Aktives Alter Psychische Entwicklung der Persönlichkeit Die Vorstellung der Überblendung zweier Grundentwicklungslinien – der instrumentellen und der gesellschaftlichen – stellt ein perspektivisches Modell der psychischen Entwicklung der Persönlichkeit dar. Bei Wechseln zwischen diesen Entwicklungslinien kommt es regelmäßig zu Entwicklungsbrüchen mit radikalen Veränderungen der Persönlichkeit und des Charakters, der Wirkung des Menschen auf die Welt und ihre Wahrnehmung. Vor der Geburt hat das noch nicht geborene Kind die dominante Position einer „vorgesellschaftlichen“ Entwicklungslinie. Seine Umwelt nimmt es nicht verbal, sondern rein auf der emotionellen Ebene wahr. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Kind fähig ist, die Qualität des Lebens seiner Mutter, in dem es sich befindet, und die soziale Bequemlichkeit und Unbequemlichkeit, in welcher es mit seiner Mutter zusammen lebt, in einen Zusammenhang zu bringen. Es ist schließlich wahr, dass die soziale Unbequemlichkeit eine Verschlechterung der physiologischen Funktionen mit sich bringt und deshalb auch eine Verschlechterung der Bedingungen, in welchen sich Kind im Mutterleib befindet. Die gegenständliche Entwicklungslinie ist in dieser Zeitperiode nur auf eigene Bewegungen einschließlich eventueller Stöße in den mütterlichen Bauch beschränkt. Deshalb ist es so wichtig, mit dem Kind vor der Geburt, noch im Mutterleib, zu sprechen und ihm Aufmerksamkeit zu widmen. Der erste Entwicklungsbruch ist die Geburt des Kindes. Das Kind befindet sich nach der Geburt plötzlich in der trockenen, kalten Umwelt in ungewöhnlicher Helle und muss selbständig atmen, Milch saugen und absondern. Kein Wunder, dass bei dieser Mühe die instrumentelle Entwicklungslinie dominant wird. Das Kind lernt nach und nach seine Aufmerksamkeit auf Schall- und visuelle Impulse zu konzentrieren. Für eine zünftige Entwicklung der kindlichen Seele in diesem frühen Stadium seines Lebens ist eine aufhängbare farbige Klapper, die einen Klang erzeugt, sehr wichtig. Das Kind kann in die Klapper Stoßen, zuhören und Folgen seiner Tätigkeit beobachten. Später, wenn das Kind schon die Gegenstände ergreifen kann, sollte man die aufhängbare Klapper mit einer anderen, die zum Halten geeignet ist, ersetzen. In der früheren Lebensperiode entwickelt sich alles schwindelhaft. Gleichzeitig mit der Fähigkeit, sich auf intensive visuelle Impulse zu konzentrieren, lernt das Kind üblicherweise binnen 3 – 5 Wochen das Muttergesicht von den anderen Gesichter zu unterscheiden und reagiert, wenn die Mutter erscheint, stürmisch auf sie und lacht. Es kommt zu einem zweiten Entwicklungsbruch. In der dominanten Position befindet sich die gesellschaftliche Entwicklungslinie, welche die bis dahin dominante instrumentelle Entwicklungslinie ablöst . Das Kind äußert emotional sein Bedürfnis, soziale Kontakte zu knüpfen. Deshalb sind in dieser Periode emotionale Kontakte mit Erwachsenen als führende Tätigkeit wichtig. Abwesenheit solcher Kontakte zeigt sich rasant in der Stagnation psychischer Entwicklung. Am Ende der Periode profiliert sich das Bestreben um emotionale Bindung an Erwachsene in den Aktivitäten, deren Ziel Belobung ist. Nach und nach begleiten sich stufenweise entwickelnde selbständige Bewegungen und darauf anschließende Vorboten der Sprachentwicklung die Emotionen des Kindes. Am Ende des ersten Lebensjahres kann das Kind etwa 10 – 20 Worte verstehen und eins oder mehrere Worte sagen. Keimlinge interpersonaler Normen von Beziehungen wird sich das Kind zu eigen machen. Die Periode vom zweiten Entwicklungsbruch bis etwa Ende des ersten Jahres im Leben des Kinder ist die prägendste und anspruchsvollste Erziehungsperiode, von welcher wir bisher nur sehr wenig kennen. Hygienische Ansprüche an den Aufenthalt des Kindes im Haushalt und Ansprüche auf Komfort und Privatheit der Eltern haben das kleine Kind in das Kinderzimmer ausgetrieben, von welchem aus es sich um deren Aufmerksamkeit bemüht. Wenn zu dieser Situation noch eine zaghafte Mutter hinzukommt, die Verantwortung für verschiedene Grenzsetzungen des Kindes zu übernehmen nicht bereit ist, kann in der Familie ein kleiner Tyrann aufwachsen. Über das Leben von Eltern mit einem solchen Kind können wir mehr in dem Buch von Jirina Prekopova (Prekopová, 2009) lesen. Auch Treibhaustyp der Erziehung, wenn zu dem Kind keine Beschwerden zugelassen werden, niemandem das Glück bringen kann. Das Kind ist in der frühen Zeitperiode besonders sensibel für Ausdrücke der Liebe und die Art und Weise, wie mit ihm umgegeben wird. Liebe bedeutet jedoch kein Vergöttern, weil das Vergöttern eine Einbahnbeziehung ist, in welcher der Vergötterte den Verehrungsvollen nicht einmal wahrnehmen kann. Liebe ist eine Beziehung, die mit dem gegenseitigen Geben glüht. Nützlich zu sein, fühlen, wie der Andere sich durch mein Verhalten freut und danach zu streben, dass der Andere nicht durch mich traurig wird. Es ist sehr schwierig, dem Kind beizubringen, dass es statt Windeln den Nachttopf benutzen soll, aber wie viel Befriedigung wird es dann allen bringen? Die meiste sogar dem Kind selbst – weil es das Gefühl bekommt, nützlich zu sein, welches man sonst nicht ersetzen kann. Gesundheitlicher Beschränkungen wegen kann das Kind manchmal den Nachttopf nicht benutzen. Nehmen wir das als Symbol wahr. Ein solcher „Nachttopf“ für Freude an der Nützlichkeit kann man bei dem Kind jedes Mal finden. Vergöttern bedeutet immer Entfremdung, besonders für die Vergötterte. Entfremdung stellt immer eine schwere Last dar, deshalb lassen wir die Beziehung mit dem Vergöttern denen es gehört: Göttern, die dazu ausgestattet sind, das Vergöttern zu (er)tragen. Nach einem Jahr tritt eine instrumentelle Entwicklungslinie in den Vordergrund und das instrumentelle Spiel wird die führende Tätigkeit sein. Es kommt der dritte Entwicklungsbruch. Ein Missverhältnis zwischen den Bedürfnissen des Kennenlernens der Welt und ungenügenden eigenen Möglichkeiten entsteht. Der Entwicklungsbruch verknüpft sich mit starken affektiven Reaktionen auf Unverständnis von Seiten der Erwachsenen oder auf deren Verbote. Das Kind strebt um jeden Preis danach, das eigene Maß an Selbständigkeit zu erhöhen und ist mit der Möglichkeit, die Welt der Gegenstände zu bewältigen, sehr beschäftigt. Es verträgt es nicht, wenn es dabei gestört wird. Alle kennen sicherlich das charakteristische „Ich selbst“. In der Tatsache ist dieses „Ich selbst“ Ausdruck des Willens, der in dieser Entwicklungsphase notwendigerweise mit den Worten gefördert wird. Stufenweise wird „Ich selbst“ interiorisiert und so kann die Ausprägung eines eigenen Willens entstehen. Das Kind bewältigt die Arten der Tätigkeit mit gründlicher Gesamtheit der gegenständigen Instrumente. Am Anfang dieser Zeitperiode ist es das Wichtigste, dass das Kind eine autonome kindliche Sprache benutzt, die oftmals absolut unterschiedlich von der Muttersprache ist („Haf – Haf“ als Hund usw.). Am Ende dieser Periode entwickelt sich die Anstrengung, die Funktionen des Gegenstandes zu begreifen. Das Kind wird die Familie, in der es lebt, nicht passiv wahrnehmen. Jeder Mensch baut sich von der Kindheit an eine eigene Welt, in welcher er dann lebt und im Einklang damit seine Familie „trainiert“. Das ermöglicht ihm zwischen dem dritten und vierten Entwicklungsbruch die Interiorisierung seines Willens, was es mit den Worten „Ich selbst“ in die Öffentlichkeit bringt. Sein Selbstwertgefühl, welches die Kraft des Willens mit sich bringt, reizt das Kind dazu, in der Familie die Position mit möglichst hoher Bedeutung einzunehmen. Weh, wenn ihm dazu seine Benachteiligungen helfen. Das Kind sollte beim Versuch, eine möglichst hohe soziale Position einzunehmen, beschränkt werden, da es sonst das Gefühl der Willensmacht nie abschütteln wird können. Eine Falle ist allerdings auch eine inverse Auffassung der sozialen Hierarchie, wenn das Kind das schlimmste als das meistens Annehmbare für sich betrachtet: ärgern, den schlechtesten Fortgang haben, am meisten gefürchtet zu sein, in der Schule der schlimmste zu sein usw. Nach dem vierten Entwicklungsbruch, der vor Ende des dritten Lebensjahres entsteht, werden sich die führenden Tätigkeiten wieder abwechseln. Das Spiel mit sozialen Rollen wird dominieren. In dem Verhalten des Kindes wird immer mehr der Wille präsentiert. Das Kind fängt an, sich an den sozialen Normen der menschlichen Beziehungen zu orientieren. Es fragt und sucht Argumente für seine Stellungnahmen. Diese Periode dauert etwa bis sechs Jahre, wenn der fünfte Entwicklungsbruch entsteht. Nach dem fünften Entwicklungsbruch, in der Periode von 6 bis 12 Jahren, wird wieder die instrumentelle Tätigkeit in den Vordergrund rücken, in der Form des Gewinnens von Kenntnissen und Wissen als Haupttätigkeit. Prozesse der Wahrnehmung, das Speichern und Verarbeiten von Informationen sind mit dem Willen diszipliniert. Deshalb wurde diese Periode für den Anfang des Pflichtschulbesuches gewählt. Zu dem sechsten Entwicklungsbruch kommt etwa im 12. Lebensjahr. Wir beobachten wieder eine Änderung, führend zu einer gesellschaftlichen Selbständigkeit. Der Mensch wird selbständiger Teilnehmer der gesellschaftlichen Beziehungen und hört auf, sich selbst als Kind wahrzunehmen. In den heftig sich entwickelnden Vernunftfähigkeiten wird am meisten die Fähigkeit, die Welt zu modellieren, verstärkt. Das Kind lernt, logisch zu denken, abstrakte Begriffe zu benutzen und mit ihnen zu operieren. Ein siebenter Entwicklungsbruch wird etwa mit 18 Jahren erlangt. Im Rahmen der instrumentellen Tätigkeit erfolgt ein Gewinn an Kenntnissen, die auf den zukünftigen Beruf zielen. Übrigens wird in der modernen Zeit diese Periode in den hochentwickelten Ländern bei einem großen Teil der Bevölkerung durch eine hochschulische Ausbildung ausgefüllt. Zu dem letzten, achten Entwicklungsbruch kommt es zwischen dem 30. - 35. Lebensjahr. In den Vordergrund der Tätigkeit rückt das gesellschaftliche Leben. Der Mensch wird ganz und gar erwachsen, was übrigens damit charakterisiert ist, dass er Kenntnisse und Impulse eher Anderen vermittelt als sie selbst anzunehmen. Während dieses Entwicklungsbruches sucht die Persönlichkeit ihre Stelle in der Welt, als ob er in der Zone seiner möglichen Entwicklung schwämme, um sich am Ende dieses Prozesses des Entwicklungsbruchs im Schwerpunkt des aktuellen Entwicklungsstandes zu verankern. Mit der Steigerung des Alters kann es dann zu einer persönlichen Bereicherung oder im Gegenteil zu einer Verarmung kommen, je nachdem, was der Mensch will und inwiefern er in seinem Leben aktiv sein kann. Faktisch kann man auch vor dem achten Entwicklungsbruch soziale Reife erreichen, sobald die professionelle Vorbereitung beendet ist, die nun für Männer als auch für Frauen gleich bedeutungsvoll wird. Es handelt sich deshalb um eine individuelle Abgrenzung, die sowohlvon der Entwicklung der Fähigkeiten als auch von individuellen Lebenszielen abhängig ist. Weniger anspruchsvolle professionelle Vorbereitung öffnet das Tor in das erwachsene Leben früher. Man kann sagen, dass der Mensch erwachsen ist, wenn er längere Zeit materielle und spirituelle Werte, die ihm und den von ihm Abhängigen oder mit ihm gemeinsam Lebenden wichtig sind, behält und Anderen vermittelt. Senioren resignieren leider relativ oft und verzichten darauf, die Werte den Anderen anzubieten. Übrigens sagt man über manche Senioren gerechtfertigt, dass sie kindisch werden. Für ein aktives Leben der Senioren ist es deshalb ganz wichtig, sich die Möglichkeit und Fähigkeit, materielle und spirituelle Werte an Anderen weiterzugeben, beizubehalten. Dies ist der Grund für das Behalten einer genügend