Konzeption SP Heim 03.08.2015 Eine Einrichtung der Stiftung Seraphisches Liebeswerk Altötting (SLW) Konzeption Sozialpädagogische Heimgruppe für Mädchen und Jungen im Grund- und Hauptschulalter Aktueller Stand: 03.08.2015 Konzeption SP Heim 03.08.2015 Konzeption Sozialpädagogische Heimgruppe Inhaltsübersicht 1 Entstehungsgeschichte pädagogischer Angebote im Josefsheim ………………. S. 3 2 Leitbild des Seraphischen Liebeswerks Altötting ………………………….…… S. 3 3 Zielgruppe der Heimunterbringung…………………………….………….…… S. 4 4 Personelle Besetzung und einrichtungsinterne Zusammenarbeit ..……………… S. 5 5 Räumliche und materielle Ausstattung …………………………...……. …..….. 5.1 Örtliche Lage …………………………………………………………… 5.2 Wohngruppe ……………………………………………………………. 5.3 Weiteres Raumangebot und Außenanlagen ……………………………. S. S. S. S. 6 Öffnungszeiten der Gruppe …………………………………………………...… S. 7 7 Betreuung, Erziehung und Bildung ……………………………….…...……...… 7.1 Pädagogische Grundhaltung ……………………………………..……... 7.2 Methodische Ausrichtung ……………………………………................. 7.3 Beteiligung und Beschwerderecht ……………………….…..……….… 7.4 Strukturen und Regeln ………………………………………………..… 7.5 Allgemeine Entwicklungsziele …………………………………………. 7.6 Eltern und Sorgeberechtigte …………………………………….……… 7.7. Aktive Freizeitgestaltung ……………………………………….………. 7.8 Unterstützung bei Problemen und Konflikten ………………….….…… 7.9 Dokumentation der pädagogischen Arbeit ……………………...……… S. 8 S. 8 S. 8 S. 10 S. 11 S. 12 S. 13 S. 14 S. 14 S. 15 8 Zusammenarbeit mit der Schule ………………………………………………… S. 15 9 Einbindung des Psychologischen Fachdienstes ……………………………...….. S. 16 10 Verpflegung …………………………………………………………….....…….. S. 17 11 Qualitätsmanagement …………………………………………………...………. S. 18 12 Öffentlichkeitsarbeit ………………………………………………………..…… S. 19 13 Rechtsgrundlage, Kostenträger und Hilfeplan …………………………….…….. S. 20 14 Schlussbemerkung …………………………………………………………….… S. 20 6 6 6 7 Konzeption SP Heim 03.08.2015 1 Entstehungsgeschichte pädagogischer Angebote im Josefsheim Das Josefsheim Wartenberg wurde im Jahr 1885 ursprünglich als „Kinderbewahranstalt“ gegründet. Seit Übernahme der Trägerschaft durch das Seraphische Liebeswerk Altötting (SLW) im Jahr 1918 arbeiteten bis Ende des vorigen Jahrhunderts überwiegend Schwestern das franziskanischen Ordens aus Mallersdorf im pädagogischen Bereich. Seit Anfang der 1990er Jahre unterstützten und ergänzten vier Internatsgruppen die schulische Bildung für Jungen im Hauptschulalter. Im Jahr 2001 wurde schließlich mit der Gruppe Christopherus die erste „Heilpädagogisch orientierte“ Jugendhilfegruppe für zwölf Jungen eingerichtet, später als „Sozialpädagogische Gruppe“ bezeichnet. Die Auflösung der letzten Internatsgruppe erfolgte schließlich im Jahr 2013 durch Umstrukturierung in die zweite Sozialpädagogische Heimgruppe Michael. Dem aktuellen Bedarf in der Kinder- und Jugendhilfe entsprechend, werden ab September 2015 nach umfangreichen Beratungsgesprächen mit den Kooperationspartnern des Josefsheims die beiden Heimgruppen mit ursprünglich 195 Öffnungstagen pro Jahr zu einer neu konzeptionierten Heimgruppe mit deutlich erweiterten Öffnungszeiten und gezielten Ferienmaßnahmen zusammengeschlossen. Insgesamt bietet unsere Einrichtung ein differenziertes Angebot. In dem Bemühen, möglichst jedem/jeder unserer Kinder und Jugendlichen eine bedarfsgerechte Unterstützung zum Ausgleich sozialer, emotionaler wie auch schulischer Probleme zukommen zu lassen, führen wir neben der sozialpädagogischen Heimgruppe auch eine offene Ganztagesschule, einen Regelhort sowie einen Hort mit intensiver sozialpädagogischer Förderung. Im Entstehen sind derzeit Angebotsformen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Eine ideale Ergänzung des sozialpädagogischen Betreuungsangebots stellt unsere eigene Mittelschule dar, in der die Kinder und Jugendlichen in kleinen Klassen unterrichtet und gefördert werden. Hier ermöglichen kurze Kommunikations- und Informationswege sowie standardisierte Schnittstellenbesprechungen eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Erziehern/innen. 2 Leitbild des Seraphischen Liebeswerks Altötting Vom 21.03.2003 bis 04.03.2004 erfolgte in einrichtungsübergreifender Kooperation aller sieben sozialen Einrichtungen des Seraphischen Liebeswerks die Formulierung eines gemeinsamen Leitbilds. Charakteristisch für diesen Prozess waren von Beginn an die Einbeziehung einer hohen Anzahl von Mitarbeitern/innen aus allen Arbeitsbereichen der verschiedenen Einrichtungen sowie die wissenschaftliche Begleitung des Projekts. Das Leitbild stellte gleichzeitig den Ausgangspunkt dar für die systematische Entwicklung des Qualitätsmanagementsystems der gesamten Stiftung mit ihren Einrichtungen. Seite 3 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 Gemäß dem Leitbild bieten wir Lebensräume, in denen die jungen Menschen Annahme, Gemeinschaft und qualifizierte Hilfe erfahren. Unser Auftrag besteht in der gelebten Nächstenliebe. Aus dieser Haltung heraus leisten wir fachlich qualifizierte Hilfen, vor allem für Kinder in erschwerten Lebenssituationen. In der Erziehung setzen wir bei den Stärken und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen an. Wir unterstützen diese in ihrem Reifungsprozess zu eigenständigen und selbstverantwortlichen Persönlichkeiten. Auch nach Rückschlägen und Misserfolgen schöpfen wir immer wieder neuen Mut für die Verwirklichung unseres verantwortungsvollen Auftrags. Wir bieten auch Gelegenheiten für die religiöse Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das Leitbild verpflichtet uns zur regelmäßigen Überprüfung der Qualität unserer Arbeit und gibt uns weiterhin Anlass, miteinander über die Grundlagen unseres Auftrags nachzudenken und miteinander im Gespräch zu bleiben. Unter anderem wird das Leitbild bei den stiftungsweiten Einführungstagen für neue Mitarbeiter/innen regelmäßig reflektiert. Die daraus entstandenen Rückmeldungen lieferten viele gute Hinweise für die jüngste Überarbeitung des Leitbilds. 3 Zielgruppe der Heimunterbringung Die Sozialpädagogische Heimgruppe ist eine Angebotsform für Kinder und Jugendliche von der ersten Klasse, in der Regel bis zum Schulabschluss in der 9. Klasse. Der Besuch unserer staatlich anerkannten privaten Mittelschule stellt eine sinnvolle Ergänzung der Betreuung dar. Bei Aufnahmen im Grundschulalter entscheiden Sorgeberechtigte und Jugendamt gemeinsam mit uns über die am besten geeignete externe Schule. Grundsätzlich können wir in die Gruppe nur Kinder und Jugendliche aufnehmen, die verlässlich jedes zweite Wochenende und während der Schulferien außerhalb des Josefsheims, idealer Weise in ihrer Familie, leben können. Unser sozialpädagogischer Betreuungsrahmen ist gezielt ausgelegt für Kinder und Jugendliche mit Unterstützungs- und Förderbedarf unter anderem bei folgenden Anliegen: Schulische Auffälligkeiten, Lernschwierigkeiten Soziale Auffälligkeiten, Störungen des Sozialverhaltens Emotionale Auffälligkeiten (Bindungsstörung) Kinder aus sozial schwachen Familien Verhaltensauffälligkeiten (u.a. ADHS), Labilität, Kontaktprobleme Erhöhter Förder- und Betreuungsbedarf Nicht angemessen betreuen und fördern können wir Kinder und Jugendliche mit folgenden Problemstellungen: Suchtproblematik Suizidale Tendenzen Ausgeprägtes Gewaltpotential; massive Selbst- und/oder Fremdgefährdung Sexuelle Auffälligkeiten/Übergriffe Körperliche und/oder geistige Behinderung Schwere Hirnfunktionsstörungen und schwere psychiatrische Krankheitsbilder Seite 4 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 4 Personelle Besetzung und einrichtungsinterne Zusammenarbeit In der Gruppe arbeiten pädagogische Fachkräfte, pädagogische Hilfskräfte und/oder Berufspraktikanten/innen gemäß dem Stellenplan nach jeweils aktueller Personalberechnung. Zusätzlich werden Blockpraktikanten/innen der Fachakademien für Sozialpädagogik eingesetzt. Das gesamte pädagogische Team ist der Pädagogischen Leitung unterstellt und wird zudem durch den Psychologischen Fachdienst beraten und unterstützt. Verwaltung, Haustechnik und Hauswirtschaft begleiten als Stützprozesse die pädagogische Arbeit. Erzieher/innen und Lehrpersonal stehen einrichtungsintern in engem Austausch. Die Arbeit aller Mitarbeiter/innen des Josefsheims dient dem gemeinsamen Ziel des Kindeswohls und strebt das Erreichen der im Interesse des Kindes und seiner Familie gesetzten Ziele im ganzheitlichen Verbund an. Folgende hausinterne Dienstbesprechungen stellen den fachlichen Austausch sicher: Mitarbeiter/innen- Versammlungen Dienstrechtliche Belehrungen und Unterweisungen Bereichsleiter/innen- Konferenz Lehrer/innen- Erzieher/innen- Konferenz Gruppenleiter/innen- Konferenz Erzieher/innen- Konferenz Teambesprechungen Einrichtungssteuergruppe des Qualitätsmanagements Qualitätszirkel Kontinuierliche und zielgerichtete Fort- und Weiterbildung aller Mitarbeiter/innen sind ein unverzichtbares Qualitätsmerkmal der Einrichtung und tragen auch zur Erhöhung der persönlichen Arbeitszufriedenheit bei. Neue Mitarbeiter/innen werden nach einem durch das Qualitätsmanagement festgelegten Prozedere eingearbeitet. Der Einarbeitungsprozess wird durch alle Beteiligten wiederholt reflektiert. Durch das Angebot unterschiedlicher Praktikumsplätze engagiert sich das Josefsheim auch in der Ausbildung von Mitarbeitern/innen. Seite 5 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 5 Räumliche und Materielle Ausstattung 5.1 Örtliche Lage Die Marktgemeinde Wartenberg liegt zwischen Landshut und Erding an der Grenze zwischen Ober- und Niederbayern unweit des Franz- Josef- Strauß- Flughafens: Sie ist mit dem PKW über die Autobahn München - Deggendorf gut erreichbar. Wartenberg verfügt außerdem über eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr durch die Buslinie 501, welche sowohl den S- Bahnhof Erding (S- Bahnnetz München) als auch den Bahnhof Moosburg (Regionalzüge) anfährt. Das Josefsheim befindet sich nahe des Ortskerns der Marktgemeinde Wartenberg am Fuße des Nikolaibergs. Angelegenheiten und Besorgungen des täglichen Bedarfs lassen sich zu Fuß in wenigen Minuten erledigen. 5.2 Wohngruppe Für die neu konzeptionierte Sozialpädagogische Gruppe wurden im Jahr 2015 die Räumlichkeiten im ehemaligen Wohnhaus der Mallersdorfer Schwestern auf die Lebens- und Wohnbedürfnisse der jungen Menschen und damit auf die Qualitätsstandards der Heimrichtlinien umgebaut. Die Gruppe ist auf zwei Stockwerke in Modulbauweise (Mittelbereich, linker Gang, rechter Gang) ausgelegt. Im ersten Stock befinden sich fünf Einbettzimmer und zwei Zweibettzimmer. Im zweiten Stock stehen ein Einbettzimmer und ein Zweibettzimmer zur Verfügung. Jedes Zimmer ist mit Bett, Schrank, Schreibtisch und Stuhl ausgestattet und kann von den jungen Menschen darüber hinaus individuell eingerichtet werden. Auch eine eigene Nasszelle gehört zur Grundausstattung jedes Zimmers. Die Räumlichkeiten der Gruppe werden komplettiert durch ein Bereitschaftszimmer mit Nasszelle im ersten Stock sowie Küche, Esszimmer, Wohnzimmer und Erzieherbüro und ein Aufenthalts- und Besprechungszimmer im 2. Stock. Im Erdgeschoß befinden sich die Büros der Pädagogischen Leitung, der Haustechnik sowie ein Besprechungszimmer, das unter anderem für die Zusammenarbeit mit den Eltern genutzt wird. In Planung ist ein Hobbyraum im Keller des Gruppengebäudes. Die Räumlichkeiten der Wohngruppe sind unter anderem mit einem Kickerkasten, einem Billardtisch und einem Airhockey- Tisch ausgestattet. Außerdem stehen Multimediageräte, wie TVAnlage, DVD- Player, HiFi- Anlage und PlayStation zur Verfügung. Ebenso wie bei der Gestaltung der Zimmer haben die Kinder und Jugendlichen auch Mitspracherecht bei der Einrichtung der Gemeinschaftsräume. Grundsätzlich werden alle Räume der Gruppe freundlich und altersgemäß eingerichtet. Seite 6 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 5.3 Weiteres Raumangebot und Außenanlagen Das Josefsheim verfügt weiterhin über eine eigene Turn- und Mehrzweckhalle, eine Bibliothek und einen Werkraum. Für die Lernzeiten oder für Projektarbeiten dürfen die Räumlichkeiten der Schule auch am Nachmittag