Parteipolitische Haltungen/Forderungen Drogenpolitik: I. Parteien im Bundestag: 1. CDU 2. CSU 3. SPD 4. Die Linke 5. Die Grünen II. Parteien im Bundesrat: 1. CDU 2. CSU 3. SPD 4. Die Linke 5. Die Grünen 6. FDP 7. Südschleswigscher Wählerverband Diese Parteien bilden aktuell die Regierung -> Sie stellen auch den\die Drogensuchtbeauftragte\n [Aufgaben siehe Extrablatt] I. Parteien im Bundestag: 1. CDU: - Cannabis wird als Einstiegsdroge Nummer 1 betrachtet -> Einstieg in den Ruin - Konsequente Verfolgung des Zieles eines suchtfreien Lebens - Gegen Erleichterung/Liberalisierung des Zugangs/Verharmlosung illegaler Drogen -> Annahme eines höheren Gesamtkonsums - Liberalisierung hätte fatale Folgen für Ki/Ju [Zugang, Jugendschutz, Gruppendruck,…] - Die „Behauptung“ Cannabis sei relativ harmlos im Vergleich zu Nikotin oder Alkohol wird als absolut unwahr bewertet - Keine Legalisierungsschritte zu erwarten - Sie sehen Tabak und Alkohol (legale Drogen) sowie Cannabis (weiche Droge) zunehmend als problematisch -> Kampf nicht nur gegen illegale, sondern auch legale Suchtmittel - Betrachten gesellschaftliche Wahrnehmung als kritisch, da einerseits die der Tabak- und Alkoholkonsum sinkt aber sich andererseits die Toleranz gegenüber Cannabis erhöht - Drogenprävention wird als effektivste Drogenbehandlung angesehen, da sie im besten Falle keinen Konsum aufkommen lässt - Drogenfreies Leben als Ziel - Modellversuchen mit kontrollierter Cannabisabgabe stehen sie entgegen, wenn auch die medizinische Nutzung 2015 durch die Regierung [CDU/CSU+SPD] umgesetzt wurde. - Einer Regelung für die Fahreignung von Cannabiskonsumenten ähnlich der Regelung von Alkoholkonsumenten [Promillegrenze] treten sie entgegen, da die illegalen Substanzen und deren Wirkung auf die Fahreignung nicht ausreichend erforscht sei. Sie haben die Null-Toleranz-Grenze eingeführt - Auch beim Einsatz von Cannabis als Naturprodukt anstelle von medizinischen Präparaten stehen sie äußerst kritisch gegenüber -> Sie zweifeln das Verantwortungsbewusstsein der Bürger an -> Abgabe an weitere Personen, insbesondere Ki/Ju - Schwerpunkte der aktuellen Drogenpolitik: (a) Alkohol: Stärkung der Elternkompetenz bei Konsum durch Ju, Prävention in Betrieben, Förderung von Punktnüchternheit in Schwangerschaft und Stillzeit (b) Tabak: Ausbau der Beratungsangebote in Gesundheitsberufen [Aus- und Fortbildung], Prüfung der ärztlichen Maßnahmen zur Nikotinentwöhnung [Besserungen] (c) Medikamentenabhängigkeit: Ausbau Kooperation Altenhilfe-Suchthilfe (d) Glücksspiel: Stärkung des Jugend- und Spielerschutzes (e) Onlinesucht: Verbesserung der Datenlage zum kritischen Onlinegebrauch, Stärkung der Medienkompetenz Ki/Ju, Unterstützungsangebote für alle Fachkräfte der Ki+Ju-Hilfe (f) Illegale Drogen: Verbesserung Prävention, Intensivierung des Austausches wissensbasierter Erfahrungen unter Fachkräften (g) Querschnittsbereiche: Ausbau Sucht- und Drogenhilfe für BürgerInnen mit Migrationshintergrund, Gruppenangebote für Ki/Ju aus suchtbelasteten Familien 2. CSU: - Zitat CSU: „Wir bekämpfen Drogen mit allen rechtsstaatlichen Mitteln.“ - Allerdings: Bei Tabak und Alkohol werden Ausnahmen gemacht. Diese Suchtmittel werden von der CSU nicht als Teil des Drogenproblems wahrgenommen, obwohl die Schäden dadurch um ein Vielfaches höher sind als die der illegalen Drogen - Konsequente Durchsetzung des Cannabisverbots: Obwohl rechtsstaatliche Freiheiten der BürgerInnen eben dadurch regelmäßig und bewusst verletzt werden [Aufgrund des Verbots: Freiheitsberaubung, Wohnungsdurchsuchungen, Aufhebung des Brief- und Fernmeldegeheimnisses und horrende Geldstrafen. Sogar Krebskranken, Schwerstkranken und Behinderten wird der Zugang zu nachweislich wirksamen Cannabisprodukten verwehrt - Jugendschutz: Keine Unternehmungen, um den Zugang Ju zu Alkohol zu unterbinden. Auch Alterskontrollen beim Alkoholverkauf