ausgedehnten Zone der möglichen Entwicklung, die aus der Hierarchie der aktiven perspektivischen Ziele sprudelt. In dem wenig beschriebenen Entwicklungsbruch im Alter, welcher mit dem Eintritt in den Ruhestand – „auf die verdiente Rast“ - verbunden ist, kommt es zum letzten Entwicklungsbruch, in dem die instrumentelle Tätigkeit in den Vordergrund rückt. Absichtlich geben wir kein Alter für diesen Bruch an, weil dieses sehr unterschiedlich ist und sich nicht nur nach dem Entschluss und aktuellen Fähigkeiten des konkreten Menschen richtet, sondern auch der staatlichen Legislative unterliegt. Es gibt zweifellos einige Ursachen der Dominanz der instrumentellen Tätigkeit in dieser Phase. Die wichtigste ist sicherlich die Reduktion der gesellschaftlichen Beziehungen. Zone der möglichen Entwicklung In der Theorie der kognitiven Entwicklung von Kindern hat L. S. Vygotský die Zone der nächsten Entwicklung 1 als den Zustand definiert, der von dem Kind mit Hilfsinstrumenten, die das Kind von einem Erwachsenen bekommt, erreicht werden kann (Vygotskij, 1983). Aufgrund dieser Vorstellung ist die Theorie der möglichen Entwicklung der Persönlichkeit, repräsentiert durch perspektivische Ziele (Stehlík, 1984) und das Paradigma der Zone der möglichen Entwicklung der seelischen und körperlichen Kondition (Stehlík et al., 2010) entstanden. Vorausgesetzt, dass das Paradigma der Zone der möglichen Entwicklung einen neuen Blick auf die Problematik der Alterung ermöglicht, 1 In der tschechischen Literatur benutzt man oft anstatt des Terminus Zone der nächsten Entwicklung den Terminus Zone der proximalen Entwicklung, der von dem englischen Zone of Proximal Development (ZPD) abgeleitet wurde. erleichtert es die Auswahl von Formen und Mitteln, die die Lebensqualität von Senioren erhöhen und zu ihrer Aktivierung dienen können. Motive als gegenständlicher Inhalt unserer Bedürfnisse (Leontiev, 1978) haben eine persönliche Bedeutung und nach ihnen bildet sich in jedem Augenblick unseres wachsamen Lebens eine dynamische Hierarchie. Auch die perspektivischen Ziele haben unterschiedliche Bedeutung für die betroffene Persönlichkeit, welche sie, ebenfalls wie bei den Motiven, in eine Hierarchie anordnet. Hinsichtlich der Zeitentfernung bilden die perspektivischen Ziele für die aktuelle Hierarchie der Motive eine Zone der möglichen Entwicklung. Diese Zone hat eine unterschiedliche Intensität in Bezug auf deren Wirkung auf unser aktuelles Benehmen, je nachdem kann sie in der Wirklichkeit von dem konkreten Menschen realisiert werden. Es gibt Leute, die zwar eine inhaltlich reiche Zone der möglichen Entwicklung, d. h. Hierarchie der perspektivischen Zielen haben, bei denen es sich aber nur um bekannte und nicht um aktive Ziele handelt. Üblicherweise sind das verschiedene Fantasien und romantische Vorstellungen, die sich in ihrem Leben nie realisieren werden. Die Zone ihrer möglichen Entwicklung bildet bei ihnen keinen realen Raum für eine Entwicklung der Persönlichkeit. Im Gegenteil haben Leute mit einer aktiven Hierarchie von perspektivischen Zielen diesen Raum. Für sie gilt jedoch die Regel des goldenes Mittelweges, die klugerweise von Rabbi Mosche ben Maimon (Moše ben Maimon, 2001) durchgesetzt wurde. Sind die perspektivischen Ziele zu anspruchsvoll, ist deren Träger nicht fähig, sie zu erfüllen und sein Leben verlliert oft den Sinn. Sind die Ziele im Gegenteil für die bestimmte Persönlichkeit zu wenig anspruchsvoll, kann es zu ihrer Degradation kommen. Das ist genau die Falle, in welche Senioren, die aufgehört haben, zu sich selbst anspruchsvoll zu sein, fallen können. Wenn wir uns anschicken etwas zu tun, was mit unseren perspektivischen Zielen in Widerspruch steht, oder im Gegenteil nicht das machen, was unsere aktiven perspektivischen Ziele implizieren, kommt es zu einem virtuellen inneren Kampf zwischen unserer aktuellen Hierarchie der Motive und unserer Hierarchie der perspektivischen Zielen. Die Hierarchie der aktivierenden perspektivischen Zielen kann diesen Kampf gewinnen, wenn die perspektivischen Ziele, auf denen der Widerspruch beruht, mindestens überwiegend aktiv sind und ihre persönliche Bedeutung ausgeprägter ist als der persönliche Sinn des Motives, das die widersprüchliche Tätigkeit aktivierte. Im Gegenteil, nämlich wenn die engagierten perspektivischen Ziele überwiegend nur bekannt sind oder ihr persönlicher Sinn ungenügend ist, haben wir zwar ein schlechtes Gewissen, werden aber die Tätigkeit, welche die aktuelle Hierarchie der Motive aktivierte, sowieso ausüben. Unser perspektivisches Ziel sei zum Beispiel, mit dem Rauchen aufzuhören. Damit gehen andere perspektivische Ziele einher, zum Beispiel wollen wir Geld sparen. Unsere aktuelle Hierarchie der Motive hat uns aktiviert, sich eine Zigarre anzuzünden. Sind die erwähnten perspektivischen Ziele aktiv und ist ihr persönlicher Sinn ausgeprägter als der persönliche Sinn der aktivierenden Motive, zünden wir die Zigarre nicht an. In der gegenteiligen Situation werden wir zwar Gewissensbisse haben, aber wir werden die Zigarre anzünden. In Hinblick auf die Tatsache, dass bei den Senioren die Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs von Krankheiten erhöht ist, sollten sie ihrem gesundheitlichen Zustand mehr Aufmerksamkeit als andere Altersgruppen widmen. Sie sollten sich deshalb viel mit ihrem Lebensstil befassen. Das Einhalten eines richtigen Lebensstils ist von der Qualität der Hierarchie der perspektivischen Ziele abhängig. Je größer der Anteil des aktiven perspektivischen Ziels ist, desto höher ist die Chance, dass die Senioren die erforderlichen Regeln für eine richtige Lebensart einhalten. Alterspädagogik Alterspädagogik führt ältere Leute mit bestimmten Methoden dazu, dass sie psychisch und physisch lernfähig bleiben. Ziel dieser pädagogischen Disziplin ist es, ältere Menschen ständig zu Vollkommenheit erziehen - zum Verbessern ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten, und Verhaltensweisen, die ihnen die Kunst eines glücklichen Lebens ermöglichen. In der Theorie der Alterspädagogik sind die Beziehungen zwischen der Aktivität der Mitglieder der Zielgruppe und der Intensität ihrer Führung von der Seite des Lehrers wesentlich. Es handelt sich vor allem um gegenseitigen Respekt zwischen dem Lehrer und der Zielgruppe, welcher auchdie Beseitigung von Barrieren, die sich zwischen ihnen bilden können, beinhaltet. Auf jede Zielgruppe muss so eingegangen werden, dass die Aktivität der Mitglieder der Zielgruppe ihrer persönlichen Reife, ihren Kenntnissen und Fähigkeiten entspricht. Die Mitglieder der Gruppe werden befähigt, das vermittelte Wissen in ihrem Leben zu benutzen und weiter zu entwickeln. Keine Zielgruppe darf so geführt wird, dass ihre Mitglieder und die Gruppe als ganze in einen passiven Zustand kommen, wo sie keine Initiative mehr beweisen. Es darf aber auch nicht passieren, dass sich die Aktivität der Mitglieder der Gruppe und der Gruppe selbst und die Zielen, denen der Lehrer in jedem konkreten Fall folgt, widersprechen. Um die Notwendigkeit der Ausgewogenheit der Aktivität der Zielgruppe und ihrer Mitglieder gegenüber dem Lehrer zu begreifen, können wir Regel, die für T-Gruppen gültig ist, wohl ausnutzen2. Die Zielgruppe bildet nämlich eine Gestalt, die mehr umfasst als die einfache Summe der Tätigkeit ihrer einzelnen Mitglieder. Daraus ergibt sich, dass der Lehrer die Gruppe gut kennen und richtig 2 Die Dynamik von T-Gruppen gründet auf die Prinzipien, die Kurt Lewin für sie gebildet hat. Bei dem Bildungsprozess hat er sich mit dem Einfluss des „Effektes sozialer Erleichterung“ befasst. Der Effekt ist von der Beobachtung abgeleitet, dass die Radler in Anwesenheit anderer Radler ihre Geschwindigkeit erhöhen (Triplett, 1897) bei Applikationen seiner Theorie des psychologischen Feldes auf die Gruppendynamik. Er hat vor allem entdeckt, dass es auf eine Mehrheit der entscheidenden Änderungen in der persönlichen Orientierung in den Gruppen, welche man mit der Perspektive des Ganzen (Gestalt) ansehen muss, ankommt. Lewin hat es als nötig angesehen, dass die Leute sich selbst bewusst werden, wie sie die Aussenwelt sehen. Aufgrund dessen müssen die Leute ihre desadaptive persönliche Orientation mit produktiven Verhaltensarten ersetzen. (Lewin & Grabbe, 1945). Diese Idee wurde zum ersten Mal praktisch im Jahre 1946 bei der Vorbereitung von Businessmännern und Politikern auf die praktische Applikation des Roosevelts Gesetz über gerechtes Arbeitsnehmen, das schon in dem Jahr 1938 in den Vereinigten Staaten verabschiedet wurde. Außer Lewin betrieben die Vorbereitung Leland Powers Bradford, Kenneth D. Benne a Ronald Lippit. In einer T-Gruppe sollte ein Klient mit Hilfe der Gruppengestalt sich selbst besser kennenlernen, zu befürchten aufhören, ob die anderen Mitglieder der T-Gruppe seine Gedanken erkennen und begreifen, seine Selbstbeherrschung zu verbessern, verantwortlich für seine Taten zu werden, und die Effektivität seiner Leistung zu erhöhen. Die TGruppe hat sich in dem Prozess ihrer Wirkung von den diskriminierenden und subordinativen Barrieren befreit, sie zielt auf rein demokratische Leitung und Entscheidungen und auf absolute Unterstützung ihrer Mitglieder. Die Gruppe lehrt alle Vorteile der Zusammenarbeit. In der T-Gruppe kommt es auch zu einer erhöhten Empfindlichkeit für andere Menschen und damit auch einer verbesserten Kommunikation . Als Schlussfaktor der T-Gruppen wird ihr innerer dynamischer Prozess vorgestellt. Man kann sagen, dass sie als Übungslabor der Persönlichkeit funktionieren. Bei Beobachtung der Tätigkeit der T-Gruppen werden wir unsere Aufmerksamkeit vor allem darauf richten, wie sich Gruppennormen bilden, wie die Macht verteilt wird, wer mit wem befreundet ist, wie sich die Mitglieder der Gruppe füreinander interessieren und wie sie sich untereinander bewerten. erkennen muss, wie sie sich benehmen wird. Gleichzeitig muss er aber alle Mitglieder der Gruppe gut kennenlernen. Er muss wissen, welche Position bzw. Funktion jeder in der Gruppe einnimmt. Auch wenn die Gruppe, mit welcher der Lehrer arbeitet, relativ klein ist und normalerweise nicht mehr als 40 Mitglieder groß sind, bedeutet dies nicht, dass in der Gruppe keine Teilgruppen entstehen können. Die Teilgruppen können sehr autonom sein und ihre Auswirkung muss der Lehrer hinterfragen. Die Beziehung zwischen der Gruppe und dem Lehrer ist für das Ergebnis des Lernens maßgeblich. Je besser der Lehrer seine Autorität durchsetzt, desto passiver werden die Gruppe und ihre Mitglieder. Ist der Lehrer sehr autoritär, können aber die Gruppe oder einige ihrer Mitglieder seine Autorität nicht akzeptieren, so dass sich alternative Strukturen und Aktivitäten, die den Zielen der Alterspädagogik entgegengesetzt sind, bilden können. Für eine Optimierung des alterspädagogischen Prozess ist Umerziehung wichtig, weil es ermöglicht, die Bedingungen gegenseitiger Akzeptanz des Lehrers und der Zielgruppe und der Beseitigung von Barrieren zu analysieren. Umerziehung muss nicht nur die Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern auch die geistlichen Werte, die die entsprechende gesellschaftliche Gruppe trägt, umfassen. Wenn das Subjekt der alterspädagogischen Wirkung eine überindividuelle und gemeinschaftliche Kultur der Gruppe annimmt, wird es einen Weg zu größerer psychischer Stabilität antreten. Bei der Umerziehung kommt es zu einer Optimierung der Verhaltenskontrolle, zur Änderung der Weltwahrnehmung und Revision der Bewertung der Gesellschaft. Das neue Wertsystem muss bei der Umerziehung ständig als das Ganze (Gestalt) betrachtet bleiben. Die Durchführung muss bezüglich der Kenntnisse, die die