genutzt werden. In der eigenen Kirche werden zu besonderen Anlässen auch Gottesdienste gefeiert, die in projektorientierter Arbeit gemeinsam mit den Jugendlichen vorbereitet und gestaltet werden. Ein eigener kleiner Fußballplatz und ein Streetballplatz gehören ebenfalls zur Ausstattung des Josefsheims. Für sportliche Betätigung ist auch eine witterungsbeständige Tischtennisplatte istalliert. Der großzügig angelegte Innenhof kann mit den zur Verfügung stehenden Fahrrädern, Skateboards und Seifenkisten befahren werden. Desweiteren bieten weitläufige Grünflächen, eine Vogelnestschaukel, eine Lagerfeuerstelle und der hauseigene Obstgarten die Möglichkeit zur Entspannung. Außerhalb der Einrichtung stehen uns die öffentlichen Freizeitmöglichkeiten der Marktgemeinde Wartenberg zur Verfügung. Hierzu zählen unter anderem der nahe gelegene Spielplatz, ein Skater- Park, ein Dirtbike- Platz sowie der angrenzende Nikolaiberg mit Wald und Grünflächen. Im Sommer bietet ein nahegelegener Badesee Gelegenheit zum Erfrischen. Im Winter besteht die Möglichkeit des Schlittenfahrens. 6 Öffnungszeiten der Gruppe Die Kinder und Jugendlichen werden in der sozialpädagogischen Heimgruppe rund um die Uhr von pädagogischen Mitarbeitern/innen betreut. In den Kernbetreuungszeiten von 14.00 bis 20.00 Uhr, mindestens jedoch bis 18.00 Uhr, sowie an Wochenenden und in den Ferien sind in der Regel mindestens zwei pädagogische Mitarbeiter/innen anwesend. Randzeiten und Nachtbereitschaftsdienste werden gewöhnlich von einer/einem Kollegen/in abgedeckt. Jedes zweite Wochenende und den größten Teil der Schulferien verbringen die Kinder und Jugendlichen außerhalb der Einrichtung, idealer Weise in ihrer Herkunftsfamilie. Die Wochenenden im Josefsheim werden zuvor in Gruppenbesprechungen gemeinsam geplant und für Freizeitaktionen, Gruppenaktivitäten und Projekte genutzt. Innerhalb von drei Ferienblöcken (z.B. Faschings-, Oster-, Sommerferien) ist die Gruppe jeweils eine Woche im Rahmen einer Ferienfreizeit mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen unterwegs. Seite 7 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 7 Betreuung, Erziehung und Bildung 7.1 Pädagogische Grundhaltung In unserer Sozialpädagogischen Heimgruppe begleiten wir Kinder, Jugendliche und deren Angehörige in schwierigen Lebensphasen und Krisen. Unsere pädagogischen Fachkräfte bieten Hilfen zur Selbsthilfe, in erster Linie für die jungen Menschen, die in unserer sozialpädagogischen Heimgruppe leben; darüber hinaus verstehen wir uns als wertschätzende Partner der Eltern und Herkunftsfamilien und tragen zur Stabilisierung der Familiensysteme bei. Wir verstehen uns als familienergänzende Einrichtung, die durch den regelmäßigen, verbindlichen Kontakt der Kinder und Jugendlichen zu ihren Familien während der Wochenend- und Ferienheimfahrten sowie durch eine intensive Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten, eine tragfähige Basis für eine Rückkehr des jungen Menschen, idealer Weise in die Familie, schafft. Gleichzeitig arbeiten wir mit den Kindern und Jugendlichen gezielt auf eine möglichst selbständige Lebensführung hin und begleiten unterschiedliche Übergänge in den sozialen Lebensbezügen. Wir legen großen Wert auf eine Gesamtatmosphäre, in der sich die Kinder und Jugendlichen wohl und geborgen fühlen und sich zu selbstverantwortlichen Persönlichkeiten entwickeln können. Unser pädagogischer Ansatz ist in erster Linie ressourcenorientiert. Wir holen die Kinder und Jugendlichen ab, wo sie stehen. Dabei arbeiten wir mit ihren Stärken, Fähigkeiten und Interessen. Gemeinsam mit den Kindern erleben und leben wir den Alltag. Durch positives Vorbild und Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln wir Grundwerte im Umgang miteinander, lebenspraktische Fähigkeiten und sinnvolle Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. 7.2 Methodische Ausrichtung In unserer alltagsorientierten pädagogischen Arbeit setzen wir auf die Kraft zwischenmenschlicher Beziehungen und orientieren uns an den verbindlichen Strukturen eines verhaltenstheoretisch geprägten Ansatzes. Eine akzeptierende, einfühlsame und aufrichtige Haltung aller Erzieher/innen sind für den jungen Menschen die Voraussetzung für eine positive Entwicklung innerhalb des Gruppenalltags. Zusätzlich verstärkt wird dieser Grundsatz durch das Bezugsbetreuersystem, bei dem jedem Kind eine Erzieherin oder ein Erzieher aus dem Team zur Seite gestellt wird, die/der sich in besonderer Weise um dessen Wohl annimmt und eine besondere Bezugsperson darstellt. Die Erzieher/in- Kind- Beziehung stellt Nähe, Zuverlässigkeit und Vertrauen her, was für die laut Hilfeplan erwünschten Verhaltensveränderungen unverzichtbare Ausgangsbedingungen sind. Der/die Bezugserzieher/in führt regelmäßig Einzelgespräche mit dem Bezugskind. Dieses erlebt einen wertschätzenden Umgang, es kann hier seine Wünsche und Probleme besprechen und bearbeiten. Es erhält Rückmeldung über sein Verhalten und über erreichte Entwicklungsziele in Bezug auf die individuellen Vereinbarungen aus dem Hilfeplan. Die Themen und Inhalte werden bei Bedarf und im Interesse des Kindes im Teamgespräch nachbesprochen. Seite 8 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 Aufgaben des/der Bezugsbetreuers/in: Pädagogische Hauptverantwortlichkeit für ein oder mehrere Kinder/Jugendliche nach einer Kennenlernphase Intensiver Kontakt zum Kind/Jugendlichen und zu seinem Umfeld Protokollierung bei Fallbesprechungen und Dokumentationen der Entwicklung aufgrund von Verhaltensbeobachtungen Vorbereitung des Hilfeplanverfahrens durch Erstellung eines Entwicklungsberichts in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Leitung sowie Teilnahme am Hilfeplangespräch Garantie für Vollständigkeit der Akte mit Nachholen fehlender Dokumente, Diagnosen und Testergebnisse Erforderlichenfalls Verantwortlichkeit für Arztbesuche und Behördengänge Im verhaltenstheoretischen Verständnis ermöglichen wir den Kindern und Jugendlichen innerhalb klar umrissener Strukturen verschiedenartige