Kinder stark machen (3 LE)

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Kinder stark machen (3 LE)
Einordnung/Stellenwert
Das Thema „Kinder stark machen“ ist als Pflichtinhalt im Zwischenseminar konzipiert. Pflichtinhalt deswegen, weil
Freiwillige ihren Tätigkeitsschwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit im Sport haben, die über das
Trainieren/Wettkämpfen hinaus als pädagogische Arbeit konzipiert ist. Sie werden beim Leiten von Gruppen immer
wieder mit Kindern/Jugendlichen konfrontiert, die entweder bereits auffälliges Verhalten in Bezug auf
Drogenmissbrauch zeigen oder als gefährdet erscheinen.
Die Freiwilligen sind zwar Laien auf dem Gebiet der Drogen- und Suchtprävention, aber durch die
Auseinandersetzung mit dem Thema im Zwischenseminar können sie für dieses Problemfeld sensibilisiert und
sicherer im Umgang mit gefährdeten Kindern und Jugendlichen werden.
Gleichermaßen wichtig ist es, sich als Freiwilligendienstlende mit den Chancen einer Drogenprävention zu befassen,
die ihren Ausgangspunkt in einer kind- und jugendgerechten Gestaltung von Sportangeboten, der Kommunikation
innerhalb der Gruppe, der alltäglichen Betreuungsarbeit und im Umgang mit Konflikten nimmt.
Und nicht zuletzt sind es die jungen Frauen und jungen Männer selbst, die von dieser Lerneinheit profitieren, indem
sie sich mit eigenem Drogenverhalten, Abhängigkeiten und Suchtpotenzialen auseinandersetzen können.
Das Thema ist sehr umfangreich, so dass zwei Zeitstunden vorgegeben werden können und evtl. Fortsetzungen von
einzelnen Aspekten in der Phase der Workshop-/Neigungsgruppenarbeit stattfinden können, z. B. den Umgang mit
Alkohol.
Ziele
Die Freiwilligen…
 kennen die gesellschaftliche Bedeutung der Drogenprävention und des angemessenen Umgangs mit
suchgefährdeten Kindern und Jugendlichen.
 können Hintergründe des Drogenmissbrauchs im Kindes- und Jugendalter benennen und bewerten.
 können Kernbegriffe wie Sucht, Abhängigkeit, Prävention, stoffgebundene/bedeutsame Drogen benennen,
in ihrer Wirkung und in ihrem Gefahrenpotenzial einschätzen.
 wissen, wie sie Sport- und Bewegungsangebote nach den Grundsätzen der Kampagne „Kinder stark
machen“ präventiv gestalten können.
 haben sich damit auseinandergesetzt, wie sie suchtgefährdete Kinder und Jugendliche begleiten können.
 kennen Möglichkeiten, um im eigenen Verein dem Problem des Alkoholmissbrauchs zu begegnen.
 setzen sich mit eigenem Suchtverhalten und dem eigenen Genuss bzw. Missbrauch von Drogen
auseinander.
Inhalte

Hintergrundinformationen
Drogen, Sucht und Abhängigkeit
Drogen
Substanzen, die das für Wahrnehmung, Emotionen und Motorik verantwortliche zentrale Nervensystem beeinflussen
und das Bewusstsein verändern.
Drogen können körperliche und/oder psychische Abhängigkeit hervorrufen. Juristisch wird zwischen legalen und
illegalen Drogen unterschieden. Das Betäubungsmittelgesetz listet die verbotenen, bewusstseinsverändernden
Substanzen auf. Dieses sind vor allem Halluzinogene, Amphetamine, Cannabis und Kokain. Diese werden als
gefährlich eingeschätzt, ohne dass damit ausgesagt wird, dass die nicht in dieser Liste aufgeführten Drogen wie
Alkohol und Nikotin ungefährlich oder weniger gefährlich seien.
Je nach Sichtweise werden Drogen in unterschiedliche Gruppen aufgeteilt:
 Nüchternheits -/Leistungsdrogen: anregende Wirkung, aufputschend, Blutdruck wird erhöht, Schlafbedürfnis
gesenkt, Hungergefühl wird unterdrück. Nach dem Abklingen der Wirkung können Gefühle körperlichen
Ausgelaugt-Seins und depressive Verstimmungen auftreten. Zu dieser Gruppe gehören Stoffe wie Amphetamine
(Speed), Ecstasy, Kokain, Koffein und Nikotin.
 Hypnotika: Schlaf- und Beruhigungsmittel fahren die körperliche und geistige Aktivität herunter, Stoffwechsel
wird verlangsamt, Angstzustände und Depressionen werden nicht mehr wahrgenommen. Nach dem Abklingen
der Wirkung können weiter Müdigkeit, Benommenheit, Kreislaufschwäche auftreten. Zu dieser Gruppe gehören
Alkohol, Barbiturate, Valium, Cannabis.
