Schulprogramm - Salzbödetal – Schule

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Schulprogramm
der
Grundschule mit Flexiblem Schulanfang
(seit 1994)
Verlässliche Grundschule
(seit 1993)
Grundschule mit Betreuungsangebot
(seit 1992)
Grundschule mit Gütesiegel Hochbegabung
(seit 2002)
Impulsschule der Karg-Stiftung für
Hochbegabtenförderung
(2003-2006)
Musikalische Grundschule
(2008-2010)
Salzbödetal-Schule • Schulstraße 12 • 35457 Lollar-Salzböden
Tel.: 06406-4991 • Fax: 06406-4921
E-Mail: [email protected]
Internet: www.salzboedetal-schule.de
Salzböden, im April 2012
„Es waren die Ungehorsamen von gestern, die wir heute
als
Vordenker
achten,
die
Schulentwicklung
vorangebracht haben – und nicht die Bürokraten.“
(Reinhard Stähling: Wer das Herz hat… Zur Bedeutung des
Ungehorsams für die Schulentwicklung)
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
2
Inhaltsverzeichnis
Seite
Vorbemerkung
5
Leitsätze – Grundwerte unserer Arbeit
6
Teil A: Grundlagen der pädagogischen Arbeit an der Salzbödetal-Schule
7
1. Aktuelle Rahmendaten (Stand: Februar 2012)
8
2. Leitziele unserer Arbeit
10
3. Flexibler Schulanfang
11
3.1
Warum praktizieren wir das Konzept Flexibler Schulanfang?
11
3.2
Wie wird das Konzept des Flexiblen Schulanfangs umgesetzt?
13
Einschulung
13
Organisation der jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen
14
Einbeziehung sozialpädagogischer Kompetenz
14
Flexible Verweildauer
15
Übergang in die Klasse 3
16
4. Praxis des Unterrichtens in den jahrgangsübergreifenden Eingangs-
17
klassen und den Jahrgangsklassen 3 und 4
4.1
Veränderte Lehrerrolle
17
4.2
Veränderung der Unterrichtsorganisation
18
Klassenraumgestaltung
18
Unterrichtselemente
18
4.3
Unterrichtsschwerpunkte in den jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen
19
4.4
Unterrichtsschwerpunkte in den Jahrgangsklassen 3 und 4
19
Übergang in die Klasse 5
20
5. Arbeit im Lehrerkollegium
21
6. Beratung von Eltern und Zusammenarbeit mit ihnen
22
7. Öffnung der Schule nach außen
23
8. Schulleben
24
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
3
Teil B: Einzelkonzepte der Salzbödetal-Schule – zentrale Aussagen
1. Auf dem Weg zu einer inklusiven Grundschule
26
27
1.1
Flexibler Schulanfang als Basis einer inklusiven Schule – eine Vision?
27
1.2
Grundsätze der Zusammenarbeit zwischen Grundschule und dem
Beratungs- und Förderzentrum
29
1.3
Förderung von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf
31
Förderung von Kindern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben und
Rechnen
31
Diagnoseverfahren
Fördermaßnahmen
Förderung von hochbegabten Kindern
31
31
32
2. Leseförderung
33
3. Ganztagsangebote
34
4. Fortbildung
35
5. Medienerziehung
36
6. Vertretung
37
Teil C: Ausblick: Formen der Weiterarbeit und Aussagen zur Evaluation
38
Literaturverzeichnis
46
Anhang:
48
- Schullied von Mai 2009 (Text und Melodie: Fredrik Vahle)
49
- Schaubild 1: Wiederkehrende Elemente im Schulkalender zum
Schuleintritt (September bis März)
52
Schaubild 2: Wiederkehrende Elemente im Schulkalender zum
Schuleintritt (Mai bis August)
53
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
4
Vorbemerkung
„Die
Ausgangsbedingungen
für
die
inhaltlich-konzeptionelle
Programmentwicklung ändern sich laufend. … So bedarf die
Einrichtungskonzeption
bzw.
das
Schulprogramm
einer
kontinuierlichen Fortschreibung und Weiterentwicklung.“ 1
Im Sinne des Bildungs- und Erziehungsplans beschloss das Kollegium der
Salzbödetal-Schule zu Beginn des Schuljahres 2011/12, das Schulprogramm vom
Februar 2008 grundlegend zu überarbeiten. Denn trotz regelmäßiger
Aktualisierungen hatte sich dieses Programm allein wegen seines Umfangs – das
Schulprogramm und die verschiedenen Konzepte umfassten etwa 150 Seiten – als ungeeignet
erwiesen, Eltern, neue Kolleginnen und Besucher in verständlicher Form über das
Schulkonzept zu informieren.
In seiner neuen Fassung soll das Schulprogramm neben den Grundsätzen der
pädagogischen Arbeit der Schule die zentralen Aussagen der verschiedenen
Konzepte enthalten und mit wenig Zeitaufwand zu aktualisieren sein.
Bei der Überarbeitung wurden die ursprünglichen Leitsätze (Seite 6) und die Leitziele
(Seite 10) um einige Aussagen erweitert, der Teil A des Schulprogramms von 2008
gestrichen und der bisherige Teil B Konzept der pädagogischen Arbeit in Teil A
umbenannt und gekürzt. Für weitere Informationen (z.B. Rückblick auf die pädagogische
Entwicklung der Salzbödetal-Schule) sei auf das Schulprogramm von Februar 2008
verwiesen.
Worin besteht die Qualität einer Schule?
Diese zentrale Frage wird sehr umfassend (auf 117 Seiten) im Hessischen
Referenzrahmen Schulqualität vom Dezember 2011 behandelt. Sehr viel knapper und
pointierter beschreibt – im März 2011 – Peter Heyer, langjähriges Vorstandsmitglied
des Grundschulverbandes, Qualitätskriterien.
Für Heyer ist eine gute Grundschule
„eine Schule …
- … in der sich alle mit gegenseitigem Respekt begegnen und in der sich die Erwachsenen den
Kindern gegenüber so verhalten, dass ihr Verhalten für die Kinder nachahmenswert ist;
- … in der Kinder und Erwachsene gern sind, sich wohlfühlen, gern miteinander und
voneinander lernen;
- … in der wirklich jedes Kind zum Lernen nicht nur ermutigt, sondern zugleich herausgefordert
wird;
- … in der Kinder nicht mit Wissensmüll vollgestopft werden, sondern sich mit wichtigen
Inhalten auseinandersetzen und Kompetenzen erwerben, die lernenswert sind;
- … die sich mitverantwortlich fühlt, dass die besonderen Talente jedes einzelnen Kindes
gefördert werden;
- … in der kein Kind aufgrund von Lernschwierigkeiten seine Lerngruppe verlassen muss,
sondern Hilfe bekommt, wenn es sie braucht…“ 2
Unsere auf Seite 5 festgelegten Leitsätze, die bereits 2001 formuliert wurden, finden
wir in Heyers Aussagen bestätigt.
___________________________
1
Hessisches Sozialministerium / Hessisches Kultusministerium: Bildung von Anfang an. Bildungs- und Erziehungsplan für
Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen, Stand: Dezember 2007, S. 121
2
Peter Heyer: Wie können Schulen ihre Qualität sichtbar machen? In: Die Grundschulzeitschrift, Heft 244, März 2011, S. 20.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
5
Leitsätze
- Grundwerte unserer Arbeit  Wir respektieren die Kinder in ihrer Individualität und Vielfalt,
holen sie dort ab, wo sie stehen, und begleiten sie auf ihrem
Weg der bestmöglichen sozialen, emotionalen und kognitiven
Entwicklung.
 Wir nehmen die Anliegen der Kinder ernst und regen sie dazu
an, ihre Lernprozesse eigenverantwortlich zu gestalten und
Verantwortung für das Schulleben zu übernehmen.
 Wir entwickeln unsere Schule stetig weiter zu einem
kindgerechten, familienfreundlichen, ganztägigen Lern- und
Lebensort für Kinder aller Begabungsrichtungen.
 Unser Miteinander ist geprägt durch Höflichkeit, Respekt,
Freundlichkeit, Rücksichtnahme, Verlässlichkeit, Achtung vor
dem Anderen und Strategien zur Konfliktlösung.
 Intensive Elternarbeit und die Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen erweitern unsere Kompetenz und
fördern unsere Entwicklung zum Wohle aller.
 Teamarbeit und Transparenz prägen unsere pädagogische Arbeit
und unser gesamtes Schulleben.
 Wir erwarten persönliches Engagement und die Eigenverantwortung aller Beteiligten (Kinder, Eltern, Lehrer,
Hausmeister, Sekretärin) und binden deren Kompetenzen in
unsere Arbeit ein.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
6
Teil A
Grundlagen der pädagogischen Arbeit
an der Salzbödetal-Schule
Salzböden mit der Schule im Vordergrund links, im Hintergrund die Ortsteile Röderheide (links) und Odenhausen (rechts)
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
7
1. Aktuelle Rahmendaten (Stand: August 2012)
Die Salzbödetal-Schule ist eine Einrichtung des Landkreises Gießen (Mittelhessen).
Ihre Schülerinnen und Schüler wohnen in den Stadtteilen Salzböden und
Odenhausen. Hinzu kommen einige „Gestattungskinder“ aus der Kernstadt Lollar,
dem Stadtteil Ruttershausen und der Nachbargemeinde Staufenberg. In der Stadt
Lollar gibt es außerdem eine Grundschule für die Kernstadt und den Stadtteil
Ruttershausen.
Die Schulgebäude der Salzbödetal-Schule

