Christine Leberbauer 5 HBA Inhaltsverzeichnis 1. Kritik am Wachstumsimperativ des Kapitalismus ............................................................... 2 1.1 Definition von Kapitalismus........................................................................................... 2 1.2 Wachstumsimperativ .................................................................................................... 2 1.3 Wohlstand .................................................................................................................... 2 1.3.1 Definition Wohlstand .............................................................................................. 2 1.3.2 Studie: WOHLSTAND – Was ist das? .................................................................... 2 1.3.3 Einflussfaktoren ..................................................................................................... 3 1.3.3.1 Politische Faktoren .......................................................................................... 3 1.3.3.2 Wirtschaftliche Situation .................................................................................. 3 1.3.3.3 Ökologische Faktoren...................................................................................... 3 1.3.3.4 Gesellschaftliche Situation............................................................................... 3 1.3.4 Wohlstandsgesellschaft ......................................................................................... 4 1.4 Wirtschaftswachstum.................................................................................................... 4 1.4.1 Definition Wirtschaftswachstum ............................................................................. 4 1.4.2 Begriff quantitatives Wachstum .............................................................................. 4 1.4.3 Begriff qualitatives Wachstum ................................................................................ 4 1.4.4 „Nullwachstum“ ...................................................................................................... 5 1.4.4.1 Definition „Nullwachstum“ ................................................................................ 5 1.4.4.2 Nullwachstum - Auswirkungen auf die Gesellschaft ......................................... 5 1.4.5 Degrowth ............................................................................................................... 5 1 Christine Leberbauer 5 HBA 1. Kritik am Wachstumsimperativ des Kapitalismus 1.1 Definition von Kapitalismus „Bezeichnung für ein durch Privateigentum an den Produktionsmitteln geprägtes Wirtschaftssystem, in dem Eigenverantwortung, Risikobereitschaft und Gewinnorientierung das unternehmerische Handeln bestimmen und Produktion, Verteilung und Konsum von Waren und Dienstleistungen durch Marktmechanismen gelenkt werden.“ 1 1.2 Wachstumsimperativ Die österreichische Wirtschaft ist im Jahr 2011 inflationsbereinigt um 2,7%2 und in den letzten 12 Jahren um durchschnittlich 1,6%3 gewachsen. Experten sehen ständig steigendes Wirtschaftswachstum als Lösung aller Probleme und als unabdingbare Voraussetzung für den Wohlstand einer Bevölkerung. Doch „[…] wäre unbegrenztes Wirtschaftswachstum im Sinn einer Zunahme des BIPs überhaupt sinnvoll“4, beziehungsweise ist es eigentlich realisierbar? Denn wie der Club of Rome in seinem Wachstumsreport über „die Grenzen des Wachstums“ aufzeigt, ist unbegrenztes Wirtschaftswachstum in einer begrenzten Welt unmöglich.5 1.3 Wohlstand 1.3.1 Definition Wohlstand „Die wirtschaftspolitischen Ziele sind vornehmlich auf Wohlstand ausgerichtet. Verstand man darunter zunächst die größtmögliche Güterversorgung (materieller Wohlstand), wurde dies später um qualitative Komponenten erweitert. Daher werden heute auch die Versorgung mit öffentlichen Gütern und eine lebenswerte Umwelt sowie eine gleichmäßigere Einkommensund Vermögensverteilung zu den Wohlstandszielen gerechnet.“6 1.3.2 Studie: WOHLSTAND – Was ist das? Die im September 2012 durchgeführte Studie von Univ.-Prof. Dr. Reinhold Popp, Leiter des Zentrums für Zukunftsstudien des FH-Salzburgs, beschäftigte sich mit der Auslegung des Begriffs „Wohlstand“ für die Gesellschaft. Die insgesamt 1.000 befragten ÖsterreicherInnen ab 15 Jahren definierten in diesem Kontext 3 Hauptfaktoren, welche den größten Einfluss auf den Wohlstand haben: „gesund sein“ (65%), „in Frieden leben können“ (59%) und „ein 1 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/kapitalismus/kapitalismus.htm (24.09.2012) 2 vgl.: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/bruttoinlandsprodukt_und_hauptaggregate/jah resdaten/index.html (22.10.2012) 3 vgl.: http://wko.at/statistik/eu/europa-wirtschaftswachstum.pdf (22.10.2012) 4 Wissenschaft & Umwelt 13 (Hrsg. von Forum Wissenschaft & Umwelt) – Wien: Forum Wissenschaft & Umwelt, 2009. S. 11. 