3. Zitat einer Mutter über sensorische Integration

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Manuskript
In dem Modul körperorientierte Methoden
Im Baustein Sensomotorik
Sensorische Integration
Von
Merle Hinz
&
Friederike Jehring
Semester: 1
Studiengang: Heilpädagogik
Betreuer: Herr Burtscher
Berlin, 18.12.2008
Gliederung des Referats
1. Was ist sensorische Integration?
2. Sensorische Integrationstherapie
2.1. Anna Jean Ayres die Begründerin der SI
2.2. Definition Sensorische Integrationstherapie
2.3 theoretische Grundannahmen
2.3.1. neuronale Plastizität
2.3.2. Adaption
2.3.3. Inner Drive
2.3.4. Hierarchie im Nervensystem und die Entwicklungsfolge
2.4. Symptome einer Inadäquaten SI
2.5.Störungen der SI
2.5.1. Modulationsstörung
2.5.1.1. taktile Defensivität
2.6. Behandlungsprinzipien
2.6.1. grundlegende Verhaltensweisen der/s Therapeuten
2.7. Behandlungsaktivitäten
2.7.1. Rollbrett
2.7.2. weitere Therapiemedien
2.8. Vergleich SI – Therapie und Spieltherapie
3. Zitat einer betroffenen Mutter
4. Quellenverzeichnis
5. Literaturverzeichnis
1. Was ist sensorische Integration?
Die Integration der Sinne ist das Ordnen der Empfindungen, um sie gebrauchen zu
können.
Unsere Sinne geben uns Informationen über den physikalischen Zustand unseres
Körpers und über die Umwelt um uns herum.
Das Gehirn muss all die unterschiedlichen Empfindungen angemessen koordinieren.
Gut integrierte Empfindungen können genutzt werden, um daraus Wahrnehmung,
Verhaltensweisen und Lernprozesse zu formen.
Die Handlungen werden komplexer, je mehr Sinnessysteme angesprochen und
miteinander verknüpft werden.
Beispielsweise drehen wir unseren Kopf, wenn wir akustische Reize aus einer
Richtung wahrnehmen und kontrollieren mit den Augen, woher der Reiz kommt. 1
Während des Referates folgt an dieser Stelle ein Experiment. Die Kommilitonen
werden in zwei Gruppen eingeteilt und haben die Aufgaben einerseits das Schälen
einer Manderine mit ihren motorischen und koordinativen Anforderungen zu
reflektieren, während die anderen Gruppenmitglieder alle Sinnesbereiche die dabei
angesprochen werden erfassen sollen.
Ziel ist es, den Vorgang sensorischer Integration d.h. Das optimale Zusammenspiel
aller dieser Bereiche bewusst zu machen.
2. Sensorische Integrationstherapie2
2.1 Die Begründerin der Sensorischen Integrationstherapie;
Jean Ayres:
Jean Ayres wurde im Jahr 1923 in Kalifornien geboren.
Sie absolvierte eine Ausbildung zur Ergotherapeutin. Ihre therapeutische Arbeit fand
ihren Schwerpunkt zunächst in der Behandlung von Menschen mit neurologischen
Störungen (Hirnverletzte mit perzeptiven Störungen).
Sie stellte dabei fest, dass die Ursache vieler Probleme mutmaßlich auf Störungen in
der Wahrnehmung zurückzuführen sind. Ihr besonderes Interesse galt dabei der
Parallele zu Wahrnehmungsstörungen bei Kindern. Ayres entschloss sich zu einem
zusätzlichen Studium der pädagogischen Psychologie. Nach Beendigung der
Studienzeit war sie in einem Hirnforschungsinstitut in Los Angeles tätig und
erforschte ab 1950 vor allem die Ursachen von Lernstörungen bei Schulkindern. Aus
ihren dort erlangten neurophysiologischen Kenntnissen gründete sie eine Privatklinik
(„Ayres Clinic“), wo sie neue Behandlungsmethoden anwendete und schließlich auch
die sensorische Integrationstherapie als basale Wahrnehmungsbehandlung
entwickelte.