121 Schülerinnen und Schüler

8 Lehrerinnen, 2 Lehrerinnen im Vorbereitungsdienst,
1 Sozialpädagogin, 1 Pfarrer, 3 Förderschullehrkräfte

3 jahrgangsgemischte Eingangsklassen (Stammgruppen) (Jgst. 1 / 2)
(inklusive Beschulung)

2 Jahrgangsklassen 3 (Integrationsklassen)

2 Jahrgangsklassen 4 (davon 1 Integrationsklasse)
o 7 Klassenräume; 1 Mini-Mehrzweckraum
o sozialpädagogischer Förderraum (Teppichraum)
o Küche
o
kleiner Schulhof ausgestattet mit Freiluftklassenzimmer, Bolzplatz,
Holzterrassen, Fühlpfad, Holzpferd, Weidentipi, Klettergerüst, Sandkasten,
Spielhäuschen, Tischtennisplatte, Basketballkorb, Nestschaukel

Schulkonferenz: 11 Mitglieder
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
8

Fördervereine:
- Verein Schülerbetreuung (organisiert die Betreuung von 11.30 Uhr bis 15.30 Uhr
und das Mittagessen)
- Förderverein (unterstützt die schulische Arbeit; verwaltet die Gelder aus dem Projekt
Hochbegabtenförderung)
Hauptgebäude der Salzbödetal-Schule mit dem Schullogo
Der Unterrichtstag ist in allen Klassen in zwei 90-Minuten-Blöcke eingeteilt; für die
Eingangsklassen kommt einmal wöchentlich eine weitere 45 Minuten-Stunde hinzu,
für die 3. und 4. Klassen täglich. Die Unterrichts- und Pausenzeiten sind der
folgenden Übersicht zu entnehmen:
Übersicht: Schulvormittag
7.30 Uhr bis
8.00 Uhr
Spielzeit
8.00 Uhr bis
9.30 Uhr
1. Unterrichtsblock mit Morgenkreis
9.30 Uhr bis
9.40 Uhr
gemeinsames Frühstück in der Klasse
9.40 Uhr bis 10.00 Uhr
Aktive Spielpause mit Spielgeräteausgabe
10.00 Uhr bis 11.30 Uhr
2. Unterrichtsblock
11.30 Uhr bis 11.50 Uhr
zweite aktive Spielpause (wie oben)
11.50 Uhr bis 12.35 Uhr
Unterrichtsstunde
Betreuungsangebot
12.35 Uhr bis 13.20 Uhr
bis 15.30 Uhr
6. Unterrichtsstunde / Mittagessen
Betreuungsangebot
Da es keine Lehrerstunden für feste Öffnungszeiten mehr gibt, können an unserer
Schule nicht mehr wie früher Öffnungszeiten von 7.30 Uhr bis 12.35 Uhr garantiert
werden. Nach wie vor beginnt der Unterricht für alle Schüler um 8.00 Uhr. Durch
freiwillige Mehrarbeit aller Lehrerinnen ist es möglich, die Schule bereits um 7.30 Uhr
zu öffnen.
Freiwillige Arbeitsgemeinschaften können leider nur noch in sehr begrenztem
Umfang angeboten werden.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
9
2. Leitziele unserer Arbeit
In Anlehnung an die auf Seite 5 formulierten Leitgedanken wird die Arbeit an unserer
Schule durch folgende Leitziele bestimmt:
1. Wir schaffen eine positive Arbeitsatmosphäre durch
-
wertschätzende Rückmeldung;
-
respektvollen Umgang;
-
Übertragung von Verantwortung an Schulkinder für ihre Lernprozesse
und das Schulleben;
-
Mitmenschlichkeit;
-
offene und zugewandte Aufnahme von Kolleginnen und Gästen.
2. Wir bemühen uns um einen demokratischen und gleichberechtigten
Arbeitsstil, der einen konkurrenz- und hierarchiefreien Raum ermöglicht.
3. Wir entwickeln kontinuierlich unser schulisches Profil weiter durch
-
Erweiterung von Materialien, Methoden und Bausteinen für die
schulische Arbeit;
-
Erarbeitung von Förderangeboten für alle Kinder;
-
Fortbildung und daraus resultierende Kompetenzen;
-
Förderung des demokratischen Miteinanders;
-
Erweiterung der Gestaltungsspielräume für Schulkinder.
Diese Leitziele werden ausgestaltet durch:

Anleitung der Schulkinder zu eigenverantwortlichem Lernen und
Arbeiten;

Einüben demokratischer Kompetenzen;

Arbeiten im Team (in der Klasse, im Unterrichtsfach, im Jahrgang, im Gesamtkollegium);

Integration sozialpädagogischer und sonderpädagogischer Arbeit;

Entwicklung gemeinsamer Elemente und Bausteine;

Vereinbarungen und Absprachen zur Leistungsbeurteilung in allen
Lernbereichen;

regelmäßigen Austausch
organisatorische Fragen;

gemeinsame Aktivitäten im Kollegium (z.B. schulinterne Fortbildung mit
Referenten, Kollegiumsausflüge, außerschulische Treffen zu besonderen Anlässen);

Schaffung von Entlastungsmomenten durch vertrauensvollen Austausch
über
pädagogische,
inhaltliche
und
(Pausengespräche, gemeinsames Essen vor der Koordinationsstunde; Vorstellung von
schwierigen Kindern nach der Koordinationsstunde).
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
10
3. Flexibler Schulanfang
In den vergangenen dreißig Jahren hat sich das Leben der Kinder in Deutschland
grundlegend verändert. Viele wachsen als Einzelkinder auf, meistens sind beide
Elternteile berufstätig, der Anteil alleinerziehender Eltern beziehungsweise der von
„Patchwork-Familien“ steigt deutlich an. Selbst in kleinen, überschaubaren, ländlich
strukturierten Gemeinden wie Odenhausen und Salzböden leben Großeltern und
andere Familienangehörige nur noch selten mit der Elternfamilie zusammen. Die
Kinder erwerben – durch verstärkten Medienkonsum oder durch organisierte
Freizeitaktivitäten – weniger unmittelbare Erfahrungen durch das freie Spiel in der
Umgebung. Die Unterschiede in den Lebensbedingungen der Kinder sind teilweise
erheblich. Die Folgen dieser Entwicklung sind in der pädagogischen Literatur vielfach
beschrieben: Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Vorerfahrungen und großen
Entwicklungsunterschieden in die Schule; vielen von ihnen fehlen grundlegende
emotionale, sprachliche und motorische Erfahrungen.
Seit Beginn der 90er Jahre bemüht sich die Grundschule Salzböden – wie die
Salzbödetal-Schule damals noch hieß –, den veränderten Lebensbedingungen der
Kinder durch eine veränderte pädagogische Arbeit Rechnung zu tragen.
Ein zentrales Element des Schulkonzepts der Salzbödetal-Schule ist das Konzept
des veränderten Schulanfangs, das 1994 an unserer Schule entwickelt, seit dem
Schuljahr 1994/95 praktiziert und inzwischen im Hessischen Schulgesetz unter der
Bezeichnung Flexibler Schulanfang verankert wurde. Es zeichnet sich durch
folgende Merkmale aus:

Alle Kinder werden eingeschult; es gibt keine Zurückstellungen.

Die Klassen 1 und 2 werden jahrgangsgemischt zusammengefasst.

In den jahrgangsgemischten Eingangsklassen arbeitet eine
Sozialpädagogin mit.

Ein zweiter Einschulungstermin ist möglich (01.02.).