sowie ein Verbot von Zigarettenautomaten sind kein Thema. Der Fokus liegt einzig auf illegalen Drogen obwohl eine kontrollierte Abgabe durch den Statt überwacht überhaupt erst einen Jugendschutz ermöglicht -> Obwohl Drogenkonsum stetig steigt, wird die bisherige Politik als Heilsbringer angesehen [Anteil regelmäßiger CannabiskonsumentInnen in Westdeutschland ist um 1/5 höher als in den Niederlanden] - Säulen der Drogenpolitik der CSU: Einschränkung der Nachfrage durch Vorbeugung, Hilfe für Süchtige und vehemente Strafverfolgung der Dealer-Kriminalität. Interessant ist, dass die CSU an ihrer Linie festhält obwohl in Bayern sich die Anzahl der Drogendelikte in den letzten 20 Jahren verzehnfacht hat -> umgerechnet werden pro Woche 400 Cannabisdelikte angezeigt. - Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen zur Verstärkung der Verfolgung von Dealern und KonsumentInnen: Drogenmafia wird als einer der Staatsfeinde betrachtet. Festhalten an der bisherigen repressiven Drogenpolitik, obwohl es bisher keinem Staat gelang, so den Konsum einzudämmen – warum sollte das dann in Bayern funktionieren? Trotz Milliardenausgaben für die Inhaftierung von Kleinstdealern und KonsumentInnen (leicht ersetzbar) sind illegale Drogen leichter und billiger denn je zu erwerben. Problematisch ist, dass eben diese Politik erst die Drogenmafia produziert hat – Eine kontrollierte und qualitativ einwandfreie Abgabe würde die Mafia mit einem Schlag aus dem Drogenmarkt verdrängen, da kaum jmd. seine Drogen bei der Mafia kaufen würde, falls er sie legal, qualitativ hochwertig und kontrolliert erwerben könnte. - Durch Abgabe von Cannabis macht sich der Staat zum Dealer und verführt die Jugend zu Drogenkonsum: Allerdings wird die Mafia eben solange die stetig steigende Nachfrage decken, solange der Staat nicht selber aktiv wird. Viele Dealer haben großes Interesse daran, die Ju zu härteren und damit gewinnbringenderen Drogen zu verführen [Jugendschutz?]. Zudem sieht die CSU nichts moralisch Verwerfliches daran, das Monopol für Tabak und Alkohol [Steuereinnahmen] zu besitzen, obwohl jährlich 40.000 Menschen durch Alkohol und 100.000 Menschen durch Tabak sterben. - Legalisierung/Liberalisierung der Drogen führt zu einem Sinken der Hemmschwelle: Diese Ideologie wird verfolgt trotz dessen, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die Eindämmung des Drogenmissbrauchs durch Strafverfolgung gibt. Allerdings gibt es eben diese wissenschaftlichen Belege dafür, dass der Konsum eben nicht ansteigt durch eine Liberalisierung (Niederlande, Portugal, Schweiz, Österreich, …). Zudem muss die CSU sich hinterfragen, ob man wirklich glaubwürdige Drogenpolitik machen kann, obwohl man parallel die Legalität der wesentlich härteren Suchtmittel Tabak und Alkohol unterstützt und sogar verteidigt [+ Umstieg auf härtere Drogen]. In NL sterben 2,4 Menschen/Millionen/Jahr – In Bayern 21-25 Menschen/Millionen/Jahr an Drogenkonsum (Alkohol und Tabak wurden hier nicht berücksichtigt) [In Bayern 8mal mehr Tote als in NL] - Hilfe durch Entzug, Therapie und Nachsorge: Lediglich 2% der CannabiskonsumentInnen sind psychisch abhängig und eine körperliche Abhängigkeit entsteht nicht -> Genauso wie ein Großteil der AlkoholkonsumentInnen benötigen die CannabiskonsumentInnen keine Hilfe. - Abgabe von Ersatzstoffen (Methadon) nur unter strengster ärztlicher Kontrolle, Einrichtung Fixerstuben: Weder eine staatliche Abgabe von harten Drogen in Apotheken noch an einem freien Markt oder in Fixerstuben sieht die CSU als sinnvoll, helfend oder lebensrettend. „In Bayern wird es keine Fixerstuben geben.