Vorproduktion eines Films Verstehen und Anwenden professioneller Filmtechniken Maturaarbeit von: Stefan Wehrli Kantonsschule Wohlen 23. Januar 2013 Betreuerinnen: Barbara Aabid Gaby Rey © 2013 Lensbreak Films – Alle Rechte vorbehalten Inhalt 1 Einleitung ........................................................................................................................ 4 1.1 Motivation .................................................................................................................... 4 1.2 Ziele ............................................................................................................................ 5 1.3 Fragestellung .............................................................................................................. 5 1.4 Vorgehensweise .......................................................................................................... 6 2 Drehbuch zu „Revisited“ ................................................................................................. 6 2.1 Story ........................................................................................................................... 6 2.2 Findungsprozess ......................................................................................................... 6 2.3 Aufbau ........................................................................................................................ 7 2.4 Handlung..................................................................................................................... 8 2.5 Kurzfassung „Revisited“ .............................................................................................. 9 2.6 Drehbuchentstehung ................................................................................................... 9 2.7 Inhalt ........................................................................................................................... 9 2.8 Struktur und Layout ................................................................................................... 10 2.9 Software-Unterstützung ............................................................................................. 13 2.10 Step-Outline .............................................................................................................. 13 2.11 Professionelle Hilfe ................................................................................................... 13 2.12 Überarbeitung ........................................................................................................... 13 3 Organisation von „Revisited“ ......................................................................................... 15 3.1 Budgetplan ................................................................................................................ 15 3.2 Finanzierung ............................................................................................................. 17 3.3 Crew ......................................................................................................................... 18 3.4 Casting ...................................................................................................................... 19 4 Filmisches Schaffen ...................................................................................................... 20 4.1 Dreherfahrungen ....................................................................................................... 20 4.1.1 Filmproduktion „Der Aufprall“ von Bettina Setz ...................................................... 20 4.1.2 Filmproduktion „Soul Robber“ von Leon Schwitter ................................................. 21 4.1.3 Filmproduktion „Silentium“ von Joshua Andres ...................................................... 22 4.1.4 Sonnen- und Schattenseiten .................................................................................. 22 4.2 Praktische Anwendung .............................................................................................. 22 4.2.1 Eigenproduktion: Film „Parkour Action“.................................................................. 22 4.2.2 Eigenproduktion: Greenscreen-Test ...................................................................... 24 4.2.3 Eigenproduktion: Film „Chocolate“ ......................................................................... 25 4.2.4 Eigenproduktion: Film „Pure Fear“ ......................................................................... 25 4.2.5 Eigenproduktion: Film „Unexpected“ ...................................................................... 25 5 Filmmusik ..................................................................................................................... 26 5.1 Komponieren ............................................................................................................. 26 5.2 Software-Unterstützung: Reaper DAW ...................................................................... 26 5.2.1 MIDI ....................................................................................................................... 27 5.2.2 VST ....................................................................................................................... 27 5.2.3 Erlernung ............................................................................................................... 27 5.3 6 Eigenproduktion: Soundtrack zu „Gladiator“ .............................................................. 28 Gründung von Lensbreak Films .................................................................................... 29 6.1 Unternehmen ............................................................................................................ 29 6.2 Homepage ................................................................................................................ 29 6.3 Studio ........................................................................................................................ 29 7 Fazit.............................................................................................................................. 30 8 Danksagung ................................................................................................................. 31 9 Quellenverzeichnis ....................................................................................................... 32 10 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 33 11 Anhang ......................................................................................................................... 33 12 Selbstständigkeitserklärung .......................................................................................... 34 Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 4 / 34 1 Einleitung Seit Ende des 19. Jahrhunderts gewann das Medium Film an grosser Bedeutung. Heute ist es zu einem wichtigen Teil unseres Lebens geworden. Es dient als Massenmedium zur Information und zur Bewusstseinsbildung. Es bietet dem Publikum die Möglichkeit, in eine imaginäre Welt einzutauchen. In der Wirtschaft sind Filme nicht mehr wegzudenken, denn weltweit ist das Medium Film auch eines der wichtigsten Werbemittel überhaupt. Der Begriff „Filmindustrie“ steht für die Tatsache, dass Filmprojekte Millionen von Arbeitsplätzen schaffen.1 2 In den neunziger Jahren stiegen die Budgets der Hollywood-Produktionen zum Teil in schwindelerregende Höhen. Die technischen Möglichkeiten nahmen stetig zu, 3 computergenerierte Spezialeffekte wurden in vielen Mainstream-Filmen zum Standard, insbesondere in den Genres Action und Fantasy. Gleichzeitig erstarkte der IndependentFilm, der ohne die Finanzierung oder Vertriebsunterstützung durch eines der grossen Hollywood-Studios wie 20th Century Fox, The Walt Disney Company oder Time Warner auskommt. Der Independent-Film entstand auch aus der Unzufriedenheit einiger Filmemacher, die sich nicht den grossen Studios unterordnen wollten. In der Regel sind Independent-Filme deshalb durch niedrige Budgets, beschränkte Möglichkeiten und hohen inhaltlichen und künstlerischen Anspruch gekennzeichnet.4 5 Vor diesem Hintergrund ist meine Maturaarbeit entstanden. Mit meinem IndependentFilmprojekt „Revisited“ wollte ich das Filmgenre näher kennenlernen. Zum Zeitpunkt dieser Arbeit kann ich insbesondere auf die Vorbereitungsarbeiten meines Films zurückblicken und die eigenen Erfahrungen mit Publikationen im Internet vergleichen. 