Fakultätsvertretung Theologie Philosophische Anthropologie 1 WS 2012/ 2013 Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Inhalt 1. Die Frage nach dem Menschen ........................................................................................................... 3 1.1 Alles Reden über den Menschen ist Anthropologie (Bezugstext: Platon, „Protagoras“) .............. 3 1.2 Eine eigenständige Anthropologie ist nicht denkbar .................................................................... 4 1.3 Anthropologie als Lehrer über das Wesen des Menschen............................................................ 6 1.4 Kritik an der Wesensanthropologie ............................................................................................... 8 1.5 Zusammenfassung ......................................................................................................................... 9 2. Voraussetzungen für das heutige Sprechen über Menschen ........................................................... 10 2.1 Freud und andere Kränkungen .................................................................................................... 10 2.2 Die bio-medizinische Infragestellung bisheriger Menschenbilder durch das Genom- Projekt... 14 2.3 Der Anfang und das Ende der Menschen in der Diskussion........................................................ 16 Ende des menschlichen Lebens ......................................................................................................... 19 2.4 Der neurobiologische Infragestellung traditioneller anthropologischer Begriffe ....................... 20 2.5 Die Frage nach der technischen Herstellbarkeit des Menschen ................................................. 26 2.5.1 Die Analogie von Leib und Maschine ................................................................................... 26 2.5.2 John Searle kontra Alain Turing................................................................................................ 27 2.6 Verknüpfung von Bio- und Computertechnologie ...................................................................... 30 2.7 Antrieb wissenschaftlichen sowie technischen Fortschritts und reduktives Menschenbild ...... 33 2.7.1 Wille zur Wahrheit und „metaphysischer Glaube“ .............................................................. 33 2.7.2 Reduktionismen: Mensch- Tier- Maschine ........................................................................... 34 2.7.3 Selbstverständnis des Menschen und biologische oder technische Reinterpretation ........ 35 3. Der Mensch als Person ...................................................................................................................... 35 3.1.1 Max Scheler .......................................................................................................................... 36 3.1.2 Arnold Gehlen....................................................................................................................... 37 3.1.3 Helmuth Plessner ................................................................................................................. 39 3.2 Ich sagen können ......................................................................................................................... 40 3.3 Personbegriffe ............................................................................................................................. 40 3.3.1 Etymologie und theologischer Kontext ................................................................................ 40 3.3.2 Definition nach Boethius ...................................................................................................... 41 3.3.3 Definition nach Richard von St. Viktor ................................................................................. 43 3.3.4 Definition nach Alexander von Hales (+1245) ...................................................................... 45 3.4 Merkmale des Personbegriffs ..................................................................................................... 47 3.5 Personalität des Menschen ......................................................................................................... 49 Was ist eigentlich ein Leichnam? Ist das ein Mensch? Dort kommt man an der ontologischen Frage nicht vorbei! ...................................................................................................................................... 50 Fazit: Mensch wird sich durch das Pendel an Wesen- und Personbegriff definiert. ........................ 50 Ethik und Anthropologie beeinflussen sich stark gegenseitig........................................................... 50 Zur Prüfung 50 Seiten aus der Literatur ausarbeiten. dazu noch 2 bis 3 Fragen aus dem Stoff. Fachtheologen: man muss eine Anthropologie II Vorlesung auch noch machen. Es wäre empfehlenswert beide Prüfungen gemeinsam zu machen (Dann 50 Seiten vorbereiten). Man kann es aber auch getrennt machen. Aus der Literatur die Grundthesen wiedergeben und eigene Position dazu beziehen. 1. Einheit 2.10.2012 1. Die Frage nach dem Menschen Inhalt und Methode hängen zusammen. Auf welche Art und Weise wird der Gegenstand zum Gegenstand gemacht. Eine Logie ist immer eine Lehre. Anthropo-logie ist also die Lehre vom Menschen. Das Materialobjekt ist also der Mensch. Das Formalobjekt, die Methode, ist die Philosophie. 1. Materialobjekt: Mensch Formalobjekt /Methode: Philosophisch In der Philosophie gibt es jedoch sehr viele Methoden. Deshalb ist rein mit „Philosophischer Anthropologie“ noch nicht die philosophische Methode ausgesagt, mit welcher man sich auf den Menschen zubewegt. Als welches Wesen wird der Mensch in der Philosophie angenommen? Er wird von vielen Richtungen angeschaut. Jeder der Wissenschaft betreibt hat nie die Möglichkeit perspektivenlos zu sein. Der Mensch kann nicht von einem Wissenschaftler in seiner Allheit angeschaut werden. Philosophie muss sich auch immer mit ihrem eigenen Wesen auseinandersetzen. 1.1 Alles Reden über den Menschen ist Anthropologie (Bezugstext: Platon, „Protagoras“) Diese These sagt, dass alles Reden des Menschen über sich selbst philosophische Anthropologie ist. (Platon 4.Jh. v.Chr. ) Die Philosophie trennt sich von der Mythologie. Platon lässt in seine Dialoge immer wieder mythologische Erzählungen mit einfließen. Es greift dieser Dialog also auf eine Vorstufe der Philosophie zurück. Man kann die Frage nach dem Menschen auch so beantworten, dass man fragt: Wo kommt er her? Dazu erzählt Plato eine Geschichte: Götter haben sich, bevor es Lebewesen auf der Erde gab, zusammen gesetzt und wollten Lebewesen schaffen. Epimetheus und Prometheus wurden dafür verantwortlich gemacht. Einer überlegt sich, wie die Lebewesen ausschauen sollen, der andere ist dann der „Beamte“ der das für gut, oder nicht so gut befindet. Zuerst haben sie viele gute Ideen und sind ganz zufrieden. Dann gehen ihnen die Ideen aus. Sie wollen kein Tier, sondern etwas, das dem Tier gegenübersteht. Sie sind etwas ratlos. Von Hephaistos und Athene stehlen sie das Feuer und die Kunst der Wissenschaft. Der Mensch bekommt also etwas mit, das eigentlich göttlich ist. Das Feuer ist auch ein Symbol, dafür, dass es die Grundvoraussetzung dafür ist, dass man die Welt bearbeiten kann. Sie stehlen bei den Göttern und geben es den Menschen. Das einzige, was ihnen fehlt, ist die gemeinschaftliche, politische Fähigkeit, denn das gehört Zeus und sein Haus ist zu stark bewacht. Prometheus wird für diesen Diebstahl schwer bestraft. Da der Mensch etwas geschenkt bekommen hat, betet er auch die Götter an. Der Mensch schafft es aber trotzdem nicht ein gutes Zusammenleben zu schaffen. Die politische Kunst ist es die dem Menschen immer noch fehlt. Zeus ist großzügig und schenkt sie den Menschen. Recht und Scham ist das, was dem Menschen gefehlt hat. Der Mensch ist ähnlich wie ein Tier. Er bleibt aber kein Tier sondern bekommt 4 Fähigkeiten: Feuer (Technik, Gestaltungskraft für die Natur, damit sich der Mensch in der Natur behaupten kann), Kunst und Wissenschaft (was man heute Kultur nennt), rechtlich politisches Wesen und ein religiöses Wesen (da er göttliche Fähigkeiten bekommen hat). Dadurch hat der Menschen auch einen göttlichen Funken in sich. Das Menschenbild ergibt sich also aus diesen vier Dimensionen. Platons Auffassung ist die: Wenn man wissen möchte, was der Mensch als Mensch ist, dann muss man all diese vier Dimensionen zusammen schauen. Die Frage ist, wie man das machen kann. Anthropologie wird, dadurch, dass sie eine Universalwissenschaft ist, eine Wissenschaft, die den Menschen überfordert. Der Mensch kann sich selbst also nicht denken. Der Mensch bleibt bestimmt ein Rätsel. Im letzten weiß der Mensch nicht wer er selbst ist. Das Zugänglichste für den Menschen sollte ja er selbst sein, aber so einfach ist es leider nicht. Der Mensch ist überfordert sich selbst zu denken- Er bleibt sich selbst ein Rätsel. Herunter gebrochen auf die Individualität muss man sich fragen: Weiß ich wirklich wer oder was ich als Mensch bin? Die Universalisierung der Anthropologie bringt auch gleichzeitig ihren Zerfall in Subdisziplinen, da es unmöglich ist diese Gesamtschau einzunehmen. Die Konsequenz daraus (für phil. Anthropologie) ist die Frage, ob ich es schaffe so gute Erkenntnisse zu gewinnen, dass ich sie aus den einzelnen Wissenschaften zusammenlegen kann. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Gestalttherapie). Der Mensch als Mensch lässt sich also durch dieses Zusammenführen nicht erkennen. Die Philosophie möchte sich nicht eingliedern in eine dieser Disziplinen. Sie möchte auch nicht die Sammelstelle der einzelnen Erkenntnisse sein. Sie möchte stattdessen den Menschen als Mensch erkennen. 1.2 Eine eigenständige Anthropologie ist nicht denkbar Das Hauptproblem ist die Selbstreflexion des Menschen. Das kommt daher, dass der Mensch nicht wirklich fähig ist, Distanz zu sich selbst einzunehmen. Das einfachste wäre, wenn der Mensch Objekt seiner Betrachtung werden könnte. Wenn man seine Hand beschreibt objektiviert man seine Hand, dadurch wird sie ein Objekt. Das ist jedoch nicht so leicht, da die Hand immer zu uns dazu gehört. Auf einer Seite können wir Distanz einnehmen und objektivieren, aber ganz schaffen wir es doch nicht. Der Mensch steht also zwischen diesen Fähigkeiten. Gelingt es, wenn ich über mein Denken nachdenke, sich irgendeinen Gegenstand zu denken? Das schaffen wir. Aber schaffen wir auch über dieses Denken an den Gegenstand nachzudenken. Wenn man sich etwas denkt und dann feststellt, dass der Gedanke nicht passend ist, das schafft man. Die Frage ist aber, ob ich an das Denken denken kann, ohne, dass sich die beiden Gedanken in die Quere kommen. Fichte behauptet, dass dies möglich ist. Fichte möchte einen Weg, der die Gedanken nicht hintereinander, sondern gleichzeitig zulässt. Während er sie ausführt also. Heine kritisiert diesen Ansatz. Er sagt, dass das nicht möglich ist. Normalerweise ist es so, dass ein Subjekt ein Objekt denkt. Damit also gedacht werden kann, braucht es ein Subjekt. Damit das Denken gedacht werden kann braucht es ein Subjekt, das denkt. Subjekt1 denkt. Subjekt2 denkt über das, was S1 denkt. Wenn das Subjekt 1 plötzlich das Subjekt2 ist wird es kompliziert. Eigentlich müssen von Subjekt1 zwei Pfeile ausgehen. S1 O S1 O S2 Es ergeben sich zwei Möglichkeiten: S S S Unendlicher Regress: -> -> -> -> -> -> -> ->-> -> Wir können uns mit dem Denken in einen unendlichen Regress begeben. Das ist natürlich unbefriedigend. In mir entsteht eine Denkdifferenz. Damit ich die Gedanken zusammen bekomme, brauche ich eigentlich noch einen dritten Gedanken. Man spricht ja öfter mit sich. Man kann auch über sich selbst etwas denken. Damit dieses Denken möglich ist, braucht es ein drittes Subjekt. Es wird aber immer einen neuen Gedanken geben, der den vorherigen einholt, also auch immer ein Subjekt, welches das Denken des vorherigen Subjekts einholt. (Für jeden Gedanken braucht es einen speziellen Moment. Die Frage ist, ob man sich selbst, wenn der Moment vorbei ist, wieder in diesem Moment denken kann.) S S S Selbstwiderspruch, Zirkelschluss S S Wenn ich etwas denke, muss ich mich selbst als Subjekt setzen. Denken ohne denkende Instanz ist nicht möglich. Man geht davon aus, dass man mit dem Gedanken an das Denken immer ein denkendes Subjekt dabei hat. Die Voraussetzung ist also, dass man zum Denken ein denkendes Subjekt braucht. Wenn man denkt, ist man schon ein denkendes Subjekt. Man ist selbst die eigene Voraussetzung. Die Angelegenheit ist also zirkulär. Ich setze immer ein Denksubjekt voraus. Durch Denken allein bringe ich kein denkendes Subjekt in die Welt, weil es schon da sein muss. (Es gibt auch immer ein letztes Subjekt, das nicht reflektiert ist(?).) Anthropologie ist die Wissenschaft, die den Menschen denkt. Wenn ich den Menschen als denkendes Subjekt voraussetze. Wenn ich den Menschen objektivieren möchte, komme ich in zwei Probleme. Entweder in einen Zirkelschluss, oder ein einen unendlichen Regress. Wenn der Mensch Objekt wäre, könnte er nicht an das Selbst denken. Denken über Maschen ist zwischen der Spaltung von Subjekt und Objekt aufgehoben. Man bräuchte ein Vertrautsein des Menschen mit sich, vor aller Reflexion- also auch vor dem Denken. Das sind Bedingungen des Denkens, die nicht im Denken liegen. Dann wäre Anthropologie aber nicht im Denken fundiert. 2. Einheit 9.10.2012 Anthropologie- Lehre des Menschen. Historisch, philosophisch,… kann man Anthropologie betreiben. Methode ist bestimmend. Hephaistos die Kunst des Feuers. Die Kunstfertigkeit, Weisheit kommt von der Göttin Athene. Zeus hat die dritte Dimension an die Menschen gegeben- Soziales. Da dies alles Geben der Götter sind, ist der Mensch auch ein religiöses Wesen. Dies ist bei Platon so weit geworden, dass jedes Denken über den Menschen Anthropologie wird. Wie kann man dann aber die philosophische Anthropologie von anderen unterschieden. Philosophische Anthropologie versucht allumfassend zu sein. Da ist dann aber die Frage wie man das Einzelverhältnis von anderen Anthropologien bestimmt, damit man in der philosophischen Anthropologie allumfassend arbeiten kann. Oder man versucht die Universalfragen im Bezug auf den Menschen zu stellen. Kumulatives anordnen von Einzelfakten unterscheiden von dem Menschen als integrales Ganzes!! Nach dem integralen Ganzen wird in der philosophischen Anthropologie gefragt. Wir fragen nach einer anderen Konzeption von Anthropologie. Heine- deutscher Idealismus. Ich habe ein menschliches Subjekt, das den Anspruch hat, sich selbst, da es ja menschliches Subjekt ist, zu denken. Die Frage ist, ob sich ein solches Denken einholen kann. Was Heine dagegen stellt, ist die Unmöglichkeit sich selbst (als Affe z.B. zu kochen und) gleichzeitig zu reflektieren. Eine Anthropologie kann es also nie als universale Erfassung des Menschen geben, laut Heine. Es geht nur hintereinander. Da begeben wir uns in die beiden Problemfelder des unendlichen Regresses und des Zirkelschlusses (der Mensch ist immer schon vorausgesetzt). Als Fazit kann man sagen, dass die philosophische Anthropologie von dieser Schwierigkeit nicht los kommen kann. Sie muss damit umgehen. 1.3 Anthropologie als Lehrer über das Wesen des Menschen Wesensanthropologie. Sie stellt das Wesen des Menschen in den Mittelpunkt. Dieses Denken hat eine ontologische Grundvoraussetzung. Man unterscheidet essentia von existenta. In der Philosophie verändern sich Begriffe oft, da es eine Geschichte gibt. Der Existenzbegriff ist auch öfter verändert worden. Wenn man irgendetwas daraufhin befragt, welche Grundbestimmungen es immer haben wird, kann man einige unterschieden. Alles was es gibt ist etwas Bestimmtes. Wenn man diese Frage stellt, weiß man nicht genau was die Grundbestimmungen sind, aber es ist etwas. Es ist nicht nichts! Aus dem Grund nimmt man an, dass alles was es gibt eine Antwort auf diese Frage parat hat. Die Antwort auf diese Frage ist dann das Wesen. Das funktioniert in Bezug auf Dingen, aber auch auf den Menschen. Wenn man fragt, was ist das?- es ist eine Flasche- Wesen ist es eine Flasche zu sein. Man kann sich über Wesen unterhalten (Einhörner) obwohl es sie nicht gibt. Das heißt mit der Wesensbestimmung kann man nicht alle Dinge nennen, die Dinge oder Menschen ausmachen. Über das Wesen zu sprechen, bedeutet nicht, dass es auch existiert. Wesensbegriffe sind Allgemeinbegriffe. Wenn man sagt Mensch, dann kann man 6Milliarden oder mehr Wesen bestimmen. Es gibt Begriffe, die große Gruppen von Individuen benennen. Wesensbestimmungen sind Allgemeinbegriffe (Bäume, Tische, etc.). Dem gegenüber steht, dass man einzelne Existenzformen genau betrachtet. Wesenseinheiten gibt es unabhängig von Einzelnen. Alles, was wir in der Welt vorfinden ist aber vereinzelt. Man kann z.B. nicht die Menschheit treffen. Die Frage ist, welchen Realitätsstatus die Allgemeinbegriffe haben- Universalienstreit. Der Mensch kann also unterschiedlich befragt werden. Man kann fragen, was ist das?- Ein Mensch. Man weiß daraus nur, dass es kein Baum, Tisch oder Flugzeugt ist. Das Individuum fällt dabei durch den Rost. Man kann zwei verschiedene Fragen im Bezug auf den Menschen fragen. Man kann fragen WAS er istWesensbestimmung. Wenn man fragt WER sind sie?- Spricht man das Individuum an. Wesensanthropologie möchte den Menschen in Bezug auf die „Was ist der Mensch?“-Frage zu beleuchten. Der Mensch ist ein animal rationale- vernunftbegabtes Wesen- oder Ebenbild Gottes. Das sind Wesensbestimmungen für den Menschen. Eine Allgemeinbestimmung für mehrere Individuen. Das sind auch die Fragen, die immer wieder in der Debatte rund um die Evolutionstheorie auftauchen. Darwin hat gemeint, es gibt keine Wesensunterschiede zwischen dem Primaten und dem Menschen. Die Frage war auch immer wieder wie sich der Mensch selbst versteht, als was er sich begreift. Die Individualität und die Namentlichkeit werden hier außen vor gelassen. Mit den Wesensbestimmungen ergeben sich verschiedene Menschenbilder. Man kann den Menschen z.B. als soziales oder politisches Wesen bestimmen. Wichtig ist dabei: Solche Wesensbestimmungen sind Bestimmungen, die geschichtslos sind. Sie ändern sich nicht durch eine bestimmte Entwicklung des Menschen. Der Tendenz nach sind Wesensbestimmungen überzeitliche Bestimmungen. Solch eine überzeitliche Bestimmung ist meist eine Definition. Eine Definition geschieht indem man die nächste größere Gruppe geht und die Unterschiede definiert. Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Lebewesen. Der Oberbegriff ist Lebewesen (Genus (Gattung)proximum, species (Art)). Aus der nächst größeren Gruppe nehme ich den kleineren Kreis heraus– gehe in den größeren Kreis und suche den Artbildenden, Speziesbildenden Unterschied zu allen anderen. Gruppe der Menschen Gruppe Lebewesen Man möchte ja wissen, was der Mensch über alle Jahre hinweg ist. Wesensanthropologie fragt WAS ist der Mensch. Es wird nur nach dem Wesen gefragt, nicht spezifischer. Eine Wesensbestimmung ist eine Allgemeinbestimmung. Wenn ich frage was der Mensch ist, versuche ich ihn so zu bestimmen, dass er in die Gruppe der Individuen hineinpasst. Wenn es eine Definition ist, ist es nicht zeitlich- also überzeitlich. Ethisch ist es auch interessant, wo man die Menschen festmacht. Wo man diese Gruppe abgrenzt. 1.4 Kritik an der Wesensanthropologie Marx kritisiert Feuerbach. Bei Marx definiert das Sein das Bewusstsein und nicht umgekehrt! -> Text: Marx Karl: Thesen über Feuerbach, in MEW 6. Die Religionskritik von Feuerbach ist eine Reproduktionsthese. Er meint, das was viele Menschen als Gott bezeichnen hat keine Realität. Es ist eine Projektion der Menschen in den Himmel. Menschen bilden sich ein, dass es einen Gott gibt. Die Frage, die sich stellt ist, was da in den Himmel projiziert wird. Er denkt, dass der Mensch folgendermaßen vorgeht. Der Mensch wird sich seiner eigenen Begrenztheit bewusst. Der Mensch vergleicht sich und sieht von individuellen Unterschieden ab. Diese werden aber, laut Feuerbach, nicht durchgestrichen, sondern man positiviert es. Es wird ein Idealwesen des Menschen konstruiert. Man gewinnt einen Allgemeinbegriff des Menschen. Dieser Begriff wird in der Art oder in der Gattung niedergelegt. Der Mensch hat ein Idealbild des Menschseins vor sich. Dieses Idealbild wird dann in den Himmel projiziert. Es passieren zwei Dinge. Die Individualität wird gestrichenGattungsbegriff. Die Eigenschaften werden aber nicht gelöscht, sondern idealisiert. Der logische Gattungsbegriff allein macht die Idealisierung noch nicht aus. Man sucht das Wesen des Menschen, das idealisiert und dann projiziert wird. Man hat aber nicht einen Menschen den man idealisiert, sondern die gesamte Gruppe. Das steht hinter monotheistischen Religionen. Dadurch, dass die ganze Gruppe idealisiert wird, kann sich auch jeder darin wiederfinden. Der Mensch projiziert sich selbst. Marx, Karl: Thesen über Feuerbach, in: MEW 3, 5–7, 6 „Feuerbach löst das religiöse Wesen in das menschliche Wesen auf. Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse. Feuerbach, der auf die Kritik dieses wirklichen Wesens nicht eingeht, ist daher gezwungen: 1. von dem geschichtlichen Verlauf zu abstrahieren und das religiöse Gemüt für sich zu fixieren, und ein abstrakt – isoliert – menschliches Individuum vorauszusetzen. 