“ Man bedenke, dass niemand die freie Abgabe von Heroin fordert, aber in Frankfurt u.a. Städten haben sich diese bewährt und die Zahl der Drogentoten ist deutlich gesunken. Die CSU teilt die Auffassung, dass eine Zulassung der F-Stuben den Kampf gegen die Drogen faktisch unterläuft. Die Gefahren durch Drogen würden so verharmlost. Es sei kontraproduktiv, einerseits Drogen zu bekämpfen und andererseits harte Drogen abzugeben und so die Menschen in ihrem Konsum zu bekräftigen und damit die Drogen zu verharmlosen. Diese ideologische Argumentation ist realitätsfremd, da ein Heroinabhängiger auch ohne Fixerstuben nicht auf den bewussten Konsum verzichtet, trotz des Wissens um die Lebensgefahr. Es handelt sich hier um eine Überlebenshilfe. Weiterhin betrachtet die CSU diese Thematik als unsinnig, da der Staat nicht gleichzeitig Drogen und KonsumentInnen verfolgen kann sowie anderseits den Konsum illegal beschafften Rauschgifts erleichtert oder sogar schützt. Man bedenke, dass der Konsum in D nicht verboten ist. Zudem ist gerade die Polizei in FFM der größte Befürworter der Drogenkonsumräume. Eine weitere Befürchtung der CSU ist, dass sich im Nahgebiet der Fixerstuben ein neuer Markt für Drogenhandel mit den bekannten Begleiterscheinungen etabliert. Hier muss erwähnt werden, dass eben die Heroinkonsumenten ihren Eigenkonsum eben durch illegalen Verkauf, Beschaffungskriminalität, …, finanzieren. Daher ist es solange unmöglich bei Heroinabhängigen Konsum und Handel zu trennen bis es eine kontrollierte vom Staat durchgeführte Abgabe [Schweiz] gibt. 3. Die SPD: - Die SPD schweigt sich zu ihren Vorstellungen von einer zeitgemäßen Drogenpolitik aus. Im Wahlprogramm werden den Themen Arbeit, Familie, Soziales und Bildung. Diese Themen wären umfangreich genug für eine Legislaturperiode, so dass man sich nicht der DP widmen könne. - Haltung zu Repression/Kriminalisierung der KonsumentInnen: Keine Unterschätzung/Bagatellisierung des gesundheitlichen Gefährdungspotenzials von Cannabis [besonders Ju]. Die strafrechtlichen Folgen eines geringfügigen Cannabiskonsums dürften aber auch keine Lebenswege zerstören. Die SPD setzt sich schon lange für eine Entkriminalisierung der KonsumentInnen ein. - Haltung Strafverfolgung von CannabiskonsumentInnen: Es werden keine Änderungen des Strafrechts in der Legislaturperiode geplant. Auch plant die SPD nicht, die Strafverfolgung des Eigenanbaus von Marihuana in kleinem Umfang (Eigenbedarf) zu mildern. - Stellung zur aktuellen Anwendung des §31a BtMG: Die SPD sieht die Problematik der unterschiedlichen Handhabung der Gerichte in den Bundesländern und fordert eine einheitliche Regelung/Festlegung der „geringen Menge“ [Verzicht auf Strafverfolgung]. Übrigens das BVG hat schon 1994 die Bundesregierung und die Landesregierungen dazu aufgefordert, sich auf eine einheitliche Regelung zu verständigen. Es ist noch nichts passiert. - Haltung zu Modellversuch „kontrollierte Abgabe Cannabis“: Gegen eine Erleichterung der Verfügbarkeit von Cannabis – kritische Betrachtung einer kontrollierten Abgabe. - Qualitätskontrollen von Drogen: Saubere Drogen seien trotzdem gefährlich und Qualitätskontrollen signalisierten Unschädlichkeit. Als Maßnahme zur Schadensminderung hält sie diese für ungeeignet. - Gleichbehandlung Cannabis- und AlkoholkonsumentInnen im Straßenverkehr: Die SPD teilt grundsätzlich die Auffassung, dass eine Gleichsetzung von Cannabis [Legalisierung] mit der legalen Droge Alkohol falsch sei. Aber die Grundlagen zur Überprüfung der Fahreignung von C-KonsumentInnen müssten geprüft werden. - Cannabis als Medizin – Handlungsbedarf: Seit 2011 können cannabishaltige Arzneimittel zu medizinischen Zwecken ärztlich verschrieben werden. Wie alle Arzneimittel benötigen diese auch der arzneimittelrechtlichen Zulassung [Wirksamkeit, Unbedenklichkeit, Qualität. Allerdings plant die SPD keine weiteren Änderungen der betäubungsmittel- und arzneimittelrechtlichen Vorschriften. - Drogenpolitische Initiativen der SPD in aktueller Legislaturperiode: - Kaum, lediglich die Forderung der Zulassung von Cannabis als Medizin wurde in der großen Koalition verabschiedet.