 Halluzinogene: blockieren die Serotoninproduktion (Serotonin ist ein Hormon, das vor Reizüberflutung schützt)
und ermöglichen eine größere Sensibilität der Sinne, altbekannte Reize können als etwas völlig Neues
wahrgenommen werden, Farben oder Musik werden besonders intensiv wahrgenommen. Damit einher geht
häufig eine Desorientierung in Bezug auf Personen, Zeit und Raum. Daher werden nicht nur positive „Trips“ als
„Verbundenheit mit dem Kosmos“ erlebt, sondern auch „Horrortrips“ ausgelöst, die durch Angstzustände und
Panikattacken gekennzeichnet sind. Zu dieser Gruppe gehören LSD, Mescalin, PCP („Angel Dust“), Fliegenpilze,
Cannabis.
 Opiate: im Schlafmohn enthaltene Opium und chemisch produzierte abgeleitete Stoffe mit ähnlicher Wirkung wie
Endorphine, lösen Wohlbefinden und Glückszustände aus. Die Gefahr der Abhängigkeit ist besonders groß, weil
Verlangen nach wiederholtem Konsum nach dem Absetzen der Droge intensiv einsetzt, um Depressionen,
Magenkrämpfe, Muskelzittern, Schwitzen auszuschalten. Zu dieser Gruppe gehören Opium, Morphium, Heroin,
Codein, Methadon.
Die Gefährlichkeit der Drogen wird je nach Sichtweise unterschiedlich bewertet. Unbestritten liegt Heroin an erster
Stelle, aber die Gefährlichkeit von z. B. Tabak, Alkohol und Cannabis wird unterschiedlich eingeschätzt. In die
Bewertung fließen oft ideologische und kulturelle Argumente ein.
Alkohol z. B. hat bei Missbrauch, erwiesenermaßen massive körperliche Langzeitschäden zur Folge und eine
zerstörerische soziale Wirkung. Gelegentlicher Cannabiskonsum z. B. führt nicht zu dauerhaften körperlichen
Schädigungen, insofern ist die ungleiche Bewertung von Alkohol und Cannabis medizinisch nicht zu begründen.
Vielmehr sind hier die ideologischen und kulturellen Hintergründe der Bewertung zu sehen. Alkohol als Alltagsdroge
ist faktisch nicht zu verbieten, weil die Bevölkerung in ihrer Mehrheit eine solche Entscheidung nicht mittragen
würde. Zudem ist Alkohol ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, hunderttausende von Arbeitsplätzen wären gefährdet,
wenn Alkoholkonsum eingeschränkt würde. Cannabis hingegen wird mit einer Kultur in Verbindung gebracht, die
den Deutschen mehrheitlich fremd ist. Cannabiskonsum hat keine Tradition und wird von großen Teilen der
Bevölkerung abgelehnt.
Wie gefährlich eine Droge ist, hängt nicht vom Suchtpotenzial, also von den objektiven Wirkungen ab, sondern auch
z. B. von der Menge und der Art der Aufnahme der Stoffe, von der körperlich-seelischen Konstitution des
Konsumenten und vom sozialen Umfeld.
In einem „Drogendreieck“ sind die Größen „Droge“, „Person“ und „Umwelt“ gemeinsam zu betrachten, um
verlässliche Aussagen über Gefährlichkeit des Drogenkonsums treffen zu können.
Sucht und Abhängigkeit
Drogen können zum Genuss konsumiert werden. Drogenkonsum beginnt häufig aus Neugierde. Diese Form wird
häufig von Jugendlichen genutzt und mit „Experimentierkonsum“ beschrieben. Das ist weit verbreitet und wird von
den meisten jungen Menschen ohne bleibende Schäden überstanden. Genauso gut kann aber bereits in dieser
Phase Sucht und Abhängigkeit angelegt sein, wenn die Droge eingesetzt wird, um Lust zu steigern bzw. Unlust zu
vermeiden und einen wohltuenden Erregungszustand zu erreichen. Die Wirkungen, die von Drogen ausgehen,
werden auch bei der medikamentösen Behandlung diverser psychischer Störungen eingesetzt, und sind dort
zumeist auch sinnvoll. Dass Medikamente abhängig machen können, ist bekannt und dennoch werden sie teilweise
missbraucht (siehe Schlaftabletten). Wer einmal gemerkt hat, dass sich durch Drogen gezielt, rasch und
gewissermaßen auf Knopfdruck, unangenehme Gefühle unterdrücken oder angenehme Gefühle erzeugen lassen,
läuft Gefahr, immer wieder zu diesen „chemischen Krücken“ zu greifen, um Ängste zu bewältigen oder Gefühlen von
Ohnmacht oder Wertlosigkeit auszuweichen.
