Nordkurier - Müritz-Zeitung Artikel vom 22.02.2010 Raumordnungsverfahren eingeleitet Von Norman Reuter Klein Lukow. Auf Betreiben des Landkreises Müritz, der Bedenken gegen die drei in Klein Lukow geplanten Hähnchenmastanlagen geäußert hat, wird vor dem eigentlichen Genehmigungsverfahren nun ein sogenanntes Raumordnungsverfahren für das Vorhaben durchgeführt. Darin wird abgeklärt, welche Auswirkungen die Mastanlagen auf die Umgebung haben – unter anderem auch auf touristische Standorte wie dem Garten von Marihn, der Außenstandort der Bundesgartenschau war. Annette Friese, Leiterin der Stabstelle Kreisplanung/Naturschutz hatte auf der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses erklärt, dass ein solches Verfahren die größte Hürde für das Vorhaben in Klein Lukow werden könnte. Prinzipiell spricht sich Landrätin Bettina Paetsch (CDU) jedoch für weitere Tierhaltungsanlagen im Müritzkreis aus. „Solche Anlagen zählen zu den adäquaten Wirtschaftsunternehmen in den ländlich geprägten Gebieten des Landkreises und wir können darauf nicht verzichten“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung der Verwaltungschefin. Sie verstehe aber die Sorgen der Bürger und verspreche, dass die eingebrachten Anträge zum Bau solcher Anlagen genauestens nach dem geltenden Recht überprüft würden. Kritisch sehe sie allerdings das Verhalten einiger Investoren, die aus ihrer Sicht zu spät die Bürger über ihre Vorhaben informieren würden. „Das schürt das Misstrauen in der Bevölkerung“, so Bettina Paetsch gegenüber dem Nordkurier. Fenster schließen © Nordkurier.de am 22.02.2010 URL: http://www.welt.de/die-welt/regionales/article6498499/Proteste-gegenHaehnchenschlachterei.html Proteste gegen Hähnchenschlachterei 22. Februar 2010, 04:00 Uhr Mehr als 100 Geflügelhofgegner haben am Samstag bei einer Demonstration in Celle die Politiker zum Umdenken aufgefordert. Sie protestierten gegen die geplante Ansiedlung einer Hähnchenschlachterei der Emsland Frischgeflügel GmbH in Wietze. "Wir streben ein Bürgerbegehren an und rechnen uns gute Chancen aus, den Schlachthof doch noch verhindern zu können", sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative Wietze, Norbert Juretzko (Linke). Mehr als 100 Geflügelhofgegner haben am Samstag bei einer Demonstration in Celle die Politiker zum Umdenken aufgefordert. Sie protestierten gegen die geplante Ansiedlung einer Hähnchenschlachterei der Emsland Frischgeflügel GmbH in Wietze. "Wir streben ein Bürgerbegehren an und rechnen uns gute Chancen aus, den Schlachthof doch noch verhindern zu können", sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative Wietze, Norbert Juretzko (Linke). Im Umkreis von 100 Kilometern um Wietze sollen mehr als 400 neue Mastställe entstehen. Kritiker befürchten eine "Emslandisierung" der Region. "Politiker wissen nicht, worüber sie entscheiden", kritisierte die stellvertretende Vorsitzende der Bürgerinitiative Wietze, Ursula Helmers. Ein Riesenskandal sei zudem die Tatsache, dass zunächst von 150 Mastställen gesprochen worden und erst kürzlich das ganze Ausmaß der Firmenansiedlung ans Licht gekommen sei. WELT Protest gegen eine von 400 geplanten Hähnchenschlachtereien 22. Februar 2010, 04:00 Uhr Mehr als 100 Geflügelhofgegner haben am Wochenende in Celle die Politiker zum Umdenken aufgefordert. Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Rasseln protestierten sie lautstark gegen die geplante Ansiedlung einer Hähnchenschlachterei der Emsland Frischgeflügel GmbH in Wietze (Kreis Celle). "Wir streben ein Bürgerbegehren an und rechnen uns gute Chancen aus, den Schlachthof doch noch verhindern zu können", sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative Wietze, Norbert Juretzko (Linke). Mehr als 100 Geflügelhofgegner haben am Wochenende in Celle die Politiker zum Umdenken aufgefordert. Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Rasseln protestierten sie lautstark gegen die geplante Ansiedlung einer Hähnchenschlachterei der Emsland Frischgeflügel GmbH in Wietze (Kreis Celle). "Wir streben ein Bürgerbegehren an und rechnen uns gute Chancen aus, den Schlachthof doch noch verhindern zu können", sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative Wietze, Norbert Juretzko (Linke). Im Umkreis von 100 Kilometern um Wietze herum sollen mehr als 400 neue Mastställe entstehen. "Politiker wissen nicht, worüber sie entscheiden", so die stellvertretende Vorsitzende Ursula Helmers. Ein Riesenskandal sei, dass zunächst von 150 Ställen gesprochen worden und erst kürzlich das ganze Ausmaß der Ansiedlung ans Licht gekommen sei. lni Cellesche Zeitung 24.2.2010 FDP-Wirtschaftsminister beim Grünkohlessen seiner Celler Parteifreunde Bode versteht Aufregung um „Geflügel-Investor“ nicht Sein Plädoyer für eine Marktwirtschaft sozialer Prägung war leidenschaftlich: Niedersachsens FDPWirtschaftsminister Jörg Bode referierte beim traditionellen Grünkohlessen der Celler Liberalen auf dem Hof Wietfeldt in Bennebostel und packte heiße Themen an. 24.2.2010 CDU-FDP-Gruppe bricht auseinander Zoff um Schlachthof erreicht Winsen Der Streit um die Ansiedlung des Wietzer Geflügelschlachthofes hat die Nachbargemeinde Winsen erreicht. Weil es unterschiedliche Auffassungen über die Richtigkeit der Wasserentnahme am Bannetzer Moor gibt, hat die FDP die gemeinsame Gruppe mit der CDU aufgelöst. Zudem haben zwei CDU-Ratsmitglieder die Fraktion verlassen – ebenfalls wegen Rothkötter. Albrecht Hoppenstedt (FDP) will als Zweiter Stellvertretender Bürgermeister abtreten. ADHOC-NEWS Wirtschaft & Börse Christoph - Geplante Hähnchenmastanlage sorgt in Üfingen für Unmut - Landwirt Gerecke will mit heimischen Hähnchen Verkaufsregale füllen 24.02.10 | 13:04 Uhr Landwirt Christoph Gerecke sorgt für Unruhe in seinem Heimatort Üfingen bei Salzgitter. Dabei wolle er doch «eigentlich nur eine Hähnchenmastanlage bauen», sagt der 29-Jährige. Aber statt zur Tat zu schreiten, sitzt er in seiner Wohnung immer wieder über Zeitungsartikeln, ausgedruckten E-Mails und Vertragsunterlagen. Die Genehmigung durch den Landkreis laufe nicht so reibungslos wie geplant, sagt Gerecke. Und schlimmer noch: In Üfingen formiert sich Widerstand gegen seine Hähnchenmastanlage. Gleichwohl sei er aber von seinem Vorhaben überzeugt. «Ich mache das, weil ich Bauer aus Leidenschaft bin. Ich will als Landwirt gesunde Lebensmittel produzieren. Das ist mein Beruf.» Man könne ein Land wie Deutschland einfach nicht mit Öko sättigen, sagt er. Gerecke habe zwar zeitweise selbst an Bio-Anbau gedacht und auch schon auf den verschiedensten Höfen unter anderem in Australien, Neuseeland und Argentinien gearbeitet, darunter auch auf biologischen Höfen, aber eine erfolgreiche Zukunft sehe er darin für sich nicht. Die meisten Deutschen seien nicht bereit, mehr für Bioprodukte zu bezahlen, ist er überzeugt. Nur ein paar Hundert Meter von Gereckes Hof entfernt ist derweil die Hähnchenmastanlage, die einmal knapp 85 000 Tiere fassen soll, ebenfalls Thema. In dem mit Pokalen und Wimpeln dekorierten Besprechungsraum der Üfinger Feuerwache treffen sich Mitglieder der Bürgerinitiative, die dagegen Front macht. Sie seien überrascht gewesen von Gereckes Plan, sagt Matthias Adler von der Initiative. Gerecke habe früher immer den Spitznamen «Öko» gehabt. Wie ein «Öko» nun Massentierhaltung betreiben könne, verstehe er nicht. Die Einwohner befürchteten vor allem Geruchsbelästigung und gesundheitliche Folgen durch Emissionen. Außerdem vermuten sie, dass weitere Anlagen folgen könnten. Eine nicht ganz unberechtigte Sorge, denn allein im Landkreis Peine wurden bisher vier Anträge für den Bau von Hähnchenmastanlagen gestellt. Grund dafür dürfte ein in Celle geplanter Schlachthof sein, der seinen Bedarf an Hähnchen möglichst aus einem Umkreis von bis zu 150 Kilometern decken will. Die Mitglieder der Bürgerinitiative sehen aber auch den Dorffrieden in Gefahr. Die Initiative habe schon 650 Stimmen gegen die Anlage gesammelt, sagt Adler. Rechtlich hätten die zwar keine Bedeutung, aber sie sollten in dem rund 860-Einwohner-Dorf ein Zeichen setzen, sagt er. «Das ist schon ganz schön harter Tobak, wenn auf einmal 650 Leute aus dem Dorf gegen einen sind», sagt Gerecke. Er sehe in der Hähnchenmast und einer ökologischen Einstellung aber keinen Widerspruch. Die Geflügelzucht sei die effizienteste Herstellung von Fleisch. Der Kohlendioxidausstoß und der Wasserverbrauch seien geringer als bei der Herstellung anderer Fleischsorten, sagt er. Seine Anlage sei mehr als doppelt so weit entfernt von der nächsten Bebauung als vorgeschrieben und auch mögliche Gerüche würden nicht in Richtung des Wohngebietes ziehen, sagt er. Das belege die Windrichtungsaufzeichnung einer auf dem vorgesehenen Gelände stehenden Windkraftanlage. Dennoch habe er Verständnis für die Sorgen der Bürger. «Wenn ich nur diese Ekelvideos kennen würde, wäre ich der Erste, der unterschreibt», sagt er. Jedoch würden darin lediglich die «schwarzen Schafe» der Branche gezeigt. Diese Negativbeispiele werfen ein falsches Licht auf die Hähnchenmast. Immerhin bestünden in Deutschland die schärfsten Tierschutzund Immissionsgesetze weltweit, sagt Gerecke. Er jedenfalls wolle lieber hier Fleisch produzieren, als welches von der Konkurrenz aus Thailand im Supermarkt kaufen. Sein Antrag für den Bau der Anlage liegt derzeit beim Landkreis Peine auf Eis. Es fehlten Unterlagen, heiße es von dort. Erfahren hat Gerecke von dem Antragsstopp allerdings nur aus der Zeitung. Dabei sei ihm zuvor bestätigt worden, dass die Unterlagen vollständig seien, sagt Gerecke. Er wünsche sich, dass die Hähnchenmastanlage im Ort doch noch akzeptiert wird. Deshalb habe er auch mit einigen Üfingern eine Mastanlage besucht. «Ich fühle mich sehr wohl hier und will auch weiterhin das Dorfleben aktiv mitgestalten», sagt Gerecke. Vom Posten als zweiter Vorsitzender des Bürgervereins ist er wegen der ganzen Querelen jedoch bereits zurückgetreten. Dennoch glaube er fest daran, dass Dorffeste auch weiterhin auf seinem Hof stattfinden werden. Auch die Mitglieder der Bürgerinitiative hoffen auf einen normalen Umgang, haben aber ihre Zweifel. «Es wird nie mehr so sein wie vorher», vermutet Adler. ddp/hei/iha Url zum Artikel: http://www.ad-hoc-news.de/christoph-geplante-haehnchenmastanlage-sorgt-in-uefingen-/de/Wirtschaft-Boerse/21081577 Braunschweiger Zeitung Landrat will keine "zweite Welle" bei Hähnchenmastanlagen Franz Einhaus sprach vor mehr als 100 Mitgliedern des Landvolkkreisverbandes Von Doris Comes Großansicht KREIS PEINE. Eine geplante Fusion mit dem Bauernverband Braunschweig Land und Hähnchenmastanlagen – Themen der Mitgliederversammlung des Landvolkkreisverbandes Peine gestern in der Schützengilde in Peine. Die Fusion sei "ein Vollzug, den wir schon einige Jahre leben", betonte Kreislandwirt Carl Lauenstein. Die geplante Verschmelzung sei zuvor in der Mitgliederversammlung sehr intensiv diskutiert worden, sagte Lauenstein zu Beginn des öffentlichen Teils, zu dem er wieder zahlreiche Ehrengäste begrüßte. Der Kreislandwirt beruhigte: "Wenn wir fusionieren, werden hier in Peine nicht die Lichter ausgehen. Das Grüne Zentrum Peine bleibt erhalten und auch die Besetzung der Geschäftsstelle wird aufrechterhalten." Hähnchenmastanlagen werden derzeit im Kreis Peine allenthalben diskutiert, ein Thema auch für Landrat Franz Einhaus in seinem Grußwort. "Hähnchenmastanlagen bewegen die Bevölkerung", betonte Einhaus und fügte hinzu, der Landkreis werde die vier vorliegenden Anträge sowie einen weiteren angekündigten "nach den Buchstaben des Gesetzes ordentlich abarbeiten". Einhaus machte vor den mehr als 100 Landwirten aus dem Kreisgebiet aber auch deutlich, dass "weitere Anträge nicht auf meine Freude stoßen", er eine zweite Welle nicht unterstützen würde. Der Kreis Peine sei der dichtbesiedeltste Landkreis in Niedersachsen und nicht prädestiniert für solche Anlagen. Einhaus: "Der Landkreis will die Arbeit der Landwirte konstruktiv unterstützen", aber es werde keine Einladung für Investoren von außen geben. Die Landwirte seien auf vernünftige Alternativen angewiesen, entgegnete Lauenstein und: "Wir haben Probleme mit der derzeitigen Produktion Einkommen zu schaffen." Seine Forderung: "Wieder vernünftige Preise für landwirtschaftliche Produkte. So wie es läuft, kann es nicht weitergehen." Eine "Sensibilität für gesunde Produkte bei den Verbrauchern" sieht Peines Superintendentin Christa Gerts-Isermeyer. "Wenn wir diese Nahrung für uns anbauen, können wir sie auch kontrollieren." Ihr Dank galt den "vielen, treuen Kirchenmitgliedern unter den Landwirten". Und an die Vorsitzende der Peiner Landfrauen, Cornelia Könneker, gewandt, sagte GertsIsermeyer: "Ich zolle dem Engagement der Landfrauen großen Respekt." Donnerstag, 25.02.2010 Peiner Allgemeine 24.2.2010 Peiner Land Gemba: „Mastbetriebe werden hart kontrolliert“ „Mindestens einmal pro Mastdurchgang müssen wir die HähnchenmastBetriebe kontrollieren“, sagt Kreisbaurat Wolfgang Gemba. Und zwar kurz bevor die Tiere ihren Weg Richtung Schlachthof antreten. Im Fachjargon heißt das „Ausstallen“. Doch in der Anlaufphase der Betriebe hat sich das Peiner Veterinäramt vorgenommen, häufiger zu kontrollieren als einmal. Eine Mastanlage für Hähnchen entsteht in der Nähe von Gifhorn. Im Peiner Land sind zurzeit vier Anlagen beantragt. Die Genehmigungen dafür stehen noch aus, werden voraussichtlich aber erteilt. © Archiv Kreis Peine. „Bei der Hähnchenmast bekommen die Tiere immer wieder Verletzungen und Krankheiten an den Krallen“, sagt Amtstierärztin Dr. Corinna Vossler. Das wollen die Mitarbeiter des Veterinäramtes im Auge behalten – und das müsse in einer frühen Phase der Mast passieren. Wie häufig die Tierärzte des Veterinäramtes letztlich bei den Mästern vorbeischauen, steht laut Gemba noch nicht fest. Sicher ist allerdings, dass das Veterinäramt die Überwachung der neuen Mast-Betriebe mit eigenen Mitarbeitern übernehmen wollen. „Allein schon zur Sicherung der Qualität“, versichert Gemba. Wenn sich das Vorgehen zwischen Amtstierärzten und eingespielt habe und sich auch auf beiden Seiten Vertrauen aufgebaut habe, könne darüber nachgedacht werden, den Auftrag der Überwachung abzugeben. Zurzeit ist vom Landkreis nicht angedacht für die Kontrolle der Hähnchenmast-Anlagen weitere Mitarbeiter im Peiner Veterinäramt einzustellen, sagt Gemba. Noch seien die MastBetriebe im Peiner Land nicht genehmigt und wenn das – voraussichtlich im Frühjahr und Sommer – passiert ist, müssen die Ställe erst einmal gebaut werden. Zudem ist der Schlachthof bei Wietze nahe Celle noch gar nicht genehmigt. Auch das spielt beim zurückhaltenden Vorgehen des Landkreises eine Rolle, sagt Gemba. Zurzeit sind vier Mast-Anlagen geplant, drei kleine mit je 40 000 Tieren bei Mehrum, Solschen und Wendesse sowie eine große mit 80 000 Tieren bei Alvesse nahe Vechelde. Thorsten Pifan MAINPOST 24.02.2010 19:03 Uhr HASSFURT Protest gegen Hähnchenmast Donnerstag vor dem Landratsamt in Haßfurt (dix) Die geplante Hähnchenmastanlage im Knetzgauer Gemeindeteil Westheim sorgt weiter für Protest: Die Tierschutzinitiative Haßberge ruft am Donnerstag, 25. Februar, zu einem Protestmarsch vor das Landratsamt, der Genehmigungsbehörde, in Haßfurt auf. Treffpunkt ist 15 Uhr auf dem Marktplatz in Haßfurt. Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes, Pro Vieh und der Verein „Menschen für Tierrechte“ haben ihre Teilnahme bereits zugesagt, so die Tierschutzinitiative Haßberge in einer Pressemitteilung. Den Forderungen an die Politik nach einer Kennzeichnung von Lebensmitteln, der Verbesserung der gesetzlichen Regelungen für eine artgerechte Tierhaltung für Nutztiere und einem Nein zu Agrarfabriken auch im Landkreis Haßberge sollen mit diesem Protest Nachdruck verliehen werden. MV regio http://www.mvregio.de/336587.html Widerstand gegen Agrarfabriken landesweit - BUND und Bürgerinitiativen berieten in Dobbertin Aktionen 22.02.2010: Dobbertin/MVregio Koordinierter landesweiter Widerstand gegen industrielle Tierhaltungsanlagen wurde am Sonnabend, den 20.Februar in Dobbertin im Landkreis Parchim beim Treffen des Landesnetzwerkes "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" geplant. Vertreter von Bürgerinitiativen berieten gemeinsam mit dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Einwendungen und koordinierte Aktionen gegen die aktuellen Planungen von Hähnchen, Puten-, Schweine- und Sauenanlagen mit bis zu 300.000 Tierplätzen. Ein Katalog von Forderungen zur Entwicklung des ländlichen Raumes wurde entworfen. Darin wird unter anderem die grundsätzliche Durchführung von Raumordnungsverfahren bei der Genehmigung von industriellen Tierhaltungsanlagen mit hohen Tierplatzzahlen wie 10.000 Sauen oder 400.000 Hähnchen gefordert. Hintergrund für diese Forderung ist der häufige Konflikt der geplanten Massentierhaltungsanlagen mit Zielen der Regionalentwicklung wie Tourismus und Erholung. Eine Abwägung der Entwicklungsziele finde bisher nicht statt, teilte der BUND mit, vielmehr hätte jeder Antragsteller einen Anspruch auf Erteilung einer Genehmigung, wenn er die gesetzlichen Grenzwerte des Immissionschutzverfahren einhalte. Aktueller Schwerpunkt im Landkreis Parchim ist das laufende Genehmigungsverfahren für Anlagen mit 470.000 Broilermastplätzen in der Gemeinde Kuppentin bei Lübz. Die Einwendungsfrist für die Großanlage Kuppentin läuft noch bis zum 29.März 2010. Einwendungen müssen im Amt Eldenburg in Lübz abgegeben werden. Kontakt zur Bürgerinitiative Kuppentin ist über die BUND Landesgeschäftsstelle in Schwerin erhältlich. MVregio Landesdienst mv/pch MDR Gerichtsurteil Jessen scheitert mit Klage gegen Schweinemast Die Stadt Jessen ist vorläufig mit einer Klage gegen den Bau einer Schweinemastanlage gescheitert. Sachsen-Anhalts Oberverwaltungsgericht (OVG) hat eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Halle aufgehoben, das dem Antrag der Stadt im Landkreis Wittenberg zunächst entsprochen hatte (Aktenzeichen OVG: 2 M 226/09). Der "Ansiedlung" von 20.000 Schweinen nahe Jessen steht nach dem OVG-Urteil derzeit nichts im Weg. Wie das OVG am Montag mitteilte, geht es in dem sogenannten vorläufigen Rechtsschutzverfahren um die Frage, ob die Zufahrtsstraße so ausgebaut ist, dass eine Mastanlage mit mehr als 20.000 Tieren betrieben werden kann. Das OVG urteilte zwar wie das Gericht in Halle, dass die Straße derzeit zu klein sei. Jedoch habe der Betreiber der Schweinemastanlage ein Angebot zum Ausbau des Zufahrtsweges auf eigene Kosten vorgelegt. Die Anlage sei deshalb als "ausreichend erschlossen anzusehen". Die Genehmigung für das Projekt sei deshalb zu Recht erteilt worden, entschieden die obersten Verwaltungsrichter. In der Hauptsache müsse das Verwaltungsgericht Halle aber noch entscheiden. Zuletzt aktualisiert: 22. Februar 2010, 18:28 Uhr Oldenburgische Volkszeitung 24.2.2010 Schweinehaltung: EU-Kontrolle in Vechta möglich Kreis Vechta (tat) - Ob die Schweinehaltungsrichtlinie der Europäischen Union umgesetzt wird, will eine Kommission der EU zwischen dem 15. und 19. März mit einer Cross-Compliance-Prüfung untersuchen. Begonnen wird in Nordrhein-Westfalen. "Wenn dort etwas beanstandet wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch im Kreis Vechta Kontrollen geben wird", erklärte ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes. "Überprüft werden die Wasserversorgung, das Beschäftigungsmaterial, das Kupieren der Schwänze sowie das Schleifen der Zähne", erklärte Dierkes. Wo geprüft wird, entscheide die Kommission spontan, die Vorlaufzeit betrage maximal eineinhalb Stunden. "Daher wollen wir die Halter sensibilisieren. Bei einem Nachweis droht dem Land eine Anlastung von 30 Millionen Euro", so Dierkes. "Wer einen Bock schießt, macht das für die gesamte deutsche Schweinewirtschaft." Märkische Allgemeine 20.02.2010 WIRTSCHAFT: Pro und contra zur Schweinezucht Landesumweltamt setzt Erörterung nächste Woche fort LUCKENWALDE - Nächste Woche wird die Erörterung zur Schweinezucht fortgesetzt. Die beiden Termine am 10. und 11. Februar haben nicht ausgereicht, alle Punkte für und gegen die Vergrößerung der Schweinezucht der Agrarprodukte Frankenförde GmbH & Co KG zu erörtern. Das Landesumweltamt lädt deshalb dazu ein, die Stellungnahmen am Mittwoch, dem 24. Februar, um 10 Uhr im Kreistagssaal fortzusetzen. Ein weiterer Termin ist für Montag, den 8. März, angesetzt. „Wahrscheinlich wird er auch gebraucht“, sagt Konrad Steinbach, Referent im Landesumweltamt, Regionalstelle Cottbus. Er wacht darüber, dass Antragsteller und -gegner zu Wort kommen. 387 Einwender haben ihre Bedenken im Landesumweltamt angemeldet. Darunter auch Karl Decruppe vom Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz. Ihm ist angesichts der Naturschutzgebiete der Untersuchungsraum zu gering. (gb) Volksstimme Jessen scheitert mit Klage gegen Schweinemast Jessen/Magdeburg - Die Stadt Jessen (Kreis Wittenberg) ist mit einer Klage gegen den Bau einer Schweinemastanlage vorläufig gescheitert. Sachsen-Anhalts Oberverwaltungsgericht (OVG) hob nach Angaben vom Montag eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Halle auf, das dem Antrag der Stadt entsprochen hatte (Az: 2 M 226/09). In dem vorläufigen Rechtsschutzverfahren geht es um die Frage, ob die Zufahrtsstraße so ausgebaut ist, dass eine Anlage mit mehr als 20 000 Tieren betrieben werden kann. Das OVG urteilte zwar wie das Gericht in Halle, dass die Straße zu klein sei. Jedoch habe der Betreiber der Anlage ein Angebot zum Ausbau der Straße auf eigene Kosten vorgelegt. Erscheinungsdatum 22.02.2010 Braunschweiger Zeitung Celle: Wieder Proteste gegen Großschlachthof Die Proteste gegen einen geplanten Großschlachthof in Wietze (Kreis Celle) reißen nicht ab. Nachdem am Dienstag 250 Menschen in Wietze gegen den Schlachthof demonstriert hatten, gingen am Samstag rund 100 Geflügelhofgegner in Celle auf die Straße. „Wir streben ein Bürgerbegehren an und rechnen uns gute Chancen aus, den Schlachthof doch noch verhindern zu können“, sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative Wietze, Norbert Juretzko (Linke). Im Umkreis von 100 Kilometern um Wietze herum sollen mehr als 400 neue Mastställe entstehen. Kritiker befürchten eine „Emslandisierung“ der Region. Auch in den Landkreisen Wolfenbüttel und Peine sind Geflügelmastanlagen geplant. dpa Samstag, 20.02.2010 Märkische Oderzeitung Moderne Schweinezucht - Millioneninvestition im Oderland Von Susanna Hoke Schulzendorf (MOZ) Wo früher Kühe gemolken wurden, werden heute Schweine gezüchtet. Die Familie van der Pasch hat 2007 den ehemaligen LPG-Betrieb in Schulzendorf übernommen. 3,5 Millionen Euro wurden seitdem investiert. Die Oderregion scheint ein richtiger Geheimtipp in den Niederlanden zu sein: Agrarbetriebe in Altranft, Bliesdorf oder Beauregard werden von Holländern geleitet. "Die deutsche Sprache ist für uns einfach zu lernen, die Gegend liegt dicht an Holland und es gibt hier eine ähnliche Kultur wie bei uns", sagt Dennis van der Pasch. Zusagen - etwa von der Bank - würden eingehalten. Die neuen Bundesländer bieten noch weitere Vorteile. "Nur hier gibt es noch solche großen Standorte", erklären die beiden Agraringenieure. Für neue Betriebe eine Genehmigung zu bekommen, sei zwar schwierig, aber die Altanlagen hätten Bestandsschutz. Zu fünft leben die van der Paschs auf dem drei Hektar großen Hof: Dennis van der Pasch (34), seine Frau Dieüwke (33) und ihre Kinder Sven (3,5), Inge (2) und Linn, die erst vor sechs Wochen zur Welt gekommen ist. Sven und Inge gehen in Wriezen zur Kita "und können schon besser Deutsch als wir", erzählt Dieüwke van der Pasch und ergänzt lächelnd, dass ihr Name nicht typisch holländisch sei. Mit vier Mitarbeitern haben die beiden Chefs angefangen, mittlerweile beschäftigen sie schon 13 Viehpfleger und Bauleute. Die meisten kommen aus Schulzendorf, aber auch Leute aus Bliesdorf, Altwriezen und Bad Freienwalde haben dort Arbeit gefunden. Im März 2007 ist das Paar aus Eindhoven ins Oderland gezogen. Zweieinhalb Jahre war Dennis van der Pasch immer wieder als Anlageleiter auf Montage in Sachsen-Anhalt. Ein Berater gab ihm den Tipp, dass der Hof in Schulzendorf zu verkaufen ist. Da haben er und seine Frau zugegriffen - und hatten erst mal ein ganzes Stück Arbeit vor sich. Aus den Ställen von 1965 und 1975 wurde die Milchviehanlage ausgebaut und mit neuen Schweinebuchten ersetzt. Nun dient der ehemalige Milchstand zur Aufzucht der Jungsauen, der ehemalige Vorwartehof ist heute der Frühstücksraum für die Mitarbeiter, und in den ehemaligen Sozialgebäuden hat sich die Familie ihre Wohnung samt Gästezimmern eingerichtet. Der Innenausbau sei abgeschlossen, berichtet Dieüwke van der Pasch. Die Fassaden müssten noch gemalert werden, dazu kommen Aufräumarbeiten, Reparaturen und die Gestaltung der Grünanlagen. Angefangen haben sie mit 1000 Sauen, jetzt sind in fünf Ställen 2000 Sauen untergebracht. Die werden künstlich besamt, vier Eber sind "zum Stimulieren" da. Jede Woche kommen 1000 Ferkel zur Welt: Nach den drei Wochen bei der Mutter leben sie für zwei Monate im Läuferstall. Mit einem Gewicht von 25 bis 30 Kilogramm werden sie schließlich verkauft. Jede Woche transportieren zwei Lkws die insgesamt 900 Tiere ab - nach Rumänien, Kroatien, Österreich, Polen, aber die meisten gehen nach Bayern. Das Futter wird in Silos gelagert. Zwei Lkws bringen jede Woche 50 Tonnen Schweinefutter. Die Pellets werden im Futterhaus mit Wasser vermischt und der Brei wird über eine Flüssigfutteranlage in die Ställe gepumpt. Neben dem Schweinezuchtbetrieb liegt eine Biogasanlage. "Dahin liefern wir täglich 25 Tonnen Gülle und bekommen Warmwasser für die Heizung der Ställe zurück", erklärt Dennis van der Pasch. Zwischenzeitlich gab es Probleme mit der Kadaverentsorgung, diese sind mittlerweile aber geklärt, wie Dr. Ralph Bötticher bestätigt. "Die Entsorgung läuft rechtskonform ab", versichert der Leiter des Veterinäramtes. Mittwoch, 03. Februar 2010 (20:49) Top news EU-Auflagen bei Gülleausbringung nur teilweise entschärft 22.02.2010 Bei der IVU-Novelle soll es eine Revisionsklausel geben. Eine EU-Genehmigungspflicht für die Ausbringung von Gülle ist offenbar doch noch nicht vom Tisch. Das hat der damit beauftragte EU-Rat mitgeteilt. Zwar haben die Mitgliedstaaten gemäß dem politischen Kompromiss der Umweltminister vom Juni 2009 die von der Europäischen Kommission vorgesehene Genehmigungspflicht wieder gestrichen. Die Brüsseler Behörde bestand jedoch auf die Einführung einer Revisionsklausel: Bis Ende 2012 will sie den Bedarf zusätzlicher Kontrollen zur Düngeausbringung bewerten und eventuell einen neuen Regelungsvorschlag machen. Gleiches gilt für intensive Rinderhaltungsbetriebe. Auch der Ruf, die Schwellen für genehmigungspflichtige Geflügelhaltungen nach Tierart bzw. Produktionszweig zu differenzieren, könnte auf diese Weise noch einmal aufs Tapet kommen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert für die Zweite Lesung Nachbesserungen. Hintergrund Derzeit fallen unter die IVU-Richtlinie landwirtschaftliche Betriebe mit mindestens 2 000 Stallplätzen für Mastschweine oder 750 Plätzen für Sauen bzw. 40 000 Plätzen