Viva Zapata (1952)

Werbung
Viva Zapata! (1952)
USA, 113 Minuten
20th Century Fox
Regie: Elia Kazan
Drehbuch: John Steinbeck
Musik: Alex North
Darsteller: Marlon Brando (Emiliano Zapata), Jean Peters (Josefa Zapata),
Anthony Quinn (Eufemio Zapata)
Emiliano Zapata ist der Name eines Mannes, dessen Wirkmächtigkeit bereits
in der ersten Szene des Filmes VIVA ZAPATA! verdeutlicht wird: Eine Gruppe
von Bauern tritt im Jahr 1909 mit dem Anliegen ihr Land zurückzuerhalten vor
Mexikos amtierenden Präsidenten Porfirio Diaz, der die ängstliche Gruppe
beinahe erfolgreich vertröstet. Einzig Emiliano wendet sich direkt an ihn und
gibt ihm zu verstehen, dass das vergebliche Warten auf Besserung nicht ewig
andauern kann. Diaz, sichtlich erschrocken von der Präsenz und
Ernsthaftigkeit des jungen Mannes, kreist dessen Namen – scheinbar im
Wissen um die bevorstehende Bedrohung – auf einem Blatt Papier ein.
Die Entwicklung Emilianos zum Revolutionär und mexikanischen
Volkshelden nimmt in dieser Szene ihren Anfang und findet ihren Höhepunkt
erst nach dessen Ermordung und drückt sich im Glauben der Einheimischen
daran, ihren Zapata als eine Art Schutzengel der Revolution in den Bergen
über sie wachend zu wissen, aus.
Auf einem weißen Pferd reitend verkörpert die Figur des Emiliano Zapata
zunächst auf den ersten Blick eine Art unantastbaren, erhabenen Helden, der
entschlossen versucht, sein Volk zu retten. Tatsächlich werden jedoch im
Verlauf des Filmes immer wieder die Ängste und Schwächen Emilianos
offengelegt. Die Angst davor, die Hand seiner geliebten Josefa nicht zu
erhalten, die ständige Frage danach, was mit ihm nicht stimmen würde und
letztlich der Umstand, dass der Kopf der Revolution nicht lesen kann,
verdeutlichen, dass Emiliano keineswegs ein übermenschlich starker Führer
ist oder sein will. Dies geht mit den ideologischen und politischen
Vorstellungen des Protagonisten einher: Der Glaube an die Kraft der
Bevölkerung, die keines starken Führer bedarf und die Überzeugung, dass
Demokratie als Grundlage für Frieden vonnöten sei, wird bis zuletzt von
Emiliano Zapata und seinen Anhängern hochgehalten und verteidigt. Kurz vor
dem tödlichen Attentat auf Emiliano wendet sich dieser mit folgenden Worten
an seine Ehefrau: „A strong man makes weak people. Strong people don’t
need a strong man.“ (TC 01:42:45)
Tatsächlich führt einzig Emilanos kurzer Auftritt als neuer Präsident des
Landes zu seinem Ende, da er sich beinahe in der Rolle des Machthabers
verliert. Die Erinnerung an jenen Tag des Anfangs, als er selbst vor dem
Präsidenten stand, um sein Land zurückzuverlangen, führen schließlich zur
Selbsterkenntnis und zu Emilianos Rückkehr aufs Land.
Die Geschichte eines Mannes, der sich weigert ein Land zu führen, der
für die innere Kraft der Bevölkerung plädiert und die ursprüngliche Bedeutung
von Demokratie in die Erinnerung der mexikanischen Bevölkerung
zurückrufen will, scheint nicht wesentlich mit dem kommunistischen
Gedankengut in Verbindung stehen. Vielmehr spiegelt sie den Gedanken
eines Mannes wieder, der seine ideologischen Ideale nicht verrät und
schließlich von totalitären Linken ermordet wird.
