Schulprogramm der Grundschule mit Flexiblem Schulanfang (seit 1994) Verlässliche Grundschule (seit 1993) Grundschule mit Betreuungsangebot (seit 1992) Grundschule mit Gütesiegel Hochbegabung (seit 2002) Impulsschule der Karg-Stiftung für Hochbegabtenförderung (2003-2006) Musikalische Grundschule (2008-2010) Salzbödetal-Schule • Schulstraße 12 • 35457 Lollar-Salzböden Tel.: 06406-4991 • Fax: 06406-4921 E-Mail: [email protected] Internet: www.salzboedetal-schule.de Salzböden, im April 2012 „Es waren die Ungehorsamen von gestern, die wir heute als Vordenker achten, die Schulentwicklung vorangebracht haben – und nicht die Bürokraten.“ (Reinhard Stähling: Wer das Herz hat… Zur Bedeutung des Ungehorsams für die Schulentwicklung) Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 2 Inhaltsverzeichnis Seite Vorbemerkung 5 Leitsätze – Grundwerte unserer Arbeit 6 Teil A: Grundlagen der pädagogischen Arbeit an der Salzbödetal-Schule 7 1. Aktuelle Rahmendaten (Stand: Februar 2012) 8 2. Leitziele unserer Arbeit 10 3. Flexibler Schulanfang 11 3.1 Warum praktizieren wir das Konzept Flexibler Schulanfang? 11 3.2 Wie wird das Konzept des Flexiblen Schulanfangs umgesetzt? 13 Einschulung 13 Organisation der jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen 14 Einbeziehung sozialpädagogischer Kompetenz 14 Flexible Verweildauer 15 Übergang in die Klasse 3 16 4. Praxis des Unterrichtens in den jahrgangsübergreifenden Eingangs- 17 klassen und den Jahrgangsklassen 3 und 4 4.1 Veränderte Lehrerrolle 17 4.2 Veränderung der Unterrichtsorganisation 18 Klassenraumgestaltung 18 Unterrichtselemente 18 4.3 Unterrichtsschwerpunkte in den jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen 19 4.4 Unterrichtsschwerpunkte in den Jahrgangsklassen 3 und 4 19 Übergang in die Klasse 5 20 5. Arbeit im Lehrerkollegium 21 6. Beratung von Eltern und Zusammenarbeit mit ihnen 22 7. Öffnung der Schule nach außen 23 8. Schulleben 24 Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 3 Teil B: Einzelkonzepte der Salzbödetal-Schule – zentrale Aussagen 1. Auf dem Weg zu einer inklusiven Grundschule 26 27 1.1 Flexibler Schulanfang als Basis einer inklusiven Schule – eine Vision? 27 1.2 Grundsätze der Zusammenarbeit zwischen Grundschule und dem Beratungs- und Förderzentrum 29 1.3 Förderung von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf 31 Förderung von Kindern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen 31 Diagnoseverfahren Fördermaßnahmen Förderung von hochbegabten Kindern 31 31 32 2. Leseförderung 33 3. Ganztagsangebote 34 4. Fortbildung 35 5. Medienerziehung 36 6. Vertretung 37 Teil C: Ausblick: Formen der Weiterarbeit und Aussagen zur Evaluation 38 Literaturverzeichnis 46 Anhang: 48 - Schullied von Mai 2009 (Text und Melodie: Fredrik Vahle) 49 - Schaubild 1: Wiederkehrende Elemente im Schulkalender zum Schuleintritt (September bis März) 52 Schaubild 2: Wiederkehrende Elemente im Schulkalender zum Schuleintritt (Mai bis August) 53 Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 4 Vorbemerkung „Die Ausgangsbedingungen für die inhaltlich-konzeptionelle Programmentwicklung ändern sich laufend. … So bedarf die Einrichtungskonzeption bzw. das Schulprogramm einer kontinuierlichen Fortschreibung und Weiterentwicklung.“ 1 Im Sinne des Bildungs- und Erziehungsplans beschloss das Kollegium der Salzbödetal-Schule zu Beginn des Schuljahres 2011/12, das Schulprogramm vom Februar 2008 grundlegend zu überarbeiten. Denn trotz regelmäßiger Aktualisierungen hatte sich dieses Programm allein wegen seines Umfangs – das Schulprogramm und die verschiedenen Konzepte umfassten etwa 150 Seiten – als ungeeignet erwiesen, Eltern, neue Kolleginnen und Besucher in verständlicher Form über das Schulkonzept zu informieren. In seiner neuen Fassung soll das Schulprogramm neben den Grundsätzen der pädagogischen Arbeit der Schule die zentralen Aussagen der verschiedenen Konzepte enthalten und mit wenig Zeitaufwand zu aktualisieren sein. Bei der Überarbeitung wurden die ursprünglichen Leitsätze (Seite 6) und die Leitziele (Seite 10) um einige Aussagen erweitert, der Teil A des Schulprogramms von 2008 gestrichen und der bisherige Teil B Konzept der pädagogischen Arbeit in Teil A umbenannt und gekürzt. Für weitere Informationen (z.B. Rückblick auf die pädagogische Entwicklung der Salzbödetal-Schule) sei auf das Schulprogramm von Februar 2008 verwiesen. Worin besteht die Qualität einer Schule? Diese zentrale Frage wird sehr umfassend (auf 117 Seiten) im Hessischen Referenzrahmen Schulqualität vom Dezember 2011 behandelt. Sehr viel knapper und pointierter beschreibt – im März 2011 – Peter Heyer, langjähriges Vorstandsmitglied des Grundschulverbandes, Qualitätskriterien. Für Heyer ist eine gute Grundschule „eine Schule … - … in der sich alle mit gegenseitigem Respekt begegnen und in der sich die Erwachsenen den Kindern gegenüber so verhalten, dass ihr Verhalten für die Kinder nachahmenswert ist; - … in der Kinder und Erwachsene gern sind, sich wohlfühlen, gern miteinander und voneinander lernen; - … in der wirklich jedes Kind zum Lernen nicht nur ermutigt, sondern zugleich herausgefordert wird; - … in