Wasserkriege in der Zukunft? M1: „Die Kriege des 21. Jahrhunderts werden nicht um Öl, sondern um Wasser geführt werden.“ UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali (1985) M2: Nicht nur Öl wird knapper, auch Wasser. Wird es Kriege um Trinkwasser geben? Ernst-Ulrich von Weizsäcker: „Wenn die Länder der Welt, so wie heute Russland, Amerika oder Saudi-Arabien, eine Verschwendung von Ressourcen als eine Frage von Nationalstolz ansehen und wenn wir unsere knappen Ressourcen weiter verschwenden, wird es zu gewaltigen Kriegen um Wasser, Lebensmittel und Öl kommen. Wenn wir aber einen eleganteren Umgang mit Ressourcen auf den Weg bringen, so wie er etwa in Deutschland praktiziert wird, dann können wir diese Kriege vermeiden.“ (Interview mit Ernst-Ulrich von Weizsäcker, Bildzeitung, 24.03.2013) M3: Vor 20 Jahren wurde ein israelischer Armeeplaner gefragt, ob Streit um Süßwasser ein Auslöser des Libanonkrieges 1982 gewesen sei. Er antwortete: "Warum sollte man wegen Wasser in den Krieg ziehen? Für den Preis einwöchiger Kämpfe könnte man fünf Entsalzungsanlagen bauen." Seit Jahrtausenden kämpfen Staaten um seltene Rohstoffe wie Gold, Öl und Diamanten. Wasser spielte dagegen als Kriegsgrund höchstens eine untergeordnete Rolle. Doch das könnte sich bald ändern. In diesem Frühjahr kam eine Studie im Auftrag des US-Außenministeriums zu dem Ergebnis, dass die Gefahr von Wasserkriegen mittelfristig deutlich zunehmen wird. Schuld an dieser Entwicklung sind vor allem zwei Faktoren: Bevölkerungswachstum und Klimawandel. Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2040 von derzeit etwa sieben Milliarden Menschen auf knapp neun Milliarden anwachsen wird. Dann würden die Süßwasservorkommen der Erde nur noch 70 Prozent des Bedarfs decken. Durch Klimawandel bedingte Gletscherschmelze und Ausbreitung von Wüsten könnten mehreren Studien zufolge zudem ausgerechnet in dicht besiedelten Regionen zu Wasserknappheit führen. Mit anderen Worten: Wasser wird ein seltener, wertvoller Rohstoff wie Gold, Öl und Diamanten – und um die werden Kriege geführt. (Die Welt 30.7.2012) M4: „Herr Wolf (Professor für Geographie, Oregon), der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte 2001, der harte Wettbewerb um Frischwasser könnte einmal Kriege auslösen. Hat er recht? Wolf: In der gesamten Menschheitsgeschichte wurde nur ein Krieg um Wasser geführt, vor 4500 Jahren zwischen den Stadtstaaten Lagasch und Umma im Gebiet des Tigris. Was es gab, sind zahlreiche innerstaatliche Konflikte, Auseinandersetzungen zwischen Stämmen, zum Beispiel in Kenia, oder zwischen indischen Bundesstaaten am Fluss Kaveri. Von Krieg sprechen nur Journalisten oder Politiker.“ (...) Sie haben gesagt: nur ein Krieg um Wasser in 4500 Jahren. Dem stehen Hunderte Abkommen gegenüber. Haben Sie zu Beginn Ihrer Forschungen dieses Ergebnis erwartet? •Ich war überrascht und, ehrlich gesagt, auch etwas enttäuscht. Wir brauchen Wasser für praktisch alles, was wir tun. Gleichzeitig gibt es keine internationale Richtlinie, an die sich alle Länder halten. Ich habe mich von dem Gedanken an Kriege um Wasser regelrecht verführen lassen. Aber dann war ich so ermutigt vom Ausmaß der sich mir offenbarenden Zusammenarbeit. Nehmen Sie nur einen Vertrag zwischen Indien und Pakistan. Der hat zwei Kriege