VIVA ZAPATA! kam 1952 in die Kinos. Elia Kazan, ein ehemaliges
Mitglied der kommunistischen Partei, wurde vor das HUAC geladen. Dort
berichtete der Regisseur von seiner Abneigung gegen kommunistische
Methoden und nannte einige Namen ehemaliger Parteimitglieder, die jedoch
bereits hinlänglich bekannt waren. Die Position des scheinbar zum AnitKommunisten transformierten Kazan steht dabei keineswegs im Widerspruch
zu seinem Filmhelden Emilano Zapata. Genauso wie Zapata seine Ideale
innerhalb der Präsidentschaftsräume bedingungslos über die herrschenden
Strukturen stellt, so entfernte sich auch Elia Kazan in jenem Moment von der
kommunistischen Partei, als seine persönlichen Ideale nicht mehr länger mit
jenen des Kommunismus vereinbar waren. Der Regisseur plädierte gar für die
Aufklärung der amerikanischen Gesellschaft darüber, was der Kommunismus
tatsächlich genau sei. Hierfür wurde Elia Kazan – ähnlich wie die Figur des
Emiliano Zapta – auch von den politischen Linken verurteilt.
Gewiss muss eine solche öffentliche Stellungnahme gegen den
Kommunismus vor dem Hintergrund einer massiven drohenden
Berufseinschränkung betrachtet werden. Trotz des Umstandes, dass hier die
Figur der mexikanischen Revolution im Mittelpunkt steht, und der Sturz gleich
zweier Präsidenten Thema des Filmes ist, gelingt es mir nicht, jene
unamerikanische Züge im Film auszumachen.
Der Held des Films, dem entgegen seines geschichtlichen Vorbildes
nichts Kontroverses anhaftet, verkörpert abgesehen von seiner politischen
Positionierung vor allem humanitäre Denkweisen. Er handelt sich Ärger mit
der Regierung ein, weil er ein hungriges Kind, das reiche Menschen bestiehlt,
vor Schlägen schützt und weil er einen Gefangenen, der wie ein Tier an
Leinen durch den Dreck geschleift wird, von seinen Peinigern erlöst.
VIVA ZAPATA! spiegelt schließlich den oftmals tödlichen Kreislauf von
Revolution und Widerstand wider, ohne diese dabei jedoch als etwas
grundsätzlich Negatives zu thematisieren, da der getötet Zapata doch
schließlich ganz klar über seinen Tod hinaus der Held der Geschichte bleibt.
Vielleicht ist es dieser Umstand, der das Komitee (HUAC) grundlegend
beunruhigte und bereits vor dem Verhör dazu führte, dass der Drehbuchautor
des Filmes, John Steinbeck, unter dem massiven Druck des Studios eine
weitere Figur nachträglich einfügte. Hiermit beabsichtigte man,
kommunistische Orientierungen in VIVA ZAPATA! negativ zu färben: Fernando
Aguirre – er repräsentiert als allegorische Figur das kommunistische
Gedankengut – ist Emilanos Gefährte, der mit Fortdauer des Filmes
zunehmend an Macht und Einfluss gewinnt und sich schließlich aufgrund
seiner radikalen Ansichten gegen diesen wendet und ihn verrät.
Sidonie Forstreiter
Quellen:
Rothman, Lily. „Viva Zapata!“, in: Time Entertainment.
http://entertainment.time.com/2012/07/27/art-imitates-life-10-movies-altereddue-to-real-life-events/slide/viva-zapata/
o.A. „Viva Zapata (1952)“ in: IMDb
http://www.imdb.com/title/tt0045296/
o.A. „Elia Kazan (1909–2003)“ in: IMDb
http://www.imdb.com/name/nm0001415/
o.A. „ HUAC's Influence on Viva Zapata!“ in: The Martha Heasley Cox Center
for Steinbeck Studies
http://www.steinbeckbibliography.org/drupal/?q=node/55663
Herunterladen