So wird aus dem Genuss- oder Experimentierkonsum Gewohnheit , Missbrauch und schließlich Sucht . Als Süchtige
werden Menschen zu Sklaven eines Konsummusters und können nicht mehr frei entscheiden, ob und wie sie die
Droge konsumieren wollen.
Es ist also eine seelische Abhängigkeit entstanden, ein Drang, eine bestimmte Wirkung immer wieder herbeiführen
zu wollen.
Im Unterschied dazu besteht eine körperliche Abhängigkeit dann, wenn sich eine suchtbildende Substanz derart in
den Körperhaushalt integriert hat, dass bei ihrem Absetzen quälende Schmerzen als Entzugserscheinungen
auftreten. Werden neue Drogen zugeführt, verschwinden die Schmerzen und ein Kreislauf setzt sich in Gang, der
sich nur schwer durchbrechen lässt.
Allgemeine Kriterien für Abhängigkeit:
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Innerer Zwang zum Konsum, verminderte Kontrollfähigkeit über den Konsum.
Körperliche Entzugssymptome, wenn der Konsum gestoppt oder reduziert wird.
Toleranzbildung (Dosis muss erhöht werden, um gleiche Wirkung zu erreichen).
Andere Interessen werden vernachlässigt, erhöhter Zeitaufwand für Beschaffung, Konsum und Erholung vom
Konsum.
Trotz Wissen um bereits vorliegende Gesundheitsschäden wird weiter konsumiert.
Drogenmissbrauch:
Eine Substanz, die auf das zentrale Nervensystem wirkt, wird regelmäßig in größeren, gesundheitsschädlichen
Mengen konsumiert und/oder als Mittel zur Stimmungsveränderung verwendet.
Sucht:
Unwiderstehliches und wachsendes Verlangen nach einem bestimmten Gefühls- oder Erlebniszustand.
Stoffgebundene Süchte werden von stoffungebundenen Süchten (Arbeitssucht, Spielsucht, Magersucht)
unterschieden. Merkmale von Sucht: Wiederholungszwang, Steigerung der Dosis, psychische oder physische
Abhängigkeit, Entzugserscheinungen.
Drogenkonsum und Suchtverhalten Jugendlicher
Der Konsum von Drogen ist im Jugendalter gefährlicher als bei Erwachsenen, weil der im Wachstum befindliche
Körper diese Rauschmittel schlechter vertragen kann und die Jugendliche gerade in der Pubertät weniger psychisch
gefestigt ist. Daraus begründen sich die Schutzalterbestimmungen im Jugendschutzgesetz.
Kennzeichnend für die Pubertät sind die hormonellen Veränderungen und die Entwicklungen im Seelenleben. Damit
verbunden sind umfassende Entwicklungsaufgaben, deren Lösung nicht so ohne weiteres gelingt. Bei Mädchen z.
B. zeigt sich das Scheitern in Essstörungen, bei Jungen z. B. im Rückzug an den Computer. Magersucht und
Spielsucht können also im Jugendalter angelegt werden. Jugendliche fühlen sich manchmal depressiv oder lustlos,
oder sie erleben die Anforderungen, die die Schule stellt, als Druck. Bisweilen lernen sie in diesem Alter die
wohltuende, aktivierende oder Spannung abbauende Wirkung von Tabletten kennen.
Die Peergroup ist in diesem Altersabschnitt besonders wichtig und um in der Gruppe bestehen zu können, wird sich
„Mut angetrunken“ und der Alkoholkonsum kann gewohnheitsmäßige Züge annehmen. Es erfolgt Anpassung an die
Normen der Peergroup, der sich die Jugendlichen zugehörig fühlen wollen, so dass z. B. mit dem Kiffen in
bestimmten Subkulturen angefangen wird. Auch geht es um Abgrenzung von Erwachsenen, um Provokationen, so
dass unter dem Blickpunkt das „Flatrate-Saufen“ verstehbar werden kann.
Diese möglichen Hintergründe jugendlichen Drogenmissbrauchs und Suchtverhaltens zeigen die
Entwicklungsbedingtheit und die damit relativ leichte Veränderbarkeit der Verhaltensweisen auf. Manches Verhalten
verändert sich im Laufe der Jugendzeit von selbst, anderes ist noch nicht so verfestigt, dass von Seiten der
Eltern/der Übungsleiterinnen erfolgreich Einfluss genommen werden kann. Die Angebote und die Art und Weise der
Kommunikation im Sportverein können dazu beitragen, dass aus Experimentier- und Missbrauchsverhalten während
der Pubertät Genuss- und kontrollierter Drogenkonsum wird.
