PRESSEMITTEILUNG Nr. 56/2015 18. September 2015 Der EWSA fordert eine demokratische und soziale WWU durch die Gemeinschaftsmethode: Sozialunion muss integraler Bestandteil der WWU - nicht nur schmückendes Beiwerk sein "Eine echte Stabilisierung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) kann nur gelingen, wenn Defizite in ihrer Architektur beseitigt und angemessene begleitende Reformen zur Vollendung der WWU auf den Weg gebracht werden", so Gabriele Bischoff, Berichterstatterin für die EWSAStellungnahme zum Thema Eine demokratische und soziale WWU durch die Gemeinschaftsmethode. In der Stellungnahme werden eine Bestandsaufnahme des im Juni veröffentlichten strategischen Berichts der fünf Präsidenten "Die Wirtschafts- und Währungsunion Europas vollenden" vorgenommen und mehrere wichtige Vorschläge der europäischen Sozialpartner und der Zivilgesellschaft im Allgemeinen für die künftigen WWU-Initiativen der Kommission unterbreitet. Ohne ein wirksames Investitionsprogramm zur Schaffung von Einkommen durch Wachstum, sozialen Zusammenhalt und Solidarität ist die derzeitige Politik – die in erster Linie auf Ausgabenkürzungen ausgerichtet ist – nicht nur wirkungslos, sondern sie stellt aufgrund der wachsenden sozialen Ungleichheiten auch eine ernsthafte Bedrohung für die wirtschaftliche Integration, den Wohlstand und den sozialen Frieden Europas dar. Wir müssen von diesem gefährlichen Kurs abkommen. Die Defizite in der Architektur der WWU lassen sich nicht ohne eine Änderung der Verträge beseitigen, die nicht sofort möglich ist. Daher fordert der EWSA Maßnahmen zur Stärkung der demokratischen und sozialen Dimension der WWU im Rahmen der geltenden Verträge: Der EWSA fordert eine engere Beteiligung des EP und der nationalen Parlamente an der Gestaltung und Überwachung der Wirtschaftspolitik des Euroraums und empfiehlt nachdrücklich die Einrichtung eines großen EP-Ausschusses mit allen Abgeordneten des Euroraums und der beitrittswilligen Länder, in Verbindung mit einer stärkeren Abstimmung der Parlamentarier des Euroraums über WWU-Fragen im Rahmen der COSAC+. Die wirtschaftspolitischen Ziele müssen mit den sozialpolitischen Zielen gemäß Artikel 4 Absatz 2 AEUV in Einklang gebracht werden. Zu diesem Zweck sind alle Maßnahmen im Europäischen Semester – gemäß der horizontalen Sozialklausel – einer sozialen Folgenabschätzung zu unterziehen. Unterschiede in den Funktionsweisen der Arbeitsmärkte, der Lohnfindungssysteme und der Sozialsysteme sind zu beseitigen. Nicht zuletzt muss der makroökonomische Dialog – eine institutionalisierte Form der Debatte zwischen dem Rat, der Kommission, der Europäischen Zentralbank und den europäischen Sozialpartnern – mit besonderem Schwerpunkt auf den Euroraum wiederbelebt werden. Rue Belliard/Belliardstraat 99 – 1040 Bruxelles/Brussel – BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 2 546 9779 – Fax +32 25469764 E-Mail: [email protected] – Internet: www.eesc.europa.eu Der EWSA auf: DE In seiner Stellungnahme bemängelt der EWSA auch die politische Lethargie der EU-Organe, die die europäische Fiskalpolitik der EZB überlassen und sie mit anderen Aufgaben betrauen, die außerhalb ihres Funktionsbereichs liegen. "Wir müssen den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenhalt in der EU stärken und die wirtschaftliche und währungspolitische Integration als Grundlage für ein reibungsloses Funktionieren der WWU vertiefen. Dies erfordert den Sachverstand und das Wissen aller politischen Akteure, darunter auch der Sozialpartner und der nationalen Parlamente", fügt Gabriele Bischoff hinzu. "Die Forderung Jean Claude Junckers in seiner ersten Ansprache zur 'Lage der Union' nach einem Prozess der Konvergenz, in dessen Mittelpunkt Produktivität, die Schaffung von Arbeitsplätzen und soziale Gerechtigkeit stehen, ist daher ein erster Silberstreifen am Horizont. Den Worten müssen nun konkrete Gesetzgebungsinitiativen der Kommission folgen, und unsere Stellungnahme soll zu diesem Prozess beitragen", so Gabriele Bischoff abschließend. Näheres zu den Vorschlägen für die demokratische und soziale Gestaltung der WWU im Rahmen der Gemeinschaftsmethode finden Sie hier. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: EWSA-Pressereferat – Silvia Aumair E-Mail: [email protected] Tel: + 32 2 546 8141 / +32 473 520 774 _______________________________________________________________________________ Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) gewährleistet die Vertretung der verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Bereiche der organisierten Zivilgesellschaft. Er ist eine beratende Versammlung und wurde durch die Römischen Verträge errichtet. Die beratende Funktion des EWSA ermöglicht es seinen Mitgliedern und damit auch den Organisationen, die diese vertreten, am Beschlussfassungsprozess der EU teilzuhaben. Dem Ausschuss gehören 353 Mitglieder aus der ganzen EU an, die vom Rat der Europäischen Union ernannt werden. _______________________________________________________________________________ Rue Belliard/Belliardstraat 99 – 1040 Bruxelles/Brussel – BELGIQUE/BELGIË Tel. +32 2 546 9779 – Fax +32 25469764 E-Mail: [email protected] – Internet: www.eesc.europa.eu Der EWSA auf: