Materialpaket zur 60. Sternsingeraktion > Länderinfos zu Brasilien, Nepal und Kenia > Infos zur Geschichte der Sternsingeraktion 1 Inhaltsverzeichnis: Ein Wegweiser durch dieses Materialpaket .............................. 3 Allgemeines über Brasilien ...................................................... 4 Die indigene Bevölkerung Brasiliens/Projekt CIMI..................... 8 Allgemeines über Kenia ........................................................ 10 Kinder auf der Straße/Projekt Rescue Dada ........................... 14 Allgemeines über Nepal ........................................................ 17 Nahrungssicherheit/Rural Reconstruction Nepal ..................... 21 60 Jahre Dreikönigsaktion .................................................... .24 2 Ein Wegweiser durch dieses Materialpaket Warum auf einmal drei Länder und nicht nur eins? Vielleicht wunderst du dich, dass es für die diesjährige Aktion nicht nur ein Beispielland gibt, wie sonst, sondern drei. Gerade anlässlich des Jubiläums wollen wir das Wirken der Dreikönigsaktion in den Erdteilen Afrika, Asien und Lateinamerika in den Vordergrund stellen. Und darum haben wir aus diesen Gebieten jeweils ein Land herausgesucht und so sind es heuer die drei Beispielländer Kenia, Nepal und Brasilien. Es sind drei tolle Projekte, die sich für Kinder, Umwelt, Nahrung und Menschenrechte einsetzen. Aber nicht nur sie, sondern auch alle anderen von den insgesamt 500 Projekten in 20 Ländern kann man unterstützen. Brasilien/Kenia/Nepal Wir alle haben bestimmte Bilder im Kopf, wenn wir die Namen dieser Länder hören. Vielleicht könnt ihr euch aber auch gar nichts vorstellen- auch gut! Hier kommt das Materialpaket ins Spiel: Ihr sollt durch die Länder- u. Projektinfos einen Einblick in dieses Land bekommen. Bedenkt, dass das Materialpaket nicht alle wichtigen Infos, die es über diese Länder zu wissen, gibt abdecken kann. Es sind kleine Einblicke in große Länder und komplexe Kulturen. 60 Jahre Dreikönigsaktion Zum heurigen Jubiläum haben wir die Geschichte des Sternsingens kurz und übersichtlich zusammengefasst. Wir haben auch eine eigene Version für Kinder gemacht, damit auch für sie die Geschichte schmackhaft gemacht wird. Außerdem findet ihr noch einen Motivationstext zum Mitmachen für Kinder. Methodischer Teil Es gibt einen Teil mit „Allgemeinen Methoden“. Dies sind Methodenvorschläge, die auf alle drei Beispielländer anwendbar sind. Daneben gibt es aber auch länderspezifische Methodenteile, die u.a. Ratespiele, Rezepte usw. enthalten. Außerdem gibt es noch einen Teil, der sich mit Methoden rund um das Sternsingen und die Dreikönigsaktion befasst. PS: Wenn ihr Ideen für Erweiterungen oder Rückmeldungen zum Materialpaket habt, freuen wir uns darüber: [email protected] 3 Länderinfos zu Brasilien Landesname Das Land ist nach den rotholzigen Brasil-Bäumen benannt. Flagge Die Flagge Brasiliens zeigt eine gelbe Raute auf grünem Grund. Heute steht das Grün für die weiten Urwälder und das Gelb für die zahlreichen Bodenschätze des Landes. Der blaue Bereich in der Raute stellt den Himmel über Rio de Janeiro am 15. November 1889 um 8:30 Uhr dar - der Ort und die Stunde der Proklamation der Republik. Die 27 Sterne (seit 1992) stehen für die 26 Bundesstaaten und den Bundesdistrikt Brasilia. Das Motto „ordem e progresso“ (Ordnung und Fortschritt) geht auf den Franzosen Auguste Comte zurück, dessen Philosophie die Gründerväter der Republik anhingen. Staatsform Nach einer etwa 20-jährigen Militärdiktatur seit 1985 demokratisch. Präsidiale Bundesrepublik: Der Präsident/Die Präsidentin wird vom Volk direkt gewählt und ist zugleich Staatsoberhaupt und Regierungschef/in. Brasilien gliedert sich in 26 Bundesstaaten, mit eigenen Gesetzen, die aber der Bundesverfassung entsprechen müssen. Fläche Mit über 8,5 Mio. km² ist Brasilien nach Russland, Kanada, China und den USA das fünftgrößte Land der Erde, etwa 100 Mal so groß wie Österreich und doppelt so groß wie die EU. Brasilien umfasst fast die Hälfte der Gesamtfläche Südamerikas und grenzt an alle südamerikanischen Staaten außer Ecuador und Chile. Hauptstadt Brasilia hat etwa 3,8 Millionen Einwohner/innen (2011) und folgte 1960 Rio de Janeiro als Hauptstadt. Brasilia ist eine strikt geplante Stadt, die im Grundriss die Form eines Flugzeuges hat. Bevölkerung 201 Millionen Einwohner/innen, davon leben 87 % (2010) in Städten. Die indigene Bevölkerung Brasiliens machen heute landesweit nur noch einen verschwindend geringen Bevölkerungsteil aus, hat jedoch zahlreiche Spuren in der brasilianischen Kultur hinterlassen. Sie ist durch Siedlungs- und Wirtschaftsprojekte bedroht. 4 Religion Rund 74 % Katholiken/Katholikinnen (der Katholizismus war bis zur Abschaffung der Monarchie 1889 Staatsreligion), 15 % Protestant/innen, wobei den neuen Pfingstkirchen dabei eine wachsende Bedeutung zukommt. 7% sind religionslos. Religiöse Minderheiten: Orthodoxe, Buddhist/innen, Juden/Jüdinnen, Religionen der Indigenen, afrobrasilianische Religionen Sprache Brasilien ist das einzige portugiesisch-sprachige Land Lateinamerikas. Das brasilianische Portugiesisch hat einen eigenen Charakter, wird von 97 % der Brasilianer/innen als ihre Muttersprache angegeben und ist alleinige Amtssprache. Indigene Sprachen werden nur noch von einem geringen Teil der Bevölkerung gesprochen. Bildung Es ist ein kostenloser Unterricht von acht Jahren vorgesehen. 23 % der Bevölkerung haben jedoch keine Schulausbildung, 20 - 30% der eingeschulten Kinder schließen die Grundschule nicht ab, der Anteil der Analphabeten/innen ist dabei unter der afrobrasilianischen Bevölkerung erheblich höher. Wirtschaft Brasilien ist reich an Bodenschätzen und Naturrohstoffen und hat sich zu einer bedeutenden Industrienation entwickelt. Die wichtigsten Exportartikel sind Maschinen (darunter Autos und Flugzeuge), Stahl, Aluminium und Zinn sowie Kaffee, Soja, Zucker und Fleisch. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung Brasiliens leben in Armut und können sich nicht ausreichend ernähren. Kaum 2 % der Landeigentümer besitzen fast die Hälfte des nutzbaren Bodens. Den Rest teilen sich mittlere Landwirtschaftsbetriebe und Millionen Kleinbauern/-bäuerinnen, die sich meist mit Miniparzellen begnügen müssen. 5 Mio. Bauern/Bäuerinnen in Brasilien besitzen zu wenig Land, um sich von dessen Erträgen ernähren zu können. Noch weit schlechter geht es etwa 10 Mio. Bauern/Bäuerinnen, die überhaupt kein Land besitzen. Die ungerechte Bodenverteilung verursacht eine starke Wanderbewegung (Migration); etwa ein Drittel der Brasilianer/innen ist ständig unterwegs auf der Suche nach Land und Arbeit. Viele ziehen in die Städte, wo sich die Armutsviertel ständig erweitern. Das „Programm zur Beschleunigung des Wachstums“ (PAC) ist die wirtschaftspolitische Richtschnur für die Regierung. Es beinhaltet im Wesentlichen gigantische Großprojekte. Riesige Wasserkraftwerke sollen den zukünftigen Energiebedarf der Industrie decken. Alleine in der Amazonasregion sollen 45.000 Megawatt Strom durch Wasserkraftwerke erzeugt werden. Das erste davon ist das bereits viel diskutierte Kraftwerk Belo Monte, gegen das sich viele Anrainer/innen, Indigene und Umweltschützer/innen wehren. Ein Grund für den Ausbau der Energiegewinnung im Amazonasgebiet sind die dort befindlichen Bodenschätze. Der globale Rohstoffdurst lässt Brasilien auf hohe Exporteinkünfte hoffen. 