Außerdem erarbeitete sie 1972 eine Testreihe,
den „Southern California Sensory Integration Test“ (=SCSIT).
Durch ihre Forschungsprojekte kam Ayres zu der Annahme, dass häufig
eine basale Perzeptionsstörung für Lernstörungen verantwortlich ist. Sie erlangte
grundlegende „Erkenntnisse über die Hirnfunktionsweisen und ihre Beeinflussung“.
Neben der Ursachenforschung brachte Ayres einen wesentlichen Beitrag zur Analyse
der Wirksamkeit von therapeutischen Maßnahmen.
Sie lehrte an der Universität von Südkalifornien und entwarf ein pädagogisch –
psychologisches Therapiekonzept für Kinder mit Defiziten in der
Wahrnehmungsverarbeitung.
Ab 1973 legte sie ihren Fokus auf die Verbesserung des SCSIT Testverfahrens und
entwickelte daraus
den standardisierten SIPT (“Sensory Integration and Practice Test”).
Ayres starb im Jahr 1988 in Los Angeles.
2.2 Sensorische Integrationstherapie – Definition3
Die sensorische Integration nach Jean Ayres bedient sich neben standardisierten
Diagnostikverfahren der freien Verhaltensbeobachtung. Ziel der Therapie ist die
Verbesserung der sensorischen Integration mittels gezielter Reizsetzung. Nicht die
fehlende defizitäre Funktion wird eingeübt bzw. verbessert, sondern die Wirkung der
Sinnessysteme aufeinander.
Der sensorischen Integrationsbehandlung geht eine genaue Befundung voraus,
darauf aufbauend folgen stufenweise formulierte Zielsetzungen.
In der Regel ist die Therapieform nondirektiv. Der Therapeut/in lässt sich die
Richtung durch das Kind zeigen. Am intensivsten kommt eine Integration von
Sinneseindrücken zustande, wenn das Kind von sich aus einen bestimmten Reiz
wünscht und eine Tätigkeit einleitet, durch die es die gewünschten Empfindungen
erhalten kann.
Nur dann, wenn das Kind die Bedeutsamkeit seines Handelns erfährt, kann die
therapeutische Arbeit erfolgreich sein.
Zudem ist die sensorische Integrationstherapie eine ganzheitliche Therapieform, da
Wechselwirkungen mit individuellen emotionalen, sozialen und kognitiven Funktionen
berücksichtigt werden.
2.4. Grundannahmen
2.4.1. neuronale Plastizität
Unter dem Begriff neuronale Plastizität versteht man die Fähigkeit des zentralen
Nervensystems zur Formbarkeit, Organisation und der Reorganisation.
Jean Ayres beschreibt neuronale Plastizität im Allgemeinen als einen normalen
Vorgang des sich entwickelnden Gehirns der die Grundlage für einen
therapeutischen Erfolg bildet.4
Diese Theorie konnte durch die gezielte Beobachtung hirngeschädigter Menschen
bestätigt werden.
Es wurde festgestellt, dass diese in der Lage sind, durch gezielte Stimulation
verloren gegangene Fähigkeiten (z.B. dem Laufen) wieder neu zu erlernen.
Dies ist nur durch die Reorganisation des Gehirns möglich.
Dabei übernehmen Zellen die Funktionen der verletzten neuronalen Zellen, obwohl
sie ursprünglich gar nicht dafür vorgesehen waren.
2.4.2 Adapation
„Eine Adaption ist eine Reaktion, bei welcher die betreffende Person mit ihrem
Körper und ihrer Umwelt in einer kreativen und sinnvollen Weise Handelt.“5
D.h. der Mensch lernt auf Reize adäquat zu reagieren.
Dieser Vorgang ist zu erkennen, wenn ein Kind zur Seite gestoßen wird. Es zeigt in
dem es sein Gewicht verlagert und nicht umfällt eine angepasste Reaktion. Somit
lassen sich in den Reaktionen eines Kindes auf Reize, die Qualitäten seiner
sensorischen Integrationsfähigkeit im Gehirn erkennen.
