PUNKT C.6.b ANLAGE Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss Beratende Kommission für den industriellen Wandel (CCMI) Brüssel, den 2. Dezember 2015 STRATEGIE DER CCMI FÜR 2016 Industriepolitik Die CCMI will ihr einzigartiges und breites Sachkompetenzspektrum anwenden, um industriellen Wandel vorherzusehen und eine Industriepolitik zu vertreten, die auf eine Stärkung des verarbeitenden Gewerbes abhebt und die Weichen für eine stärkere Umweltausrichtung der Wirtschaft in Europa stellt; auf der Grundlage nachhaltiger Entwicklung, Innovation, hochwertiger Arbeitsplätze und sozialen Zusammenhalts soll so die europäische Industrie befähigt werden, sich als ernstzunehmender Akteur der globalisierten Wirtschaft zu behaupten. Der sektorielle Aspekt ist ein zentrales Anliegen der CCMI, die sich auf ihre besonderen, konkreten und langfristigen Kontakte zu den wichtigsten europäischen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden sowie Verbraucherorganisationen der verschiedenen Branchen stützen kann. Diese Akteure aus der europäischen wirtschaftlichen und sozialen Praxis leisten einen einzigartigen Beitrag zur Antizipierung des industriellen Wandels und vertreten eine langfristige Perspektive im Einklang mit den Werten, Grundsätzen und Zielen der Europäischen Union. Die vierte industrielle Revolution – Industrie 4.0 – ist eine neue, durch die vertikale und horizontale Verbindung Maschine-Internet, Maschine-Mensch und Maschine-Maschine geschaffene Realität. Die CCMI wird sich nachdrücklich dafür einsetzen, dass die Entscheidungsträger die bestmöglichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass die europäische Industrie sich diesen grundlegenden Wandel zunutze machen kann. Die Vielfalt Europas sollte als Fundus der Kreativität und Wettbewerbsfähigkeit genutzt werden. Wirtschaft und Verbraucher, aber auch die Gesellschaft als Ganzes, sollten sich zu einer europäischen Produktion bekennen, die auf wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Verantwortung beruht. In der Praxis wird die CCMI dazu beitragen, dass die industrielle Dimension in allen zuständigen Generaldirektionen der Europäischen Kommission sowie im Europäischen Parlament und im Rat berücksichtigt wird, insbesondere in dem Anliegen, all diese Politikbereiche, die bisher nicht unbedingt kompatibel sind, auf eine Linie zu bringen. Die EESC-2015-05928-18-03-NB-TRA – Pt C.6.b (EN) 1/3 DE CCMI wird auch die Notwendigkeit herausstellen, die Anliegen der weniger mediatisierten Branchen zu berücksichtigen. In ihrem Zuständigkeitsbereich als Arbeitsorgan des EWSA wird die CCMI sich dafür einsetzen, die Koordination und Zusammenarbeit mit den Fachgruppen, Beobachtungsstellen und Interessengruppen des EWSA unter Wahrung der gegenseitigen Würde zu verbessern. Sie wird dazu beitragen, dass der Ausschuss bei verschiedenen aktuellen und wichtigen Themenstellungen wie Flüchtlinge und Zuwanderung, Sicherheit in Europa und regionale Entwicklung den industriepolitischen Standpunkt berücksichtigt. Die Europäische Union muss sich weiterhin auf die Wiederbelebung ihrer Industrie konzentrieren, damit das Ziel erreicht werden kann, den Anteil der Industrie am BIP bis zum Jahr 2020 auf 20% zu steigern. So würde die wirtschaftliche Erholung durch Investitionen in strategisch wichtige Verarbeitungssektoren (z.B. Automobil-, Chemie-, Metall- und Elektronikindustrie) und Branchen mit Wachstumspotenzial wie disruptive Technologien, Ökoindustrie, Biotechnologie, Nanotechnologie, Kulturindustrie, erneuerbare Energie, personenbezogene Dienstleistungen usw. gefördert. Dazu ist es notwendig, öffentliche Investitionen umsichtig auszurichten und entsprechende Anreize zu schaffen, damit Europa zur ersten Wahl für private Investitionen wird, die auf die Rückverlagerung industrieller Tätigkeiten nach Europa