Insgesamt bestätigen Studien der BzgA (Stand 06.2014), dass der Tabakkonsum im Jugendalter rückläufig ist,
während der Alkoholkonsum hochprozentigen Alkohols zunimmt (auch unter Berücksichtigung der Übertreibungen in
den Medien). Das Einstiegsalter wird jünger, auch wegen der Einführung von Alkopops, die auch jüngeren
Jugendlichen schmecken, während Bier allein eher weniger konsumiert wird. Weizenbier mit Banane oder Altbier mit
Cola sind der „Renner“ neben den Cocktails. Unterschiedliche Jugendkulturen konsumieren unterschiedliche Drogen
und auch die „Fußballjugend“ kennt ihre typischen „Bierrituale“ nach dem Training oder Wettkampf.
Untersuchungen zeigen, dass Jugendliche mit…
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einem positiven Selbstwertgefühl
einer großen Leistungsbereitschaft in der Schule
aktiver Beteiligung an der Schulkultur
befriedigenden schulischen Leistungsergebnissen
guter Einbindung in Freundschafts- und Peergroups
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guter partnerschaftlicher Beziehung zu den Eltern
befriedigenden materiellen Ressourcen
ausreichenden Möglichkeiten der Diskussion weltanschaulicher, ethischer und politischer Probleme
ausreichender Kompetenzen zur Bewältigung von Alltagsproblemen
konstruktiver Perspektiven für die weitere Lebensgestaltung
viel weniger Gefahr laufen , legale und illegale Drogen zu konsumieren als Jugendliche, bei denen diese Merkmale
nicht gegeben sind.
Aus diesen Erkenntnissen leitet sich ab, dass die Droge und die Bedingungen des Drogenkonsums als weniger
wichtig erscheinen als die Persönlichkeit und das soziale Umfeld einer Jugendlichen, wenn es um Gefährdungen
durch Drogenkonsum geht. Daraus ist der Ansatz „Kinder stark machen“ entwickelt worden.
„Kinder stark machen als Ansatz der Suchtprävention der BZgA“
Grundverständnis dieses Ansatzes ist es, dass die Stärkung der Persönlichkeit junger Menschen es diesen
möglich macht, Drogen nicht als Suchtmittel zu missbrauchen, sondern einen angemessenen Umgang mit vor allem
Alkohol als kulturell anerkannter Droge in Deutschland zu entwickeln.
In diesem Zusammenhang wird das Selbstkonzept als wichtige Größe hervorgehoben. Es ist der Wert, den man sich
selbst zuschreibt, z. B. die Vorstellung über eigene Leistungsfähigkeiten. Das Selbstkonzept ist die Summe der
individuell einzigartigen Merkmale einer Persönlichkeit. Es entsteht im inneren Dialog des Menschen mit sich selbst
und im Umgang mit den Erwartungen und Reaktionen der Umwelt auf die eigene Person. Es ist konstant, aber jede
neue Erfahrung kann zur Entwicklung des Selbstkonzeptes führen.
Im Kindesalter ist besonders das Körperkonzept ein wichtiger Teil des Selbstkonzeptes, denn Kinder drücken sich
über ihren Körper aus und erhalten entsprechende Rückmeldungen. Bewegung, Spiel und Sport sind die Medien,
über die z. B. Erfolge und Misserfolge hautnah erlebt werden können und die das Selbstkonzept stark beeinflussen.
Voraussetzungen zur Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes (nach Eggert u. a., 2003: Das Selbstkonzept.
Inventar für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter)
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Hohe Frustrationstoleranz
Hohes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
Bereitschaft zu Anstrengung und Leistung
Optimistische Lebenseinstellung
Suche nach Herausforderung
Freude am Risiko
Anregungsreiches Milieu
Eltern, die unterstützen und loben, Freiräume zulassen und Sicherheit bieten
Unterstützung und Wertschätzung durch Lehrer und ÜL
Unterstützung und Wertschätzung durch die Peergroup
Realistische Einschätzung der eigenen Leistungen, Fähigkeiten und Eigenschaften durch andere
„Kinder stark machen“ setzt zeitlich in der Kindheit an, also bevor junge Menschen mit Drogen konfrontiert werden.
In diesem Alter müssen Schutzfaktoren entwickelt werden, die im späten Kindes- und frühen Jugendalter abgerufen
werden können, sollten junge Menschen in Kontakt mit Drogen geraten.
Zu diesen Schutzfaktoren gehören:
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sich selbst vertrauen (Selbstvertrauen)
sich selbst wertschätzen (Selbstwertgefühl)
mit Konflikten umgehen (Beziehungs- und Konfliktlösefähigkeit)
Kompromisse eingehen
Eigene Fähigkeiten und Talente entwickeln (Selbstbehauptung)
Eigenständig und verantwortungsvoll handeln und gestalten
Im Einzelnen werden die folgenden personalen, sozialen und kognitiven Schutzfaktoren
unterschieden.