Zusätzlich führt jede Anpassungsreaktion zu einer weiteren Integration. Die durch die
Reaktion hervorgerufenen neuen Empfindungen werden in bereits bekannte und
schon im Gehirn „gespeicherte“ Empfindungen eingeordnet. 6
Während des Referates wird nun ein Kommilitone/in gebeten, sich für einen Versuch
zur Verdeutlichung des Anpassungsvorgangs bereit zu stellen.
Der Kommilitone soll sich dabei auf eine sehr weiche Matte stellen und wird, ohne es
vorher zu wissen, leicht zur Seite gestoßen. Beim ersten Stoß soll gezeigt werden,
dass der Schüler sich durch ein Schwanken aus dem Gleichgewicht bringen lässt.
Dann wird der Vorgang wiederholt. Der Schüler weiß nun was passiert und versucht
im Normalfall sofort seinen Körper anzuspannen und dem leichten Stoß entgegen zu
wirken, was in dieser Situation eine Adapation darstellt.
2.4.3. inner Drive
Der inner Drive oder auch innerer Drang genannt, beschreibt den von der Natur
gegebenen ausgeprägten Antrieb des Menschen seine Erlebniswelt zu entwickeln.
Es ist nicht notwendig einem Kind zu sagen, dass es das Sitzen und Laufen erlernen
soll. Das Kind ist, aus einem eigenen Bedürfnis heraus, gewillt dies selbst zu tun und
versucht dies immer und immer wieder.7
Gebe es diesen nicht, so würde sich der Mensch nicht oder kaum weiterentwickeln.
2.4.4. Entwicklungsfolge und die Hierarchie im Nervensystem
Anna Jean Ayres war der Annahme, dass sich Entwicklung in einer gewissen
Reihenfolge vollziehe und alle weiteren Schritte sich auf den vorhergehenden
aufbauen. Dabei wird davon ausgegangen, dass unser Nervensystem in einer
bestimmten Abfolge hierarchisch geordnet ist. 8
Die einzelnen Entwicklungsschritte werden in sogenannte „Entwicklungsbausteine“
eingeteilt, die das Fundament für reifere und komplexere Entwicklungsstufen bilden. 9
Bspw. erlernt ein Kind erst den Kopf zu heben bevor es sitzt und es muss zunächst
einmal aufrecht und stabil sitzen können, bevor es das Laufen erlernt.
Dennoch wird das Nervensystem als ein offenes System beschrieben, denn sonst
wäre der bereits beschriebene Prozess der neuronalen Plastiziät nicht möglich.
Das Spiel in der SI-Therapie ist eine Situation in der das Kind „Lernen soll,
wie man lernt“. Darunter wird verstanden, dass sich ein Kind in spielerischer
Aktion unbewusst aneignet, alle Sinnesbereiche zu verknüpfen und sich allen
Wahrnehmungsystemen zu bedienen und optimal zusammen „spielen“ zu
lassen.
Das Gehirn wird trainiert sich so zu ordnen, dass es besser arbeiten kann. Für
diesen Prozess wird das komplette Nervensystem benötigt.
Daraus folgt: umso mehr Sinnessysteme zusammenarbeiten, umso
leichter fällt es einem Kind zu lernen.10
11
Diese Abbildung wird während des Vortrages in Form eines Wahrnehmunsbaumes
einfach dargestellt und gemeinsam mit den Zuhörern ergänzt.
