrüstung mitnehmen. Dies
bezieht sich insbesondere auf einen Schutz gegen Blutegel. Wir hatten leider keine hohen
Schuhe und dicken Socken dabei....

Last but not least: Rechtzeitig vorher über notwendigen Impfschutz und Malariaprophylaxe
informieren!
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