Personale Schutzfaktoren:
voneinander
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gutes Körpergefühl, körperliches Wohlbefinden
Risikokompetenz
Genuss- und Erlebnisfähigkeit
Realistische Selbsteinschätzung
hohe Eigenaktivität
das Erleben von Selbstwirksamkeit
Bewältigungsstrategien für Stress und Alltagprobleme kennen und anwenden können
Strategien gegen Gruppendruck in Situationen, in denen Drogen eine Rolle spielen
Soziale Schutzfaktoren:
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gutes Verhältnis zu den Eltern, Wohlbefinden in der Familie
Freundschaften mit Gleichaltrigen
geringe Belastungen durch die schulische Umwelt
Kognitive Schutzfaktoren:
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sachliche Informationen über die Wirkung von Drogen
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) , ist eine Behörde im Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Gesundheit. Die gesundheitliche Aufklärung ist dabei eine wesentliche Aufgabe, die in
vielfältige
Aktivitäten der Gesundheitsförderung eingeordnet sind. Es werden wissenschaftliche Grundlagen zu
Gesundheitsthemen erarbeitet, Kampagnen gestartet und Informationsmaterialien erstellt und verteilt.
Themenbereiche sind neben Suchtvorbeugung u. a. Aidsprävention, Sexualaufklärung und Organspende.
Suchtprävention durch angemessene G estaltung der Angebote im Sportverein –
Chancen und Grenzen der Suchtprävention im Sportverein
Die BZgA hat ein Konzept zur Suchtprävention gemeinsam mit dem Deutschen Sportbund und einigen
Spitzenverbänden wie DFB, DHB, DLV und DTB entwickelt.
Viele Kinder verbringen sehr viel Zeit im Sportverein. Für viele Menschen ist der Sportverein die „Nummer Eins“
ihrer Freizeitgestaltung. Allerdings gibt es auch große Gruppen, die nicht von Sportvereinen gebunden werden und
die dementsprechend nicht von der stärkenden Wirkung des Sportvereins für die Persönlichkeit profitieren können.
Zu nennen sind hier Hauptschülerinnen aus städtischen Ballungszentren – eine Gruppe, die häufig in ihrem
Wohnumfeld durch den Missbrauch von Alkohol und Nikotin auffällt. Hier zeigt sich also ein Beispiel der Grenzen
von Sportvereinen, Wirkungen im Bereich „Kinder stark machen“ zu erzielen. Sportvereine müssen mehr
Anstrengungen unternehmen, alle Kinder zu erreichen, um wirksame Suchtprävention zu erreichen.
Sportverbände und BZgA sind sich weiterer Grenzen der suchtpräventiven Leistungen des Sportvereins bewusst:
Die Gründe, die zu einem Suchtverhalten führen, sind komplex und von Sportvereinen nicht zu beeinflussen. Dazu
gehören die Umgangsformen der Eltern mit ihren Kindern im Elternhaus, die Erfahrungen der Kinder in Peergroups
außerhalb des Vereins, die Situationen im Kindergarten und Schule sowie genetische Voraussetzungen der Kinder,
um nur die wichtigsten zu nennen. Übungsleiterinnen haben Chancen, Kinder auf dem Weg zu einem suchtfreien
Leben zu unterstützen, ohne sich allein verantwortlich fühlen zu müssen oder einen Allmachtanspruch zu erheben.
Aufgaben und Vorbildverhalten als Freiwilligendienstleistende –
Umgang mit suchtgefährdeten Kindern und Jugendlichen im Sportverein
Es kommt zuallererst darauf an, als Übungsleiterin die Äußerungen und Entwicklungen der Kinder und Jugendlichen
in den eigenen Gruppen aufmerksam zu beobachten. Dazu sollte eine Sensibilität herrschen, die Mädchen und
Jungen nicht ausschließlich als Sportlerinnen zu sehen, sondern sie umfassend als Persönlichkeiten
wahrzunehmen.
Gerade zu Beginn der Pubertät sind große Veränderungen bei den Jugendlichen wahrzunehmen, andere Dinge
außerhalb des Trainings werden wichtiger, Aufmerksamkeit und Konzentration lassen nach, Reizbarkeit und
Launenhaftigkeit nehmen zu. Diese Zeit stellt sich oft auch für Übungsleiterinnen als schwierig dar. Aber es ist
ungemein wichtig, dass sich die Übungsleiterinnen bemühen, den jungen Menschen mit viel Verständnis den
begegnen, um den guten Draht und das vertraute Verhältnis in dieser Zeit nicht zu gefährden oder abreißen zu
lassen. Denn Übungsleiterinnen sind wichtige Bezugspersonen, an die sich Jugendliche und Kinder bei Problemen
häufig wenden. So ist es denkbar, dass die Übungsleiterin eine der wenigen Personen bleibt, die einen Zugang zu
einer suchtgefährdeten Jugendlichen aufrechterhalten kann.