2.5 Symptome der sensorischen Integrationsstörung12
Kinder mit einer SI-Störung weisen oft keine eindeutigen neurologischen
Funktionsverluste auf. Häufig zeigen sie jedoch typische Symptomatiken. Es lassen
sich Symptome in den verschiedenen Lebensjahren unterscheiden:
Im Säuglingsalter:
 Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
 Saug- und Schluckprobleme
 Übermäßige Unruhe mit Schreiattacken bzw. auffallend geringe Aktivität
 Irritation/ Abwehr auf Lageveränderung
 Irritation/ Abwehr auf Berührung
Im Kleinkind-Schulalter:
 Verzögerte, motorische Entwicklung
 mangelndes Selbst- und Körperbewusstsein
 verzögerte Sprachentwicklung
 Geräuschempfindlichkeiten
 Verhaltens- und Stressauffälligkeiten
 Anpassungsschwierigkeiten an neue Situationen
 Hyper-Hypoaktivität
 Teilleistungs- bzw. Lernstörungen
 Vermeidung der Hand zum Gebrauch (Dinge zu erfühlen, ertasten, etc.)
2.6. Störungen der Sensorischen Integration
2.6.1.Bsp. Modulationstörung
Sensorische Modulation ist die Fähigkeit des ZNS, die Intensität und Dauer von
Reaktionen an Empfindungen anzupassen.13
14
Ist diese Fähigkeit des Zentralnervensystems nicht gegeben, so spricht man von
einer Modulationsstörung. Sie kann sowohl im taktilen, visuellen, auditiven,
propriorezeptiven als auch im Bereich der vestibulären Wahrnehmung auftreten.
Dabei unterscheidet man zwischen Dormanz einer Unterempfindlichkeit und der
Defensivität einer ausgeprägten Abwehr und Überempfindlichkeit gegenüber
Reizeinwirkungen.
2.6.1.1. Modulationsstörung am Beispiel der taktilen Defensivität:
Hierbei versteht man eine negative und vermeidende Reaktion auf bestimmte
„unschädliche“ taktile Stimuli. Eine adäquate Bedeutungszuweisung hinsichtlich der
Berührungen ist beeinträchtigt.15
Folgende Reize beschreiben die Kinder meist als sehr unangenehm:
 Abreiben mit dem Handtuch
 gekitzelt oder durchgekrabbelt werden
 wenn sie eine Person von hinten berührt
 spezielle Nahrungsmittel bspw. Joghurt mit Fruchtstücken darin
 Kleidung aus Wolle, Seide oder Samt
 Anfassen von Sand Matsch und Dreck
 Körperhygiene besonders Haare waschen
Zu beobachten ist häufig:
 verstärkte Ablenkbarkeit, Aktivität und Impulsivität
 auffällige vegitative Reaktion in Folgen von taktilen Reizen
z.B. erhöhter Puls, Schwindel16
Aufgrund der großen Unsicherheit (welche durch die mangelnde Reizverarbeitung
entsteht) sollte man den Kindern immer das Gefühl vermitteln, sie hätten die
Situation unter Kontrolle. Das bedeutet Reizgabe (z.B. in Form von Berührung),
sollten stets eindeutig und klar für sie sein. Man muss ihre Gefühle ernst nehmen und
sie in kleinen Schritten an die verschiedenen Reize ranführen.
Risikofaktoren für die Entstehung einer SI – Störung können sein:






Sauerstoffmangel während oder nach der Geburt
Infektionskrankheiten der Mutter während der Schwangerschaft
Bewegungsmangel des Kindes
reizarmes Milieu
Alkohol- und Drogenkonsum der Mutter in der Schwangerschaft
Seelischer Druck17
2.7. Behandlungsprinzipien18
2.7.1 grundlegende Verhaltensweisen des Therapeuten/in:
 Selbstbestimmte Eigenaktivität
Der Therapeut gestaltet und strukturiert vorab den Rahmen der Therapie. Das Kind
darf eigenaktiv auswählen und Handeln, dabei greift der Therapeut nur lenkend und
unterstützend in das Handeln des Kindes ein.
 Zeit
Das Kind sollte ausreichend Gelegenheit erhalten, sich sowohl mit den Personen,
Räumlichkeiten und den Materialien auseinandersetzen zu können, auf die es
während der Behandlung trifft.
