Thesen zur Einschätzung der Ergebnisse der Studie aus Sicht der Jugendsozialarbeit für die FACHTAGUNG „durch alle Raster gefallen!“ am 23.09.2014 in Stuttgart als Grundlage für die Diskussion in den Workshops Ziel: es stehen möglichst passende und gute Angebote der JSA für alle zur Verfügung, die einen entsprechenden Hilfebedarf haben 1. Zugänge erleichtern – Zugehörigkeit stärken Kindern und Jugendlichen eine Heimat geben. Die Zielgruppe von Jugendsozialarbeit ist gekennzeichnet durch Isolierungs- und Ausgrenzungs-tendenzen. Viele Individuen fühlen sich der Gesellschaft und in ihrem Gemeinwesen eher nicht zugehörig. Der Zugang zu Angeboten der JSA ist daher so zu gestalten, dass sie von Jugendlichen und jungen Erwachsenen als attraktiv, sinnvoll und leicht zugänglich wahrgenommen werden. Aufgabe von Angeboten der JSA ist es, den Isolierungs- und Ausgrenzungstendenzen entgegen zu wirken und soziale Zugehörigkeit herzustellen. Dazu gehören angemessene Beziehungsangebote zu Mitarbeitenden in der JSA, Angebote in Gruppen, die Schaffung neuer und die Arbeit mit peer-Kontakten, Zugehörigkeit zu Interessensgruppen und Vereinen; diese müssen gezielt gefördert werden, (auch im Sinne einer geeigneten Freizeitgestaltung) Dem Aufbau und der Pflege sowie der Herstellung von Kontakten und Beziehungen dienen auch die Nutzung virtueller Zugänge wie etwa über social media, OnlineBeratung usw. 1 2. Lernerfolge schaffen Positive Lernerfahrungen (mit Bildung außerhalb schulischer Strukturen und Formen) ermöglichen. Schule und schulische Arbeitsformen werden von der Zielgruppe von Jugendsozialarbeit eher mit negativen Erfahrungen assoziiert. Zudem zeigen die meisten Eltern von ihnen wenig bis gar kein Interesse an Schule und Bildung. Angebote der JSA müssen es also leisten, positive Lernerfahrungen in alternativen Settings zu ermöglichen. Diese Anforderungen haben Konsequenzen für die inneren und äußeren Formen von JSA. Vor allem im Kontext von Schule muss JSA dies räumlich, strukturell und inhaltlich berücksichtigen. Eltern sind bei Angeboten der JSA verstärkt mit zu berücksichtigen, ihre Einflüsse mit zu denken und entsprechende Zugänge zu entwickeln. 3. Ausbildung sichern Gelingende Ausbildung steht im Fokus vieler Angebote der Jugendsozialarbeit Die Bedeutung einer gelingenden Schulzeit ist immens; aber erst ein gelungener Abschluss von Ausbildung vermittelt die nötige Perspektive und das Rüstzeug für ein gelingendes Leben. Daher müssen Angebote der JSA auf einen Ausbildungsabschluss abzielen oder zumindest die Perspektive dort hin ermöglichen. Im Fokus dabei stehen in besonderer Weise die Übergänge: von der Schule in Ausbildung und von der Ausbildung in die berufliche Tätigkeit. Angebote der JSA müssen sich verstärkt der Übergangsgestaltung widmen und diese Phasen möglichst hürdenfrei und die Zugänge niedrigschwellig gestalten. Es kommt auf eine möglichst kontinuierliche Begleitung an. Dazu gehört eine Hilfe aus möglichst nur einer Hand an einer klar definierten Ansprechstelle, kontinuierlich durch feste Bezugspersonen und niedrigschwellige Zugänge und Übergänge sowie eine nachgehende Betreuung auch nach einem „Maßnahmeende“. Aber auch der Sorge nach Erhaltung des Ausbildungsverhältnisses und einer Verringerung von Abbrüchen muss Sorge getragen werden. 2 4. Netzwerke stärken Die Arbeit mit den Eltern sollte auch in der Jugendsozialarbeit zum Standard werden Belastungen aus Familie und Vergangenheit stellen für die Mehrzahl der jungen Menschen in der Zielgruppe von JSA eine hohe Hürde dar. Vielfach fehlen Vorbilder, Eltern fallen bei jedem zweiten jungen Menschen als Vertrauensperson aus. Angebote der JSA müssen diese Umstände bei der Angebotsgestaltung berücksichtigen. Es müssen noch stärker als bisher bereits feste Ansprechpersonen über Maßnahmegrenzen hinweg agieren. Dazu gehört die Schaffung langfristiger Strukturen mit einer guten Einbettung ins Gemeinwesen. Dazu gehört ein leichter Zugang zu klar definierten Ansprechstellen und Personal, das sich über längere Zeiträume und ggf. Maßnahmegrenzen hinweg um den einzelnen jungen Menschen kümmert. Dazu gehören Arbeitsformen, die in der Lage sind, soziale Systeme und Strukturen zu erkennen und mit ihnen zu arbeiten, vor allem mit Eltern, Bezugspersonen und peers. 5. Zum selbständigen Handeln befähigen Viele junge Menschen empfinden ihr Leben bisher als unglücklich oder sehr unglücklich, haben geringes Kohärenzgefühl, verfügen über wenig Selbstwirksamkeitserleben und sind gesundheitlich auffällig. Angebote der AJS müssen durch geeignete Settings, pädagogische Haltungen und Methoden dazu beitragen, dass Jugendliche/junge Erwachsene selbstaktiv in allen Lebenssituationen ihre Handlungsbefähigung verbessern können, um langfristig auch schwierige, diskontinuierliche Situationen meistern zu können. Die AJS ist angehalten, die gesundheitliche Situation gezielter in den Blick zu nehmen und mit den jungen Menschen zu bearbeiten. 3 6. Weiterentwicklung der Arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit (AJS) Neben der Steigerung der Handlungsbefähigung ist die Verbesserung eines niedrigschwelligen Zugangs zu den Angeboten der AJS zu leisten. Hier sind alle Einrichtungen insbesondere die Jugendwerkstätten gefordert, die eigenen Konzepte zu überprüfen und von vielen best practise Beispielen zu lernen, die inzwischen gesammelt werden konnten. Daneben dürfte aber auch die Kooperation mit der Wirtschaft eine zunehmend bedeutende Rolle spielen. Formen der Assistierten Ausbildung und des Ausbildungscoachings sind zu entwickeln und flächendeckend zu verbreiten, die den Zugang zu einer an den individuellen Bedürfnissen orientierten und entsprechend begleiteten, aber noch inklusiveren Ausbildungsform ermöglichen. 4