1.1 Motivation Seit jungen Jahren fasziniert mich die Filmindustrie. Bereits im Alter von 10 Jahren erstellte ich mit meiner Digitalkamera erste Kurzfilme. Danach folgten weitere Projekte und aufgrund meiner Leidenschaft fürs Musizieren und Komponieren auch erste Filmvertonungen mit professioneller PC-Software. 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Filmkunst (Abruf: 23.01.2013) 2 http://www.independentframes.ch/services.html (Abruf: 23.01.2013) 3 Spiegelt den kulturellen Geschmack einer grossen Mehrheit wider 4 http://de.wikipedia.org/wiki/Filmgeschichte (Abruf: 23.01.2013) 5 http://de.wikipedia.org/wiki/Independentfilm (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 5 / 34 Fasziniert von diesen Tätigkeiten fand ich es spannend, mich im Rahmen meiner Maturaarbeit auf die Vorproduktion eines eigenen Independent-Spielfilms vorzubereiten, bei welchem auch erstmalig die Musik selber komponiert werden soll. 1.2 Ziele Eine Filmproduktion lässt sich in die vier Phasen Entwicklung, Vorproduktion, Dreharbeiten und Nachbearbeitung einteilen.6 Die Vorproduktion beinhaltet sämtliche organisatorischen und technischen Schritte vor dem eigentlichen Drehbeginn. Dazu gehören unter anderem die Klärung der Filmfinanzierung und des Storyboards7, die Auswahl der Drehorte und der Filmsets sowie das Casting. In diesen Prozess sind meistens die Hauptbeteiligten einer Filmproduktion involviert, unter anderem der Regisseur und der Produzent des Films.8 Ziel meiner Maturaarbeit ist die Entwicklung und Vorproduktion eines einstündigen Thrillers mit dem Arbeitstitel „Revisited“, welcher auf einer selbsterfundenen Geschichte basiert. 1.3 Fragestellung Meine Maturaarbeit stellt die folgende Frage in den Mittelpunkt: Was wird für die Vorproduktion eines Films benötigt? Im Rahmen dieser Fragestellung werden folgende Aspekte erörtert: Wie entsteht eine Geschichte bzw. ein Drehbuch? Was gilt es beim Schreibprozess zu beachten? Wie wird die Umsetzung des Drehbuchs geplant? Wie wird ein Budgetplan erstellt? Wie lässt sich ein Film finanzieren? Welche Leute, Talente oder Profile werden für den Dreh benötigt? Welche Voraussetzungen tragen zu einer erfolgreichen Produktion bei? Wie lässt sich orchestrale Filmmusik am Computer komponieren? 6 http://de.wikipedia.org/wiki/Filmproduktion (Abruf: 23.01.2013) 7 Zeichnerische Version eines Drehbuchs 8 http://de.wikipedia.org/wiki/Vorproduktion_(Film) (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 6 / 34 1.4 Vorgehensweise Um meine Ziele zu erreichen, wendete ich folgende Methoden an: Frühzeitig mit dem Verfassen der Geschichte beginnen Mit Eliane Chappuis und Cyrill Gerber aus der Filmbranche zusammenarbeiten Eigene Kurzfilme produzieren Eigene Kompositionen erstellen Dreherfahrungen auf professionellen Filmsets bei Bettina Setz, Leon Schwitter und Joshua Andres sammeln Inserate auf Internetplattformen zum Finden von organisatorischer und filmischer Unterstützung veröffentlichen Mit Hilfe von Lernvideos (Tutorials) in Musik- und Film-Software einarbeiten 2 Drehbuch zu „Revisited“ 2.1 Story Eine Story für einen einstündigen Spielfilm entsteht nicht über Nacht. Es war ein langer Prozess mit unzähligen Überarbeitungen. Mir wurde im Laufe der Zeit bewusst, dass die Story der Kern eines jeden Films ist. Aus diesem Grund habe ich mir viel Zeit genommen, um eine vernetzte, mehrschichtige und packende Story auszuarbeiten. 2.2 Findungsprozess In den Winterferien 2010 setzte ich mich zum ersten Mal hin, um Ideen für eine Geschichte zu sammeln. Dabei überlegte ich mir zuerst, welche Themen in Frage kommen würden und welches Zielpublikum ich damit ansprechen möchte. Da in Filmen oft versucht wird, die komplexen Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aufzuzeigen, erstellte ich Mindmaps und skizzierte verschiedene Gegebenheiten, von denen ich ausgehen konnte. Bald stellte ich fest, dass es sehr schwierig ist, ein brauchbares Grundgerüst zu kreieren, welches Komponenten wie Action, Spannung, Liebe, Konflikt, Moral und Gerechtigkeit beinhaltet. Oft neigte ich dazu, eine „0815-Geschichte“ wiederzugeben, obwohl der Anfang jeweils vielversprechend wirkte und ich immer wieder meinte, nun endlich „die“ tolle Idee zu haben. Nachdem ich vier völlig verschiedene Geschichten skizziert und wieder verworfen hatte, beschloss ich, ein Hauptthema zu fokussieren und dieses ins Zentrum der Geschichte zu stellen: Gegensätzlichkeit. Liebesbeziehungen stehen oft im Spannungsfeld verschiedener, gegensätzlicher Charaktere und deren Lebenseinstellungen. Ich erfand deshalb eine Liebesgeschichte, die durch verschiedene Ereignisse zu einer unerwarteten Wendung und einer Verhaltensänderung der Figuren führt. Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 7 / 34 Die Hauptcharaktere sollten im Verlauf der Geschichte einen Wandel durchmachen, aus dem Erlebten eine Lehre ziehen und sich so weiterentwickeln können. Dieser Wandel wird in der Fachwelt auch als „Character Change“ bezeichnet. Stories, die vom Publikum eher als langweilig empfunden werden, sind es oft dadurch, dass den Charakteren gar nicht erst die Möglichkeit gegeben wird, einen „Character Change“ vollziehen zu können und der Film dann zu einer blossen Aneinanderreihung von Handlungen verkommt.9 Aus diesem Grund fand ich es wichtig, die Hauptaussage der Geschichte und den Wandel der Hauptcharaktere zuerst festzulegen, und erst danach entsprechende Handlungsstränge zu entwickeln. So setzte ich zwei konträre Lebensstile einander gegenüber, welche durch zwei Personen verkörpert werden. Als einer der Lebensstile wählte ich den Hedonismus10. Dieser wird durch einen jungen Mann namens Daniel Schmitz vertreten. Er kann alles haben, was er will. Er ist gutaussehend, spontan, offen und hat Geld im Überfluss. Daniel kennt deshalb das Leben vor allem von der luxuriösen und sorglosen Seite. Gegenspieler von Daniel ist ein Asket11. Dieser wird durch einen älteren Herrn namens Paul Lindner vertreten. Im Verlauf der Geschichte ändern die Charaktere ihre Lebenseinstellungen, da sich die beiden miteinander auseinandersetzen und voneinander lernen. Paul erkennt, dass sich Menschenwürde und materielle Lebensziele nicht auszuschliessen brauchen. Daniel lernt Verantwortung zu übernehmen und sich auch für Menschen und nicht nur für Materielles einzusetzen. 