 Das Kind dort abholen, wo es momentan ist
Bei Therapiebeginn ist es ganz wichtig auf der richtigen Entwicklungsstufe des
Kindes anzusetzen. Das heißt die Förderung wird an der Stelle angesetzt, bei der
das Kind bereits Kenntnisse oder Fähigkeiten hat.
 positive Emotionalität
Eine angenehme therapeutische Atmosphäre und die emotionale Beziehung zur
Therapeutin können von großer Bedeutung sein.
Die Wirksamkeit der Angebote wird wesentlich positiv beeinflusst durch Freude, Lust
und Spaß bei den verschiedenen Tätigkeiten. Besonders im Bereich der Defensivität
ist das Vertrauen des Kindes in den Therapeuten/in ganz besonders wichtig für den
Verlauf der Therapie.
 Erregungsniveau
Das Erregungsniveau wie auch die einzelnen Herausforderungen , welche in der
Therapie angebracht werden, müssen auf jedes Kind individuell abgestimmt werden.
Somit wird vermieden, dass ein Kind unterfordert, überfordert oder auch „über“- oder
„unterreizt“ wird.
Stimulationsreize sollten eindeutig sein, um eine spontane Anpassungsreaktion
auszulösen, damit sie somit im ZNS sensorisch integriert werden können.
2.8. Behandlungsaktivitäten
2.8.1 Behandlungsaktiviäten am Beispiel Rollbrett19
Gewöhnlich liegt das Kind in Bauchlage auf dem Rollbrett. Es ist möglich damit am
Fußboden (mit oder ohne Hindernissen) entlang zu fahren oder eine schräge Ebene
beziehungsweise eine Rampe hinunter zu fahren. Die beiden Körperenden werden
entgegen der Schwerkraft angehoben und in dieser Position gehalten.
Die Bauchlage ist die Lageposition, in der Haltungs- und Bewegungsreaktionen
ausgebildet werden, die zum Stehen, Gehen und weiteren sensomotorischen
Handlungen des späteren Lebens führen. Das Rollbrett löst zudem
Sinneswahrnehmungen und Bewegungsreaktionen aus, die man bei einem Kind
nicht erreichen kann, wenn es einfach nur sitzt oder steht.
Die Fähigkeit, die „Flugzeughaltung“ ohne große Anstrengung beibehalten zu
können, dient zur Überprüfung der Wirksamkeit des Gleichgewichtsystems. Des
Weiteren werden in der Bauchlage bestimmte Schwerkraftrezeptoren stimuliert.
Die Ganzkörperbewegungen auf dem Rollbrett und die damit ausgelösten
Sinneswahrnehmungen und –Verarbeitungen bauen die Grundstrukturen für
Großhirnprozesse auf, die für das Lesen oder Schreiben Voraussetzung sind.
Zudem wird durch die Ganzkörperbewegung auch die Basis für feinmotorische
Fertigkeiten gegeben, d.h. die Grundlage, um Schreiben zu lernen oder
handwerkliche Betätigungen umsetzen zu können.
Ein Kind mit einem untererregbaren Gleichgewichtssystem zeigt gewöhnlich keine
angemessene Körperspannung; es lässt den Kopf hängen und die Beine am Boden
entlang schleifen. Es zeigt oftmals nach kurzer Zeit erste Anzeichen von Erschöpfung
und Müdigkeit.
Die Rollbrettaktivität stellt für das Kind eine große Anforderung dar, bei dem es
überdurchschnittlich Krafteinsatz aufbringen müssen.
Kinder mit einem übererregbaren Gleichgewichtssinn haben meist Angst, eine
Rampenfahrt mit dem Rollbrett umzusetzen bzw. verweigern das Spiel mit dem
Rollbrett. Die schnelle Geschwindigkeit löst bei ihnen häufig Schwindelgefühle
hervor.