abzielen, sowie "grüne" Infrastruktur, Forschung, Entwicklung und Innovation auszubauen, um die Umstellung durch ein nachhaltiges und integratives Wachstum unter effizientester Nutzung unserer Energieressourcen zu erleichtern. Um dem Risiko der Verlagerung von Industrien entgegenzuwirken, sollten im Rahmen der EU-Handelspolitik Länder, die internationale Vereinbarungen zur Verringerung von Emissionen nicht einhalten, mit Abgaben nach Art von CO2-Steuern belegt werden. Die Auswirkungen verschiedener EU-Maßnahmen – auch des Emissionshandelssystems – auf energieintensive Industrien und das Risiko von Emissionsverlagerungen sollten aufmerksam überwacht werden. Es sollte geprüft werden, inwieweit die Empfehlungen der wichtigsten Stellungnahmen der CCMI der vergangenen Jahre berücksichtigt und aufgegriffen wurden; folgenden Bereichen sollte besondere Aufmerksamkeit gelten: Umsetzung der Industriepolitik, insbesondere hinsichtlich der Schaffung der erforderlichen Voraussetzungen für die Rückverlagerung von Industrien in die EU Jugendbeschäftigung und die Notwendigkeit, die Ausbildung junger Menschen an den Erfordernissen der Industrie auszurichten Sensibilisierung der europäischen Behörden für vernachlässigte und anfällige Industriezweige EESC-2015-05928-18-03-NB-TRA – Pt C.6.b (EN) 2/3 Förderung der erforderlichen Dienstleistungen zur Anregung innovativer Entwicklungen im produzierenden Gewerbe und zur Stärkung der Arbeitskapazität Zugang zu Rohstoffen unterschiedlichen Auswirkungen der Energiekosten auf die Ausgliederung von industriellen Bereichen in Europa im Vergleich zu anderen Regionen Vorbereitung auf die Halbzeitüberprüfung des Europäischen Fonds zur Anpassung an die Globalisierung Erleichterung des Zugangs zu Krediten für KMU (Beteiligungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit, Mikrokredite, Risikokapital usw., Stärkung der Rolle der EIB und des EIF) Konzentration auf Forschungs- und Innovationsprogramme durch Beteiligung an den wichtigsten sektoralen Europäischen Technologieplattformen zur Förderung von Bottomup-Ansätzen und Erfassung des gesamten Innovationspfads bis hin zum Technologiereifegrad (Technology Readiness Level, TRL). Kommunikation und Follow-up Die CCMI sollte – in entsprechender Abstimmung mit der Abteilung Kommunikation – ihre Stellungnahmen und insbesondere ihre Empfehlungen von sich aus an einen umfangreichen Adressatenkreis verbreiten, damit diese Eingang in die öffentlichen Debatten und in die Agenden von politischen Gruppierungen und Sachverständigengruppen finden. Die CCMI sollte mehr Partner gewinnen, wie bspw. den Gewerkschaftsverband IndustriAll, die auf ihren Websites die CCMI-Stellungnahmen veröffentlichen. Auch zu den wichtigsten europäischen Ausschüssen für den sektoralen sozialen Dialog sollten Kontakte geknüpft werden, um sie sowohl als Informationsquellen als auch als Vektoren für die Verbreitung zu nutzen. Interessenträger der Ausschüsse für den sektoralen sozialen Dialog sollten weiterhin zu Anhörungen eingeladen und als Sachverständige zu Studiengruppenarbeiten hinzugezogen werden. Es sollte ein engerer Kontakt zur Fachpresse gesucht werden. Der Dialog der verschiedenen Akteure muss gefördert werden, damit die Standpunkte aller Beteiligten bei der branchenbezogenen Planung und der Überwachung ihrer Umsetzung berücksichtigt werden. Unternehmer, Gewerkschaften, aber auch die Zivilgesellschaft im weitesten Sinn, müssen auf allen Ebenen (europaweit, national und regional) in diesen notwendigen Umstellungsprozess einbezogen werden. Die CCMI sollte öffentliche Konferenzen nutzen, um alle wichtigen Akteure zusammenzubringen, die eine wichtige Rolle spielen bzw. gebraucht werden, um die Reindustrialisierung zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. _____________ EESC-2015-05928-18-03-NB-TRA – Pt C.6.b (EN) 3/3