Schulischer Lehrplan Ergänzungsfach Psychologie und Pädagogik Gymnasium Bäumlihof (Stand 15. April 2014) 1. Stundendotation Lernjahr 1. Lernjahr 2. Lernjahr Wochenlektion 2 4 2. Allgemeine Bildungsziele Übergeordnetes Ziel des Ergänzungsfaches Psychologie-Pädagogik (EF PP) ist es, die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu mündigen, kritischen, reflektierten, dialog- und handlungsfähigen Persönlichkeiten zu fördern. Der Weg zu diesem Ziel verläuft im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In der kritischen Auseinandersetzung mit Denkern, Positionen und Konzepten der Vergangenheit sollen die Schülerinnen und Schüler ein geschärftes Bewusstsein für die sozialen, politischen und geistigen Problemlagen der Gegenwart sowie deren verborgene Konflikt- und Lösungspotentiale entwickeln. In der Beschäftigung mit sozialen Phänomenen ergründen sie deren Phänomenologie, Struktur und Funktion, analysieren und reflektieren wissenschaftliche Erklärungsansätze und dazugehörige Alltagstheorien und können diesen Kompetenzzuwachs auch im konkreten Handeln nutzen. Im Ergänzungsfach rückt die Psychologie das Erleben und Verhalten des Menschen in den Fokus sowie innere und äussere Determinanten seiner Entwicklung, die sich im Spannungsfeld von Selbst- und Fremdbestimmung und genetischen Anlagen bewegen. Die Pädagogik sieht den Menschen eingebunden in Erziehungs- und Bildungsprozesse, formuliert Vorschläge zu deren Analyse, Gestaltung und Optimierung und reflektiert Grenzen und Möglichkeiten erzieherischen Handelns. Der Psychologie und Pädagogik ist gemeinsam, dass sie sich auf allgemein anerkannte Erfahrungen rückbeziehen und sich an die Regeln der kritischen Rationalität halten. Damit führen sie zu nachvollziehbaren, überprüfbaren und um Objektivität bemühte Positionen. Dabei werden sowohl Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung als auch der je individuell biographisch geprägten Lebenswelt thematisiert. 3. Beitrag des Ergänzungsfaches PP zu den überfachlichen Kompetenzen Selbstständigkeit o Für eigenes Verhalten Verantwortung übernehmen o Selbstorganisiert lernen (Planung, Kontrolle und Auswertung des eigenen Lernens) o Selbstkonzept reflektieren Reflexive Fähigkeit o Differenziert, kritisch-forschend, vernetzt und selbstkritisch denken und begründet urteilen o Sich in komplexen Zusammenhängen zurechtfinden und Erkenntnisse und Standpunkte in grössere Kontexte stellen Sozialkompetenz o Den eigenen Standpunkt vertreten und andere Anliegen respektieren o Im Sinne einer guten Gesprächskultur in ihren verschiedenen Formen (Erfahrungsaustausch, Debatte usw.) diskutieren o Unterschiedliche Perspektiven einnehmen und nachvollziehen o Verantwortung für Mensch und Umwelt, Individuum und Gruppe übernehmen 1 Sprachkompetenz o Sich differenziert und präzise mündlich sowie schriftlich ausdrücken o Konstruktiv mit Kommunikationsschwierigkeiten umgehen Arbeits- und Lernverhalten o Lern- und Arbeitsstrategien kennen, anwenden und gedächtnis-, wissens- und kompetenzpsychologisch begründen o Eigene Leistungsfähigkeit und Entwicklungspotenzial sowie die Belastbarkeit kennen und Stressbewältigungsstrategien einsetzen ICT-Kompetenz o Verantwortungsvoll, kritisch und reflektiert mit neueren Informations- und Kommunikations-Technologien umgehen o Fachwissenschaftliche Qualität von Informationsquellen beurteilen o Korrekt mit Quellen umgehen (zitieren, bibliographieren etc.) o Nachvollzug von computergestützter Datendarstellung der beschreibenden Statistik 4. Querverbindungen zu anderen Fächern Französisch o Französische Aufklärung o Französischer Existentialismus Philosophie o Anthropologie o Erkenntnistheorie 5. Lerngebiete und Kompetenzen Der Unterricht im EF PP sollte nicht nur ein Grundwissen an psychologischen und pädagogischen Thematiken umfassen, sondern auch einen dynamischen Charakter haben. Aus den unten angegebenen Inhalten kann demnach die Lehrperson – abhängig vom Interesse der Klasse und von aktuellen Geschehnissen in der Gesellschaft – eine Auswahl treffen. Es ist der Lehrperson auch vorbehalten, eins bis zwei Themen, die unten nicht aufgelistet sind, im Unterricht zu behandeln. 