2.3 Aufbau Beim Entwickeln der Geschichte erwies sich das Einhalten eines roten Fadens als anspruchsvolle Aufgabe. Ohne einen solchen verliert das Publikum schnell einmal Aufmerksamkeit und Interesse und bezeichnet einen Film als langweilig oder verwirrend. Ich versuchte die Aussagen des Films nachvollziehbar und glaubhaft darzulegen. Zu Beginn stellte ich die Hauptcharaktere vor, damit die Leserschaft bzw. das Filmpublikum sich mit dem Umfeld vertraut machen kann. Es musste die Möglichkeit geboten werden, sich in das 9 Aus Gesprächen mit Alfred Wasser 10 Der Hedonismus bezeichnet eine häufig nur an aktuellen Genüssen orientierte und eigennützige Lebenseinstellung http://de.wikipedia.org/wiki/Hedonismus (Abruf: 23.01.2013) 11 Die Askese ist eine Lebensform, bei der freiwillig auf bestimmte Bequemlichkeiten und Genüsse verzichtet wird, da diese als unvereinbar mit dem Lebensstil betrachtet wird. http://de.wikipedia.org/wiki/Askese (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 8 / 34 Geschehen hineinzuversetzen und sich mit den Figuren anfreunden zu können. Die Abfolge der Ereignisse sollte dabei für den Filmverlauf relevant sein und einen Spannungsbogen aufbauen. Beim Höhepunkt fügte ich, wie es üblich ist, eine nicht vorhersehbare und überraschende Wendung ein, um die Geschichte bis zum Schluss spannend zu halten. Ein Ruhepol, der sich oft im Hauptteil des Films befindet – bei mir die Gefangenschaft –, sorgt für eine bessere Identifikation mit den Figuren und gibt dem Publikum Zeit, das Filmgeschehen zu verarbeiten. Nach dem Höhepunkt klingt die Geschichte aus und die Figuren zeigen ihre neuen Charakterzüge. Die angefangenen Handlungsstränge führte ich mit den jeweiligen Auswirkungen auf deren Leben zu Ende.12 2.4 Handlung Nachdem ich den Kern der Geschichte festgelegt hatte, begann ich die Handlung aufzubauen. Es war nicht leicht, ein glaubwürdiges Ereignis zu finden, bei dem ein Hedonist mit einem Asketen ins Gespräch kommt. So kreierte ich einen Überfall in einer Autogarage, bei dem die zwei gefangen genommen und anschliessend in einem Raum eingesperrt werden. Dort haben beide Zeit, miteinander zu reden und sich anzunähern. Die ungewohnte Situation motiviert beide, sich aufeinander einzulassen. In dieser Ausnahmesituation sind sie bereit, voneinander zu erfahren und zu lernen. Als dritter Charakter entstand Sina, eine junge und bildhübsche Frau. Zu Beginn ist Daniel ein Frauenheld, dem fast jede Frau erliegt. Sina ist gegenüber seinen Avancen resistent. Er muss viel mehr Charme und Überzeugungskraft als üblich aufwenden. Da er ein Macho ist und echte Liebe eher lächerlich findet, will er sie mit einem neuen Auto beeindrucken. Bei diesem Autokauf wird er dann eben zusammen mit Paul gekidnappt. Um danach die Spannung beizubehalten, versuchen die beiden zu fliehen. Sie werden dabei jedoch erwischt. Während die Kidnapper Daniel wieder einsperren, wird Paul aufgrund von Interessenskonflikten seitens der Kidnapper freigelassen. Auf dem Weg nach Hause trifft Paul dann zufällig auf Daniels Vater und erfährt, dass man für Daniels Freilassung ein Lösegeld fordere. Der Vater befürchtet schlechte Publicity für seine Bank und will keine Polizei einschalten. Paul stellt sich kurzerhand zur Verfügung, die Übergabe abzuwickeln. Insgeheim hat er jedoch bereits einen schlauen Plan geschmiedet. Der Höhepunkt der Geschichte bildet die Übergabe. Daniel kommt unverletzt aus dieser lebensbedrohlichen Lage zurück. Er hat nun jedoch ganz neue Vorsätze gefasst und will fortan für sein Einkommen arbeiten. Dank seinem Gesinnungswandel kann er Sina plötzlich für sich gewinnen. Paul verändert sich auch und zeigt sein neues Ich, indem er mit seiner Frau die lange hinausgeschobenen Flitterwochen nachholt. 12 Aus Gesprächen mit Drehbuchautor und Produzent Cyrill Gerber Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 9 / 34 2.5 Kurzfassung „Revisited“ Daniel Schmitz führt ein sorgloses Leben mit Partys, Alkohol, Frauen, Autos. Er ist von Beruf „Sohn“. Sein Vater ist Bankier und stellt seinen materiellen Wohlstand sicher. An dem Tag, als sich alles ändern sollte, verliebt sich Daniel unsterblich in die junge, bildhübsche Sina. Doch kurz vor ihrem ersten Date wird Daniel von drei skrupellosen Kidnappern entführt, zusammen mit einem älteren Herrn – Paul Lindner, der im Gegensatz zu Daniel einen fürsorglichen, bewusst spartanischen Lebenswandel pflegt. Daniels Weltbild beginnt zu wanken. Zum ersten Mal in seinem Leben laufen die Dinge nicht nach seinen Wünschen und Befehlen. Es wird Zeit für ihn, sich zu entscheiden. 2.6 Drehbuchentstehung Der Schritt von der erzählerisch geschriebenen Story zum sachlich gehaltenen Drehbuch ist gross. Aus dem vierseitigen Story-Script mit stichwortartigen Sätzen entstanden 40 gut organisierte und durchdachte Drehbuchseiten. Dabei schrieb ich das Drehbuch nicht chronologisch, sondern ergänzte es laufend. Die noch fehlenden Teile markierte ich mit einer Notiz „Missing Part“, um die Stellen einfach wiederfinden zu können. Bei der Umsetzung der Story zum Drehbuch ist der Anfang jeder Szene schwierig. Deshalb habe ich zu Beginn immer einen Entwurf angefertigt, der später überarbeitet wurde. Den jeweils ersten Gedanken, der mir einfiel, schrieb ich sogleich nieder, und war er auch noch so banal. Gerade die Dialoge wirkten im Entwurf billig und nicht realistisch. Jedoch war es dann einfacher, mit diesem Grundstock weiter zu fahren. Den vorgefertigten Entwurf überarbeitete ich nun Stück für Stück. Es war ein Prozess, der – wie bei der Story – sehr viel Zeit beanspruchte und mehrere Monate dauerte. Ursprünglich waren für diesen Prozess rund sechs Wochen geplant. Nach kurzer Zeit merkte ich jedoch, dass dieses Zeitbudget unrealistisch ist. So erweiterte ich diese Phase, um ein besseres Endprodukt zu erhalten. Schlussendlich waren aus den geplanten sechs Wochen vier Monate geworden. 2.7 Inhalt Das Drehbuch ist die textliche Vorlage für einen Film. Darin wird eine abgeschlossene Geschichte erzählt, die zum Beispiel auf einer literarischen Vorlage basiert oder frei erfunden wird. Auf der formalen Ebene enthält es Szenenelemente wie Angaben zur Zeit und zum Ort des Geschehens, Szenenbeschreibungen, Figurennamen sowie Dialoge. Das Drehbuch erzählt die Geschichte in einer formalen und emotionslosen Form. Sobald eine Figur zum ersten Mal in der Geschichte auftaucht, muss sie im Drehbuch vorgestellt werden, damit sich der Filmemacher ein schnelles Bild von ihr machen kann. Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 10 / 34 Beispiel: „Heinz Winkler (45), ein Koloss von einem Mann, gross und kräftig, reisst die Türe auf. Er fixiert mit seinem Blick ...“. Analog dazu werden Gegenstände vorgestellt. Beispiel: „Ein weisser, alter VW-Bus (Kidnapperauto) fährt über den Asphalt. Er kommt uns entgegen und kreuzt uns. Wir sehen ihm nach ...“. Zudem darf mit den Dialogen nicht der Handlungsverlauf der Geschichte erklärt werden. Die Akteure drücken sich wie im realen Leben auf natürliche Weise aus und geben über Subtexte13 Zusätzliches von sich preis. Mit anderen Worten, die Dialoge müssen dem Publikum ermöglichen, sich ein einheitliches Bild der verschiedenen Charaktere zu machen. Dazu ist echtes schauspielerisches Talent notwendig. Es gestattet, Emotionen und Dialoge mit Gestik und Rhetorik authentisch zum Ausdruck zu bringen. Das Drehbuch ist also eine schriftliche Vorgabe für das, was gefilmt und wie verfilmt werden soll, vergleichbar mit den Plänen und dem Baubeschrieb für ein Bauprojekt. 2.8 Struktur und Layout Je nach Filmgenre und Inhalt können Struktur und Layout von Drehbüchern erhebliche Unterschiede aufweisen. Für Spielfilme entwickelten sich im Laufe der Zeit verschiedene Formen, wobei sich immer mehr Filmschaffende am amerikanischen Standard orientieren. Ich halte mich ebenfalls an diesen Standard.14 Im Folgenden erkläre ich kurz die wichtigsten Begriffe, welche auch in meinem Drehbuch verwendet werden: Scene Heading Jede Szene hat zu Beginn eine Kopfzeile, die eine rasche Übersicht über Ort und Zeit erlauben soll. Zu Beginn der Zeile steht entweder ein EXT., was für extern (im Freien) oder ein INT., welches für intern (in Gebäuden) steht. Danach folgt der Ort des Geschehens. Am Schluss steht die Tageszeit, abgetrennt durch einen Bindestrich. Zur Auswahl stehen: MORNING, DAY, AFTERNOON, EVENING, NIGHT, LATER (später in Bezug auf die vorgängige Szene), CONTINIOUS (Fortsetzung der vorgängigen Szene) und MOMENTS LATER (Handlung setzt unmittelbar nach der vorgängigen Szene ein). Alle Angaben werden gemäss amerikanischem Format in Grossbuchstaben geschrieben. Am Anfang und am Ende jeder Szenenüberschrift steht die Szenennummer. 