Erfahrungen, die sie dem Ziel der Lebenstüchtigkeit und Selbständigkeit näher bringen. Diese Erfahrungsmöglichkeiten werden je nach Entwicklungsalter differenziert sowie in Einzel- und Gruppenarbeit reflektiert. Persönliche Defizite können somit im sozialen Lernen kompensiert werden. Dabei stellen wir die Stärken und Ressourcen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in den Vordergrund, wir leben ein positives, nach vorne schauendes Menschenbild und sehen die Vermittlung von Erfolgserlebnissen und positive Verstärkung als zentrale Maxime unseres Handelns. Unserem Selbstverständnis folgend, arbeiten wir mit Belohnungssystemen, um positives Verhalten zu verstärken. Negative Sanktionen als Konsequenzen eines kindlichen Fehlverhaltens belegen im Grunde das Scheitern anderer pädagogischer Interventionen. Müssen Sanktionen ausgesprochen werden, versuchen wir, sie zeitnah umzusetzen. Die Konsequenzen orientieren sich immer an der Persönlichkeit und am Entwicklungsstand des Kindes oder Jugendlichen und nehmen soweit wie möglich Bezug auf das gezeigte Fehlverhalten. In jeder Situation ist Verhältnismäßigkeit zu wahren und Willkür auszuschließen. In einem Schadensfall ist, sofern irgend möglich, die Wiedergutmachung das oberste Ziel. Das Verhalten der Erzieher/innen wird von den jungen Menschen genau wahrgenommen. Letztendlich beruht auch das aus verhaltenstheoretischer Sicht so bedeutsame Modelllernen nicht nur in der Nachahmung einzelner Gruppenmitglieder, sondern auch auf dem Vorbild erwachsener Bezugspersonen. Seite 9 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 7.3 Beteiligung und Beschwerderecht Nach den Maßgaben der §§ 8 und 9 SGB VIII sind „Kinder und Jugendliche, entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe“ zu beteiligen. § 45 Abs. 2 Satz 3 SGB VIII verpflichtet Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe dazu, dass „zur Sicherung der Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung geeignete Verfahren der Beteiligung sowie der Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten Anwendung finden“. Im Sinne der UN – Kinderrechtskonvention gestalten wir die Beteiligung der jungen Menschen alters-, alltags-, handlungs- und lebensweltorientiert und bieten Raum für die eigenverantwortliche Ausgestaltung. Formen der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen: Mitwirkung am Hilfeplanverfahren nach § 36 SGB VIII Teilnahme an Gruppenkonferenzen und Reflexionsrunden Einbindung in die Ausgestaltung, Umsetzung und Sanktionierung von Regeln Einbringen in die Verwendung von Gruppengeldern Mitgestaltung der Zimmer und Gemeinschaftsräume nach eigenen Vorstellungen Mitverantwortung bei der Planung und Organisation des Abendessen Mitsprache bei der Gestaltung von Freizeitmaßnahmen und Ferienfahrten Planung, Vorbereitung und Gestaltung von gruppeninternen sowie gruppenübergreifenden Festen, Feiern und Gottesdiensten Wählen von Sprechern/innen als Vertreter/innen in den übergreifenden Gremien Bereits zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Gruppe wird jedes Kind über sein Recht informiert, Beschwerden vorzubringen und sich beraten zu lassen. Als Ansprechpartner/innen stehen neben den Gruppenmitarbeitern/innen die Pädagogische Leitung und der Psychologische Fachdienst der Einrichtung zur Verfügung. Während der Unterrichtszeit steht im Rahmen der Jugendsozialarbeit an Schulen ebenfalls eine geeignete Ansprechperson für das Beschwerdemanagement zur Verfügung. Auf Trägerebene sind aus den sieben Einrichtungen des Seraphischen Liebeswerks Vertrauenspersonen benannt, die den Kindern und Jugendlichen als übergeordnete Ansprechpartner/innen zur Verfügung stehen. Diese Vertrauensleute sollen möglichst nur in Fällen angesprochen werden, die einrichtungsintern nicht zu klären sind. Die Namen und Kontaktdaten werden den Kindern und Jugendlichen bei der Aufnahme in das Josefsheim in Form eines Flyers mitgeteilt. Die regelmäßigen Gruppengespräche haben einen festen Platz in der Wochenplanung und sind eine weitere Möglichkeit, sich aktiv in die Gestaltung des Gruppenalltags, die Freizeitplanung oder die Entwicklung der Gruppenregeln einzubringen. Darüber hinaus lernt das Kind, seine Gefühle zu verbalisieren und Konfliktlösungsstrategien gemeinsam zu entwickeln. Seite 10 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 Jede Gruppe im Josefsheim wählt zwei Gruppensprecher/innen. Im Hausforum, ergänzt durch Hausleitung, Vertrauenserzieher/in, Vertrauenslehrkraft und Klassensprecher/innen, vertreten die Gruppensprecher/innen die Interessen ihrer Gruppe. Sie beteiligen sich an der Planung und Gestaltung von Festen und machen Vorschläge für Änderungen in der Gesamteinrichtung. Das Hausforum findet mindestens viermal im Jahr statt. Einmal jährlich treffen sich die jugendlichen Sprecher/innen der Einrichtungen zu einem stiftungsweiten Partizipationstreffen. Zum Schulhalbjahr werden alle Kinder und Jugendlichen ab der 5. Klasse im Rahmen einer im Qualitätsmanagement standardisierten, schriftlichen und anonymen Befragung nach ihrer Meinung, ihren Wünschen und ihrer Zufriedenheit mit der Betreuung gefragt. Die Ergebnisse der Befragung werden in der Gruppenleiterkonferenz sowie mit den Kindern und Jugendlichen besprochen. Kinder im Grundschulalter werden in Gruppen- und Einzelgesprächen um ihre Rückmeldungen gebeten. Partizipation und Beschwerdemanagement sind neben weiteren wichtigen Standards im Qualitätsmanagementhandbuch der pädagogischen Gruppen geregelt. 