In den jahrgangsgemischten Eingangsklassen ist kürzere und längere
Verweildauer möglich.
3.1 Warum praktizieren wir das Konzept Flexibler Schulanfang?
Viele Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Kinder mit sehr unterschiedlichen
Fähigkeiten und Fertigkeiten in die Schule kommen, dass sie auf unterschiedlichen
Wegen
und
in
unterschiedlichem
Tempo
lernen.
Die
heterogenen
Lernvoraussetzungen der Schulanfänger machen ein hoch differenziertes
Lernangebot zum Schulbeginn erforderlich – was nach unserer Überzeugung und
Erfahrung am besten in einer jahrgangsgemischten Lerngruppe geschehen kann.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit in einer solchen jahrgangsübergreifenden
Eingangsklasse ist, dass die Heterogenität der Kinder, die Unterschiedlichkeit ihrer
Persönlichkeiten, ihrer Entwicklungsprozesse und ihrer Lernmotivation nicht als
Belastung, sondern als Bereicherung für das Zusammenleben und das Lernklima
verstanden und als gegenseitige Lernanregung genutzt wird.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
11
Wenn der Unterricht in einer altersgemischten Lerngruppe individualisiert und
differenziert gestaltet wird, kann die individuelle Lernausgangslage besser
berücksichtigt werden als in einer Jahrgangsklasse. Die Kinder können verschiedene
Lernwege einschlagen, ihr eigenes Lerntempo finden und insgesamt ihre
Lernprozesse selbstständiger gestalten. So wird eine Unter- oder Überforderung
eher vermieden.
Da die Schüler zur selben Zeit an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten und sich auf
unterschiedlichen Fertigkeitsniveaus befinden, führt dies zu vermehrten kognitiven
Anstößen und Interessenangeboten. „Beiläufiges“ Lernen geschieht ständig.
In der jahrgangsübergreifenden Lerngruppe durchlaufen die Kinder also eine
Entwicklung, die an die Arbeit des Kindergartens anknüpft.
Die Kinder gehen informelle Lernpartnerschaften ein. Die jüngeren Kinder sehen in
den älteren ein Vorbild; sie wollen ihnen nacheifern. Auf Grund dieser Situation
trauen sich die jüngeren Kinder oft mehr zu, experimentieren mit anderen
Aufgabenstellungen und lernen so ihre Grenzen und ihr Können besser kennen und
einschätzen. Die älteren Kinder wiederum vertiefen ihr Wissen, indem sie es an
jüngere weitergeben und den Lernstoff noch einmal in ihren eigenen Worten
erklären. Auch leistungsschwächere Kinder haben hier die Möglichkeit, ihr spezielles
Wissen den jüngeren zu vermitteln, was sich auf ihren eigenen Lernprozess oft
positiv auswirkt.
Von der Möglichkeit der flexiblen Verweildauer profitieren sowohl leistungsschwächere als auch leistungsstarke Kinder. Kinder mit Entwicklungsrückständen
können in der Lerngruppe verweilen (was nach außen hin weniger offensichtlich ist
als der Besuch einer Vorklasse); sie werden weiterhin von den ihnen bekannten
Lehrerinnen unterrichtet und ihrem Lernniveau entsprechend gefördert. Kinder mit
Entwicklungsvorsprüngen haben wiederum die Chance, Schulzeit um ein halbes Jahr
oder um ein Jahr zu verkürzen, ohne ihre Sozialkontakte zu verlieren, weil sie mit
einer festen Gruppe von Klassenkameraden ins 3. Schuljahr wechseln.
Die Entscheidung über die Verweildauer kann bis zum Ende der
Schuleingangsphase hinausgeschoben werden; sie ist fundiert, weil sie am aktuellen
Leistungsstand des Kindes überprüft und von einem Team aus zwei Lehrerinnen und
der Sozialpädagogin getroffen wird.
Zusammenfassend sehen wir durch die Arbeit in jahrgangsübergreifenden
Lerngruppen folgende Lern- und Entwicklungschancen für die Kinder:
 Vermehrte, vielfältige Impulse für die kognitive Entwicklung
-
„beiläufiges“ Lernen
-
Lernen im individuellen Tempo
-
Lernen als sinnvoll wahrnehmen durch individuell angepasste
Übungsangebote (vertiefende Übungsaufgaben bzw. Wegfall von
überflüssigen Übungen)
-
breites Spektrum an Lerninhalten
-
Möglichkeiten der Verkürzung von Lernzeit
-
Möglichkeiten der Wissensvertiefung
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
12
 höhere soziale Kompetenz
-
Toleranz gegenüber anderen
-
Erweiterung und Förderung der sozialen Wahrnehmung und Erfahrung
-
Kooperation statt Konkurrenz durch Mit- und Voneinanderlernen
-
Möglichkeit, festgefahrene Beziehungsstrukturen durch die
wechselnde Gruppenzusammensetzung immer wieder aufzubrechen
-
Erfahrung von Anerkennung und Selbstbestätigung in der Helferrolle
-
Förderung des Gemeinschaftssinns
halbjährlich
 größere Selbstständigkeit
-
Entwicklung emotionaler Stabilität
-
Entwicklung von Arbeitsorganisation und -zeiteinteilung
-
Entwicklung von Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein
 höhere Lern- und Arbeitsmotivation
-
selbstbestimmtes Lernen
-
Erreichung der Lernziele auf individuellen Lernwegen
-
Interessen, Neigungen und Stärken ausbilden
-
Lernstoffe in Zusammenhängen erschließen
 individuelle Förderung bei Entwicklungsverzögerungen
Bereichen von Konzentration, Wahrnehmung und Motorik
-
persönliche Zuwendung durch die Sozialpädagogin
(besonders wichtig für benachteiligte Schüler)
-
Hilfe im emotionalen Bereich
-
Stärkung des Selbstwertgefühls
als
in
den
Vertrauensperson
3.2 Wie wird das Konzept des Flexiblen Schulanfangs an der
Salzbödetal-Schule umgesetzt?
Einschulung
Seit 1994 werden an unserer Schule alle schulpflichtigen Kinder und alle „KannKinder“ ohne Überprüfung der Schulfähigkeit eingeschult; kein Kind wird
zurückgestellt. Dabei können die Eltern zwischen zwei Einschulungsterminen
wählen: dem 1. August und dem 1. Februar. Im Einzelfall können sich die Eltern auch
kurzfristig für oder gegen den anvisierten Einschulungstermin entscheiden.
Die Zusammenarbeit mit den Kindergärten unseres Einzugsgebietes ist in den
letzten Jahren intensiviert worden. Sie bezieht sich auf folgende Bereiche:

Es finden regelmäßige Treffen zwischen den Erzieherinnen beider
Kindergärten und den Klassenlehrerinnen der Stammgruppen statt, auf
denen Fragen des Übergangs erörtert werden.

Mitglieder der Stammgruppenteams und die Schulleiterin informieren im
Oktober in einem Kindergarten über das Schulkonzept.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
13

Sozialpädagogin und Schulleiterin hospitieren ca. zwei Monate vor dem
nächsten Einschulungstermin in beiden Kindergärten. Dabei wird mit den
Erzieherinnen über die einzelnen Kinder gesprochen und gemeinsam
überlegt, welche Schulanfänger zusammen eine Stammgruppe besuchen
sollten.

Die Aufteilung der Schulanfänger auf die drei Stammgruppen wird in
Absprache mit den Kindergärten vorgenommen und auf dem
Informationsabend für die Eltern der künftigen Schulanfänger bekannt
gegeben.

Kurz vor der Einschulung besuchen die künftigen Schulanfänger mit ihren
Erzieherinnen die Lerngruppe, in der sie wenige Wochen später eingeschult
werden.
(siehe dazu Schaubilder 1 und 2 im Anhang)
Organisation der jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen
In jede der drei Stammgruppen werden halbjährlich neue Kinder aufgenommen. Der
Übergang von Klasse 1 nach 2 entfällt; die Zeit wird als Einheit betrachtet. Am Ende
eines Schuljahres wechseln die Kinder in die Klasse 3, die die Lernziele des 2.
Schuljahres erreicht haben.
Jede Stammgruppe wird von einer Lehrerin geleitet, die für die Fächer Deutsch,
Sachunterricht sowie Religion, Musik, Kunst oder Sport verantwortlich ist. Eine
zweite Lehrerin – die, wenn möglich, auch in der Jahrgangsstufe 3 / 4 arbeitet –
übernimmt den Mathematikunterricht. Damit ist eine „Verzahnung“ des Lehrerinneneinsatzes gewährleistet.
Die Lehrkräfte einer Eingangsklasse und die Sozialpädagogin bilden ein
gleichberechtigtes Team.
Einbeziehung sozialpädagogischer Kompetenz
An der Salzbödetal-Schule arbeitet die Sozialpädagogin in jeder der drei
jahrgangsübergreifenden Stammgruppen mit. Sie bietet Fördermöglichkeiten im
Klassenraum und in ihrem sozialpädagogischen Raum an.

Jeweils im ersten Unterrichtsblock arbeitet die Sozialpädagogin als
Doppelbesetzung in einer Stammgruppe mit (jeden Tag in einer anderen):
Dabei kann sie die Lerngruppe und einzelne Kinder beobachten und
unterstützen.

Im zweiten Unterrichtsblock fördert sie einzelne Kinder in Kleingruppen in
ihrem sozialpädagogischen Raum.