Es gibt einige Modifikationsmöglichkeiten, einem ängstlichen Kind dazu verhelfen,
die Rollbrettfahrt auszuprobieren. So können beispielsweise Pappkartons oder
Schaumstoffwürfel vor die Rampe am Boden positioniert werden, um dem Kind die
Sicherheit zu geben, in seiner Geschwindigkeit gebremst zu werden. Das
Zerquetschen der Kartons kann dem Kind zusätzlich ein Gefühl von Stärke vermitteln
und ihm ein Erfolgserlebnis ermöglichen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die
Persönlichkeitsentwicklung aus.
Wenn diese Rollbrettspiele regelmäßig wiederholt werden, bildet das Gehirn
Sinneserfahrungen, von jedem Teil des Körpers aus. Es können
Gedächtniseindrücke gesammelt werden, mit deren Hilfe das Kind schrittweise seine
Körperwahrnehmung genauer ableiten kann.
Die inneren „Landkarten“(- automatisierte Handlungsabläufe) die sich bei
zunehmenden Rollbrettfahrten bilden, verhelfen dazu, dass das Kind seine
Bewegungsplanung auch zu Hause oder in der Schule besser durchführen kann.
Es bedarf somit einer ständigen Überprüfung des gesetzten Anforderungsniveaus.
Wenn es die Fahrt auf dem Rollbrett durch wiederholte Übung integrieren konnte, ist
es wichtig weitere Schweregrade zu finden, um dem Kind weitere Sinneseindrücke
und Handlungen zu ermöglichen.
Es wäre denkbar, das Kind einmal durch einen aufgestellten Tunnel fahren zu
lassen oder einen Gegenstand von der Decke hängen zu lassen, der während der
Rollbrettfahrt berührt oder mitgenommen werden soll.
2.8.2. Weitere Therapiemedien20
Im weiteren Verlauf werden Beispiele für verschiedene Therapiemedien beschrieben,
die bei dem jeweiligen Sinnessystem einen angemessen Einsatz darstellen könnten.
Beispiel 1:
Sind Kinder im tiefensensiblen Bereich unterinformiert, so macht es sich
beispielsweise dadurch bemerkbar, dass diese Kinder unverhältnismäßig oft fallen,
sich stoßen und Dinge ggf. umwerfen.
Das tiefensensible System umfasst drei Bereiche:
 Stellungssinn (Lage und Stellung des Körpers)
 Kraftsinn (Kraft und Tonus)
 Kinästhetik (Empfindungen der Bewegungen des Körpers)
Da bei einer solchen Störung die Bewegungen des Körpers nicht richtig eingeschätzt
werden können, benötigen die Kinder visuelle Kontrolle.
In der Therapie können verschiedene Medien eingesetzt werden: Rollbrett,
Hängematte, Schaukel, Trampolin, etc.
Beispiele:
 Werfen von unterschiedlich schweren Säcken in einen Eimer (Kraftdosierung)
 Slalomfahrt mit dem Rollbrett um Schaumstoffblöcke
 Körperteile des Kindes (z.B. mit dem Igelball) überrollen und benennen lassen
 Kind sitzt im Hochkniestand auf einer 4 Punkt Schaukel und greift -während
des Schaukelns- nach Gegenständen (u.v.m)
Beispiel 2:
Im Bereich des taktilen Systems können Kinder, wie bereits beschrieben, sowohl
über- als auch unterinformiert sein. Bei überinformierten Kindern sollten zunächst
keine passiven Berührungen eingesetzt werden. Die Therapie beginnt zunächst also
mit aktivem Fühlen.
Bei taktil unterinformierten Kindern empfiehlt sich für einen guten Therapieeinstieg
das „Sandwich-Spiel“, bei dem das Kind zwischen Matten liegt und ausreichend
Druck bekommt, damit es seinen Körper bewusst wahrnehmen kann.
Mögliche Medien zur taktilen Stimulation:
Igelbälle, Erbsen-/ Sandsäckchen, Hängematte, verschiedene Untergründe
(Kunstrasen, Schaumstoff, etc.)
