AB2 – Modellierung sportlicher Bewegungen Die Idee des mathematischen Modellierens von Sachproblemen kann in dem abgebildeten Modellierungsprozess, der eventuell mehrfach durchlaufen werden muss, schematisch dargestellt werden. Dabei wird das mathematische Modell durch eine Funktion beschrieben, die dem Sachproblem am besten entspricht. Das Ziel des Modellierungsprozesses ist die Interpretation der Lösung, die in direktem Zusammenhang zum Sachproblem steht. Die Interpretation führt u.a. zur Bestätigung der Modellannahmen, zu Aussagen über Realsituationen oder zu sinnvollen Prognosen. Im Folgenden suchen wir Modellfunktionen für den Bewegungsablauf des Basketballwurfes, für das Kugelstoßen und den Flop-Hochsprung, der ebenfalls einem „schrägen Wurf“ des eigenen Körpers entspricht. Darüber hinaus wollen wir aus einem Weg-Zeit-Verlauf des 100 m Sprints die dazugehörige Funktionsgleichung bestimmen. Die drei Aufgaben dieses Arbeitsblattes werden gemeinsam im Unterricht erarbeitet. Anschließend wird in einer Gruppenarbeit eine komplexe Kompetenzaufgabe zum Kugelstoßen bzw. zum Hochsprung gelöst und präsentiert. Die Präsentation muss gleichermaßen von jedem Gruppenmitglied getragen werden. Die erreichte Leistung wird mit einer Gruppen- und einer Einzelnote bewertet und ist Teil der persönlichen SOMI-Note. Dabei steht das Argumentieren, Darstellen und Präsentieren im Vordergrund. Die Bewertung lehnt sich an den bekannten Bewertungsbogen der Einzelreferate an. Aus Zeitgründen werden alle Vorträge nur durch mich bewertet. Dabei achte ich besonders auf folgende gleichberechtigte Kriterien: Angemessenes und verständliches Benutzen der Fachsprache Übersichtliches und korrektes Darstellen des Lösungsweges Freies Vortragen mit Blickkontakt zum Publikum Sicheres und kompetentes Auftreten Angemessene Beteiligung am Gesamtvortrag Aufgabe 1 (Basketballwurf) Ein Werfer hat beim Positionswurf (Entfernung l = 5 m) eine Abwurfhöhe h von 2,60 m. Der Ringmittelpunkt liegt in einer Höhe von 10 Fuß (= 3,05 m). Die Flugbahn des Balles verläuft exakt durch den Ringmittelpunkt (dabei wird die Bahn durch den Ballmittelpunkt beschrieben, vgl. Abb.1). Der Abwurfwinkel α beträgt 45°. a) Bestimme die Funktionsgleichung der Flugbahn. [Zur Kontrolle: f(x) = -0,182 ∙ x2 + x + 2,6] b) Berechne die Koordinaten des höchsten Punktes der obigen Flugbahn. c) Ermittle den Winkel β, mit der die Flugbahn des Balles in den Ring eintaucht (vgl. Abb.1). d) Berechne die Gleichung eines Sprungwurfes mit h = 3,05 m, l = 5 m und dem Scheitelpunkt (2,5/4,05). [f(x) = -0,16 ∙ x2 + 0,8 x + 3,05] e) β Abb.1: Der Positionswurf im Basketball Berechne den Abflugwinkel des Wurfes aus d) und entscheide, ob der Werfer trifft. Aufgabe 2 (Kugelstoß) Der Schweizer Kugelstoßer Werner Guenthör stieß die Kugel 1987 bei den Weltmeisterschaften in Rom 22,23 m weit. Der Abflugwinkel seines Stoßes betrug 35,5º und die Abflughöhe 2,24 m (vgl. Abb.2). a) y(x) 0: Abflugwinkel h0: Abflughöhe v0: Abfluggeschwindigkeit W: Stoßweite : Eintauchwinkel zum Boden Bestimme