der Kinder nicht mit Wissensmüll vollgestopft werden, sondern sich mit wichtigen Inhalten auseinandersetzen und Kompetenzen erwerben, die lernenswert sind; - … die sich mitverantwortlich fühlt, dass die besonderen Talente jedes einzelnen Kindes gefördert werden; - … in der kein Kind aufgrund von Lernschwierigkeiten seine Lerngruppe verlassen muss, sondern Hilfe bekommt, wenn es sie braucht…“ 2 Unsere auf Seite 5 festgelegten Leitsätze, die bereits 2001 formuliert wurden, finden wir in Heyers Aussagen bestätigt. ___________________________ 1 Hessisches Sozialministerium / Hessisches Kultusministerium: Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen, Stand: Dezember 2007, S. 121 2 Peter Heyer: Wie können Schulen ihre Qualität sichtbar machen? In: Die Grundschulzeitschrift, Heft 244, März 2011, S. 20. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 5 Leitsätze - Grundwerte unserer Arbeit Wir respektieren die Kinder in ihrer Individualität und Vielfalt, holen sie dort ab, wo sie stehen, und begleiten sie auf ihrem Weg der bestmöglichen sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung. Wir nehmen die Anliegen der Kinder ernst und regen sie dazu an, ihre Lernprozesse eigenverantwortlich zu gestalten und Verantwortung für das Schulleben zu übernehmen. Wir entwickeln unsere Schule stetig weiter zu einem kindgerechten, familienfreundlichen, ganztägigen Lern- und Lebensort für Kinder aller Begabungsrichtungen. Unser Miteinander ist geprägt durch Höflichkeit, Respekt, Freundlichkeit, Rücksichtnahme, Verlässlichkeit, Achtung vor dem Anderen und Strategien zur Konfliktlösung. Intensive Elternarbeit und die Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen erweitern unsere Kompetenz und fördern unsere Entwicklung zum Wohle aller. Teamarbeit und Transparenz prägen unsere pädagogische Arbeit und unser gesamtes Schulleben. Wir erwarten persönliches Engagement und die Eigenverantwortung aller Beteiligten (Kinder, Eltern, Lehrer, Hausmeister, Sekretärin) und binden deren Kompetenzen in unsere Arbeit ein. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 6 Teil A Grundlagen der pädagogischen Arbeit an der Salzbödetal-Schule Salzböden mit der Schule im Vordergrund links, im Hintergrund die Ortsteile Röderheide (links) und Odenhausen (rechts) Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 7 1. Aktuelle Rahmendaten (Stand: August 2012) Die Salzbödetal-Schule ist eine Einrichtung des Landkreises Gießen (Mittelhessen). Ihre Schülerinnen und Schüler wohnen in den Stadtteilen Salzböden und Odenhausen. Hinzu kommen einige „Gestattungskinder“ aus der Kernstadt Lollar, dem Stadtteil Ruttershausen und der Nachbargemeinde Staufenberg. In der Stadt Lollar gibt es außerdem eine Grundschule für die Kernstadt und den Stadtteil Ruttershausen. Die Schulgebäude der Salzbödetal-Schule 121 Schülerinnen und Schüler 8 Lehrerinnen, 2 Lehrerinnen im Vorbereitungsdienst, 1 Sozialpädagogin, 1 Pfarrer, 3 Förderschullehrkräfte 3 jahrgangsgemischte Eingangsklassen (Stammgruppen) (Jgst. 1 / 2) (inklusive Beschulung) 2 Jahrgangsklassen 3 (Integrationsklassen) 2 Jahrgangsklassen 4 (davon 1 Integrationsklasse) o 7 Klassenräume; 1 Mini-Mehrzweckraum o sozialpädagogischer Förderraum (Teppichraum) o Küche o kleiner Schulhof ausgestattet mit Freiluftklassenzimmer, Bolzplatz, Holzterrassen, Fühlpfad, Holzpferd, Weidentipi, Klettergerüst, Sandkasten, Spielhäuschen, Tischtennisplatte, Basketballkorb, Nestschaukel Schulkonferenz: 11 Mitglieder Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 8 Fördervereine: - Verein Schülerbetreuung (organisiert die Betreuung von 11.30 Uhr bis 15.30 Uhr und das Mittagessen) - Förderverein (unterstützt die schulische Arbeit; verwaltet die Gelder aus dem Projekt Hochbegabtenförderung) Hauptgebäude der Salzbödetal-Schule mit dem Schullogo Der Unterrichtstag ist in allen Klassen in zwei 90-Minuten-Blöcke eingeteilt; für die Eingangsklassen kommt einmal wöchentlich eine weitere 45 Minuten-Stunde hinzu, für die 3. und 4. Klassen täglich. Die Unterrichts- und Pausenzeiten sind der folgenden Übersicht zu entnehmen: Übersicht: Schulvormittag 7.30 Uhr bis 8.00 Uhr Spielzeit 8.00 Uhr bis 9.30 Uhr 1. Unterrichtsblock mit Morgenkreis 9.30 Uhr bis 9.40 Uhr gemeinsames Frühstück in der Klasse 9.40 Uhr bis 10.00 Uhr Aktive Spielpause mit Spielgeräteausgabe 10.00 Uhr bis 11.30 Uhr 2. Unterrichtsblock 11.30 Uhr bis 11.50 Uhr zweite aktive Spielpause (wie oben) 11.50 Uhr bis 12.35 Uhr Unterrichtsstunde Betreuungsangebot 12.35 Uhr bis 13.20 Uhr bis 15.30 Uhr 6. Unterrichtsstunde / Mittagessen Betreuungsangebot Da es keine Lehrerstunden für feste Öffnungszeiten mehr gibt, können an unserer Schule nicht mehr wie früher Öffnungszeiten von 7.30 Uhr bis 12.35 Uhr garantiert werden. Nach wie vor beginnt der Unterricht für alle Schüler um 8.00 Uhr. Durch freiwillige Mehrarbeit aller Lehrerinnen ist es möglich, die Schule bereits um 7.30 Uhr zu öffnen. Freiwillige Arbeitsgemeinschaften können leider nur noch in sehr begrenztem Umfang angeboten werden. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 9 2. Leitziele unserer Arbeit In Anlehnung an die auf Seite 5 formulierten Leitgedanken wird die Arbeit an unserer Schule durch folgende Leitziele bestimmt: 1. Wir schaffen eine positive Arbeitsatmosphäre durch - wertschätzende Rückmeldung; - respektvollen Umgang; - Übertragung von Verantwortung an Schulkinder für ihre Lernprozesse und das Schulleben; - Mitmenschlichkeit; - offene und zugewandte Aufnahme von Kolleginnen und Gästen. 2. Wir bemühen uns um einen demokratischen und gleichberechtigten Arbeitsstil, der einen konkurrenz- und hierarchiefreien Raum ermöglicht. 3. Wir entwickeln kontinuierlich unser schulisches Profil weiter durch - Erweiterung von Materialien, Methoden und Bausteinen für die schulische Arbeit; - Erarbeitung von Förderangeboten für alle Kinder; - Fortbildung und daraus resultierende Kompetenzen; - Förderung des demokratischen Miteinanders; - Erweiterung der Gestaltungsspielräume für Schulkinder. Diese Leitziele werden ausgestaltet durch: Anleitung der Schulkinder zu eigenverantwortlichem Lernen und Arbeiten; Einüben demokratischer Kompetenzen; Arbeiten im Team (in der Klasse, im Unterrichtsfach, im Jahrgang, im Gesamtkollegium); Integration sozialpädagogischer und sonderpädagogischer Arbeit; Entwicklung gemeinsamer Elemente und Bausteine; Vereinbarungen und Absprachen zur Leistungsbeurteilung in allen Lernbereichen; regelmäßigen Austausch organisatorische Fragen; gemeinsame Aktivitäten im Kollegium (z.B. schulinterne Fortbildung mit Referenten, Kollegiumsausflüge, außerschulische Treffen zu besonderen Anlässen); Schaffung von Entlastungsmomenten durch vertrauensvollen Austausch über pädagogische, inhaltliche und (Pausengespräche, gemeinsames Essen vor der Koordinationsstunde; Vorstellung von schwierigen Kindern nach der Koordinationsstunde). Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 10 3. Flexibler Schulanfang In den vergangenen dreißig Jahren hat sich das Leben der Kinder in Deutschland grundlegend verändert. Viele wachsen als Einzelkinder auf, meistens sind beide Elternteile berufstätig, der Anteil alleinerziehender Eltern beziehungsweise der von „Patchwork-Familien“ steigt deutlich an. Selbst in kleinen, überschaubaren, ländlich strukturierten Gemeinden wie Odenhausen und Salzböden leben Großeltern und andere Familienangehörige nur noch selten mit der Elternfamilie zusammen. Die Kinder erwerben – durch verstärkten Medienkonsum oder durch organisierte Freizeitaktivitäten – weniger unmittelbare Erfahrungen durch das freie Spiel in der Umgebung. Die Unterschiede in den Lebensbedingungen der Kinder sind teilweise erheblich. Die Folgen dieser Entwicklung sind in der pädagogischen Literatur vielfach beschrieben: Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Vorerfahrungen und großen Entwicklungsunterschieden in die Schule; vielen von ihnen fehlen grundlegende emotionale, sprachliche und motorische Erfahrungen. Seit Beginn der 90er Jahre bemüht sich die Grundschule Salzböden – wie die Salzbödetal-Schule damals noch hieß –, den veränderten Lebensbedingungen der Kinder durch eine veränderte pädagogische Arbeit Rechnung zu tragen. Ein zentrales Element des Schulkonzepts der Salzbödetal-Schule ist das Konzept des veränderten Schulanfangs, das 1994 an unserer Schule entwickelt, seit dem Schuljahr 1994/95 praktiziert und inzwischen im Hessischen Schulgesetz unter der Bezeichnung Flexibler Schulanfang verankert wurde. Es zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: Alle Kinder werden eingeschult; es gibt keine Zurückstellungen. Die Klassen 1 und 2 werden jahrgangsgemischt zusammengefasst. In den jahrgangsgemischten Eingangsklassen arbeitet eine Sozialpädagogin mit. Ein zweiter Einschulungstermin ist möglich (01.02.). In den jahrgangsgemischten Eingangsklassen ist kürzere und längere Verweildauer möglich. 3.1 Warum praktizieren wir das Konzept Flexibler Schulanfang? Viele Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Kinder mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten in die Schule kommen, dass sie auf unterschiedlichen Wegen und in unterschiedlichem Tempo lernen. Die heterogenen Lernvoraussetzungen der Schulanfänger machen ein hoch differenziertes Lernangebot zum Schulbeginn erforderlich – was nach unserer Überzeugung und Erfahrung am besten in einer jahrgangsgemischten Lerngruppe geschehen kann. Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit in einer solchen jahrgangsübergreifenden Eingangsklasse ist, dass die Heterogenität der Kinder, die Unterschiedlichkeit ihrer Persönlichkeiten, ihrer Entwicklungsprozesse und ihrer Lernmotivation nicht als Belastung, sondern als Bereicherung für das Zusammenleben und das Lernklima verstanden und als gegenseitige Lernanregung genutzt wird. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 11 Wenn der Unterricht in einer altersgemischten Lerngruppe individualisiert und differenziert gestaltet wird, kann die individuelle Lernausgangslage besser berücksichtigt werden als in einer Jahrgangsklasse. Die Kinder können verschiedene Lernwege einschlagen, ihr eigenes Lerntempo finden und insgesamt ihre Lernprozesse selbstständiger gestalten. So wird eine Unter- oder Überforderung eher vermieden. Da die Schüler zur selben Zeit an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten und sich auf unterschiedlichen Fertigkeitsniveaus befinden, führt dies zu vermehrten kognitiven Anstößen und Interessenangeboten. „Beiläufiges“ Lernen geschieht ständig. In der jahrgangsübergreifenden Lerngruppe durchlaufen die Kinder also eine Entwicklung, die an die Arbeit des Kindergartens anknüpft. Die Kinder gehen informelle Lernpartnerschaften ein. Die jüngeren Kinder sehen in den älteren ein Vorbild; sie wollen ihnen nacheifern. Auf Grund dieser Situation trauen sich die jüngeren Kinder oft mehr zu, experimentieren mit anderen Aufgabenstellungen und lernen so ihre Grenzen und ihr Können besser kennen und einschätzen. Die älteren Kinder wiederum vertiefen ihr Wissen, indem sie es an jüngere weitergeben und den Lernstoff noch einmal in ihren eigenen Worten erklären. Auch leistungsschwächere Kinder haben hier die Möglichkeit, ihr spezielles Wissen den jüngeren zu vermitteln, was sich auf ihren eigenen Lernprozess oft positiv auswirkt. Von der Möglichkeit der flexiblen Verweildauer profitieren sowohl leistungsschwächere als auch leistungsstarke Kinder. Kinder mit Entwicklungsrückständen können in der Lerngruppe verweilen (was nach außen hin weniger offensichtlich ist als der Besuch einer Vorklasse); sie werden weiterhin von den ihnen bekannten Lehrerinnen unterrichtet und ihrem Lernniveau entsprechend gefördert. Kinder mit Entwicklungsvorsprüngen haben wiederum die Chance, Schulzeit um ein halbes Jahr oder um ein Jahr zu verkürzen, ohne ihre Sozialkontakte zu verlieren, weil sie mit einer festen Gruppe von Klassenkameraden ins 3. Schuljahr wechseln. Die Entscheidung über die Verweildauer kann bis zum Ende der Schuleingangsphase hinausgeschoben werden; sie ist fundiert, weil sie am aktuellen Leistungsstand des Kindes überprüft und von einem Team aus zwei Lehrerinnen und der Sozialpädagogin getroffen wird. Zusammenfassend sehen wir durch die Arbeit in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen folgende Lern- und Entwicklungschancen für die Kinder: Vermehrte, vielfältige Impulse für die kognitive Entwicklung - „beiläufiges“ Lernen - Lernen im individuellen Tempo - Lernen als sinnvoll wahrnehmen durch individuell angepasste Übungsangebote (vertiefende Übungsaufgaben bzw. Wegfall von überflüssigen Übungen) - breites Spektrum an Lerninhalten - Möglichkeiten der Verkürzung von Lernzeit - Möglichkeiten der Wissensvertiefung Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 12 höhere soziale Kompetenz - Toleranz gegenüber anderen - Erweiterung und Förderung der sozialen Wahrnehmung und Erfahrung - Kooperation statt Konkurrenz durch Mit- und Voneinanderlernen - Möglichkeit, festgefahrene Beziehungsstrukturen durch die wechselnde Gruppenzusammensetzung immer wieder aufzubrechen - Erfahrung von Anerkennung und Selbstbestätigung in der Helferrolle - Förderung des Gemeinschaftssinns halbjährlich größere Selbstständigkeit - Entwicklung emotionaler Stabilität - Entwicklung von Arbeitsorganisation und -zeiteinteilung - Entwicklung von Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein höhere Lern- und Arbeitsmotivation - selbstbestimmtes Lernen - Erreichung der Lernziele auf individuellen Lernwegen - Interessen, Neigungen und Stärken ausbilden - Lernstoffe in Zusammenhängen erschließen individuelle Förderung bei Entwicklungsverzögerungen Bereichen von Konzentration, Wahrnehmung und Motorik - persönliche Zuwendung durch die Sozialpädagogin (besonders wichtig für benachteiligte Schüler) - Hilfe im emotionalen Bereich - Stärkung des Selbstwertgefühls als in den Vertrauensperson 3.2 Wie wird das Konzept des Flexiblen Schulanfangs an der Salzbödetal-Schule umgesetzt? Einschulung Seit 1994 werden an unserer Schule alle schulpflichtigen Kinder und alle „KannKinder“ ohne Überprüfung der Schulfähigkeit eingeschult; kein Kind wird zurückgestellt. Dabei können die Eltern zwischen zwei Einschulungsterminen wählen: dem 1. August und dem 1. Februar. Im Einzelfall können sich die Eltern auch kurzfristig für oder gegen den anvisierten Einschulungstermin entscheiden. Die Zusammenarbeit mit den Kindergärten unseres Einzugsgebietes ist in den letzten Jahren intensiviert worden. Sie bezieht sich auf folgende Bereiche: Es finden regelmäßige Treffen zwischen den Erzieherinnen beider Kindergärten und den Klassenlehrerinnen der Stammgruppen statt, auf denen Fragen des Übergangs erörtert werden. Mitglieder der Stammgruppenteams und die Schulleiterin informieren im Oktober in einem Kindergarten über das Schulkonzept. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 13 Sozialpädagogin und Schulleiterin hospitieren ca. zwei Monate vor dem nächsten Einschulungstermin in beiden Kindergärten. Dabei wird mit den Erzieherinnen über die einzelnen Kinder gesprochen und gemeinsam überlegt, welche Schulanfänger zusammen eine Stammgruppe besuchen sollten. Die Aufteilung der Schulanfänger auf die drei Stammgruppen wird in Absprache mit den Kindergärten vorgenommen und auf dem Informationsabend für die Eltern der künftigen Schulanfänger bekannt gegeben. Kurz vor der Einschulung besuchen die künftigen Schulanfänger mit ihren Erzieherinnen die Lerngruppe, in der sie wenige Wochen später eingeschult werden. (siehe dazu Schaubilder 1 und 2 im Anhang) Organisation der jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen In jede der drei Stammgruppen werden halbjährlich neue Kinder aufgenommen. Der Übergang von Klasse 1 nach 2 entfällt; die Zeit wird als Einheit betrachtet. Am Ende eines Schuljahres wechseln die Kinder in die Klasse 3, die die Lernziele des 2. Schuljahres erreicht haben. Jede Stammgruppe wird von einer Lehrerin geleitet, die für die Fächer Deutsch, Sachunterricht sowie Religion, Musik, Kunst oder Sport verantwortlich ist. Eine zweite Lehrerin – die, wenn möglich, auch in der Jahrgangsstufe 3 / 4 arbeitet – übernimmt den Mathematikunterricht. Damit ist eine „Verzahnung“ des Lehrerinneneinsatzes gewährleistet. Die Lehrkräfte einer Eingangsklasse und die Sozialpädagogin bilden ein gleichberechtigtes Team. Einbeziehung sozialpädagogischer Kompetenz An der Salzbödetal-Schule arbeitet die Sozialpädagogin in jeder der drei jahrgangsübergreifenden Stammgruppen mit. Sie bietet Fördermöglichkeiten im Klassenraum und in ihrem sozialpädagogischen Raum an. Jeweils im ersten Unterrichtsblock arbeitet die Sozialpädagogin als Doppelbesetzung in einer Stammgruppe mit (jeden Tag in einer anderen): Dabei kann sie die Lerngruppe und einzelne Kinder beobachten und unterstützen. Im zweiten Unterrichtsblock fördert sie einzelne Kinder in Kleingruppen in ihrem sozialpädagogischen Raum. Für alle Schulanfänger einer Stammgruppe findet über ein halbes bis ein Jahr lang einmal wöchentlich eine Psychomotorikstunde im Gruppenraum der Sozialpädagogin statt. Außerdem nimmt die Sozialpädagogin an Elternabenden teil sowie an Elterngesprächen über die Kinder, die von ihr gefördert werden. Sie kooperiert mit Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 14 den Kindergärten und außerschulischen Einrichtungen, wie kinderpsychologischen, ergo- oder logopädischen Praxen. Die Sozialpädagogin nimmt an den wöchentlichen Teamsitzungen im Anschluss an den Unterricht teil. Sie plant die „Themen“ der Stammgruppen mit und bringt ihre Anregungen und Ideen mit ein. An Entscheidungen über die Verweildauer ist sie beratend beteiligt (siehe unten). Flexible Verweildauer Das Konzept des Flexiblen Schulanfangs der Salzbödetal-Schule ermöglicht – abhängig von dem jeweiligen Einschulungstermin – eine flexible Schulbesuchszeit: Abb. 1: Flexible Schulbesuchszeit durch die Schuleingangsstufe - das Modell der Salzbödetal-Schule 3 Übergang in die weiterführende Schule Klasse 4 j h g s b e z. 2. Versetzung Klasse 3 1. Versetzung 1 Jahr 1½ Jahre 2 Jahre 2½ Jahre 3 Jahre 3½ Jahre j h g s. ü g. Für Kinder, die im August eingeschult werden, besteht die Möglichkeit, nach einem, zwei oder drei Jahren in die Klasse 3 zu wechseln (wobei die meisten die Eingangsklasse zwei Jahre besuchen). Kinder, die im Februar eingeschult werden, werden nach 2 ½ Jahren oder – in Ausnahmefällen – auch nach 1 ½ oder 3 ½ Jahren in die Jahrgangsstufe 3 versetzt. Seit der Einführung von G 8 empfehlen wir bei vorzeitig eingeschulten Kindern häufig ein weiteres Jahr in der Stammgruppe, weil nach unseren Erfahrungen diese Kinder in der weiterführenden Schule oft überfordert sind. Die Entscheidung über die Verweildauer wird von dem Klassenteam entsprechend der Lernentwicklung eines Kindes getroffen (siehe Seite 12). _____________________________________ 3 Vgl. Faust-Siehl, Gabriele / Speck-Hamdan, Angelika (Hrsg.): Schulanfang ohne Umwege – Mehr Flexibilität im Bildungswesen. Grundschulverband – Arbeitskreis Grundschule e.V. Frankfurt am Main 2001, Seite 224. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 15 Übergang in die Klasse 3 Der Übergang aus der jahrgangsübergreifenden jahrgangsbezogene Klasse 3 findet nur im Sommer statt. Für die Kinder bedeutet der Wechsel von Stammgruppe in die jahrgangsbezogene Klasse 3: der Eingangsklasse in die jahrgangsübergreifenden Sie müssen sich auf eine neue Gruppe einstellen. Sie erhalten eine neue Klassenlehrerin (wenn möglich, ist es eine Lehrerin, die die Kinder kennen) und neue Fachlehrerinnen (wenn möglich, ist eine davon die ehemalige Klassenlehrerin). Der Anteil an Fachunterricht und an 45-Minuten-Stunden steigt; die Zeit für selbstbestimmtes Arbeiten ist häufig geringer als in der Stammgruppe. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 16 4. Praxis des Unterrichtens in den jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen und den Jahrgangsklassen 3 und 4 Das Konzept der jahrgangsübergreifenden Schuleingangsstufe hat die Unterrichtspraxis in allen Jahrgangsstufen verändert. Dies zeigt sich zum einen in einer veränderten Lehrerrolle, zum anderen in einer veränderten Unterrichtsorganisation. 