5 In wasserarmen Regionen ist der Bau weiterer Atomkraftwerke vorgesehen. Die Regierung setzt neben den erwähnten Großprojekten in großem Maßstab auch auf Agroexportwirtschaft, während Kleinbauer/innen kaum gefördert werden. Kultur und Alltag Reisado - Dreikönigssingen in Brasilien Auch in Brasilien gibt es das „Dreikönigssingen“, es heißt dort Reisado und stammt von der iberischen Halbinsel. Eine Gruppe von Personen versammelt sich, um in einem gemeinsamen Chor die Geburt Christi zu verkünden. Sie sind als „römische Gladiatoren“, als die „Drei Könige“, als „Verfolger der Christen“ usw. verkleidet. Sie präsentieren sich während der Weihnachtszeit oder während der „Heiligen Drei Könige“ im Jänner. Der Karneval Brasilien ist bekannt für seinen Karneval. Im Februar ist er in Brasilien der Inbegriff aller Feste. Es ist ein Fest, an dem die Brasilianer/innen unter Masken und Kostümen versteckt auf ihre eigene freudige, kreative und musikalische Weise feiern. Offiziell beginnt der Karneval in Brasilien am Sonntag und endet am Faschingsdienstag. Während dieser drei Tage schmückt sich das ganze Land. Dabei verfügen die Karnevalsfeste an jedem Ort des Landes über ihre eigenen Charakteristika. Candomblé Der Candomblé ist eine afro-brasilianische Religion, die hauptsächlich in Brasilien, aber auch in angrenzenden Ländern praktiziert wird. Dieser Glaube kam aus Afrika nach Brasilien, er wurde von afrikanischen Priester/innen mitgebracht, die von der Mitte des 15. Jhdt. bis zur Mitte des 18. Jhdt. als Sklaven/Sklavinnen von verschiedenen Regionen Afrikas nach Brasilien verschleppt wurden. Ursprünglich war Candomblé auf die Sklaven/Sklavinnen begrenzt und durch die katholische Kirche verboten. Er ist jetzt eine etablierte und weitgehend anerkannte Religion, mit Anhänger/innen in allen Gesellschaftsklassen und mit zehntausenden Tempeln. In neueren Umfragen haben 2 Millionen Brasilianer/innen (1,5 % der Gesamt-bevölkerung) erklärt, dass ihre Religion Candomblé ist. Brasilianische Musik und Tanz Brasilien ist ein musikbegeistertes Land. Fast überall und ständig ist man mit Klängen und Rhythmen der verschiedensten Stilrichtungen konfrontiert. Musik gehört in Brasilien zum Lebensgefühl bzw. zur Lebenskunst. 6 Die indigene Bevölkerung Brasiliens/Projekt CIMI Die Indigenen in Brasilien haben eine jahrhundertlange Unrechtsgeschichte hinter sich. Seit 1500 wurden über 700 indigene Völker ausgelöscht. Ein großer Teil der Bevölkerung starb im Zuge der europäischen Kolonialisierung. Die „Kolonialherren“ versklavten die indigene Bevölkerung durch gewaltsame Verschleppung, wobei viele von ihnen schon bei der Entführung oder beim Transport starben. Waren die Indigenen erst versklavt, so gingen sie oft an den unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf den Plantagen zugrunde oder durch die neuen Krankheiten, welche die Portugiesen aus Europa mitbrachten. Die Indigenen haben ein Recht auf ihr Land Heute gibt es in Brasilien nur mehr ca. 500.000 Nachkommen der ursprünglich 5 - 6 Millionen indigenen Einwohner/innen. Einige leben in den Städten, andere verfügen über eigene Territorien und einige wenige leben in freiwilliger Isolation. Heute gibt es etwa 235 unterschiedliche Völker und 170 Sprachgruppen, die in 24 der 26 Bundesstaaten Brasiliens leben. Das Eindringen in viele Gebiete der indigenen Bevölkerung ist heute noch eine permanente Bedrohung. Die Profitgier kennt keine Rücksicht auf Mensch und Natur: Abholzung riesiger Flächen, Bau von Mega-Staudämmen und Straßen, Verseuchung des Wassers durch das Quecksilber der Goldgräber, Brandrodungen mit anschließendem Soja-Anbau für den Export (auch in die EU). In der Verfassung von 1988 wurde die zügige rechtliche Anerkennung der indigenen Territorien zugesichert. Wenn wirtschaftliche Interessen ins Spiel kommen, zählen allerdings die eigentlich in der Verfassung verankerten Rechte der Indigenen nur wenig. Daran lässt sich das relativ geringe Interesse der Regierungen erkennen, die Demarkierung (Festlegung und rechtliche Absicherung der Grenzen) der indigenen Gebiete voranzutreiben. Dieser Prozess gerät immer wieder ins Stocken. In den letzten Jahren sind die Verankerungen sogar stark rückläufig. Gewalt gegen die Indigenen Im Zuge des Eindringens in indigene Gebiete kommen häufig gewaltsame Übergriffe gegen indigene Einwohner/innen vor, die auch in gezielte Morde und Massaker münden. Morde oder Morddrohungen, Raub und Landinvasionen haben in Brasilien bis jetzt noch kein Ende gefunden. Ein Bericht des Indigenenmissionsrats CIMI stellt fest, dass es einen Zusammenhang zwischen der Demarkierung und Gewalt gegen Indigene gibt. 7 CIMI - Vernetzung von Indigenen mit Zivilgesellschaft und Kirche im Amazonasgebiet der Wer ist CIMI? Der 1972 gegründete Indigenenmissionsrat der katholischen Kirche CIMI (Conselho Indigenista Missionário) ist Teil der brasilianischen Bischofskonferenz, aktuell hat Bischof Erwin Kräutler den nationalen Vorsitz inne. CIMI hat ein Nationalsekretariat in der Hauptstadt Brasilia und arbeitet brasilienweit dezentral in über 11 Regionalstellen. Jede Regionalstelle koordiniert und unterstützt die konkrete Arbeit der insgesamt 100 Basisteams (ca. 230 Mitarbeiter/innen), die mit den Indigenen vor Ort arbeiten und diese begleiten. CIMI ist Projektpartner der Dreikönigsaktion. CIMI setzt sich für die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung ein. Gemeinsam mit den Indigenen versuchen Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen von CIMI die Landrechte durchzusetzen und die Betroffenen in Kontakten mit offiziellen Stellen (Parlament, Polizei Gericht usw.) zu unterstützen und zu beraten. Darüber hinaus unterstützt CIMI die Indigenen in ihren wirtschaftlichen Unternehmungen, leistet Gesundheitshilfe und bietet Schulungsprogramme an. Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, das die brasilianischen Indigenen ihre Kultur und Religion leben und über ihre Zukunft selbst entscheiden können. Hintergrund Der von der brasilianischen Regierung beschlossene Plan zur Wachstumsbeschleunigung unter Präsident Lula da Silva (2007,PAC Plano de Aceleração do Crescimento) und die ebenfalls von ihr vorangetriebene lateinamerikanische Initiative zur regionalen Infrastrukturintegration (IIRSA - Iniciativa de Infra-estrutura Regional Sul Americana) stellen eine konkrete Bedrohung für das Leben und die Vielfalt im Amazonasgebiet dar, da sie alle und alles der kapitalistischen Warenlogik unterwerfen. Die indigenen Völker, die traditionell in nachhaltiger Weise von den vom Wald zur Verfügung gestellten Ressourcen leben, geraten unter immer stärkeren Druck, sich der Dynamik des Kapitals zu unterwerfen und ihre traditionellen Lebensweisen aufzugeben, um die natürlichen Ressourcen auszubeuten oder ihre Territorien und somit die Grundlage ihrer Kultur zu verlassen und in die Städte abzuwandern. Der Einsatz für indigene Völker und deren Unterstützung bei der Einforderung ihrer Rechte bedarf eines koordinierten Vorgehens sowie kontinuierlicher Bewusstseinsbildung bei den Indigenen, ihrem Umfeld, sowie der breiten brasilianischen Öffentlichkeit. CIMI hat mithilfe regelmäßiger Koordinations- und Vernetzungstätigkeit einen institutionalisierten Dialog zwischen den erwähnten Gruppen aufgebaut. 8 Länderinfos zu Kenia Landesname Der Staat Kenia ist nach dem Kenia-Berg benannt, einem Namen aus der Kikuyu-Sprache, Kere-Nyaga, das bedeutet „weißer Berg“. Flagge Im Zentrum steht ein traditioneller Massai-Schild mit gekreuzten Speeren. Er ist das Symbol des wehrhaften Freiheitswillens. Die Flagge soll die Kenianer/innen an die schwierige Zeit der Kolonien und Versklavung erinnern. Der obenliegende schwarze Streifen steht für das schwarze Volk, der rote Streifen steht für das vergossene Blut, der grüne Streifen für die Felder und Wälder des Landes und die weißen Trennlinien für den Frieden zwischen der Vergangenheit und der Zukunft der Bevölkerung in Afrika und die Einheit der Völker. Staatsform Präsidialrepublik, in der der Präsident/die Präsidentin als Staatsoberhaupt auch die Funktion des/der Regierungs-chefs/chefin innehat. Charakteristisch ist die relative Unabhängigkeit der Regierung, insbesondere des/der Regierungschefs/-chefin, vom Parlament. Er/Sie kann nicht durch das politische Misstrauensvotum einer Parlamentsmehrheit abgesetzt werden, sondern nur aufgrund rechtlicher Verfehlungen nach einem Amtsenthebungsverfahren. Lage/ Fläche Kenia hat eine Fläche von 580.367 km 2 und ist damit ca. 7 mal so groß wie Österreich. Kenia grenzt im Nordwesten an den Süd-Sudan, im Norden an Äthiopien, im Osten an Somalia, im Süden an Tansania und im Westen an Uganda. Hauptstadt Nairobi hat ca. 3,4 Millionen Einwohner/innen (2009), die auf einer Fläche von etwa 693 km 2 leben. Der Name der Stadt kommt von dem Maa-Ausdruck Engare Nyarobie, was etwa „kühler Fluss“ bedeutet. Etwa 60 % der Einwohner/innen Nairobis leben in Slums, von denen es mehr als 200 gibt. Die Stadt ist ein Anziehungspunkt für viele Bewohner/innen aus den vernachlässigten ländlichen Regionen. Viele multinationale Konzerne und auch viele internationale Organisationen haben ihren Sitz in der Hauptstadt. Das schürt die Hoffnung auf einen angemessen bezahlten Job, die sich aber für die meisten zum Trugbild wandelt. Urbanisierung bedeutet nicht zwangsläufig Verarmung, wenn sie mit einer geplanten Stadtentwicklung einhergeht. Verstädterung kann auch eine Triebfeder für eine nachhaltige Entwicklung sein. Sie kann Menschen Zugang zu Bildung, medizinischer 9 Versorgung und anderen öffentlichen Dienstleistungen bieten. Doch muss in diese Bereiche entsprechend investiert werden. Die Stadtverwaltung ist der starken Zuwanderung und den besonderen Herausforderungen in Nairobi jedoch nicht gewachsen. Es wird erwartet, dass Nairobi von derzeit über 3 auf 5 Millionen im Jahr 2015 und 8 Millionen Einwohner/innen im Jahr 2025 wächst. Dieses Wachstum findet zu einem großen Teil ohne Stadtentwicklungsplanung statt. Bevölkerung Kenia hat ca. 44 Millionen Einwohner/innen (2013) und somit ca. 5 mal so viele wie Österreich. Die Bevölkerung gliedert sich in mehr als 40 Volksgruppen. Die drei größten Gruppen sind die Kikuyu, die rund 22 % der Einwohner/innen Kenias ausmachen, die Luhya mit 14 % und die Luo mit 13 %. Interessant ist, dass trotz ihres vergleichsweise kleinen Bevölkerungsanteils (ca. 2 %) die Massai die vermutlich bekannteste Volksgruppe Ostafrikas ist. Dies mag vielleicht an ihrer weitgehend beibehaltenen halbnomadischen Lebensweise, ihrer auffallenden Kleidung und ihren Wohngebieten nahe den Nationalparks liegen. Armut in Kenia ist weit verbreitet und ein zunehmender Anteil der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Fast 20 % der Kenianer/innen müssen mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen. Die Kindersterblichkeit liegt bei zirka 8 %. Im Jahr 2012 wurde Kenia auf Rang 145 von 187 des Human Development Index (HDI Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen) eingestuft. Sprachen Die zwei offiziellen Amtssprachen sind Englisch und Swahili. Darüber hinaus werden 50 verschiedene Sprachen und Dialekte gesprochen. Religion Nach der Volkszählung von 2009 sind 82,6 % der Bevölkerung Christ/innen. Nur noch knapp 1,6 % der Kenianer/innen gehören regionalen afrikanischen Religionen an. Es gibt 11,1 % Muslime, die vor allem in den südöstlichen Küstengebieten leben. Daneben sind 0,1 % der Bevölkerung Hindus und 2,4 % konfessionslos. Bildung Der Lehrplan orientiert sich am sogenannten 8-4-4-System, das heißt acht Jahre Grundschule, vier Jahre Gymnasium und vier Jahre Hochschule. Schule ist im Allgemeinen seit 2003 kostenfrei. Oft gibt es aber in Schulen einen Selbstbehalt, der von den Eltern, v.a. im Slumkontext, nicht aufgebracht werden kann, was zu einer erhöhten Schulabbrecher/innen-Quote führt. Nur die besten Schüler/innen erhalten Gratis- Studienplätze. 10 Wirtschaft Landwirtschaft Die Landwirtschaft ist von entscheidender Bedeutung für die kenianische Wirtschaft. Rund 75 % der Kenianer/innen leben davon. Allerdings haben in den letzten Jahren extreme Witterungsbedingungen mehrmals zu Unterbrechungen der Nahrungsmittelproduktion geführt. Der Norden des Landes war in den Jahren 2006 und 2011 von extremer Dürre betroffen. Die Rekordniederschläge in der Region rund um Nairobi im Jahr 2006 führten außerdem zu großflächigen Überschwemmungen. Angebaut werden neben Kaffee und Tee auch Sisal und Pyrethrum, das als Basis vieler Insektenbekämpfungsmittel dient. Daneben erzeugen die Menschen hauptsächlich für den Eigenbedarf Mais, Weizen, Gerste, Zuckerrohr, Bohnen, Bananen, Reis, Ananas und Baumwolle. Außenhandel Kenia lebt vom Kaffee- und Tee-Export, von der Industrie (Maschinen- und Fahrzeugbau, Textil und Bekleidung, Ernährung und Genussmittel) und vom Tourismus (Nationalparks und Wildreservate). Der Handel mit Elfenbein und der Abschuss von Elefanten sind verboten. Gegen Ende der 1990er-Jahre konnte im gleichen Maße, wie der Kaffee an Bedeutung verlor, die Blumen-Industrie gewinnen. Kenia hat 2003 Israel als größten Blumenexporteur der Welt abgelöst. Mit