zur Geflügelhaltung. Für diese Stallanlagen muss in Deutschland eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz eingeholt werden. Die Kommission hatte vor einem Jahr ohne Erfolg vorgeschlagen, die Schwelle von 40 000 Plätzen künftig nur noch auf Masthähnchen anzuwenden und für andere Geflügelarten zu senken, nämlich auf 30 000 Legehennen, 24 000 Enten oder 11 500 Puten. Ferner will es sich die Behörde mit der Revisionsklausel nicht nehmen lassen, bei Bedarf Besatzschwellen für die gleichzeitige Haltung mehrer Tierarten auf einem Betrieb zu empfehlen. Der Standpunkt des Rates behält ferner die Pflicht zur Abfassung eines Bodenzustandsberichts bei, sieht Vor-Ort-Kontrollen in Abständen von höchstens drei Jahren vor und bezieht Tierhaltungsanlagen in Vorschriften für absolute Emissionsobergrenzen ein. Salzgitter Zeitung Nachrichten / Peine Hähnchenmast – ein Thema der "Piraten" Knapp geschafft – Kreisverband erfolgreich gegründet Von Kerstin Loehr und Katja Dartsch Großansicht Zu Versammlungsbeginn um 19.30 Uhr am Montag stand die Gründung des Kreisverbands Peine der Piratenpartei kurzfristig auf der Kippe, weil nicht die erforderlichen fünf Mitglieder anwesend waren. Dann funktionierte auch noch das Internet nicht, wo doch die Themenpartei Computerfreaks in ihren Reihen vereint, die gegen eine Überwachung der Privatsphäre durch den Staat kämpfen – sei es durch Filterung des Internets oder Videoüberwachung in Städten. Aber der Laune der kleinen Gruppe im Owl Town Pub tat das keinen Abbruch. Noch bevor doch ein rettendes fünftes Mitglied eintraf, hatten die Verantwortlichen längst eine MiniDelegation per Navi zu einem erkrankten Mitglied gelotst, um es – unter Zeugen – für die Gründungsversammlung zu akkreditieren. So wurde schließlich erfolgreich ein Vorstand gewählt – einstimmig: Der Vorsitzende heißt Max Rother, seine Stellvertreterin Astrid Hauschke. Das wollen die "Piraten" Die "Urzelle" des Kreisverbands ist ein Stammtisch, der sich seit gut vier Monaten trifft. Christopher Lang, Sprecher der niedersächsischen Piraten: "Im Kreis Peine gibt es 20 Mitglieder – darunter viele junge computer-affine Männer." Die Gründungsmitglieder stammen so gut wie alle aus der Software-Branche, sind vielfach über die Zensurdebatte politisch aktiv geworden." Zu kommunalen Piraten-Themen sagt Rother: "Die Hähnchenmast-Diskussion. Da wird viel hinter verschlossenen Türen verhandelt. Wir fordern Transparenz." Zweites Thema: Bildung. "Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder durch Internet zu Amokläufern werden. Wir könnten jede Elterndiskussion über Gefahren des Internets führen. Durch unsere IT-Lastigkeit haben wir einen Kompetenzvorsprung den etablierten Parteien gegenüber. " Das sagen die anderen Parteien Die Einschätzung der Piraten durch die etablierten Parteien ist ähnlich. SPDKreisfraktionschef Günter Hesse sieht "einen Reflex auf eine gesellschaftliche Entwicklung", CDU-Vorsitzender Arnim Plett kann nicht erkennen, "dass die Partei mehr als ein Thema hat", und für Holger Flöge, FDP-Chef, stehen sie nur für "ungezügelte Freiheit des Internets". Hesse und Plett betonen, dass ihre Parteien zwar auch mit dem Internet arbeiteten, aber den Anspruch hätten, sich "umfassender um die Gesellschaft zu kümmern", so Hesse. Andererseits müsse die neue "Konkurrenz" ernst genommen werden. Flöge: "Die Gefahr ist, dass sie aus bestimmten Kreisen Zulauf erhält." Grünen-Chef Jürgen Streichert: "Mit dem Internet müssen wir uns mehr beschäftigen. Zum Datenschutz etwa ist zuletzt nicht viel gelaufen. Oder Plett: "Wir beobachten mit Sorge, dass sich Demokratie ein wenig verändert – mehr oder weniger anonym im Internet abläuft." Mittwoch, 24.02.2010 Unabhängige Bauernstimme März 2010 Kommentar zum BImSchG Wer sich im Rahmen einer Bürgerinitiative gegen Agrarfabriken zur Wehr setzt, der wird um eine nähere Beschäftigung mit den Regelungen des BundesImmissionsschutzgesetzes kaum herumkommen. Der Gesetzestext muss dabei stets in Zusammenhang mit bestehenden Urteilen, Auslegungen und Kommentierungen betrachtet und konkretisiert werden. Das Standardwerk für diese Fragen ist der Kommentar von Professor Dr. Jarass, der stark auf die Bedürfnisse des Praktikers zugeschnitten ist und in seiner jüngsten Ausgabe den aktuellen Rechts-Stand wiedergibt. -en Prof. Dr. Hans D. Jarass, LL.M., Bundes-Immissionsschutzgesetz, Verlag C.H.Beck, 8. Auflage, 2010, 1055 Seiten, 124 Euro, ISBN: 978-3-406-59854-8 Lexis Nexis Beitrag Nr. 175736 vom 22.02.2010 Biofilter in Schweinemastbetrieben noch nicht Stand der Technik Ein möglicher Einsatz von Biofiltern erlaubt noch nicht das Heranrücken von Wohnbebauung an einen Schweinemastbetrieb, so lange diese Biofilter noch nicht als "Stand der Technik" im Sinne von § 22 BImSchG angesehen werden, urteilte das OVG Niedersachsen am 10.11.2009. Streitgegenstand war ein Bauvorbescheid für 4 Einfamilienhäuser neben einem Betrieb für Schweinemast und Rinderzucht. In dem positiven Bauvorbescheid kündigte die Stadt gegenüber dem Schweinemastbetrieb immissionsschutzrechtliche Anordnungen an, um die Geruchsbelästigungen auf ein zulässiges Maß zu reduzieren. Tatsächlich werde der Schweinemastbetrieb jedoch legal betrieben, weitergehende Maßnahmen nach dem Stand der Technik seien nicht möglich, urteilte das OVG und hob den Bauvorbescheid auf. Biofilter Der Einsatz von sog. Biofiltern in Schweinemastbetrieben möge zwar eine höhere Wirksamkeit entfalten, erläuterte das OVG unter Hinweis auf die eigene Rechtsprechung. Der Einsatz der Biofilter entspreche in Fachkreisen aber (noch) nicht dem Stand der Technik, so dass sich eine Anordnung des Einbaus dieser Filter nach dem BImSchG verbiete. Erst wenn diese Anerkennung vorliege, könne der Einbau aufgezwungen werden. Im jetzigen Zeitpunkt scheitere der Rechtsanspruch auf die Baugenehmigung daran. Immissionsschutzrechtliche Fragen in einem Vorbescheid Das Gericht ließ den Streit offen, ob ein Bauvorbescheid unter Ausklammerung der immissionsschutzrechtlichen Belange erteilt werden darf (so das OVG Münster im Gegensatz zum OVG Bautzen). Unter Verweis auf die Rechtsprechung des BVerwG hält es für maßgebend, ob ein Vorhaben der gewünschten Art in zulässiger Weise überhaupt auf dem Baugrundstück errichtet werden könne. Diese Frage sei zu klären. Unterbleibe die Klärung, werde der Nachbar in seinen Rechten verletzt. Da hier die Wohnbebauung sich den unzumutbare hohen Geruchsbelästigungen nicht im Wege der architektonischen Selbsthilfe entziehen könnten und der Nachbar nicht bereits heute zu immissionsschutzrechtlichen Maßnahmen verpflichtet sei, sei der Bauvorbescheid aufzuheben. Quelle: OVG Niedersachsen, Urteil vom 10.11.2009 - 1 LB 45/08 Dieser Beitrag wurde erstellt von Frauke Ley. Weitere Meldungen: Wissensmanagement für Städte und Gemeinden - online NWZ 25.2.2010 Porträt: EKD-Rats-Vize Nikolaus Schneider (Adressat für uns) Hamburg - Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann als EKD-Ratsvorsitzende rückt ihr Stellvertreter in den Blick. Nikolaus Schneider, seit 2003 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, wird zunächst den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland leiten - und damit höchster Repräsentant von 25 Millionen evangelischen Christen sein. Schneider ist bekannt für sein soziales wie politisches Engagement. Aus Sicht des 62-Jährigen muss sich die Kirche "von der Leidenschaft Gottes für die Schwachen" leiten lassen. Schneider wurde am 3. September 1947 in Duisburg als Sohn einer Stahlarbeiters geboren. Nach seiner Ordination im Jahr 1976 arbeitete er zunächst als Gemeindepfarrer in DuisburgRheinhausen, wo er sich stark für die vom Strukturwandel betroffenen Stahlarbeiter und Bergleute einsetzte. Auch als Superintendent des Kirchenkreises Moers ab 1987 blieb er seinem Motto treu, "den Sorgen der Menschen Ausdruck und eine Stimme geben" zu wollen. Der Fußballbegeisterte suchte stets das Gespräch mit allen Gesellschaftsschichten. Für sein Engagement erhielt er 1998 die Hans-Böckler-Medaille des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1997 wurde Schneider Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland und war als Personaldezernent im Landeskirchenamt in Düsseldorf zuständig für etwa 2000 Theologen. 2003 trat er die Nachfolger des rheinischen Präses Manfred Kock an und wurde damit zum Oberhaupt der mit rund drei Millionen Gläubigen zweitgrößten deutschen Landeskirche. Den im selben Jahr begonnenen Irakkrieg lehnte er strikt ab. Der verheiratete Familienvater setzt sich für die Ökumene ein, wiederholt forderte er von der katholischen Kirche "mehr Zeichen" zur Verständigung. In der Vergangenheit kritisierte Schneider mehrfach Entscheidungen aus der Politik und der Wirtschaft - etwa zu den Themen Finanzkrise, Umweltschutz oder Afghanistan. Freie Presse Vogtlandkreis genehmigt umstrittene Schweinemast Agrargenossenschaft plant Anlage für 2000 Tiere - Gemeinderat Neumark überstimmt Plauen/Schönbach. Die Immissionsschutzbehörde des Vogtlandkreises hat den Genehmigungsbescheid für die umstrittene Schweinemastanlage im Neumarker Ortsteil Schönbach erlassen. Das bestätigte der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Reichenbach, Lars Bittermann, auf Anfrage. Mit der bereits am 6. Januar vollzogenen Entscheidung sei der Weg zur Umnutzung der still gelegten Rindermastanlage für knapp 2000 Schweine frei. "Wir reichen das Projekt demnächst bei der Fördermittelbehörde ein", so der Geschäftsführer. Dazu seien noch Angebote einzuholen, denn die ursprünglichen Angaben für die Kosten seien hoffnungslos veraltet. Einiges werde vielleicht billiger, einiges teurer. Ursprünglich ging die Agrargenossenschaft von einer Investition in Höhe von 900.000 Euro aus, die zu 50 Prozent gefördert werden kann. Die Chancen für die Förderung im Rahmen der investiven Förderung der Tierhaltung stünden nicht schlecht. Das Genehmigungsverfahren hatte sich über zweieinhalb Jahre und damit nach Auffassung von Bittermann ungewöhnlich lange hingezogen. Gegenüber den ersten Vorstellungen sei die Zahl der geplanten Mastplätze auf unter 2000 reduziert worden. Ursprünglich war die Anlage für 2975 Schweine geplant. Frühestens für 2011 rechnet Bittermann mit der Fertigstellung des Umbaus und der Inbetriebnahme. Für ihn sei ein Mastbetrieb in dieser Größe nichts besonders. Ähnliche Anlagen stünden in Bayern, ohne dass jemand Anstoß nähme. Das Besondere an der Anlage sei die Nutzung schon vorhandener Gebäude. Die Neumarker Gemeindeverwaltung hat am 12. Februar die Mitteilung über die Genehmigung der Anlage erhalten. "Ich habe die Gemeinderäte informiert, sehe aber keine Chancen, etwas gegen das Projekt zu tun. Wir als Gemeinde können keinen Widerspruch gegen den Bescheid einlegen", so Bürgermeister Ralf Fester (FDP). Das Einverständnis der Gemeinde sei durch das Landratsamt ersetzt worden. Im Vorfeld gab es heftige Aus- einandersetzungen. Der Neumarker Gemeinderat hatte sich gegen die Anlage ausgesprochen, weil sie sich zu nahe an der Wohnbebauung befindet und Belästigungen durch Geruch und den Transport von Futter, Gülle und Schweinen befürchtet werden. Monatelang wurde gestritten, ob sich das Grundstück im Außenbereich befindet oder dem Innenbereich zuzuordnen ist. Beim Besuch von Landrat Tassilo Lenk hatte Gemeinderat Jörg Wirth (beide CDU) gebeten, die Pläne kritisch zu sehen. Der Landrat hatte jedoch erklärt, nur im Rahmen bestehender Gesetze handeln zu können. Proteste von Anwohnern hatten zu vielfältigen Gesprächen und zur Besichtigung ähnlicher Betriebe geführt. An einigen Stellen habe man nachgebessert. "In der Genehmigung ist der Einbau einer Abluftreinigung enthalten. Das haben wir so eingereicht und daran müssen wir uns halten", so Bittermann. Von Petra Steps Erschienen am 23.02.2010 Märkische Allgemeine 24.02.2010 RECHT: Gestaltung neu geregelt Bebauungsplan für Niebel steckt Entwicklungsziele ab NIEBEL - Für einen wesentlichen Teil der Gemarkung Niebel ist jetzt die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes samt Veränderungssperre beschlossen worden. Er soll der Gestaltung und Sicherung von Schutzgütern dienen. Das beschlossen die Treuenbrietzener Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung. Bei der mittelfristig angelegten Planung soll besonderes Augenmerk auf die Sicherung des Landschaftsbildes und der Stärkung des Erholungswertes gelegt werden. Dazu sieht der Planentwurf unter anderem eine grünordnerische Gestaltung von Flächen und Wegen vor. Beeinträchtigt werden dadurch sämtliche Baugesuche. Sie bedürfen der Zustimmung der Kommune. Privilegierte Vorhaben nach Paragraf 35 des Baugesetzbuches, der ansonsten Sonderregelungen für Landwirte im Außenbereich ermöglicht, sind erst ab 1800 Metern vom Dorfzentrum entfernt möglich, erläuterte Bauamtsleiter Christoph Höhne. Ziel des gemeinsam mit dem Ortsbeirat entwickelten Verfahrens soll es sein, ungewollte Belastungen, die von einer neuen Nutzung der momentan stillgelegten Rinderställe ausgehen könnten, auszuschließen. Wie berichtet, planen Investoren die Umwandlung des Betriebes zu einer Schweinemastanlage mit mehr als 8500 Plätzen. Für Landschaftszüge in und um Niebel hatte es bereits einen ähnlichen Bebauungsplan gegeben. Er war juristisch angefochten worden. (Von Thomas Wachs) Märkische Oderzeitung Genossenschaft will in Wellmitz investieren Von Frank Groneberg Wellmitz Die Agrargenossenschaft Neuzelle will in Wellmitz 3,7 Millionen Euro investieren. Von dem Geld sollen ein Schweinemaststall für 4000 Tiere und eine Biogas-Anlage gebaut werden. Der Weg von der Geburt bis zur Schlachtung ist für die Schweine, die in der Agrargenossenschaft Neuzelle aufwachsen, buchstäblich ein weiter und mit langen Reisen verbunden. Denn die Schweinehaltung ist derzeit in dem Unternehmen - das inklusive der Tochter Früchtequelle GmbH 130 Menschen Arbeit gibt - auf drei Standorte in der Region verteilt. Geboren werden die Ferkel in Wellmitz, aufgepäppelt werden sie in Steinsdorf, die Mast erfolgt in Fünfeichen und zum Schlachten werden sie wieder zurückgebracht nach Wellmitz. "Wir haben dadurch enorme Transportkosten", sagt Brigitte Gutzmer, Vorsitzende der Genossenschaft. Diese hätten sich zusätzlich erhöht, seit vor zwei Jahren die Diehloer Straße zwischen Fünfeichen und Diehlo saniert und danach für den landwirtschaftlichen Verkehr gesperrt worden sei. "Unsere Tier- und Futtertransporte müssen seitdem über Eisenhüttenstadt fahren", erklärt Brigitte Gutzmer. Da inzwischen auch der Zahn der Zeit soweit an den alten Ställen in Steinsdorf und Fünfeichen genagt hat, dass diese saniert werden müssen, hat sich die Agrargenossenschaft dafür entschieden, neu zu bauen - und zwar konzentriert an einem Standort. "Nur so macht eine Investition Sinn", betont die Vorsitzende, "dann fallen endlich die hohen Transportkosten weg." Für 1,5 Millionen Euro soll jetzt ein moderner Maststall gebaut werden - und zwar in Wellmitz hinter der Landfleischerei, vom Dorf weg in Richtung Oder. 4000 Plätze für die Ferkelaufzucht und die Schweinemast sollen entstehen, nur ein paar Meter entfernt vom Sauenstall. Vom Land sollen Fördermittel für Anlagen mit artgerechter Tierhaltung - möglich sind 25 Prozent - eingeworben werden. Für weitere 2,2 Millionen Euro will die Genossenschaft direkt neben dem neuen Stall eine Biogas-Anlage für die Erzeugung von elektrischem Strom und Wärme bauen. Dafür sollen vor allem die Schweinegülle, aber auch Mais- und Wiesengras-Silage verarbeitet werden. Die Wärme soll in der Genossenschaft genutzt werden. Geplant werden soll 2010, gebaut werden 2011. Heute informiert Brigitte Gutzmer die Gemeindevertreter Neißemündes. Mittwoch, 24. Februar 2010 (08:00) NORDKURIER Nordkurier - Demminer Zeitung Artikel vom 24.02.2010 Falschinformation zu Schweinezucht Von Stefan Hoeft Neubrandenburg/Alt Tellin. Die Unterlagen zum Genehmigungsverfahren für die in der Gemeinde Alt Tellin geplante große Schweinezuchtanlage befinden sich nach wie vor in der Bearbeitung beim Staatlichen Amt für Umwelt und Natur Neubrandenburg, es gibt bisher also weder eine Zustimmung noch eine Ablehnung für das Vorhaben. Dies stellte die Behörde gestern auf Nordkurier-Anfrage klar. Sie reagierte damit auch auf ein Flugblatt, das viele Bürger der Gemeinde Alt Tellin gestern in ihren Briefkästen fanden. Mit offizieller Aufmachung „MecklenburgVorpommern, Staatliche Abteilung für Umweltfragen und Naturschutz“ vermeldet diese „Bürgerinformation“, dass der Antrag auf Baugenehmigung einer Ferkelproduktionsanlage in einer Sitzung am 18. Februar 2010 durch das StAUN abgelehnt wurde. „Das ist definitiv nicht von uns gekommen“, stellte gestern Monika Kadagies vom Vorzimmer der Neubrandenburger Behördenleiterin Christa Maruschke klar. Ihre allein für Presseanfragen zuständige Chefin sei den ganzen Dienstag nicht im Haus, so dass sie zu weiteren Reaktionen des StAUN auf die offensichtliche Fälschung nichts sagen könne und dürfe. Sie bestätigte aber, dass das Schreiben auch dem Amt zugegangen sei – das es an die zuständigen Kollegen weiterleitete. Eine so genannte Informationsbeauftragte und eine Mitarbeiterin namens Andrea Maurer, so ist das Flugblatt unterzeichnet, existiere nicht beim StAUN, berichtete Monika Kadagies. Und informierte zumindest über den Fortgang des umstrittenen Genehmigungsverfahrens: „Dieser Vorgang ist bei uns immer noch in der Prüfung.“ Dass die Behörde dabei zu einer ähnlich gearteten Einschätzung kommt wie die Verfasser des Flugblattes, darf angesichts der StAUN-Stellungnahmen zu dem Thema in der Vergangenheit stark bezweifelt werden. „Nachdem Vor- und Nachteile für die ländlichen Regionen MecklenburgVorpommerns gründlich durch das StAUN geprüft wurden, konnte weder ein gesellschaftlicher Mehrwert noch eine Begünstigung für Mecklenburg-Vorpommern ersichtlich werden“, heißt es beispielsweise in der „Bürgerinformation“. Als Begründung werden von besagter ominöser Andrea Maurer unter anderem für Anwohner und Umwelt unzumutbare Lärm- und Geruchsbelästigungen ins Feld geführt, ebenso wie ein mit dem Bau verbundener langfristiger Anstieg der Arbeitslosigkeit. Zugleich verweist das Blatt im DIN-A4-Format auf „künftig verstärkte Förderungen von landwirtschaftlichen Kleinstproduzenten“. Für Informationen dazu sowie ausführliche Angaben zu den Beschlüssen der Behörde führt die „Wurfsendung“ obendrein Telefon- und Faxnummern sowie die E-Mail-Adresse des StAUN Neubrandenburg an. „Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung“, so die „Informationsbeauftragte“. Siehe Angemerkt Fenster schließen © Nordkurier.de am 25.02.2010 DNR EU plant Siegel für artgerechte Tierhaltung 23.02.10 Legehennen dürfen ab 2012 EU-weit nicht mehr in zu enge Käfige ohne Einstreu gezwängt werden. Beim Treffen der Agrarminister am 22. Februar hatte Polen beantragt, die Übergangsfrist für Legebatterien über das Jahr 2011 hinaus zu verlängern. Der Agrarrat lehnte dies ab und appellierte an Mitgliedstaaten so schnell wie möglich gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Das Verbot gilt in Deutschland seit Januar, in Österreich bereits seit 2009. Die übrigen EU-Länder müssen bis zur Frist dafür sorgen, dass die Betriebe die Legebatterien umgestalten, sodass diese mehr Platz für die Hühner, eine Sitzstange, Nester und Streu auf dem Käfigboden bieten. Nach Angaben der Europäischen Kommission werden in der EU drei Viertel der Legehennen in Käfigen gehalten. Der deutsche Tierschutzbund hält die sogenannte Kleingruppenhaltung für keine deutliche Verbesserung, da die Tiere nur auf etwas mehr als einer DIN A4-Seite Platz hätten: statt auf 550 nun auf 800 Quadratzentimetern. Die Agrarminister diskutierten in diesem Zusammenhang auch über ein Qualitätslabel, mit dem Nahrungsmittel aus artgerechter Tierhaltung gekennzeichnet werden sollen. Allerdings plädierten die meisten Minister dafür, ein solches Siegel nur auf freiwilliger Basis einzuführen. Es müsse sich auch klar von dem neuen Ökologo abgrenzen, das ab Juli Bioprodukte aus der EU markiert. Zum einen solle das Siegel die Verbraucherinformation verbessern, zum anderen den Landwirten, die artgerechte Viehhaltung betrieben, ein faires Einkommen garantieren, sagte die spanische Agrarministerin Elena Espinosa. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner befürwortet ein EU-Tierschutzlogo. Es komme nun auf die genauen Kriterien an, sagte sie. (mbu) Ergebnisse des Agrarrates Index: Landwirtschaft, Tierschutz taz 23.02.2010 Artgerechte Tierhaltung in der EU Legebatterien ab 2012 verboten Die Übergangsfristen für das Verbot von Legebatterien in der EU bleiben bestehen. Polens Versuch, die Umstrukturierung zu verzögern, wurden hingegen abgelehnt. VON DANIELA WEINGÄRTNER Diese armen Hühner haben nichts mehr vom Legebatterieverbot. Foto: ap BRÜSSEL taz | Polen hat sich am Montag beim Agrarrat in Brüssel vergeblich dafür eingesetzt, die Übergangsfristen für Legebatterien über 2011 hinaus zu verlängern. Da die EU-Kommission den polnischen Vorschlag ohne weitere Erklärungen ablehnte und kein anderes Mitgliedsland sich dafür stark machte, war das Thema nach wenigen Minuten vom Tisch. In der gesamten EU müssen die Käfige, in denen die Tiere auf zu engem Raum ohne Einstreu zusammengepfercht sind, bis Ende 2011 abgeschafft sein. In Deutschland ist diese Art der Käfighaltung seit dem 1. Januar verboten, in Österreich bereits seit letztem Jahr. Polen hatte seinen Antrag damit begründet, dass hohe Investitionen nötig seien, um die Betriebe auf die vorgeschriebenen, etwas geräumigeren Käfige mit einer Sitzstange, Legenestern sowie Einstreu umzustellen. Neben Deutschland und Österreich hatten auch einige nordische Länder und die Niederlande den Antrag abgelehnt, da er es den polnischen Eierproduzenten ermöglichen würde, billiger als die Konkurrenz zu produzieren. Polen war 2008 nach den Niederlanden der zweitgrößte Eierlieferant für Deutschland. Hier brach die heimische Produktion im vergangenen Jahr ein, weil viele deutsche Betriebe zu spät auf die Gesetzesänderung reagiert hatten oder nicht rechtzeitig eine Umbaugenehmigung für die neuen Käfige bekamen. Viele Betriebe konnten die hohen Investitionen nicht aufbringen und mussten schließen. Nach Schätzungen des Branchendienstes MEG wurden im vergangenen Jahr in Deutschland zwei Milliarden Eier weniger produziert als 2008. Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft glaubt, dass sich die Lage auch in diesem Jahr nicht bessern wird. Deshalb dringt die deutsche Landwirtschaftsministerin darauf, dass möglichst rasch alle EU-Staaten die höheren Tierschutzstandards erfüllen müssen, um gleiche Wettbewerbsbedingungen herzustellen. Die Minister diskutierten auch über ein neues Qualitätssiegel, das Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung kennzeichnen soll. Die Mehrheit sprach sich dafür aus, ein freiwilliges Label einzuführen, das nur Betriebe benutzen dürfen, deren Standards deutlich über den in der EU ohnehin gesetzlich vorgeschriebenen Tierschutzbestimmungen liegen. Das neue Siegel müsse sich auch klar von dem ab 1. Juli zugelassenen Ökolabel abgrenzen, mit dem Produkte aus ökologischem Anbau gekennzeichnet werden, forderten die Minister. Jedes Mitgliedsland soll ein Forschungsinstitut benennen, das einem europäischen Netzwerk an "Tierschutzreferenzzentren" beitreten soll. Dieses Netzwerk soll Kriterien für artgerechte Tierhaltung ausarbeiten. Auf dieser Grundlage will die EU-Kommission einen Vorschlag für ein Tierschutzsiegel vorlegen. Peiner Allgemeine 25.2.2010 Biogas-Anlage Solschen – bald ein Dorf im Maisfeld? Was erwartet die Solschener, wenn die geplante Biogas-Anlage kommt? Heute Abend stellen sich Betreiber und Planer bei einer Info-Veranstaltung den Fragen der Bürger. Ilsede-Solschen. Grundsätzlich stehe der Ortsrat Biogas-Anlage nordwestlich von Solschen positiv gegenüber, kündigte Bürgermeister Günther Mohrholz (SPD) im Ilseder Bauausschuss an. „Aber es darf nicht zu viel werden!“, schränkte der Solschener ein. Heute Abend findet eine Infoveranstaltung im Solschener Gasthaus „Zur Kastanie“ statt – der Planer und der Betreiber der geplanten Anlage stellen sich und ihr Projekt ab 19 Uhr vor. Gebraucht werden voraussichtlich 500 bis 600 Hektar Ackerfläche, um die Biogas-Anlage zu füttern. „Wir haben insgesamt 600 Hektar um Solschen herum – die Anlage bräuchte also fast unsere gesamte Ackerfläche“, warnte der Ortsbürgermeister. Vor allem Mais sei der Haupt-Einsatzstoff für die Anlage. „Wir müssen in Betracht ziehen, wie die Landschaft hier aussieht. Der Maisanbau darf nicht die Fläche für den Anbau von Nahrungsmitteln entziehen.“ Auch Bauausschuss-Mitglied Jürgen Streichert (Grüne) kritisierte den einseitigen Maisanbau in Hinblick auf das Ökosystem: „Den Bewohnern der Feldmark wird der Lebensraum entzogen. Wenn nur noch Mais steht, lebt nur noch das Wildschwein dort – nicht mal ein Feldhase ist in Maisfeldern zu finden.“ Es müsse ja nicht nur Mais angebaut werden, findet er: „In die Biogas-Anlage können auch noch andere Stoffe.“ Bereits der Anlagen-Betreiber selbst hatte angekündigt: „Sofern andere Stoffe wie Zwischenfrüchte verwendet werden, reduziert sich die für den Maisanbau erforderliche Fläche.“ Gleichzeitig würde der Ernteverkehr auf einen größeren Zeitraum verteilt. Das würde den Solschenern ebenfalls entgegenkommen, denn Mohrholz befürchtet bei reinem Maisanbau „erhebliche Verkehrsströme“, sogar ein „Verkehrsproblem“. • Die öffentliche Infoveranstaltung findet heute Abend im Gasthaus „Zur Kastanie“ ab 19 Uhr statt. Simon Polreich 21.02.2010 Hähnchenmast Mehrumern stinkt es gewaltig Hähnchenmast-Anlage, Kompostwerk, Biogas-Anlage – den Mehrumern stinkt es mittlerweile ganz gewaltig in ihrer Ortschaft. Diesem Ärger haben am Sonnabend einige Bürger während der Gemeindeversammlung Luft gemacht. Bei der Versammlung in Mehrum waren mehr als 100 Besucher zur Gemeindeversammlung gekommen. © Thorsten Pifan Hohenhameln-Mehrum. Sie wollen nicht noch mehr Belastungen und fordern ein Ende der Ansiedlungen von Industrie- und Gewerbe rund um die Ortschaft. Hohenhamelns Bürgermeister Lutz Erwig (SPD) sieht die Entwicklung mit einem weinenden Auge – er kann den Ärger der Bürger verstehen, wenn es im Dorf unangenehm riecht. Doch auf der anderen Seite hat er auch ein lachendes Auge – das blickt auf die Steuereinnahmen der Gemeinde. Die sind angesichts der leeren Kassen dringend nötig. Mehr als 100 Gäste begrüßte Ortsbürgermeister Winfried Selke (SPD) bei der Versammlung. Auch etliche Besucher aus Hämelerwald und sogar aus Salzgitter waren gekommen. Sie waren einem anonymen Einladungsschreiben gefolgt, um dort zu demonstrieren, was Selke extrem befremdete. Er erklärte den Besuchern, dass sich die Versammlung mit Angelegenheiten des Ortes beschäftige und es nicht ausdrücklich um die Hähnchenmast ginge. Da zogen die Besucher wieder ab. Bei der Versammlung nahm der geplante Hähnchenmastbetrieb dann doch einen großen Raum ein. Ortsratsmitglied Günter Hesse (SPD) erläuterte einen Neun-Punkte-Antrag an den Landkreis, in dem Forderungen zur Genehmigung der Anlage gestellt werden. Dieser Antrag ist mittlerweile von der Gemeinde an den Landkreis weitergeleitet worden, ergänzte Erwig. Hesse, der gleichzeitig Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag ist, erklärte zudem, dass zurzeit geprüft werde, inwieweit künftige Anlagen im Landkreis mit einer Raumplanung verhindert werden können. Ob das möglich ist, stehe noch nicht fest. Sicher ist aber, dass die bereits beantragten Anlagen von solch einer Raumordnungsplanung nicht mehr beeinflusst werden können. Selke sagte, dass der Abwasserkanal in Teilen der Ortschaft total marode sei und ersetzt werden müsse. Deswegen fänden zum Beispiel auf der Straße An der Trift Kanaluntersuchungen statt. Die Pläne zum Neubau sollen bei der nächsten Ortsratssitzung vorgestellt werden. Thorsten Pifan NOZ Meppener Tagespost Ems-Zeitung 24.02.2010 Maststall für 8000 Schweine nicht zu verhindern - Bauausschuss empfiehlt, dem Rat Einvernehmen zu erteilen hjh Rhede. Zähneknirschend hat der Bauausschuss der Einheitsgemeinde Rhede dem Gemeinderat einstimmig empfohlen, zum Bau eines Schweinestalls am Bergweg mit knapp 8000 Mastplätzen gegenüber der Genehmigungsbehörde, dem Landkreis Emsland, das Einvernehmen zu erteilen. Während der Sitzung war sowohl Bürgermeister Gerd Conens, der die Sachlage vortrug, als auch den Ausschussmitgliedern das Unbehagen anzumerken, dieses Vorhaben des niederländischen Landwirts Henrik de Wildt aus Roswinkel zulassen zu müssen. Conens brachte die Hilflosigkeit der Gemeinde auf den Punkt: „Uns sind hier rechtlich die Hände gebunden.