Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss ECO/376 Vollendung der WWU: Die politische Säule Brüssel, den 19. Mai 2015 Informationsvermerk 508. Plenartagung Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema Vollendung der WWU – die politische Säule STELLUNGNAHME: EESC-2015-00551-00-00-AS-TRA 1. Verfahren Rechtsgrundlage: Artikel 29 Absatz 2 der Geschäftsordnung Beschluss des Plenums: 22. Januar 2015 Zuständig: Fachgruppe Wirtschaftsund Währungsunion, wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt Vorsitzender der Fachgruppe: Joost van Iersel (NL-I) Regelung der Fachgruppe: Arbeiten der 30. Januar 2015 (schriftliches Verfahren) Studiengruppe: Vorsitzender: Vollendung der WWU: Die politische Säule Berichterstatter: Mitglieder: Michael Smyth (UK-III) Carmelo Cedrone (IT-II) Joost van Iersel (NL-I) die Damen und Herren Bischoff (DE-II) Delapina (AT-II) Domonkos (SK-III) Kropas (LT-I) O'Riordan (IE-II) Ostrowski (PL-I) Pater (PL-III) Teder (EE-I) Van Niekerk (NL-III) STELLUNGNAHME von der Fachgruppe am 6. Mai 2015 mit 70 Stimmen gegen 1 Stimme bei 10 Enthaltungen ANGENOMMEN ECO/376 – EESC-2015-00419-00-00-NISP-TRA (EN) 1/3 Rue Belliard/Belliardstraat 99 — 1040 Bruxelles/Brussel — BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 25469011 — Fax +32 25134893 — Internet: http://www.eesc.europa.eu DE Sachverständiger Pier Virgilio Dastoli (für den Berichterstatter Cedrone) 2. Hintergrund Nach Beginn der neuen europäischen Legislaturperiode und angesichts der enttäuschenden jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen im Euroraum erteilte der Europäische Rat am 18. Dezember 2014 folgendes Mandat: "der Präsident der Kommission [wird] in enger Zusammenarbeit mit dem Präsidenten des Euro-Gipfels, dem Präsidenten der Euro-Gruppe und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank spätestens auf der Tagung des Europäischen Rates im Juni 2015 Bericht" über weitere Maßnahmen der Stärkung der WWU und zur wirtschaftspolitischen Koordinierung erstatten. Diesbezüglich haben die Gesellschaft, die Privatwirtschaft und die Arbeitnehmer ein eindeutiges Interesse an einer funktionierenden WWU, die sie mit glaubhaften und konkreten Vorschlägen mitnimmt, damit sie wieder Hoffnung in ihre Zukunft und in die eines solidarischeren Europa schöpfen können. Deshalb besteht das Hauptziel dieser Stellungnahme darin, zu erklären, dass eine Stärkung der politischen Säule der WWU eine Grundvoraussetzung für den Aufbau von Vertrauen, die Förderung von Zusammenhalt und Miteinander, den Aufbau eines nachhaltigen Rahmens für die wirtschaftspolitische Steuerung, die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit, die Schaffung von Wachstum und Arbeitsplätzen, die Gewährleistung der wirtschaftlichen Stellung Europas in der Welt und die Sicherung europäischer Werte und Grundsätze ist. Ferner wird darauf abgezielt, einen Fahrplan und Vorschläge auszuarbeiten, um die politische Säule der WWU zu vervollständigen – d.h. in Bezug auf die Rolle und Abstimmungsverfahren des EP und des Rates; die Wahl der anderen Maßnahmen und Politikbereiche, über die gemeinsam entschieden werden muss; die geteilte Souveränität (wie dies bereits bei der Geldpolitik und der EZB der Fall ist); die Errichtung eines gemeinsamen Haushalts für den Euroraum mit geeigneten Governance-Institutionen, usw. – sowie auch der Angabe der entsprechenden Rechtsinstrumente. 3. Wesentlicher Inhalt der Stellungnahme des Ausschusses Nach sechs Jahren Finanz- und Wirtschaftskrise scheint es schwieriger denn je zu sein, die wirtschaftliche und soziale Zukunft vorherzusagen. Angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Probleme kann nur eine solide WWU zukunftsorientierte Stabilität gewähren. Der EWSA ist der Auffassung, dass aufgrund der anhaltenden Ungleichgewichte sowie zur Schaffung von Vertrauen und Zuversicht in Europa eine wirksamere und demokratischere wirtschaftspolitische Steuerung - insbesondere in der Eurozone - erforderlich ist. Neben wirtschaftlicher Konvergenz sind zugleich demokratische Legitimität, ein solider politischer Rahmen und das allgemeine Bewusstsein eines gemeinsamen Schicksals erforderlich. Zu diesem Zweck können im Rahmen der geltenden Verträge und Vorschriften konkrete Schritte unternommen werden. Auf mittlere bis längere Sicht sollten die institutionellen Bestimmungen durch eine Änderung des Vertrags an die unabdingbaren Anforderungen einer echten wirtschaftlichen und politischen Union angepasst werden. Es liegt nunmehr auf der Hand, dass das gegenwärtige System von Regeln, das der EU und insbesondere dem Euroraum zugrunde liegt, zu Verwirrung auf rechtlicher, institutioneller und demokratischer Ebene geführt hat. Daher muss die Methode geändert werden - die EU kann ihr derzeitiges institutionelles Gefüge nicht mehr unverändert beibehalten. Aus diesem Grund ist es für den EWSA von wesentlicher Bedeutung, die Integration des Euroraums zu vertiefen. ECO/376 – EESC-2015-00419-00-00-NISP-TRA (EN) 2/3 In diesem Bewusstsein legt der EWSA einen Fahrplan mit folgenden Etappen vor: 1. Etappe 1) 2) 3) Ständiger Vorsitzender der Eurogruppe; Aufnahme der Arbeiten der interparlamentarischen Konferenz; "Parlamentarisierung" des Euroraums (Großer Ausschuss des EP mit allen Abgeordneten der WWU-Staaten). 2. Etappe 4) 5) 6) 7) Rat (Legislative Angelegenheiten der WWU); Abstimmung der Parlamentarier des Euroraums über WWU-Fragen; Eine Exekutive für die WWU (derzeitige Eurogruppe und Kommission); Stärkung der Befugnisse und Zuständigkeiten der interparlamentarischen Konferenz (EP und nationale Parlamente). 3. Etappe 8) 9) 10) 11) Stärkung der Befugnisse des EP im Bereich WWU (demokratische Legitimität) und Schaffung echter gesamteuropäischer Parteien; Staatenkammer (WWU); Gewaltenteilung zwischen Legislative und Exekutive; Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips. Folgende Initiativen sollten zur Vorbereitung und Erreichung der oben beschriebenen Etappen ergriffen werden: Vom EWSA/AdR zusammen mit dem EU-Ratsvorsitz und der Kommission organisierte Generalversammlungen der Zivilgesellschaft; Interparlamentarische Konferenz; Vorschläge des EP für weiteres Handeln ohne Änderung des Vertrags und für eine Überarbeitung des Vertrags von Lissabon; Verfassungskonvent; Abwägung der Möglichkeit eines europaweiten Referendums. _____________ ECO/376 – EESC-2015-00419-00-00-NISP-TRA (EN) 3/3