5 vgl.: Meadows, Donella; Randers, Jørgen; Meadows, Dennis: Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update. Signal zum Kurswechsel – Stuttgart: Hirzel Verlag, 2012. 6 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/wohlstand/wohlstand.htm (03.10.2012) 2 Christine Leberbauer 5 HBA sicheres Einkommen haben“ (57%). Die geringste Wichtigkeit wurde dem „Leben ohne Zeitdruck“, „reich sein“ oder der „Zeit für einen längeren Urlaub“ zugesprochen. Diese Studie zeigt, dass ein gesichertes Einkommen zwar ein wichtiger Faktor, jedoch nicht die Hauptvoraussetzung für Wohlstand für die ÖsterreicherInnen darstellt.7 In diesem Zusammenhang ist es aber wichtig zu bedenken, dass Österreich ein Industrieland ist und z.B. die tägliche Nahrungsmittelversorgung als Selbstverständlichkeit gesehen wird. Im Gegensatz dazu würde dieselbe Studie in einem Entwicklungsland mit anderen Grundvoraussetzungen auch dementsprechend abweichende Resultate vorweisen. Daraus lässt sich schließen, dass Wohlstand in jedem Land, jeder Gesellschaft und von jedem Individuum anders definiert werden kann. 1.3.3 Einflussfaktoren Auf den Wohlstand und den Lebensstandard einer Gesellschaft in einem Land wirken sich zahlreiche Einflussfaktoren sowohl auf positive als auch auf negative Art und Weise aus. Man unterscheidet zwischen vier großen Hauptbereichen: 1.3.3.1 Politische Faktoren Das politische System in einem Land wirkt sich insofern auf den Wohlstand der BewohnerInnen aus, da politische Staatsformen wie die Demokratie der Bevölkerung das Recht der Meinungsfreiheit und Pressefreiheit zuspricht. Im Gegensatz dazu steht die sozialistische Republik, die durch das Einparteiensystem den BürgerInnen vor allem das Mitspracherecht nimmt. Der Wohlstand wird auch dadurch beeinflusst, ob in einem Land derzeit Krieg oder Frieden herrscht.8 1.3.3.2 Wirtschaftliche Situation In Bezug auf die wirtschaftliche Situation ist die gerechte Einkommensverteilung, zu hohe Staatsverschuldung, die Konjunktur, die Arbeitslosenrate, die Streikkultur sowie der technische Fortschritt maßgebend für den Wohlstand eines Landes.9 In diesem Kontext ist es wichtig zu erwähnen, dass sich der „Wohlstand“ eines Landes immer durch die wirtschaftliche Situation definiert. 1.3.3.3 Ökologische Faktoren Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung verursacht durch einen hohen Anteil an Treibhausemissionen, sowie das Verhältnis zwischen Grünflächen und verbauten Grundstücken wirken sich sowohl in positiver als auch negativer Weise auf den Wohlstand eines Landes aus.10 1.3.3.4 Gesellschaftliche Situation Der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Kinderbetreuung oder ein vielfaches soziales und politisches Engagement wirkt sich sehr positiv auf den Wohlstand einer Bevölkerung aus, da die Freizeitgestaltung sehr umfangreich für alle Interessen gestaltet werden kann. 7 vgl.: http://www.fhs-forschung.at/fileadmin/documents/zfz/PA_Wohlstand_FEB2012_Schwarz.pdf (15.10.12) 8 vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Wohlstand (10.10.2012) 9 ebda (10.10.2012) 10 ebda (10.10.2012) 3 Christine Leberbauer 5 HBA Im Gegensatz dazu haben Epidemien, Kriminalität und Angst einen sehr negativen Effekt auf den Lebensstandard jedes einzelnen Menschen.11 1.3.4 Wohlstandsgesellschaft „Die Wohlstandsgesellschaft ist in den 1960er-Jahren entstandene Bezeichnung für eine Gesellschaft, die dem überwiegenden Teil der Bevölkerung die Befriedigung materieller Bedürfnisse weit über dem Existenzminimum sowie umfassende Möglichkeiten des Konsums ermöglicht und in der viele auch am "Prestigekonsum" sowie an Luxusgütern teilhaben, während wirtschaftliche und soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Armut lediglich als Randgruppenphänomene in Erscheinung treten.“12 Weist ein Land einen hohen Lebensstandard und gute Lebensbedingungen auf, wächst der Konkurrenzkampf innerhalb der einzelnen Haushalte und der Unternehmen. Dies führt zu einem Machtkampf der Gesellschaft und die Geldströme und Güterströme erhöhen sich stark, was auch zu einer Erhöhung des Wirtschaftswachstums führt und das Bruttoinlandsprodukt eines Landes steigt.13 1.4 Wirtschaftswachstum 1.4.1 Definition Wirtschaftswachstum „Wirtschaftswachstum ist die reale Zunahme des Sozialprodukts einer Volkswirtschaft. Es entsteht aus dem Einsatz von Produktionsfaktoren in der wirtschaftlichen Tätigkeit. Die Zunahme des Sozialprodukts wird anhand der Zunahme der Bevölkerung relativiert, um zu einer aussagekräftigen Maßzahl zu gelangen.