13 Unter dem Subtext versteht man die sinngemässe Aussage, welche in einer Textstelle zum Ausdruck kommt 14 http://de.wikipedia.org/wiki/Drehbuch (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Action Vorproduktion eines Films 11 / 34 Hier wird die Handlung der Szene beschrieben. Sie wird stets aus der Sicht der Kamera in der ersten Person Plural erzählt. Wetterangaben, allgemeine Stimmungsbeschreibungen und Anweisungen an das Drehteam stehen ebenfalls in diesem Abschnitt. Character Name In dieser Zeile steht der Name des Charakters in Grossbuchstaben. Er ist zentriert, so dass er sich deutlich vom Action-Teil hervorhebt. Dialogue Der Dialog ist ebenfalls zentriert. Redet eine Figur nach eingefügter Handlung weiter, ohne dass eine Reaktion auf sein vorher Gesagtes stattfand, wird dies unter dem Figurennamen mit einem Hinweis (CONTINUING) deutlich gemacht. Die Art und Weise, wie eine Figur den Dialog wiedergibt, kann in Klammern auf einer neuen Zeile geschrieben werden. Transition Am Ende der Szene folgt auf der rechten Seite eine Randbemerkung die angibt, wie der Übergang zur nächsten Szene aussieht. CUT TO (Schnitt auf), DISSOLVE TO (Auflösen zu), CROSS-FADE TO (Überblenden auf), ZOOM TO (Zoomen auf) und FADE OUT (Ausblenden) sind die hier am häufigsten verwendeten Ausdrücke. Note Während der Entstehung des Drehbuchs hält der Autor seine Gedanken und Anmerkungen als Notiz fest. Die Notiz gehört nicht zum Drehbuch und ist nur während des Entstehungsprozesses relevant. Act Die Szenen werden in verschiedene Akte eingeteilt. Eine Szene beginnt mit einer „Einführung“ und endet mit einem „Abschluss“. Dazwischen wird eine Szene in verschiedene Akte gegliedert. Akte werden im finalen Drehbuch nicht angezeigt. Sie dienen zur Übersicht beim Schreiben sowie später in der Postproduktion. Wenn eine Szene mehrere Seiten umfasst, wird am Ende der Seite ein (CONTINUED) geschrieben. Auf der nächsten Seite wird dann wie bei einem Scene Heading die Szenennummer notiert, jedoch wird die Szenenüberschrift nicht wiederholt und nur CONTINUED geschrieben. Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 12 / 34 Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Drehbuch „Revisited“ Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 13 / 34 2.9 Software-Unterstützung Um das amerikanische Drehbuchlayout einzuhalten, gibt es Textverarbeitungsprogramme, die das Schreiben erleichtern und Autoren die ganze Formatierung abnehmen. Movie Magic Screenwriter15 ist die meistverwendete Drehbuch-Software. Egal ob für Fernsehen, Bühne, Romane oder Comic-Skripte, Screenwriter ist ein „All-in-One Package“, welches Drehbuchautoren in ihrer Arbeit vollumfänglich unterstützt. Das Programm war für mich eine grosse Hilfe bei der Formatierung und damit der Einhaltung amerikanischer Layoutstandards für Drehbücher. Die Einarbeitung stellte kein Problem dar und deshalb konnte ich mich rasch auf den Inhalt des Drehbuchs konzentrieren. 2.10 Step-Outline Die Step-Outline besteht dann aus einer Szenenüberschrift mit der bereits gekennzeichneten Orts- und Zeitangabe, unter der dann handlungsbasiert ohne Dialoge der dramaturgische Inhalt einer Szene zusammengefasst wird. Alle Szenen sind mit der dazugehörigen Szenennummer in chronologischer Reihenfolge aufgelistet. Damit kann einfach überprüft werden, ob die Szenen Sinn machen oder nur einen Lückenfüller darstellen. Die Liste gibt einen raschen Überblick über das Drehbuch. Damit ist es auch einfach, die Szenenreihenfolge zu ändern und den Spannungsbogen zu verbessern. Eine Step-Outline gehört zu jedem Drehbuch, das sich über mehrere Seiten erstreckt. Im Anhang befindet sich die Step-Outline zu meinem Film „Revisited“. 16 17 2.11 Professionelle Hilfe Um Anfängerfehler zu vermeiden, nahm ich mit Cyrill Gerber, einem professionellen Drehbuchautoren und Produzenten in Basel Kontakt auf. Er unterstützte mich während des Schreibprozesses via Mail- und Telefonkontakt. Ich verabredete mich mehrmals mit Cyrill, um mit ihm das Drehbuch zu besprechen. Wir konnten manche Mängel beheben und das Drehbuch jeweils einen grossen Schritt vorwärts bringen. Nebst vielen kleineren Tipps, die ich in diese Arbeit einfliessen liess, half er auch bei der Strukturierung des Drehbuchs, der Verbesserung von Dialogpassagen sowie bei der Planung der Umsetzung. 2.12 Überarbeitung Genauso wichtig wie das Kontaktieren von Fachleuten war für mich das Setzenlassen des Drehbuchs. Nach der mehrmonatigen Drehbuchentstehung liess ich das Drehbuch fast ein 15 http://www.screenplay.com/p-29-movie-magic-screenwriter-6.aspx (Abruf: 23.01.2013) 16 Aus Gesprächen mit Drehbuchautor und Produzent Cyrill Gerber 17 http://de.wikipedia.org/wiki/Drehbuch (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 14 / 34 halbes Jahr ruhen. Nach dieser Pause sah ich vieles mit ganz anderen Augen. Es begann eine aufwändige Überarbeitungsphase, welche wohl bis zum Drehbeginn andauern wird. Ich war mit vielen Dialogen nicht mehr zufrieden und erweiterte die Szenen mit mehr Handlung. Die meisten Nebenrollen erschienen mir zu einfach gestaltet und zu wenig in die Geschichte eingeflochten. Folglich baute ich die Figuren weiter aus wie zum Beispiel Johnny, der vom einfachen Landstreicher zum gewieften Autofriedhofbesitzer wurde, welcher mit Ersatzteilverkäufen und Alteisen sein neues Einkommen erwirtschaftet. Rückblickend war interessant festzustellen, wie sehr sich das Drehbuch vom ursprünglichen Story Script unterscheidet. Die Geschichte hat sich während dem Schreibprozess enorm weiterentwickelt. Es wurde mir auch plötzlich bewusst, wie viel Arbeit alleine die Drehbuchproduktion benötigt. Zudem verstehe ich jetzt, wie Christopher Nolan fast zehn Jahre brauchte, um das Drehbuch für den Film „Inception“ zu schreiben.18 Aufgrund meiner eigenen Erfahrung betrachte ich Filmproduktionen heute mit viel grösserem Respekt als früher. 18 http://collider.com/director-christopher-nolan-and-producer-emma-thomas-interview-inception-they-talk-3d- what-kind-of-cameras-they-used-pre-viz-wb-and-a-lot-more/20567/ (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 15 / 34 3 Organisation von „Revisited“ Während meines Filmschaffens lernte ich Frau Eliane Chappuis kennen. Sie hat bereits in Hollywood gespielt, unter anderem auch in Martin Scorsese's Film „Gangs of New York“, zusammen mit Leonardo Di Caprio. Sie hat sich meinem Filmprojekt vor einigen Monaten angeschlossen. Seither arbeiten wir gemeinsam an der Umsetzung von „Revisited“ als CoProduktion zwischen ihrer „Smiling Deer Films“ und meiner „Lensbreak Films“. Gemäss unserer Planung kann der Film in 20 Drehtagen realisiert werden. Drehstart ist für Ende Juli 2013 geplant, die Filmpremiere für Herbst 2013. 3.1 Budgetplan Da die Herstellung von Filmen finanziell aufwändig ist, stellt sich immer rasch die Frage der Finanzierung. Während in den Vereinigten Staaten, vor allem in den grossen Studioanlagen von Hollywood, die Filme mit einem internationalen Vertrieb finanziert werden können, sind europäische Filmproduktionen fast immer von Fördergeldern abhängig.19 Auch unser Projekt ist auf die Unterstützung von Stiftungen und Institutionen angewiesen. Für die Eingabe von Filmprojekten bei solchen Organisationen wird immer eine Broschüre verlangt, welche unter anderem auch einen detaillierten Budgetplan enthalten muss. Da wir den Schauspielenden für „Revisited“ keine Gagen anbieten möchten und ein unentgeltliches Mitwirken erwarten, liegt der Hauptkostenpunkt bei der Verpflegung und Spesen sowie bei der technischen Ausstattung. Das Budget aufzustellen war harte Knochenarbeit. Als Vorlage diente mir ein Dokument von der Webseite vom Bundesamt für Kultur20, jedoch trafen viele Vorgaben nicht auf mein Projekt zu. Zum Glück unterstütze mich Cyrill Gerber. Er empfahl mir, das Budget bewusst zu hoch zu kalkulieren, um finanziell sicher über die Runden zu kommen. Zudem machte er mir bewusst, wie viel jeder zusätzliche Drehtag kostet. Das Ergebnis war ernüchternd: 44‘100 Schweizerfranken wird für die Realisierung von „Revisited“ benötigt. 