4.1 Veränderte Lehrerrolle In den jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen ist gleichschrittiges Lernen der gesamten Gruppe wie im traditionellen Anfangsunterricht oder im Konzept des Abteilungsunterrichts nicht möglich. Der Unterricht muss so individualisiert sein, dass jedes Kind da abgeholt wird, wo es gerade steht – also Entwicklungsverzögerungen oder -vorsprünge berücksichtigt werden. In einem solchen Unterricht muss die Lehrkraft die traditionelle Lehrerrolle, die ein ständiges Kontrollieren und Führen beinhaltet, in den Hintergrund treten lassen und eher eine Partnerschaft mit dem lernenden Kind eingehen. Eine wesentliche Aufgabe ist die Organisation von Lehrund Lernprozessen: Sie muss den Rahmen schaffen, in dem die Kinder selbsttätig und selbstständig lernen können, damit jedes Kind seinen individuellen Lernweg findet. Sie muss Inhalte so strukturieren, dass sie der Heterogenität der Lerngruppe gerecht werden. Sie muss Materialien organisieren und bereitstellen, Lerngelegenheiten vorbereiten und über passende Arbeitsformen nachdenken. Voraussetzung dafür ist gezieltes Beobachten von Lernprozessen sowie die Kenntnis der Lernziele und Inhalte der verschiedenen Jahrgangsstufen (von der Vorklasse bis zum ersten Halbjahr des 3. Schuljahres). Die in den Stammgruppen praktizierten differenzierten Arbeitsformen sollen auch in den Jahrgangsklassen 3 und 4 fortgeführt werden, denn in eine Jahrgangsklasse 3 wechseln Kinder, die die Lernziele des 2. Schuljahres knapp erreicht haben, zusammen mit Kindern, die bereits Themen des 3. Schuljahres bearbeitet haben. Eine einzelne Lehrkraft würde eine solche differenzierte Unterrichtsplanung verständlicherweise völlig überfordern. Effektiver ist eine gemeinsame Vorbereitung von Inhalten und Materialien mit allen Lehrkräften des Jahrgangs; der Austausch im Team fördert zudem das Nachdenken über Lernprozesse und pädagogische Entscheidungen und steigert damit die Kompetenz jeder Lehrerin. Teamarbeit ist ein wichtiges Element einer veränderten Lehrerrolle und wird deshalb als einer der sieben Leitsätze postuliert (siehe Seite 5). Vor diesem Hintergrund erwarten wir von einer Lehrkraft an unserer Schule persönliche und berufliche Kompetenzen im Sinne des Schulprogramms. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 17 4.2 Veränderung der Unterrichtsorganisation Klassenraumgestaltung Alle Klassenräume der Salzbödetal-Schule sind als Lern- und Erfahrungsstätten gestaltet. Es gibt Funktionsecken (zum Beispiel Lesen, Bauen, Spielen), Ecken für verschiedene Fächer und Ablagesysteme. Die Lernmaterialien sind klar strukturiert und übersichtlich arrangiert, damit sich die Kinder zurechtfinden. Das Spektrum der Lernangebote ist jedoch unterschiedlich. In den jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen ist das Angebot erheblich breiter; den Stammgruppenkindern stehen ständig Materialien zur Verfügung, die in ihren Extremen für Kinder im Vorschulalter und für Kinder im 3. Schuljahr konzipiert wurden. In den meisten Klassen findet man einen Thementisch und einen Hilfetisch. Auf dem Thementisch werden Materialien und Angebote zu dem jeweiligen sachunterrichtlichen Thema ausgestellt. Am Hilfetisch fördert die Lehrerin einzelne Kinder. Unterrichtselemente In allen Klassen ist der Unterrichtstag rhythmisiert, das heißt, er enthält feste Elemente, die den Kindern bekannt sind, regelmäßig wiederkehren und ein fester Bestandteil des Arbeitsablaufs sind. So gibt es offene, schülerzentrierte Phasen, in denen Kinder in ihrem individuellen Lernangebot schreiben, lesen und rechnen oder themenbezogene Angebote bearbeiten. Daneben finden – im 3. und 4. Schuljahr häufiger als in den Eingangsklassen – lehrerzentrierte Phasen (Unterrichtsgespräche, Einführungen mit der gesamten oder einem Teil der Lerngruppe) statt. Zu den Elementen eines Unterrichtstages gehören: Morgenkreis In den meisten Klassen eröffnet der Morgenkreis den Schulvormittag. Er wird von einem Kind geleitet, dauert zwischen 10 und 30 Minuten und wird meist durch ein Sprech-, Singoder Bewegungsspiel beendet. Information über den Schulvormittag (Arbeitsplan) In jeder Klasse wird der Ablauf des Schultages handschriftlich oder durch Schilder mit Symbolen an der Wandtafel festgehalten. Tagesplan Als Tagesplan bezeichnen wir offene, schülerzentrierte Phasen, in denen Kinder Aufgaben erledigen, die in der Tagesübersicht an der Wandtafel festgehalten sind. Dazu gehören Schreiben, Lesen und Rechnen in dem individuellen Lernangebot. Innerhalb der Vorgaben des Tagesplans können sich die Kinder die Zeit, die Reihenfolge und den Umfang der Aufgaben selbst bestimmen. Themenbezogene Unterrichtsangebote Einen Schwerpunkt des Unterrichts bildet das jeweilige Sachunterrichtsthema. Wenn möglich, wird dieses Thema mit den Fächern Deutsch, Mathematik, Musik, Religion und Kunst verknüpft. Oft werden Angebote zum Thema in Form von Stationen- oder Werkstattarbeit präsentiert. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 18 4.3 Unterrichtsschwerpunkte in den jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen Eingangsklassen mit mindestens vier verschiedenen „Einschulungsgenerationen“ – wie an unserer Schule üblich – machen offene Unterrichtsformen, innere Differenzierung und individuelle Förderung unumgänglich. Einführungen finden mit der gesamten Lerngruppe statt. Vertiefende Weiterarbeit erfolgt in differenzierten, altersgemischten Gruppen. Die Angebote im Lesen, Schreiben und Rechnen sind lehrgangsmäßig aufgebaut. Sie sind farblich gekennzeichnet (rot für Lesen und Schreiben, blau für Mathematik). Jedes Kind erhält seinem Lernstand entsprechende Materialien, die so konzipiert sind, dass sie ein möglichst selbstständiges Arbeiten ermöglichen. Die Lehrgänge werden im eigenen Tempo bearbeitet. So können Entwicklungsverzögerungen und -vorsprünge berücksichtigt werden. Für die individuelle Förderung steht in jedem Klassenraum ein Hilfetisch, an dem die Lehrkraft einzelne Kinder in ihrem Lernen unterstützt oder sie in ein neues Thema einführt. Weitere Fördermaßnahmen übernimmt die Sozialpädagogin (siehe Seite 13). Die regelmäßige Sichtung, Beobachtung und Kontrolle der Aufgaben am Hilfetisch während des Unterrichts macht den Lernstand jedes Kindes transparent. So können zeitnah und persönlich Rückmeldungen bzw. Korrekturen und Vertiefungen erfolgen. 4.4 Unterrichtsschwerpunkte in den Jahrgangsklassen 3 und 4 Der Unterricht im 3. und 4. Schuljahr kann auf fächerübergreifende Kompetenzen aufbauen, die die Kinder in den Stammgruppen erworben haben bzw. welche angebahnt sind. Zu diesen Kompetenzen gehören: Toleranz gegenüber der Individualität jedes Einzelnen; selbstständig arbeiten; sich eigene Ziele setzen und sie umsetzen; sich im Tagesplan orientieren; anderen Kindern helfen bzw. andere um Hilfe bitten; schriftliche Arbeitsanweisungen erlesen und weitgehend selbstständig umsetzen; sich neue Aufgabenformen selbstständig bzw. mit Hilfe eines anderen Kindes oder der Lehrerin zu erschließen; verschiedene methodische Kompetenzen anwenden (Stationen-, Werkstattarbeit); Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 19 mit einem Partner oder in einer Gruppe zusammen zu arbeiten. Im Unterricht werden solche Arbeits- und Sozialformen gewählt, die diese Kompetenzen nutzen und erweitern. Durch offene Unterrichtsformen wie Werkstattund Stationenarbeit werden Inhalte themengebunden und fächerübergreifend bearbeitet. Individualisierte Materialien, die den Kindern bekannt sind, ermöglichen weiterhin Lernfortschritte in unterschiedlichem Tempo und Förderung in inhaltlich differenzierter Form (wie z.B. die Einstern-Materialien). Übergang in die Klasse 5 Der Übergang in die weiterführende Schule stellt für die Schüler einen Einschnitt dar, da sie den Schulort und die vertraute Umgebung verlassen. Deswegen ermöglichen wir den Kindern die Teilnahme an „Schnuppertagen“ oder ähnlichen Aktivitäten in den jeweiligen Schulen. Außerdem werden die Eltern ausführlich im Sinne des Bildungs- und Erziehungsplans beraten. Die Kinder unserer Schule wechseln einzeln oder in Kleingruppen auf viele verschiedene Schulen in den Landkreisen Gießen und Marburg. Äußerst positive Erfahrungen haben wir mit der Gesamtschule Niederwalgern (Landkreis Marburg) gemacht, weil das pädagogische Konzept dieser Schule – jahrgangsübergreifende Lerngruppen mit festen multiprofessionellen Lehrerteams – das Konzept unserer Grundschule weiterführt. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 20 5. Arbeit im Lehrerkollegium Die Kolleginnen der Salzbödetal-Schule arbeiten eng zusammen und sind in ständigem Austausch. Einmal wöchentlich findet im Anschluss an ein gemeinsames Mittagessen eine verbindliche Dienstversammlung (Koordinationsstunde) statt, in der alle anliegenden Dinge besprochen und Entscheidungen über pädagogische Maßnahmen getroffen werden. Anschließend finden Teamsitzungen statt. Für die Sitzungen der verschiedenen Teams ist eine Reihenfolge festgelegt; die Termine werden jeweils vor den Ferien für die Zeit bis zu den nächsten Ferien bestimmt. An unserer Schule unterrichtet jede Lehrerin in mindestens zwei Lerngruppen. In jeder Lerngruppe arbeiten mindestens drei Lehrkräfte, in den Eingangsklassen zwei Lehrerinnen und die Sozialpädagogin. Eine solche Verzahnung macht eine enge Kooperation unumgänglich. An unserer Schule vollzieht sich die Zusammenarbeit der Lehrerinnen in verschiedenen Bereichen: Im Klassenteam, bestehend aus den in dieser Klasse unterrichtenden Lehrerinnen (und – in den Eingangsklassen – der Sozialpädagogin), werden die besonderen Bedürfnisse einzelner Kinder dieser Klasse intensiv besprochen, die Situation der Gesamtgruppe diskutiert und Vorgehensweisen abgestimmt. Das Team der Klassenlehrerinnen eines Jahrgangs plant (in den Eingangsklassen gemeinsam mit der Sozialpädagogin) die Themen in Deutsch und im Sachunterricht. Meist werden Unterrichtsprojekte gemeinsam erarbeitet und Materialien erstellt. (Es ist natürlich auch möglich, dass es klassenspezifische Themen gibt.) Das Team der Fachlehrerinnen diskutiert Arbeitsformen des jeweiligen Faches und erstellt Lernmaterialien. Im Gesamtkollegium werden grundsätzliche pädagogische Themen besprochen. In regelmäßigen Abständen wird von einer Lehrerin oder der Sozialpädagogin ein Kind vorgestellt. Zusammen versucht man, Ideen für Veränderungen, Hilfestellungen und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 21 6. Beratung von Eltern und Zusammenarbeit mit ihnen In allen Klassen gibt es im Laufe des Schuljahres mindestens zwei Elternabende, auf denen unter anderem Unterrichtsziele, Leistungsbewertung und pädagogische Maßnahmen vorgestellt und besprochen werden. Außerdem finden Klassen- und