6.4. weitere Erfahrungsfelder 6.4.1 Selbstbewusst und gesund Dass Kinder, gerade in den ersten Lebensjahren sich die Welt durch „be-greifen“ selbst erschließen drückt sehr bildlich aus, welche grundlegende Bedeutung die Bereiche Sinneswahrnehmung, Körperbewusstsein, Bewegung und Ausdrucksfähigkeit für die gesamte Entwicklung haben und wie eng sie miteinander verbunden sind. Nur gesunde Kinder, die ein Wohlbefinden an Körper und Seele erfahren, sind offen und neugierig für Neues. Sich selbst einschätzen, differenzierte Bewegungsabläufe erlernen, Materialeigenschaften der Dinge aus der belebten und unbelebten Umwelt kennenlernen und die physikalischen Zusammenhänge dabei entdecken (ein Stein ist härter als ein Gummiball)... an die eigenen Grenzen stoßen, mit und von anderen lernen, sich dabei helfen, sich anstrengen, müde werden, erschöpft sein, sich erholen und für seinen Körper zu sorgen sind die ausschlaggebenden „Motoren“ für ein positives Selbst- und Körperkonzept und haben somit Einfluss auf die gesamte körperliche, soziale, psychische und kognitive Entwicklung des Kindes. Gesundheit, Möglichkeiten zur freien Bewegung, Anerkennung und Geborgenheit durch körperliche Nähe, Selbstständigkeit beim Anziehen und bei der Körperhygiene, eine ritualisierte Esskultur so wie angeleitete, gezielte Bewegungsimpulse (Turnen in der Turnhalle) und Erweiterung des Erfahrungsraumes durch z.B. Waldtage, sind daher Bestandteile eines Kindergartenjahres und finden im Alltag, in Räumen oder „Zeit-Räumen“ ihre regelmäßige Anwendung. Gefühle und Bedürfnisse werden in entsprechenden Situationen, aber auch anhand von Geschichten und Beispielen thematisiert. Gesundheit und Wohlbefinden ist die Voraussetzung für eine ebenso gesunde Entwicklung. Daher achten wir im Alltag darauf, dass alle Kinder verantwortungsvoll mit ihrem Körper und dem ihres Gegenübers umgehen. Der Gang zur Toilette und die eigene Körperpflege, (z. B. Händewaschen vor dem Essen und nach dem Toilettengang) gehören hier ebenso dazu, wie das Erkennen der eigenen Grenzen und Bedürfnisse (Erschöpfung, Durst, Ruhebedürfnis), die Hygieneregeln in der täglichen Gemeinschaft (z.B. im Essbereich) und die Wahrnehmung der Bedürfnisse und Grenzen der Anderen. Gespräche und altersentsprechende Hinführungen zur Erweiterung dieses Verständnisses gehören deshalb zum Alltag ebenso wie das tägliche Essen, das durch ritualisierte Abläufe (es gibt einen Spüldienst der gemeinsam den Tisch deckt und abräumt, gemeinsames Beten vor dem Essen) ein fester Bestandteil des Alltages ist. Gesunde Ernährung, der Umgang und die Zubereitung von Lebensmitteln wird darüber hinaus bei unseren 6.4. weitere Erfahrungsfelder regelmäßigen Kochtagen thematisiert und umgesetzt. Im Kinderbistro gibt es gruppenübergreifend weitere Angebote, z.B. werden an Weihnachten Plätzchen gebacken. 6.4.2 Bewegt und aufmerksam Angeleitete Bewegungsangebote: Eingeteilt in 2 Altersgruppen führen wir gruppenübergreifendes Thementurnen durch. Für die Kleinsten wird eine Krabbel- bzw. Bewegungsstunde im Haus angeboten. Wir Erzieherinnen achten auf den altersgerechten Schwierigkeitsgrat der Übungen. Eingebettet in stetig wechselnde Rahmenthemen, gibt es z. B. Turnübungen zum Thema Zirkus, Zoo, wir fahren mit dem Schlitten usw., dabei werden auch Kleingeräte oder Stationen aufgebaut. Die Turnstunden haben einen direkten Bezug zu den aktuellen Themen des Alltags und geben neue Bewegungsimpulse mit denen die Kinder im Alltag ihre Fähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten erweitern können. Bewegungszimmer Unser Bewegungszimmer ist ausgestattet mit Materialien die es den Kindern ermöglichen im selbstständigen „täglichen Training“ so wie in Verbindung mit Rollenspiel und Theater die Ausdrucks- und Bewegungsmöglichkeiten