seinem im Jahr 2008 veröffentlichten Entwicklungsplan Vision 2030 zeigt die Regierung Kenias, worauf sie ihr Augenmerk richtet. Die Speerspitze des Konzepts ist das Infrastrukturprojekts Lapsset-Korridor (Lamu Port - South Sudan - Ethiopia Transport Corridor). Im Beisein der drei damaligen Staatsoberhäupter Kibaki (Kenia), Kiir (Süd-Sudan) und Meles (Äthiopien) fand am 3. März 2012 der Spatenstich in Lamu statt. In dem zukünftigen Tiefseehafen sollen bald zahlreiche Riesenschiffe anlegen - vom Supertanker bis zum Containerschiff. Man rechnet mit 23 Millionen Tonnen Warenumschlag pro Jahr. Außerdem gehören eine Ölpipeline, eine Bahnstrecke und ein Autobahnnetz dazu. Parallel zur Autobahn wird eine Glasfaserleitung verlegt. Zu guter Letzt sollen für die Touristenströme aus aller Welt Flughäfen gebaut und Badeorte eingerichtet werden. Wer von der Bevölkerung durch neue Arbeitsplätze von diesem Projekt profitiert und wer durch Umweltzerstörung und Ressourcenabbau darunter leiden wird, ist in Kenia heiß diskutiert. Die Eliten sind daran interessiert, das Projekt umzusetzen. Sie haben persönlich viel in die Region investiert… Kultur und Alltag Ethnische Vielfalt Zur vielbeschworenen Vielseitigkeit Kenias gehört seine ethnische Vielfalt. Auch wenn junge, gebildete Großstädter heute weniger auf ihre Ethnie als Bezugspunkt rekurrieren als früher, so spielt die Frage der ethnischen Herkunft doch noch immer eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft. Heiraten unter bestimmten Gruppen - etwa Kikuyu und Luo bleiben noch immer 11 eher die Ausnahme. Die Berufung auf Tradition der Ethnien spielt in Kenia auch im 21. Jhdt. eine wichtige Rolle. Andererseits: Dass jemand mit dem Mountainbike und ein bis zwei Mobiltelefonen unter der Shuka, dem roten Gewand der Massai, zu einer Hochzeit aufbricht, ist auch nicht ungewöhnlich. Kunstszene Kenias Hauptstadt Nairobi ist eine Weltstadt mit einem großen Angebot an Musik, Literatur und bildender Kunst, wo sich Welttrends und regionale wie lokale Entwicklungen oft zu etwas Neuem verschmelzen. Das Ende der Ära des Präsidenten Moi Ende 2002, genannt Second Liberation, wirkte wie ein Befreiungsschlag auf die Künstlerszene; es entstanden neue Kulturzentren und neue Museen. Es gibt modernes Tanztheater, und selbst Stücke die explizit auf die weibliche sexuelle Selbstbestimmung bezogen sind, können unsanktioniert aufgeführt werden. Kinder auf der Straße/Projekt Rescue Dada Etwa 70 % der Bewohner/innen Nairobis leben heute in den Slums. Hier bestimmen Armut, Kriminalität und Krankheit den Alltag. Es gibt eine Rangordnung, in der die schwächsten Glieder die Kinder sind, die auf sich alleine gestellt auf der Straße leben. In den Slums von Nairobi sind dies ca. 60.000 Kinder. Als Kinder der Straße gelten sowohl die, die ihre Zeit während des Tages mit dem Versuch verbringen, sich das Überleben zu sichern, aber in der Nacht nach Hause zur ihren Familien gehen können, als auch jene, die von ihren Familien getrennt und permanent auf der Straße leben. Ihr „Zuhause“ sind die Hinterhöfe des Stadtzentrums, die in der Nacht unbenützt sind, ihre Familien sind die „Gangs", deren Mitglieder das gleiche Schicksal teilen. Mädchen auf der Straße und Straßenkinder insgesamt gibt es nicht nur aufgrund des Phänomens der Armut. Es ist ein soziales Problem, das gemeinsam mit Armut, Kriminalität, Bildung und Migration usw. gesehen werden muss. Probleme also, die allesamt ihre Wurzeln in der sich rasch wandelnden Gesamtgesellschaft haben. Die steigende Schulabbrecher/innen-Quote, die hohe Kriminalität und die katastrophalen Wohnbedingungen treffen besonders junge Mädchen, da Mädchen bereits von Geburt an aufgrund ihres Geschlechts 12 schlechtere Startbedingungen in der kenianischen Gesellschaft haben. Burschen können sich, wenn sie auf der Straße leben, oft als Tagelöhner über Wasser halten und ihre Arbeitskraft auf Baustellen, bei Malerarbeiten etc. einsetzen. Diese Form des Geldverdienens ist Mädchen meist verwehrt. Burschen erhalten oft nach Erfüllung dieser Tätigkeit eine Mahlzeit und einen (sehr geringen) Tageslohn. Für Mädchen setzt sich die Negativspirale fort: Keine Akzeptanz zu Hause, keine Arbeit, kein Essen, kein Geld - es bleibt nur noch der Ausweg in die Prostitution. Wohnsituation in den Slums Die auf der Straße lebenden Mädchen bilden den absolut ärmsten Teil der Gesellschaft. Für Mädchen, die auf der Straße leben, ist Prostitution meist der einzige Ausweg. Dies führt zu einer Erhöhung der Ansteckungsgefahr mit der weit verbreiteten Immunschwächekrankheit HIV/AIDS. Vergewaltigung und sexueller Missbrauch gehören bei über 80 % der Mädchen zu den Alltagserfahrungen. Rescue Dada Centre - Rehabilitierung von Mädchen von der Straße Rescue - Dada (Dada ist Swahili für Schwester) wurde 1991 mit dem Ziel gegründet, die Mädchen aus den Slums wieder mit ihren Ursprungsfamilien zusammenzuführen. Das Rescue Dada Centre wird seit 2002 von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar unterstützt. Hauptziele sind den Mädchen ein familiäres Umfeld während der Rehabilitation im Zentrum zu bieten und ihnen praktische Fähigkeiten für den Haushalt und den Alltag zu vermitteln das Selbstbewusstsein der Mädchen zu stärken und ihnen, sowie ihren Müttern Ausbildungsmöglichkeiten wie Friseurinnen-Lehren und Computertrainings zu bieten. Die Mädchen sind meist Kinder von alleinstehenden Frauen, die ebenfalls in absoluter Armut leben. Um die Mädchen in ihre Ursprungsfamilien zu re-integrieren, müssen gleichzeitig Maßnahmen gegen die Armut und den Mangel an Einkommensmöglichkeiten der Mütter getroffen werden die Anzahl von Straßenkindern, vor allem Mädchen zwischen 4 und 16 Jahren, durch Rehabilitation und Stärkung von Familien in Nairobi zu reduzieren. Bildungschancen und Bildungsstand der Mädchen zu verbessern Im Jahr 2011 beispielsweise wurden 67 Mädchen ins Zentrum aufgenommen und rehabilitiert. Ihnen wurden Unterkunft, Verpflegung und medizinische Betreuung geboten und Alltagskompetenzen vermittelt. 58 Mädchen konnten in ihre Familien reintegriert werden. 