1 9. Entstehung, Auswirkung und Verminderungspotentiale der wichtigsten Lustschadstoffe Allgemein: Was sind Luftschadstoffe? Luftschadstoffe sind Luftverunreinigungen wie Rauch, Ruß, Staub, Gase, Aerosole, Dämpfe und Geruchsstoffe, die die natürliche Zusammensetzung der Luft verändern. Sie werden in gas- oder partikelförmige Luftverunreinigungen oder Aerosole untergliedert. Emissionen: sind die von einer Quelle ausgehenden Luftverunreinigungen. Immissionen: sind die Einwirkungen von Emissionen auf Menschen, Tiere, Pflanzen und Sachgüter, nachdem sie sich in der Luft, dem Wasser oder dem Boden ausgebreitet oder chemisch umgewandelt haben. Auch reine Luft enthält in ihrer natürlichen Zusammensetzung schon gewisse Verunreinigungen, die von Vulkanausbrüchen, Verwesungs- und Verwitterungsprozessen oder Waldbränden stammen; schwerwiegende Luftverunreinigungen stammen jedoch meistens von den Aktivitäten der Menschen. Sie stören das dynamische Gleichgewicht der Atmosphäre und wirken mit ihren schädigenden Einflüssen zunehmend negativ auf Menschen, Tiere und Pflanzen sowie auf Ökosysteme und Sachgüter. Entstehung der Luftschadstoffe 2.1 natürlicher Ursprung Sie entstehen durch die Tätigkeit von Mikroorganismen oder auch im pflanzlichen Stoffwechsel sowie bei Waldbränden, bei der Tätigkeit von Vulkanen, durch Emissionen von verschiedenen Oberflächen einschließlich Gischt und Verwitterungsprozessen und vielem mehr…. 2.2 anthropogen Ursprungs Die Hauptquellen anthropogen verursachter Schadstoffemissionen sind die Verbrennungsprozesse in Industrie, Gewerbe, Haushalt und im motorisierten Verkehr. Da alle fossilen Brennstoffe (Erdöl, Erdgas, Kohle) aus abgestorbenen Lebewesen, d.h. aus organischen Materialien mit den häufigsten Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel, Halogene, Phosphor u.a. und den anschließenden Umwandlungsprodukten hervorgegangen sind, entstehen bei ihrer Verbrennung neben Kohlendioxid und Wasserdampf unterschiedliche Mengen an Schwefeldioxid, Stickoxiden u.a. Begleitstoffen. Aber auch durch industrielle Tätigkeit in den stoffherstellenden Branchen (z.B. Chemie-, Papier- und Faserstoffe, usw.), in den stoffverarbeitenden Betrieben (z.B. Maschinenbau, Elektronik, Lebensmittelund Textilindustrie, Bauwesen), sowie durch land- und forstwirtschaftliche Maßnahmen gelangen große Schadstoffmengen in die Atmosphäre. Daran sind auch wieder die organischen Verbindungen schuld, die außer durch den motorisierten Verkehr überwiegend in der lösemittelverarbeitenden Industrie und Gewerbe wie in der Farbindustrie, in Druckereien, in Chemischen Reinigungen u.a. freigesetzt werden. 2.3 Einteilung Es gibt zwei große Kategorien der Luftschadstoffe: Stäube: Sie werden entsprechend ihrer Korngröße (Durchmesser) in verschiedene Arten von Schwebstäuben unterschieden: Großstaub Staub Rauch Nebel Feinstaub 2 9. Entstehung, Auswirkung und Verminderungspotentiale der wichtigsten Lustschadstoffe Gase: Gasförmige Luftschadstoffe werden in primäre und sekundäre Formen unterteilt: Primäre Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid (SO2), die meisten Stickoxide, Kohlenmonoxid (CO) und unverbrannte Kohlenwasserstoffe werden direkt in die Atmosphäre emittiert. Sekundäre Luftschadstoffe wie Ozon und Peroxyalkylnitrate (PAN) werden in der Atmosphäre bei fotochemischen Reaktionen zwischen primären Luftschadstoffen und starkem Licht gebildet. Ebenso entstehen sekundäre Formen durch chemische Umwandlung beim Übergang von einer trockenen bzw. gasförmigen Phase in eine flüssige Phase wie z.B. die sauren Verbindungen Schwefel- und Salpetersäure auch Saurer Regen genannt. 