Manche Veränderungen während der Pubertät sind häufig zu beobachten, andere könnten ein Warnsignal sein,
dass der junge Mensch Probleme im Umgang mit Drogen entwickelt. Hier sollte die Übungsleiterin aufmerksam sein
und genau hinschauen.
Das Gespräch mit dem jungen Menschen sollte gesucht werden. (Dabei sollten die üblichen Regeln eines
Gesprächs berücksichtigt werden, die im Einführungsseminar erarbeitet werden: geeigneter Zeitpunkt, ein ruhiger
Ort in vertrauter Atmosphäre, die eigenen Eindrücke und Beobachtungen und damit einhergehende Gefühle
benennen, sich dem Gegenstand/Problem im Dialog nähern, auf Interpretationen, Anschuldigungen, Vorwürfe
verzichten, etc.)
Sollten sich im Gespräch deutliche Anhaltspunkte ergeben, dass eine Jugendliche Drogen missbraucht oder
suchtgefährdet ist, sollte die eigene Sorge und Position dazu deutlich herausgestellt werden, das aber ohne
Vorwürfe oder Drohungen. Nur so kann der Kontakt aufrechterhalten werden.
Im nächsten Schritt sollte sich die Übungsleiterin Rat holen, wie weiter vorgegangen werden kann, z. B. im
Gespräch mit einer Drogenberatungsstelle. Es wäre aber ein Vertrauensbruch, wenn z. B. den Eltern oder
öffentlichen Stellen wie dem Jugendamt Informationen über den Jugendlichen und dessen Drogenmissbrauch ohne
Einwilligung zugespielt würden. Vertraulichkeit ist die Basis für alle weiteren Schritte und Möglichkeiten, den
Jugendlichen bei der Überwindung des Drogenmissbrauchs zu unterstützen.
Anschriften und Telefonnummern von örtlichen Beratungsstellen, zu denen die Übungsleiterin allein oder mit dem
betroffenen Jugendlichen gehen könnte, um erste Schritte zur Lösung des Problems aufzunehmen, sind auf der
Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu finden (www.bzga.de).
Übungs- und Jugendleiterinnen können Vertrauenspersonen, Ratgeber und Begleiter auf dem Weg der Kinder und
Jugendlichen zum Erwachsenwerden sein.
Dabei wirken sie auch dadurch, wie sie selbst mit Suchtmitteln umgehen. Zum einen ist es wichtig, daher das eigene
Verhalten im Umgang mit Drogen zu reflektieren und darauf zu achten, dass dieses Verhalten nicht zum
Verharmlosen der Drogen beiträgt. Aber auch Übungsleiterinnen sind Menschen mit Stärken und Schwächen,
Sorgen und Nöten, Vorlieben und Meinungen. Wer z. B. als Übungsleiterin häufige Raucherin ist, sollte möglichst
wenig in Gegenwart der Kinder und Jugendlichen rauchen und ansonsten offen mit der eigenen Sucht umgehen,
beschreiben, wie schwer es ist, mit dem Rauchen aufzuhören, wie es sich anfühlt immer wieder zu scheitern und
wie belastend es ist, sich abhängig zu fühlen. Diese Übungsleiterin ist für die Kinder und Jugendliche eine
authentische Erwachsene mit Fehlern und ohne Neigung, diese Fehler zu verharmlosen.
Thematisierung von Alkohol im Sportverein – Der alkoholbewusste Sportverein
Der Vereinsvorstand als Führungsebene hat die Aufgabe, übergreifende Fragen und Probleme aufzugreifen und
diese geeigneten Lösungen zuzuführen. In seiner „Vorbeugungs-Funktion“ stellt ein Vorstand Leitlinien für das
Vereinsleben zur Diskussion und zur Verabschiedung durch die Mitglieder, entwickelt z. B. gemeinsam mit den
Übungsleiterinnen einen Ehrenkodex für das Verhalten im Umgang mit Kindern und hat Kernziele wie z. B. Fairness
oder Umweltschutz im eigenen Leitbild verankert. Wenn sich Probleme zeigen, z. B. ein unreflektierter Umgang mit
Alkohol im Vereinsalltag, wird der Vorstand aktiv und kümmert sich um die Einhaltung der vereinbarten
Verhaltensregeln oder entwickelt neue, zeitgemäße Grundsätze.