überdauert, und sogar mitten in einem dieser Kriege leistete Indien Zahlungen gegenüber Pakistan, um seine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Als 1992 die Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Arabern begannen, gab es fünf Gesprächsrunden. Die einzige, die all die seitdem ausgebrochene Gewalt überdauerte, war die zum Wasser. Selbst während der zweiten Intifada baten die israelischen und palästinensischen Wasserbehörden gemeinsam darum, die bestehende Wasserinfrastruktur zu respektieren. Wenn man also Wasser nicht nur als potenziellen Grund für Spannungen sieht, sondern als Mittler für einen Dialog und als internationale Sprache des Friedens, kommt man über die Enttäuschung leicht hinweg. (Interview mit Aaron Wolf in: fluter 2.7.2007) Aufgaben 1) Beschreibe, worin sich inhaltlich die Einschätzungen über Wasserkriege in M1-M4 unterscheiden und worin sie sich möglicherweise nicht unterscheiden. 2) Erläutere, wie Wissenschaftler Prognosen über die Bedeutung von Wasser als zukünftigen Kriegsgrund erstellen könnten. Berücksichtige hierbei insbesondere, wie die Studie im Auftrag des US-Außenministeriums (M3) und wie Professor Wolf (M4) zu ihren Ergebnissen gekommen sind: Welche Daten haben sie benutzt, um eine Prognose zu erstellen? 3) Erläutere, wie du dir die unterschiedlichen Einschätzungen über Wasserkriege in der Zukunft erklärst. Wasserkriege in der Vergangenheit? 1964 beginnt Syrien auf den Golanhöhen einen Damm zu bauen, um das Wasser des Banias umzuleiten. Der Banias ist einer der drei Jordanquellen. Israel bombardiert daraufhin die Baustelle. 1967 im Sechstagekrieg besetzt Israel die Golanhöhen, das Westjordanland, den Gazastreifen und die Sinai-Halbinsel. Die Sinai-Halbinsel wird 1982 an Ägypten zurückgegeben. 1982 besetzt Israel den Südlibanon, 1985 wird dort eine Sicherheitszone eingerichtet. 2000 zieht sich Israel dann komplett aus dem Südlibanon zurück. In der Interpretation, was der zentrale Kriegsgrund oder was die zentralen Kriegsgründe für Israels Politik seit den 1960er Jahren waren, taucht häufig folgende These auf: Israel hat die Gebiete „Golanhöhe“ und „Westjordanland“ im Sechstagekrieg 1967 sowie „Südlibanon“ im Libanonkrieg 1982 deshalb besetzt, um so die Wasserressourcen im Nahen Osten unter seine Kontrolle zu bekommen. Aufgaben 1) Analysiere mit Hilfe geeigneter Karten die hydrologische Situation in den Gebieten „Südlibanon“, „Golanhöhen“, „Westjordanland“ und die mögliche Bedeutung für Israels Wasserversorgung. 2) Erläutere, welche Daten du haben müsstest, damit du die israelischen Kriege von 1967 und 1982 als „Wasserkriege“ klassifizieren würdest. 3) Im Internet findest du eine umfangreiche Diskussion zur Frage, ob Trinkwasser ein wichtiger Kriegsgrund der Zukunft sein könnte. Hierbei wird auch die Situation im Nahen Osten diskutiert, insbesondere auf den Seiten 5, 16f., 23, 32: http://forum.spiegel.de/f9/trinkwasser-kriegsgrund-der-zukunft-5451.html 3a) Wähle aus den Beiträgen mit Bezug zum Thema „Wasserkriege und Israel“ jeweils einen Beitrag aus, dem du auf der Sachebene nicht zustimmst, dem du auf der ethischen Ebene nicht zustimmst, dem du auf der Sachebene zustimmst, dem du auf der ethischen Ebene zustimmst. 3b) Begründe deine Auswahl. 3c) Verfasse einen eigenen Beitrag innerhalb der Diskussion.