eine Gleichung der Flugbahn des Kugelstoßes von Werner Guenthör. β x Abb.2: Der Kugelstoß [Kontrollergebnis zum Weiterarbeiten: y(x) = -0,0366 x2 + 0,7133 x + 2,24] b) Berechne die Koordinaten des Scheitelpunktes beim obigen Kugelstoß. c) Ermittle den Winkel β, unter dem der Stoß in den Boden eintaucht. (vgl. Abb.2) Ein zweiter Stoß hat bei gleicher Abflughöhe von 2,24 m den Scheitelpunkt (9,00/5,24). d) 1 Bestimme die Gleichung der Flugbahn des zweiten Stoßes. [y(x) = - 27 ∙ x2 + 23 x + 2,24] e) Berechne zum zweiten Stoß den Abflugwinkel 0, die Stoßweite W und den Eintauchwinkel β. Aufgabe 3 (100 m Sprint) Der 100 m Sprint eines Schülers ist im folgenden bekannten Diagramm dargestellt. Es handelt sich dabei um eine Funktion dritten Grades mit der Gleichung f(x) = ax3 + bx2 + cx + d und den folgenden Eigenschaften: (I) (II) (III) (IV) Der Graph verläuft durch (0/0) 0 ist lokale Minimumstelle. Der Graph ist bei x = 7 am steilsten. Graph geht durch (12/100). a) Begründe, dass man vier Bedingungen zur Bestimmung von f(x) benötigt. b) Markiere im Graphen die oben beschriebenen Eigenschaften (I) bis (IV). c) Stelle mithilfe der Terme für f(x), f´(x) und f´´(x) vier Bedingungen auf, die man aus den Eigenschaften (I) bis (IV) erhält. Fülle dazu die folgenden Lücken aus. (I) f( 0 ) = (II) f ´( )= (III) f´´( )= (IV) f( ) = 100 d) Leite nun f(x) zweimal ab. Fülle dazu die Lücken aus. f(x) = ax3 + bx2 + cx + d bx + f´(x) = 3ax2 + f´´(x) = e) Wende nun die Bedingungen (I) bis (IV) auf die Funktionsgleichungen für f(x), f´(x) und f´´(x) an. (I) f( 0 ) = (II) f´( (III) f´´( (IV) f( )= ) = ) = 100 a 03 + b 02 + c 0 + d = 3a 2 6a a + 2b +c = + 2b = 3 +b 2+ c∙ d= c = ∙ a + 2b = + d = 100 ∙a+ ∙ b = 100 f) Man erhält durch die Bedingungen (III) und (IV) ein Lineares Gleichungssystem mit zwei Unbekannten a und b. Löse es z. B. mithilfe des TR ( MODE, 5, 1 ) und gib die Funktionsgleichung f(x) an. [Kontrollergebnis: f( x) 25 175 2 x3 x ] 324 108 Musterlösungen 1a) Man wählt den Ansatz der allgemeinen Form einer quadratischen Gleichung mit der Funktionsgleichung f(x) = a ∙ x2 + b ∙ x + c. Der Werfer wirft in einer Höhe von h = 2,6 m ab. Dies bedeutet f(0) = h = 2,6 c = 2,6. Daher gilt f(x) = a ∙ x2 + b ∙ x + 2,6. Weiter gilt f(5) = 3,05 (Ball geht durch den Ringmittelpunkt) und f´(0) = tan (45) = 1 (Abflugwinkel beträgt 45). Man erhält mit der allgemeinen Form f´(x) = 2a∙ x + b: (I) f(5) = 3,05 25a + 5b + 2,6 = 3,05 sowie (II) f´(0) = 1 b = 1. b in (I) eingesetzt liefert a = -0,182. Also: f(x) = -0,182 ∙ x2 + x + 2,6. 1b) Am höchsten Punkt ist die Steigung Null, d. h. f´(x) = -0,364 ∙ x + 1 = 0 x = 250 2,75, eingesetzt 91 250 1808 in f ergibt sich y = f( 91 ) = 455 3,97. Also S(2,75/3,97). 1c) Man bestimmt zunächst die Steigung der Tangente an der Stelle 5 (Tangente an 140,65 die Flugbahn im Ringmittelpunkt). Es gilt f´(5) = -0,364 ∙ 5 + 1 = -0,82. Falls der TR mit -39,35 β einem negativen Winkelwert zwischen -90 Grad und 0 Grad rechnet, ergibt sich für den Steigungswinkel tan-1(-0,82) - 39,35. Dann ist β 90 39,35 = 50,65. Falls der TR mit einem Steigungswinkel zwischen 90 Grad und 180 Grad rechnet, folgt tan-1(-0,82) 140,65. Das bedeutet für den Eintauchwinkel β 180 140,65 = 50,65. Der Eintauchwinkel β beträgt 50,65. 