7.4 Strukturen und Regeln Ein Hilfebedarf im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe geht in aller Regel auch einher mit dem Bedarf an klaren Strukturen, an Regeln und Grenzsetzungen. Im Hausforum sind die Kinder und Jugendlichen des Josefsheims gruppenübergreifend an der Vereinbarung von Regeln und Übereinkünften beteiligt. Regeln tragen im Wesentlichen dazu bei, dass eine Vielzahl von Menschen möglichst ohne größere Probleme zusammenleben kann. Im Sinne einer „Hausordnung“ des Josefsheimes („Schüler- ABC“) sind die wichtigsten Bestimmungen als Leitfaden für Kinder, Jugendliche, Eltern, Erzieher/innen und Lehrkräfte zusammengefasst. Auch gruppenintern werden die allgemeinen Regelungen zu Beginn einer Heimunterbringung sowie auch zu jedem Schuljahresanfang mit den Kindern und Jugendlichen besprochen und den Eltern schriftlich mitgeteilt. Die Absprachen betreffen unter anderem die Bring- und Abholzeiten, die Benutzung von Mobiltelefonen, die Ausgabe von Taschengeld oder die Aufbewahrung von Wertgegenständen sowie persönlicher Sport- und Freizeitausstattung. Auch Regeln zum wertschätzenden Umgang miteinander werden mit den Kindern/Jugendlichen erarbeitet und in der Gruppe für alle sichtbar ausgehängt. Bei Bedarf werden die Gruppenregeln im Laufe des Jahres gemeinsam aktualisiert. Seite 11 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 7.5 Allgemeine Entwicklungsziele Individuelle Ziele der Jugendhilfemaßnahme regelt der Hilfeplan unter Einbeziehung alle Beteiligten, also der Eltern, der Erzieher/innen, der Lehrkräfte, interner und externer Fachdienste, der steuernden Fachkraft des Jugendamts und nicht zuletzt des jungen Menschen selbst. Grundsätzlich ist uns die Förderung sozialer Kompetenzen ein großes Anliegen. Entsprechend helfen wir den jungen Menschen, erfolgreiche Verhaltensstrategien zu entwickeln. Dabei legen wir gleichzeitig Wert auf die Entwicklung der eigenen Identität sowie auf die Stabilisierung der Persönlichkeitsentwicklung und des Selbstwertgefühls. In schulischen Belangen streben wir das Erreichen eines erfolgreichen Bildungsabschlusses entsprechend der individuellen Fähigkeiten und Begabungen an. Als sozialpädagogische Einrichtung setzen wir es uns zum Ziel, die Eltern mittels vorübergehender Entlastung bei schwierigen Familiensituationen langfristig in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken. Zur methodischen Umsetzung all dieser Zielsetzungen ist uns die Beratung und Unterstützung durch den Psychologischen Fachdienst hilfreich. Exemplarisch lassen sich für die sozialpädagogische Förderung im Josefsheim folgende allgemeine Entwicklungsziele zusammenfassen: Verstehen und Respektieren von Regeln des sozialen Miteinanders und Erweiterung sozialer Kompetenzen Erkennen eigener Bedürfnisse und Entwicklung von Fähigkeiten, diese Interessen formulieren und dafür einzutreten zu können Stärkung von Selbständigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Selbstwertgefühl Aufbau tragfähiger Beziehungen und Vermittlung eines Zugehörigkeitsgefühls Förderung des Reflexionsvermögen in Bezug auf die eigene Persönlichkeit und das soziale Umfeld Ganzheitliche Förderung in den Bereichen Bildung, Kognition, Grob- und Feinmotorik, Kreativität, musischer Betätigung und Spiritualität Erweiterung einer Geschlechterkompetenz im Verständnis alters- und zeitgemäßer Sexualpädagogik Gewährung von Entspannungs- und Rückzugsmöglichkeiten Vermittlung eines Werte- und Normensystems sowie eines kulturellen und politischen Bewusstseins Seite 12 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 7.6 Eltern und Sorgeberechtigte Der Erstkontakt mit den Sorgeberechtigten der Kinder und Jugendlichen findet in der Regel beim Aufnahmegespräch statt. Möglichst frühzeitig werden hier im Zusammenwirken mit dem Amt für Kinder, Jugend und Familie der Hilfebedarf ermittelt und die Ziele der Maßnahme festgelegt. Eine Überprüfung der Entwicklung des Kindes und seines Familiensystems findet regelmäßig im Rahmen des Hilfeplangespräches statt. Wir bieten den Sorgeberechtigten regelmäßig Möglichkeiten zum Kontakt bei An- und Abreise des Kindes, aber auch durch Telefonate, durch themenzentrierte Treffen oder beim Austausch im Rahmen von Festen und Feiern, zu denen wir mehrmals im Jahr einladen. Darüber hinaus unterstützen wir die Familien organisatorisch mit Hilfe von Informationsschreiben, Checklisten oder Handreichungen zu Erziehungsfragen und begleiten sie bei Bedarf zu Terminen bei Behörden, Ärzten und externen Schulen. Die Eltern werden wöchentlich durch schriftliche Mitteilungen über den Entwicklungsverlauf ihres Kindes unterrichtet. Alle Termine, Ergebnisse und Vereinbarungen der Elternarbeit werden von uns schriftlich dokumentiert. Gezielte Elterngespräche sind ein wichtiger Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit, um die Eltern in der Erziehung zu stützen und die häuslichen Familiensysteme zu stabilisieren. Die Bereitschaft der Eltern dazu ist ein entscheidendes Kriterium zur Aufnahme. Gemeinsame Aktionen und Feste schaffen den Rahmen für positive Erlebnisse und festigen den Kontakt zwischen Kindern, Familien und unserer Einrichtung. Auch der Psychologische Fachdienst ist in die Zusammenarbeit mit den Eltern einbezogen. Ebenso wie die Kinder und Jugendlichen werden die Eltern zum Schulhalbjahr im Rahmen des Qualitätsmanagements schriftlich und anonym um ihre Meinung und nach ihrer Zufriedenheit gefragt, mit der Bitte, Vorschläge und Wünsche bezüglich der Betreuung ihrer Kinder zum Ausdruck zu bringen. Die Ergebnisse der Befragung werden den Eltern durch Aushang, Elternbrief sowie auf der Homepage des Josefsheims zugänglich gemacht. Elemente der Zusammenarbeit mit Eltern in der Übersicht: Hilfeplanverfahren Themenzentrierte Elterngespräche Telefonate, E- Mails und Briefe Mündliche und schriftliche Rückmeldung beim Bringen und Abholen des Kindes Praktische Unterstützung und Beratung der Eltern Gemeinsame Aktionen und Feiern Jährliche standardisierte Elternbefragung mit Rückmeldung Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat (Schule/Hortgruppen) Seite 13 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 7.7 Aktive Freizeitgestaltung Freizeitgestaltung im Josefsheim hat viele Facetten. In den Gruppen wird miteinander gespielt oder entspannt, es gibt Ausflüge und kreative Angebote. Wir versuchen dabei, auf die individuellen Interessen und Fähigkeiten einzugehen durch differenzierte Angebote im Gruppenalltag, durch frei wählbare gruppenübergreifende Projekte bis zur Einbindung der Kinder und Jugendlichen in den „Sozialraum“ Wartenberg. Die konkrete Freizeitgestaltung regeln die Erzieher/innen in Absprache mit den Kindern und Jugendlichen. In der wöchentlichen Gruppenkonferenz können diese ihre Ideen und Wünsche dazu einbringen. Die Angebote sollen sportlichen, musischen wie kulturellen Neigungen gleichermaßen gerecht werden. Ebenso soll dem Bedürfnis nach Ruhe und Erholung durch Gewährung von Rückzugsmöglichkeiten entsprochen werden. Eine eigene Zielsetzung von Aktionen am Wochenende und von Ausflügen während der Ferien besteht darin, sich abseits vom Alltagsrhythmus als Gruppe zu erleben sowie die Beziehungen zu Erziehern/innen und Gruppenmitgliedern zu vertiefen. Neben den Freizeitmaßnahmen des Heims begrüßen wir es, wenn sich die jungen Menschen den örtlichen (und überörtlichen) Vereinen anschließen. Auf diese Weise können sie zum Beispiel über den Fußballverein oder die freiwillige Feuerwehr soziale Kontakte zu Altersgleichen in der Marktgemeinde pflegen. Die externen Kontakte werden durch den/die Bezugserzieher/in eingeleitet und begleitet. Voraussetzung hierfür ist das Einverständnis des/der Sorgeberechtigten. Jedem Kind steht freier Ausgang in überschaubaren Zeiten zu, um sich nach eigenem Belieben im Ort aufzuhalten und seine Selbständigkeit und Zuverlässigkeit unter Beweis zu stellen. Die Ausgehzeiten sind abhängig von Entwicklungsstand und persönlicher Reife. Für Ausflüge und andere Projekte außerhalb des Josefsheims stehen der Gruppe ein heimeigener Bus und ein PKW zur Verfügung. 7.8 Unterstützung bei Problemen und Konflikten Wir versuchen, Problemen und Konflikten im erzieherischen Alltag möglichst offen, zeitnah und lösungsorientiert zu begegnen. In Form von Einzelgesprächen, Gruppenkonferenzen, Selbstreflexionen sowie im Feedback von anderen Gruppenmitgliedern bieten wir Hilfestellungen, Orientierung und Lösungswege an. Nach der Konfrontation mit dem aktuellen Problem ermutigen wir die Kinder und Jugendlichen, eigenständig Lösungen zu finden. Falls dies nicht gelingt, suchen wir gemeinsam mit dem Team beziehungsweise der Gruppe nach Möglichkeiten. Eine besondere Rolle kommt auch den speziell ausgebildeten Streitschlichtern unter den Kindern und Jugendlichen zu. Grundsätzlich bestärken wir die jungen Menschen darin, gewaltfrei zu kommunizieren und ihre Standpunkte und Gefühle zu verbalisieren. Der Psychologische Fachdienst und die Pädagogische Leitung stehen als zusätzliche Berater/innen oder Moderatoren/innen zur Verfügung, wenn Probleme innerhalb der Gruppe nicht gelöst werden können. Seite 14 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 7.9 Dokumentation der pädagogischen Arbeit An der täglichen Dokumentation beteiligen sich alle pädagogischen Kräfte des Gruppenteams. Im Gruppentagebuch werden tagesaktuell alle relevanten Informationen vermerkt, um einen gegenseitigen und lückenlosen Informationsfluss zu gewährleisten. Die Handhabung von Akten- und Gesprächsnotizen regelt das Qualitätsmanagement in einer eigenen Verfahrensanweisung. Auch Entwicklungsberichte zur Vorbereitung von Hilfeplangesprächen sowie Abschlussberichte während oder nach Beendigung einer Jugendhilfemaßnahme sind in ihren formalen Ansprüchen standardisiert. Die Protokollierung von Dienstbesprechungen ist obligatorisch und erfolgt nach einer einheitlichen Vorgabe für Verlaufsprotokolle. Im Rahmen von Teambesprechungen wird unter Federführung der Gruppenleitung und mit Unterstützung des Psychologischen Fachdienstes ein individueller Förderplan erstellt, der die im Hilfeplan formulierten Ziele näher differenziert, die Maßnahmen und Verantwortlichkeiten festlegt sowie auch eine Bewertung der Zielerreichung vorsieht. Der Förderplan wiederum liefert wertvolle Fakten für den Entwicklungsbericht an das Jugendamt. Neben den im Qualitätsmanagement definierten meldepflichtigen Vorkommnissen sowie Aktenund Gesprächsnotizen zählt auch ein umfassender Nachweis über die Medikamentenvergabe zur kindbezogenen Dokumentation. Die Pädagogische Leitung bewahrt alle relevanten Dokumente unter den Vorgaben der Kirchlichen Datenschutzordnung (KDO) im Leitungsbüro auf. Besondere datenschutzrechtliche Bestimmungen gelten für Aufzeichnungen des Psychologischen Fachdienstes, der seinerseits für die korrekte Aufbewahrung der Unterlagen verantwortlich ist. 8 Zusammenarbeit mit der Schule Die schulische Förderung hat im Hinblick auf die spätere berufliche Integration der Jugendlichen einen großen Stellenwert. Die Zusammenarbeit von Lehrkräften und Erziehern/innen innerhalb unserer Einrichtung erfährt optimale Rahmenbedingungen durch die kurzen Wege im Haus, die im Bedarfsfall einen sofortigen direkten Kontakt der Bezugspersonen jederzeit möglich machen. In Ergänzung zu den wöchentlichen routinemäßigen Rücksprachen regelt der Dienstbesprechungsplan die weitere Schnittstellenarbeit zwischen Schule und Sozialpädagogischer Heimgruppe. Auch in Zusammenwirken mit umliegenden Schulen ist uns eine enger Austausch wichtig. Alle Klassen unserer Privaten Mittelschule arbeiten mit dem sogenannten „Wochenplan“, der den Schülern/innen ein selbständiges Lernen ermöglicht. Die Schüler/innen erhalten bereits am Montag den Plan mit allen Aufgaben aus verschiedenen Fächern, die sie über die Woche zu erledigen haben. Lerntempo und Pensum können so individuell gestaltet werden. In der Lernstunde am Nachmittag können die Schüler/innen mit den Erziehern/innen die Arbeit am Wochenplan fortsetzen und/oder sich auf den nächsten Schultag vorbereiten. Lernmöglichkeiten an den Freitagen oder am Wochenende werden in Absprache mit den Kindern, Jugendlichen und deren Eltern individuell und bedarfsorientiert angeboten. Seite 15 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 Neben aktiver, sinnvoller, lebensnaher und pädagogisch zielführender Freizeitgestaltung wird in der Gruppe also auch der schulischen Bildung und der Bearbeitung schulischer Defizite ein hoher Stellenwert beigemessen. Die Kinder und Jugendlichen werden in dieser Zeit von den pädagogischen Mitarbeitern/innen individuell begleitet