Für alle Schulanfänger einer Stammgruppe findet über ein halbes bis ein
Jahr lang einmal wöchentlich eine Psychomotorikstunde im Gruppenraum
der Sozialpädagogin statt.
Außerdem nimmt die Sozialpädagogin an Elternabenden teil sowie an
Elterngesprächen über die Kinder, die von ihr gefördert werden. Sie kooperiert mit
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
14
den Kindergärten und außerschulischen Einrichtungen, wie kinderpsychologischen,
ergo- oder logopädischen Praxen.
Die Sozialpädagogin nimmt an den wöchentlichen Teamsitzungen im Anschluss an
den Unterricht teil. Sie plant die „Themen“ der Stammgruppen mit und bringt ihre
Anregungen und Ideen mit ein. An Entscheidungen über die Verweildauer ist sie
beratend beteiligt (siehe unten).
Flexible Verweildauer
Das Konzept des Flexiblen Schulanfangs der Salzbödetal-Schule ermöglicht –
abhängig von dem jeweiligen Einschulungstermin – eine flexible Schulbesuchszeit:
Abb. 1: Flexible Schulbesuchszeit durch die Schuleingangsstufe - das Modell der
Salzbödetal-Schule 3
Übergang in die weiterführende Schule
Klasse 4
j
h
g
s
b
e
z.
2. Versetzung
Klasse 3
1. Versetzung
1
Jahr
1½
Jahre
2
Jahre
2½
Jahre
3
Jahre
3½
Jahre
j
h
g
s.
ü
g.
Für Kinder, die im August eingeschult werden, besteht die Möglichkeit, nach einem,
zwei oder drei Jahren in die Klasse 3 zu wechseln (wobei die meisten die Eingangsklasse
zwei Jahre besuchen). Kinder, die im Februar eingeschult werden, werden nach 2 ½
Jahren oder – in Ausnahmefällen – auch nach 1 ½ oder 3 ½ Jahren in die
Jahrgangsstufe 3 versetzt. Seit der Einführung von G 8 empfehlen wir bei vorzeitig
eingeschulten Kindern häufig ein weiteres Jahr in der Stammgruppe, weil nach
unseren Erfahrungen diese Kinder in der weiterführenden Schule oft überfordert sind.
Die Entscheidung über die Verweildauer wird von dem Klassenteam entsprechend
der Lernentwicklung eines Kindes getroffen (siehe Seite 12).
_____________________________________
3
Vgl. Faust-Siehl, Gabriele / Speck-Hamdan, Angelika (Hrsg.): Schulanfang ohne Umwege – Mehr Flexibilität im
Bildungswesen. Grundschulverband – Arbeitskreis Grundschule e.V. Frankfurt am Main 2001, Seite 224.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
15
Übergang in die Klasse 3
Der Übergang aus der jahrgangsübergreifenden
jahrgangsbezogene Klasse 3 findet nur im Sommer statt.
Für die Kinder bedeutet der Wechsel von
Stammgruppe in die jahrgangsbezogene Klasse 3:
der
Eingangsklasse
in
die
jahrgangsübergreifenden
 Sie müssen sich auf eine neue Gruppe einstellen.
 Sie erhalten eine neue Klassenlehrerin (wenn möglich, ist es eine Lehrerin, die die
Kinder kennen) und neue Fachlehrerinnen (wenn möglich, ist eine davon die
ehemalige Klassenlehrerin).
 Der Anteil an Fachunterricht und an 45-Minuten-Stunden steigt; die Zeit für
selbstbestimmtes Arbeiten ist häufig geringer als in der Stammgruppe.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
16
4. Praxis des Unterrichtens in den jahrgangsübergreifenden
Eingangsklassen und den Jahrgangsklassen 3 und 4
Das Konzept der jahrgangsübergreifenden Schuleingangsstufe hat die
Unterrichtspraxis in allen Jahrgangsstufen verändert. Dies zeigt sich zum einen in
einer
veränderten
Lehrerrolle,
zum
anderen
in
einer
veränderten
Unterrichtsorganisation.
4.1 Veränderte Lehrerrolle
In den jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen ist gleichschrittiges Lernen der
gesamten Gruppe wie im traditionellen Anfangsunterricht oder im Konzept des
Abteilungsunterrichts nicht möglich. Der Unterricht muss so individualisiert sein, dass
jedes Kind da abgeholt wird, wo es gerade steht – also Entwicklungsverzögerungen
oder -vorsprünge berücksichtigt werden. In einem solchen Unterricht muss die
Lehrkraft die traditionelle Lehrerrolle, die ein ständiges Kontrollieren und Führen
beinhaltet, in den Hintergrund treten lassen und eher eine Partnerschaft mit dem
lernenden Kind eingehen. Eine wesentliche Aufgabe ist die Organisation von Lehrund Lernprozessen:
 Sie muss den Rahmen schaffen, in dem die Kinder selbsttätig und
selbstständig lernen können, damit jedes Kind seinen individuellen Lernweg
findet.
 Sie muss Inhalte so strukturieren, dass sie der Heterogenität der
Lerngruppe gerecht werden.
 Sie muss Materialien organisieren und bereitstellen, Lerngelegenheiten
vorbereiten und über passende Arbeitsformen nachdenken.
Voraussetzung dafür ist gezieltes Beobachten von Lernprozessen sowie die Kenntnis
der Lernziele und Inhalte der verschiedenen Jahrgangsstufen (von der Vorklasse bis zum
ersten Halbjahr des 3. Schuljahres).
Die in den Stammgruppen praktizierten differenzierten Arbeitsformen sollen auch in
den Jahrgangsklassen 3 und 4 fortgeführt werden, denn in eine Jahrgangsklasse 3
wechseln Kinder, die die Lernziele des 2. Schuljahres knapp erreicht haben,
zusammen mit Kindern, die bereits Themen des 3. Schuljahres bearbeitet haben.
Eine einzelne Lehrkraft würde eine solche differenzierte Unterrichtsplanung
verständlicherweise völlig überfordern. Effektiver ist eine gemeinsame Vorbereitung
von Inhalten und Materialien mit allen Lehrkräften des Jahrgangs; der Austausch im
Team fördert zudem das Nachdenken über Lernprozesse und pädagogische
Entscheidungen und steigert damit die Kompetenz jeder Lehrerin. Teamarbeit ist ein
wichtiges Element einer veränderten Lehrerrolle und wird deshalb als einer der
sieben Leitsätze postuliert (siehe Seite 5).
Vor diesem Hintergrund erwarten wir von einer Lehrkraft an unserer Schule
persönliche und berufliche Kompetenzen im Sinne des Schulprogramms.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
17
4.2 Veränderung der Unterrichtsorganisation
Klassenraumgestaltung
Alle Klassenräume der Salzbödetal-Schule sind als Lern- und Erfahrungsstätten
gestaltet. Es gibt Funktionsecken (zum Beispiel Lesen, Bauen, Spielen), Ecken für
verschiedene Fächer und Ablagesysteme. Die Lernmaterialien sind klar strukturiert
und übersichtlich arrangiert, damit sich die Kinder zurechtfinden. Das Spektrum der
Lernangebote ist jedoch unterschiedlich. In den jahrgangsübergreifenden Eingangsklassen ist das Angebot erheblich breiter; den Stammgruppenkindern stehen ständig
Materialien zur Verfügung, die in ihren Extremen für Kinder im Vorschulalter und für
Kinder im 3. Schuljahr konzipiert wurden.
In den meisten Klassen findet man einen Thementisch und einen Hilfetisch. Auf
dem Thementisch werden Materialien und Angebote zu dem jeweiligen
sachunterrichtlichen Thema ausgestellt.
Am Hilfetisch fördert die Lehrerin einzelne Kinder.
Unterrichtselemente
In allen Klassen ist der Unterrichtstag rhythmisiert, das heißt, er enthält feste
Elemente, die den Kindern bekannt sind, regelmäßig wiederkehren und ein fester
Bestandteil des Arbeitsablaufs sind. So gibt es offene, schülerzentrierte Phasen, in
denen Kinder in ihrem individuellen Lernangebot schreiben, lesen und rechnen oder
themenbezogene Angebote bearbeiten. Daneben finden – im 3. und 4. Schuljahr
häufiger als in den Eingangsklassen – lehrerzentrierte Phasen (Unterrichtsgespräche,
Einführungen mit der gesamten oder einem Teil der Lerngruppe) statt.
Zu den Elementen eines Unterrichtstages gehören:
 Morgenkreis
In den meisten Klassen eröffnet der Morgenkreis den Schulvormittag. Er wird von einem
Kind geleitet, dauert zwischen 10 und 30 Minuten und wird meist durch ein Sprech-, Singoder Bewegungsspiel beendet.
 Information über den Schulvormittag (Arbeitsplan)