19 http://de.wikipedia.org/wiki/Film (Abruf: 23.01.2013) 20 http://www.bak.admin.ch/film/03579/03580/03626/04455/index.html?lang=de (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films Kategorie Funktion Motivsuche Location Scout Spesen Miete Drehorte Kameramann (inkl. DSLR Kamera) Tonmeister (inkl. Equipment) Beleuchter (inkl. Material) Flugaufnahmen Kostüme Requisiten Maske (Material) Fahrzeuge im Bild (inkl. Benzin) Verpflegung der Darsteller & Equipe Fahrspesen der Darsteller & Equipe Lieferwagen Miete Benzinkosten Darsteller Dreharbeiten (20 Tage) Ausstattung Verpflegung Transport Gagen Montage & Postproduktion Zwischentotal Unvorhergesehenes Info pauschal pauschal pauschal pauschal 20 Tage x 400 Fr. 20 Tage x 250 Fr. alle arbeiten ohne Gage Editor (inkl. Schnittplatz) Farbkorrektur Tonmischung Visuelle Spezialeffekte Musikproduktion 16 / 34 Betrag [CHF] 1'000 4'000 2'500 2'500 2'000 1'000 2'500 2'000 400 800 8'000 5'000 1'000 500 0 3'000 1'300 2'000 1'000 1'500 5% des Zwischentotals Total 42'000 2'100 44'100 Abbildung 2: Budgetplan Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 17 / 34 3.2 Finanzierung Um die Kosten decken zu können, fragen wir diverse Stiftungen und Organisationen an und bitten diese um einen Herstellungsbeitrag. Bis jetzt haben wir nur das Aargauer Kuratorium beschickt. Der Entscheid ist pendent. Leider darf der gewünschte Betrag nicht höher als 50% des Gesamtbudgets sein und im Falle einer Zusage scheiden gewisse Stiftungen aus, da eine gemeinsame Unterstützung zusammen mit dem Aargauer Kuratorium nicht zulässig ist. Deshalb sind relativ hohe Selbstkosten nicht zu vermeiden. Finanzierungspartner Angefragt Zugesprochen Aargauer Kuratorium Ernst Göhner Stiftung Josef Müller Stiftung, Muri AG Fondation Emmy Ineichen, Muri AG Crowdfunding auf wemakeit.ch Private Sponsoren Eigenmittel Lensbreak Films ja nein nein nein nein ja ja offen ja ja Total Betrag [CHF] 20'000 10'000 3'000 4'000 3'000 1'000 3'100 44'100 Abbildung 3: Finanzierung Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 18 / 34 3.3 Crew Aus der unten stehenden Tabelle ist zu entnehmen, wen wir alles für den Dreh von „Revisited“ brauchen werden. Es werden jeweils rund 40 Leute am Set anwesend sein. Kategorie Szenenbild Funktion Requisiten Story Board Location Scouting Szenenbildner Casting Casting Drehbuch Drehbuchautor Script/Continuity Consultant Coaching Kamera DoP/Cinematographer 1. Assisenz Focus puller 2. Assistenz Clapper loader Licht Chefbeleuchtung Beleuchtung Maskenbild Maske/Coiffure Köstum Designers Musik Komposition Produktion Producer Lineproducer Produktionsleitung Aufnahmeleitung Regie Regie Regie-Assistenz Schnitt Editor Editorassistenz Ton Tonmeister Tonassistenz Allerlei Runner Making of Wer (zugesagt) Wer (offen) (ZHdK) (ZHdK) * (ZHdK) (ZHdK) Stefan Wehrli, Eliane Chappuis Stefan Wehrli (ZHdK) (ZHdK) (ZHdK) Cyrill Gerber, Florian Lustenberger (ZHdK) * (ZHdK) (ZHdK) (ZHdK) (ZHdK) * (ZHdK) * (ZHdK) * (ZHdK) * Stefan Wehrli, Manuel Wehrli (ZHdK) * (ZHdK) (ZHdK) (ZHdK) Stefan Wehrli (ZHdK) Stefan Wehrli (ZHdK) (ZHdK) (ZHdK) (ZHdK) (ZHdK) (ZHdK) * Abweichung zur originalen Maturaarbeit Abbildung 4: Crew Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 19 / 34 3.4 Casting Dank Frau Eliane Chappuis hervorragenden Kontakten zu Filmschaffenden konnten wir das Interesse von Beat Schlatter, Vera Dillier, Isabelle Flachsmann und Marc Terenzi gewinnen. Eliane wird selbstverständlich ebenfalls eine Rolle übernehmen. Die übrigen Rollen sollen mit weiteren Profis besetzt werden. Die möglichen Kandidaten sind: * Da Eliane die Kandidaten persönlich kennt und besser einschätzen kann, wer in welche Rolle passt, überlasse ich ihr die Auswahl der Personen für das Casting. * Abweichung zur originalen Maturaarbeit Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 20 / 34 4 Filmisches Schaffen 4.1 Dreherfahrungen Da ich merkte, wie wichtig Dreherfahrung bei eigenen Produktionen sind, bot ich mich bei anderen Filmprojekten für beliebige Mithilfen an. Im Verlauf des Jahres 2012 arbeitete ich deshalb an vielen spannenden Filmsets mit und konnte so einen grossen Einblick in die Filmwelt gewinnen. Beim Dreh lernte ich viele interessante Leute kennen und baute mein soziales Filmnetzwerk aus. Die meisten Projekte entdeckte ich auf der Filmplattform studentfilm.ch21. Manchmal wurde ich auch von neuen Kollegen zu Projekten vermittelt. Auf jedem Set lernte ich viel Neues. Bei jedem neuen Set konnte ich das bereits Gelernte anwenden und ergänzen. Im Folgenden möchte ich meine wichtigsten Erfahrungen und Erkenntnisse kurz schildern. 4.1.1 Filmproduktion „Der Aufprall“ von Bettina Setz Am Wochenende vom 14. und 15. Juli 2012 war ich das erste Mal auf einem professionellen Filmset. Das Drama spielte an zwei verschiedenen Orten, in einer Wohnung und am Ufer der Aare. Hier wurde mir bewusst, wie viel Zeit die Ortswechsel in Anspruch nehmen. Bis das gesamte Equipment von Ton über Licht und Kamera ein- bzw. wieder ausgepackt war, vergingen ca. zwei Stunden, obwohl die Orte nur gerade mal eine halbe Autostunde voneinander entfernt lagen. Ähnlich ist es mit dem Aufbau einer Szene. Änderte die Kamera ihre Position, so dauerte es schnell mal eine Stunde, bis die Szenerie wieder richtig ausgeleuchtet war und die Schauspieler sich wieder eingerichtet hatten. Auf diesem Set arbeitete ich oft mit Fabian Lüscher zusammen und lernte, wie man eine Szene richtig ausleuchtet. Je nach Umgebung musste der Farbton des Lichts angepasst werden, damit das Bild auf der Kamera korrekt eingefangen werden konnte. Dabei wirkte eine richtig ausgeleuchtete Szene für das Auge oft zu hell oder zu unnatürlich, auf dem Kameramonitor jedoch sah es tadellos aus. Selbstverständlich wurden in der Nachbearbeitung noch farbliche Korrekturen vorgenommen, aber eine gute Ausleuchtung war trotzdem unabdingbar. Beispielsweise ergab das Kunstlicht der Haushaltslampen ein Licht mit starkem Gelbton. Deshalb mussten wir immer alle Lampen durch neutrales weisses Licht ersetzen, was einen zeitlich nicht zu unterschätzenden Arbeitsaufwand bedeutete. 21 Neues Netzwerk für die Schweizer Nachwuchsfilm-Szene Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 21 / 34 Abbildung 5: Filmset von "Der Aufprall" 4.1.2 Filmproduktion „Soul Robber“ von Leon Schwitter Vom 22. Juli bis 27. Juli 2012 half ich bei der Produktion eines Horror Films mit. Mein Aufgabenbereich reichte von Kameraassistenz und Regieassistenz bis hin zum Allrounder22. Im Unterschied zum Dreh bei „Der Aufprall“ waren hier bis auf die beiden Schauspieler allesamt Amateure. Es war dennoch eine äusserst lehrreiche Woche. Hier fiel mir auf, wie wichtig die Betreuung der Schauspielenden ist, wenn diese gerade nicht am Drehen waren. Es sollte also immer jemand zur Verfügung stehen, um die Schauspieler zu verpflegen, mit ihnen zu plaudern oder sie dabei zu unterstützen, die nächste Szene einzuüben. Dazu braucht es natürlich jemanden, der das Drehbuch und die Erwartungen des Regisseurs kennt. Weitere wichtige Erkenntnisse waren: 22 Die Veranstaltung von Crew-Meetings während der Vorproduktion Der Einsatz von professionellen Kameraleuten Die Trennung von Drehphase und Spassphase Das Angebot von Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort Die Einplanung von genügend vielen Drehtagen Das Einstellen von Set-Designer zur Gestaltung der Szenerie Die Einhaltung von Drehpausen zur Steigerung der Konzentration am Set Im Bereich Tonassistent, Lichtassistent und Making-of