Mitglieder der entsprechenden Gruppe als Erwachsene erwerben, differenziert werden. Nach diesem Prinzip kann man eventuell die Gruppe verteilen und nur die Kolloquien zusammen realisieren. Es ist vorteilhaft, die Durchführung mit geeignetem selbständigen Lesen der entsprechenden primären Quellen und Literatur und auch mit Vorführen der Produktion von Filmen mit guter Qualität und inhaltlicher Relevanz zu füllen. Das Ausmaß der Bildungsfähigkeit und der Erziehungsmöglichkeit ist bei den älteren Leuten variabel. Es hängt von der vorangegangenen Bildung, dem Gesundheitszustand und Kulturmilieu, aus welchem der Senior stammt, ab. Beim Lehren spielendie Fehler und deren Bewertungen eine wichtige Rolle. Beim Lernen macht jeder Mensch mal Fehler. Wichtig ist zu wissen, dass niemand absichtlich Fehler macht. Absichtliches Beharren auf einem nicht richtigen Ergebnis ist in der Wirklichkeit kein Fehler, sondern entweder das Durchsetzen der eigenen Meinung oder eine Provokation. Wenn der Lehrer entdeckt, dass das Ergebnis nicht richtig ist, muss er zuerst erfahren, ob es sich um einen Fehler handelt oder nicht. Für einen Fehler sollte niemand getadelt oder bestraft werden. Richtig ist es, auf den Fehler hinzuweisen, aber eine Erklärung anzubieten, warum der Lehrling den Fehler beging und wie er in der Zukunft solche Fehler vermeiden kann. Häufige Ursache von Fehlern ist Unaufmerksamkeit. Ursachen von Unaufmerksamkeit können ungenügende Motivation, schlechte Kenntnisse der Schlüsselelemente, die die Konzentration brauchen, eventuelle Abschwächung der Aufmerksamkeit als Folge eines ungünstigen körperlichen Zustandes, Müdigkeit oder Lampenfieber sein. In dem letzten Fall hilft es, wenn es zu einer rückwirkenden Exteriorisierung des entsprechenden Prozesses mittels Sprache kommt. Zum Beispiel, wenn bei einem Diktat das Kind diakritische Zeichen vergisst. Wenn wir das Kind laut Worte aussprechen lassen, erhöht sich das Ausmaß der Aufmerksamkeit zu den diakritischen Zeichen. Später können wir wieder zu einer Interiorisierung des Prozesses mit Flüstern, für sich Sprechen und letztendlich mit Weglassen der Wortbegleitung übergehen. Im alterspädagogischen Prozess muss Lob eventuelle Strafen überwiegen. Lob darf aber nicht formal sein. Damit die Gruppe oder ihre Mitglieder sie wirklich als Lobannehmen, muss dahinter eine sichtbare Leistung stehen. Strafe kann nur ausnahmsweise, als ein eigenartiger Halt benutzt werden. In keinem Fall darf die Strafe ein langes Ausgeschlossensein aus der Gruppe bedeuten, aber umgekehrt soll eine Entschuldigung mit folgender Verzeihung ermöglicht werden. Der Akt der Versöhnung, den die Anderen als positiv aufnehmen, stärkt die Beziehung in der Mitte der Gruppe und auch die Beziehung der Gruppe zm Lehrer. Mit der Problematik der Bildung von Senioren, also mit Alterspädagogik, hat sich schon Platon beschäftigt. Dieser Philosoph hat eine geniale Idee veröffentlicht, die auch in unserer Zeit immer noch aktuell ist. Nach ihm macht Alter an sich aus dem Menschen keineweisen Wesen, und deshalb ist Bildung nicht nur in der Jugend notwendig, sondern muss das ganze menschliche Leben lang erfolgen (Platon, 1995). Auch Jan Amos Komenský ermahnte dazu, die Leute sollten sich das ganze Leben bilden. In seinem Werk Panpaedia3 beschrieb er Alter als Schule der Vorbereitung auf das ewige Leben nach dem Tode, das seine speziellen Lehrer, Regeln, Lektüren und Aufgaben, Disziplinen haben muss, und deren Sinn die Fortentwicklung der Senioren ist. Weil das Alter die Krone menschlicher Tätigkeit ist, muss man dieser Lebensetappe erhöhte Aufmerksamkeit widmen, vor allem, um sein vorausgehendes Leben und die Früchte seines Lebens nicht als zwecklos zu betrachten. In der Schule des Alters müssen Pädagogen lehren, dass Senioren ihre aktuellen Lebensbedingungen akzeptieren und ausnutzen können, um sich mit den Früchten ihres Lebens richtig weiden und den Tod verachten zu können(Komenský, 1948). Hermann Hesse4 mahnt dazu, dass die Senioren ihr Leben im Alter lieb haben (Hesse, 2010). Würde und Liebe zum Leben sind unumgänglich für ein aktives Leben im Alter. Aktives Leben bedeutet, dass ich mehr erreichen will, als ich momentan kann. Das ist sicherlich weise. Gibt es aber weise Senioren? Senioren vermuten oft selbst, dass sie nur deshalb weise sind, weil sie ein langes Leben verlebt haben. Das Verleben eines langen Lebens an sich bedeutet aber nicht, dass ein Mensch weise wird. Diese Tatsache besteht nur dann, wenn der Mensch sein langes Leben dazu benutzte, etwas zu lernen, und sich daraus belehrte. Da wir unsere Zeit und unsere Möglichkeiten des Lernens meistens nur mangelhaft ausnutzen, müssen wir auch im Alter lernen. In der euroatlantischen Kultur bedeutet die Kunst des aktiven Lebens das Verständnis, sich ständig bewusst zu machen, warum und wie man zu der eigenen Zone der möglichen Entwicklung steht. Deshalb ist es nötig, dass die Senioren lernen, wie sie ihren aktuellen Zustand bewerten können. Es handelt sich um einen dynamischen Zustand, weil Verschiebungen des aktuellen Zustands sowohl zu einer Verbesserung als auch zu einer Verschlechterung des Ausmaßes der Zone der möglichen Entwicklung führen können. Es ist bei weitem nicht so, dass eine positive Entwicklung des aktuellen Zustandes das Ausmaß der Zone der möglichen Entwicklung reduzieren muss. Im Gegenteil, nach 3 Universelle Ausbildung für alle Leute ohne Hinsicht auf beliebige Unterschiede und Besonderheiten einschliesslich Alter. 4 Hermann Hesse, deutscher Dichter, Schriftsteller und Maler (1877 – 1962). einer bestimmten Verschiebung des aktuellen Zustandes kann sich die Zone der möglichen Entwicklung unerwartet erweitern und dem Menschen neue Perspektive öffnen. In diesem Zusammenhang ist es nötig, dass sich die Senioren von der Vorstellung der nicht umkehrbaren Minderung ihren kognitiven Fähigkeiten zu befreien. Es betrifft besonders das Gedächtnis. Das menschliche Gedächtnis notiert, bewährt und reproduziert Informationen. Im Gedächtnis legen wir nicht alle Informationen ab, welchen wir im Laufe des Lebens bekommen, sondern nur die, auf welche wir unsere Aufmerksamkeit konzentrierten. Bei der Aufmerksamkeit wird Richtung, Ausmaß, Intensität, Beständigkeit, Schwankung und Zersetzung bewertet. Die Intensität der Wirkung und das Maß ihrer Besonderheit beeinflusst die Richtung der Aufmerksamkeit. Das Objekt mit der größten Intensität der Wirkung reißt die Aufmerksamkeit mit sich. Jeunterschiedlicher zu unserer bisherigen Erfahrung und damit unbekannter das Objekt der Aufmerksamkeit ist, desto mehr fesselt es uns. Beim Ausmaß der Aufmerksamkeit gilt die Regel 7 ± 2. Aber Achtung! Der Mensch kann beobachtete Objekte und Elemente seiner Tätigkeit in sinnvolle Kombinationen zusammenfassen. Für eine Aufmerksamkeitseinheit müssen wir dann die Kombinationen und nicht nur ihre Teile betrachten. Es betrifft zum Beispiel die Erinnerung von Nummern. Der Mensch kann zwar das Ausmasß der Aufmerksamkeit, nicht mehr als 9 Nummern auf einmal zu erinnern, nicht überschreiten, aber diese 9 Nummern wiederum können Einheiten, Hunderte, eine sechsstellige Zahl oder noch länger sein. Bei gut trainierten Leuten können sich in der Mitte dieser Kombinationen innere Kombinationen verbergen. Je größer das Ausmaß der Aufmerksamkeit ist, desto niedriger ist ihre Intensität. Die Intensität der Aufmerksamkeit hängt von der Intensität der Wirksamkeit der Objekte der Aufmerksamkeit ab. Die Beständigkeit der Aufmerksamkeit kann man sowohl mit der Zeit, wie lange die Aufmerksamkeit auf ausgewählte Objekte anhält, als auch mit der Zeit, wie lange wir uns einer bestimmten Operation widmen, messen. Bei neuen Umständen und einer neuen Tätigkeit, aber auch bei einem höheren Maß an Motivation oder einem höheren persönlichen Sinn ist Beständigkeit der Aufmerksamkeit größer. Im Gegenteil ist die Beständigkeit der Aufmerksamkeit bei faden Objekten und niedriger Motivationgeringer, manchmal unterdurchschnittlich. Es ist allgemein bekannt, wie schwierig es ist, die Aufmerksamkeit beim Autofahren auf einer monotonen Autobahn aufrecht zu erhalten. Hier existieren verschiedene Hilfsmittel, um die Aufmerksamkeit zu erhalten. Zum Beispiel werden bei Maschinenführern der Schnellzüge spezifische Anlässe, auf welche man mit einem einfachen Griff reagieren muss, benutzt. Die Schwankung der Aufmerksamkeit ist definiert durch ein periodisches Absinken und Ansteigen der Intensität der Aufmerksamkeit bezogen auf ein konkretes Ereignis. Die Zersetzung der Aufmerksamkeit ist charakterisiert als die Intensität in einem Zeitpunkt, in dem der Wahrnehmende die Aufmerksamkeit den einzelnen Objekten widmet. Mit einer Steigerung der Intensität der Aufmerksamkeit kommt es zu einem Moment, wann das Subjekt nur noch einem Objekt, nicht gleichzeitig zwei oder mehreren, folgen kann. Die Wirkung der Objekten unserer Aufmerksamkeit beeinflusst unsere Motivation wesentlich. Zum Beispiel werden Zuschauer, die den Wettbewerb wegen des sportlichen Erlebnisses besuchen, beim direkten Verfolgen des Wettbewerbs im Eiskunstlaufenihre überwiegende Aufmerksamkeit der Leistung der Sportler und ihrer Bewertung widmen. Ein Privatdetektiv, der seiner Arbeit nachgeht, wird dem Benehmen der Zuschauer folgen und über dem Sportwettbewerb keine ausführliche Auskunft geben können. Solche Information kann man von der Person, deren Aufmerksamkeit dem körperlichen Reiz der Sportler gewidmet ist, gar nicht erwarten. Grundbausteine unserer Tätigkeit sind einzelne Operationen. Um unsere Tätigkeiten zu verbessern, strebt wir nach Automatisierung einzelner Operationen, so dass man diesen keine überflüssige Aufmerksamkeit widmen muss. Als ob ein imaginärer Spiegel des Bewusstseins existierte, unter welchem die Operationen eingedruckt sind, und in Fällen der Gegensätzlichkeit oder unter dem Einfluss bestimmter Umstände auf der Bildfläche erscheinen, um die Aufmerksamkeit zu erwerben. Wenn das Kind zu gehen lernt, muss es sich einzelner Bewegungen bewusst werden, also ihnen die Aufmerksamkeit widmen. Nach und nach lernt das Kind die Bewegungen so, dass es schon nich mehr nötig ist; das Gehen wird automatisiert und das Kind muss ihm keine Aufmerksamkeit mehr widmen. Sobald aber das Kind oder Erwachsene sich darauf konzentriert, wie er geht, zum Beispiel wenn er sich in der Öffentlichkeit vorstellen will, verschlechtert sich die Qualität des Gehens. Hat der Mensch genügende Motivation, zum Beispiel weil er Burgwache oder ein Mannequin ist, wird er die spezifische Art des Gehens in der Öffentlichkeit solange lernen, bis es ihm wieder automatisch wird. Aufmerksamkeit ist hinsichtlich ihres Ausmaß selten und wenn sich Menschen auf die Operationen, die schon automatisiert wurden, konzentrieren müssen, leidet die Qualität ihrer Tätigkeiten darunter, weil sich die Aufmerksamkeit nur wenig dem Erreichen ihrer Zielen widmet. Man unterscheidet ein kurzfristiges und ein langfristiges Gedächtnis. Das kurzfristige Gedächtnis bewahrt alles, dem die Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Deshalb ist dessen Kapazität, ähnlich wie bei der Aufmerksamkeit, mit der „magischen“ Nummer 7 ± 2 beschränkt. Zur Erinnerung ins kurzfristige Gedächtnis braucht man Sekunden oder Bruchteile einer Sekunde. Es ist vorausgesetzt, dass wenn die Kapazität nicht mit einer neuen Information blockiert wird, man das Erinnerte bis zu 30 Sekunden bewahren kann. Wenn wir einer bestimmten Information längere Aufmerksamkeit widmen als es nötig ist für Aufnehmen ins kurzfristige Gedächtnis, kann die Information in das langfristige Gedächtnis übergehen. Wegen der erwähnten Bedingung erinnern wir nur die Träume, deren