2. Das Wesen kann daher nur als ,Gattung‘, als innere, stumme, die vielen Individuen natürlich verbindende Allgemeinheit gefasst werden.“ Marx antwortet: Der Fehler ist, dass man von den Idealbestimmungen der einzelnen abstrahiert, damit du ein Allgemeinwesen bekommst. Die Bestimmung des Wesens geht auf diese Weise ins Leere. Denn jeder hätte in sich die abstrakte Bestimmung Mensch. Der Grundteig bei der Pizza ist das Wesen und der Belag kann individuell bestimmt werden und macht dann die Individualität aus. Die Grundform des Menschen gibt es nicht. Was den Menschen ausmacht ist das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse. Dann ist aber das je Konkrete das, was den Menschen speziell macht. Man kann nicht überzeitlich denken, weil das je zeitlich Spezifische in der Gesellschaft den Menschen ausmacht. Es gibt keine Trägersubstanz mehr (Bsp. Pizza- Alle Teile sind in jeder Zeit anders). Feuerbach bleibt beim Abstraktum. Er ist dazu gezwungen vom geschichtlichen Verlauf zu abstrahieren und das religiöse Gemüt für sich zu fixieren. Er schaut die Individuen nicht an. Das ist, aber gerade was Marx betonen möchte. Wie die Gesellschaft hier und jetzt aussieht bestimmt den Menschen. Deshalb ist der Mensch nicht überzeitlich. Das menschliche Wesen ist also nicht abstrakt und isoliert, sondern gegenwärtig und konkret. Wenn ich also das Wesen bestimmen möchte, ist es nicht abstrakt und geschichtlich unterschiedlich. Man muss ihn als kollektives und gesellschaftliches Wesen bestimmen. 2.“Das Wesen kann daher nur als Gattung, als innere, stumme… gefasst werden.“ Der Gegensatzbegriff von Natur und Kultur tritt auf. Der Mensch hat nicht nur eine natürliche Verbindung. Es gibt von der Biologie her eine Grenze, aber es gibt genauso auch die gesellschaftlich bedingten Aspekte. Der Gattungsbegriff ist doppelt falsch, da er ein biologisch und nicht historisch ökonomisch gedachter Begriff ist. Er kritisiert indem er beim Wesensbegriff anfängt. Der Wesensbegriff ist überzeitlich und biologisch und hat somit keinen sozialen und keinen ökonomischen Kontext. Das kritisiert Marx. Was die Kritik am Wesensbegriff direkt angeht, ist das schwierig, da der Marx selbst auch von Wesensbegriffen ausgeht. Er hat also selbst einen Wesensbegriff von dem er sprechen muss. Er hat einen Wesensbegriff auf zweiter Ebene. Er möchte ja trotz der Kritik eine Bestimmung des Menschen machen. Den Wesensbegriff bekommt er nicht los. Er bekommt nur aus seiner Sicht einen falschen Wesensbegriff los. Kritik an Marx ist dann, dass man den Begriff Wesen nicht los wird. Wie soll man diesen Begriff denken? Welchen Realitätsstatus hat der Wesensbegriff (MA). Marx sagt, dass der Wesensbegriff geschichtlich immer anders bestimmt werden kann. Kann man im Bezug auf Anthropologie den Wesensbegriff überhaupt verwenden. Man kann falsche Wesensbegriffe aufdecken. 1.5 Zusammenfassung Wir haben 4 Modelle durchgedacht. Der Hauptvorwurf gegen die Anthropologie ist der, dass die Anthropologie den Anspruch stellt nicht, perspektivisch zu sein. Die Schwierigkeit ist immer, wenn Wissenschaften behaupten, dass sie sich selbst in ihrem Denken einfangen können. Das ist die eine Schwierigkeit. Ich kann keine universale Anthropologie geben, da ich immer perspektivisch bin. Die andere Schwierigkeit ist, dass man, wenn man von der Perspektivität ausgeht, trotzdem immer wieder ein Denken aufkommt (-> Zirkelschluss, unendlicher Regress). Diese beiden Grundprobleme können wir nicht auflösen. Habermas. Es sind immer Schwierigkeiten der Idealisierung gegeben. Den Menschen kann man schwer definieren, ohne jemanden auszugrenzen. Man kann das religiös machen z.B. Man kann auch den Menschen in ein geschaffenes System eingliedern. Die Perspektivierung macht das Tor zu den Idealisierungen auf. Was ist also Anthropologie? Man kann die Frage nicht einfach abtöten. Der Mensch kann nicht umher, nach sich selbst zu fragen. Man kann Anthropologie nur unter Berücksichtigung dieser Probleme sprechen. Die Anthropologie rechtfertigt sich selbst, in dem sie sagt, dass der Mensch das Wesen ist, der über sich selbst Fragen stellt. Wir begeben uns in einen hermeneutischen Zirkel, wenn wir bei der Frage nach der Anthropologie schon eine anthropologische Antwort gibt. Die Anthropologie hat also eine Daseinsberechtigung und gleichzeitig muss sie sich bewusst sei, dass sie sich ständig weiterbewegt. Wenn das stimmt, was wir bis jetzt gesagt haben, können wir eine Definition wagen, was der Mensch ist. Der Weg in eine Ideologie ist dann offen. Die Anthropologie ist immer auch sehr nahe an der Ethik. Man kann keine definitiven Antworten erwarten. 3. Einheit 16.10.2012 Zusammenfassung: Wesensanthropologie. Die Wesensdefinition ist die Antwort auf die Was-Frage. Was ist der Mensch Vernunftbegabtes Wesen. Man sucht die nächste Übergelegene Ordnung und sucht dann den Unterschied. Möglichst abgegrenzte Gattung von Individuen auf die diese Eigenschaften zutreffen. Man versucht den Menschen ontologisch zu bestimmen. Es gibt viele Versuche einer Dynamisierung. Man fragt sich, ab wann Lebewesen so sind, dass man sie nach der Definition beschreiben kann. Ist die Wesensgrenze so klar? Die überzeitliche Wesensbestimmung des Menschen ist deshalb in Kritik geraten. Marx kritisiert. Der Mensch projiziert ein abstraktes Abbild seiner Idealisierung in den Himmel und betet es dann an. Im Prinzip betet der Mensch seine eigene Idealisierung an. Gegen die Wesensanthropologie muss geltend gemacht werden, dass geschichtliche Definitionen prägen. Sozioökonomische Zusammenhänge prägen laut Marx den Menschen besonders. Die Seinsfrage ist die Frage, die in die Wesensanthropologie gehört. Das Sein bestimmt das Bewusstsein und nicht umgekehrt. Der Seinsbegriff ist nicht mehr ontologisiert. Grenzpunkte der Anthropologie: Kann Anthropologie also überhaupt noch betrieben werden? (Kann der Mensch sich in der Reflexion überhaupt einholen?) Reduktive Anthropologien man kann verschiedene Anthropologien betreiben, aber gibt es dann noch die philosophische Anthropologie. Was ist der Mensch also als Mensch. Die philosophische Anthropologie ist auf eine Teilanthropologie zurückgeführt. Das andere Problem ist, dass man sich immer bewusst bleiben muss, dass die philosophische Anthropologie nie abgeschlossen werden kann. Aus prinzipiell methodischen Gründen. Dazwischen bewegt sich dann eine philosophische Anthropologie. Die Anthropologie muss wach bleiben, kann aber nie abgeschlossen kann. 2. Voraussetzungen für das heutige Sprechen über Menschen 2.1 Freud und andere Kränkungen Freud geht davon aus, dass die Situation des Menschen in den letzten 150 Jahren die ist, dass der Mensch sich selbst immer weniger ernst nehmen kann, als das Zentrum der Welt und das Zentrum der Lebewesen. Er verliert zentrale Informationen. Der Mensch ist im Zentrum und er eignet sich von dort aus Welt an. -> Diese Grundposition kommt immer mehr ins Wanken. Dadurch ist der Mensch gekränkt. Freud hat mit der Traumanalyse gearbeitet. Die Schwierigkeit der Akzeptanz dessen, was er erforscht hat, wird wiederum psychologisch gedeutet. „Schwierigkeit der Psychoanalyse“ ist eine Schrift die sich mit diesem Problem beschäftigt. Die Theorie der Kränkungen wird in diesem Werk ausgeführt. Was ist denn eine solche Kränkung? Freud fragt im Bezug auf die Psychoanalyse. Warum ist die Psychoanalyse (dass der Mensch nicht Herr im eigenen Hause ist) so schwer akzeptabel? Es hat einen tieferen Grund. Freud konstatiert, dass es für den Menschen Eigenliebe und Objektliebe gibt. Den Begriff, den er hier einsetzt ist der Libido Begriff. Dieser Begriff der Liebe bekommt einen Aspekt von Lust. Lustgewinn an den Dingen und auch an sich selbst. Es gibt in der Menschheit die Grundbestimmung, dass der Mensch auch durch Eigenliebe bestimmt wird. Er versucht den Menschen zu bestimmen, um dann sagen zu können, warum sich der Mensch mit der Theorie, die auch um einen Menschen handelt, so schwer tut. Es kann nicht die ganze Eigenliebe in Objektliebe transformiert werden. Es bleibt immer ein Rest von Eigenliebe (-> Narzissmus) über. Jeder Mensch ist also narzisstisch veranlagt. Diese Veranlagung muss man laut Freud ernst nehmen, da sie da ist. Vor diese Grundbestimmung setzt Freud seine Libido-Theorie im Bezug auf Neurosen. Es definiert Neurosen aus der Libido-Theorie. Das andere ist, dass diese restliche Eigenliebe, der Narzissmus, noch einmal verletzt wird. Diese Verletzung ist eine Kränkung. Eine solche Verletzung von Eigenliebe können wir nicht so einfach wegstecken. Wenn dieser Narzissmus verletzt wird, dann wird auch das Selbstverständnis des Menschen verändert. Der Mensch fühlt sich gekränkt. Es trifft ihn selbst mehr als es ihm lieb ist. Wichtig ist, dass diese Kränkung in der Eigenliebe angesetzt wird. Außerdem ist wichtig, dass diese für den Menschen nicht sehr schmeichelhaften Erkenntnisse im Bezug auf das Selbstverständnis des Menschen nicht neutral bleiben. Was die Kränkung ausmacht ist nicht nur theoretisch sondern involviert auch das Personale. Freud denkt diese Kränkung nicht für einzelne Individuen, sondern kollektiv für die ganze Menschheit. Diese Kränkung wird von Forschern Menschen zugeführt. Im Prinzip kränkt der Mensch sich also selbst (Menschheit). Im laufe der Geschichte gibt es drei große Kränkungen: 1. Kosmologische Kränkung: Weltbildkränkung durch Kopernikus 1543: Heliozentrisches Weltbild wird von Kopernikus, unter anderem in der Schrift: „De revolutionibus orbium coelestium“Bewegungen der Himmelskörper. Diese Bewegungen machen das Weltbild aus. Von Aristach von Samos ist dieses Weltbild schon in der Antike vertreten worden. In einem christlich geprägten Kosmosdenken, wo die Erde im Mittelpunkt steht, ist auch Gott in diesen Kosmos interpretiert worden. Das wird dann uminterpretiert. Die Ursache, dass es Gott gibt wurde außerhalb der Welt gesetzt. Die Schöpfung ist so konzipiert, dass die Erde der Mittelpunkt des Kosmos und, dass der Mensch die Krone und das Zentrum des Universums ist. Mensch ist also der totale Mittelpunkt. Dahinter steckt eine völlige Neuorientierung des Menschenbildes. Es wird umgewandelt dazu, dass der Mensch am Rand der Schöpfung irgendwo steht. Er rückt definitiv aus dem Zentrum. Es ändert sich also das Weltbild von der Krone der Schöpfung zu einem kleinen Sandkorn das eben auch existiert. Der Mensch muss sich jetzt neu verorten. Welcher Platz bleibt für ihn? Der Mensch kann sich seiner Rolle nicht mehr sicher sein. 2. Biologische Kränkung: Darwin 1859 „The Origin of Species“: Entstehung der Arten. Die Evolutionstheorie ist in diesem Buch noch nicht auf den Menschen angewandt worden. Es gibt das Unbelebte, dann gibt es einen Schnitt. Dann gibt es das Belebte: Pflanze (Schnitt) Tier (Schnitt) Mensch! Diese Schnitte sind grundsätzlich. Der Mensch unterscheidlich wesenhaft vom Tier, wie das Tier von Pflanzen. Der Mensch steht, auch unter Darwin, noch an höchster Stufe. Was abgeschafft wurde, ist der Schnitt zwischen Tier und Mensch. Die Wesensgrenze zwischen Tier und Mensch wurde von ihm eingerissen. „Species“ heißt eigentlich Art. Der Ursprung der Arten wird bei Darwin erläutert. Bis heute spricht man in einer biologischen Untersuchung die Rede von Artunterschieden/Wesensunterschiede. Heute wird der Wesensunterschied aber nicht mehr ontologisch gedeutet! Der Mensch verliert durch diese Aussagen wiederum eine Position. Der Mensch ist Tier. Der Mensch ist selbst ein Lebewesen das keine eigenständige Entstehungsgeschichte hat. Er hat dieselbe Entstehungsgeschichte wie die Tiere, einigen näher, anderen ferner verwandt. Der Mensch hat sich für etwas Besseres gehalten, was ihm hier abhanden kommt. Daraus ergib sich die zweite Kränkung. 3. Psychologische Kränkung: Freud 1900 „Traumdeutung“: Wenn man schon davon ausgeht, dass man vom Ort nicht mehr das Zentrum ist und eigentlich einer Tierart angehört, dann muss einem trotzdem bewusst sein, dass durch die Handhabung des eigenen Bewusstseins der Mensch aus den Tieren deutlich heraustritt. Mit der Entdeckung des Unterbewussten erkennt der Mensch ganz klar, dass es Dimensionen im eigenen ICH gibt, die man nicht bewusst steuert. Das, worauf Freud hier abzielt ist das ES. Es ist auch nicht Vorbewusst (da es nicht ins Bewusstsein gehoben werden kann), sondern im Unterbewussten. Es gibt eine Schicht in den Menschen, die nicht so leicht zugänglich ist und uns trotzdem stark beeinflusst. Der Mensch muss zur Kenntnis nehmen, dass er nicht alles kann. Das lässt sich der Mensch natürlich nicht so gerne sagen. Es gibt Dimensionen im Menschen die den Menschen in der Hand haben. („ Mensch ist nicht mehr Herr im eigenen Haus“). Weil diese Erkenntnis eine Kränkung ist, deshalb wird er so schwer angenommen. Seine Erkenntnisse sind also kränkend und die möchte man nicht so wirklich annehmen. Diese drei Grundkränkungen sind, laut Freud, Zeichen dafür, dass der Mensch sich immer mehr verliert. Er verliert seinen kosmischen Platz, seinen angestammten Platz innerhalb der Welt und letztlich verliert er die Verfügbarkeit über sich selbst. Der Mensch wird von der Selbstbeurteilung, die sehr hoch gewesen ist, immer tiefer gestellt. Von diesen Schocks haben wir uns bis heute nicht erholt. Es prägt uns sehr tief, trotzdem es naturwissenschaftlich unsinnig ist. Dem Menschen wird kein höherer Wert, als anderen Tieren zugeschrieben. Der Mensch behauptet sich dagegen selbst noch einmal. Trotz dass das so ist, möchte der Mensch sein eigenes Selbstbewusstsein steigern. Wenn der Mensch heute über sich nachdenken möchte, kann er nicht so tun, als wären diese Kränkungen nicht passiert. Interkulturell könnte diese Frage auch beachtet werden. Das ändert die Sicht natürlich. Es gibt verschiedene Versuche diese Kränkungen weiterzuführen. Die folgenden drei Kränkungen könnte man auch biologische Kränkungen benennen: 4. Ethologische Kränkung ca. 1910- Heinroth: Ausarbeitung der Ethologie. Der Mensch ist in seiner Biologischen Sphäre betroffen. Das Verhalten wird angesprochen. Diese Kränkung wird an Oskar Heinroth gehängt, der der Gründer der Verhaltensforschung war. Er hat den Versuch gemacht das Verhalten der Menschen mit dem Verhalten der Tiere zu parallelisieren. Die Verbindung zwischen Tier und Mensch ist hier noch einmal aufgegriffen. Der Mensch stammt nicht nur genetisch vom Tier ab, sondern hat auch ein ähnliches Verhalten. Z.B: Aggressionsverhalten, Reaktion auf Kindchenschema,… Das genetische Band und das Verhaltens-Band spannen sich zwischen Mensch und Tier. 5. Epistemologische Kränkung 1941-Konrad Lorenz: (Episteme= Wissenschaft) „Kants Lehre vom a priori im Lichte gegenwärtiger Biologie.“ Darin liegt folgende Aussage: Die Gegenstandserkenntnis ist nicht nur von den Dingen, sondern auch vom erkennenden Subjekt geprägt. Den Gegenstand macht auch das Subjekt mit aus. Das erkennende Subjekt prägt den Gegenstand mit. Wenn man die Welt denkt; danach unser Sonnensystem; die Milchstraße; dann denkt man das ganze Universum. Und was geht über das Universum hinaus. Wenn man das Universum als Kugel denkt kann man theoretisch etwas außerhalb auch denken. Das Denken sagt uns, dass wir es uns so nicht vorstellen können, aber wir tun es einfach. Kant sagt, wenn wir auf uns selbst schauen können wir uns keinen Gegenstand vorstellen, der nicht räumlich ist. Wir können uns die Welt nur so vorstellen, dass sie räumlich ist. An der Erkenntnis muss etwas vom Subjekt dran sein. Die Sinnlichkeit selbst ist vorgeprägt. Außerdem auch der Verstand. Insofern der Mensch ein Verstandeswesen ist, ist er so konstruiert. So wie das Ding an sich ist, so haben wir keinen Zugang dazu. Es ist immer gefiltert durch unsere Zugänge. Das ist subjektiv nicht unterschiedlich, sondern es hängt an der Vernünftigkeit des Menschen selbst dran. Da wir Menschen sind, sind wir so strukturiert. Das ist, sagt er, zeitlich nicht variabel. Es ist auch psychologisch nicht bedingt. Die Grundstruktur der Welterfassung bleibt gleich. Daran übt Lorenz Kritik. Er sagt, das „erkenntnistheoretische Apriori ist eigentlich ein phylogenetisches Aposteriori“. Die Ontogenese ist die Entwicklung eines Individuums. Die Genese (das Werden) und das Onto (das eigene Sein) bilden die Ontogenese. In der Ontogenese wird ausgesagt, dass sich das eigene Sein entwickelt. Die Phylogenese ist die Entwicklung einer bestimmten Spezies. Apriori (vor) und Aposteriori (nach) aller Erfahrung. Man kann es auch als durch die Erfahrung definieren. Man muss die Erfahrung manchmal vorher machen und kann dann erst etwas aussagen. Manchmal kann man es aussagen bevor man es erfahren hat. Es gibt bei Kant Bedingungen der Möglichkeit für die Erfahrungen (dreistufig). Wir machen Erfahrungen, müssen nicht, aber können. Die Möglichkeit von Erfahrung. Dafür, dass Erfahrungen überhaupt möglich sind, dafür gibt es Bedingungen. Die Bedingung der Möglichkeit ist z.B. das im Subjekt strukturierte Raumverständnis. In mir gibt es die Bedingung, dass die (Raum)Erfahrung möglich wird. Ich ordne die Welt kausal. Hume sagt es gibt keine Ursache für anderes. Kant sagt, aber wir setzten Kausalbeziehungen. Er ist aber auch vorsichtig. Rationalisten sind sehr viel radikaler. Ich gehe von einer Erfahrung aus. Mein Gedanke ist so strukturiert, dass ich diese Erfahrung grundsätzlich machen kann. Die Kausalität oder Räumlichkeit findet man nicht in der Welt. Auch den Raum findet man nicht draußen in der Welt, sondern in mir. Das heißt, es sind Bedingungen für die Möglichkeit der Erfahrung. Diese Möglichkeiten bringt das Subjekt mit und die sind durch die Zeit gleich. Lorenz sagt, dass das nicht stimmt. Er meint die Apriorischen Strukturen sind Strukturen, die sich durch die Evolution heraus entwickeln. In der Phylogenese hat sich heraus kristallisiert, dass man die Welt am besten so wahrnehmen kann. Lorenz dynamisiert das Ganze. Die Selbstanwendung auf den, der sie macht ist schwierig, wenn sie immer dynamisch ist. Die Selbstanwendung des Satzes ist schwer möglich. Die Evolutionäre Erkenntnistheorie geht von diesem Satz von Lorenz aus. Kränkung besteht darin, dass sich der Mensch nicht sicher sein kann, dass die Welt so ist, wie er sie erlebt. Die Frage ist, „Was ist die Wirklichkeit wirklich“? 4. Einheit 23.10.2012 Zusammenfassung: Fragestellung von Sigmund Freud über die Schwierigkeiten der Psychoanalyse. Kränkungen die sozusagen die Eigenliebe des Menschen betreffen. Es braucht ein bestimmtes Maß an Narzissmus, sonst fühlen wir uns in der Kränkung nicht mehr wohl. Wissenschaftliche Erkenntnisse die Kränkungen verursachen hat Freud in drei Kränkungen dargestellt. Das sind die Kosmologische die Biologische und die Psychologische Kränkung. Man hat diese Kränkungen dann noch über 1900 hinaus geschrieben. Man hat die Ethologische Kränkung und die Epistemologische Kränkung. Damit, dass der Mensch Vernunft hat, ist auch verbunden, dass er diese 12 Kategorien auch hat. 6. Soziobiologische Kränkung: Wilson: Insekten sind Vorstufen der menschlichen Lebensform. Wie wir soziale Strukturen ausbilden liegt bereits in unserer Biologie. Rechts und Staatsverhältnisse wären dann alle biologisch grundgelegt. Unsere genetischen Grundbedingungen sind eigentlich immer egoistisch und nicht altruistisch. Jede altruistische Form die wir anderen gegenüber zeigen, ist versteckter Egoismus. Das haben wir evolutionär in uns verankert. Im Leben geht es eigentlich nur darum seine Gene weiterzugeben. Deshalb haben wir uns etwas einfallen lassen, wie wir zu Geschlechtspartnern kommen. Der Altruismus ist ein versteckter Egoismus, aber er hilft uns, dass wir uns nicht gegenseitig vernichten. Menschliches Sozialverhalten funktioniert nach biologischen Grundgesetzen. Das ist auch die Grundthese der Soziobiologie. Unsere Verhaltensweisen schauen aus als wären sie menschlich, sind aber eigentlich biologisch grundgelegt. Die Sozialformen gehorchen dem Grundgesetz, dass wir unser Erbmaterial weitergeben möchten. Aus diesem Grundprinzip heraus organisieren wir uns, so wie wir uns organisieren. Rechtsordnung soll etwas spezifisch Menschliches sein- hier kommt aber auf, dass es das nicht ist. 7. Computer (IT/ Technologische) Kränkung: Turkle: „Wunschmaschine“ Mensch wird als Computermodell verstanden. Sie hat für sich in Anspruch genommen eine neue Freudsche Kränkung zu erstellen. Der Mensch ist nicht mehr nur ein Tier, sondern der Mensch, als Tier wird dann weiter als Maschine erklärt. Der Mensch ist eine Einheit von Seele Leib- sie sagt der Mensch ist eine Einheit von Software und Hardware. Anders formuliert kann man sagen, dass der Mensch technisch herstellbar ist. Es gibt immer mehr technische Mittel, die man in den Menschen einsetzen kann. Der Mensch kann als technisches Konstrukt genauso leben wie als leibliches Konstrukt. Die Kränkung ist, wie weit man den Menschen in seiner Struktur durch technisches Konstrukt ersetzen kann. Medizinisch ist das ein großer Erfolg. Der Mensch ist aber kein besonderes Produkt der Natur mehr. Die Einzigartigkeit des Menschen wird plötzlich fraglich. 