Schulfeste statt, die von Eltern, Lehrerinnen und Schülern gemeinsam vorbereitet und gestaltet werden. Über die Entwicklung und den Leistungsstand ihres Kindes werden die Eltern in allen Klassen mindestens zweimal im Schuljahr informiert. Bei dem Gespräch sind immer Fachlehrerin und / oder die Sozialpädagogin anwesend. Darüber hinaus finden Elterngespräche statt, wenn ein Kind besondere Probleme und Auffälligkeiten zeigt. Anregungen und Mitarbeit von Eltern sind erwünscht. In den letzten Jahren haben sich verschiedene Formen von Elternmitarbeit etabliert, die von allen Eltern der Schule unterstützt werden: Der (1992 gegründete) Betreuungsverein organisiert die Betreuung nach Unterrichtsschluss bis 15.30 Uhr, das Mittagessen, Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag sowie eine Ferienbetreuung. Der (2000 gegründete) Förderverein betrachtet die (Neu-)Gestaltung der Außenanlagen als seinen Tätigkeitsbereich. Auf seine Initiative wurde unter anderem der Eingangsbereich der Schule neu gestaltet, der Bolzplatz gepflastert sowie das Freiluftklassenzimmer und die Nestschaukel gebaut. Der Förderverein organisiert auch eine jährliche Verschönerungsaktion des Schulgeländes. Neben den regulären über das Hessische Schulgesetz geregelten Funktionen gehört es unter aktiver Mitwirkung der Elternschaft zu den traditionellen Aufgaben - des Schulelternbeirats, alle Schulfeste und die Einschulungsfeiern zu organisieren; - der Klassenelternbeiräte, die Klassenfeiern und die der Stammgruppen darüber hinaus die Bewirtung bei den Einschulungsfeiern zu organisieren. Die Schulkonferenz bearbeitet in jedem Schuljahr ein pädagogisches Thema. Als besonders gelungen betrachten wir die Zukunftswerkstatt Vision SalzbödetalSchule 2015, die Anfang September 2009 unter Leitung von Olaf-Axel Burow stattfand und an der Eltern, Kinder und Lehrerinnen gemeinsam Vorhaben für die nächsten Jahre planten. Die Zukunftswerkstatt gab wesentliche Impulse für die Schulentwicklung. Ähnliche Erfahrungen hat Burow auch an anderen Schulen gemacht: „Die Evaluation solcher Veranstaltungen (= Zukunftswerkstätten, A.W.) hat in vielen Fällen … gezeigt, dass das Schulklima durch diese Form intensiver und kreativer Begegnung verbessert wurde. Wenngleich noch keine flächendeckenden Daten vorliegen, so deuten sich doch Schulentwicklungseffekte an.“ 4 Für unsere Schule wünschen wir uns regelmäßige Zukunftswerkstätten, um der gesamten Schulgemeinde „Gelegenheiten zum Austausch des Erfahrungswissens aller Beteiligten“ und „Berücksichtigung ihres intuitiven Wissens“ zu bieten. 5 _____________________________________ 4 Olaf-Axel Burow: Positive Pädagogik – Glück in der Schule. In: Die Grundschulzeitschrift Heft 242.243, April 2011, Seite 7. 5 Vgl. Burow, Seite 7. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 22 7. Öffnung der Schule nach außen Seit Jahren kooperiert das Kollegium der Salzbödetal-Schule mit den Kindergärten des Einzugsgebietes unserer Schule; den Bildungseinrichtungen der Stadt Lollar; dem Schulverbund Lollar-Staufenberg Fronhausen-Niederwalgern; und dem Schulverbund den Beratungs- und Förderzentren der Georg-Kerschensteiner und der Helmut-von-Bracken-Schule; den Schulen mit Flexiblem Schulanfang in Mittelhessen; den Grundschulen mit Gütesiegel Hochbegabung im Schulamtsbezirk; den hessischen Impulsschulen der Karg-Stiftung; der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie dem Studienseminar Gießen; dem Gesundheitsamt; kinderärztlichen, logopädischen und ergotherapeutischen Praxen der Umgebung; dem Kinderschutzbund und dem Jugendamt. Zukunftswerkstatt (September 2009) Gemeinsame Fortbildungen Zukunftswerkstatt (September 2009) Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 23 8. Schulleben Das Schulleben an der Salzbödetal-Schule wird mit dem Leitgedanken gestaltet, Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der gesamten Schulgemeinde zu fördern und zu stärken. Weiterhin sollen wiederkehrende, ritualisierte Aktivitäten den Kindern helfen, sich im Schuljahr zu orientieren und Verbindung zu Ereignissen des Vorjahres bzw. früherer Jahre herzustellen. Als wichtig erachten wir dabei folgende Aspekte: Die Kinder erhalten die Möglichkeit, zu zeigen, was sie können und was sie in und außerhalb der Schule gelernt haben (Vorführpausen, Jahreszeit begrüßen, Einschulungsfeiern) . Jahrgangsübergreifende Aktivitäten (Vorleseangebote, Projektwochen) ermöglichen Kindern, Angebote interessenbezogen zu wählen und dabei mit Lehrerinnen und Kindern anderer Klassen und Jahrgangsstufen zusammenzuarbeiten. Die Lehrkräfte wiederum lernen so Kinder aus anderen Klassen und Jahrgangsstufen besser kennen. Kinder übernehmen Verantwortung für das Schulleben demokratisches Handeln ein (Schülerparlament). Die Eltern haben Gelegenheit, sich aktiv in das Schulleben einzubringen (Schulfeste, Einschulungsfeiern). und üben Einen Überblick über die Aktivitäten im Verlauf eines Schuljahres gibt die Grafik auf Seite 25. Aktion Zu Fuß zur Schule: Für jeden selbstständig zurückgelegten Schulweg bekommt das Kind einen Stempel in seinen Laufpass. Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012 24