1. Lernjahr Lerngebiete und Inhalte 1. Lerngebiet • • • • • Begriffe, Aufgaben und Fragen Modell des psychischen Systems, Person / Situation Anlage-Umwelt-Interaktion Hauptrichtungen, Menschenbilder Methodologie Fachliche Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler können ... Einführung • • • • • • Aufgaben und Gebiete der Pädagogik und Psychologie beschreiben. wissenschaftliche Arbeit/-en erkennen und evaluieren. Wechselspiel von Person und Situation reflektieren. endogenetische, exogenetische und autogenetische Ansätze unterscheiden. unterschiedliche Strömungen der Psychologie skizzieren und zueinander in Beziehung setzen. verschiedene Methoden der Pädagogik und Psychologie kennen und kritisieren. 2 2. Lerngebiet • • • • Emotion, Motivation Kognitive Grundlagen: Wahrnehmung und Denken Stressmodelle Aggressionsmodelle 3. Lerngebiet • • • Kognitive Grundlagen des Lernens Lerntheorien Lerntechniken, -typen und hemmungen 4. Lerngebiet • • • Lebensabschnitte (Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter, Alter) Funktionsbereiche, z.B. Entwicklung des moralischen Urteils Ursachen und Theorien der Entwicklung Aktuelle Prozesse Theorien zur Emotions- und Motivationsforschung darlegen und an konkreten Fallbeispielen anwenden. • Prozesse und Organisation unserer Kognition kennen und Verknüpfungen zur Emotion und Motivation herstellen. • sich vor diesem Hintergrund exemplarisch mit pädagogisch und psychologisch bedeutsamen Themen auseinandersetzen (vertieft: Stress, Aggression). Lernen • Lerntheorien und deren Grundbegriffe erläutern sowie anhand von Beispielen umsetzen. • theoriebasierte Konsequenzen für ihr eigenes Lernen ziehen (Lerntypen, Lernstrategien, Lernstörungen, etc.). Entwicklung • verschiedene Entwicklungsstadien des menschlichen Erlebens und Verhaltens hinsichtlich unterschiedlicher Funktionsbereiche beschreiben. Entwicklungsmodelle und –theorien erklären, anwenden und kritisch hinterfragen. • • 2. Lernjahr Lerngebiete und Inhalte 1. Lerngebiet • • • • Erziehungziele, -stile und –mittel Erziehungsgeschichte und geschlechtsspezifische Aspekte Verschiedene Richtungen der Pädagogik Klassiker der Pädagogik: Rousseau, Pestalozzi, Montessori/Steiner 2. Lerngebiet • Kommunikationsmodelle • Gesprächsanalysen • Kommunikative Kompetenz 3. Lerngebiet • • • • • Soziale Einflüsse und Gruppenprozesse Rollenverhalten Soziale Wahrnehmung Einstellungen, Vorurteile Attribution Fachliche Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler können ... Erziehungsverhalten und –ziele, pädagogische Strömungen • unterschiedliche Erziehungsmassnahmen, -ziele und stile (vergleichend) erläutern und kritisch reflektieren. • Fallbeispiele aus dem Erziehungsalltag analysieren und fachlich begründete Handlungsvorschläge entwickeln. • wichtige pädagogische Epochen und Strömungen kennen, historisch einbetten und vergleichen. • Leitideen verschiedener Pädagoginnen und Pädagogen wiedergeben und zueinander in Beziehung setzen. Kommunikation • grundlegende Modelle und Theorien der sozialen Kommunikation erläutern und anwenden. • eigene kommunikative Prozesse erläutern, analysieren und optimieren. Sozialpsychologie gruppendynamische Prozesse (Hilfeverhalten, Konformität, Mobbing etc.) erkennen, verstehen und analysieren. unterschiedliche Modelle zur sozialen Kognition erläutern und analysieren. ihr eigenes Verhalten (in der Gruppe) reflektieren und Konflikte konstruktiv lösen. • • • 3 4. Lerngebiet • • • • Aspekte und Aufgaben der Klinischen Psychologie Psychische Störungen Erklärungsmodelle und Therapieansätze Psychische Gesundheit und Gesundheitsförderung 5. Lerngebiet Typologien und Dimensionen: Hippokrates, Big Five • Theorien der Persönlichkeit: Freud, Rogers (Selbstkonzept) 6. Lerngebiet • • • • • Gesundheitspädagogik Medienpädagogik Sexualpädagogik Verkehrspädagogik Klinische Psychologie psychische Auffälligkeiten unter Berücksichtigung der Normproblematik und der Kriterien einer psychischen Störung erläutern und reflektieren. • verschiedene psychische Störungen unterscheiden und mögliche Faktoren bei deren Entstehung sowie mögliche Therapieformen darstellen. • Die psychische Gesundheit beeinflussende Faktoren und Möglichkeiten der Gesundheitsförderung erläutern. Persönlichkeitspsychologie • Begrifflichkeiten, Beschreibungsansätze sowie Theorien der Persönlichkeitspsychologie erläutern und (vergleichend) kritisieren. • Fachrichtungen der Pädagogik Erziehungsziele sowie –massnahmen verschiedener Richtungen innerhalb der Gesundheits-/Medien/Sexual-/Verkehrspädagogik kennen und beurteilen. • 4