“ Noch im März vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat das Vorhaben zurückgewiesen. Das Kommunalparlament berief sich damals auf ein eigens eingeholtes Gutachten, das ergeben hatte, dass die Zufahrtstraßen Schipmannsweg und Bergweg für das erwartete zusätzliche Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt sind. Conens teilte dem Ausschuss nun mit, dass der Investor sich bereit erklärt habe, die rund 1,5 Kilometer lange Strecke auf eigene Kosten auf das notwendige Maß auszubauen. „Für alle anderen Punkte gilt: Es ist alles einwandfrei“, machte der Bürgermeister klar, dass sowohl formal als auch planungsrechtlich in dem Antragsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz alles korrekt sei. Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Josef Schubert sieht in dem geplanten Bau eine „Beeinträchtigung für den Ortsteil“, die aber nicht zu verhindern sei. Er betonte, dass mit dem geplanten Stall lediglich ein Viertel der insgesamt zehn Hektar großen Fläche des Niederländers am Bergweg genutzt werde. Mit dem nun fortschreitenden Verfahren wird auch klar, dass die Unterschriftenaktion der damals noch fünf landwirtschaftlichen Ortsvereine aus dem Jahr 2007 den Investor nicht von seinem Weg abbringen konnte. Die Landwirte der Einheitsgemeinde hatten 1400 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt und an Investor de Wildt sowie Bürgermeister Conens übergeben. Auch die Gemeinderatsmitglieder hatten mit ihren Unterschriften gegen den Stallbau gezeichnet. Westfäl. Nachrichten 25.2.2010 Gegner wollen nicht aufgeben Echter Optimismus sieht anders aus: Rechtsanwalt Justus Peters (3.v.l.) versuchte zwar vieles, um die Interessen der Anwohner zu vertreten. Deren Zuversicht hielt sich im Anschluss aber in Grenzen. Foto: msc Nordwalde - Das Lächeln wirkte verlegen, viel Zuversicht war nicht zu spüren. Optimismus sieht anders aus. Doch einen handfesten Grund zur Freude hatten die Gegner der in der Kirchbauerschaft geplanten Hähnchenmastanlage (die WN berichteten) gestern Mittag auch nicht. Beim Erörterungstermin mit Vertretern des Kreises als Genehmigungsbehörde und Landwirt Jan Sanderink als Antragsteller konnten die Anwohner und ihr Rechtsanwalt Justus Peters aus Linnich nur wenige Schwachstellen im Antrag und im Genehmigungsverfahren aufdecken. Vielleicht war sich Peters dessen schon vorher bewusst gewesen. Zu Beginn versuchte er zumindest, an die Mitmenschlichkeit von Jan Sanderink zu appellieren und ihm im Sinne der Nachbarschaft dazu zu bewegen, einen anderen Standort auf seinem Land zu suchen, von dem weniger Anwohner betroffen seien. Sanderink entgegnete jedoch, dass der jetzige Standort gemeinsam mit den Behörden gefunden worden sei. Dr. Rolf Winters vom Kreis Steinfurt, der das Treffen moderierte, stellte klar, dass Sanderink nicht daran gebunden sei, direkt an seiner Hofstelle zu bauen. Denn Betreiber der Anlage sei eine eigens gegründete GmbH und somit gehörten die Ställe nicht mehr zum Hof. Ein wichtiger Ansatzpunkt für Rechtsanwalt Justus Peters war die Frage nach den Emissionen. Zu diesem Zweck stellte er einige Zahlen in Frage, die das von Sanderink in Auftrag gegebene Gutachten enthält. Unter anderem sei der schon vorhandene Tierbestand in der Umgebung nicht korrekt erfasst worden. Bei den zu erwartenden Gerüchen und Ammoniakemissionen bestätigte Frank Geburek vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz die Werte im Gutachten. Das Landesamt gilt quasi als „Obergutachter“ und wird als solcher auch von den Gerichten anerkannt. In puncto Bioaerosole (Thema-Kasten) zeigte Winter Verständnis für die Anwohner, die um ihre Gesundheit fürchten. Jedoch gebe es keine gesetzliche Grundlage oder Grenzwerte, um deswegen die Genehmigung zu verweigern. „Wenn wir das machen würden, erleiden wir vor Gericht Schiffbruch“, so Winter. Auch beim zu erwartenden zusätzlichen Schwerlastverkehr und der damit verbundenen Lärmbelästigung sahen die Vertreter des Kreises keine Probleme. Die Grenzwerte von tagsüber 60 und nachts 45 Dezibel würden nicht ansatzweise erreicht, so Winter. Allerdings müssten an der Straße Rosenbaums Damm einige Ausweichbuchten eingerichtet werden. Nach dem offiziellen Ende des Termins war für die Antragsgegner die Messe noch lange nicht gelesen. Alexander Heise als Sprecher der Gruppe beharrte darauf, dass zumindest bei der Standortfrage noch etwas zu machen sei. „Wahrscheinlich aber nur vor Gericht“, sagte er im Gespräch mit seinen Mitstreitern. Auf die Frage, wie es aus seiner Sicht gelaufen sei, antwortete Peters: „Ich habe den Eindrück, der Kreis steht dem Antragsteller wohlwollend gegenüber. Aber Parteilichkeit kann man ihm nicht vorwerfen.“ Peters räumte auch ein, dass der Kreis nicht die Gesetze mache, auf deren Grundlage er zu entscheiden habe. VON M. SCHWAKENBERG Salzgitter Zeitung Nachrichten / Salzgitter Debatte bei Fäkalgeruch Die SPD-Abgeordneten Stefan Klein und Marcus Bosse ziehen Bilanz nach zwei Jahren im Landtag Großansicht Heute vor zwei Jahren war ihr erster Arbeitstag: Stefan Klein und Marcus Bosse nahmen als SPD-Abgeordnete für Salzgitter an der konstituierenden Sitzung des Landtages in Hannover teil. SZ-Redakteur Ingo Kugenbuch sprach mit den beiden Politikern über Niederlagen und Erfolge, Fäkalgeruch und Inkontinenzwindeln. In Ihrer 100-Tage-Bilanz schimpften Sie über den Zustand Ihrer Büros. Der Landtag sei "richtig verkommen", sagten Sie, Herr Bosse. Fühlen Sie sich mittlerweile wohl? Bosse: Wir bauen ja gerade um. Wir haben nun Teppich, Farbe und neue Vorhänge bekommen – man kann darin arbeiten. Allerdings hat es im Plenarsaal gerade mal wieder wunderbar nach Fäkalien gerochen. Sie sind Neulinge in der Landespolitik. Wo war es besonders schwierig, Fuß zu fassen? Klein: Es war schwer, die richtigen Kontaktpersonen zu finden – wie kriegt man Gespräche hin mit Ministerien, mit Staatssekretären? Das ist alles Neuland, so wie die Formalien für Anträge und Anfragen. Bosse: Ich habe längst gemerkt: Wenn Plenum ist, zieht man den Minister schnell mal beiseite, ehe man langwierig über den Staatssekretär versucht, an ihn ranzukommen. Im Foyer des Plenums laufen wichtigere Gespräche als im Plenum selbst. Was war bisher Ihr größter Erfolg? Bosse: Ich habe sehr für den Asse-Untersuchungsausschuss gerungen und hatte zuerst auch eine ganz große SPD-Mehrheit gegen mich. Es hat lange gedauert, aber das habe ich mit durchsetzen können. Klein: Bei mir ist das die IGS gewesen. Von den Anfängen im Wahlkampf mit der Wiederholung der Elternbefragung, dann noch mal darauf drängen, dass es im Ministerium schnell bearbeitet wird – das war eines meiner Hauptthemen. Das betrifft die IGS in Salzgitter und die IGS in Lengede. Wir hatten noch ein gemeinsames Thema: die Inkontinenzmaterialien. Die AOK hatte diese neu ausgeschrieben und einen Lieferanten gewählt, mit dem es nicht funktioniert hat. Da waren wir beide sehr aktiv: durch Gespräche mit der AOK, mit dem Seniorenbeirat in Salzgitter. Und wir haben letztlich geschafft, dass sich die Situation deutlich verbessert hat. Das war auch das Thema, zu dem ich das erste Mal von der überregionalen Presse befragt wurde – zu Inkontinenzmaterialien (lacht). Und wo haben Sie nichts erreichen können? Bosse: Nehmen wir das Thema Hochwasserschutz an der Innerste. Da hätte ich mir gewünscht, dass das Land ein größeres Engagement zeigt. Die Kommunen können die Kosten nicht allein tragen. Klein: Mir fällt jetzt nichts Größeres ein. Ich denke da mehr an kleinere Dinge: Zum Beispiel wenn man als Abgeordneter instrumentalisiert wird. Wenn man sich für jemanden einsetzen soll, aber mit falschen Tatsachen dazu gebracht wird. Herr Klein, wie lebt es sich mit der Dreifachbelastung – Vater, Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt? Klein: Man hat immer das Gefühl, man macht nicht genug. Fraktionsvorsitzender, das wissen Sie ja, das war ja keine Liebesheirat. Sie haben den Posten übernehmen müssen, nachdem Ihr Vorgänger wegen KinderpornoVorwürfen zurückgetreten ist. Klein: Ich denke, es war richtig, das zu machen. Es ist schon schwierig, das alles mit der Familie zu vereinbaren. Montag bin ich bei jeder Fraktionssitzung, Donnerstag sitzen wir beide im Untersuchungsausschuss, Freitag bin ich im Büro im Rathaus. Das ist schon ambitioniert. Herr Bosse, Sie haben auch eine Doppelbelastung zu stemmen: Ihr Wahlkreis liegt im Landkreis Wolfenbüttel – und im Süden Salzgitters. Bosse: Von Schöppenstedt – meinem Heimatort – nach Ringelheim oder Sehlde sind es mal locker 50 Kilometer. Bei so vielen kleinen Ortschaften darf man niemanden vernachlässigen. Haben Sie in Salzgitters Süden schon etwas angeschoben? Bosse: Ich besuche Kitas und Schulen. Was ich ein bisschen bemängele: Ich würde mir mehr Informationen von der Ortsbürgermeisterin wünschen. Darum treffe ich mich jetzt regelmäßig mit der SPD-Ortsratsfraktion. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Klein: Wir wollen, dass die geplante 380-kV-Leitung unter der Erde verlegt wird. Außerdem ist die Unterrichtsversorgung in den Schulen unbefriedigend. Auch die Probleme in der Pflege sind eines meiner Themen. Weiterer Punkt: Die Kommunen sollten mehr Eingriffsmöglichkeiten bei der Genehmigung von Hähnchenmastanlagen bekommen. Bosse: Meine großen Themen bleiben: die Asse, die 380-kV-Leitung, Hochwasserschutz, die baufällige Polizeistation in Baddeckenstedt und der verheerende Zustand des Bahnhofs in Ringelheim. Klein: Wir haben gemeinsam übrigens Wirtschaftsminister Jörg Bode zu den Themen Alstom und Bosch nach Salzgitter eingeladen. Er will am 31. März kommen. Freitag, 26.02.2010 LPD 25.2.2010 Käfigverbot sorgt für Umstrukturierungen: Die Hälfte der deutschen Legehennen in Bodenhaltung L P D – Der Käfig als Haltungsform für Legehennen ist seit Anfang des Jahres in Deutschland verboten, meldet der Landvolk-Pressedienst. In Österreich dürfen Eier bereits seit Januar 2009 nur noch von Tieren in Boden- oder Freilandhaltung erzeugt werden, in Schweden wurde der ausgestaltete Käfig bereits zu Beginn der 90er Jahre zum Erfolgsmodell. Alle anderen EU-Länder haben von der Möglichkeit, das Käfigverbot früher als von der EU verlangt, umzusetzen, keinen Gebrauch gemacht. Dort müssen die Landwirte mit Legehennenhaltung erst ab Januar 2012 auf den Käfig verzichten. Polen wollte die Übergangsfrist bis 2017 verlängern. In Verhandlungen mit dem EU-Agrarrat hat das Land aktuelle eine Absage erhalten, meldet der Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft. In Deutschland bedeutet die frühzeitige Umstellung einen gravierenden Wettbewerbsnachteil für die Landwirte. Die Haltung im Freiland oder die Bodenhaltung ist teurer als im Käfig. Dementsprechend sind auch die deutschen Eier im Supermarkt nicht so günstig, wie die inzwischen reichlich importierten Käfigeier aus den Nachbarländern. Vor allem die Niederlande machen den heimischen Bauern Konkurrenz. Doch während in allen anderen EU-Ländern die Käfighaltung nach wie vor die wichtigste Haltungsform für Legehennen ist und erst ein Viertel der Tiere in alternativen Haltungsformen leben, werden in den Niederlanden bereits mehr als die Hälfte der Hennen in Boden- oder Freilandhaltung gehalten. In Deutschland wurde im vierten Quartal 2009 bereits die 50 Prozent-Marke bei Bodenhaltung geknackt, 17,3 Prozent der gekauften Eier kamen aus dem Käfig, 24,5 Prozent aus dem Freiland und 6,6 Prozent aus der Bio-Produktion. Insgesamt wurden von deutschen Haushalten zwischen Oktober und Dezember des vergangenen Jahres 1,98 Milliarden Eier gekauft, das war ein Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Käfigverbot wirkt sich auch auf den Preis für Eier aus Freiland- und Bodenhaltung aus. Insgesamt ist die Selbstversorgung in Deutschland, also die Menge an Eiern die für den inländischen Verzehr auch hier produziert wird, von über 70 Prozent vor zehn Jahren bis auf derzeit geschätzte 55 Prozent abgesunken. Einige Bauern haben die Kosten für den Umbau gescheut und die Eierproduktion aufgegeben, die heimische Produktion ist eingebrochen. Damit wird die vorhandene Ware durch die große Nachfrage nun auch für die Verbraucher teurer. Ökonomisch wie ökologisch betrachtet rät das Niedersächsische Landvolk zu einem Kauf von deutschen Eiern. Die bessere Klimabilanz durch kürzere Transportwege und die tiergerechten Haltungsformen sind ein guter Grund dafür. Doch auch die Unterstützung der heimischen Landwirte darf nicht unterschätzt werden. BR Online Das Ende der Käfighaltung Teure Eier von glücklichen Hühnern Seit Jahresanfang ist die konventionelle Käfighaltung in Deutschland verboten. In den anderen EU-Mitgliedsstaaten gilt das Verbot erst ab 2012. Was bedeutet das für Verbraucher und Unternehmer? Höhere Preise oder Billigimporte aus dem Ausland? Stand: 25.02.2010 Hühner-Halter müssen tief in die Tasche greifen, wenn Sie ihren Betrieb von klassischer Käfig- auf artgerechtere Bodenhaltung umstellen. Nach Angaben Stefan Carls, Geflügelhalter aus dem Raum Coburg, sind dabei pro Huhn rund 40 Euro zu veranschlagen. Hochgerechnet bedeutet das für einen Betrieb mit 60.000 Hühnern 2,5 Millionen Euro Investitionskosten - und die wollen wieder verdient werden. Hinzu kommt: Wer sich viel bewegt, braucht viel Energie. Das gilt auch für Hennen. Je mehr sie sich bewegen, desto mehr wollen sie fressen. In nackten Zahlen heißt das, dass Stefan Carl nun pro Jahr 50.000 Euro zusätzlich für Hühnerfutter ausgeben muss. Die Ruhe vor dem Sturm Bildunterschrift: Automatisches Transportsystem: Effizienz auch bei Bodenhaltung Entsprechend wirkt sich das auf den Preis aus. Der Erzeugerpreis für Eier der Klasse M aus Bodenhaltung liegt derzeit bei rund 12 Cent (Ladenpreis: 19 bis 20 Cent), für ein Ei aus Käfighaltung bekommt der Produzent nur rund 9,5 Cent. Momentan sind in Deutschland Eier aus Bodenhaltung gefragt. Geflügelhalter, die ihre Produktion umgestellt haben, können sich über die Nachfrage nicht beschweren. Anders könnte es in zwei Jahren aussehen: Wenn ausländische Produzenten ebenfalls die Produktion umstellen, steigt das Angebot an Eiern aus Boden- oder Freilandhaltung. Die Preise werden vermutlich fallen, der Konkurrenzkampf hingegen härter werden. Lebensmittelindustrie: Preis statt Klasse Bildunterschrift: Eier aus Bodenhaltung Auch wenn Eier aus Boden- beziehungsweise Freilandhaltung beim Privatkunden en vogue sind: Jedes dritte in Deutschland umgesetzte Ei wandert in die Lebensmittelherstellung. Und für gewerbliche Kunden spielt die Haltungsform meist keine Rolle, wichtig ist allein der Preis. Immer mehr Verbraucher fragen sich, woher die Eier eigentlich kommen, die in Nudeln, Kuchen und anderen Lebensmitteln stecken. Nachvollziehbar ist es in aller Regel aber nicht: Für Verpackungen besteht keine entsprechende Kennzeichnungspflicht. Verbot der Käfighaltung in Deutschland Vorausschauende Politik oder sinnloses Vorpreschen? Ihre Stimme wurde gezählt. Vielen Dank, daß Sie mitgemacht haben! Vorausschauend und artgerecht Die Regelung war längst überfällig. Zwei Cent mehr pro Ei, damit kann man leben - schon allein der artgerechten Tierhaltung zuliebe. Unsere Produzenten sind jedenfalls bestens gerüstet, wenn das Verbot 2012 EU-weit in Kraft tritt. 91,9% Überhastet und inkonsequent Lebensmittelherstellern ist es doch egal, woher die Ware kommt, Hauptsache billig. Deutschen Hühnerhaltern wird mit der Neuregelung das Leben unnötig schwer gemacht, und ab 2012 werden die Eier dann eben aus Weißrussland oder der Ukraine importiert. Die Hühner haben davon nichts. 8,1% Diese Abstimmung ist keine repräsentative Umfrage. Das Ergebnis ist ein Stimmungsbild der Nutzerinnen und Nutzer von BR-online, die sich an der Abstimmung beteiligt haben. Jede Stimme wird einmal gezählt. Mehrfachklicks werden nicht gewertet. Alternativen zur konventionellen Käfighaltung Bodenhaltung: Darunter versteht man die Haltung der Hühner frei im Stall. Auf einem Quadratmeter Stallfläche dürfen sich höchstens sieben Hühner bewegen. Freilandhaltung: Die Hühner können sich im Stall und im Freien frei bewegen. Pro Huhn müssen mindestens 10 m² Auslauf vorhanden sein. Bio-Haltung: Wie die Freiland-Haltung. Zusätzlich müssen die Hühner mit Futter aus ökologischem Anbau gefüttert werden. Ausgestaltete Käfige: Käfige für Legehennen müssen ausgestaltet sein. Sitzstangen, Einstreu, Legenester und eine gewisse Bewegungsfreiheit sind obligatorisch. Die Bodenfläche konventioneller Legebatterien ist kleiner als ein DIN-A4-Blatt. Das steht auf dem Ei Wer sich sicher sein möchte, woher sein Ei genau stammt, kann das anhand der aufgedruckten Nummer genau ermitteln. Seit dem 1. Januar 2004 muss jedes Ei in der EU einen Erzeugerstempel tragen, an dem sich die Haltungsform, Herkunftsland und Erzeugerbetrieb ablesen lassen. Eckzahlen Erste Zahl: Art der Haltung 0 = ökologische Erzeugung 1 = Freilandhaltung 2 = Bodenhaltung 3 = Käfighaltung (inzwischen verboten) Buchstaben: Ursprungsland AT=Österreich, BE=Belgien, DE=Deutschland, DK=Dänemark, ES=Spanien, FI=Finnland, FR=Frankreich, GR=Griechenland, IR=Irland, IE=Italien, LU=Luxemburg, NL=Niederlande, PT=Portugal, SE=Schweden, UK=Vereinigtes Königreich Hintere Nummer: individuelle Betriebsnummer Die maximal siebenstellige Nummer gibt den Legebetrieb an, dabei stehen die ersten beiden Ziffern für das jeweilige Bundesland. Die Null bei den einstelligen Zahlen wird in der Regel weggelassen: Schleswig-Holstein (01), Hamburg (02), Niedersachsen (03), Bremen (04), NordrheinWestfalen (05), Hessen (06), Rheinland-Pfalz (07), Baden-Württemberg (08), Bayern (09), Saarland (10), Berlin (11), Brandenburg (12), Mecklenburg-Vorpommern (13), Sachsen (14), Sachsen-Anhalt (15), Thüringen (16) Verbraucherschutz Ernährung Landwirtschaft e.V.: Kennzeichnung bei Eiern [was-wir-essen.de] URL: http://www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article6498991/EU-auf-Suche-nachTierschutzsiegel.html EU auf Suche nach Tierschutzsiegel Von Stefanie Bolzen 22. Februar 2010, 04:00 Uhr Minister beraten über Kennzeichnung - Streit mit Polen über Legebatterien Brüssel - Wenn sich die Agrarminister der Europäischen Union am heutigen Montag erstmals seit Bestätigung der neuen EU-Kommission in Brüssel treffen, stehen noch keine Europas Bauern umtreibenden Fragen auf der Agenda. Wohl auch deshalb hat es ein immer wieder vergessenes Thema auf die Tagesordnung geschafft, das vor allem Verbraucher interessiert: die sogenannte Tierschutz-Kennzeichnung. Zwar gibt es in einzelnen EU-Ländern individuelle Kennzeichnung von Lebensmitteln. In Deutschland etwa sind die Marken Neuland für Fleischprodukte oder "Tierschutz geprüft" für Eier bekannt. Auch in Großbritannien gibt es das Label "Freedom Food", das die artgerechte Haltung von Hühnern über Lachs bis zu Schafen garantiert - und damit auch eine bessere Qualität der Ware anpreist. Die derzeit bestehenden Mindestschutzstandards stammen teilweise noch aus dem Jahr 1974. Seit geraumer Zeit will Brüssel nun die Kennzeichnung harmonisieren, um den Verbrauchern einen besseren Überblick beim Einkauf zu ermöglichen. So wird die Einführung eines freiwilligen EU-Tierschutzlabels diskutiert oder auch eine Kennzeichnung von Haltungssystemen. In der ganzen Union sollen dazu Referenzzentren entstehen; in Deutschland ist Celle als Standort geplant. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner begrüßte die Pläne für ein einheitliches Tierschutzlogo bereits. "Eine Kennzeichnung kann die Verbraucher in die Lage versetzen, tierschutzgerecht erzeugte Produkte zu erkennen und eine überlegte Kaufentscheidung zu treffen", sagte Aigner. Nach Angaben der EU-Kommission hat die Kennzeichnung nachweislich positive Wirkung. So sei die Käfighaltung durch die Eierkennzeichnung "signifikant zurückgegangen". Deutschland führte die Zifferncodes, die von "0" für Bio-Ei bis "3" für Käfighaltung reichen, 2004 ein. Doch just beim Thema Hühnerhaltung zeichnet sich in Brüssel Streit ab. Diplomaten zufolge will Polen beim Agrarrat darauf dringen, das für 2012 beschlossene Ende von herkömmlicher Käfighaltung aufzuschieben. Warschau will wegen der finanziellen Belastung seiner Bauern eine neuerliche Frist bis 2017. "Deutschland, das die Vorgaben schon umgesetzt hat, ist strikt dagegen", sagt ein EU-Diplomat. Berlin hat den Betrieb von Legebatterien in ihrer bisherigen Form seit Januar verboten. Auch andere EU-Länder wie Österreich und Belgien sind gegen eine Verschiebung. Beobachter sehen daher keine großen Chancen, dass sich Polens Landwirtschaftsminister durchsetzt. In Legebatterien müssen sich vier bis sechs Hennen einen Käfig teilen, der Platz pro Huhn ist dabei etwas kleiner als ein DIN-A4-Blatt. EU-weit ist ab 2012 die sogenannte Kleingruppenhaltung Pflicht, bei der jedes Huhn dann etwas mehr Platz hat und eine Sitzstange, ein Legenest sowie Einstreu erhält. Münsterländische Volkszeitung 14.2.2010 In kleinen Schritten zur Wende Trafen sich zum Informationsaustausch in Billerbeck: (v..l.) Brigitte Meibeck, Horst Bechtloff, Klaus Richter, Ulrich Schlieker, Norbert Vogelpohl, Dr. Hans-Peter Ammann, Friedrich Ostendorff, Norwich Rüße, Johannes Remmel, Ralf Flüchter, Helmut Fehr, Hans Günther Wilkens und Maggie Rawe. Billerbeck. Zum Informations- und Erfahrungsaustausch in Sachen Intensivtierhaltung trafen sich jetzt Grünen-Politiker vom Ratsmitglied bis zum Bundestagsabgeordneten, Vertreter der Bürgerinitiative für die Werterhaltung der Region Billerbeck und Vertreter der Stadtverwaltung im Forum Billerbeck. Die Zusammenkunft hatten die Billerbecker Grünen organisiert. Wie aus einer Pressemitteilung des Ortsvereins hervorgeht, erläuterte Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, die Ursachen für die derzeit boomende Geflügelmast. Eine große Nachfrage sowie die enge Verzahnung zwischen Futtermittelherstellern, Geflügelmästern und Schlachtbetrieben belaste nicht nur den norddeutschen Raum mit einer massiven Investitionswelle. Die Haltung der Bundes- und Landesregierungen ließe indes nicht erkennen, dass sie gewillt seien, den Schutz der Bevölkerung und den von Natur und Landschaft ernst zu nehmen. Diese Einschätzung hätte Landwirtschaftsministerin Aigner in ihrer Rede auf der Grünen Woche bestätigt; da sei von einer Förderung der Fleischproduktion und von einer Ausweitung der Exporte die Rede gewesen. Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die Zulässigkeit von gewerblichen Mastanlagen im Außenbereich ein weiteres zentrales Thema sei. Ostendorff berichtete, dass die Grünen auf Bundesebene ein Gutachten in Auftrag gegeben hätten, welches den privilegierten Status solcher Anlagen juristisch prüfe. Die Bürgerinitiative berichtete über Erfahrungen, welche im Zusammenhang mit den Billerbecker Anlagen gewonnen wurden. Sowohl die kritische Prüfung von Einzelvorhaben als auch die Auseinandersetzung mit den gesetzlichen Vorgaben und einer Fülle von vergleichsweise unbestimmten Regelwerken lasse zwar erklären, wie eine solche Entwicklung zustande komme, mache es aber ebenso schwierig, gezielt Einfluss zu nehmen. Eine Wende in der Agrarpolitik sei nicht von heute auf morgen und nur in kleinen Schritten möglich, so Landtagsabgeordneter Johannes Remmel. Eine Anpassung der rechtlichen Grundlagen sei ein Weg, gleichzeitig solle aber der Verbraucher sensibilisiert werden. Angesprochen wurden ebenso die aus Sicht der Gesprächsteilnehmer mangelhaften Informationen über die Dichte von Masttieren in den Kreisgebieten und über deren Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden. Für Aufklärung sollen hier entsprechende Anfragen durch Norbert Vogelpohl im Coesfelder Kreistag sorgen. Es war allen Gesprächsteilnehmern klar, dass die Diskussion, in der eine Fülle von Detailfragen erörtert wurde, nicht den Königsweg aufzeigen würde. Dennoch konnten wertvolle Informationen ausgetauscht werden. Einigkeit bestand darüber, dass ein vernetztes Handeln künftig eine größere Wirkung erzeugen werde. Märkische Oderzeitung Aus Entenmist wird Biogas Neuhardenberg/Gottesgabe (MOZ) Die Dimensionen sind gewaltig im Vergleich zu Anlagen, die es in der Region bereits gibt: Die Neuhardenberger Entenmast GmbH plant auf einer Ackerfläche an der B 167 zwischen Neuhardenberg und Platkow eine Anlage zur Energiegewinnung aus Entenmist. Aus 10 000 Tonnen "Inputstoff" pro Jahr sollen 1,7 Megawatt Bioerdgas erzeugt und in das Gasnetz eingespeist werden. Während die Planungen noch am Anfang stehen, wird ein anderes Großprojekt konkreter - ein Solarpark bei Gottesgabe. Die Gemeindevertreter stimmten der ersten Änderung des Flächennutzungsplanes zu. Von Mandy Timm Aus Getreide und Mais Energie zu erzeugen, das ist nicht neu. Aus Entenmist Rohbiogas zu produzieren hingegen schon. Die Technologie gilt in Deutschland als relativ neu. Gerademal 17 solcher Anlagen der Firma MTEnergie soll es zurzeit in der gesamten Republik geben. Juliane Meißner berichtete den Gemeindevertretern von Neuhardenberg während ihrer jüngsten Sitzung darüber. Der Grund: Ihr Arbeitgeber, die Neuhardenberger Entenmast GmbH, plant jetzt die 18. Biogasanlage, die aus Entenmist Rohbiogas erzeugt. Der Standort liegt unmittelbar an der Bundesstraße 167 zwischen Neuhardenberg und Platkow. Auf einer Ackerfläche in der Nähe eines Waldes soll sie gebaut werden. Direkte Anwohner gibt es dort nicht. Gebaut werden sollen insgesamt sechs große Speicher, in denen unter anderem die Gär- und Nachgärungsprozesse laufen. Die Leistung der Anlage soll 1,7 Megawatt betragen. Die Dimension wird deutlich, wenn man die Biogasanlage mit anderen vergleicht, die bereits in der Region existieren. Die meisten Anlagen im Oderland erzeugen laut Juliane Meißner 0,5 Megawatt. Die geplante Biogasanlage bei Platkow wird also dreimal so groß. Der Landwirtschaftsbetrieb betreibt nach eigenen Angaben in und um Neuhardenberg 120 000 Entenmastplätze. Pro Jahr fallen etwa 18 000 Tonnen Entenmist an. Bislang kommt dieser als Dünger auf die Felder. Ein Teil des Mistes soll nun zur Energiegewinnung genutzt werden. In der geplanten Biogasanlage werden gut 10 000 Tonnen Biomasse mit Maissilage und Roggenkorn aufgefüllt und vergoren, erläuterte Juliane Meißner. "Am Ende bleibt der geruchsneutrale Gärrest über, welcher einen hohen Düngerwert hat", sagte sie weiter. Alle Inputstoffe kommen als Tagesdosis gleichzeitig in die Anlage. Mais und Roggen sollen auf den eigenen Ackerflächen, die etwa 1300 Hektar umfassen, angebaut werden. Laut Meißner ist bislang nicht geplant, Betriebe mit der Zulieferung von Getreide zu beauftragen. Die Investitionssumme des Vorhabens liegt bei fünf Millionen Euro. Mit der geplanten Biogasanlage wolle der Investor nicht nur ein weiteres, wirtschaftliches Standbein schaffen, sondern auch Arbeitsplätze, hieß es während der Sitzung. Wie viele genau, ist noch nicht klar. "Ein weiterer Vorteil ist", warb Juliane Meißner für das Vorhaben, "dass mit der Anlage CO 2 -neutrale Energie erzeugt wird. Im Hinblick auf die Diskussionen um die CO 2 Verpressungspläne im Oderbruch, ist das vielleicht nicht unerheblich." Das gewonnene Rohbiogas werde nach seiner Aufbereitung zu Erdgasqualität in das öffentliche Gasnetz eingespeist und zur dezentralen Erzeugung von Strom, Kraftstoff und Wärme genutzt. Zunächst ist dafür eine Zusage des Erdgasbetreibers nötig, dessen Leitungen in der unmittelbaren Nähe der geplanten Biogasanlage verlaufen. Ein sogenannter Einspeisungsantrag sei bereits gestellt worden, informierte Juliane Meißner. Die Antwort stehe noch aus. Die Biogasanlage bei Platkow wird noch länger ein Thema sein. Die Planungen haben erst begonnen. Bevor sie genehmigungsreif sind, vergeht vermutlich ein Jahr, schätzt der Investor. Vielleicht dauert es noch länger. Denn: Die Gemeinde Neuhardenberg müsste zunächst den Flächennutzungsplan ändern und die Entenmast GmbH das Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz anstreben, welches sämtliche Umweltauswirkungen der Anlage berücksichtigt und Bürger und andere öffentliche Träger beteiligt. Während die Planungen, aus Entenmist Rohbiogas zu erzeugen, noch ganz am Anfang stehen, wird ein anderes Großprojekt in der Gemeinde Neuhardenberg konkreter - der geplante Photovoltaikpark bei Gottesgabe. Dieser soll zirka 150 Hektar groß werden, nordwestlich des Dorfes und dieses Jahr entstehen. Nachdem Jörg Uebel von der Altus AG - die Vorhabenträgerin - das Projekt noch einmal näher erläutert hatte und klarstellte, dass der Betreiber der Anlage auf jeden Fall seinen Betriebssitz in der Gemeinde anmelden wird, fiel ein Beschluss der Gemeindevertreter anschließend eindeutig aus. Sie befürworten das Projekt und beschlossen am Mittwochabend einstimmig die Durchführung des Planverfahrens zur ersten Änderung des Flächennutzungsplanes. Bereits am kommenden Donnerstag will der Investor das Vorhaben nun den Bürgern vorstellen. Die Einwohnerversammlung findet in Altfriedland im Gasthaus "Zur Wende" statt. Beginn ist um 19 Uhr. Freitag, 05. Februar 2010 (09:35) Abstimmung über geplanten Mastbetrieb Von Mandy Timm Kiehnwerder (MOZ) In Kiehnwerder hat sich offiziell eine Bürgerinitiative gegen die geplanten Broilermastställe eines Landwirtes gegründet. Nach Angaben von Christiane Schilling unterstützen bereits zehn Mitstreiter die Initiative. Sie fordern unter anderem eine Verkleinerung und Verschiebung der geplanten Anlage, die, sollte sie tatsächlich gebaut werden, zu einer der größten in Deutschland zählt und in der 2,6 Millionen Tiere pro Jahr aufgezogen werden sollen. Außerdem soll der Mastbetrieb, der insgesamt sechs 100 Meter lange Ställe vorsieht, "wirksam und vernünftig in die Landschaft eingebunden werden". Um das zu erreichen, sei ein mindestens 50 Meter langer Waldgürtel mit hochwachsenden Bäumen erforderlich, so die Akteure. Nicht zuletzt soll so die befürchtete Geruchsbelästigung eingedämmt werden. Während der jüngsten Beratung der Gemeindevertreter machte Christiane Schilling das Anliegen der Initiative deutlich und bat die Mitglieder darum, ihre Position darzustellen. Schilling betonte, dass sie nicht grundsätzlich gegen Landwirtschaft sei. "Sie gehört zu einem Dorf wie Kiehnwerder dazu. Ich weiß auch, dass Landwirte Strukturveränderungen brauchen, um überleben zu können. Aber Großanlagen, wie sie jetzt bei uns vor der Haustür geplant sind, liegen im Trend. Was passiert aus der Kulturlandschaft, wenn dieser Sog wieder abflaut? Warum kann nicht kleiner gebaut werden?" Die jetzt geplante Anlage in ihrer Dimension übersteige das erträgliche Maß. Der Hof würde statt zu einem Landwirtschafts- zu einem Industriebetrieb heranwachsen. Bedauerlich sei vor allem, dass das gute Verhältnis zu dem Bauern und seiner Familie unter dem Mastvorhaben leide. Bürgermeister Michael Böttcher sagte während der Sitzung, dass die Bedenken aufgenommen worden seien. Er informierte außerdem darüber, dass Ende Januar ein Treffen der Fraktionsvorsitzenden zu dem Thema stattgefunden habe. Dabei wurden die unterschiedlichen Meinungen deutlich und dass, um sich weiter mit dem Thema beschäftigen zu können, deutliche Signale der Kiehnwerderer nötig seien. Alle Einwohner haben deshalb in den vergangenen Tagen eine Einladung für eine Abstimmung bekommen. Die Infoveranstaltung und Abstimmung finden am kommenden Dienstag, den 2. März, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus Kiehnwerder statt. Danach soll das Thema erneut in der Gemeindevertretung diskutiert werden. Landwirt und Investor Tobias Winnige sagte gestern, dass er an der Abstimmung teilnehmen werde - auch wenn ein Erörterungstermin, bei dem Einwände verschiedener Behörden und Betroffener gehört wurden, längst stattgefunden habe und sich der Bauantrag im Genehmigungsverfahren befinde. Winnige versicherte, dass er die ablehnende Haltung gegen den Bau der Broilermastanlage von betroffenen Familien und Anwohnern sehr gut nachvollziehen könne. Er warb aber gleichzeitig um Verständnis. Letztlich gehe es bei dem Vorhaben auch darum, die eigene Existenz und die seiner Mitarbeiter zu sichern. Donnerstag, 25. Februar 2010 (07:16) Wirtschaftsportal Weser-Ems Wiesenhof wehrt sich mit einstweiliger Verfügung gegen Boykottaufrufe Rechterfeld/Gauting, 17.02.2010 13:16 Uhr (Onur Yamac) Über seine Kommunikationsagentur in Gauting bei München ließ das Unternehmen Wiesenhof (PHW-Gruppe) aus Rechterfeld (Landkreis Vechta) nun mitteilen, dass man gegenüber der Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) mit Sitz in Deutschland eine einstweilige Verfügung vor dem Landgericht Hamburg erwirkt habe. Hintergrund sind neben der Kritik der Tierrechtsorganisation insbesondere Boykottaufrufe beim Handel. Wiesenhof-Bio-Huhn: Maßstäbe für die ganze Branche Konkret wehrt sich das Unternehmen mit dem einstweiligen Rechtsschutz dagegen, dass die Organisation PETA gegenüber den Medien die Behauptung aufstellt, bei Wiesenhof herrschten extrem tierquälerische Zustände und dies die Art und Weise sei, wie das Unternehmen generell geführt werde. Die Tierschützer hatten vor Wochen ein Video von einer Farm des Unternehmens in Twistringen (landkreis Diepholz) verbreitet, in dem die gezeigten Hühner von Mitarbeitern und Impftrupps in Kisten geworfen und selbst die Kisten getreten und geworfen wurden. Gemeinsamer Protest Während sich der Deutsche Tierschutzbund im Februar 2009 gegenüber der Tageszeitung "Die Welt" noch dahingehend äußerte, dass der Senior-Chef der PHW-Gruppe, (Paul-Heinz Wesjohann), "keiner der Schlimmen" sei und sich zumindest an Standards halte, stellen sich die Tierschützer aktuell hinter die Kollegen der Organisation PETA und haben parallel eine eigene Kampagen gegen die Intensivhaltung von Masthühnern gestartet. Gemeinsamkeit beider Organsationen. Die Kampagnen gegen Wiesenhof wurde im zeitlichen Umfeld der Internationalen Grünen Woche, der größten Agrarmesse der Welt, gestartet. Folge: Man wurde samt der Aktion zum Messegespräch. Tierschützer kommunizieren professionell Professionelle PR - zuvor eigentlich eine Domäne der Wirtschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr auch von Nichtregierungsorganisationen in in Beschlag genommen worden. Ähnlich wie beim Absatz von Schokoriegeln und Autos geht es bei den gemeinnützigen Organisationen aber häufig um den Absatz eines Ideals. Zwar wird kaum ein Bundesbürger behaupten, nach dem aktuellen Skandal den Radikalwandel hin zum Veganer vollziehen zu wollen, wie es beispielsweise PETA fordert, jedoch konnte die Organisation einen medialen Konsens darüber schaffen, dass die Praktiken in der gezeigten Aufnahmen aus der Twistringer Hühnerfarm verwerflich sind. Problematisch dürfte für Wiesenhof vor allem sein, dass sich die Kommunikation der Tierschützer soweit professionalisiert hat, dass man - einmal abgesehen von verbalen Entgleisungen - pr-technisch kaum etwas dagegen ausrichten kann, wie einst gegen Einzelpersonen oder Bürgerinitiativen, die weitestgehend von Idealismus geprägt waren, aber nicht gegen die PR-Maschinerie der großen Unternehmen ankamen. Zwar gab es von Seiten der PHW-Gruppe Vorwürfe, dass Morddrohungen bei den Wiesenhof/PHW-Inhabern eingegangen seien, jedoch entwertete PETA kurz darauf die Vorwürfe, indem es die Klagen über Morddrohungen als PR-Abwehrstrategie der PHWGruppe einordnete, um Wiesenhof öffentlich als Opfer darzustellen und Sympathien zu gewinnen. Der große Aufschrei zu Gunsten von PHW blieb aus. Unternehmen geht juristisch gegen Boykottaufruf vor Auch hatte PETA offensichtlich Unternehmen angeschrieben, die zu Wiesenhof/PHW Geschäftsbeziehungen unterhalten und ihnen nahe gelegt, ihre Verbindungen zum Unternehmen zu überprüfen. Damit hatten die Tierschützer allerdings den Bogen überspannt und handelten sich eine einstweilige Verfügung ein, die es den Tierschützern vorläufig verbietet, direkt oder indirekt zum Boykott der Wiesenhof-Produkte aufzurufen. Beide Seiten überziehen sich mit Klagen. Wiesenhof fühlt sich zu unrecht als "extrem tierquälerisch" (OTon PETA-Erklärung) dargestellt. Veganer, Massentierhaltung und Neuland-Haltung Dass der Konsument selbst durch sein Kaufverhalten Massentierhaltung begünstigt, ist dabei nur ein Nebenaspekt. Schließlich ist die PHW-Gruppe aus Rechterfeld nicht durch mangelnden Absatz groß geworden. Beim Unternehmen werden in jedem Jahr Hühner in dreistelligem Millionenumfang geschlachtet, um den Markt zu bedienen. Und das sind Millionen Menschen. Eine Massentierhaltung ist damit Teil des Betriebsablaufs. Bislang blieb das Unternehmen aber von Fleischskandalen verschont und konnte mit der Marke Wiesenhof ein vertrauensvolles Verhältnis zu Endkunden und dem Einzelhandel aufbauen. Das gelingt nicht jedem Unternehmen. Angesichts der aktuellen Kampagne machen die Tierschutzorganisationen dennoch in eigener Sache Stimmung für Alternativen: Sie fordern den Kauf von Fleisch aus artgerechter "Neuland"-Haltung. Derweil sollen die Mitarbeiter, die die Hühner in konventionellen Mastbetrieben einfangen, nachgeschult werden. Auch ein Treffen im Landwirtschaftsministerium in Hannover hat es gegeben. Wiesenhof/PHW bleibt deshalb aktuell gar nichts anders übrig, als neue Maßstäbe für die gesamte Branche zu setzen. Das Wirtschaftsportal der Region Weser-Ems. 2010 © Business-on.de Weser-Ems AGRARHEUTE 16.02.2010 Einstweilige Verfügung gegen Peta Organisation darf Wiesenhof nicht mehr als 'Skandalunternehmen' bezeichnen Hamburg - Das Landgericht Hamburg hat eine einstweilige Verfügung gegen die Tierrechtsorganisation Peta erlassen (AZ 324O59/10). (Foto: webdata/Fotolia) Der Vorgang steht im Zusammenhang mit den Fernsehbeiträgen der Sendung Report Mainz im Januar zu Vorwürfen der Tierrechtsorganisation gegen das Geflügelzuchtunternehmen Wiesenhof in Rechterfeld, das zur PHW-Gruppe gehört. Laut der Verfügung ist es Peta untersagt, die Behauptung aufzustellen oder zu verbreiten, "hinter der Wiesenhof-Kulisse herrschten extrem tierquälerische Zustände, die keine Ausnahme, sondern die Regel seien". Auch dürfe Wiesenhof nicht als Skandalunternehmen bezeichnet werden, welches gegen Tierschutzgesetze und andere Auflagen verstoße. Der Appell an Unternehmen und Personen, die Geschäftsbeziehungen zu Wiesenhof aus rechtlichen oder moralischen Verpflichtungen gegenüber den deutschen Konsumenten zu überprüfen, sei ebenfalls untersagt. (isn) Neue OZ online Veröffentlicht am: 20.02.2010 -------------------------------------------------------- Im Glanz des Bio-Siegels Aus Nürnberg berichtet unser Redakteur Klaus Jongebloed Nürnberg. Für Jeroen Eijssen und seinen Boss Jan Schrijver war die Nachricht im Januar zwar ein Schock. „Aber wir waren zum Glück nicht davon betroffen, weil wir Bio-Baumwolle aus Uganda beziehen“, sagt der Niederländer am Stand von Bo Weevil in Halle 8 auf der weltgrößten Biomesse Biofach, die heute in Nürnberg zu Ende geht. „Die Sache mit Indien war natürlich trotzdem miserabel für die Branche“, räumt Jeroen ein. „So etwas verursacht einen Imageschaden“, sagt Jeroen zur Ende Januar bekannt gewordenen Affäre, dass Baumwolle aus Indien das Etikett „bio“ trug, tatsächlich aber konventionell hergestellt, zum Teil sogar gentechnisch verändert worden war. Jeroen: „Mein Chef sagt immer: Du kannst zwar Baumwolle in Indien kaufen – aber auch die nötigen Zertifikate. Es ist nicht sicher, ob es sich um 100 Prozent Bio handelt.“ Die Biofach versucht dieses Jahr bewusst mit dem Motto „bio und fair“ Impulse gegen ein Negativ-Image von Bioprodukten zu setzen. In Halle 5 ist deswegen sogar ein eigener Bereich Kontrollfirmen wie Transfair und FLO oder Ecocert vorbehalten. Das Ziel: Erzeuger ebenso wie Verbraucher sollen dafür sensibilisiert werden, dass Bio nicht automatisch auch fairen Handel oder Einhaltung von Sozialstandards bedeutet. Das muss sich ändern, so der Appell der Biofach. Doch es brodelt an der Zertifizierungsfront, was auch damit zu tun hat, dass kaum jemand den Durchblick behält beim Dschungel an Siegeln, Zeichen und Etiketten für Bio und fairen Handel. Und wer näher hinschaut, stößt auf Entwicklungen, die Bio-Pioniere recht sprachlos machen dürften. In Halle 6 ist etwa Geflügelproduzent Wiesenhof vertreten, nach eigenen Angaben „Deutschlands Geflügelmarke Nr.1“. Fast jedes zweite in Deutschland geschlachtete Hähnchen komme von Wiesenhof in den Handel, betreibt das Unternehmen Eigenwerbung. Wer am Stand vorbeischlendert, erblickt in der Auslage verpacktes Bio-Geflügelfleisch. Seit 2002 bietet Wiesenhof solches Bio-Geflügel nach der im Vergleich zu Verbandskriterien wie Bioland und Naturland weniger scharfen EU-Ökoverordnung an. 2009 habe man den Absatz von Bio-Geflügelfleisch um 23 Prozent gesteigert, von 245,2 auf 302,2 Tonnen, so die Firma. Was jedoch kaum jemand weiß: Die Bio-Sparte hat bei Wiesenhof einen minimalen Anteil an der Gesamt-Produktion. Das verdeutlichen Zahlen, die uns ein Mitarbeiter anvertraut: Wiesenhof schlachtet rund eine Million Hähnchen aus konventioneller Aufzucht. Jeden Tag. Die Schlachtung für Bio-Hähnchen findet indes lediglich zweimal pro Woche statt, jeweils in Lohne im Landkreis Vechta sowie in Bogen am Fuß des Bayrischen Walds. Jede BioSchlachtung kommt auf ungefähr 3500 Tiere. Macht zusammen: 14000 Biohähnchen. Jede Woche. „Jeder, der vom Bio-Glanz etwas abbekommen will, hat dazu ein Recht. Das ist auch legitim“, sagt einer, der es wissen muss: Peter Grosch, Bio-Pionier der ersten Stunde, Gründer der ersten Kontrollstelle BCS. , die deshalb auf den von ihr als Bio zertifizierten Lebensmitteln mit der Kennziffer 001 markiert ist. Dann aber folgt das große Aber: „Jeder, der auf Bio setzt, muss das sauber, anständig und konsequent machen und nicht als Mogelpackung.“ Bei Wiesenhof komme allerdings die Frage der Glaubwürdigkeit hinzu. „Da können die noch so viele Biosiegel zeigen“, sagt Grosch. „Viele Menschen kaufen ihnen das nicht ab.“ Heinrich Rahlfs, BCS-Mann in Niedersachsen, nickt – und erinnert an einen Skandal aus dem Jahr 2009, über den das ARD-Magazin Report mit verdeckten Aufnahmen im Januar berichtet hat: Auf einer Wiesenhof-Farm im niedersächsischen Twistringen lebten 25000 Hühner und Hähne dicht gedrängt auf eigenem Kot. Die Bilder zeigtenzudem, wie Mitarbeiter Hühner treten und mit brutaler Gewalt in Transportkisten schleudern. Wiesenhof selbst bezeichnete die Vorgänge als inakzeptabel und zog personelle Konsequenzen. Bio und fair steht offenbar noch aus anderem Grund vor hohen Hürden: BCS, das weltweit in 80 Ländern auf vier Kontinenten die Einhaltung von Bio-Anbaukriterien bei Kaffee, Bananen, Mangos und vieles mehr prüft, habe „über Jahre“ versucht, mit Organisationen für fairen Handel wie FLO und Transfair eine Kooperation aufzubauen, damit bio eben auch fair sei, erzählt Grosch. „Aber die haben uns abblitzen lassen.“ Man könne den Verdacht nicht ausschließen, „dass die sich nicht in die Karten schauen lassen wollten“. Was Grosch zu dieser Vermutung führt: Nach Groschs Angaben ist FLO nicht von einer Akkreditierungsinstanz zugelassen. Noch gravierender sei, dass FLO eigene FairhandelStandards festgesetzt und zudem die Einhaltung dieser Kriterien durch die Öko-Bauern von einer eigens gegründeten Kontrollstelle, Flo-Cert, prüfen lasse. Was Grosch nicht ausspricht: Ist Flo-Cert tatsächlich so unabhängig, dass es bei Verstößen einem Übeltäter das Siegel entzieht, durch dessen Vergabe FLO Geld verdient? BCS jedenfalls hat aus dem Dilemma Konsequenzen gezogen: „Wir haben uns vor zwei Jahren dem Bündnis für fairen Handel und Nachhaltigkeit FTSA angeschlossen“, sagt Grosch. Zufällig werden heute in Nürnberg zwei Dutzend BCS-Kontrolleure zusätzlich darin geschult, außer Bio-Vorgaben auch FTSA-Regeln für fairen Handel zu checken. Der Siegel-Dschungel wird dichter. B.Z. Bio-Lebensmittel Berlin, der größte Bio-Markt Europas 31. Januar 2010 10.13 Uhr, Christiane Braunsdorf Jasna Zajcek Über 70 Prozent der Berliner kaufen ökologisch ein. Ein Blick hinter die Kulissen des Öko-Geschäfts Katharina Stamm achtet besonders auf Fleisch und Milch in Bio-Qualität. „Mir ist artgerechte Tierhaltung besonders wichtig und auch, dass die Tiere nicht mit Medikamenten vollgepumpt werden.“ Foto: FALKO SIEWERT, FALKO SIEWERT, FALKO SIEWERT, FALKO SIEWERT, FALKO SIEWERT Über 70 Prozent der Berliner kaufen Bio-Lebensmittel. Nirgendwo sonst werden so viele Öko-Waren umgesetzt wie in der Hauptstadt. Und das, obwohl Bio immer noch deutlich teurer ist als konventionell erzeugte Produkte. B.Z. schaute hinter die Kulissen des ÖkoGeschäfts. Katharina Stamm (35) schiebt ihren Einkaufswagen durch den Bio-Supermarkt. Sie lächelt. „Hier kann ich mit gutem Gewissen einkaufen“, sagt die alleinerziehende Mutter von drei Kindern. „Hier stimmt nicht nur die Qualität. Man hat auch das Gefühl, verantwortlicher zu handeln.“ Einmal die Woche kauft die Rechtsanwältin im Bio-Markt ein. „Es ist schon nicht ganz billig. Aber vor allem bei Milch und Fleisch ist mir die Bio-Qualität wichtig. Dafür bin ich auch bereit, mehr Geld auszugeben.“ Zwischen 100 und 150 Euro im Monat investiert Katharina Stamm in Bio-Lebensmittel für sich und ihre Kinder. Sie folgt damit einem breiten Trend. Mehr als 70 Prozent der Berliner kaufen gelegentlich oder häufig Bio-Produkte. Mit 41 Bio-Supermärkten, rund 80 Bioläden und wachsenden Öko-Kontingenten sogar in den Discountern ist Berlin nicht nur deutsche, sondern sogar europäische Bio-Hauptstadt. In keiner anderen europäischen Stadt lassen sich mehr Öko-Waren absetzen als hier. Doch die Frage, was Bio eigentlich ist oder sein soll, spaltet die Geister. Grundsätzlich gilt: „Bio“ oder „Öko“ bezeichnet Waren, die ohne chemische und synthetische Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger oder Gentechnik hergestellt wurden. Tiere müssen artgerecht gehalten werden, müssen ausreichend Fläche, Licht und Frischluft haben. Wachstumshormone oder Antibiotika im Futter sind verboten. Zudem dürfen dem Endprodukt keine synthetischen Farb- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, künstliche Aromen, Süßstoffe oder künstliche Stabilisatoren beigemischt werden. Die Auslegung dieser Richtlinien ist unterschiedlich streng (siehe Kasten unten). Für einige Produzenten und Käufer spielt vor allem das Prinzip der Regionalität eine große Rolle. Heißt: Keine langen Lieferwege und Obst und Gemüse nach Saison. „Wir haben da Glück“, sagt Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau (FÖL). „Brandenburg ist praktisch der Vorgarten Berlins. Hier wird auf 10,3 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch gewirtschaftet. Das ist fast doppelt so viel wie im Bundesschnitt von 5,6 Prozent.“ Angebot schafft Nachfrage – so Wimmers These. Einer der Bio-Produzenten vor den Toren Berlins ist Axel Szilleweit (47). Auf seinem Hof „Teltower Rübchen“ bewirtschaftet er 42 Hektar Land. Neben dem namensgebenden Gemüse baut er mit seinen sieben Mitarbeitern vor allem Mohrrüben, Kartoffeln, verschiedene Salatund Kohlsorten an, erntet Äpfel, Kirschen und Pflaumen. 100 Millionen Euro Umsatz im regionalen Bio-Handel „Auch für die eigene Gesundheit ist es einfach besser, ohne Chemie und Schwermetalle zu produzieren“, erklärt der Landwirt, warum er Bio-Bauer wurde. „Man kann ein ruhiges Gewissen haben, weil man die Umwelt schont und sie gesund erhält.“ Seine Erklärung für den Bio-Boom in der Hauptstadt: „Die Leute wollen heutzutage wieder Lebensmittel aus der Region. Sie essen auch wieder viel saisonaler, Erdbeeren im Sommer, Kohl im Winter.“ Aber ernähren sich die Bio-Esser nun wirklich gesünder? Die Studien widersprechen sich. „Bio sagt erst mal nichts über die Güte oder Qualität eines Nahrungsmittels aus, sondern es bezeichnet eine bestimmte Art des Herstellungsprozesses“, erläutert Ulrich Steinert von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. „Ein konventionell produzierter Apfel kann genauso viel Nährstoffe und Vitamine enthalten wie ein Apfel von der Streuobstwiese.“ Bioprodukte sind zwar weniger mit Rückständen belastet, weisen niedrigere Schadstoffwerte und weniger Zusatzstoffe auf. Doch sie haben nicht unbedingt gesündere Inhaltsstoffe, etwa mehr Vitamine oder Nährstoffe. Auf über 100 Millionen Euro schätzt Michael Wimmer von der FÖL den jährlichen Umsatz im regionalen Bio-Fachhandel. Nach Berechnungen der Gesellschaft für Konsumforschung gaben die Bundesbürger im vergangenen Jahr 1,6 Prozent weniger für Biolebensmittel aus. „Vor allem bei Haushalten, die wirtschaftlich unter Druck stehen, ist der Absatz gesunken“, sagt Gfk-Experte Helmut Hübsch. Die Krise schlägt also auch auf die Bio-Branche durch. Doch von Katerstimmung ist in der Hauptstadt wenig zu spüren. „Wir haben allein in Berlin sechs große Anbieter, die Biosupermärkte betreiben“, so FÖL-Geschäftsführer Wimmer. „Damit sinkt natürlich auch der Preis für die Produkte.“ Gut für die Kunden. Mit derzeit 13 Filialen in Berlin ist Bio Company die größte Kette der Hauptstadt. Mitte der 90er-Jahre wurde das erste Ladengeschäft eröffnet – als erster Bio-Supermarkt mit über 5000 Produkten. Erstmals gab es hier Bio-Tiefkühlware oder Bio-Ananas aus Afrika. Axel Richter, Filialleiter am Kranoldplatz, ist stolz, im Bio-Bereich zu arbeiten. „Fast alle Sternerestaurants und viele Feinkostläden kaufen mittlerweile Bio“, berichtet er. „Weil es einfach besser schmeckt.“ Bio Company achtet darauf, dass die Preise für Milch, Brot und Butter konstant bleiben. „Wir wollen, dass Grundnahrungsmittel in Bio-Qualität erschwinglich bleiben.“ Bioäpfel und -fleisch kosten im Schnitt 70 Prozent mehr Der höhere Preis bleibt bis heute ein Argument gegen den Bio-Einkauf. „Bioäpfel oder fleisch kosten im Schnitt immer noch 70 Prozent mehr als Lebensmittel, die auch gespritzt oder mithilfe von Medikamenten hergestellt wurden“, sagt Helmut Hübsch vom Marktforschungsinstitut GfK. Die Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft hat die Durchschnitts-Verkaufspreise net. für sogenannte konventionell und ökologisch produzierte Ware errech Danach kostete 2009 ein Kilo konventionell erzeugtes Schweineschnitzel 6,51 Euro, in Bio-Qualität 12,22 Euro. Ein Kilo Bio-Äpfel lag bei 2,45 Euro, ohne Bio-Siegel mussten 1,45 Euro bezahlt werden. Und auch beim Eier-Vergleich war Bio deutlich teurer: 2,55 Euro kosteten 10 Bio-Eier, für die gleiche Menge aus Bodenhaltung mussten 1,57 Euro gezahlt werden. Bei Hans-Jürgen Leib (68) kostet die Bio-Schrippe 30 Cent. 1980 gründete der Bäckermeister Berlins erste Öko-Bäckerei, das Biobackhaus. Pionier Leib: „Niemals hätten wir uns träumen lassen, was mal aus Bio wird, eine echte Massenbewegung“, sagt der Bäcker und freut sich. Aus seinem Back-Kollektiv ist heute eine Kette von 13 Verkaufsstellen mit 125 Mitarbeitern geworden. Bis zu 4000 Brote werden hier täglich gebacken. Leibs Team beliefert sogar das KaDeWe. Er sagt: „Wenn man erst mal mit Bio angefangen hat, will man nichts anderes mehr. Es schmeckt einfach besser.“ Vielleicht auch deshalb ist Bio längst in die Regale normaler Supermärkte und Discounter eingezogen. 27 Prozent der Berliner decken sich hauptsächlich dort mit ihren Bio-Produkten ein. Damit sind diese Märkte Bio-Verkaufsstandort Nummer 1. Der Anteil des Bio-Verkaufs am Gesamtumsatz ist jedoch nur gering. „Bei uns hat das Bio-Sortiment knapp 3 Prozent am Foodumsatz erreicht“, erklärt Paul Daum, zuständig für das nationale Qualitätsmanagement bei der Kaiser’s Tengelmann GmbH. „Doch das Bio-Sortiment wächst stetig.“ 100 Prozent Bioware steht in den Regalen der LPG-Kette in Berlin. Hier wird ein ganz spezielles Kunden-Konzept verfolgt. Geschäftsführer Ludwig Rieswick: „Zum einen gibt es bei uns die Möglichkeit einer Mitgliedschaft. Die kostet im Monat im Schnitt 12,80 Euro. Menschen mit einem Einkommen unter 1000 Euro zahlen lediglich 10,50 Euro, der Höchstsatz liegt bei 17,90 Euro. Kinder sind frei. Als Mitglied kann man in unseren Märkten 20 Prozent billiger einkaufen.“ Etwa 70 Prozent der Kunden in einer der fünf Berliner LPGFilialen hat eine Mitgliedskarte. 2009 machte LPG 15 Prozent mehr Umsatz. Die Vermarktungsstrategien in der Bio-Sparte sind längst nicht mehr öko, sie unterliegen den modernen Gesetzen des Handels. Bio macht Profit – wenn auch nicht bei allen. „Schöner aussehen tun die Öko-Äpfel auf jeden Fall nicht“, sagt Bio-Gegnerin Marlies Meier aus Mitte. „In den Bioläden sieht’s aus wie früher bei uns im Osten – nur Kohl und Rüben. Ich will Ananas, Avocado und Kiwi, egal wo sie herkommen. Und das Fleisch ist auch viel zu teuer.“ Das spürt auch der Kunde von „Marienburger“ in Prenzlauer Berg. 90 Cent Aufschlag kostet hier der Burger mit Neuland-Fleisch. Seit Mai 2007 bietet Martin Lerch (44) ihn an. Vor allem mittwochs gehen seine Bio-Burger besonders gut. „Dann kommen die Eltern mit ihren Kindern nach dem Sport und wollen das ‚gute Fleisch’.