13 57 Frauen und Mädchen wurde die Ausbildung zur Friseurin und Kosmetikerin ermöglicht. Ein Mädchen berichtet: Jambo! Hallo! Ich bin Rose und ich bin 8 Jahre alt. Bevor ich zum Kinderzentrum „Rescue Dada“ gekommen bin, habe ich ein Jahr lang auf der Straße gelebt. Meine Eltern sind nämlich beide gestorben und so hat niemand für mich gesorgt. Ich ging nicht zur Schule und habe vom Müllsammeln gelebt. Oft habe ich Klebstoff geschnüffelt, weil ich so verzweifelt war. Gott sei Dank habe ich dann eine Betreuerin von „Rescue Dada“ kennen gelernt und dort haben sie mir geholfen. Jetzt habe ich viele Freundinnen, ein Bett zum Schlafen und vier Mal am Tag genug zu essen. Ich kann zur Schule gehen, am liebsten habe ich Mathe, Englisch und Sozialkunde. Interview mit der Projektpartnerin Mary Njeri Gatitu: Welche sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen in Nairobi allgemein und im Projekt? Fernab vom touristischen Image Kenias, sieht die Realität der Kenianer/innen so aus: Fast ein Fünftel der Bevölkerung lebt von weniger als 1.25 Dollar pro Tag, außerdem leben über die Hälfte der Einwohner/innen Nairobis in ärmsten Verhältnissen ohne adäquate sanitäre und medizinische Versorgung. Diese sogenannten Slums bieten darüber hinaus keinen sicheren Platz zum Leben, da elementare Rechte der Menschen dort alles andere als selbstverständlich sind, sondern „erkämpft“ werden müssen. Nur die Hälfte der Bewohner/innen dieser Viertel haben Zugang zu Arbeit und jene, die arbeiten gehen, arbeiten in den sogenannten informellen Sektoren und verdienen wenig. Die Kinder sind gezwungen auf die Straße zu gehen und sich am Einkommen der Familie zu beteiligen. Oft werden die Kinder zu Hause missbraucht, und/oder die Familiensituation ist insgesamt so instabil, dass die Kinder weglaufen. Obwohl die Grundschulzeit kostenlos sein sollte, können sich die Familien in den meisten Fällen die Schulbildung der Kinder nicht leisten, da sie kein Geld für die Schuluniform oder grundlegendes Zubehör haben. Welche Zielgruppen haben Sie? Rescue Dada Centre zielt auf Erfüllung der Menschenrechte und auf Verbesserung der Lebenschancen von Straßenkindern mit Fokus auf Mädchen. Es sind vor allem 4 Zielgruppen zu nennen: 1. Mädchen zwischen 5 und 16 Jahren, die auf der Straße leben und nicht zur Schule gehen. 2. Eltern oder ein anderer Vormund der Mädchen 3. Mädchen, die früher auf der Straße lebten und denen die Grund-u. Sekundarschule finanziert wurde. 4. Mütter, die von Armut besonders betroffen sind und deren Kinder einem hohen Risiko ausgesetzt sind auf die Straße gehen zu müssen. Welche positive Resultate sehen Sie in Ihrer Arbeit und woher kommt ihre Motivation dafür? Rescue Dada gewährleistet den Müttern, die besonders von Armut betroffen sind, eine kostenlose Ausbildung zur Kosmetikerin. Durch 14 das geregelte Einkommen verhindern wir, dass sie oder ihre Kinder auf die Straße gehen müssen. Während früher die Grundschulausbildung ausreichte, um eine Arbeit zu finden, ist es heute zunehmend bedeutend, eine Sekundarausbildung absolviert zu haben. Die Kosten für die Mittelschule sind jedoch jenseits der finanziellen Mittel der meisten Familien. Dadurch wird vielen Kindern verweigert, ihr akademisches Potenzial zu verwirklichen. Rescue Dada sponsert Mädchen die Sekundarstufe und sieht darin einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Bildung der Kinder. Länderinfos zu Nepal Landesname Der Name des Himalaya-Staates leitet sich von den SanskritWörtern ni („herab“) und pat („fliegen“) ab. Eine andere Deutung ist „Wollmarkt“. Flagge Die Farbe Blau symbolisiert Frieden. Karminrot ist die nepalesische Nationalfarbe. Halbmond und Stern symbolisieren das Königshaus, die Sonne die adlige Rana-Dynastie, die das Land lange beherrschte und den Ministerpräsidentenposten erblich innehatte. Heute stehen diese Symbole für die Hoffnung, die Nation möge so lange Bestand haben wie die Himmelskörper. Die zwei Zipfel stehen für die Bergspitzen des Himalayas. Die Flagge ist die einzige Nationalflagge der Welt, die nicht die Form eines Rechtecks hat. Staatsform Nepal ist eine parlamentarische Republik, in der das gewählte Staatsoberhaupt den Staat nach innen und außen repräsentiert. Neben der starken Stellung des/der Präsidenten/Präsidentin ist ebenfalls kennzeichnend, dass der/ die Ministerpräsident/in vom Parlament gewählt wird und die übrigen Minister/innen bestimmt. Derzeit besteht ein Regierungsvakuum, da sich die Parteien nicht auf grundlegende Strukturierungen des Landes einigen können. Diese umfassen u.a. die Frage der Aufteilung des Landes in Distrikte (Verwaltungseinheiten) nach geografischen oder ethnischen Prinzipien und ihre Rechtsansprüche. Seit längerem sind Neuwahlen angekündigt, diese werden aber immer wieder verschoben. Lage/Fläche Nepal befindet sich in Südasien und umfasst eine Fläche von 147.181 km 2 (Österreich: 83.879 km 2), wovon 4.000 km 2 der Fläche Binnengewässer sind. Nepal liegt zwischen Tibet im Norden und Indien im Süden. Im Norden und im Osten liegt ein großer Teil des HimalayaGebirges. Nepal ist nach Tibet das durchschnittlich 15 höchstgelegenste Land der Welt, über 40 % des Landes liegen über 3.000 Meter. Hauptstadt Kathmandu (alter Name: Kantipur) ist mit ca. 990.000 Einwohner/innen die größte Stadt des Landes und liegt im Zentrum des dicht besiedelten Kathmandutales, einem in 1.300 m Höhe liegenden Talkessel von etwa 30 km Durchmesser. Bevölkerung Die 30,4 Millionen Einwohner/innen setzen sich aus 100 verschiedenen ethnischen Gruppen und Kasten zusammen. Ethnisch und kulturell ist Nepal ein Minoritäten-Mosaik. Dieses komplexe Gefüge ist zudem äußerst dynamisch. Kastengrenzen sind durchlässig, Zugehörigkeiten zu Ethnien und Kasten überschneiden sich oder hängen von der Perspektive des Betrachters ab. Sprachen Amtssprache ist Nepali. Insgesamt wird es von mindestens 17 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen, die überwiegend in Nepal leben. Insgesamt werden 124 verschiedene Sprachen und Dialekte gezählt, von denen die meisten vom Verschwinden bedroht sind. Religion Etwa 80 % der Bevölkerung sind Hindus. Ca. 11 % Buddhist/innen. Religiöse Minderheiten: Muslime (4 %) und kleinere animistische Glaubensrichtungen. Die 1,4 % Christen sind aufgrund ihrer Religion manchmal Benachteiligungen ausgesetzt. Nepal war das einzige Land, in dem der Hinduismus Staatsreligion war, bis das Parlament sich nach der Entmachtung des Königs im April 2006 zum Säkularismus bekannte. Bildung Für sämtliche nepalesische Kinder besteht zwischen dem 6. und dem 10. Lebensjahr allgemeine Grundschulpflicht. Daran schließt der freiwillige Besuch der 3-jährigen unteren Sekundarschule und der 2-jährigen oberen Sekundarschule an. (In Österreich gilt die Schulpflicht vom vollendeten 6. Lebensjahr an 9 Jahre.) Der Besuch der 1. bis 6. Klasse ist an den staatlichen Schulen gebührenfrei. In der Realität können viele Kinder nicht am Grundschulunterricht teilnehmen, da sie Geld verdienen müssen. Nur die Hälfte aller Kinder beendet die fünfjährige Grundschulzeit. 16 Oft fehlt grundlegendes Schulmaterial, wie Tafeln, Stifte oder Bücher. Viele Familien entscheiden deshalb, ihre Kinder nicht in die oft weit entfernten Schulen zu schicken. Wirtschaft Sektor Anteil der Erwerbstätigen Landwirtschaft 68% (In Ö nur 5%) Industrie 17% Dienstleistung 3% Landwirtschaft Angebaut wird zum Beispiel Reis, der mehr als 55 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche besetzt, Kartoffeln, Mais und verschiedene Getreidesorten. 