Beispiel 3:
Ein vestibulär unterinformiertes Kind zeigt Auffälligkeiten, da es starke
Bewegungsreize benötigt und folglich auch bestimmte Gefahrensituationen schlecht
einschätzen kann. Diese Kinder zeigen meistens ein hyperaktives Verhalten.
Im Gegensatz dazu verhalten sich vestibulär überinformierte Kinder auf Spielplätzen
eher stark zurückhaltend und erleben auf der Schaukel oder auch bei Autofahrten
schnell Schwindelgefühle.
Wichtig ist zu berücksichtigen, dass diese Kinder zu Beginn der Therapie nicht
einfach auf die Therapieschaukel oder die Hängematte „getrieben“ werden. Ihre
Signale von Unsicherheit und Angst sollten stets berücksichtigt werden.
Folgende Therapiemedien könnten zum Einsatz kommen:
Rollbrett, Trampolin, ggf. Schaukel (nicht aktiv schaukeln; um beispielsweise
Gegenstände fangen zu können)
Zur möglichen Anwendung von Therapiemedien innerhalb der SI – Therapie folgen
nun zwei praktische Übungen, bei denen unsere Kommilitonen eigene sensorische
Erfahrungen machen können.
Insbesondere sprechen wir dabei das vestibuläre und propriorezeptive System an.
Praktische Übungen:
Übung 1: Fahren auf dem Rollbrett
Übung 2: Peziball
2.9. Vergleich SI – Therapie und Spieltherapie21
Auf den „ersten Blick“ macht die Sensorische Integrationstherapie den Eindruck, als
wäre sie nichts anderes als eine Spieltherapie, dennoch sind die Schwerpunkte
dieser Therapie völlig andere.
Die Spieltherapie ist eine Form der Psychotherapie und ergründet und vermittelt
psychische und soziale Erfahrungen eines Kindes.
Die SI – Therapie befasst sich natürlich auch mit diesen Bereichen, dennoch sind
diese nicht vordergründig während der Behandlung.
Spieltherapeuten sind sich bei ihrer Arbeit nicht bewusst über eine Einwirkung auf die
sensorische Integration, da sie in der Regel keine Ausbildung zur planmäßigen
Verbesserung diese Vorgänge erlangt haben.
3. Zitat einer Mutter über sensorische Integration:22
 Situation: Austausch im Elternforum
 Thema: Junge (26 Monate) schlägt sich selbst auf den Kopf
„ Ich habe solche Fälle jetzt schon öfter im Forum gelesen.
Ich glaube, diese Kinder holen sich auf diese Weise Tiefeninformationen
(= Reize im Körperinnern auf Muskel, Gelenke und Sehnen).
[…] Am Besten ist es, den Kindern bei jeder Gelegenheit Reize zu ermöglichen;
rumtoben, Gliedmaßen mit der Hand drücken, schwere Sachen tragen und
(Sandsäcke, Telefonbuch...).
Zum Weiterlesen, mein Tipp: Sensorische Integration im Dialog“ (Ulla Kiesling)“
Mit diesem Zitat möchten wir darstellen, dass sich sensorische Integration und
Maßnahmen zur Förderung der SI zu einem zunehmend bekannteren Themenfeld
für Eltern entwickelt. Häufig recherchieren sie bereits eigenständig, wie sie selbst ihre
Kinder unterstützen und Reize vermitteln können, nach denen sie suchen.
Die SI – Therapie gibt Anregungen und Möglichkeiten (neben therapeutischer
Begleitung) sensorische Integration auch im Alltag des Kindes mit einfachsten
Materialien vielfältig zu fördern.