8. Ökologische Kränkung: Medows 1972: „Grenzen des Wachstums“ Man hat ausgerechnet wie lange die Öl- und Kohlevorkommen noch ausreichen. In dem Artikel ist man auf eine zeitliche Beschränkung von 30 Jahren gekommen. Man müsste sich auf andere Ressourcen umorientieren. Das Bewusstsein über ökologische Grenzen tritt auf. Die Kränkung besteht darin, dass der Mensch so gelebt hat, dass er das, was er brauchte aus der Natur herausgeholt hat. Es kann sich selbst beschränken, aber nicht so weit, dass er sich damit das Leben retten kann. Wir sind nicht in der Lage so zu leben, dass wir unser eigenes Überleben sichern können. Ethisch und intellektuell stoßen wir da an unsere Grenzen. 9. Neurobiologische Kränkung: Roth, W. Singer (z.B.): Es geht darum, dass unser Gehirn das ist, was unsere Persönlichkeit ausmacht. Gibt es so etwas wie eine Willensfreiheit überhaupt, oder sind wir durch unser Gehirn so bestimmt, dass wir aus dieser Verhaltensstruktur gar nicht auskommen. Daraus entsteht auch die Frage, ob es überhaupt einen Geist gibt? Existiert der Mensch vielleicht nur aus Materiellem. Geist und Seele werden damit eine Systemeigenschaft des Gehirns. Diese Grundtheorie verbindet sich auch oft mit der IT Kränkung. Wäre man technologisch fähig dieses Gehirn nachzubauen, so, dass dann auch ein Geist entsteht. Willensfreiheit und Geist des Menschen ist eine Illusion. Das gibt sich das Gehirn selbst vor, damit Kultur entstehen kann. Ein freies Wesen zu sein, ist also eine Illusion. Unser Strafrecht ist darauf fundiert, dass der Mensch ein freies Wesen ist. Man muss eine Tat in Freiheit begangen haben, wenn man zur Verantwortung gezogen werden soll. Wenn wir alle nicht frei wären, wären wir auch alle nicht straffähig. Unser System würde also nicht mehr funktionieren. Freiheit und freies Handeln wird problematisch. Bin ich überhaupt ein freies Wesen. Oder ein soziales Wesen außerhalb der Biologie. Das sind Grundfragen die am Selbstverständnis des Menschen rühren. Mit diesen Fragestellungen ist klar, dass die Anthropologie viele Fragestellungen hat, die sie versuchen könnte zu lösen. Es ist aber meist nicht möglich diese Fragen zu beantworten. 2.2 Die bio-medizinische Infragestellung bisheriger Menschenbilder durch das Genom- Projekt Genom-Projekt: Projekt der Entschlüsselung des menschlichen Genoms. Eine große Herausforderung war er das menschliche Genmaterial zu erforschen. Die Frage ist, wie schaut chemisch das Basisdepot des Menschen aus. Darwin hat nicht genau gewusst wo diese Weitergabe der Eigenschaften stattfindet. Man muss sich anschauen wo diese Informationen kodiert sind. Dieser Informationsspeicher ist chemisch. Wenn also an chemischen Verbindungen etwas geändert wird, ändert sich etwas. 1953 haben Watson und Crick entdeckt, dass dieser Informationsspeicher die DNA ist. Als Informationseinheiten gibt es da nur 4 Basen in denen die Information liegt. Was befindet sich alles auf einem Genom? Einen großen Teil macht die Junk DNA aus. Welche Funktion diese Junk DNA hat weiß man heute auch noch nicht so genau. Im Prinzip hat man eine Information aus der Eiweise „gemacht“ werden. Unsere Erklärungsmöglichkeit ist dadurch bestimmt, dass wir ein Modell, eine Information für uns selbst bekommen. Auch Codes werden weitergegeben. Unser Bauplan funktioniert nach einem Modell der Information und Codierung. Das sind die beiden Grundbegriffe unseres biologischen Selbstverständnisses. Warum gibt es dann Mutation? Wo setzt Mutation an? Die zweite große Strömung ist die Embryologie. Man braucht eine neue Grundkategorie braucht mit der man sucht. Dabei ist der Begriff der Information aufgekommen. Mit diesem Modell wird mittransportiert, dass bei Kodierung auch immer Fehlkodierung vorkommen kann. Ich kann also genetische Veränderungen durchführen. Wenn ich den Grundbauplan des Menschen kenne, weiß ich auch, wo ich eingreifen muss, damit ich den Menschen verändern, (heilen) kann. Dazu kommt noch, dass man auch in den gesunden Menschen eingreift und ihn optimiert. Man versucht zuerst die Taufliege zu entschlüsseln. Danach hat man versucht das gewonnene Wissen auf den Menschen anzuwenden. Anhand eines Menschen haben sie diese Erforschung geplant. Es gab bei dieser Entdeckung einen Wettstreit. Schlussendlich wurden die Ergebnisse gleichzeitig publiziert. Es hat sich herauskristallisiert, dass man zumindest an einem Menschen einmal weiß, was seine Grundidee ist. Dahinter steckt die Idee, dass man mit diesem Wissen über den Menschen auch eingreifen kann. Die philosophische Fragestellung beschäftigt sich damit, ob man rein mit der genetischen Information wirklich den gesamten Menschen definieren kann. Gibt es dann kein Geheimnis mehr in diesen Menschen. Grundalternativen: Materie –(Mensch)-Geist Natur- Kultur Selbstverständnis des Menschen in diesen Alternativen. Es ist oft die Frage, ob man diese Grundalternativen verschieben kann. Auch wenn man die Kränkungen negativ empfindet, gibt es viele, die sagen, es ist halt einmal so. Man kann aber auch behaupten es ist nicht so schlimm. Wie versteht sich der Mensch selbst. Die Alternativen werden klar. Das zweite Thema ist die Verfügung über den Menschen. Wie weit darf er über sich selbst verfügen und wie weit nicht. Das ist etwas, das den Menschen schon immer beschäftigt hat. Heute wird die biologisch, technische Manipulation des Menschen möglich. Manipuliert hat sich der Mensch aber schon immer- z.B. durch Bildung. Die Frage was ist durch diese Erkenntnisse besser geworden? - Für den einzelnen Menschen. Heute kann das für einen Menschen in einem Tag durchgeführt werden und kostet nur 1000 US Dollar. 5. Einheit 30.10.2012 Zusammenfassung: Die drei klassischen Kränkungen wurden noch um ein paar erweitert. Ethologische Kränkung, die in Verbindung mit Heinroth steht- ist mit Darwin verknüpfbar. Epistemologische Kränkung Hat sich die menschliche Erkenntnis verändert? Man hat eine phylogenetische Geschichte der Erkenntnisse vor sich. Die biologischen Epochen haben anders ausgesehen. Die Äußerungen warum das so sei, ist wieder anders. Außerdem kann man auch die Sozialform des Menschen biologisieren. Die Sozialstruktur des Menschen leitet sich biologisch ab. Kränkung ist, dass nicht einmal das soziale und rechtliche etwas spezifisch Menschliches ist. Nach der Soziobiologie ist dann auch noch die Frage, ob man den Menschen technisch reproduzieren kann. Nach der Frage, ist der Mensch ein Tier? – ist er dann vielleicht auch eine Maschine? Die Thematik die eröffnet wird, ist jene der IT Forschung. Die Herstellbarkeit des menschlichen Gehirns ist die Grundlage. Ist die Information des Menschen auf eine Maschine transformierbar? Eine weitere Frage die mit den „Grenzen des Wachstums“ verbunden sind, ist die Kränkung, dass der Mensch ein Wesen ist, das von der Umwelt abhängt. Da die Umwelt auch vom Menschen abhängt, kann es schlimmstenfalls so weit kommen, dass der Mensch sich selbst ausrotten kann. Die letzte Kränkung ist die neurobiologische Kränkung (Mischung aus 3. und technologischen Kränkung) – Das Selbstbewusstsein kann nicht als spezifisch menschlich dargestellt werden, da es biologisch erklärt wird. Die Frage stellt sich, wo jetzt neu gedacht werden muss. Es gibt immer mehr Komponenten, dass der Mensch nicht über sich selbst bestimmen kann. In 2.2 stellt sich die Frage, ob sich der Mensch sosehr selbst in Griff bekommen kann, dass er selbst an sich Hand anlegen kann. Das ist bekannt geworden unter dem Genom-Projekt. Die Idee dahinter ist jene: Wenn es stimmt, dass der Bauplan des Menschen chemisch codiert ist, dann muss man die Frage stellen, wo liegt dieser Code. Mit der Entdeckung der DNA hat sich diese Frage einer Lösung angenähert. Genau kann man die DNA aber noch nicht so bearbeiten, dass man z.B. Erbkrankheiten beeinflussen kann, was positiv ist. Weiter ergeben sich auch negative Aspekte wie, dass der Mensch beeinflussbar ist. Man könnte „Wunschkinder produzieren“. Man kann die eigene Erbinformation heute einsehen. Die Frage ist trotzdem noch welche Eigenschaften an welcher Stelle und wie verschlüsselt liegen. Was wir phänotypisch sehen muss genotypisch lokalisiert werden. Der Mensch ist also rückführbar auf die Information die ihn ausmacht. Da kommt sofort die Frage auf: Ist der Mensch nur das? Die Grundidee ist, dass der Mensch die Summe der Erbinformation ist. Was wir heute am Menschen tun/verändern dürfen und was nicht, ist heute eine sehr präsente Frage in der Ethik. 2.3 Der Anfang und das Ende der Menschen in der Diskussion Diese Erkenntnisse sind mit den biologischen Kränkungen verbunden. Wie kann der Mensch sich erheben und selbst wieder in die Hand nehmen und biologische Souveränität zurückgewinnen. Anfang des Menschlichen Lebens Neben der Entschlüsselung des menschlichen Genoms gibt es auch andere Versuche über den Menschen zu entscheiden. Einer der ersten Aspekte in diesem Bereich war die Diskussion bezüglich des Schwangerschaftsabbruchs. Die Lösung war eine sehr salomonische. Man regelt es so, dass der Schwangerschaftsabbruch illegal ist, aber straffrei. Der Schwangerschaftsabbruch fällt also nicht aus dem Gesetzbuch hinaus, er ist aber straffrei. Mit der Auflage, dass man sich vor dem Schwangerschaftsabbruch beraten lässt. In Ostdeutschlang gab es, wie in Österreich, eine Fristenlösung- Abbruch ist in den ersten 3 Monaten möglich. In Österreich ist es in dem Sinn seit den 70ern gelöst. In Deutschland hat es eine große Diskussion gegeben in die sich die Kirche auch eingeschaltet hat. Die Kirche lehnt einerseits den Schwangerschaftsabbruch natürlich ab. Ohne Beratung kann man gar keinen Abbruch vornehmen. Die Kirche hat sich entschlossen auch Beratung anzubieten. Damit war es also möglich mit kirchlicher Bescheinigung ein Kind abzutreiben. Dem Vatikan hat das nicht gepasst, was eine Diskussion des Vatikans mit der deutschen Bischofskonferenz herausforderte. Im Endeffekt wurden die kirchlichen Beratungsstellen abgeschafft. Die anthropologische Frage bei dieser Debatte ist auch: Ab wann ist ein Mensch ein Mensch? Ist ein Embryo ein Mensch? Ist er also nicht oder schon tötbar? Ethisch ist der Zeitpunkt sehr wichtig. Ab welcher Frist ist ein Mensch ein Mensch und dementsprechend auch sein Leben schützbar. Die Frage ist, ab wann man dem Menschen die Menschenwürde zuspricht. Es gibt keine Position die besagt, dass der Mensch schon vor der Verschmelzung des Samens und des Eis entsteht. Es gibt Vertreter, die den Anfang des Menschseins bei dieser Verschmelzung ansetzen. Der späteste Zeitpunkt der vertreten wird, ist im 1 oder 2. Lebensjahr. Oder er wird gar nie ein Mensch. auch die Position ist vertreten, dass der Mensch durch das ICH sagen bezeichnet wird. Solange der Mensch sich als ICH bezeichnet ist er ein Mensch. Oder der Mensch ist ab dem Zeitpunkt ein Mensch, da er einen Wunsch äußern kann. Das ist aber in den ersten Lebensmonaten nicht möglich. Singer setzt Kriterien an. Wenn von diesen 15 Kriterien mindestens 10 erfüllt sind, ist der Mensch ein Mensch. Ein Schwein kommt bei dieser Klassifizierung besser weg, als ein einmotoriger Säugling. Menschsein ist darin das Passen in eine Klassifizierung. Wer diese Klassifizierung aufstellt ist wieder eine ganz andere. Dass die Menschenrechte gelten ist unbestreitbar. Aber für wen die Menschenrechte gelten kann hinterfragt werden, dann ist die Instanz nicht tötbar. Der Personbegriff und der Wesensbegriff sind für den Menschen maßgeblich. Die Frage nach dem Menschen ist auch die Frage, ob der Mensch der Natur auf die Sprünge helfen kann. Die IVF- Künstliche Befruchtung. 1978 ist die erste Frau durch diese Technik auf die Welt gekommen. Schwierig wird jetzt die Elternschaft. Was bedeutet es Vater, oder Mutter zu sein. Die Samenspende ist schon akzeptiert. Muttersein als natürliche Mutterschaft, als Leihmutter oder als soziale Mutter. Für Väter gibt es die Möglichkeiten Samenspender zu sein. Diese typischen Vaterund Mutterrollen werden mehrfach gegeben. Mit der Reproduktion des Menschseins gibt es plötzlich Uneinigkeiten. Weiteres haben sich Diagnoseverfahren ergeben. pränatale Diagnostik- Präimplantationsdiagnostik (PID und PND). Bei der pränatalen Diagnostik macht man als schwangere Frau gewisse Untersuchungen. Ab dem Alter von 35 wird eine Fruchtwasseruntersuchung empfohlen. Dabei wird man durch die Bauchdecke punktiert, was ein gewisses Risiko für das Kind bedeutet. Dadurch kann man feststellen, ob das Kind Trisomie 21 hat oder nicht. Wenn man diese Untersuchung früh genug macht, kann man das Kind noch abtreiben. In der Schweiz gibt es ein neues Diagnoseverfahren, wobei man rein durch Blutabnahme dieselben Erkenntnisse gewinnen kann. Die Frage ist rechtlich, ob man dieses Verfahren patentieren darf. Eine Frau hat einen Arzt (Arzt hat sie nicht rechtzeitig beraten und sie hat ein behindertes Kind bekommen)geklagt und das Kind ist dabei als Schadensfall angegeben. Kann ein Mensch für einen Menschen ein Schadensfall sein? Wenn man ein behindertes Kind bekommt, hat man es früher als Schicksalsschlag hingenommen. Eltern sagen, sie möchten in der Freiheit stehen zu wissen, ob sie abtreiben oder nicht. Wenn mir dies jemand vorenthält, muss diese Person dafür geradestehen. Präimplantationsdiagnositik setzt IVF voraus. Der Embryo im Glas kann aus gewissen Gründen nicht eingepflanzt werden. Je mehr man über Gene und folgedessen über Eigenschaften weiß, desto stärker tritt die Frage auf, welche Gründe dafür sprechen können, dass ich eine Implantation nicht mache. Kann man erlauben, dass z.B. vom Geschlecht her selektiert wird? Für eine Frau ist es belastend Eizellen zu entnehmen. Die Frage ergibt sich, wie viele Eizellen der Frau entnommen und wie viele eingepflanzt werden. Befruchtet man mehr und dann setzt man nur zwei oder drei ein. Was passiert mit den übrigen Embryonen. Sie werden meist eingefroren. Wenn die Frau beide verliert, kann man diese wieder auftauen und diese einpflanzen. Wenn es aber funktioniert und zu einer Schwangerschaft kommt, müssen die übrigen Embryonen ein Jahr aufbewahrt werden und danach werden sie zerstört. Die nächste Frage die sich ergibt ist, ob diese übrigen Embryonen zu Forschungszwecken verwendet werden? Die Frage ergibt sich auch im Bezug auf das Klonen. Können Zellen eingesetzt werden und zerstörte Zellen ersetzen. Im Vierzellen-Stadium kann jede Zelle noch eine andere Information annehmen. Man kann auch eine Zelle ausräumen und eine andere genetische Information einpflanzen. Auch die Stammzellenforschung ist hier zu erwähnen. Stammzellen sind jene Zellen die noch alle möglichen Informationen annehmen können. Es gibt aber auch adulte Zellen, die Erwachsenen entnommen werden. Sehr beliebt ist bei embryonalen Stammzellen z.B. Nabelschnurblut. Klonen: Man kann identische Embryonen herstellen. Das sind eineiige Zwillinge. Genetisch sind diese ident. Solche Lebeweisen gibt es öfter. Dolly z.B. war das erste geklonte Schaf. Man muss eine Zelle entkernen und dasselbe Material noch einmal einsetzen. Man unterscheidet das reproduktive Klonen vom Therapeutischen Klonen. In England gab es ein Beispiel: Ein Kind hatte eine Lungenkrankheit. Die Eltern hatten mehrere Kinder. Eines dieser Kinder hatte eine Krankheit. Mit Bluttausch wäre es möglich gewesen das Kind zu heilen. Die Eltern entschieden sich dafür durch IVF noch ein Kind zu bekommen, damit es seinem Geschwisterchen Blut spenden kann. Dieses Kind ist nicht geklont, aber man untersucht es, damit es ein idealer Spender ist. Man „erzeugt“ einige Embryonen und setzt die ein, die die richtigen Stoffe im Blut haben. Daraus ergibt sich die Frage des reproduktiven Könnens. Warum klont man nicht einen Zwilling und hat dann eindeutig die richtige „Geninformation“ um Krankheiten zu heilen. Dieses Klonen ist Menschenzüchtung und deshalb verboten. Das therapeutische Klonen ist, wenn ein Embryo IVF erzeugt wird. Aus diesen Zellkulturen des Embryos kann man Gewebe züchten, die dann auch andere Leute wieder heilen kann. Die Frage die sich stellt, ist immer wieder die gleiche. Der Mensch der so „hergestellt“ wird, ist das ein Mensch mit eigener Würde. Ist das ein Mensch im Werden, oder ein werdender Mensch. Ein werdender Mensch ist ein Mensch der sich entwickelt. Ein Mensch im Werden ist ein Lebewesen das erst Mensch wird. Die Frage ist, womit dieser Menschenwürdebegriff verknüpft ist. Traditionell wird er philosophische mit dem Freiheitsbegriff verknüpft. Die Menschenwürde kommt dem Menschen zu indem er frei leben kann. ist also ein Mensch der nicht frei ist, auch ein Mensch ohne Würde? Der Mensch ist schon Mensch hat aber die typisch menschlichen Fähigkeiten noch nicht real, sondern nur das Potential dafür. Eine wichtige Frage ist in all diesen Konzepten: Ist der Begriff der Menschenwürde dem Lebewesen zusprechbar oder nicht? Dahinter steht noch die Frage ob Würde überhaupt zusprechbar, oder absprechbar ist? Anthropologie geht davon aus, dass der Mensch Würde hat, die einem niemand geben und niemand geben kann. Im römischen Recht hat der Pater familias das Kind akzeptiert oder nicht. Je nachdem hatte es dann diese Würde oder nicht. Auch wenn das genetisch sein Kind war, musste es erst anerkannt werden. Wenn man an einem Lebewesen eine Würde feststellen kann, dann hat es die Würde, ohne, dass sie ihm gegeben oder genommen wurde. Nach den Kriterienkatalogen ist Würde zusprechbar, danach braucht es aber eine Kommission die das bestimmt. Früher gab es den Grundsatz: Vom Menschen geboren, also Mensch. Ist die Würde zusprechbar oder nicht? Und wenn man dir Würde feststellen kann, kann man sie dann auch wieder absprechen? Das Problem kann auch temporal angegangen werden. Dabei stellt man die Frage, von wann oder bis wann ein Mensch ein Mensch ist. Eine konkrete Frage ist hier der Todeszeitpunkt. Ab wann ist ein Mensch wirklich tot? Es gibt den Herztod und den Hirntod. Wer Gehirntod ist, muss nicht unbedingt Herztod sind. 6. Einheit 8.10.2012 Zusammenfassung: Das letze Mal wurden Fragestellungen behandelt, die oft in die Ethik führen. Die Grundfrage war, wie man von der Kränkung von Darwin her den Menschen definiert. Wie kann man zur Information des Menschen Zugang finden. Wenn es einen biologischen Schlüssel dafür gibt, muss er irgendwo liegen -> Entdeckung der DNA. Welche Fragestellungen ergeben sich aus dieser Information. Das Genom-Projekt ist dabei ein wichtiger Punkt. Ein großes Thema sind IVF, Schwangerschaftsabbruch und auch das Klonen. Wichtig ist dabei die anthropologische Frage, die oft mit dieser medizinethischen Thematik verbunden ist, nach der Würde des Menschen. Mit der Akzeptanz der Menschenrechte kommt auch die Menschenwürde auf. Die Menschenwürde hat in den ethischen Fragen auch immer den Aspekt einer Veränderung. Wird die Würde an das Wesen Mensch geknüpft, oder an den Person-Begriff. Ende des menschlichen Lebens Diese Fragestellungen sind oft parallel mit den Fragen rund um den Beginn des Lebens. Menschenrecht bringen ethische Probleme auf, die wiederum mit der Anthropologie verbunden sind. Es entsteht ein ökonomischer Druck, da in den letzten Lebensjahren 50% der Kosten, die der Mensch vom Gesundheitssystem benötigt, anfallen. Wo kann medizinische Leistung nach (ökonomischen) Ressourcen einteilen? Kann es verantwortlich sein lebensverlängernde Maßnahmen nicht mehr zu setzen? Nach dem hypokratischer Eid muss man eigentlich Leben schützen und verlängern wo es geht. Patienten und Patientinnen haben aber auch Verfügungen über sich selbst. Zwischen diesen beiden Bereichen spielen sich dann die Handlungen ab. Es gibt in Österreich zwei Stufen der Patientenverfügung. Wie weit kann ein einzelner Mensch über sein Leben verfügen? Wie weit kann ein zweiter oder eine dritte Person über das Leben einer Person bestimmen? Hier kommt die Problematik der Euthanasie (bedeutet eigentlich guter Tod) auf. Bei der Sterbehilfe unterscheidet man sehr stark zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe. Da ist auch die Frage aufgekommen, was ist erlaubt und was nicht? Beihilfe zum Suizid z.B. ist das erlaubt oder nicht? Inwieweit kann ich über mich verfügen und inwieweit kann jemand Fremder über mich verfügen. Was sich daraus ergibt ist die Palliativmedizin, welche keine lebensverlängernden Maßnahmen setzt, aber die Patienten möglichst schmerzfrei hält. Teilweise ist diese Schmerztherapie sogar lebensverkürzend, dafür aber schmerzfrei. Neben der Frage der Würde kommt hier auch die Frage der Autonomie auf. An die Menschenwürde wird eine Verfügbarkeit geknüpft oder nicht. Wie weit ist der Mensch selbst Herr /Frau seiner eigenen Behandlung. Inwieweit ist die Selbstbestimmung des Menschen wirklich selbst bestimmt? Das autonome Subjekt ist Selbstzweck. Man betrachtet den Menschen nicht als Mittel sondern als Zweck. Wenn diese Autonomie des Menschen dahin übertragen wird, dass er nicht nur Zweck für andere ist, sondern dass andere Menschen über die Autonomie hinweg nichts zu entscheiden haben, kommt auch die Frage auf in welcher Autonomie man über sich selbst entschieden hast. Wenn Menschen nicht mehr autonom entscheiden können, müssen andere für sie entscheiden. Wie ist es z.B. mit behinderten Menschen, die entmündigt sind und deren Fortpflanzung. Kann ein Vormund einen behinderten Menschen, der ihm anvertraut ist, sterilisieren lassen. Die Autonomie des Menschen ist nicht so groß, dass sie selbst entscheiden könnte, kann aber ein Vormund soweit in die Autonomie jemand anderes eingreifen? Wie ist es bei Komapatienten? Darf man die Maschinen abschalten? Ist das abschalten einer Herz- Lungenmaschine Tötung, wenn der Hirntod schon vorliegt? Würde- Autonomie-Tod. Die Frage nach dem Tod hängt natürlich mit den anderen Aspekten zusammen. Erlanger Baby: Eine Frau wurde bei einem Verkehrsunfall so schwer verletzt, dass sie Hirntod ist, das Baby in ihrem Bauch aber lebt. Die Frau ist rechtlich tot, das Kind aber lebendig. Die Frau war solange an die Herz-Lungenmaschine angeschlossen, dass das Kind geboren werden kann und überlebensfähig ist. In diesem Fall hat die Frau nicht lange genug überlebt und so ist auch das Kind gestorben. 