80 % der Exportgüter Nepals sind landwirtschaftliche Produkte. Die für die Landwirtschaft nutzbare Fläche schwindet jedoch Jahr für Jahr aufgrund verschiedener äußerer Einflüsse wie dem Monsun und dem gleichzeitigen Kahlschlag der Wälder, die zusammen eine starke Erosion bewirken. Industrie: Die industriellen Bedingungen sind in Nepal insbesondere aufgrund der schlechten Infrastruktur und der hohen Gefahr von Naturkatastrophen denkbar schlecht. Außerdem ist Nepal aufgrund der instabilen politischen Lage und der hohen Korruption nicht attraktiv für ausländische Investor/innen. Dienstleistung: In diesem Sektor werden 37 % des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Jedes Jahr reisen etwa 300.000 Menschen nach Nepal. Viele Sherpas (Volk des Himalaya) verdienen ein gutes Gehalt durch Touristenführungen in den Bergen. Allerdings konzentriert sich der Tourismus vor allem im Kathmandu-Tal und gewissen Trekkingrouten, weshalb dieser Sektor den Regionen außerhalb wenig Einkommen bringt. Darüber hinaus… Viele Nepalesen/Nepalesinnen arbeiten im Ausland, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Mit ihren Rücküberweisungen an ihre Familien in Nepal tragen sie wesentlich zum Bruttoinlandsprodukt bei. Ein nicht geringer Teil kommt auch aus der Entwicklungshilfe durch andere Staaten. Nepal ist das ärmste Land Asiens: von den über 30 Millionen Nepalesen/Nepalesinnen leben fast 40 % unterhalb der Armutsgrenze, das durchschnittliche Monatseinkommen beträgt 18 Euro. Kultur und Alltag Interessant ist, dass Nepal nie eine Kolonisation erfuhr. Das liegt u.a. daran, dass die Shah-Dynastie mit Großbritannien eine gute Beziehung pflegte: Jang Bahadur (aus der Shah-Dynastie) unterstützte die Briten mit 8.000 Soldaten bei einer Meuterei in 17 Indien, um Nepal im Gegenzug vor einer Kolonialisierung zu bewahren. Dieses Geschäft mit dem Blut nepalesischer Söldner wurde in Gestalt der britischen „Gurkha“-Regimenter fortgesetzt, und Tausende von Nepalesen ließen im Ersten und Zweiten Weltkrieg und in kolonialen Auseinandersetzungen für Großbritannien ihr Leben. Ethnische Gruppen Die faszinierende ethnische Vielfalt ist das Ergebnis einer langen Einwanderungsgeschichte und der Topographie Nepals, die die Kommunikation zwischen verschiedenen Landesteilen und Volksgruppen erschwerte. Viele ethnische Gruppen entwickelten sich isoliert von den anderen. Die Bevölkerung lässt sich in 3 Hauptgruppen aufteilen. Zur ersten gehören die Indo-Nepalesen/Nepalesinnen, die rund drei Viertel der Gesamtbevölkerung ausmachen und die Nachfahren von eingewanderten Indern sind. Die zweite Gruppe sind die Tibeto-Nepalesen/Nepalesinnen, die etwa ein Viertel der Bevölkerung ausmachen und zu denen die meisten der Hochgebirgsstämme gehören. Die dritte und kleinste Gruppe bilden mehrere indigene Ethnien, die nur mehr einen geringen Teil der Gesamtbevölkerung ausmachen. Kulturelles Erbe Nepal verfügt über ein reiches kulturelles Erbe. Durch die lange Abgeschlossenheit des Landes haben sich eigenständige religiöse, rituelle und kulturelle Traditionen entwickelt und erhalten. Nepal ist berühmt für seine Architektur, bildende Kunst und zahlreiche Feste. Auch Musik, Tanz, Kino, Literatur und Schauspiel haben in Nepal Tradition. Ein eindrucksvolles Erlebnis der materiellen Kultur Nepals, sind die hinduistischen und buddhistischen Sakralbauten. In keinem anderen asiatischen Land können beide Religionen so friedlich nebeneinander leben wie hier. Hier ist der SwayambhunathTempel zu erwähnen, der beide Religionen beherbergt. Eine Besonderheit im Umgang miteinander stellt der außergewöhnliche Respekt der jüngeren Generation gegenüber der älteren dar. Es gibt vier Arten der höflichen Anrede. Außerdem ist es üblich, dass sich jüngere Nepalesen und Nepalesinnen von älteren zur Begrüßung oder zum Abschied segnen lassen. Thematischer Hintergrund und Projektinfo Nepal Die sozioökonomische Situation der Bevölkerung Nach Ende des über 10-jährigen Bürgerkrieges, der mehr als 15.000 Menschen das Leben kostete, und der Ausrufung einer Republik steht Nepal an einem politischen Wendepunkt. Die politischen Parteien können sich nicht auf eine Strukturierung der Distrikte (entsprechen unseren Bundesländern) einigen. Zum einen müssen die Wunden des Krieges heilen, zugleich ist es aber auch eine Chance die politische Landkarte des Staates neu zu gestalten. 18 Besonders im ländlichen Raum herrscht große Armut und es gibt wenig Perspektive auf nachhaltige Verbesserungen ohne Unterstützung von außen. Friedens- und Versöhnungsarbeit sind im Nachkriegsszenario sehr wichtig, allerdings ist Nahrungssicherheit das vordringliche Gebot. In Nepal gibt es kaum Arm und Reich, sondern nur ein mehr oder weniger an Not. Gemeinsame wirtschaftliche Aktivitäten und die Verbesserung der Lebenssituation von Familien und Dorfgemeinschaften können viel zur Friedenssicherung beitragen. Die Organisation RRN Genau an diesem Punkt setzt die Rural Reconstruction Nepal (RRN)an, eine NGO, die 1989 von Absolvent/innen des Institute of Agriculture and Animal Science (IAAS) gegründet wurde. Die Organisation arbeitet auf nationaler Ebene, v.a. in ländlichen Regionen. Da der Staat seinen sozialen Verpflichtungen so gut wie nicht nachkommt, gerade wenn es um den Punkt der Nahrungssicherheit geht, organisieren sich die Menschen in lokalen Kleingruppen mit Hilfe der Organisation. In diesen Gruppentreffen, vorwiegend von Kleinbauern/ Kleinbäuerinnen, können sich die Menschen über Probleme und Herausforderungen austauschen. In der Gemeinschaft werden dann Handlungsstrategien und Möglichkeiten zur Einkommensbeschaffung entwickelt, wie zum Beispiel Gemüseanbau oder Kleintierzucht. In gelebter Solidarität und gemeinsamer Potenzialentwicklung soll eine gegenseitige Stärkung der Menschen stattfinden. Es geht darum, die Lebenssituation der Bewohner/innen im Projektgebiet nachhaltig zu ändern und zugleich ähnliche Modelle für benachbarte Gemeinden zu entwickeln. Das Ziel von RRN ist die Verbesserung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation der am meisten benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Dabei wird auf Umweltverträglichkeit und Schutz bzw. Erhaltung der ökologischen Ressourcen Wert gelegt. Insgesamt arbeiten über 380 Mitarbeiter/innen (232 Männer, 148 Frauen) und an die 100 Freiwillige landesweit für RRN. Aufgrund der Größe, aber auch der Basisorientierung ist RRN ein wichtiger Vertreter der Zivilgesellschaft in Nepal. Das Projekt RRN liegt im Distrikt Dolakha 6 - 7 Fahrstunden von Kathmandu entfernt. Hier leben vorwiegend Dalits und Tamangs zusammen. Dalits gelten als sogenannte „Unberührbare“ und stehen damit außerhalb des nepalesischen Kastensystems, was oft zu Diskriminierung führt. Die Tamangs sind eine indigene ethnische Gruppe und machen 5 % der Gesamtbevölkerung Nepals aus. Auch sie sind Benachteiligungen ausgesetzt. Eine Analyse, die RRN in der Region durchgeführt hat, zeigte, dass es v.a. an ausreichenden Bewässerungssystemen und Landwirtschaftswissen mangelt, um die Nahrungssicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Da es sich um eine sehr abgelegene Berggegend handelt, ist die Infrastruktur nur schwach entwickelt und der Zugang selbst zu lokalen Märkten nur sehr eingeschränkt möglich. 