2.4 Ausbreitung Die Ausbreitung der einzelnen Schadstoffe in der Luft hängt vom Emissionsort, den Stoffeigenschaften und dem Verhalten der Substanz in der Atmosphäre ab. Die Transmission, der Übergang zwischen Emission und Immission, ist abhängig von folgenden Faktoren: - Wetterlage (Windrichtung, Windstärke, Bewölkung, Lufttemperatur...) - Bodenbeschaffenheit der Erdoberfläche - Schornsteinhöhe der Emittenten Kommen trockene, gasförmige Schadstoffe als eine flüssige Phase auf die Erdoberfläche zurück, spricht man von der nassen Deposition. Handelt es sich dabei um saure Verbindungen, spricht man auch vom Sauren Regen. Der Begriff nasse Deposition umfasst aber sowohl saure als auch nichtsaure Niederschläge in Tröpfchenform als Regen, als Nebel oder als Schneeflocken. Beim Einsickern der flüssigen Schadstoffe in den Boden kommt es zu Nährstoffauswaschungen mit negativen Folgen für die Bodenfruchtbarkeit. Treffen die flüssigen Schadstoffe auf eine geneigte Erdoberfläche, können sie meistens nicht sofort in den Boden eindringen, sondern gelangen in großen Mengen über den Oberflächenabfluss in Rinnsale, Bäche, Flüsse und Seen. Der zweite wichtige Weg, auf dem Schadstoffe aus der Atmosphäre wieder zur Erdoberfläche gelangen, ist die trockene Deposition. In Abhängigkeit von den vorherrschenden Wetterverhältnissen und der Teilchengröße erfolgt die Ablagerung entweder in der Nähe des Emissionsstandortes oder auch viele Kilometer davon entfernt. Sind die imitierten Luftschadstoffe in Böden oder Gewässer gelangt, können sie gemeinsam mit den Hauptnährstoffen von den grünen Pflanzen aufgenommen werden und gelangen so in die Nahrungsketten der Lebewesen. Am Anfang jeder Nahrungskette stehen die Produzenten (meist Pflanzen und einige Bakterien), sie bauen durch Photosynthese komplizierte organische Verbindungen auf, dabei werden die Schadstoffe aus dem Wasser, dem Boden und der Luft mitgeschleußt. Die Primärkonsumenten, die Pflanzenfresser, ernähren sich von den Produzenten und dienen wiederum zur Ernährung der Sekundärkonsumenten, den Fleischfressern. 3 9. Entstehung, Auswirkung und Verminderungspotentiale der wichtigsten Lustschadstoffe Schwefeldioxid Stoffgruppe: Anorganische Gase Formel: SO2 Eigenschaften: Reizgas, farblos, stechend riechend, leicht wasserlöslich Entstehung: Schwefeldioxid entsteht vorrangig als unerwünschtes Nebenprodukt bei Verbrennungsprozessen durch Oxidation des Schwefels, der insbesondere in der Kohle und im Öl enthalten ist. Hauptquellen sind Energie- und Wärmegewinnungsanlagen der Industrie, aber auch der Kfz-Verkehr, die Zellstoffproduktion und die Erdölverarbeitung. Auswirkungen: Gesundheit: Das Reizgas wirkt sich hauptsächlich auf die Schleimhäute der Atemwege und Augen aus, es führt zu Reizungen der Augenbindehaut und des Rachenraumes; Wintersmog mit erhöhter Staubbelastung und in Kombination mit erhöhtem Schwefeldioxidaufkommen kann es auch bei Kleinkindern und alten Menschen zum vermehrten Auftreten von Pseudokrupp führen. Der lungengängige Schwebstaub transportiert das angelagerte SO2 als Aerosol bis in die tieferen Lungenbereiche, wo die sich bildenden Säuren bis zur Lungenentzündung führen können. Vegetation: Bodenversäuerung durch Schwefeldioxid: Saurer Regen hat negative Auswirkungen auf Ökosysteme, indem er zur Versauerung der Böden und Gewässer beiträgt. Waldschäden: klassische Waldschäden, neuartige Waldschäden Sachgüter: Durch sauren Regen: werden z.B. Kalkhaltige Skulpturen oder mineralische Baustoffe (Mamor) ausgewaschen (Steinpest), Metalle können korrodieren. Glas und andere Materialien werden auch angegriffen. Tendenzen: Durch die flächendeckende Sanierung von Heizungssystemen sowohl in der Industrie als auch in Privathäusern hat das Reizgas seine ehemals dominante Rolle als Leitschadstoff für die Gesamtluftverschmutzung in den Ballungsräumen verloren. Verminderung: Entschwefelung der Heizstoffe oder Treeibstoffe – z.B.: Rohstoffindustrie