4. Quellenverzeichnis
[1]
(vgl.) Ayres, A.Jean, Bausteine der kindlichen Entwicklung, 4.Auflage, Berlin
2002,S.7-9
[2]
(vgl.) Zimmermann, Anke,Ganzheitliche Wahrnehmungsförderung bei Kindern
mit Entwicklungsproblemen, Möglichkeiten der sensomotorischen Integration,
Dortmund 1998
[3]
a.a.O.S.231-2321
(vgl.)http:// www.hoppsala.de/index.php?menueID=21&contentID=118
[4]
(vgl.) Blanche, Erna I.; Roley, Smith Susanne; Schaaf, Roseann C.,
Sensorische Integration, Grundlagen und Therapie bei
Entwicklungsstörungen, Berlin Heidelberg 2004 , S. 32
[5]
Ayres, A. Jean (1984), Bausteine der kindlichen Entwicklung, 2. Auflage,
Berlin Heidelberg 1992, S.18
[6]
Ayres, Anna Jean, Bausteine der kindlichen Entwicklung, 2. Auflage, Berlin
Heidelberg 1992, S.19
[7]
ebd.
[8]
(Vgl.) Karch et al. 2002, Sensorische Integration Original – Heute, Zitat n.
Dagmar Schulz 2006, S.47
[9]
a.a.O.S.196
[10]
a.a.O.S.666
[11]
Abb. Söchtling, Elisabeth, Sensorische Integration Original und Heute, Idstein
2006, S.49
[12]
(vgl.) http://www.fruehbehandlung.de/ian_sens.htm
[13]
(Vgl.) Söchtling, Elisabeth, Sensorische Integration Original und Heute, Idstein
2006, S.29
[14]
Abb. Weller, unveröffentlichtes Material DPFA Zwickau 2003,
[Theorie der sens. Modulation 1]
[15]
(Vgl.) Weller, [SY Disfunktionen 4], unveröffentlichtes Material, DPFA Zwickau
2003
[16]
ebd.
[17]
http://www.fruehbehandlung.de/ian-sens.htm
[18]
(Vgl.) Weller ,[Einteilung von Behandlungsansätzen 2], unveröffentlichtes
Material, DPFA Zwickau 2003,
[19]
a.a.O.S.248-2521
[20]
(vgl.) http:// www.hoppsala.de/index.php?menueID=21&contentID=116
[21]
Ayres, A. Jean, Bausteine der kindlichen Entwicklung, 2. Auflage, Berlin
Heidelberg 1992, S.215-216
[22]
http://www.parents.at
5. Literaturverzeichnis
A.Jean Ayres, Bausteine der kindlichen Entwicklung, Die Bedeutung der Integration
der Sinne für die Entwicklung des Kindes“, 4.Auflage, Berlin 2002
A.Jean Ayres, Bausteine der kindlichen Entwicklung, Die Bedeutung der Integration
der Sinne für die Entwicklung des Kindes“, 2.Auflage, Berlin Heidelberg 1992
Biedermann, Katja, Anregung zur Therapiegestaltung nach SI-Grundlagen in
Illustration, 3. Auflage, Dortmund 2003 (12)
Blanche I., Erna .; Susanne Roley, Smith; Schaaf C., Roseann.: Sensorische
Integration, Grundlagen und Therapie bei Entwicklungsstörungen, Berlin Heidelberg
2004
Doering, Winfried und Waltraut; Sensorische Integration, Anwendungsbereiche und
Vergleich mit anderen Fördermethoden /Konzepten; 4. Auflage, Dortmund 1999
n
Fisher/Murray/Bundy: „Sensorische Integrationstherapie: Theorie und
Praxis“,1.Auflage, Springer Verlag, Berlin 1998
Kieslling, Ulla; Sensorische Integration im Dialog, Verstehen lernen und helfen, ins
Gleichgewicht zu kommen; 2. Auflage, Dortmund 2000
Scheepers, Steding-Albrecht, Jehn: „Ergotherapie. Vom Behandeln zum Handeln.“
2000
n
'Söchtling, Elisabeth, Sensorische Integration Original und Heute, Idstein 2006
Ausbildungsunterlagen:
Heine, unveröffentlichte Material „Pädiatrie“; Völker Schule Osnabrück,2005
Weller, unveröffentlichtes Material DPFA Zwickau 2003
Internetadressen:
http;// www.fruehbehandlung.de/ian_sens.
http:// www.hoppsala.de/index?menueID=218=116
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