„Fremde im Kopf – Zwischen Faszination, Angst und Hass“ So lautet der Titel der diesjährigen Herbstakademie der Deutschen Analytischen Gesellschaft vom 21.9. - 25.9.15, die in den Räumen der Universität Hamburg stattfand. Teilnehmen durfte das Profils „Body and Mind“ (Leitung: Frau Pohlmann) während ihrer Projektwoche. Beleuchtet wurde das Thema „Das Fremde“ von verschiedenen Referenten und stets im Licht der Tiefenpsychologie. Am letzten Tag sind die SchülerInnen der StS Walddörfer dann in soziale Einrichtungen für Flüchtlinge gefahren. Vor der Projektwoche hatten einige SchülerInnen Befürchtungen, dass sie durch die Präsentationen in der Uni eingeschüchtert werden könnten, doch diese Bedenken erwiesen sich schon am ersten Tag als unbegründet. Nach nur einem Jahr Psychologie Unterricht in der 11. Klasse konnten sie so ziemlich alles gut verstehen. Sie hatten das Vorwissen zu Sigmund Freud, der Psychoanalyse, dem Phasenmodell und Co. schon parat. Und wenn man einmal einen Begriff nicht verstand, konnte man sich die Bedeutung meistens aus dem Zusammenhang erschließen oder nachfragen. In der Hamburger Uni angekommen, wurden SchülerInnen und Lehrerinnen sogar persönlich begrüßt und als Schulklasse unter den überwiegend studierenden oder erfahrenen Psychologen und Therapeuten willkommen geheißen. Die Vorträge waren sehr, sehr spannend und informativ. Hier einige Beispiele: „Wunsch nach Veränderung - Angst vor Veränderung“, „Identität im Kopf?Was wir gewinnen, wenn wir „Identität“ als Konzept aufgeben“, „“Ich wusste, dass Sie das sagen würden!“- Wenn Glaubensvorstellungen nicht aufgegeben werden können“, „Schwarz und Weiß im analytischen Raum. Über Internalisierungsprozesse im Kontext postkolonialer Verhältnisse“, „Psychotherapeutische Behandlungen an minderjährigen Flüchtlingen“ und „Selbstverletzungen in der Adoleszenz. Der weibliche Körper und das Fremde“. Immer ging es darum, wie der Mensch auf Fremdes reagiert und welche Prozesse in uns Menschen vorgehen, wenn wir auf fremde Menschen oder befremdliche Situationen stoßen. Betrachtet wurde dies immer aus psychoanalytischer Sichtweise. Die Psychoanalyse ist eine Schule der Psychologie, die von Sigmund Freund (6.5.1856 – 23.9.1939), dem Begründer der Psychoanalyse, betrachtet wurde. Sie basiert darauf, dass die menschliche Psyche aufgeteilt wird in ein „Ich“, „Es“ und „Über-Ich“. Das „Es“ steht symbolisch stellvertretend für die Triebe (Sexualtrieb und Todestrieb) und die Begierden und Bedürfnisse (Essen, Trinken, usw.) des Menschen. Das „Über-Ich“ steht stellvertretend für die Normen, Regeln und Gesetze, die durch die Gesellschaft, in der wir leben, zustande kommen. Das „Ich“, die rationale Instanz, vermittelt zwischen diesen beiden und kann z.B. Triebe unterdrücken oder Normen vernachlässigen und so dem Realitätsprinzip gerecht werden. Wenn Menschen Kontakt bekommen mit Fremden, dann versuchen sie es vorerst in ihre eigene Welt einzuordnen. Dabei entstehen manchmal Missverständnisse, die Angst auslösen können. Fremdes kann eben nicht nur neugierig machen, sondern auch verängstigen. Sogar Fremdenhass kann entstehen, vor allem wenn ein Mensch schlechte Erfahrungen (hauptsächlich in der Kindheit) mit Fremden gemacht hat. Grade im Kontakt mit Flüchtlingen, aber auch für Flüchtlinge selbst ist das Thema des Fremden ein großes Problem, da es Menschen gibt, die sie nicht akzeptieren, weil sie zu viel Angst haben. Die Flüchtlinge haben aber auch Angst vor uns! Einige Flüchtlinge sind so traumatisiert, dass es für sie sogar schwer ist Tomatensoße oder Fleisch zu essen, da es sie an Blut und Tod erinnert. Oder es ist manchmal auch schwer für sie in der Nähe von Wasser zu sein (dazu gehören auch laufende Duschen!), weil das Geräusch sie an ihre Flucht auf dem Meer erinnert. Menschen ändern sich nicht leicht und schon gar nicht schnell. Sie halten oft an ihren Erfahrungen und Glaubensvorstellungen fest. Das war ein zentrales Thema eines Vortrages. Glaubensvorstellungen sind Konzepte, die nicht der Realität entsprechen, aber trotzdem für wahr gehalten werden. Um eine neue Erfahrung zu machen, muss man zunächst trauern, damit die neuen Informationen verarbeitet werden. Viele Menschen können ihre Glaubensvorstellungen nicht loslassen, weil sie es nicht schaffen, zu akzeptieren, dass ihre vorherige Realität nicht existiert hat oder nicht mehr existiert. Dies ist der Punkt, wenn ein Mensch etwas nicht verarbeiten will, weil wir Menschen Unlust vermeiden wollen. Wenn Menschen dann zu einem Psychotherapeuten gehen, können sie sich aussprechen und alles verarbeiten, was sie belastet. Dies führt dazu, dass Unbewusstes und Verdrängtes aus dem Unterbewusstsein ins Bewusstsein dringt. So kann der Patient erkennen, was das Problem war und es für sich selber aus der Welt schaffen. Dies ist nur ein kleiner Teil aus alldem, was wir dort lernen konnten. Alle sind jetzt richtig motiviert, mehr aus der Psychologie kennenzulernen und zu entdecken. Es hat sehr viel Spaß gemacht, sich auf diese Art und Weise mit neuem Lernstoff und vertiefend mit einem Thema auseinander zu setzen. Vielen Dank an die Fachleute der DPG! Wir kommen gerne wieder. Anna Grünberg (leicht überarbeitet von Johanna Pohlmann)