In jeder Klasse wird der Ablauf des Schultages handschriftlich oder durch Schilder mit
Symbolen an der Wandtafel festgehalten.
 Tagesplan
Als Tagesplan bezeichnen wir offene, schülerzentrierte Phasen, in denen Kinder Aufgaben
erledigen, die in der Tagesübersicht an der Wandtafel festgehalten sind. Dazu gehören
Schreiben, Lesen und Rechnen in dem individuellen Lernangebot.
Innerhalb der Vorgaben des Tagesplans können sich die Kinder die Zeit, die Reihenfolge
und den Umfang der Aufgaben selbst bestimmen.
 Themenbezogene Unterrichtsangebote
Einen Schwerpunkt des Unterrichts bildet das jeweilige Sachunterrichtsthema. Wenn
möglich, wird dieses Thema mit den Fächern Deutsch, Mathematik, Musik, Religion und
Kunst verknüpft. Oft werden Angebote zum Thema in Form von Stationen- oder
Werkstattarbeit präsentiert.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
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4.3 Unterrichtsschwerpunkte in den jahrgangsübergreifenden
Eingangsklassen
Eingangsklassen mit mindestens vier verschiedenen „Einschulungsgenerationen“ –
wie an unserer Schule üblich – machen offene Unterrichtsformen, innere
Differenzierung und individuelle Förderung unumgänglich.
Einführungen finden mit der gesamten Lerngruppe statt. Vertiefende Weiterarbeit
erfolgt in differenzierten, altersgemischten Gruppen.
Die Angebote im Lesen, Schreiben und Rechnen sind lehrgangsmäßig aufgebaut.
Sie sind farblich gekennzeichnet (rot für Lesen und Schreiben, blau für Mathematik). Jedes
Kind erhält seinem Lernstand entsprechende Materialien, die so konzipiert sind, dass
sie ein möglichst selbstständiges Arbeiten ermöglichen. Die Lehrgänge werden im
eigenen Tempo bearbeitet. So können Entwicklungsverzögerungen und -vorsprünge
berücksichtigt werden.
Für die individuelle Förderung steht in jedem Klassenraum ein Hilfetisch, an dem die
Lehrkraft einzelne Kinder in ihrem Lernen unterstützt oder sie in ein neues Thema
einführt. Weitere Fördermaßnahmen übernimmt die Sozialpädagogin (siehe Seite 13).
Die regelmäßige Sichtung, Beobachtung und Kontrolle der Aufgaben am Hilfetisch
während des Unterrichts macht den Lernstand jedes Kindes transparent. So können
zeitnah und persönlich Rückmeldungen bzw. Korrekturen und Vertiefungen erfolgen.
4.4 Unterrichtsschwerpunkte in den Jahrgangsklassen 3 und 4
Der Unterricht im 3. und 4. Schuljahr
kann
auf
fächerübergreifende
Kompetenzen aufbauen, die die
Kinder
in
den
Stammgruppen
erworben
haben
bzw.
welche
angebahnt
sind.
Zu
diesen
Kompetenzen gehören:
 Toleranz gegenüber der
Individualität jedes Einzelnen;
 selbstständig arbeiten;
 sich eigene Ziele setzen und
sie umsetzen;
 sich im Tagesplan orientieren;
 anderen Kindern helfen bzw. andere um Hilfe bitten;
 schriftliche Arbeitsanweisungen erlesen und weitgehend selbstständig
umsetzen;
 sich neue Aufgabenformen selbstständig bzw. mit Hilfe eines anderen
Kindes oder der Lehrerin zu erschließen;
 verschiedene methodische Kompetenzen anwenden (Stationen-,
Werkstattarbeit);
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
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 mit einem Partner oder in einer Gruppe zusammen zu arbeiten.
Im Unterricht werden solche Arbeits- und Sozialformen gewählt, die diese
Kompetenzen nutzen und erweitern. Durch offene Unterrichtsformen wie Werkstattund Stationenarbeit werden Inhalte themengebunden und fächerübergreifend
bearbeitet. Individualisierte Materialien, die den Kindern bekannt sind, ermöglichen
weiterhin Lernfortschritte in unterschiedlichem Tempo und Förderung in inhaltlich
differenzierter Form (wie z.B. die Einstern-Materialien).
Übergang in die Klasse 5
Der Übergang in die weiterführende Schule stellt für die Schüler einen Einschnitt dar,
da sie den Schulort und die vertraute Umgebung verlassen. Deswegen ermöglichen
wir den Kindern die Teilnahme an „Schnuppertagen“ oder ähnlichen Aktivitäten in
den jeweiligen Schulen. Außerdem werden die Eltern ausführlich im Sinne des
Bildungs- und Erziehungsplans beraten.
Die Kinder unserer Schule wechseln einzeln oder in Kleingruppen auf viele
verschiedene Schulen in den Landkreisen Gießen und Marburg. Äußerst positive
Erfahrungen haben wir mit der Gesamtschule Niederwalgern (Landkreis Marburg)
gemacht, weil das pädagogische Konzept dieser Schule – jahrgangsübergreifende
Lerngruppen mit festen multiprofessionellen Lehrerteams – das Konzept unserer
Grundschule weiterführt.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
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5. Arbeit im Lehrerkollegium
Die Kolleginnen der Salzbödetal-Schule arbeiten eng zusammen und sind in
ständigem Austausch.
Einmal wöchentlich findet im Anschluss an ein gemeinsames Mittagessen eine
verbindliche Dienstversammlung (Koordinationsstunde) statt, in der alle anliegenden
Dinge besprochen und Entscheidungen über pädagogische Maßnahmen getroffen
werden. Anschließend finden Teamsitzungen statt. Für die Sitzungen der
verschiedenen Teams ist eine Reihenfolge festgelegt; die Termine werden jeweils
vor den Ferien für die Zeit bis zu den nächsten Ferien bestimmt.
An unserer Schule unterrichtet jede Lehrerin in mindestens zwei Lerngruppen. In
jeder Lerngruppe arbeiten mindestens drei Lehrkräfte, in den Eingangsklassen zwei
Lehrerinnen und die Sozialpädagogin. Eine solche Verzahnung macht eine enge
Kooperation unumgänglich. An unserer Schule vollzieht sich die Zusammenarbeit der
Lehrerinnen in verschiedenen Bereichen:
 Im Klassenteam, bestehend aus den in dieser Klasse unterrichtenden
Lehrerinnen (und – in den Eingangsklassen – der Sozialpädagogin), werden die
besonderen Bedürfnisse einzelner Kinder dieser Klasse intensiv besprochen,
die Situation der Gesamtgruppe diskutiert und Vorgehensweisen
abgestimmt.
 Das Team der Klassenlehrerinnen eines Jahrgangs plant (in den
Eingangsklassen gemeinsam mit der Sozialpädagogin) die Themen in Deutsch und im
Sachunterricht. Meist werden Unterrichtsprojekte gemeinsam erarbeitet und
Materialien erstellt. (Es ist natürlich auch möglich, dass es klassenspezifische Themen
gibt.)
 Das Team der Fachlehrerinnen diskutiert Arbeitsformen des jeweiligen
Faches und erstellt Lernmaterialien.
 Im Gesamtkollegium werden grundsätzliche pädagogische Themen
besprochen. In regelmäßigen Abständen wird von einer Lehrerin oder der
Sozialpädagogin ein Kind vorgestellt. Zusammen versucht man, Ideen für
Veränderungen, Hilfestellungen und Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
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6. Beratung von Eltern und Zusammenarbeit mit ihnen
In allen Klassen gibt es im Laufe des Schuljahres mindestens zwei Elternabende, auf
denen unter anderem Unterrichtsziele, Leistungsbewertung und pädagogische
Maßnahmen vorgestellt und besprochen werden. Außerdem finden Klassen- und
Schulfeste statt, die von Eltern, Lehrerinnen und Schülern gemeinsam vorbereitet
und gestaltet werden.
Über die Entwicklung und den Leistungsstand ihres Kindes werden die Eltern in allen
Klassen mindestens zweimal im Schuljahr informiert. Bei dem Gespräch sind immer
Fachlehrerin und / oder die Sozialpädagogin anwesend. Darüber hinaus finden
Elterngespräche statt, wenn ein Kind besondere Probleme und Auffälligkeiten zeigt.
Anregungen und Mitarbeit von Eltern sind erwünscht. In den letzten Jahren haben
sich verschiedene Formen von Elternmitarbeit etabliert, die von allen Eltern der
Schule unterstützt werden:

Der (1992 gegründete) Betreuungsverein organisiert die Betreuung nach
Unterrichtsschluss bis 15.30 Uhr, das Mittagessen, Arbeitsgemeinschaften am
Nachmittag sowie eine Ferienbetreuung.

Der (2000 gegründete) Förderverein betrachtet die (Neu-)Gestaltung der Außenanlagen
als seinen Tätigkeitsbereich. Auf seine Initiative wurde unter anderem der Eingangsbereich
der Schule neu gestaltet, der Bolzplatz gepflastert sowie das Freiluftklassenzimmer und die
Nestschaukel
gebaut.
Der
Förderverein
organisiert
auch
eine
jährliche
Verschönerungsaktion des Schulgeländes.

Neben den regulären über das Hessische Schulgesetz geregelten Funktionen gehört es
unter aktiver Mitwirkung der Elternschaft zu den traditionellen Aufgaben

-
des Schulelternbeirats, alle Schulfeste und die Einschulungsfeiern zu
organisieren;
-
der Klassenelternbeiräte, die Klassenfeiern und die der Stammgruppen darüber
hinaus die Bewirtung bei den Einschulungsfeiern zu organisieren.
Die Schulkonferenz bearbeitet in jedem Schuljahr ein pädagogisches Thema.
Als besonders gelungen betrachten wir die Zukunftswerkstatt Vision SalzbödetalSchule 2015, die Anfang September 2009 unter Leitung von Olaf-Axel Burow
stattfand und an der Eltern, Kinder und Lehrerinnen gemeinsam Vorhaben für die
nächsten Jahre planten. Die Zukunftswerkstatt gab wesentliche Impulse für die
Schulentwicklung. Ähnliche Erfahrungen hat Burow auch an anderen Schulen
gemacht:
„Die Evaluation solcher Veranstaltungen (= Zukunftswerkstätten, A.W.) hat in vielen Fällen …
gezeigt, dass das Schulklima durch diese Form intensiver und kreativer Begegnung verbessert
wurde. Wenngleich noch keine flächendeckenden Daten vorliegen, so deuten sich doch
Schulentwicklungseffekte an.“ 4
Für unsere Schule wünschen wir uns regelmäßige Zukunftswerkstätten, um der
gesamten Schulgemeinde „Gelegenheiten zum Austausch des Erfahrungswissens
aller Beteiligten“ und „Berücksichtigung ihres intuitiven Wissens“ zu bieten. 5
_____________________________________
4
Olaf-Axel Burow: Positive Pädagogik – Glück in der Schule. In: Die Grundschulzeitschrift Heft 242.243, April 2011, Seite 7.
5
Vgl. Burow, Seite 7.
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
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7. Öffnung der Schule nach außen
Seit Jahren kooperiert das Kollegium der Salzbödetal-Schule mit
 den Kindergärten des Einzugsgebietes unserer Schule;
 den Bildungseinrichtungen der Stadt Lollar;
 dem Schulverbund Lollar-Staufenberg
Fronhausen-Niederwalgern;
und
dem
Schulverbund
 den Beratungs- und Förderzentren der Georg-Kerschensteiner und der
Helmut-von-Bracken-Schule;
 den Schulen mit Flexiblem Schulanfang in Mittelhessen;
 den Grundschulen mit Gütesiegel Hochbegabung im Schulamtsbezirk;
 den hessischen Impulsschulen der Karg-Stiftung;
 der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie dem Studienseminar
Gießen;
 dem Gesundheitsamt;
 kinderärztlichen, logopädischen und ergotherapeutischen Praxen der
Umgebung;
 dem Kinderschutzbund und dem Jugendamt.
Zukunftswerkstatt (September 2009)
Gemeinsame Fortbildungen
Zukunftswerkstatt (September 2009)
Schulprogramm der Salzbödetal-Schule • Salzböden, im April 2012
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8. Schulleben
Das Schulleben an der Salzbödetal-Schule wird mit
dem
Leitgedanken
gestaltet,
Teamgeist
und
Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der gesamten
Schulgemeinde zu fördern und zu stärken. Weiterhin
sollen wiederkehrende, ritualisierte Aktivitäten den
Kindern helfen, sich im Schuljahr zu orientieren und
Verbindung zu Ereignissen des Vorjahres bzw.
früherer Jahre herzustellen.
Als wichtig erachten wir dabei folgende Aspekte:

Die Kinder erhalten die Möglichkeit, zu zeigen, was sie
können und was sie in und außerhalb der Schule gelernt haben
(Vorführpausen, Jahreszeit begrüßen, Einschulungsfeiern) .

Jahrgangsübergreifende
Aktivitäten
(Vorleseangebote,
Projektwochen)
ermöglichen Kindern, Angebote interessenbezogen zu wählen und dabei
mit Lehrerinnen und Kindern anderer Klassen und Jahrgangsstufen
zusammenzuarbeiten. Die Lehrkräfte wiederum lernen so Kinder aus
anderen Klassen und Jahrgangsstufen besser kennen.

Kinder übernehmen Verantwortung für das Schulleben
demokratisches Handeln ein (Schülerparlament).

Die Eltern haben Gelegenheit, sich aktiv in das Schulleben einzubringen
(Schulfeste, Einschulungsfeiern).
und
üben
Einen Überblick über die Aktivitäten im Verlauf eines Schuljahres gibt die Grafik auf
Seite 25.
Aktion Zu Fuß zur Schule:
Für jeden selbstständig
zurückgelegten Schulweg
bekommt das Kind einen Stempel
in seinen Laufpass.
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