Inhalt wir unsere Aufmerksamkeit gewidmet haben. Soweit können wir unsere Aufmerksamkeit auf den Traum konzentrieren, wir können ihn auch erinnern, genauer gesagt können wir den Traum aus dem kurzfristigen in das langfristige Gedächtnis umsetzen. Manche denken, dass wenn es zu keiner organischen Störung im Speicher des Gedächtnisses kommt, das langfristige Gedächtnis alle Informationen bewahrt, die dort abgelegt worden sind, und diese nur schlechter oder besser für die Reproduktion zugänglich sind. Andere denken wieder, dass sich unter bestimmten Bedingungen die Spur im Gedächtnis ohne eine unwiederbringliche organische Störung in dem Speicher dem Gedächtnis entstellen kann. In jedem Fall stimmen alle zu, dass das Erinnernde hinsichtlich der Einfachheit ihrer Reproduktion auf verschiedene Weise gelagert ist. Zum Beispiel werden Ereignisse, die ins Gedächtnis vor den Entwicklungswenden gelegt werden, schlechter reproduziert als solche, die erst nach diesen Entwicklungswenden gelagert sind. Je älter eine Entwicklungswende älter, desto schlechter können die vor diesen Entwicklungswenden gelagerten Ereignisse, reproduziert werden als die, die erst nach den Entwicklungswenden gelagert gewesen sind. Es ist selbstverständlich, dass einige Ereignisse von Kindheit an große emotionale Bedeutung haben und in der Auswirkung dessen auch nach der Entwicklungswende reproduziert werden können. Nach dieser Reproduktion werden sie wiederholt in das Gedächtnis gelagert, womit ihre Reproduktion leichter wird. Für Senioren bedeutet das, dass eine Reihe von Problemen mit dem Erinnern und der Auflösung durch ungenügende Konzentration verursacht werden können, die von der Motivation abhängig ist. Mit all diesen Fakten müssen wir Senioren bekannt machen, dass sie sich der schon erwähnten Würde und Liebe, den Grundbedingungen für den Lebenselan, bewusst werden. Senioren selbst können dann damit überrascht werden, wie selbst die Erregung der Aufmerksamkeit für bestimmte Tatsachen ihr Merken und die Auflösung erleichtert. Das Ausmaß der Tätigkeiten, die die Lebensaktivität erfüllen sollten, hat ein bestimmtes Optimum. Je mehr das Optimum überschritten wird, desto schwieriger können die Tätigkeiten realisiert werden, und aus dem aktiven Leben wird ein kontraproduktives Chaos entstehen. Im Gegenteil, je mehr das Optimum unterschritten wird, desto gebrechlicher sind die Lebensaktivitäten und desto größer ist die Gefahr, dass bei Misserfolg und Schwierigkeiten eine schnelle Flucht in ein passives Leben vorkommt. Für ältere Menschen ist es äußerst wichtig, einen Sinn ihres Lebens zu haben. Jedes Leben hat seine positiven und negativen Seiten. Wir sollten sie begreifen und uns mit ihnen aus eigener Hinsicht, und auch aus Sicht der gesellschaftlichen Gruppen, zu welchen wir gehören, auseinandersetzen. Dabei aber müssen wir dem älteren Menschen helfen. Erinnern wir das Bild des das böse Weib aus der feurigen See ziehenden Engels bei Dostojevsky (Dostojevskij, 1923). Hat der Engel Fehler gemacht? Ja. Er hat mit dem Weib nämlich nicht über ihr Leben gesprochen, er hat sie nicht gelehrt, was sie schlecht gemacht hat, und was sie vermeiden sollte. Soziale Barrieren Die Welt der Menschen, die ihr Leben nicht achten, ist voller Barrieren. Ein einsamer Mensch, der aufgrund der eigenen Entscheidung nicht dazu gezwungen wurde, wie zum Beispiel ein Häftling in der Einzelzelle, achtet Menschenleben nicht oder er hat aufgehört, sie zu achten. Auch totalitäre Systeme streben danach, die eigene Macht zu erhalten und damit regen sie die Menschen zur Bildung künstlicher Barrieren zwischen Menschen an. Um das Ganze noch komplizierter zu machen, wir müssen auch zunehmend mit größerer Individualität des Bewusstseins als Zivilisationsfolge umgehen. Allgemeiner Respekt zollt dem Leben, das Barrieren abbaut, aber dennoch Individualisierung des Bewusstseins ermöglicht. Seien wir also nicht so eitel auf unsere zivilisierte Welt und denken wir nicht, dass nur technisch entwickelte Kulturen wie die unsere die Barrieren zwischen Menschen beseitigen können. Die sogenannten Naturvölker leben oft in Gemeinschaften des gegenseitigen Respekts und der Unterstützung und zwar ohne gesellschaftlichen oder technischen Barrieren, wahrscheinlich bis zu der Zeit, wenn sie um ihre Eigenart (Eigenständigkeit) kämpfen müssen. Unsere globalisierte Kultur mit dem deklarierten Ideal ohne Kriege zu leben, ist in dieser Hinsicht fortschrittlicher. Gemeinschaft Jeder Mensch sehnt sich nach gleich denkenden Leuten und schaut sich nach ihnen um. So entstehende Gemeinschaften ziehen weitere Mitglieder an, denen die Ideologie der entsprechenden Gruppe zusagt. Manche Autoren gehen sogar so weit, dass sie sagen, die Ansichten des Menschen, seine Meinung, Stellung, Vorurteile und auch seine Stimmungen stehen mehr als unter dem Einfluss der Massenmedien als zur Zugehörigkeit der Gruppe. Wir benutzen das vieldeutige Wort „Kommunität“ für kleine Gemeinschaften ebenso wie für eine weitere Bedeutung die „Gemeinde“ Aristoteles, der sich im Zusammenhang mit der Einordnung der Gemeinde und dem Staat mit der Ethik der Gemeinde beschäftigte, hält die Kommunität für selbstständige Gemeinschaften des gleichen Zwecks für das beste Leben (Aristoteles, 2009). Er geht vom Paradigma aus, dass der Mensch in der Gemeinde leben muss, weil er nicht alleine leben kann. In der Systematik seines Denkens ist die Gemeinde der höhere Begriff, der dem Menschen übergeordnet ist. Gerechtigkeit ist nach Aristoteles ist einer der Grundbegriffe für die Einordnung der menschlichen Beziehungen in der Gemeinde. Gerechtigkeit ist die wichtigste der Tugenden, weil sie sich zu anderen bezieht und gut für andere ist. Der Staat ist nicht eine Institution, die einigen starken Individuen und deren Eigenmächtigkeit dient, sondern er soll den Menschen die Entwicklung des ethischen Lebens zu vernünftigen und freien Wesen ermöglichen (Aristoteles, 1996). Was die öffentliche Verwaltung betrifft, so hat sie zweifellos die Machtfunktion – sie vertritt den Staat mittels der Rechtsordnung, Verhütungsmacht – versichert Ordnung im Staat und Sicherheit, hat ebenso die Organisationsfunktion – sie organisiert Institutionen und Bürgerangelegenheiten und sie besitzt die Regulationsfunktion und sie richtet die Leitung der Gesellschaft auf die Prinzipen der Toleranz, Solidarität und den politischen Pluralismus aus und der dient somit der Gesellschaft. 5 Die letzte, aber nicht die wichtigste Funktion der öffentlichen Verwaltung, die aus dem Konzept der Kommunität folgt, ist der Dienst der Öffentlichkeit, der sich in vielen Arten zeigt. Sie umfasst den Bereich der Ausbildung, der öffentlichen Gesundheit, das Beratungs- und Informierungssystem für Bürger, die Hilfe sowie Förderung der Personen mit Behinderungen und für jene Menschen, die sich in ungünstigen sozialen Situationen befinden ebenso wie Freizeitaktivitäten für Kinder und Senioren und Sicherung der Lebensmilieus. Es betrifft auch den Bereich des öffentlichen Verkehrs, des Aufbaus sozialer Wohnungen von guter Qualität, aber mit erträglicher Miete, die Erhaltung der Wege, Grünflächen und anderer öffentlicher Räume in Hinsicht der Hygiene, Ästhetik und Sicherheit, die 5 Der aufgeklärte Herrscher Kaiser Josef II. ließ in den Städten Lokale auf den Straßenecken errichten. Der Bestimmungsgrund war die Idee, dass Leute, die in bestimmter Gemeinschaften, Gemeinden leben, eine Stelle brauchen, wo sie sich begegnen, Erlebnisse mitteilen und ihre Meinungen äußern können. Dieses System funktionierte bis zur Zeitperiode der Totalität. Eines der charakteristischen Merkmale der totalitären Regime ist es darauf zu achten, dass die Leute keine Gelegenheit zu gegenseitiger Informierung und Ansichten ihrer Mitteilungen haben. Am Anfang der 50. Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts wurden in den Lokalen sogenannte „Aufklärungslokale“ errichtet. Diese haben gelegentlich als Wahlräume, zu Feiern bedeutender Jahrestagungen und Sitzungen der Hausverwaltungen gedient Was wir heute als Kommunität begreifen, war in dem vorigen Regime in die Begriffe de sozialistischen Kollektivs, Brigaden der sozialistischen Arbeit, Häuser in der sozialistischen Pflege der Mieter oder Aktion „Z“ (tschechisch „Z“ als zvelebení = Pflege) gekleidet, wobei auf dem Lande Selbstbedienungen, Kulturhäuser und Kindergarten gebaut wurden,. Aktion „Z“ im kommunistischen Regime war ehrenamtliche Arbeitstätigkeit der Einwohner. Obwohl es sich um eine freiwillige Arbeit handelte, wurde die Beteiligung in den Brigaden registriert und es wurde auf die Bürger ein bestimmter Zwang ausgeübt, daran teilzunehmen. Im Laufe der Zeit wurde die Aktion „Z“ zum Synonym für Bummelei und zwang- und mangelhafte Arbeit für die Gemeinde. Wasser- und Energieversorgung, die Abfallwirtschaft, Kanalisation, öffentliche Beleuchtung, Kommunikationstechnologien, Feuerwehr und die Abwehr des Risikos vor Natur- und industriellen Katastrophen, die Schaffung von Arbeitsgelegenheiten, die Förderung von Familien, die Pflege der jüngsten Generation, die Renovierung der Kulturdenkmäler, die Unterstützung des Sports und der Kulturaktivitäten. Nicht alle der aufgezählten Aktivitäten sind Pflichten der Gemeinde nach dem Gesetz, aber die erwarten Bürger diese von der Gemeinde. Es lohnt sich darüber nachzudenken, welche von diesen Funktionen bei uns mit der öffentlichen Verwaltung verbunden sind und könnten das Bürger, die sich selbst in diesen Organisationen engagieren, realisieren. In der Tschechei verlassen sich die Leute eher auf „Väterchen Staat“, der für alles sorgt. In den kommunistischen Regimen mussten die Leute keine Verantwortung. Sie haben sich daran gewöhnt, dass sie niemand zur Verantwortlichkeit verpflichtet. Zu solcher Lebensart sind auch deren Kinder angehalten. Öffentliche Äußerung spezifischer Ansichten haben sie mit Witzen und Schimpfen ersetzt. Es existierten zwei Leben, auf der einen Seite die Sitzungen, Beratungen, offizielle Treffen in der Presse und Fernsehnachrichten, auf der anderen Seite das Private, Begegnungen mit Vertrauten oder bei Komödien mit bewilligten Komikern. Die Atmosphäre des „schweikartigen“ Benehmens hat sich das tschechische Volk in den beiden Weltkriegen des zwanzigsten Jahrhunderts zu Eigen gemacht. Angst vor dem Verrat des zweiten Lebens und Angebereien haben die Barrieren zwischen Familien errichtet Freiheit und Verantwortlichkeit der Bürger ist ein unsicheres Element, die Institutionen sind sicher. Deshalb ist die Kommunitätspflege für die ältere Generation, die auf die Beziehungen der Verwandten und Nachbarn und auf die häusliche Pflege angewiesen ist, wichtig, denn die Unterstützung des Staates bezüglich von Seniorenhäusern und Pensionen für ältere Leute ist geringer. Befragungen, die in den 90er Jahren bei Senioren durchgeführt wurden, haben zum Beispiel gezeigt, dass etwa die Hälfte der älteren Leute die Pflege im häuslichen Milieu bevorzugt, während sich die andere Hälfte ein Einleben im höheren Alter in einem Seniorenheime vorstellen kann.6 Dessen ungeachtet konzentrieren sich Regional- und Gemeindepläne hinsichtlich der demographischen Entwicklung mehr auf die Unterstützung der ambulanten Pflege als auf die Investitionen in die Gebäude. Es ist klar, dass es in unserer Gesellschaft zwischen dem Widerstreit der Anhänger der Institutionen und der Anhänger der Kommunitätspflege keinen Sieger geben kann. Eine der brennendsten Fragen der Gegenwart, die die öffentliche Verwaltung auf allen Ebenen zu lösen hat, ist das Nebeneinanderleben der Reichen und Armen, der Jungen und Älteren, der Arbeiteten und Arbeitslosen, der gesunden und benachteiligten Menschen, der Minderheiten- und der Majorität in einer Lokalität. Es gilt allgemein, dass die Kumulation der unerwünschten Erscheinungen nicht dazu führt, dass „sich die Leute mit gleichen Problemen besser verstehen“. Im Gegenteil, Leute mit verschiedenen Qualitäten, Hintergrund, Lebenserfahrungen und Kultur, die nebeneinander leben, können sich gegenseitig bereichern. Raumkonzentration der armen und benachteiligten Gruppen hat andere negative Folgen. Manche Kritiker geben aber an, dass in einigen Fällen dieser „soziale Mix“ eher zu Konflikten und Spannungen als zu sozialer Kohäsion beiträgt. Es gibt aber keine schlechtere Variante des Wohnens als die der Segregation, die die faktische- und gefühlte Ausgliederung der Einwohner aus der Gesellschaft, mit sich bringt, wo keine Strategien helfen. Auch das Nebeneinanderleben einer größeren Zahl von älteren Leuten erzeugt Probleme. 