1d) Mit dem Ansatz f(x) = a ∙ x2 + b ∙ x + 3,05 (c = h = 3,05) bzw. f´(x) = 2a ∙ x + b und den Bedingungen für den Scheitelpunkt f(2,5) = 4,05 und f´(2,5) = 0 erhält man das folgende lineare Gleichungssystem: (I) f(2,5) = 4,05 6,25a + 2,5b + 3,05 = 4,05 sowie f´(2,5) = 0 (II) 5a + b = 0. Insgesamt also: (I) 6,25 a + 2,5b = 1 und (II) 5a + b = 0. Es ergibt sich z. B. mithilfe des TR (Mode 5 1 und Eingabe der Koeffizienten 6,25 = 2,5 = 1 = 5 = 1 = 0) a = -0,16 und b = 0,8. Also ergibt sich die Funktionsgleichung f(x) = -0,16 ∙ x2 + 0,8 x + 3,05. 1e) Für den Abflugwinkel gilt = tan-1(f´(0)) = tan-1(b) = tan-1(0,8) 38,66. Es gilt f(5) = 3,05. Der Wurf geht also durch den Ringmittelpunkt. Wegen f(4,775) = 3,2219 würde der Ballmittelpunkt etwa 3,2219 m – 3,05 m = 0,1719 m über der vorderen Ringkante verlaufen. Wir wissen aus der Projektwoche, dass dieser Wert über 18 cm liegen muss (vgl. Abb. rechts), damit der Ball sicher in den Korb geht. Ein 5er-Ball könnte treffen, ein 7er-Ball wahrscheinlich nicht. 2a) Mit dem bekannten Ansatz y(x) = a ∙ x2 + b ∙ x + 2,24 (c = h = 2,24) und den zwei zusätzlichen Bedingungen y(22,23) = 0 (Stoßweite ist 22,23 m) sowie y´(0) = tan(35,5) 0,7133 ergib sich das LGS: (I) 494,1729a + 22,23b + 2,24 = 0 und (II) b = 0,7133. Setze b in (I) ein, und man erhält für den Parameter a -0,0366. Also: y(x) = -0,0366 x2 + 0,7133 x + 2,24. 2b) Am höchsten Punkt ist die Steigung Null, d. h. y´(x) = -0,0732 ∙ x + 0,7133 = 0 x 9,74, eingesetzt in f ergibt sich y = y(9,74) 5,72. Also S(9,74/5,72). 2c) Für den Eintauchwinkel β ergibt sich mit den Überlegungen aus Aufgabenteil 1c) (TR zeigt einen negativen Steigungswinkel an, der bis auf das Vorzeichen dem Eintauchwinkel β in der Abbildung entspricht) β = - tan-1(y´(22,23)) - tan-1(-0,9139) 42,43. 2d) Wie in Aufgabe 1d) ergibt sich mit y(x) = a ∙ x2 + b ∙ x + 2,24 bzw. y´(x) = 2a ∙ x + b und den Bedingungen y(9) = 5,24 und y´(9) = 0 das LGS: (I) 81a + 9b + 2,24 = 5,24 und (II) 18a + b = 0. Dieses 1 1 LGS hat die Lösungen a = - 27 und b = 23 Also: y(x) = - 27 ∙ x2 + 23 x + 2,24. 2e) Abflugwinkel: = tan-1(y´(0)) = tan-1(b) = tan-1( 23 ) 33,69. Für die Stoßweite W bestimmt man 1 die rechte Nullstelle der Parabel, d. h. y(W) = - 27 ∙ W2 + 23 W + 2,24 = 0 W 20,89 oder W -2,89. Für den Eintauchwinkel gilt: β = - tan-1(y´(20,89)) - tan-1(-0,8807) 41,37. 3a und 3b) Zur Bestimmung der vier Parameter a, b, c und d benötigt man vier Informationen. Im Graphen werden bei (0/0) ein lokaler Tiefpunkt mit waagerechter Tangente markiert, bei x = 7 ein Wendepunkt sowie der Punkt (12/100) des Zieleinlaufes. 3c) (I) f(0) = 0, (II) f´(0) = 0, (III) f´´(7) = 0, (IV) f(12) = 100 3d) f´(x) = 3ax2 + 2bx + c, f´´(x) = 6ax + 2b 25 3e) (I) d = 0, (II) c = 0, (III) 42a + 2b = 0, (IV) 1728a + 144b = 100 3f) TR liefert a = - 324 und b = 175 . 108