Beim Thema Alkohol kann der Verein in folgenden Schritten sein Selbstverständnis klären und weiter entwickeln:
1. Schritt: Bestandaufnahme
Es wird ermittelt, in welchen Zusammenhängen im Sportvereinsleben das Thema Alkohol relevant ist.
(Beispiel: Wird Alkohol während der Vorstandssitzung getrunken? Ab welchem Alter trinken die
Jugendlichen Alkohol nach dem Training? Wie verhalten sich Erwachsene, also Eltern, Betreuerinnen,
Zuschauerinnen bei Wettkämpfen in Bezug auf Alkohol? Wie wird der Alkoholkonsum während des
Trainingslagers oder während der Ferienfreizeit mit Jugendlichen geregelt? Etc.)
2. Schritt: Veränderungsprojekte konzipieren
Entsprechend der personellen Möglichkeiten wählt der Vorstand konkrete Felder aus, in denen der Umgang
mit Alkohol thematisiert und verändert werden soll. Ein verantwortliches Vorstandsmitglied erklärt sich
bereit, diesen Prozess zu steuern. Es wird ein Konzept erstellt, das dann mit den beteiligten Gruppen im
Verein abgestimmt wird.
3. Schritt: Veränderungsprojekte starten
Mit den Beteiligten, z. B. Übungsleiterinnen und ihren Mannschaften, werden Vereinbarungen getroffen, wie
der Umgang mit Alkohol in Zukunft reflektiert und eingeschränkter geregelt werden soll. Dabei sollen
realistische Ziele formuliert werden, auf die die Beteiligten sich einlassen können und wollen. Hier sollten
auch kleine Schritte akzeptiert und wertgeschätzt werden. Wichtig ist, dass die beteiligten zu
Selbstverpflichtungen bereit sind und über Ergebnisse und Schwierigkeiten mit der verantwortlichen Person
im Vorstand in Dialog bleiben.
4. Schritt: Veränderungsprojekte bewerten
Zu einem fest terminierten Zeitpunkt wird Bilanz gezogen, ob die Ziele erreicht wurden. War das Projekt
erfolgreich (z. B. „Die Mannschaft trinkt seit Projektstark keinen Alkohol mehr in der Umkleidekabine und auf
dem Gelände des Sportplatzes“), so wird der Erfolg veröffentlicht, um als gutes Beispiel auch andere
Gruppen im Verein anzuregen, entsprechende Veränderungen anzustreben.
5. Schritt: Weitere Veränderungsprojekte starten und die erfolgreichen Projekte weiter verfolgen.
Einen reflektierten Umgang mit Alkohol im Verein zu erreichen, gelingt nicht innerhalb kürzester Zeit. Es müssen
nach und nach alle Felder einbezogen werden, die mit dem Thema Alkohol konfrontiert sind. Und Gruppen, die
Erfolge im Umgang mit Alkohol vorweisen konnten, müssen weiter begleitet werden, um nicht hinter das Erreichte
zurückzufallen.
Ist der Verein auf diesem Niveau angekommen, sollte er offensiv nach innen und außen Öffentlichkeitsarbeit
betreiben. Dazu sind viele Formen denkbar.

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Der jährliche vereinsinterne Wettbewerb mit guten Ideen der Mitglieder, wie das Problem Alkohol im
Sportverein angegangen werden kann. Die besten Ideen werden ausgezeichnet und in die Praxis umgesetzt.
Ein Anti-Alkohol-Aktionstag kann einmal jährlich in ein Sport- und Spielfest integriert werden, zu dem auch
Krankenkassen und Drogenberatungsstellen einbezogen werden können, um sich zu präsentieren. Die
Wohnbevölkerung nimmt am Spiel- und Sportfest teil und erfährt so von den Initiativen des Vereins. Der
Verein erlangt auf diese Weise ein „Alleinstellungmerkmal“, d. h. manche Eltern werden sich überlegen, ihr
Kind lieber in diesem als in einem anderen Verein anzumelden.
Erlebnisorientierte Jugendbildungsmaßnahmen können umgesetzt werden („Keine Macht den Drogen“),
Übungsleiterinnen werden im Bereich Kinder stark machen fortgebildet und in Trainersitzungen wird das
Thema „Sport als Mittel der Suchtprävention“ aufgegriffen.