6 Es wurden 1085 Personen im Jahre 1998 mit der Methode des gesteuerten Zweigesprächs gefragt. Quelle: Weißes Buch in den sozialen Dienstleistungen, Ministerium für Arbeit und Soziales, Prag, 2003. Am Anfang der 90er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts war es extrem schwierig, von den Begriffen des sozialistischen Kollektivismus, der begleitenden Denunziation und des Zwangs zur Kommunität, zur Gleichheit und Gemeinschaft, in der sich die Leute komfortabel fühlen, sich helfen und ihre natürlichen Fähigkeiten anbieten, überzugehen. Das System hat sich an das Prinzip der führenden Rolle der politischen Parteien in den zentralen Organen der staatlichen Verwaltung, Beratungen und Kommissionen mit wichtigen Entscheidungskompetenzen als einzig möglichen gewöhnt. Dieses Prinzip hatte Einfluss auf die verzögerte Benutzung des Kommunitätsprinzips – die Gemeinschaft der Leute mit gemeinsamen Interessen und Bedürfnissen, wo gemeinsame Interesse in der Kommunität über die Partei und individuellen Interessen überwiegen, ohne die Verschiedenheit der Charakteristik ihrer Angehörigen zu negieren. Es kommt besonders darauf an, ob die Gemeinschaft der Einwohner die Kommunität aktiv erfüllen kann, ob die Einwohner zurechtkommen, sie nicht nur von der Kommunität etwas bekommen, sondern sie der Kommunität auch etwas mitbringen können. Es ist wahr, dass einige Leute der Beihilfe und Unterstützung bedürfen, damit sie fähig sind, das aktive Leben zu führen, das sie brauchen. Das Element der solidarischen Unterstützung ist im Rahmen der Kommunität das Wichtigste. Kommunitäten können Gemeinden sein, wie ein Verein oder eine Pfarrgemeinschaft, ein Chor, eine Bibliothek, ein Sportverein die Angestellten im Betrieb. Mit dem Einzug des Internets und den sozialen Netzwerken beschränken sich die Interaktionen zwischen den Leuten, die bestimmten gemeinsamen Interessen haben, mehr und mehr auf geringere Begegnungen. Es fehlten der Augenkontakt, der Handschlag, die Berührung, Emotionen werden mit Ersatzsymbolen geäußert. Konkrete Hilfe, Förderung und Mitarbeit wirken im realen Leben, die virtuelle Kommunität kann sie erleichtern, aber nicht ersetzen. Menschen bilden mit ihren Familien, Freunden und Nachbarn natürliche Kommunitäten. Zum Leben in der Kommunität gehören Orte, wo die Leute wohnen, wo sie einkaufen gehen, wohin ihre Kinder in die Schule gehen, wo sie Bücher ausleihen, wo sie sich nach der Arbeit treffen, wo sie ihre physische Kondition stärken, wo sie tanzen oder Sport treiben können. Die Qualität ihres Lebens liegt darin, wie gut sich ihre einzelnen Angehörigen in die gemeinsamen Pläne, Initiativen und Werke eingliedern. Ein gutes Zeichen ist, wenn sich die Leute in der Kommunität begrüßen, begegnen und die Familien- und gesellschaftlichen Ereignisse teilen und somit lokale Traditionen erhalten. Sie sind auch bereit, bestimmte Tätigkeiten freiwillig auszuüben. Wie immer führt auch in diesem Fall der Zusammenhalt nicht nur zu guten Lebensqualität, sondern auch zu höherer Prosperität. In den außerordentlich schwierigen und unerwarteten Situationen braucht man nicht nur fachliche, sondern auch menschliche Hilfe, Vertrautheit, Zugehörigkeits- und Verständnis. Bei Krisen in den Partnerschaftsbeziehungen oder mit der Kindererziehung benötigt man Abstand und Ratschläge für die optimale Strategie. Wenn man in Konflikt mit dem Gesetz kommt, braucht der Mensch Unterstützung und Hilfe nach der Abbüßung der Strafe, so dass sich sein Leben nicht im Kreis oder in einer Spirale der weiteren ungesetzlichen Tätigkeiten fortsetzt. Der Rollstuhlfahrer braucht nach dem Unfall Hilfe von allen Seiten, um ein relativ normales Leben weiter führen zu können, braucht er eine Umschulung und eine behinderungsgerechte Umwelt. So wird man zum Klienten des Sozialdienstleistungssystems. Je nachdem, wie man als Klient in den sozialen Diensten behandeln wird, kommt es entweder zu einer Dekompensation oder zur Kompensation. Zu einer Dekompensation kommt es in Folge der Nichtanerkennung der Fähigkeiten, die der Klient hat und wenn seine Verantwortlichkeit negiert wird. Ebenso wenn sein natürliches Bedürfnis, nützlich zu sein und seine Zone der möglichen Entwicklung unterdrückt werden. Die Kompensation wird dazu im Gegenteil gefördert, wenn die Motivation zur Tätigkeit auf perspektive Ziele gefördert wird und die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen des Nützlichkeitsgefühls gestärkt werden. Es geht nicht um die Aufenthalts-, ambulanten oder Geländesozialdienstleistungen, aber die Diensterbringer müssen für die Kommunikation mit den Klienten regelrecht ausgestattet werden. Die Menschen kann man nicht nur als passive Konsumenten der Dienstleistungen sehen. Für gute Ergebnisse sind die Mitarbeit und Konsultationen, einschließlich der Stellungen der Dienstbenutzer wie die Sozialdienste beschaffen sind, nötig. Es ist doch klar, dass verschiedene Sichtwinkel die optimale Lösung am besten finden können. Die gemeinsamen Interessen müssen überwiegen. In der Gleichheitsfrage geht es vor allem um die Erreichbarkeit der Leute ohne Rücksicht auf ihre Lebensart, die Art der Behinderung, das Alter oder der Hautfarbe. Sicherlich muss auch die Stellung der Diensterbringer zu den öffentlichen Quellen, die aus den nachweisbaren Bedürfnissen der Kommunität bestehen, für alle gleich sein. Bei den erwarteten demographischen Veränderungen wie der Alterung der Einwohner, haben die Kommunitäten die Möglichkeit, eine effektive Umwelt in der angegebenen Lokalität nicht nur für ältere Leute zu schaffen. So kann man die Lebensanforderungen in dem bekannten Milieu erfüllen und zwar für das Entstehen und die Förderung der formalen und informellen Pflege. Andere Herausforderung gibt es für das ganze Leben wie lebenslanges Lernen, wobei das Menschenbedürfnis wichtig zu sein, gebraucht zu werden, das Wichtigste ist. Des Weiteren muss es die Möglichkeit der Weiterbildung für die eventuell zweite und dritte professionelle Karriere geben. Die Orientierung an die Kommunität muss davon ausgehen, eine flexible und genaue Antwort auf die Frage der Bedürfnisse der Kommunität als Ganzes und ihrer einzelnen Mitglieder zu ermöglichen. In den heutigen Bedingungen geht es zum Beispiel um die Präferenzen der Kommunität in Fragen der Residenz der Pflege versus Geländesozialdienstleistungen, um die Ansichten in Fragen des städtischen Grüns versus der Bildung von schattigen Stellen in der Lokalität, um den Aufbau der Autobahnen versus der Radwege, die Stärkung der Finanzierung der Dienstleistungen. Ähnlich wie in der Demokratie selbst bewegt sich die Arbeit in der Kommunität oft auf der Kante der Haltbarkeit in Folge entgegengesetzter Ansichten und egoistischer Interessen. Für die soziale Kontrolle und die Übersichtlichkeit hat aber diese Art der lokalen Regierung unbestrittene Vorzüge. Diskriminierung Bei der Diskriminierung7 zur Beschränkung oder Beschädigung der Rechte, Freiheiten und Ansprüche sozialer Gruppen und ihrer Mitglieder, kann es im Grenzfall überall zur Verhinderung des Gelingens kommen. Als Diskriminierung bezeichnen wir die ungleiche Behandlung von Menschen unterschiedlichen Alters, mit Behinderung, des Denkens, des Geschlechts, der sozialen Orientierung, der ethnischen Herkunft, des Lebensstils, der Armut, des Berufs usw. Eine ungleiche Behandlung bedeutet auch die 7 Aus dem lateinisch discriminare – verteilen, differenzieren. indirekte Diskriminierung, d. h. Belästigungen oder Anstiftung zur Diskriminierung. Jede Diskriminierung schafft Barrieren in der Gesellschaft. Nach dem zweiten Weltkrieg hat die ungleiche Behandlung in den Staaten der euroatlantischen Kultur8 immer mehr an Bedeutung gewonnen. In der Gegenwart ist die ungleiche Behandlung nicht nur gesellschaftlich unannehmbar, sie ist zudem in den modernen demokratischen Staaten auch legislativ verboten, ebenso wie die Verfolgung der Personen, die auf das diskriminierende Benehmen reagieren. Der Staat hat in der demokratischen Verfassung hinsichtlich der Ungleichheit eine wichtige Verantwortung. Er sorgt dafür, dass es zu einer ungleichen Behandlung nicht kommt oder dass sie beseitigt wird. Antidiskriminierungsgesetze in einigen Staaten der Europäischen Union sind primär auf die Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt gerichtet, in anderen Staaten überwiegen die Elemente der positiven Diskriminierung (sog. „affirmative action“9). Der Bestandteil dieser Gesetze sind Sanktionen vor allem mit arbeits-juristischen und finanziellen Folgen. Eine Sache sind die Gesetze, die andere ihre Einhaltung. Besonders die Antidiskriminierungsgesetze einzuhalten, gelingt in manchen Gesellschaften nicht, so dass Möglichkeiten gesucht werden wie damit umzugehen ist. Die Formen des Diskriminierungssverhaltens sind sehr unterschiedlich. Es gehört dazu folgendes: lächerlich machen, existenzielle Angst hervorrufen (Bedrohung, Einschüchterung), Beschränkung der persönlichen Freiheit, der sozialen Mobilität, die Möglichkeit der Entwicklung der eigenen Kultur, die Zutrittsmöglichkeiten zur Ausbildung usw. Diskriminierung äußert sich durch ungleiche politische, ökonomische, juristische und berufsmäßige Bedingungen. Bei langfristiger Wirkung und intensivem Verlauf der Diskriminierung führt sie zur sozialen Degradation, zur sozialen Ausgliederung oder sogar zur Vernichtung der Personen, auf die sie gerichtet wurden, d. h. zum Genozid. Diskriminierung kommt am häufigsten bei der Arbeitssuche, beim Zutritt zu öffentlichen Diensten, beim Wohnen und derusbildung vor. Eigentümer von Unternehmungen, Gaststätten, Sportbetriebe, Wohnungen oder Schulen denken manchmal, dass sie die Bedingungen mit diskriminierendem Inhalt beliebig bestimmen können, sie wissen aber oft nicht, dass das diskriminierende Verhalten gesetzlich nicht erlaubt ist. Bei der Diskriminierung gilt die allgemeine Regel „alles, oder nichts“. Es gibt Menschen, die sich diskrimierend verhalten und andere nicht. Die, die diskriminierend denken und handeln, sind zu allen, die „anders“ sind, intolerant. Diskriminierung wird oft als Folge einer ungeeigneten Erziehung angesehen, so dass man sagt, sie ist „vererbt“. In diesem Fall werrden ihre Formen und Arten automatisch von der voriger Generation übernommen, wie zum Beispiel aufgrund der Angehörigkeit zu bestimmten Gruppen, sozialen Milieus, Alter, Armut, niedriger Ausbildung usw. 8 Von den Staaten, die sich auf dem Gebiet der sowjetischen Zone des Einflusses befanden, gewaltsam ausgegliedert wurden, konnten sie sich erst am Ende des vorigen Jahrhunderts, nach dem Sturz der kommunistischen Regimes in Europa entziehen. 