19 Betroffen sind vor allem Frauen, die hier nicht nur durch die traditionelle Gesellschaftsstruktur diskriminiert werden, sondern aufgrund der geografischen Lage besonders hart für den Lebensunterhalt arbeiten müssen. Ihre Männer sind oft über Monate im Ausland, um Geld zu verdienen, während die alleinige Verantwortung für den Haushalt, die Kindererziehung u.a.m. auf ihnen lastet. Dutzende Frauen schließen sich den Kooperativen an, weil sie dort Stabilität und Sicherheit erfahren. Durch verbesserte diversifizierte Landwirtschaft und Zugang zu Saatgut und Kleintierzucht, soll sich ihre und damit die Lage der Familien in der Region nachhaltig verbessern. Entwicklung kann in manchen Bereichen sehr schnell gehen, aber mit der hiesigen Infrastruktur und der allgemeinen staatlichen Lage wird es nur langsam gehen. Trotzdem kann schon jetzt einzelnen Menschen und Familien konkret geholfen werden. Sita Gishing Sie ist eine der Frauen des Projekts. Frau Gishing konnte bereits wenige Monate nach ihrem Eintritt in die Kooperative ihre erste Ingwer-Ernte einfahren. Aus dem daraus gewonnenen Geld begann sie eine kleine Schweinezucht aufzubauen. Sie erzählt: „Man darf sich nicht mit dem Schicksal abfinden. Ich bin dankbar für die Starthilfe und kann nur jedem hier raten, selbst etwas auf die Beine zu stellen.“ 20 60 Jahre Dreikönigsaktion Geschichte Allgemeine Geschichte des Sternsingens Das Sternsingen hat seinen Ursprung in vorchristlichen Bräuchen. In den Raunächten wurde in Häusern und Ställen geräuchert, um Mensch und Tier vor dem Einfluss böser Geister zu schützen. In der finsteren Zeit der Wintersonnenwende war die Sehnsucht nach Licht, Wärme und Lebenskraft besonders stark, was in vielfältigen Bräuchen und Ritualen Ausdruck fand. Diese wurden dann zum Teil im Christentum aufgenommen. Dies war nicht schwierig, da die Lichtsymbolik, die ihnen innewohnte, sehr gut zur Geburt Christi und seiner Bedeutung als das „Licht der Welt“ passte. Die intensive Dreikönigsverehrung entstammt vor allem aus der Zeit des Mittelalters. Auch wenn die „Magier“ niemals offiziell heilig gesprochen wurden, so hatten sie doch in der Volksfrömmigkeit eine herausragende Bedeutung. Im Mittelalter war es außerdem üblich, den Gottesdienst mit dramatischen Szenen zu beleben, um den Menschen die Heilsgeschichte plastisch vor Augen zu führen. Nach dem Vorbild der bereits etablierten Osterspiele entwickelten sich Weihnachtsspiele, hierzu zählten auch Dreikönigsspiele. Das Dreikönigssingen nahm seinen Ausgang im 15. und 16. Jhdt. Schüler, Studenten und Handwerker waren die ersten Sternsinger, die sich so ihr Überleben sicherten. Lebendiges Brauchtum der Gegenwart Dank engagierter Pfarrer wurde das Sternsingen in vielen österreichischen Gemeinden wieder- und neubelebt. Heute ist der Brauch lebendig wie eh und je. Was sich verändert hat, ist die Verwendung der Gelder. Die Sternsinger/innen der Katholischen Jungschar machen sich unter dem Motto „Wir setzen Zeichen“ auf. Sie besuchen Menschen der Pfarrgemeinden mit ihren Liedern und Segenswünschen. Die Gelder, die gegeben werden, sind heute nicht mehr für die Sternsinger selbst gedacht, sondern für Menschen, die unsere Solidarität, unser Interesse und unsere materielle Hilfe dringend nötig haben. Sternsingen als Aktion der Katholischen Jungschar 1954/55 begann das Engagement der Jungschar. Der Geschäftsführer der MIVA fragte bei der Jungschar an, ob sie nicht für Verkehrsmittel für Missionare sammeln könnte, da sie über 100 Ansuchen von Missionaren hatten. Es reichte damals für drei Motorräder. 1961 findet der erste Personaleinsatz statt. Österreichische Entwicklungshelfer/innen fahren direkt zu den Menschen, die mit dem Geld der Sternsinger/innen unterstützt werden. Die Sternsingeraktion wurde immer größer, immer mehr Geld wird gesammelt. Man muss sich entscheiden, welche Projekte unterstützt werden. 1963 richtet die Jungschar die Dreikönigsaktion als eigene Stelle ein. Die Dreikönigsaktion koordiniert nicht nur jedes Jahr die österreichweite Sternsingeraktion, sondern ist in vielen Bereichen aktiv. Als Hilfswerk kümmert sich die Dreikönigsaktion um eine fachlich fundierte Vergabe der Spendengelder für Projekte in der sogenannten „Dritten Welt“. Hilfe darf aber nicht nur materiell sein. Die Dreikönigsaktion hilft Menschen auf der ganzen Welt durch 21 solidarische Unterstützung. Wo Betroffene selbst keine Stimme haben oder nicht gehört werden, dort steht die Dreikönigsaktion ihnen zur Seite. 1993 wird mit der Beteiligung der Dreikönigsaktion der Verein „TransFair“- heute „Fairtrade“ gegründet. Dieses Siegel garantiert eine faire Entlohnung der Bauern und Bäuerinnen und Arbeiter/innen für ihr Produkt. Heute können jährlich an die 500 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien finanziert werden. Bildungs- und Bewusstseinsarbeit Die Durchführung der Sternsingeraktion beinhaltet die Verpflichtung zu einer kontinuierlichen Informations- und Bildungsarbeit, mit der die Dreikönigsaktion möglichst vielen Menschen die Augen öffnen will für die Situation der Menschen und der Kirche in der sogenannten „Dritten Welt“. Die Dreikönigsaktion will auch hier bei uns die Verantwortung für die eine, gemeinsame Welt stärken und zu solidarischem Handeln beitragen. Dies realisiert sich u.a. in den „ Lerneinsätzen“, die seit 1997 jährlich organisiert werden. Durch sie will man interkulturelle Begegnung fördern und Bewusstsein für andere Lebenswelten schaffen. Die Sternsingeraktion bildet ein österreichweites Netz der Solidarität und Nächstenliebe. Die Basis dafür legen ca. 85.000 Sternsinger/innen, 30.000 aktive Erwachsene und Jugendliche-und natürlich die besuchten Österreicher/innen. Die Dreikönigsaktion, das Hilfswerk der Katholischen Jungschar, ist das Bindeglied zu den Projektpartner/innen im Süden der Welt. Unsere gemeinsame Vision ist ein Leben in Würde für alle Menschen dieser Erde. Sternsingen und Dreikönigsaktion für Kinder erklärt Wer sind die Heiligen Drei Könige? Die Bibel (Weihnachtsgeschichte aus dem Matthäus Evangelium) spricht von den „Weisen aus dem Morgenland“. Diese waren wahrscheinlich Sterndeuter am Hof in Mesopotamien. Ihren astronomischen Berechnungen nach erwarteten sie ein Heilsereignis mit Bedeutung für alle Völker der Erde. Daher folgten sie dem Stern bis zu dem Stall, in dem Jesus geboren wurde. Warum tragen die Sternsinger/innen einen Stern mit sich herum? 