1/1 IdeenSet Das Seeland-Grosses Moos 7 Der Siselen Weiher Sachinformationen 1 Der Siselen Weiher Vor 200 Jahren war das Seeland eine äusserst vielfältige Landschaft mit ausgedehnten Auen, die immer wieder durch Hochwasser überflutet und umgestaltet wurden. Mit den Eingriffen in den Wasserhaushalt, den Juragewässerkorrektionen, veränderten die Menschen die Gestalt und das Aussehen dieses wassergeprägten Gebietes. Kleingewässer mit vielfältigen Uferzonen sind im Grossen Moos heute selten geworden. Der unter kantonalem Schutz stehende Siselen Weiher wurde im Zuge der Gesamtmelioration 1970-1987 erstellt. Er bietet zahlreichen bedrohten Tieren und Pflanzen günstige Voraussetzungen zum Überleben. Man trifft hier zum Beispiel den Zwergtaucher, das Teichhuhn oder Sumpf- und Teichrohrsänger als Brutvögel sowie Ringelnatter, Lurche, Libellen und Wasserinsekten in der schilfbestandenen Uferzone. Im Übrigen nutzen das Wild, der Graureiher und zahlreiche Zugvögel den Weiher als willkommenen Rast- und Nahrungsplatz. Vielfältig sind auch die Wasser- und Uferpflanzen vertreten. 2 Moore, Feuchtgebiete und Sümpfe 2.1 Moore Moore übernehmen im Landschaftshaushalt wichtige Funktionen: Sie bieten Lebensraum für eine Vielzahl von speziell an nasse Verhältnisse angepasste Tier- und Pflanzenarten. Sie dienen als Wasserspeicher und Klimaregulatoren in der Landschaft und sie wirken als Biofilter. Während Niedermoore durch Grundwasser beeinflusst werden, wachsen Hochmoore durch die Torfbildung über das Grundwasser hinaus und werden ausschliesslich durch Niederschläge mit Wasser versorgt. 2.2 Feuchtgebiete Feuchtgebiete sind Lebensräume mit einem ständigen oder zumindest häufigen Wasserüberschuss. Der Wasserüberschuss in Kombination mit Sauerstoffmangel verhindert, dass abgestorbene Pflanzenteile vollständig zersetzt werden. Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende entsteht auf diese Weise Torf. In der Vergangenheit wurden die Feuchtgebiete im Grossen Moos entwässert. 2.3 Sümpfe Sümpfe sind durch Oberflächenwasser oder hoch anstehendes Grundwasser geprägt. In der Natur existieren fliessende Übergänge zwischen Sümpfen und Niedermooren. Schilf, auch Rohrkolben, Rohrglanzgras oder Teichbinsen prägen die Uferzonen. Sie tolerieren schwankende Wasserstände und wachsen teilweise in über einem Meter Wassertiefe. 3 Lebensraumvernetzung durch Biotopverbund Landschaftszerschneidung gilt als eine der grössten Gefahren für die Artenvielfalt. Infrastrukturen wie Strassen und Wege, Kanäle und Eisenbahnlinien zerteilen die Lebensräume von Tieren und Pflanzen und beschränken deren Ausbreitung und Wanderungen. Seit die Bedeutung von Hecken für den Artenschutz und der Biotopverbund erkannt wurde, sind im Grossen Moos vielerorts Hecken angelegt worden. Auch Feldgehölze tragen zum Artenreichtum der Kulturlandschaft bei, dienen als landschaftliche Gliederung, stellen zwischen den Wirtschaftsflächen naturartige Elemente dar und haben darüber hinaus eine grosse ökologische Bedeutung. Ziel des Biotopverbunds ist ein Netzwerk aus miteinander verbundenen Lebensräumen zu schaffen. Biotopverbundsysteme setzen sich zusammen aus: Grossflächigen Lebensräumen mit stabilen dauerhaften Populationen. Kleineren Biotopen zwischen den grösseren Lebensräumen, die als Zwischenstationen für den Individuenaustausch dienen. Gehölzstreifen, die als Wanderwege genutzt werden und die Lebensräume mit den Biotopen über ein möglichst engmaschiges Netz miteinander verbinden. Eine standortangepasste Landschaftsnutzung, um die Landschaft generell „durchgängiger“ zu machen. (Ökostreifen / Pufferzonen) IdeenSet Seeland-Grosses Moos PHBern 2015, www.phbern.ch 2/1 Dem Biotopverbund wird im Grossen Moos viel Beachtung beigemessen. Auf vorbildliche Art werden die Binnenkanäle gepflegt, die Naturschutzgebiete beachtet und entlang der Gewässer, Hecken und Gehölze naturnahe Streifen belassen. In solchen Saumbiotopen und an Dammböschungen leben viele hundert Tierarten. Das sind oft Blüten besuchende Insekten (Schmetterlinge, Wildbien en), die von der Blumenvielfalt der Magerwiesen profitieren. Aber auch Reptilien wie Zauneidechse und Schlingnatter leben auf Dämmen und Böschungen. 