9 “Affirmative action” weist auf Politiken, die die Faktoren der Rasse, Hautfarbe, Religion, Gender, sexuellen Orientierung oder der Herkunft gegenüber den Bereichen Beruf, Ausbildung und Unternehmen, aus welchen diese Gruppen früher in der Geschichte ausgegliedert wurden, zu begünstigen. Diese Schritte rufen den Widerstand der oben genannten Gruppen hervor, also die Begünstigung aufgrund der Rasse, Gender oder Ethnika in der Gesellschaft. Darauf antwortet die Europäische Union mit der intensiven Propaganda für die Gleichheit zwischen Frauen und Männern, der sozialen Eingliederung und der gleichen Gelegenheiten für alle. Diskriminierung, die auf mehrere Parameterzielt, nennen wir kumulierte Diskriminierung. Ältere Leute zum Beispiel werden automatisch stigmatisiert, indem sie soziale Dienstleitungen ausnutzen, eine besondere Stellung im öffentlichen Verkehr einnehmen, Opfer beim langsamen Passieren der Straße oder beimm Raubüberfall sind. – also sie sind gebrechlich, leistungsschwach, langsam. Dieses Bild der älteren Generation auf die Kinder von den Eltern übertragen, die sie aber auch gererbt haben und weiter auf die nächsten Generationen übergeben werden. Es ist Sschwer zu sagen, wann es dazu zum ersten Mal gekommen ist und wann es zum ersten Male zum Massenphänomen wurde. Das Alter wird oft schon deshalb diskriminiert, weil ältere Menschen im Vergleich mit anderen gebrechlicherund gesundheitlich beeinträchtigt sind. Umso mehr vollziehen solche Diskriminierungen inVerhandlungen mit den Behörden, in spezifischen Einrichtungen und auch in Krankenhäusern. Dass der Senior Fahrpreisermäßigungen undbei Ausstellungen geringere Preise zu errichten hat, verbessert seine Situation nicht besonders, im Gegenteil, es kann ein Dorn im Auge der jüngeren Generationen werden. Ein nicht diskriminierendes Verhalten gegenüber Senioren erfordert eine neue Herangehensweise. Es ist bemerkenswert wie nach vierzig Jahren der Totalität die Vorstellung eines älteren Menschen, der im Altenheim lebt, als normal betrachtet wurde. Ebenso normal war es, wenn ein Mensch, der Kinder, Enkelkinder und Freunde hatte, seiner Profession nachging, Hobbies und Fähigkeiten hatte, die manch jüngere Leute nicht haben, in einem Altenheim lebte. In den letzten Jahren scheint es unbestritten zu sein, dass am am Negativimage der älteren Leute die Massenmedien ihren Anteil haben. Ältere Leute werdenin den aktuellen Nachrichten als machtlose Opfer oder Tyrannen demonstriert, während sie als Helden nur aus den Tiefen der Geschichte, die schon längst vergangen ist, auftreten und deshalb wird das Benehmen dieser Helden, die bestimmte Eigenschaften haben als altmodisch darstellt. Infolge der Entwicklung der Wissenschaften über den Menschen und deren Applikation in der Medizin und Alterspflege hat schon von Anfang des vorigen Jahrhunderts an das Leben der Leute bis auf die Möglichkeitsgrenze künstlich verlängert. Während in früheren Perioden, in denen dieser Zustand nur vereinzelt vorkam und die durchschnittliche Lebensdauer kurz war, ist es heute eine weit verbreitete Erscheinung. Aufgrund des Alters im Vergleich mit der vergangenen Zeit, wenn es um die jüngeren Leute geht, vor allem um Absolventen der Hochschulen, kommt die Diskriminierung aktuell vor. Am Anfang des 21. Jahrhunderts begegnen wir eher der Diskriminierung älterer Menschen und zwar bereits ab einem Alter von über 50 Jahren. Die Gesellschaft, die eienm immer dem rößeren Einfluss der Informationstechnologien unterliegt, vermittelt den Eindruck, dass die Erfahrungen der älteren Leute nicht mehr gebraucht werden. Diskriminierung hat aber auch ein andersartiges Gesicht. Der, der diskriminiert wird, leidet am der Nutzlosigkeit, der Unbeliebtheit und des Nichtgebrauchtwerdens. Er ist misstrauisch. Er resigniert und zieht sich in sich selbst zurück und deshalb wird er den anderen gegenüber seine Hartnäckigkeit zeigen. Damit ist er noch unangenehmer für seine Umgebung. Der Teufelskreis der Diskriminierung schließt sich. Nach der Diskriminierung folgen Segregation und Ausgliederung aus der Gesellschaft. Wir müssen keine Ökonomen sein, um zu begreifen, dass die Mechanismen, die auf die Eingliederung zielen, weniger gefährlich sind wie die Folgen, die sich aus der sozialen Ausgliederung ergeben. Die Änderung der Diskrimierungsvorsstellungen betrifft alle Generationen, Professionen, die Familie, Gemeinde und die öffentlicher Meinung. Es gelingt nur selten, wenn ein neues Gesetz durchgesetzt werden soll, wenn die Gesellschaft davon nicht überzeugt ist, dass diese neuen Gesetze richtig sind und dass es lohnt, diese Veränderungen durchzusetzen. Ohne gesellschaftliche Überzeugung wird das Gesetz meist nicht nach den angestrebten Erwartungen funktionieren. Dasselbe betrifft selbstverständlich auch die Gesetze gegen die Diskriminierung. Wenn wir zum Beispiel das Gesetz, dass es ein Recht des Seniors ist, in seiner häuslichen Umgebung zu leben, auch wenn er krank oder machtlos ist, kann er zwar das Recht beanspruchen, aber wenn die gesellschaftlichen Bedingungen dazu nicht geschaffen sind , wird es nicht durchgesetzt werden können. . Deshalb ist es notwendig, dass bevor ein notwendiges Gesetz eingeführt wird, die Umwelt darauf vorbereitet sein muss. Was hat sich am Denken der meisten Leute auf dem Gebiet der Diskriminierung in der Tschechischen Republik nach dem Jahr 1989 geändert? Wie ist es zum Beispiel mit der Beziehung zu Roma Leuten? Es sieht so aus als ob alles noch am Anfang stehen würde und keine großen Verschiebungen passiert seien Aber wenn wir die Bürgerinitiativen betrachten, die die Schwachen in der Roma Kommunität unterstützen, die sich den musikalisch talentierten Kindern widmen und die Behörden, hat sich doch etwas verändert. Es ist eine Art Mosaik, das aus Freuden und Bosheit zusammensetzt. Haben wir etwas dagegen gemacht, dass es weniger Dunkelheit diesbezüglich gibt? Ja, auf einigen Stellen. Es gibt weniger Sonderschulen (heute spezielle Schulen), wo es die Segregation des Unterrichts der römischen Kindern gab und es haben Kommunitätszentren für Kinder im Freizeitsport, zum Erlernen von praktischen Fähigkeiten geöffnet, aufgewachsen. Die Mehrheit der Gesellschaft hat sich mit der unterschiedlichen sexuellen Orientation arrangiert und respektiert sie. Eine der vielen Beweise ist das lange diskutierte Gesetz über registrierte Partnerschaften. Die Diskriminierung Diskrimination der Geschlechter hat sich etwas gebessert. So verdiente zum Beispiel am Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts der Mann in der gleichen Position, für die gleiche Arbeit ungefähr ein um 30 % höheres Gehalt als die Frau, aber im Jahr 2007 betrug dieser Unterschied nur noch 25 % machte Große Veränderungen haben sich auch in der Stellung zu Menschen mit Behinderungen ergeben. Ihre Ansprüche begreift die Mehrheit als legitim; Politiker versuchen einen Ausgleich zu einem normalen Leben, durchsetzen, um die Diskriminierung der Leute mit Behinderung praktisch auszurotten. Es ist bekannt, dass die weißen Tauben mit blauen Augen Futter für die weißen Täubchen mit blauen Augen mitbringen, und dass in der Natur alles so eingerichtetist, dass die Arten möglichst lange existierten. Auch manche Leute benehmen sich so. In der menschlichen Gesellschaft ist es alles ein wenig anders eingerichtet. Erst wenn die Leute die Grenze des Gebens nicht nur für ihre Art, sondern und auch für die anderen, fremden, nicht eigenen Arten überschreiten, dann ist es Humanität. Humanität, Menschlichkeit, Menschentum ist das Gegenteil der Diskriminierung, das als wichtigstem ethischem Prinzip bezeichnet werden kann und das sich auf der Idee der offenen, vollwertigen Beziehung des Menschen zum Menschen gründet. Minderheiten und Majoritätsgesellschaft In Europa hat sich immer mehr der Begriff „multikulturelle Gesellschaft“ durchgesetzt. Multikulturalität bedeutet nicht nur Toleranz gegenüber den unterschiedlichen Kulturen inmitten traditioneller kultureller äume, sondern absoluter Respekt gegenüber jeder Kultur, die den menschlichen Charakter fort, es ist ein Wert der ganzen Gemeinschaft. Dieses neue Phänom ist neben den traditionellen Kulturwerten in der euroatlantischen Kultur ein Begriff, der für Menschenrechte und Gerechtigkeit für alle bürgt. Multikulturalität ist der Weg zur Kultur der gesellschaftlichen Eingliederung mit der Toleranz als Lebensphilosophie. Die Begriffe Eingliederung – Integration – die uns in der Gegenwart ständig begleiten und sich uns immer wieder aufdrängt, ist auch ein dankbares Thema einer Reihe von künstlerischen Werken. Als Beispiel nennen wir einen Film des deutschen Regisseurs Fassbinder10 aus dem Jahre 1973 „Angst isst die Seele auf“. Es geht nicht darum, dass die Seelen die Leute aufessen, sondern dass der Mensch, der sich fürchtet, der Angst etwas von der Seele isst. In dem erwähnten Film sagt Ali, die Hauptgestalt, der aus Marokko kommt, um Geld umzu verdienen und nach Deutschland emigrierte.11 Fassbinder hat in einer Zeit, in der noch keine Rede über die Diskriminierung gegenüber Fremden war, das Problem des Kontakts zweier sehr unterschiedlicher Kulturen genial gelöst. Der Film bietet zwar keine Lösung, aber er verdeutlicht sehr genau, dass es auf den notwendigen Ausgleich zwischen den Anforderungen der Mehrheit hinsichtlich der Anpassung der Repräsentanten der Minderheiten ankommt und die Entwicklung eines freien Raums zur Entfaltung verschiedener Kulturen vonnöten ist. 10 Rainer Werner Fassbinder (1945 – 1982), deutscher Szenarist und Schauspieler. Er starb jung an einer Überdosis Kokain . 11 Zufälligerweise beginnt Ali mit einer älteren deutschen Frau zu leben, die sich schämt, dass sie als Putzfrau arbeitet. Beide erleben viele Diskriminierungen seitens ihrer deutschen Mitbürger. Es kommt zu einer Krise, da der Druck der einheimischen Bevölkerung nicht auszuhalten ist. Fassbinder, ein erfahrener Illusionist, schickt die beiden Protagonisten in den Urlaub. Nach der Rückkehr ändert sich durch den Schwung der Wünschelrute, alles. Alle, auch die größten Hasser, sind sehr nett zu ihnen. Es ändert sich auch die Lebenseinstellung von Ali. Obgleich er sich unter dem Druck der fremden Kultur immer gut benimmt und ohne jedes Merkmal des Versagens arbeitet und seine Freundin unterstützt, gibt er ihr das ganze Einkommen und zuletzt heiratet er sie. Wenn sich dieser Druck in die Gunst der gesellschaftlichen Umgebung kehrt, erwacht bei ihm sein ehemaliges Verlangen nach dem Leben seiner Kultur. Er sehnt sich nach dem geliebten Essen, nach mehr dynamischen Geschlechtsverkehr und nach dem Kontakt mit den Marokkanern in der Kneipe. Die bisherige Idylle des Familienlebens mit der Deutschen stürzt ein. Eine umfassende Entfaltung einer Minderheitskultur ist nach Fassbinder im Milieu einer Mehrheitskultur aufgrund wesentlicher Unterschiedlichkeiten nicht möglich. Wenn sich die Träger der Minderheitskultur dem Druck der Mehrheitskultur ergeben, passen sie sich an und versuchen sichin die Mehrheitskultur zu integrieren. Am besten ist dieses Phänomen in der dritten Generation der deutschen Bürger türkischer Nationalität zu beobachten. Manche von ihnen weigern sich sogar, ver deutsch sprechen zu lernen, sie leben von den staatlichen Sozialleistungen in eigenartigen, mit eigenen Initiativen geschafften Ghettos und hassen alles, was nicht türkisch ist. Wahrscheinlich ist das effektivste Kriterium der Kulturen ihre Bewertung Beziehung zum Leben. Kulturen, die das Menschenleben nicht achten, haben zum Glück kurze Dauer. Zu solchen Kulturen gehörenzum Beispiel die totalitären Regimes – Faschismus und Kommunismus – . Sie haben die Menschen nur für die Mittel des s ihrer ideologischen Ziele benutzt, die sollten ihren Eliten und vor allem ihren Führern ein orgiastisches Berauschen der Macht und Ehre sichern. Die