2.4 Der neurobiologische Infragestellung traditioneller anthropologischer Begriffe Die anthropologische These, die damit verknüpft wird, berührt auch die Freiheit des Menschen. Es gibt viele Neurobiologen, die sagen, dass wir uns nur frei wähnen und es nicht wirklich sind. Kann ich von einem Ich überhaupt sprechen? Oder ist das Ich eigentlich auch eine Illusion die sich der Mensch zugelegt hat, die es in Wirklichkeit aber gar nicht gibt. Ethisch gesehen: Wenn es keine Freiheit gibt, gibt es auch keine Verantwortung. Wenn es keine Verantwortung gibt, gibt es auch keine Schuld. Damit ist das (europäische) Strafrecht in seiner Basis angegriffen. Wenn man nicht frei handelt, ist man nicht straffähig. Man müsste andere Kriterien entwickeln um (für andere gefährliche) Menschen weg zu sperren. Theologisch gesehen kann man sagen auch sündigen kann man nur durch die Freiheit. Es würde auch die Gnadenlehre hinfällig werden. Gerhard Roth: Menschen physikalisch erklären. Ab einer gewissen Komplexitätsstufe entsteht der Eindruck, dass es Geist gibt, oder der Geist wird eingestellt. Mit so einer Auffassung ist meist der Vorwurf eines Physikalismus verbunden. In gewisser Weise ein Reduktionismus. Man führt ein Phänomen auf etwas anderes zurück. Wenn es ein physikalischer Reduktionismus ist, besagt das, dass man das Phänomen Geist physikalisch beschreiben kann. Wenn man Geist beschreiben möchte, beschreibt man physikalische Strukturen, da der Geist daraus kommt. Er lehnt es ab ein Physikalist zu sein. Wenn er es ist, möchte er dem ein paar Bedingungen anfügen. Er sieht sich nicht als Reduktionist. Alle Phänomene sind, laut ihm, zwar physikalisch beschreibbar, aber die Physik selbst ist so differenziert, dass sie diese unterschiedlichen Formen einer materiellen Beschreibung in sich enthalten kann, deshalb sei sie nicht reduktionistisch. Physik kann die Wirklichkeit als Ganze erfassen. Gerade deshalb ist sie aber so weit zu fassen, dass andere Fachrichtungen physikalisch erklärt werden können. Sie möchte andere Fachrichtungen aber nicht ablehnen! Roth geht davon aus, dass die Physik nicht reduktionistisch ist. Die Physik ist aber die zentrale Methode zur Erfassung der Welt. Geist kann wie Wärme oder Elektrik als physikalischer Zustand beschrieben werden. Der menschliche Geist wird ein elektromagnetisches Feld. Bewusstsein ist ein Gehirnzustand. Gewisse Neuronenschaltungen bringen das Bewusstsein hervor. Warum aber, erleben wir das nicht so? Es sind zwei unterschiedliche Dinge, was etwas ist oder als was wir es erleben. Das Erleben führt uns dazu, dass wir einen Geist als etwas nicht Materielles erleben. Diesen Erlebnisgehalt machen wir zu einer selbstständigen Größe. Das Ich, der Geist und der Wille sind eigentlich naturwissenschaftliche Größen. Was aufkommt ist der Anspruch was die wahre Wirklichkeit ist. Ist es das Erleben? oder die Naturwissenschaft? Kann man den Menschen naturwissenschaftlich hinreichend erklären? Das ist Erlebnisgehalt. Ich erlebe mich als Geist obwohl naturwissenschaftlich klar ist, dass ich keiner bin. Ein Nicht-Physikalist hätte kein Problem damit zu sagen, dass ich das beschreiben kann, dass es im Gehirn gewisse Vorgänge gibt. Reflexe z.B. haben ihren Weg nicht ins Gehirn gefunden, das kann man Naturwissenschaftlich beschreiben. Es gibt aber immer etwas, das im Gehirn nachweisbar ist. Die entscheidende Frage ist, ob die Willensfreiheit und der Geist nichts anderes ist als ein physikalischer Zustand? Wenn es nichts anderes ist, ist es nicht selbstständig. Ich kann Willensfreiheit nicht physikalisch beschreiben als, als Zustandsgröße des Gehirns. Ontologisch gesprochen hat es keine Selbstständigkeit. Irgendwie muss sie Illusion sein. Geist zu beschreiben ist somit keine Aufgabe der Philosophie mehr. Gibt es eine Physik des Geistes? Wenn wir Geist sinnvoller Weise als physikalischen Zustand beschreiben wollen, müssen wir angeben können wo, wann und wie dieser Zustand auftritt. Eine wissenschaftliche Erklärung kann prinzipiell nur Mechanismen für Zustände angeben. Freiheit ist aber gerade so bestimmt, dass es kein Mechanismus ist. Wenn eine wissenschaftliche Erkenntnis bedeutet, dass ich Mechanismen erkenne, dann ist das Phänomen „Freiheit“ wissenschaftlich nicht fassbar. In der Wissenschaft wird die Konsequenz gezogen, dass es sie (Freiheit) also nicht gibt. Wissenschaft ist da dasjenige, das bestimmt, was wirklich ist. Ist die Form von Wissenschaft die als Wissenschaft gelten kann nur Naturwissenschaft? Es kann ja auch sein, dass es eine wissenschaftliche Erfassung der Welt gibt, die nicht naturwissenschaftlich ist. Naturwissenschaften erforschen in erster Linie quantitativ. Was ist aber mit der Qualität. Epistemologische Kränkung. Qualitätssprünge kommen dadurch vor, dass Komplexität so groß wird, dass ich Qualität brauche. Ist die Wirklichkeit nur als quantifizierbare Wirklichkeit wirklich? Gibt es nicht vielleicht Wirklichkeit die nicht quantitativ ist? Aus welchem Grund kann ich den Anspruch erheben, dass die Wirklichkeit nur in dieser Dimension erfassbar wäre? Vielleicht gibt es auch Dimensionen in der Natur die eine andere erfassbare Wirklichkeit ist? Nur wenn die Naturwissenschaft die Wirklichkeit hinreichend beschreibt wäre sie als einzige Wissenschaft zulässig. Woher kommt, bei Roth, dieser Anspruch zu behaupten, dass es die Willensfreiheit nicht gibt? Er sagt Willensfreiheit ist nur ein Gefühl. Sind Gefühle eine Möglichkeit Wirklichkeitszugang zu gewinnen? Oder ist es nur die Erkenntnis? Wodurch kommt es, wenn es keine Willensfreiheit gibt, zu einer Handlung? Roth sieht den Ursprung von Handlungen in einem „Gehirnentschluss“ (Roth). Wenn sich das Gehirn entschließt ist diese Frage dort wieder stellbar. Kann das Gehirn frei entscheiden? Im Gehirn gibt es einen Zustand, der mich etwas machen lässt. Das darf man eigentlich auch nicht sagen, da man das Ich herausnehmen muss. Roth: Durch einen Reiz von außen gelangen Neuronen ins Hirn. Durch die Neuronen wird ein Reiz ausgelöst. Im Gehirn kommt die „Handlung“/ der Entschluss zustande ohne, dass ich es weiß, da die Großhirnrinde noch nicht überschritten ist. Wenn der Reiz im Großhirn ankommt, muss er eigentlich schon vorbewusst begonnen worden sein, sodass ich schon gar nichts mehr tun kann, sondern ich handle so, wie es irgendwo in meinem Hirn begonnen wurde. Bevor mir etwas bewusst wird, habe ich also schon ein Bereitschaftspotential. Das Bereitschaftspotential bringt mich dazu etwas zu tun. Wenn es vorbewusst im Gehirn eine Erregung gibt, die in dem Zentrum ist, das dafür verantwortlich ist, dass ich Handlungen setze. Ich tue also Dinge von denen ich erst im Nachhinein weiß, dass sie schon vor meinem Bewusstsein im Hirn waren. Das heißt, dass ich nicht frei denke. Kornhuber und Theke haben dieses Bereitschaftspotential entdeckt. Sie haben es bei Versuchen eigentlich zufällig entdeckt. Es gibt eine Reaktion auf Außenreize in unserem Gehirn. Das setzt schon einiges in Gang. Sehr spät kommt erst der Punkt wo die Kaskade des Reizes die Bewusstseinsschwelle überschreitet und ins Großhirn kommt. Wenn im EEG etwas im Großhirn nicht angezeigt wird, ist es einem nicht bewusst. Man baut sich selbst die Illusion auf, dass man selbst Handelnder/ Handelnde ist. Dies muss aber doch nach irgendwelchen Regeln ablaufen. Er sagt wir kommen sozusagen als tabula rasa auf die Welt. Dann kommt der Mensch dazu, dass er ein „Bewertungsgedächtnis“ aufbaut. Von außen kommt ein Reiz, geht über das Bewertungsgedächtnis in den Bereich in dem eine Handlung ausgelöst wird und ins Bewusstsein. Bewertung ist hier eine neue Kategorie. Reiz Reaktionsmechanismen sind nie bewertet. Man schließt vom Faktischen darauf wie es sein soll. Warum weiß das Gehirn wie es sich zu verhalten hat? Warum hat ein Gehirn ein Soll oder nicht? Woher kommt so etwas wie ein Überlebenswille… Dann unterstellt man dem Gehirn schon einen Willen. Die Evolution weiß das. Dies bedeutet, dass die eigentlichen Antriebe unseres Verhaltens aus dem Unbewussten unserer Gedächtnisinhalte und dem damit verbundenen Verhalten stammen. Dies bedeutet, dass die aktuelle Entscheidung etwas zu tun unbewusst erfolgt. Gibt es eine unbewusste Entscheidung? Seine These ist, dass es eine Entscheidung des Gehirns gibt, die unbewusst ist. 7.Einheit 13.10.2012 Zusammenfassung: Auf der einen Seite palliativ und lebensverlängernde Fragen am Ende des Lebens. Viele ethische Problemstellungen werden aufgeworfen. Begriff der Würde wird relevant. Auch der Begriff der menschlichen Autonomie wird aufgeworfen. Außerdem stellt sich die Frage, ob es eine Definition des Todes gibt. Es gibt vier anthropologische Größen: der Geist, der Ich-Begriff, der Wille und die Freiheit/Willensfreiheit. Bei Roth läuft das Argument soweit, dass er meint es gibt keinen freien menschlichen Willen. Physikalismus ist gewöhnlich in der Wissenschaftstheorie als Reduktionismus eingestuft. Man reduziert das Gesamtphänomen als Teilphänomen. Der Mensch wird als Teilphänomen eines Biochemismus definiert. Diese reduktiven Versuche sind in den Einzelwissenschaften wichtig und erfolgreich. Kann man aber durch Reduktionismus den Menschen schlecht hin erklären? Ist der Mensch nicht mehr als eine physiologisch beschreibbare Größe z.B.? Für Roth würde man sagen: Natürlich ist der Mensch auch eine physikalische Größe. Methodologische Grundthese. Entweder ist die Welt wirklich nicht mehr als physikalisch fassbar, oder ich habe einen sehr weiten Begriff der Physik. Wie erkläre ich unter einer solchen Voraussetzung den Menschen? Physik bleibt ein quantitatives Verfahren der Wirklichkeitserfassung. Man kann mit den Naturwissenschaften Mechanismen feststellen, die nur über Wahrscheinlichkeiten beschreibbar sind. Mehr kann man eigentlich von einer Wissenschaft auch nicht verlangen. Eine wissenschaftliche Welterfassung mache ich quantitativ und gleichzeitig finde ich Mechanismen dafür. Einen menschlichen Geist kann ich nirgends finden. Man kann auch keinen Mechanismus finden, der den Geist beschreibt. Aber ich kann neuronale Muster /Gehirnverschaltungen finden. Zentrale These: Geist muss so erklärt werden, dass er eine Zustandsgröße des Gehirns ist. Gibt es die Willensfreiheit? Gewisse Handlungsmuster gibt es ja. Ich muss mir Handlungsmuster annehmen wie ein Bewertungsgedächtnis. Darin lagern sich Inhalte an. Wir verfügen sozusagen über eine standardisierte Handlung. Im Weiteren geht es in erster Linie um das Handeln. Handeln erfolgt aus freiem Willen. Wenn ein Reiz kommt und ich mir denke, ich möchte eine Handlung setzen, ist die Aktivierung im Gehirn schon längst erfolgt. Das Bewusstsein ist später als die Gehirnaktivierung. Wenn ich aber aus Freiheit handle, dann kann ich nicht sagen, dass das vorbewusst ist. Wenn uns etwas nicht bewusst ist, können wir es nicht planen. z. B: Wenn ich mir überlege, ob ich einen Bleistift fallen lasse oder nicht. Wenn ich mich dafür entschließe etwas zu tun, dann läuft der Reiz für die Handlung vorbewusst. Wenn man mit diesem Instrumentarium suchen, dann ist eigentlich schon vorentschieden, dass man freien Willen nicht finden kann, da man den freien Willen als Spontanität beschreibt. Spontanität bedeutet, dass ich aus mir etwas beginnen kann. Libet interpretiert die eigenen Versuche so, dass es möglich ist, dass vorbewusst eine Aktivität des Gehirns geschieht und ich selbst entscheide dann aber ob ich dies zulasse, oder nicht. Man kann physikalische Größen erfassen, man kann unendlich lange Kausalketten aufstellen. Es wird immer ein Dahinter geben. (Wie bei Kindern die immer „Warum?“ fragen). Indem ich mich für etwas entscheide kann ich eine Kausalkette beenden, oder beginnen (z.B. Beginn eines Studiums). Wenn ich Freiheit akzeptiere, kann ich davon ausgehen, dass ich Kausalketten beginnen lasse. Es ergeben sich zwei Möglichkeiten im Gehirn. Entweder ich lasse eine Kausalkette einfach zu, oder ich beginne oder beende eine. Bei Roth stellt sich die Frage, wer sich entschließt. Nicht das Ich, aber wer dann? Das Gehirn muss es sein. Entschließen hat eigentlich Freiheit vorausgesetzt. Das Gehirn entscheidet sich nicht frei! Deshalb gibt es keinen Entschluss, sondern einen Mechanismus. Somit gibt es keine Freiheit und folglich keinen Willen. Wie begründet er das? Kornhuber und Deecke haben das Bereitschaftspotential entdeckt. Vorbewusste gibt es eine Aktivität im Gehirn. Auf dieses Bereitschaftspotential stützt sich die Argumentation von Roth. Versuch: Die Versuchsperson hat einen Knopf vor sich und bestimmt ob, wie oft und wann sie den Knopf drückt. Gleichzeitig sind die Versuchspersonen an ein EEG angeschlossen. Der Punkt EMG bestimmt den Zeitpunkt zu dem der Knopf gedrückt wird. ( S= Berührungen datieren wir im Gehirn anscheinend immer vor. Der Berührungspunkt und die Empfindung von Berührung werden nicht gleichzeitig gesetzt.) Wenn ich den bewussten Wunsch hege zu drücken, kann man das Bereitschaftspotential schon 200ms früher messen, als man dann wirklich drückt. Noch einmal vorher, in dem Moment wo ich noch keine Vorausplanung habe, sind schon Gehirnströmungen messbar. Wenn man die Handlung vorausplant ist es noch einmal früher. Ich komme erst sekundär dazu mir diese Handlung zuzuordnen. Es gibt so etwas wie eine Erregung des Gehirns die vorbewusst ist, und die die Handlung dann bestimmt. Im Punkt von EMG fließt noch etwas ein, das ich nicht bestimmen kann. Für die negative Entscheidung gibt es keine Messungen, das Bereitschaftspotential ist aber trotzdem vorhanden. Die Konsequenz die sich ergibt ist, dass das Gehirn und das Ich verschmelzen. Das heißt dann auch, dass ich nicht wollen kann. Den Willen gibt es nicht. Das Gehirn bestimmt das vor, von dem ich im Nachhinein sage, dass es mein Wille gewesen ist. Die Konsequenz ist also klar, dass es keinen Willen gibt. Der Willensentschluss ist nicht die Ursache der Bewegung, sondern ein Begleitgefühl der Handlung selbst. Der Wille wird als Begleitgefühl interpretiert. Er wertet den Willen ab und stellt ihn als Gefühl/ Empfindung dar. Was ist dann ein willensstarker Mensch? Kann ich dann immer noch sagen, der Mensch hat keinen Willen?- JA. Es geht darum, was für das Gehirn das wichtigere ist. Das Gehirn hat anscheinend eine große Befriedigung, wenn es sich als stärkstes durchsetzt. Z.B. Ein Hungerstreik. Man hat von außen den Hunger, hat aber den eisernen „Willen“ nicht zu essen. Die Motivation nicht zu essen ist im Gehirn aber die stärkere, als der Hunger. „Sehr willensstarke Menschen sind überhaupt nicht frei, sondern von Zielsetzungen getrieben, mit deren Erreichen sie sich belohnen wollen.“ Wenn es keine Freiheit gibt, gibt es auch keine Verantwortung und auch keine Schuld. Wenn man aus Zwang etwas tut, kann einem die Handlung nicht zugeschrieben werden. Aus dieser Konsequenz sagen viele, dass dieses Konzept nicht so stimmen kann. Mit der Leugnung des Ichs gehen die Leugnung der Freiheit und die Leugnung des Willens einher. Dadurch ergibt sich, dass Menschen eigentlich komplizierte Organismen mit der Schaltzentrale Gehirn sind. Damit unser Zusammenleben gut funktionieren kann, sind wir dazu übergegangen, dass wir uns Schuld zuweisen, damit das gesellschaftliche Miteinander funktioniert. Durch unsere gesellschaftliche Sozialisierung haben wir uns angewöhnt uns als Willensfreie Ichs zu halten. Wolf Singer ist ein Neurobiologe. Aus dem Grund müssen wir schon anerkennen, dass der Wille kulturelle Bedeutung hat. Wir kommen aus einer ganz speziellen Perspektive darauf einen Willen anzuerkennen. Das ist dritter und erster Person-Perspektive. Ab dem Moment in dem ich von einem Ich sprechen kann, glaube ich einen freien Willen zu haben. Die dritte Person-Perspektive fällt in die Fragestellung des Beobachtens von außen. Ich bin ein/e Forscher/in die von außen hinschaut. Wenn ich nur in der dritten Person Perspektive vorgehe, komme ich nie dazu von mir selbst zu sprechen oder eine Ich-Perspektive einzunehmen. Man kann auch beide Perspektive verbinden. Singer sagt, wenn man in der dritten Person Perspektive ist, geht man auf etwas von außen zu. Hat jetzt die erste Person Perspektive einen Wirklichkeitsgehalt? Wenn man eigentlich die Wirklichkeit erforschen möchte, muss man in der dritten Person-Perspektive sein. Die erste Person hat zwar kulturelle Geltung, da es sich aus der Gesellschaft heraus entwickelt hat, hat aber eigentlich keinen Anspruch die Wirklichkeit zu erklären. Wir haben die Illusion einen Willen zu haben, da er uns kulturell hilft. Er ist uns anerzogen, existiert aber eigentlich nicht. (Exkurs: Heisenbergsche Unschärfereaktion: Ein Teilchen hat eine Lage und einen Impuls. Nach dem Impuls hat es wieder eine neue Lage. Es ist zeigbar, dass man für ein Teilchen nie die Lage und die dazugehörigen Impuls angeben kann. Man hat entweder die Lage, dann weiß man aber nicht wo es in einer Sekunde ist. Oder wir wissen einen Impuls und wissen aber nicht die Lage des Teilchens. Das ist die Unschärferelation. Es ergibt sich, dass es in der Natur Freiheit gibt.) Man muss aber die Willensfreiheit (dem Ich zugeordnet) und diesem Freiheitsbegriff (die Determinanten sind da, wir haben sie nur nicht zugleich). 8. Einheit 27.11.2012 Zusammenfassung: Frage nach dem freien Willen im Zusammenhang mit dem freien Willen. Roth und Singer waren Thema. Wir sind davon ausgegangen welche methodischen Grundvoraussetzungen Roth für sich in Anspruch genommen hat. Er ist kein radikaler Reduktionist. Mit den Methoden der Physik könnte man ein Weltbild aufstellen. Größen wie der freie Wille können physikalisch erklärt werden. Eine komplexe physiologische Struktur erklärt die „geistige Struktur“. Im Gehirn gibt es eine spezielle Strukturierung. Ein Potential ist vorhanden, das irgendeine Regung initiiert. Ein eingehender Reiz löst eine Reaktion aus. Über das Bewertungsgedächtnis (das auch vorbewusst ist- im Laufe des Lebens bilden sich spezielle Gedächtnisstrukturen) kommt es zu einer Bewegung. Danach kommt erst die Bewusstseinsschwelle. Eigentlich handelt das Gehirn. Ist das eine Verdoppelung des Problems? Habe ich irgendeine Entscheidungsinstanz im Gehirn? Aber man entscheidet ja nicht. Wie kann man das messen? Es gibt einen Versuch der dies erfasst. Kommentar und Kritik Das Bewertungsgedächtnis war auf Frage aufgetaucht, weil sich die Frage stellt, wie das Gehirn entscheidet. Roth sagt, dass man das zu Beginn erst durch Erfahrung gewinnen muss. Das wird dann im Bewertungsgedächtnis niedergelegt und wenn etwas Ähnliches auftritt, weiß das Gehirn wie es mit der Situation umgehen soll. Wie kann man von bloßen Beschreibungen Imperative herausbekommen? Eine Ebene ist die Argumentation von Roth. Er geht nicht so vor. Er leitet aus Gehirnstrukturen keine ethischen Grundsätze ab. Er tut es aber auf der Gehirnebene. Das Gehirn entscheidet sich für oder gegen etwas. Woher kommt das Kriterium nach dem klar gemacht wird, was die Reaktion sein soll? Wie kommt das Gehirn zu einem Soll? Das ist eine alte philosophische Frage. Wie kann man aus Seinsaussagen Sollaussagen ableiten. Der Naturalistische Fehlschluss (Hume, …). Das ist nicht möglich, dass man aus Seinsaussagen Sollaussagen hervorbringt. Das Gehirn kann rein aus seinen Strukturen Reaktionsmuster bekommen die ein Sollen implizieren. Ist das möglich? Ist da nicht in der Beschreibung schon der Naturalistische Fehlschluss versteckt? Wenn das Gehirn funktioniert bekommen wir aber keine Sollaussagen. Das Gehirn hat nicht mehrere Möglichkeiten. Es taucht gar kein Soll auf. Man darf als Folge auch nicht sagen, dass sich das Gehirn entscheidet. Es wäre eine kausale Verknüpfung, aber keine Entscheidung. Man kann keine ethische Grundkategorie einführen. Wenn es nur um Gesamtzustände des Gehirns geht, dann ist die Beschreibung des Zustandes auch die Ursache für die Wirkung. Dann müssen die Zustände, aber in einem kausalen Verhältnis zueinander stehen und nicht in einem Verhältnis in dem man sich entscheiden kann. Singer hat gemeint, dass man zwei Perspektiven annehmen muss. Die 1.Personperspektive ist eine kulturelle. Wir haben uns kulturell angewöhnt bestimmte Entscheidungen auf uns zu beziehen und auch die Verantwortung dafür zu übernehmen. Ich zu sagen, sich als freies Subjekt zu sehen, ist nichts, das naturwissenschaftlich abgedeckt werden kann. Es ist naturwissenschaftlich keine Größe, sie ist aber dennoch da. Sie kommt daher, dass wir uns dadurch das gesellschaftliche Zusammenleben erleichtert haben. Wenn ich wissen möchte, was es wirklich ist, dann muss ich die 3. Person-Perspektive einnehmen, denn diese ist wissenschaftlich. Subjekt- Objekt Spaltung. Subjekt betrachtet und Objekt ist das Betrachtete. Das Subjekt nimmt sich in seiner Eigenständigkeit und Individualität heraus. Ein Experiment muss z.B. von jedem Menschen zu jeder Zeit wiederholt werden können. Wenn man die 3. Person-Perspektive der 1. Person-Perspektive vor reiht macht man auch etwas mit der Wirklichkeit. Die 1. PP ist dann nicht die wirkliche Wirklichkeit, sondern nur etwas, das der Wirklichkeit vorausgeht. Wenn man die wirkliche Wirklichkeit kennen lernen möchte, muss man auch die Naturwissenschaft heranziehen. Die wirkliche Wirklichkeit ist mit Begriffen wie freiem Willen nicht erklärt. Diese Begriffe kann man auf das Eigentliche rückbeziehen. Kulturell könnte man dabei bleiben, man muss sich aber bewusst sein, dass es eine illusionäre Wirklichkeit ist. Es gibt Realitäten die ich nur durch die 3.PP nie erfahren kann. Was es für mich selbst heißt sterblich zu sein, das kann man nur für sich erfahren. Man kann es nie in eine solche Erfahrung bringen, dass ich mich selbst herausnehme. Man könnte schon messen, welche Gehirnbereiche aktiv sind etc. man kann aber trotzdem nicht ausdrücken, was wirklich Tod für uns bedeutet. Dass das reine Messen die Wirklichkeit schlechthin erfassen kann, kann man bezweifeln. Wahre Aussagen kann man so definieren, dass es jene sind, die bei der Wirklichkeit angekommen sind. Vielleicht ist Wahrheit ein strategischer Begriff. Braucht man Wahrheit immer? Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn wir die Spaltung der Atome nicht entdeckt hätten. Kann mit den Fingern zu schnippen z.B. als Entscheidung bezeichnet werden. Ich entscheide mich durch Gründe. Ich kann einen Grund nennen warum ich etwas tue. Ich mache eine Abwägung von Gründen und dann fälle ich eine Entscheidung. Gegner sagen im Grunde genommen ist von vornherein schon alles klar. Kann ich soweit gehen, dass ich sagen kann, wenn ich Gründe dafür oder dagegen angeben kann, dass es trotzdem keine freie Entscheidung ist. 2.5 Die Frage nach der technischen Herstellbarkeit des Menschen 2.5.1 Die Analogie von Leib und Maschine Analogie Leib= Hardware und Seele=Software. Das ist eine Übernahme aus der Computertechnologie. Der Mensch bestimmt sich aus den Produkten seiner selbst. Er setzt das Produkt mit dem Selbst gleich. Das Produkt ist als Produkt herstellbar. Wenn der Mensch sich selbst als Produkt versteht, versteht er sich auch als herstellbar. Künstliche Intelligenzforschung setzt die Voraussetzung so, dass man das, was man ist, produzieren oder reproduzieren kann. Der reale Leib ist nicht mehr die Grundbedingung meiner Existenz. Daraus ergibt sich ein dualistisches Grundkonzept des Menschen. Im Menschen tritt eine Dualität auf. Das was die Hardware ist, ist das, was für den Menschen die Vergänglichkeit ausmacht. Damit ist klar: Wenn ich die Ursache für meine Vergänglichkeit in einem dualen System des Menschen auf eine Seite schlagen kann und diese Seite parallel läuft mit dem Produkt des Menschen, dann könnte man sich so konzipieren, dass die Sterblichkeit wegfällt. Man kann die Einheit des Menschen in ein duales System unterteilen. Man kann den Menschen von einem dualen Produkt her verstehen. Wenn man das beides macht, dann kann man die Sterblichkeit auf eine Seite schlagen. Wenn dann auf dieser einen Seite die Sterblichkeit liegt, dann kann ich den menschlichen Leib als Hardware verstehen und somit ist er reproduzierbar. Ist dann der menschliche Leib ersetzbar? Menschen können mit künstlichen Herzen leben, aber die Bewegung ist stark eingeschränkt. Bestimmte Teile der Hardware sind also schon ersetzbar. Ist das auch generell möglich? Das ist der (Alb)Traum. Dadurch wird ein Wirklichkeitsverständnis klar. Die Seelenseite sieht den Menschen als auffassbar, als gehäufte Information. Wo ist der Informationsspeicher? In der DNA. Kann man das, was den Menschen über seine Leiblichkeit hinaus ausmacht auch in Informationen speichern. Meine Individualität ist dann eine bestimmte Menge von Information. Diese Information ist in andere Speicher kodierbar. Das könnte auch der Speicher einer Maschine sein. Wenn ich diese Maschine mit diesen Informationen versorge, gibt es dann einen künstlichen Menschen (Roboter). Der Informationsträger (Roboter) trägt dann die Information, die mich selbst ausmacht. Alles, was als wirklich anerkannt wird, ist digitalisierbar. Was am Menschen digitalisierbar ist, das ist er. Das wird wahrgenommen. „Das Sein ist, was man wahrnimmt.“ Die Frage ist, was ich so herstellen kann, dass ich es technisch substituiere. Man kann etwas simulieren (nachmachen), oder substituieren (am Realen austauschen). Das Abstreifen der Leiblichkeit ist ein stark dualistisches Grundkonzept, das schon oft aufgekommen ist. Die Abwertung der Leiblichkeit tritt wieder auf. Das was ich eigentlich bin, ist die Software, die Hardware kann ich austauschen. Diese Position ist eine andere „Kränkung“ des Menschen. Die dualistische Konzeption beginnt dual. Es entwickelt sich aber so, dass im Endeffekt trotzdem wieder die Leiblichkeit überwiegt. Das geistige hat auch eine materielle Grundlage. Etwas Geistiges, das ich so auffassen kann, dass es in einer materiellen Speicherfähigkeit vollkommen erfassbar ist. Fassbar heißt in diesem Zusammenhang digitalisierbar. Das ist ein Wirklichkeitsverständnis das wiederum reduktiv ist. Konsequenz Vorstellung des Todes wird differenzierter. Man kann physiologisch sterben, man kann aber auch digital sterben. Im Netz gibt es einen digitalen Friedhof. Wie schaut mein Tod aus. Ist dann der physisch leibliche Tod überhaupt mein Tod. Denn wenn es gelingt die Informationen, die mich ausmachen anderswertig zu speichern, gibt es mich dann noch, oder bin ich trotzdem tot. Die Frage nach der menschlichen Wirklichkeit bekommt hier eine neue Dimension. Man kann sich fragen, was ist menschliche Wirklichkeit? Prothesen die über das Gehirn gesteuert werden. Wie weit ist die Ersetzbarkeit leiblicher Produkte durch Maschinen. Bin das dann noch ich oder nicht? Die Frage stellt sich auch bei Transplantationen. Wenn ich ein Roboter bin, bin ich dann noch ich? oder nicht? Das ist eine Frage die nur in der 1.Person-Perspektive beantwortet werden kann. Daraus ergibt sich folgende Situation: Man ist dann (Zweite Kränkung-Darwin) nicht mehr von Tieren abgrenzbar. In Grund genommen bin ich dann eine Biomaschine. Descartes hat auch schon die Tiere als Maschinen verstanden. Klonen ist wieder etwas anderes. Da hat man Natur von Natur genommen. 2.5.2 John Searle kontra Alain Turing Geht das wirklich? Kann man davon ausgehen, dass es einmal „Biomaschinen“ gibt? Wann kann ich sagen ein Roboter ist ein Mensch? Gibt es Kriterien für das Menschsein? Turing, der ein Mathematiker war, hat 1950 einen Test vorgeschlagen. Versuchsanordnung: Drei Zimmer. Im ersten Zimmer ist ein Computer (Roboter) und im zweiten Zimmer ist ein realer Mensch. Die Versuchspersonen sind im dritten Raum. Die Versuchspersonen tauschen mit den beiden Räumen Fragen aus. Die Versuchsperson muss aufgrund der Antworten sagen, ob die Antwort vom Computer oder vom Menschen stammt. Wenn die Fehlerquote bei 50% liegt, müsste der Roboter ein Mensch sein. Die Problematik ist aber, dass der Bezug über die Versuchspersonen, also wieder Menschen läuft. Alternativvorschlag ist die Intelligenz zu messen. Wenn es noch so komplexe Maschinen gibt, dann geht man nicht von ein bisschen Selbstbewusstsein aus. Es gibt nur die Unterscheidung man hat Selbstbewusstsein, oder man hat es nicht. Die Komplexitätssteigerung bringt irgendwann einmal diesen Umschlag. Auf einer bestimmten Stufe von Komplexität springt es plötzlich auf Selbstbewusstsein um. Zunahme von Quantität bringt einen qualitativen Sprung. Kognitive Leistungen des Menschen müssen von der Funktion her mit der Maschine äquivalent sein. Die erste Voraussetzung ist, dass Leiblichkeit keine Rolle spielt. Die zweite Voraussetzung Intelligenz ist steigerbar. Dritte Voraussetzung: Man kann funktionale Äquivalente zwischen Mensch und Maschine aufstellen. Künstliche Intelligenzforschung geht davon aus, dass dieser Umschlang eines Tages erfolgen wird. Solange es das nicht gibt, ist es offen, ob es das je geben wird. Searle vertritt die Gegenposition. Er sagt, es lässt sich nie beweisen, dass die Komplexitätssteigerung in der Quantität einen qualitativen Sprung hervorbringt, der noch dazu der Sprung zwischen Materie und Geist ist. 9.Einheit 4.12.2012 Zusammenfassung: Wir haben die Frage nach der technischen Herstellbarkeit bearbeitet. Parallelisierung der Hardware mit dem Leib und die Software mit der Seele. Das hat mehrere Konsequenzen: Dualistisches Menschenbild. Solche dualistische Konzeptionen hat es schon öfter gegeben. Sie gehen meist mit einer Abwertung des Leibes einher. Es wird immer versucht das Leibliche so zu verstehen, dass es nicht nur die Sterblichkeit des Menschen ausmacht, sondern auch die Ersetzbarkeit wird hier angedacht. Wenn man den Menschen als Information versteht die sich speichern lässt, könnte es auch andere Trägersubstanzen für die Information Mensch gibt. Dann wäre der Leib austauschbar. Die Sehnsucht den Tod zu überwinden, wäre die Sehnsucht den eigenen Leib zu überwinden. Man müsste Kriterien aufstellen. Wenn eine Maschine diese Kriterien erfüllt, dann ist sie sozusagen ein Mensch. Bei dem Experiment wird die Menschlichkeit auf die Kommunikation reduziert. John Searle: Er wollte dem allen eine Gegenposition zur künstliche Intelligenzforschung machen. Sein Experiment heißt das chinesische Zimmer. In einem Zimmer ist dabei die Versuchsperson die Chinesisch spricht und im anderen Zimmer ist ein PC der auf Chinesisch programmiert ist. Außerdem ist in diesem Zimmer eine Person, die nicht Chinesisch kann. Der „Chinese“ stellt in das Zimmer hinein Fragen. Die Antworten kommen auf Chinesisch wieder heraus. Wer oder was in diesem Zimmer ist, weiß der Chinese gar nicht. Wenn vom Computer chinesische Antworten kommen, ist das im Prinzip nichts anderes als Antworten von einer Maschine die genauso wenig Chinesisch kann, wie die Person im Raum chinesisch spricht. Der Computer kann auf bestimmte Fragen Antworten geben, aber die gesamte Sprache hat er nicht intus. Es ist für Searle unerheblich, ob der Computer Chinesisch versteht oder nicht. Er ist auf etwas programmiert. Die Maschine hat nichts von dem verstanden, was gesagt wurde. Searle sagt, dass der Turing Test deshalb nicht ausschlagekräftig ist. Man braucht im Prinzip keinen Vergleich suchen, da sich das ohnehin nicht vergleichen kann. Über die Antworten allein weiß man nie ob man mit einer Maschine quasi kommuniziert hat oder ob man mit einem Menschen wirklich kommuniziert hat. Sprache hat drei Dimensionen Syntax Semantik Pragmatik Der Syntax ist das was wir als Grammatik bezeichnen würden. Es bezeichnet die Bildungsregeln von Sprache. Das lernen wir auch, wenn wir eine Fremdsprache lernen. Das ist das rein Formale. Die Semantik ist das Inhaltliche der Sprache. Man kann die Syntax etwas verändern und Semantik wird trotzdem transportiert. Die Bedeutung von dem was gesagt werden kann. Man kann auch einen syntaktisch richtigen Satz sagen der sinnlos ist, dessen Semantik also nicht schlüssig ist. Die Pragmatik bezeichnet das, was Sprache bei anderen Menschen auslöst. Diese Dimension hängt auch an den anderen beiden Dimensionen der Sprache. Searle reflektiert auf dem Unterschied von Syntax und Semantik. In seinem Gedankenexperiment sei das Programm, das der chinesisch programmierte Computer hat, so korrekt sein kann, dass man sich vorstellen kann, dass Syntax und Semantik zusammenpassen. Umgekehrt gilt für den Computer die Semantik insofern nicht, da er immer eine bestimmte Vorgabe haben muss, damit er weiß was er antworten muss. Wenn er auf eine Frage nicht programmiert ist, kann er gar nichts mehr sagen. Nur weil etwas syntaktisch korrekt ist, muss man trotzdem der Semantik fähig sein. Umgekehrt heißt ein Semantisch und syntaktisch korrekter Satz nur, dass er syntaktisch richtig programmiert ist, um eine richtige Antwort zu geben. Weil das Programm rein formal (semantisch) ist. Geist kann man aber mit einem Computerprogramm nicht ausdrücken. Denn dann müsste man syntaktische und semantische Fähigkeiten voraussetzen. Der Geist des Menschen lässt sich nicht in einem Computerprogramm fassen und es kann auch kein Computer darauf überprüft werden ob er Geist hat. Ist die Antwort formal monoton, oder mit Verständnis gegeben? Der Mensch kann, da er auch ein geistiges Wesen ist, nicht auf Syntax reduziert werden. Semantische Regeln gibt es nicht so wirklich, deshalb kann man den Computer auch nicht darauf programmieren. Man kann als Mensch der Sprache Bedeutung geben und auch die Bedeutung der Sprache verstehen. Semantik zu öffnen und zu schließen, mit dem Verhältnis von Semantik und Syntax zu spielen, das kann ein Computer nie. „Geist hat immer intrinsischen Inhalt. Die formale Syntax des Programms garantiert aus eigener Kraft nicht das Vorhandensein geistiger Inhalte.“ Nur weil es sprachlich so wirkt, als würde in einem Satz eine Bedeutung liegen, muss sie das noch lange nicht wirklich tun. Außerdem kritisiert Searle an Turing die Aussage, dass die Steigerung von Intelligenz mit der Steigerung der Komplexität gleichgesetzt wird. Ein Computer kann funktionieren, deshalb muss er aber noch keine Sprachschöpfung machen können. Searle leugnet die Parallele, dass das Gehirn Hardware ist. Er führt eine zweite Grundunterscheidung ein. Das eine ist ein biologischer, das andere in technischer und das dritte ein technischer Prozess. Für Searle geht es auch um biologische Größen wie Bewusstsein bei Tieren. Tiere haben Bewusstsein, aber man müsste einmal technisch ein Tier darstellen, das Bewusstsein hat. Umso weniger kann man sagen, dass semantische Fähigkeiten sich einstellen würden. Er leugnet beide Steigerungsstufen. Das Simpelste ist das technische, dann kommt das lebendige und die nächste Steigerungsstufe ist dann die Sprachfähigkeit. Man entscheidet gewöhnlich zwischen starker und schwacher künstlicher Intelligenz. Die starke künstliche Intelligenz ist, dass man einen Menschen herstellen kann. Die schwache KI ist die Simulierung von Gehirnvorgängen z.B. Searle leugnet, dass sich durch das Nachbauen plötzlich ein Bewusstsein entwickelt wird. Er kann sich nicht vorstellen, dass Geist eine Abfolge von Strom und nicht Strom ist. Das ist der grundsätzliche Unterschied zwischen technisch und lebendig! Alles das technisch, digitalisierbar ist, kann auf Strom und nicht Strom gebracht werden. Wenn die Abläufe und Informationen auf Strom und nicht Strom gebracht werden, wie kann dann daraus der qualitative Sprung ins Bewusstsein gemacht werden. Für Searle bleibt eine Unsicherheit. Was, wenn die quantitative Steigerung doch die qualitative Steigerung hervorruft. Die Gegenposition sagt aus: Weil wir es nicht wissen können, müssen wir forschen. Man kann beide Positionen nicht beweisen. Weder, dass der Computer Semantik hat, noch, dass er sie nicht hat. Die Argumente gegen Searle sind von der Grundlage der Quantifizierung aus genommen. Searle geht davon aus, dass zur Beschreibung der Wirklichkeit die Quantifizierung nicht reicht. Die Seite von Turing hätte gerne einen Beweis, dass die Quantifizierung das nicht kann. Das kann Searle natürlich nicht geben. Auf der logisch stärkeren Position sind die Leute von Turing. Sie können es auch nicht beweisen, aber sie können es probieren und experimentieren. Da Searle keinen Beweis erbringen kann, bleibt die Utopie logisch aufrecht, dass die Seite von Turing eventuell doch einmal recht hat. Die Frage nach der künstlichen Intelligenz kann sich nicht auflösen. Das ist die logische Schieflage in dieser Debatte. Searle sitzt immer am kürzeren Ast. Er kann von der Sachlage her nichts anderes machen, als seine Gegner probieren zu lassen. Eine andere Debatte wäre, ob man das ethisch vertretbar ist, dass man experimentiert. Die Frage ist nicht was ich anerkenne, sondern was der Mensch ist. Searle sagt, die Anerkennung macht gar nichts, da der Anerkennungsgrund nicht fassbar ist. Turing möchte durch die Anerkennung schon auf das Wesen schließen. Wenn jemand einen Roboter als Mensch annimmt, ist dieser ein Mensch, laut Turing. Damit ich etwas als Mensch anerkennen kann, muss ich aber wissen was ein Mensch ist, laut Searle. Die Lernfähigkeit allein sagt nicht Wesentliches aus. Wesentlich ist, ob durch die Lernfähigkeit so komplex gesteigert werden kann, dass die Maschine eine höhere Komplexität erreicht. Selbsttäuschung. Wenn es kein Ich gibt, wer täuscht dann wen? Es geht nicht so sehr darum, ob ich durch Biologie Geist reduzieren kann, sondern mehr die, ob ich durch Herstellbarkeit Geist produzieren kann. Vom Ausgangspunkt einer Quantifizierung möchte ich mich so weit steigern, bis sich Geist einstellt. Was beide Positionen verbindet, ist, dass man den Menschen so fassen kann, dass man ihn mit quantifizierenden Methoden gefasst hat. Wenn man Geist produzieren kann, kann man Geist auch auf Materielles zurückführen. 2.6 Verknüpfung von Bio- und Computertechnologie Ein zentraler Begriff war die Information, das Zweite waren die Parallelen von Hardware/Leib und Software/Geist. Kann der Geist biologisiert werden? Kann die Biologie technisiert werden? Es gibt das Künstliche (Technische), das Biologische (Lebendige) und das Geistige (Menschliche). Wir versuchen die geistige Brücke zwischen Biologie und Technik. Kann ich mit technischen Modellen im Lebendigen etwas erklären? Biologisches besser erfassen? Wissenschaftsgeschichtlich ist das an einigen Beispielen gut sichtbar. Bezug auf Evelin Fox Keller. Molekularbiologie und Kybernetik waren zwei Wissenschaften die mit der Zeit erst zusammengewachsen sind. Wiener ist der Erfinder der Kybernetik. Er hat behauptet, dass sich Tiere und Maschinen homolog verhalten, auch wenn sie genetisch anders sind. Gewisse Strukturen sind in Tieren und Maschinen grundgelegt. Das Wesentliche in Maschinen und Tieren ist die Informationsübertragung. Leben würde bedeuten Informationen zu übertragen. Die zentrale Bestimmung des Lebendigen wäre dann die Informationsweitergabe. Ein Organismus ist dann die Ansammlung einer Information. Genauso ist auch eine Maschine eine Ansammlung von Informationen. Verbindung von Kybernetik und Molekularbiologie. Er geht nicht mehr vom Äußeren aus, sondern verbindet es mit molekularen Prozessen. Molekularprozesse sind mit der Reproduktion einer Maschine mit durch eine andere Maschine vergleichbar. Der Bauplan ist der gleiche, nach dem Menschen produziert werden. Nur dass man bei Menschen zwei Baupläne (Mann und Frau) hat. Es sind Parallelprozesse. Die Grundidee, ist dass der Mensch wie die Maschine auf die Information reduzierbar ist. 1964 „Begrifflich ist es möglich, einen Menschen durch die Telegraphenleitung zu senden.“ Der Mensch ist schon so mit Maschinen verbunden, dass er maschinell speicherbar ist. 1948 - Zunächst spricht er nur von der Übereinkunft von Maschinen und Tieren. Ab 1964 nimmt er auch den Menschen dazu. Der Mensch ist ab da für ihn eine Information. Die Reduktion des Menschen zum Organismus ist weitergeführt zur Reduktion des Menschen zur Maschine. 10. Einheit 11.12.2012 Zusammenfassung: Sprachliche Unterscheidung zwischen Syntax, Semantik und Pragmatik. Der Syntax ist durch eine Maschine ersetzbar, die Semantik aber eigentlich nicht. Syntaktisch korrekte Sätze sind noch keine verstandenen Sätze. Verstandene Sätze setzen Geist voraus. So widerlegt Searle den Turing Test. Searle ist von der Beweiskraft her immer in der schlechteren Position. Die Anhänger von Turing können immer noch irgendwie weiterforschen um herauszufinden, ob etwas möglich ist, oder nicht. Die Komplexitätssteigerung soll einen qualitativen Sprung zum Geist hervorbringen. Was lässt sich biologisch sagen, was lässt sich technisch sagen und was sagt die Biotechnologie aus? Die Verknüpfung zwischen der Fortpflanzung des Menschen und den Theorien über Codierung von Information. Diese Stränge sind zusammengeführt worden. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis man Tiere technisch reproduzieren kann. Der Mensch kann in dieser Zusammenführung als Informationsansammlung gesehen werden. In den 1970ern kam die Vorstellung des Netzgedankens auf. Die Grundidee des Netzes kam dort auf. Dieser Gedanke ist ein rein technischer. Es hat aber auch auf die Molekularbiologie zurückgewirkt. Die Technik ist von biologischen Denkmustern übernommen worden. Der Speicher der biologischen Identität wurde entdeckt und parallel dazu kommt das technische Speichern auf PCs etc. auf. Der Systemgedanke, auch kybernetische Überlegungen sind ein paar Fakten auf diesem Weg. Für die Biologie ist klar, dass die Reproduktion Genmaterial benötigt. Die Reproduktion ist also immer Informationsweitergabe. Pattee(1969) hat 1969 einen Aufsatz publiziert in dem es darum geht, wie ein Molekül zu einer Nachricht wird. Ende der 70er war es ein Problem zu verstehen, wie die kodierte Information im Körper weitergegeben wird. Technisch gesprochen, wie komme ich an die Information aus dem Speicher ran. Wie kann die Information die in der DNA gespeichert ist, an die Oberfläche? Wie lässt sich Information übertragen? Pattee nimmt die technische Vorstellung von einem Computernetz als Verstehenshilfe. Wie bekommt man biologische Prozesse zu einer bestimmten Struktur im Körper so zusammen? Wie kann die Grundstruktur erklärt werden? Damit man ein körpereigenes Eiweiß hat, muss das Eiweiß den Informationen im Körper entsprechen. Was ist dann aber die Trägersubstanz dieser Struktur? Man könnte genauso gut fragen: War zuerst die Henne oder das Ei? Anfang der 70er Jahre kommt, wie erwähnt, der Netzgedanke auf. Das Gedächtnis (chemisches oder digitales Gedächtnis) ermöglicht es Zellen, wie auch Computern ein komplexes Programm auszuführen. Aus dem Zusammenschluss vieler Zellen entsteht ein komplexer erwachsener Körper. Wenn man einen Embryo annimmt, kann man ihn mit einer Vielzahl von Computern vergleichen, die auch Information austauschen. Es muss immer einen Informationsfluss geben. Die erste Frage war, wie so eine Zelle aufgebaut ist. Die einzelnen Zellen müssen dann untereinander in Verbindung bestehen. Da wird der Netzgedanke entscheidend. Wenn man ein Netz von einzelnen Speichern hat. Grenzüberschreitungen: Wenn es zwischen Mensch und Tier und auch zwischen Tier und Maschine keine Grenze mehr gibt, dann gibt es auch zwischen Mensch und Maschine keine Grenze mehr. Wenn sich die Erkenntnis des Menschen von der Maschine her einstellt. Die Möglichkeit lebendig zu sein, heißt Informationen auszutauschen. Der biologische Körper wird auf Information zurückgeführt, das heißt auf das DNA Molekül. Dieses Molekül stehe in einem Informationsnetzwerk mit anderen Informationen. Information ist jederzeit in etwas Lebendiges verwandelbar und Lebendiges ist jederzeit in Information übersetzbar. Wenn man eine theoretische Grundlage schafft, kann man in der Kombination einer biologischen Theorie, die auch eine technische Theorie geworden ist, weiterdenken, welche Entwicklungen es noch geben könnte. Die langen Zeiträume die Evolution braucht, kann man dadurch beschleunigen, dass man die gesteuerten Mutationen selbst durchführt. Wenn man weiß, wie etwas abläuft, kann man es beeinflussen. Man könnte also eine Evolution beeinflussen, die den Menschen übersteigt. Es könnten sich dadurch Lebewesen entwickeln die über dem Menschen stehen. Die zweite (technische) Idee ist die Nanotechnologie. Die Nanotechnologie hat den großen Vorteil, dass sie das alles noch einmal beschleunigen kann. Die Nanotechnologie geht auf Mikroteilchen. Die Informationsmenge und der Informationsfluss könnten noch einmal zunehmen. Wenn man diesen technischen Sprung schafft, dass man nicht elektronisch, sondern subatomar speichert, dann kommt man der Komplexität des Gehirns immer näher. Die Brücke ist, dass immer das Technische auf der einen und das Biologische auf der anderen Seite zusammengeführt werden. Aus der Möglichkeit ergibt sich eine ethische Debatte. Diese Debatte hat nicht nur moralische, sondern auch technologische Voraussetzungen. Anthropologische Konsequenzen aus der Verknüpfung von Technik und Biologie 2001 ist die Darwin AG sehr bekannt geworden. Die biotechnischen Möglichkeiten werden immer umfangreicher, was bedeutet das für den Menschen? Zwei Techniker drücken sich dazu in ganz gegenteiliger Meinung aus: Bill Joy und Kurzweil haben eine Debatte mit besonderer Beachtung gefunden. Joy war maßgeblich an der Entwicklung von Java und Unix beteiligt. Man hat die beiden gefragt, wie sie denken, dass es in der biotechnischen Thematik weitergehen wird und soll. Beide haben den gemeinsamen Ausgangspunkt: Die Überzeugung, dass es im Jahr 2030 rein technisch den künstlichen Menschen geben wird. Die Frage die man sich stellen muss ist, ob man das tun soll. Das Mooresche Gesetz sagt aus, dass sich alle zwei Jahre die Größe der Transistoren halbiert. Dadurch wird die Verarbeitungsgeschwindigkeit verdoppelt. Alle zwei Jahre kann der gleiche Platz den doppelten Speicherplatz bieten. -> Rechnergeschwindigkeit verdoppelt sich. Die Differenzen: Kurzweil ist überzeugt, dass mit technischen Mitteln die Macht über Leben und Tod errungen werden kann. Durch die Trennung von Hardware und Software und die Übertragung dieser Trennung wird es möglich sein, diese Information zu speichern. Man kann als Träger z.B. einen Menschen verwenden. Deshalb meint er, dass im traditionellen Organismus zumindest die Erbkrankheiten entfernt werden können. Der Mensch wird durch Verschmelzung von Technik und Organismus über sich selbst hinauswachsen. Gegner sagen, dass dann das Risiko sehr hoch ist, dass es verschiedene Klassen von Menschen geben wird. Es gibt auch so etwas wie Pathogene. Man kann Erbkrankheiten nicht nur ausmerzen, sondern auch einpflanzen. Das wäre in gewisser Weise technische Kriegsführung. Man kommt dabei nicht darum herum, dass man das Menschenbild als etwas Materielles ansetzt. Man verabschiedet sich bei solchen Gedanken schrittweise vom traditionellen Menschenbild. Joy: Die einzige Ausweichmöglichkeit wäre Verzicht. Verzicht auf solche Forschung. Mit jeder Entwicklung handelt man sich auch ein Risiko ein. Man glaubt immer ein bestimmtes Risiko beherrschbar zu machen, vergisst aber, dass diese neue Technologie wieder etwas nicht Beherrschbares mit sich bringt. Joy fragt, ob diese die richtigen Utopien sind. Sollen wir eine Entwicklung in diese Richtung überhaupt wollen? Vielleicht sollten wir die Wahlen unserer Utopien überdenken. Im Letzen ist es die Utopie der Unsterblichkeit, die der Mensch sich selbst vermitteln möchte. Das ist die eigentliche Triebfeder hinter diesen Forschungen. Die Nützlichkeit hat eine Kehrwende und das ist der Schaden. Wenn man diese beiden Postionen gegenüberstellt, gelangt man in eine Entscheidung, also eine ethische Fragestellung. Entwicklung ist wichtig. Wir wollen durch genetische/technische Entwicklungen auch Krankheiten heilen oder lindern. Die Entwicklungen geschehen in kleinen Schritten. Aber irgendwann kommen sie zu einem Punkt, den vorher wenige mitbedenken. Die grundlegenden Sehnsüchte der Menschen (Heil, Glück etc.) werden immer mehr durch technische Mittel ermöglicht. Gleichzeitig gibt es Horror- Szenarien mit chemischer Kriegsführung etc. Es ist nicht abzusehen, dass die Entwicklung, so wie sie im Moment stattfindet, gestoppt wird. Was ergibt sich aus einer solchen Grundsituation? 2.7 Antrieb wissenschaftlichen sowie technischen Fortschritts und reduktives Menschenbild Es ist immer mit einem reduktiven Menschenbild verbunden. Wenn man diesen Fortschritt akzeptiert, muss man sich bewusst sein, dass man ein reduktives Menschenbild implizit auch akzeptiert. 2.7.1 Wille zur Wahrheit und „metaphysischer Glaube“ Wissenschaft ist auch dadurch dominiert, die Wahrheit erkennen zu wollen. Warum ist der Mensch bereit zugunsten von Vorteilen die Risiken mitzutragen, die diese biotechnologischen Entwicklungen mit sich bringen. Das sind wirtschaftliche, macht und medizinische Gründe. Das sind Nützlichkeitsüberlegungen. Aber treiben diese Nützlichkeitsüberlegungen allein die Menschen zu solchen Taten an? Nietzsche „Die fröhliche Wissenschaft“ 344: Er prangert an, worum es bei dem Streben nach Erkenntnis wirklich geht. Er glaubt nicht, dass Wahrheit das oberste Prinzip ist. Die Lüge oder die Unwahrheit können genauso nützlich sein. Wenn man von der Nützlichkeit ausgeht kann man sich fragen, ob die Wahrheit oder die Unwahrheit hilfreicher sind. Obwohl man zeigen kann, dass das Streben nach Wahrheit nicht immer das nützlichere ist, gibt man der Wahrheit den Vorzug. Die Nützlichkeitsüberlegung kann es also nicht allein sein, die die Menschen dazu antreibt so zu agieren. Was könnte es aber sonst sein? Indirekt kommt diese Frage bei Joy und Kurzweil auch auf. Der Wille zur Wahrheit könnte eigentlich ein Wille an der Todesdynamik sein. Der Mensch forscht solange, in dem Wissen, dass es auch Schaden gibt, bis er sich selbst ausgelöscht hat. Nietzsche benennt das, von dem er denkt, dass es noch dahinter steckt als“ metaphysischen Glauben“. Das Christentum hat die Wahrheit solange hoch gehalten, weil die Wahrheit mit Gott identifiziert wurde. Das Übereinstimmen der Erkenntnis mit den Dingen selbst, ist die Erkenntnis der Welt, als die Welt die von Gott gewollt ist. Das kann nicht das Negative sein. Wenn aber die Erkenntnis der Wahrheit auch ein Weg zur Gotteserkenntnis ist, dann hat der Wahrheitsbegriff einen hohen Stellenwert. Die Welt hat zwar vielleicht durch seine Säkularisierung die Religionen verabschiedet, aber diesen Begriff der Wahrheit steckt noch immer in der Welt. Dieser „Glaube“ der Wahrheit, der noch in uns steckt und der metaphysisch ist, treibt die Menschen zu ihren Taten an. Wenn der Mensch derjenige ist, der hergestellt werden kann, dann ist der Mensch der Schöpfer seiner selbst. Dieser Glaube begleitet uns nach wie vor. Die Wahrheit ist dasjenige, das die Nützlichkeit postuliert. Das technische Vorgehen ist nie neutral, sondern ist immer gespeist von Wünschen, Vorstellungen etc. Selbst für die eigene Unsterblichkeit sorgen zu können, steht, als Wunsch, hinter diesen Entwicklungen, die niemand wirklich anhalten möchte und kann. Ein Erklärungsversuch warum wir in dieser doppelten Situation im Wissen um die Gefahr, trotzdem die Entwicklung weitertreiben. Nietzsche sagt, dass dieses Weitertreiben ein Nutzenkalkül aufmacht. Es ist aber nicht nur der Nutzen, an dem wir uns orientieren. Er meint wir halten uns noch an den Rest des Christentums (Wahrheit). Technik ist außerdem nie neutral. hinter der Technik steckt immer etwas. So ein Grundwunsch ist auch die Unsterblichkeit. Die Grundvorstellung der Unsterblichkeit wird auf die Technik übertragen und beeinflusst die Entwicklung. Das Ziel wäre, das Paradies, das der Mensch verloren hat, durch eigene Kraft wieder zurück zu gewinnen. 11.Einheit 18.12.2012 Zusammenfassung: Verknüpfung Biologie und Technologie. Man hat eine Speicher Hardware und die Information die darauf gespeichert ist (Software). Es wird versucht mit technischen Modellen biologische Größen zu erklären. Netzgedanke. Einzelne Speicher werden so verknüpft, dass ein Organismus heraus kommt. Wohin kann das ganze führen. Das ist eine Frage welche die Ethik beschäftigt. Im Letzten wird es eine Veränderung des Lebens geben. Kurzweil hat angenommen, dass es 2030 den künstlichen Menschen geben wird. Man kann den Leib ersetzen und ihn für ewig am Leben erhalten. Kurzweil meint, dass das propagiert werden soll, da dann der Mensch Herr seines Lebens ist. Joy sieht darin nicht nur die Selbstbeherrschung des Menschen, sondern auch seine Selbstzerstörung. Man tut sehr viel um den Menschen zu optimieren. Soll man es zulassen, dass diese Eingriffe schon in die Keimbahn geschehen? Eine Schönheitsoperation bleibt bei einer Person. Eingriffe in die Keimbahn sind aber so endgültig, dass sie auch weitervererbt werden. Nietzsche sieht das als „Überbleibsel“ des Christentums. Der Glaube an die Wahrheit lebt, obwohl Gott tot ist, als metaphysischer Gedanke weiter in unserem Kopf. Wenn man nach der Nützlichkeit operieren würde, sollte man die Lüge bevorzugen. Das eigene Schicksal in die Hand nehmen können, Frage nach Unsterblichkeit, die ganz neuer Weise eine technische Fragestellung ist, steckt hinter diesen Überlegungen. 2.7.2 Reduktionismen: Mensch- Tier- Maschine Diese Fragen, die sich entwickeln, stehen nicht neutral zum Menschen. Klar geworden ist, dass wir eine Verhältnisbestimmung im Bezug auf den Menschen und im Bezug auf das Tier, auf die Maschine machen müssen. Die Problematik besteht darin, dass die Vorstellung der Mensch sei etwas Besonderes, mit der Zeit porös wird. Kann man in der Psychologie dann überhaupt noch von der Seele sprechen? Wenn man es mit der Anthropologie vergleicht kann man sage, dass die Anthropologie viele Zugangsweisen hat, verloren geht bei all diesen Erklärungsmustern aber der Mensch als separaten Begriff. Wenn ich über den Menschen rede, muss ich auch zulassen, dass ich ICH und DU sage. Es ist vergleichbar mit einer Freundschaft in der man immer nur in der dritten Person miteinander spricht. Da ist keine wirkliche Beziehung möglich. Man kann den Menschen als Menschen auf etwas vor-menschliches reduzieren. Man kann sich selbst auf Hardware und Software reduzieren. Dabei kommt kein ICH vor. Dass man das kann, ist noch nicht bewiesen. Die Wirklichkeit kann nicht auf das rein empirisch Fassbare beschränkt werden. Wie kann ein Biologe erklären wie sich eine Fledermaus fühlt. Wenn wir wirklich eine Fledermaus wären, könnten wir es nicht beschreiben. Wir müssten eine Gottesperspektive haben aus der heraus wir wissen wie sich jedes Tier fühlt- diese Position haben wir aber nicht. Wir können also immer nur als Mensch eine Fledermaus beschreiben. Die anthropomorphische Position werden wir nicht los. Wir stellen den Anspruch etwas objektiv zu beschreiben. Wir können uns aber nie so sehr von uns selbst distanzieren, dass wir uns ganz aus der Beschreibung heraus nehmen können. Wir stehen immer vor der Schwierigkeit, dass sich unser Menschsein einschleicht, auch wenn wir objektiv sein möchten. Wir werden mit der Schwierigkeit konfrontiert das eigene Menschsein loszuwerden. Wenn das alles stimmt ergibt sich folgende paradoxe Situation: Wir beschreiben ein Tier aus Menschenperspektive und wir reinterpretieren uns selbst als dieses Tier. Wenn wir sagen, der Mensch ist künstlich herstellbar, dann reinterpretieren wir uns als Mensch selbst. Wir können nie wissen wie es ist eine Maschine zu sein. Wir gehen jedoch davon aus, dass es Maschinen gibt, die wir menschlich interpretieren. Von diesen Robotern her verstehen wir und reinterpretierend selbst. Wir projizieren etwas in ein Tier z.B. hinein. Dann projizieren wir es daraus wieder auf uns. Wir projizieren also doppelt. => Reinterpretation. Eine neutrale Grundposition ist nicht zu gewinnen. Zumindest nicht mit der Perspektivität die der Mensch hat. Diese Neutralität wird durch anthropomorphe Vorstellungen von Tieren, Pflanzen und Maschinen kompensiert. Warum verstehen wir uns immer von anderen her und nie aus uns selbst? Wenn ich den Menschen nicht aus sich selbst heraus verstehe, dann kann ich eine Kette bilden. Ich verstehe den Menschen vom Tier her, das Tier von der Maschine her. Damit ist der Weg geebnet, der den Menschen als Maschine darstellt. Wenn ich den Mensch aus mir selbst heraus verstehe, muss ich etwas Menschliches in Anschlag bringen. 2.7.3 Selbstverständnis des Menschen und biologische oder technische Reinterpretation Man muss also beim Selbstverständnis beginnen und nicht bei seinem Fremdverständnis. Nicht die Reinterpretation vom anderen (Nicht-Menschlichen) her, sondern der Versucht der Reinterpretation des Menschen. Der Ort an dem ich solche Erkenntnisse gewinnen kann, ist der Ort der Begegnung von Menschen mit Menschen. Welche Realität wird in dieser Begegnung sichtbar und greifbar? Nicht der Mensch in seiner Auswechselbarkeit, sondern der Mensch in seiner Einzigartigkeit. Es muss ein Perspektivenwechsel vollzogen werden. Wir kehren die Perspektive um und fragen nach dem Ort an dem wir den Menschen in seiner Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit begegnen. Man erkennt etwas, das nur im Menschlichen Kontakt erkennbar wird. Der Mensch tritt hier als Person auf. Durch diese Änderung der Fragestellung können wir nach der Person fragen. 3. Der Mensch als Person Zu Beginn der Vorlesung haben wir die Wesensanthropologie und die Kritik daran besprochen. In der traditionellen Anthropologie war die Frage immer: „Was ist der Mensch?“ Fragt man so nach dem Menschen fragt man nach einer Wesensbestimmung. Wesensbestimmungen münden sehr oft in Definitionen. Der Mensch ist das Zoon logon echon (gr.) oder das animal rationale (lat.). Das Wesen das die Vernunft hat, wird im Griechischen deutlich. Auch im Lateinischen kommt die Vernunft heraus. Wesensbegriffe, wie Mensch, sind immer Begriffe die eine große Gruppe bezeichnen. Wir können nicht eine einzelne Person definieren. Wir können ihn nur benennen. Da wird der fundamentale Unterschied zwischen Namen (individuell) und Begriffen (universell) deutlich. Wie definiert man eine Art? Man definiert, die darüber gelegene Art (heißt in der Logik Gattung). Dann versucht man den „artbildenden“ Unterschied zu definieren. z.B. Was ist der Mensch? Der übergeordnete Gattungsbegriff ist animal. Man muss den Artunterschied so genau herausarbeiten, damit wir wissen, was nicht menschlich ist und was dem Menschen zu Eigen ist. Der Mensch ist vernünftig. Mensch Lebewesen Man möchte Eigenschaften benennen, die für diese eine Gruppe spezifisch sind. Eine Art – Spezies. Einen solchen Begriff, mit dem man abgrenzen kann, nennt man einen sortalen Begriff. Was nicht ausgesagt wird, ist wie dieses Wesen ontologisch vollzogen wird. Jeder Mensch vollzieht sein Menschsein individuell. Lässt sich die Art und Weise wie das eigene Menschsein gelebt wird, mit dem vergleichen wie andere Wesen ihr jeweiliges Leben vollziehen. Die Buche vollzieht ihr Buchesein auf eine gewisse Art und Weise. Kann man das mit dem Menschen der sein Menschsein vollzieht, vergleichen? Man kann den Menschen und die Buche analog sehen. Man kann also eine Verknüpfung herstellen, andererseits muss dabei soweit von der Individualität abgesehen werden, dass die individuellen Unterschiede unter den Teppich gekehrt werde. Kann man nicht eigentlich diese Unterschiede auch stark machen? Es gibt Klassifikationsbegriffe. Lassen sich dort im Bezug auf den Menschen Spezifika ausmachen? Kann man dann nicht nur das Gemeinsame, sondern auch das Individuelle hervorheben? Der Mensch kann sein Menschsein verfehlen. Die Forelle kann ihr Forellensein nicht verfehlen. Der Mensch hat auch Instinktreflexe. Für ihn gibt es aber die Möglichkeit diese Grenzen in einem Exzess z.B. zu überschreiten. Der Mensch kann sich quasi selbst verfehlen. Der Mensch hat eigentlich sogar die Möglichkeit sich selbst auszuradieren. Der Mensch kann sich soweit selbst überschreiten, dass er sich als Wesen kollektiv selbst vernichten kann. Man kann dies aber auch zur Wesensbestimmung hinzufügen. Das geht dann jedoch auf einer höheren Ebene vor. 3.1 Wesen und Person Der Name ist etwas ganz individuelles. Deshalb hat man auch Menschen einen Vornamen und einen Nachnamen gegeben um die Individualität zu fassen. Heute ist dieser Name nicht mehr so einzigartig. Heute spricht man vom Fingerprint, der wirklich unverwechselbar ist. Die Was-Frage geht um das Wesen und die Wer-Frage auf den Namen. 3.1.1 Max Scheler 1928 „Die Stellung des Menschen im Kosmos“ Welche Stellung hat der Mensch in der Gesamtheit des Kosmos? Scheler ist im selben Jahr noch gestorben. Er geht davon aus, dass es einen Unterschied zwischen Mensch und Tier gibt. Diesen Unterschied möchte er hervorheben. Wie sieht es jetzt mit der Bestimmung des Menschen von seiner naturalen Seite heraus? Die Tiere sind durch Reflexe und Instinkte gebunden. Der Mensch ist nicht nur daran gebunden. Das Tier ist „gefangen in den sicheren Zäunen und Grenzen seiner Umweltstruktur“. Das Tier ist also eingebunden in die Umwelt und von dort her so bestimmt, dass die eigene naturale Ausstattung zum Tier passt und so, dass auch das Tier zu dieser Umwelt passt. Der Mensch ist nicht nur umweltbezogen. Der Mensch hat eine existentielle Endbundenheit von allem Organischen. So, dass der Mensch ein Verhältnis zu seinem Instinkt aufbauen kann. Er hat Instinkte, aber er hat auch ein Verhältnis zu diesen Instinkten, im Unterschied zu den Tieren, die dieses Verhältnis nicht haben. Ein zentraler Begriff für Max Scheler ist die Weltoffenheit des Menschen. Durch die Offenheit hat er überhaupt erst eine Welt. Eine Welt die wir wissentlich und willentlich gestalten. Tiere haben die Umwelt, das ist aber etwas anderes als die Welt, denn die ist das, was der Mensch hat. Die Trieb- und Instinktgebundenheit des Menschen ist zu einem gewissen Grad aufgehoben. Der Mensch ist aber nicht nur ein natürliches Wesen. Sein Verhalten wird nicht nur durch natürliche Vorgaben geleitet. ER muss sich diese Welt selbst gestalten und sich in ihr orientieren. Tiere sind orientiert, Menschen müssen sich selbst orientieren. Deshalb beschäftigt uns die Frage nach unserem Verhalten auch so sehr. „Wie sollen wir handeln?“ Fragen wir uns, da wir ethische Wesen sind. 3.1.2 Arnold Gehlen + 1976 Er geht von der Umweltungebundenheit, also Weltoffenheit des Menschen aus. Er versucht diese Offenheit näher zu fassen. Er greift auf Johann Gottfried Herder zurück. Herder hat ein Buch veröffentlicht das „Über den Ursprung der Sprache“ heißt. Dieses Werk greift Gehlen auf und er spricht dann vom Menschen al s Mängelwesen. 1940 „Der Mensch und seine Stellung in (der Natur und) in der Welt.“ Die Weltoffenheit bringt dem Menschen eine Sonderstellung. Gehlen beschreibt diese Sonderstellung eigentlich negativ. Wenn man es biologisch betrachtet ist er ein Mängelwesen. Der Mensch ist instinktarm, also nicht spezialisiert. Der Mensch ist eigentlich überlastet und reizüberflutet. Der Mensch kann alles und dadurch eigentlich gar nichts. Der Welt ist für den Menschen ein „Überraschungsfeld“. Tiere wissen immer wie sie zu reagieren haben. Der Mensch muss diese Mängel irgendwie bewältigen, sonst kann er nicht bestehen. Er muss sich also von dieser Belastung entlasten. Für das Überleben sind diese wichtig und unabdingbar. Sonst wäre der Mensch total überfordert. Der Mensch hat es geschafft diese Negativbestimmungen der Mängel in etwas Positives umzuwandeln. Er hat sich z.B. eine Sprache ausgearbeitet. Dadurch wird der Mensch zu einem Kulturwesen. Der Mensch kompensiert seine Mängel und kommt so zur Kultur. 