Presseinformation Migrationshintergrund beeinflusst Suchtverständnis Studie der Donau-Universität Krems beleuchtet Zusammenhang von Migration und Umgang mit Suchtmitteln Krems (kpr). Das Verständnis für Sucht und Abhängigkeit und der Umgang mit Drogen können je nach Migrationshintergrund und Migrationsgeschichte sehr unterschiedlich sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine am 12. März beim Symposium „Migration und Abhängigkeit“ präsentierte Studie der DonauUniversität Krems. Studienleiterin Gudrun Biffl sieht Verbesserungsbedarf in der Suchtprävention auf unterschiedlichen Ebenen in Österreich. Nur zehn Prozent der befragten ÖsterreicherInnen ohne Migrationshintergrund sehen im Glücksspiel ein völlig akzeptiertes Verhalten, das süchtig machen kann. Im Gegensatz dazu sind 30 Prozent der befragten Menschen der Gastarbeitergeneration und ihrer Kinder der Meinung, dass das Glücksspiel in Österreich ein völlig akzeptiertes Verhalten ist, das Abhängigkeit schaffen kann. Die Bereitschaft, über Sucht mit jemandem außerhalb der Familie zu sprechen, ist bei Menschen mit Migrationshintergrund geringer als bei der ansässigen Bevölkerung. Aber auch die große soziale Bedeutung und Akzeptanz bestimmter Suchtmittel (wie etwa Alkohol und Nikotin) in Österreich kann für MigrantInnen eine große Herausforderung darstellen, insbesondere wenn der Umgang im Herkunftsland ein anderer ist. Diese Ergebnisse erbrachte die von der Donau-Universität Krems mit Mitteln des RahmenPharmavertrags – eine Kooperation von Pharmawirtschaft und Sozialversicherung – erstellte Studie „Das Verständnis von Sucht & Drogen von MigrantInnen in Österreich“. „Das Suchtverhalten und die Einstellung zu Suchtmitteln, unabhängig davon ob sie legale oder illegale sind, hängen von einer Vielfalt von Faktoren ab; sie reichen von persönlichen Faktoren wie etwa psychischen Problemen über gesellschaftliche Rahmenbedingungen und dem sozialen Umfeld bis zur lokalen Verfügbarkeit“ sagt Univ.-Prof. Dr. Gudrun Biffl, Migrationsforscherin an der Donau-Universität Krems und Projektleiterin der anlässlich des Symposiums „Migration und Abhängigkeit“ präsentierten Studie. Die am Department für Migration und Globalisierung erstellte Studie untersuchte die Bedeutung kultur- und migrationsspezifischer Faktoren in der Suchtprävention. Herausforderung der Suchtprävention in einer pluralistischen Gesellschaft Beim Symposium, das am 12. März an der Universität für Weiterbildung in Krems abgehalten wurde, forderte Biffl, Leiterin des Departments für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems, angesichts der Studienergebnisse Maßnahmen zu einer Suchtprävention, die auch den Migrationshintergrund und die zum Teil sehr spezifischen Herausforderungen dieser heterogenen Gruppe berücksichtigt. Auf der strukturellen Ebene der Suchtprävention bräuchte es laut Biffl einen möglichst niederschwelligen Zugang zu Information und Gesundheitseinrichtungen unter Einbeziehung der österreichischen Medien, verbesserte Aus- und Weiterbildung von Betreuungspersonal, Lehrkräften und DolmetscherInnen. Interkulturelle Kompetenzen und diversitätssensible Maßnahmen sollten in bestimmten Berufen als Selbstverständlichkeit angesehen werden, insbesondere in pädagogischen sowie sozialarbeiterischen Berufsfeldern. Auf der Ebene der universellen Suchtprävention, die die ganze Bevölkerung sensibilisieren soll, wären vermehrt Informationen zur psychischen und physischen Dimension von Sucht und Abhängigkeit anzubieten; darüber hinaus sollte es zu einer Enttabuisierung dieses komplexen Themas kommen. „Suchtverhalten, Abhängigkeiten sowie Drogenkonsum können in verschiedenen Kulturen unterschiedlich konstruiert sein und andere Muster aufweisen. Wenn wir die kulturellen Hintergründe mitdenken, können wir einen Beitrag zum besseren Verständnis der Suchtpräventionsarbeit in einer pluralisierten Gesellschaft leisten“, so Biffl abschließend. Beiträge aus nationaler und internationaler Perspektive Im Rahmen des Symposiums referierten Dr. Eckhardt Koch von der Vitos-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marburg, Univ.-Prof. Dr. Thomas Stompe, Medizinische Universität Wien, Mag. Erdal Kayhan, Berater für Ehefragen, psychopathologische Störungen und Sucht, und Osman Besic, MPH, Schweizerisches Rotes Kreuz Bern, Abteilung Gesundheit und Diversität. Nähere Informationen zum Forschungsprojekt: www.donau-uni.ac.at/mig/sucht 4.293 Zeichen (inkl. Leerzeichen) 16.03.2015 Bild „Symposium Migration“ v.l.n.r.: Osman Besic, Eckhardt Koch, Gudrun Biffl, Thomas Stompe, Erdal Kayhan (Foto: DUK/Andrea Reischer) Das Bild darf ausschließlich in redaktionellen Medienberichten über die Donau-Universität Krems verwendet werden. Die Veröffentlichung ist unter Angabe des Fotonachweises honorarfrei. Rückfragen Sandra Stattmann, MSc Anmeldung, Organisatorisches Department für Migration und Globalisierung Tel. +43 (0)2732 893-2419 [email protected] www.donau-uni.ac.at/mig