euroatlantische Kultur, zu der wir uns als Einwohner dieses Landes bekennen, betrachtet das Leben als etwas Gutes. In der gegenwärtigen Kultur des Wohlstands aber leiden immer mehr Leute an dem Schuldgefühl ihrer eigenen Existenz. Dabei glauben sie, dass es immer eine Chance gibt, zufälligerweise in einen der kafkaischen Gänge der Unbestimmtheit einem Mann zu begegnen, der sie befreien wird. „…er bittet, um sie aus der alten Zelle, die er hasst, will sie in eine neue führen, welche er erst hassen lernen wird. Dabei wirkt noch ein Glaube, dass bei dem Transport ein Mann vorbei gehen wird, der den Häftling ansieht und sagt: Diesen sperren wir nicht mehr ein Diskriminierung. Kommen sie zu mir“. (Kafka, 1991, str. 8). Phänomen single Je kleiner die Gruppe ist, desto mehr sind ihre Mitglieder voneinander abhängig. In der Familie wie in einer Gruppe, ist die Entschlossenheit des Mannes und der Frau, das weitere Leben zu teilen, gefragt ebenso wie die Sensitivität bezüglich der Unvollkommenheiten des Mannes und der Frau in der Beziehung. Konflikte in der Familie besonders Frustration und Übersättigung, Beschränkung der persönlichen Freiheit, Barriere, die Flucht vor unangenehmen Situationen sollten vermieden werden, ansonsten ist es nicht möglich, die Interesse in der Familie und ihrer einzelnen Mitglieder zu respektieren. (Lewin, 1940). Zwischen dem ersten und zweiten Krieg, also schon in der modernen Zeit, war die Führung eines gemeinsames Haushalts ohne Hochzeit eher eine Ausnahme – es verdeutlichen die pejorative Benennungen „auf dem Häuflein zu leben“ oder „zusammenleben mit dem Hundebüchlein“. In der postmodernen Zeit12 ist das gemeinsame Leben nicht getrauter Paare üblich. Deshalb benutzen wir den Ausdruck „Familie“ für die soziale Gruppe zwischen Mann und Frau, die ihren Haushalt zusammen führen oder für unvollständige Familien eines Elternteils und Kindern. Alles ist relativ und wir werden bestimmt jenen Menschen im Leben begegnen, die so selbständig leben, dass sie ihre Verwandten nicht als fungierte Familie wahrnehmen und trotzdem glücklich sind, . Sie könnten aber glücklicher in einer konsolidierten Familie leben. Es ist kompliziert, die Grenze zwischen der Freiwilligkeit alleine zu leben oder alleine zu leben, weil es der Druck der äußerlichen Umstände nicht anders zulässt. Entscheidend sind in dieser Hinsicht zwei Parameter: die subjektive Wahrnehmung der Attraktivität und Bindung an die ursprüngliche Familie, die schon nicht mehr existiert oder ob diese Form für die Entwicklung der Persönlichkeit geeignet ist oder nicht. Man muss die subjektive Wahrnehmung der eigenen Attraktivität mit der objektiven Qualität der Einzelperson vergleichen, die zu diesem gesellschaftlichen Gruppegehör. Je grösser die Attraktivität, desto höher die Aktivität der Einzelperson, wenn es um ihre subjektives Wahrnehmung geht, und desto höher ist die Aktivität der Gruppe, wenn es sich um die objektive Qualität handelt. Haben die Aktivitäten der Einzelperson und der Gruppe unterschiedliche Bewertungen und Intensität, entspricht die subjektive Wahrnehmung nicht der eigenen Attraktivität ds objektiven Zustandes. Egal ob es sich um eine Unter- oder Überbewertung handelt, es kommt zu Misserfolgen bei der Auswahl des Partners. Falls es nach den Misserfolgen zu einer Korrektur in der Wahrnehmung der eigenen Attraktivität kommt, kann sich die Situation stabilisieren. Es hängt davon ab, zu welcher Korrekrur es kommt. Wenn es zu keiner Korrektur kommt, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die eitle oder eingeschüchterte Einzelperson Single bleibt. Es handelt sich um einen unfreiwilligen Zustand, der nicht von einem Glücksgefühl begleitet wird, so dass mit einem hohen Maß von Autoaggressivität gerechnet werden muss. Die häufige Form davon ist Magersucht oder Bulimie. Die Bindung zur ursprünglichen Familie kommt bei Kindern und Elternfamilien, eventuell bei Urelternfamilien, aber auch bei aus der Familie verdrängten Heranwachsenden sowie bei Personen, die nach dem Verfall der eigenen Familie einsam werden und bei Witwen und Witwern in Betracht. 12 Über den Bereich der modernen und postmodernen Zeit verhandelt Historiker Arnold J. Toynbee (Toynbee, 1987). Wenn die angegebenen Zustände Entstehungsursache sind und die Einzelperson Single bleibt, handelt es sich wieder um einen unfreiwilligen Zustand. Zu freiwilligen Singles werden meistens egoistische, von sich selbst eingenommene Menschen. Das Glück dieses Menschen ist es , sich nur dem eigenen Profit, dem Genuss und der Bequemlichkeit zu widmen, wodurch er sehr gebrechlich wird und sich leicht in das Gegenteil verändert. Das Leben in der Familie verlangt fortwährendes Teilen, Geben und Nehmen, gegenseitige Dienste, das Teilen der gemeinsamen Erlebnisse aber auch die Meisterung von Schwierigkeiten, Auseinandersetzungen und Krisensituationen. Auf der anderen Seite sind freilich die „Junggesellen“ und „alten Jungfern“, die es schon immer gibt. Sie entscheiden sich für ein Leben, das einer höheren Bestimmung gewidmet ist, zum Beispiel der Wissenschaft oder Forschung oder dem Dienst anGott und Menschen. In der ersten Republik in der Tschechoslowakei war es üblich, dass Lehrerinnen ohne Partner lebten, um zu verhindern, dass sie sichihren eigenen Kindern widmen und dass das zum Nachteil den anderen von ihnen betreuten Kindern gegenübergereicht. Das Phänomen Single ist aber von eine anderen Art. Die Sexualität spielt auch eine Rolle dabei, wenn man alleine lebt. Zu ihrer Verbreitung trägt zum Teil die übertriebene Idealisierung des potentiellen Partners als Folge des medialen Drucks bei. Männer leiden oft unter der Illusion, dass ihre Frau wie auf dem Magazinumschlag aussehen sollte, aber sie haben nicht genug Geld, solche Frauen an sich zu binden. Frauen träumen dem gegenüber von einem gut erzogenen Unternehmer mit edler Seele, aber sie treffen nur gewinnsüchtige Männer, denen es nur um die Schönheit geht, ohne jede Bestrebung sie und ihre seelischen Eigenschaften zu verstehen. Frauen wie Männer suchen oft im Bündnis mit dem Partner ein bequemes Leben ohne die Bereitschaft, Verantwortung für die gemeinsamen Leben zu tragen und bei der Lösung von entstehenden Schwierigkeiten zu helfen. In der gegenwärtigen euroatlantischen Kultur sehnen sich die Paare nach der Heirat nach einer lebenslangen Beziehung, aber immer erreicht das. Viele Ehen werden nur versuchsweise geschlossen mindestens eines der Partner rechnet in der Mehrheit der Familien mit der Scheidung. Das kommt häufiger vor als als die Ehe in der Partnerschaft. Es steigt die Zahl der Personen, die sich offen zur Partnerschaft mit einer Person des gleichen Geschlechts bekennen. Der größte Unterschied zwischen diesen und heterosexuellen Paare ist die absolute Hoffnungslosigkeit, eigene Abkömmlinge zu zeugen. Damit vergrößert sich der Teil der Gesellschaft, deren Angehörige zwar in einer Partnerschaft leben, die aber absichtlich nicht darüber nachdenken, eigene Kinder zu haben. Als Ersatz der Kinderpflege widmen sie sich der übertriebenen Pflege von Tieren oder sogar um ein Spielzeug.13 Ein Leben ohne Nachkommenschaft erleichtert die Trennung der Partner und die Enttäuschung aus dem vorigen Bündnis treibt die Einzelperson in das Leben des Singles. Das wesentliche Handicap bei Singles ist die Abwesenheit des Feedbacks. Weit weniger als beim Leben in der Partnerschaft oder in der Familie mit Kindern, wird manauf die Unvollkommenheiten 13 Das erste kybernetische Spielzeug entwarf– Tamagochi –e im Jahre 1996, eine japanische Frau, Aki Maita, für die japanische Firma Bandai. Das Spielzeug hatte Schirmbild, auf welchem das kleine Figürchen Pflege forderte, die analog der Pflege um ein Haustier war. Bei der Misshandlung starb das Tamagochi ursprünglich. Das hatte oft negative Auswirkung auf die Kinder und auch auf Erwachsene. Deshalb reagierte das Spielzeug später auf mangelhafte Pflege nur mit schlechter Laune e. aufmerksam gemacht. Das dürfte auch die Ursache sein, warum Singles ihre Nachteile weniger als andere Leute wahrnehmen. In der letzten Zeit finden wir in den Medien den neuen Begriff „Mingles“. Das bedeutet, dass sich die Partner zwar regelmäßig treffen, aber getrennt leben und jeder führt seinen eigenen Haushalt. Einsamkeit Wenn wir die Wirkung der Einsamkeit auf die Einzelperson bewerten wollen, ist immer deren Länge entscheidend. Kurzfristige Einsamkeit überwindet man immer leichter, weil die Perspektive besteht, dass ernach einer bestimmten Zeit ihre Nächsten wieder treffen. Ein Beispiel für diese Situation finden wir beim Aufenthalt im Krankenhaus, wo der Patient weiß, dass er früher oder später endet. Trotzdem drängt er das Krankenpersonal, dass er schon bald nach Hause gehen kann. Langfristiger Einsamkeit wird sich der Mensch nicht sofort bewusst. Eines Tages entdeckt er, dass die übrigen Leute um ihn nur ein geringes Interesse äußern. Sie schreiben ihm nicht, sie kommen ihn nicht besuchen, sie telefonieren nicht. Dieses Einsamkeitsgefühl überfällt den Menschen unerwartet, ähnlich wie eine tückische Krankheit. Es ist so etwas wie eine Katastrophe, vor der uns keiner im Vorhinein gewarnt hat. Ähnlich wie bei Katastrophen, die man leichter erträgt, wenn uns jemand vorher informiert und wir wissen, auf welche Art und Weise wir sie steuern werden, muss man auch darauf vorbereitet sein, sich mit der Einsamkeit auseinander zu setzen. Man muss aber zugeben, dass in die gesellschaftliche Isolation eher jene gehen, die Freundlichkeit- und Familienbeeziehungen im Leben vermeiden. Am häufigsten ist die Befürchtung, etwas zu bekommen und nichts wieder geben zu müssen. Ist der Mann auf die Einsamkeit nicht vorbereitet, wird er sie sehr schwer durchleben. Die Einsamkeit nimmt ihm die Kraft und Lust zu leben , sie verschlechtert seine Stimmung, den Gesundheitszustand, erniedrigt die Effektivität seiner Leistungen und es werden sogar die Kontrollmechanismen der Moral und der gesellschaftlichen Normen entkräftet. Solange ihm niemand helfen kann, entsteht Hoffnungslosigkeit und Apathie. Diesem Phänomen begegnen wir leider oft bei einsamen Senioren. Langfristige Einsamkeit drückt die menschliche Psyche in den schmalen Kreis in sich selbst und die schließt unterstützende Elemente aus. Der Mensch in einem solchen Zustand fühlt ununterbrochen die Verlassenheit, Unbrauchbarkeit und den Verlust der Lebensperspektive. Deshalb ist in dieser Situation die Hilfe von der Außenwelt so wichtig. Sie muss aber auf akzeptable Art angeboten werden, dass er sie empfangen kann und er sich mit seiner Hilfe aus dem Kreis seines isolierten Ichs befreien kann. Gerade die Bedingungen, die dem Menschen wieder das Gefühl der Nützlichkeit geben und in der euroatlantischer Kultur perspektivische Ziele verheißen, sind in solchen Situationen sehr effektiv. In der Periode des kollektiven Bewusstseins mit den archaischen Mythen am Anfang der menschlichen Geschichte existierte eine einzige Form der langfristigen Einsamkeit. Das war die Vertreibung aus dem Stamm, die zu dieser Zeit fast den sicheren Tod bedeutete. Mit der Steigerung der Individualisierung des Bewusstseins, mit dem Entstehen des Monotheismus und besonders nach der Forderung der Renaissance, dass der Mensch nicht Gott, sondern sich selbst gehört, kommt es zur Milderung der Wirkung der Einsamkeit in Folge der gesellschaftlichen Ausgliederung, aber diese Art der Einsamkeit ist bisher sehr verbreitet. Es betrifft nicht nur Senioren, Häftlinge usw., es ist vor allem die Isolation in einer fremden Kultur nach der freiwilligen, erzwungenen oder gewalttätigen Emigration. Der Monotheismus hat unter anderem auch eine Neuheit mitgebracht – die Einsamkeit Gottes und die Befürchtungen der Menschen, dass Gott sie verlassen könnte. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns an die Worte von Jesus Christus auf dem Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!“ (Bibel, Übersetzung des 21. Jahrhunderts, 2009; Mt 27,46). Am Gefühl der Einsamkeit vor Gott haben die Gläubigen sehr schwer zu tragen. Das bekunden häufige Zeugnisse aus den Konzentrationslagern. Auch Mutter Theresa, Missionarin aus Kalkutta, erwähnt in ihrer privaten Korrespondenz Prüfungen ihres tiefen Glaubens über Gefühle der Leere, Einsamkeit und wahrer dunkler Nacht der Seele (Kolodiejchuk, 2008). Die steigende Urbanisierung in der Periode der Postrenaissance, die im 21. Jahrhundert ihren Höhepunkt14 erreichte, hat die Bedingungen für Einsamkeitsgefühle in Folge der Isolation von der natürlichen Umwelt begünstigt. Gegen dieses Einsamkeitsgefühl kämpfen die Leute, indem sie danach streben, aus der Stadt in die Natur zu reisen oder ein Stückchen der Natur in ihre innenstädtischen Wohnungen mitzubringen. Deshalb pflegen sie Pflanzen zu Hause, pflegen ihren Kleingarten und ziehen Haustiereauf. Im Fall der Senioren betrachten wir es als nicht ethisch, wenn ihnen der Kontakt zur Natur verwehrt wird, zum Beispiel wegen hygienischer Normen. Im Kreis der Judaistisch-christlichen Kultur wird der Mensch immer mehr zur Steigerung der Individualisierung seines Bewusstseins angestiftet, um seine Stelle im Dasein zu suchen. Nach dem Überschreiten der Grenze der Renaissance, als der Mensch aufgehört hat, Gott zu gehören und beginnt sich selbst zu gehören, beginnen die Bürger zu glauben, dass sie dem Staat, danach auch der politischer Partei oder Bewegung oder sogar der Noosphäre15 und in der gegenwärtigen post postmodernen Zeitperiode dem Fernsehbildschirm gehören. Je mehr der Bürger gedanklich und damit auch persönlich unabhängig ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihm die erwähnten Zufluchten16 als enge Gefängniszellen vorkommen, aus denen er sich befreien will, um „auf der Freiheit“ die ganze Schwere der existenziellen Einsamkeit, begleitetet von Gefühlen einer grundlosen Schuld zu empfinden, die meisterhaft von Franz Kafka im Roman Prozess gestaltetwurde (Kafka, 1999). Persönliche Freiheit und Ordnung 14 Im Jahre 2013 hatte Tokyo Agglomeration 30 Millionen Einwohner (World: metropolitan areas) Diese Übertragung des Eigentums des Menschen außer seine körperlichen Verhältnisse öffnete wieder mögliche Betrachtungen darüber, dass seine Seele, d. h. Psyche, auch außer seinen Körper existiere, in unserer Auffassung auf der Grenze zwischen Tun und damit, was ihn umgibt . So hat die Seele in den menschlichen Betrachtungen einen Weg von Vorstellungen gefundengegfunden an die Stammgemeinschaft, ihren archaischen Mythus und in ihr präsentierte er Götter als vorübergehende individuelle Existenz im Körper und der ewig gemeinsamen Existenz beim monotheistischen Gott und in der Postrainessance findet er die Wiederkehr in den Körper mit beschränkter Zeitexistenz, um zum Schluss in der postmoderner Zeitperiode aus der eigenen Existenz , aus dem Körperlichen, sichzu befreien. 16 Lateinisch „refugium“. 15 Alle Gegenstände, also alle äußeren spirituellen Werte, werden zum Schluss der Zeit unterliegen und der Maßstab ihrer Unordnung wird sich erhöhen. Physiker haben sich für diese Situation in der Thermodynamik den Begriff „Entropie“17 ausgedacht. Je grösser die Entropie ist, desto ungeordneter wird die Welt werden. Je länger wir die Wohnung unaufgeräumt lassen, desto mehr Unordnung wird sich dort befinden Nur das Leben während seiner Existenz kämpft immer gegen die Entropie, es bemüht sich, um sich zu erhalten. Je komplizierter das Lebendige ist, desto mehr beeinflusst es seine Umgebung, um die eigene Existenz sicherzustellen. Die menschliche Vernunft hat die Fähigkeit, die wahrgenommene Gegenwart einzuordnen und ihre Entropie zu erniedrigen. Der Mensch wirkt gegen die Entropie, weil er sich bemüht, die Errungenschaften gegen die Entropie auch für seine Abkömmlinge18 zu erhalten. Er erzeugt, baut und schafft Werke, die ihn überleben. Damit können wir uns in dem tierischen Reich nur selten und zufälligerweise begegnen. Der Mensch bildet hauptsächlich die geistliche Welt, deren Werte als solche den Gesetzen der Entropie nicht unterliegen und in diesem Hinblick ewig sind. Dieser Erscheinungsform werden wir in der tierischen Welt nicht begegnen. Damit der Mensch so mächtige negentropische19 Wirkung erreichen konnte, die sogar die Zeit seiner physischen Existenz überreicht, hat er sein Wesen in den gesellschaftlichen Rahmen eingeordnet. Unmittelbar danach begann er seine Freiheit nicht als Tier, das die Unfreiheit nur als Beschränkung seiner Bewegung wahrnimmt, sondern als Beschränkung seine Entscheidung in dieser Gesellschaft wahrzunehmen. Je mehr umfangreicher die negentropische Strukturen sind, desto grösserer Raum bleibt für die freie Äußerung des Menschenwillens. Hier muss man sich bewusst werden, dass es sich nicht nur um Umfang, Reichtum des menschlichen Tuns handelt, sondern auch um die Möglichkeit der Realisierung in einer längeren Zeit, weil je höher die Negentropie ist, desto stabiler ist das System. Die Bemühungen, das die Errungenschaften vor der Entropie zu schützen, steigen fortwährend, weil die Aufgaben der Gesellschaft immer komplizierter werden und weltfremdere Gestalt annehmen. Deshalb wird keine Gesellschaft repressive Maßnahmen erhöhen, um die Einheit des Tuns ihrer Mitglieder bei der Verwirklichung gemeinsamer Ziele zu erreichen. Sie zwingt ihre Bürger, dass sie einen Teil ihres Eigentums und einen Teil ihrer Arbeit für die Realisierung Realisation ihrer Ziele in Form der Abgabe von Steuern verwenden. In modernen Gesellschaften müssen die Bürger für die Erhaltung ihrer Gesundheit und für den Todesfall zusätzlich zahlen (Gesundheitsversicherung und Pensionsversicherung). Es gilt allgemein, dass in der Gesellschaft die Beschränkungen bei der Entscheidung für Personen, die gesellschaftlich aktiv sind am geringsten sind. Deshalb haben wir in der Geschichte Europas immer 17 Der Terminus entstand im Schoss des zweiten thermodynamischen Gesetzes. Um seine Formulierung haben sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am meisten Rudolph Clausius und William Thomson (Kuhn, 1978) verdient gemacht. Den Terminus haben dann weitere wissenschaftliche Fachbereiche – Informatik, Kybernetik, Kommunikations Theorie, Biologie, Organisation der Leitung usw. übernommen. Es wurde behauptet, die Entropie ist eine Konstante, die das Maß der Unordnung im System bestimmt. 18 Das Grundattribut des Menschen, geschöpft aus dem Bild Gottes, könnten wir als Bestrebung der Stabilität in der Zeit definieren, eine Bestrebung, sich selbst den anderen zu verschenken. 19 Den Begriff „Negentropie“ als Gegenteil zu Entropie hat Erwin Schrödinger eingeführt (Schrödinger, 1948). wieder die „Versuche die Vaterswelt mit der Brüderwelt zu bewältigen“ (Heer, 2000) getroffen. Wenn sie wollen, inkludiert das demokratische Prinzip gegen das autoritäre, zu welchem das Alter – üblicherweise mit größerem Eigentum und größeren Erfahrungen, aber auch mit abnehmenden Kräften am aktiven Leben gehört – immer mehr. Eine autoritäre Einstellung verbirgt in sich den Aufbau von Barrieren und der Versicherung des gesellschaftlichen Einflusses und der Macht. Senioren der Region Liberec und des Freistaates Sachsen haben selbst das soziale Experiment des kommunistischen Regimes miterlebt bis es zum Revolutionsweg gekommen ist. Im Begriff „Revolution“ ist die Unordnung und der gesellschaftliche Erguss in Richtung der Steigerung der Entropie inkludiert. Bei ihrer Dauer verbrauchen sich die materiellen und geistlichen Besitzungen, die vor der Revolution gegen Entropie aufgebaut wurden, wenn das Bauen neuer Besitzungen20 ausbleibt. Falls die Gesellschaft in der Postrevolutionszeit nicht die von Revolution und ihrer Wirkung vernichteten Besitzungen ersetzen kann, fühlen sich die Leute gesetzgemäß weniger frei, weil das Nichterreichen der Vorrevolutionsebene einen Schutz gegen die Entropie bildet und damit allgemein die Möglichkeiten zum Ausdruck der Menschenwillens, wodurch die Freiheitreduziert wird. In einer Überbrückungsperiode sind Leute freiwillig bereit, ihre Freiheiten zu beschränken, wenn sie die Aussicht haben, dass diese zeitlich begrenzte Beschränkung zu einer Besserung führen wird und letztendlich zum Schutz gegen Entropie, damit sich ihre Freiheit wieder erweitert. Wehe aber, wenn diese zeitlich begrenzte Beschränkung nicht zurr Verbesserung führt. Es zieht Enttäuschung nach sich, die Motivation sinkt, die Gesellschaft konsumiert mehr Besitzungen, als sie fähig ist zu produzieren, und dieses Ungleichgewicht führt zu weiterer Beschränkung der Freiheit. Besonders sichtbar war diese Tragödie in den kommunistischen Regimes, die verzweifelt Lügen über ihre Erfolge und strahlenden Perspektiven fabriziert haben, um durch diese Motivation geistliche und materielle Armut ihrer Bürger rückgängig zu machen. Das ist nicht geglückt, so dass der totalitärerStaat, im grösseren Maßstab, als je in einem anderen Staat, das Ausmaß der Repressionen verstärken musste. Sein Repressionsapparat und auch das Ausmaß der Entropie sind in diesem Apparat gestiegen. DerRepressionsapparat hat seine wesentliche Funktion aufgehört, zu erfüllen: Unterstützen die Einheit des Tuns Mitglieder der Gesellschaft bei Realisation der gemeinsamen Zielen. Die Gesellschaft kämpft gegen solchen Repressionsapparat, weil es seine Tätigkeit als Träger der Entropie bedroht und unvereinbar mit der Existenz ist. Hinsichtlich der Funktionen und Möglichkeiten des Repressionspparates ist dieser Kampf aber vergeblich, weil sich die Unordnung in der Gesellschaft erhöht und die Freiheit der Mitglieder reduziert wird und die sozialen Barrieren wachsen. Die Mitglieder der Gesellschaft sind nicht bereit, mit solcher kranken Gesellschaft zu sterben. Sie rebellieren so lange bis der Revolutionsstand hervorgerufen wird und die Tore zur Herbeiführung der neuen Ordnung und in ihr der florierenden Freiheit wieder geöffnet werden. Je mehr der Mensch gegen Entropie kämpft, desto mehr verändert er die Umwelt und damit die Natur. Damit kommt es zu dem Paradox, dass ständige Erniedrigung der Entropie in der menschlichen Gesellschaft die Entropie in der Natur ständig steigert und deren Vernichtung mit sich bringt. So bereitet sich der Mensch auf unlösbare Situationen vor. Die Steigerung der Entropie in der Natur führt zu immer intensiveren Maßnahmen gegen die Entropie und fordert zu ihrer Erreichung eine immer rasantere Ausnutzung der Natur. Dieses wahnsinnige Karussell wird ständig erhöht und 20 Dasselbe gilt auch für Kriege. die Freiheit des Menschen wird ständig teurerer mit der Unfreiheit der Tiere und Vergällen der Natur bezahlt. Zwischen Mensch und Natur werden mächtige Barrieren emporragen. Die Leute sind sich zwar dieses Problems bewusst, aber wer wollte einen Teil seines Lebens zugunsten der Natur opfern? Wer wollte energetisch anspruchsvolle hygienische Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten oder Kälte, Dehydratation, schwere Arbeit, ständige Angst vor Naturgefahren ertragen? Wer wollte sein eigenes Kleinkind ein paar Augenblicke in der Nässe liegen lassen oder auf Reisen und Erholung in Luxuslokalitäten verzichten, um zu Fuß oder in einem unbequemen Verkehrsmittel, um einen Überfall von wilden Tieren zu riskieren? Wie weit wird es uns gelingen, diesen Babylonischen Turm, dieses Urbild der mächtigen Barrieren, die zeitgenössische globalisierte Kultur aufzubauen?