4 Naturschutzgebiete Naturschutzgebiete dienen dem besonderen Schutz von Natur und Landschaft, um die Lebens räume wildlebender Arten zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen. Auch Gebiete, die sich durch eine besondere Seltenheit und Eigenart auszeichnen oder die von naturgeschichtli chem Wert sind, wie der Siselen Weiher, können zu Naturschutzgebieten erklärt werden. Nicht nur unter der Wasseroberfläche beherbergt der Siselen Weiher unzählige wirbellose Tierarten, die sich auf faszinierende Weise an diesen Lebensraum angepasst haben. Auch auf dem Wasser und an seinen Ufern lebt eine Vielzahl von seltenen Tieren und Pflanzen, die sich auf dem Grenzbereich zwischen Wasser und Land angesiedelt haben. 5 Biodiversität Biodiversität ist das Ergebnis seit Millionen von Jahren andauernder Evolution und steht seit Jahrtausenden unter Einflüssen menschlicher Nutzung. Dieser Begriff bezeichnet die biologische Vielfalt des Lebens auf der Erde: Vielfalt der Lebensräume: Ökosysteme Vielfalt der Arten: Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen Genetische Vielfalt: Unterarten, Sorten und Rassen wildlebender und genutzter Arten Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt gelten als wichtige Grundlagen für das menschliche Wohlergehen. Deshalb wird der Biodiversität heute eine grosse Bedeutung beigemessen: Ökologische Funktionen Biodiversität hält Nährstoffkreisläufe aufrecht, ist Voraussetzung für einen funktionierenden Wasserkreislauf und stellt die Sauerstoffproduktion sicher. Wirtschaftliche Bedeutung Die biologische Vielfalt bildet die Grundlage für Nahrungsmittel, Energieträger, Kleidungsfasern, Baumaterialen oder medizinische Wirkstoffe. Ökosysteme und ihre Arten sind wichtig für die Bestäubung von Nutzpflanzen und den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Ästhetischer und kultureller Wert Die Vielfalt der Lebensräume und Arten trägt zu einer abwechslungsreichen Landschaft bei und wirkt positiv auf das seelische und körperliche Wohlbefinden des Menschen. Die Nähe zur Natu r ist ein wichtiger Aspekt für die Lebensqualität des Menschen. 6 Baumeister Biber Der Biber war hierzulande ausgestorben. Nun hat er sich in den vergangenen Jahren entlang unserer Seen und Fliessgewässern erneut angesiedelt. Der mit dem Eichhörnchen und dem Murmeltier verwandte Biber hat erstaunliche Eigenschaften: Er kann nicht klettern, um an Rinde und Knospen zu kommen fällt er Bäume, mit denen er auch Dämme und Burgen baut. Am liebsten ernährt er sich aus Weiden und Pappeln. Seine vier Schneidezähne sind wegen des eingelagerten Eisens Orange und ausserordentlich hart. Bei Gefahr bleibt er bis zu 20 Minuten reglos unter Wasser. Der Biber ist in der Lage seinen Lebensraum selber zu gestalten. Er fördert die Biodiversität, von der viele Arten profitieren. Innert zwei Jahrzehnten hat sich der Biber im Seeland derart verbreitet, dass das Grosse Moos als Biberparadies bezeichnet werden kann. In den letzten Jahren häuften sich aber auch Konflikte mit IdeenSet Seeland-Grosses Moos PHBern 2015, www.phbern.ch 3/1 dem Biber. Namentlich im Grossen Moos werden durch den Bau von Biberdämmen Drainageleitungen verstopft, mit negativen Folgen für den Gemüsebau. Die Biber beschädigen überdies auch Uferböschungen der Kanäle. 7 Lebensräume erhalten Um einer Abnahme der Biodiversität zu begegnen wurden und werden im Grossen Moos eine Reihe von Massnahmen ergriffen. So werden natürliche und naturnahe Lebensräume erhalten, Gewässer renaturiert und wertvolle Biotope entwickelt. Um Bestände bedrohter Arten zu schützen und zu erhalten dient die ökologische Durchlässigkeit mit dem Vernetzten von Biotopen. Die intensive Agrarwirtschaft im Grossen Moos ist sich ihrer Verantwortung bewusst, nimmt Rücksicht auf naturnahe Lebensräume, bewirtschaftet den Boden nachhaltig und verringert wo möglich ihre Umweltbelastungen. Denn Belastungen mit Schadstoffen gefährden natürliche Lebensräume und ihre Bewohner. Die durch intensiven Ackerbau, Strassen, Kanäle und anderen Infrastrukt uren geprägte Landschaft soll die Wanderung von wildlebenden Tieren nicht verhindern. Wesentlich verantwortlich für den Artenrückgang sind die Veränderung oder Zerstörung von Lebensräumen, klimatische Veränderungen, Umweltbelastungen durch Schadstoffe und die Ausbreitung exotischer Arten, die als Räuber, Konkurrenten oder Krankheitserreger einheimische Arten bedrohen. Um einen Artenrückgang zu verhindern sind verschiedene Massnahmen zu beachten: Vorhandene wertvolle Lebensräume nicht zerstören. Heckenlandschaft mit bestehenden Gewässern vernetzen. Strukturarme und ausgeräumte Landschaften mit Gehölzen bestocken. Intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen mit Pufferzonen versehen. Zu starke Beschattung durch dichtes Gehölz verringern (Gehölzrückschnitt). IdeenSet Seeland-Grosses Moos PHBern 2015, www.phbern.ch