Rauchgasentschwefelung nach Verbrennung – z.B.: Industrie (Kraftwerke) 4 9. Entstehung, Auswirkung und Verminderungspotentiale der wichtigsten Lustschadstoffe Stickoxide Stoffgruppe: Anorganische Gase Formel: NOx ist die Bezeichnung für NO und NO2. Da NO jedoch sehr schnell zu NO2 umgewandelt wird und es auch eine relativ niedrige toxische Wirkung hat, geht es von nun an hauptsächlich um NO2. Eigenschaften: Reizgas, rotbraune Farbe, starkes Oxidationsmittel, in Wasser löslich ( Salpetersäure), stechend stickig. Entstehung: Stickoxide entstehen als unerwünschte Nebenprodukte bei Verbrennungsprozessen mit hohen Temperaturen wie vor allem in Kraftfahrzeugmotoren und Kraftwerken aber auch in der Chemieindustrie und Düngemittelherstellung. Die Stickoxide entstehen vorrangig durch die Oxidation des Luftstickstoffs; dabei wird zunächst ein hoher Anteil von Stickstoffmonoxid NO emittiert, der sich dann in der Atmosphäre in NO2 umwandelt. Auswirkungen: Gesundheit: Das Reizgas kann schon bei niedrigen Konzentrationen und normaler Atmung aufgrund seiner Löslichkeit bzw. Reaktion mit Wasser zur Wirkung kommen. Die Wirkungen sind ansonsten ähnlich wie beim SO2, nur dass das NO2 aggressiver ist und somit tiefer in die Lunge gelangen kann. Vegetation: Bodenversäuerung durch Stickoxide: Saurer Regen hat negative Auswirkungen auf Ökosysteme, indem er zur Versauerung der Böden und Gewässer beiträgt. Waldschäden: klassische Waldschäden, neuartige Waldschäden Eutrophierung: Stickstoffeintrag über die Luft Sachgüter: Durch sauren Regen: werden z.B. Kalkhaltige Skulpturen oder mineralische Baustoffe (Mamor) ausgewaschen (Steinpest), Metalle können korrodieren. Glas und andere Materialien (besonders Kunststoff) werden auch angegriffen. Tendenzen: Seit der Einführung von Entstickungsanlagen in Kraftwerken ist ein deutlicher Rückgang an NOx -Emissionen zu verzeichnen. Im Verkehr ist dieser positive Effekt nach der Einführung des Katalysators viel geringer ausgefallen, da das Verkehrsaufkommen rasant angestiegen ist. Bis Mitte der 90er-Jahre hat die NO2-Belastung etwas abgenommen, seitdem war keine Abnahme zu verzeichnen. In den letzten Jahren hat die Belastung an verkehrsnahen Stationen wieder zugenommen. Dies ist auf die Zunahme von Diesel-PKW mit Oxidationskatalysatoren zurückzuführen. Auch die großflächigen Überschreitungen der kritischen Belastungsgrenzen des Waldes durch Überdüngung reduzierten sich in den letzten Jahren kaum. Verminderung: Katalysatoren – z.B.: Kfz Entstickungsanlagen – z.B.: Industrie 5 9. Entstehung, Auswirkung und Verminderungspotentiale der wichtigsten Lustschadstoffe Kohlenmonoxid Stoffgruppe: Anorganische Gase Formel: CO Eigenschaften: farblos, geruchlos, geschmacklos, brennbar, giftig. Entstehung: Ein großer Teil des COs stammt aus dem Algenstoffwechsel in den Weltmeeren. Eine weitere wichtige Quelle ist unvollständige Verbrennung von Kohlenstoff und kohlenstoffhaltigen Verbindungen in Feuerungsanlagen und Motoren, wobei der spezifische Ausstoß von CO in den KfzMotoren um ein Vielfaches höher ist als bei anderen Verbrennungsvorgängen. Kohlenmonoxid kann durch Luftsauerstoff in Kohlendioxid umgewandelt werden. Außerdem ist CO auch an der photochemischen Bildung bodennahen Ozons beteiligt. Wirkungen: Gesundheit: Kohlenmonoxid beeinträchtigt als starkes Atemgift den Sauerstofftransport im menschlichen Körper, da CO eine 300 mal größere Affinität zum roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) als Sauerstoff. So entsteht ein der Lunge eine feste CO-Hämoglobin-Verbindung, dem Körper fehlt der für die Stoffwechselvorgänge wichtige Sauerstoff und es kommt bei hohen Dosen zum Erstickungstod. Aber bereits bei 2% bis 5% CO-Hämoglobin kommt es zu Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem; bei 