“ 25 Prozent seines Umsatzes macht Lerch mittlerweile mit den Öko-Klopsen. Wie Lerch setzen immer mehr Imbiss-Inhaber auf Bio als Verkaufsargument. So auch das „Witty’s“ am Wittenbergplatz. Seit 2003 verkauft die Traditions-Bude Bio-Currywurst und -Pommes. „Drei Euro kostet die Wurst bei uns“, sagt Martin-Max Zühlke (42). Ein stolzer Preis. Doch Zühlke garantiert dafür eine eigene unverwechselbare Wurstmischung – und internationales Flair. Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht http://www.bz-berlin.de/aktuell/berlin/berlin-der-groe-szlig-te-bio-markt-europasarticle718374.html © B.Z. Online, 2010 AGRARHEUTE 24.02.2010 Auch Puten- und Entenerzeugung hat zugelegt Hähnchenproduktion auf Rekordniveau Bonn - Die Hähnchenschlachtungen in Deutschland übertrafen laut Statistischem Bundesamt das Vergleichsergebnis mit 749.441 Tonnen um 6,0 Prozent. Noch nie zuvor wurde in Deutschland so viel Hähnchenfleisch produziert. (Foto: agrar-portal.com) Innerhalb von gut zehn Jahren hat sich die Erzeugung nach Berechnung der MEG (Marktinfo Eier & Geflügel) nahezu verdoppelt. Im Vergleich zu 1999 errechnet sich ein Zuwachs von 98 Prozent. An Masthähnchen schlüpften 2009 insgesamt 584,95 Millionen Stück, das waren 7,4 Prozent mehr als 2008. Allerdings gab es im Vergleich zum Vorjahr klare Verschiebungen beim Außenhandel mit Mastküken. Es wurden mit 63,98 Millionen Küken 13,8 Prozent weniger eingeführt, gleichzeitig stiegen die Exporte von Mastküken um 171,3 Prozent auf 38,66 Millionen Stück. Daraus resultiert, dass 2009 in Deutschland 610,28 Millionen Küken eingestallt wurden (plus ein Prozent). Dass die Schlachtmenge stärker stieg als die Einstallungen dürfte auch auf tendenziell höhere Mastendgewichte zurückzuführen sein. Die Putenproduktion wuchs im langjährigen Vergleich ebenfalls, wenn auch weniger kräftig. 2009 beliefen sich die Schlachtungen auf 438.006 Tonnen, das waren lediglich 0,4 Prozent mehr als 2008, aber immerhin 65 Prozent mehr als 1999. Der Schlupf stieg im Jahresverlauf um 4,0 Prozent auf insgesamt 44,76 Millionen Putenküken. Ausgesprochen dynamisch entwickelte sich langfristig die deutsche Entenproduktion. Hier weist die Statistik für 2009 einen Zuwachs von 2,8 Prozent auf 62.484 Tonnen aus. Im Vergleich zum Jahr 1999 beträgt der Zuwachs sogar 111 Prozent. (pd) 24.02.2010 Vorstoß zur Verlängerung der konventionellen Käfighaltung gescheitert Deutsche Geflügelwirtschaft erfreut über Haltung der EU Berlin - Der EU-Agrarrat hat am gestrigen Montag einen Vorstoß Polens, die Käfighaltung bis 2017 zu verlängern, abgelehnt. Die deutsche Geflügelwirtschaft zeigte sich erfreut über die Haltung der EU. (Foto: Big Dutchman) Was in Deutschland bereits seit Beginn des Jahres Standard ist, soll uneingeschränkt bis Ende 2011 auch im europäischen Ausland gelten. Denn dann ist auch dort die Haltung von Legehennen in konventionellen Käfigen verboten. "Wir begrüßen die gestrige Ablehnung im EU-Agrarrat gegenüber dem Vorstoß von Polen, die Frist für die Legehennenhaltung in konventionellen Käfigen europaweit bis 2017 zu verlängern", sagte Dr. Bernd Diekmann, Vizepräsident des ZDG Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft und Vorsitzender des dem ZDG angeschlossenen BDE Bundesverbandes Deutsches Ei. "Die deutsche Eierwirtschaft hat rund eine Milliarde Euro in die frühzeitige Umstellung auf tiergerechte, moderne Haltungsformen investiert und ist daher auf Rechts- und Planungssicherheit angewiesen", betont Diekmann. Diekmann: Aigners Vorstoß zur Tierschutzkennzeichnung nicht zielführend So erfüllten alle in Deutschland zugelassenen, modernen Haltungsformen das Kriterium der Tiergerechtheit. "Wenn der Verbraucher Orientierungshilfe beim Eierkauf benötigt, hilft der Blick auf das Ei. Ist dort im amtlichen Erzeugercode ein "DE" für Deutschland aufgedruckt, handelt es sich um ein Ei, welches in tiergerechten Haltungsformen erzeugt worden ist," rät Diekmann. Die insbesondere von Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner angestoßene Diskussion zur Tierschutzkennzeichnung sei dabei nicht zielführend. Gerade beim Eierkauf sei heute schon eine transparente Verbraucherinformation sichergestellt. "Jedwede künftige Regelung zum Tierschutz muss auf europäischer Ebene diskutiert werden und darf nicht Gegenstand nationaler Alleingänge sein," appelliert Diekmann in diesem Zusammenhang. (ots) MV regio Widerstand gegen geplante Hähnchen-Großmast im Kreis Parchim 19.02.2009: Schwerin/Gallin-KuppentinMVregio Gegen eine geplante Hähnchen-Mastanlage mit 300 000 Plätzen in Gallin-Kuppentin (Kreis Parchim) gibt es Widerstand. Die Umweltorganisation BUND stellte sich am Mittwoch hinter eine Bürgerinitiative in dem Ort, die die Hähnchen-Großmast verhindern will. Bereits jetzt gebe es in Kuppentin eine Mastanlage mit 71 500 Plätzen, die auf 171 500 Plätze erweitert werde. Schon heute gebe es Geruchsbelästigungen. Nun solle in nur drei Kilometer Entfernung und direkt an zwei Naturschutzgebieten die zweite Anlage errichtet werden. Der BUND befürchtet unter anderem erhöhte Belastungen der Umwelt. MVregio Landesdienst mv/sn/pch WELT Dienstfahrt: Dienstfahrt mit Paul-Heinz Wesjohann "Geflügelzucht ist eine große soziale Tat" Von Das Gespräch Führte Andrea Exler 22. März 2009, 01:22 Uhr Jedes dritte in Deutschland verspeiste Hähnchen stammt aus seinem Unternehmen: PaulHeinz Wesjohann regiert das Wiesenhof-Imperium. Ein Expertengespräch über Fleisch und Moral In der Öffentlichkeit ist er so gut wie unbekannt: Paul-Heinz Wesjohann, der Eigentümer der Marke Wiesenhof. Die Firma ist mit einem Ausstoß von mehreren Hundert Millionen Hähnchen im Jahr drittgrößter Geflügelproduzent Europas. Wesjohann, ein gläubiger Christ und Träger des Bundesverdienstkreuzes, nimmt vehement für sich in Anspruch, anständig geblieben zu sein. Welt am Sonntag: Ähnliche Artikel Im Reich des Herrn Wesjohann Hähnchen-Produktion: So funktioniert die geheime Wiesenhof-Maschinerie Dienstfahrt: Herr der Hühner Sie hassen es, als Hühnerbaron bezeichnet zu werden. Paul-Heinz Wesjohann: Ich bin Geflügelzüchter und Unternehmer. Mit Tierquälern und skrupellosen Geschäftemachern habe ich nichts zu schaffen. In Ihren Brütereien schlüpfen jährlich 270 Millionen Küken. Trotz dieser unvorstellbaren Menge sagen Sie, Ihre Produktion sei absolut sauber? Wesjohann: Das Besondere an unserer Firmengruppe ist, dass wir die gesamte Produktionskette kontrollieren. So verhindern wir, dass uns etwas untergejubelt wird, das wir nicht haben wollen. Der Kreislauf beginnt bei den Elterntieren, die wir selbst züchten. Vertragslandwirte besorgen nach genauen Vorgaben die Aufzucht der Küken. Die fressen nur salmonellenfreies Futter aus unseren Werken. Sie sind gläubiger Katholik, im Handschuhfach Ihres Wagens haben Sie sogar ein Gebetbuch deponiert. In der Bibel steht zum Thema Tierhaltung: "Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs, aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig." Wesjohann: Ich bin Sohn eines Landwirts und achte jedes Tier. Es wäre aber falsch, das Tier auf eine Stufe mit dem Menschen zu stellen. Denn in der Bibel steht auch: "Füllet die Erde und machet sie euch untertan, herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel und über das Vieh und über alles Getier ..." Bei keinem Nutztier wurde die Industrialisierung des Lebewesens so weit getrieben wie beim Huhn. Brut und Schlachtung finden vollautomatisch in der Fabrik statt. Mancher Verbraucher bekommt bei der Vorstellung Bauchschmerzen. Wesjohann: Man muss doch sehen, dass die moderne Agrarwirtschaft eine Revolution eingeleitet hat. Sie hat das ehemalige Luxusprodukt Fleisch für die breite Masse erschwinglich gemacht. Das gilt ganz besonders für Hähnchenfleisch. Das Huhn wächst wesentlich schneller als Schweine oder Rinder, es ist heute nach 38 Tagen schlachtreif. Außerdem ist die Herstellung von Geflügel kostengünstiger als die anderer Fleischsorten: Man braucht nur 1,6 Kilo Futter, um ein Kilo Huhn zu erzeugen. Bei Schweinen sind es drei Kilo Futter pro Kilo Lebendgewicht und beim Rind sieben Kilo. Um solche Leistungen zu erzielen, werden nur noch wenige, genetisch optimierte Hühnertypen verwendet. Typ "Ross 308" zum Beispiel wird mit einer 100 Seiten langen Bedienungsanleitung ausgeliefert. Wesjohann: Ich bleibe dabei: Die moderne Geflügelzucht ist eine große soziale Tat. Ein Hähnchen kostet heute genauso viel wie vor 50 Jahren, während sich die Einkommen vervielfacht haben. Wie lebt eigentlich ein glückliches Huhn? Wesjohann: So schwierig ist das nicht: Im Wesentlichen braucht es Wasser, Futter, genügend Sauerstoff, eine trockene Einstreu und einen Ruheplatz. Vögel haben es Ihnen angetan: In Ihrer Freizeit züchten Sie Brieftauben. Ihre Tauben gewannen 2004 sogar die deutsche Weitstreckenmeisterschaft. Woher kommt dieses Interesse an Vögeln? Wesjohann: Als Zehnjähriger begann ich, nach der Schule Küken aufzuziehen und damit mein erstes Geld zu verdienen. Schon damals beschäftigte ich mich mit Geflügelkrankheiten. Wenn ein Tier starb, sah ich mir die Därme an und lernte, zu erkennen, an welcher Krankheit es verendet ist. Auch Tauben züchte ich, seit ich 17 Jahre alt bin. An meinen Tauben fasziniert mich der Instinkt, der sie immer wieder zum Schlag zurückfinden lässt. Heute reden alle über bewusste Ernährung. Sind Ihre Produkte eigentlich gesund? Wesjohann: Sogar sehr! Geflügel enthält die gleichen Nährstoffe wie andere Fleischsorten, ist aber fettarm und bekömmlich. Auch Eier sind besser als ihr Ruf. Aus dem befruchteten Ei entsteht ja ein Küken. Das heißt, das Ei enthält alles, was nötig ist, um ein Lebewesen zu erzeugen. Welche Speisen mögen Sie nicht? Wesjohann: Ich gehöre zur Nachkriegsgeneration, da wurde alles gegessen, was man bekommen konnte. Dabei bin ich geblieben. Vor längerer Zeit war ich einmal dienstlich in der arabischen Welt. Bei einem Geschäftsessen präsentierte mir ein Gastgeber stolz eine lokale Spezialität: das rohe Auge eines Schafes. Damit sollte ich als Gast besonders geehrt werden, gemäß den dortigen Bräuchen. Wie hat es geschmeckt? Wesjohann: Na ja, sagen wir, ich habe es schnell geschluckt und viel Wasser getrunken hinterher ... Ich bin nicht wählerisch. Ich glaube, man kann alles essen, was für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Was kommt bei Ihnen zu Hause auf den Tisch? Wesjohann: Viel Huhn natürlich und anderes Geflügel wie Pute und Ente. Auch Fisch mag ich gern. Ansonsten bin ich ganz glücklich, wenn meine Frau einen schönen Eintopf zubereitet: mit Bohnen, Kohl oder Wurst. Laut Marktforschung achten die Deutschen bei Lebensmitteln vor allem auf den Preis. Wesjohann: Der deutsche Markt ist preissensibel, das stimmt. Aber es gibt immer mehr Verbraucher, die bereit sind, für bessere Qualität einen angemessenen Preis zu zahlen. Denken Sie an unsere Marke Wiesenhof: Wir bieten ein Maximum an Lebensmittelsicherheit, die unser Geflügel freilich auch teurer macht als namenlose Importware. Trotzdem steigt der Absatz ständig. Dennoch steht die Nahrungsmittelindustrie unter hohem Preisdruck. Ihre Firma produziert auch Discountware für Aldi und Co. Wesjohann: Natürlich wollen wir unsere Produkte zum günstigsten Preis anbieten. Wir versuchen aber auch, mit innovativen Produkten Wertschöpfung zu erzielen. Eine Geflügelbratwurst etwa, die wir vor einigen Jahren auf den Markt gebracht haben, ist heute Deutschlands meistverkaufte Grillwurst überhaupt. Mit solchen Erfolgsgeschichten kann man sich vom Preiskampf der Handelsketten absetzen. Jeder Deutsche isst im Schnitt pro Jahr knapp 85 Kilo Fleisch. Kritiker sagen, dass sei zu viel. Wesjohann: Beim Essen geht es doch vor allem um Genuss. Den sollte man allen Menschen gönnen. Genuss kann nicht, wie es früher war, für eine kleine Oberschicht reserviert sein. Kritiker der heutigen Ernährung sind also genussfeindlich? Wesjohann: Einige schon. Es ist fast eine Art Neiddebatte, die da geführt wird. Ich finde, jeder soll nach seiner Fasson genießen dürfen. Ich habe Respekt vor jeder individuellen Neigung, auch vor Menschen, die überhaupt kein Fleisch essen ... wie heißen die gleich wieder? Sie meinen Vegetarier? Wesjohann: Genau. Also, das soll jeder machen, wie er möchte. Nur für schwangere Frauen ist fleischlose Kost nicht das Richtige. Die Kinder dieser Frauen sind später anfälliger für Krankheiten. Ganz selbstlos scheint mir Ihre Empfehlung nicht zu sein. Schwangere und junge Mütter schwören oft auf Ökokost. Wesjohann: Nur eine kleine Minderheit will und kann sich Bio erlauben. Wir schlachten pro Woche 4,5 Millionen Hähnchen, davon sind nur 10 000 Biohähnchen. Und selbst diese kleine Menge setzen wir nicht immer voll ab. Obwohl doch Bio in aller Munde ist? Wesjohann: Beim Thema Bio muss man unterscheiden zwischen Schein und Sein. Eine kleine Modellrechnung: Würden alle Wähler der Grünen nur Biohähnchen kaufen, dann würde ich pro Woche 450 000 Stück verkaufen statt 10 000. Verstehen Sie mich richtig. Ich habe überhaupt nichts gegen Bio. Ich bin Unternehmer, ich richte mich nach der Nachfrage. Aber die ist nicht in dem Umfang da, wie man es vermuten könnte. Die Fleischbranche steht oft am Pranger. Ist es nicht frustrierend, in der Öffentlichkeit immer der Böse zu sein? Wünschen Sie sich eigentlich manchmal, Sie würden Handtaschen herstellen? Wesjohann: Wir sind nicht die Branche. Wir sind zwar Teil von ihr, aber mit einigen Besonderheiten. Im Fleischbereich gibt es so gut wie keine Marken. Fleisch kommt meist als No-Name-Ware in die Kühltheken. Der Produktionsprozess ist stark arbeitsteilig, was ein Einfallstor für Unregelmäßigkeiten sein kann. Bei uns bekommen Sie alles aus einer Hand. Die Marke Wiesenhof kennen 86 Prozent der Deutschen, wir haben einen Ruf zu verlieren. Fahrzeug: Mercedes S 500 Baujahr: 2005 Leistung: 387 PS Fahrtstrecke: Futtermittelwerk in Cuxhaven zur Wiesenhof-Brüterei in Rechterfeld Fahrtdauer: 90 Minuten Proplanta ® | 07.01.2010 | Tier: Geflügel Streit um größere Hähnchenmastanlagen im Nordosten Neubrandenburg - Landwirte planen in Mecklenburg- Vorpommern verstärkt größere Mastanlagen für Hähnchen und stoßen damit auf Widerstand von Bürgerinitiativen. So hat die Gemeinde Klein Lukow (Müritzkreis) am Dienstagabend ein Vorhaben abgelehnt, bei dem drei Anlagen mit je 100.000 Mastplätzen entstehen sollen. Weitere Anlagen für 400.000 Tiere sind bei Klein Daberkow (Mecklenburg-Strelitz) und für 150.000 Tiere bei Lindenhof (Kreis Demmin) geplant, sagte eine Sprecherin des Staatlichen Umweltamtes in Neubrandenburg der dpa. Grund für die Größe der Anlagen sei eine rentablere Bewirtschaftung, hieß es vom Geflügelwirtschaftsverband. (dpa/mv) URL: http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article6567789/Wie-ein-grosserHuehnerstall-ein-kleines-Dorf-entzweit.html Bilder ein-/ausblendenArtikel drucken Wie ein großer Hühnerstall ein kleines Dorf entzweit Von Stefanie Heitmüller 26. Februar 2010, 04:00 Uhr Landwirt will mit heimischen Hähnchen Verkaufsregale füllen - Bürger laufen Sturm gegen geplante Mastanlage Üfingen - Landwirt Christoph Gerecke sorgt für Unruhe in seinem Heimatort Üfingen bei Salzgitter. Dabei wolle er doch "eigentlich nur eine Hähnchenmastanlage bauen", sagt der 29Jährige. Aber statt zur Tat zu schreiten, sitzt er in seiner Wohnung immer wieder über Zeitungsartikeln, ausgedruckten E-Mails und Vertragsunterlagen. Die Genehmigung durch den Landkreis laufe nicht so reibungslos wie geplant, sagt Gerecke. Und schlimmer noch: In Üfingen formiert sich Widerstand gegen seine Hähnchenmastanlage. Gleichwohl sei er aber von seinem Vorhaben überzeugt. "Ich mache das, weil ich Bauer aus Leidenschaft bin. Ich will als Landwirt gesunde Lebensmittel produzieren. Das ist mein Beruf." Man könne ein Land wie Deutschland einfach nicht mit Öko sättigen, sagt er. Er habe zwar zeitweise selbst an Bio-Anbau gedacht und auch schon auf den verschiedensten Höfen unter anderem in Australien, Neuseeland und Argentinien gearbeitet, darunter auch auf biologischen Höfen, aber eine erfolgreiche Zukunft sehe er darin für sich nicht. Die meisten Deutschen seien nicht bereit, mehr für Bioprodukte zu bezahlen, ist er überzeugt. Nur ein paar Hundert Meter von Gereckes Hof entfernt ist die Hähnchenmastanlage, die knapp 85 000 Tiere fassen soll, ebenfalls Thema. Im Besprechungsraum der Üfinger Feuerwache treffen sich Mitglieder der Bürgerinitiative, die dagegen Front macht. Sie seien überrascht gewesen von Gereckes Plan, sagt Matthias Adler von der Initiative. Gerecke habe früher immer den Spitznamen "Öko" gehabt. Wie ein "Öko" nun Massentierhaltung betreiben könne, verstehe er nicht. Die Einwohner befürchteten vor allem Geruchsbelästigung und gesundheitliche Folgen durch Emissionen. Außerdem vermuten sie, dass weitere Anlagen folgen könnten. Eine nicht ganz unberechtigte Sorge, denn allein im Landkreis Peine wurden bisher vier Anträge für den Bau von Hähnchenmastanlagen gestellt. Grund dafür dürfte ein in Celle geplanter Schlachthof sein, der seinen Bedarf an Hähnchen möglichst aus einem Umkreis von bis zu 150 Kilometern decken will. Die Mitglieder der Bürgerinitiative sehen aber auch den Dorffrieden in Gefahr. Die Initiative habe schon 650 Stimmen gegen die Anlage gesammelt, sagt Adler. Rechtlich hätten die zwar keine Bedeutung, aber sie sollten in dem rund 860-Einwohner-Dorf ein Zeichen setzen, sagt er. "Das ist schon ganz schön harter Tobak, wenn auf einmal 650 Leute aus dem Dorf gegen einen sind", sagt Gerecke. Er sehe in der Hähnchenmast und einer ökologischen Einstellung aber keinen Widerspruch. Die Geflügelzucht sei die effizienteste Herstellung von Fleisch. Der Kohlendioxidausstoß und der Wasserverbrauch seien geringer als bei der Herstellung anderer Fleischsorten, sagt er. Seine Anlage sei mehr als doppelt so weit entfernt von der nächsten Bebauung als vorgeschrieben und auch mögliche Gerüche würden nicht in Richtung des Wohngebietes ziehen, sagt er. Das belege die Windrichtungsaufzeichnung einer auf dem vorgesehenen Gelände stehenden Windkraftanlage. Dennoch habe er Verständnis für die Sorgen der Bürger. "Wenn ich nur diese Ekelvideos kennen würde, wäre ich der Erste, der unterschreibt", sagt er. Jedoch würden darin lediglich die "schwarzen Schafe" der Branche gezeigt. Diese Negativbeispiele werfen ein falsches Licht auf die Hähnchenmast. Er jedenfalls wolle lieber hier Fleisch produzieren, als welches von der Konkurrenz aus Thailand im Supermarkt kaufen. Sein Antrag für den Bau der Anlage liegt derzeit beim Landkreis Peine auf Eis. Es fehlten Unterlagen, heiße es von dort. Erfahren hat Gerecke von dem Antragsstopp allerdings nur aus der Zeitung. Er wünsche sich, dass die Hähnchenmastanlage im Ort doch noch akzeptiert wird. Auch die Mitglieder der Bürgerinitiative hoffen auf einen normalen Umgang, haben aber ihre Zweifel. "Es wird nie mehr so sein wie vorher", vermutet Adler. NOZ- Meppener Tagespost Meppener Tagespost 27.02.2010 Genehmigungen und Anträge für Stallbauten Bis zum 3. September 2009 waren beim Landkreis Emsland circa 29,5 Millionen Geflügelstallplätze genehmigt, 855 100 Schweineplätze und 201 700 Rinderplätze. Beantragt waren 9,2 Millionen Geflügelplätze, 55 000 Schweineplätze und 2600 Rinderplätze. Vom 23. Juni 2008 bis zum 3. September 2009 ist die Zahl der Geflügelplätze im Landkreis von 22,5 auf 29,5 Millionen gestiegen. In den vergangenen zwei Jahren sind so viele Hähnchenmastanlagen genehmigt worden wie im gesamten vorangegangenen Jahrzehnt. Derzeit gehen durchschnittlich jede Woche bei der Kreisverwaltung Anträge für 250 000 Masthähnchenplätze ein. In der Gemeinde Geeste gibt es momentan 2113443 genehmigte Geflügelplätze, Anträge für weitere 1139000 liegen der Gemeindeverwaltung jetzt vor. Nach einer Statistik des Landes Niedersachsen lag die Gesamtviehdichte pro Hektar 2007 in der Gemeinde Geeste bei 2,15 Großvieheinheiten (GV) pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und damit um 0,98 GV über dem Landesdurchschnitt (1,17). Der Wert für den Landkreis Emsland lag 2007 bei 1,80 GV. Meppener Tagespost 27.02.2010 Geeste reagiert auf Antragsflut mf Geeste. Bürgermeister Hans-Josef Leinweber betonte, dass dies keinen totalen Baustopp bedeute. Dort, wo erkennbar ist, dass Vorhaben nicht den Zielen der Bebauungsplanung zuwiderlaufen, werde die Gemeinde positive Stellungnahmen zu Genehmigungsanträgen abgeben. Die Landwirte bat er um Verständnis. Angesichts der derzeitigen Antragsflut bestehe „nicht unerheblicher Handlungsbedarf“. Jörn Thiemann, regionalplan & uvp planungsbüro Peter Stelzer, Freren, stellte den Stand des Bebauungsplanverfahrens dar. Die Befragung der Landwirte nach ihren Plänen sei fast abgeschlossen. Mit den landwirtschaftlichen Verbänden stehe man in Kontakt, um die jetzt beginnende Phase der Auswertung vorzubereiten. Gleichzeitig haben die Fachleute umfangreich Daten erhoben. Als Nächstes soll es Gespräche mit den Beteiligten über die Ergebnisse geben, denen das Verfahren der frühzeitigen Bürgerbeteiligung folgt. Anschließend gehe es mit der Detailplanung weiter. Thiemann zeigte sich zuversichtlich, dass die zweijährige Frist der Veränderungssperre für den Abschluss des Verfahrens ausreicht. Bei günstigem Verlauf könne man die Sperre sogar vorzeitig aufheben. Zahlreiche Fragen mussten Thiemann und Leinweber in der Ratssitzung und der anschließenden Einwohnerfragestunde beantworten. Aber es wurde keine grundsätzliche Kritik am Erlass der Veränderungssperre laut. Ein anderes Bauvorhaben fand uneingeschränkte Zustimmung. Der Pauluskindergarten im Ortsteil Dalum soll um eine Kinderkrippe ergänzt werden. 15 Plätze werden geschaffen. Die Baukosten sind auf 365000 Euro veranschlagt, von denen die Gemeinde 150000 zu tragen hat. Peter Kramer (SPD) kritisierte die hohen Kosten für ein vergleichsweise kleines Bauvorhaben. Der Bürgermeister wies auf vorgegebene Standards und das Bemühen der Gemeinde hin, möglichst günstige Energieverbrauchswerte zu erzielen. Anne-Lene Thies (SPD) sprach das Problem der Zufahrt zum Kindergarten an. Leinweber sagte, dass dies ein Thema bei den weiteren Planungsschritten werde. Ein Lob für die Verwaltung sprachen der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Möller, Peter Kramer und Heiner Brockhaus (Unabhängige Wählergemeinschaft) aus. Grund war der Prüfungsbericht des Haushalts 2008, der keine gravierenden Fehler feststellte. Möller freute sich, dass die Haushaltsprüfungen über einen langen Zeitraum keine gravierenden Beanstandungen ergeben haben. Teuer wird für die Gemeinde die Umrüstung der Straßenbeleuchtung. Bis 2015 müssen aufgrund einer Verordnung der Europäischen Union 1250 Leuchten überprüft und, wo dies nötig ist, gegen sparsamere ausgetauscht werden. Immerhin dürfe man Einsparungen bei den Energiekosten erwarten, sagte Leinweber. IVZ Hähnchenmast in Daldrup: „Auflagen suchen ihresgleichen“ Blick in einen modernen Hähnchenmastbetrieb: Eine Stallanlage, vergleichbar mit der von Philipp Beckhove (r.), möchte Bernhard Schnieder (l.) in Daldrup errichten. Das Genehmigungsverfahren läuft. (Foto: Claudia Marcy) Dülmen. Wenn die Stalltür geöffnet wird, schlägt einem warme, trockene Luft entgegen sowie vielstimmiges Piepsen. Über eine hohe Schwelle steigt der Besucher, mit Schutzoverall und Überziehern an den Schuhen keimfrei eingepackt, vorsichtig in den Stall. Kleine Hähne machen ihm hurtig den Weg frei. Drei Wochen sind die hell gefiederten Tiere alt, die hier emsig herumwuseln. In weiteren drei Wochen werden die Tiere den Stall von Philipp Beckhove aus Senden-Ottmarsbocholt wieder in Richtung Schlachterei verlassen. Zu den Besuchern, die mit Landwirt Beckhove einen Kontrollgang durch den Stall machen, gehören heute Bernhard Schnieder sowie Stephan Wolfert, beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, Zwei Hähnchenmastställe, vergleichbar mit denen von Philipp Beckhove, möchte Schnieder in Daldrup bauen, das Genehmigungsverfahren ist eingeleitet. Insgesamt 84.000 Hähnchenmastplätze würden in Daldrup entstehen, wobei Schnieder diese Maximalzahl nicht ausnutzen will, sagt er. Seine Pläne stoßen in Daldrup auf zum Teil großen Widerstand (DZ berichtete). Anwohner befürchten unter anderem Geruchsbelästigung und dass ihre Gesundheit durch die Emissionen gefährdet wäre. Wulfert verweist auf die hohen Auflagen für die Betreiber solcher Anlagen in Sachen Emission und Tierschutz. „Diese Auflagen suchen international ihresgleichen.“ Ihre Umsetzung werde regelmäßig kontrolliert, macht er klar, dass der WLV „voll und ganz“ hinter solchen Anlagen stehe. Schnieder berichtet von einer Studie des Landes Niedersachsen: Danach haben Menschen, die in der Nähe einer Hähnchenmastanlage wohnen, kein gesteigertes Gesundheitsrisiko. Alfons Krafeld, Geflügelfachberater der Landwirtschaftskammer NRW, kommt auf den Aspekt der Regionalität zu sprechen. Es sei besser, Geflügel aus der Region als aus Thailand oder Brasilien zu verarbeiten, argumentiert er. Die Discounter, inzwischen Hauptabnehmer für Geflügelfleisch, legten Wert auf einwandfreie Qualität - und auf Regionalität. Mit Regionalität lasse sich gut werben: die Transportwege sind kurz, die Ware ist frisch. Regelmäßig bekommt Landwirt Beckhove Besuch von den Veterinären des Kreises. Pro TierDurchlauf - sieben pro im Jahr - stehen zwei Besuche der Kreisveterinäre an. Die Landwirte müssen dokumentieren, wie sie die Tiere versorgen und wie die Bedingungen im Stall sind. Bis 10. März können Anwohner ihre Einwände gegen den Bau der Hähnchenmastanlagen beim Kreis einreichen. Der Erörterungstermin im Dülmener Rathaus sei dann am 11. Mai, sagt Schnieder. Er ist gelernter Landwirt, doch früh in die Direktvermarktung eingestiegen. Heute vermarktet er Hähnchen und Schweinshaxen über vier Verkaufswagen im westlichen Münsterland. VON CLAUDIA MARCY, 26 · 02 · 10 URL: http://www.ivz-online.de/lokales/kreis_coesfeld/duelmen lme 24.2.2010 Deutschland: Hähnchenproduktion auf Rekordniveau (MEG) Die Hähnchenschlachtungen in Deutschland übertrafen laut Statistischem Bundesamt das Vergleichsergebnis mit 749.441 t um 6,0 %. Noch nie zuvor wurde in Deutschland so viel Hähnchenfleisch produziert. Innerhalb von gut zehn Jahren hat sich die Erzeugung nach Berechnung der MEG (Marktinfo Eier & Geflügel) nahezu verdoppelt. Im Vergleich zu 1999 errechnet sich ein Zuwachs von 98 %. An Masthähnchen schlüpften 2009 insgesamt 584,95 Mio. Stück, das waren 7,4 % mehr als 2008. Allerdings gab es im Vergleich zum Vorjahr klare Verschiebungen beim Außenhandel mit Mastküken. Es wurden mit 63,98 Mio. Küken 13,8 % weniger eingeführt, gleichzeitig stiegen die Exporte von Mastküken um 171,3 % auf 38,66 Mio. Stück. Daraus resultiert, dass 2009 in Deutschland 610,28 Mio. Küken eingestallt wurden (plus 1 %). Dass die Schlachtmenge stärker stieg als die Einstallungen dürfte auch auf tendenziell höhere Mastendgewichte zurückzuführen sein. Auch Puten- und Entenerzeugung hat zugelegt Die Putenproduktion wuchs im langjährigen Vergleich ebenfalls, wenn auch weniger kräftig. 