12. Einheit 8.1.2013 Zusammenfassung: Wir sind zur Individualität der Person übergegangen. Wir fragen nach jemanden. Wir gehen von den drei großen Anthropologen des 20.Jh. im deutschsprachigen Raum aus: Scheler, Gehlen und Plessner. Die Frage war, ob der Mensch sein Wesen auch verfehlen kann. Kann der Mensch unmenschlich sein. Es gibt ein Verhältnis des Menschen zu seinem Wesen. Der Mensch ist in seinem Wesen dazu verpflichtet mit seinem Wesen etwas anzufangen, da er sonst nicht leben kann. Scheler: Zentralbergriff ist die Weltoffenheit. Stellung des Menschen im Kosmos. In wieweit ist der Mensch umweltgebunden und in wieweit ist er es nicht. Scheler stellt fest, dass der Mensch weniger umweltgebunden ist, deshalb hat er nicht in jeder Situation einen natürlichen Reflex mit dem er auf die Umwelt zugeht. Der Mensch ist wenig vorfixiert. Der Mensch ist im Unterschied zum Tier nicht mehr völlig umweltgebunden und erlebt dadurch eine gewisse Freiheit. Wenn ich nicht mehr völlig umweltgebunden bin, sondern mir eine Welt gegenüber habe, dann bewege ich mich trotzdem in ihr, treffe Entscheidungen und gestalte die Welt mit. Scheler bezeichnet dies als Weltoffenheit. Gehlen: Er hat im Rückgriff auf Herder den zentralen Begriff des Mangels geprägt. Der Mensch als Mängelwesen. Es geht wiederum um die Sonderstellung des Menschen gegenüber dem Tier. Wenn der Mensch eine Welt hat und nicht mehr triebgebunden ist, dann fehlt ihm etwas. Er hat also Mängel im Verhalten, da ihm die Triebe und Instinkte fehlen. Der Mensch ist für viele Situationen nicht spezialisiert und dadurch auch unangepasst. Im Vergleich zum Tier mangelt ihm also an etwas. Der Mensch hat an Situationen zu arbeiten die ihm begegnen und denen ihm nicht gewachsen sind. Gehlen spricht davon, dass der Mensch einem Überraschungsfeld begegnet. Die Art der Menschen muss also Entfaltungsstrategien ausarbeiten. Die Mängel müssen vom Menschen positiv ausgefüllt werden. Der Mensch ist also ein Wesen der Kompensation. Diese Kompensationsleistungen aus einem biologischen Mangel heraus sind die Kulturleistungen des Menschen. Der Mensch ist zwar biologisch ein Mängelwesen und muss mit diesem Mangel umgehen, das stellt eine Belastung dar. Um diese Belastung zu kompensieren entwickelt der Mensch eine Entfaltungsstrategie, welche sich in der Kultur ausdrückt. Zwei zentrale Kulturleistungen: Sprache gesellschaftliche Institutionen Gehlen knüpft hier noch einmal bei Herder an. Die zentrale Kulturleistung des Menschen ist die Sprache. Die Sprache ermöglicht erst das Kompensieren dieser biologischen Mängel. Die zweite Kompensationsleistung ist die Herausbildung gesellschaftlicher Institutionen. Hier hänge Gehlen eine Institutionenlehre heraus, die er an Theorien von Rosenberg anbindet. Das führt dazu, dass nach 1945 die Institutionenlehre wenig rezipiert wurde, während die Mängel- und Sprachlehre sehr wohl rezipiert wurde. Gegen Gehlen wird vorgebracht, dass er aus der Perspektive des Tieres Anthropologie betreibt. Das Tier wird als vollkommeneres Wesen dargestellt als der mängelhafte Mensch. Im Hintergrund der Bewertung des Menschen steht das Tier. Der Mensch entspricht dabei nicht allen Teilen des Tieres. Im zweiten Schritt wird das überholt indem die Kultur als Kompensation der Mängel aufgebracht wird. Ontologisch betrachtet hat man die Vorentscheidung getroffen, dass man eine Tierontologie zur Erkundung der menschlichen Ontologie zugrundelegt. Wenn man Natur und Kultur umdreht würde das den Menschen über das Tier hinausheben und das Tier wäre somit das Mängelwesen. Angesprochen wurde eine doppelte Konsistenz. Dadurch, dass der Mensch als Mängelwesen dargestellt wird, wird auch ausgedrückt, dass der Mensch ein Verhältnis zu seinen Mängeln hat. Die erste Differenz ist also eine innere Differenz. Es ist eine Differenz die der Mensch zu bestimmten Vorstellungen hat. Wir alle sind genötigt uns so zu entwerfen, dass wir aus unserem Menschsein etwas machen. Wir setzen uns Ziele und wollen etwas erreichen. Es entsteht eine Differenz zu dem was ich sein möchte, oder zu dem von dem ich denke, dass ich sein soll. Ich habe also ein Verhältnis zu meinem Menschsein. Das ist in eine Zeitdifferenz eingebettet, ohne die es keine Geschichte, auch nicht für Individuen, geben würde. Außerdem hätte man ohne Zeitdifferenz keine Zukunft. Man könnte keine Zukunftspläne schmieden. Damit ich mir etwas vornehmen kann, mich auf etwas hin entwickeln kann, brauche ich innere Differenz. Der Mensch hat auch ein Verhältnis zu seinem Sosein. Jeder hat eine bestimmte Art und Weise wie er/sie ist und hat dazu auch ein Verhältnis. Man kann sich selbst, auch im Hier und Jetzt, beurteilen. Durch die Differenz zu uns selbst sind wir erst moralische Subjekte. Es ist auch der Grund warum wir aus uns heraus treten können, oder uns so verhalten können, wie wir eigentlich nicht sind, wir können etwas vortäuschen. Umgekehrt ergibt sich daraus das Problem nach der Frage wie wir authentisch sind. Dies sind die Differenzen die Scheler und Gehlen aufzeigen. 3.1.3 Helmuth Plessner +1985 Sein Zentralbegriff ist der der Exzentrizität. Werk: „Die Stufen des Organischen und der Mensch“ Es geht wieder um eine Unterscheidung von Tier und Mensch. Seine Theorie ist jene, dass er sagt, dass der Mensch nicht im Hier und Jetzt verhaftet ist, wie das Tier. Das Tier bleibt so in sich, dass der Leib die Einheit des Aktionsfeldes ist. Das Tier agiert aus sich und bleibt dadurch in der Mitte seiner Existenz. Der Mensch ist als biologisches Wesen auch in der Mitte seiner Existenz, er weiß jedoch darum. Wirklich an eine absolute Grenze kommen, ist prinzipiell nicht möglich, unüberschreitbar. Wenn nämlich die Grenze denkbar ist, heißt das, dass ich sie auch überschreiten kann, sonst könnte ich sie nicht überschreiten. Die Position des Menschen ist dabei die Position der Exzentrizität. Tier Mensch Mensch Der Mensch hat eine exzentrische Person. Er steht nicht im Zentrum. Der Mensch kann außer sich geraten und auch in sich gehen. Ein Ausdruck von Schmerz ist bei einem Tier ein Ausdruck aus der Mitte des Menschen heraus. Beim Menschen ist der Ausdruck von Schmerz differenzierter. Der Mensch kann den Schmerz in sich orten. Wir haben eine Position von der aus wir auch Orte in uns selbst (schmerzenden Zahn) finden und benennen. Wir können uns quasi selbst gegenüberstehen. Die Frage ist, ob diese Differenz dann der Ausgangspunkt von Sprache ist. Kompliziert wird die Überlegung, ob auch Gesten zur Sprache zählen. Es ergibt sich eine dritte Differenz die auch für Scheler und Gehlen gelten, ist die Frage nach der Identität. Dies ist die Frage: Wie kann ich die Mitte zu mir gewinnen? Wie kann ich meine Identität finden? Plessner würde sagen, das Tier ist immer mit sich identisch, es stellt sich die Frage nach der Identität gar nicht, da es die Differenz nicht hat. Für den Menschen gilt es die Identität erst zu erarbeiten. Ich muss erst ich selbst werden. „Erkenne dich selbst“ damit zu weißt wer du bist. Das typisch Menschliche wäre, dass der Mensch mit diesen drei Differenzen leben muss oder darf. Das bringt den Menschen dazu, dass er nicht etwas, sondern jemand ist. Dadurch ergibt sich die Personalität, die den Menschen ausmacht. Der Mensch ist sich selbst Aufgabe, da er gar nicht anders kann, als sich mit sich selbst zu beschäftigen. Dem kommt man nicht aus. 3.2 Ich sagen können Wesens- und Personbegriff wurden unterschieden. Person zu sein bedeutet auch Instanz zu sein, aus der man heraus gehen kann. Ich kann mich also auf mich selbst beziehen. Man kann nicht davon ausgehen, dass jeder Mensch das gleiche Selbstverhältnis hat wie ich es habe. Diese Einzigartigkeit des Selbstverhältnisses zu sich selbst ist eine Grundbestimmung der Personalität. Dadurch, dass ich nicht nur mein Wesen bin, sondern es auch habe, werde ich einzigartig. Ein Tier ist nur sein Wesen. Menschen haben ihr Wesen immer auch. Diese Grundfigur begegnet einem sehr oft. Man kann als Mensch nicht andere Identitäten übernehmen, man kann aber durch die Differenz mit dem Selbst in einem Verhältnis stehen. Wer wir sind ist also nicht identisch mit dem was wir sind. Wer ist immer die Frage nach der Person und Was ist die Frage nach der Wesen. Die Wer Frage gibt immer etwas Individuelles Unverwechselbares an. Dazwischen bewegen wir uns. Wir sind immer beides zugleich. Diese Frage nach der Einzigartigkeit, ist die Fähigkeit Ich sagen zu können. Mich selbst und sonst niemanden zu meinen. Die Sprachform des Ich ist philosophisch etwas sehr Bedenkenswürdiges. Ich kann zu mir selbst in einer Differenz kommen. Ich kann nicht nur zwischen Person und Wesen denken, sondern auch die Person die ich bin hinterfragen. Diese Frage wer bin ich, hat auch immer eine Identität inkludiert, die eine numerische Identität ist. Durch diese numerische Identität können wir uns voneinander unterscheiden. Wenn wir nicht ICH sagen können, würde es die Vorstellung nicht geben, dass wir uns voneinander abgrenzen können. Ich habe ein Verhältnis zu mir als Wesen und ein Verhältnis zu mir als Person, sonst könnte ich nie fragen: Wer bin ich? (Sich selbst zu erkennen, heißt nicht immer, dass man auch ICH sagen kann und alles was damit zusammen hängt. Woran knüpfe ich das Menschsein? Kleinstkinder können z.B. nicht ICH sagen. Entwicklungspsychologisch geht das Entdecken des Ichs auch mit der Entdeckung des Willens einher.) 3.3 Personbegriffe Ich kann eine konkrete Person nicht definieren. Einen Begriff zu definieren, ist jedoch etwas ganz anderes und durchaus möglich. 3.3.1 Etymologie und theologischer Kontext Person scheint ja ein lateinischer Begriff zu sein. Vom ersten Hinschauen könnte man sagen, dass Person von per-sonare kommt. Damit waren früher, so nimmt man an, die Schauspieler bzw. ihre Maske und das Durchtönen ihrer Stimmen durch die Maske, wie auch ihre Rolle angesprochen. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Das Wort Person kommt wahrscheinlich vom Etruskischen phersn, das die Rolle bezeichnet. Aus dem Griechischen kommt der Begriff prosopon welcher wiederum ein Antlitz oder eine Rolle bezeichnet. Somit kommt der Begriff also wahrscheinlich von der Bezeichnung einer Rolle. Im Theater spricht man noch heute von Personen und ihren Darstellern. Da werden die Rollen noch als Person bezeichnet. Außerdem gibt es auch juridische Personen. Für die Bezeichnung einer größeren Menschenmenge wird auch oft der Begriff Person verwendet. Bei einer Veranstaltung nahmen z.B. 300.000 Personen teil. 13. Einheit 15.1.2013 Zusammenfassung: Gehlen: Der Mensch findet die Sprache und entwickelt Institutionen als Kompensation zu seinem Mangel. Plessner: Der Mensch kann, im Gegensatz zum Tier, auch außerhalb seines Selbst stehen. Ich stehe in einer Spannung zu mir und kann auch über mich selbst nachdenken. Ich muss mich folgedessen gestalten. Ich muss Entscheidungen auch über mich treffen. Die Frage „Was soll ich tun?“ taucht nur in einer Exzentrizität auf. Das Ziel ist es einen Unterschied zwischen Tier und Mensch festzumachen. Man bestimmt was das Tier ist, und danach grenzt man den Menschen davon ab. Kann man den Menschen wirklich vom Tier her definieren? Gegner dieser Herangehensweise plädieren dafür, dass man beim Menschen ansetzen muss! Danach kann man das Tier vom Menschen abgrenzen. Das Tier vom Menschen her definieren, nicht den Menschen vom Tier her. Ich sagen können: Eigentlich muss man fragen „Wer ist der Mensch“ das geht, im Unterschied zu Was auf die Person des Menschen. Aus der objektiven Situation raus zu kommen, kann man über sich reden und sich bestimmen können. Ich sagen können ist der Hinweis darauf, dass der Mensch auch ein individuelles Wesen ist. Mit der Frage „Wer bin ich“ nimmt man für sich schon Personalität in Anspruch. Wenn man im Mittelalter Engel namentlich benannt hat, stellte man sich die Frage, ob diese Engel dann Personen sind. Das Ergebnis der Fragestellung war, dass Engel eine Gattung sind. Woher kommt die Individualität? und kann man den Menschen auch als Gattungswesen ansprechen? Die Leiblichkeit individuiert. Mit der Seele kommt das Menschsein zum einzelnen Menschen. Personbegriffe: Der Begriff wurde aus der Rolle entwickelt. Philosophisch wurde er definiert. Ein theologischer Begriff hat sich hier philosophisch entwickelt. Man versuchte eine theologische Fragestellung philosophisch zu bearbeiten, dann hat man aber die Theologie außen vor gelassen und sich nur mehr philosophisch mit dem Begriff der Person auseinandergesetzt. In den vier ersten großen Konzilien (Nicäa 325, Konstantinopel 381, Ephesus 431 und Chalzedon 451) hat man die Person Jesu Christi definiert. Das Ergebnis war das Glaubensbekenntnis. Es standen zwei große Fragen im Raum: Gibt es drei Götter oder gibt es einen Gott? (Wenn man Jesus Christus als Gott bezeichnet)Die Antwort ist: Ein Gott in drei Personen (Hyposthasen). Ist Jesus Christus nur Gott oder nur Mensch?- Er ist eine Person mit zwei Naturen. Man hat sich auf eine Formel von Theodor von Mopsuestia geeinigt: Jesus Christus muss man so verstehen, dass er eine Person mit zwei Naturen ist. Person ist ein lateinischer Begriff. Der griechische Begriff den man verwendete ist hypostasis. Die wörtliche Übersetzung von Hypostasis ist jedoch eigentlich die Substanz. Substanz sagt in diesem Kontext aber wieder etwas ganz anderes aus! Es gibt hier zwei Probleme. Einerseits die Übersetzung vom Lateinischen ins Griechische und andererseits, ein Wort zu finden, welches das ausdrückt, was ich gerne sagen möchte. Auch den Begriff des Monophysitismus (-> eine Natur) gibt es. 3.3.2 Definition nach Boethius +524 n.Chr. Er möchte in diesen christologischen Debatten auch in der lateinischen Terminologie verstehen, wer dieser Jesus Christus war. Es gibt verschiedene Ansichten. Viele sagen, er war nur Mensch oder nur Gott. Er ist jedoch Zwei in Einem. Zwei Personen in einer Person ist nicht vorstellbar. Wir brauchen also zwei unterschiedliche Begriffsebenen. Einen Begriff der hilft die Einheit auszusagen und ein Begriff der hilft die Verschiedenheit auszusagen. Es gibt laut Theodor v.M. die Formulierung, dass wir zwei Naturen in einer Person haben. Der Begriff der die Differenz, die Zweiheit ausmacht der Naturbegriff. Der Begriff der die Einheit aussagt, ist der Personbegriff. Boethius möchte lateinisch verstehen was Theodor aussagt. Was verstehen die Konzilsväter eigentlich unter Natur und was meinen sie eigentlich wenn sie von Person sprechen? Er möchte eine Definition der Begriffe finden. Er schaut welche Begriffsbezeichnungen bereits vorliegen. Er versucht diese christologischen Sachgehalte durch philosophische Definition der Begriffe zu verstehen. Es gibt vier Verwendungsweisen des Naturbegriffs: Alles das substantielles (selbstständig) und akzidentelles (unselbstständig) Sein hat. Die ganze Natur also. (Blätter die abfallen = akzidentiell) Menschen verstehen unter Natur nur die Substanz, in seiner Materialität oder Immaterialität. Alle Körper, die nicht artifiziell (hergestellt) sind. Alles das nicht durch die Technik hergestellt ist. Spezifische Differenz, die jedem Gegenstand seine Form gibt. Wesenheiten kann man definieren. Man kann ein Wesen, eine Art bezeichnen, dann nimmt man die nächst größere Gattung und führt die abbildende Differenz ein. Der Mensch ist so gesehen ein vernunftbegabtes Lebewesen. Die Vernünftigkeit ist dabei die Abgrenzung zur nächst größeren Gattung. Genau diese Angabe, die das Wesen von etwas/jemanden ausmacht, ist die Natur. Der Naturbegriff ist synonym mit dem Wesensbegriff. Diese vier Möglichkeiten der Verwendung des Naturbegriffs kann man feststellen. Welche Verwendung liegt der Definition von Theodor zugrunde? Wenn es einen Sinn machen sollte, muss es die 4. Möglichkeit sein. Wesen ist als Artbegriff gemeint, nicht als Eigenschaft (jemand ist geduldig oder so). Zwei Wesen in einer Instanz zu haben, das ist das Ziel der Aussage von Theodor. Damit kann auch Boethius leben. Natura muss in dieser Formel im lateinischen Begriff essentia verstanden werden. Essentia (lat) = Wesen (D)- Natur Personbegirff Sucht einen Personbegriff, der die Einheit in der hypostatischen Union gewähren kann. „Persona est naturae rationabilis individua substantia.“ (Boethius) Person ist einer vernunftfähigen Natur individuelle Substanz. Der Mensch ist ein Wesen, das der Vernunft fähig ist. Natur kann man als allgemeines Wesen verstehen. Dieses Wesen des Menschen ist vernunftbegabt. Nicht rationalis (vernünftig) sondern rationabilis (Drückt Möglichkeit aus, vernünftig zu sein). Vernunftfähige Natur. Dieser Personbegriff soll nicht nur für die menschliche, sondern auch für die göttliche Person gelten können. X= Die Person ist eine prinzipiell der Vernunftfähigen Natur (Wesen). Substanz ist ein Seiendes, das selbstständig ist. Person ist immer ein selbstständiges Wesen. Es kann nicht etwas unselbstständiges sein. Substanz heißt selbstständig sein. Das Gegenteil ist akzidentell. Diese Selbstständigkeit wird durch ein Adjektiv noch weiter definiert; die Person ist selbstständig. Das Individuum ist ungeteilt. Selbstständig Seiendes, das ungeteilt ist. Daher kommt der Begriff der Individualität. Man kann die eigene Individualität nicht teilen. Man kann nie ein Teil der Individualität eines anderen sein. Eine Person ist eine geschlossene Einheit. Man kann zwar Funktionen weitergeben, die man hat, aber ich kann nie meine Person teilen. Das selbstständig Seiende ist nicht teilbar, also ungeteilt. z.B. ein komatöser Patient bleibt trotzdem er/sie selbst. Woran liegt die Substanz? Sie liegt darin/kommt daher, dass man vom Menschen geboren ist. Der Mensch ist zwar vielleicht nicht ansprechbar, aber er ist prinzipiell der Vernunft fähig, deshalb ist er auch eine Person. Genauso wie Babys dieses Potential in sich haben und dadurch Personen sind. Am Menschen kann sich viel verändern, aber er bleibt trotzdem Mensch. Selbstständigkeit/ Bewusstsein ist ein ontologisches Problem. Selbstständigkeit heißt, dass das noch ein Mensch ist. Der Begriff der mit dem Substanzbegriff in Verbindung gebracht wird, und den Gegensatz einnimmt ist der Relationsbegriff. Bei Boethius ist der Relationsbegriff irrelevant. Vielleicht ist die Person Definition notwendig -> hypostasis - physis persona - natura -> Essentia (Wesen) [Einheit] - [Differenz] 3.3.3 Definition nach Richard von St. Viktor Kann man vorhandene Begriffe nicht auch auf das theologische Problem anwenden. Er hat ein trinitätstheologisches Problem. In der trinitätstheologischen Formel sind aber plötzlich die Begriffe verkehrt. Ein Gott in drei Personen. Plötzlich wird der Begriff der Person der Differenzbegriff, der ja eigentlich der Einheitsbegriff war in der Christologie. Wenn man die Trinitätstheologie verstehen soll, muss dieser relational sein, sonst hat man drei Götter. Also muss der Personbegriff als Relationsbegriff neu definiert werden. 