10% bis 20% zu leichtem Kopfschmerz, Mattigkeit, Unwohlssein und Herzklopfen; bei 20% und mehr kommt es zu Schwindel, Bewusstseinseinschränkung, Gliederschlaffheit und Lähmung; bei 30% bis 40% zum Kreislaufkollaps. Noch höhere Konzentrationen führen zur Bewusstlosigkeit mit Todesfolge kommen; solche Konzentrationen können aber im Straßenverkehr nicht vorkommen. Vegetation und Sachgüter: Auswirkungen auf Pflanzen und Sachgüter sind bei den vorkommenden Konzentrationen keine bekannt. Tendenzen: leicht rückläufig. Verminderung: Katalysatoren Weniger Autofahren 6 9. Entstehung, Auswirkung und Verminderungspotentiale der wichtigsten Lustschadstoffe Kohlendioxid Stoffgruppe: Anorganische Gase Formel: CO2 Eigenschaften: farblos, geruchlos, nicht brennbar, hohe Konzentration giftig. Entstehung: Es entsteht sowohl bei der vollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Substanzen unter ausreichendem Sauerstoff als auch im Organismus von Lebewesen als Kuppelprodukt der Zellatmung. Das CO 2 wird dabei über den Atem abgegeben. Kohlenstoffdioxid wie erwähnt entsteht bei der Verbrennung kohlenstoffhaltiger Brennstoffe, z.B. der fossilen Energieträger. Bei einem gegebenen Energieträger ist die Menge des erzeugten CO2 direkt von der Menge des Brennstoffs und damit der umgesetzten Energie abhängig. Wirkungen: Gesundheit: Im Blut gelöstes CO2 aktiviert in natürlicher und leicht gesteigerter Konzentration das Atemzentrum des Gehirns, in deutlich höherer Konzentration führt es jedoch zur Verminderung oder sogar Aufhebung des reflektorischen Atemanreizes (Atemstillstand). Diese Wirkungen treten viel rascher ein als eine Erstickung. Ab etwa 5 Prozent CO2 in der eingeatmeten Luft treten Kopfschmerzen und Schwindel auf, bei höheren Konzentrationen beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Blutdruckanstieg, Atemnot und Bewusstlosigkeit (die so genannte CO 2-Narkose). CO2-Konzentrationen von 8 Prozent und mehr führen innerhalb von 30 bis 60 Minuten zum Tod. Zusätzlich hat Kohlenstoffdioxid eine indirekte Wirkung auf den Sauerstoffhaushalt des Blutes. Befindet sich vermehrt Kohlenstoffdioxid in der Luft oder im Frischwasser, so wird im Blut über das Dissoziationsgleichgewicht der Kohlensäure der pH-Wert vermindert – das Blut wird „saurer“. Von diesem Absinken des pH-Werts ist das Hämoglobin betroffen. Bei niedrigerem pH-Wert verringert sich seine O2-Bindungskapazität. Das heißt bei gleichem O2-Gehalt der Luft kann vom Hämoglobin weniger Sauerstoff gebunden und transportiert werden. Dieser Sachverhalt wird durch den Bohr-Effekt und den Haldane-Effekt beschrieben. Im Gewebe, wo der Sauerstoff abgegeben werden soll, ist die Konzentration von CO 2 höher (= niedriger pH-Wert, geringere O2-Bindungskapazität) und erleichtert damit die O2-Abgabe. In der Lunge sind die Verhältnisse umgekehrt und begünstigen so das „Beladen“ des Hämoglobins mit Sauerstoff. Dieser indirekte Effekt über den pH-Wert des Blutes ist von der weitaus stärkeren Giftigkeit des Kohlenstoffmonoxids zu unterscheiden. Kohlenstoffmonoxid maskiert als Komplexbildner den Eisenkern des Hämoglobins und verhindert dadurch die Bindung von Sauerstoff in den roten Blutkörperchen. Dies ist ein anderer (wirksamerer) molekularer Mechanismus als beim Kohlenstoffdioxid. Vegetation: Kohlenstoffdioxid absorbiert einen Teil der Wärmestrahlung (Infrarotstrahlung), während kurzwelligere Strahlung, d. h. der größte Teil der Sonnenstrahlung, passieren kann. Diese Eigenschaft macht Kohlenstoffdioxid zu einem so genannten Treibhausgas. (Dürre und Flut) Sachgüter: In der Umwelt hat CO2 in den dort üblicherweise vorkommenden geringen Konzentrationen keine negativen Wirkungen auf Menschen, Tiere, Pflanzen und Sachgüter Tendenzen: leicht rückläufig. Verminderung: Weniger Autofahren