2009 beliefen sich die Schlachtungen auf 438.006 t, das waren lediglich 0,4 % mehr als 2008, aber immerhin 65 % mehr als 1999. Der Schlupf stieg im Jahresverlauf um 4,0 % auf insgesamt 44,76 Mio. Putenküken. Ausgesprochen dynamisch entwickelte sich langfristig die deutsche Entenproduktion. Hier weist die Statistik für 2009 einen Zuwachs von 2,8 % auf 62.484 t aus. Im Vergleich zum Jahr 1999 beträgt der Zuwachs sogar 111 %. Das Parlament 5/6 2010 – Beilage Landwirtschaft Tanja Busse Landwirtschaft am Scheideweg Essay Einleitung Was für ein Projekt: Hunderte von Landwirtschaftsexpertinnen und -experten treffen sich vier Jahre lang, um Wissen, Kenntnisse und Erfahrungen aus der ganzen Welt zusammenzutragen und alle verfügbaren Daten zur Agrarkultur auszuwerten. Gemeinsam suchen sie nach einer Antwort auf die Frage: Wie soll die Welt in Zukunft ernährt werden? Welche Art von Landwirtschaft kann mehr als sieben Milliarden Menschen und mehr ernähren, ohne weitere ökologische Schäden anzurichten und die Bodenfruchtbarkeit zu zerstören? Wenn der Klimawandel die Ernten zerstört, wenn weniger landwirtschaftliche Nutzfläche für mehr Menschen zur Verfügung steht und in vielen Regionen das Wasser knapp wird? Wenn die neuen Mittelklassen der Schwellenländer den westlichen Ernährungsstil übernehmen und so viel Fleisch wie die Europäer und Nordamerikaner verzehren, was schon auf dem heutigen Niveau Umwelt und Klima über alle Maßen belastet? Die Experten, die Antworten auf all diese Fragen gesucht haben, kommen aus allen Disziplinen und Branchen, die etwas zum Thema Landwirtschaft und Ernährung zu sagen haben. Unter ihnen sind Agrarwissenschaftler und Soziologen, Vertreter der Industrie, von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Verbraucherorganisationen und des traditionellen Wissens. Alle Perspektiven sollten berücksichtigt werden, von armen Ländern und von reichen, von Männern und Frauen, von Theoretikern und Praktikern. "Partizipative Wissenschaft" war das Ziel des Mammutprojekts Weltagrarbericht, der im englischen Original den sperrigen Namen International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development, kurz IAASTD, trägt. Sein Direktor Robert Watson war Chefwissenschaftler bei der Weltbank und zuständig für das Thema Nachhaltigkeit; er hat den Weltklimarat IPCC geleitet und dann den Weltagrarbericht auf den Weg gebracht. Der sollte ähnlich wie der Weltklimarat zu einer neuen, globalen Instanz für die globalen Ernährungsfragen werden. Denn Landwirtschaft ist in ihrer industrialisierten Variante längst ebenso globalisiert wie der Rest der Wirtschaft - und damit ebenso anfällig für Krisen. Der plötzliche Anstieg der Lebensmittelpreise im Jahr 2008 etwa, der Mais, Reis und Brot für viele in den Städten vor allem des Südens unbezahlbar machte und zahlreiche Hungerrevolten auslöste, hat die Verantwortlichen bis ins Mark erschüttert. Vielen wurde deutlich, dass Hunger zum Sicherheitsproblem werde könnte. Und dass sich schon allein deshalb etwas daran ändern muss an der Art und Weise, wie wir Landwirtschaft betreiben und vor allen Dingen, wie der Zugang zu Land, Wasser und Lebensmitteln in Zukunft organisiert wird. 61 Regierungen verabschiedeten den Weltagrarbericht - doch die Bundesregierung ist bisher nicht darunter. Kurz nach der Veröffentlichung 2008 wurde Ilse Aigner zur neuen Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ernannt, doch aus ihrem Ministerium kam kein Kommentar. Frustriert über das Schweigen der Bundesregierung entschied eine Gruppe von NGOs, die sich unter dem Namen "Freunde des IAASTD" zusammengeschlossen hatten, der Agrarministerin den Bericht öffentlich zu überreichen, auf der Grünen Woche in Berlin im Januar 2009. Ein Journalist fragte die Ministerin daraufhin nach ihrer Meinung. Lachend antwortete sie, der Bericht sei ihr doch gerade erst übergeben worden: "Insofern können Sie nicht erwarten, dass ich das alles schon gelesen habe. Aber ich habe es gerne entgegengenommen." 1 Aigner war kaum drei Monate im Amt, doch wenige Tage später eröffnete sie den 1. Berliner Agrarministergipfel, bei dem es um eben jenes Thema Welternährung ging. 2 Wie kann ein Ministerium den wichtigsten internationalen Bericht zum Thema, von Weltbank, Vereinten Nationen und der EU unterstützt, ignorieren? Bis heute gibt es keine Unterschrift der Bundesregierung unter den Weltagrarbericht, und vor allem: keine Wende in der deutschen und europäischen Agrar- und Ernährungspolitik. Doch genau das fordert der Weltagrarbericht. Seine klare Botschaft lautet: So wie bisher geht es nicht weiter. Business as usual ist keine Option mehr. 3 Denn zum einen hungern immer mehr Menschen, paradoxerweise vor allem auf dem Land, und zum anderen richtet die immer dominanter werdende agrarindustrielle Produktionsweise irreversible ökologische Schäden an. Es hungern mehr Menschen als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit, über eine Milliarde. Hinzu kommt eine weitere Milliarde Mangel- und Fehlernährte: Der Weltagrarbericht gibt an, dass nur etwa zwei Drittel der Menschen ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt seien - eine Folge der Weizen-, Reis- und Mais-Monokulturen, die eine Reihe nährstoffreicherer Pflanzen verdrängt haben. Menschen, die am Mangel dieser Nährstoffe leiden, sind schwächer und anfälliger für Krankheiten. 4 Diesen Milliarden schlecht versorgter, armer Menschen stehen über eine Milliarde gegenüber, die so übergewichtig sind, dass sie ihre Gesundheit gefährden. Der Weltagrarbericht fordert, den Hunger nicht mit Nahrungsmittellieferungen von anderswo zu bekämpfen, sondern durch einen verbesserten Anbau direkt auf den Feldern der Kleinbauern. Denn sie - und nicht die großen Betriebe - sind das Rückgrat der Welternährung: Sie produzieren den größten Teil aller Lebensmittel - auf Höfen, die kleiner sind als zwei Fußballfelder. Die durchschnittliche Hofgröße in Asien liegt bei 1,6 Hektar, darüber staunten selbst Experten, die sich lange mit kleinbäuerlicher Landwirtschaft auseinandergesetzt haben. Solche Höfe dürfen nicht mehr der direkten Konkurrenz von kapitalintensiven agrarindustriellen Betrieben ausgesetzt sein, die Arbeitskraft von Menschen und Tieren durch Maschinen, Kunstdünger und Pestizide ersetzen und die "seit Jahrzehnten politisch und wirtschaftlich so unterstützt wurden, dass sie in zunehmendem Maße von volumenbedingten Kosteneinsparungen durch Spezialisierung und zugleich von einer Externalisierung von sozialen und Umweltkosten profitieren konnten". 5 Kurz: Die Kleinbauern ernähren die Welt, ohne dabei die langfristigen Grundlagen der Agrarkultur zu zerstören. Sie brauchen Zugang zu Land und zu den regionalen Märkten. Und sie müssen vor unfairem und umweltschädlichem Wettbewerb der Agroindustrie geschützt werden. Denn der größte Teil der agrarindustriellen Betriebe wirtschaftet auf Kosten der Umwelt und der Zukunft. "Wenn wir darauf bestehen, weiter zu machen wie bisher, lässt sich die Bevölkerung der Welt in den nächsten 50 Jahren nicht mehr ernähren. Die Umweltzerstörung wird zunehmen, und die Kluft zwischen Reich und Arm wird größer werden", warnt Robert Watson. Man kann das sehr lange ignorieren, weil die bedrohlichen Veränderungen zunächst unsichtbar sind: die Auswirkungen des Klimawandels, der schleichende Verlust der Bodenfruchtbarkeit und die schwindende Biodiversität. Die industrialisierte Landwirtschaft hat die Artenvielfalt so reduziert, dass genetische Armut droht. Nur fünfzehn Pflanzenarten liefern 90 Prozent der Energie für unsere Lebensmittel, aber diese Hochleistungspflanzen sind sehr anfällig, ebenso wie die Turbotiere in den Agrarfabriken. Das System der agrarindustriellen Landwirtschaft ist auch deshalb gefährdet, weil es auf einem hohen Einsatz von Rohstoffen beruht, deren Verfügbarkeit bald zu Ende geht. "Wir haben ein Lebensmittelsystem, das sich bei einem Ölpreis von 15 Dollar pro Barrel entwickelt hat", sagt Paul Roberts, der in seinem Buch "The End of Food" den Kollaps der Agrarindustrie voraussagt: "Wenn der Preis auf 150 bis 200 steigt, haben wir ein Nachhaltigkeitsproblem. 40 Prozent der weltweit erzeugten Kalorien beruhen auf künstlich hergestelltem Stickstoff-Dünger. Die Vorstellung, dass dieser Dünger in den nächsten 50 Jahren vier und fünf und sechs Mal so teuer sein wird, ist atemberaubend." 6 Atemberaubend ist ein freundliches Wort für das, was Roberts beschreibt: Die Welternährungsindustrie ist von Inputs abhängig, die vor der Erschöpfung stehen: Öl, Wasser, Boden, Dünger. Hans Herren vom Millennium Institute in Arlington, Virginia, Ko-Präsident des Weltagrarberichts, bringt es so auf den Punkt: "Die industrialisierte Landwirtschaft ist bankrott, sie braucht mehr Energie, als sie produziert. Mit dem Auslaufen von fossiler Energie, der Basis für Kunstdünger und Agro-Chemikalien, wird sie in fünfzig bis hundert Jahren absterben." Aber was ist mit den beeindruckenden Erfolgen der Grünen Revolution? Hat sie mit ihren unglaublichen Produktivitätssteigerungen durch Kunstdünger und besseres Saatgut nicht Millionen Menschen das Leben gerettet? Das hat sie ohne Zweifel - nur eben in einem System, das sich als nicht nachhaltig erwiesen hat. Es hat vor allem daran gearbeitet, rein mengenmäßig den Ertrag pro Hektar oder Vieheinheit zu steigern, ohne nach rechts und links zu schauen: 110 Doppelzentner Weizen pro Hektar - mit dem Einsatz von Kunstdünger, bei dessen Gewinnung (nach dem Haber-Bosch-Verfahren) riesige Mengen fossiler Energien verbraucht werden. Oder Kühe mit einer Jahresbestleistung von 11 000 Litern Milch, aber einer durchschnittlichen Lebenserwartung von fünf Jahren. Oder ein in 35 Tagen schlachtreif gemästetes Turbohähnchen - gefüttert mit Sojaschrot aus brasilianischen oder argentinischen Monokulturen. Soja ist ein gutes Beispiel für die Schwächen einer globalisierten Landwirtschaft: Ohne dieses billige Eiweißfutter würde unsere industrialisierte Tierhaltung nicht funktionieren. In Europa werden immer größere Ställe für immer mehr Tiere gebaut, obwohl Milch- und Fleischprodukte längst im Übermaß vorhanden sind. Deshalb bemüht sich das Bundeslandwirtschaftsministerium darum, Exportmärkte für deutsches Fleisch in Asien zu erschließen. Die Berliner Agrarwissenschaftlerin Christina Schuler hat ausgerechnet, wie groß die SojaAnbaufläche allein für die Tierproduktion in Deutschland ist: 28 000 Quadratkilometer, eine Fläche größer als Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland zusammen. 7 In Argentinien werden beinahe ausschließlich gentechnisch veränderte Sojabohnen angebaut: Roundup Ready Soja des ehemaligen Chemiekonzerns Monsanto wächst dort auf mehr als 15 Millionen Hektar. Auf Deutschland übertragen, hieße das, als wüchse auf allen Feldern von Flensburg bis Berchtesgaden nichts als Gensoja - und keine einzige andere Pflanze. In Brasilien wiederum wurde jahrelang Regenwald für Sojafelder abgeholzt, bis protestierende Umweltschützer ein Moratorium aushandelten. Die weltumspannende Sojawirtschaft ist das größtmögliche Gegenteil von ökologischer Kreislaufwirtschaft, mit Opfern auf allen Seiten: Die gigantischen Sojafelder zerstören die Subsistenzwirtschaft der Kleinbauern in Südamerika, die riesigen Mastställe nehmen den kleinen Bauernhöfen hier die Arbeit weg, das billige Fleisch mästet die Bevölkerung, und die weltumspannenden Transporte befeuern den Klimawandel. Und dabei ist Soja als Tierfutter für die Fleischproduktion nur ein kleines Problem angesichts der gigantischen Flächen, welche die Produktion von Agrosprit in Zukunft noch in Anspruch nehmen könnte. Das Zauberwort des Weltagrarberichts gegen solche Entwicklungen heißt Multifunktionalität der Landwirtschaft: Alle Agrarpolitik und -forschung muss zukünftig im Blick haben, dass Landwirtschaft nicht allein ökonomische Aufgaben zu erfüllen hat, sondern auch ökologische und gesellschaftliche. Es geht nicht allein um die Erträge auf den Feldern, sondern auch darum, dass die Bauern von ihrer Arbeit in Zukunft leben können. Dass sie nicht weiter verelenden, wie derzeit die Milchbauern in Europa; dass sie nicht zur Landflucht gezwungen werden, wie in vielen Teilen Afrikas und Südamerikas. Und es geht um den Erhalt unsere Landschaften und Ökosysteme, die nicht einer Roundup-Ready-Sojabohnen-Monokultur im argentinischen Maßstab weichen sollte. 1 April 2010 erscheint: Tanja Busse, Die Ernährungsdiktatur. Warum wir nicht länger essen dürfen, was uns die Industrie auftischt. Blessing Verlag, München. Ilse Aigner in der Sendung Politikum auf WDR 5 am 22.1. 2009. 2 Vgl. Global Forum for Food and Agriculture, online: http://gffa-berlin.de (13.1. 2010). 3 Vgl. Weltagrarbericht. Synthesebericht, dt. Übersetzung hrsg. von Stephan Albrecht/Albert Engel, Hamburg 2009, S. 6; freier Download: http://hup.sub.uni-hamburg.de/productspage/publikationen /78 (13.1. 2010). 4 Vgl. ebd., S. 54. 5 Ebd. 6 Vgl. Paul Roberts, The End of Food, Chicago 2008. 7 Vgl. Christina Schuler, Für Fleisch nicht die Bohne. Futter und Agrokraftstoff Flächenkonkurrenz im Doppelpack. Eine Studie zum Sojaanbau für die Erzeugung von Fleisch und Milch und für den Agrokraftstoffeinsatz in Deutschland 2007, hrsg. vom BUND, Berlin 2008. „Wie viel Fleisch erträgt die Welt?“ Einladung zur Podiumsdiskussion am 10. März 2010 Liebe MitstreiterInnen, „Wie viel Fleisch erträgt die Welt?“ - Diese Frage stellen sich viele Menschen angesichts der momentan expandierenden Anlagen zur Massentierhaltung in unserer Region. Wir Mitglieder der Bürgerinitiative für die Werterhaltung der Region Billerbeck (BIB) wollen mit der Veranstaltung am Mittwoch, dem 10. März 2010, eine neue Facette der Problematik beleuchten. Was sagen Vertreter der Kirchen zu einer Tierhaltung, bei der das Lebewesen in erster Linie als Produkt gesehen wird, das, kostengünstig hergestellt, notdürftig durch Gesetze geschützt, auf die Märkte der Welt geworfen wird? Wer gewinnt, wer verliert in diesem Spiel? Darf der Mensch so mit Mitgeschöpfen umgehen? Welche Folgen hat der hohe Fleischkonsum unserer Gesellschaft? Kann alles so weiter gehen? Spannende Antworten erhoffen wir uns von den drei eingeladenen, renommierten Experten. Zum einen wird Dr. Rainer Hagencord zu uns kommen, der 2009 unter großer Beachtung der Medien das Institut für Theologische Zoologie an der Universität Münster gegründet hat. Weiterhin erwarten wir Dr. Rudolf Buntzel, den Beauftragten für Welternährungsfragen des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) aus Berlin. Er hat neben anderen Veröffentlichungen das Buch „Das globale Huhn“ verfasst, das auch uns klar gemacht hat, dass die in Billerbeck produzierten Hähnchen viel mit dem Hunger in Afrika zu tun haben. Außerdem freuen wir uns über die Zusage von Claudia Leibrock. Sie ist Referentin für Agrarpolitik und Landsoziologie und wird einen Blick auf agrarpolitische Entscheidungen sowie Alternativen in der Landwirtschaft werfen. Moderiert wird die Diskussion, die sich an drei kurze Referate anschließt, von Bernd Müller, der als Sozial- und Bildungsreferent am Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen tätig ist. Wir würden uns freuen, wenn Ihr am 10. 3. 2010 unsere Podiumsdiskussion besucht. Die Veranstaltung beginnt um 19.00 Uhr in der Alten Landwirtschaftsschule in Billerbeck, Darfelder Straße 10. Im Anhang befinden sich das Plakat zur Veranstaltung und eine Presseinfo. Es wäre super, wenn Ihr mit den Materialien in eurem Umkreis die Veranstaltung bewerben würdet. Herzliche Grüße Petra Nachbar Bürgerinitiative für die Werterhaltung der Region Billerbeck (BIB) www.bi-billerbeck.de [email protected] Kontonummer: 35588763 BLZ: 40154530 Fleisch-macht-krank Sehr geehrter Herr Niemann, mit dem beigefügten Anhang möchte ich einen Anstoß geben, daß durch die Gesunde Ernährung und damit durch den Verbraucher der Fleischkonsum gesteuert werden kann. Des Weiteren bitte ich Sie, die Mitglieder und alle die sich dafür interessieren auf die informative wie auch interessante Internetseite www.fleisch-macht-krank.de hinzuweisen. Man muß kein Vegetarier sein, aber der ein oder andere sollte sich fragen, ob der übermäßige Genuss von Fleisch Ihm und der Umwelt gut tut. Aigner ruft indirekt zum Fleischverzicht auf 30.12.2009 Ilse Aigner scheint derzeit mehr Verbraucherschutz- als Agrarministerin zu sein. Bundesagrarministerin Ilse Aigner soll Presseberichten zufolge die Verbraucher dazu aufgerufen haben, weniger Fleisch zu essen, um den Klimaschutz voranzutreiben. Wie die dpa berichtete, habe die Ministerin angekündigt, bei der Agrarministerkonferenz auf der Grünen Woche mit ihren 30 Amtskollegen über dieses Thema sprechen zu wollen. Am Dienstagnachmittag relativierten die Zeitungen dann allerdings ihre Meldungen: Die Aussage Aigners zum Klimaschutz beziehe sich nur auf gesunde Ernährung, nicht auf einen Verzicht von Fleisch, korrigierte etwa die dpa. Aigner habe im ursprünglichen Interview mit der Hannoverschen Zeitung von "gesünderer Ernährung“ und "klimaverträglichen Produktionsweisen" gesprochen, davon, wie man bei der Fütterung Klimagase reduzieren könnte, ohne wichtige Aspekte wie die Ernährungssicherung, den Tierschutz und die Biodiversität aus dem Auge zu verlieren. Ihr Ministerium fördere Versuche, wie sich in der Milchwirtschaft etwa bei der Fütterung Klimagase reduzieren lassen, sagte Aigner. Auf eine entsprechende Frage äußerte sie sich nicht explizit zum Thema Fleischkonsum, stellten die Medien heute klar. Indirekt riet die Ministerin Aigner allerdings tatsächlich zum gedrosselten Fleischverzehr. Wörtlich erklärte sie: "Wenn wir uns alle gesund und ausgewogen ernähren würden, so wie es zum Beispiel mit der Ernährungspyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen wird, wäre das bereits ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz.“ Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sehen einen Pro-KopfFleischkonsum von 300 bis 600 Gramm je Woche vor. Das ist annähernd halb so viel, wie tatsächlich verbraucht wird. Sie selbst versuche, sich verantwortlich zu verhalten und empfehle das auch anderen, sagte die Ministerin. Zudem solle man heimische Produkte bevorzugen, bei denen keine langen Transportwege nötig sind. Gruß, Bernd Groebler Peiner Allgemeine 26.02.2010 23:00 Uhr Biogas-Anlage Dicke Luft in Mehrum Kraftwerk, Kompostwerk, Biogas-Anlage und Hähnchenmast-Stall – angesichts der Mehrfachbelastung fürchten viele Mehrumer buchstäblich um die Luft zum Atmen. Auch über die geplante Biogasanlage im Industriegebiet Ackerköpfe – hier eine ähnliche Anlage – erregen sich Bürger. Hohenhameln-Mehrum. An vielen Orten im Peiner Land regt sich Widerstand gegen geplante Hähnchenmast-Ställe. Doch für viele Mehrumer sind diese Pläne nur ein Problem von vielen: Gleichzeitig soll in der Nachbarschaft des Ortes eine Biogas-Anlage entstehen. Hinzu kommen noch Belastungen durch das nahe Kraftwerk und das Kompostwerk. Auf der anderen Seite stellen die geplanten Anlagen für die Gemeinde und die Landwirte der Region erhebliche Mehreinnahmen in Aussicht. Auf der Gemeindeversammlung in Mehrum machten einige Bürger ihrem Ärger Luft. Es waren sogar Gäste aus Hämelerwald und Wolfenbüttel anwesend, um sich über Einzelheiten der Bauvorhaben zu informieren. Allerdings wurden sie von Ortsbürgermeister Winfried Selke (SPD) gebeten, die Versammlung zu verlassen. Bei der Peiner Allgemeinen Zeitung gehen immer mehr Leserbriefe ein, die sich mit den Anlagen um Mehrum befassen. Wie Kreisbaurat Wolfgang Gemba mitteilte, stehe der Genehmigung des HähnchenmastStalls grundsätzlich nichts im Wege. Die Antragssteller müssten nur noch fehlende Unterlagen einreichen. Die Biogas-Anlage soll laut der bayrischen Betreiberfirma Schmack Biogas spätestens im Herbst 2011 in Betrieb gehen. Auf 6,3 Hektar werden dann jedes Jahr 66 000 Tonnen Silage, Mais und Zuckerrüben vergoren. Die Rohstoffe sollen von Landwirten aus der Region angeliefert werden. „Laut Schmack Biogas entsteht dadurch kein zusätzlicher Verkehr. Aber wie kommen 66 000 Tonnen Rohstoffe ohne zusätzlichen Verkehr zur Biogasanlage?“, fragt Wolfgang Jürgen aus Adolfshof. Die Antwort gibt Gemeindebürgermeister Lutz Erwig (SPD): „Die Ackerflächen werden im Moment auch bebaut und die angebauten Rohstoffe abtransportiert. Die wesentliche Veränderung wird in einer Änderung der Verkehrswege bestehen.“ Aller Voraussicht nach werden sich diese Wege dann vor der Biogas-Anlage bündeln. André Ziegenmeyer 27. Februar 2010, 16:18 Uhr Billiglöhne im Biohandel Aufstand der Öko-Sklaven Von Alexander Landsberg Faire Preise, super Frische und gesunde Produkte: Die Bio-Branche wirbt mit einem makellosen Image- doch jetzt bekommt es Kratzer. Bei den Öko-Händlern tobt ein Kampf um jeden Cent, Gewerkschafter werfen den Firmen Lohndumping vor. Berlin - Saftige Tomaten, fair gehandelte Bananen und gut bezahlte Mitarbeiter - das erwarten die meisten Verbraucher, wenn sie im Bio-Markt einkaufen. Die Realität sieht anders aus: In der Ökobranche sind 400-Euro-Minijobs weit verbreitet, viele Firmen beschäftigen studentische Aushilfen und Teilzeitkräfte, nur wenige sind an Tarifverträge gebunden. Ähnlich wie im übrigen Handel sind auch in Biomärkten Stundenlöhne von sieben bis acht Euro Usus. "Um Discount-Preise zu bieten, betreiben viele Biomärkte massives Lohndumping", sagt Ulrich Dalibor von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Betroffen seien nicht nur Aushilfskräfte, sondern auch qualifiziertes Verkaufspersonal. Heile Welt - Fehlanzeige. Das geben sogar Vertreter aus der Branche selbst zu. "Ohne AchtEuro-Löhne geht es oft nicht. Wer im Bio-Handel überleben will, muss Kompromisse machen - oft zu Lasten der Angestellten", sagt Frank Lüske. Er betreibt einen Bio-Großmarkt in Berlin mit rund 40 Angestellten. 8,50 Euro zahlt er für ungelernte Kräfte - "es ist mir klar, dass das nicht viel ist", sagt Lüske. "Eine Familie könnte man davon nicht ernähren." Auch wer bei Lüske aufsteigen möchte, hätte kaum eine Chance auf höhere Löhne, schon gar nicht auf Tarifniveau von zwölf Euro und mehr. "Viel mehr als acht Euro ist nicht drin", sagt er. Der Spielraum sei einfach zu klein. Schuld seien die Discounter und der Preisdruck, der auf der ganzen Branche laste. Die Gewerkschaft spricht von "Sklavenbedingungen" Die Geschichte von hohen Preisen, die die Verbraucher gerne für gute und gesunde Produkte zahlen, ist für Lüske ein Märchen. "Auch bei Bio wird auf den Preis geschaut." "Im Bio-Bereich wird mit härtesten Bandagen um den günstigsten Preis gekämpft", sagt Gewerkschafter Dalibor. Dabei mache sich die Branche "unglaubwürdig, wenn sie FairTrade-Produkte an den Mann bringt, aber ihre eigenen Mitarbeiter unter Sklavenbedingungen arbeiten lässt". Laut Tarifvertrag sollte eine gelernte Fachkraft nach acht Jahren rund 2060 Euro verdienen, was etwa einem Stundenlohn von 13 Euro entspricht. "Das sind ausgehandelte Kompromisse - keine Traumlöhne", sagt Ulrich Dalibor. Doch Tarifbindung sucht man in der Branche oft vergeblich. Laut Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen unterliegen in Ostdeutschland nur etwa 30 Prozent der Beschäftigten im gesamten Einzelhandel der Tarifbindung. Auch bei Frank Lüske gelten keine Tarifverträge. Einen Betriebsrat gibt es ebenfalls nicht. Das Arbeitsklima sei trotzdem gut, sagt der Firmenchef - ein schlechtes Gewissen habe er aber schon. "In der Branche ist längst nicht alles so sauber und fair, wie es in der Vergangenheit den Anschein hatte - die Bio-Branche braucht eine Imagekorrektur", fordert er. Er selbst habe einmal für einen Niedriglohn als Gärtner gearbeitet und wisse, wie sich das anfühlt. Treiben höhere Löhne die Firmen in die Pleite? Weniger dramatisch sieht das Hubert Bopp, Geschäftsführer der Bio Company, einem Unternehmen mit Filialen in Hamburg und Berlin: "Bei uns fängt es mit 8,33 Euro an - die Regel sind aber Löhne von elf bis zwölf Euro." Allerdings ist auch das unter Tarifniveau selbst wenn es bei Bopp die Möglichkeit einer betrieblichen Altersvorsorge und einen Einkaufsgutschein für die Mitarbeiter im Wert von 50 Euro pro Monat gibt. "Auch wir unterliegen der starken Konkurrenz im Lebensmitteleinzelhandel", gibt der Manager zu. Langfristig arbeite er aber auf Tariflöhne hin. Öko bedeute für ihn, mit allen Ressourcen vernünftig umzugehen. Natürlich auch mit seinen Mitarbeitern. Der Verband des Deutschen Einzelhandels sieht vor allem die Verbraucher in der Pflicht: "Nur der Konsument kann mit seiner Kaufentscheidung Einfluss auf die Situation vieler BioHändler und ihrer Angestellten nehmen", sagt Verbandsexperte Heribert Jöries. Andere sprechen ihre Sorge offen aus: "Was bringt es einem Bio-Markt, wenn er überdurchschnittliche Löhne zahlt - dann aber pleitegeht?", fragt ein Branchenkenner. Nach Masseninsolvenzen sieht es vorerst allerdings nicht aus. Der Umsatz mit Ökoprodukten summierte sich in Deutschland 2009 auf fast sechs Milliarden Euro. URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,678268,00.html MEHR AUF SPIEGEL ONLINE: Öko-Essen in der Imagekrise: "Bio ist kein Luxus" (17.02.2010) http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,677867,00.html Hassfurter Tagblatt Rund 50 Personen demonstrierten an gestrigen Nachmittag in Haßfurt gegen die Massentierhaltung. Im Landratsamt blieben sie allerdings unerhört, da Landrat Rudolf Handwerker zeitgleich eine Bürgermeisterdienstbesprechung abhielt. Foto: HT-Selig "Wir fordern ein Verbot der Massentierhaltung" Von unserem Redaktionsmitglied Janina Selig 25.02.10 22:50 Demonstration der Tierschutzinitiative Haßberge Hassfurt "Wir fordern eine Verordnung für Nutztiere, die den Namen Tierschutz auch verdient. Wir fordern die Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln und wir fordern ein generelles Verbot der Massentierhaltung." Diese zentralen Anliegen trugen Britta Merkel und Karin Kraus (beide Tierschutzinitiative Haßberge) bei der gestrigen Demonstration gegen die Tierquälerei bei Massentierhaltung vor. Anlass für diesen Schweigemarsch vom Haßfurter Marktplatz zum Landratsamt, war für die Tierschutzinitiative die geplante Hähnchenmastanlage in Westheim. Am "Trauermarsch", den der Song "Spiel mir das Lied vom Tod" untermalte, beteiligten sich rund 50 Menschen. Darunter "drei Westheimer", wie Beobachter Bruno Eirich feststellte, der den Großstall bauen will. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Deutschen Tierschutzbund. "Wir wollen die Bevölkerung auf die Situation aufmerksam machen", erklärte Daniel Shineflew, der für den Tierschutzbund mitmarschierte. Bei einer kurzen Kundgebung vor dem Landratsamt wiesen Merkel und Kraus auf "katastrophale Zustände" in Mastbetrieben und Schlachthäusern hin. "Ein Masthähnchen hat ein kurzes, qualvolles Leben, von nur fünf Wochen. Aber ist das ein Grund es zu quälen? Wir sagen: Nein!", so Merkel. Dabei bezog sie sich auch auf die extreme Enge - ein Masthähnchen "lebt" auf der Fläche eines DIN A5-Blattes. Schon gestern sammelten die Organisatoren Unterschriften gegen die Massentierhaltung. Die Listen liegen noch eine Woche an verschiedenen Orten - wie im Underground oder im Höreder Beck in Haßfurt aus. 27. Februar 2010, 11:39 Uhr Bio-Eier ohne Siegel? Das Familienunternehmen Hennenberg, einer der größten Eierproduzenten mit Freilandhaltung, wird das Bio-Siegel verlieren. "Wir werden dem Unternehmen die BioZertifizierung entziehen", so ein Sprecher des zuständigen Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. Der Hintergrund: In Velbert, wo die Hennenbergs seit 2007 einen Stall mit 20000 Legehennen betreiben, hätte jedes Tier vier Quadratmeter Auslauf haben müssen. Doch die nötigen 80000 Quadratmeter waren nicht vorhanden, weswegen ein Wald dazugerechnet wurde, der nicht für die Nutzung zugelassen war. Die BioKontrollstellen nickten diese Praxis ab - bis Ende vergangener Woche das zuständige Forstamt die Nutzung untersagte. Geschäftsführer Andreas Hennenberg will sich weiter um eine Genehmigung bemühen und sieht sich als Opfer radikaler Tierschutzorganisationen wie Peta. Die hatten vor Ware aus seinem Betrieb gewarnt - woraufhin sich etwa der bis dahin unbeteiligte Discounter Lidl von dem "in Verruf" geratenen Unternehmen distanzierte. "Es hieß sogar, wir seien bei Lidl ausgelistet", so Hennenberg, "dabei haben wir denen nie Eier geliefert." URL: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,680704,00.html © DER SPIEGEL 9/2010 ZERO Diebe rufen: „Haltet den Dieb!