14. Einheit 22.1.2013 Zusammenfassung: Wesen und Person. Ich sagen können- Individualität. Personendefinitionen. Boethius. Der Personbegriff ist ein Import der Theologie in die Philosophie. Boethius geht von der Grundüberlegung aus, wie man mit philosophischen Begriffen aufschließen kann, dass Jesus Christus Mensch und Gott war. Zwei Naturen in einer Person. Die göttliche und menschliche Natur > was bedeutet eigentlich Natur. Wesentlich ist für ihn und seinen Sprachgebrauch, dass Natur auch Wesen heißen kann. In einer Person haben wir also zwei Wesensbegriffe enthalten. Wenn man aber zwei Wesen in Jesus hat, ist es auch wichtig die Einheit auszudrücken. Dies tut er mit dem Begriff der Person. Der Personbegriff wurde von ihm daraufhin definiert. Der Zentralbegriff in der Definition ist der Substanzbegriff. Dieser Begriff ist aus der klassischen Metaphysik von Aristoteles der Gegenbegriff zur Akzidenz. Die Veränderung ist akzidentiell, wenn sie die Substanz nicht betrifft. An dem selbstständigen Sein gibt es eine Veränderung. Aristoteles versucht Konstanz und Veränderung gemeinsam zu denken. Man kann die Konstanz und die Akzidenz der Zeit beschreiben. Substanz, also auch die Person, ist ein selbstständig Seiendes. In individua substantia steckten die Wörter Individuum und teilen, es geht also um ein Individuum, das nicht teilbar ist. Das Wesen, ist prinzipiell der Vernunft fähig, deshalb bezeichnet er es mit rationabilis. Die Personalität ist an die Substanz, selbstständig Seiendes, gebunden. In der modernen Ethik würde man danach fragen, woran die Personalität hängt. Richard von St. Viktor ist zeitlich viel später als Boethius. Er nimmt die Definition auch aus der Theologie. Es ergibt sich eine andere theologische Problemstellung. Es ergibt sich eine trinitätstheologische Frage. Die Behauptung ist: Es gibt einen Gott in drei Personen. Hier taucht auch der Personbegriff wieder auf. Diesmal wird er aber umgekehrt eingeführt. Im Gegensatz zu Boethius sagt der Personbegriff die Differenz und nicht die Einheit aus. Diese Veränderung setzt sich so fort, dass die Einheit Gottes darin besteht, dass er ein Wesen hat. Sie haben ein und dasselbe Wesen, sind in gleicher Weise Gott, sind aber in drei Personen aufgeteilt. Weiter geht es darum wie Viktor aus dieser Problemstellung heraus den Personbegriff definiert. Richard kann den Personbegriff von Boethius nicht aufgreifen, da er zu statisch ist. Wir können nicht drei Götter denken, müssen aber eine Dreiheit denken, die nicht in Gott verschwindet. Der Personbegriff ist jetzt relational. Das wird bei Richard durch den Existenzbegriff ausgesagt. Wenn ich Person relational denken möchte und in Gott sagen kann, was die drei Personen sind, kann ich nicht mehr sagen, dass ich in der Person das Wesen denke. Richard wirft Boethius vor, dass er Person als etwas denkt. Denn Substantia (WAS) kann ein Baum auch sein. Wenn wir trinitätstheologisch denken wollen, müssen wir radikaler das WER denken und nicht nur das WAS. Boethius hat in seiner Definition die Individualität zu schwach gedacht. Person ist eine Eigentümlichkeit /eine Eigenschaft, die niemandem zukommt, als einen Einzigen. Wenn wir zwei Personen in Bezug setzen möchten, brauchen wir also eine Relation von zwei wirklich individuellen Größen. Es kann eine Person wirklich nur ein einziges Mal geben. Wenn ich Personen relational denken möchte, muss ich mehr Bestimmungsstücke finden, als die, dass jemand auf bestimmte Art und Weise sein Wesen realisiert. Man kann sein Wesen auf unterschiedliche Weise realisieren. Diesen Unterschied der Art und Weise zu sein nennt Richard v. St. Viktor modus essendi. Wenn ich diese zentrale Individualität in meinem Personbegriff denken möchte, muss ich über modus essendi hinausdenken. Er bringt hier den modus obtinendi (=von irgendwoher erhalten) auf. Die Frage nach dem Ursprung meiner Selbst wird gestellt. Wenn ich Relation denken möchte, darf ich nicht primär auf den modus essendi sondern muss primär auf den modus obtinendi (Modus des Erhaltens meiner Individualität) schauen. Ich muss den Substanzbegriff durch einen neuen ablösen, der die Ursprungsrelation zum Ausdruck bringt. Der Begriff den er dafür einführt ist Existenz (existentia= Von etwas her kommen und von woher meinen Stand haben). Ich habe Bestand aus etwas. So versucht er den modus obtinendi zu definieren. Bei ihm gibt es zwei Versuche die Person zum Ausdruck zu bringen. „existens per se solum juxta singularem quemdam rationalis existentiae modum“ (De trinitate 4,24) Ein durchs ich allein Existierendes, in Verbindung mit einem einzigartigen Modus, einer vernunftbegabten Existenz. Eine andere Formel, die mehr parallel zu der von Boethius ist: „Persona divina est divinae naturae incommunicabilis existential.” (De trinitate 4,22) Die Parallelstruktur zu Boethius ist klar erkennbar. Existentia bedeutet von wo her Bestand haben. Diese existentia (ek-sistere) ist mit incommunicablis näher beschrieben. Es ist also nicht gemeinsam machbar. communio ist die Gemeinschaft; in ist jedoch die Negation. Es geht also um eine Existenz die nicht gemeinschaftlich gemacht werden kann. Die nicht in die Gemeinschaft hinein gemacht werden kann. Es ist im Prinzip auch nicht teilbar. Er spricht sonst auch im Bezug auf den Menschen über eine Natur als Wesen. Das prinzipiell der Vernunftfähige hat er nicht drin. Er spricht einfach von vernünftig. Das von wo her sein, das nicht verallgemeinerbar ist, von einem vernunftfähigen Wesenist eigentlich die Definition von Richard von St. Viktor. Können wir mit einer solchen Definition Personalität in Gott denken? Wenn wir den Sohn denken; woher kommt seine Ursprungsrelation. Die Ursprungsrelation des Sohnes ist der Vater (gleichen Wesens, nicht gezeugt, nicht geschaffen, vor aller Zeit,…). Woher kommt der Geist? Das ist konfessionell unterschiedlich. Nach dem ersten Text geht der Geist auch aus dem Vater heraus. Katholisch gedacht hat er aber eine doppelte Ursprungsrelation. Der Geist geht also aus dem Vater und dem Geist hervor (filioque). Der Vater geht aus nichts hervor, er ist der Ursprung. Bei den Engeln ist die Ursprungsrelation immer die selbe. Sie sind alle aus Gott geschaffen, sie haben aber alle eine andere Qualität. Im Bezug auf die Menschen ist das nicht so leicht. Die Menschen haben allgemein gesehen eine gleiche Ursprungsrelation, sie kommen immer aus Menschen hervor. Speziell gesehen gehen sie aber immer aus anderen Menschen (außer bei Geschwistern) heraus. Sie haben also andere modi essendi. Die Frage nach komatösen Patienten kommt auf. Ist die Relation entscheidend für das Urteil, ob der Mensch eine Person ist oder nicht?- Ist er keine Person, weil er nicht mehr in Relation zu anderen Menschen steht? Richard denkt seinen Relationsbegriff ja ontologisch; es geht um die Herkunft. Menschsein und Personsein hat der Mensch daher, dass er den Ursprung in anderen Personen hat. Der Relationsbegriff wird in heutiger Ethik eher selten ontologisch gesehen. Man ist Person, da man aus Personen stammt. Das ist eine personale Relation. Das muss klar von der Wesensrelation unterschieden werden. Personalität kann vom Wesen differenziert werden, wenn man z.B. an Embryos denkt. 3.3.4 Definition nach Alexander von Hales (+1245) Er geht vom Begriff der Würde aus. Petrus Lombardus hat die einzelnen Sentenzen gesammelt und kommentiert. Dazu hat Alexander Glossen verfasst. Sein Werk heißt „Die Glossen der vier Bücher der Sentenzen von Lombardus“. Alexander versucht Schichten im Bezug auf den Menschen festzustellen: Natur: natürliche Schicht: Verbindet ihn mit anderen natürlichen Lebewesen. Das kann man im Menschen als subiectum (=das Daruntergeworfene/ die Basis) bezeichnen (nicht moderner Subjektbegriff!). Vernunft: rationale Schicht: Das macht den Menschen zum individuum.. Moral: moralische Schicht: Macht den Menschen zu einer persona! Diese Aufzählung ist als Hierarchie zu sehen. Die oberste „Schicht“ kommt ohne der untersten aus. Es gibt z.B. Vernünftiges, das nicht Person sein muss. Es gibt jedoch keine Moral ohne Vernunft. Die Personalität des Menschen liegt darin, dass er Moralität hat. Die Menschen die moralisch hochstehend sich könnte man also auch als Person sehen. Wer ein Verbrechen verübt, verliert seine Personaliät. -> Das sagt Alexander nicht aus!! Für ihn bestimmt die Moralfähigkeit die Personalität. Es ist unwichtig, wie diese Moralfähigkeit in das Verhalten einwirkt. Somit wird die Personalität ein ethischer Begriff. Anstelle der Moralität setzt Alexander die Würde. Wenn man die Moralfähigkeit hat, besitzt man auch Würde, wenn man also Würde hat, ist man eine Person. Die Hypostasis, das Zugrundestehende, kommt aus dem Griechischen und sagt eigentlich Person aus. Die Person ist eine unterschiedene Hypostase (Selbstständiges) mit einer Eigenschaft (Moralität) die es zur Würde bringt. Woran wird diese Würde (heute) gebunden? Wird die Würde einfach an die Person geknüpft (So macht es Alexander) oder ist sie an das Wesen des Menschen gebunden. Auch in den Menschenrechten ist die Persönlichkeit mit der Würde verknüpft. Weiteres heißt es, dass die Würde angeboren ist (was heißt aber angeboren?). Die Begriffe, unter anderem der Begriff des Wesens, werden inkonsequent verwendet. Menschenwürde und Personenwürde ist nicht das gleiche! Mensch ist ein Wesensbegriff. Ich kann also Menschen und Wesen denken, die keine Personen sind. Menschenwürde sagt aus, dass jeder Mensch Würde hat, Personenwürde würde stattdessen aussagen, dass nicht jeder Mensch (nur jede Person) Würde hat. 15. Einheit 29.1.2013 Zusammenfassung: Boethius hat den Substanzbegriff ins Zentrum gerückt. Frage nach dem Wesen mit dem Naturbegriff. >ontologische Grundaussage über das Wesen. Richard geht vom Relationsbegriff- Also von der Bezüglichkeit - aus. Relation wird oft als Fähigkeit zum Austausch gesehen. Es ist eine Seinsbeziehung in der gesprochen wird. Die Beziehung die im Sein möglich ist unterschiedet er in Modus essendi (Wie ein Wesen Seinsmäßig realisiert wird) Modus obtinendi (woher etwas sein Sein hat- Herkunftsrelation wird eröffnet). Er möchte die Person in Gott denken. Ausgehend vom modus optumendi will er den Existenzbegriff ins Zentrum rücken. Der Existenzbegriff ist deshalb relational, da er das Standhaben denkt. Von woher Bestand haben. Damit wird der modus optimendi in eine Substantiv gebracht. Inkommunikabilis: Es ist nicht verallgemeinerbar. Es wird hier eine Negativbestimmung gemacht. Bei Boethius ist die Negativbestimmung die Unteilbarkeit. Wenn Richard vom Menschen spricht betont er den intellektus. Boethius betont rationabilis. Alexander geht vom Würdebegriff aus. Er schaut den Menschen an, indem er ihn dreiteilt: Subjektum (biologisches Wesen- nicht moderner Subjektbegriff!!- bedeutet Fundament), Individuum (Begriff von Boethius tritt wieder auf; Unteilbares; Vernünftigkeit des Menschen) und moralisches Wesen (insofern ist der Mensch auch Person). Die Moralität des Menschen: Die Personalität ist nicht an hochstehende Sittlichkeit gebunden. Die Würde /Personalität hängt an der prinzipiellen Moralfähigkeit des Menschen. Die Würde ist das Charakteristikum der Personalität hinter der die prinzipielle Moralfähigkeit steht. 3.4 Merkmale des Personbegriffs Wichtig ist, dass es bei den folgenden Punkten nicht um Eigenschaften geht, die vorhanden sein müssen, um von einer Person sprechen zu können. Es geht vielmehr um prinzipielle Fähigkeiten. Der Personbegriff kann nicht zu einer Eigenschaft des Wesens gemacht werden. Person ist nicht selbst noch einmal eine Eigenschaft. Es ist etwas anderes ob man von Wesen oder Person spricht. Der Wesensbegriff ist etwas, das die Allgemeinheit bezeichnet, der kann man nicht einfach Eigenschaften hinzufügen um die Einzigartigkeit des Menschen zu erreichen. Es geht um Charakteristika die Personen überhaupt charakterisieren und nicht gegeneinander ausgespielt werden können. 1. Selbstbezug und Selbstbestimmung. Die Würde des Menschen impliziert die Moralfähigkeit. Die Moralfähigkeit impliziert, dass sich der Mensch selbst gestalten kann und aus Freiheit agiert und handelt. Diese Selbstbestimmung ist also praktisch zu verstehen. Ohne diese Rückbezüglichkeit des Menschen wäre eine Ethik überhaupt nicht denkbar. Diese Selbstbezüglichkeit wird auch zur Möglichkeit der Selbstbestimmung. die Selbstbestimmung ist in der theoretischen Vernunft nur soweit gegeben, dass ich Mensch bin. Die Selbstbezüglichkeit muss jeder auf sein eigenes Leben und dessen Gestaltung haben. Es ist eine bestimmte Art und Weise der Selbstbezüglichkeit, welche man als Selbstbestimmung bezeichnen kann. Wenn die Moralfähigkeit besteht, müssen sich Menschen mit sich selbst auseinandersetzen. Eine Selbstbestimmung ist heutzutage schwer, wenn man behauptet, dass es so etwas wie einen freien Willen nicht gibt. Es gibt neurobiologische Positionen die diese Einstellung (es gibt keinen freien Willen) vertreten. Folgedessen wäre aber dieses Argument hinfällig. Individualität könnte man dann höchstens als individuelle Form von Neuroverknüpfungen zurückführen. Diese Konzeption pendelt sehr stark zwischen dem allgemeinen Wesensbegriff und dem individuellen Personbegriff. Gibt es Gemeinschaftsformeln die im Bezug auf den Menschen relevant werde? Wo sind Ansätze für Verallgemeinerungen des Menschen. Selbstbestimmung ist immer auch eine Bestimmung in einer Gemeinschaft (Nähe Distanz etc.) 2. Integralität: (Schichtung des Menschen) Der Personbegriff ist einer der die Personalität nicht von anderen Grundbestimmungen des Menschen ablöst. Das macht Boethius und Richard nicht. Man könnte es höchstens bei Alexander annehmen. Bei Alexander gibt es immer von der Moralität hin zur Vernünftigkeit ein Abhängungsverhältnis. Der Personbegriff versucht eine Einheit als Distanz zu denken. Personalität gilt für den Leib genauso wie für die Vernünftigkeit. Oft denkt man, dass Personalität nur aus Vernunft besteht o.ä. Es gibt evtl. ein menschliches Leben das die personale Schicht erst entwickeln muss, bzw. auch wieder verlieren kann. Ein integraler Personbegriff behauptet hier eigentlich, dass der Wesensbegriff des Menschen unmittelbar an den Personbegriff des Menschen angeschlossen ist. Die Personalität, die man an Vernünftigkeit knüpft wertet immer den Leib ab. Daraus ergibt sich theologisch gesehen, auch ein Problem im Bezug auf die Auferstehung. Ist mit der Seele die Individualität verbunden? Die antiken Vorstellungen (z.B. Aristoteles) gehen davon aus, dass es keine individuelle sondern eine allgemeine Unsterblichkeit gibt. Der Geist geht nach dem Tod in der großen Einheit auf und kommt dann wieder in eine Person. Materielle Grundbestandteile werden dann weiterbestehen. Individuelle Unsterblichkeit wird so aber nicht gedacht. Das Christentum vertritt eine universelle Unsterblichkeit. Das ist auch die Unsterblichkeit des Leibes. Prinzipiell zu denken, dass die Individualität auch an der Materialität hängt, ist ein neuer Gedanke. 3. Die Gesamtheit des Lebens: Die Personalität umfasst das Leben als Ganzes. Man ist das ganze Leben lang eine Person. diachron (= durch die Zeit hindurch). Man versucht mit dem Personbegriff die Identität durch die Biografie zu bezeichnen. Der biografische Niederschlag (meine Lebensgeschichte) in meinem Leben macht auch mich in meiner Einzigartigkeit aus. In der modernen Diskussion ist auch dieser Begriff umstritten. Es besteht die Frage nach der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens. Gibt es zu Beginn oder am Ende des Lebens eine Phase in der die Personalität und somit die Würde nicht mehr anerkannt werden muss? 4. Individualität: Der Begriff selbst kommt von Boethius. Auch Richard denkt ihn ähnlich. Damit verbunden ist der Ausdruck der Unverwechselbarkeit und der Unaustauschbarkeit. Eine nicht Duplizierbarkeit wird ausgedrückt. Dieser Begriff ist in der Moderne auch in den Begriff des Subjekts übergegangen. Mit dem Subjekt wird moralautonomisch die Autonomie bestimmt. Das Subjekt das sich selbst bestimmt. Es ergibt sich eine Einzigartigkeit die heute mit dem Personbegriff ausgedrückt wird, wird oft mit dem Subjektbegriff gefasst. Der Subjektbegriff wird heute aber auch oft in Frage gestellt. Das was die Einzigartigkeit ausmacht, ist ein Strukturganzes, das aber nicht als eigenständige Instanz fassbar gemacht werden kann. Im Menschen ist kein Personkern mehr erkennbar. Der Mensch ist Schnittpunkt von Einflüssen die auf ihn einwirken, aber man kann ihn nichtmehr so als eigenständige Substanz sehen. 5. Dignität/ Würde: Der Wert des Menschen besteht darin, dass er Würde und keinen Preis hat (Kant). Kant bestimmt den Menschen auch noch einmal aufgrund der Würde. Der Oberbegriff wäre der Wert. Etwas das so wertvoll ist, dass es keinen Preis mehr hat (diese Kategorie ist nicht mehr anwendbar) dann ist das die Kategorie der Würde. Die Würde besteht darin, dass der Mensch ein freies und autonomes Subjekt ist. An die Würde des Menschen wird auch seine Unantastbarkeit geknüpft. Wenn etwas so einzigartig ist, dass es nicht ersetzbar ist/ keinen Preis hat, ist es auch unantastbar. Im Katalog der Menschenrechte sind mit der Würde wiederum die Rechte des Menschen geknüpft. >Der Würdebegriff ist an die Unantastbarkeit geknüpft, was wiederum an gewisse Rechte geknüpft ist. Die Rechte von denen wir hier sprechen sind jene, die gegeben sein müssen, damit der Mensch seine Würde bewahren kann. Daraus entwickelt sich wiederum die Frage, ob es nicht auch Menschenpflichten gibt. Die Würde die wir bei Alexander kennen gelernt haben, war die Personenwürde. Der Würdebegriff ist aber vom Personbegriff auch auf den Wesensbegriff übertragen worden. Eine moderne Diskussion: Deshalb gibt es eine gewisse Differenz zwischen Personenwürde und Menschenwürde. Prinzipiell spricht man öfter von Menschenwürde. Damit wird die Würde nicht an die Personalität sondern an das Menschsein geknüpft. Nicht jeder Mensch ist Person, das heißt, dass wenn man von Personen würde spricht, nicht jedem die Würde zugeschrieben wird. Wenn man aber von Menschenwürde spricht, kommt die Würde allen zu. Theologisch wird die Personalität des Menschen mit der Ebenbildlichkeit ausgedrückt. Die Ebenbildlichkeit heißt, dass der Mensch nach dem Abbild Gottes geschaffen wurde. Deshalb haben diese theologischen Bemühungen entwickelt, welche die Würde vertrete. Schöpfungstheologisch kann man also den Personbegriff auch rückbinden. >Der Mensch ist Person, weil Gott selbst in drei Personen Gott ist und weil der Schöpfungsbegriff so verstanden werden muss, dass die drei Personen an der Schöpfung beteiligt sind. 3.5 Personalität des Menschen Es gibt drei Möglichkeiten: 1. Entweder man bindet den Würdebegriff an den Menschenbegriff. Dafür genügt es für die Unantastbarkeit, dass der Mensch vom Menschen abstammt. 2. Der Würdebegriff wird beim Personbegriff belassen und der Würdebegriff dem Wesensbegriff gegenüber gestellt wird. Dann gibt es prinzipiell die Möglichkeit, dass es Menschen gibt, die keine Würde haben. 3. Man spricht von Personenwürde, die Personalität wird aber wiederum an den Menschen rückgekoppelt. Die Personalität hängt also an der Menschlichkeit. Viele versuchen heute auch vom Personbegriff weg zu kommen, da dieser problematisch geworden ist. Der Wesensbegriff ist ein Begriff, der klassifiziert. Einzelne Individuen werden unter einen Begriff zusammengefasst. Auf der ontologischen Ebene verstanden, ist der Wesensbegriff die Aussage über eine gewisse Seinsweise. Er macht die Seinsweise von bestimmten Lebewesen aus. Traditionell klassisch wurde auch biologisch die Verknüpfung vom sortalen Begriff (eine Art) und einer ontologischen Grundbestimmung (das Wesen). Woran mache ich ein Wesen fest? Kann ich eine Art nach, von außen ersichtlichen, Erscheinungen einordnen. Man schaut sich auch Eigenschaften an und schaut sich dann an, welche Eigenschaften man zusammenfassen könnte. Man kann immer andere Ordnungssysteme bilden. Wenn es eine Seinsweise ist, dann geht die Ordnung nur auf eine Art und Weise. Ist das Wesen des Menschen ein Wesen sui generis, das von der Seinsweise her gedacht nicht austauschbar ist, oder kann man Personalität, die man an das Wesen bindet, oder nicht, anders klassifizieren. Man kann einen Eigenschaftskatalog aufstellen. Man hat z.B. 20 Eigenschaften und wenn von diesen 15 erfüllt sind subsumieren wir ein Wesen unter XY. Man kann diesen Eigenschaftenkatalog aber auch verändern. Die Eigenschaften sind veränderbar und dann kann man ein Kriterium festlegen wer in den Eigenschaftenkatalog passt und demnach ein gewisses Wesen ist. In der Ontologie kann man diese Eigenschaften nicht mehr beliebig verändern. Da kann man die Eigenschaften nicht selbst hervorbringen oder verändern man muss erkennen, welche Eigenschaften in den Wesen liegen. Welche Eigenschaften müssen also da sein, damit ich das Lebewesen als Mensch definiere, oder ist das eine gewisse Weise des Seins. Es ist eine Sache, die in der Entscheidungskraft des Menschen liegt. Ist im Bezug auf den Menschen diese Unterscheidung (unterschiedliche Definition) machbar oder nicht machbar. Es gibt beide Versuche: Der Mensch ist ein Wesen suigeneris, ich kann keine unterschiedlichen Eigenschaften definieren (jede Epoche würde etwas anderes sagen). Diese Definition wäre immer von der Zeit abhängig. Sonst ist der Mensch kein Wesen sui generis. Das heißt ich schau, was ich für mich als Mensch gelten lasse. Beim einen habe ich den Menschen vorgegeben, beim zweiten definiere ich selbst was ich für mich als Mensch gelten lasse und was nicht. Der Speziesismusvorwurf: Warum bevorzuge ich die Art Mensch, auf eine besondere Art und Weise? Warum hebt der Mensch sich selbst, im Vergleich zu andern Arten, hervor. Warum ist es erlaubt, dass der Mensch andere Lebewesen ausbeutet. Wenn der Mensch als Mensch kein Wesen sui generis ist, dann ist dem Menschen auch zu oder absprechbar Mensch oder Person zu sein. Die Würde liegt also nicht in der Natur des Menschen begründet, sondern ist eine Sache der Definition. Dann kann es sein, dass andere Menschen mir ab oder zu sprechen Mensch zu sein. Das Römische Recht war so veranlagt, dass der Pater Familias das Neugeborene erst annehmen musste, damit es zum Menschen wurde. Kann man Personalität zu oder absprechen? Ist Personalität geknüpft an das Menschsein schlechthin. Das Problem des Zu- und Absprechens: Was ist ein komatöser Patient dem ich abgesprochen habe ein Sohn zu sein. Dieser Mensch, hat zwar keine Würde mehr, ist aber menschliches Leben. Wenn er kein Mensch mehr ist, was ist er dann? Ein Tier? Identifiziert man sich selbst mit dem Lebewesen, das der Embryo war aus dem ich geworden bin? Gibt es einen Bruch zwischen meiner menschlichen Existenz und meiner embryonalen Existenz. Gibt es so etwas wie diese Identifikation? Kann ich sagen, dass ich erst Mensch geworden bin und was und wer war ich dann davor? Wenn ich nicht jemand war, dann muss man sich denken, dass aus Etwas Jemand wird. Das ist ontologisch ein großes Problem. Wie kann man einen so großen ontologischen Sprung machen? Wenn ich ein neues Wesen geworden bin, muss ich außerdem fragen was war (nicht ICH) vorher? Was war das, was davor war? Was ist eigentlich ein Leichnam? Ist das ein Mensch? Dort kommt man an der ontologischen Frage nicht vorbei! Fazit: Mensch wird sich durch das Pendel an Wesen- und Personbegriff definiert. Ethik und Anthropologie beeinflussen sich stark gegenseitig.