Filmer Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 22 / 34 4.1.3 Filmproduktion „Silentium“ von Joshua Andres Für einen Experimentalfilm23 wirkte ich in der Woche vom 6. August 2012 als Regieassistenz mit. Der Film wurde in einem Wohnzimmer sowie in einer umgestalteten Turnhalle gedreht. Die Erfahrungen und Erkenntnisse lassen sich folgendermassen zusammenfassen: * Professioneller Auftritt im Internet Gut organisiertes Catering24 Passende Schauspieler für die Rollen ausgewählt Professionelles Verhalten der Mitwirkenden am Set Einhaltung wichtiger Sicherheitsaspekte während dem Dreh * Abweichung zur originalen Maturaarbeit 4.1.4 Sonnen- und Schattenseiten Die Stimmung unter den Leuten am Set ist für die Qualität eines Films von grosser Bedeutung. Das konnte ich durch meine Mitarbeit an den diversen Sets persönlich erfahren. Mit den „richtigen“ Leuten entsteht eine Dynamik, welche sich meines Erachtens auch auf das Endresultat des Films auswirkt und selbst für den Betrachter des Films spürbar wird. Das ist auch ein faszinierender Aspekt der Aufgaben eines Regisseurs: Es treffen unbekannte Menschen aufeinander, welche ein gemeinsames Ziel verbindet, und zwar ein erfolgreicher Film. Jeder gibt sein Bestes und arbeitet mit Herzblut mit. Diese hohe Konzentration an Goodwill und Produktivität war für mich immer wieder ein wunderbares, beglückendes Erlebnis. Jeder Dreh ist einmaliger Natur, jede Crew ist anders, mit anderen Persönlichkeiten, anderem Humor, verschiedenen Drehorten und neuem Equipment. 4.2 Praktische Anwendung 4.2.1 Eigenproduktion: Film „Parkour Action“ Während den Herbstferien 2012 drehte ich zusammen mit Raphael Walter, Erik Habich, Fabian Schaller und Alessio Madeux einen Kurzfilm. Die Idee zum Film entstand durch die Projektarbeit von Raphael: Seine Freizeit verbringt er oft mit der Parkour-Sportart, bei welcher der Teilnehmer unter Überwindung sämtlicher Hindernisse den kürzesten oder effizientesten Weg von A zum selbstgewählten Ziel B nimmt.25 Raphael wollte zuerst ein Dokumentationsvideo in der Turnhalle drehen, bei dem er die einzelnen Parkour-Sprünge 23 Filme, die in ihren Motiven und in ihrer Inszenierung abseits der Konventionen des Mediums und der Sehgewohnheiten des Publikums auf avantgardistische Weise neue Ausdrucksmöglichkeiten erforschen http://de.wikipedia.org/wiki/Avantgardefilm (Abruf: 23.01.2013) 24 Bezeichnung für die professionelle Bereitstellung von Speisen und Getränken an einem beliebigen Ort http://de.wikipedia.org/wiki/Catering (Abruf: 23.01.2013) 25 http://de.wikipedia.org/wiki/Parkour (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 23 / 34 vorstellt. Ich schlug ihm vor, ein kurzes Action-Video zu drehen, in welchem er während einer Verfolgungsjagd die verschiedenen Sprünge direkt anwenden kann. Bei diesem Video konzentrierte ich mich nicht auf den Inhalt des Videos bzw. auf ein ausgereiftes Drehbuch, sondern investierte die Zeit in die Umsetzung des Kino-Filmlooks. Leider standen nicht alle technischen Mittel zur Verfügung, um dieses Ziel zu erreichen. So drehte ich den Film mit Camcordern26, welche leider nur 25 Halbbilder pro Sekunde aufnahmen. Dies hatte zur Folge, dass schnelle Bewegungen im Video leicht verschwommen aufgezeichnet wurden. Trotz allem nahm ich diese Hürde als Übung, um aus dem Videomaterial das Beste herauszuholen. Am Set führte ich die Regie und übernahm gleichzeitig die Kameraarbeit. So konnte ich meine Erfahrungen praktisch anwenden. Wir kamen zügig voran und hatten sämtliche Szenen nach zwei Tagen abgedreht. Während der Postproduktion besuchte mich Raphael oft, weil er sich für die Videoproduktion interessierte und noch nie etwas Vergleichbares gemacht hatte. Ich gab ihm einen Einblick in die Filmwelt und erklärte ihm beim Schneiden, worauf zu achten ist. Dabei gewann ich eine überraschende Erkenntnis. Durch meine Erklärungen fiel mir erstmals auf, was ich schon alles weiss und für selbstverständlich erachte, wie beispielsweise das Achten auf Spiegelungen in Scheiben, den fliessenden Übergang von einzelnen Szenen, die realistische Nachvertonung von Geräuschen mit völlig verschiedenen Gegenständen, das Schneiden auf einzelne Frames um Wiederholungen im Film zu verhindern. Auch die Erstellung der Special-Effects war für ihn beeindruckend. 26 Verwendete Kameras: Sony HDR-XR520V und JVC Everio GZ-HM335 Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 24 / 34 Abbildung 6: Erstellung der Explosion in "Parkour Action" 4.2.2 Eigenproduktion: Greenscreen-Test Die farbbasierte Bildfreistellung ist ein Verfahren, die es ermöglicht, Gegenstände oder Personen nachträglich vor einen Hintergrund zu setzen. Am Computer kann der grüne Hintergrund durch einen beliebigen Inhalt ersetzt werden.27 In vielen Filmen kommt diese Greenscreen-Technik zum Einsatz. Auch in meinem Spielfilm „Revisited“ wird sie vermutlich zum Einsatz kommen. Ich wollte deshalb dieses Verfahren schon immer einmal ausprobieren und kaufte das entsprechende Material. Zusammen mit Patrik Schöpfer leuchtete ich die grüne Wand aus und erstellte einige Aufnahmen. Das Resultat war ein vierfacher Klon von Patrik in seinem Wohnzimmer. Die Bearbeitungen am PC waren sehr aufwändig. Interessant waren die nötigen farblichen Anpassungen am Bild. Die Aufnahmen im Greenscreen-Studio waren total anders als diejenigen im Wohnzimmer. Probleme bereitete vor allem die Bewegungsunschärfe, die durch den Camcorder28 verursacht wurde. 27 http://de.wikipedia.org/wiki/Bluescreen-Technik (Abruf: 23.01.2013) 28 Verwendete Kamera: Sony HDR-XR520V Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 25 / 34 4.2.3 Eigenproduktion: Film „Chocolate“ Vom 24. bis 28 September 2012 entstand der Kurzfilm „Chocolate“. Das Drehbuch bzw. die Geschichte entwarfen Sarah Palm und ich in kürzester Zeit. Zusammen mit Stefanie Bucher, Alissa Studer und Thomas Bornhauser verfilmten wir die kurze Komödie. Im Film geht es um Thomas, der in der Mensa ein Schoggistängeli kauft und es anschliessend geniessen möchte. Doch er kommt bis zum Schluss nicht dazu, da er durch verschiedene Ereignisse gestört wird. So begegnet er Sarah, welche ihn per SMS anschreibt, obwohl sie ihm direkt gegenüber sitzt. Eine Flirtrunde entsteht. Ein Ziel bei diesem Projekt bestand für mich darin, die eher einfache Geschichte auf lustige Art und Weise zu verfilmen. Dazu versuchte ich verschiedene Situationen bzw. Reaktionen leicht karikiert darzustellen, wie beispielsweise die Kaffeebohnen in der Tasse oder die Schokolade auf dem Teller. Das Projekt war für mich eine lehrreiche Erfahrung. Zum ersten Mal vertonte ich einen Film nach, so wie es bei professionellen Produktionen üblich ist. Mit meiner einfachen Tonstudioausrüstung29 zeichnete ich die Stimmen der Schauspielenden auf, um diese als hörbare Gedanken in den Film einzubauen. Des Weiteren war das Projekt für mich eine gute Übung, um Regie zu führen unter gleichzeitiger Bedienung der Kamera. 4.2.4 Eigenproduktion: Film „Pure Fear“ Vor eineinhalb Jahren erstellte ich einen Film, der das Thema „Shooting Games“ beinhaltet. Das Drehbuch entstand einmal mehr in einer Nacht und fast genauso schnell der Film. Nach zwei Drehtagen und zwei Tagen und Nächten Nachbearbeitung war der Film fertig. Bei diesem Projekt ging es darum, mit Special-Effects Erfahrungen zu sammeln bzw. die vorher erlernten Fähigkeiten in Adobe After Effects praktisch anzuwenden. Das Fazit lautete: Das Einfügen von Special-Effects ist eine zeitraubende Angelegenheit. Beim Film „Revisited“ werden wir dieses stilistische Mittel sehr gezielt einsetzen müssen. 4.2.5 Eigenproduktion: Film „Unexpected“ Bei diesem Film handelte es sich um eines der allerersten Projekte, welches ich zusammen mit einer kleinen Crew von Kollegen aus der Kantonsschule erstellte. Zum ersten Mal organisierte ich ein kleines Filmset und schrieb zusammen mit Florian Lustenberger eine Geschichte, die wir innerhalb einer Woche umsetzten. 