und arbeiten entweder in ihrem Klassenzimmer, in ihrer Gruppe oder alleine in ihren Zimmern. Nachhilfeunterricht im engeren Sinne kann vor dem Hintergrund der nur begrenzt zur Verfügung stehenden zeitlichen Ressourcen nicht geleistet werden. Die Eltern erhalten alle zwei Wochen eine schriftliche Rückmeldung über das Verhalten und die Mitarbeit ihrer Kinder in der Schule und die Ereignisse in der Heimgruppe. Wir legen aber auch Wert auf den unmittelbaren Kontakt zwischen Sorgeberechtigten und Klassenleitungen sowie Erziehern/innen. Fest etabliert haben sich die Einrichtungssteuergruppe des Qualitätsmanagements, die Bereichsleiter/innen- Konferenz sowie die Lehrer/innen- Erzieher/innen- Konferenz, in der sich Lehrkräfte wie pädagogische Kräfte über die allgemeine Zusammenarbeit austauschen und gemeinsame Lösungen von übergreifender Bedeutung beraten. Die Lehrkräfte werden selbstverständlich in das Hilfeplanverfahren einbezogen. Der/die Ersteller/in des vorbereitenden Entwicklungsberichts, in der Regel der/die Bezugsbetreuer/in, arbeitet die Stellungnahme der Klassenleitung in den Bericht unter einem eigenen Gliederungspunkt ein. 9 Einbindung des Psychologischen Fachdienstes Die sozialpädagogische Förderung und Betreuung der Kinder und Jugendlichen in der Sozialpädagogischen Heimgruppe wird durch den Psychologischen Fachdienst mit einem festen Stundenkontingent intensiv begleitet und unterstützt. Wie jede(r) Mitarbeiter/in des Josefsheims hat auch der Psychologische Fachdienst eine Stellenbeschreibung, in welcher die Aufgabenbereiche näher definiert sind. Im Wesentlichen lassen sich folgende fachdienstliche Aufgabenschwerpunkte zusammenfassen: Begleitung des gesamten Hilfeprozesses Psychologische Betreuung der Kinder und Jugendlichen Fallbesprechungen und Teamberatung Beratung der Eltern und Sorgeberechtigten Der Psychologische Fachdienst wird bei Bedarf durch die Pädagogische Leitung in das Aufnahmeverfahren einbezogen, zum Beispiel durch Sichtung der Aufnahmeunterlagen und Aussprechen entsprechender Empfehlungen. Nach erfolgter Aufnahme wirkt er mit bei der Vervollständigung der Anamnese und führt erforderlichenfalls auch selbst eine ergänzende psychodiagnostische Untersuchung durch. Daraus leiten sich erste Empfehlungen für die Ausgestaltung der Erziehungsplanung ab. Der Fachdienst begleitet in der Folgezeit den Hilfeprozess und beteiligt sich auch am Entwicklungsbericht mit einer Stellungnahme aus psychologischer Sicht. Seite 16 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 Er begleitet und betreut die Kinder und Jugendlichen der Heimgruppen durch regelmäßige psychologische Einzelgespräche, aber auch durch sporadische Mitwirkung im Gruppengeschehen. Der Fokus der Beratung ist in erster Linie auf die psychosoziale Entwicklung des Kindes gerichtet, zudem wird der Verlauf des Hilfeprozesses kritisch reflektiert. In Krisensituationen kann eine unmittelbare Krisenintervention angeboten werden. Im Zuge der regelmäßigen Teambesprechungen werden neben der Betrachtung der aktuellen Gruppesituation in erster Linie Fallbesprechungen durchgeführt, wobei eine regelmäßige Fortschreibung der Förderplanung hier eingebunden ist. Dabei wird auch die jeweilige psychologische Einschätzung des psychosozialen Entwicklungsstandes in die sozialpädagogische Planung eingebunden. Die einzelnen Teammitglieder werden in ihrem pädagogischen Handeln aus psychologischer Sicht beraten und unterstützt. Nach Möglichkeit bietet der Fachdienst auch hausinterne Informationsveranstaltungen und Fortbildungen für die pädagogischen Mitarbeiter/innen an. Während bei Elterngesprächen der pädagogischen Mitarbeiter/innen der Fokus mehr auf das erzieherische Handeln und die Lebenssituation des Kindes oder Jugendlichen ausgerichtet ist, stehen bei den Beratungsgesprächen durch den Psychologischen Fachdienst die Persönlichkeit der Eltern und deren Lebenssituation im Mittelpunkt der Thematik. Dies ist insbesondere dann erforderlich, wenn die Eltern selbst mit psychischen Problemen oder gravierenden psychosozialen Belastungen konfrontiert sind. Für eine Psychotherapie im eigentlichen Sinne kann unser Fachdienst nur auf entsprechende externe Angebote verweisen. Seine Arbeit versteht sich hier als begleitend und lenkend. 10 Verpflegung Die Erzieher/innen der Heimgruppe kümmern sich unter Beteiligung der Kinder und Jugendlichen um ein abwechslungsreiches und ausgewogenes Frühstück. Während der großen Unterrichtspause verteilen unsere hauswirtschaftlichen Kräfte Getränke und Pausenimbiss. Der Träger des Josefsheims versorgt uns mit dem Catering aus der eigenen Großküche täglich mit einem ernährungsphysiologisch ausgewogenen, gesunden und Glutamat freien Mittagessen. Es werden auf Wunsch zusätzlich Gerichte für Vegetarier und Muslime angeboten. Das Abendessen wird erneut gemeinsam mit den Mädchen und Jungen geplant, eingekauft und zubereitet. Mindestens einmal in der Woche bereiten sich die Jugendlichen mit Unterstützung der Erzieher/innen ein warmes Abendessen. Gekocht wird auch an den Wochenenden. Das Bewusstsein für ausgewogene und gesunde Ernährung ergänzt die obige Auflistung an Entwicklungszielen. Seite 17 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 11 Qualitätsmanagement Die Arbeit in der Sozialpädagogischen Heimgruppe orientiert sich maßgeblich an einem Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN ISO 9001:2008, welches in die übergreifende QM- Systematik des Josefsheims integriert ist. Das Qualitätsmanagement der Gesamteinrichtung Josefsheim orientiert sich wiederum an den Trägervorgaben der gesamten Stiftung, mit dem Vorteil einer stiftungsweiten Zusammenarbeit in allen Management-, Kern- und Stützprozessen und damit nicht zuletzt auch in der Erarbeitung, Weiterentwicklung und Vergleichbarkeit pädagogischer Standards. Ziel ist es, Handlungsabläufe zu vereinheitlichen und nachvollziehbar zu gestalten, aber auch Entscheidungswege transparenter zu machen. Für die Bearbeitung des Qualitätsmanagementhandbuchs im Bereich „Pädagogik“ ist die Pädagogische Leitung verantwortlich. Der/die Qualitätsmanagementbeauftragte der Gesamteinrichtung berät die Pädagogische Leitung vor allem hinsichtlich struktureller Aspekte und formaler Aspekte. Aufbewahrungsort des pädagogischen Qualitätsmanagementhandbuchs in ausgedruckter Version ist das Büro der Pädagogischen Leitung. Außerdem hat jede Gruppe digitalen Zugriff auf das Handbuch im Intranet. Die Pädagogische Leitung ist festes Mitglied der Einrichtungssteuergruppe, in der Informationen aus dem stiftungsweiten Qualitätsmanagement kommuniziert werden, die anschließend über Gruppenleiter/innen- oder Erzieher/innen- Konferenzen an die jeweiligen Mitarbeiter/innen weiter zu geben sind. Neue oder überarbeitete Dokumente aus dem Qualitätsmanagement der Pädagogik werden in der Einrichtungssteuergruppe vorgestellt, geprüft und durch die Gesamtleitung frei gegeben. Die Entwicklung von Dokumenten wird durch die von der Einrichtungssteuergruppe beauftragten Qualitätszirkel unterstützt. Die Sozialpädagogische Heimgruppe orientiert sich an den allgemeinen Zielen des Qualitätsmanagementsystems: Förderung von Qualitätsbewusstsein bei den Mitarbeitern/innen Qualitätssicherung und kontinuierliche Verbesserung Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben Orientierung an den Grundsätzen aus Leitbild und Stiftungssatzung des SLW Ein zentraler Aspekt ist dabei die Orientierung an den Erwartungen und Bedürfnissen der Kunden, insbesondere der Kinder und Jugendlichen, der Eltern und weiterer Personensorgeberechtigter sowie der auftraggebenden Jugendämter. Seite 18 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 Zur Sicherung des Kindeswohls stehen im Rahmen des Qualitätsmanagements unter anderem folgende Standards zur Verfügung: Stellen- und Aufgabenbeschreibungen aller pädagogischen Mitarbeiter/innen Kontinuierliche Fort- und Weiterbildung des pädagogischen Personals Maßnahmen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes Aufnahmeverfahren, Entlassung und Nachbetreuung Berichtswesen und Dokumentation Dienstbesprechungsplan Erziehungs- und Förderplanung Zusammenarbeit mit Eltern und Kooperationspartnern Schutzauftrag nach § 8a SGB VIII Partizipation und Beschwerdemanagement Sexualpädagogik und Prävention vor sexueller Gewalt Meldepflichtige Vorkommnisse Medikamentenausgabe nach BtMG Krisen- und Notfallplanung Als regelmäßige Maßnahmen der Evaluation dienen die jährlich stattfindenden schriftlichen Befragungen der Kinder, der Jugendlichen und der Eltern mit Analyse der Ergebnisse, Einleitung von Verbesserungsmaßnahmen und Rückmeldung an die Befragten. Die praktische Umsetzung obiger Standards wird im zweijährigen Turnus durch stiftungsweite Systemaudits überprüft. 12 Öffentlichkeitsarbeit Der erste Schritt im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist bereits durch die vorbehaltslose und transparente Zusammenarbeit mit den Eltern der Kinder und Jugendlichen getan. Auch die Kooperation mit den Jugendämtern, verbunden mit einer kontinuierlichen Information nicht nur über die individuelle Entwicklung des einzelnen jungen Menschen, sondern auch über die pädagogischen und konzeptionellen Schwerpunkte der Heimgruppe stellt einen Einstieg in die Öffentlichkeitsarbeit dar. Desweiteren ist für das Josefsheim als Ausbildungsbetrieb eine gute Zusammenarbeit mit Fachhochschulen, mit Fachakademien für Sozialpädagogik oder mit Berufsfachschulen für Kinderpflege von großer Bedeutung. In diesen Belangen schließt sich die Sozialpädagogische Heimgruppe mit den anderen pädagogischen Angebotsformen des Josefsheims zusammen. Tage der offenen Tür, Informationsveranstaltungen oder auch Presseberichte im öffentlichen Interesse werden in der Regel im Verbund der pädagogischen Gruppen mit der privaten Mittelschule organisiert. Zu Festen und Feiern oder auch zu Gottesdiensten werden auch Wartenberger Bürger/innen, insbesondere auch unsere Nachbarn, eingeladen. Die Homepage des Josefsheims wird immer zeitnah auf dem aktuellen Stand präsentiert. Nahezu alle Eltern unserer pädagogischen Gruppen geben an, unseren Internetauftritt zu kennen und auch für aufschlussreich zu befinden. Bewerber/innen auf öffentliche Stellenausschreibungen informieren sich meist auf der Homepage über unsere Einrichtung. Seite 19 von 20 Konzeption SP Heim 03.08.2015 13 Rechtsgrundlage, Kostenträger und Hilfeplan Rechtsgrundlage einer Aufnahme in unserer Heimgruppe ist §27 SGB VIII in Verbindung mit §34 SGB VIII. Junge Erwachsene können nach den Maßgaben des § 41 SGB VIII und entsprechender Vereinbarung im Hilfeplanverfahren ebenfalls betreut werden. Die Maßnahmen werden entsprechend den gesetzlichen Grundlagen auf der Basis der jeweils aktuell gültigen Pflegesatzvereinbarung mit den belegenden Ämtern für Kinder, Jugend und Familien abgerechnet. Diese bilden als Träger der Jugendhilfemaßnahme den wichtigsten Partner der Sozialpädagogischen Heimgruppe. Im Idealfall zweimal pro Jahr treffen sich der/die Vertreter des Jugendamts, das Kind mit seinen Eltern, der/die Bezugserzieher/in, Klassenleitung, die Pädagogische Leitung sowie bei Bedarf der Psychologische Fachdienst oder weitere wichtige Personen zu Hilfeplangesprächen, bei denen die bisherige Entwicklung des jungen Menschen besprochen, die Eignung der Maßnahme überprüft und eventuell neue Ziele formuliert werden. 14 Schlussbemerkung „Jugend ist lebendig!“ Genauso lebendig soll auch vorliegende Konzeption sein. Sie soll kein ein für allemal festgeschriebenes Regelwerk abgeben, sondern eine an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen ausgerichtete Handlungsgrundlage, die mit der Zeit geht und somit auch veränderbar ist. Nur so ist es uns möglich, Kinder und Jugendliche in ihrer Lebendigkeit unterstützend zu begleiten. Klare Vorstellungen und Ziele, gleichzeitig aber auch Visionen zu haben, ist in der Arbeit mit jungen Menschen unerlässlich. Entscheidend aber ist nicht das beschriebene Papier, sondern sind die Menschen, die hinter der Konzeption stehen, diese umsetzen und mit Leben füllen. Seite 20 von 20