“ Tach allerseits, ick bin’s bloß, der moralische Herr Paul. Werte Fans und Feinde, wenn meiner einer, etwa auf dem Flohmarkt, ‘n jeklautes Rad zum juten Preis erwirbt, bin ick mein Schnäppchen eventuell schnell los, weil ick ein Hehler bin. Und dis is verboten. Aber wenn Vater Staat und Mutti Merkel jeklaute Datensätze kaufen, um damit in der Schweiz illegal jeparktes Geld für den deutschen Fiskus zurückzuholen, is dis, wie ExMinister Steinbrück seinerzeit tönte, „mein bestes Geschäft“. Wie das? Hochgelehrte Kommentare befassen sich mit den moralischen und juristischen Problemen... Nein, wie putzig! Jedes Kind weiß, dis in der Politik oder beim Jeschäft Moral nur hindert. Beiderseits der Grenzen rufen nun Diebe: „Haltet den Dieb? Ein schönes Schauspiel! Die Schweiz lebt, mit dem Bankgeheimnis von 1934, prima von dem Geld, dis Steuerartisten und Diktatoren aus aller Welt dort parken, während hierzulande erfolgreiche Steuerfahnder schon mal mittels psychiatrischer Gutachten aus dem Amt jemobbt werden. Dis sich ausjerechnet unser Schäuble und die FDP über Schwarzgeld echauffieren, entbehrt nich einer jewissen Komik. Tricksen und Täuschen is doch kleinet Einmaleins der Politik: Wat, bitteschön, verbirgt sich denn hinter „Sondervermögen“ oder hinter „Schattenhaushalt“? Wer parkt eigentlich welchet Vermögen in „Bad Banks“? Und wer blecht am Ende? Wenn aber, wg. Schlampereien bei neuen Gesetzen, versehentlich Hartz IV-Empfänger 20 Euro zuviel Kindergeld bekommen, müssen sie selbstverständlich jeden Cent zurück..., selbst wenn der Verwaltungsaufwand höher ist als der Ertrag. Aber, werte Fans und Feinde, wir dürfen janz entsorgt in die rosige Zukunft blinzeln: Dis jute „Jeschäft“ bringt fast so ville in die leeren Kassen, um die Mehrkosten der „Elbphilharmonie“ zu zahlen, die leider dreimal so teuer wie jeplant... Aber wenn’s nich reicht, schließt die Freie und Hansestadt Hamburg lieber ein Theater, ein Schwimmbad, eine Bibliothek, als ein paar offenbar überforderte (oder gierige?) Planer und Baulöwen in die Pflicht zu nehmen. Wie so wat jeht, kann man sich „live“ im schönen Wuppertal anschauen, wo die weisen Stadtväter und Mütter sich böse mit „Cross Border Leasing“ verzockt haben. Ick rate allen Lesern dringend, die nächste Schwimmbadsaison zu nutzen – wer weiß, ob es in unserer Idylle nach den nächsten „Zielvereinbarungen“ noch Bäder jibt? Schon längst wird in den Kommunen jespart, „bis es quietscht“. Dummerweise haben die Landesfürsten inzwischen verjessen, dis sie dafür eigentlich ‘ne Belohnung versprochen hatten. Aber selbst wenn die paar Kröten noch fließen – es reicht nich hier und nich da, nich hinten und nich vorne. Da freut es alle Wendländer sehr, dis die „Deutsche Regional Eisenbahn“ die Kosten der Ortsumgehung Lüchow dadurch niedrig hält, dis sie während der Bauerei keine Züge fahren läßt. Dit macht se zwar sonst ooch nich, aber trotzdem danke! Apropos Hilfe: Der hiesige Top-Nachwuchs der Union in Gestalt des Kreistäglers Carmienke unterstützt, per EJZ-Leserbrief, die jeplanten Hähnchenmastställe. Aber, ach, der arme Mensch ist offenbar nich mal imstande, die Materialien von seinen Freunden bei „Wiesenhof“ oder dem Bauernverband zu lesen, sonst würde ihm dämmern, dis mit seinen Träumen von vier Arbeitsplätzen pro Stall irjend wat nich stimmen kann. Aber wenn’s der Wahrheitsfindung dient, hilft der Herr Paul gerne. Also aufjepaßt, Herr Abjeordneter: Pro Stall entsteht, wenn’s der Bauer nich selber macht, gerade mal ein halber Arbeitsplatz, aber nur, solange der Laden läuft. Bei jeplanten 600 Neuställen ‘n echtes Glücksspiel. Bei solchen Freunden brauchen unsre Bauern keine Feinde mehr. Ick meine ja bloß, sacht der Herr Paul von Stefan Buchenau/ZERO, 2010-02-27 15:33 Ressort: Leben & Stil 10.01.2010 8:58 Uhr Ethik in der Ernährung Nicht Fisch! Nicht Fleisch! Welthunger, Massentierhaltung, Kohlendioxid-Problem, überfischte Meere - warum wir unsere Ernährung endlich umstellen müssen. Ein Abschied vom Fleisch. Von Petra Steinberger Ein Deutscher verzehrt heute pro Jahr und Kopf 88,7 Kilo Fleisch und Fisch - das muss sich ändern. Nicht nur der Schweine zuliebe. (Foto: dpa) Essen ist Privatsache. Ist unsere persönliche Angelegenheit. Nie waren wir so frei in der Wahl unserer Nahrung. Und damit in der Wahllosigkeit. Wir können essen, was, wie und wie viel wir wollen. Wer an keiner Religion hängt, muss sich nicht einmal mehr an Speisegebote halten. Mit der Entdeckung des Garens von Nahrung, mit Ackerbau und Viehzucht haben wir uns aus unserer Machtlosigkeit gegenüber der Natur befreit. Die Erkenntnisse und Technologie der Neuzeit haben uns schließlich von der ständigen Bedrohung durch Hungersnöte erlöst. Zumindest den Teil der Menschheit, der in den reichen Staaten der Erde lebt. Menschen sind Omnivoren. Allesfresser. Aber weil wir in den ersten hunderttausend Jahren der menschlichen Evolution und der Nahrungsknappheit gelernt haben, uns so viel und so schnell wie möglich Energie zu holen, sobald sie zu haben ist, lieben wir: Fleisch. Fleisch ist eine grandiose Energiequelle, flüstern uralte Instinkte, und Energie ist gut. Macht uns schnell. Stark. Klüger als die Tiere. Macht uns zum Homo sapiens. Inzwischen brauchen wir kein Fleisch mehr, um zu überleben. Aber tief in unserem Innersten wollen wir es bis heute, um die Löwen zu überlisten. Wir grillen und rösten und braten es. Wir räuchern und pökeln es. Wir nehmen es bleu oder medium oder well done. Der Rest ist Beilage. Den Ärmeren ließen wir Reis und Hirse und Sorghum. Wir wollten Fleisch. Das bekamen wir. Weit sind wir gekommen und fett geworden. Nur ist es inzwischen keine Privatsache mehr, was und wie viel wir essen. Prominente Vegetarier Fleischlos glücklich Es wird Zeit, sich vom Konsum von Tieren zu verabschieden. Oder, allerwenigstens, von den unglaublichen Mengen und Massen, in denen wir sie verschlingen. Globale Massenausrottung Wir riskieren das Leben auf diesem Planeten, das ökologische Gleichgewicht, und ganz oben bei den Schuldigen steht unser Fleischverzehr. Der Konsum getöter Land- und Wassertiere. Wir werden ihn einschränken müssen, drastisch. Ihn vielleicht ganz aufgeben. Das gilt nicht nur für Rind, Schwein oder Geflügel. Es gilt genauso für Fische; und langfristig wohl auch für die Menge und Art, in der wir tierische Produkte insgesamt gebrauchen. Ob Bodenerosion, Luftverschmutzung, Wassermangel und Trinkwasserverseuchung, Verlust der Biodiversität und Erderwärmung: "Viehhaltung", heißt es in einem Report der Vereinten Nationen, "stellt sich als einer der zwei oder drei wichtigsten Verursacher unserer größten Umweltprobleme heraus." Und was internationale Fischfangflotten innerhalb weniger Jahrzehnte in den Ozeanen angerichtet haben, muss als globale Massenausrottung bezeichnet werden. Manche Kritiker halten die Fischerei mit modernen Technologien für die zerstörerischste Aktivität, die zur Zeit auf unserer Erde stattfindet. Mehr zum Thema Gesunde Ernährung Sündhafter Genuss Welt-Vegetariertag Wie viele Tiere isst der Deutsche in seinem Leben? Die vegetarische Revolution Salat ist Sex Tricks der Marketing-Experten Einkaufsfalle Supermarkt Seitdem es richtig begann mit der totalen Industrialisierung tierischer Nahrung, mit Massenproduktion, Massenfang und Massenschlachtung von Vieh und Geflügel und Fisch, wächst der weltweite Fleischverbrauch. Allein in den letzten dreißig Jahren hat er sich verdreifacht. Ein Deutscher verzehrt heute pro Jahr und Kopf 88,7 Kilo Fleisch und Fisch, ein Amerikaner 123 Kilo. Ein Inder hingegen nimmt jährlich 5,2 Kilo zu sich. Noch. Das ändert sich rasch. Je schneller wir handeln, desto besser. Falls das nach einem Aufruf zum Vegetarismus klingt, ist das beabsichtigt. Doch auf die Gefahr hin, dass echte Vegetarier jetzt aufschreien: Wir wären auch mit Pescetariern zufrieden. Oder Flexitariern, Wochenendvegetariern also, die hauptsächlich fleischlos leben oder immer wieder und dann manchmal eben doch nicht anders können als rückfällig zu werden. Alles ist besser, als so weiterzumachen. Wie ein Tsunami ertränken die Folgen der Fleischeslust uns selbst, die Menschen, die Tiere, die gesamte Erde. Die Skrupel haben wir längst verdrängt Wiewohl in den letzten Jahren immer mehr Menschen ihren Fleischverbrauch vor allem aus Gründen der eigenen Gesundheit reduziert haben, kann die Befindlichkeit unseres Körpers nur als privates Argument für den Fleischverzicht gelten - abgesehen vielleicht von manch nicht unerheblichen Kosten für das Gesundheitssystem. Unser Körper ist zwar für den Fleischgenuss ausgelegt - aber nicht in diesen Mengen. Nicht mehr ganz so privat ist, mit welchen Mitteln und mit welchen Folgekosten wir die ungeheuren Mengen an Fleisch und Fisch erzeugen, um unsere Gier danach zu befriedigen Hunger kann man das nicht mehr nennen. Für diese Gier werden weltweit jährlich 53 Milliarden Landtiere geschlachtet, oft nach Lebensumständen, die wir unseren Haustieren niemals zumuten würden. Der Skrupel, den die ersten Zivilisationen bei der Tötung von Tieren empfanden und den sie durch Rituale aufzufangen suchten, haben wir längst verdrängt. Vielleicht weil wir einen neuen Namen für diese biologische Lebensform gefunden haben: Vieh. Das klingt weniger nach Tier. Weniger nach Lebewesen. Auf der nächsten Seite: Warum wir Tiere lieber "Vieh" nennen, und was die steigende Fleischproduktion mit menschlichem Elend auf der Welt zu tun hat. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird Vieh für den Genuss der industrialisierten Welt fast ausschließlich in Massentierhaltung aufgezogen, in Fleischfabriken. Was dort vor sich geht, ist oft beschrieben worden und wird stets verdrängt. Tiere stehen in ihrem Kot, leben in ewiger Dunkelheit, Kälber werden der Mutter weggenommen, die Milch und noch mehr Milch produzieren muss, Schnäbel, Hörner, Schwänze, Hoden werden routinemäßig ohne Betäubung entfernt. Fische sind von Geschwüren übersät, werden von ihren Artgenossen erstickt und kannibalisiert, Rinder, Schweine, Vögel werden mit gebrochenen Gliedern zur Schlachtbank gezerrt, schwitzen Todesangst, sind oft nicht einmal tot, wenn sie aufgeschnitten, gerupft, in kochendes Wasser geworfen werden. Lebensmittel, die Spaß machen Besser als ihr Ruf Das Präfix "Bio" ist zwar wünschenswert, bleibt aber auf die Masse gerechnet bisher nur ein Detail. Um jede Verbesserung in der Viehhaltung muss gerungen werden, denn in der Massenproduktion von Fleisch und Fisch geht es um Profit, und wenn wir es nicht machen, dann macht es ein anderer. Immer billiger. BSE und Gammelfleisch waren schnell vergessen. Und so kommt es, dass einerseits auf jeden von uns in der entwickelten Welt inzwischen rund 80 Kilo Fleisch und Fisch pro Jahr entfallen, dass andererseits hinter jedem Kilo Billigfleisch und Billigfisch ein meist unnatürlich kurzes und schmerzvolles Tierleben steht, das in Todesangst endet. Die Intelligenz der Tiere wird verdrängt Das kann heute jeder wissen. Und tatsächlich wird immer öfter gefragt, ob das Tier vor seiner Schlachtung auch ein einigermaßen gutes Leben hatte. Ein "artgerechtes", "humanes" Leben. "Ohne unnötige Schmerzen und Leiden", wie es im deutschen Tierschutzgesetz steht. Die Betonung liegt auf unnötig. Das impliziert allerdings, dass Schmerzen und Leiden offenbar nicht ganz zu vermeiden sind. Hier hören die meisten Menschen mit dem Fragen auf. Denn die Antworten auf die letzten Fragen: Wie es um die Tötung an sich steht? Ob sie überhaupt zu rechtfertigen ist? - diese Antworten würden von uns Konsequenzen einfordern. Tiere können fühlen und empfinden, nicht nur die Primaten, inzwischen machen Forscher kognitive Studien an Gänsen. Ihre Intelligenz? Man verdrängt sie. Es sind doch nur Tiere. Sie sind nicht wie wir. Sie haben keine Vergangenheit und keine Zukunft. Ohne uns und unsere Fürsorge gäbe es Nutztiere ja gar nicht. Unsere Erhebung über Lebewesen, die Schmerz und Zuneigung und Angst empfinden wie wir, ist geradezu eine psychologische Meisterleistung. Es gibt sie, die nicht wegsehen konnten. "Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und sagt, es sind ja nur Tiere", meinte Theodor W. Adorno. Und Franz Kafka sagte, als er schließlich zum reinen Vegetarier geworden war, beim Anblick von Fischen in einem Aquarium: "Nun kann ich euch in Frieden betrachten, ich esse euch nicht mehr." Es ist vielleicht auch dieses unterdrückte, aber stets latent lauernde Wissen, dass wir nur zum Töten produzieren, welches so viele Diskussionen zwischen Fleischessern und Vegetariern aggressiv werden lässt. Irgendwo spüren wir, dass da etwas nicht ganz richtig ist in unserer Art, Tiere allein als Nahrungsquelle zu produzieren. Wir sind eben doch etwas mehr als Tiere, die andere um des eigenen Überlebens willen fressen. Wir kennen Schuld, wenn wir sie spüren. Was macht den Unterschied zwischen Schwein und Hund? Langsam findet ein Umdenken statt. Eine Reihe provokanter, schockierender Bücher, Essays und Filme haben sich in der letzten Zeit mit diesem Thema auseinandergesetzt: "The End of the Line" über die Vernichtung des Lebens in den Weltmeeren durch die Fischerei. "The Face on your Plate" des Psychologen und Veganers Jeffrey Moussaieff Masson über die industrielle Massentierhaltung und unsere ethische Verantwortung dafür; immer noch lesenswert Josef Reichholfs "Der Tanz um das goldene Kalb". "Unterschiede in der Intelligenz zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Tieren haben überhaupt keine moralische Bedeutung", argumentiert der amerikanische Philosophieprofessor und Veganer Gary Steiner. Man muss nur einmal den Begriff "Vieh" durch "Haustier" ersetzen. Lebensmittelplagiate Das ist wirklich drin Würden wir unsere Hunde grillen? Das fragt der Schriftsteller Jonathan Safran Foer in seinem Buch "Eating Animals", einer essayistischen Provokation. Das würden wir nicht. Warum eigentlich nicht? Schweine sind mindestens so klug wie Hunde. Was macht also den Unterschied aus? Die Intelligenz sicher nicht. Unser unterschiedliches Empfinden gegenüber dem einen und dem anderen Tier? Das reicht nicht als Rechtfertigung. Wer nun das Wohlergehen von Tieren zwar bejaht, aber dennoch der Meinung ist, dass sie bioethisch gesehen weiter dem menschlichen Verzehr dienen können, vorausgesetzt, ihnen wird möglichst wenig Leid zugefügt - der muss sich zumindest mit dem menschlichen Elend befassen, das die ständig wachsende Fleischproduktion auslöst. Eine Milliarde Menschen auf der Erde hungert. Und in den nächsten Jahren wird, weil nichts geschieht, es wohl noch schlimmer werden. Das liegt nicht allein am Fleischkonsum, aber doch zu einem großen Teil. Heute werden laut einer Studie der Welternährungsorganisation FAO rund 30 Prozent des eisfreien Landes auf der Erde direkt oder indirekt für die Viehzucht genutzt; ein Großteil der weltweiten Getreide- und Sojaernte wird zu Viehfutter verarbeitet; über 90 Prozent der Amazonas-Rodungen seit 1970 dienten der Neuschaffung von Weideland. Und in den nächsten 40 Jahren wird die Weltbevölkerung um ein Drittel steigen. Interaktive Grafik: "Artenschutz" Bitte klicken Sie auf das Bild, um die Grafik zu starten: Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen wird um 70 Prozent wachsen und die nach Fleisch wird sich auf 465 Millionen Tonnen verdoppeln. Die Tiere, aus denen wir unser Fleisch gewinnen, werden 2050 so viel pflanzliche Nahrung zu sich nehmen wie vier Milliarden Menschen. Doch um diese Menge zu erzeugen, wird es nicht mehr genug Land oder Süßwasser auf der Welt geben. In einigen Regionen ist das heute schon so. Da ist Fleischkonsum keine Privatsache mehr. Schließlich wird die Verelendung ganzer Völker und Nationen auch durch die Zerstörung der Umwelt ausgelöst, durch Umweltverschmutzung, unsauberes oder mangelndes Wasser, Erderwärmung. Und auch hier spielt die Gier nach frischtoten Tieren eine Rolle, denn eine erschreckende Zahl macht seit kurzem die Runde: 51 Prozent! Bisher nahm man an, dass Viehhaltung für etwa 18 Prozent der Klima erwärmenden Gase verantwortlich sind, diese Zahl gaben die UN vor drei Jahren in ihrer wegweisenden Studie "Livestock's Long Shadow" heraus. Fleisch in-vitro - ohne Lebensgeist und ohne Methan Jetzt hat das renommierte World Watch Institut eine neue Zahl veröffentlicht: Für mindestens 51 Prozent ist der von Menschen für den menschlichen Konsum geschaffene Tierbestand verantwortlich - wenn man neben dem von den UN unterschätzten Methan auch Abholzung und Atmung einberechnet. Das ist nun überhaupt keine Privatsache mehr. Mehr zum Thema Demonstration in Japan Dürftig mit Salatblättern bekleidet ... Junge Vegetarier Kind, fehlt dir was? Kolumne: Mein Bauch gehört mir! Der Feind an meinem Tisch Was ist eigentlich Tofu? Das Chamäleon auf unserem Teller Wir rechnen nach und wenden ein, dass auf jeden, der heute zum Vegetarier konvertiert, vier Menschen in ärmeren Teilen der Welt kommen, die, sobald sie genug Geld verdienen, zum regelmäßigen Fleischkonsumenten werden. Aus Trotz lesen wir Zeitschriften wie Beef, wo wir lernen, wie man Kobe-Rinder noch schmackhafter zubereiten kann. Denn was bewirkt der Verzicht des Einzelnen außer einem privaten guten Gewissen? Wissenschaftler forschen nach Wegen, Fleisch in-vitro zu züchten. Ohne Lebensgeist und ohne Methan. Das wäre die richtige Lösung für Wissenschaftsgläubige, am Ekeleffekt müsste man wohl noch arbeiten. Wir könnten auch Abolitionisten, Suffragetten, Apartheid-Gegner fragen, wie sie begannen, die Gesellschaft zu verändern. Wir könnten nach Indien schauen, wo Kühe bis heute heilig sind. Eine der großen anthropologischen Theorien erklärt das damit, dass das Land schon vor dreitausend Jahren mit Hungersnöten kämpfen musste. Nur Bauern, die ihre Kühe in solchen Zeiten nicht schlachteten, hatten später Milch und Pflugochsen. Nur sie überlebten. Die Priester kodifizierten diese Überlebensstrategie zum Tabu. Es hält bis heute. Gelüste bleiben. Aber ihre Akzeptanz kann verändert werden. Wir brauchen neue Tabus. (SZ vom 09.01.2010/bre) LWK Nds. Reges Interesse am 1. Fachgespräch Schweineproduktion Mit etwa 140 interessierten Schweinehaltern, Vertretern der Zuchtorganisationen und der Wirtschaft war das am Mittwoch, dem 27. Januar 2010 im Haaster Krug zum Ersten mal durchgeführte Fachgespräch Schweineproduktion sehr gut besucht. Bild: Dr. Heiko Janssen, LWK Niedersachsen Damit hat sich die Entscheidung der Veranstalter (Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburger Schweinezuchtgesellschaft, Land&Forst) als richtig erwiesen, in die zeitliche Lücke des alle zwei Jahre stattfindenden Fachforums Schwein eine Vortragsveranstaltung mit züchterischem Schwerpunkt für hiesige Schweinehalter anzubieten. Genetik – was kann man erwarten Bereits die Ausführungen von Dr. Heiko Janssen im ersten Vortrag mit dem Thema „Genetik – was kann man erwarten?“ wurden von den Zuhörern gespannt verfolgt. Nachdem er erläutert hatte, welche biologischen Merkmale aus Sicht der Ferkelerzeugung bzw. Mast wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg sind, zeigte er anhand ausgewählter Daten und Merkmalen den erreichten Zuchtfortschritt der letzten Jahre auf. Kritisch setzte er sich aber auch damit auseinander, wie viel von diesen genetisch bedingten Leistungssteigerungen noch in der Praxis umgesetzt werden. Die pragmatischen Ansätze des ersten Vortrages ergänzten sich sehr gut mit den anschließenden Ausführungen von Dr. Tholen von der Universität Bonn. Bild: Dr. Ernst Tholen Zuchtprogramme beim Schwein – aktuelle Aspekte Er setzte sich im zweiten Vortrag des Tages strukturiert mit dem Thema „Zuchtprogramme beim Schwein – aktuelle Aspekte“ auseinander. Eindrucksvoll skizzierte er die Möglichkeiten, die sich z.B. durch die genomische Selektion auch für die Schweinezucht ergeben könnten. So könnte diese Methode z.B. helfen, das benötigte Generationsintervall zur Bearbeitung des Ebergeruchs zu verkürzen. Allerdings machte er auch sehr deutlich, wo Grenzen sind. So ist die genomische Selektion trotz gesunkener Kosten immer noch recht teuer. Auch deshalb sein Appell an die Vertreter der Zuchtorganisationen und Besamungsstationen, sich im Sinne der deutschen Schweinezucht zusammenzutun. Bevor Thorsten Koop, Schweinezüchter aus Steyerberg, tiefe Einblicke in seinen Betrieb gab, erhielten einzelne niedersächsische Schweinezüchter aus den Händen von Dr. Schertler vom niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung bzw. Heinrich Grupe, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen für besondere züchterische Leistungen Preismünzen des ML bzw. der LWK. Zum Abschluss der Veranstaltung zog dann noch einmal Herr Koop als Schweinezüchter mit Leib und Seele die Zuhörer in seinen Bann, als er anschaulich demonstrierte, wie er auf seinem Betrieb Pietraineber züchtet und Jungsauen vermehrt. Bild: Thorsten Koop Alles in allem eine gelungene Veranstaltung und sowohl die Veranstalter als auch die Sponsoren und viele Besucher waren sich einig, das diese Veranstaltung wiederholt werden sollte. Verleihung der Preismünzen Diese Züchter wurden mit Preismünzen des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung (ML) bzw. der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK Nds.) für ihre besonderen züchterischen Leistungen ausgezeichnet: Silberne Preismünze des ML: Zuchtbetrieb Renke Specht, 26655 Westerstede; Mitglied im Schweinezuchtverband BadenWürttemberg Bronzene Preismünze des ML: Zuchtbetrieb Cord-Peter Panning, 29664 Walsrode; Mitglied im Verband der Schweinezüchter Hessen e.V. Goldene Preismünze der LWK Nds. Zuchtbetrieb Jan Eickhorst, 27305 Engeln; Mitglied im Verband der Schweineerzeuger NordWest Silberne Preismünze der LWK Nds. Zuchtbetrieb Bernd Farnsteiner, 29465 Schnega; Mitglied im Verband der Schweinezüchter Hessen e.V. Bronzene Preismünze der LWK Nds. Zuchtbetrieb Rudolf Werning, 48465 Isterberg; Mitglied im Verband der Schweineerzeuger Nord-West Bronzene Preismünze der LWK Nds. Zuchtbetrieb Thorsten Koop, 31575 Steyerberg; Mitglied im Schweinezuchtverband BadenWürttemberg Bild: Geehrte Landwirte Bilder der Veranstaltungen sind hier hinterlegt. Kontakt: Dr. Heiko Janssen Fachreferent Tierische Erzeugung, Schweine, Versuchswesen Telefon: 0441 801-637 Telefax: 0441 801-634 E-Mail: Hähnchenmast: Wirtschaften im Centbereich Niedersachsen erlebt im Augenblick einen regelrechten Nachfrageboom in der Hähnchenmast. Von den fast 60 Millionen Stallplätzen für Hähnchen in Deutschland stehen fast 32 Millionen Mastplätze in Niedersachsen. Über 50% der deutschen Hähnchen werden somit in Niedersachsen gemästet. Landwirtschaftliche Gebiete mit vorrangig pflanzlicher Produktion stehen neuerdings im Focus der Integrationen. Der Markt In 2008 stieg der Verbrauch an Hähnchenfleisch auf 11,1 kg/Kopf. Dies ist mehr als zu BSEZeiten. Im Mittel der EU liegt der Verbrauch bei 17,1 kg/Kopf, ebenfalls mit steigender Tendenz. Die Verbrauchsdaten entstammen der MEG – Marktinfo Eier & Geflügel. Sie ist die Nachfolgeorganisation der ZMP (Zentrale Markt- und Preisberichtstelle). Der Verbrauch in Deutschland steigt jährlich um ca. 4%. Der Markt ist im Augenblick noch moderat aufnahmefähig, aber auf der anderen Seite auch gut versorgt. Dieses schlägt sich in der aggressiven Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels nieder. Der Selbstversorgungsgrad mit Hähnchenfleisch liegt derzeit in Deutschland knapp unter 100%; in der EU liegt er bei ca.102%. In Deutschland wird Frischfleisch, vorwiegend SB-verpackt, verstärkt über die Discounter vermarktet. Der Verbraucher bevorzugt heute zerlegte und z.T. marinierte Ware. Der Stallbau In der Hähnchenmast werden in den letzten Jahren geschlossene, wärmegedämmte Gebäude errichtet. Dies erleichtert im Vergleich zu den offenen, oder auch Jalousienställen, die Luftund Wärmeführung enorm. Die Abluft kann kontrolliert aus dem Stall geführt und je nach Vorgabe der Baubehörde einer Luftwäsche unterzogen werden. Die Inneneinrichtung besteht aus Futterrundtrögen und Nippeltränken, die höhenverstellbar sind. Die Stallgröße beträgt in der Regel für einen 40.000er Maststall 18 x 100m. Die Stallbaukosten können im Augenblick mit bis zu 11,50 €/Stallplatz angesetzt werden. Hiervon entfallen 30% auf die Inneneinrichtung und 70% auf die Stallhülle. Bei den Stallbaukosten sind die Kosten für den Architekten und die verschiedenen Genehmigungsverfahren, sowie Erschließung des Grundstückes nicht enthalten. Diese differieren von Betrieb zu Betrieb sehr stark, insbesondere die Erschließungskosten. Die neue Hähnchenhaltungsverordnung Am 12.Juni 2009 wurde zum vierten Mal die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung durch den Bundesrat geändert. Seit Anfang Oktober diesen Jahres ist sie in Kraft getreten. Eine wichtige Änderung ist die Besatzdichte in der Hähnchenmast. Für die Kurzmast ist somit eine Besatzdichte bis zu 35 kg/m2 Stallgrundfläche möglich. Für die Langmast gilt eine Besatzdichte bis 39 kg/m2 Stallgrundfläche. Die Mastverfahren sind an die Höchstgewichte der Tiere gekoppelt. Für die Kurzmast gilt hiernach ein Gewicht bis 1.600 g und für die Schwermast Gewichte über 1.600 g. Die vorgegebenen 39 kg pro Quadratmeter dürfen nach der neuen Regelung zu keinem Zeitpunkt überschritten werden. Eine Einschränkung bei der 35 kg-Regelung besagt, dass diese Grenze im Durchschnitt von drei Mastdurchgängen nicht überschritten werden darf. Weitere Regelungen beziehen sich z.B. auf die Lichteinfallfläche von 3% der Stallgrundfläche, 20 Lux Mindestlichtintensität während der Lichtphase, gemessen in Kopfhöhe der Tiere. Ein Sachkundenachweis ist ab dem 30.Juni diesen Jahres Pflicht. Neu gegenüber den „Freiwilligen Vereinbarungen in der Hähnchenmast“ ist die mindest. 