29 Siehe 6.33Studio Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 26 / 34 5 Filmmusik Film ohne Filmmusik (englisch Soundtrack) ist wie Sommer ohne Sonne. Sie ist die Verbindung zwischen Publikum und bewegten Bildern und unterstützt die Stimmungs- und Gefühlsebenen, im Sinne von Joachim-Ernst Berendt: „Das Auge führt den Menschen in die Welt, das Ohr führt die Welt in den Menschen.“ Egal ob Kino, Fernsehen oder Computerspiele, die Musik kommt überall zum Einsatz und ermöglicht einen Zugang zu unserem Innersten. Bereits die ersten Stummfilme waren nicht „stumm“, da sie üblicherweise mit begleitender Musik vorgeführt wurden. Filmmusik bleibt damit ein unverzichtbares dramaturgisches Mittel.30 Als langjähriger Musiker und Hobby-Komponist liegt mir auch die Filmmusik sehr am Herzen, eine Gemeinsamkeit mit meinem ältesten Bruder, der im Chor des 21st Century Symphony Orchestra regelmässig im KKL Luzern auftritt. Der Chor und das Orchester sind auf die LiveVertonung erfolgreicher Kinofilme spezialisiert. Da ich schon ebenso lange musiziere und komponiere wie filme und die Geschichte „Revisited“ auch durch unser gemeinsames Musizieren zuhause inspiriert wurde, möchte ich den orchestralen Soundtrack zum Film zusammen mit meinen Brüdern kreieren. 5.1 Komponieren Üblicherweise wird eine Filmmusik in der Nachbearbeitungsphase nach der Anfertigung eines Rohschnitts erstellt.31 Der Komponist erhält den Rohschnitt, zu welchem er die Musik auf die Sekunde genau auf das Bild abstimmt. Die Art der Filmmusik hängt dabei vom Genre des Films bzw. den Vorstellungen des Regisseurs ab. Da ich mich mehr zur orchestralen Filmmusik hingezogen fühle als zu Musik mit Synthesizer und die meisten Filme auf klassische Filmmusik zurückgreifen, komponiere ich vermehrt in diese Richtung. Leider besitze ich nicht die finanziellen Mittel, um ein Orchester für meine Kompositionen anzuheuern. Komponieren mit Papier und Bleistift ist auch nicht befriedigend, da die Noten so nicht orchestral erklingen können. Wie also entsteht orchestrale Musik am Computer? 5.2 Software-Unterstützung: Reaper DAW Um am Computer komponieren zu können, wird eine sogenannte Digital Audio Workstation, kurz DAW, benötigt. Sie ist ein computergestütztes 30 http://de.wikipedia.org/wiki/Filmmusik (Abruf: 23.01.2013) 31 http://de.wikipedia.org/wiki/Filmmusik (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen System für Tonaufnahme, Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 27 / 34 Musikproduktion, Abmischung und Mastering, das sich durch eine hohe Integration von Komponenten innerhalb des Systems auszeichnet.32 Reaper33, eine von dem Unternehmen Cockos entwickelte Software, bietet ein solches computergestütztes System an. Es gilt als die günstigste und zugleich beste Softwarelösung überhaupt.34 5.2.1 MIDI MIDI ist der Industriestandard für den Austausch musikalischer Steuerinformationen zwischen elektronischen Instrumenten, wie zum Beispiel Keyboards oder Synthesizern. Dieser Standard umfasst sowohl die genaue Beschaffenheit der erforderlichen Hardware als auch das Protokoll für die zu übermittelnden Daten. Wird auf einem Keyboard eine Taste gedrückt, dann werden digitale Informationen über Tonhöhe und Anschlagstärke am MIDI-Ausgang des Keyboards ausgegeben und an den MIDI-Eingang eines Computers übermittelt.35 5.2.2 VST Ein wichtiger von der DAW unterstützter Komponenten ist die am weitest verbreitete Schnittstelle Virtual Studio Technology, kurz VST. Sie ermöglicht den Dialog zwischen einem VST-Host36 und virtuellen Instrumenten, sogenannten VSTi, oder Effekten, die sich dadurch innerhalb der DAW als Plug-In betreiben lassen.37 Bei den VSTi’s handelt es sich meist um Klangerzeuger, die ein reales Instrument imitieren, zum Beispiel eine Geige. Über ein MIDI-Keyboard können diese Instrumente nun angesteuert bzw. gespielt und die Melodien aufgezeichnet werden. Damit lässt sich ein Orchester digital arrangieren. 5.2.3 Erlernung Reaper ist eine komplexe Software. Für die Einarbeitung benötigte ich viele Wochen. Die YouTube-Tutorials von RogetMusic38 waren mir eine grosse Hilfe bei der Erlernung der Funktionen, doch bis ich das Programm bis ins letzte Detail kenne, werde ich noch etwas länger brauchen. Probleme bereitete mir das Merken der vielen Informationen, die ich in den Tutorials lernte. Ich musste Videos des Öfteren mehrmals ansehen, da ich die Details umfangreicher Arbeitsabläufe wieder vergass. 32 http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Audio_Workstation (Abruf: 23.01.2013) 33 http://www.reaper.fm/ (Abruf: 23.01.2013) 34 http://sound-editing-software.findthebest.com/ (Abruf: 23.01.2013) 35 http://de.wikipedia.org/wiki/Musical_Instrument_Digital_Interface (Abruf: 23.01.2013) 36 Programm zur digitalen Bearbeitung von Audio- und MIDI-Daten 37 http://de.wikipedia.org/wiki/Virtual_Studio_Technology (Abruf: 23.01.2013) 38 http://www.youtube.com/user/RogetMusic (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 28 / 34 5.3 Eigenproduktion: Soundtrack zu „Gladiator“ Um mit dem Komponieren zu gegebenem Filmmaterial vertrauter zu werden und die erlernten Funktionen in Reaper praktisch anzuwenden, erstellte ich zu einer dreiminütigen Szene aus dem Film „Gladiator“ (Ridley Scott) einen orchestralen Soundtrack. Dafür benötigte ich rund drei Wochen (150 Stunden). Im Hinblick auf unseren einstündigen Thriller, was ca. 40 Minuten Soundtrack bedeutet, würde die Musikkomposition in der Postproduktion alleine ca. 9 Monate in Anspruch nehmen. Ein Ergebnis, welches ich nie erahnt hätte. Dabei ist das Komponieren selber nicht der grösste Zeitfaktor. Im Gegenteil: Im Durchschnitt benötigte ich eine Stunde für 30 Sekunden Soundtrack. Das Fine Tuning raubte die meiste Zeit. Dazu gehörte zum Beispiel die richtige Auswahl und Konfiguration der einzelnen Instrumente für einen realistisch klingenden Output, die richtige Artikulation der Noten, die Rhythmisierung eines eingespielten Patterns, die Aussteuerung der einzelnen Spuren sowie das gesamte Abmischen. Abbildung 7: Gladiator-Komposition in der Reaper DAW Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 29 / 34 6 Gründung von Lensbreak Films Es war schon immer mein Traum, ein eigenes kleines Filmunternehmen zu haben. Im Rahmen meiner Vorbereitungen für „Revisited“ konnte ich diesem Wunsch endlich nachkommen. Die Gründung ermöglicht ein professionelleres Auftreten in der Filmwelt und erleichterte zudem die Finanzregelung sowie Kommunikation innerhalb des Filmprojektes. 6.1 Unternehmen Lensbreak Films Kleinunternehmen. ist eine Es einfache strebt Gesellschaft nach und Anerkennung somit der ein nichtregistriertes bereits produzierten Unterhaltungsmedien. Stefan Wehrli und Florian Lustenberger gründeten das Unternehmen am 7. Juli 2011. Kurze Zeit später stiess Patrik Schöpfer dazu. 6.2 Homepage Eine Homepage ist für ein Filmunternehmen unverzichtbar. Informationen zu aktuellen Projekten, über das Unternehmen selbst sowie Werbeschaltflächen können so einfach und effizient einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Homepage dient unter anderem als Aushängeschild und vermittelt ein aussagekräftiges Bild der Unternehmung. Gerade für die Suche nach finanzieller Unterstützung ist ein professioneller Internetauftritt von Vorteil, um potentielle Geldgeber zu gewinnen. Aus diesem Grund gestaltete ich eine Webseite mit Wordpress (CMS39), die am 3. Januar 2012 online geschaltet wurde. http://lensbreak.com wird mittlerweile durchschnittlich 20 Mal pro Tag aus aller Welt aufgerufen. 6.3 Studio Als Hobbyfilmemacher ist ein kleines eigenes Filmequipment unverzichtbar, auch wenn die einzelnen Produkte teilweise sehr teuer sind. Für kleine Aufträge kann auf das eigene Equipment zurückgegriffen und dadurch hohe Mietkosten erspart werden. Die aktuelle Ausrüstung von Lensbreak Films ist auf der Webseite unter http://lensbreak.com/studio zu finden. 