Alkohol als deutsche „Gesellschaftsdroge“ erfährt hohe Akzeptanz, weshalb Projekte gegen Alkoholmissbrauch
häufig auch von Vereinen abgeblockt werden. Dennoch ist es wichtig, dass sich Sportvereine in ehrlicher Absicht
und konsequent auf den Weg machen, unreflektierten Umgang mit Alkohol im Sportverein zu bekämpfen. Die
Kampagne „Alkoholfrei Sport genießen“ der BzGA bietet eine attraktive Möglichkeit dieses sensible Thema zu
thematisieren. Mit einer Aktionsbox, die kostenfrei bestellt werden kann, kann spielerisch das Thema diskutiert und
erlebt werden. Auch wenn das nicht dazu führt, dass in kurzer Zeit erreicht wird, den Verein alkoholfrei werden zu
lassen, so ist der Weg entscheidend: Jede noch so kleine Veränderung und Bewusstseinsstärkung kann dazu
beitragen, dass wenigstens ein Kind im Sportverein nicht zum Alkoholmissbrauch geführt wird.
Und wenn es gelingt, alle Beteiligten, auch die biertrinkenden Betreuerinnen, auf den Weg zum alkoholbewussten
Sportverein „mitzunehmen“, kann auf Zwang, Druck und Verbote, ausgesprochen vom Vorstand und damit oft
wirkungslos, verzichtet werden.
Ablaufplan
Zeit/Phase
Intention/Ziele
Einstimmung
(ca. 5 Min.)
Motivation
wecken
Anbahnung
(ca. 30 Min.)
Annährung an das Thema,
Auseinandersetzung
mit
Kernbegriffen
Erarbeitung
(ca. 30 Min.)
Einschätzung
Voraussetzungen,
Möglichkeiten
Umsetzungsideen
Konzepts „Kinder
machen“
am
Inhalte
Thema
von
und
des
stark
Assoziationen zu
Drogen
im
Erwachsenenalter
gängigen
jungen
 Umgang mit Drogen und
Sucht in der Gesellschaft
 Drogenkonsum und
Suchtverhalten von Kindern
und Jugendlichen
 Genuss, Gewöhnung,
Missbrauch, Abhängigkeit
von Drogen
 Übungsleiter/innen n der
Suchtprävention
 „Kinder stark machen“ als
Ansatz der Suchtprävention
 Verantwortung des
Sportvereins
Gestaltung von Sportangeboten
und der Atmosphäre innerhalb
von
Gruppen,
um
suchtpräventive Wirkungen zu
erreichen, an einem Beispiel
Präsentation,
Aufnahme
(ca. 10 Min.)
Informeller Austausch über
die Ergebnisse der Plakate
Weitere Beispiele, um durch
Sportangebote suchtpräventive
Wirkungen zu erzielen
Vertiefung,
Erweiterung I
(ca. 20 Min.)
Erkennen
der
Möglichkeiten
und
Herausforderungen
im
Umgang
mit
suchtgefährdeten Kindern
Grundsätze der Begleitung
suchtgefährdeter Kinder als
Bezugsperson/ Vertrauensperson (siehe Text im Kapitel
Inhalte)
Vertiefung,
Erweiterung II
(ca. 15 Min.)
Motivation wecken, das
Thema Drogenmissbrauch
und Suchtprävention im
eigenen Sportverein zu
verankern
Ausklang,
Bestandaufnah
me, Reflektion
(ca. 10 Min.)
Klären der
Lerneffekte
Schritte zur Entwicklung des
„drogenbewussten
Sportvereins“, allgemein und
auf
den
eigenen
Verein
bezogen (siehe Text im Kapitel
Inhalte)
Individuelle Lerneffekte und
Pläne für die nähere Zukunft
das Thema „Kinder stark
machen“ in der eigenen Arbeit
zu
verankern.
Eigene
Beobachtungsfähigkeiten
entwickeln.
individuellen
8
Methodik/Materialien/
Medien
Wandzeitung, Filzstift,
Pinn-Nadeln
 Anlage 1
Plakat,
 6 Wandzeitungen mit je einer
Überschrift und Hinweisen zu
möglichen Themen werden an
den Wänden aufgehängt.
 Kleingruppen gehen im
Uhrzeigersinn von Plakat zu
Plakat und schreiben
Wissenswertes und
Meinungsäußerungen auf.
 Nach 4 Minuten wird
gewechselt.
 Zum Schluss bleibt Zeit um alle
Plakate anzusehen
Arbeitsgruppenarbeit,
5
Kleingruppen,
zufällige
Zuordnung
(oder
Zuordnung
entsprechend
der
Handlungsfelder
im
Ganztag/Verein, Wettkampf- oder
Breitensport)
Erarbeitete Plakate werden im
Raum
aufgehängt,
Gruppenmitglieder nehmen sie
zur Kenntnis
Kurzvortrag mit Diskussion und
Übungen zur Gesprächsführung
„Workshopphase“ im Plenum mit
zu erarbeitenden Schritten und
Formulierungen
von
Zielen,
individuelle
Klärung
von
Möglichkeiten im eigenen Verein
Fragebogen
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