22 Im Alten Orient galten Sterne als mächtige Wesen, die auf das Leben der Menschen entscheidend einwirkten. Der Stern von Bethlehem könnte einer Theorie von Johannes Keppler (ein deutscher Wissenschaftler und Theologe) zufolge eine spezielle Konstellation der Planeten Jupiter und Saturn gewesen sein: Die Laufbahnen dieser zwei Sterne waren so nahe aneinander, dass sie durch eine optische Täuschung den Eindruck eines einzelnen, besonders strahlenden Sternes ergaben. Warum bringen sie gerade Gold, Weihrauch und Myrrhe und nicht etwas zum Essen, Windeln oder so? Die Gaben der Heiligen Drei zählten damals zu den kostbarsten Handelsgütern. Weihrauch und Myrrhe sind wohlriechende Harze, die ausschließlich in den Bergregionen Südarabiens, Somalias und Abessiniens gewonnen wurden (und Grundlage für den sagenhaften Reichtum der dort lebenden Minäer und Sabäer waren). Weihrauch und Myrrhe wurden seit dem fünften Jahrtausend im Orient bei kultischen Handlungen verwendet, der aufsteigende Rauch symbolisierte die Gebete zu den Göttern. Caspar, Melchior und Balthasar sind ungewöhnliche Namen, was bedeuten sie? Caspar („Schatzmeister“), Melchior („Mein König ist Licht“) und Balthasar („Schütze sein Leben“) wurden erst im 5. Jhdt. durch die Überlieferung zu den „Heiligen Drei Königen“. Jeder von ihnen stand für einen der damals bekannten Erdteile (Afrika, Asien und Europa) bzw. für das Kindheits-, Erwachsenen-, und Greisenalter. Was bedeutet eigentlich dieses C+M+B, das immer beim Sternsingen an die Tür geschrieben wird? 20 C+M+B 14 schreiben die Sternsinger mit geweihter Kreide an die Tür. Es bedeutet „Christus mansionem benedicat“, übersetzt „Christus segne dieses Haus.“ Die drei Kreuze stehen für die Dreifaltigkeit. Auch früher galt der Dreikönigssegen schon als Schutz. Geweihtes Dreikönigs-wasser wurde gegen Krankheiten verabreicht und auf die Felder gesprengt. Seit wann gibt es eigentlich das Sternsingen und warum? Die Heiligen Drei Könige hatten im Glauben der Menschen eine herausragende Bedeutung. Sie wurden als mächtige Patrone bei Krankheit, Feuer oder Diebstahl angerufen. Ihrer langen beschwerlichen Reise wegen wurden sie auch als Schutzpatrone der Reisenden verehrt. Das Sternsingen als eigenständiger Brauch war ab dem 16. Jhdt. den Schülern, Studenten und Handwerksburschen vorbehalten, die mit den Spenden für ihre Darbietung ihre materielle Not milderten. Und warum geht man heute noch Sternsingen? Heute ist der Brauch lebendig wie eh und je. Was sich verändert hat, ist die Verwendung der Gelder. Die Sternsinger/innen machen sich unter dem Motto „Wir setzen Zeichen“ auf. Die Spenden werden für notleidende Mitmenschen in Afrika, Asien und Lateinamerika verwendet. Und wie wird das Geld verteilt, wer verwaltet es und was genau machen die Menschen mit dem Geld? In Österreich gibt es die sogenannte Dreikönigsaktion. Das ist eine eigene Stelle der Katholischen Jungschar, die sich um die Organisation, die Spendengelder und um den Kontakt mit den Menschen, die das Geld brauchen, kümmert. 23 Es wird zum Beispiel verwendet für:1 Ein gutes Zuhause: für viele Kinder ist ein warmes Bett und Erwachsene, die sich gut um sie kümmern nicht selbstverständlich. Mit dem Geld werden zum Beispiel Betreuungsstellen für Kinder unterstützt Um gemeinsam gegen Hunger zu kämpfen: Alle 5 Sekunden stirbt auf der Welt ein Kind, weil es nicht genug zu essen hat. Mit dem Geld wird dafür gesorgt, dass Kinder wenigstens eine Mahlzeit am Tag bekommen, ihre Eltern Obst und Gemüse anbauen können usw. Schule für alle: Bildung ist wichtig. Nur wenn Kinder in die Schule gehen, können sie später eine gute Arbeit finden und Geld verdienen. Deshalb werden mit den Spenden Schulen gebaut, Bücher gekauft usw. 1,2 oder 3 Quiz A Was waren die Heiligen Drei Könige von Beruf? 1. Sterndeuter 2. Bauern 3. Fischer C Was bedeutet C+M+B? 1. Christ is Mary’s Baby 2. Christus mansionem benedicat 3. Children make it better E Für wen wird Geld gesammelt? 1. 2. Für die Sternsinger selbst Für die Gemeinde 3. Für Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika G Warum bringen sie Gold, Weihrauch und Myrrhe? 1. Weil sie nicht mitgedacht haben 2. Weil sie nichts anderes zu Hause hatten 3. Weil das sehr kostbare Geschenke 1 B Warum tragen die Sternsinger einen Stern mit sich herum? 1. Zur Dekoration 2. Als Symbol für den Stern von Betlehem 3. Weil sie sich dahinter verstecken können D Seit wann gibt es das Sternsingen? 1. Seit der Steinzeit 2. Seit den 60ern 3. Seit dem 16.Jhdt. F Wofür werden die Spenden nicht verwendet? 1. Ein gutes Zuhause 2. Eine Kreuzfahrt 3. Schulen H Wie viele Projekte Dreikönigsaktion? 1. 500 2. 50 3. 5 Sternsinger- Kinder mit einer Mission, Kindermissionswerk, Januar 2009, Aachen. 24 unterstützt die sind Lösung: A 1, B 2, C 2, D 3, E 3, F 2, G 3, H 1 Motivationstext zum Mitmachen Sternsingen ist voll genial! Das meint auch Lukas Plöchl: „Sternsingen ist ein schöner Brauch. Wenn ich zurück an die Kindheit denke, war das immer ein Highlight. Ich hab immer schon richtig drauf gewartet, mit ein bisschen Geld in der Hand, bis die endlich angeläutet haben. Da sieht man, ein Brauch, der sinnvoll ausgestaltet wird, kann wirklich Tolles bewirken.“ Unser Bundespräsident Heinz Fischer gratuliert uns zum Jubiläum: „Ich bin sehr stolz auf die Sternsingerinnen und Sternsinger. Sie schauen hinaus in die Welt und setzen sich aktiv dafür ein, jenen Menschen zu helfen, denen es aus verschiedenen Gründen nicht so gut geht wie uns. Das ist gelebte Solidarität, und dafür danke ich ganz herzlich!“ Die Sternsingeraktion hat klein angefangen. Vor 60 Jahren hätte man sich kaum vorstellen können, dass sich heute jährlich ca. 85.000 Kinder und 30.000 Jugendliche und Erwachsene für andere Menschen einsetzen. Das Engagement der Sternsinger/innen hat sich noch lange nicht erübrigt. Unsere Welt ist immer noch geprägt durch die ungerechte Verteilung von lebenswichtigen Gütern, wie Nahrung und Wasser. Ungerechte Strukturen und Krieg erschweren die Entwicklung in vielen Ländern weiterhin. Vielleicht wunderst du dich, dass es für die diesjährige Aktion nicht nur ein Beispielland gibt, wie sonst, sondern drei. Gerade anlässlich des Jubiläums wollen wir das Wirken der Dreikönigsaktion in den 25 Erdteilen Afrika, Asien und Lateinamerika in den Vordergrund stellen. Und darum haben wir aus diesen Gebieten jeweils ein Land herausgesucht und so sind es heuer die drei Beispielländer Kenia, Nepal und Brasilien. Es sind drei tolle Projekte, die sich für Kinder, Umwelt, Nahrung und Menschenrechte einsetzen. Aber nicht nur sie, sondern auch alle anderen, von den insgesamt 500 Projekten in 20 Ländern kann man fördern. Und du kannst uns dabei unterstützen, in dem du bei der 60. Sternsingeraktion (Jubiläum!!!!) mitmachst. Frag doch deine Freunde und Freundinnen, ob sie auch dabei sein wollen - bei Action, Spaß und Gutes tun! 26