39 CMS steht für Content-Management-System Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 30 / 34 7 Fazit Die Vorbereitungsarbeiten für einen Film sind immens. Der Weg von der Filmidee bis zur ersten Filmvorführung ist lang und äusserst aufwändig. Zuerst muss die Idee durch eine ansprechende Geschichte konkretisiert werden. Die Geschichte muss in ein Drehbuch umgesetzt werden, welches als „Bauplan“ für die Filmrealisierung alle wichtigen W-Fragen – Was, Wer, Wie, Wann, Wo, Weshalb – beantworten muss. Jeder Drehtag kostet viel Geld. Was im Drehbuch nicht festgeschrieben ist oder zu viel Interpretationsspielraum zulässt, das kann dazu führen, dass der Film von der ursprünglichen Filmidee abweicht, Inhalt und Qualität mangelhaft sind oder die Produktionskosten aus dem Ruder laufen. Wie bei Bauprojekten gilt die Devise: „Gut geplant ist halb gebaut bzw. gefilmt“. Ein gutes Drehbuch beantwortet alle oben genannten W-Fragen und trägt damit wesentlich zum Erfolg eines Filmprojekts bei. Bei meinem Filmprojekt „Revisited“ sind bis anhin die folgenden Vorbereitungsarbeiten in Angriff genommen und abgeschlossen worden: Drehbuch Finanzierungsplan Casting Vorschläge Stiftungsanfragen Diverse weitere organisatorische Arbeiten. Zudem konnte ich folgende Ziele realisieren: Mit professionellen Leuten aus der Filmbranche zusammenarbeiten Eigene Dreherfahrungen auf professionellen Sets sammeln Eigene Kurzfilme herstellen Eigene Kompositionen erstellen. Die Auswahl der Drehorte und des Filmsets konnte aus zeitlichen Gründen noch nicht in Angriff genommen werden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Vorproduktion eines Films“ war für mich trotzdem eine lehrreiche Erfahrung. Ich konnte viele Erkenntnisse über das filmische Schaffen gewinnen. Vor allem im Bereich der Drehbuchentwicklung und Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 31 / 34 praktischer Dreharbeiten konnte ich mein Wissen vertiefen und meine Erfahrungen erweitern. Ferner wurde mir bewusst, wie in der Filmbranche trotz sorgfältig geplanter Organisation ein hohes Mass an Flexibilität, Spontanität und Improvisationstalent erforderlich ist. Des Weiteren stellte sich die Vernetzung zu anderen Filmschaffenden als grosser Vorteil heraus, da mit guten Beziehungen das Finden von Personen und Organisieren von Castings viel einfacher waren. Ich bin gespannt, wie die Produktion von „Revisited“ verläuft und ob die Umsetzung planmässig klappen wird. Ich blicke dem baldigen Dreh optimistisch entgegen und freue mich auf weitere unvergessliche Erlebnisse. Ich hoffe fest, dass dieses Filmprojekt meinen Weg in eine Zukunft als Filmschaffenden ebnen wird. Offen bleibt für mich die Frage, mit welchen Projektmanagment-Methoden und -Tools grosse Filmprojekte vorbereitet und realisiert werden, bei denen die Aktivitäten von hunderten oder tausenden von Mitwirkenden (global) geplant und koordiniert werden müssen. 8 Danksagung Von Herzen dankbar bin ich vielen Freunden und Kollegen, die mich direkt oder indirekt beim Schreiben dieser Arbeit bzw. Erstellen der Projekte unterstützten, allen voran meinen Eltern, die mich in frühester Kindheit für Musik und Film begeistert hatten. Danken möchte ich meinen Brüdern, die unter den Folgen dieser Begeisterung manchmal zu leiden hatten. Des Weiteren Herrn Alex Shinn und Beat Wälti für ihre musikalische Begleitung, Eveline Birrer und Tom van den Bosch für unkonventionelle Anregungen, Florian Lustenberger für schriftlichen Beistand und Sahra Roman, Alfred Wasser, Sara Folloni, Dr. Annelis SchröterMeier sowie Franco Loher fürs Korrekturlesen des Drehbuches. Danken möchte ich insbesondere Eliane Chappuis für ihre grossartige Unterstützung und konstruktive Zusammenarbeit. Grossen Dank geht an Cyrill Gerber, der selbst auf meine dümmsten Fragen kluge Antworten wusste und an Peter Hägler für die anregenden Gespräche. Last but not least danke ich herzlichst Barbara Aabid und Gaby Rey für die fachliche Betreuung. Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 32 / 34 9 Quellenverzeichnis 1. http://de.wikipedia.org/wiki/Filmkunst (Abruf: 23.01.2013) 2. http://www.independentframes.ch/services.html (Abruf: 23.01.2013) 4. http://de.wikipedia.org/wiki/Filmgeschichte (Abruf: 23.01.2013) 5. http://de.wikipedia.org/wiki/Independentfilm (Abruf: 23.01.2013) 6. http://de.wikipedia.org/wiki/Filmproduktion (Abruf: 23.01.2013) 8. http://de.wikipedia.org/wiki/Vorproduktion_(Film) (Abruf: 23.01.2013) 10. http://de.wikipedia.org/wiki/Hedonismus (Abruf: 23.01.2013) 11. http://de.wikipedia.org/wiki/Askese (Abruf: 23.01.2013) 14. http://de.wikipedia.org/wiki/Drehbuch (Abruf: 23.01.2013) 15. http://www.screenplay.com/p-29-movie-magic-screenwriter-6.aspx (Abruf: 23.01.2013) 17. http://de.wikipedia.org/wiki/Drehbuch (Abruf: 23.01.2013) 18. http://collider.com/director-christopher-nolan-and-producer-emma-thomas-interviewinception-they-talk-3d-what-kind-of-cameras-they-used-pre-viz-wb-and-a-lotmore/20567/ (Abruf: 23.01.2013) 19. http://de.wikipedia.org/wiki/Film (Abruf: 23.01.2013) 20. http://www.bak.admin.ch/film/03579/03580/03626/04455/index.html?lang=de (Abruf: 23.01.2013) 23. http://de.wikipedia.org/wiki/Avantgardefilm (Abruf: 23.01.2013) 24. http://de.wikipedia.org/wiki/Catering (Abruf: 23.01.2013) 25. http://de.wikipedia.org/wiki/Parkour (Abruf: 23.01.2013) 27. http://de.wikipedia.org/wiki/Bluescreen-Technik (Abruf: 23.01.2013) 30. http://de.wikipedia.org/wiki/Filmmusik (Abruf: 23.01.2013) 31. http://de.wikipedia.org/wiki/Filmmusik (Abruf: 23.01.2013) 32. http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Audio_Workstation (Abruf: 23.01.2013) 33. http://www.reaper.fm/ (Abruf: 23.01.2013) 34. http://sound-editing-software.findthebest.com/ (Abruf: 23.01.2013) 35. http://de.wikipedia.org/wiki/Musical_Instrument_Digital_Interface (Abruf: 23.01.2013) 37. http://de.wikipedia.org/wiki/Virtual_Studio_Technology (Abruf: 23.01.2013) 38. http://www.youtube.com/user/RogetMusic (Abruf: 23.01.2013) Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 33 / 34 10 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Ausschnitt aus dem Drehbuch „Revisited“ ....................................................... 12 Abbildung 2: Budgetplan ...................................................................................................... 16 Abbildung 3: Finanzierung ................................................................................................... 17 Abbildung 4: Crew ............................................................................................................... 18 Abbildung 5: Filmset von "Der Aufprall"................................................................................ 21 Abbildung 6: Erstellung der Explosion in "Parkour Action" ................................................... 24 Abbildung 7: Gladiator-Komposition in der Reaper DAW ..................................................... 28 11 Anhang Text: Drehbuch zu „Revisited“ Text: Story Script zu „Revisited“ Text: Stepoutline zu „Revisited“ Film: „Parkour Action“ Film: „Parkour Action – Making of“ Film: Greenscreen-Test Film: „Chocolate“ Film: „Pure Fear“ Film: „Unexpected“ Film: Soundtrack zu „Gladiator“ Audio: Soundtrack zu „Gladiator“ Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli Lensbreak Films Vorproduktion eines Films 34 / 34 12 Selbstständigkeitserklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Maturaarbeit eigenständig und ohne unerlaubte fremde Hilfe erstellt habe und dass alle Quellen, Hilfsmittel und Internetseiten wahrheitsgetreu verwendet wurden und belegt sind. Stefan Wehrli Maturaarbeit, 2013 Kantonsschule Wohlen Stefan Wehrli