des eigenen Körpers kennen zu lernen. Die Kinder können sich mit diesen Materialien (Hengstenberg Materialien) selbst Bewegungsanlässe bauen und sie verändern. Mit Rutschbrett, Wackelbrett, Matten, Schaukelbanane, Holzbauteilen in verschiedenen Längen und Größen sowie mit Kleingeräten (Bälle, Sandsäckchen usw.) können Verschiedene Fortbewegungsarten ausprobiert werden, wie Rennen, Hüpfen, Rollen, vorwärts oder rückwärts gehen. Raumerfahrung und grundlegende Gesetzmäßigkeiten zu Raum- Lage Beziehungen werden durch verschiedene Höhen erfahren. Für differenzierte Bewegungen und gezielte Übungen (z.B. Rad, Kopfstand, Einbeinstand, Hampelmann, etwas auf dem Kopf balancieren) sowie Kraft erproben und sich vergleichen, ist hier ebenso Raum, wie für Körpererfahrung durch Musik und Tanz. Auch Materialien dürfen ausprobiert werden, so dass Bewegung nicht nur erfahren, sondern auch gedacht und verstanden werden kann. Dies geschieht z.B. durch..... ...Beziehungen erkennen, je schräger das Brett, desto schneller der rutschende Körper, je schmäler das Holz desto schwerer ist es zu balancieren, je massiver ein Körper, desto schneller und besser fliegt er ...Zusammenspiel von Materialverhalten und eigenen Körperfähigkeiten, wie weit kann ich mein Gewicht auf dem Balancierbrett verlagern bis es kippt? Wie schnell kann ich fahren um die Kurve zu kriegen? Wie hoch, weit, fest muss ich werfen um zu treffen? Wann muss ich bremsen um richtig an zu kommen? Wie schnell kann ich gehen, wie ist meine Körperhaltung und wie muss ich die Kraft dosieren um etwas auf dem Kopf zu balancieren? Außenspielbereich: Bewegungen sollen gezielt ausgeführt werden können und anregend sein. Die angebotenen Möglichkeiten sollen auch bewegungsunfreudige Kinder und Kinder mit körperlichen Defiziten zur Bewegung motivieren und ihnen ermöglichen persönliche Erfolge und Selbstwirksamkeit erlebbar zu machen. In Ergänzung zu den Erfahrungen innerhalb des Hauses spielt dabei der regelmäßig genutzte Außenbereich eine ganz besondere Rolle, z.B. ist im Raum nicht genügend Platz um die max. Geschwindigkeit beim Rennen ausprobieren zu können, Krafterprobung beim Transport von Steinen oder Sandeimern sind intensiver, Grenzerfahrungen sind hier möglich. Auch Raum Lage Beziehung (was heißt es oben, unten, außen oder innen zu sein) sind am Spielhügel anschaulich erfahrbar. Ergänzend hierzu unternehmen wir Waldtage und Exkursionen in unserer Umgebung. 6.4. weitere Erfahrungsfelder Wie die Pausen zur Musik, gehört auch Ruhe zur Bewegung. Ruhebedürfnis oder Bewegungslust können auch als Ausdruck von Emotionen helfen die innere Balance wieder zu finden und eigene Bedürfnisse wahr zu nehmen. (Ich brauche Ruhe, ich brauche etwas zu trinken...) Phantasiereisen, Stilleübungen und Plätzchen an denen man sich zurückziehen kann, finden sich daher in jedem Gruppenraum und in angeleiteten Angeboten. (z.B. im Turnen, beim Morgen- oder Abschlusskreis, während des Freispieles) 6.4.3 Kreativ und ausdrucksvoll Auch Utensilien für ein Rollenspiel oder für das freie Spiel, werden hier von den Kindern hergestellt. Beim Nachbauen eines Laptops z.B. setzen sich die Kinder mit dem Material und dem Umgang mit verschiedenen Hilfsmitteln und Techniken auseinander (Schneiden, falzen, Löcher machen um etwas anzubinden, drucken, frottieren...) Pappe, Schachteln, Klebstoffen, Schere, Wolle, Schnur, Papier in verschiedenen Größen und Eigenschaften, Material wie Knöpfe, Stoffe u.A. so wie Farben und Stifte etc. stehen zum Gestalterisch Kreative Ausdrucksmittel finden sich besonders in der „Kinderwerkstatt“. Malen, schneiden, kleben, binden und modellieren, Kennenlernen verschiedener Materialien, Techniken und Arbeitsweisen können hier erprobt, umgesetzt oder gezielt eingesetzt werden. Großflächiges Malen an der