6-stündige Dunkelphase, die aber nicht unterbrochen werden darf. Weitere Einzelheiten zu Futter- und Tränkeeinrichtungen sowie vorzulegende Aufzeichnungen und Einhaltung von tierschutzrelevanten Auflagen sowie Umluftraten sind im Detail geregelt. Im Stall dürfen Gaskonzentrationen bei Ammoniak 20 ppm und bei Kohlendioxyd 3.000 ppm nicht überschritten werden. Bei einer Außentemperatur von über 30°C im Schatten darf die Raumtemperatur diese nicht mehr als um 3°C überschreiten. Überschüssige Feuchtigkeit, die im Stall in den Übergangsmonaten schnell zu finden ist, soll ebenfalls abgeleitet werden. Bei einer Außentemperatur von unter 10°C sollte die Luftfeuchtigkeit im Laufe von 48 Stunden 70% nicht überschreiten. Neu ist ebenfalls die portionsweise Fütterung, die hiermit ihre Rechtsgültigkeit erhält. Kosten und Leistungen in der Hähnchenmast In den letzten Jahren war es in der Hähnchenmast so, dass die anfallenden Kosten durch die Auszahlungspreise im Durchschnitt der Betrieben gedeckt werden konnten. Im Wirtschaftsjahr 2008/2009 konnten die ersten Betriebsergebnisse von insgesamt 58 Betrieben mit 406 Mastdurchgängen ausgewertet werden. Es wurden Daten von allen verarbeitenden Integrationen und allen Mastverfahren ausgewertet. Die hier veröffentlichten monetären Daten beziehen sich auf Bruttowerte (landwirtschaftliche MwSt). Die Direktkostenfreien Leistungen (DkfL)/m2 Stallfläche in Höhe von 43,05 € sehen auf den ersten Blick sehr positiv aus, stellen aber keine Verbesserung zum Vorjahr dar. Die Spanne zwischen dem oberen (+25%) und dem unteren Viertel (-25%) geht im vorliegenden Wirtschaftsjahr nicht mehr so weit auseinander, wie im WJ 2006/2007. Die erfolgreichen Betriebe haben wirtschaftlich gesehen zugelegt. Die Verteilung der direkten Kosten ist aus dem Kreisdiagramm (Diagramm2) ersichtlich. Der Schwerpunkt der Kosten ist nach wie vor das Futter mit einem Anteil von ca. 67%, bzw. 0,52 €/kg LG. Im WJ 2006/2007 lag der Wert der Futterkosten noch bei 65% und davor bei 61%. Viele Betriebe veredeln daher eigenes Getreide über die Hähnchenmast. In diesem Zusammenhang sei noch darauf hingewiesen, dass eine evtl. Salmonellenproblematik hier nicht zu unterschätzen ist. Die schlechter wirtschaftenden Betriebe haben in den letzten Wirtschaftsjahren nicht oder nur teilweise den Lohnansatz von 13 €/AKh erwirtschaften können. Hähnchenmast kann nicht mal „eben nebenbei“ betrieben werden. Die Tiere reagieren äußerst sensibel auf Veränderungen. Die empfohlene zweimalige Tier- und Stallkontrolle am Tag muss unbedingt eingehalten werden. Ein gutes Fachwissen über die Tiere als auch über die Stalltechnik ist hier Grundvoraussetzung. Es zeigt sich, dass sehr gute Kenntnisse im Management und eine Steigerung der biologischen Leistungen enorm wichtig sind, um ein gutes Betriebsergebnis zu erzielen. Entscheidend sind jedoch der Auszahlungsreis und die Entwicklung der Futter- und Energiekosten. Die intensive Herdenführung benötigt fundiertes Fachwissen. Hier ist das „Auge des Mästers“ gefragt und das wiederum hat mit der eingesetzten Arbeitszeit zu tun. Diese wird mit ca. 900 AKh/40.000er Stall angesetzt. Bei Einsteigern kann dieser Wert um 1/3 steigen. Fazit Die Hähnchenmast in Deutschland erlebt derzeit eine enorme Nachfrage. Wer auf diesen Zug aufspringen möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er ausreichend Arbeitskapazitäten vorhalten sollte. Ein gesunder Betrieb kann ohne weiteres ein weiteres Standbein aufbauen. Gute Voraussetzungen sind eine ausreichende Flächenausstattung, damit der anfallende Mist verwertet werden kann. Niedrige Getreidepreise, wie in diesem Spätsommer, erlauben eine Veredelung des eigenen Getreides über die Hähnchen. Ganz wichtig ist eine absolute Gesundlage der Mastställe, damit die Gesundheitskosten minimiert werden. Nichts schmälert den wirtschaftlichen Erfolg mehr als Tiere, die nicht uniform sind oder am Schlachtband verworfen werden.. Eine genaue Erfassung und vor allem Auswertung der biologischen und monetären Daten aus jedem Mastdurchgang sind unerlässlich. Der spitze Bleistift bleibt neben einer guten Beobachtungsgabe das wichtigste Managementinstrument. Ein mangelhaftes Management schlägt sich bei Geflügel sofort in den biologischen und damit monetären Leistungen nieder. Um wirtschaftlich Erfolg zu haben muss der Mäster möglichst im Durchschnitt, besser im oberen Viertel der Betriebe wirtschaften. Nur so gelingt ein guter Start mit kräftigen Durchhaltevermögen auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten. Im Anhang finden Sie den Artikel mit den dazugehörigen Diagrammen. Kontakt: Silke Schierhold Beraterin Geflügel Telefon: 0441 801-695 Telefax: 0441 801-634 E-Mail: Stand: 25.02.2010 Masthähnchen-Wirtschaften im Centbereich - 52 KB ANMERKUNG E.N.: Bei den Ermittlungen der Festkosten sind die Kapitalkosten nicht berücksichtigt, beim Arbeitsanspruch ist ein Lohn von nur 13 Euro angesetzt... LINK ZUM THEMA KLIMASCHUTZLANDWIRTSCHAFT: http://www.vti.bund.de/de/institute/ak/aktuelles/veranstaltungen/homepages/1001_kopenhage n/Flessa_IGW2010.pdf AGRARHEUTE 27.02.2010 Wochenmarktbericht Eier & Geflügel Verbot der Käfighaltung treibt Großhandelsnachfrage Eppingen - Europaweit sind Eier knapp; die Industrie sucht händeringend nach Ware. Die deutsche Hähnchenproduktion zeigt diese Woche weiter deutliche Wachstumstendenzen. Wochenmarktbericht von Georg Heitlinger. (Foto: Philip Lange/fotolia ) Eier: Industrie sucht händeringend nach Ware Eigentlich gilt der Februar schon seit Jahren als der umsatzschwächste Monat des gesamten Jahres. Bedingt durch die aktuelle Ausnahmesituation durch das Verbot der deutschen Käfighaltung der Legehennen galt dies für den Februar 2010 offensichtlich nicht. Europaweit sind Eier knapp. Die verarbeitende Eierprodukteeindustrie sucht offensichtlich händeringend nach Ware, obgleich die Industrie das gleiche Problem hat wie viele Packstellen: Langfristige Lieferverträge mit Kunden sorgen dafür, dass der Endkunde von den steigenden Preisen auf dem Spotmarkt für Eier nichts mitbekommt; die Verluste sammeln sich beim Lieferanten an. Im Konsumbereich ist die Lage seit nahezu sechs Monaten unverändert: Die frei verfügbare Ware wird zu extrem hohen Preisen gehandelt. Der Endkunde, der jedoch z.B. im Discounter seine Eier kauft, merkt davon aber nichts. Ein Beispiel: Der Ladenverkaufspreis eines großen deutschen Discounters liegt schon seit Oktober 2009 bei 1,39 € für 10 Eier aus Bodenhaltung. Frei verfügbare Bodenhaltungseier werden aber schon seit langer Zeit für ca. 16 Cent/Stück auf Großhandelsebene gehandelt. Bei normaler Kalkulation würde dies eine Vk-Preis im Laden von ca. 2,29 bis 2,39 € bedeuten. Nehmen wir mal an, am Rotterdamer Spotmarkt für Öl steigt der Rohölpreis innerhalb weniger Tage um 50%. Diese Preiserhöhung würde der Endverbraucher sofort spüren, da die großen Ölkonzerne sie unvermindert weitergeben. Dies gilt offensichtlich jedoch nicht bei landwirtschaftlichen Produkten. Eigentlich unvorstellbar, aber leider Realität. Für Eiererzeuger, die aktuell Legehennen halten (viele haben ja mit der Haltung aufgehört oder bauen immer noch die Ställe um) ist es dennoch eine gute Zeit, da das Preisniveau bei Eiern historische Höchststände erreicht. Die große Unsicherheit besteht aktuell in der Zeit nach Ostern, da niemand weiß, wie viele Ställe gerade umgebaut werden und wie viel Produktion demnächst auf den Markt kommt. In 5 Wochen ist Gründonnerstag; bis dahin ist keine Entspannung der Eierpreise in Sicht. Geflügel: Steigende Hähnchenproduktion in Deutschland Die deutsche Hähnchenproduktion zeigt deutliche Wachstumstendenzen. Die Schlachtungen beliefen sich im Dezember nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf 64.095 t, was gegenüber 2009 einen Zuwachs von 11,0 % bedeutet. Im gesamten Jahr 2009 übertrafen die Schlachtungen von Hähnchen das 2008er Ergebnis mit 749.441 t um 6,0 %. Die Schlachtungen von Puten lagen 2009 mit 438.006 t lediglich um 0,4 % über Vorjahr. Der Absatz von Hähnchen- und Putenfleisch läuft derzeit stetig. Umsatzbelebungen blieben bislang aus. Mit Absatzbelebungen wird erst im März mit Blick auf die Osterfeiertage gerechnet. Die Großhandels- und Erzeugerpreise blieben am Hähnchenmarkt zuletzt weitgehend unverändert. Zumeist lagen sie allerdings unter dem Vorjahresniveau. Am Putenmarkt standen die Preise auf allen Ebenen noch unter Druck. Größtenteils gaben sie nochmals nach. Mit einer Stabilisierung wird in den kommenden Monaten aber gerechnet. Georg Heitlinger Eierproduzent aus dem baden-württembergischen Eppingen, 40.000 Legehennen, davon ca. 12.000 in Freilandhaltung, 28.000 in Bodenhaltung, ca. 90 ha Ackerbau, inkl. Packstelle, analysiert ab sofort wöchentlich für agrarheute.com in Zusammenarbeit mit der "Marktinfo Eier & Geflügel" (www.marktinfo-eier-gefluegel.de) die Marktentwicklung bei Eiern und Geflügelmast. Dienstag, 02. März 2010 um 22:30 Uhr in der Doku-Reihe 45 Min beim NDR Spurensuche mit provokanten Fragen: Was richten wir an, wenn wir unser Fleisch vom Bioschlachter kaufen? Landesnetzwerk Mecklenburg – Vorpommern Heike Irmer, Kreistagsabgeordnete Demmin unter 03 998 201 994 oder Jörg Kröger, Vorsitzender des Unternehmerverbandes MiLaN, Mit Lust an Natur e.V. unter 03 99 91 367 23 zur Verfügung. Raumordnungsverfahren für geplante Hähnchenmast begrüßt Das landesweite Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ wertet die Einleitung eines Raumordnungsverfahrens für die geplante Hähnchenmastanlage in Klein Luckow als großen Erfolg. „Dieser Schritt war längst überfällig“ erklärt Heike Irmer, die für die Grünen im Demminer Kreistag sitzt. „Die gegenwärtig überall im Land geplanten Massentierhaltungsanlagen produzieren z.B. oft Abwässer in der Größenordnung einer Kleinstadt. Das ist ohne Zweifel Raumbedeutsam und erfordert zwingend ein Raumordnungsverfahren“ meint Heike Irmer. Deshalb sei es auch völlig unverständlich, weshalb zum Beispiel für die riesige, im Tollensetal geplante Ferkelzucht auf ein Raumordnungsverfahren verzichtet wurde. Ähnlich wie in Sachsen-Anhalt sollten auch in Mecklenburg-Vorpommern Raumordnungsverfahren für große industrielle Tierproduktions- und Bioenergieanlagen verpflichtend werden, um mögliches Konfliktpotential zum Beispiel mit Anwohnern, Umwelt und Tourismus rechtzeitig entschärfen zu können. Eine entsprechende Landtagsinitiative der LINKEN war in Schwerin kürzlich noch gescheitert. Dennoch werde das Thema 2011 im Landtagswahlkampf sicher eine Rolle spielen. „Für die im Landesnetz zusammengeschlossenen Bürgerinitiativen und Verbände sind zwingend vorgeschriebene Raumordnungsverfahren eine zentrale Forderung. Wir werden dieser Forderung auch im Wahlkampf noch gehörig Nachdruck verleihen“ kündigt Heike Irmer schon mal an. Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Landesverband Niedersachsen - Pressesprecher : Eckehard Niemann, Varendorferstr.24, 29553 Bienenbüttel T: 0151 - 11 20 16 34, Mail: [email protected] Pressemitteilung EU-Tierschutzzentrum in Celle kontra Agrarfabriken Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßt die Bewerbung des Landkreises Celle als Standort für das neue europäische Tierschutzzentrum und entsprechende Pläne des Bundesagrarministeriums: Die EU habe schließlich in letzter Zeit einige wichtige Tierschutzmaßnahmen auf die Tagesordnung der EU-Länder gesetzt – zum Beispiel neue Vorschriften für eine artgerechtere Tierhaltung, den Tiertransport und die Deklaration der Haltungsbedingungen auf den Lebensmittel-Verpackungen. Das EUTierschutz-Zentrum, das die Tierschutzaufgaben in ganz Europa koordinieren soll, könne auch hierzulande wichtige Anstöße zur Beseitigung von Missständen in der Massentierhaltung geben. Das neu gegründete „Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ aus BUND, AbL, Deutschem Tierschutzbund, Provieh und 70 Bürgerinitiativen bot der neuen Behörde schon jetzt seine Mitarbeit und Unterstützung an. „Eine Überarbeitung der Nutztier-Haltungs-Verordnungen zugunsten der Tiere in der agrarindustriellen Geflügel- und Schweinehaltung wird von der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger dringend eingefordert,“ so AbL-Sprecher Eckehard Niemann, „ebenso die Ausrichtung der Förderprogramme auf eine artgerechte Haltung der Tiere mit ausreichendem Platz, Einstreu und Auslauf!“ Die Wissenschaftler des EU-Zentrums könnten in dieser Hinsicht auch einen belebenden Einfluss ausüben auf die möglichen Kooperationspartner in der Tiermedizinischen Hochschule, im Friedrich-Loeffler-Institut Mariensee und in den Universitäten Göttingen/Vechta sowie auf die Verhältnisse in den vielen MegaTierhaltungsanlagen in West- und Ostdeutschland. Allerdings, so Niemann, sei die geplante Ansiedlung einer Hähnchengroßschlachterei in Wietze bei Celle und die Anwerbung von 450 Hähnchenmastanlagen im Umkreis absolut kontraproduktiv für das Image eines möglichen Standorts desTierschutzzentrums. (1.930 Zeichen) 28.2.2010 top agrar Internetseite Europäisches Tierschutzzentrum nach Celle? 10.02.2010 Staatssekretär Dr. Gerd Müller macht sich für den Standort Celle stark Die Bundesregierung will das geplante europäische Tierschutzzentrum weiterhin nach Celle holen. Das hat der Parlamentarische Staatssekretär vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Gerd Müller, vergangene Woche in Berlin bekräftigt. „Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen und einen Beitrag zur Stärkung des Tierschutzes in Europa zu leisten“, so Müller. Seinen Angaben zufolge sind bisher auf Brüsseler Ebene noch keine Entscheidungen über die Einrichtung eines Tierschutzzentrums getroffen worden. Die Bundesregierung habe wiederholt gegenüber der Kommission ihr Interesse an dieser Institution deutlich gemacht und Celle als möglichen Standort angeboten. Dies werde man in den anstehenden politischen Diskussionen ebenfalls tun, kündigte der Staatssekretär an. Die EU-Kommission hatte im Herbst letzten Jahres einen Bericht über ein Tierschutzzentrum vorgelegt. Auf dem Agrarrat im Februar ist ein erster Meinungsaustausch dazu vorgesehen. Als Aufgaben eines europäischen Tierschutzzentrums nennt der Kommissionsbericht unter anderem die Koordination von Tierschutzfragen auf EU-Ebene, die Entwicklung von Kommunikationsstrategien, die technische Unterstützung für die Entwicklung und Umsetzung von Tierschutzstrategien, Forschung sowie die Organisation von Informationsmaßnahmen. Empfohlen wird eine Kombination zentraler und dezentraler Elemente mit einer vergleichsweise kleinen zentralen Einheit, die mit einem Netzwerk von Forschungseinrichtungen in den Mitgliedstaaten zusammenarbeitet und bei einer bestehenden Gemeinschaftsinstitution oder bestehenden öffentlichen Institution in einem Mitgliedstaat angesiedelt ist. Meldungen Eckehard Niemann: 6000er-Mastanlage gescheitert Die Auseinandersetzung im sächsischen Niethen um eine geplante 6000erSchweinemastanlage der Kattenstroth GbR ist mit dem Rückzug der Landwirte von diesem Vorhaben beendet worden, nachdem die verkehrliche Erschließung nicht gegeben war. Die örtliche Bürgerinitiative wurde vom bundesweiten Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ und der AbL unterstützt, obwohl es sich bei einem der Investoren um ein AbL-Mitglied handelte. –en BUND zu Agrarfabriken-Gülle Begierig aufgegriffen hat der Bauernverband hat eine Pressemitteilung der sächsischen BUND, in der Gülle aus industriell betriebenen Schweinemastanlagen als hochgradig mit Hormonen, Arznei- und Desinfektionsmitteln verseucht bezeichnet wird, die eigentlich als Sondermüll zu entsorgen sei. Die BUND-Verlautbarung bezeichnet Gülle aus diesen Großbetrieben sogar als Ursache für die „Verseuchung von Grundwasser, Böden und Luft und für die Vergiftung von Mensch und Umwelt“... –pm Militärbasen zu Agrarfabriken Eine russische Firma will nach Angaben der Rigaer Zeitung „Telegraf“ für 2 Millionen Euro das Gelände der ehemaligen sowjetischen Radarbasis in Riga kaufen, um dort eine Großanlage für 120.000 Schweine zu errichten. –pm Budde gegen Wachstums-Ideologen Kurz vor seiner Pensionierung hat Chefredakteur Franz-Josef Budde im Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe die „Wachstumsempfehlungen“ von Beratern kritisiert, die Mindestgrößen von 500 Sauen oder 3.000 Mastplätzen propagieren. Budde belegt anhand von Buchführungsergebnissen, dass Schweinehalter in der Größenklasse 30 bis 70 Sauen ( mit durchschnittlich 46 ha, 55 Sauen und 450 Mastschweinen) im geschlossenen System durchschnittlich einen Gewinn von 56.000 Euro und eine Eigenkapitalbildung von 25.000 Euro erwirtschaften – mehr als Durchschnittsbetriebe der höheren Größenklasse (mit durchschnittlich 125 Sauen und 600 Mastplätzen und 55.000 Euro Gewinn und knapp 10.000 Euro Eigenkapitalbildung). Erfolgreich wirtschaftende Betriebe mit 100 Sauen bildeten mit 30.000 Euro das gleiche Eigenkapital wie durchschnittlich wirtschaftende Betriebe mit 200 Sauen. Auch bei wachsenden Kuhbestände steigen die Gewinne laut Budde nur bescheiden: von 46.000 Euro bei 50-60 Kühen auf lediglich 66.000 Euro bei 100 bis 120 Kühen. Wachstum, so Budde, ist heute mit zusätzlichen teuren Flächen verbunden, größere Tierbestände mit wachsende Auflagen. Buddes Plädoyer: „Hören wir auf damit, Betrieben mit 100 Sauen, 600 Mastplätzen oder 50 Kühen die Zukunft kaputt zu reden!“ -en Transport-Kontrolle NRW-Landwirtschaftsminister Uhlenberg hat im Bundesrat eine Verordnung zur besseren Kontrolle der Transporte von Wirtschaftsdünger eingebracht. Bei Trockenkot, Gülle etc. soll eine Aufzeichnungspflicht von Lieferanten und Empfängern (bei ausländischer Herkunft sogar eine Meldepflicht) die ordnungsgemäße Verwertung sichern. –pm Nazi-Geld für Anti-Nazi-Demonstrationen Die evangelische Kirchengemeinde Eschede (bei Celle) will Pacht-Zahlungen von Rechtsextremen nutzen, um Anti-Nazi-Demonstrationen mitzufinanzieren. Die Kirchengemeinde Eschede im Kreis Celle kassiert jährlich knapp 1.500 Euro, weil sie Land an einen Neonazi verpachtet hat. Das Geld soll nun in einen Fonds gegen Rassismus und rechtsradikale Gewalt fließen. Rechtsextremisten nutzen den Bauernhof seit Jahren für Treffen – dagegen gab es in Eschede kürzlich eine Demonstration von Antifaschisten. Den 2014 auslaufenden Pachtvertrag will die Kirchengemeinde nicht verlängern. –pm 350 für 19 Euro ? Ein großer ostdeutscher Ackerbaubetrieb in der Magdeburger Börde erhält wie andere Betriebe etwa 350 Euro/ha Flächen-Direktzahlungen, muss aber nur 19 Euro pro Hektar für die Einhaltung der EU-Umweltnormen („cross-compliance“) aufwenden. Dieses gesellschaftlich kaum vermittelbare Ergebnis einer Studie des von-Thünen-Instituts, so viele Kommentaren, macht eine Umverteilung zugunsten der Umwelt und der bäuerlichen Arbeitskraft umso dringlicher. –pm Subventionen nicht mehr an Reiche Die US-Regierung will 2011 die Obergrenze für Agrar-Subventionen senken: Subventionsempfänger dürfen dann nicht mehr bis zu 750.000 Dollar landwirtschaftliches Bruttoeinkommen oder bis zu 500.000 nichtlandwirtschaftliches Einkommen haben, sondern wesentlich weniger. Der Haushaltsvorschlag zielt darauf, die Zahlungen auf diejenigen auszurichten, die sie am ehesten brauchen. Gleichzeitig soll das Sicherheitsnetz gegen niedrige Preise und Naturkatastrophen geschützt werden. –pm Agrarindustrielle Bio-Geflügelhaltung Im Biosektor gibt es glücklicherweise immer noch viele bäuerliche Direktvermarkter mit 1000 bis 2000 Hennen oder Lieferanten von regionalen Bioläden mit 3000 bis 6000 Tieren. Als „Bio-Massentierhaltung“ dagegen bezeichnet die Öko-Zeitung „Schrot & Korn“ neu gebaute Legehennenställe mit 20.000 Tieren. Zwar müssten auch diese Betriebe die Öko-Mindestanforderungen bei Futter und Stallplatz einhalten, aber die Regeln der EU-Bioverordnung verlangen lediglich Auslauf während eines Drittels der Hennen- Lebensdauer. Die Obergrenze von 3.000 Legehennen je Stall erlaubt die Haltung mehrerer getrennter Herden in einem Gebäude oder in Ställen nebeneinander. Ein Großteil der Bio-Eier stammt aus den agrarindustriellen Konzernen, die auch die konventionelle Massentierhaltung betreiben: „Deutsche Frühstücksei“ mit Tochterfima „Wiesengold“/Tiemann, „Heidegold“ oder „Goldei“. Spezialisierte Erzeuger von Bio-Eiern, u. a. in Bioverbänden wie Naturland „Verbund Ökohöfe“ oder Biopark, steigerten seit 2002 die durchschnittliche Hennenzahl je Betrieb von 3.500 auf 17.500. Die Bioskandale um die Firmen Franzsander und Hennenberg zeigten massive Verstöße – die offensichtlich unzulängliche Öko-Kontrolle soll in Großbetrieben jetzt unangemeldet dreimal im Jahr stattfinden. Laut „Schot & Korn“ zeigen Studien, dass den Hennen in großen Herden die Wege zum Auslauf zu weit sind, dass in größeren Beständen Federpicken und Kannibalismus zunehmen, dass man den Auslauf auch gezielt unterbinden oder durch fehlende Unterschlupfmöglichkeiten im Freien unattraktiv machen kann und dabei Futter spart. Die Anbauverbände machen immerhin genauere Vorgaben als die EU-Bio-Verordnung. – z.B. hinsichtlich des Auslaufs und von Wintergärten für Schlechtwetter-Zeiten. Professor Bernhard Hörning (FHS Eberswalde) empfiehlt kleinere Gruppen in optimierten Ställen und mit betriebsbezogenen Tiergesundheitsplänen - mit erhöhten Sitzstangen, überdachtem Scharr-Raum, Rauhfutter und Nest-Einstreu gegen Kannibalismus. Ein Punkt ist Hörning besonders wichtig: Die gezielte Züchtung von „öko-tauglichen Hennen mit hoher Legeleistung“ und damit das Ende der Abhängigkeit vom einzigen deutschen Züchtungsunternehmen (Lohmann) für Legehennenhybriden, das jahrzehntelang auf Höchstleistung in Käfigen züchtete... –pm Unabhängige Bauernstimme März 2010: Geruch, Staub, Stickstoff, Keime und Filteranlagen Neue Regelungen im Immissionsschutzrecht sind bei Stallbauten zu beachten Neue gesetzliche Bestimmungen im Immissionsschutzrecht sind seit kurzem in Kraft bzw. werden demnächst wirksam werden. Im Widerstand gegen den Bau von Agrarfabriken, die nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigt werden müssen, aber auch bei Stallbauten landwirtschaftlicher Betriebe sind diese von großer Bedeutung: Geruch Die neue Geruchs-Immissionsrichtlinie (GIRL) vom Oktober 2008 ist in vielen Bundesländern im vergangenen Jahr mittels Ministerialerlass zu einer verbindlichen Verwaltungsvorschrift für Genehmigungsverfahren nach § 4 BundesImmissionsschutzgesetz (BImSchG) erklärt worden. Für nicht genehmigungsbedürftige Anlagen kann die GIRL sinngemäß angewandt werden. Die Geruchsemissionen aus Tierhaltungsanlagen werden hinsichtlich ihres Belästigungspotentials unterschiedlich beurteilt. Mit den „tierartspezifischen Gewichtungsfaktoren“ werden Rinderhaltungen als am wenigsten belästigend eingestuft (Faktor 0,5), während die Geflügelmast mit dem Faktor 1,5 eine deutliche Beaufschlagung bekommt. Die Schweinehaltung belegt das Mittelfeld. Umliegende Wohnbebauungen dürfen nicht über einen bestimmten Grad (10 bzw. 15 % der Jahresstunden) hinaus mit Geruch belästigt werden. Nunmehr darf jede einzelne Anlage den Immissionswert von 0,06 (6% der Jahresstunden) nicht mehr überschreiten. Das soll verhindern, dass eine einzelne Anlage diesen maximal zulässigen Grad voll ausschöpft und damit die Entwicklungsmöglichkeiten anderer eventuell in dem Bereich liegender Betriebe gänzlich verhindert. Staub (PM10) Bei den zulässigen Belastungshöchstgrenzen fand am 1. Januar 2010 ein fließender Übergang statt. Mit der Richtlinie 1999/30/EG hat die Europäische Union festgelegt, dass der einzuhaltende Tagesmittelwert von 50 µg/m³ nunmehr nur noch an 7 Tagen im Jahr (vorher 35) überschritten werden darf. Der Jahresmittelwert liegt jetzt bei 20 µg/m³ statt 40 µg/m³. Vor allem Geflügelhaltungen sind mit Staubemissionen verbunden, so dass vor diesem Hintergrund Staub in Genehmigungsverfahren an Bedeutung gewinnen wird. Ammoniak (NH3) und Stickstoff (N) Während zu hohe Konzentrationen von NH3 in der Luft direkten Schaden an den Blätter, Nadeln, Halmen usw. durch innere Verätzungen hervorrufen, führen übermäßige N-Einträge zu einem Ungleichgewicht in der Bodenlösung zu Lasten basisch wirksamer Kationen; Versauerung tritt ein und das Ökosystem wird instabil. Im Rahmen des Multikomponenten-Protokolls hatte sich die Bundesrepublik Deutschland dazu verpflichtet, die NH3-Emissionen bis zum Anfang dieses Jahres auf 550 Kilotonnen (kt) zu reduzieren, was einer Minderung von 28% gegenüber dem Bezugsjahr 1990 entspricht. Dieses Ziel scheint nicht erreicht worden zu sein. Abgesehen von eventuellen Strafen durch die EU wird die Bundesrepublik Deutschland in nächster Zukunft weiter an der Verminderung des NH3-Ausstoßes arbeiten müssen. Da etwa 90% der Gesamt-NH3-Emissionen der Landwirtschaft zuzuschreiben sind, wird diese zunehmend in den Fokus geraten und mit Möglichkeiten zur Reduzierung dieser Emissionen aufwarten müssen. Im Bereich der Tierhaltung enthält die „Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft - TA Luft“ (2002) bereits einige Vorgaben wie die Abdeckung von Flüssigmistlagern außerhalb der Stallungen. Weitere Möglichkeiten auf betrieblicher und betriebstechnischer Ebene sind in der VDI Richtlinie 3894 Blatt 1, die im Entwurf vom Oktober 2009 vorliegt und die veralteten VDI-Richtlinien 3471 und 3472 ablösen wird, aufgeführt. Ein gutes Betriebsmanagement und kleine, aber durchdachte, finanziell verhältnismäßig wenig aufwendige Modifikationen an den typischen Stallbaukonzepten beinhalten ein großes NH3-Einsparungspotential. Der Aspekt der NH3-Emission und der daraus resultierenden N-Immissionen in der Umgebung der Anlage wird künftig immer stärker über die Zulässigkeit von Bauvorhaben entscheiden. Arbeitsgruppen wie die LAI (Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz) befassen sich zunehmend mit diesem Thema und haben bereits Vorschläge zur Handhabung in Genehmigungsverfahren gemacht. Keime Die Wirkung von Bioaerosolen und Mikroorganismen aus Tierhaltungsanlagen ist schon lange ein gewichtiges Thema, ohne bisher in eine wissenschaftlich fundierte und rechtliche fassbare Form gebracht worden zu sein. Mit dem Entwurf der VDIRichtlinie 4250 vom November 2009 wird sich auch das ändern. Diese Richtlinie, in vorliegender oder ähnlicher Form, wird zukünftig ein klar definiertes Instrument zur Bewertung anlagenbezogener Luftverunreinigung mit Bioaerosolen und biologischen Agenzien aus Tierhaltungsanlagen zur Verfügung stellen. Filteranlagen Für kleine bis mittelgroße Tierhaltungsanlagen gilt bisher der Grundsatz, dass wegen des hohen finanziellen Aufwands Filteranlagen nicht als der „Stand der Technik“ anzusehen sind. Bestehende Betriebe fürchten eine nachträgliche Auflage zum Einbau eines Filters und gewisse Interessenvertreter schüren diese Furcht und verschweigen, dass bereits kostengünstige Filtersysteme angeboten werden, die in der Lage sind, jeden der o.g. Problempunkte deutlich zu entschärfen. Bei Einbau dieser Filter müssen nicht einmal die Baukosten steigen, da die Installation hoher Schornsteine und/oder eines zentralen Abluftschachts nicht weniger teuer sind. Gleiches kann für die laufenden Kosten gelten, weil durch den Einsatz der Reinigungsanlagen eine bessere Luftqualität im Stall erzeugt wird, die letztlich zu weniger Krankheit bei den Tieren führt, was einen geringeren Einsatz von Medikamenten und eine geringe Mortalität zur Folge hat. Jeder Landwirt sollte sich vor einem Stallbau intensivst mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Möglichkeiten zur Optimierung des Managements beschäftigen. Knut Haverkamp