“14 1.4.2 Begriff quantitatives Wachstum Als „quantitatives Wirtschaftswachstum“ wird die rein mengenmäße Zunahme des Bruttoinlandsprodukts bezeichnet. Es wird weder auf die Schonung der Umwelt noch auf die Lebensqualität der Menschen oder eine gerechte Einkommensverteilung geachtet.15 1.4.3 Begriff qualitatives Wachstum „Qualitatives Wachstum meint, dass die ökonomische Wertschöpfung zunimmt, ohne ökologische Belastungen hervorzurufen. Mittlerweile ist auch von „Entkoppelung“ oder „nachhaltigem Wachstum“ die Rede.“16 11 vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Wohlstand (10.10.2012) 12 http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21172/wohlstandsgesellschaft (10.10.2012) vgl.: Lindner; Hartig; ua.: Arbeitsbuch für VWL. Volkswirtschaft verstehen – Zukunft gestalten. – Wien: Verlag Hölder-PichlerTempsky, 2008. S. 23. 13 14 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/wirtschaftswachstum/wirtschaftswachstum.htm (15.10.2012) 15 vgl.: http://www.bpb.de/wissen/ZUKJJM (20.10.2012) Paech, Niko: Wachstum „light“? Qualitatives Wachstum ist eine Utopie. In: Wissenschaft & Umwelt 13 (Hrsg. von Forum Wissenschaft & Umwelt) – Wien: Forum Wissenschaft & Umwelt, 2009. S. 84. 16 4 Christine Leberbauer 5 HBA 1.4.4 „Nullwachstum“ 1.4.4.1 Definition „Nullwachstum“ Man spricht in einem Land von Nullwachstum, wenn die Wirtschaft eines Landes eine Steigerung von 0% in einem Jahr aufweist. Ein Staat mit Nullwachstum wird auch als „Steady State“ in der Volkswirtschaft bezeichnet.17 „„Gleich bleibend“ oder „konstant“ bedeutet nicht, dass es in einem solchen System zu keinerlei messbaren Veränderungen käme. Gemeint ist vielmehr, dass geringfügige, kurzfristige Schwankungen mit einer Tendenz zu einem langfristig stabilen Gleichgewicht einhergehen.“18 1.4.4.2 Nullwachstum - Auswirkungen auf die Gesellschaft In einem Staat mit angestrebtem „Nullwachstum“ der Wirtschaft muss die Zahl der Arbeitskräfte stets konstant bleiben. Geburten und Einwanderung, wie auch Sterbefälle und Auswanderung sollten in der Gesellschaft gleichgehalten werden. In einem „Steady State“ wird die Beschäftigungsrate konstant gehalten, um kein Wirtschaftswachstum, aber auch keine Wachstumsrücknahme zu erreichen. Das Leben in einem Staat ohne Wirtschaftswachstum erfordert aber das Umdenken der Gesellschaft in Richtung einer Abwendung von der Konsumfixierung, was eine Strategie für eine strukturelle Veränderung der Bevölkerung verlangt. So ein Lebensstil benötigt eine Bevölkerung, die vollständig am Leben teilnehmen kann ohne sich an materiellen Voraussetzungen halten zu müssen.19 Wenn die Wirtschaft nicht wächst, steigen die Ausgaben für Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe und Notstand; da so keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden können. Darauf folgt eine Verringerung der Einnahmen aus der Besteuerung der Einkommen und das Geld für Sozialausgaben muss gekürzt werden, was die Kluft zwischen Arm und Reich drastisch erhöhen kann.20 1.4.5 Degrowth Degrowth, auch genannt „Wachstumsrücknahme“, bezeichnet die Abnahme des Konsumsund Produktionswachstums und kann nebst dem qualitativen Wachstum als Maßnahme zur Schonung der Umwelt und der Ressourcen gesehen werden,21 da derzeit viel zu viele Menschen in einem viel zu großem Ausmaß wirtschaften und niemand auf etwas verzichten will. Das Problem kann also auf wirtschaftlicher, umweltbezogener und ethischer Ebene betrachtet werden.22 17 vgl.: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20189/nullwachstum (20.10.2012) 18 Czech, Brian; Daly, Herman E.: Die Steady-State-Ökonomie: Was sie ausmacht, was sie mit sich bringt und was sie genau bedeutet. In: Wissenschaft & Umwelt 13 (Hrsg. von Forum Wissenschaft & Umwelt) – Wien: Forum Wissenschaft & Umwelt, 2009. S. 115. vgl.: Pennekamp, Johannes: Wohlstand ohne Wachstum: Ein Literaturenüberblick. – Köln: Max-Planck-Institut für Gesellschaftsordnung, 2011. S. 28ff 19 (http://www.wachstumimwandel.at/wp-content/uploads/Max-Planck-Institut_2011_Literatur%C3%BCberblick-Wohlstand_ohne_Wachstum_.pdf) (15.10.2012) vgl.: Exner, Andreas; Lauk, Christian; Kulterer, Konstantin: Die Grenzen des Kapitalismus. Wie wir am Wachstum scheitern – Wien: Überreuter, 2008 20 21 22 vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Wachstumsrücknahme (15.10.2012) vgl.: http://www.degrowth.ch/ (23.10.2012) 5