Staffelei und das Erproben von Farbwirkung und Mischen der Farben, die gestalterische Auseinandersetzung mit Formen beim Modellieren und Falten, so wie zeichnerische Arbeiten können hier von den Experimentieren zur Verfügung. Ergänzend hierzu werden die Erfahrungen durch angeleitete Angebote erweitert bei denen die Kinder den Einsatz von „nicht alltäglichen“ Werkzeugen und Hilfsmittel erleben können. (z.B. Säge, Bohrer, Lochzange, Leder, Falzbein, Buchbinderleim...) Der Baubereich mit verschiedenen Materialien Kindern umgesetzt werden. Ihre Gedanken und Vorstellungen erfahren dadurch einen individuellen Ausdruck. Gleichzeitig wird die Feinmotorik, und das Denken angeregt. 6.4. weitere Erfahrungsfelder wie Uhl Baukasten, unregelmäßige Hölzer, Belebungsmaterial, Steine, Figuren Kastanien, Fahrzeuge etc. erweitert das gestalterische Angebot und bietet Platz für weiteres Experimentieren mit Themen, Formen, Statik, Mengen, Mustern, Gleichgewicht, Symmetrie, Höhen, Längen ..... 6.4. weitere Erfahrungsfelder 6.4.4 Neugierig und Forschend Mengenbegriffes, mit all seinen Aspekten und Verwendungsarten) Belebte und unbelebte Umwelt Mathematik begleitet den Menschen in seinem täglichen Tun. Man muss sie sich nur in das Bewusstsein rufen und die Aufmerksamkeit dahin lenken. Sie findet sich in Mustern, geometrischen Formen, in der uns umgebenden Architektur, sowie im Rhythmus eines Liedes. Auch Kinder sind offen für Zahlen, Symbole, Muster und Formen. Kleine Zählrituale (z.B. das Zählen der anwesenden Kinder, wie viele Jungen, wie viele Mädchen sind da?), klatschen von Rhythmen, Fingerspiele usw. finden im Tagesablauf ihren Platz und sensibilisieren für das Thema und seine Anwendung. Geometrische Formen benennen, erfassen, widererkennen und verstehen (z.B .beim Falten von Papier, beim Stellen des Morgenkreises, beim Bauen, beim Zeichnen eines Fensters, Hausdaches usw.) gehören nicht nur zu den mathematischen Grundkenntnissen, sie setzen auch Denk- und Wahrnehmungsvorgänge voraus und sind Voraussetzungen dafür, später z.B. Buchstaben zu erkennen. Wir fördern das Wiegen, Messen, Füllen und Erfassen von Mengen z.B. beim alltäglichen Spiel, in Rollenspielen, am Kochtag oder beim täglichen Spülen und Tischdecken, während des Freispiels im Sand im Garten usw. Wir stellen z.B. Vergleiche an. Die Kinder können und sollen ausprobieren was es heißt wenn etwas sehr schwer oder sehr leicht ist. Sie wissen, dass man Längen, Höhen und Gewichte in Maßeinheiten definieren kann und dass es dafür verschiedene Messinstrumente gibt. Mit den zukünftigen Vorschulkindern führen wir das „Zahlenland“ durch. (Das Zahlenland ist ein Programm zur frühen mathematische Bildung. Im Kern der Entdeckung im Zahlenland steht der Aufbau des Zahlen- und Kinder erforschen und entdecken gerne. Durch ausprobieren und eigenständiges Erfahren, bereichern und vertiefen sie ihr Wissen und finden sich so in ihre, sie umgebende Umwelt hinein. Wir Erzieher begleiten sie bei ihren Fragen, geben ihnen neue Anregungen und Impulse um ihre Freude am Entdecken zu unterstützen und Antworten zu finden. Wir bieten den Kindern verschiedene Materialien, mit denen sie im Haus, und im Außengelände ausprobieren und experimentieren können. Im Laufe des Jahres bieten sich die Jahreszeiten an, unter anderem, auf die vier Elemente, Feuer, Erde, Wasser, Luft einzugehen. Kleinere Projekte ermöglichen den Kindern gemeinsam mit uns Erziehern, experimentellen Fragen ( z.B. Was braucht die Pflanze zum Wachsen? Was schwimmt, was geht unter? Warum spritzt die Flüssigkeit aus meiner Trinkflasche?) forschend nach zu gehen, indem kleinere Projekte hierzu entwickelt werden. Die intensiven Beobachtungen ermöglichen eine gemeinsame Dokumentation. Die Umwelt entdecken heißt aber auch, dass gemeinsame „Walderlebnistage“ und das Freispiel im Hof in unserem pädagogischen Angebot, fest verankert sind und dass wir selbst eine fragende Grundhaltung einnehmen. Das kann z.B. bedeuten, dass wir gemeinsam beschließen etwas Bestimmtes her zu stellen und so lange ausprobieren bis es klappt. Durch die fragende Grundhaltung der Erzieherin wird das Denken der Kinder angeregt, sie stellen selbst Thesen auf, was passiert wenn... das Holzstück mit Klebestift geklebt wird ...der Stein ins volle Wasserglas geworfen wird... Eine fragende Grundhaltung einnehmen bedeutet auch, mit Kindern zu recherchieren (Internet, Bücherei...) um Antworten auf Fragen zu finden wie z.B. „Wie groß ist 6.4. weitere Erfahrungsfelder eine Hornisse? Welcher Stachel ist giftiger?“ 6.4.5 gemeinsam und allein Auf der Grundlage einer stabilen Beziehung zu den Kindern und auf der Grundlage unseres Glaubens, die die Botschaft beinhaltet dass jeder Mensch von Gott geliebt ist, so wie er ist, fördern wir diese Offenheit indem wir altersentsprechend... Anknüpfend an die ersten sozialen Fähigkeiten und Erfahrungen aus der Familie, wie emotionale Wärme und Geborgenheit, begleiten wir die Kinder dabei, sich selbst einer größeren Gemeinschaft mit anderen zu erfahren. Mit zunehmendem Alter sind die Kinder mehr und mehr in der Lage nicht nur die eigenen Gefühle zu verstehen, sondern auch die der anderen Menschen. Es kann zunehmend gelingen die Konsequenz des eigenen Handelns abzuschätzen. Mehr und mehr erfahren die Kinder dabei auch was angemessenes oder unangemessenes Verhalten ist, dass es z.B. den „Kleinen“ noch nicht gelingt zu warten, etwas einzusehen oder auf etwas zu verzichten und dass Menschen auf ähnliche Situationen völlig unterschiedlich reagieren. Sie erleben sich selbst in der Gruppe und stellen fest, dass es Momente gibt, in denen man allein sein möchte und Dinge, die man nur gemeinsam bewältigen kann. Im täglichen Miteinander müssen Spannungen ausgehalten, Dinge akzeptiert werden, Geduld wird gebraucht und die Balance zwischen „sich durchsetzen“ und „zurückstecken“, muss gefunden werden. Um Resilienz zu entwickeln ist eine Voraussetzung, dass Kinder erfahren dass sie wichtig sind, dass sie die Bereitschaft haben sich Hilfe zu holen, ihre Gefühle kennen und darüber sprechen können. Erfahrungen und vor Allem Selbstwirksamkeit helfen dabei ein umfassenderes Verständnis für die Zusammenhänge der sozialen Umwelt zu erwerben. Nicht zuletzt gehören zu unserem Kindergartenjahr immer wieder Feiern, Feste, Begegnungen... mit der auch die Freude an der Gemeinschaft gelebt und gepflegt wird. ...Gruppenregeln gemeinsam entwickeln und ggf. verändern, sowie allgemeine Regeln (z.B. im Bereich Sicherheit, Hygiene) vorgeben und ihre Notwendigkeit erklären. ...Konflikte ansprechen und mit den Kindern nach Lösungen suchen ...auch negative Gefühle ernst nehmen und bearbeiten ...bei Kinderversammlungen und Besprechungen die Meinungen der anderen anhören ...mit den Kindern die Konsequenzen ihres Handelns besprechen ...Kindern die noch nicht darüber sprechen können ihre Gefühle widerspiegeln ...ihnen in schwierigen Situationen (problematische Lebenssituationen) beistehen ...ihnen vertrauen und ihnen etwas zutrauen ...sie sich zunehmend am organisatorischen Tagesablauf beteiligen und Verantwortung übernehmen. (eigenes Handeln, Aufräumen, Tisch decken, Fegen, kleine Botengänge in die andere Gruppe) ...unsere Hilfe anbieten, uns aber nicht aufdrängen ...Gefühle und Bedürfnisse auch anhand von Beispielgeschichten erörtern ...die „Privatsphäre“ der einzelnen Kinder und ihre Eigenheiten respektieren und anerkennen 6.4. weitere Erfahrungsfelder ...zunehmende Selbstständigkeit, gefördert und auch gefordert wird (alleine anziehen, selbstständig zur Toilette gehen, den Joghurt alleine aufmachen)